Bikester Magazin Herbst / Winter 2020
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, die Zeichen stehen auf Bike-Boom. Jetzt heisst es mehr denn je: Fahr Rad! Für dich und für andere, um zur Arbeit zu kommen oder um gesund zu bleiben. Hauptsache, du fährst! Selbst in unseren kühnsten Träumen hätten wir uns nicht ausmalen können, dass unser liebstes Fortbewegungsmittel innerhalb so kurzer Zeit einen solchen Aufschwung erleben würde. Zwar sind wir noch lange nicht im Veloparadies unterwegs. Trotzdem ist es schön, bereits zu spüren, dass durch viele Strassen ein frischer Wind weht. Natürlich kommt dieser Boom nicht von ungefähr. Die positiven Veränderungen im Verkehrsbereich sind auch eine Folge der weltweiten Covid-19-Pandemie. Auf unsere Velos können wir uns aber gerade in dieser Situation verlassen. Wir sind nicht nur meistens schneller und bequemer am Ziel, sondern auch garantiert immer umweltfreundlicher. Auch unsere Stimmung profi tiert, denn noch nie ist jemand mit schlechter Laune von einem Rad gestiegen. Viele Menschen, die in den letzten Monaten das Velo (wieder-)entdeckt haben, spüren das täglich am eigenen Leib und erleben eine ganz neue Freiheit. So werden wir alle nicht nur mit jeder Kurbelumdrehung ein bisschen fi tter und glücklicher, sondern machen auch die Welt ein kleines bisschen besser! Dein Bikester
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,
die Zeichen stehen auf Bike-Boom. Jetzt heisst es mehr denn je: Fahr
Rad! Für dich und für andere, um zur Arbeit zu kommen oder um
gesund zu bleiben. Hauptsache, du fährst!
Selbst in unseren kühnsten Träumen hätten wir uns nicht ausmalen
können, dass unser liebstes Fortbewegungsmittel innerhalb so kurzer
Zeit einen solchen Aufschwung erleben würde. Zwar sind wir noch
lange nicht im Veloparadies unterwegs. Trotzdem ist es schön, bereits
zu spüren, dass durch viele Strassen ein frischer Wind weht.
Natürlich kommt dieser Boom nicht von ungefähr. Die positiven
Veränderungen im Verkehrsbereich sind auch eine Folge der weltweiten
Covid-19-Pandemie. Auf unsere Velos können wir uns aber gerade in
dieser Situation verlassen. Wir sind nicht nur meistens schneller und
bequemer am Ziel, sondern auch garantiert immer umweltfreundlicher.
Auch unsere Stimmung profi tiert, denn noch nie ist jemand mit
schlechter Laune von einem Rad gestiegen. Viele Menschen, die in den
letzten Monaten das Velo (wieder-)entdeckt haben, spüren das täglich
am eigenen Leib und erleben eine ganz neue Freiheit.
So werden wir alle nicht nur mit jeder Kurbelumdrehung ein bisschen
fi tter und glücklicher, sondern machen auch die Welt ein kleines
bisschen besser!
Dein Bikester
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
HERBST / WINTER 2020
© GORE
Topstone Carbon
Lefty
More give
More go
More Lefty
ABGEBILDETES FAHRRAD: TOP STONE CARBON LEFTY 1
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,
die Zeichen stehen auf Bike-Boom. Jetzt heisst es mehr denn je: Fahr
Rad! Für dich und für andere, um zur Arbeit zu kommen oder um
gesund zu bleiben. Hauptsache, du fährst!
Selbst in unseren kühnsten Träumen hätten wir uns nicht ausmalen
können, dass unser liebstes Fortbewegungsmittel innerhalb so kurzer
Zeit einen solchen Aufschwung erleben würde. Zwar sind wir noch
lange nicht im Veloparadies unterwegs. Trotzdem ist es schön, bereits
zu spüren, dass durch viele Strassen ein frischer Wind weht.
Natürlich kommt dieser Boom nicht von ungefähr. Die positiven
Veränderungen im Verkehrsbereich sind auch eine Folge der weltweiten
Covid-19-Pandemie. Auf unsere Velos können wir uns aber gerade in
dieser Situation verlassen. Wir sind nicht nur meistens schneller und
bequemer am Ziel, sondern auch garantiert immer umweltfreundlicher.
Auch unsere Stimmung profitiert, denn noch nie ist jemand mit
schlechter Laune von einem Rad gestiegen. Viele Menschen, die in den
letzten Monaten das Velo (wieder-)entdeckt haben, spüren das täglich
am eigenen Leib und erleben eine ganz neue Freiheit.
So werden wir alle nicht nur mit jeder Kurbelumdrehung ein bisschen
fitter und glücklicher, sondern machen auch die Welt ein kleines
bisschen besser!
© KALKHOFF
Dein Bikester
3
INH
ALT.
DRAUFGEHALTEN
Hier gibt’s was auf die Augen
6
UND ALLE WOLLEN AUFS VELO
Über den Bike-Boom 2020
10
DRAHTESEL ODER PACKESEL?
Mit dem Velo alles dabeihaben
18
ALLEINE RAD FAHREN
Me-time auf zwei Rädern
24
STAFF PICK
Johannes' Serious Bear Peak
28
SPASS AM BERGAUFFAHREN
Mit dem E-MTB im Flow
30
STAFF PICK
Tillmanns Orbea Rallon
35
AUF TOUR
DIY Gravel DK mit Ted King
36
STAFF PICK
Martins Wahoo KICKR CORE
42
ES WERDE LICHT
Sehen und gesehen werden auf dem Fahrrad
44
BIKESTER.CH
DRAUF-
GEHALTEN
© FOCUS
5
DRAUF-
GEHALTEN
© VAUDE / CHRISTOPH LAUE
BIKESTER.CH
7
DRAUF-
GEHALTEN
© HOUDINI
BIKESTER.CH
9
© CANNONDALE
BIKESTER.CH
Text: Felix Böhlken
UND ALLE
WOLLEN
AUFS VELO
ÜBER DEN BIKE-BOOM 2020 - UND SEINE FOLGEN
Das Corona-Virus und der Lockdown im Frühjahr haben einschneidende Veränderungen
für uns alle gebracht - neben den vielen negativen Erfahrungen gibt es aber auch
positive Entwicklungen. So erlebt das Velo derzeit einen beispiellosen Boom: Viele
Läden sind gefühlt ausverkauft, Radwege so voll wie nie. Doch bringt dieser Schub
eine nachhaltige Veränderung und Verbesserung für den Radverkehr - oder wird der
Bike-Boom wieder verpuffen?
Keine Frage: Für das Velo ist 2020 ein gutes Jahr. Viel mehr Menschen steigen wieder
aufs Velo, sie kaufen mehr Velos denn je, und auch die Politik bewegt sich plötzlich.
Warum? Wegen Lockdown, Kurzarbeit und Homeoffice haben viele mehr Zeit – auch
fürs Radfahren. Wer zur Arbeit fährt, fühlt sich angesichts der Maskenpflicht in Bus und
Bahn an der frischen Luft sicherer und steigt um. Und auch durch die eingeschränkten
Urlaubsmöglichkeiten entdecken viele das Velo wieder für sich. Denn haben wir früher
nicht alle viel öfters mal eine Runde gedreht, einfach so, zum Spass? Eben.
11
© MARTIN OHLIGER
DER VELO-BOOM IN
ZAHLEN
Erste Daten belegen den Bike-Boom
eindrucksvoll: «Die Menschen verbrachten
in der Shutdown-Zeit doppelt so viel Zeit
auf dem Rad wie zuvor, und der Radanteil
am Gesamtverkehr hat sich seitdem
verdreifacht», weiss Rebecka Hoch vom
Allgemeinen Deutschen Fahrradclub
(ADFC). Der Verband wertet regelmässig
Daten von Zählstationen aus, die den Trend
zum Zweirad klar belegen. Eine Studie der
ETH Zürich bescheinigt für die Schweiz eine
Zunahme des Radverkehrs um 70 Prozent.
Und Österreich meldet seit Mai mindestens
20, je nach Ort sogar bis zu 75 Prozent mehr
Radverkehr.
Durch den Lockdown passierten vor allem
in Deutschland plötzlich Dinge, die man als
Velofahrer*in davor kaum zu träumen wagte.
So eröffneten einige Grossstädte Pop-up-
Radwege, Berlin machte den Anfang, Leipzig,
Nürnberg und Wien folgten. Mehr und mehr
Städte setzen Tempo 40 auf vielen Strassen.
Auch in der Schweiz bewegt sich rechtlich
einiges fürs Velo: Das Veloweg-Gesetz,
das 2018 in einer Volksabstimmung mit
Dreiviertelmehrheit auf den Weg gebracht
worden war, ist ab Mai in der politischen
Umsetzung. Und es wurde ein Gesetz
verabschiedet, das Velofahrer*innen in der
Schweiz ab dem 1.1.2021 das Rechtsabbiegen
an roten Ampeln mit einem speziellen Schild
gestattet. Kinder bis 12 dürfen dann auf dem
Gehweg fahren.
