fahrrad.de Magazin Winter 2020
Liebe Leserin, lieber Leser! Die Zeichen stehen auf Bike-Boom. Jetzt heißt es mehr denn je: Fahr Rad! Für dich und für andere, um zur Arbeit zu kommen oder um gesund zu bleiben. Hauptsache, du fährst! Selbst in unseren kühnsten Träumen hätten wir uns nicht ausmalen können, dass unser liebstes Fortbewegungsmittel innerhalb so kurzer Zeit einen solchen Aufschwung erleben würde. Zwar sind wir noch lange nicht in einem Fahrradparadies unterwegs, denn Städte können sich nicht über Nacht verändern. Trotzdem ist es schön, zu spüren, dass durch viele Straßen ein frischer Wind weht. Natürlich kommt dieser Boom nicht von ungefähr. Die positiven Veränderungen im Verkehrsbereich sind auch eine Folge der weltweiten Covid-19- Pandemie. Bisher haben wir die besonderen Herausforderungen der letzten Monate gut gemeistert, aber so schnell werden wir nicht zur Tagesordnung übergehen können. Auf unsere Fahrräder können wir uns aber gerade in dieser Situation verlassen. Wir sind nicht nur meistens schneller und bequemer am Ziel, sondern auch garantiert immer umweltfreundlicher. Auch unsere Stimmung profitiert, denn noch nie ist jemand mit schlechter Laune von einem Rad gestiegen. Viele Menschen, die in den letzten Monaten das Fahrrad (wieder-)entdeckt haben, spüren das täglich am eigenen Leib und erleben eine ganz neue Freiheit. So werden wir alle nicht nur mit jeder Kurbelumdrehung ein bisschen fitter und glücklicher, sondern machen mit jedem gefahrenen Meter auch die Welt ein kleines bisschen besser! Dein fahrrad.de
Liebe Leserin, lieber Leser!
Die Zeichen stehen auf Bike-Boom. Jetzt heißt es
mehr denn je: Fahr Rad! Für dich und für andere,
um zur Arbeit zu kommen oder um gesund zu
bleiben. Hauptsache, du fährst!
Selbst in unseren kühnsten Träumen hätten wir
uns nicht ausmalen können, dass unser liebstes
Fortbewegungsmittel innerhalb so kurzer Zeit
einen solchen Aufschwung erleben würde. Zwar
sind wir noch lange nicht in einem Fahrradparadies
unterwegs, denn Städte können sich nicht über
Nacht verändern. Trotzdem ist es schön, zu spüren,
dass durch viele Straßen ein frischer Wind weht.
Natürlich kommt dieser Boom nicht von ungefähr.
Die positiven Veränderungen im Verkehrsbereich
sind auch eine Folge der weltweiten Covid-19-
Pandemie. Bisher haben wir die besonderen
Herausforderungen der letzten Monate gut
gemeistert, aber so schnell werden wir nicht zur
Tagesordnung übergehen können. Auf unsere
Fahrräder können wir uns aber gerade in dieser
Situation verlassen. Wir sind nicht nur meistens
schneller und bequemer am Ziel, sondern auch
garantiert immer umweltfreundlicher. Auch unsere
Stimmung profitiert, denn noch nie ist jemand mit
schlechter Laune von einem Rad gestiegen. Viele
Menschen, die in den letzten Monaten das Fahrrad
(wieder-)entdeckt haben, spüren das täglich am
eigenen Leib und erleben eine ganz neue Freiheit.
So werden wir alle nicht nur mit jeder Kurbelumdrehung
ein bisschen fitter und glücklicher,
sondern machen mit jedem gefahrenen Meter auch
die Welt ein kleines bisschen besser!
Dein fahrrad.de
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MAGAZIN
HERBST | WINTER 2020
SCHUTZGEBüHR € 5,-
FAHR RAD!
© Stephan Geiß
Topstone Carbon
Lefty
More give
More go
More Lefty
ABGEBILDETES FAHRRAD: TOP STONE CARBON LEFTY 1
EDITORIAL
Liebe Leserin, lieber Leser!
Die Zeichen stehen auf Bike-Boom. Jetzt heißt es
mehr denn je: Fahr Rad! Für dich und für andere,
um zur Arbeit zu kommen oder um gesund zu
bleiben. Hauptsache, du fährst!
Selbst in unseren kühnsten Träumen hätten wir
uns nicht ausmalen können, dass unser liebstes
Fortbewegungsmittel innerhalb so kurzer Zeit
einen solchen Aufschwung erleben würde. Zwar
sind wir noch lange nicht in einem Fahrradparadies
unterwegs, denn Städte können sich nicht über
Nacht verändern. Trotzdem ist es schön, zu spüren,
dass durch viele Straßen ein frischer Wind weht.
Natürlich kommt dieser Boom nicht von ungefähr.
Die positiven Veränderungen im Verkehrsbereich
sind auch eine Folge der weltweiten Covid-19-
Pandemie. Bisher haben wir die besonderen
Herausforderungen der letzten Monate gut
gemeistert, aber so schnell werden wir nicht zur
Tagesordnung übergehen können. Auf unsere
Fahrräder können wir uns aber gerade in dieser
Situation verlassen. Wir sind nicht nur meistens
schneller und bequemer am Ziel, sondern auch
garantiert immer umweltfreundlicher. Auch unsere
Stimmung profitiert, denn noch nie ist jemand mit
schlechter Laune von einem Rad gestiegen. Viele
Menschen, die in den letzten Monaten das Fahrrad
(wieder-)entdeckt haben, spüren das täglich am
eigenen Leib und erleben eine ganz neue Freiheit.
So werden wir alle nicht nur mit jeder Kurbelumdrehung
ein bisschen fitter und glücklicher,
sondern machen mit jedem gefahrenen Meter auch
die Welt ein kleines bisschen besser!
Dein fahrrad.de
© Felix Brüggemann
3
INHALT
DRAUFGEHALTEN
Hier gibt’s was auf die Augen
6
UND ALLE WOLLEN AUFS RAD
Über den Bike-Boom 2020
10
FAHRRAD.DE ZUM ANFASSEN
Unsere Servicepartner
18
DIE STVO-NOVELLE
Neuerungen im Straßenverkehr
24
STAFF PICK
Johannes' Serious Bear Peak
28
SPASS AM BERGAUFFAHREN
Mit dem E-MTB im Flow
30
STAFF PICK
Tillmanns Orbea Rallon
35
AUF TOUR
DIY Gravel DK mit Ted King
36
STAFF PICK
Martins Wahoo KICKR CORE
42
ES WERDE LICHT
Sehen und gesehen werden auf dem Fahrrad
44
fahrrad.de
DRAUFGEHALTEN
© FOCUS
5
DRAUFGEHALTEN
DRAUFGEHALTEN
fahrrad.de
© VAUDE, Christoph Laue
Helsinki verfolgt seit Jahren eine „Urban
Mobility Agenda“. Die finnische Hauptstadt setzt
darin intensiv auf eine lokale Verkehrspolitik,
die dem Fuß- und Radverkehr den Vorrang
gibt. Den Blick zurück zu den Anfängen der
Entwicklung und nach vorn in Richtung
Fahrradstadt warfen Autor Michael Ziegler und
Fotograf Falk Wenzel im Fahrstil Magazin #21
°bisher. In dem Zusammenhang entstand das
Bild dieser Treppenbefahrung.
Foto: Falk Wenzel
7
DRAUFGEHALTEN
fahrrad.de
© HOUDINI
9
© CANNONDALE
fahrrad.de
Text: Felix Böhlken
UND ALLE
WOLLEN
AUFS RAD
ÜBER DEN BIKE-BOOM 2020 –
UND SEINE FOLGEN
Das Corona-Virus und der Lockdown im Frühjahr haben
einschneidende Veränderungen für uns alle gebracht —
neben den vielen negativen Erfahrungen gibt es aber auch
positive Entwicklungen. So erlebt das Fahrrad derzeit einen
beispiellosen Boom: Radläden sind gefühlt ausverkauft,
Radwege so voll wie nie. Doch bringt dieser Schub eine
nachhaltige Veränderung und Verbesserung für den
Radverkehr — oder wird der Bike-Boom wieder verpuffen?
Keine Frage: Für das Fahrrad ist 2020 ein gutes Jahr. Viel
mehr Menschen steigen wieder aufs Rad, sie kaufen mehr
Räder denn je und auch die Politik bewegt sich plötzlich.
Warum? Wegen Lockdown, Kurzarbeit und Homeoffice
haben viele mehr Zeit — auch fürs Radfahren. Wer zur Arbeit
fährt, fühlt sich angesichts der Maskenpflicht in Bus und
Bahn an der frischen Luft sicherer und steigt aufs Rad.
Und auch durch die eingeschränkten Urlaubsmöglichkeiten
entdecken viele das Fahrrad wieder für sich. Denn haben wir
früher nicht alle viel öfters mal eine Runde gedreht, einfach
so, zum Spaß? Eben.
