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I r - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

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Mische Studien.<br />

Herausgegeben<br />

von <strong>der</strong><br />

Gesellschaft für Pommersche Geschichte<br />

und<br />

AlterthumSkunde.<br />

Zweiunddreißigster Jahrgang.<br />

Stettin, 1882.<br />

Druck und Velasi uoi> Hovvckr ck Lebeling.


altische Studien.<br />

Herausgegeben<br />

von <strong>der</strong><br />

Gesellschaft für Pommersche Geschichte<br />

und<br />

Alterthumskunde.<br />

Zweiunddreipigster Jahrgang.<br />

Erstes Hcft.<br />

Stettin, 1882.<br />

Druck und Vorlag von Herrcke H Lcbcliug.<br />

Z8


Iuh a l t.<br />

Eciic<br />

v- Iemcke: Das älteste Schöffenbuch von Freienlualde i.P. 1—72<br />

Di-. Prümers: Die städtischen Archive <strong>der</strong> Provinz<br />

Pommern links <strong>der</strong> O<strong>der</strong> 73—99<br />

!>>'. u. Bnlow- Kleine Mittheilungen 100-104


Das älteste Schössenbuch von Freienwalde<br />

in Pommern.<br />

Von 5. Lemcke.<br />

Zu den alten Rechtsgewohnheiten des sächsischen Stammes<br />

gehört es, daß <strong>der</strong> Bürger die Uebertragung eines unbeweglichen<br />

Gutes o<strong>der</strong> einer Rente auf einen an<strong>der</strong>n Bürger,<br />

es mag nun diese Uebertragung durch Verkauf o<strong>der</strong> Verpfändung<br />

o<strong>der</strong> Vererbung o<strong>der</strong> Vergleich erfolgen (npIatiuAS äe8<br />

6lV68, l68i^uati0 K6i-6äitati8), zu mehrerer Sicherheit des<br />

Empfängers öffentlich entwe<strong>der</strong> vor dem Voigtgericht o<strong>der</strong> vor<br />

dem Rathe erklärte. Die Behörde stellte dann über die geschehene<br />

Uebertragung o<strong>der</strong> Auflassung entwe<strong>der</strong> eine sogenannte<br />

Handfeste o<strong>der</strong> Verschreibung aus, o<strong>der</strong> ließ sie auch<br />

in einem öffentlichen Buche beurkunden. Diese Sitte nahmen die<br />

deutschen Einwan<strong>der</strong>er wie ihre übrigen Rechtsgewohnheiten<br />

in das Wendenland mit sich hinüber und so entstanden auch<br />

bei uns sogenannte Stadtbücher, auch Stadterbebücher, o<strong>der</strong><br />

weil die betreffende Erklärung auch vor <strong>der</strong> Schöffenbank gegeben<br />

wurde, Zchöffenbücher genannt, (libri oivitati^ bersäitatum,<br />

80Hdin0i'um)) die auch in <strong>der</strong> kleinsten Gemeinde nicht<br />

fehlten. In dieselben wurden außer den eigentlichen Auflassungen<br />

bald auch an<strong>der</strong>e Verträge, öffentliche Beschlüsse und<br />

Beurkundungen eingetragen, wie Streitschlichtungen, Mordsühnen,<br />

Verfestungen, Urfehden und Rathsbeschlüsse. In größeren<br />

Gemeinden werden für die verschiedenen Beurkundungen<br />

beson<strong>der</strong>e Bücher geführt, für die Verfestungen ein 1it)6r pro»<br />

, für die Auflassungen ein lidsr i-68iAuatiom3 und<br />

8 u. a. m., in kleineren genügt ein einziges<br />

Stadtbuch für alle entsprechenden Bedürfnisse. Daß diese Vü-<br />

Naltischc Studien. XXXII. 1


2 .h. Lemcke,<br />

cher zu den wichtigsten Quellen für die Rechts- und die Städtegeschichte<br />

überhaupt wie für die Geschichte <strong>der</strong> einzelnen Stadt<br />

im beson<strong>der</strong>en gehören, liegt auf <strong>der</strong> Hand, daher denn <strong>der</strong><br />

Obertribunalsrath Professor Homeyer in Berlin in <strong>der</strong> königlichen<br />

Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften in einem beson<strong>der</strong>en Vortrages<br />

die Stadtbücher des Mittelalters behandelte und für<br />

die wissenschaftliche Verwerthung <strong>der</strong>selben die Wege wies, indem<br />

er zugleich zu möglichst ausgedehnter Veröffentlichung<br />

<strong>der</strong>selben auffor<strong>der</strong>te. Er erklärt daselbst: „Der Gewinn, den<br />

unsere Zeit aus ihnen zu ziehen vermag, ist vornehmlich zwiefacher<br />

Art. Die Stadtbücher bilden eine reiche Fundgrube für<br />

die Geschichte und Alterthümer des fraglichen Ortes, wenn sie<br />

die verschiedeneu Arten <strong>der</strong> Grundstücke, die Preise <strong>der</strong> Dinge,<br />

die Straßen und Plätze, die geistlichen und weltlichen Institute,<br />

die Körperschaften, die Personen nach ihren Ständen,<br />

Gewerben, Bezeichnungen, Verwandschaften, Lebensständen bis<br />

in das Beson<strong>der</strong>ste hinein vorführen. Noch höher steigt die<br />

Bedeutung für die Rechtsgeschichte. Wir haben ja die Urkunden<br />

über rechtliche Vorgäuge gern massenweise zusammen,<br />

weil sie sich dann aus einem bloßen Belege des Einzelwillens<br />

zum Zeugniß für die herrschende Rechtssitte erheben. Die<br />

Stadtbücher nun bringen uns den Stoff fchon gesammelt in<br />

vollkommener Weise vor Augen. Sind die Bücher gar in<br />

ununterbrochener Folge durch eine Reihe von Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />

fortgeführt worden, lassen sie uns die Wandelungen <strong>der</strong>selben<br />

Geschäfte nach Inhalt, Ausdruck uud Form Schritt für Schritt<br />

vom Mittelalter bis in die neuesten Zeiten verfolgen, so helfen<br />

sie nicht nur den gegenwärtigen Gedanken <strong>der</strong> einzelnen<br />

Institute verstehen, fon<strong>der</strong>n sie bringen überhaupt die Natur<br />

des Rechts als eines lebendigen Wesens zur vollen Anschaunng."<br />

Seitdem sind Stadtbücher in großer Zahl nicht nnr als<br />

Quellen in den eben gedachten Richtungen verwerthet, son<strong>der</strong>n<br />

auch in ihren älteren Theilen veröffentlicht nnd herausgegeben<br />

') Abhandlungen <strong>der</strong> kgl. Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften zu Ber«<br />

lin. 1860. S. 48 ff.


Das älteste Schöffenbuch von Freienwalde i. P. 3<br />

und so <strong>der</strong> allgemeinen Benutzung zugänglich geworden. In<br />

Pommern hat schon 1834 I. G. L. Kosegarten in den Pommerschen<br />

und Rügischen Geschichtsdenkmälern, Band 1, einzelne<br />

Abschnitte <strong>der</strong> greifswal<strong>der</strong> Stadtbücher abgedruckt und mit<br />

höchst werthvollen sprachlichen und geschichtlichen Erläuterungen<br />

versehen, namentlich aber hat F. Fabrieius das ganze älteste<br />

stralsun<strong>der</strong> Stadtbuch (1270—1310) in einer von competentester<br />

Seite als mustergültig anerkannten Weise herausgegeben<br />

und daselbst in Abschnitt VI eine für jeden Benutzer von<br />

Stadtbüchern unentbehrliche Nebersicht <strong>der</strong> in Frage kommenden<br />

Rechtsgeschäfte zusammengestellt.<br />

Das Schöffenbuch nun, das im Nachstehenden in seinem<br />

ganzen Umfange zur Veröffentlichung kommen soll, stammt<br />

aus <strong>der</strong> Stadt Freienwalde in Pommern, früher auch zur<br />

Unterscheidung von <strong>der</strong> märkischen Mutterstadt Neu-Freien-<br />

Walde genannt, also aus einem <strong>der</strong> kleineren Gemeinwesen<br />

unserer Provinz. Das Wenige, das bisher an urkundlich beglaubigten<br />

Nachrichten über dieselbe feststand, hat G. Kratz<br />

zusammengestellt 2), eine Beschreibung des Zustandes <strong>der</strong> Stadt<br />

am Ausgange des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts gab mit Hinzufügung<br />

einiger geschichtlicher Daten L. W. Brüggemann ^), ausführlicher<br />

handelt über die Geschichte und Zustände <strong>der</strong>selben im<br />

Jahre 1865 H. Berghaus ^), vereinzelte Notizen über die<br />

geistlichen Stiftungen aus dem Ende des 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

sind zu finden bei R. Klem Pin in seinen diplomatischen<br />

Beiträgen.<br />

Die erste beglaubigte Nachricht ^) über die Stadt fand<br />

sich bisher in einer Urkunde vom 12. März 1338, in welcher<br />

2) Die Städte <strong>der</strong> Provinz Pommern. S. 141 ff.<br />

2) Ausführliche Beschreibung von Vor- und Hinterpommern II, 1.<br />

S. 220 ff.<br />

4) Landbuch von Pommern und Rügen II, 4, S. 343 ff.<br />

5) Es finden sich zwar über Fr. einzelne Angaben auch in einer<br />

anonymen durch Lithographie vervielfältigten Geschichte <strong>der</strong> Familie<br />

v. Wedel, da dieses Buch aber durchaus unkritisch ist, und man seinen<br />

Angaben nm so weniger trauen darf, als es nirgend seine Quellen


4 H- öemcke,<br />

die Brü<strong>der</strong> und Knappen Wedego und Henning von Wedel im<br />

Einvernehmen mit ihren Brü<strong>der</strong>n und Oheimen ihrer Stadt<br />

Neu-Freienwalde, nachdem schon längere Zeit deutsche Ansiedler<br />

dort angesessen waren, das brandenburgische Recht verleihen.<br />

Außer den gewöhnlichen BeWidmungen an Acker, Weide,<br />

Wiesen, Holznutzung, Zins, Fischereigerechtigkeit u. A. gewährt<br />

die Urkunde den Bürgern gewisse Vorrechte <strong>der</strong> Iurisdiction<br />

auch über einige Nachbarorte, namentlich aber, daß alle Processe<br />

<strong>der</strong> Bürger untereinan<strong>der</strong> und alle Criminalfälle von dem<br />

Stadtschuldheiß und den Schöffen nach brandenburgischem<br />

Recht abgeurtheilt, auch die Bürger vor kein auswärtiges Gericht<br />

gestellt werden sollen. ^) Jedenfalls muß die neue Ansiedelung<br />

damals sich in einem leidlichen Wohlstande befunden<br />

haben, denn aus <strong>der</strong> Urkunde geht hervor, daß die Bewidmungen<br />

<strong>der</strong>selben eine Erkenntlichkeit sind für die Gewährung<br />

einer nicht unerheblichen Summe Geldes (1300 Mark), mit<br />

<strong>der</strong> die Bürger ihren Dynasten von einer bei Gelegenheit einer<br />

Fehde (F^verra) gemachten Schuld befreit hatte.<br />

Gs ist einleuchtend, daß mit dieser Fehde nur <strong>der</strong> erbitterte<br />

Krieg gemeint sein kann zwischen Barnim dem Großen<br />

und Markgrafen Ludwig von Brandenburg, <strong>der</strong> 1332 zu <strong>der</strong><br />

von Varthold (Gesch. von Rügen und Pommern III, 327 ff.)<br />

anführt, zuweilen es aber mit den bekannten urkundlichen Nachrichten<br />

sich in Wi<strong>der</strong>spruch befindet, o<strong>der</strong> ganz von ihnen schweigt, so verdienen<br />

diese Angaben keinen Glauben und sind vollkommen werthlos, ja dazu<br />

angethan vollständig irre zu führen.<br />

6) Die Urkunde ist gedruckt bei Schöttgen u. Kreisig, Diplom. 6t<br />

8oriptol68 IH, S. 37 und in Riedel, Ooä. äipl. XVIII, S. 111. Da<br />

aber diese Abdrücke in mehr als einer Beziehung unvollkommen und<br />

ungenau und wenig zugänglich sind, so habe ich im Anhang (^) dieses<br />

wichtige Document zwar nicht nach dem Originale, aber nach einer<br />

durch das Verdienst des Herrn Kämmerer G a Ist er in Freienwalde<br />

besorgten, im hiesigen Staatsarchive befindlichen Photographie wie<strong>der</strong>gegeben<br />

und demselben eine zweite Urkunde angeschloffen (L), die bisher<br />

unbekannt mir von Herrn Bürgermeister Krüger übersandt wurde<br />

und neben jener Stistungsurkunde das Einzige ist, was sich heute<br />

noch in Freienwalde von solchen Documente« findet.


Das älteste Schöffenbuch von Freienwalde i. P. 5<br />

bestrittenen, aber von Klempin (Pomm. Urkbch. I, S. 489) erwiesenen<br />

blutigen Nie<strong>der</strong>lage <strong>der</strong> Märker am Kremmer Damm<br />

führte und im Jahre darauf durch den Vertrag von Lipftehne<br />

beigelegt wurde; das beweist namentlich <strong>der</strong> Wortlaut des<br />

Oedenkverses auf diese Schlacht, <strong>der</strong> sich in den Colbatzer<br />

Annalen findet:<br />

Dux Laln^iu, do te ^V6ä6l6U8i8 turba Ai'av^tur,<br />

durch welchen, loie Klempin richtig bemerkt, ein Wedel als<br />

Anführer des märkischen Ritterheeres bezeichnet wird. Jedenfalls<br />

hatte damals die ganze Familie, ?) da sie auf märkischer<br />

Seite gestanden, große Einbuße erlitten. Wenigstens berechnete<br />

<strong>der</strong> in nnserer Urkunde als Mtruu8 <strong>der</strong> Herren von Freienwalde<br />

bezeichneten 11^880 86uioi- in Polzin, sonst auch <strong>der</strong> „rothe<br />

Hasso" genannt, noch 1340 mit Tydeke von Bre<strong>der</strong>low seinen<br />

Schaden auf 1370 Talente weniger 3 Solidi und 154<br />

Mark brandenburgisches Silber. ^) Durch diese Bewidmung<br />

von 1338 tritt Freienwalde in die Reihe <strong>der</strong> deutschen<br />

Städte Pommerns ein; zugleich verstummen von da an aber<br />

alle specielleren Nachrichten über die weiteren Schicksale <strong>der</strong><br />

Stadt auf Jahrhun<strong>der</strong>te.<br />

Sie wird eben dieselbe Entwickelung genommen haben, wie<br />

sie uns von an<strong>der</strong>n ähnlichen Gemeinden unserer Heimath bekannt<br />

ist. Die deutschen Ansiedler umgaben ihre Stadt, die meist<br />

neben einem älteren slavischen Flecken (Altstadt) angelegt<br />

wurde, mit einer in jenen unruhigen Zeiten unentbehrlichen<br />

Bewährung, indem sie zunächst einen starken hölzernen<br />

Plankenzaun zogen, an dessen Stelle dann bei steigendem Wohlstande<br />

meist im 14. Jahrhun<strong>der</strong>t aus Stein aufgeführte<br />

Mauern und Thürme traten. ^) Im 15. Jahrhun<strong>der</strong>t wurde<br />

auch diefe Befestigung noch durch Außenwerke vor den Thoren,<br />

Wall und Graben ergänzt. Neben den großen Aufwendungen<br />

1) Vgl.


6 H. Lemcke,<br />

für die Stadtbefestigung brachten die Bürger aber doch noch die nicht<br />

min<strong>der</strong> beträchtlichen Kosten für den Bau <strong>der</strong> Pfarrkirche auf,<br />

die möglichst groß und prächtig herzustellen <strong>der</strong> Stolz je<strong>der</strong><br />

Gemeinde war; sie stifteten die Kapellen und Hospitäler von<br />

St. Spiritus und St. Jürgen, sie erbauten im 15. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

die Marienkirche von Grund aus neu auf und zwar<br />

nach dem Muster des herrlichen Domes von Kamin und errichteten<br />

damit ein Denkmal opferfreudiger Frömmigkeit und<br />

ehrenfesten Bürgersinnes, das noch heute eine Zierde <strong>der</strong> Stadt<br />

ist, während Mauern und Thürme längst bis auf wenige Reste<br />

verschwunden sind und statt des Walles jetzt ein Kranz von<br />

Gärten die Stadt umgiebt.<br />

Die Stadtverwaltung leitete ein Schulze (pl2.6t6(;tu8,<br />

8oult6tu8 o<strong>der</strong> iuäsx) als Beamter <strong>der</strong> Grundherren in Gemeinschaft<br />

mit einem aus <strong>der</strong> Bürgerschaft gewählten Rathe,<br />

dessen Mitglie<strong>der</strong> oou8ul68 heißen. Derselbe versah auch das<br />

Richteramt an <strong>der</strong> Spitze eines ebenfalls aus den Bürgern<br />

gestellten Schöffencollegiums als Beisitzern. Unter feiner Leitung<br />

fprachen die Schöffen, meist wie <strong>der</strong> Schulze auf Lebenszeit<br />

bestellt und feierlich vereidet (siehe die Eisdesformel am<br />

Schlüsse des Buches), das Recht, wie es sich nach Sitte und<br />

Gewohnheit fortgepflanzt hatte und im Rechtsbewußtsein des<br />

Volkes fortlebte. In fchwierigen Fällen wandten sich die<br />

freienwal<strong>der</strong> Schöffen nach Piritz, dessen Schöffenstuhl für die<br />

Städte brandenburgischen Rechtes in Pommern die Appellationsinstanz<br />

bildete, auch nachdem diese Stadt selbst 1263 das<br />

Magdeburger Reckt erhalten hatte. Uebrigens nahm auch<br />

Freienwalde statt des brandenburgischen später das lübische<br />

Recht an, doch steht über den Zeitpunkt, wann dies geschehen,<br />

nichts fest. In späteren Zeiten gelingt es den meisten Städten<br />

die landesherrlichen Rechte zu beschränken und auch in<br />

Freienwalde werden zeitig Schöffen- und Rechtscollegium<br />

verschmolzen, Schulze und Bürgermeister eine Person gewesen sein.<br />

Das Nähere über die Entwickelung und Gestaltung <strong>der</strong> späteren<br />

Rechtsverhältnisse und Iurisdiction giebt Berghaus a. a. O.<br />

Als Mediatstadt des Geschlechtes <strong>der</strong> Wedel theilte Freien-


Das älteste Schöffenbuch von Freienwalde i. P. 7<br />

Walde in gewissem Sinne auch die Geschicke desselben, wie<br />

denn ein Zweig des Geschlechtes seinen Wohnsitz in <strong>der</strong> Stadt<br />

selbst in einer Burg hatte. ^^) Bei einem großen Brande, <strong>der</strong><br />

1492 die ganze Stadt verheerte, sind angeblich alle ihre Urkunden<br />

zu Grunde gegangen und was wir aus an<strong>der</strong>n Quellen<br />

erfahren, berührt weniger die Stadt selbst, als den Streit<br />

zwischen Pommern und Brandenburg über das Lehnsverhältniß<br />

<strong>der</strong> einen Halste von Freienwalde, <strong>der</strong> erst 1603 erledigt<br />

wurde; wegen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Hälfte waren die Wedel Vasallen<br />

des Bischofs von Kamin.") Die Hufenmatrikel vom Jahre<br />

1628 beziffert diesen städtischen Antheil auf 30 Hägerhufen,<br />

während <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Theil 93 Häuser mit 190 Hakenhufen und<br />

50 Buden (kleinere, hauptsächlich Handwerker-Häuser) mit 50<br />

Hakenhufen umfaßte. Ueber die Häuferzahl des stiftischen Antheils<br />

ist nichts überliefert. i2) Genauere die Schickfale des<br />

Ortes selbst berührende Nachrichten finden sich erst wie<strong>der</strong> aus<br />

<strong>der</strong> Zeit des dreißigjährigen Krieges, wo die Einwohner mit<br />

Entschlossenheit den Schweden den Durchzug verwehrten, aber<br />

dafür gegen Ende des Jahres 1627 kaiserliche Truppen aufnahmen,<br />

welche die Stadt in <strong>der</strong> allbekannten Weise durch<br />

Contributionen und offenbare Plün<strong>der</strong>ung heimsuchten. ^) Von<br />

den Leiden des Krieges und den Nöthen, die in seinem Gefolge<br />

den Ort heimsuchten, erhält man einen Begriff, wenn<br />

man vernimmt, daß im Jahre 1638 uach dem Leichenregister<br />

aus Freienwalde und den daselbst eingepfarrten Dörfern 510<br />

") Klempin und Kratz, Matrikeln und Verzeichnisse 2c. S. 210 und<br />

Karl IV., Landbnch S. 37. Noch heute heißt ein verfallener Thurm<br />

an <strong>der</strong> Stadtmauer „das Schloß."<br />

") Das Nähere darüber giebt Kratz a. a. O. S. 142.<br />

'2) Klempin u. Kratz a. a. O. S. 305, 330, 343. Da die Hä><br />

gerhufe gleich 4 Hakenhufen ist, so beträgt <strong>der</strong> stiftische Antheil mit<br />

120 Hufen gerade die Hälfte des an<strong>der</strong>en von 243, ist also eigentlich<br />

nur ein Drittel des Ganzen.<br />

^) Den sehr anschaulichen Bericht des damaligen Probstes Leo,<br />

<strong>der</strong> seine und <strong>der</strong> Stadt Erlebnisse in dem Kirchenbuche lateinisch nie<strong>der</strong>schrieb,<br />

hat F. Karow in deutscher Uebersetzung in den Valt. Studien<br />

IV, 2, S. 8-15 veröffentlicht.


8 H. Lemcke,<br />

Personen starben. Wohlstand und Bevölkerung waren <strong>der</strong>artig<br />

zurückgegangen, daß sogar noch ungefähr ein Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

später (1740) die ganze Einwohnerzahl sich nur auf 850 belief.<br />

Zur Ausfüllung <strong>der</strong> großen Lücken in <strong>der</strong> Stadtgeschichte<br />

ist nun das sogenannte Schöffenbuch, das hier vollständig und<br />

in seinem ganzen Umfange wie<strong>der</strong>gegeben wird, durchaus geeignet,<br />

aber auch darüber hinaus werthvoll und interessant, da<br />

es sich über einen Zeitraum von etwa 2^2 Jahrhun<strong>der</strong>ten erweckt<br />

(cC,..1^H.—.1Z2I) und neben den eigentlich historischantiquarischen<br />

und rechtlichen Beziehungen auf kleinem Raume<br />

neben einan<strong>der</strong> zugleich auch die Entwickelung und die Uebergänge<br />

in Schrift, Sprache, Orthographie u. a. in belehren<strong>der</strong><br />

Weise zur deutlichsten Anschauung bringt.<br />

Das Buch selbst, seit längerer Zeit im Besitze unserer<br />

Gesellschaft, ohne daß über die Provenienz Sicheres zu ermitteln<br />

gewesen, ist freilich äußerlich sehr unscheinbar und unansehnlich.<br />

68 Pergamentblätter von durchschnittlich 12 Centimeter<br />

Breite und 14 Centimeter Höhe sind in einfachster<br />

Weise in zwei roh bearbeitete und mehr durch den Gebrauch<br />

als durch das Messer geglättete Deckel von Eichenholz gebunden,<br />

die ersten 37 Seiten mit einer Paginirung aus alter Zeit<br />

(16. Jahrhun<strong>der</strong>t) versehen. Das Buch enthält 6 Lagen von<br />

13, 6, 4, 3, 4, 4 Blättern, <strong>der</strong>en ungleiche Zahl in <strong>der</strong> ersten<br />

und vierten Stelle sich daraus erklärt, daß dort je ein<br />

Blatt später wie<strong>der</strong> ausgeschnitten ist. Angeheftet ist am<br />

Schluß ein Papierblatt, auf welchem <strong>der</strong> Wortlaut des Schöffeneides<br />

von einer Hand des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts verzeichnet ist.<br />

Was die Veranlassung zur Anlegung des Buches angeht,<br />

so erklärt sich dieselbe leicht aus <strong>der</strong> obervormundschaftlichen<br />

Pflicht und Thätigkeit <strong>der</strong> Stadtbehörde, wenigstens betreffen<br />

nicht nur die meisten, son<strong>der</strong>n auch die ersten und ältesten<br />

Eintragungen das Familien- und Erbrecht.^) Die ersten<br />

Vermerke waren auf einem losen Blatte verzeichnet und dieses<br />

") Vergl. das älteste strals. Stadtbuch, herausg. v. F. Fabricius,<br />

S. 285 ff.


Das älteste Schöffenbuch von Freienwalde i. P. 9<br />

ist erst später, nachdem das Buch angelegt, diesem nachträglich<br />

angeheftet worden. (S. 20 u. 21.) Dadurch kennzeichnen<br />

sie sich, obwohl undatirt, als die ältesten Bestandtheile des<br />

Buches. Sie sind also, ebenso wie die ersten datirten Ein-<br />

tragungen, die älteste ist von 1322, noch vor <strong>der</strong> oben erwähnten<br />

Belehnung mit Stadtrecht erfolgt. Wir ersehen aus ihnen,<br />

daß Schulze und Schöffen schon vor 1338 in Freienwalde<br />

nach heimathlicher Rechtsgewohnheit ihres Amtes gewartet,<br />

so daß die Herren von Wedel mit ihrer Urkunde mehr die vor-<br />

handenen Zustände anerkannt und legalisirt, als etwa neues<br />

Recht geschaffen, und nur die früheren Berechtigungen erweitert<br />

und gemehrt zu haben scheinen.^)<br />

Was nun den Inhalt des Buches betrifft, so handelt es<br />

sich hauptsächlich um die Festsetzung von Ansprüchen für<br />

die Kin<strong>der</strong> aus erster Ehe, wenn nach dem Tode des einen<br />

Ehegatten <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e eine neue Ehe eingeht und den Kin<strong>der</strong>n<br />

Vatererbe bez. Muttererbe vermacht (kei'OÜitalium patris<br />

o<strong>der</strong> watlis tacei-s).<br />

Nächst diesen ungefähr die Hälfte des Ganzen umfassenden,<br />

das Erbrecht betreffenden Eintragungen sind am zahlreichsten ver-<br />

treten die Vergleiche wegen Ansprüchen aus Verbrechen.<br />

Damals klagte bekanntlich <strong>der</strong> Verletzte o<strong>der</strong> im Falle des<br />

Todschlages die Verwandten, die sich, wenn sie nicht zur Rache<br />

durch Fehde griffen, auch mit Geld abfinden ließen und dann<br />

vor Richter und Schöffen bekundeten, daß sie nichts mehr zu<br />

for<strong>der</strong>n hatten. Umgekehrt fchwor <strong>der</strong>jenige, welcher gestraft<br />

war und feine Züchtigung erhalten hatte, Urfehde und gelobte<br />

damit, daß er sich deswegen nicht rächen wolle. Solcher mehr<br />

criminalistischen Aufzeichnungen finden sich zwölf.<br />

Gering ist <strong>der</strong> Handels- und Güterverkehr; Credit-<br />

eintragungen, Schuldversprechungen, Verpfändungen kommen so<br />

gut wie gar nicht vor, es waren ebene Zeiten, die Stadt<br />

nährte sich jedenfalls hauptsächlich durch Ackerbau o<strong>der</strong> vom<br />

Handwerke, wie wir denn auch aus <strong>der</strong> zweiten Urkunde (L.)<br />

l5) Vergl. Klempin in <strong>der</strong> Einleitung zu Kratz, die Städte <strong>der</strong><br />

Provinz Pommern S. XXXIX.