«VIELLEICHT BEKOMMEN WIR JETZT WIEDER
ETWAS MEHR GESPÜR DAFÜR, DASS ES EHER
NORMAL IST, WENN NICHT ALLES IMMER
SOFORT ZU HABEN IST?»
- Henri Schwarz, Einkaufsleiter Bikester
Die Krönung des vor Corona schier
Undenkbaren geschah in Deutschland:
Damit Velowerkstätten auch während
des Lockdowns öffnen konnten, wurde
das Velo «systemrelevant». Das war quasi
der institutionelle Ritterschlag fürs Velo
– mehr offizielle Anerkennung haben wir
Radfahrenden selten erlebt.
BIKESTER.CH
ANGEBOT UND NACH-
FRAGE MAL ANDERS
Mehr Schub gab es für das Velo in den
letzten zehn Jahren zusammengerechnet
nicht. Doch getreu der alten Lebensweisheit:
«Hast du Plus, hast du Minus» brachte dieser
Boom den Velohandel bald in unerwartete
Schwierigkeiten. Velos, so ein geflügeltes
Wort in der Branche, wurden das neue
Klopapier: Die grosse Nachfrage überstieg
bald das Angebot. «Das hat uns erschlagen.
In der ersten Woche war es kurios, weil es
nicht aufgehört hat. Im April war der Umsatz
unserer Shops fast doppelt so hoch wie im
Vorjahr», bestätigt Christiaan Vrey, Head of
Retail bei Bikester. Er ergänzt: «Und es hört
bis jetzt einfach nicht auf. Das Kaufinteresse
ist ungebrochen.» Für Österreich bestätigt
Martina Pfluger von der Wirtschaftskammer
Wien die grosse Nachfrage nach Velos und
Zubehör: So wurden im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum ab Mai 60 Prozent mehr
E-Bikes verkauft.
Dabei lief der Kauf-Boom in drei Phasen
ab, wie Läden allerorten berichten: Anfangs
hatten die Kund*innen einen sportlichen
Fokus, Radsportler*innen investierten in
ein neues Bike, weil sie plötzlich mehr
Zeit hatten. In der zweiten Phase rückten
Alltagsvelos in den Fokus, weil viele
Menschen das Velo als Alternative zum
ÖPNV entdeckten. Mit der Ferienzeit
wechselte die Nachfrage dann zu Rädern
und Material für die Radreise und Urlaub
mit dem Bike. So ein Kaufrausch sollte
die ganze Branche eigentlich in Jubel
ausbrechen lassen, oder? Nur bedingt. Denn
die ungebremst hohe Nachfrage bedeutete
spätestens ab Juni spürbare Lieferengpässe
bei Velos. Warum manche Modelle nicht
mehr in allen Grössen oder gar nicht mehr
erhältlich sind, erklärt Henri Schwarz,
Einkaufsleiter bei Bikester: «Während des
Lockdowns wurden viele Produktionen
stark oder ganz runtergefahren, auch in
der Radbranche. Das hat Folgen: Schon
unter normalen Bedingungen dauert es zwei
bis fünf Monate, bis die Ware im Verkauf
ankommt.» Doch normal ist nichts im Jahr
2020. Abgerissene Lieferketten erschweren
die Situation: Waren aus asiatischer
Fertigung kommen per Container nach
Europa, doch durch den Lockdown kam
auch der Schiffsverkehr fast völlig zum
Erliegen – und nimmt nur langsam wieder
Fahrt auf. Obwohl die Produktion in Asien
wieder hochgefahren ist, kommen die Waren
trotzdem nur zögerlich in Europa an.
Und wann werden wir wieder die
normale Lieferfähigkeit erreicht haben?
Einkaufsleiter Henri Schwarz wagt einen
Ausblick: «Bis Ende des Jahres sollte sich
die Sache normalisiert haben. Einige in der
Branche könnten schon noch Probleme
bekommen, aber unser gigantisches Lager
hilft uns natürlich, die Lieferfähigkeit zu
verbessern, da sind wir im Vorteil.» Wobei
er zum Thema «Normalzustand» noch
hinzufügt: «Eigentlich waren ja die letzten
Jahre verrückte Zeiten, in denen alles immer
verfügbar war. Vielleicht bekommen wir
jetzt wieder etwas mehr Gespür dafür, dass
es eher normal ist, wenn nicht alles immer
sofort zu haben ist?»
13
WIE WIRD DIE NEUE
VELO-NORMALITÄT?
Die aktuelle Nachfrage ist das eine. Viel
wichtiger ist aber die Frage, wie sich der Velo-
Boom in den Städten und auf den Radwegen
weiterentwickeln wird. Bedeutet der der
Zuwachs des Radverkehrs in den Städten
überhaupt weniger Autos, oder geht er vor
allem zulasten des ÖPNV? «Jetzt kommt
dem Radverkehr aber eine aussergewöhnlich
wichtige Rolle zu, denn der ÖPNV wird
weiterhin nur verhalten genutzt. Es darf auf
keinen Fall passieren, dass viele, die früher
Bus und Bahn genutzt haben, alle ins Auto
steigen – denn dann ist der Verkehrskollaps
unausweichlich», erklärt Rebecka Hoch
den Standpunkt des ADFC. Klar ist: Eine
nachhaltige Veränderung weg vom Auto
hin zum Velo wird es nur geben, wenn die
Menschen dem Velo treu bleiben und es weiter
fleissig nutzen. Je mehr Menschen in den
Städten auf dem Rad unterwegs sind, umso
grösser wird der Druck, die Infrastruktur
auszubauen – was den Radverkehr weiter
stärken würde. Das meint auch ADFC-Frau
Rebecka Hoch: «Ob der Boom anhält, hängt
davon ab, wie schnell es den Kommunen
gelingt, die Fahrradinfrastruktur auszubauen.
Denn die Radwege waren schon vor der Krise
schlecht und dramatisch unterdimensioniert
– jetzt gibt es viele zusätzliche Neuaufsteiger.
Und die werden dem Rad nur treu bleiben,
wenn sich das Radfahren noch sicher
und komfortabel anfühlt, auch wenn der
Autoverkehr wieder zurück in die Städte
gekommen ist.» Ähnlich argumentiert die
Unfallforschung der Versicherer (UDV)
in einer Stellungnahme: Um hinreichende
Sicherheit für Velofahrer*innen zu erreichen,
müssten die Kreuzungen umgebaut und die
Ampelschaltungen geändert werden. Denn
einfach nur ein paar zusammenhanglose Popup-Radwege
bringen vielleicht kurzfristig
mehr Radverkehr, aber nicht mehr Sicherheit,
so die Forscher*innen vom Gesamtverband
der Deutschen Versicherungswirtschaft.
© DIAMANT
BIKESTER.CH
© FOCUS
«DER ÖFFENTLICHE RAUM MUSS
FAIRER AUFGETEILT WERDEN»
- Umfrage des ZIV
Der Zweirad-Industrieverband (ZIV) hat
die Radindustrie und den Fachhandel zu
Auswirkungen und Folgen von Corona
befragt. Eine klare Schlussfolgerung dieser
Umfrage lautet: «Die Corona-Krise zeigt sehr
deutlich, dass das Fahrrad ein unentbehrlicher
Bestandteil moderner Mobilität ist. Sehr
viele Menschen sind aus dem öffentlichen
Nahverkehr auf Alternativen umgestiegen,
viele von ihnen aufs Fahrrad. Gerade für
sie ist die aktuelle Fahrradinfrastruktur an
vielen Orten unzureichend.» Die befragten
Händler, Hersteller und Dienstleister fordern
vor allem eine gute Infrastruktur und ein
velofreundliches Verkehrsklima als zentrale
Voraussetzungen für ihren wirtschaftlichen
Erfolg. «Der öffentliche Raum muss fairer
aufgeteilt werden», lautet ein Fazit der
Umfrage.
15
WAS KÖNNEN WIR TUN?
Das Jahr 2020 wird also vielleicht das Jahr,
in dem wir wieder zurück aufs Velo gefunden
haben, in dem die Verkehrswende endlich
Fahrt aufnimmt, in dem das Auto seine
übermächtige Stellung in den Städten wieder
ans velo abgeben muss. Vielleicht werden
wir schon bald sehen, dass wir von dieser
Entwicklung alle profitieren: Die Städte sind
weniger laut, weniger dreckig, und das Klima
kann aufatmen. Was jeder Einzelne dafür tun
kann? Einfach weiter mit dem Rad fahren -
wo immer möglich, wann immer möglich.