11
DER FAHRRAD-BOOM IN
ZAHLEN
Erste Daten belegen den Bike-Boom eindrucksvoll:
„Die Menschen verbrachten in der Shutdown-Zeit
doppelt so viel Zeit auf dem Rad wie zuvor, und
der Radanteil am Gesamtverkehr hat sich seitdem
verdreifacht“, weiß Rebecka Hoch vom Allgemeinen
Deutschen Fahrradclub (ADFC). Der Verband
wertet regelmäßig Daten von Zählstationen aus, die
den Trend zum Fahrrad klar belegen. Eine Studie
der ETH Zürich bescheinigt für die Schweiz eine
Zunahme des Radverkehrs um 70 Prozent. Und
Österreich meldet seit Mai mindestens 20, je nach
Ort sogar bis zu 75 Prozent mehr Radverkehr.
Durch den Lockdown passierten vor allem
in Deutschland plötzlich Dinge, die man als
Radfahrer*in davor kaum zu träumen wagte. So
eröffneten einige Großstädte Pop-up-Radwege,
Berlin machte den Anfang, Leipzig, Nürnberg und
Wien folgten. Mehr und mehr Städte setzen Tempo
40 auf vielen Straßen. Auch in der Schweiz bewegt
sich rechtlich einiges fürs Fahrrad: Das Veloweg-
Gesetz, das 2018 in einer Volksabstimmung mit
Dreiviertelmehrheit auf den Weg gebracht worden
war, ist ab Mai in der politischen Umsetzung.
Und es wurde ein Gesetz verabschiedet, das
Radfahrer*innen in der Schweiz ab dem 1.1.2021
das Rechtsabbiegen an roten Ampeln mit einem
speziellen Schild gestattet. Kinder bis 12 dürfen
dann auf dem Gehweg fahren. (Was sich in
Deutschland rechtlich getan hat, beleuchten wir
ausführlich ab Seite 24.)
Die Krönung des vor Corona schier Undenkbaren
geschah in Deutschland: Damit Radwerkstätten
auch während des Lockdowns öffnen konnten,
wurde das Fahrrad „systemrelevant“. Das war quasi
der institutionelle Ritterschlag fürs Fahrrad — mehr
offizielle Anerkennung haben wir Radfahrenden
selten erlebt.
ANGEBOT UND NACH-
FRAGE MAL ANDERS
Mehr Schub gab es für das Rad in den letzten zehn
Jahren zusammengerechnet nicht. Doch getreu
der alten Lebensweisheit: „Hast du Plus, hast du
Minus“ brachte dieser Boom den Fahrradhandel
bald in unerwartete Schwierigkeiten. Fahrräder,
so ein geflügeltes Wort in der Branche, wurden das
neue Klopapier: Die große Nachfrage überstieg
bald das Angebot. „Als wir am 20. April wieder für
den Verkauf öffnen durften, hatten wir teilweise
über 100 Meter lange Schlangen vor dem Laden“,
erinnert sich Wiebke Landwehr, Store-Managerin
des fahrrad.de Stores in Dortmund. „Das hat uns
erschlagen. In der ersten Woche war es kurios, weil
es nicht aufgehört hat. Im April war der Umsatz
unserer Shops fast doppelt so hoch wie im Vorjahr“,
bestätigt Christiaan Vrey, Head of Retail für alle
fünf fahrrad.de Stores. Er ergänzt: „Und es hört
bis jetzt einfach nicht auf. Das Kaufinteresse ist
ungebrochen.“ Für Österreich bestätigt Martina
Pfluger von der Wirtschaftskammer Wien die
große Nachfrage nach Fahrrädern und Zubehör:
So wurden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ab
Mai 60 Prozent mehr E-Bikes verkauft.
Dabei lief der Kauf-Boom in drei Phasen ab,
wie Läden allerorten berichten: Anfangs hatten
die Kund*innen einen sportlichen Fokus,
Radsportler*innen investierten in ein neues Bike,
weil sie plötzlich mehr Zeit hatten. In der zweiten
Phase rückten Alltagsräder in den Fokus, weil
viele Menschen das Fahrrad als Alternative zum
ÖPNV entdeckten. Mit der Ferienzeit wechselte die
Nachfrage dann zu Rädern und Material für die
Radreise und Urlaub mit dem Bike.
fahrrad.de
© Nils Laengner
GIBT ES NOCH GENUG
FAHRRÄDER?
So ein Kaufrausch sollte die ganze Fahrrad-
Branche eigentlich in Jubel ausbrechen lassen,
oder? Nur bedingt. Denn die ungebremst hohe
Nachfrage bedeutete spätestens ab Juni spürbare
Lieferengpässe bei Fahrrädern. Warum manche
Modelle nicht mehr in allen Größen oder gar
nicht mehr erhältlich sind, erklärt Henri Schwarz,
Einkaufsleiter bei fahrrad.de: „Während des
Lockdowns wurden viele Produktionen stark oder
ganz runtergefahren, auch in der Radbranche. Das
hat Folgen: Schon unter normalen Bedingungen
dauert es zwei bis fünf Monate, bis die Ware im
Verkauf ankommt.“ Doch normal ist nichts im Jahr
2020. Abgerissene Lieferketten erschweren die
Situation: Waren aus asiatischer Fertigung kommen
per Container nach Europa, doch durch den
Lockdown kam auch der Schiffsverkehr fast völlig
zum Erliegen — und nimmt nur langsam wieder
Fahrt auf. Obwohl die Produktion in Asien wieder
hochgefahren ist, kommen die Waren trotzdem nur
zögerlich in Europa an.
„ALS WIR AM 20. APRIL WIEDER FÜR DEN
VERKAUF ÖFFNEN DURFTEN, HATTEN
WIR TEILWEISE ÜBER 100 METER LANGE
SCHLANGEN VOR DEM LADEN.“
- Wiebke Landwehr, Store-Managerin fahrrad.de Store Dortmund
Und wann werden wir wieder die normale
Lieferfähigkeit erreicht haben? Einkaufsleiter Henri
Schwarz wagt einen Ausblick: „Bis Ende des Jahres
sollte sich die Sache normalisiert haben. Einige in der
Branche könnten schon noch Probleme bekommen,
aber unser gigantisches Lager hilft uns natürlich, die
Lieferfähigkeit zu verbessern, da sind wir im Vorteil.“
Wobei er zum Thema „Normalzustand“ noch
hinzufügt: „Eigentlich waren ja die letzten Jahre
verrückte Zeiten, in denen alles immer verfügbar
war. Vielleicht bekommen wir jetzt wieder etwas
mehr Gespür dafür, dass es eher normal ist, wenn
nicht alles immer sofort zu haben ist?“
13
© Nils Laengner
WIE WIRD DIE
NEUE FAHRRAD-
NORMALITÄT?
Volle Lager im fahrrad.de Store Dortmund
Die aktuelle Nachfrage ist das eine. Viel wichtiger ist
aber die Frage, wie sich der Fahrrad-Boom in den
Städten und auf den Radwegen weiterentwickeln
wird. Bedeutet der Zuwachs des Radverkehrs in
den Städten überhaupt weniger Autos, oder geht er
vor allem zulasten des ÖPNV? „Jetzt kommt dem
Radverkehr aber eine außergewöhnlich wichtige
Rolle zu, denn der ÖPNV wird weiterhin nur
verhalten genutzt. Es darf auf keinen Fall passieren,
dass viele, die früher Bus und Bahn genutzt
haben, alle ins Auto steigen — denn dann ist der
Verkehrskollaps unausweichlich“, erklärt Rebecka
Hoch den Standpunkt des ADFC.
Klar ist: Eine nachhaltige Veränderung weg vom
Auto, hin zum Fahrrad wird es nur geben, wenn
die Menschen dem Rad treu bleiben und es weiter
fleißig nutzen. Je mehr Menschen in den Städten
auf dem Rad unterwegs sind, desto größer wird
der Druck, die Infrastruktur auszubauen — was den
Radverkehr weiter stärken würde. Das meint auch
ADFC-Frau Rebecka Hoch: „Ob der Boom anhält,
hängt davon ab, wie schnell es den Kommunen
gelingt, die Fahrradinfrastruktur auszubauen. Denn
die Radwege waren schon vor der Krise schlecht
und dramatisch unterdimensioniert — jetzt gibt es
viele zusätzliche Neuaufsteiger. Und die werden
dem Rad nur treu bleiben, wenn sich das Radfahren
noch sicher und komfortabel anfühlt, auch wenn der
Autoverkehr wieder zurück in die Städte gekommen
ist.“ Ähnlich argumentiert die Unfallforschung der
Versicherer (UDV) in einer Stellungnahme: Um
hinreichende Sicherheit für Radfahrer*innen zu
erreichen, müssten die Kreuzungen umgebaut
und die Ampelschaltungen geändert werden.