10 H. Lemcke,<br />

im Anhang es bezeugt finden, daß ein Wullwerk, d. h. eine<br />

Gilde <strong>der</strong> Wollweber in Freienwalde bestand; <strong>der</strong> Handel war<br />

gering, ein Umsatz von Gütern gehörte wohl zn den Seltenheiten.<br />

Eine Anzahl Pachtcontrakte über Hopfengärten und<br />

ein Erbpachtvertrag, dieser mit gegenseitiger Ablösungsbefugniß,<br />

sind das einzige, das hierher gehört.<br />

Auch Erbverträge, Begiftigungen finden sich, in denen<br />

Bestimmungen getroffen werden für den Fall, daß <strong>der</strong> eine<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Ehegatte zuerst stirbt. Selten sind fromme<br />

Stiftungen.<br />

Auch das städtische Interesse scheint nur in zwei Fällen<br />

berührt zu werden, in sofern einmal eine Scheune unrechtmäßig<br />

auf städtischem Grund und Boden erbaut war und dem<br />

Erbauer gestattet wird, sie stehen zu lassen, das an<strong>der</strong>e Mal<br />

die Stadtverwaltung sich bescheinigen läßt, daß sie Jemandem<br />

den ihm zugefallenen Nachlaß zu seiner Zufriedenheit ausgeantwortet<br />

habe.<br />

Der Wohlstand <strong>der</strong> einzelnen Bewohner kann nicht groß<br />

gewesen sein, es handelt sich meist um sehr unbedeutende Summen<br />

und erst mit dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t macht sich em Heben<br />

desselben bemerkbar, indem u. a. auch Schmuckgegenstände aus<br />

Silber und größere Kostbarkeit <strong>der</strong> Klei<strong>der</strong>stoffe zu bemerken find<br />

und in <strong>der</strong> letzten Eintragung es sich um Verfügung über<br />

mehrere hun<strong>der</strong>t Thaler, ein für bürgerliche Verhältnisse damals<br />

recht beträchtliches Vermögen, handelt.<br />

Für die Herausgabe waren folgende Gesichtspunkte maßgebend.<br />

Da die Aufzeichnungen nicht immer nach den Jahren<br />

hintereinan<strong>der</strong> in chronologischer Folge erscheinen, son<strong>der</strong>n eine<br />

vorn o<strong>der</strong> sonst irgend wo einmal freigelassene Stelle erst viel<br />

später beschrieben ist, so durfte <strong>der</strong> Abdruck nicht nach <strong>der</strong><br />

Reihenfolge <strong>der</strong> Blätter im Buche erfolgen, son<strong>der</strong>n in chronologischer<br />

Ordnung, soweit diese herzustellen möglich war.<br />

Viele Eintragungen <strong>der</strong> älteren und namentlich <strong>der</strong> ältesten<br />

Zeit sind aber undatirt und es mußte die Stelle <strong>der</strong>selben nach<br />

äußeren o<strong>der</strong> inneren Kennzeichen bestimmt werden. Doch war<br />

diese Aufgabe verhältnißmäßig leicht zu lösen, denn bei dem


Das älteste Schössenbuch von Freienwalde i. P. 11<br />

großen zeitlichen Abstand, <strong>der</strong> meist zwischen den einzelnen<br />

Vermerken besteht, ließ <strong>der</strong> Ductus <strong>der</strong> oft wechselnden Handschriften<br />

die wenigen von einer nnd <strong>der</strong>selben Hand gemachten Eintragungen<br />

als zusammengehörig unschwer erkennen, so daß ich glaube,<br />

kaum in einem Falle hierbei fehlgegangen zu sein. Eine an<strong>der</strong>e<br />

Anordnung, die sich sonst empfiehlt, nämlich die nach Materien,<br />

erschien bei <strong>der</strong> geringen Zahl <strong>der</strong> Eintragungen (103) überhaupt,<br />

so wie <strong>der</strong> zu einer Klasse gehörigen insbeson<strong>der</strong>e nicht<br />

gerathen.<br />

Ueber die Schreiber liegt nur einmal eine deutliche Nachricht<br />

vor in Nr. 66, wo sich <strong>der</strong> Pfarrer Jacob Westfal als<br />

den bezeichnet, <strong>der</strong> die „Wittlicheit" selbst geschrieben; wir<br />

werden nicht fehlgehen, wenn wir auch in den an<strong>der</strong>n Fällen<br />

annehmen, daß die Ortsgeistlichen als Schriftkundige <strong>der</strong> Stadt<br />

hierin ihre Dienste darboten, da dieselbe in den Zeiten des<br />

Mittelalters sich kaum einen eigenen Stadtschreiber gehalten<br />

haben dürfte, zumal auch die mehrfach erwähute Urkunde von<br />

1338 von <strong>der</strong> Hand eines Geistlichen, des Vicarius Martinus,<br />

geschrieben ist und noch im Jahre 1537 die behagliche und<br />

erbauliche Breite <strong>der</strong> Erzählung in Nr. 89 unschwer den im<br />

Eingange <strong>der</strong> Nr. genannten, ersten evangelischen Prediger<br />

Freienwaldes, Wilhelm Hecker, erkennen läßt. Die evangelischen<br />

Kirchenordnungen (auch in Pommern) untersagten zwar den<br />

Geistlichen, sich zu <strong>der</strong>gl. städtischen Aemtern gebrauchen zu<br />

lassen, in kleineren Städten aber überwog die Noth das Gebot.<br />

Erst Leos Bericht ^) gedenkt eines Stadtschreibers Namens<br />

Daniel Schultze. Daß man auch die Sonntage und selbst<br />

hohe Festtage sogar mit Vorliebe zur Abmachung <strong>der</strong> in Frage<br />

kommenden Rechtsgeschäfte benutzte, zeigt sich an mehr als an<br />

einer Stelle und ebenso sind zwei Festsetzungen, was ausdrücklich<br />

bemerkt wird, bei Gelegenheit einer Hochzeit getroffen.<br />

Sachliche Erörterungen und Erklärungen habe ich in<br />

Anmerkungen dem Texte beigefügt, die vorkommenden Personenund<br />

Ortsnamen in einem beson<strong>der</strong>en Register geordnet, ebenso<br />

Vergl. Valt. Studien VI. 2. S. 13.


12 H. Lemcke.<br />

die sachlich und sprachlich wichtigen Worte. Vollständigkeit<br />

<strong>der</strong> letzteren war dabei ebenso wenig wie die Herstellung eines<br />

Glossars beabsichtigt, doch gebot es die Rücksicht auf die Leser<br />

dieser Blätter, denen literarische Hülfsmittel, wie z. B. das in<br />

Pommern lei<strong>der</strong> erst in wenigen Exemplaren verbreitete Mittelnie<strong>der</strong>deutsche<br />

Wörterbuch von Schiller u. Lübben, nicht zu<br />

Gebote zu stehen Pflegen, hierin mehr zu bieten, als sonst in<br />

Publikationen dieser Art Gebrauch ist. Manchem werde ich<br />

darin zu weit gegangen zu sein scheinen, an<strong>der</strong>en wie<strong>der</strong> zu<br />

wenig geboten haben.<br />

Eine ganz beson<strong>der</strong>s werthvolle Hülfe hat mir bei <strong>der</strong><br />

Arbeit die Güte des Herrn Landgerichtsrath I)r. Fabricius in<br />

Eelle verschafft, <strong>der</strong> nicht nur durch feiue vortreffliche Ausgabe<br />

des stralsun<strong>der</strong> Stadtbuches (Berlin 1872) mich zuerst<br />

zu <strong>der</strong> Beschäftigung mit diesem Schöffenbüchlein angeregt,<br />

son<strong>der</strong>n auch über die Lesung schwieriger Stellen die sachkundigste<br />

Auskunft gegeben und alles, was zu dem Verständniß<br />

<strong>der</strong> Verwickelteren unter den vorkommenden Rechtsgeschäften<br />

nöthig war, mit dankenswertester Bereitwilligkeit mir erläutert<br />

hat. Ich habe diese Erläuterungen an den betreffenden Stellen<br />

mitgetheilt und den Urheber durch ein hinzugefügtes ^ bezeichnet.<br />

Ebenso haben Herr Superintendent Sternberg und <strong>der</strong> früher<br />

Bürgermeister von Freienwalde, Herr Krüger, dem Ortsunkuudigen<br />

die namentlich zur Orientirung über die Localitäten<br />

gestellten Fragen in eingehendster Weise und mit <strong>der</strong> größten<br />

Freundlichkeit beantwortet. Ich benutze diese Gelegenheit, denselben<br />

auch an dieser Stelle meinen besten Dank dafür auszusprechen.<br />

1. p. 20—21. sMwm 68t quoä<br />

XXXIII<br />

") Der Gebrauch jener Zeit gestattet es, unter ^eiiilsx ebensowohl<br />

die Bezeichnung des Handwerkes (<strong>der</strong> Pelzer o<strong>der</strong> Kürschner Johannes)<br />

als einen Eigennamen (Johannes Pelzer) zu verstehen; dasselbe gilt<br />

im folgenden von ^lii'ikHdßl Goldschmied, Noi6u6iiikriu8 Müller,<br />

Kistmacher, Tischler, i^dsrllariuZ Schenk, Krüger.


Das älteste Schöffenbuch von Freienwalde i. P. 13<br />

6onndu8 6t pl0MP0Ì01'il)U8 t)0U18 8U18) (^uoä uotum 68t<br />

Pl6l66t0 6t 80adÌUÌ8) 6t 8p60iHlit61' 6i8ä6M ill6 3.881^119.'<br />

Vit l60tUM 8UUM 6t 1Ìut6^U2ÌuÌUH (^U3.tU0r 6t tot KU881U08<br />

6t äU0 M0UÌ1Ì3. kMt6 V68t6M . . .<br />

2. P. 21. It6N<br />

6t N9.litU8 80I'01'18 8U6<br />

tU8 66 tl6I'6äitklt6, HUaM p08tul3.U6IUUt) (^U0ä NotUM 68t<br />

6t 86Hdiui8) (^uam d6r6(litat6m l6p6ti6iuut 6X<br />

8ui<br />

3. p. 21. It6M ^ p<br />

lr^tr6m U0NNU6 «I0l)3.nui8) (^ui déduit VX0I-6N<br />

PU61-08 8p6ci^i68) 6t illi PU6li 6imi861'uu<br />

Iib6I'l1M 6t 80iutum ä6 tl6r6äit3.t6 8116<br />

U0tUlQ 68t pl^footo 6t 803.diui8. ^)<br />

4. p. 21.<br />

^) Die eckigen Klammern bezeichnen, daß die Eintragung radirt<br />

o<strong>der</strong> durchstrichen ist.<br />

Dieselbe enthält einen Ausspruch des wie<strong>der</strong>heirathenden Vaters<br />

zu Gunsten seiner erstehelichen Kin<strong>der</strong>. Die berechnete Summe wird<br />

versichert durch Anweisung auf die Häuser und das bereiteste Gut,<br />

also durch Immobilieuverpfändung und Concedirung sofortiger Erecution<br />

in das Mobiliarvermögen. Vergl. das älteste stralsun<strong>der</strong> Stadtbuch<br />

S. 267. Außerdem vermacht er ihnen noch sein Bett und Zubehör<br />

^. Die mouilla, 3,ut6 voLwm sind nicht etwa Halsbän<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n<br />

die später öfter wie<strong>der</strong>kehrenden vor- o<strong>der</strong> koikeuLMu^stt) mit denen<br />

<strong>der</strong> 1i0ik6u, <strong>der</strong> lange bis auf die Füße herabfallende Mantel svsLtis)<br />

auf <strong>der</strong> Brust snute) zusammengehalten, o<strong>der</strong> auch nur geziert wurde.<br />

'9) Auch die Eintragungen 2 u. 3 berühren den Fall einer zweiten<br />

Ehe. Johann Scopcninc hatte nämlich eine Wittwe mit Kin<strong>der</strong>n geheirathet.<br />

Bei seinem eigenen Tode war zwar seine Frau schon todt,<br />

es lebten aber seine Stiefkin<strong>der</strong>, die ^uori 8p6ciiii68 <strong>der</strong> Frau; seine<br />

Erben aber sind seine Geschwister, Brü<strong>der</strong> und eine Schwester. Von den<br />

Brü<strong>der</strong>n besitzt <strong>der</strong> eine, nämlich Heinrich, den Nachlaß. Von ihm<br />

for<strong>der</strong>n sowohl die übrigen Geschwister ihren brü<strong>der</strong>lichen Erbtheil als<br />

auch die Stiefkin<strong>der</strong> des Verstorbenen ihre koi-säiw» matsi-Qa. und<br />

nachdem er alle abgefunden, quittiren sie ihm durch beide Eintragungen. ^.


14 b. Lemcke,<br />

PU6I0 3U0 P08t odîtnm 8UUM I^ MI'6. 16MUM<br />

notum 68t<br />

5. P. 20. ^It6M uotum 68t huoä ^Vuu^0 teuetur<br />

^) 8UÎ3 86ÌIÌ6et


Das älteste Schöffenbuch von Freienwalde i. P. 15<br />

3.6 U08 V6U6lit.<br />

6t<br />

U<br />

9. p. 20.<br />

66<br />

68t 6t<br />

6X<br />

61U8<br />

et ,<br />

6t VX0I6M 61U8<br />

, 6t Ì<br />

68t<br />

81 VUHU3.M ^lil^Ukl. M6U010 3.K ip818<br />

'iladiÌ8) ita t^uoä ^uritadi-i alÎHuid N0U6ut ä6<br />

ioo 6t VX01'6 61U8 6t ^siooiao<br />

) 8Ullt pl086lipti0U6M) 6t 81<br />

8Ît 0P6I-6 6t V6I'dÎ8) 1U Wb6rui8, 111 pIa,t6H U6l<br />

10. P. 5. 68t 6t<br />

XXVII MI'O. 6X ^I.it6 8N0I'UM ^)1'illi<br />

86ÌIÌ06t priuin^ui ÎP3N18 Xiää6llä0I'p äimittunt 6UIU<br />

6t 80lutum 6t is^) äimi8it iib61'08 Üä61U8801'68. ^^)<br />

11. p. 5. 68t P1'6s60t0 6t 86HdinÎ8^<br />

'1) 86 60MP08UÌt 66<br />

^) geschlichtet, wie sonst Lsäatli; dieser Schreiber hat auch in<br />

Nr. 6 n. 7 6Ï806N8Î0.<br />

26) in dem Nß. steht auch hier et.<br />

-?) Das etwas complicate Verhältniß dieser Eintragung ist folgendes:<br />

Johannes Kiddendorp hat feinen Kin<strong>der</strong>n einen Ausspruch<br />

gethan von 27 mi'c Die Eintragung enthält ihre Quittung darüber.<br />

Sie haben die Zahlung aber nicht persönlich von ihrem Stiefvater in<br />

Empfang genommen, fon<strong>der</strong>n ihren Gläubiger Heinrich Stakelauge<br />

darauf angewiesen. Für ihre Schuld an St. hafteten auch Bürgen<br />

und die Folge <strong>der</strong> für ihre Rechnung von ihrem Stiefvater geleisteten<br />

Zahlung ist, daß St. nun auch ihre Bürgen freigeben muß, was dann<br />

ebenfalls am Schluß <strong>der</strong> Eintragung registrirt ist. Als selbstverständlich ist<br />

dabei übergangen, daß St. natürlich auch den Stiefkin<strong>der</strong>n quittirt hat. I?.


16 b. Lemcke,<br />

ÎQlioi 66 8v^6006ub6I-^ 6t<br />

8ui8, ita HU06 totaiiter 00mp08itum 6t r6l0lmatiilli 8Ît.<br />

12. p. 3. Notauäum Huo6 iut6i-k6(;ti0U6N<br />

äe ^0l86 dabuit 6X pait6 ?6tli<br />

6xÌ8t6lltÌ8 ouN lratre 6Ì<br />

) 6t oulll 06t6lÌ8 6ÎU8<br />

86U 60U8HUF^viuibu8, 00mp08mt ae vniuit.<br />

laotum 68t f<br />

U08 80i1i(;6 P<br />

13. p. 3.<br />

8NÌ3 ^U6rÌ8 3.38j^U9.uit XI^ Nar(;3.8 in<br />

8UÎ8 ä<br />

nel<br />

1322.<br />

14. p. 5. IfotUN 68t Q0dÌ3 80a.diuÌ8 6t<br />

0NN68 PU6li V0lx<br />

6t 8U08 fr3.tl'68 66 domioiäio PI.trÌ8 8ui 6t 66<br />

1ik6l08 6t 8o1uto8,<br />

3.UU0 60MÌU1<br />

1322. Mv. 20.<br />

15. p. 5. ^0tUN 68t uobi3 80abilli3 6t<br />

^ 8 Lu8cll61i60rp 6t 8ui ll-Htl-63<br />

6t Z)6rp6<br />

66 d0mÌ0Ì6Ì0 8ui patlÌ8) ita<br />

66 P60UUÎ3. HU3.M 66<br />

ra(;Ì0U3.dÌ1Ìt6l 00IUpl6U61NQt 6t ^1106 0MQ68 03.U86 8UQt<br />

6rmiu9.t6 6t 066at6. ^otum 6e 60M^)0-<br />

6t 6a.tum 3.UU0 60wiui ML^O^XXII" ill U0U0<br />

6i6 b6il.ti<br />

2^) bezeugen.<br />

29) Wallfahrt.


Das älteste Schöffenbuch von Freienwalde i. P. 17<br />

1335. ^UF. 8.<br />

16. p. 4. Mtum 03t. eOU8Uiil)U8 preioeto et 803><br />

ad 8U5liu Mi'uam domuM) perpetue<br />

dedet Narie. ^etum HUU0 domini N«<br />

1?. P. 4. NotHudum 68t 8 V Î it ä 6Î<br />

18. p. 4. ^sotum 68t P1'6foct0 et<br />

ti1iu8 ^Viiieii^^) I)i6f60ti in<br />

8U8tuIit XXX M1'L. V8u^liu<br />

8UÌ, (^U0 1)0880t 8ldi<br />

8UÎ, äiittä<br />

8U08 ti'Hti'68 80iut08<br />

1329. ^lai. 29.<br />

19. p. 6. ^lotum 68t<br />

8U0 lrati'i lliui'ico lla30NVUt (Iu08 01'tU8 Immuli 66<br />

äioitm- papendoM)^) lite et p<br />

2") für<br />

erscheint.<br />

^') <strong>der</strong>selbe, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Urkunde von 1338 als<br />

N) z bezeichnet V2<br />

^) Das Teufelsbrnch, o<strong>der</strong> Tenfelsbring, nebst dem noch vor 50<br />

Jahren vorhandenen Tcnfelssec lag Zwischen <strong>der</strong> Chaussee nach Slar-<br />

gard und dem Wege nach Nossow. in <strong>der</strong> Nähe des Kiebitzbrings, <strong>der</strong><br />

jetzt Wiese ist. Das anstoßende Land heißt noch hente das Hopfenbruch.<br />

34) Vgl. Schiller u. Lübbeu, Mud. Wörterbuch III. S. 301 ; vielleicht<br />

ist hier an den^^^oiondcm^d. i. Vogelstangen, zn denken, <strong>der</strong> immer<br />

vor den Thoren lag. So heißt es in einem caminer Co<strong>der</strong> <strong>der</strong> ^<br />

2


18 b- Lemcke,<br />

6t<br />

66 ^di8 t eliorum dumuli ^<br />

luteiim 81 8U006880I' domini ^0^3.UNÌ8 6iot03<br />

dioti l6dim61'6 V0lu6lit^ ^)l0ut 8C3.I)ÌUÌ8 et 3.IÜ8<br />

6t 81 Hiuliou8 In8tit0i' Iw<br />

Klebet 6t 6xiiil)6t 8^06I'ä0ti 86V pl6l)NU0. ^ota 8UUt<br />

I16C anno äomiui M000"XXVIII" W aie 1i'initati3.<br />

. p. 6. Mtum 68t<br />

XVI<br />

21. p. 6. It6lli U0tum 68t C0ll8ulidu8<br />

) (^uoä Hiui-i(;u8 ZI00 Ü0U6N61'0 anuuHtiiu I 80-<br />

66 äimiäio innere 0lw8 dmnuli Ì<br />

22. p. 6. Item Hiuii(;u8 Lloc;<br />

p6uin^d de (IuQdu3 terre<br />

X a6U3.1'Ì08 pro 06U8U.<br />

23. p. 6. Item älldit HÌU1-Ì60 V?^3N3.I'0 X<br />

ortu Kumuli ibiciem iao6uti8) ^uoä notum 68t pi6-<br />

6t<br />

Marienstifts-Gymnasialbibliothek (Nr. 25) — 6r6otg. 68t<br />

tlli'ÎH Zpeeialiwi- pgitioi P1-0P1-Î6 PHPP6d0Fd6Ud0ll1 ill<br />

oinitlitem I'i-Opto^v. Der Vogel, nach welchem die Schützen des<br />

M. A. schössen, stellte nicht wie jetzt in Pommern eine Taube und<br />

an<strong>der</strong>swo einen Adler, son<strong>der</strong>n einen Papageien dar. Heute begehen<br />

die Freienwal<strong>der</strong> ihr Schützenfest in dem kleinen Gehölz jenseits <strong>der</strong><br />

Beke, welches Altstadt heißt.<br />

n) Der Name des Mittelbruches hat sich nicht erhalten, doch wird<br />

es neben den in Nr. 19 erwähnten Brüchern zn suchen sein, woraus<br />

schon seine Verwendung als Hopfengarten hinweist.<br />

36) Die runde Klammer bezeichnet eine durch deu Zusammenhang<br />

erfor<strong>der</strong>te Ergänzung.<br />

or-


Das älteste Schöffenbuch von ssreienwalde i. P. 19<br />

24. p. 6. It6m dadit 1I^d6iieo 8tri6l(6n VI de-<br />

U3iio8 66 quartali ortuum^ Huod 8ÌI)i 60i'am iudioio<br />

68t 388ÌANatUlN.<br />

25. P. 8. ^fowm 68t Z)1-6t66t0 6t 86adiui8) (^uod<br />

6MÌt dU08 MaN803 duo!)Us PU61'Ì8 8UÌ8 6UM VN0<br />

PU6101UM 8UNt «l0daUN68 6t<br />

1342. ^uli. 12.<br />

26. I). 8. ^0tuw 68t ^>r6f66t0 6t<br />

1'6si6lÎ6U8 pl6danus in<br />

I.NÎM6 8U6 8U0VUM(1U6 p1'0<br />

01't08 IN M6tÌ8 Vi'Ì6UVV0i(IÌ8 8it08<br />

86U<br />

ÌII08 0I't08)<br />

66 (jU0iiI)6t Ol'to 86X<br />

Ì8tÌ8 VII (8io) 80U6Ì8<br />

P1'6(ll0ti P1-0UÎ801-68 ä6d6Nt 6M6I'6 66raM) (^6 l^ua codent<br />

6t Aloi'Ì08um I11M6U<br />

(I6d6t 0MNI 6i6<br />

ai'661'6 in 6I6U3.0Ì0N6 6t in UONOI'6 601'j)01'Ì8<br />

U08ti'i v P08t odiwm<br />

8U6 60M^)08UÌt KoU3 8U3 M0l)Ì1Ì3 6t ÌMM0dÌIÌ3 3(i U0U3.<br />

NÜ 8UÎ XoIt6N 6t VX0IÎ8 8U6^ ita (^U0(1 I)0N3 601'UM<br />

6386 inäiui8a^ (^uid^Ulä Mt61' dad6t) (I6d6t 6886<br />

mit <strong>der</strong> Anssaat.<br />

Ein Ort dieses Namens ist in <strong>der</strong> Nähe von Freienwalde<br />

licht mehr nachzuweisen, an Arnsberg in Westfalen aber kaum zu denken.<br />

2*


20 H. Lemcke,<br />

Mi et vxorÌ8 8U6 et


Das älteste Schdffenbuch von Freienwalde i. P. 21<br />

äo d6l6äitat6 patiÌ8 6t matri8) rui'8U8 8Ì6<br />

68t piattit^tUM aÌ86U88UM 6t t61'MÌU^tUM) HN0ä<br />

ä6d6t ä.1t61'11M 1126118^16 ä6 1miU8M0äi tl61'6äita.t6<br />

61. p. 10. It6M 110tiim 68t P16166t0 6t 863.N1U18 m<br />

6t p10Üt6Utui') c^lioä fuit 3.Qt6 608<br />

6t U6lmanu L<br />

60'd6 6t f^t6daQtur 6t<br />

U08t61' 60N6ÌU18 1'H0Ì0U3


22 H« Lemcke,<br />

veut uee P088it reoitare. Nt doe faotum e8t iu eoäem<br />

peine<br />

1378. Mv. 19.<br />

34. p. 13. XotH quoä 6Ì8L07aia) que vei'tedatui-<br />

8ÎU6 P10801ÌPCÌ0 iuter ^aelikll VÌ86d6r iuuÌ0l6N et<br />

Larel^eug o3.u8a et occhione domioiäii,<br />

VÌ8oii6i' peipetraueiat L^re^eu i<br />

e8t tot^Iiter sopita. e0lup08ita. et telmiu^tH) ita<br />

iliuä I)0mi(;i6iuiu clo eetero uoluut renouare 3.ä mémoriÄN<br />

8eu reitei'Äi'e pre8eut68 Huain sutuii^ c^uoa uotorium<br />

tn8 Kt Mäiei et 80^t)iui8. 8eii^tuui anno äomiui<br />

äie Nl^x^bet beate viäue.<br />

1380. Nai 3.<br />

35. p. 12. Mtum c^uoä 8it preleeto et<br />

«laood Klette veuiedat a.6 «laeodum ?eIIiU6Ì8 et<br />

leeit 8idi dei-eäitaiiuiu, viäelioet ^3.0odu8 ?e11i6^8 «laeobo<br />

Xlatteus!) ooram pi-ekeoto et 8eHbiui8, ita c^uoä<br />

8idi sulüciedat äe dei-eäitai-io; 8it äilüuitum et äeteräie<br />

a8»<br />

36. p. 12. ^otanäum quoä Koppe ^Ve^deuer et<br />

et<br />

iuter 86<br />

t, corani eou8ulibu8 preieeto 803.diui8 et tota<br />

vuiuei8ÌtHte 8it amieabiliter amioe eompilata<br />

vel<br />

37. p. 13. Ifotauäum 8it preleeto et 8eadiui8) Heilueiat<br />

oum vxore<br />

42) Die angefangene Construction ist auch hier verlassen und aus<br />

dem Activum ins Pajsivum übergegangen, ebenso in Nr. 37.


Das älteste Schöffenbuch von Freienwalde i. P. 23<br />

äoinino ^ViuiancA Iiaou6i'unt, 8Ìt ainÌ66 iinita 6t 66t6i'><br />

minata.<br />

1382.


24 H. Lemcke,<br />

man808 od 8alutem parentum eiu8 et 6Iii 8U1<br />

in dune, modum. Interim ^uod idem Lenrieu8<br />

eum vxore 8U9. vixerit^ 8ud1euent omne8 lruetu8 et proueutu8<br />

inde aeeidentidu8 dempti8 tridu8 mare, yua3<br />

dadedunt idem pauper68 annuatim ad I la^enam ^)<br />

^ileeum in käuentu äomini et ^uHära^68iina) po8t<br />

inortein vero eorunäem toii^nt oinnein lruetuin eoruuäem<br />

man80ruiu 3.ä vietuin et eid^eionein eorunäein paupe»<br />

rum peruenniter et in euum^ 8eä preei^ue N3.dedunt I<br />

lagenam ex tridu8 mare, annu^tim in perpetuum.<br />

^uu0 äomini<br />

äomini<br />

41. p. 15. Ifotum 68t prekeeto et 803.diniä,<br />

i8ta. violeutia, Hue luerat laeta «lod^nui 8euunemanu0<br />

in Nouo Vrien^alä ex p^rte ?etri 6l0peu3N6ter8 et<br />

vxori8 8U6 tuerat äibi f3.etiz. eontra iu8 et ille iäem<br />

8enunem3.nn äeäit nee ad manu8 e0U8uIum et preeon-<br />

8ulum et doe üäeliter iuter 608 äi80U88um e8t et 8ie<br />

cli36U88um 68t, (^uoä) 8i äedent na<strong>der</strong>e literam 8Upr3.<br />

N06 N e0N8uIibu8 ^0U6 Vrienvvalä, 8ibi iieri äedet<br />

veeuuia.<br />

1399. Ullr2 30.<br />

42. p. 11. ^nno domini 1399 8erivtum eirea<br />

68t preleow et 80abiui8, (^U0d Nerteu<br />

äeäit priuiFne 8ue 8eilieet Uar^aret6) vxori<br />

?0leU) ultra xatlimanium 8uum 0 mare, in eopulations<br />

matrimonii eiu8. lHuare vxor Nartiu ?Iav76U) mater<br />

eiu8, et Nar^areta. prélats vxor Oouraäi ?0ien, 00N8tituti<br />

in N08tra pre8eutia donauimo eou86neient68) Huoä<br />

8i ita. eontiu^erit) ^uoä vxor Nartin ?Iav^en prior äi3e6836rit<br />

uei inoreretur, tune Nartinu3 kla^ve et 3ui<br />

Lechel, ein kleines Faß o<strong>der</strong> Tonne.