Damit schaffen wir Tatsachen und stecken
bestenfalls andere an. Denn: «Velofahren
macht ja Spass, das merken jetzt alle Leute,
die wieder ein neues Bike haben oder ihr altes
Rad neu für sich entdecken. Ich glaube, das
wird auch anstecken. Wer einmal losfährt,
erfährt Vertrauen und Überzeugung und
Spass», findet Henri Schwarz. Stimmt. Gute
Zeiten also fürs Velo, auch wenn unter ganz
neuen Umständen.
© DIAMANT
© DIAMANT
In Kopenhagen sind
Radwege keine
Ausnahmen, sondern die
Hauptverkehrsadern
BIKESTER.CH
NEVER STOP CYCLING
NEU! VARIA RTL516 | EDGE ® 1030 PLUS | EDGE ® 130 PLUS
GARMIN.COM
17
© THULE
BIKESTER.CH
DRAHTESEL ODER
PACKESEL?
MIT DEM VELO ALLES DABEIHABEN
Denkst du darüber nach, mit dem Velo zur Arbeit zu pendeln oder längere Touren zu unternehmen? Dann
stehst du bestimmt vor der Herausforderung: Wohin mit dem ganzen Zeug, das wir im Alltag brauchen?
Geldbeutel, Papiere, Laptop, Jacken, Frühstück, Getränke … Da kommt schon einiges zusammen.
Es klingt einfach: den Rucksack auf den Rücken schnallen, Tüten auf den Gepäckträger spannen oder
Beutel vom Lenker baumeln lassen. Aber es gibt viele Dinge, die du beachten solltest, um deine Fahrt
bequemer und vor allem auch sicher zu machen. Es lohnt, sich zu überlegen, wie du deine Sachen am
besten transportieren kannst, und dazu verschiedene Methoden auszuprobieren.
19
© DIAMANT
RUCKSACK ODER MESSENGER BAG
Rucksäcke und Umhängetaschen sind
einfache Möglichkeiten, Gegenstände am
Körper zu transportieren. Du kannst nach
deiner Fahrt absteigen und hast schon alles
dabei. Aber auch hier gibt es Tipps, die
dir das Leben leichter machen. Messenger
Bags eignen sich besonders, wenn du eine
überschaubare Menge Unterlagen und
einen Laptop mitnimmst. Mit einem Gurt
über die Schulter getragen, hast du alles
jederzeit griffbereit. Aber wenn du mal mehr
mitnehmen musst, wird das Gewicht schnell
unhandlich – besonders auf dem Velo. In einen
Rucksack passt in der Regel mehr hinein und
das Gewicht verteilt sich durch die beiden
Gurte gleichmässiger auf dem Rücken.
Allerdings kann das hohe Fassungsvermögen
vom Segen zum Fluch werden, wenn der
Rucksack zu vollgepackt wird. Er kann
dann beim Schulterblick die Sicht nehmen
oder unangenehm gegen den Helm stossen,
wenn der Rucksack oben zu lang ist. Denn
Rucksäcke und Messenger Bags sind meistens
gemacht, um mit aufrechtem Rücken
getragen zu werden. Wenn du etwas nach vorn
gebeugt fährst oder die Schultern zum Lenker
gerichtet sind, verlagert sich das Gewicht der
Tasche und der Druck der Träger kann zu
Verspannungen und roten Striemen führen.
Das muss aber nicht zwangsläufig so sein!
Es lohnt sich, mit unterschiedlichen Gurteinstellungen
zu experimentieren: Manchmal
ist es angenehmer, wenn du die Gurte der
Tasche etwas höher ziehst, als du es beim
normalen Tragen machen würdest. Dann
sitzt die Tasche zwar enger am Körper, als
du es gewohnt bist, aber dafür verteilt sich
das Gewicht besser. Ausserdem schwankt
die Tasche beim In-die-Pedale-Treten
nicht hin und her. Andere schwören darauf,
Rucksack oder Messenger Bag etwas
niedriger zu tragen, sodass die Tasche auf der
Lendenwirbelsäule aufliegt. Auch hier geht
es darum, dass sich das Gewicht der Tasche
beim Fahren gleichmässiger auf deinem
Rücken verteilt. Daher ist es sinnvoll, auf
dem Velo eine andere Trageposition für die
Tasche zu finden als beim Gehen.
Mit der Tasche auf dem Rücken läufst du auch
Gefahr, dass die körperliche Bewegung beim
Fahren zu unangenehmen Schweissflecken
oder Falten führt. Das ist besonders für die
Ankunft im Büro, in der Uni oder einem
Geschäft sehr unangenehm. Schweissflecken
kannst du durch gut belüftete Rucksäcke oder
speziell fürs Velofahren designte Taschen
reduzieren. Eine andere Möglichkeit ist, das
Gepäck vom Körper weg zu verlagern.
BIKESTER.CH
KORB ODER GEPÄCKTRÄGER
Wenn dein Velo bereits mit einem Korb oder
Gepäckträger ausgerüstet ist, kannst du deine
Tasche auch gut hier unterbringen. Dadurch
hast du mehr Bewegungsfreiheit, wirst nicht
durch verrutschende Träger oder Schnallen
abgelenkt und kannst dich auf den Spass am
Fahren konzentrieren. Bei den meisten Velos
lassen sich Gepäckträger und/oder Korb auch
vielfältig nachrüsten, solange du die Teile
fest am Rahmen verschrauben kannst. Ein
Korb über dem Vorderrad hat den grossen
Vorteil, dass du dein Gepäck immer im
Blick hast und nichts aus Versehen verloren
geht. Allerdings sollte auf dem Vorderrad
nicht zu viel Gewicht lasten, weil das den
Schwerpunkt des Velos verlagert und die
Lenkung beeinträchtigen könnte. Wenn dein
Weg holprig ist, solltest du darauf achten,
dass alles, was im Korb ist, gut festgeschnürt
ist. Hierzu eignen sich Bungee-Seile oder
Netze, die mit praktischen Haken über das
lose Gepäck gespannt werden können. Auf
dem Gepäckträger hinten kannst du mehr
Last transportieren als über dem Vorderrad,
weil dort der Schwerpunkt liegt. Achte darauf,
dass der Gepäckträger selbst nicht zu den
Seiten wackelt und das Gewicht möglichst
gleichmässig nach rechts und links verteilt
ist. Sonst wird das Fahrverhalten deines Velos
beeinträchtigt und du kommst ins Schlingern.
Das gefährdet nicht nur dich, sondern auch
andere Verkehrsteilnehmer*innen.
Es reicht nicht, wenn du einen Rucksack
einfach mit der Spannhalterung auf
dem Gepäckträger festklemmst. Bei
Schlaglöchern oder kleinen Bodenwellen
kann sich etwas lösen, das Ganze gerät,
ohne dass du es bemerkst, in Schieflage und
landet in den Speichen oder hinter dir auf
dem Boden. Da ist es besser, einen Korb auf
dem Gepäckträger zu befestigen. Auch hier
können zusätzliche Bungee-Seile und Netze
Abhilfe schaffen.
Eine gute Faustregel ist: Dein Gepäck sollte
so befestigt sein, dass du dein Velo damit
immer noch anheben kannst.
© CANNONDALE
21
PACKTASCHEN
Wenn Rucksäcke und Körbe für dich
nicht infrage kommen oder du diese schon
ausprobiert hast, ist es vielleicht an der
Zeit, dass du es mal mit Gepäcktaschen
versuchst. Hier hast du die Qual der Wahl,
was das Design, Fassungsvolumen und
Format betrifft. Manche Hersteller haben
schicke Produktlinien entwickelt, die gut
fürs Büro geeignet sind und gepolsterte
Laptoptaschen integrieren. Andere setzen
auf hohes Packvolumen, was sie auch für
den Wocheneinkauf oder mehrtägige Touren
interessant macht.
Es empfiehlt sich, das Gepäck gleichmässig
auf zwei Seitentaschen oder eine
Gepäckträgertasche zu verteilen. Zwar
reicht oft nur eine Seitentasche und das
Handling ist selbst mit etwas Schlagseite
nicht bedeutend beeinträchtigt, aber das
ungleichmässige Gewicht schadet auf Dauer
deinem Velo und Fahrgefühl. Die Aufhängung
des Gepäckträgers kann sich verbiegen und
die leichte Schieflage des Velos führt dazu,
dass die Reifen ungleichmässig abnutzen, was
zu Pannen führen kann.
Das Material guter Gepäcktaschen muss
stabil, reissfest und witterungsbeständig
sein. Besonders beliebt ist Nylon und auch
dicke Polyester- und Kunststoffgewebe
mit verschweissten Nähten und einer
festen Rückwand. Durch das Anbringen,
Abnehmen und Fahren über Stock und Stein
wird die Aufhängung stark beansprucht
und sollte daher verstärkt und verschraubt
sein. Die Tasche sollte mehrere einstellbare
Aufhängungen und ein Hakensystem haben,
damit es möglichst keinen Spielraum gibt und
nichts verrutscht. Ausserdem ist es wichtig,
die Tasche so anzubringen, dass du mit deinen
Fersen nicht daran hängen bleibst.