Denn einfach nur ein paar zusammenhanglose
Pop-up-Radwege bringen vielleicht kurzfristig
mehr Radverkehr, aber nicht mehr Sicherheit,
so die Forscher*innen vom Gesamtverband der
Deutschen Versicherungswirtschaft.
fahrrad.de
Der Zweirad-Industrieverband (ZIV) hat die
Radindustrie und den Fachhandel zu Auswirkungen
und Folgen von Corona befragt. Eine klare
Schlussfolgerung dieser Umfrage lautet: „Die
Corona-Krise zeigt sehr deutlich, dass das Fahrrad
ein unentbehrlicher Bestandteil moderner Mobilität
ist. Sehr viele Menschen sind aus dem öffentlichen
Nahverkehr auf Alternativen umgestiegen, viele von
ihnen aufs Fahrrad. Gerade für sie ist die aktuelle
Fahrradinfrastruktur an vielen Orten unzureichend.“
Die befragten Händler, Hersteller und Dienstleister
fordern vor allem eine gute Infrastruktur und ein
fahrradfreundliches Verkehrsklima als zentrale
Voraussetzungen für ihren wirtschaftlichen Erfolg.
„Der öffentliche Raum muss fairer aufgeteilt werden“,
lautet ein Fazit der Umfrage.
„DIE CORONA-KRISE ZEIGT SEHR DEUTLICH, DASS
DAS FAHRRAD EIN UNENTBEHRLICHER BESTANDTEIL
MODERNER MOBILITÄT IST.“
- Zweirad-Industrieverband
© KALKHOFF
15
WAS KÖNNEN WIR TUN?
Das Jahr 2020 wird also vielleicht das Jahr, in dem
wir wieder zurück aufs Fahrrad gefunden haben,
in dem die Verkehrswende endlich Fahrt aufnimmt,
in dem das Auto seine übermächtige Stellung in
den Städten wieder ans Fahrrad abgeben muss.
Vielleicht werden wir schon bald sehen, dass wir
von dieser Entwicklung alle profitieren: Die Städte
sind weniger laut, weniger dreckig, und das Klima
kann aufatmen. Was jeder Einzelne dafür tun kann?
Einfach weiter mit dem Rad fahren — wo immer
möglich, wann immer möglich. Damit schaffen wir
Tatsachen und stecken bestenfalls andere an. Denn:
„Fahrradfahren macht ja Spaß, das merken jetzt
alle Leute, die wieder ein neues Bike haben oder ihr
altes Rad neu für sich entdecken. Ich glaube, das
wird auch anstecken. Wer einmal losfährt, erfährt
Vertrauen und Überzeugung und Spaß“, findet die
Store-Managerin Wiebke Landwehr. Stimmt. Gute
Zeiten also fürs Fahrrad, auch wenn unter ganz
neuen Umständen.
© DIAMANT
In Kopenhagen sind Radwege
© DIAMANT
keine Ausnahmen, sondern
die Hauptverkehrsadern
fahrrad.de
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GARMIN.COM
17
© Nils Laengner
fahrrad.de
Text: Martin Ohliger
FAHRRAD.DE
ZUM ANFASSEN
190 WERKSTÄTTEN ÜBERALL IN
DEUTSCHLAND
Als fahrrad.de 2003 anfing, Fahrräder über das
Internet zu vertreiben, tickten die Uhren noch
anders. Die Leute bekamen ihre Nachrichten
aus der Lokalzeitung, Fahrräder fuhren ohne
elektrischen Hilfsmotor und das Auto regierte
praktisch unangefochten die deutschen
Innenstädte. Seitdem hat sich praktisch jeder
Bereich unseres alltäglichen Lebens drastisch
verändert. Innerhalb weniger Sekunden haben
wir mit unseren Telefonen von überall Zugriff
auf das gesammelte Wissen der Welt. Mit dem
gleichen Gerät können wir auch praktisch alles
online kaufen — Lieferung am nächsten oder
gar am gleichen Tag ist selten ein Problem.
Nur das Fahrrad ist in dieser Hinsicht ein eher
schwieriges Produkt geblieben, denn es ist nicht
nur sperrig und deswegen schwer zu versenden.
Nach dem Empfang muss das Rad auch noch
(zugegeben minimal) aufgebaut werden.
Danach sind über viele Jahre hinweg
regelmäßige Wartung und hin und wieder auch
eine Reparatur fällig. Das sind alles Dinge, die
man mit guten Anleitungen, einem geduldigen
Serviceteam am Telefon und etwas technischem
Geschick irgendwie hinbekommen kann.
Für einen nicht kleinen Teil der Bevölkerung
sind das aber große Hürden. Um diese zu
überwinden, hat sich fahrrad.de entschlossen,
vor Ort präsent und anfassbar zu werden. Eines
der Puzzlestückchen, die dabei helfen, sind die
Servicepartner: Das sind bereits existierende
Fahrradläden, wo ein bei fahrrad.de bestelltes
Fahrrad aufgebaut und perfekt an die
Kund*innen angepasst werden kann. Auch nach
der Lieferung können diese Läden Wartung und
Reparaturen übernehmen. So zieht fahrrad.de
bei dir um die Ecke ein!
19
© Martin Ohliger
Sandro Distel,
fahrrad.de
Sandro Distel verantwortet mit seinem Team bei
fahrrad.de das Thema „Business Development“
und kümmert sich um alles, was die Servicepartner
angeht. Er erklärt, wie die Idee aufkam: „Ein Weg,
wirklich vor Ort zu sein, sind natürlich unsere
fahrrad.de-Stores. Wir haben im Moment fünf
davon in größeren Städten. In Zukunft werden das
auf jeden Fall noch mehr sein, aber wir werden
trotzdem weit davon entfernt sein, allen Menschen
in Deutschland Zugang zu unseren Services in
ihrer Nachbarschaft zu ermöglichen.“ Ein anderer
Ansatz musste also her — und wurde mit den
Servicepartnern gefunden.
Aber Moment mal! Sind die Fahrradläden vor Ort
nicht die Konkurrenz, der man keinen Cent gönnt?
Für Sandro ist die Sache klar: „Am Ende geht es
darum, dass der Kunde das richtige Produkt und die
Leistung, die er braucht, bekommt. Wir sehen das
nicht als Konkurrenz, sondern als ein Ökosystem,
von dem alle profitieren. Ich glaube, dass der
stationäre Handel in diesem System, genau wie wir,
seinen festen Platz hat. Für die Kundschaft wird
der Fahrradkauf nur dann eine coole Erfahrung,
wenn beide ihre spezielle Expertise zum Wohl des
Kunden an der richtigen Stelle einbringen.“
Wie sehen die Servicepartner selbst das? Möchten
sie nicht lieber ihre eigenen Fahrräder verkaufen?
Markus Pfeil vom Fahrradverleih Reilingen sagt
über sich, dass er zum Fahrradladen gekommen
ist wie die Jungfrau zum Kind. Der Name
seines Geschäfts verrät die Wurzeln — er hat als
Fahrradverleih angefangen und dann irgendwann
auch Reparaturen in sein Portfolio aufgenommen,
weil die Nachfrage danach immer größer wurde.
Folglich war sein Laden von Anfang an zum
überwiegenden Teil dem Service verpflichtet:
„Wir haben auch immer noch ein breites Angebot
an Leihrädern, aber der Casus knacksus ist, dass
hier im Umkreis kein einziger Laden Fahrräder aller
Hersteller zur Reparatur annimmt. Das machen wir
halt. Es ist ja auch völliger Blödsinn, jemandem zu
sagen, was ist das für ein Rad? Das repariere ich
nicht!“ Berührungsängste mit fahrrad.de kannte er
nicht: „Wieso sollte ich? Nicht nur die individuelle
Mobilität hat sich weg vom Auto und hin zum
Fahrrad oder E-Bike geändert, sondern auch das
Einkaufsverhalten. Online ist das Angebot größer
und die Preise stimmen.“
fahrrad.de
© Nils Laengner
Markus Pfeil (l.) ,
Fahrradverleih Reilingen
21
© Rad-Shop Dinger
Eine sorgfältige Vormontage und gute Verpackung
sorgen zwar heutzutage dafür, dass sich die
Reklamationen auch bei versendeten Fahrrädern
in Grenzen halten. Wenn doch einmal etwas
schiefgeht, macht Markus kurzen Prozess: „Das
sind oft Kleinigkeiten wie eine rappelnde Schaltung
oder eine schleifende Bremse. Für mich sind das
zwei, drei Handgriffe, das mache ich sofort und
der Kunde fährt dann happy wieder nach Hause.
Schwere Fälle hatte ich noch nicht, klopf auf Holz!“
Auch Dominic kennt die Vorteile eines
Ansprechpartners vor Ort aus eigener Erfahrung:
„Wenn ich Kunde bin, ist es mir lieber, irgendwo
hingehen zu können, als bei einer Hotline anzurufen.