Das älteste Schöffenbuch von Freienwalde i. P. 25<br />

veri Kor6ä68 P1'6lat38 0 maio. (I6l)61it 6 60UU6l80 r66Î-<br />

P61'6 ä6 0muidu8 8U18 p1'0IUP6Ì01'ÌdU8 K0UÎ8.<br />

43. p. 15. ^otum 68t 60U8Ulatui 6t toti 60U6ÌU1tati<br />

6t 86dadiui8 6t p1'6t66tO) ^106 facta 66t 6t6lUH<br />

1'600U8iIÌ3.tÌ0 PI-0^1'16: 6^gli6 V01'20niu^Ii6 pro viro,<br />

6Imd6k6 6UM 81118 603äiutoi'ibu8 iut61'f66it) Z)1'0<br />

1'660U8ÌIÌ3.tÌ0H6 iìa6iul)6dant 8UI)86(^U6Iit68 86ÌiÌ66t<br />

6liutt6 pat6i', Uati^8 8odiitt6 6t U6lt6u 86liutt6<br />

Olii) 8Î6Ut 6apit^U6Î, Ii^ moäo^^) 8UNt U66ÌU880I-68 pro<br />

tu 0l6MM^N) ?6t6r I


26 H. Lemcke,<br />

U0U6 oiuita,tÎ8 Vri^6u^vaI6) 6a.t äar 18 ss^6vu6<br />

^6ä6^de6iu^d6t 6^U6 6^gtl6 20U6, 66<br />

66 d6dd6U gd6ä6^6(iiu^6t 66 tl6lQ van Vri^6UV^I.I6<br />

vu6 66 rat 66l8u1u6u 8tat; 66886 20Q6 tl6dd6U 63.6U<br />

vu6 N)^-<br />

^ ) 66IU<br />

66 X0U6 18 ^680d6H vu6 66^Ii66iu^d6<br />

18 Fd680d6Q 668 MÌ666iu<br />

66M ^I.r6 VU868<br />

1420. Hpril 11.<br />

46. p. 18.


Das älteste Schöffenbuch von Freienwalde i. P. 27<br />

6880>V ibÌ66M,<br />

I^ Kä6iud6daut mauu 60uiuu6ta 6t<br />

8UUN2<br />

6omiui UOOO(>XX" l6lÎ3. t^uiutg. PO8t k^86li^.<br />

48. p. 22. ^otum 8it p1660U8UiidN3 6t<br />

81V6 6aU8^N) l^U6 V61'titur<br />

6t ä6<br />

1423.<br />

49. p. 19. Mtulll 8Ìt U0dÌ8 86^dÌQÌ3 6t<br />

U^N^d N6li6Ut^N fuît<br />

i8 6t ^6lt6 00nl683U8 68t)<br />

6t 8UÎ8<br />

ll0p1)6ul)l'0^68 ^)6l^)6tu6 6t<br />

o. 8ÌMÌlìt6I- Hiuli<br />

U()bÌ8 6t 66ÎHM ap61't<br />

6t 8M8 V6I'i8<br />

8UÎ8 M6tl8 VUUU1 6ÌMÌ6ÌUM ÌUg61'Ì8 6t VIII<br />

6t 1id61'6<br />

59. p. 19. Mtum 8Ît U0di8 80d3.diuÌ8 6t<br />

^'') Durch Todesfall auf ihn gekommen.


28 H. Lemcke,<br />

Vllä<br />

r68iäeu8 to WMeHVeläe VOI- alle<br />

V3.U äex eru68<br />

1425. Nai 1.<br />

51. p. 16. ^fotum 8oadiuÎ8 6t pretesto, c^uoä<br />

0ta.1it6l 86 a Ì i d t ä Ü<br />

ex parte viri 8ui, 8oilio6t 0l9.^v63 8odulteu.<br />

8uut d6i'6ä68 : U6rm3.Q 8odu1t6 M0i'5lu8 8up6l ouriam<br />

8t3.rAM'a6U8Ì8 et 0Iav^68 8odult6 v eouiunot^ manu, exi8><br />

teut68 oiues<br />

1430.<br />

52. p. 22. Mtum 8it<br />

raoioue vx0li8 ^aeodi<br />

Volker iu L.8.U6ii8teu, pro<br />

8u^äer) (ÜI3.U8 «loräeu,<br />

pro omui mouioioue<br />

äoiuiui<br />

et ts^cobo Le^er et<br />

et 809.diui8,<br />

äe <strong>der</strong>eäitate 68t<br />

Loäe et<br />

Üä6iu88eruut<br />

et llinri<br />

eum couiuuota manu,<br />

et 8po8p0uäeruut 00U811-<br />

1432. I'ebr. 3.<br />

53. P. 23. Huuo uatiuitat<br />

M6U86 tedruario äie tereia. ^fotum 8it, propterea<br />

50) Rechtliche Ansprüche, vgl. Schiller und Lübben Mnd. Wörterbuch<br />

III S. 25, wie in Nr. 52 mouicio.<br />

^) Zu huoä folgt kein Verbum, so daß <strong>der</strong> Satz keinen Abschluß<br />

hat. Doch ist klar, daß die drei in demselben genannten Personen es<br />

sind, die mit <strong>der</strong> Frau in Streit lagen, also <strong>der</strong> Satz etwa lauten<br />

sollte: czuaia da


Das älteste Schöffenbuch von Freienwalde i. P. 29<br />

86 in VI06M (IotHU61'UNt^^) in<br />

omnium et 8in^u1oi'UM donoi'UM 8U01'UM 6UM<br />

VX01'6<br />

1432. ?6dr. 3.<br />

54. p. 24. ^.nno in0ai'nacioni8 6omini66<br />

68t<br />

8ua VX016 3oiiÌ66t ^1d6)^äa. 86 ÌUUÌL6N1 in<br />

8U0I-MN donoi'um modilium 6t immobilium ä0t3.u6i'unt<br />

n8 8UÎ8 V61'18 N6I'6(1idu8, it^ (^uoa 8UP6I'UÌU6N8<br />

1432. ^6di'. 3.<br />

55. p. 24. 2. Mtum 63t 3(dal)ini8 6t P1'6l66t0,<br />

sto) moi'5lUt6M^)<br />

IN 3<br />

forum, i pio f^MH 66 infra) clat<br />

virente ) dai' N6dd6n V6l6 t^<br />

in ^<br />

Ii6ft<br />

N6<br />

55) ^liä6<br />

mit<br />

5-) als ob ovim LU3. VX01-L vorausginge. Vgl. die folgende Nr.<br />

N) d. i. das obige Viertel außer dem gesetzlichen Erbtheil; P1-60Ì-<br />

^^ vorweg. ^. wie in <strong>der</strong> folgenden Nr. PI-6 0inui.du8 8UÎ8<br />

-^) Die runden Klammern bezeichnen hier dasjenige, was nm des<br />

Verständnisses willen zu tilgen ist; <strong>der</strong> Schreiber hat zuerst schreiben<br />

wollen to 8tou^:n!(?i0, verbessert dann aber, ohne das to zn beseitigen,<br />

um das Lateinische beizubehalten morantein iu. Freilich schreibt er<br />

M0i-6utem, aber er ist auch sonst sehr unaufmerksam gewesen, wie die<br />

Tilgungen von ^tlilv uud 6^t beweiseu, auch das erste m ist sehr undeut-<br />

lich und könnte ebenso gut ^n gelesen werden. Einen Sinn ergiebt<br />

aber nur die obige Verbesserung. Anch mit den Worten äs iufi-a hat<br />

er etwas begonnen, das er nicht durchgeführt hat; er wollte sagen: für<br />

das Gerücht siud Gewährsleute die Folgenden, unterläßt dann aber die<br />

Aufzahlung uud beguügt sich, die Anwesenheit vieler glaubwürdiger<br />

Leute zu bezeugen.<br />

55) Wn-u« ist die hier zn Lande fast gebräuchlichere Form für dorve,<br />

beides verkürzt aus doäervo ehrbar, ehrsam, IwnsZtus,


30 H. Lemcke,<br />

vuä n^tlik i» säat^ vuä deft 6l äat 1<br />

) vor<br />

1432. ?6br. 3.<br />

56. p. 24. 3. Ifotum 68t 8oa.diuÎ8 6t pr6l6eto,<br />

^6ä6^d6U ä6äit deat6 UarÎ6 I^ mre.)<br />

M6 6l vor ^b6U6u 3V6ll 8Î( )d d6ßil1ÎF6t<br />

il6i)I)6ii mit d( ;n vvrä6ll Ij6llui^6<br />

6l6r ß alxo<br />

6U I)6Vtl6I1 I68t I6^6t, 6^<br />

Ü6U<br />

56) Ausgleichung, Genugthuung, Sühne.<br />

5?) Schadenersatz.<br />

58) d. i. die halben Kosten <strong>der</strong> Hochzeitsfestlichkeit. Vgl. Schiller<br />

u. Lübben Mnd. Wörterbuch II S. 546.<br />

59) Sachen, die in <strong>der</strong> (Braut-) Kiste aufbewahrt werden, Aus-<br />

stattung in Klei<strong>der</strong>n, Flachs u. Leinwand. Vgl. ebendaselbst II S. 466.


Das älteste Schöffenbuch von Freienwalde i. P. 31<br />

v^l'äou (I6Ü utd N6M6U 6t Ii06 68t f^tUN 3.NN0 äomiui<br />

86688611<br />

59. p. 3.<br />

801'01'68<br />

616M6<br />

1446.<br />

63t 86u1t6to 6t<br />

'ii<br />

661'<br />

1457.<br />

60. p. l. ^V6 Nai'ia. ^I'^6Î^ iu 6t6iuum.<br />

XX<br />

63t 86tiu1t6t0 6t<br />

61' 6t VÌ6HrÌU8 ^ P<br />

3,lU 6t 8U6 VXOI'is ^") 66(1it 60MUM 8UHM 3.(1<br />

6U) Uuser Schöppeubuch beweist hier, daß <strong>der</strong> Cölibat iu <strong>der</strong><br />

katholischen Kirche im Ni. A. doch keineswegs überall zur Herrschaft<br />

durchgedrungen ist, es müßte denn unter vxoi-, welches Wort gerade<br />

das Eheweib bezeichnet, auch eine Wirthschasterin o<strong>der</strong> eine Concubine<br />

verstanden werden können, wofür mir kein Beispiel bekannt ist. Auch<br />

Gregor VII verbot ja die Ehe nur für die Weihen vom Subdiakon<br />

aufwärts. Den nie<strong>der</strong>en Weihen <strong>der</strong> Akoluthen, Exorcisten, Ostiarien,<br />

Lectoren gestattete auch er die Verheirathung, doch wurde dieselbe als<br />

Verzichtleistung auf den geistlichen Stand angeschen. Hier erscheint<br />

aber. ein Presbiter als verheirathet. Goetze (Annalen des Ver. f.<br />

Nassau. Alterth. XIII. S. 323) führt drei verheiratete Geistliche an<br />

(oioi'icnL vx0i'cl.tus, eoi^uF^tuZ) slilioli clerioli) aus Urkunden <strong>der</strong><br />

Jahre 1330, 1333, 1403, diese aber sind Notare, die den eigentlich<br />

geistlichen Fuuctioucn nicht obliegen uud Goetze vermuthet daß sie be»<br />

reits verheirathet gewesen, ehe sie die Priesterweihe empfingen. Auf-<br />

fallend bleibt auch ihm, daß sie die Notiz über ihren Ehestand in die<br />

Veglaubiguugsformel <strong>der</strong> Urkunde, die sie ausstellten, mit aufnahmen.<br />

Verheirathete Notarien und Schreiber sind auch sonst nicht selten.<br />

Die Beispiele des Meklenb. Urkundenbuchs I Nr. 648 u. 657, wo<br />

<strong>der</strong> Kirchherr Arnoldns 1250 „seinen Kin<strong>der</strong>n Gottschalk und Bertold<br />

und ihrer Mutter" ein Erbe aufläßt, lassen es ebensowohl zu, an ein<br />

Concubinat, als an eine richtige Ehe zu denken. Dagegen gestattet<br />

1333 Fürst Albrecht von Meklenburg dem Schulmeister uud Küster zu<br />

Barth, sich zu verheirathen. Mklbg. Urkdbch. VIII. Nr. 5421. An


32 H. Lemcke,<br />

60U80I3.W pr<br />

8ÌU18. ?01'l0) ^V6lt 89.^6 vilt ik voi'^imeäk) X0 vvil i<br />

668 INKObtiod >V686U. 6^)<br />

d ^i ä to<br />

A6U6U<br />

vuä <strong>der</strong> äo0dt61- to 61-61-<br />

, äat 86<br />

V7686U vuä<br />

863.1t ä6 r^td 26 l6UA6u65) to<br />

einen Laien kann hierbei nicht wohl gedacht werden; ein solcher hätte<br />

<strong>der</strong> Erlaubniß nicht bedurft. Ebendaselbst II. Nr. 1097 wird im<br />

Jahre 1266 verordnet, daß Cleriker, die in öffentlichem Concubi«<br />

nate leben, ihrer kirchlichen Benesicien verlustig gehen, solche aber,<br />

welche die Subdiakonats- o<strong>der</strong> eine höhere Weihe erhalten haben und<br />

eine Beischläferin als rechtmäßige Ehefrau sich förmlich antrauen lassen,<br />

aus dem Amte gestoßen werden sollen. 8i (M (olerioi) autem äß<br />

C6t6i'0 ä6pi'6li6U8i kuei'illt ä6tiQ6r6 pndlios oououdiiiag — extuuo<br />

ornili d6U6Üoio 60oi68ÌA8ti(;0 LÌllt privati. — Uli V61-0,


Das älteste Schöffenliuch von Freienwalde i. P. 33<br />

61. p. 2. Item notum 8it 8o^HdinÌ8 et prefeeto, ^0<br />

(i^t II3.U8 (kliert )^8 80liu1äie^l met 8^nen leoliten erueu<br />

<strong>der</strong> ^eloxl^()U8eIieii 1^ mio. vnäe Uli mio. Milil^ei' rentes,<br />

V0itmei' ^8 I^etei' (kliert 0K 20 vele alxe I^ mre. met<br />

Uli mi'0. ^i'Iikor rentlis. O)' V0r^de8edi'6nen Kunäert<br />

mre. met äei' rentre 8eli^1 6^ V0i'^1i68elii'6ueii6 vi'uwe<br />

^elox1iou8edo vp baieu, cl)^ ^vile (^ 8)^ leuet. Item na<br />

ereme 606e 20 3o1i^I ci^ ei08tervr0we) ei'e äoelitei^^ud,<br />

)Hi^ 6^ V0i'^li68e^i'ouen6n lentlio v^> baren,<br />

v^iie ä/ 8^ leuet. Item ua erer tw^er äoäe<br />

V0t^Ii68elii'6uenen knnäei't mie. K3.M6U tlio<br />

^e^lii^en. Item N3. o^er tv^er 6066<br />

mau 6^ liuwen V0i'l to<br />

eääer x/ue eiveu. 6e8ei6ueii ^u dem ^ie äe8<br />

'n <strong>der</strong> wel^e ua äeme<br />

^) Dies Wort kaun entwe<strong>der</strong> heißen: verschossen, Steuer gebeu,<br />

o<strong>der</strong> zu Gunsten eines an<strong>der</strong>n ans das Eigenthnrn verzichten, vgl.<br />

Schiller n, Lübben Mnd. Wb. V. S. 430 hier wohl das erstere.<br />

^) Das Legen o<strong>der</strong> Einstellen des Alleluja geschah in Pommern<br />

vorzugsweise am Sonnabend vor Septuagesimä, so daß hier sich das<br />

Datum auf deu Dienstag nach Septuagesimä bestimmt. Vgl. Schiller u.<br />

Lübben Mnd. Wb. I. S. 54 n. Nachtrag S. 14, C. F. Fabricius in den<br />

Meklenb. Jahrb. III. zn Slaggerts Chronik toi. 662 Note 73 u. Frauz<br />

Wessel Schil<strong>der</strong>ung des kathol. Gottesdienstes in Stralsnnd kurz vor<br />

Baltische Studien. XXXII. I


34 k>. Lemcke,<br />

8U8t61'<br />

) di<br />

1467.<br />

83. p. 26. ^uuo äomiui<br />

vuä<br />

e, vucl 61- tlio<br />

im doU6U)<br />

) 66<br />

tdo<br />

im<br />

61'6l<br />

Uli<br />

66<br />

van<br />

<strong>der</strong> Kirchenverbesserung, herausg. von Zober S. 5. §. 6, <strong>der</strong> eine<br />

höchst drastische Schil<strong>der</strong>ung des Brauches giebt: Dar nsreii 2 miui-<br />

8Ìtt6U 80<br />

VP,<br />

äs äsn<br />

66 Iui8ä6I161- ))<br />

) 80<br />

MÎ6661<br />

80<br />

N6 80<br />

V01'8t1i5l.ll K<br />

ll, 66 00k<br />

Vll86<br />

^sll. 6Î8861' t,i6t 1i6i6t<br />

U3. 661' INÌ886ll; 626t Fil<br />

IUlis86U d6td 0P<br />

voll u1dit,)^6 O6UII1<br />

80<br />

t1i0N<br />

) 80 8tUllä6<br />

86<br />

86 kll.Lt 66 F3.ut26 MÌ886 vt<br />

6ÎH6 C0ii60t6 F68UUF6Q ^VH1'6t.<br />

28) 80 ^616611 66 6l6 IUÌUÌ8ti'aut6I1<br />

62t N6Q 66II1 U1Î866661' 81U 1


Das älteste Schöffenbuch von Freienwalde i. P. 35<br />

64. p. 7. ^uuo domini N0000I.XXV.<br />

tiod mi-0.) ä6 de delt moteu <strong>der</strong>o^äeu vor<br />

ällt de I^ouäs vor ä6n <strong>der</strong>u aädei^vor Ü6M6<br />

^-) deddeii) vuä 6at ^8<br />

33.608 boit N0000I.XXV<br />

65. p. 7. It6M ^<br />

1485. 86ptomd6i' 26.<br />

lt6) ä3.t ä6<br />

V01'86tt6t)<br />

vel-<br />

1om6^6 de^t eu ouä6 F6ä6g'6äiliA6t vor<br />

to 8tai'AH1'ä6 vuä vor (i6M0 P1^V76<br />

) 6 eäraol^ vi110) ä6 8X6 to<br />

vmiue äer Uli du^6 ville, äe d6i6g6Q<br />

ar 8X6 66U vol VNM6<br />

to 6U6N6 vu1kam6u 6uä6)<br />

äomiui<br />

d Ä61' V01'<br />

18 VIII M1'6. to<br />

326 d6^ä6 äotd 8^ut) 66<br />

to<br />

ist ^: ^6rrinF6 Einsprache, Hin<strong>der</strong>niß, impetitio.<br />

Vgl. Schiller u. Lübben a. a. O. V. S. 682 n. 688 unter >voi-i-6u.<br />

^) Die Voßbergschen, welche I. Möller versetzt hat nnd die nun ^<br />

den Hans Vchuddematte verklagen, müssen Bauern sein auf Bauer- j<br />

stellen, welche dem I. M. gehörten und von ihm sammt den Bauern! -^<br />

versetzt waren. Derzeit war die Leibeigenschaft <strong>der</strong> Bauern höchst wahr«<br />

scheinlich noch lange nicht durchgeführt. Die Bauern waren Pachtbanern,<br />

die ihre mäßige Pacht an den Grundherrn zahlten und gewisse<br />

Dienste leisteten, so daß, wenn dieser sie versetzte, das in <strong>der</strong> Sache<br />

nichts an<strong>der</strong>es war, als die pfandweise Abtretung <strong>der</strong> Pacht uud Dienste<br />

auf gewisse Zeit, an<strong>der</strong>enfalls, wenn diese nicht erfolgte, auf immer. I?.<br />

") Vgl. die folgende Nr. 66 Anmerkuug 74.<br />

^ VMM6 ist mit 63,1' zu verbinden, voi't -^ hiufort, fortan, also:<br />

darnm (in Betreff <strong>der</strong>en) sie denn fortan vollkommen geeinigt sind.


36 H. Lemcke,<br />

66. p. 27.<br />

VU86M6<br />

80 äat<br />

I10U6U, 6e<br />

182 VU8<br />

63.t 66<br />

to<br />

80<br />

1486. ^an. 3.<br />

6omiui<br />

vn6<br />

668 1-3.668<br />

66IN6<br />

to ) vuä<br />

Zruu8l)6i-A68 t0<br />

IN6886U<br />

66<br />

80I10I6<br />

0U618 U3. 66M6<br />

X6l8tiU6<br />

60t 18) wol 66NN6 V3Q 6lU68<br />

I13.IU6U 63I' t0 1)6^ t0 66N I10U6N) 66 M3.6tl xi!l<br />

. D1886 witliod6it^) ll6sst L1om6l56 80 V01'l3)UtW01'66t<br />

Mit 668 ofii0Ì3<br />

) 6g'6U6 d3.ut80di'ilt VU8 in<br />

I)0l6U6t 80 t0 V01'86U1'6U6U66. Dai' t)^ VV3.8 VU86 P6I'U61'<br />

1) 66 66886 WÌt1Ìo1i6Ìt Mit<br />

It6M<br />

II) 66<br />

66 U0U6U<br />

Uli N3.<br />

OuMM3.I1<br />

^) Rathsherr, Rathsverwandter.<br />

'^) Fehlt in dem Verzeichnisse bei Klempin, diplomatische Beiträge<br />

S. 413, wo zwischen den Jahren 1474 nnd I486 eine Lücke ist.<br />

75) Beurkundung.<br />

N) Vgl. über ihn Klempin a. a. O. S. 252, wo er allerdings<br />

nicht als oküoiäliZ von Stargard erscheint.


Das älteste Schosfenbuch von Freienwalde i. P. 37<br />

8eueteu u^) (leu keteivol^) vuäo 8ou6teu<br />

uoppeudiuk. ^)<br />

1486. Dee. 9.<br />

67. p. 28. Item >vMik 18 ^kei'ieute tuo Vii<br />

wo x^ek uebbeu entriodtet 0lH^V68 Laike vuä Ilermeu<br />

UeUeutiu vmme de tv^eäraeut) de xe uaääeu tuo dopeu,<br />

t0<br />

mit<br />

Nelleutm äai- ^voräe vwme au^68eeiit elte<br />

reei^teu eiueu vuäe wil em 6e88<br />

dd68016U6U iu Vli^euwoiä ä688<br />

äeme ie8te äer eutkauß^n^e Nai'ieu 3.UU0 I^XXXVI.<br />

68. p. 28. ^uuo 6omiui N0OI.XXXIX am<br />

mauäa^e aie ^1)p0iouÌ6, ^vitli^eu 18 VU8 80unlteu i'vn6<br />

8eU6p6U tO Vil'i^eu^vo160)<br />

63.t 8e1iii'6 ^Ibl'eout vu6 ^UU3<br />

8^ue eelil^e vi-o^ve vu6eil3uk xik ko^iftiodit uebdeu<br />

IU 668861' ^VÎl36)<br />

3l82e >V6 6eu 3.u6ei'6u voi'ieuet, 80U31<br />

6em6 U6^68t6u<br />

ei'ueu ^eueu XXX mre. voi' ei^eutiu^e^^)<br />

vu6 631- met doxitteu6e bliuen met Mome ^u6e 3.ue<br />

eiuieu 3uxo^, ^eu^^) 80 verue xe uieut voi'ei'meu^ ^o<br />

6e 3.rmotu lu^1^N6M6)<br />

30 8ed3i de geueu 6eme erueu<br />

U3ed 2^uemc;<br />

vermog-eu. Vu6 6e886 do^iltiu^e Î8<br />

^68eueeu iu '^voIlU30dt<br />

61'61' Kei6eu.<br />

^) Geschrieben ist k6L6ipo1. Eine Localbezeichnung ähnlichen Na-<br />

mens ist heute nicht mehr bekannt, es müßte denn an den Katzenpfnhl<br />

gedacht werden.<br />

78) Der letzte Satz, auch in <strong>der</strong> Handschrift unterschieden und<br />

mit fast gänzlich verblaßter Tinte geschrieben, enthält einen Nachtrag<br />

aus späterer Zeit.<br />

N) Gleich W86MN Einsprache. Vgl. Nr. 68, 71 u. 79.<br />

M) Beseitigen, entfernen, das Objekt 08 ist zu ergänzen.<br />

s') orfLöliiodtiu^L Ordnung und Theilung <strong>der</strong> Erbschaft.<br />

"") Ohne irgend einer Einsprache ausgesetzt zu sein.<br />

-


38 b. Lemcks,<br />

1490. «lau. 24.<br />

69. p. 29. Item anno äomim N^OXO an<br />

6 V01' 00UV618Ì0UÌ8 ?^uli. ^VitIik6U )^8 VU8<br />

vncl<br />

vu6<br />

) III<br />

Ü6M6 Ltai'iede^^) vnä I kolkof bolkßkkii in<br />

^ , ) 2.0 iHuo^ vuä<br />

dolegdeu ^8, vnä 66 doäsu ^) td0 aller tobodo<br />

6 vuä 6Î886 V0I-A68N-6U6U6I1 8tU0^6N 80ll9)II dkdden<br />

DH 668 aucl6i'6u äoä6 vuä 6Î886 bo^illill^e 18<br />

in<br />

1491.<br />

70. i>. 30. It6m a^ano<br />

6omini 1491. V^^tl^li )"82<br />

66N 8Cdu1t( M VIa66<br />

8od< 3P6U) 6at 66 Oka668li6<br />

^68t<br />

val68^6 66<br />

vu66 l)6^<br />

8Uu66N Ivn<br />

86bult6U Nt<br />

VU8t6ld6l;6<br />

liav6) 66U<br />

lio^ III mi'<br />

d6«<br />

3^6 ^Ii6U6U<br />

III<br />

^d66ac;dt<br />

up 6r61- 826I6U<br />

^1Ì6U 66<br />

Li'au66 V mi'o. to Lruu8^v0i'< ^6) i66M^)<br />

Mi 6. iu<br />

86drllt6ud0ss<br />

823.Ii(;Il67t<br />

l.0dt 616M6<br />

P6^(idt6 ^UM6 6at^<br />

di 66M6<br />

6a66m villa up ^6^( 3I6r d6)"66I1<br />

V mr0. vu66 up ll'U8t61'd6l^6N<br />

83) Der heute Staritz genannte See.<br />

84) Der Kerkowsche Steig ging früher vom hohen Thore aus qner<br />

durch das Radebruch.<br />

85) Es ist zweifelhaft ob zu lefen ist äs o<strong>der</strong> 6i-6 doäsu.<br />

8b) Verschrieben für item.<br />

Die etwas unklar und verschiedentlich corrigirte, aber auch<br />

in den Korrekturen nicht deutliche und schlecht geordnete Eintragung<br />

will besagen, daß die Wittwe Gade Westfals <strong>der</strong> Mntter Maria 100<br />

Mark vermacht, aber nicht baar, son<strong>der</strong>n in" Renten o<strong>der</strong> in Pachten<br />

spe^odw), die einem Capitalbetrage von 100 Mark entsprechen, nämlich<br />

durch Anweisung von 5 Mark, die ihr <strong>der</strong> Braunsforter Schulze


Das älteste Schöfseubuch von ssreienwaloe i. P. 39<br />

1492. Nov. 8.<br />

71. p. 30. It6m anno äomiui 1492 in ä6M6 äuni'6-<br />

VOI' 8UNt6 UH1't6U. ^V^tliK 18 VU8X 8cliult6u Vllä<br />

^6u Vri^6n^v0lä0) 6at H6imaii ^68^6 vuä<br />

8V116 61I1I16 Iiu8ii'0V?6 VQäeli^uoli 8^o1c Ii6dd6n<br />

in 80äHii6i' ^8X6: welker ä6n klnä6i'6ii vor-<br />

86<br />

V01'<br />

Vllä<br />

6U<br />

, WO<br />

1493. «I^u. 28.<br />

72. p. 31. It6in anll0 60NM1 1493 in<br />

, 8X0<br />

, 80<br />

vnd V03<br />

in<br />

d680d6Ìcl6: 18 it U3.U8 V082 61'6 8tO1'I16) 81U6<br />

i 61U6Q 8CliaI ^6U6U ä6U ^olliolti<br />

vuä V IUI-0. ui6N; 6ktk 86<br />

3t01U6, 8X0 80da1 1i6 61'6U 6lU6U F6U6U XXX mro.<br />

^) )^8X F680tl6Q I))' >V0lll13


40 b. Lemcke.<br />

vrov^e dat uiodt keren^) vv^ii vnd >V3.t<br />

8^neme Ia8tden kert^^) in g3.de82 ereu^^) e^n tem<br />

an<strong>der</strong>n u^edt aedtel8plaken<br />

1494. Nai-2 13.<br />

73. P. 32. Item anno domini 1494 in deme dunà<br />

sunte 6i'6A0l^68 äa^de.<br />

8 8edulteu vuäe 8ede^eu ^^deu Vr^enäat<br />

H^ul^ek sxe'tvemeker vuäe 8^ne erlike<br />

vu<strong>der</strong>laue!^ 8^el^ bo^iie^ven debben iu 8X0»<br />

8eke^äe: Ì8 ^t U)'nr^0^ ßxevvemeker ere<br />

er 8^ue ei'I^ke ^vi'0>ve, 320 8edal 8xe<br />

Ak6^on IIII ^uiaen. ^Veu elltde 826<br />

8t0lU6, 820 8eiig.1 de äe8 ^del^ke ä0U6 vuäe<br />

<strong>der</strong>en erweu 0ol! IIII Auläeu. O^88e dele^u^de ^8<br />

^e3odeu d^ ^volmaedt erer de^äer, ^8 )^t 326 ^u 820äauer<br />

wolmaedt 8^ut^ 3.12e 60 cle beiev^nßde ^68edeii ^8.<br />

1494. «luui 29.<br />

74. i>. 33. ^uno äomiui 1494 iu die I^etri et kauli.<br />

^8 8edulten vude Le<strong>der</strong>en ^igdeu<br />

<strong>der</strong>en va<strong>der</strong>erue dg.t de8te 8medet0w^^) vnde II morgen<br />

>vüldelande8 vude den ^oldotlt; <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> Vormün<strong>der</strong><br />

siut<br />

1494.<br />

75. p. 35. ^nno domini NOOXIIII^. ^itliok 182<br />

^) Hin<strong>der</strong>n.<br />

!") Verwenden.<br />

22) Und was ein je<strong>der</strong> von ihnen zu Gottes Ehren (zu einer<br />

kirchlichen Stiftung) zuletzt, in seinen letzten Tagen (labten—Iksteu) verwendet,<br />

so will einer dem an<strong>der</strong>n darin keine Einsprache (eigentlich<br />

Verläumdung, Nachrede) erheben.<br />

n) Schmiedegerathe.<br />

94) Schreibfehler für N0VX0IIII.