Die meisten Velotaschen haben integrierte
Gurte, mit denen sie leicht getragen werden
können. Hierbei ist es wichtig, darauf zu
achten, dass die Haken und Verstärkungen
möglichst abgedeckt oder versteckt werden
können, damit du dir keine blauen Flecken
oder Löcher in der Kleidung einhandelst.
Während die Taschen auf dem Velo sind,
sollten die Gurte hingegen gut verstaut sein,
damit sie nicht in die Speichen kommen oder
irgendwo hängen bleiben.
Gepäcktaschen sind inzwischen mit
zahlreichen Funktionen ausgestattet, was
sie zu echten Verwandlungskünstlern und zu
flexiblen Begleitern im Alltag macht. Damit
werden sie auch zum Style-Objekt – sowohl
auf dem Velo als auch abseits davon.
© VAUDE / CHRISTOPH LAUE
FAZIT
Es macht Spass, auf zwei Rädern zu
pendeln und alles dabeizuhaben, was du
brauchst. Du tust etwas für deine Fitness
und bist nachhaltig unterwegs. Wenn
du unterschiedliche Transportsysteme
ausprobierst, erreichst du das grosse
Pendlerziel: möglichst bequem nicht nur
dich selbst, sondern auch alles, was du
brauchst, von A nach B zu befördern.
BIKESTER.CH
URBAN SECURITY
BELONGS TO
THE CITY
Erlebe die urbane Freiheit mit Fahrradhelmen
und Fahrradschlössern von ABUS.
abus.com
23
Text: Friederike Kosche
ALLEINE RAD FAHREN
ME-TIME AUF ZWEI RÄDERN
Ich bin weder schnell noch stylish. Ich
schrubbe weder Kilometer noch trainiere
ich für einen Wettkampf. Ich bin einfach
unterwegs. Eine Liebeserklärung an die
Zweisamkeit mit meinem Velo.
BIKESTER.CH
Der erste Kilometer ist schwerfällig, doch
sobald ich Fahrt aufgenommen habe,
beginnen meine Gedanken zu entschleunigen.
Mein anfängliches Grübeln über nötige
Besorgungen und anstehende Projektabgaben
ist nach spätestens einer halben Stunde vom
Fahrtwind weggeblasen. Meine Beine treten
ebenmässig in die Pedale, mein Blick streift
durch die Natur, ich höre meinem Körper zu
und der Alltag verschwindet am Horizont.
Mein Kopf bekommt den Raum, auszuatmen
und aufzuräumen. Dabei bringt er Einsichten
und Erkenntnisse hervor, die mir im
wuseligen Alltag selbst in nachdenklicher
Atmosphäre verwehrt bleiben. Ist das der
Zustand, der in Achtsamkeitsratgebern als
«Bei sich angekommen» bezeichnet wird?
Es fühlt sich auf jeden Fall gut an. Mit jeder
Abbiegung, die ich nehme, steigt mein
Freiheitsgefühl. Rechts oder links? Die
asphaltierte Strasse oder der Waldweg? Den
kleinen Regenschauer aushalten oder doch
lieber unterstellen? Ich habe die Wahl und
bestimme, wie es weitergeht.
© LIV
25
Praktische Tipps für deine erste Solofahrt:
Fang mit einem Tagesausflug oder einer kleinen Tour an. Für
Übernachtungsmöglichkeiten schau auf warmshowers.org
vorbei, einem weltweiten Netzwerk, das dir dabei hilft, dich auf
eine warme Dusche am Ende des Tages zu freuen.
Hab ein Reparatur-Kit griffbereit. Solltest du die Mutter nicht
alleine gelöst bekommen, wirst du auf helfende Hände stossen.
Wenn du ihnen dann den passenden Schraubenschlüssel
reichen kannst, werden sie dir dankbar sein.
Verabschiede dich von dem Gedanken, dass du an dem
geplanten Ort zur kalkulierten Zeit ankommen wirst. Der Weg
ist das Ziel.
Alleine auf dem Rad unterwegs zu sein,
heisst aber auch, dass ich niemanden für die
Situation verantwortlich machen kann, in die
mich mein Motto «Abseits der bekannten
Wege wartet das Abenteuer» mal wieder
gebracht hat. Ganz gleich, ob die Reifen im
Sand versinken oder die Disteln an meinen
Waden kratzen – es gibt niemanden, den
ich dafür verfluchen kann. Wo ich lande, ist
die Konsequenz meiner Entscheidung und
wird damit zu meinem eigenen Erfolg oder
Missgeschick. Beides lässt sich später am
Lagerfeuer zu einer lebhaften Geschichte
ausschmücken.
Wer nun aber glaubt, dass eine Solotour mit
absoluter Einsamkeit gleichzusetzen ist, irrt
gewaltig. Jede Ausfahrt ist eine erfrischende
Erinnerung daran, dass ich nicht alleine bin.
Unzählige Male bin ich auf hilfsbereite und
gutherzige Menschen gestossen, die sich
ohne zu zögern ihre Hände mit Kettenöl
beschmieren, mir einen Kraftsnack reichen
oder ein motivierendes Lächeln für den
letzten Anstieg schenken. Manche bleiben
mir als freudige Begegnung in Erinnerung, mit
anderen hat sich eine langjährige Freundschaft
entwickelt. Eine Solotour hat für jede*n eine
andere Bedeutung. Für mich heisst es, still zu
sitzen und trotzdem in Bewegung zu bleiben,
vorwärtszukommen, ohne weglaufen zu
können, Abstand zu gewinnen und mir selbst
und der Welt dabei näherzukommen.
Es ist manchmal unbequem, mühsam und
frustrierend. Nur eines bedeutet es auf jeden
Fall nicht: alleine sein.
© TREK
BIKESTER.CH
BACK TO
BASECAMPZ
27
Serious Bear Peak Power
Hardtail E-MTB
WORAUF WIR
ABFAHREN
JOHANNES — SERIOUS BEAR PEAK POWER
© FAMILIE SOMMER
Wer bist du und was machst du bei
Bikester?
Welches Velo fährst du und warum?
Ich bin Johannes, 35 Jahre alt und seit ein paar
Monaten Merchandise Planner. Online haben
wir eine riesige Produktpalette, aber im
Vergleich dazu nur kleine Läden vor Ort. Ich
bin die Schnittstelle zwischen Einkauf und
den Stores und definiere in Zusammenarbeit
mit den Leuten dort, was genau verkauft
wird. Das sind regional sehr unterschiedliche
Produkte. Ich fahre Velo, seit ich vier, und
MTB, seit ich sechs Jahre alt bin. Das wurde
mit der Zeit immer abfahrtslastiger – aber
nicht leistungsorientiert. Ich gehe einfach
raus und habe Spass auf dem Bike.
Ich fahre schon recht lange E-Bike, aber
das waren bis jetzt immer nur schwere
Mountainbikes zum Bergabfahren. Dadurch,
dass ich Papa geworden bin, habe ich ein
Velo gebraucht, um den Kinderanhänger zu
ziehen. Die Preislage des Serious Bear Peak
Power mit dem grossen Shimano-Antrieb,
XT-Ausstattung und Vierkolbenbremse hat
echt gepasst. Und es ist gar nicht so weit von
meinem Abfahrtsbike weg, wenn man sich
die Geometrie genauer ansieht. Ich benutze
das Serious nicht nur als Kinderanhänger-
Zugmaschine in der Stadt oder auf Touren,
sondern auch für meine Feierabendrunde. Das
war echt ein Wow-Effekt, herauszufinden, was
dieses Velo wirklich kann. Seitdem das Bear
Peak zu Hause steht, bin ich exakt ein einziges
Mal mit meinem um ein Vielfaches teureren
Downhill-E-Bike unterwegs gewesen. Wenn
du es echt krachen lassen willst, musst du noch
ein paar Teile optimieren, aber ansonsten ist
das Bear Peak ein perfektes Rad.
BIKESTER.CH
Your Performance, your Spirit.
VAUDE ECO
PRODUCT
Men‘s Croz Fleece Jacket II
Leicht und abriebfest: Alpine Fleece-Jacke
mit elastischen Einsätzen
hergestellt aus Fleece aus Holzfasern zur
Reduzierung von Mikroplastik in den Meeren
© CANNONDALE
Text: Frank Maier / Basti Steinecker
MIT EINEM E-MTB
BERGAUF IMMER IM
FLOW BLEIBEN
BIKESTER.CH
Die Liftkarte ist gelöst, das Bike in die Gondel gepackt
und ab geht es nahezu schwere- und lautlos nach oben.
Im Bikepark wartet der Einstieg zum Trail oft oben auf uns.
Bis zum flowigen Hinabsurfen dürfen wir uns zurücklehnen.
Doch mal ehrlich – ist der müheloseste Weg hinauf wirklich
immer der schönste? Ist es nicht ein gutes Gefühl, sich seine
Tiefenmeter aus eigener Kraft zu erarbeiten? Was, wenn der
Weg nach oben nicht nur brennende Beine und zusätzliche
Fahrzeit kostet, sondern auch schon Spass macht?