Die kann ja gut sein, aber dann muss man trotzdem
erst mal das Problem schildern, eventuell das Rad
zurückschicken und hat dann bis auf Weiteres
kein Rad mehr … Das ist lästig und ich sehe einen
Riesenvorteil, einen Partner vor Ort zu haben, der
Probleme schnell löst. Da kann man sich viel Ärger
wegen Kleinigkeiten, die eigentlich schnell erledigt
sind, ersparen.“
Dominic Dinger,
Rad-Shop Dinger
Der Radshop Dinger hingegen ist ein traditioneller
Radladen im besten Sinn mit Fokus auf sportliche
Fahrräder. Man könnte vermuten, dass Dominic
Dinger, der das Geschäft von seinem Vater
übernommen hat, zu genau der Sorte Radhändler
zählt, die nicht viel mit Firmen zu tun haben wollen,
die aus dem Online-Bereich kommen. Doch auch er
sieht Positives darin, Servicepartner von fahrrad.de
zu sein: „Wir sind ja nicht blind und sehen, dass
der Online-Handel boomt. Die Zusammenarbeit mit
fahrrad.de ermöglicht uns, alle Vorteile des Online-
Handels und des stationären Handels in einen Topf
zu schmeißen. So hat am Ende jeder was davon:
der Online-Handel, der Laden vor Ort und auch
der Kunde.“ Darüber hinaus sieht er plötzlich ganz
neue Gesichter in seinem Laden: „Die Kunden holen
ihr Rad bei uns ab und bringen das dann vielleicht
auch wieder zum Service zu uns. So haben wir einen
Kunden, der gerne den vielleicht etwas weiteren
Weg in Kauf nimmt, weil er uns schon kennt und
mit uns zufrieden ist.“
Markus, Dominic und alle anderen Servicepartner
bieten in solchen Fällen im Handumdrehen
Lösungen an. Sie sind aber nicht nur bei Problemen
zur Stelle, sondern sorgen durch viele andere Dinge
dafür, dass das Fahrradfahren von Anfang an Spaß
macht. Ein sauber eingestellter Lenker, die schnell
geölte Kette oder der Hinweis auf das abgefahrene
Profil am Reifen — so helfen sie uns dabei,
Menschen mit Fahrrädern glücklich zu machen.
Im Vergleich zu 2003 ist es unter anderem durch
diese Zusammenarbeit heutzutage ausgesprochen
einfach, online ein Fahrrad zu kaufen. Sandros
Team bei fahrrad.de ruht sich aber nicht darauf aus:
„Unser mittelfristiges Ziel ist es, dass alle Menschen
für unsere Services nicht weiter als fünf Kilometer
fahren müssen. Das ist erst mal ambitioniert,
aber nicht unmöglich. Wir möchten immer mehr
Projekte entwickeln, auf die auch die Fahrradläden
vor Ort Bock haben, und mit den bestehenden
Lösungen ist das schon sehr gut gelungen. Je mehr
faire Angebote wir diesen Läden machen, desto
besser können wir das Gefühl vermitteln, dass wir
die Fachhändler nicht ausnutzen wollen, sondern
die ganze Erfahrung des Fahrradkaufs für alle
Beteiligten cooler machen.“
fahrrad.de
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mit elastischen Einsätzen
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Reduzierung von Mikroplastik in den Meeren
© Felix Brüggemann
Text: Martina Domnick
DIE STVO-NOVELLE
EIN BLICK AUF DIE NEUERUNGEN IM STRASSENVERKEHR
Die Änderungen in der StVO wurden besonders im Zusammenhang mit dem neuen Bußgeldkatalog für zu schnelles Fahren und
schneller verhängtem Führerscheinentzug hitzig diskutiert. Aber auch im Bezug aufs Fahrradfahren gibt es viele Neuerungen.
Generell ist das Ziel dabei, Komfort und Sicherheit für Fahrradfahrer*innen im Straßenverkehr zu verbessern und das Fahrrad
damit zu einem attraktiveren Verkehrsmittel zu machen. So weit, so gut. Nachdem die Regelungen im April 2020 in Kraft
getreten waren, wurden sie aufgrund von Formfehlern zeitweise wieder zurückgenommen, überarbeitet und mancherorts
komplett außer Kraft gesetzt. Das hat für Missstimmung und Verwirrung gesorgt. Dennoch lohnt es sich, ein vorläufiges
Resümee zu ziehen. Was sind die Neuerungen und wie machen diese das Fahrradfahren sicherer?
fahrrad.de
MEHR SCHUTZ UND
RECHTE
Ein zentrales Ziel der StVO-Novelle ist es,
Gefahrenquellen zu reduzieren. Daher wurde
besonders der oft unübersichtliche Verkehr an
Kreuzungen strenger geregelt. Das Parkverbot
vor Kreuzungen mit Fahrradwegen wurde auf
acht Meter erweitert, um bessere Sichtbarkeit zu
gewährleisten. Kreuzungen ohne Fahrradwege,
die ebenfalls viele Gefahrenquellen bergen, sind
von dieser Regel allerdings nicht betroffen. LKWs
dürfen nur noch im Schritttempo abbiegen, um die
häufig sehr schweren Unfälle zu reduzieren, wenn
Personen auf dem Radweg oder Bürgersteig im
toten Winkel übersehen werden.
Darüber hinaus wurden einige Regeln
festgeschrieben, die bislang mehr oder weniger
inoffiziell galten. Der Sicherheitsabstand beim
Überholen wurde auf 1,5 Meter innerorts und 2
Meter außerorts festgesetzt. Dieser war zuvor nur
sehr vage als „ausreichend“ definiert gewesen.
Außerdem dürfen Radfahrer*innen offiziell zu
zweit nebeneinander fahren, solange dies den
Verkehr nicht behindert.
Zusätzlich sind noch einige neue Verkehrszeichen
eingeführt worden, die das Fahrrad als wichtiges
und gleichwertiges Verkehrsmittel fördern. Analog
zum grünen Pfeil zum Rechtsabbiegen können
Kommunen eigene Grünpfeilschilder für Fahrräder
einführen. Dazu kommen auch das grüne Schild
für Radschnellwege, auch gerne „Radautobahnen“
genannt, sowie die Fahrradzone, wo Fahrräder
immer nebeneinander fahren dürfen, Autos nur in
Ausnahmefällen Einfahrt haben und eine generelle
Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro
Stunde gilt.
© Jonas Christoph
25
ERHÖHTE BUSSGELDER
SOLLEN EINHALTUNG
GEWÄHRLEISTEN
© Jonas Christoph
Viele dieser Regeln werden durch verschärfte
Strafen — hauptsächlich für Autofahrer*innen —
durchgesetzt. Zum Beispiel kostet das Parken auf
Geh- und Radwegen nun zwischen 55 und 100
Euro anstatt bisher 15 bis 30 Euro. Früher durften
Fahrzeuge hier bis zu drei Minuten halten. Bei einer
Behinderung anderer Verkehrsteilnehmer*innen
droht zusätzlich auch ein Punkt in Flensburg.
Auch achtloses Abbiegen und das Aufreißen der
Tür (Dooring), das Fahrradfahrer*innen behindert
und viele Unfälle verursacht, ist teurer geworden.
Hier werden nun jeweils 140 Euro und ein Monat
Fahrverbot bzw. 40 Euro fällig.
Die meisten Bußgelderhöhungen betreffen
Autofahrer*innen. Aber auch für Fahrradfahrer*innen
wird es unter Umständen teurer,
denn die Strafen für das Radfahren auf Gehwegen
wurden von bisher 10 bis 25 Euro auf 55 bis 100
Euro erhöht. Nur Kinder bis zehn Jahre und
eine Begleitperson dürfen weiterhin auf dem
Gehweg fahren. Mit dieser Verschärfung geht
auch der Anspruch einher, ein durchgängiges
Qualitätsradwegenetz auf- und auszubauen, damit
sich niemand mehr gezwungen sieht, auf Gehwege
auszuweichen.
Leider besteht weiterhin das Problem, dass die
rücksichtslose Gefährdung von Radfahrer*innen
von einigen als Kavaliersdelikt betrachtet
und nach dem Motto „Wo kein Kläger, da kein
Richter“ wenig geahndet wird. Dennoch bleibt die
Hoffnung, dass das Unrechtsbewusstsein durch
die verschärften Strafen gestärkt wird. Dabei
gilt auch in Zukunft, immer auf Fehler anderer
Verkehrsteilnehmer*innen vorbereitet zu sein.
EINE LANGWIERIGE
NOVELLE MIT OFFENEM
AUSGANG
Die Geschichte der StVO-Novelle ist noch nicht
zu Ende geschrieben. Das Durcheinander nach
der Einführung hat kein Vertrauen geschaffen
und weitere Überarbeitungen könnten folgen.
Aber wenn sie konsequent durchgesetzt werden,
können die neuen und verschärften Regeln das
Fahrradfahren sicherer und attraktiver machen. Mit
dem Wissen um diese Neuerungen kannst du mit
mehr Selbstsicherheit auf dem Rad unterwegs sein.
fahrrad.de
URBAN SECURITY
BELONGS TO
THE CITY
Erlebe die urbane Freiheit mit Fahrradhelmen
und Fahrradschlössern von ABUS.
abus.com
27
WORAUF WIR ABFAHREN
JOHANNES' SERIOUS BEAR PEAK
Foto: Familie Sommer
Wer bist du und was machst du bei fahrrad.de?