älteste ©d)öffeïiburf) Don gretenwalbe i« $• 41<br />

vns schulten vnd schepen <strong>der</strong> stadt Nyen Frigenwolde,<br />

dat vor vnsz isz geweset de kundighe her her Johan<br />

Schele myd synen frunden, nomelik Dingez Wo<strong>der</strong>ch,<br />

vnnd Jacob Trechel, eyn invaener tho Stargard, ock<br />

mydt synen frunden, nomeliken Merten Zandow, vmme<br />

etlikez ervez willen, dat dar naleth Sclielsche von<br />

raiddelsz aftredinghe dez naturliken dodez, tho welkarnie<br />

eruen effthe gu<strong>der</strong> synt gheweszet V kin<strong>der</strong>e,<br />

dar sze sich van bey<strong>der</strong>leyde frunden inghevleghen 95 )<br />

hebben alsze hir naghescreuen steydt in szodaner wysze,<br />

dat Gerde eyn dochter <strong>der</strong> Schelschen hefft tho syck<br />

ghenamen in <strong>der</strong> jegenwerdigheit bey<strong>der</strong> frunde alle<br />

gudt bowegelick vnnd vnbowegelyck, schult vnd vnschult<br />

96 ) vnd hefft van ziek ghewiset ere III boleken,<br />

dede synt kin<strong>der</strong> gheweszet Schelen, mydt XL mrc.<br />

uppe IV benomede daghe alz Johannis uth thogeuende<br />

ane jeningherley inszegghent, van velkeren gelde<br />

den Kin<strong>der</strong>n mede schal vorweszen beth tho eren vornunftighen<br />

iaren, ock heft ze by ziek boholden XV<br />

mrc. van eresz bro<strong>der</strong>sz weghen, va<strong>der</strong>erue em uthtorichten<br />

uth deme zuluen gude. Ouer desser borichtinghe<br />

hebben geweszet etlike medezitter des rades<br />

nomeliken de borgermeister Jeger und de kemerer<br />

Eylerdt, Henninck Butze de richter, Hermen Schulte,<br />

Hanz Vos, Kickwert Mulkentyn. Vor<strong>der</strong>mere in desser<br />

fruntliken enthrichtunge vnnd mede bezytterie 97 )<br />

<strong>der</strong> vorghenanten hefft sick Jochim Keszeman boclaweth<br />

vnd den bezytteren desz gerichtes dar suluest,<br />

de dar ysz gheweszet eyn bro<strong>der</strong> Gerden, eyn entfangheringe<br />

<strong>der</strong> gu<strong>der</strong>, hefft gheesket syn mu<strong>der</strong>erue<br />

alsze de an<strong>der</strong>en entvinghen, szo helft dath gherichte<br />

95<br />

) Orbncn, guiecfytmacfyeu c re. ©gt ©dritter uitb îû'bbeu<br />

a. a. O. V. ©. 273.<br />

%<br />

) 3n faiifmännifd)er ^pradje „©oli unb .£aben".<br />

° 7 ) ©on[t bisitfcerie S3eifi^, ebenso unten


42 H. Lemcke,<br />

vun6 66 li'uuäe nu3. 66i' leg delirii 6^t^) auFN686u 66<br />

vun6 <strong>der</strong> ai-ni6n V76^8x6n vnu6<br />

66IN6 V0I'^Ii6NI.<br />

tno muä6i'6lU6 I I^olnoN^^) 66 6ai'<br />

äei- bske,^) äs ue^68t6 66<br />

6682<br />

61-U6.<br />

66Q<br />

M6I16 V0rl3.td6u<br />

d6 ^vil) VI ^'<br />

1496. ^6dr. 14.<br />

76. p. 33. It6N anno domini 1496 in 66M6 8ÜU-<br />

V0l 66M6<br />

18<br />

VI166<br />

6^sstÌ0k(t) IN<br />

66N au66I'6N V0ll6U6t) 66 803.1 66N 1'66llt6N<br />

61II6N ^6V6N X M1'0. A6I668 Vn66 668826<br />

18<br />

1497. .lau. 30.<br />

77. p. 34. It6ll1 titilli ^8 86kliIt6N vn66 86N6P6U)<br />

ai'tll nMt vor VN8 ^6>V686N vn66 VN8<br />

VNM6 6^U61' 8t666 ^VÜ16) 66 N66 V3.N 66M6<br />

1-a66 ^6^0ilt N6M. 149? 668 N19.n6aF68 vor 1Ì6NINÌ886U.<br />

6oiniui 1497. ^an. 39.<br />

78. p. 37. 'Uitliok ^3 86nult6n vn6 8ON6P6U) 6atn<br />

^) Sonst auch dsis^eliolieit, Hier^2io^6iii(:li6it o<strong>der</strong> isFsudsit Gelegenheit,<br />

Beschaffenheit, Sachlage.<br />

n) Kohl-, Gemüsegarten.<br />

no) Der Mühlenbach, <strong>der</strong> westlich von Freienwalde nach <strong>der</strong> Stadt<br />

zu durch das Radebruch stießt.<br />

von QuiÄFsu bittend angehen.


Das älteste Schöffenbuch von Freienwalde i. P. 43<br />

6li6 d6Fd6U6N6<br />

ÎUN6fi'0V?6 X^tli« 31'ÌN6 Kennen t1i0 Nar-<br />

^6Nv1it6 M)'6t 61- 6V3I16N tl'i^l3N<br />

WÎ116N 116^ ?6ti'0<br />

8N66d6 ^^1i6F6U^6Q<br />

t0 8)'N61' VÌ6^'61')'6N)<br />

66 I)68t6Fii6t ^^<br />

V8 ÎU 66<br />

1ÌU6U) II<br />

^if^Ii6U6Il<br />

I m,1'6.<br />

p6NNÎU^1i6 l66M6<br />

13,66 VOI' 86iwt,<br />

^V6iK61' I<br />

79. i).<br />

34.<br />

6at1i 8Ì6K<br />

61'6N 6I'ULU<br />

tN< ) 6N6M6 lu1Il9.M6U<br />

6N66, NUINM61' 1U6r<br />

6N6N 66N<br />

äai' d6fft<br />

vor 3.116 : F6Nt VPP6 66 Ili! I^6N 6l6 1^0NÌUFii6 >V0i<br />

dowl6t, -320<br />

8l5iia1<br />

826 N1^N6N dut6N 66M6 86liu1td0i56<br />

kli6nt, 6at<br />

826,<br />

INHN6N K^U) 821IU661'<br />

6nig61' aN86^F6Ut<br />

66l O3.l3t 611 61'( ;r ai'U6n. ^iV666« 31'11MM6 IN 661' 0^I'8t6N<br />

6r 86iiult bol56<br />

NÎ6dt Niai<br />

ÎININ6 iai'<br />

vnn6 U^<br />

66N it F(<br />

6VN l'^tdlNl^N<br />

n 8.U8 8ll166.<br />

80. I<br />

6l6N<br />

I1UV6N<br />

8unt1i6 ^icoi^^vl38<br />

VN6 8unt1i6 I^at1i6-<br />

UH 61-6M6 6066,<br />

I16N ^8 668 MHN6ÄF68<br />

V01- IÎ6dmV886N<br />

668 V3163l<br />

^186 63.1' i)NN6U 8t6Vt d68616116N.<br />

1502. Mv.<br />

It6N ^it1Î6k Ì8<br />

-68 c!H1-8t6N86ii6<br />

an66^l-611<br />

3.ntd086M6Nc16<br />

VMIN6 611168 V^Ì1i6U,<br />

326 6N ^N6^'6l6U VII<br />

). 38.<br />

86li^1 826 U6N aN826^F6Nt<br />

1)6dd6N ()M6<br />

)at V8 ^N6Ü6^6N<br />

vnn6 t^v6) 6ai' d 6dd6N 66 61'U6N


44 H- Lemcke,<br />

III ^pal 1ak6U) III PH<br />

V01' V M16. VNuä A6W6l)^6II1 6)^N ^)6t1i V01' V<br />

1507.<br />

81. P. 47. ^Vi^tl^K )^82 8CbuItd6<br />

^V01- VI<br />

V01' XII 80l.)<br />

^82 Ü3.U8 K6)^II161' VNIiä 82^U6 6llil^<br />

vlluä m^tli 82uutli6)^tli vuuä<br />

t6UI1 Moit ^ti6^'Ii6U6I1U Il6l)i)6NU U3. 61'6l<br />

6632 A3.ä682bu8268 6IU<br />

61U PHNU<br />

1507.<br />

82. p. 48. ^^tl)^ )^82<br />

Vli^6U^0lä6) ä3.ttl V01'<br />

) 6mamiU8 ^dul6 VUUli d6N<br />

li616U ^aoobo ^bul611) V0l8oIiI^I16I1 I3.tli611 6U6<br />

vuuä XVIII<br />

vuuä (161-<br />

V0ä6N td0<br />

I) Kopfschmuck. Vgl. Schiller u. Lübben a. a. O. HI. S. 314.<br />

) Schüsseln o<strong>der</strong> Teller. Vgl. ebendaselbst Nachtrag S. 33.<br />

3.U


Das älteste Schöffenbuch von Freienwalde i. P. 45<br />

6, 8X0 Ii6 8X6 66M6 VH(l61'Ail6AUUtd K(M tlio<br />

V01' 6012 8o1i0tl) (vnci6)<br />

VOI' 1)01 etli ftv 8VN6M6 i6U6n66^ (M^ 66 ^vl6 1^6<br />

8X6 dlu1(6U ^Vvii. ^^)<br />

1508. ^nni 26.<br />

83. p. 48. ^Vvt1i6k V8 80duIt6UU vunä 866P6UN, 6il.t<br />

V01' VN8 V8 ^6^V6X6t (^13.V68 I^u1)6N0^'6 MVt XVU6I'<br />

!)U8ll'0^V6U VNUä I)6KI)6N d6^tk'tÌF6t 61'6 61'U6N<br />

(16M6 1ÎU6 8X0 AUät 8X0 XXX MI 6. dv X0<br />

61' 8t01'U6 6!'6 XVU6 fl'0^6, 8X0<br />

^6U6N XXX Mio. van 3.II6M6<br />

M61' t0 A6U6nä6, vuuä vts 6^6 lr0>V6 61'<br />

8wi'U6 61- d6) 8X0 86^3.1 X6 06l< Z6U6U 8XVU6N<br />

XXX M1'0. (1/886 I)6i6V)'Ug'6 /8 A68(;1i6U ci68<br />

V0I' ?au1i in (16M6 .13.16 VNX68 1l6I'6N 150 vnuä 8. (8io!)<br />

1509. ?6t)i'. 12.<br />

84. p. 49. ^Vvtliok V8X 80.1ni!t.6NN vun<br />

tli0 ^)'6N Vli^6UVV0l66) 63.t VOI' 6N V8X<br />

^) Elcmann läßt die Hufe seinem Sohne Herrn I. A., also<br />

wohl einem Priester, als Muttererde verschreiben. Da dieser aber seinem<br />

Vater den Gebrauch läßt, so soll <strong>der</strong> Vater anch die Abgaben<br />

davon entrichten, wie solche jedesmal davon geleistet werden müssen,<br />

ans Lebenszeit o<strong>der</strong> so lange er den Gebranch <strong>der</strong> Nntznng ansubt.<br />

Die Worte: „bei seinem Leben" sind wie<strong>der</strong> getilgt, weil ja die Ueberlassung<br />

uicht ausdrücklich auf Lebenszeit geschehen, son<strong>der</strong>n wie es<br />

scheint die Dauer <strong>der</strong> Nutzung ganz dem Belieben des Vaters überlassen<br />

bleiben soll, so daß diesen auch die Verpflichtung die Lasten zn<br />

tragen, nur auf die Zeit treffen kann, so lange er die Nntznng ausüben<br />

will. Dabei ist es zweckmäßiger erschienen, die Redaktion so nmc<br />

znän<strong>der</strong>n, daß diese Zeitbeschränkung <strong>der</strong> „Gö'nnnng des Gebrauchs"<br />

durch das Verweisuugszeicheu^' angeschlossen ist. Aus Verseheu ist dabei<br />

das Wort oiN steheu geblieben, welches richtiger mit den drei vorangehenden<br />

hätte getilgt werden sollen, wie anch die Stellung des Verweisuugs«<br />

Zeichens hinter oM darthnt. Daß Iw im Vor<strong>der</strong>satz und lie im Nach^<br />

satz säöo Ii^ - 8o1m1 ii(^) ganz verschiedene Personen, zuerst den Sohn nnd<br />

nachher den Vater, bezeichnen, kommt häufig vor. l^.


46 b. Lemcke,<br />

vuä<br />

vu6<br />

vor ^6i^e1it6 van 661-<br />

82) 66 vt<br />

85. p. 50.<br />

66 V0i'inuu66l6<br />

6U6<br />

III 661'<br />

6611 ^<br />

6U<br />

66Q b68t6U vu6 VI<br />

61-U6<br />

6r<br />

vu6<br />

86. p. 51.<br />

par<br />

86 VNM6<br />

66<br />

8X0U6,<br />

vul vu6<br />

3.M VU863<br />

Vll6 9) 6ar 66<br />

6iitd 820<br />

8X0<br />

1510.<br />

)^8 VU8<br />

6U<br />

611<br />

VP 668 K^uit<br />

, V01'tdni6l «IH8P3.1- 0l3.tt6 )^8 6U<br />

6 X mre. IiI1Q661't<br />

vu6 6)"<br />

vu6<br />

V0I1 ^lHP6N vu6<br />

1515.<br />

)"82<br />

VU82 Î8t<br />

X<br />

1^16661' vu6<br />

vu6<br />

vu6<br />

vu6 ^ ^<br />

1 vu6 Ki8<br />

t o^Ull 8t017U6<br />

b6U I^x Ml6.<br />

I1 vor VI M16. vu6<br />

lu?) verbindlich machen.<br />

ll^) d. h. mit dem Rechte, sich dieselben nach Belieben auszuwählen;<br />

koi- ist Kur, Auswahl.


älteste ©djoffenïmd) Don greiemxialbe i. ^p. 47<br />

I bedde yweliken vnd III par laken vnd I yweliken<br />

I houetbpole vnd II küssen vnd III par bandtlaken<br />

vnd ywelike VII suluernatelen vnd XIIII stuuekkenbeckkene<br />

109 ) vnd knope. llü )<br />

1515 in die Elisabet. Nov. 19.<br />

87* p. 25. Wytlick ys scbulten vnd scepen dat<br />

Hans Lubbeke hefft gesettet szyne boue to dem gadeshuse<br />

Marien to Frienwolde vor I mrc. vnd IX gulden;<br />

de be bonameliken baue to dem gadesbuse Marien<br />

dar suluest by sulkem bescejxle, dat be XXV mrc. wyl<br />

vp rente beholden vnd de III gülden wyl be ut geuen<br />

tuscben dysser tydt vnnd pascen, deyt be dat nicht;<br />

szo wyl he se ock vorrenten.<br />

1517.<br />

88* p. 39. Wythlicb ys schulte vnd scepen, dat uor<br />

vnsz ysz gewesetb Corth Harbergb mytb <strong>der</strong> nagelaten<br />

husfrowen Peter Scheres vnd hebben mytb wolbedachten<br />

vnd vrygen wyllen arue gemaket eren kyn<strong>der</strong>en szo<br />

guth alsze XX mrc. deme szone vnd XXXX mrc.<br />

brutbschat <strong>der</strong> dochter vnd i koste, II howetpöle,<br />

II bedden, V sulueren natelen, I paer hokenspangen<br />

van II fl., VI lakene vnd VI kusszene vnd I paer<br />

elremundesche nl ) kle<strong>der</strong>e van <strong>der</strong> elle; eiste de iunge<br />

ersth storue er dath meydeken, szo scolen X mrc.<br />

steruen an dath meydeken vnd X an de mo<strong>der</strong> ; effte<br />

dath meydeken er storve; szo scolen XX mrc. steruen<br />

tierfieljen.<br />

109) SBecfen bie ein ®tübd?en messen, ober ist 51t lesen stu(u)cken?<br />

11C1 ) unter knopen fiiib frtopfäfyuüdje ©cfynutcfgegenftäitbe 51t<br />

ln ) aud) delremuüdesclie fommen tior 5. $$. 9h*. 57. 2)a3 2öort<br />

n?irb üon Z§. §itfcfy, S)angigê §anbe(êge(c^ic^te ©. 251, auf Deu<strong>der</strong>moüd<br />

in ben 9?iebertanben guruefgefitï;rt ; at)ii(td;er nod^ to'dvt Tirlcmoüt<br />

bei ©russes, baZ gleichfalls bitvcl) 2;ud^fabnfation fic^ an^eicfynet.


48 ß. Semcfe,<br />

an den iungen vnd XX an de mo<strong>der</strong>; vnd dem meydeken<br />

kyste vnd kystengerede.<br />

1537. Dec. 25.<br />

89* p. 40. Wy bir nageschreuen her Wilhelm<br />

Hecker prediger, Borges Brummunt, Jurgen Schutte,<br />

Hans Poppendorp bekennen in dissem breue offentlick<br />

vor allerley stende, de enn seen ed<strong>der</strong> hören<br />

lesen: nach deme sick erring, span vnd twedracht<br />

tuschen Michel Went ein dels, nicht vtht ernestlichem<br />

gemote sun<strong>der</strong> scharczeswise, don he in syn hus togande<br />

vp den auent vor Jurgen Cibanten dor (schir<br />

vmme sunte Johans des dopers tydt)<br />

112 ) vorhauen<br />

hefft, vnd Märten Gronenberch an<strong>der</strong> dels, welkere<br />

aldar vp frien stewege nichtes böses tovorwachtende<br />

gestan, in deme alse em Michel Went guden auent<br />

vorkundiget vnd angebaden hefft, Märten Gronenberch<br />

by deme arme, de wile eth nat van regene geworden,<br />

in einen pol mit scho vnd hasen geslengert, also dat<br />

de scho in deme pole stände bleuen sin; de wile nhu<br />

Märten sulches van em entfangen vnd noch tho einer<br />

guden meninge vpgenamen, de wile he nichtes böses<br />

mit em gewust, hefft Michel Wende wed<strong>der</strong>vmme<br />

angegrepen vnd tho gheliker rnaten, we ehm wed<strong>der</strong>uaren,<br />

vmme slengert, ouerst nicht vth boser meninge,<br />

also dat em darover sin rock affgenatten vnd vnsuuer<br />

geworden is vnd sine scho gelick Martens imme<br />

drecke vnd modde stände bleuen, dama do se ere<br />

scho vnd kle<strong>der</strong> wed<strong>der</strong> vpgenamen, is ein je<strong>der</strong> van<br />

en ahn sinen ort gegan vnd disser Sachen nicht mer<br />

gedacht noch achtinge gedragen. Tho latesten ouerst<br />

nha langen dagen hefft vnse her godt Michel Wende,<br />

we wy denne in gades hant vnd gewalt alle stan,<br />

mit siner gnedigen straffe vnd hant angegrepen vnd<br />

unb


älteste ©djöffenbud) t>on greteunmlbe i. $. 49<br />

geslagen, also dat he nhu eine lange tydt in beswernitze<br />

<strong>der</strong> suluigen krancheit gelegen, disser<br />

scharezinge Sachen nenerley wise gedacht, den dat<br />

he van gade de krancheit hedde, allewege bekent<br />

vnd gesecht; dar nha ouerst durch etliche ouegunnere<br />

113 ) Märten Gronenberges Michel Went in beswernitze<br />

siner armen seien, he hedde de Krancheit<br />

van nemande den van Märten Gronenberge vorgedacht,<br />

gebracht is geworden vnd ock nicht an<strong>der</strong>s<br />

boren laten ; de wile nhu Märten sulches eruaren, dat<br />

men achter sinen ruggen sodane wort, de he sick<br />

nenerley wise vermodet, ock nummer syn kan; des<br />

he sick tho allen framen luden tho richtende vnd<br />

vorstände gefft de geliches gedreuen, is he nicht nalatich<br />

vnd siner suluest besweringe versumelick geweset,<br />

hefft vns alle hir vorgeschreuen tho dysser<br />

Sachen, we tuge desulue to behoren, mit ehm tho Michel<br />

Wende in syn hus, dar he kranck gelegen, tho gande<br />

trwlick gebeden; don wy dar gekamen, hefft ehm her<br />

Wilhelm we Märten Gronenberch, dat he de krancheit,<br />

damet he beswert were, van em hadde eruaren vnd<br />

dar neven vn<strong>der</strong>richt vnd 1ère mit godtlicher warheit<br />

gedan, he scholde sick nicht durch an<strong>der</strong>e tho beswere<br />

siner seien voren vnd bringen laten vnd .in sulkenen<br />

bösen wane, we bet her gestan, lenger bliuen vnd <strong>der</strong><br />

scharezafftigen Sachen tho sodaneme groten schaden,<br />

de dar vt entstan mochte, hinter sick laten und gedencken,<br />

dar mit he wed<strong>der</strong>umme tho herten grepen<br />

vnd sulchen bösen wan, darin he van an<strong>der</strong>en gebracht,<br />

ouergeuen vnd nalaten, so dat Märten Gronenberch<br />

vorgedachten Michel sine hant gedann vnd also<br />

durch vorrekinge erer bey<strong>der</strong> rechteren bende vordragen,<br />

vnd hefft Michel Went gesprachen: „godt<br />

J1 3) — afgimncrc 2I6günftige, geinbe. Dber ftedft in oue eigent=<br />

tid) ouel = übet, so baß ha$ 2Bort âug(eid) an ouelgumie, bie 9?e*<br />

ftbenj bei £enfet3 erinnert?<br />

53aUi[ri}c Stubten XXXII. 4


50 Ö- SentcEe,<br />

vorgeue vns wat sunde is", vnd also grundlichen <strong>der</strong><br />

sache vordragen. Hir by vnd ouer sint geweset ock<br />

sine eliche husfrowe, Haus Went sin bro<strong>der</strong>, Jurgen<br />

Schulte, den sulches tho allerouerster ock noch tho<br />

gedencken beualen is, vnd dar tho gebeden sint,<br />

vnd is gesehen ahm dage <strong>der</strong> geburt Jesu Christi do<br />

men schrepp 15 et 37 twschen beiden predigen vmme<br />

twe tydt vp den auent. Des wy vorgeschreuen alle<br />

tuge, dat disse dinck szo gesehen, dar tho gebeden<br />

sin. Tho mer orkundt vnd beuestinge sulcher Sachen<br />

hebben disse vordracht in <strong>der</strong> schepen bock schriuen<br />

laten. Gesehen in dem iare vnd dage we vor.<br />

Anno domini 1538.<br />

90* p. 43. Wytlyck yss schulten vnd schepen, dhewyle<br />

got geklaget Peter Endelvat yn szynen putthe<br />

szyn dynstmeken yss vmme gekamen, dar he vnsz<br />

neuenst an<strong>der</strong>en szynen frunden vnd nhaberen auergethagen,<br />

114 ) dat szulue tho beszychtygende, yft et<br />

szynes thakelsz yfthe hantgeredes dhes puttes schult<br />

ysz geweszen, dar alszo van vnsz neuenst an<strong>der</strong>er<br />

byweszenthen erkant, dyewyle brede dar vp gelegen<br />

den stände tho sture, 115 ) ock zwanck vnd ehmmer<br />

vasthe vnd hei geweszen szyn, dat et nych van<br />

bwuellyckeyt 116 ) yfthe vorszumenysse desz putthes,<br />

ouerst vor vyntlyker roekelosheyt, m ) wo dat gesehen<br />

vnsz vnbewust, wed<strong>der</strong>uarhen ysz.<br />

1540, Juli 2.<br />

91* p. 46. Anno domini 15 XL an deme frydage<br />

nha sunte Pawel.<br />

Witlyken ys vnns richter vnnd schepen tho Fryennwolde,<br />

dat Erthmer Hoszanck vnd Dorthe [meth] U8 )<br />

114 ) Ueberreben, überzeugen.<br />

115 ) 2)en (Steljenben §um ©d?u£.<br />

: buvellichkeit,<br />

118 ) Gfë ftnb ttrieber §tt>et (Sonpructtoncn öermengt.