Moderne Mountainbike-Fullys können nicht nur bergab auf
Passagen glänzen, die bis vor wenigen Jahren noch zum
Absteigen zwangen. Auch berghoch können aktuelle Bikes
beachtlich verblockte Trails bezwingen – oder könnten es,
wenn man es denn einmal ausprobiert.
Wenn du bergauf immer die leichteste fahrbare
Forstwegvariante wählst, verpasst du etwas. Trails. Bergauf.
Ganz gleich ob auf der Hausrunde – an der meist kein Lift
vorhanden ist – oder in einem der immer zahlreicheren
Trailcenter: Aus der lästigen Pflichtübung Uphill können alle
ein bereicherndes Tourenelement mit eigenem Fahrspass
machen.
Das Ganze macht mit E-Bikes natürlich am meisten Laune.
Deshalb konzentrieren wir uns im Folgenden vor allem auf
E-MTBs, die dem Fahrspass am Bergauffahren auf breiter
Basis zum Durchbruch verhelfen können.
31
UPHILL FLOW – WAS SOLL DAS SEIN?
UND WIE KOMME ICH DA HIN?
Man könnte meinen, es ist nur ein Marketing-
Stichwort, mit dem uns die Industrie vom
klassischen Enduro- oder All-Mountain-Bike
auf ein E-MTB bringen möchte. Doch ist es
wirklich nur ein Werbe-Claim oder lassen sich
bergauf echte Glücksgefühle entdecken? Wir
sind uns aus eigener Erfahrung sicher, dass
Letzteres der Fall ist und möchten den Begriff
aufweiten.
Zunächst müssen wir aber eine kleine
Begriffsklärung vornehmen. Was genau
soll denn dieser Flow sein? Also schnell das
Psychologie-Fachbuch aufgeschlagen und
los geht’s: Ein positives emotionales Erleben
durch die volle Konzentration auf eine
Tätigkeit unter Verlieren des Zeitgefühls.
Das klingt ganz schön hochgestochen. Man
kann sagen, dass sich der berühmte Flow
am schnellsten einstellt, wenn wir genau
im richtigen Masse gefordert sind – noch
ohne Stress, aber schon ohne Gelegenheit
abzuschweifen. Das sich dann einstellende
Glücksgefühl entspricht recht genau dem, was
die Psychologie unter Flow versteht. In solchen
Momenten nehmen wir die Umgebung am
intensivsten wahr, werden völlig eins mit ihr.
Auf gut bekannten Abfahrten kennen sicher
die meisten von uns diesen Zustand. Mit
einer etwas angepassten Wegauswahl, etwas
weniger Effizienz- oder Bequemlichkeitsfokus
im Anstieg und nicht zuletzt einer kompakten
E-MTB-Antriebseinheit ist das schon auf dem
Weg nach oben möglich.
Streng genommen braucht es zwar weder
einen Motor noch markige Slogans, um
den Spass auf schmalen Wegen bergauf zu
entdecken. Trotzdem müssen wir zugeben,
dass E-MTBs die Tür zum Flowgefühl
schneller und weiter aufstossen können als
unmotorisierte Bikes.
Die Zusatzpower des E-Antriebs eröffnet
dir von einem Moment auf den nächsten
bisher ungeahnte Uphill-Möglichkeiten. Das
Unterstützungsplus kann bisherige Auffahrten
oder auch neue Aufstiege ermöglichen. Mit
vereinter Kraft von Beinen und E-Antrieb
wird ein potenzieller Leidensweg zum
Fahrtspiel um Wurzeln, Steine und enge
Kurven. Mit genügend Luft zum Atmen und
Wegelementen, die im besten Sinn unsere
Aufmerksamkeit einfordern, purzeln die
Höhenmeter unbemerkt auf dem Weg nach
oben – herzlich willkommen im Uphill Flow.
BIKESTER.CH
BRAUCHT DAS BERGAUF-
FAHREN NEUE REGELN?
Beim Biken auf Wanderwegen gibt es keine
vorgegebene Streckenrichtung. Vorgefundenes
Gefälle und eine damit einhergehende
Selektion der Fahrtrichtungf reichten bislang
als natürliches Ordnungsprinzip. Angelegte
MTB-Trails am regionalen Hausberg oder
im Bikepark kamen ebenfalls gut ohne
Richtungshinweise aus – was für maximalen
Fahrspass bergab angelegt wurde, das erwies
sich oft auch für die eisernsten Waden als
untauglich in die Gegenrichtung. Wenn
du schon einmal in Trailcentern wie in
Rabenberg, Pod Smrkem oder in Wales und
Schottland unterwegs warst, kennst du die
Richtungsvorgaben für Trails bereits und
weisst: Es sind nicht bloss Empfehlungen für
mehr Fahrspass, sondern ernst zu nehmende
Hinweise, um überraschende Begegnungen
mit anderen zu vermeiden.
Mit dem E-MTB erschliessen sich nun
auch Bergauf-Optionen, die man mit dem
normalen MTB nicht in Erwägung gezogen
hatte, und damit auch ein neuer Bedarf für
Richtungsvorgaben im Bikepark und darüber
hinaus. Keine Angst vorm Schilderwald im
Wald – auf dem existierenden Wegenetz bleibt
auch mit technisch unterstütztem Uphill Flow
das meiste sicher beim Alten: Vorausschauend
fahren (auch berghoch), auf andere achten
und freundlich grüssend Wandernden Platz
machen ist und bleibt der Königsweg für ein
gutes Miteinander. Es darf auch weiterhin
zum guten Ton gehören, Leuten auf dem Weg
nach oben den Vorrang einzuräumen. Das
sollte aber nicht pauschal als Freifahrschein
für den Uphill Flow missverstanden werden.
Bergauf powernde E-Mountainbikes können
schnell zum unliebsamen Schreckmoment für
Wandernde und andere Biker*innen werden.
Je nach Geländesituation sind sie es auch, die
leichter an der Seite Platz machen können, um
den Gegenverkehr passieren zu lassen.
© HAIBIKE
© GIANT / CHRISTOPH LAUE
33
E-MTBS WOLLEN AM BERG ANDERS GEFAHREN WERDEN
Wer nun das Experiment E-MTB wagt, wird
feststellen, dass sich diese Bikes nicht einfach
kraftvoller, sondern im Detail etwas anders
fahren. Deshalb ist es nötig, seine Fahrtechnik
– gerade berghoch – etwas anzupassen, um
das volle Potenzial der E-MTBs abzurufen.
Die folgenden Tipps sollen euch dabei helfen,
einfacher den meditativen Zustand des Uphill
Flows zu erreichen.
Wer im Gelände auf einem E-MTB unterwegs
ist, stellt schnell fest, dass die zusätzliche
Power auch gut und dosiert eingesetzt
werden möchte. Das Bike verliert auf losem
Untergrund schneller Halt und das Hinterrad
neigt zum Durchdrehen. Daher verbringt
man im Vergleich zum unmotorisierten MTB
viel mehr Zeit im Sitzen, um die Traktion
zu erhöhen. Eine höhere Trittfrequenz
in einem leichten Gang verbessert die
Bodenhaftung weiter und hilft dir, im Flow
zu bleiben. Netter Nebeneffekt: Clevere
Schaltzeitpunkte in Kombination mit einer
höheren Trittfrequenz helfen Akkuleistung
zu sparen und bringen dich weiter. Bleiben
wir beim Pedalieren. Der Motor schaltet sich
nur während des Tretens dazu und verweigert
die Unterstützung, sobald du die Füsse
still hältst. Durch das zusätzliche Gewicht
tendieren Pedelecs dazu, schneller Schwung
zu verlieren als ihre Pendants ohne Motor. Für
das Momentum ist es also wichtig zu kurbeln.
Wenn der Untergrund fürs Kurbeln kurz
keinen Raum lässt, dann solltest du vorher
durch einen kräftigen Antritt für etwas mehr
Schwung durch die Passage sorgen als beim
herkömmlichen Bike.
Oben angekommen kannst du kurz
durchatmen, um dann im Downhill aber auf
jeden Fall den Motor in Betrieb zu lassen.
E-MTBs spielen ihre Vorteile nicht nur im
Uphill aus, sondern helfen euch auch in fast
jeder Kurvenausfahrt der Abfahrt, immer
schnell wieder im Flow zu sein und das
Momentum auf deiner Seite zu behalten.
Bei der E-Bike-spezifischen Fahrtechnik
gilt wie überall «Übung macht den Meister»
und auch erfahrene Mountainbiker*innen
können noch einiges dazulernen. Wenn du
dein Bike meisterhaft beherrschen möchtest,
dann empfiehlt sich darüber hinaus ein
Fahrtechnik-Seminar. Es gibt mittlerweile
einige Technikkurse, die speziell die
Fahrweise auf E-MTBs thematisieren. Um
das volle Potenzial des Bikes zu entfalten, ist
es auf jeden Fall eine gute Idee, Zeit und Geld
zu investieren und professionell begleitet die
Uphills und Downhills unsicher zu machen.
