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INTERMOT IN KÖLN - Kradblatt

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44<br />

fühlt schmaler geworden. Die nächsten<br />

Kurven folgten, dann eine Gerade über den<br />

Flugplatz wenn man die Linie erwischt.<br />

Hochschalten, Gas geben, Drehzahlbegrenzer,<br />

schalten und weiter. Die Augen waren<br />

immer wieder auf das Motorrad des Instruktors<br />

gerichtet. Der wird schon wissen<br />

was er tut. Er bremst, ich bremse, zwei<br />

Gänge runter. Es geht rechts durch den<br />

Aremberg und wieder beschleunigen. Die<br />

Fuchsröhre lese ich. Es geht durch eine<br />

Senke, sie drückt mich und mein Bike<br />

Richtung Boden, eine Kompression, die<br />

man bis in den Magen spürt. Fahre ich<br />

Motorrad oder Achterbahn?<br />

Keine Zeit zum Denken, ich sehe nur<br />

noch Bremslichter. Also Anker werfen und<br />

das richtig. So ging es durch den Adenauer<br />

Forst. Das war knapp, aber ich weiß<br />

warum mein Vordermann so gebremst<br />

hat. Da heißt es blind vertrauen, er kennt<br />

die Strecke, ich noch nicht. So ging es<br />

diese Runde weiter durchs Kesselchen<br />

und beim Klostertal blieb der Instruktor<br />

links. Oh je, ich sehe die Kurve nicht, okay<br />

er fährt sie links an, also muss es gleich<br />

nach rechts gehen und dem war<br />

auch so. Jetzt war wieder das Karussell<br />

zu sehen. Ich war schneller<br />

als beim ersten Mal, es rappelte<br />

weniger im Fahrwerk, aber<br />

ich war schräger. Jetzt hieß es<br />

noch einmal Gas geben und den<br />

Moment nutzte ich, um zu realisieren,<br />

wie viel Spaß es macht.<br />

Ich lobte mein Motorrad mit einem<br />

zärtlichen Klopfen auf der<br />

Verkleidung. Dafür wurde sie also<br />

gebaut, dachte ich.<br />

Endlich bekommt sie Auslauf<br />

und es macht einfach nur Spaß.<br />

Nächste rechts, wieder am<br />

Brünnchen vorbei, durch den<br />

Schwalbenschwanz und die lange<br />

...auf der Nordschleife<br />

Gerade der Döttinger Höhe kam zum Vorschein.<br />

Jetzt noch die Ausfahrt bekommen.<br />

Die war nötig. Ich stieg ab und mein<br />

Körper schüttete Glückshormone über<br />

Glückshormone aus. Mein Grinsen tat fast<br />

schon in den Wangen weh. Jetzt hieß es,<br />

das Geschehene erst einmal verarbeiten<br />

und jede noch kommende Runde einfach<br />

nur genießen und mit allen Sinnen aufsaugen.<br />

Die folgenden Runden verliefen ähnlich<br />

und jede ein wenig schneller und damit<br />

immer etwas intensiver. Dazwischen gab<br />

es immer wieder Pausen, da die Konzentration<br />

merklich nachließ. Man hatte an einigen<br />

Stellen dann das Gefühl die Kurven<br />

zu kennen und konnte dementsprechend<br />

tiefer und schneller durch fahren. Aber<br />

auch am Ende von diesem Tag konnte ich<br />

sagen: Alle Kurven kenne ich bei weitem<br />

noch nicht, geschweige denn weiß ich, wie<br />

man sie richtig anfährt. Darum nutze ich<br />

die Gelegenheit hier und möchte mich für<br />

die Arbeit der Instruktoren bedanken.<br />

So schnell der Tag begonnen<br />

hatte, eben so schnell neigte er<br />

sich im Hotel dem Ende zu. Beim<br />

Abendessen schloss man noch<br />

ein paar neue Bekanntschaften<br />

und freute sich insgeheim auf<br />

das Bett.<br />

Am nächsten Tag ging es<br />

wieder nach Hause, meine<br />

Sportlerin wurde mit ihren<br />

Satteltaschen wieder zum<br />

Touringbike und brachte<br />

mich wohlbehütet in die<br />

Die Autorin:<br />

Theresa ist Jahrgang 1984 und machte<br />

bereits mit 20 Jahren den Motorradführerschein.<br />

Die erste Saison begann 2005 mit<br />

einer blauen Kawasaki GPZ 500S. Die ersten<br />

Jahre war sie im Harz, Kyffhäuser und<br />

im Weserbergland unterwegs. Nach Beendigung<br />

des Studiums zur Diplom Verwaltungswirtin,<br />

zog sie ins Rhein-Main-Gebiet.<br />

Dort ist sie nun seit 2010 mit der<br />

Honda CBR 600RR im Odenwald, Taunus<br />

und am Rhein unterwegs. Ab und zu geht<br />

sie auch auf die Rennstrecke. Dabei kommen<br />

im Jahr knapp 10 000 Kilometer zusammen.<br />

Diesen und viele weitere - nicht nur für<br />

Frauen - interessante Artikel findet ihr auf<br />

www.fembike.de.<br />

Heimat. Auf dem Weg dorthin bin ich mit<br />

einem sehr sicheren Gefühl nach Hause<br />

gefahren. Meine Erwartungen an das Training<br />

auf der Nordschleife wurden mit diesem<br />

Gefühl in Gänze erfüllt und der Mythos<br />

Nordschleife hatte nun auch mich ergriffen.<br />

Im Ergebnis bleibt mir nur zu sagen,<br />

mein Vernunftsstreifen ist merklich geschmälert<br />

und ich selbst bin mir sicher,<br />

dass ich mich zu einem Wiederholungstäter<br />

ent wickeln werde, denn die Nordschleife<br />

hat unglaublich hohes Suchtpotenzial.<br />

Ich hoffe nur, dass sie uns<br />

Motorsportsfans erhalten bleibt.<br />

Wenn ich ehrlich bin, hat mich sogar<br />

der Rennstreckenvirus befallen. Seit diesem<br />

prägenden Erlebnis auf der Nordschleife<br />

konnte ich schon im LUK-Driving<br />

Center am Baden Airpark fahren und vor<br />

kurzem konnte ich ein paar Runden in Hockenheim<br />

drehen.<br />

Man hat auf der Rennstrecke das Gefühl<br />

sicherer zu sein. Man kann dort schneller<br />

fahren, hat keinen Gegenverkehr und wenn<br />

etwas sein sollte, gibt es viel Auslaufzone.<br />

Diese Grenzerfahrungen auf der Rennstrecke<br />

tragen dazu bei, dass ich mich wesentlich<br />

gelassener und auch sicherer durch<br />

den öffentlichen Straßenverkehr bewege.<br />

Es reicht völlig aus, für sich zu wissen,<br />

dass man schnell fahren kann, dass man<br />

das Motorrad tief in die Kurve schieben<br />

kann. Darum ist all das auf der Straße völlig<br />

überflüssig und unnötig, dort heißt es<br />

immer mit Reserven fahren. Wenn man<br />

dem Mythos Nordschleife verfällt, hat man<br />

dabei sogar einen Sicherheitsgewinn. Also<br />

lasst euch einfach Anstecken!<br />

Theresa Kaufbold<br />

Voll bezahlt, voll genutzt.<br />

Ein kleiner Vernunftsstreifen ist ok!

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