älteste Scfyöffenbudj t)on gretenroaïbe i, $. 51<br />

syne[r] erlycke[nn] huszfïowefnn] szyck begyfftyget<br />

hebben in dysser wysze, alzo we eyn den an<strong>der</strong>n vorleueth,<br />

szo sze steruet vnnd he Ertraer leuendygch<br />

blyfft, szo schal he dat husz boholden voruth qwyt<br />

vnd fryg vnd dar tho II scheren n9 ) vnd wat dar den<br />

oueryg ys meth den kyn<strong>der</strong>en to deyhelende, vnd<br />

dyssze beyde stucken dat husz vnd de II scherenn<br />

schal he na erem dode boholden vnnd dysse bogyfftynge<br />

ys gescheynn in wolmacht erer bey denn, dat 120 )<br />

hebben szick bowyllyget vor dem gerichte.<br />

Dar an vnd ouer synt geweszt ere beyde kyn<strong>der</strong>e,<br />

dat szo ingegan geweset, Sclomer, Jacob Brunswick,<br />

Hans Schult denn twen kyn<strong>der</strong>enn vtbgernaket denn<br />

vater erue den hofft, dar gyff he den kin<strong>der</strong>nn alle iar<br />

rente vor I fl.? dat drudde kint to vode wen dat mundich<br />

is, szo dat steruet, so steruet an dat an<strong>der</strong>e. 121 )<br />

Anno domini 1542.<br />

92. p. 44. Wittlick ys vns richter vnd schepen,<br />

dat vor vns ys ersehenen de nagelatene Simon Grönenbergesche,<br />

hefft vpgegeuen 122 ) ere husz vnd hoff<br />

119<br />

) 5l6t^ettungf 2Intfyeit, ügf. ©fitter unb Sübben a. a. O. IV ©. 76.<br />

120<br />

) 3u ergangen ist ba§ fyäufig ausgelassene ^Retatiti „bie ba$<br />

ftd^ betoitïigt Ijaben."<br />

121<br />

) S)ie Sonftruction tfï fe^r t>erjmtdt. @§ foïï Reigen: i)axan<br />

unb barüber, b. ïj. 3 eu 9 en s tn ^ gewesen, i^re betben ^tnber unb bie<br />

fotgenben 3 eu 9 en - 3)stnn ist bei ben ^inbern eine ^3arent()efe gemacht,<br />

um anjubeuten, ba$ biefe mit ber eftertteïjen jDiepoption jufrieben ge=<br />

Wesen ftnb: „bie haè (o eingegangen finb." @§ faun aber and; blo§<br />

Reißen, baê ist so eingegangen, so ì>a$ eê nur auf bie urfprüngltdje<br />

Verfügung ber @ïtern geï)t unb banad^ eigentlich fyätte üoranftef)en<br />

müssen: „ba§ ï)a§> (o eingegangen ftnb, baran unb barüber ftnb ge=<br />

n?efen bie $inber unb folgenbe." 2)aê geweset sinter iogegan ist<br />

eine müßige Söieberfyotung unb sott tt>oi)l nur üerbeutücfyen, haft nun<br />

in bef ^aupteonftruetion fortgefahren tt)irb, daran vude ouer synt<br />

geweset. 3n bem seltsamen Sclomer fteeft roo^I Sclilöraer. F. ©er<br />

SBebeutung nac^ ist slomer entmeber „©d^Iäfer" ober „©^temmer."<br />

122) = vplaten, b. Ï). in feierlicher Söeife fein SBep^red^t aufgeben.<br />

4*


52 Ö. Sentcïe,<br />

erer dochter manne Merlen Wegener mit aller thobehöringe,<br />

so alse se üdt in besittinge hefft gehat, vthgenamen<br />

de bode achter dem huse, de se tho erem<br />

leuende vöruthbescheyden hefft tho brukende, vnd de<br />

wese yn <strong>der</strong> halen grundt. 123 )<br />

93* p. 44. Anno domini 1543.<br />

Wythlick ys vns richter vnd scepen meth wyllen<br />

eynes erszamen rades, dath Czörges Smedt eyiien<br />

garden gelegen ahm Stenhaueler velde tho sick gebrackt<br />

meth wethen vnd wyllen syner frowen frundscap<br />

vnd dar van tho dende 124 ), wat he dar van plichtig<br />

ys? densvlbigen tho brukende, szo lanck vnd wyth we<br />

he gelegen ys.<br />

94« p. 53. Wyttlich ist vnns richter vnnd schepenn,<br />

dat vor vnns erschenenn is de Czorges Smedesche<br />

vnnd bekannt, dat se eren III kin<strong>der</strong>nn uthgemaket<br />

hefft va<strong>der</strong>erue, alz nemlich dem medekenn I par Iedescher<br />

kle<strong>der</strong> vnnd I par hornesche 125 )> item I dekenn<br />

vann II fl., II bedde, I houetpol, VI kussenn, VI lackenn,<br />

III twelen, I taskelakenn, item vor II fi. hoikenspangen,<br />

V nadelenn vnstrafflich, item vor II fi.<br />

hechtenn; 126 ) item Ij>eLvor V fl., eine halue koste vnnd<br />

kistenn, kistengerede we sick dat egent vnnd geborth,<br />

item dene beiden knechten uthgemaket denn garden,<br />

szo ere seliger va<strong>der</strong> vann emme thosamen tho Frighenwolde<br />

gekofft hefft, item I panne 127 ) quidt vnnd<br />

123<br />

) £)er tjofyt ©runb, füboftïid) öon ber ©tabt gelegen, fü^rt noü)<br />

sciite bief en tarnen.<br />

m<br />

) 3)ie pfttd^tmäßigen 5ï6ga6en (@ert?ttnte) ïexfïen.<br />

125<br />

) ïïtaty J)oorn in ^otfanb genannt, tüie ledeschen nac§ Serben.<br />

126<br />

) £efteln, ügt. ©filter unb dubben a. a. O. ir,


älteste ©cfyöffenlutd) uon greienrüalbe i. $. 53<br />

fry tho maken, vnnd so dat medekenn dartho gedyht,<br />

seholenn de beydenn knechte von dissem vorbenomedenn<br />

erue, alz vann dem gardenn vnnd panne, dem medekenn<br />

geuenn XV fl. tho hulpe thom brutschatte,<br />

vnnd disse vorbenomede Czorges Smedesche schal<br />

disser erer kind erue XII jar quidt vnnd fry bruckenn<br />

vnnd de kin<strong>der</strong> darvor voden vnnd vann kledenn, bet<br />

dat se mundich werden.<br />

1549. Dee. 31.<br />

95* p. 54. Im jar nha Christi geborth, do mhen<br />

schreff 1549 am vusten auende 128 ) sur circumcisionis<br />

domini, hebbenn <strong>der</strong> ehrsame Jurgenn Sadelberch burgemeister<br />

tho Fryhenwolde vnnd Lucas Klatte inn<br />

vulmacht synes bru<strong>der</strong> Dreues Klattenn ock syner<br />

person alsze vorordenete vnnd naturlighe vormun<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Vallenthin Klattenn seliger nagelatenenn vnmundigen<br />

kin<strong>der</strong>, Cerstenn genanth 129 ), Hanns van Wedelen<br />

erbsetenn tho Norenberch mit hantgeuenen geloffte<br />

vor vnsz Wulff van Wedel ock Richter vnnd schepen<br />

hir tho Fryhenwolde gudt gesecht vnnd angelauet, den<br />

vordrach, so twischen gedachten Hanns vann Wedelen<br />

vnd den Klatten ludt vnd inholt eines vpgerichteden<br />

recesz darauer gemaket, wie <strong>der</strong> in allen synen<br />

puncten vnd stucken ludende vnd dorch de gebedene<br />

burgemeister tho Stargardt Jaspar Borcken vnnd Märten<br />

Segeveit bosegelt worden ist, stede veste vnnd vnwed<strong>der</strong>roplich<br />

tho holdende, dath alszo tho merer seker-<br />

128 ) 3m SRnfcr. fte^t: vusten $gl. ©Ritter unb £übben a. a. O. V,<br />

©. 567, reo òa§> SBort vuste inbeffen nur ale Sïbücrbium belegt ist.<br />

^ier müvbe ti feigen : am unmittelbar öorïje.rge&enben 5lbenbe, ba<br />

aber über bem u ber sonst Überati üon bem ©Treiber gemachte §afen<br />

fe^lt, ist c§ moglie^, aud) an einen ©djreibfe^ler für vasten §u benfen.<br />

120 ) 3)aß ©efdjtmfter benfetben Vornamen ^aben, gehört nic^t<br />

etlüa ju ben Seltenheiten.


54 Ö. Setnrïe,<br />

heit obgemelter Hanns vann Wedel in vnsze schepennbok<br />

tho vorthekende gebeden.<br />

1554.<br />

96* p. 57. Witlich isz vns richter vnd schepen,<br />

dat vor vns ersehenen iss Kasten Vischers nhagelaten<br />

wedewe vnd hefft vthgemaket den hinterlaten kin<strong>der</strong>en,<br />

so se mit Visscher gehat; va<strong>der</strong>erue nomlich wie folget:<br />

Erstlich den twen szons Hans vnd Jochim ie<strong>der</strong>em,<br />

I fl. vnd des va<strong>der</strong>s timmergerede, den III megeden<br />

Trine, Else, Lenen ie<strong>der</strong>em II fl., I kiste, I bedde, I<br />

houetgall, IIII kussen, MI laken, I dekene vor III ort,<br />

ï koste, beth se XII jar alt werden, darna en lhon tho<br />

geuende, vnd so ein vor den an<strong>der</strong>en storue, so schal<br />

dat gelde an dat andei; boleken steruen.<br />

1563. Febr. 8.<br />

97* p. 58. Witlick ist vns richter vnd schepen,<br />

dat vor vns den 8. Februarii anno 1563 die<br />

Pudeische vorschenen vnd erem kinde Peter Pudeil<br />

va<strong>der</strong>erue gemaket alse III fl., item eine houetpoll.<br />

1564. Febr. 7.<br />

98. p. 58. Witlick ist vns richter vnd schepen,<br />

dat Jurgen Templin anno 1564 den 7. Februarii vor uns<br />

ersehenen vnde sinen kin<strong>der</strong>en, welke he mit Engele<br />

Blockes getueget, mo<strong>der</strong>erue vthgemaket wie folget:<br />

den beiden megdeken dat sueluher, 13 °) dat die mo<strong>der</strong><br />

gehat heft, Vrsulen vnde Annen eyner ie<strong>der</strong>en XII fl.<br />

ehegelt, die oldeste schall <strong>der</strong> mo<strong>der</strong> kle<strong>der</strong> hebben,<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en will ich eynen leideschen hoiken geuen<br />

vnde I engelschen bauenrock, I schoenen vn<strong>der</strong>rock*<br />

ï koeste, 2 bedden, III houetpoele, 3 par lakene, VI<br />

kuessen, eine kiste mit kistengerede, eine dekene von<br />

13 °) ©itberfd&mutf.


älteste ©djöffenbudj Don Sretennmïbe t. $. 55<br />

I fl. Den dren jungen Peter, Kersten und Frentzen<br />

ie<strong>der</strong>em 2 fl., vnde so van dissen vis kin<strong>der</strong>en ein<br />

storue, schal ahn dat an<strong>der</strong>e steruen, vnde zo van<br />

dissen jungen ein storue, schal ahn die an<strong>der</strong>en<br />

steruen vnde nicht ahn die niegede, so van den megeden<br />

ein storue, schall mit ahn die knechte steruen.<br />

1565. Jan. 29.<br />

99. p. 60. Wetentlich ist vns richternn vnde<br />

scheffen, datt Joachim Koulitze anno 1565 mondages<br />

nha Conuersionis Pauli vor vns ersehenen vnde tho<br />

erkennen gegeuen, dat hie synen kin<strong>der</strong>enn, welke<br />

vonn garde Burkenhagens getueget, mu<strong>der</strong>lich erue<br />

vthgemaket <strong>der</strong> gestalt wie folget: Erstlich drein jungen<br />

einem i<strong>der</strong>m XXX fl., einem ie<strong>der</strong>m ï koeste, so<br />

sie leuen werdhen, item 2 megdeken einem i<strong>der</strong>m XL<br />

fl., item einem i<strong>der</strong>m ein wordelandt, gelegen nha dem<br />

Steinhoeuell, vnde einem i<strong>der</strong>m 1 engelsehen mannehoiken,<br />

item einem i<strong>der</strong>m einen warkeldageschen hoiken,<br />

einem i<strong>der</strong>m einen leideschen frouwhenhoiken,<br />

vonn weigern ein vorhanden, i<strong>der</strong>m I engelschen bauenrock<br />

vnd i<strong>der</strong>m I engelschen vn<strong>der</strong>rock. Item i<strong>der</strong>m<br />

3 bedden, 3 hoeuetphoele, VIII kuessen, 4 par lakene,<br />

item i<strong>der</strong>m I dekenhe von 2 dalern, i<strong>der</strong>m 2 dischduche<br />

vnde den beiden megdeken dat gebende 131 ) tho<br />

beholdende, i<strong>der</strong>m V loeth nateln, vonn weigeren V<br />

vorhanden, ie<strong>der</strong>m I par schruuen, 132 ) I par ist vorhanden,<br />

i<strong>der</strong>m 2 par hoikenspangen, ein par ist vorhanden,<br />

item i<strong>der</strong>m I borden vmb datt liff von V fl.><br />

kisten vnde kistengerede vnstrafflich, vnde so idt sich<br />

thodroege, dat vth vorsehunge gades ein von den<br />

kin<strong>der</strong>n, ehr se knecht o<strong>der</strong> maget, vorstoruhe, so schall<br />

idt von dem einen ahnn datt an<strong>der</strong>e steruen. Hir by<br />

I32 ) ein ©ejcfymeibe tt>ie bie in 9?r. 86 ertoäfynteu Knope.


56 6- Bernde,<br />

ahnn vnd oehwer sint gewesen Mattheus Rubenow,<br />

Jochim Koulitze, Jochim Goltbeke, Frentze Borkenhagen,<br />

1566. Febr. 3.<br />

100* p. 63. Engele Blockes seliger Touuises Schulten<br />

nagelaten withwe.<br />

Witlich ist vns richter vnd schepen, dath furbenomethe<br />

sundages nha Purificationis Mariae für vns<br />

ersehenen vnd iren kin<strong>der</strong>n ve<strong>der</strong>lich erue ausgemaket<br />

wie folget: Erstlich dem megedeken XVI fl. ehegeltt,<br />

3 bedden, II houetpoele, VI kuessen, VI laken, VI<br />

dwehlen, Ildischdoeker, I wrochet 133 ) vnd sunst I stripelt,<br />

I deheken, I engelschen vnd I kemelet bauenrock<br />

I vn<strong>der</strong>rock von zwebesegeldem 134 ) wande, I frouwenhoieken<br />

von leideschen wandhe, darahn 2 par hoiekenspangen,<br />

I mannehoieken von zwebesegeldem wandhe,<br />

V sulverne nateln, I par schruuen für IIII fl., I bhorden<br />

vmb dath lif mit sulueren furkappen, I golttborne 185 )<br />

vmb den hals, I koste. Dem jungen VIII fl., III fl.<br />

tho I houede viehs zue koffen, I dreling l36 ) beir, III<br />

schepell roggen vnd wen die junge storue, sollen IIII fl.<br />

ahn dath megdeken steruen, vnd wen dat megedeken<br />

storue, VIII fl. an den jungen. 137 )<br />

1566. Febr. 4.<br />

Matze Balltzer.<br />

101* p. 64. Witlich ist vns richter vnde schepen,<br />

133 ), 2)a3 SSort ifi bisher ntcïjt erïtört, eS steint im ©egenfafc §u<br />

stripelt = gestreift, 311 fielen unb bejeid&net batyer eine anbere %xt<br />

©etoebeS, t>iefleid)t worpelt geföürfeït.<br />

134 ) 2)er SBaare, namentlich ben ©emeben, »urbe in betn betr. Sïmte<br />

afó 3 e ^ en f" r ^^ e ®" te un ^ nötige 2änge unb breite beê ©tücïeê<br />

ein ©iegeï aufgebrüdt. @in gtüeifac^eê, ja ein breifacïjeê (ügt. nnten 9?r.<br />

101) bescheinigte bann bieê im ©inseinen für jebe (Eigenschaft befonberS.<br />

135 ) tuo^I verschrieben für borde.<br />

136 ) iy2 Sonnen, ögf. ®amtiert plattb. %$bä).<br />

13T ) Qn biefer (Eintragung beginnen p^ me^rfac^e ©pnren beê<br />

§u geigen 5. 33. in ausgemaket, zwebesegeld, zue,


älteste ©cfyöffenbucfy von ^reienroalbe i. s $. 57<br />

das furbenhoemeter mondages nha purificationis Mariae<br />

sur vns ersehenen vnde sinen kin<strong>der</strong>n vonn Zanna<br />

Teskendoerpes getuegett mu<strong>der</strong>lich erue ausgemakett<br />

wie folgett : Erstlich den trein jungen einem i<strong>der</strong>m<br />

20 fl. bahr geltt, vnd so einer von diessen furstorue,<br />

soll es ahn denn an<strong>der</strong>n steruen, I i<strong>der</strong>m I bedde, I<br />

i<strong>der</strong>m IIII fl. zum ossen, I i<strong>der</strong>m III drelinge bier, item<br />

dem medeken XXX fl. ehegeltt, ï koeste, I rock vonn<br />

dubbeldem kemlet, II engelsche rocke, I vn<strong>der</strong>rock,<br />

I bauenrock, I engelschen frouwenhoieken, I mannehoieken<br />

vonn dreibesegeldem wanthe, 3 bedden, III<br />

hoeuethpoele, VI kuessen, IIII par laken, I deheken,<br />

I par schruuen vonn 3 fl., I bhorden vmb dat lis mith<br />

23 spangen vnd sueluern furkappen, V suluerne natelen<br />

3 lodts werekes 138 ) vnd sunst 2, I par hoiekenspangen,<br />

I sueluerden peil, wo hie mith Garde Di<strong>der</strong>ickeu vnbeeruett<br />

blifft, kisten vnd kistengeredhe.<br />

1566. Febr. 4.<br />

Elisabeth Stolten.<br />

102* p. 66. Wetentlich ist richter und schepen,<br />

datt furbenhomete für vns mandages nha purificationis<br />

ersehenen vnd irem kinde von Pauli Erthmer getugett<br />

ve<strong>der</strong>lich erue ausgemachett wie folgett: 15 fl. von<br />

stunde ahn tho farrenthenn, 139 ) I kollhof by <strong>der</strong> beke<br />

belegen, sie auerst soll ehn IIII jar bruken daruor dat<br />

kindtt thor scholen tho holdenn, I engelskleidtt vonn<br />

hoevet tho vothe, ï koeste.<br />

1567.<br />

Jurgen Feil.<br />

103* p. 68. Vor vns richter vnd schepen is ersche-<br />

138<br />

)'$on ben bei ©Ritter it. £ü6ben a. a. D. V. ©.682 gegebenen<br />

25ebeittungen be3 2Borte§ paßt feine fyterfyer.<br />

139) terrenten, nuf seilte auêjugebcn, ögï. bic foïgenbe dlx.


58 $>. 2emtfe,<br />

nen Jurgen Feil vnd angeliget, dat siner dochter<br />

Lucien, so he mit siner seligen frowen Judit Negen<br />

getuget, mo<strong>der</strong>erue bescheiden heft we volgt : erstlich vif<br />

hun<strong>der</strong>t daler, welkere von stunde ahn vp renthe vtbgedahn<br />

scholen werden, so dar he auerst ahne liueseruen<br />

von disser frowen afghan worde, scholen em noch<br />

viihun<strong>der</strong>th daler vth dem gude entrichtet werden,<br />

darna dat an<strong>der</strong> gudt mit siner frowen von einan<strong>der</strong><br />

dhelen. So ock die frowe ane liueseruen afginge,<br />

schole ehm Jurgen Feil vor vth den gu<strong>der</strong>en sösshun<strong>der</strong>t<br />

daler vorvthnhemen. 14 °)<br />

Der Schepen Eidt.<br />

104 p. 69. Tho <strong>der</strong> Schepen Banck dar<br />

Ick tho ff e kuren bin :/ Dar wil Ick gerne thokamen<br />

:/ Wen Ick geeschett werde :/ Vnd will<br />

ßechtt darup dhon :/ Vnsem Heren Grodt :/<br />

Vnsen Hern den von Wedell :/ Dem Ersamen<br />

Rade :/ vnd will dhon vnd Rechtt spreken :/<br />

dem Hern alse dem Knechte :/ Dem Armen alse<br />

dem Riken :/ dem Elenden vnd Frembden<br />

alse den Freunden :/ Vnd wil dhon dar Ick<br />

Recht ahnne dho :/ Vnd dat nich laten :/ Vnd<br />

Wed<strong>der</strong> dorch giftt o<strong>der</strong> gaue :/ o<strong>der</strong> dorch<br />

geltt o<strong>der</strong> gudt :/ Ock nicht vm Freundtschop<br />

o<strong>der</strong> hates willen :/ Alse whar my Godt helpe<br />

:/ dorch Jesum Christum Amen.<br />

14 °) 2>ie Stodjter erster @§e betonimi 500 fötl., bleibt btc @^c «u<br />

beerbt, nod) 500 SRtl. unb theilt baä Uebrige mit ber Sitttue. ©tirbt<br />

bie jtoctte grau o^ne £eibe3erbeu, so befommt ber 9ftann 600 SHtf.<br />

s, t)a$ übrige bie ©eitenüertoanbtett ber grau. F.<br />

.


I r SDas älteste ©Aöffenbud) x>on ^reienwalbe i. s $. 59<br />

SSciïagc A.<br />

5)te ©nappen unb ©ebrüber Söebego unb penning Don<br />

SBebel, ©öljne beê Derftorbenen SRittcrê SSebego Derteifyen im gin-<br />

Derftänbnift mit Hjren Sriibern ©affo unb ©ottfrteb unb iïjren<br />

Duimen ©affo unb griebricï) iïjrer ©tabt 5Reu*greiemüaIbe<br />

bie fotgenben greiïjeiten unb ^Berechtigungen, ©rftenä sollen bie<br />

Sürger an Drbebe (pro tributo et exactione), b, i. fester<br />

Abgabe, \äi)vl\ä) 100 Salente unb jtoar 50 ^u SBal^urgtó<br />

(1. 3Kai) unb 50 gu Martini (11. SRoö.) gakten. Stneitenè<br />

geiDä^ren sie ben bürgern 4 SDBinfpet Joggen an 9Mt)ten£acrjt<br />

unb brittenä folgenbe B^^einna^men: a, Don 13 ©ufen im<br />

©tabtgebiet, b. ben rudepenning, b. i. ben ftinZ Don bem<br />

gerobeten SReuIanbe, bon ben ©Öfen ber @intt)of)ner gu ergeben,<br />

e. ben wordetins, b. i. ben ©runbjinê öon 103 1 /2 SKorgen<br />

Sßörbetanb unb ^t^ar bon jebem borgen einen (Schilling lanbeêüblid^er<br />

ä^ün^e, mertenê freie Stufeuug an ©ol§, SBeibe unb<br />

ïöiefen nebft ber giferjerei in Söäffern unb ©een, namentlich im<br />

gr. unb !L Starts, Äu^at)t(, 2ü|otü unb bem neuen giferjteier)<br />

Dor bem ©ren^baum, bté jur Srücfe im ©djtüafenbrud) unb über<br />

ben Srampeeï, unb ebenso Dom ®ren§baum bi§ jur ©o^Ien<br />

SSeïe. gerner folgenbe neue Verfassung unb guriêbiction :<br />

erftenê atte Sauern, aber uicfjt bie ©cfjut^en (prefecti) unb<br />

SCafaïïen auê bem ©ebiete Don Uc^tenïjagen, Serïoit), greien*<br />

iüatbe unb ©c^toerin, luenu sie ben bürgern et\va% fd^ulbig finb<br />

unb na$ bem 3 ö ^ un 9 ê ^ erm ^ e si3) m ^ er ©tabt betreffen<br />

lassen, Dor haZ ©tabtgeridjt (Dor ©erjagen unb ©söffen) ju<br />

^iefjen; gtoeitenê bie fc^on Don i^rem SSater SBebego geruörjrte<br />

Vergünstigung, ba^ ba§ 3 eu 9 l "6 Jtüeier gtaubmürbiger ®in=<br />

luoïjner ben mangelnben Setuetê ergänzen folle in ©crjulb-,<br />

aber nid)t in ©crjabenerfat^lngelegenfietten; brittenê alle 53er=<br />

itmnbungê' unb Sobfd)Iagêja(i)en unb überhaupt ade processe<br />

ber ^Bürger unter etnanber sollen Dor bem ©(fjul^en unb ©söffen<br />

nad^ S3ranbenburgifd)em 9ied)t erlebtgt inerben unb bürfen Dor<br />

fein anbereê ©eric^t gebracht tuerben. SDtefe ïïvecrjte unb grei*


60 6- Semtfe,<br />

feiten fyaben bie 93ürger erhalten, tpeit sie jur Tilgung ber<br />

öon ben £>errn bon Söebel in einer get)be gemalten ©djnïb<br />

eine ©nrnme öon 1300 SRarf beigetragen ïjaben.<br />

12. März 1$38.<br />

In nomine domini amen. Ne igitur per maliciam<br />

vel per obliuionem rei geste tollatur memoria, sagax<br />

hominum subtilitas adinuenit, ut ea, que fiunt laudabiliter,<br />

litterali testimonio perhennentur, Hinc est,<br />

quod nos Wedego et Henningus famuli et fratres,<br />

quondam domini Wedegonis militis pie recordacionis<br />

filii, de Wedele dicti vniuersis tam presentibus quam<br />

futuris presens nostrum scriptum racione comprobacionis<br />

visuris seu audituris recognoscimus lucidissime<br />

protestantes, quot nos ex maturo consilio nostro et<br />

nostrorum fratrum patruorumque, videlicet domini<br />

Hassonis militis et Gotfridi nec non senioris Hassonis<br />

et Fre<strong>der</strong>ici dictorum de Wedele eorundemque<br />

vnanimi ex consensu nostre dilecte ciuitati<br />

Noue Wrienwaldis pro nostro profectu et diete civitatis<br />

vtilitate has omnes liberalitates et iustificaciones<br />

subscriptas perhennis temporibus duraturas condonauimus<br />

graciöse. Primo scilicet, quod pro tributo<br />

et exactione nobis centum talenta duplici termino,<br />

videlicet quinquaginta sesto Walburgis et quinquaginta<br />

in sesto Martini inmediate sequenti, ciues nostre<br />

ciuitatis supra diete dabunt annuatim indiiate. Ex<br />

hoc nostra dieta ciuitas habet quatuor choros siliginis<br />

in molendinis perpetue ibidem libere possidendos. Item<br />

predicta ciuitas habet eensum de subseriptis vniuersis :<br />

Primo de tredecim mansis in metis diete ciuitatis<br />

situatis; item habet eensum intra ciuitatem dictum<br />

rvdepenning de curiis habitancium in eadem, item<br />

supra dieta nostra ciuitas habet eensum nominatum<br />

vulgariter wordetyns de centum iugeribus et quarto<br />

dimidio jugere, de quolibet pro censu annuo solidum


älteste ©djöffenbudj üon Sreientnaïbe t. $. 61<br />

denariorum usualium tollerando. Itera nostra ciuitas<br />

predieta habet proprietatem et libertatem in omnibus<br />

sibi necessariis sub raetis eius contentis, scilicet lignis,<br />

pascuis et pratis, aquis et stagnis sic theotunice nominatis<br />

Grote Staricz, Lutteke Staricz, Kvtzavil,<br />

Ljzowe et nona piscina ante nostram mericam<br />

posita usque pontem Svakebruche et Kramp il7 a<br />

merica usque ad riuulum dictum Holebeke cum<br />

omni vsu; vtilitate et fructu perhenniter optinendo et<br />

biis bonis omnibus cum nostris heredibus et suceessoribus<br />

presenti bus renunciamus et in nostram ciuitatem<br />

Wrienwaldis et eius cives cum omni jure transferimus<br />

supradicta. \ Item vnanimi consensu nostrorum fratrum"'<br />

et patruorum prescriptorum nostroque prenarrate ciuitati<br />

nostre dedimus et ciuibus constitucionem hanc noue<br />

prerogratiue et iuridicionis, ut quicunque villanorum<br />

terre Vchtenhagen, Kerkow, Wrienwaldis et Zweryn<br />

bona predictorum ciuium acomodauerit et si termino<br />

persolucionis debite non persoluerit et in ciuitate repertus<br />

fuerit, corani nostro prefecto et scabinis antedicte<br />

ciuitatis ad judicium trahatur satisfaciendo debitis<br />

pro eisdem, exceptis nostris prefectis et vasallis.<br />

Sed si quis prefectorum predictorum in fideiussione vel<br />

acomodacione arbitratus fuerit, secundum suum arbitrium<br />

judicialiter satisfaciet qiiacunque eciam contradictione<br />

non obstante. \Item illud arbitrium a patre nostro<br />

domino Wedegone diete ciuitati datum volumus obseruari,<br />

vt testimonium duorum virorum fide dignorum<br />

et juratorum stabit ad juris complementum pro racionabilibus<br />

debitis et non pro dampnis extorquendis, item<br />

si contingent aliquem ciuium exce<strong>der</strong>e contra alium<br />

vulnerando ipsum aut occidendo et generaliter omnes<br />

cause ciuium debent coram nostro prefecto et scabinis<br />

nostre ciuitatis secundum formam juris Brandeburgensis<br />

finaliter terminari; ita quod nullatenus a nobis vel ab<br />

aliquo successorum nostrorum dicti ciues ad alium judi-


62 £>. Setndfe,<br />

cem aut juridicionem pertrahantur. Hec autera singula<br />

ut a nobis et a nostris heredibus et successoribus dictis<br />

ciuibus irrevocabiliter obseruentur, presens scriptum<br />

nostris sigillis et nostrorum fratrum atque patruorum<br />

nostrorum eum testibus subscriptis duximus communiendum,<br />

quia harum libertatum gracia de nostris debitis<br />

racionabilibus in gwerra contractis mille marcas cum<br />

trecentis mareis denariorum dicti ciues nobis defalcarunt.<br />

Testes huius dominus Johannes ibidem plebanus,<br />

Jacobus Krummel, Ludolphus Mellentyn, Wyller Holste,<br />

Hynricus Klokow, Petrus Brumunt, Conradus Snelle,<br />

Henning Spenyng, Paulus Bomgarden, Henze Zylbur<br />

et quam plures alii fide digni. Datum per manus<br />

domini Martini diete ciuitatis vicarii anno domini<br />

MCCCXXX octauo ipso die Gregorii confessoris et pape.<br />

Boti ben fünf ©tegetn ber Urfunbe tjì nur eines, nämltd) òaè<br />

mittlere, nnb and} btefeS nur fdj)fed)t ermatten.<br />

gür duraturas §at bte Urfunbe duraturis, für communieudum<br />

üejï sie communendum. Unter ben villaui terre Wrienwaldis (tnb<br />

mo^ï bte S3emo^ner ber je^t ntc^t me^r üorfyanbenen ^ïïtfiabt J}reten=<br />

n?albe ju öerfte^en. SSgt. bte ?ïnmer!ung ju 5ftr. 19.<br />

Beilage B.<br />

t)Ott SBebel ju U^ten^agen berïauft bent ©etoerï ber<br />

S33ottU)eber 51t gretentoalbe 8 Wart SSinfettaugen Stente<br />

atf einen §of unb ^atE)en ju 3So|berg, %afyhat 51t<br />

9Kortini Qtt beit_SSicartuê ber 3Karten!irc^e 51t greientüalbe<br />

unb behält \\i) ben Sfvücffauf öor gegen 100 Sftarf<br />

1455. Oct. 9.<br />

Vor allen Crysten luden, dar dysse bryff vor kummet<br />

zeen ed<strong>der</strong> horen lesen, bekenne yk Hans van Wedele<br />

arfzeden tho Vchtenhagen mit mynen rechten aruen,<br />

dat yk hebbe vorkoft vnd jegenwardych vorkope myt<br />

maght vnde orkunde desses vorzeghelden bryues den


S)a8 älteste ©$öffenbu$ t>on Öteienroaïbe i. $. 63<br />

erwerdyghen meystern vnd medebro<strong>der</strong>n des wullewarkes<br />

tho Nygen Vryghenwolde, de nu zyn vnde na<br />

en kamende moghen wezen; VIII mark geldes vynkenoghen<br />

pennynghe gho<strong>der</strong> wanlyker munte in deme<br />

dorpe Vosberghe vnde uppe deme haue; dar nu uppe<br />

wanet CÏawes Drewes, vnde eynen kathen dar nu<br />

vppe wanet Droyse, vor C mark vyncenowen pennynghe<br />

wanliker ghuden munte, de my zynt tho <strong>der</strong><br />

noghe wol bereyt. Desse vorscreuenen VIII mark<br />

gheldes scholen vthgeuen Clawes Drewes VIII mark<br />

vnd Droyse VIII sol erghescreuen ed<strong>der</strong> deghennen,<br />

de de houe na en bezytten, alle jar yn Zunthe Martens<br />

daghe tho <strong>der</strong> vycarien, de dar bestedyghet is in de<br />

ere <strong>der</strong> juncfrowen Mariam, alzo er vorkundighet van<br />

deme enghele Gabryel, dat ze schole werden eyn<br />

mo<strong>der</strong> ghades, de zulve vicaria de dar lycht in <strong>der</strong><br />

parrekarke tho Nygen Vrygenwolde, deme vicario<br />

ed<strong>der</strong> deme, den he dar heft van zyner weghene tho<br />

Nygen Vrygenwolde, czun<strong>der</strong> des vicarien schade,<br />

hyn<strong>der</strong> ed<strong>der</strong> terynghe, sun<strong>der</strong> wed<strong>der</strong>stal vnde bekummeringhe<br />

gheistlikes ed<strong>der</strong> warlikes rechtes. Were<br />

ouer, dat dot ghoet woeste worde, yd queme tho, wor<br />

af datyt tho queme, zo loueyk Hans van Wedele vorscreuen<br />

mytmynen rechten waren aruen deme wullewarke<br />

vorscreuen vnde dem vicario <strong>der</strong> vorscreuenen vicarìen<br />

ed de Vili mark geldes tho schyckende ut myme redesten<br />

ghude tho Vrygenwolde na <strong>der</strong> wyse, alzo hyr<br />

vor screuen steyt; wer yd ok, dat yk Hans van<br />

Wedele erscreuen ed<strong>der</strong> myne rechten waren aruen<br />

de Vili mark gheldes wolden we<strong>der</strong>kopen, so schal<br />

yk Hans van Wedele ed<strong>der</strong> myne rechten waren<br />

aruen en wed<strong>der</strong>geben vp den zunte Martens dach na<br />

<strong>der</strong> upzegghynge C mark houetstols vyncenawen pennynghe,<br />

de denne ghengen unde gheue zynt, vnde<br />

VIII mark renthe wol tho <strong>der</strong> noghe czun<strong>der</strong> jenyngherleyghe<br />

hyn<strong>der</strong> vnde schaden; were yd ok ouer, dat


64 6. Semcfe,<br />

dat vorscreuene wullewark, ed<strong>der</strong> de vicarius <strong>der</strong> stat<br />