Ich bin Johannes, 35 Jahre alt und seit ein paar
Monaten Merchandise Planner. Online haben wir
eine riesige Produktpalette, aber im Vergleich dazu
nur kleine Läden vor Ort. Ich bin die Schnittstelle
zwischen Einkauf und den Stores und definiere in
Zusammenarbeit mit den Leuten dort, was genau
verkauft wird. Das sind in Stuttgart ganz andere
Dinge als in Berlin. Ich fahre Rad, seit ich vier,
und MTB, seit ich sechs Jahre alt bin. Das wurde
mit der Zeit immer abfahrtslastiger — aber nicht
leistungsorientiert. Ich gehe einfach raus und habe
Spaß auf dem Bike.
Welches Rad fährst du und warum?
Ich fahre schon recht lange E-Bike, aber das
waren bis jetzt immer nur schwere Mountainbikes
zum Bergabfahren. Dadurch, dass ich Papa
geworden bin, habe ich ein Rad gebraucht, um
den Kinderanhänger zu ziehen. Die Preislage des
Serious Bear Peak Power mit dem großen Shimano-
Antrieb, XT-Ausstattung und Vierkolbenbremse
hat echt gepasst. Und es ist gar nicht so weit von
meinem Abfahrtsbike weg, wenn man sich die
Geometrie genauer ansieht. Ich benutze das Serious
nicht nur als Kinderanhänger-Zugmaschine in der
Stadt oder auf Touren, sondern auch für meine
Feierabendrunde. Das war echt ein Wow-Effekt,
herauszufinden, was dieses Rad wirklich kann.
Seitdem das Bear Peak zu Hause steht, bin ich exakt
ein einziges Mal mit meinem um ein Vielfaches
teureren Downhill-E-Bike unterwegs gewesen.
Wenn du es echt krachen lassen willst, musst du
noch ein paar Teile optimieren, aber ansonsten ist
das Bear Peak ein perfektes Rad.
fahrrad.de
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BASECAMPZ
OUTDOOR-EQUIPMENT UND MEHR AUF WWW.CAMPZ.DE
29
fahrrad.de
© CANNONDALE
Text: Frank Maier / Basti Steinecker
WENN
BERGAUFFAHREN
PLÖTZLICH
SPASS MACHT
MIT DEM E-MTB IMMER IM FLOW BLEIBEN
Die Liftkarte ist gelöst, das Bike in die Gondel
gepackt und ab geht es nahezu schwereund
lautlos nach oben. Im Bikepark wartet
der Einstieg zum Trail oft oben auf uns. Bis
zum flowigen Hinabsurfen dürfen wir uns
zurücklehnen. Doch mal ehrlich — ist der
müheloseste Weg hinauf wirklich immer
der Schönste? Ist es nicht ein gutes Gefühl,
sich seine Tiefenmeter aus eigener Kraft zu
erarbeiten? Was, wenn der Weg nach oben nicht
nur brennende Beine und zusätzliche Fahrzeit
kostet, sondern auch schon Spaß macht?
Moderne Mountainbike-Fullys können nicht
nur bergab auf Passagen glänzen, die bis vor
wenigen Jahren noch zum Absteigen zwangen.
Auch berghoch können aktuelle Bikes beachtlich
verblockte Trails bezwingen – oder könnten es,
wenn man es denn einmal ausprobiert.
Wenn du bergauf immer die leichteste fahrbare
Forstwegvariante wählst, verpasst du etwas. Trails.
Bergauf. Ganz gleich ob auf der Hausrunde — an der
meist kein Lift vorhanden ist — oder in einem der
immer zahlreicheren Trailcenter: Aus der lästigen
Pflichtübung Uphill können alle ein bereicherndes
Tourenelement mit eigenem Fahrspaß machen.
Das Ganze macht mit E-Bikes natürlich am meisten
Laune. Deshalb konzentrieren wir uns im Folgenden
vor allem auf E-MTBs, die dem Fahrspaß am
Bergauffahren auf breiter Basis zum Durchbruch
verhelfen können.
31
© GIANT / Christoph Laue
UPHILL FLOW – WAS SOLL DAS SEIN?
UND WIE KOMM ICH DA HIN?
Man könnte meinen, es ist nur ein Marketing-
Stichwort, mit dem uns die Industrie vom
klassischen Enduro- oder All-Mountain-Bike auf
ein E-MTB bringen möchte. Doch ist es wirklich nur
ein Werbe-Claim oder lassen sich bergauf echte
Glücksgefühle entdecken? Wir sind uns aus eigener
Erfahrung sicher, dass Letzteres der Fall ist und
möchten den Begriff aufweiten.
Zunächst müssen wir aber eine kleine
Begriffsklärung vornehmen. Was genau soll denn
dieser Flow sein? Also schnell das Psychologie-
Fachbuch aufgeschlagen und los geht’s: „Ein
positives emotionales Erleben durch die volle
Konzentration auf eine Tätigkeit unter Verlieren des
Zeitgefühls.“ Das klingt ganz schön hochgestochen.
Man kann sagen, dass sich der berühmte Flow am
schnellsten einstellt, wenn wir genau im richtigen
Maße gefordert sind — noch ohne Stress, aber
schon ohne Gelegenheit abzuschweifen. Das
sich dann einstellende Glücksgefühl entspricht
recht genau dem, was die Psychologie unter Flow
versteht. In solchen Momenten nehmen wir die
Umgebung am intensivsten wahr, werden völlig
eins mit ihr. Auf gut bekannten Abfahrten kennen
sicher die meisten von uns diesen Zustand. Mit
einer etwas angepassten Wegauswahl, etwas
weniger Effizienz- oder Bequemlichkeitsfokus im
Anstieg und nicht zuletzt einer kompakten E-MTB-
Antriebseinheit ist das schon auf dem Weg nach
oben möglich. Streng genommen braucht es zwar
weder einen Motor noch markige Slogans, um den
Spaß auf schmalen Wegen bergauf zu entdecken.
Trotzdem müssen wir zugeben, dass E-MTBs die
Tür zum Flowgefühl schneller und weiter aufstoßen
können als unmotorisierte Bikes.
Die Zusatzpower des E-Antriebs eröffnet dir von
einem Moment auf den nächsten bisher ungeahnte
Uphill-Möglichkeiten. Das Unterstützungsplus kann
bisherige Auffahrten oder auch neue Aufstiege
ermöglichen. Mit vereinter Kraft von Beinen und
E-Antrieb wird ein potenzieller Leidensweg zum
Fahrtspiel um Wurzeln, Steine und enge Kurven. Mit
genügend Luft zum Atmen und Wegelementen, die
im besten Sinn unsere Aufmerksamkeit einfordern,
purzeln die Höhenmeter unbemerkt auf dem Weg
nach oben — herzlich willkommen im Uphill Flow.
fahrrad.de
BRAUCHT DAS
BERGAUFFAHREN NEUE
REGELN?
Beim Biken auf Wanderwegen gibt es keine
vorgegebene Streckenrichtung. Vorgefundenes
Gefälle und eine damit einhergehende Selektion
der Fahrtrichtung reichten bislang als natürliches
Ordnungsprinzip. Angelegte MTB-Trails am
regionalen Hausberg oder im Bikepark kamen
ebenfalls gut ohne Richtungshinweise aus — was für
maximalen Fahrspaß bergab angelegt wurde, das
erwies sich oft auch für die eisernsten Waden als
untauglich in die Gegenrichtung. Wenn du schon
einmal in Trailcentern wie in Rabenberg, Pod
Smrkem oder in Wales und Schottland unterwegs
warst, kennst du die Richtungsvorgaben für Trails
bereits und weißt: Es sind nicht bloß Empfehlungen
für mehr Fahrspaß, sondern ernst zu nehmende
Hinweise, um überraschende Begegnungen mit
anderen zu vermeiden.
Mit dem E-MTB erschließen sich nun auch Bergauf-
Optionen, die man mit dem normalen MTB nicht in
Erwägung gezogen hatte, und damit auch ein neuer
Bedarf für Richtungsvorgaben im Bikepark und
darüber hinaus. Keine Angst vorm Schilderwald
im Wald — auf dem existierenden Wegenetz bleibt
auch mit technisch unterstütztem Uphill Flow das
meiste sicher beim Alten: Vorausschauend fahren
(auch berghoch), auf andere achten und freundlich
grüßend Wandernden Platz machen ist und
bleibt der Königsweg für ein gutes Miteinander.
Es darf auch weiterhin zum guten Ton gehören,
Leuten auf dem Weg nach oben den Vorrang
einzuräumen. Das sollte aber nicht pauschal als
Freifahrschein für den Uphill Flow missverstanden
werden. Bergauf powernde E-Mountainbikes
können schnell zum unliebsamen Schreckmoment
für Wandernde und andere Biker*innen werden.
Je nach Geländesituation sind sie es auch, die
leichter an der Seite Platz machen können, um den
überraschten Gegenverkehr passieren zu lassen.
© GHOST
33
E-MTBS WOLLEN AM BERG ANDERS GEFAHREN WERDEN
Wer nun das Experiment E-MTB wagt, wird
feststellen, dass sich diese Bikes nicht einfach
kraftvoller, sondern im Detail etwas anders fahren.