Denk doch gerne bei deiner nächsten
Hausrunde oder dem Besuch im Trailpark
an unser Plädoyer für eigens erklommene
Höhenmeter und begib dich auf die Suche
nach dem Uphill Flow. Wir sind uns sicher, du
wirst es nicht bereuen!
© CUBE
BIKESTER.CH
Orbea Rallon
Enduro MTB
WORAUF WIR
ABFAHREN
TILLMANN — ORBEA RALLON
© PATRICK HURSTJES
Wer bist du und was machst du bei
Bikester?
Warum fährst du dieses Velo?
Ich bin Tillmann, 31 Jahre und begeisterter
Mountainbiker. Durch meine Arbeit als
Product Content Manager habe ich quasi
24/7 mit den neusten Bikes und Parts zu tun.
Meinen Job kann man sich so vorstellen,
wenn eine Produktseite in unserem Shop ein
Haus wäre: Der Einkauf kauft den Grundriss
ein, das Main-Data-Team zieht das Gerüst
und die Fassade hoch und ich als Product
Content Manager male das Haus an, stelle
ein paar Möbel rein und hänge Bilder auf. Ich
hauche dem Produkt quasi Leben ein. Dabei
komme ich natürlich nicht drumherum, mir
jeden Artikel genau anzuschauen..
Anfang des Jahres stand für mich der Kauf
eines neuen Bikes an. Nachdem ich das
Bike eines Freundes getestet hatte, stand für
mich fest, dass ich auch ein 29er brauche,
am besten noch mit dem gleichen Fahrwerk.
Noch am selben Tag habe ich unseren Shop
durchforstet und mein Blick fiel sofort
auf das Orbea Rallon. Dieser untypische
Hinterbau erinnerte mich ein wenig an eine
Lefty von Cannondale, nur halt als Hinterbau.
Glücklicherweise fuhren ein paar meiner
Kollegen schon Rallons und ich konnte mir
sofort Erfahrungsberichte einholen. Und
dann ging alles ganz schnell: Bike gesehen,
verliebt, bestellt! Bis heute bereue ich diese
Entscheidung nicht. Das Rallon fährt sich
bergab fast schon wie ein Downhillbike und
ist dennoch weitaus agiler und verspielter.
Und wer denkt, dass 170 mm Federweg vorne
wie hinten bergauf ein Problem sind, der
täuscht sich. Unterm Strich klare 10 von 10
Punkten!
35
ANZEIGE
BIKESTER.CH
AUF TOUR –
DIY GRAVEL
DK MIT
TED KING
MIT DEM CANNONDALE TOPSTONE KNAPP 500
KILOMETER DURCH VERMONT
2020 war ein turbulentes Jahr und seit Mitte März wurden fast alle
Radsportveranstaltungen verschoben oder abgesagt. Zum Glück musste das
nicht bedeuten, dass es keine sportlichen Herausforderungen gab: Der ehemalige
Rennveloprofi Ted King nahm die Angelegenheit selbst in die Hand und hob «DIY
Gravel» aus der Taufe. Das ist eine Serie von Solo-Biketouren, die alle nach ihren
eigenen Bedingungen und Fähigkeiten quasi im eigenen Garten geniessen konnten.
Ted überlegte sich dafür eine eigene Challenge – er wollte einen ganzen USamerikanischen
Bundesstaat vom einen zum anderen Ende durchfahren – und zwar
an einem Stück. Hier erfährst du, wie es lief.
37
Wie ist der Plan für diese Tour
entstanden?
Eigentlich setzte sich dieses Puzzle aus drei
Teilen zusammen. Das erste Puzzleteil war
die von mir Anfang dieses Jahres ins Leben
gerufene DIY-Gravel-Initiative, bei der ich
ähnliche Strecken am ursprünglich geplanten
Tag von abgesagten Veranstaltungen fahren
wollte. Der 30. Mai war der Tag, an dem
eigentlich Dirty Kanza (DK) stattfinden
sollte und an dem ich mindestens die 200
Meilen (ca. 320 Kilometer) des Rennens
nachfahren wollte. Das zweite Teil des
Puzzles war die echt coole «200 on 100»-
Tour, die einmal quer durch den Bundesstaat
Vermont verläuft. Sie heisst so, weil es 200
Meilen auf der Route 100 sind. Und das dritte
Puzzlestück war mein Kumpel Joe Cruz,
ein Philosophieprofessor und begeisterter
Abenteuersucher aus Vermont. Ich hatte
ihn bereits vor einiger Zeit gefragt, ob er
eine ähnliche Tour wie «200 on 100» kennt,
aber eben als Graveltour. Er machte sich an
die Arbeit und plante eine Strecke mit 500
Kilometern Länge (90 Prozent davon auf
Schotter) und gut 10.000 Höhenmetern.
Du hast einen ganzen Stall voller Velos,
die alle irgendwie für Graveltouren
geeignet sind. Für welches Bike hast du
dich während der Vorbereitungen von
DIY Gravel DK entschieden?
Ehrlich gesagt war ich mir sicher, dass das
Synapse das ideale Velo für diesen Trip wäre.
In Vermont gibt es mehr Schotterstrassen
als asphaltierte Strassen und die meisten von
letzteren sind glatt gebügelte Hauptstrassen.
Dort kann ich immer mit meinen Rennvelos
fahren. Vor mir lagen fast 500 Kilometer mit
einer Menge Höhenmetern, für die das Synapse
in meinen Augen die beste Kombination aus
Komfort und Geschwindigkeit bieten würde.
Auf der von Joe geplanten Route lagen zwar
ein paar Strassen der Kategorie 4. Ich würde
diese Strassen als nicht gepflegte Strassen
mit Steinen jeder Grösse beschreiben, die es
einem so schwer wie möglich machen, das
Ziel zu erreichen. Sie sind oft ausgewaschen
und mit Schlaglöchern gespickt, die so gross
sind, dass sogar Autos Probleme bekommen.
Trotzdem erschien mir das Synapse als der
ideale Untersatz. Erst unterwegs wurde mir
klar, dass die Strecke über Dutzende und
Aberdutzende solcher ruppigen Strassen
führte.
Wie hast du vor der Tour über das
Topstone Carbon Lefty gedacht?
Ich hatte damit einige Ausfahrten gemacht
und dachte ehrlich gesagt, dass ich für
diese Tour kein Bike mit solchen Offroad-
Fähigkeiten benötige. In Vorbereitung
auf DIY Gravel DK habe ich ein paar
Runden auf meinen Hometrails gedreht.
Ich nehme für diese Schleife immer mein
Mountainbike und wäre früher niemals auf
die Idee gekommen, diese Runde mit einem
Gravelbike zu fahren. Das Topstone Carbon
mit der Lefty-Federgabel wollte ich dann
doch mal dort testen. Als ich zwei Freunde
mit ihren 130-mm-Fullys auf dem Trail sah,
war ich schon etwas stolz auf mich und
mein Velo. Ich habe auch einige Fahrten auf
Asphalt damit gemacht und wusste, dass es
auch dort immer noch ziemlich schnell ist.
Deswegen und weil es immer Spass macht,
ein neues Bike zu fahren, habe ich mich für
die grosse Tour dann doch für das Topstone
Carbon Lefty entschieden.
Wie haben sich deine Erwartungen
während der Tour verändert?
Ich muss zugeben: Mit meiner Einschätzung,
dass ein normales Rennvelo für diesen Trip
optimal wäre, lag ich meilenweit daneben.
Ziemlich am Anfang der Tour musste ich
recht lang über nasse, rutschige, schlammige
und ruppige Strassen der Kategorie 4 fahren
und dachte: «Oh Mann, wenn ich dieses
Bike nicht hätte, würde ich jetzt die Hälfte
der Strecke laufen!» Wie ein Echo hallte
dieser Satz in meinem Kopf wider, da sich
die Strecke noch viele Meilen über diese
knüppelharten Strassen hinzog. Am Zielort
angekommen war ich einfach nur am Ende.
Diese Tour war 160 Kilometer und zehn
Stunden länger als meine bisher grösste Tour.
Ich war so platt, dass ich nicht mehr richtig
geradeaus schauen konnte. Aber erst im
Nachhinein – und nach einer sehr erholsamen
Nacht – habe ich erkannt, wie sehr mich
das Bike gerettet hat. Wenn ich mit einem
Rennvelo auf dieses Abenteuer gegangen
wäre, würde ich wahrscheinlich noch heute
unterwegs sein oder hätte abbrechen müssen.
Wie hat sich das Bike nach 15 Stunden
im Sattel angefühlt?