Nygen Vrygenwolde vnde de(r) vorscreuenen viearien<br />

dosuluest, ed<strong>der</strong> myne[n] aruen den kop wolden wed<strong>der</strong><br />

upzegghen, zo schal yd sehen en halv jar vor Sunte<br />

Märten vnde de betalynghe des ghelykes, alzo hyr vor<br />

screuen ys yn ghuden truwen zo tho hollende ane<br />

schaden. Vor alle dysse stucken vnde articule vor*<br />

screuen vnde vor eyn jewelyk bezun<strong>der</strong>ghen laue yk<br />

Hasse van Wedele arfzeten tho Vchtenhagen<br />

vnde yk Wedele van Wedele arfzeten to Meine<br />

myt vnsen rechthen waren aruen den vorscreuenen<br />

wulleueuern C mark houetstols vnd VIII mark renthe<br />

lyk vnseme houetmanne vnde zynen rechten waren<br />

aruen stede vnde vaste tho hollende zun<strong>der</strong> yenyngerleye<br />

hulpe, rede, nyger vnde argher lyst, yn ghoden truwen<br />

myt eyn tzamen<strong>der</strong> hand. Tho groter tuchnysse vnde<br />

wytsebop dysser vorscreuenen articule so hebbe yk<br />

Hans van Wedele eyn houetman vnde wy borghen<br />

alzo Hasse van Vchtenhagene vndeWedele van<br />

Wedele van vnser weghen vnde vnser rechten waren<br />

aruen vnse inghezeghele myt wyllen, wytschop vnde<br />

volbort laten henghen vor dessen apenen bryff, de<br />

ghescreuen ys na <strong>der</strong> bort ghades verteyn hun<strong>der</strong>t jar<br />

darna in deme V unde vaftighstenjare des donredaghes<br />

na zunte Otten des hilgen bysschoppes.<br />

S)tc ©tegel ftnb abgefallen,


5Da§ älteste ©djöffenbud) uon S^eienroalbe i.<br />

A. ^ctfoncn* ttnb DrtSregifter,<br />

3)te domini (tnb Gesperrt gebrudt. SDie mit einem * »ersehenen<br />

tarnen finb in gleicher ober ärjnlidjer Sorm nod? beute vertreten. n i<br />

Ab ure Eleman, Jacob 82.<br />

Akeling Jacob 58.<br />

* Albrecht Schire und Anna 68<br />

— Thomas, Jacob, Simon 45<br />

— Thomas 59.<br />

Andreas antiquus tabernarius 33.<br />

Arnceberch 26, Ort unbeïcmnter<br />

Sage, benn an 2lrn§berg in<br />

Westfalen ist roorjl nic&t ju<br />

ben!en.<br />

Aurifaber Ortwinus, Hinricus 9.<br />

Balke Clawes 67.<br />

Ball 48, S)orf bet Qacobê^agen.<br />

*Baltzer Matze 101.<br />

Barbara, klosterfrau 61.<br />

Bareke 34.<br />

*Becker Brunyngh 31.<br />

*ß e r e n d Nicolaus, presbiter<br />

et vicarius 60.<br />

Bernhagen Ebel 57.<br />

*Beyger Jacobus 52.<br />

Blankenhagen 47, SDorf V/2 Tl.<br />

nörbl. von Sreientnalbe.<br />

*Block Engele 98 — Touises<br />

Schulte nagelatene withwe 100<br />

— Hinricus 20, 21, 22, 23, 24.<br />

Blomeke 63 — Wiprecht 65, 66.<br />

*Bode Eynwalt 52.<br />

Borngarden Paulus A.<br />

Borcke Jasper, burgemeister tho<br />

Stargardt 95.<br />

Borkesche 55.<br />

Borkenhagen Garde, Frentze 99.<br />

•Brand Merten 70.<br />

Brucman Hinricus 20.<br />

BrummuntCzorges 89—Petrus A.<br />

Brunsvorde 70, seilte 93raun§ s<br />

forti), SDorf 3 /4 2JleiIe nörbl.<br />

con greteuroalbe.<br />

»altifdjc ©tubicn XXXII. 1.<br />

65<br />

BrunsbergHans 57 — Margareta,<br />

begevene iuncfrowe to Marienflete<br />

63.<br />

Brunswik Jacob 91.<br />

Buddendorp, Jacob, Herman,<br />

Clawes, junge Clawes, Hans,<br />

junge Hans 39.<br />

Butze Henning, richter 75.<br />

*Butzke Mathias 86.<br />

C. siehe K.<br />

Ditmar 9.<br />

Drewes Clawes B.<br />

Droyse B.<br />

Dusterbeke 70.<br />

Endelvat Peter 90.<br />

Ertmarus 32 — (Ertmers) Hynce<br />

30 — Kune 45 — Paul 102.<br />

Eylart Clawes 39 — (Eylerdt)<br />

Hans, kemerer (1499) 75, borgermeister<br />

(1502) 79.<br />

Valkenberch 50.<br />

Feil Jürgen, Lucie, Judit 103.<br />

^Velwestorp 47, je<br />

% Wltilt norböftl. non<br />

Verwer Michael 46.<br />

Vilore 55.<br />

*Vischer Kasten, Hans, Jochim,<br />

Trine, Lene 96 — Tydeke<br />

iunior 34.<br />

Volker Claus 52.<br />

*Volzekinus 14. 15.<br />

Vorhower Tydeke 43.<br />

Vorstenzee Michel, Drewes 46.<br />

*Vos Hans 72, 75.<br />

Vosberg 64,-©Tijforf V2 2Mle<br />

fübin. t)on 2rreientt>albe.<br />

Fre<strong>der</strong>icus, dominus plebanus<br />

in Arnceberch 26.<br />

5


66 £). Semcïe,<br />

Freienwalde (Novo - Frigenwold<br />

— Nova Yrienwolt — Vrienwalt<br />

— Yrienwolde — Vrygenwold<br />

— Nighen Frigenwald<br />

— Nyen Frigenwald) passim.<br />

Galop Claus 52.<br />

*Ghen<strong>der</strong>ik Hinrik 39.<br />

*Ghert Hans, Peter 61.<br />

Glambeke Jacobus 43. 45.<br />

*Goltbeke Joachim 99.<br />

Gotscalcus 5.<br />

Grammin Hinrik 52.<br />

Gronenberg Martin 89, Simon 92.<br />

Gropengheter Petrus 41.<br />

Grotenhagen39, SDorf b. ©oünoro.<br />

*Hake Kune 43.<br />

Harberg Kurt 88.<br />

Hardenbeke Hermann 31.<br />

Hasenvuth, dominus Johannes<br />

plebanus, frater eius Hinricus<br />

19.<br />

Heck er herWilhelm,prediger89.<br />

Hildebrand Hermann 37.<br />

Hinricus filius Ditmari 8 —<br />

aurifaber 9 — pater Petri ordinis<br />

diaconatus 12.<br />

Holste Willerus A.<br />

Horneharde Nicolaus 45.<br />

Hoszanck Ertmer 91.<br />

Ho venerus 21.<br />

Institor Hinricus 19.<br />

Jacobshagen 43. ©tabt.<br />

Jacobstorp 39. SDorf, 2V2 seilen<br />

ostiti von ^reienroalbe.<br />

Jeger, börgermeister (1494) 75.<br />

Johannes plebanus A. t) gì.<br />

Hasenvuth.<br />

Jorden Claus, Jacob 52.<br />

Kamyn 65, 66. Stahl<br />

*KarstenDynges,Claus, Matthies,<br />

Jacob 79.<br />

Kempendorp 43.2)or f, 1 i K i t z e m a n Pawel (de erwerdige<br />

her) 75.<br />

*Klatte Jacob 35 — Jaspar 85<br />

— Lucas, Drewes, Valentin 95.<br />

Klebow Johannes 7.<br />

Klobbit Janekinus 31.<br />

Klokow Hinricus A.<br />

*Kok Pawel 43.<br />

Kolberg civis 48.<br />

Koue Bernth, Herman 62.<br />

Koulitz (Kowlitz) Jochim 99.<br />

Kremmyn 43. 2)orf.<br />

Kreytlaw 84.<br />

Kryue Peter 43.<br />

Krummel Jacobus A.<br />

Kule Dithardus de Tolse 12.<br />

Kunegunde 5.<br />

Kune Katherine, begevene iuncfrowe<br />

to Marienflete 78.<br />

*Lubbeke 48 — Hans 87.<br />

Maldaue Merten 43.<br />

Mandelkow Clawes, Peter 46.<br />

Manow Matheus, officialis in<br />

Stargard ^.<br />

Marienvlete (Margenvlete, Margenfliete)<br />

63. 66. 78. Kloster.<br />

Massow 39. ©tctbt.<br />

Meilen B. SDorf.<br />

*Mellentin Henning 49 — Herman<br />

67 — Ludolfus A.<br />

*Meyne Clawes 50. 54.<br />

Moleodinarius Nicolaus, Helmich<br />

6 — Steffanus 13.<br />

Moire Jochim 64.<br />

Mulkentyn ßickwert 75.<br />

Nappin Ludeke 38.<br />

Ortwinus, aurifaber 9.<br />

Pachedag de Woldeghe 17.<br />

Pegelow Hermen 39.<br />

Pellifex Johannes 1. 7. 16 —<br />

Jacobus 36.<br />

/2 Sïïeüen<br />

^uböftïidb pon greienroalbe.<br />

Percham 27.<br />

Petra Johannes de, domprovest<br />

Kid'dendorp Johannes 10.<br />

to Camyn GQ.


älteste ©djöffenbud? non gretenroalbe i. $. 67<br />

Petrus ordinis diaconatus 12<br />

— dominus 32.<br />

•Piper Ghereke 47.<br />

Plawe Merten, Margareta 42.<br />

Plumbete Theodoricus et Nicolaus<br />

9.<br />

Pluzeweghe Hannes 31.<br />

Pole Conradns 42.<br />

Poppendorp Hans 89.<br />

*Porath Reineke 50.<br />

*Pribbernow Lucas 63.<br />

Pritte Claus, Hans 47.<br />

Pudel Peter 97.<br />

Quicke, conciuis 31.<br />

Rassow Hans 50.<br />

Ravensten 52. SDorf 9Rat)enftein<br />

öftlidj t)on Sacfyan.<br />

Reimer Hans, Anna 81 — Hans,<br />

Matthias 84.<br />

Reineke 75 — Jacob 74.<br />

Reszeman Joachim 75 — (Retzeman)<br />

Hinrik 49.<br />

Ricwarth Merten 77.<br />

Riscow Clawes, Hans 74.<br />

Bodenhagen, Lutteken 39, 2)orf,<br />

meüeidjt Süttfenfyctgen in ber<br />

•Wal) e D. ©rofcenfyagen belegen.<br />

Buben o we Clawes 83 — Mattheus<br />

99.<br />

Ruschendorp Thy<strong>der</strong>icus 14. 15.<br />

Sadelberg Jurgen, burgemeister<br />

(1549) 95.<br />

Zadelowe Heyne 31.<br />

Zandow Merten 75.<br />

Schele her Johan 75.<br />

Schere Peter 88.<br />

Schermer 80.<br />

SchuddematteHans64— (Scuddematthe)<br />

Achym 84.<br />

*Schulte (Sculte) Albertus 31<br />

— Clawes 51 — Herman 44.<br />

75. 79 - (Schuit) Hans 91<br />

— Jacob 57 — Jochim 85 —<br />

Jurgen 89 - Touis 100.<br />

*Schuneman Johannes 41.<br />

Schutte Matias, pater et filius,<br />

Merten 4fiST ¥<br />

Sclomer 91.<br />

Sc op en ine fratres 2 — Hinricus<br />

3 — Jacobus 22 — Johannes<br />

2. 3.<br />

*Scro<strong>der</strong> Curt 44.<br />

Segeuelt Märten 95.<br />

Sewemeker Hinrik 73.<br />

Sickist 38.<br />

Silber (Groten Tzylwer) 43, SDorf<br />

1% feilen fübïtd} t)on 9tören-berg,<br />

Lutteken Zylber, beêgï.<br />

46. — Hinze Zylbur A.<br />

Sistifex (Kistmacher) Herman,<br />

Stephanus, Gherardus 28.<br />

*Smed Hans 63, rathmann (1502)<br />

79 — (Smet) Jacob 50. 76 —<br />

Anna 76 — Petrus 78 —<br />

Reyneke 50 — Czorges 93. 94.<br />

Smedebarg Karstinne, Cristine<br />

65. 66.<br />

Snelle Conradus A.<br />

Sny<strong>der</strong> Conradus 52.<br />

Spening Henning A.<br />

Stakelange Hinricus 10.<br />

Stargard, ©tabt, 36. 46, 51. 65.<br />

75. 95.<br />

Stenhauele (Steinhoeuell) 55. 85.<br />

93. 99. £orf V2 2#eile östl.<br />

von gretemtmlbe.<br />

*Streuelow Peter, Clawes 51.<br />

Stolte Elisabeth 102.<br />

Stricke Thy<strong>der</strong>icus 24.<br />

*Sucow Arnoldes 27.33 —Heyne<br />

40 — Ludolphus 40 — Nolte<br />

27 - (Sukaw) 84.<br />

Sweccenberg Hinricus de — 11.<br />

Tabernarius Andreas 33.<br />

Telzekow Kune 45 — (Telczkou)<br />

Barbara, clostervrowe 61.<br />

Teltzeman Hart wich 43.<br />

Templin Jurgen, seine Kin<strong>der</strong><br />

5*


Ursula, Anna, Peter, Kersten,<br />

Frentz 98.<br />

Teske Herman, Ilsebe 71.<br />

Tessekendorp Thy<strong>der</strong>icus de —<br />

11 — (Teskendorp) Zanna,<br />

Garde, Di<strong>der</strong>ik 101.<br />

Theodorieus 9.<br />

Tolse 12. SDorf.<br />

Torne Johannes von deme 49.<br />

Trechel Jacob 75.<br />

Tressow Clawes 47.<br />

Tribus Peter 45.<br />

Uchtenhagen 85. B. SDorf V2<br />

Steile norb-roeftl. t)on£ratnpfe.<br />

V siehe F.<br />

Warnicze 51. SDorf 2Barmë fübï.<br />

con ©targarb.<br />

Wedeghe Tylseke 56.<br />

Wedele domini de — Czules,<br />

Henning 39. A — Friedrich A<br />

— Gottfried A — Hans 66,<br />

erbseten to Uchtenhagen B,<br />

erbseten to Nörenberg 95 —<br />

Hasso A.B- Wedego A. 31<br />

— Wedele B — Wolff 95.<br />

*Weghener dominus Jacobus<br />

36 — Koppe 36 — Merten 92.<br />

*Went Michael 89.<br />

B. $S>otU unb<br />

alleluia, dat alleluia leggen 62.<br />

almissen Slïmofen.<br />

anlagen bittenb angeben.<br />

anseggen (Stnfprad&e ergeben.<br />

arbitrari richten.<br />

arrestare mit 53efd)ïag belegen.<br />

assignare «ergeben, überweisen.<br />

DflI. ©tralf. etaUb. ©. 266.<br />

aurifabri ügï. ©etoerbe.<br />

Ausstattung t)gï.<br />

ftüde unb<br />

bedden (lectus) 1. 57. 80. 85.<br />

86.88. 94.96.98.99.100.101.<br />

dekenen 57. 80. 94. 96. 98.<br />

99. 100. 101.<br />

. ßemde,<br />

Willems, prefectus 8 — Mathyas<br />

filius eius 18 — Ymmeke filia<br />

eius 29.<br />

Westfal Jacob, perner 66 —<br />

Gadeske 70.<br />

*Wichman (Wycheman) 44.<br />

Winiancz dominus 36. 37.<br />

Wismarus Hinricus 23.<br />

*Witte Heinrik, Tyde 47.<br />

Wittenvelde 50. 2)orf norbroeftl.<br />

üon horenberg.<br />

Wobekase Hans 59.<br />

Wo<strong>der</strong>ch Dinges 75.<br />

•Wolter Hans 46.<br />

Woltersdorp 66. SDorf.<br />

Wunco 4. 5. 17. 25 — Johannes<br />

et Hinricus 25.<br />

Z vgl. S.<br />

Czelmow Albert, Anna 69.<br />

Tzeltstow Conradus, Tele 53.<br />

Czerten 45, jeljt 3el)rten. SDorf<br />

2V2 seilen öftï. von 8reien=<br />

roalbe.<br />

Tzeinike 47, jefet Qt\n\tef SDorf<br />

5 /4 9J2eiïen öftï. t)on freien :<br />

roalbe.<br />

Cibant Jurgen 89.<br />

Szykerman 80.<br />

dischdoeker 99. 100.<br />

dwehlen 94. 100.<br />

houetpol 57. 80. 86. 88. 94.<br />

97. 98. 99. 101.<br />

cussinus, kussene, kuessen 57.<br />

80. 86. 88. 94. 96. 98. 99. 101.<br />

kiste und kistengerede 57. 81.<br />

86. 88. 94. 96. 98. 99. 101.<br />

laken (linteamen) 1. 57. 80.<br />

86.88.94.96.98.99.100.101.<br />

badelaken 57. handtlaken 86.<br />

taskelaken 94.<br />

want, delremundsche 57 — elremundsche<br />

58. 88 — von


älteste ©cfyöffenbud? con 69<br />

<strong>der</strong> elle 58 — hornesche 94.<br />

99 — leydesche, ledeske 57.<br />

80. 86. 94 — zwebesegelde<br />

100 - drebesegelde 101.<br />

barwe ehrbar.<br />

bavenrock Dberrocf.<br />

begiftigen befcfyenïen.<br />

belewiDg 33eliebung, 2lnorbnung<br />

72. 73. 83.<br />

bereiden begablen.<br />

besetten mit Sefcfylag belegen,<br />

bestegen bestätigen,<br />

boleken leibliche ©efd)tt)tfter.<br />

borde ©ürteL<br />

borge vgl. fideiussores.<br />

Bürgermeister.<br />

Willems Holste (um 1330) A. 18<br />

— Jeger (1494) 75 — Eylert<br />

(1502) 79 — Sadelberg(l 549)95.<br />

bruklant Srucfylanb.<br />

brutschat 23rautfrf)aè, äRitgift<br />

42. 88. 94.<br />

causa ©treitfacrje.<br />

causare pro^effiren.<br />

census ^ad^inS.<br />

componere beilegen, fcfylicfyten.<br />

conce<strong>der</strong>e belehnen,<br />

curia §of, b. t. größeres<br />

ober ©runbftücf.<br />

deduetio öeimfüfyrung<br />

27. 28.<br />

defalcare abrechnen,<br />

degedingen uor ©eridjt üer^an^<br />

beln.<br />

delremundisch (aud) elremundisch)<br />

auê SDenbertnonbe.<br />

disunire nölltg enbtgen, rieten 35.<br />

dimittere ablassen, auflassen,<br />

discutere fd)Iid)ten.<br />

dissensio 8tt>tft.<br />

domini jiefye personenregister,<br />

drebesegeld bretfad) besiegelt 101.<br />

siebe bie 2Imnerfuug 91r. 134.<br />

dreling ein ©efä^ t>on V<br />

nen Qn^alt.<br />

duuellesbruk Teufelsbrut.<br />

dwehle (twehle) öanbtud^, ©er=<br />

ütette, von betn alten Seit*<br />

tüort dwaen = raasden.<br />

ehegelt 98. 100. 101.<br />

erbschaft fie^e SRed^tegefd&äfte.<br />

erring (Streitvarrenten<br />

rerrenten, auf SRente<br />

auegeben 87. 102,<br />

fideiubere bürgen 39. 43. 46. 47.<br />

51. 52.<br />

fideiussores ^Bürgen 10.43.46. 50.<br />

— tamquam captanei, houetmann<br />

al§ öauptbürgen 39,<br />

40. B. - simplices 39.<br />

vliggen orbnen.<br />

vordrach Vertrag, SSerfö^nung.<br />

vorleven überleben.<br />

srunde Sermanbte 83. 86.<br />

garden 93. 94. vergi, ortus.<br />

gebende ^opfputj.<br />

Geistliche<br />

P leb a ni: Johannes A. Hasenvuth<br />

19 — Fre<strong>der</strong>icus 26<br />

Presbiteri Nicolaus Berend<br />

et vxor eius 60.<br />

P e r n e r : Jacobus Westfal 66.<br />

Vie ari us : Martinus A.<br />

O f f i c i a 1 i s to Stargarde : Matheus<br />

Manow 65. 66.<br />

Domprouest to Kammin:<br />

Johannes de Petra 66.<br />

Mönche: Petrus ordinis diaconatus<br />

12.<br />

Klosterfrauen: Margarete<br />

Brunsberg 63.66 — Christine<br />

Smedeberg 66 — Katherine<br />

Kune 78 — Barbara 61.<br />

Evangelische Prediger:<br />

Wilh. Hecker 89 — Pawel<br />

Kitzeinann 75.<br />

gelouen bürgen 46.


70 . Semcfe,<br />

Geräthe.<br />

bekken 86 — grapen 85 —<br />

kanne 85 — ketelhaken 85 —<br />

panne 97 — smedetow 74 —<br />

stuueken 86—timmergerede 96.<br />

Gewerbe.<br />

aurifabri 9 — institores 29 —<br />

molendinarius 6 — pellifex<br />

1. 7. 16. 36 — sistifex 28 —<br />

tabernarius 33 — tabernator 51.<br />

hechten jpefteln.<br />

hoiken langer Hantel.<br />

homicidium ft el) e DRedjtSgefd&äfte.<br />

houetpol Sbpffiffen.<br />

hoppenbruck §opfenbruä).<br />

hornesche want Qeug auS £)oorn<br />

in öollanb.<br />

hortus vgl. ortus.<br />

impeticio Güinrebe, ©egenrebe.<br />

incippare in bm ©toef schlagen,<br />

gefangen feèen.<br />

invliggen orbnen.<br />

institor Krämer.<br />

interfectio fiefye $e$tégefd)afte.<br />

Kämmerer : HansEylert (1499) 79.<br />

kemelet con kamelot.<br />

ketelhaken ber öaïen, an roel-cfyem<br />

ber Fessel über bem ^ener<br />

scingi.<br />

ketelpol ein ^pfu^ï am 2Boïterê=<br />

borfer ÏBege 66.<br />

Kirchliches :<br />

Ecclesia, domus S. Marie 16.<br />

56. 70 — Capella S. Spiritus<br />

26 — St. Georgii sorores 59,<br />

pauperes in domo S. Georgii<br />

40 — Vicarie 60. 61. B.,<br />

S. Nicolai et Katherine 78.<br />

kiste, Srantïifte, Srantlabe.<br />

kistengerede ©ad&en, bie in<br />

ber 53raut!ifte anfberaa^rt toer=<br />

ben, Slnêftattnng.<br />

Kleidung.<br />

hoiken : leydesche 98 — warkeldageshoiken<br />

99 — engelsche<br />

mannehoiken 99 — mannehoiken<br />

von drebesegeldem<br />

wande 101 — leydesche frouenhoiken<br />

99 — engelsche<br />

101 — van leideschem wande<br />

101.<br />

rocke: bauenrock 100 — engelsche<br />

bauenrock 98. 99.<br />

100 — kemelet bauenrock<br />

100 — vn<strong>der</strong>rock 98. 100<br />

— engelsche vn<strong>der</strong>rock 99<br />

von zwebesegeldem wande<br />

100 — rock von dubbeldem<br />

wande 101.<br />

kleidt: ein engelsche von huvet<br />

to foten 102.<br />

knope öaarfd&mucï mit Snopf-tJerjierungen.<br />

kolhof Sol)l* unb ©emüfegarten<br />

69. 72. 74 — belegen bi <strong>der</strong><br />

beke 75. 102.<br />

kor bic 2ïu8n>al)I.<br />

kost geftïi(f)feit, befonberê £od)=<br />

geitètnaijl, halue 57. 80. 86. 88.<br />

94. 96. 98. 99. 100. 101. 102.<br />

kussinus Sissen,<br />

linteamen £aïen.<br />

Localitäten :<br />

bi <strong>der</strong> beke 75.102 —Holebeke<br />

A. — hoppenbruk 49. 66. —<br />

na dem Steinhauel 99 — am<br />

Steinhaueler velde 93 — hale<br />

grundt 92 — ketelpol 66 —<br />

kivittesbrink 85 — Kutzavil<br />

A. — Lützow A. — nova piscina<br />

A. — radebruk 82 —<br />

Kerkowesche steg 69 — baven<br />

dem Stariche 69 — Staritz gr.<br />

u. kl. A. — middelbruk 20<br />

— Swakebruke A — Krampel<br />

A. — duuellesbruk 19 — papenbom<br />

19 — walkemole 72.<br />

malicia monetarum falsche Smunge<br />

49.