Deshalb ist es nötig, seine Fahrtechnik — gerade
berghoch — etwas anzupassen, um das volle
Potenzial der E-MTBs abzurufen. Die folgenden
Tipps sollen euch dabei helfen, einfacher den
meditativen Zustand des Uphill Flows zu erreichen.
Wer im Gelände auf einem E-MTB unterwegs ist,
stellt schnell fest, dass die zusätzliche Power auch
gut und dosiert eingesetzt werden möchte. Das
Bike verliert auf losem Untergrund schneller Halt
und das Hinterrad neigt zum Durchdrehen. Daher
verbringt man im Vergleich zum unmotorisierten
MTB viel mehr Zeit im Sitzen, um die Traktion
zu erhöhen. Eine höhere Trittfrequenz in einem
leichten Gang verbessert die Bodenhaftung weiter
und hilft dir, im Flow zu bleiben. Netter Nebeneffekt:
Clevere Schaltzeitpunkte in Kombination mit einer
höheren Trittfrequenz helfen Akkuleistung zu
sparen und bringen dich weiter.
Bleiben wir beim Pedalieren. Der Motor schaltet
sich nur während des Tretens dazu und verweigert
die Unterstützung, sobald du die Füße stillhältst.
Durch das zusätzliche Gewicht tendieren Pedelecs
dazu, schneller Schwung zu verlieren als ihre
Pendants ohne Motor. Für das Momentum ist es
also wichtig zu kurbeln. Wenn der Untergrund
fürs Kurbeln kurz keinen Raum lässt, dann solltest
du vorher durch einen kräftigen Antritt für etwas
mehr Schwung durch die Passage sorgen als beim
herkömmlichen Bike.
Oben angekommen kannst du kurz durchatmen,
um dann im Downhill aber auf jeden Fall den Motor
in Betrieb zu lassen. E-MTBs spielen ihre Vorteile
nicht nur im Uphill aus, sondern helfen euch auch
in fast jeder Kurvenausfahrt der Abfahrt, immer
schnell wieder im Flow zu sein und das Momentum
auf eurer Seite zu behalten.
© HAIBIKE
Bei der E-Bike-spezifischen Fahrtechnik
gilt wie überall „Übung macht den Meister“
und auch erfahrene Mountainbiker*innen
können noch einiges dazulernen. Wenn du
dein Bike meisterhaft beherrschen möchtest,
dann empfiehlt sich darüber hinaus ein
Fahrtechnik-Seminar. Es gibt mittlerweile einige
Technikkurse, die speziell die Fahrweise auf
E-MTBs thematisieren. Um das volle Potential
des Bikes zu entfalten, ist es auf jeden Fall eine
gute Idee, Zeit und Geld zu investieren und
professionell begleitet die Uphills und Downhills
unsicher zu machen.
Denk doch gerne bei deiner nächsten Hausrunde
oder dem Besuch im Trailpark an unser Plädoyer
für eigens erklommene Höhenmeter und begib
dich auf die Suche nach dem Uphill Flow. Wir
sind uns sicher du wirst es nicht bereuen!
fahrrad.de
WORAUF WIR ABFAHREN
TILLMANNS ORBEA RALLON
Foto: Patrick Hurstjes
Wer bist du und was machst du bei fahrrad.de?
Ich bin Tillmann, 31 Jahre und begeisterter
Mountainbiker. Durch meine Arbeit als Product
Content Manager habe ich quasi 24/7 mit den
neusten Bikes und Parts zu tun. Meinen Job kann
man sich so vorstellen, wenn eine Produktseite in
unserem Shop ein Haus wäre: Der Einkauf kauft
den Grundriss ein, das Main-Data-Team zieht das
Gerüst und die Fassade hoch und ich als Product
Content Manager male das Haus an, stelle ein
paar Möbel rein und hänge Bilder auf. Ich hauche
dem Produkt quasi Leben ein. Dabei komme ich
natürlich nicht drumherum, mir jeden Artikel genau
anzuschauen.
Welches Rad fährst du und warum?
Anfang des Jahres stand für mich der Kauf
eines neuen Bikes an. Nachdem ich das Bike
eines Freundes getestet hatte, stand für mich
fest, dass ich auch ein 29er brauche, am besten
noch mit dem gleichen Fahrwerk. Noch am
selben Tag habe ich unseren Shop durchforstet
und mein Blick fiel sofort auf das Orbea Rallon.
Dieser untypische Hinterbau erinnerte mich ein
wenig an eine Lefty von Cannondale, nur halt
als Hinterbau. Glücklicherweise fuhren ein paar
meiner Kollegen schon Rallons und ich konnte mir
sofort Erfahrungsberichte einholen. Und dann ging
alles ganz schnell: Bike gesehen, verliebt, bestellt!
Bis heute bereue ich diese Entscheidung nicht.
Das Rallon fährt sich bergab fast schon wie ein
Downhillbike und ist dennoch weitaus agiler und
verspielter. Und wer denkt, dass 170 mm Federweg
vorne wie hinten bergauf ein Problem sind, der
täuscht sich. Unterm Strich klare 10 von 10 Punkten!
35
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fahrrad.de
AUF TOUR —
DIY GRAVEL DK
MIT TED KING
MIT DEM CANNONDALE TOPSTONE
KNAPP 500 KILOMETER DURCH
VERMONT
2020 war ein turbulentes Jahr und seit Mitte März wurden fast alle
Radsportveranstaltungen verschoben oder abgesagt. Zum Glück musste
das nicht bedeuten, dass es keine sportlichen Herausforderungen gab:
Der ehemalige Rennradprofi Ted King nahm die Angelegenheit selbst in
die Hand und hob „DIY Gravel“ aus der Taufe. Das ist eine Serie von Solo-
Biketouren, die alle nach ihren eigenen Bedingungen und Fähigkeiten quasi
im eigenen Garten genießen konnten. Ted überlegte sich dafür eine eigene
Challenge — er wollte einen ganzen US–amerikanischen Bundesstaat vom
einen zum anderen Ende durchfahren — und zwar an einem Stück. Hier
erfährst du, wie es lief.
37
Wie ist der Plan für diese Tour entstanden?
Eigentlich setzte sich dieses Puzzle aus drei
Teilen zusammen. Das erste Puzzleteil war die
von mir Anfang dieses Jahres ins Leben gerufene
DIY-Gravel-Initiative, bei der ich ähnliche Strecken
am ursprünglich geplanten Tag von abgesagten
Veranstaltungen fahren wollte. Der 30. Mai war der
Tag, an dem eigentlich Dirty Kanza (DK) stattfinden
sollte und an dem ich mindestens die 200 Meilen
(ca. 320 km) des Rennens nachfahren wollte. Das
zweite Teil des Puzzles war die echt coole „200 on
100“-Tour, die einmal quer durch den Bundesstaat
Vermont verläuft. Sie heißt so, weil es 200 Meilen auf
der Route 100 sind. Und das dritte Puzzlestück war
mein Kumpel Joe Cruz, ein Philosophieprofessor
und begeisterter Fahrradabenteurer aus Vermont.
Ich hatte ihn bereits vor einiger Zeit gefragt, ob er
eine ähnliche Tour wie „200 on 100“ kennt, aber
eben als Graveltour. Er machte sich an die Arbeit
und plante eine Strecke mit 500 Kilometern Länge
(90 Prozent davon auf Schotter) und gut 10.000
Höhenmetern.
Du hast einen ganzen Stall voller Räder, die
alle irgendwie für Graveltouren geeignet sind.
Für welches Bike hast du dich während der
Vorbereitungen von DIY Gravel DK entschieden?
Ehrlich gesagt war ich mir sicher, dass das
Synapse das ideale Rad für diesen Trip wäre.
In Vermont gibt es mehr Schotterstraßen als
asphaltierte Straßen und die meisten von letzteren
sind glatt gebügelte Hauptstraßen. Dort kann ich
immer mit meinen Rennrädern fahren. Vor mir lagen
fast 500 Kilometer mit einer Menge Höhenmetern,
für die das Synapse in meinen Augen die beste
Kombination aus Komfort und Geschwindigkeit
bieten würde. Auf der von Joe geplanten Route
lagen zwar ein paar Straßen der Kategorie 4. Ich
würde diese Straßen als nicht gepflegte Straßen mit
Steinen jeder Größe beschreiben, die es einem so
schwer wie möglich machen, das Ziel zu erreichen.
Sie sind oft ausgewaschen und mit Schlaglöchern
gespickt, die so groß sind, dass sogar Autos
Probleme bekommen. Trotzdem erschien mir das
Synapse als der ideale Untersatz. Erst unterwegs
wurde mir klar, dass die Strecke über Dutzende und
Aberdutzende solcher ruppigen Straßen führte.
Wie hast du vor der Tour über das Topstone
Carbon Lefty gedacht?
Ich hatte damit einige Ausfahrten gemacht und
dachte ehrlich gesagt, dass ich für diese Tour kein
Bike mit solchen Offroad-Fähigkeiten benötige.