Da lagen noch fünf Stunden vor mir! An
diesem Punkt fährst du nur noch wie ein
Roboter. Treten, treten, treten. Drei grosse
Anstiege einschliesslich des grössten und
höchsten Bergs des Tages lagen da noch vor
mir. Ich wusste also, dass ich mich nicht
entmutigen lassen darf, da ich diese Hürden
noch nehmen musste. Trotzdem fühlte ich
mich den ganzen Tag gut, nur eben erschöpft.
Eigentlich bin ich es gewohnt, mit dem
Gravelbike lange Distanzen zurückzulegen.
Die Woche vor diesem Trip war ich knapp
300 Kilometer zu meinen Eltern gefahren
und am nächsten Tag habe ich mich
verdammt gut gefühlt. Aber am Tag nach dem
DIY Gravel DK bin ich fast nicht aus dem
Bett gekommen. Ich hatte meinen Körper so
weit über den Punkt der totalen Erschöpfung
hinausgetrieben, dass ich total fertig war. Das
war schon verrückt.
Welches Feature brachte dir auf dieser
Tour den grössten Vorteil?
Ich würde sagen die Summe aller Features?
Es würde mir schwerfallen, dieses Monster
auf eine Sache zu reduzieren. Die Lefty vorne
und der Komfort des KingPin-Hinterbaus
waren sehr hilfreich. Die Möglichkeit, breite
Reifen fahren zu können, war auch ein echtes
Plus. Ich war mit profillosen 48 Millimeter
breiten Tubeless-Reifen unterwegs, was für
ausreichend Speed, aber auch für genügend
Grip auf dem Grossteil der Schotterpisten
sorgte. Zudem konnten meine Beine dank
der grossen Übersetzungsbandbreite der
SRAM Eagle AXS im steilen Gelände und
auf anspruchsvollem Untergrund Kraft
sparen. Ich war froh über jeden Zahn der
10-50-Kassette und würde nichts ändern,
sollte ich morgen nochmals die gleiche Route
in Angriff nehmen!
BIKESTER.CH
ANZEIGE
39
Wie würdest du das Topstone Carbon
Lefty mit seinem Schwestermodell
Topstone Carbon vergleichen?
Es fährt sich einfach noch genialer.
Das Topstone Carbon ist bereits ein
hervorragendes Bike für Abenteuertouren
und ruppiges Terrain, aber in Verbindung
mit der Lefty Oliver kann man mit dem Bike
noch viel mehr anstellen. Müsste ich mich
zwischen beiden Bikes entscheiden, würde
ich wahrscheinlich immer das Topstone
Carbon Lefty wählen.
Welche falsche Vorstellung könnten
Personen haben, die noch nie mit einem
Topstone Carbon Lefty gefahren sind?
Ich vermute, dass viele Leute Bedenken
wegen des Speeds dieses Bikes haben
oder befürchten, dass es sie ausbremst.
Auch wenn es das Gewichtslimit der UCI
von federleichten 6,8 Kilogramm nicht
unterschreitet, ist es selbst mit der Lefty-
Federgabel auf der Strasse schnell genug.
Und wenn es in seinem bevorzugten Terrain,
nämlich im Gelände, unterwegs ist, dann geht
die Post erst richtig ab!
Bitte beschreibe das Topstone Carbon Lefty in einem Satz!
DEIN NÄCHSTES BIKE!
ANZEIGE
BIKESTER.CH
ENTDECKE DIE
NEUE KOLLEKTION
VON GONSO!
GONSO. SITZT. PERFEKT.
SITIVO TIGHT W
WWW.GONSO.DE
41
Wahoo KICKR CORE
Smart Trainer
WORAUF WIR
ABFAHREN
MARTIN — WAHOO KICKR CORE
© MARTIN OHLIGER
Wer bist du und was machst du bei
Bikester?
Welches Velo fährst du und warum?
Ich bin Martin und arbeite hier als Redakteur.
Ich kümmere mich um praktisch jede
Form von Texten und Fotos – am liebsten
natürlich für dieses Magazin. Zweiräder in
den verschiedensten Formen sind schon seit
langer Zeit ein grosser Bestandteil meines
Lebens. Früher schlug mein Herz für BMX,
heute beinhaltet ein perfekter Tag für mich
ein rotes Rennvelo, möglichst viele Berge und
gedeckten Apfelkuchen.
Mein wichtigstes «Velo» ist zwischen Oktober
und März ein Rollentrainer. Am Wochenende
fahre ich lieber draussen, wenn es nicht
gerade schneit. Unter der Woche möchte ich
mich aber nicht bei schlechtem Wetter und
Dunkelheit im Feierabendverkehr Richtung
Stadtrand kämpfen. Für einen Produkttest
hatte ich den KICKR, den grossen Bruder
des KICKR CORE, für ein paar Wochen zu
Hause und war beeindruckt davon, wie leise
er ist. Der CORE ist ebenfalls altbautauglich
leise, aber deutlich preiswerter.
Mit ihm kann ich mich in nur einer Stunde
ohne grosse Vor- oder Nachbereitung richtig
austoben. Ich folge keinem Trainingsplan,
sondern fahre Einheiten, die auf Halbwissen
und Tagesform basieren. Für mich reicht
das: Im Frühling, kurz nachdem ich den
Rollentrainer wieder eingemottet habe, kann
ich Bäume ausreissen. Dank des KICKR
CORE muss ich dafür weder meine Nachbarschaft
gegen mich aufbringen noch viel Zeit
für Setup und Putzen verschwenden. Er ist
das perfekte Winter-«Velo»!
BIKESTER.CH
WITH GEL-KAYANO 27
43
Text: Martin Ohliger
ES WERDE LICHT
SEHEN UND GESEHEN WERDEN AUF DEM VELO
Alltagstaugliche Velos brauchen Licht. Um das zu verstehen, braucht es keine Gesetzestexte,
denn sobald die Sonne versinkt, musst du einfach sehen können, wo du hinfährst. Dazu kommt:
Alle anderen Menschen, die am Strassenverkehr teilnehmen, verlassen sich darauf, dass
du beleuchtet bist. Aber aus welchen Einzelteilen besteht eine Lichtanlage, die nicht nur den
Vorschriften genügt, sondern dir auch maximale Sicherheit bietet? Ist eine Lampe mit 80 Lumen
heller als eine mit 50 Lux? Darf ich meine Helmlampe auf der Strasse benutzen? Auf den nächsten
Seiten bringen wir Licht ins Dunkel.
© MARTIN OHLIGER
BIKESTER.CH
AKKUS VS.
NABENDYNAMO
Eine Grundsatzentscheidung, die oft
schon beim Kauf entschieden wird,
ist die Stromversorgung der Lampen.
Nabendynamos sind die beste Wahl für
dich, wenn du regelmässig im Alltag radelst.
Natürlich ist es möglich, ein Velo im
Nachhinein mit einem Dynamo auszustatten
und zu verkabeln. Günstiger und einfacher ist
die Nachrüstung aber mit batteriebetriebenen
Lampen. Greif auf Akkulampen zurück, wenn
du mit deiner Beleuchtung flexibel bleiben
möchtest und zum Beispiel regelmässig
zwischen verschiedenen Velos wechselst.
WIE HELL SIND LUMEN,
CANDELA UND LUX?
Die regelmässige Verwendung von direkt drei
unterschiedlichen Masseinheiten (Lumen,
Candela und Lux) trägt nicht unbedingt dazu
bei, deine Kaufentscheidung zu vereinfachen.
Die Einheit Lumen gibt die gesamte
Lichtleistung einer Leuchte an. Sie ist ein
guter Ausgangspunkt, aber für dein Auge
zählt nicht, wie viel Power deine Leuchte
hat, sondern wie viel davon in dem Bereich
ankommt, den du ausgeleuchtet haben musst.
Die Einheit Candela wird von der
österreichischen Fahrradverordnung benutzt,
die einen Frontscheinwerfer mit mindestens
100 Candela und ein Rücklicht mit
mindestens einem Candela vorschreibt. Diese
Einheit gibt ähnlich wie Lumen die «Sende»-
Leistung einer Leuchte an, berücksichtigt
aber den Abstrahlwinkel. Sie ist insofern etwas
aussagekräftiger, aber eignet sich auch nicht
als alleiniger Massstab. Denn auch in Candela
kannst du nur die Leistung der Leuchte
messen und nicht etwa die Helligkeit der
Strasse vor dir oder die Verteilung des Lichts.
Lux schliesslich ist eine Einheit, mit der
auftreffendes Licht gemessen wird. Die
deutsche StVZO schreibt für Frontleuchten
eine Mindeststärke von zehn Lux am hellsten
Punkt einer frontal angestrahlten Wand vor.
Ein Beispiel illustriert, wieso auch diese
Einheit für sich genommen wenig aussagt:
Mit einem Laserpointer erreichst du ein
Vielfaches der geforderten zehn Lux. Fürs
Velo ist er trotzdem ungeeignet, denn seine
Leuchtkraft ist auf einen winzigen Bereich
konzentriert.