älteste ©cfyöffenbud) Don gretennoalbe i. 71<br />

medebole, inedezitter des rades<br />

SRaftSoerroanbtcr 66. 75.<br />

molendinum ÜJiüfyle.<br />

natel ©cfymurïnabel.<br />

noverca 18. 29.<br />

orreum 6 d? euer.<br />

orveide Urfebe.<br />

ortus humuli Hopfengarten 19.<br />

20. 23. 24. 26.<br />

ouegunnere 2lbgünfttge, Uebeï :<br />

roollenbe.<br />

pel Hopfs djmuc! einer Sraut,<br />

örautlranspellifex<br />

pelser, ^ürfdjner.<br />

perner Pfarrer.<br />

placitare sühnen.<br />

priuigni 5. 10. 30.<br />

proscriptio Serfeftung.<br />

putte 23runnen.<br />

Rathsherren :<br />

Wiprecht Blomeke 66. — Hermen<br />

Schulte, Hans Vos, Rick- |<br />

wert Mulkentin 75. — Hans<br />

Smed 79.<br />

Rechtsgeschäfte<br />

arrestare 31 — antiquare 1. 4.<br />

13.19 — begiftigen : invicem se<br />

dotare in quarta parte bonorum<br />

53. 54., mit dem vierden<br />

penning 58, vn<strong>der</strong>lank<br />

68. 69. 71. 72. 73. 76. 83. 91.<br />

— donare unb donacio 40. 56.<br />

81. 87 — causa 35. 37. 48 —<br />

— causare 39 — componere<br />

11. 15. 27. 30. 36 — conce<strong>der</strong>e<br />

31 - debita 19. 64 —<br />

deghedingen 45 — determinare<br />

35. 36. 37 — diffinire |<br />

6. 7. 35 — diinittere 2. 3.<br />

10. 14. 18. 30 — discuoiare<br />

38 — discutere 30. 41,<br />

de alto et basso 48, totaliter !<br />

51 — discordia 34 — dissensio<br />

6. 7. 27. (twedracht 65.<br />

67, erring span und twedracht<br />

89) — edimittere 32 — ehegelt<br />

98. 100. 101 — emeio<br />

25. 26. 93 — Erbschaft (hereditas<br />

— matris unì) patris):<br />

1. 2. 3. 4. 5. 10. 13. 18. 19.<br />

27. 29. 30. 31. 32. 35. 42. 44.<br />

50. 51. 52. 53. 54. 57. 61. 62.<br />

68. 69. 71. 72. 73. 74. 75. 76.<br />

79. 80. 82. 85. 86. 88. 91. 92.<br />

94. 96. 103. (va<strong>der</strong>erue 74. 75.<br />

96. 97. 100. 102 — mo<strong>der</strong>erue<br />

75. 80. 82. 98. 99. 101 — bro<strong>der</strong>erue<br />

62 —tochtererue 61 —<br />

manserue 62 — homicidium (in«<br />

terfectio, occisio, morth.) 6.<br />

11.12. 14. 34. 45. 55. 84 — erematio<br />

hominis 39 — impeticio<br />

18 — orveide, theozodium, zone,<br />

ewige zone, reconciliacio :<br />

39. 45. 46. 47 — placitare 30,<br />

placitatum, vordrach 6. 15.<br />

89. 95 — proscripeio 8. 9.<br />

34. 38 — recitare 33 — reformare<br />

11 — reiterare 34 —<br />

teneri 5 — terminare 6. 7. 9.<br />

30. 34 — fradicio 39 — vendicio<br />

49 — violentia 41 —<br />

vnire 12.<br />

ügl. iu biefem ganzen Woschnitt<br />

©traïf. ©tabtb. Wo-fdjuitt<br />

VI. ©. 264 ff.<br />

recitare rot eb er üon etroaê fpre=<br />

djen.<br />

reformare füfynen, roteber gut<br />

reiterare auf etroaS surücffom=<br />

men.<br />

Renten und Pachte:<br />

4 mrc. redditus für 50mrc. 61<br />

— de ortu humuli 6 sol. 26, 10<br />

den. 23.<br />

2 ortus humuli pro 5 mrc.<br />

vink. 26.<br />

de 74 ortuum humuli 6 den.<br />

24.


72 £>. Semcïe, Sas älteste ©djöffenbudj con greienroalbe i. $.<br />

de 2 terre partibus 10 den. 22.<br />

de V2 iugero ortuum humuli<br />

1 sol. 21.<br />

de 2 partibus duri corii videlicet<br />

ortuum humuli 16 den,<br />

20.<br />

pro iy2 iugero V2 chorius 19.<br />

Richter :<br />

Henning Butze 75.<br />

rudepenniog ginê oom gerobeten<br />

D^eulanb A.<br />

schere Sïbt^etlung, Slntïjeil.<br />

Schmuckgegenstände :<br />

bekene, guldede und unverguldede<br />

80 — borden, urn dat<br />

lis 99, mit suluerne fürkappen<br />

100, mit 23 spangen und suluerne<br />

fïïrkappen 101, ein goltborde<br />

um den hals 100— gebende<br />

99 — hoikenspangen 100<br />

'— monilia 80. 88. 90. 101 —<br />

knope 86 — natelen 80. 99.<br />

101, suluerne 86. 88. 94. 100<br />

— pel 80, suluerne 101 —<br />

ein par schruwen 99. 100. 101<br />

— dat suluer 98 — vingerlin 80.<br />

schot ©c&ofj, ©teuer 78. 82.<br />

schruven ein ©efdjmeibe in<br />

©djraubenform.<br />

schuit vnd vnschult ©oli unì)<br />

gaben,<br />

scola 19. schole 102.<br />

smedetow (5d}miebegeratï)e.<br />

stuueken ©tübcfyen (ein £>oï)ïntafj).<br />

swankScï)tt)angrutt)e amörunnen<br />

tabernarius / ~ ..<br />

, , ftruger.<br />

tabernator \<br />

takel 5luêrüftung, ßebejug am<br />

S3runnen.<br />

taskelaken ^afd)entud&.<br />

tering boften,<br />

terminare enben, beilegen,<br />

theozodium Urfebe.<br />

ö<br />

timmergerede<br />

geratte,<br />

uien (Men 72. Benennung einer<br />

Wlünit, meHet$t baffelbe roie<br />

ginfenaugen.<br />

amplicht Abgaben aufjer ber Sanbeêfteuer,<br />

ju benen man nidbt<br />

üerpflidötet ist.<br />

unire einigen, aussöhnen,<br />

upscheten anf^ie^en, angrenzen,<br />

usualis gäng unb gäbe, ge ;<br />

Verdeutschungen :<br />

accusavit—beschuldiget heft31.<br />

arrestavit — besat heft 31.<br />

concessum — ligine 31.<br />

dimissum — vplatinge 31.<br />

edimisit — afgelaten 32.<br />

reconciliacio — ewige vorzoninge<br />

43.<br />

theozodium — orveide 39.<br />

wanlik fiel) e usualis.<br />

want ©eroanb, geug, %uü).<br />

warlik tüeïtïidÉ).<br />

wed<strong>der</strong>stal SBieberroartigfeit.<br />

wer er 53 ürge.<br />

werk, 3 lodt werkes?<br />

werring öinberni§.<br />

Werthverhältnisse :<br />

1 Ochse 4 fi.<br />

1 par hoikenspangen 6 mrc.<br />

auch 2 fi.<br />

1 natele 12 sol.<br />

1 borde umb dat lis 5 fl.<br />

1 par schruwen 4 fl. auch 3 fl.<br />

1 dekene 2 fl., 4 ort, auch 1 fl.<br />

auch 2 daler, auch 5 mrc.<br />

1 pel 5 fl.<br />

1 bed 5 rare.<br />

1 lagena allecum (gctfjöäring)<br />

3 mrc.<br />

worttins 8in§oom2BÖrbelanb A.<br />

wulwark bas ©eroerf ber 2BolI=<br />

raeber B.<br />

zwebeses:elt ^roeifadb gesiegelt


Die |ìabtifd)en Jafyxn ber ^romtt) JOomtnern<br />

linU bet ©ber*<br />

©elegenttid^ ber £)erbeifcï)affung be3 SDÏatertaïê für ben<br />

gtoeiten S3anb be£ pommerfcljen Urfunbenbucïjeê stellte e£ ftdE)<br />

batb at§ unumgängticfy nottitoenbig ï)erauê, bie ftäbttfd^en<br />

Slrdjtbe, toetd^e eine grofte SKenge üon Driginat^Urfunben<br />

bergen, tüte anè ben SSemerfnngen in ben gebruiiten Kljronifen<br />

jn ersehen war, einer genaueren 3)urdjftd)t 5U unterbieten,<br />

um einerseits \>a$ bereite SSeröffentli^te auf feine SUcfytigfeit<br />

l^in ju prüfen, anbererfeitê bie bie<strong>der</strong> überfeinen ar^iöalifc^en<br />

@d}ä|e ju i)eben unb für bie gorfdjung nu^bar ju machen.<br />

®in bat)in ^ietenber Slntrag erfreute jtdj beê bereitmiïligften<br />

Sntgegenfommenê (Seitens beê 3)ireftor§ ber fönigliiijen<br />

©taatê'SIri^iöe §errn 5ßrof. Dr. t>, ©^bel, unb ttmrbe mit<br />

bem 3 u f a fe e genehmigt, ba§ bet ber bienfttid^en Bereifung ber<br />

ftäbttf(i)en Slrd^iöe mit ber Slbfc^riftnafjme ber für baê Ur=<br />

funbenbuii) erforberlid)en Urfunben §ugteic^ ber ganje 3 u f^ an ^<br />

ber Slrd^iüe, i^rer Einrichtung unb tïjrer ^lr^ibatien $u berüdf*<br />

stetigen fei, um ein möglichst flareè S3ilb öon ber SKenge ber<br />

letteren unb iijrer Ermattung §u befommen.<br />

®ie nai)folgenben ïlotijen f^öpfe \i) ane ben Resultaten<br />

mehrerer Dienstreisen, tüeld^e idj aïêbann in ben %ai)vtn 1879<br />

unb 1880 auf SSerantaffung be$ §errn ©ireftorê ber föniglichen<br />

®taalê*Slrd^it)e unternommen ^abe.<br />

2ln Drigtnal'Urfunben finb bafelbft öorï)anben<br />

13 Urïunben beê 13.


74 Dr.<br />

57 Urfunben beê 14. 3ai)rï)unberté,<br />

39 Urfunben be§ 15. Jjaljrljunberté,<br />

50 Urfunben be§ 16. ga^r^unbertê,<br />

12 Urfunben beê 17. ga£)rf)unberté bté gunt ©rtöfcfjen<br />

beê pommerfcfyen ^erjogeljaufee, im ©angen also 171 Ur*<br />

ïunben.<br />

®ie attere Registratur ist öerbrannt, tt)af)rfd)eintidj Bei<br />

ber 93efc£)ieJ3ung ber (Stabt burcf) ben großen Kurfürsten im<br />

Qa£)re 1676, bodE) finb einige ©lüde gerettet toorben. S n<br />

ber 9tatIj§btMtotï)eï finbct fid6><br />

ein @tabt6u^, gro§ 4°, ^oljbanb mit Seber bejogen, 354<br />

$ßergament=S3Iatter, öon 1400—1528 (£it. 9. ©cct. 4<br />

9Zr, 1 a),<br />

ein tüeitereè ^tabthuä), Rapier, Solio, umfaßt bie Q a ^ re<br />

1609—1722.<br />

©tabteigent^umêbud^), Rapier, golio, Don 1538 an,<br />

mit Stoffen ber §anbrt)erfer :c, beêgl. bon 1567, beSgl.<br />

©o|)iebu^ befinbet fi^ unter ïit 2. ©eet 1 9ïr. 1,<br />

ein meitereê Eopiebud^ mit Urfunben üon 1275 an unter<br />

Sit. 2. ©cct. 1. SJir. 6.<br />

3d^ ermähne ferner einen £anbtag3*2lbfci)ieb üon<br />

1569, 4°, Rapier,<br />

Sanbtagê^ften Uè 1656 aurud,<br />

£>anf a^IReceffe don 1561—84 mit etnliegenben ^ßergament-<br />

Urfunben &on 1549.<br />

©anbtoerferfad^en Bis in» 16. Safyxfyunbtvt ^inab<br />

bilben bie älteren Seftänbe, unb finb biefelben gröfttentf)eifê<br />

ben Saben ber aufgelösten Innungen entnommen. ^ïuè \pä*<br />

terer $dt bermerfe \6) nur Sämmerei*9flec^nungen oon<br />

1774 an. ^m ©anjen ist mei Material jur @tabtgefd)i^te im<br />

18. unb 19. gafjr^unbert in ber Registratur angesammelt.<br />

Sarti),<br />

ftäbtifdje ardito befi|t<br />

12 Urfunben beê 13.<br />

40 Urfunben beê 14. Sa^rl)unbertê,


3)ie stabilsten 2lrd)it>e ber ^romnj sommern. 75<br />

12 Urfunben be§ 15. Sa<br />

59 Urfunben beé 16. 3aï)rï)unbert3,<br />

14 Urfunben beê 17. jgaljrljimberfê bi§ 1637.<br />

gn ber reponirten ^Registratur, roeide mit ber laufenben<br />

berbunben i% finb juaä^ft bie ©tabtbücrjer p erlüö^nen<br />

unb gtüar<br />

1. ©tabtburf) öon 1324—1444, «ßergament, 4°, 282 (Seiten,<br />

Liber resignationis vplattinghe dictus. 3)en Urn*<br />

schlag bilbete früher ein Statt ber rügtfcfyen §auè^att§*<br />

5Red)nung üom gat)re 1314. SDaê Su^ selbst ist burcrj<br />

einen 3 u f a ^ öor ^ em SSerf^feppen gerettet unb rjon bem<br />

otteren gabriciuê ber ©tabt Sartt) ^urücfgegeben tüorben.<br />

2. ©tabtbud) 1444—1505, Pergament, 4°, §otäbedet,<br />

ot)ne ©eiten§at)Ien.<br />

3. ©tabtbucf) 1506—1761, Pergament, grofe 4°, of)ne<br />

©eitenja^ten, ^ot^banb mit Seber belogen.<br />

4. ©tabtbucf) 1776—1796, goïio, Rapier, 321 (Seiten.<br />

5. ©tabtbucf} 1796 — 1813, gotto, Rapier, 204 (Seiten.<br />

6. tStabtburf) 1813—1829, gotto, Rapier, 642 ©eiten.<br />

7. ©tabtburf) 1830—1849, gotto, Rapier, 598 ©eiten.<br />

liefen ^ur ©eite gefyen bie 5ßfanbbüc^er:<br />

1. 5ßfanbbud^ 1506—1757, grofe 4°, Pergament, o^ne<br />

©eiten^aljlen, ^otgbanb mit Seber belogen.<br />

2. ^fanbbutf) 1776—1796, gotto, Rapier, 130 ©eiten.<br />

3. ^fanbbucfj 1796—1813, gotto, papier, 248 Seiten.<br />

4. ^fanbbud) 1813—1849, gotto, papier, 688 Seiten.<br />

interessant ist ein Serjeic^ni^ ber ïïïatfyêmitgtieber<br />

Don 1540 btó jur Se^tjett, 4°, Pergament, Seberbanb. S)te<br />

§auêmarfen ber 5Ratf)êperfonen ber älteren ßett finb beigefügt,<br />

oon 1609 an auc^SBappen, öon 1637-1688 farbige Söappen<br />

unb sogar farbige Notariate-geilen.<br />

gerner ertüö^ne itf) ein SDiemorabilienbud^ beê<br />

^ospitale St. Sürgen üon 1537 biê 1609, stein gotto,<br />

Pergament unb Rapier gemischt, §ol^banb mit Seber belogen,<br />

mit $Iufäeid)nungen über ^römenläufe, ©d^utbner beê §ofpitafóf<br />

^ac^tcontracte, SReget beè ^ospitale u. a. m.


76 Dr. ^riimerS,<br />

23on RatJj^rotofoüen finb 24 Sänbe, Rapier,<br />

gotto, bon 1592 bté je|t, gu bergeic£)uen; bon Kämmerei*<br />

SßrotofoIIen bier Sänbe, Rapier, gotio, born 17. gafjr*<br />

Ijunbert 6tó 1808, enblitfj<br />

Statuten unb SR ece f f e,<br />

Surfprafe bon 1539 unb<br />

sßoligeiorbnungen be§ 16. unb 17. 3aï)rf)unberté.<br />

Sie Registratur, reponirte unb laufenbe, Ijat burc^ ben<br />

je^igen Bürgermeister SKüsier eine $Reueint^eiIung in 102<br />

SHtel erfahren. Ursprünglich tüaren hie Sisten, tüeïc^e<br />

fe^en;t)on ben t>orertoäf)nten älteren Supern Biê 1540<br />

geì)en, afyï)abetifd) fad^Iid^ georbnet unb lagern aucf) je^t<br />

nad^ ben einzelnen S3ud)ftaBen, ba ber Raum gum Umlegen<br />

feljït. 2)a^ neue Repertorium trägt ba^er am Ranbe §intoetfe<br />

auf bie alte Drbnung gum leichteren Sïuffinben ber Sisten<br />

unter bem betreffenben 93ud^ftaben.<br />

Sergen a. 9L<br />

®a§ Slr^it) sann naturgemäß nur öon geringer 93ebeu=»<br />

tung unb geringem Umfange fein, ba Sergen erft 1613 mit<br />

ftäbtifdjen ©eredjtfamen betütbmet ttjurbe.<br />

Sn bemfelben finben fid^<br />

6 Urfunben beê 17. SafyxfyunbevtZ, barunter baê ©rün*<br />

bung§*5ßrit)ileg bon 1613, unb<br />

6 Urfunben be3 18. ga^r^unbertê.<br />

®ie unbebeutenbe Registratur ge^t btó gum 17. %a$v*<br />

ljunbext gurürf unb enthält unter Slnberm ein<br />

©tabtbud) bon 1613—1813,<br />

ein STnlagebud^ boti 1120—1832, unb<br />

eint e^ronif ber ©tabt feit 1800 Don (£. g. ©rossen.<br />

2Bid6)tiger ist baê gu Sergen befinbücfye Slrd^ib be§<br />

gräuleinftifte mit ber Driginaï=SIoftermatrifet auê bem<br />

15. Qafjr^unbert mit Urfunben bon 1193 an. S)ie Original*<br />

Urfunben beginnen mit bem ,3 a ^ re ^^ un ^ 9 e ^ en &té gum<br />

19. S a ^5wnbert. SIoftcr*®ertd^têprotofolle umfassen<br />

bie Sa^re 1623—27, Sßrocef^Slften beginnen um 1645.


SDxe ftäbtifdjen 2ïrd)tt>e ber ^rotunj sommern. 77<br />

£>amgarten.<br />

£)a§ Urfunben*2lr


78 Dr. $rümer§,<br />

1269 Bis 1676 burtf) 3fr. b. $reger§ §anb getrieben, Ijat<br />

baburcty SBertïj, baf$ £)reger ©iegeï^eic^nungen beigefügt Ijat,<br />

beren Vorlagen an ben nodj öorfjanbenen Originalen jefct<br />

tljeiïtt>eife gerBrödfett finb.<br />

©in ©tabtbudj (pandtbok), Pergament, gotio, ntdjt fefjr<br />

ftarfer ^ol^banb mit ßeber belogen öon 1519—1731.<br />

®ie Matricula priuilegiorum, transactionum<br />

aliorumque documentorum ciuitatis Demynn enthält<br />

Urïunbcn*9lb[döriften Don 1243 (©rünbung^Urfunbe be§<br />

Sïofterê S3erdjen) bi§ 1668 ($Ratf)^Sibüotï)ef A I Str. 26).<br />

gerner ejiftirt noi) eine abf^rtftüc^e Sammtnng öon<br />

fürstlichen Sïbf^ieben, ^at^êftatnten it. öom 16.—18.<br />

^nnbert, papier, gotio.<br />

®ie ^Registratur umfaßt alle öorf)anbenen TOen,<br />

in einzelnen Steilen bis ine 16. S ö<br />

gran^burg.<br />

Hrc^tö ber ©tabi gran^burg, treiter erft 1612<br />

ftäbttf(i)e gretïjeit unb ©erec^tigfeit öertierjert tourbe, ist toegen<br />

ber üorauêficr^tticrjen ©ertngfügigfeit beffelben nid)t roetter berüdfi(f)tigt<br />