In Vorbereitung auf DIY Gravel DK habe ich ein
paar Runden auf meinen Hometrails gedreht. Ich
nehme für diese Schleife immer mein Mountainbike
und wäre früher niemals auf die Idee gekommen,
diese Runde mit einem Gravelbike zu fahren. Das
Topstone Carbon mit der Lefty-Federgabel wollte
ich dann doch mal dort testen. Als ich zwei Freunde
mit ihren 130-mm-Fullys auf dem Trail sah, war ich
schon etwas stolz auf mich und mein Rad. Ich habe
auch einige Fahrten auf Asphalt damit gemacht
und wusste, dass es auch dort immer noch ziemlich
schnell ist. Deswegen und weil es immer Spaß
macht, ein neues Bike zu fahren, habe ich mich für
die große Tour dann doch für das Topstone Carbon
Lefty entschieden.
fahrrad.de
Wie haben sich deine Erwartungen während
der Tour verändert?
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Ich muss zugeben: Mit meiner Einschätzung,
dass ein normales Rennrad für diesen Trip optimal
wäre, lag ich meilenweit daneben. Ziemlich am
Anfang der Tour musste ich recht lang über nasse,
rutschige, schlammige und ruppige Straßen der
Kategorie 4 fahren und dachte: „Oh Mann, wenn ich
dieses Bike nicht hätte, würde ich jetzt die Hälfte
der Strecke laufen!“ Wie ein Echo hallte dieser Satz
in meinem Kopf wider, da sich die Strecke noch
viele Meilen über diese knüppelharten Straßen
hinzog. Am Zielort angekommen war ich einfach
nur am Ende. Diese Tour war 160 Kilometer und
zehn Stunden länger als meine bisher größte
Tour. Ich war so platt, dass ich nicht mehr richtig
geradeaus schauen konnte. Aber erst im Nachhinein
— und nach einer sehr erholsamen Nacht — habe
ich erkannt, wie sehr mich das Bike gerettet hat.
Wenn ich mit einem Rennrad auf dieses Abenteuer
gegangen wäre, würde ich wahrscheinlich noch
heute unterwegs sein oder hätte abbrechen müssen.
Wie hat sich das Bike nach 15 Stunden im Sattel
angefühlt?
Welches Feature brachte dir auf dieser Tour
den größten Vorteil?
Da lagen noch fünf Stunden vor mir! An diesem
Punkt fährst du nur noch wie ein Roboter. Treten,
treten, treten. Drei große Anstiege einschließlich
des größten und höchsten Bergs des Tages lagen
da noch vor mir. Ich wusste also, dass ich mich
nicht entmutigen lassen darf, da ich diese Hürden
noch nehmen musste. Trotzdem fühlte ich mich den
ganzen Tag gut, nur eben erschöpft. Eigentlich bin
ich es gewohnt, mit dem Fahrrad lange Distanzen
zurückzulegen. Die Woche vor diesem Trip war ich
knapp 300 Kilometer zu meinen Eltern gefahren
und am nächsten Tag habe ich mich verdammt gut
gefühlt. Aber am Tag nach dem DIY Gravel DK bin
ich fast nicht aus dem Bett gekommen. Ich hatte
meinen Körper so weit über den Punkt der totalen
Erschöpfung hinausgetrieben, dass ich total fertig
war. Das war schon verrückt.
Ich würde sagen die Summe aller Features?
Es würde mir schwerfallen, das Rad auf eine Sache
zu reduzieren. Die Lefty vorne und der Komfort
des KingPin-Hinterbaus waren sehr hilfreich. Die
Möglichkeit, breite Reifen fahren zu können, war
auch ein echtes Plus. Ich war mit profillosen 48
Millimeter breiten Tubeless-Reifen unterwegs, was
für ausreichend Speed, aber auch für genügend
Grip auf dem Großteil der Schotterpisten sorgte.
Zudem konnten meine Beine dank der großen
Übersetzungsbandbreite der SRAM Eagle AXS
im steilen Gelände und auf anspruchsvollem
Untergrund Kraft sparen. Ich war froh über jeden
Zahn der 10-50-Kassette und würde nichts ändern,
sollte ich morgen nochmals die gleiche Route in
Angriff nehmen!
39
Wie würdest du das Topstone Carbon Lefty
mit seinem Schwestermodell Topstone Carbon
vergleichen?
Welche falsche Vorstellung könnten Personen
haben, die noch nie mit einem Topstone Carbon
Lefty gefahren sind?
Es fährt sich einfach noch genialer. Das
Topstone Carbon ist bereits ein hervorragendes
Bike für Abenteuertouren und ruppiges Terrain,
aber in Verbindung mit der Lefty Oliver kann man
mit dem Bike noch viel mehr anstellen. Müsste ich
mich zwischen beiden Bikes entscheiden, würde
ich wahrscheinlich immer das Topstone Carbon
Lefty wählen.
Ich vermute, dass viele Leute Bedenken
wegen des Speeds dieses Bikes haben oder
befürchten, dass es sie ausbremst. Auch wenn es
das Gewichtslimit der UCI von federleichten 6,8
Kilogramm nicht unterschreitet, ist es selbst mit der
Lefty-Federgabel auf der Straße schnell genug. Und
wenn es in seinem bevorzugten Terrain, nämlich
im Gelände, unterwegs ist, dann geht die Post erst
richtig ab!
Bitte beschreibe das Topstone Carbon Lefty in einem Satz!
DEIN NÄCHSTES BIKE!
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WORAUF WIR ABFAHREN
MARTINS WAHOO KICKR CORE
Foto: Martin Ohliger
Wer bist du und was machst du bei fahrrad.de?
Ich bin Martin und arbeite hier als Redakteur.
Ich kümmere mich um praktisch jede Form von
Texten und Fotos — am liebsten natürlich für dieses
Magazin. Fahrräder in den verschiedensten Formen
sind schon seit langer Zeit ein großer Bestandteil
meines Lebens. Früher waren das BMX-Räder,
heute beinhaltet ein perfekter Tag für mich ein rotes
Rennrad, möglichst viele Berge und gedeckten
Apfelkuchen.
Welches Rad fährst du und warum?
Mein wichtigstes „Fahrrad“ ist zwischen
Oktober und März ein Rollentrainer. Am
Wochenende fahre ich lieber draußen, wenn es nicht
gerade schneit. Unter der Woche möchte ich mich
aber nicht bei schlechtem Wetter und Dunkelheit im
Feierabendverkehr Richtung Stadtrand kämpfen.
Für einen Produkttest hatte ich den KICKR, den
großen Bruder des KICKR CORE, für ein paar
Wochen zu Hause und war beeindruckt davon, wie
leise er ist. Der CORE ist ebenfalls altbautauglich
leise, aber deutlich preiswerter. Mit ihm kann ich
mich in nur einer Stunde ohne große Vor- oder
Nachbereitung richtig austoben. Ich folge keinem
Trainingsplan, sondern fahre Einheiten, die auf
Halbwissen und Tagesform basieren. Für mich reicht
das: Im Frühling, kurz nachdem ich den Rollentrainer
wieder eingemottet habe, kann ich Bäume ausreißen.
Dank des KICKR CORE muss ich dafür weder meine
Nachbarschaft gegen mich aufbringen noch viel Zeit
fürs Aufbauen verschwenden. Er ist das perfekte
Winter-„Fahrrad“!
fahrrad.de
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43
Text: Martin Ohliger
ES WERDE LICHT
SEHEN UND GESEHEN WERDEN AUF DEM FAHRRAD
Alltagstaugliche Fahrräder brauchen Licht. Um das zu verstehen, braucht es keine
Gesetzestexte, denn sobald die Sonne versinkt, musst du einfach sehen können,
wo du hinfährst. Dazu kommt: Alle anderen Menschen, die am Straßenverkehr
teilnehmen, verlassen sich darauf, dass du beleuchtet bist. Aber aus welchen
Einzelteilen besteht eine Lichtanlage, die nicht nur den Vorschriften genügt,
sondern dir auch maximale Sicherheit bietet? Ist eine Lampe mit 80 Lumen heller
als eine mit 50 Lux? Darf ich meine Helmlampe auf der Straße benutzen? Auf den
nächsten Seiten bringen wir Licht ins Dunkel.
fahrrad.de
© Martin Ohliger
AKKUS VS.
NABENDYNAMO
Eine Grundsatzentscheidung, die oft schon
beim Fahrradkauf entschieden wird, ist die
Stromversorgung der Lampen. Nabendynamos
sind die beste Wahl für alle Fahrräder, die
regelmäßig im Alltag genutzt werden. Natürlich ist
es möglich, ein Fahrrad im Nachhinein mit einem
Dynamo auszustatten und zu verkabeln. Günstiger
und einfacher ist die Nachrüstung aber mit
batteriebetriebenen Lampen. Greif auf Akkulampen
zurück, wenn du mit deiner Beleuchtung flexibel
bleiben möchtest, zum Beispiel regelmäßig
zwischen verschiedenen Fahrrädern wechselst.