Jetzt dürfte klar sein: Nur anhand von
technischen Daten einen Vergleich
verschiedener Leuchten vornehmen zu
wollen, ist zum Scheitern verurteilt. Du
würdest einen HiFi-Plattenspieler ja auch
nicht nur danach beurteilen, wie laut er Musik
abspielen kann, oder? Die für dich ideale
Lampe findest du nur, wenn du zusätzlich
zu technischen Daten wie der Leuchtkraft
(egal, in welcher Einheit) auch das Lichtbild
in deine Entscheidung einbeziehst. Aber pass
auf: Jeder Hersteller misst anders, du kannst
also Werte verschiedener Hersteller nicht
direkt miteinander vergleichen.
45
© FELIX BRÜGGEMANN
PASSIVE BELEUCHTUNG -
REFLEKTOREN & HI-VIS
Neben der aktiven Beleuchtung gehört
auch eine passive Beleuchtung an dein Velo,
die das Licht von anderen Lichtquellen
(Scheinwerfern, Strassenbeleuchtung etc.)
zurückstrahlt. Ein weisser Reflektor vorne
sowie ein roter Reflektor hinten sind Pflicht.
Dazu kommen orange Pedalreflektoren
und pro Laufrad zwei Reflektoren in
den Speichen. Wenn dein Reifen einen
umlaufenden Reflexstreifen hat, kannst du
auf sie verzichten. Achte aber darauf, dass
der Streifen auch tatsächlich sichtbar ist und
nicht nach und nach unter einer Dreckschicht
verschwindet.
Zusätzlich dazu kannst du auch auf Kleidung
setzen. Dir helfen bereits recht kleine
reflektierende Elemente, gesehen zu werden.
Insbesondere an den Füssen oder Beinen,
die auf dem Velo fast ständig in Bewegung
sind, kannst du mit geringem Aufwand (zum
Beispiel einem reflektierenden Band) einen
deutlichen Effekt erzeugen.
BIKESTER.CH
DREI BEISPIELE FÜR DIE IDEALE BELEUCHTUNGS-AUSRÜSTUNG
WAS SAGEN DIE
VORSCHRIFTEN?
In der Schweiz hält man sich mit ausufernden
Vorschriften in Bezug auf Beleuchtung am
Velo zurück: Vorne eine weisse Lampe,
hinten eine rote, die beide mindestens in 100
Metern Entfernung sichtbar sind und weder
blinken noch blenden. Auch die Beleuchtung
in Österreich benötigt keine speziellen
Prüfzeichen. Hier ist sogar ein blinkendes
Rücklicht erlaubt! Generell gilt aber: Die
Beleuchtung darf nicht blenden. Nach der
deutschen StVZO gestaltete Lampen sind
also eine sichere Bank, da sie eine sehr klare
Hell-Dunkel-Grenze aufweisen müssen.
ALLTAG IN DER STADT
Du wohnst in einer Grossstadt, in der du alle
Wege am bequemsten mit dem Rad erledigen
kannst. Schlechtes Wetter schreckt dich
nicht, deswegen hast du dich bewusst für ein
Velo mit einer Dynamoanlage entschieden.
Wieviel Power deine Lampen haben, ist für
dich zweitrangig. Du brauchst du sie vor
allem, um gesehen zu werden. Ohne gute
seitliche Sichtbarkeit und Standlicht würdest
du deshalb keinen Meter mehr fahren wollen.
Die Reflektoren an deinem Velo ergänzt du
zusätzlich durch Reflektorbänder um beide
Knöchel, die nicht nur die Hose aus den
Speichen halten. Auch dein Rucksack hat
ein Cover mit reflektierenden Elementen
verpasst bekommen. Das schützt nicht nur vor
Regen, sondern ist wegen deiner aufrechten
Sitzposition auch sehr gut sichtbar.
PENDELN AUF DEM
PLATTEN LAND
Zwischen deinem Bett und deinem
Schreibtisch liegen ca. 20 Kilometer, fast alles
davon über einen schnurgeraden Radweg
entlang einer Landstrasse. Hügel oder
Kurven? Fehlanzeige. Um schnell vorwärts
zu kommen, bist du mit einem Rennvelo
unterwegs, das du am Wochenende auch
mal etwas sportlicher ausfährst. Deshalb
benutzt du leistungsstarke Akkulampen,
die du innerhalb kürzester Zeit an- und
abbauen kannst. Der Radweg ist schmal,
deswegen ist dir eine breite Ausleuchtung
nicht so wichtig. Viel Power hingegen ist ein
Muss, denn auf dem Land steht nicht alle
50 Meter eine Laterne. Zusätzliche Akzente
setzt du mit einer Rückleuchte in deinem
Helm und Überschuhen aus reflektierendem
Material. Das Rucksackcover hast du wieder
abgeschafft, da es flattert und man es sowieso
praktisch nicht sieht, wenn du sportlich
gestreckt auf deinem Rennvelo sitzt.
Zéfal — Doowah Hosenträger
Sigma — Aura 80
XLC — BA - S90
Abus — Urban-I 3.0
Vaude — Luminum
47
TOUREN IM GELÄNDE
Touren mit dem Mountainbike im Wald
sind das ganze Jahr über deine Flucht aus
dem Alltag. Wenn es dunkel wird, brauchst
du auf kurvigen Waldwegen eine Menge
Licht. Am Lenker hast du deswegen
eine starke Frontleuchte mit möglichst
breiter Ausleuchtung, die auch auf der
Strasse zum Trail gute Dienste leistet.
Im Wald schaltest du eine Helmlampe
zu. Die hat im Strassenverkehr nichts zu
suchen, weil ihre brutale Power andere
Verkehrsteilnehmer*innen blendet. Im Wald
kommt dir allerdings niemand entgegen und
du bist dort darauf angewiesen, Hindernisse
rechtzeitig zu erkennen.
© VAUDE / MARKUS GREBER
UNABHÄNGIG DANK
LICHT
Selbst mit einer hochwertigen Lichtanlage
wirst du nicht die Nacht zum Tag machen
können. Du kannst aber dafür sorgen, für
andere gut sichtbar zu sein, ohne dich mit
Leuchten und Reflektoren zu behängen wie
ein Weihnachtsbaum. Ausserdem garantiert
dir die Wahl der richtigen Lampe, dass du
auch in Herbst und Winter zu jeder Tagesund
Nachtzeit genug sehen kannst, um mit
dem Velo sicher voranzukommen. So bleibst
du auch in den Jahreszeiten unabhängig, in
denen die meisten im Auto oder im Bus sitzen.
Lupine — Neo 4 Supernova — Airstream 2
BIKESTER.CH
VERDREHT GANZ
LEICHT DEN KOPF
Das Faltschloss FS 480 COPS: mit einem
um 360 o drehbaren Schlosskopf.
NEU!
Komfortabler
X-PRESS-Halter
49
trelock.de I @trelockgmbh
© LIV
Herausgeber:
Internetstores GmbH
Friedrichstrasse 6
D-70174 Stuttgart
info@bikester.com
www.bikester.com
Amtsgericht Stuttgart
HRB 741359 – Sitz: Stuttgart
Lektorat:
Herwig Frenzel
Datenschutz:
Wenn du keine Werbung der Internetstores GmbH mehr erhalten
möchtest, wende dich bitte an den Kundenservice, Friedrichstrasse
6, D-70174 Stuttgart oder schreibe eine E-Mail an: info@bikester.com
IMP
RES
SUM.
Geschäftsführer/Verantwortliche
für Herausgabe und Inhalt:
Dr. Hans Dohrmann (CEO), Thomas Spengler (CCO)
Druckerei:
Vogel Druck und Medienservice GmbH
Leibnizstrasse 5, D-97204 Höchberg
Anzeigen:
Philipp Seyb
Redaktion:
Bastian Steinecker, Frank Maier, Martin Ohliger
Grafik:
Christian Wenglorz, Jonas Christoph
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Felix Böhlken, Friederike Kosche, Martina Domnick
Urheberrecht:
Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck oder
Vervielfältigung auf Papier und elektronischen Datenträgern sowie
Einspeisung in Datennetze nur mit schriftlicher Genehmigung der
Internetstores GmbH.
Redaktioneller Stand: 30. September 2020
Unsere Druckerei und das Papier des Bikester-Magazins
sind FSC-zertifiziert.
BIKESTER.CH
HAIBIKE
2020
WE ARE
ePERFORMANCE
EXPLORE NEW
HORIZONS
Längere Touren oder noch mehr Höhenmeter gefällig? Mit der Haibike Range Extender Option kein
Problem. Formschön auf dem Unterrohr integriert, bietet der optionale Haibike Range Extender
zusätzlich 500Wh an Akkuleistung.
haibike.com
VIBE
Ein leichtes Pedelec, das einfach Spaß macht.
Mit einem fast unsichtbaren, integrierten Akku und
Motor für den modernen City Lifestyle.
www.orbea.com