WIE HELL SIND LUMEN,
CANDELA UND LUX?
Die regelmäßige Verwendung von direkt drei
unterschiedlichen Maßeinheiten (Lumen, Candela
und Lux) trägt nicht unbedingt dazu bei, deine
Kaufentscheidung zu vereinfachen.
Die Einheit Lumen gibt die gesamte Lichtleistung
einer Leuchte an. Sie ist ein guter Ausgangspunkt,
aber für dein Auge zählt nicht, wie viel Power deine
Leuchte hat, sondern wie viel davon in dem Bereich
ankommt, den du auf dem Fahrrad ausgeleuchtet
haben musst.
Die Einheit Candela wird von der österreichischen
Fahrradverordnung benutzt, die einen Frontscheinwerfer
mit mindestens 100 Candela und
ein Rücklicht mit mindestens einem Candela
vorschreibt. Diese Einheit gibt ähnlich wie
Lumen die „Sende“-Leistung einer Leuchte an,
berücksichtigt aber den Abstrahlwinkel. Sie ist
insofern etwas aussagekräftiger, aber eignet sich
auch nicht als alleiniger Maßstab. Denn auch in
Candela kannst du nur die Leistung der Leuchte
messen und nicht etwa die Helligkeit der Straße vor
dir oder die Verteilung des Lichts.
Lux schließlich ist eine Einheit, mit der auftreffendes
Licht gemessen wird. Die deutsche StVZO schreibt
für Frontleuchten eine Mindeststärke von zehn
Lux am hellsten Punkt einer frontal angestrahlten
Wand vor. Ein Beispiel illustriert, wieso auch diese
Einheit für sich genommen wenig aussagt: Mit
einem Laserpointer erreichst du ein Vielfaches der
geforderten zehn Lux. Als Fahrradleuchte ist er
trotzdem ungeeignet, denn seine Leuchtkraft ist
auf einen winzigen Bereich konzentriert.
Jetzt dürfte klar sein: Nur anhand von technischen
Daten einen Vergleich verschiedener Leuchten
vornehmen zu wollen, ist zum Scheitern verurteilt.
Du würdest einen Hi-Fi-Plattenspieler ja auch nicht
nur danach beurteilen, wie laut er Musik abspielen
kann, oder? Die für dich ideale Lampe findest du
nur, wenn du zusätzlich zu technischen Daten wie
der Leuchtkraft (egal, in welcher Einheit) auch das
Lichtbild in deine Entscheidung einbeziehst. Aber
pass auf: Jeder Hersteller misst anders, du kannst
also Werte verschiedener Hersteller nicht direkt
miteinander vergleichen.
45
© Felix Brüggemann
PASSIVE
BELEUCHTUNG –
REFLEKTOREN & HI-VIS
Neben der aktiven Beleuchtung gehört auch
eine passive Beleuchtung an dein Rad, die das
Licht von anderen Lichtquellen (Scheinwerfern,
Straßenbeleuchtung etc.) zurückstrahlt. Ein weißer
Reflektor vorne sowie ein roter Reflektor hinten
sind Pflicht. Dazu kommen orange Pedalreflektoren
und pro Rad zwei Reflektoren in den Speichen.
Wenn dein Reifen einen umlaufenden Reflexstreifen
hat, kannst du auf sie verzichten. Achte aber darauf,
dass der Streifen auch tatsächlich sichtbar ist und
nicht nach und nach unter einer Dreckschicht
verschwindet.
Zusätzlich dazu kannst du auch auf Kleidung
setzen. Dir helfen bereits recht kleine reflektierende
Elemente, um gesehen zu werden. Insbesondere an
den Füßen oder Beinen, die beim Radfahren fast
ständig in Bewegung sind, kannst du mit geringem
Aufwand (zum Beispiel einem reflektierenden
Band) einen deutlichen Effekt erzeugen.
WAS SAGEN DIE
VORSCHRIFTEN?
Die deutsche Straßenverkehrszulassungsordnung
(StVZO) ist weltweit eine der strengsten
Vorschriften in Bezug auf Fahrradbeleuchtung. In
ihr sind ein paar Fallstricke versteckt, die dich Geld
kosten können, obwohl du eine Lampe am Rad hast.
Grundsätzlich gilt: Als Fahrradbeleuchtung gilt nur,
was auch als solche zugelassen ist. Das erkennst du
an einer wellenförmigen Linie und der K-Nummer
auf dem Gehäuse. Die Zulassung bekommen nur
Lampen ohne Blinkfunktion. Selbst wenn du so
eine Lampe besitzt, darfst du sie nicht am Rad
montieren. Am Körper oder am Rucksack als
zusätzliche Beleuchtung sind Blinklichter allerdings
genehmigt. Entgegen landläufiger Überzeugung
musst du dein Akkulicht nicht immer dabeihaben.
Es muss nur am Rad (und eingeschaltet!) sein,
sobald die Lichtverhältnisse es erfordern. Das kann
durchaus auch mal tagsüber zum Beispiel während
eines Gewitters in einem dunklen Waldstück sein.
VAUDE
Luminum
fahrrad.de
ALLTAG IN DER STADT
ZÉFAL
Doowah
Du wohnst in einer Großstadt, in der du alle Wege
am bequemsten mit dem Rad erledigen kannst.
Schlechtes Wetter hält dich nicht vom Radfahren
ab, deswegen hast du dich bewusst für ein Rad mit
einer Dynamoanlage entschieden. Wie viel Power
deine Lampen haben, ist für dich zweitrangig. Du
brauchst sie vor allem, um gesehen zu werden. Ohne
gute seitliche Sichtbarkeit und Standlicht würdest
du deshalb keinen Meter mehr fahren wollen. Die
Reflektoren an deinem Rad ergänzt du zusätzlich
durch Reflektorbänder um beide Knöchel, die
nicht nur die Hose aus den Speichen halten. Auch
dein Rucksack hat ein Cover mit reflektierenden
Elementen verpasst bekommen. Das schützt nicht
nur vor Regen, sondern ist wegen deiner aufrechten
Sitzposition auch sehr gut sichtbar.
XLC
BA-S90
PENDELN AUF DEM
PLATTEN LAND
SIGMA
Aura 80
ABUS
Urban-I 3.0
Zwischen deinem Bett und deinem Schreibtisch
liegen ca. 20 Kilometer, fast alles davon über
einen schnurgeraden Fahrradweg entlang einer
Landstraße. Hügel oder Kurven? Fehlanzeige. Um
schnell vorwärtszukommen, bist du mit einem
Rennrad unterwegs, das du am Wochenende auch
mal etwas sportlicher ausfährst. Deshalb benutzt
du leistungsstarke Akkulampen, die du innerhalb
kürzester Zeit an- und abbauen kannst. Der Radweg
ist schmal, deswegen ist dir eine breite Ausleuchtung
nicht so wichtig. Viel Power hingegen ist ein Muss,
denn auf dem Land steht nicht alle 50 Meter eine
Laterne. Zusätzliche Akzente setzt du mit einer
Rückleuchte in deinem Helm und Überschuhen aus
reflektierendem Material. Das Rucksackcover hast
du wieder abgeschafft, da es flattert und man es
sowieso praktisch nicht sieht, wenn du sportlich
gestreckt auf deinem Rennrad sitzt.
47
© VAUDE, Markus Greber
TOUREN IM GELÄNDE
Touren im Wald sind das ganze Jahr über deine
Flucht aus dem Alltag. Wenn es dunkel wird,
brauchst du auf kurvigen Waldwegen eine Menge
Licht. Am Lenker hast du deswegen eine starke
Frontleuchte mit möglichst breiter Ausleuchtung,
die auch auf der Straße zum Trail gute Dienste
leistet. Im Wald schaltest du eine Helmlampe zu. Die
hat im Straßenverkehr nichts zu suchen, weil ihre
brutale Power andere Verkehrsteilnehmer*innen
blendet. Im Wald kommt dir allerdings niemand
entgegen und du bist dort darauf angewiesen,
Hindernisse rechtzeitig zu erkennen.
LUPINE
Neo 4
UNABHÄNGIG DANK
LICHT
Selbst mit einer hochwertigen Lichtanlage an
deinem Fahrrad wirst du nicht die Nacht zum
Tag machen können. Du kannst aber dafür
sorgen, für andere gut sichtbar zu sein, ohne
dich mit Leuchten und Reflektoren zu behängen
wie ein Weihnachtsbaum. Außerdem garantiert
dir die Wahl der richtigen Lampe, dass du
auch in Herbst und Winter zu jeder Tages- und
Nachtzeit genug sehen kannst, um mit dem
Fahrrad sicher voranzukommen. So bleibst du
auch in den Jahreszeiten unabhängig, in denen
die meisten im Auto oder im Bus sitzen.
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Friedrichstraße 6
70174 Stuttgart
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Redaktioneller Stand: 30. September 2020
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Bastian Steinecker, Frank Maier, Martin Ohliger
Grafik:
Christian Wenglorz, Jonas Christoph
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Felix Böhlken, Martina Domnick
Lektorat:
Herwig Frenzel
fahrrad.de
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