tuorben.<br />

©ar^ a. D.<br />

^at ane ben großen geuerêbrünften, bon benen e£ in ben<br />

Sauren 1536, 1538, 1624, 1639, 1659, 1713 heimgesucht<br />

ttmrbe, nur geringe Seste fetner Urfunben gerettet. S)ie älteste<br />

ist baZ ©rünbungê^riötleg don 1240 resp. 1249. hieran<br />

f^Iie^en ftd)<br />

1 Urlunbe beê 14.<br />

1 Urfunbe beê 15.<br />

10 Urfunben beê 16. 3aì)rf)unberté,<br />

6 Urfunben beè 17. ^a^rfiunbertê.<br />

S)ie ^Registratur enthält ferner eine<br />

Confirmatio privilegio rum,<br />

^irc^enmatrtfel Don 1567,<br />

®ren


2)ie ftäbtifdjen 2lrd}tr»e ber ^romns sommern. 79<br />

Bürgers ad)en non 1564,<br />

gustati b ber ©tabt Don 1631.<br />

Sìammereifacfyen Don (1374) 1649 an.<br />

llebrige ist jüngeren SDatumê.<br />

a. $R.<br />

3)ie ©tabt ®ar$ a. W, befi|t im ©an^en 7 Urfunben,<br />

bte älteste Don 1377, bie fotgenben jebeêmat Kranesumte ber<br />

früheren ©tabtpriDitegien.<br />

Semerfenêroertrjer ist ein © tabt bu $ Don 1378—1571,<br />

stein 4°, Pergament, §oï§bedel,<br />

ferner ein ©tabtbnc^ Don 1722—1768, Rapier, gotio,<br />

$Ratp = ^roto!ot(e, Rapier, gotto : 1. Don 1795—<br />

1839, 2. 1839—44, 3. 1844—50, 4. 5, 6. b\% ^ur ^cfet^<br />

geit rjerabgefütjrt.<br />

3)te reponirte ^Registratur enthält auJ3erbem nur Sisten<br />

beê 18. uub 19. 3a^rt)itnbert§ unb ist perniici) tüertïjtoê.<br />

©rabotrj a. D.<br />

luurbe erft buri) Kabinetê-Drbre Dom 26. gebruar 1855 mit<br />

©tabtred^t belieben unb 6eji|t feine attere Registratur.<br />

©reif<br />

gür btë Urïunben*2ïrcï)tt) ber ©tabt ©reifêroatb faun ii)<br />

miti) rjauptfäditici) auf ©efterbing, ^Beiträge ^ur ©eft^ic^te ber<br />

©tabt ©reifêroatb 1827, unb erste gortfe^ung 1829 begieten.<br />

SDarnai^ enthält baffetbc bt§ ^um Qa^re 1278 nic^t roentger<br />

alè 21 Urlunbeu, btê pm gaf)re 1799 aber 1461 Stummem,<br />

toetcfje fic^ fotgenbermaßen Dert^eiten:<br />

51 Urfunben beê 13. 3at)rt)unbertê,<br />

170 Urfunben be§ 14. Satjr^unbertê,<br />

244 Urfunben beë 15. 3at)rt)unbert§,<br />

199 Urfunben beê 16. ga^rfjunbertê,<br />

304 Urfunben beê 17. 3a^rt)unbertê,<br />

493 Urfunbeu beê 18. 3at)rt)uubertê.<br />

5)ie Urfunben finb einzeln in einen Umf^tag Don ftarfem


80 • Dr. $rümer§,<br />

grauen Rapier üetpacft, jeber Umfd^Iag mit bem betreffenben<br />

Siegest öerfeljen. dagegen ist ein Uebelftanb ber, baft bie<br />

©franse, in melden bie Urfunben lagern, fe^r niebrig unb<br />

biet ju fe§r gefüllt, ja bottgeprefst finb.<br />

gür bie ältere Registratur ber ©tabt fü^re i% ÏI). 5(fyl,<br />

^ommerfd^e ©efdjid}t§*2)enfmäter, Iljeil III. ©reifêtoatb 1870,<br />

8° an. Sr tljeitt bie ©tabtbüdjer ein in ^riöilegien^<br />

unb Urfunben=23üd)er, ©tatuten*23ütf)er, ©tabt*<br />

©rbebücïjer, ©teuer^Süc^er, SRed^têbüdjer.<br />

SRad^tDetê über bie gut georbnete Registratur geben bie<br />

Repertorten<br />

A. S^ronologijc^ee 33erjetdjnif$ aller bie Sinken, Slöfter<br />

unb frommen Stiftungen ber ©tabt angef)enben Sisten, oon<br />

1331 btó jefct.<br />

B. ®eêgï. bie Sanbgüter ber ©tabt unb §of|)itäler, öon<br />

1224 btó jcfet.<br />

C. Registratur über baZ (BtabtMvfyiti öon 1272 bté je|t.<br />

II Voll.<br />

D. (£Ijronotogifd)e§ Ser^ei^ni^ aüer bie ©tabt afö Xfyeïi<br />

ber ^5rot)inj unb be§ gefammten (Staate mitintereffirenben Sisten,<br />

öon 1518 UZ je|t.<br />

^c^ fdjliefje ^ier einige S^oti^en über gtetdjfastë in ©reifê=<br />

iDalb an anberen Drten befinblii)e Slr^tüalien an. ©o finben<br />

fid) unter bem ®ofegartenfci)en 9la^la§ t)erfd)iebene ab*<br />

fdjriftßdjeUrfunben beê 13.ga^rt)unbertê fürbaêKloster SRcinfdb.<br />

Sluf ber Umöerfität3*fianätet lüerben bie Universitäten<br />

31 una ten aufbett)af)rt. ©ie bestehen auê fortïaufenben Slufjei(i)nungen<br />

unb angefügten Urfunben üon 1392 an.<br />

Enblid^ erU)ä£)ne \6) bie RubenotD-Sibtiottjef, äugen*<br />

bliiJtic^ im aSefi|e ber SRiïoIai*Sirdje, ursprünglich aber jeben^<br />

fatte ben ältesten I^etl ber Uniöerfttäte=Sibüotf)ef bilbenb.<br />

bie Rubenott)^tbliot^ef ist bon Dr. 2$. *$\jl fatatogifirt.<br />

©rimmen»<br />

Sie ftäbttfd^en Urfunben beginnen mit bem 3 a ^ re<br />

unb meifen einen Seftanb öon<br />


SDtc ftäbttfd&cn 2lrd)ioe ber ^romns sommern. 81<br />

5 Urfunbcu beê 14. 3af)rt)imbert§,<br />

1 Urfunbe be§ 15. gat)rï)unbertê,<br />

7 tlrïunbcn beê 16. galjrljuiiberté unb<br />

1 Urïunbe beê 17. Saïjrïjunbertê auf.<br />

gerner finben ftcf) brei ©tabt^fanbbüdjer: 1. bon<br />

1538—1672, 2. Don 1794—1807, 3. Don 1819—1823<br />

Dor, beêgleidjen<br />

Dfyrbarê SKatrifut tt)o ©rimmen Dorneufóet anno 1584,<br />

Matricula renovata patrimonii civitatis Grimmen<br />

1742,<br />

Su ft rati on ber ©tabt 1734,<br />

SBerïafcung^Sud) Don 1738—1773,<br />

©tabt-®ienft, @ibc,3ai)rmarft^[a^e=93er5etc^mê<br />

unb reDtbtrteê @tabt*Drbnung§bud) 1741.<br />

3)ie tneitere Registratur ist gan^ unbebeutenb unb neueren<br />

Datums.<br />

©ÜJ3Ï01D.<br />

S)ie ©tabt ©ü^fotD ïjat uur tüentge Urlunben, ettüa jetju,<br />

aufgutüetfen. SDte älteste Don §er^og Sarnint 3. an% beiti<br />

3af)re 1352 ist ein ^alimpfeft. Pergament unb ©tegetfdjnur<br />

finb £&)t. 2)eutüd) erfenut man nod) bte rabtrten älteren<br />

seilen gtüifd^en ber flüchtigen unb unleserlichen SRotariat»'§anbschrift<br />

beê 16. 3a^rl)unbertê.<br />

5ïud) bte Registratur, bie reponirte tüte bie laufenbe, ist<br />

Don geringer Sebeutung.<br />

(Sin © t ab tb uc^ beginnt feine Eintragungen mit beut<br />

1673, bie $ird}eu*äßatrifel mit bem 3al)re 1671.<br />

Carmen.<br />

ist jebenfatlê nur unbebeutenb unb bie auf*<br />

jutoenbenbe geit ntdjt im Serijäftni^ 51t hen gu criüartcnben<br />

Resultaten eradjtet.<br />

Saffan.<br />

SBic älteste Urfunbe batirt Dom 3a^rc 1299 in einem<br />

»altifdjc StnMcji xxxn. 1. ß


82 Dr. ^rihnerS,<br />

ïranêfumt oom ^a^re 1318, bie weiteren gehören ju ben<br />

1626, 1652, 1663, 1722, 1774.<br />

$u fontmt noes) in ber reponirten Registratur ein<br />

Renot>irteê2affanftf)eê©tabtbud)t)on 1686 unb bie<br />

Srauerorbnung öon 1726,<br />

ßotfr.<br />

®aê 2oi|er ©tabtardjto betüa^rt bie Sfófdjrift einer Ur*<br />

fnnbe öon 1267, ferner ein Driginal*£ranêfumt bon 1243 in<br />

einer Urs nube öon 1299,<br />

4 Urfunben beê 14. 3af)rf)unbert3,<br />

2 Urfunben be3 15. ^aïjrïjunberté,<br />

8 Urfunben beê 16. 3a^ri)unbertê,<br />

4 Urïunben beê 17. ga^r^unbertê btó jum ©rtöf^en be^<br />

(Sreifenftammeè. i<br />

(Sine altere Registratur eyifttrt nic^t.<br />

Sfteutoarp<br />

öertor im 5 a ^ re 1692 burcï) 93ranb alle feine Urfunben (ögl.<br />

Sra| bie aüen berbrannt.<br />

S)ie ie^ige Registratur enthält ein TOenftücf mit 5(b=<br />

fdjrtften üon bie<strong>der</strong> unbefannten Urfunben ber Qa^re 1320,<br />

1348, 1418, 1458 unb 1601 (2it. 2, @ect. 1, ga^ 1, 5^r. 1),<br />

tt)eld)e auf 5ïnfucf)en beê Magistrate auê bem föniglic^en Re=<br />

gierungê'Strcfytö gu (Stettin gu Anfang biefeê ^afyvfyunbevtè<br />

geliefert ujurben.<br />

5lbgefe^en öon einigen älteren Sisten beginnt bie Registratur<br />

in ber §auptfacf)e mit bem 3af)re 1720.<br />

befi|t gar feine älteren Urfunben, toeldje tt)o^I bei ber Verbrennung


2)ie ftäbttfdjen £lrd)it>e ber SPromng sommern. 83<br />

ber (Btabt bure!) bte Saiferüdjen im ^aljre iß30 verloren ge^<br />

gangen fein foerben.<br />

$>te ältesten Sisten finb bte<br />

ffiirdjenmatrifel t»on 1674 (1579) unb<br />

SIreal*2Iu§red)nung unb 93efc^retbung ber ©tabt<br />

1692—93.<br />

2)a§ Uebrige ist Döüig unbebeutenb.<br />

5ß ö I i |<br />

brannte in ben 3aljren 1650 unb 1733 fast gän^Iid) ah unb<br />

befijjt nur neuere Registratur Dom ^alju 1810 an.<br />

Qd) füge Ijier baê fürftftdj ^3utbuêfc^e ^lrc^tD ein, koemt«<br />

gleidj feine 33efpred)uug über hm Sftaljmcn biefer Mittheilungen<br />

^inauêgeljt, ba eê burd) seinen Umfang unb sein É)od) ^inaufreidjenbeö<br />

3(ïter in btelcn gallen me()r Scad£)tung öerbient,<br />

afé baê mancher steinen pommerfdjen ©tabt.<br />

Seiber mu§ ooit ber ältesten Urlunbe t)on 1249, ber eingtgen<br />

beê 13. 3aljr$unbett3 ($omm. Urf.^23ud) Sb. I, ©. 382,<br />

$J^r. 489) conftatirt Werben, baf3 btefetbe in i{)rer üorliegenben<br />

©eftaït eine gäljdjung ist, U)o£)t gïeid)§eitig gefd)riebeu<br />

mit einem ebenbafelbft bcfiubltdjeu Xranêfumt beê Ratl}e3 51t<br />

©tralfunb öom Sa^re 1416.<br />

SDaê ^ïrdjiö umfaßt au llrfuuben 391 Hummern btó<br />

^afyre 1859r i)au))tfäd)lid) 6cjüglic^ auf bie Jöefi<br />

beê Nausee ^utbuê.<br />

^)terbon fatten<br />

72 Urfunben auf baë 14. gal^rljunbert,<br />

89 Urfunben auf haè 15. Qa^rïjuubert,<br />

46 Urfunben auf baê 16. 3 a ^^nbert,<br />

64 Urfunben auf i)aê 17. galjrljunbert.<br />

3d} ermähne eublidj ben $ alteen) d)en Kobej, iuelc^er<br />

jebo(^ fast nur S 2Ibfd)rtften auï> ben bestäuben beê fontglidien<br />

rd^iüè JU Stettin enthält, ©r ist eingetheilt in<br />

(©. 1—140), ©ibbeofec (141—182), SReuencamp (183


84 Dr. $tümer3,<br />

—320, ©toty (321—360), Ujttam (361—518), bugiano<br />

(519—682) unb ^miscellanea (683—1072).<br />

33ei meiner Slittoefenljett befanb fic£) ba% Slrd^iü in Sfteu*<br />

orbnung, toetene burd) ben Vor etlichen 3aï)ren stattgehabten<br />

S3ranb be§ @d)Ioffe§ unb bie beim Letten eingerissene Un*<br />

orbnung ber Slïten notfyttenbig geworben ttmr. 5Iuf bem<br />

©djtoftboben befanben fidE) noci) gan^e Sisten öott atter 9ted(^<br />

nungen.<br />

3tici)tenberg.<br />

35a na^ ®ra£ (bie ©täbte ber ^Srot)tn§ sommern<br />

©. 325) bie ftäbtifd)en Urfunben in mehrmaligen Sränben üer*<br />

loren gegangen finb, ist öon einer genaueren Untersuchung<br />

^lbftanb genommen ftorben.<br />

Stettin.<br />

S5aê attere Slr^id ber ©tabi Stettin ist im Saufe<br />

biefeê 3al)rf)unbert£ je^r verstreut faorben. ©in S^eil befinbet<br />

fid^ in ben Stbtiotijef^Seftänben ber ©cfcHj^aft für pom*<br />

merfdfie ©efd^i^te unb 2lttert£)umêfunbe, ber größte ï^eil ist<br />

beim fömgtidjen @taatê*9lr^iö §u (Stettin beponirt korben<br />

unb ©in^etneê auê früheren Sa^r^unberten ist bei ber ïaufenben<br />

Registratur im Stat^aufe Verblieben.<br />

SSoüftänbig befinben fid^ bafelbft bie Urfunben, beren<br />

3a£)I \iä) auf ntdjt beniger afê 858 @tüd betaust unb toetdje<br />

ftc^ fo(genberma|en vertheilen:<br />

26 Urfunben beê 13. 3


©te ftäbtifdjen Sïrdjtve ber ^tomnj sommern. 85<br />

Sin biefe Urfunben nun fdjttefjen sii) rjier am<br />

madigsten bie Aufführungen t)on ©ammetbänben, bie in bem<br />

Urfunben-^Repertorium t?er^etdE)net finb, unb von einzelnen toter)*<br />

tigen Sisten, bie im Saufe ber geit auê ifyrem ursprünglichen<br />

3ufamment)ange gerissen finb, 3)a ertocene \ä) nun querst<br />

bie Sopiarien:<br />

1. (Sotriatbudj ber ©tabt Stettin ^Privilegien 1243—1509.<br />

Pergament, gotto, 27 gotien (mit ber ©rünbungê41rfunbe<br />

t)on $ött|) (SSeigeS 93udj).<br />

2. gopiallmcr) 1243—1660. Rapier, golio, 190 gotien.<br />

$ergament^Umfd)lag (Sot^eê Su^).<br />

privilegiën unb Urlunben ber ©tabi ©tettin<br />

1272—1552, copirt 1750. Rapier, gotto. 36 Urfunben.<br />

4. SopiatBucr), enthalt Drbnungen ic. Vom 15. 3 a ^ r ^ un ^ er ^<br />

an. 4°, Rapier, $ergament-S3anb. 93latt 1—183. 244<br />

— 246. 252.<br />

5. ßoptall ber ©tettinifeßen privilegiën. Urfunben Von 1243<br />

bie $um @ct)lu§ beê 16. gatjrïjunberté. Rapier, gotto,<br />

^ergament^Um^tag. 288 gölten.<br />

6. ©optali ber ©tettinifcrjen ^Privilegien. Urfunben Von<br />

1243 an. Rapier, golto, $ergament4Xmfc^tag. 357 gotien.<br />

9lr. 1—4 befinben fic^ im $atl)f)aufe, 5Rr. 5 unb 6 bei<br />

ben beponirten Asten im fönigtierjen ©taat^Arc^iVe.<br />

gerner erroaï)rte \§ bie<br />

$ürgerbücr)er: 1. Von 1422—1603. „sterbet Serlafeung<br />

auf £>aacftt)erf". Rapier, gotto. Dfjne ©eitenjaljten. ßeber^<br />

banb mit Pergament.<br />

2. von 1603—1810. Rapier, golio, Seberbanb.<br />

3. Catalogus vel index civitatem Stetinensem adeptorum<br />

secundum seriem alphabeticam digestus<br />

anno 1686. papier, gotto, Seberbanb.<br />

2$ fdltie^e an bie<br />

„SKatrtcut über ber ©tabt Ïïtten-Stettin Von bero Käm««<br />

mererj^u beobac^tenben Hebungen unb Sauten au§ benen<br />

alten 5Dïatrifutn de annis 1564 unb 1610". Anno 1703.<br />

papier, golio, 278 golien.


86 Dr.<br />

©runbcataftrum ber ©tabi bon 1722—1723. papier,<br />

gotto, 290 Sotten.<br />

©runbcataftrum ber Käufer auf ber Saftabte 1736. $a*<br />

pier, gotto, *ßergament*93anb, 62 gotien.<br />

^ottregifter bon 1578—1679. 59 93be.<br />

2Baa gewiegtster öon 1580—1680. 50 93be.<br />

SKal^bud) öon 1624 an.<br />

ße|tere brei Stummem finb bei bem fönigtidjen Staate<br />

2trd)ibe beponirt, ebenso tote bte<br />

Eäm m er e i*®o!um citta, bon 1628—1862, ©tabt^au^alt^<br />

recfjnungen, ettoa 600 Sbe.<br />

Sie Registratur, im gatjre 1752 t)on ©cs)ut|e neu ein*<br />

getheilt, verfällt in 18 Sitel unb benfe idf) biefelben, foföett sie<br />

intereffiren, ber D^ei^e nad^ burdE)§ugeï)en unb bie f)au|)tfä(f)tid}ften,<br />

namentlii) attesten ©tücfe jebeêmat aufzuführen.<br />

Tit. I. Generalia et Miscellanea. Zaffiri finb auê ©eet. 3<br />

Segiffungen unb donationes reciproce 1318<br />

—1454 Sb. 1. 2. Pergament. SHagen öon 1329—1500.<br />

93b. 1. 2. 5. 6. 7 finb aie fe^Ienb, 93b. 3 unb 4 att<br />

fafftrt begegnet. ®od) f)at ftd^ (im 93efi| ber ©efell*<br />

fcfjaft für ^ßommerfc^e ©efc^ic^te) ein li ber querelarum<br />

1400—1426, 5ßergament 4°, o^ne ©etten^a^len,<br />

ermatten.<br />

Protocolla senatus bon 1491—1741.154 93be. finb fafftrt.<br />

Tit. II ®eipd)e ©adjen.<br />

©ect. 2 9ïr. 1. ©eifttic^e 9SerIa§ungen auf §äufer<br />

1373—1436, Pergament, 4°, of)ne ©eiten^ten. ©in<br />

Sïuê^ug auê bem größeren ©d^öffenbuc^.<br />

bêgt. ®eift(t^e Vertagungen bon 1436—1522, $er=<br />

gament, 4°, otjne (Seitenbauten. 5lu§5ug au§ bem<br />

fenbit(i).<br />

SRr. 2. Vertagungen bon @t. Qacob^ unb<br />

Sirenen über jäf)rttd^e Renten unb Hebungen, bom %aï)ve<br />

1450. papier, 4°, mit ïpergamenMImfcïjtag.<br />

Str. 3. Kapellen unb 93egräbniJ3ftetIen, audf) ßetd^enftetne<br />

born ga^re 1478. Rapier,


SDte ftäbttfcfyen 2ïrd)it>e ber ^ßrornns sommern. 87<br />

Tit. III. 2anbeê=, Sanbtagê* unb Sanbfaftenfacrjen toon 1429<br />

big icfet.<br />

ïit. IV. ©eet. 1. ©rbtoeremigungen unb ^ulbigungê^Slïta<br />

toon 1538 an.<br />

©eet. 2. gürftlidje 33ei(ager unb 2lu§fteuern toon (1484)<br />

1515—1823.<br />

Tit. V. ©eet 1. ©ommeraienfaerjen toon 1463—1857.<br />

3te. 3. ffialjnlagerung auf ber Dber 1463 ff.<br />

©eet. 2. Hanse at ica (fet)r reichhaltig unb tmdjtig).<br />

$Rr. a. ^ennfee ©teber 1370.<br />

üRr. b. Könige toon 2)cmnemarï fünfte 1470.<br />

©eet. 3. 9?atoigationèja^en toon 1312 an (im<br />

biê 1880.<br />

Tit. VI. ^oltaet=©a^en.<br />

©eet. 17. aRüngfadjen toon 1560 (im<br />

Tit. VIII. §anblDerïêfa^en.<br />

©eet. 3. Jlltfli<strong>der</strong> 1604 (im Sat^auê).<br />

©eet. 18. 3tr. 1. firamer^ritoilcg 1386.<br />

ttgfetten 1444 faffirt.<br />

©eet. 23. gïcifd)* unb Sno(^en£)auer contra fêüter trjegen<br />

gtnbrang 1422, faffirt.<br />

©eet. 46. SeintDcbcr^riüilcg 1538 (tm SRatI)^auê).<br />

©eet. 48. So^gerbcr=5ßrttoileg 1601 bgl.<br />

©eet. 76. ©robferjmiebe^titoiteg 1552.<br />

©eet. 85. ©erjufter^ßritoiteg 1575.<br />

©eet. 88. ïifdjler^rimteg 1571.<br />

©eet. 90. ïö^fer^ritotleg 1581.<br />

©eet. 91 a - 2)er Sräger Supplicata roegen ifjrer<br />

1544.<br />

9tr. 10 a - 2rager=$ritoileg 1620, ertfjeitt<br />

§er§og 3^^n§. 4°, Pergament, mit gepreßtem rothem<br />

Seberbanb unb ©olbjc^nitt. 9Sorn ein S3iïb beê §er^ogê<br />

granj, ale S3tfd)ofè §u Eamin, mit ber Dber unb ber<br />

©tabt ©tettiu im ^intcrgrunbe, in Del auf Pergament<br />

gemalt.<br />

©ect. 92. 2ud)fd)erer^ritoileg 1533.


88 Dr. Erinnere,<br />

©eet 99. ßannegief$er*5ßrtotleg 1534.<br />

Tit. IX. Kontribution^ unb accise* Sachen 1542—1874.<br />

Tit. X. SKüitaria. Stsieä auf ben brei§igjäf)rigen ®rieg Se^ug*<br />

sid^e ïaffirt.<br />

©eet. 1. Sfteïrutirung öon 1542—1786 fafftrt.<br />

©ect. 4. 3ftarftf)facf)en t>on 1533 an ïafjïrt.<br />

Sagegen finb 100 SSänbe stabilster Sisten, betreffenb 2Kitita*<br />

ria, Beim fönigïi^en @taat§*8lrdjü) erhalten.<br />

Tit. XL Seftaaungê^6ad)en,<br />

@ect. 1. ©eneralia öom SRagtftrat§*©ottegio ton 1411<br />

an (im SRat^auê) (öon 1490 an im fönigtic^en Staate*<br />

Tit. XII.<br />

©cct. 1. $Rr. 3. SBegen beê ber ©tabt jufte^enben<br />

arrestandi nobiles 1534.<br />

©cct. 2. ©tabtgerid^t<br />

$ftr. 1 u, la. SJJagbeBurger ©cfyöppenjprücfye auê bem<br />

15. unb 16. Sa^unbert.<br />

3ìr. la 1. ©tabtbu^ 1305 — 1352 mit Süden. 4°,<br />

$ergamentr 72 gölten. (Hie est liber scabinorum de<br />

resignatione et redemptione reddituum).<br />

2. ©tabtbuc^ 1495—1523. golto, Pergament, 300<br />

gotien.<br />

3. ©tabtbud) 1523—1554. gotto, Pergament, o^ne<br />

golien, mit SMage t>on einigen $ergament=S3ogen im<br />

größten Format bon 1579—80, 1587—89.<br />

4. Saftabif4)e§ S^öffenbu^ öon 1541—1569.<br />

$apier, 4°.<br />

9?r. 2. SSer^fänbung beè ©tabtgericfjtê an bie öon SBuffon)<br />

1334 (SRat^auS).<br />

SRr. 3. ©straft auê bem Btyöppenbna) toegen ber SBuffotu^<br />

f^en §öufer 1390.<br />

©eet. 7. ©ren^acf)en. q3töne-2Biefe beim ©tabt^oK am<br />

®omm 1308 (im 3lat^au§).<br />

9^r. 20. ©rüncê ©renjbud) öon 1567 an. Sotto,<br />

©rüner 5ßa^banb, 219 gölten (int


SDic ftäbttfdEjen Strebe ber ^ronin^ sommern. 89<br />

Tit. XIIL Kämmerei.<br />

©eneralia l a ©c^tüar^otü 1351.<br />

©ect. 1 5Rr. 7. Dr. Martini ßutljer 93etel)rung beê<br />

©^offeê ber ©eiftlicrjen 1523.<br />

SBr. 12. ©tabtfdjopüdjer 1559.<br />

©ect. l s $Rr. 1 Slltcê ©oljregifter 1411, fafftrt.<br />

©ect. 1. A a 5Rr. 1. giferjereifaerjen 1539. •<br />

©ect. 3 b 5ßr. 2. gürftlid&c Drbebe 1491.<br />

Tit. XIV. ©ect. 1. Nomina activa, fafftrt üon 1532—<br />

1600.<br />

©ect. 2. Nomina passiva, ïaffirt t)on 1561—1630.<br />

„116 ©tue! eingelösete unb burdjgefcrjnittene alte Obse<br />

gationeê" fehlen.<br />

Tit. XVI. Criminalia ober Inquisitionalia.<br />

©ect. 1. Urfel)bebücf)er öon 1430—1741 ff. alê feï)lenb<br />

beaet^net, bêgl. ©leibbu^ ber ©tabt 1548.<br />

©tralfunb.<br />

3)oê ©tralfunber 3lrc^id fyat stete einen guten 5Ruf gehabt,<br />

entgegen bem ber übrigen pommerferjen


90 Dr. $rümers,<br />

IL 5ßommerfd)e ^er^oge.<br />

1 Urfunbe beê 13. Sa^rïjunberté,<br />

24 Urfunben beê 14. 3aï)ri)unbertê,<br />

21 Urfunben be§ 15. 3aï)rï)unbertê,<br />

16 Urfunben beê 16. Sa^rfjunbertê.<br />

III. Urfunben ber römischen ffaifer fcon 1415 an.<br />

3 Urfunben beê 15. 3aï)rf)unbert§,<br />

1 Urfunbe be§ 16. 3at)rf)unbertè.<br />

IV. Urfunben ber Röntge bon £)änemarf unb anberer bänifdjer<br />

Herren öon 1276—1513.<br />

5 Urfunben beê 13. ga{)rf)unberté,<br />

32 Urfunben beê 14. Sa£)rï)unbertê,<br />

4 Urfunben beê 15. 3aï)rf)unbert£.<br />

V. Urfunben ber Könige . üon ïlortuegen unb anberer nortüegifd^er<br />

§erren öon 1288—1644.<br />

3 Urfunben be§ 13.<br />

4 Urfunben be£ 14.<br />

1 Urfunbe beê 17. Sa^r^unbertê. •<br />

VI. Urfunben ber Könige öon ©cfjtpeben bt§ §um tr»eftpf)äIifdE)en<br />

grteben 1285—1648.<br />

1 Urfunbe beê 13. $a{)rï)unbert3,<br />

4 Urfunben beê 14. ^afyxfyunbexte,<br />

6 Urfunben beê 16. gaf)rl)unberté,<br />

5 Urfunben beê 17. 3af)rï)unberté.<br />

VII. Urfunben ber Churfürsten öon Sranbenburg öon 1493<br />

—1626.<br />

1 Urfunbe b.e3 15. Sa^r^unbertê,<br />

7 Urfunben beê 16. gaf)rf)unbertê,<br />

2 Urfunben beê 17. gaïjrljunberfê.<br />

VIII. Urfunben beutfdjer fRei^êfürften 1338—1406.<br />

3 Urfunben beê 14. ga^unberté,<br />

1 Urfunbe beê 15. 3af)rf)unbertê.<br />

IX. ©uüen ber ^abftc unb ©rfenntntffe beè ^abftli^cn §ofeê<br />

öon 1345—1516.<br />

3 Urfunben beê 14.


3)ie stäbttfdjen Hrditoe ber ^romn^ sommern. 91<br />

5 Urfunben beê 15. 3af)rfjunbert§,<br />

2 Urfunben beê 16. 3af)rï)unbertê.<br />

X. Urfunben ber Strofe §u ©d^toertn unb anberer ©eist*<br />

lideen.<br />

A. ©d)tt>ertn 1304—1470.<br />

4 Urfunben beê 14. 3af)rf)intbert§,<br />

2 Urfunben beê 15. !gaf)rf)unberté.<br />

B. SRoêïilb 1306—18.<br />

2 Urfunben be§ 14. gafjrfyunberté.<br />

C. ©d)te§tt)ig 1386.<br />

1 Urfunbe beê 14. gatjrfjunberté.<br />

D. SübedE 1325—1386.<br />

2 Urfunben beê 14. Sa^rf)unbertê.<br />

/E. Srobe 1348.<br />

5 Urfunben beê 14. 3af)r£)Uttbert§.<br />

F. $«euencantp 1285—1506.<br />

2 Urfunben beê 13. ga^r^unbertê,<br />

5 Urfunben be§ 14. 3al)rï)unbertê,<br />

1 Urfunbe beê 15. ^afyvfyunbextz,<br />

1 Urfunbe beê 16. ga^rf)unbertê.<br />

Gr. eibena 1319—48.<br />

2 Urfunben beê 14. 3af)rï)unbertê.<br />

H. ^ibbenfee 1306.<br />

1 Urfunbe be§ 14. ^afyxfyunbextè.<br />

H. H. ^rebigermönd)e 51t ©tratfunb 1305.<br />

1 Urfunbe beê 14. 3af)r^unbertê.<br />

I. Sran^iêfaner ^u ©tralfuub 1274—1302.<br />

1 Urfunbe beê 13. Sa^r^unbertê,<br />

1 Urfunbe be§ 14. 3aïjrf)unbert§.<br />

K. a^arientüolb unb 9Kartcnfron 1421—24.<br />

2 Urfunben beè 15. $af)rf)unbert§.<br />

L. 5ßfarrl)crrcn 3U ©traffunb unb SSoigbe^agen 1303—1452,<br />

1 Urfunbe beè 14. Sa^r^unbertê,<br />

1 Urfunbe beê 15. ga^r^unbertê.<br />

M. Slebtiffin 511 §tmme(êpforte 1291.<br />

1 Urfunbe beê 13.<br />

• •


92 Dr.<br />

N. Sattel ju Sübed 1324.<br />

1 Urfunbe beê 14.<br />

XL Urïunben ber sommers dien unb SRügenfdjen üon SIbel<br />

1295—1534.<br />

2 Urïunben be§ 13. gat)rl)imbert§,<br />

14 Urïunben be§ 14. Saïjrïmnbertê,<br />

3 Urïunben beè 15. ^aijrijunberté,<br />

1 Urïunbe beê 16. Satjr^unbertê.<br />

XII. Urïunben ber ©täbte.<br />

2 Urïunben beS 13. gaïjrïjunberté.<br />

11 Urïunben be§ 14. $cif)rf)unberté,<br />

7 Urïunben beê 15. gafjrïjunberté,<br />

I Urïunbe be£ 16. 3a^rï)unbertê.<br />

XIII. Urïunben föegen beê erschlagenen ïlaöen Sarneïotü 1455<br />

—1560.<br />

II Urïunben.<br />

XIV. Urïunben über ba£ 5ßatronat£*3leci)t ju ^Sütte unb<br />

SSoigbet)agen 1590—1717.<br />

2ïn btefe üorertüöïinten Urïunben nun fcfyüefjen ftc^ fol=<br />

genbe in bent SDtnmeèfcfyen 33er§etc^ntffe ntd^t mttaufgefüfjrte<br />

a. Ueber ftäbtij^e Sanbgüter, anä) auf ^Rügen, bt^ §um ^ln^<br />

fang beè 14. Sdjrtjimbertè %nxM.<br />

b. SBein^erren, Sc^o^roHen, ©tabtfd)UÏben, biè §um 14.<br />

3iaï)rï)unbert ^urüd.<br />

e. Urfeì)ben t)on 1540—1607.<br />

2lu^erbem aber lagern im bortigen 9ïrdE)it)e noi^ gro^e<br />

2Jïengen öon Urïunben f)au)3tfäc^lic^ auè bent 15. unb 16.<br />

f)oï)e ©d^ublaben gebrängt t)oïï, oï)ne irgenb<br />

SSermerï §u tragen, ber barauf ïjtntüeifen ïönnte, bafc<br />

fd)on \t Don beren 3nï)att Sennini^ genommen.<br />

©e^r bebauert mug toerben, ba§ baê §ur 3lufbetpaf)rung<br />

biefeè rei^^alttgen Slr^töê bienenbe Coïal feïjr eng unb fo<br />

bunïeï ist, baJ3 bei fettem Sageêlid^t bte ©Christ ber Urïunben<br />

unb 2lïten fid^ ïaum erïennen tä^t. %ü) sage aud) ber 5Iïtenr<br />

benn ï)ier befinbet fid) gletd)faüê ber größte ïf)ett ber re^ontrten<br />

Registratur, tüelc^e burc^ iì)re güsie, tljre für bte ©tabtge*


SDie ftäbttfd&en 5Xrdjit)e ber ^rotrina sommern. 93<br />

fcfyicrjte ï)öcr)ft itJert^öoHen Seftänbe fast übertoätttgenb tnirft. 5d(j<br />

iüerbe mictj t)ier barauf befdEjränfen, nur ba% 2Bid)ttgere t;er=<br />

t)or§uf)cben, otjne behaupten $u ttoden, baft mir bet ber Sür^e<br />

ber geit nickte t)ätte entgegen sonnen.<br />

3itnädE)ft eine fast ununterbrochene 9^ett>e con ©tabtbücfjern<br />

(^ot^bänbe mit Seber ober Pergament belogen):<br />

1. ©tabtbuci) 1272—1310. Pergament, 4°.*)<br />

2. ©tabtbucrj. ^Pergament, 4°:<br />

a. über do hereditatum obligatione 1310—42.<br />

b. „ „ „ resignatione 1310—42.<br />

c. „ „ arbitrio consuluia et eorum specialibus<br />

negotiis 1310—49.<br />

3. ©tabtbud^. Pergament, gotto.<br />

a. liber de hereditatum venditione et resignatione<br />

1385—1416. sol. 1—170.<br />

b. „ „ „ obligatione 1390 — 1418.<br />

sol. 1—73.<br />

4. ©tabtbucf). Pergament, 4°, unfotitrt.<br />

de hereditatum venditione et resignatione 1419<br />

—1455.<br />

5. ©tabtbud). Pergament, 4°.<br />

hereditatum venditiones et donationes 1455—92.<br />

6. (&ta\)thuä). Pergament, 4°, oijne ©eitcnja^Ien. 1493—1522.<br />

7.<br />

8.<br />

9.<br />

9 a<br />

10.<br />

11.<br />

12.<br />

13.<br />

14,<br />

tt tt<br />

tt tf<br />

tt tt<br />

ti it<br />

n<br />

tt tt<br />

tt ft<br />

tt tt<br />

tt tt<br />

aljre 1704, baê<br />

tt tt<br />

tt tt<br />

tt tt<br />

®rofj<br />

n<br />

tt<br />

tt<br />

©patere ist<br />

gol<br />

ff<br />

n<br />

n<br />

. 237<br />

240<br />

257<br />

239<br />

1522—1533.<br />

1533—1552.<br />

1552—1559.<br />

1552—1578.<br />

gol. 1578—1594.<br />

„ 1594—1608.<br />

ff<br />

„ 1609—1624.<br />

tf<br />

ff<br />

u 1624—1649.<br />

ftolio 1—157 bté gum<br />

unfotitrt. 1650—1848.<br />

*) £>erauêgegen üon gabricmS, baä älteste ©tratfunber ©tabtbud?<br />

«erün 1872. 8°.


94 Dr. SßrümerS,<br />

SRtt ben ©tabtbii(f)ern an^ufütjren finb bieSßfanbbüdjer:<br />

1. ^fanbbud) beê 15, 3at)rt)unbertê. papier, 4°,<br />

mit Seber belogen.<br />

2. ^fanbbttd) öon 1509 btè ettoa 1522. Rapier, 4°,<br />

banb mit Seber belogen, ot>ne ©eitenjaiiten.<br />

3u ben ®erid)têbüd)ern bürste man tootjt gälten:<br />

1. Saê on O. grancfe, ©traïfunber<br />

1875. 8°.


£)ie ftäbttfdjen 2ïrd&it>c ber ^ronins sommern. 95<br />

Stabbe don 1329—1525. ^ergament, 4°, #otjbanb mit<br />

Seber belogen.<br />

1. SSürgerbudj 1319,-1571. Sßergament, 4°, otjne Seiten*<br />

jaulen«<br />

2. Sürgerbud) 1572 — 1699. Pergament, Sotto.<br />

3. Sürgerbud) 1700—1760. „ „<br />

4. SBürgcrbud) 1761—1807, Rapier, „<br />

1. tëibboef. 1505—1717. Rapier, 4°, 107 Stätter.<br />

2. fêtbebudj beê SRat^ê 1616—1727. Rapier, gotio, 91<br />

gotien. 2Inüegenb ein unfolurteê §eft, beêgt.<br />

3. (5t)bebutf) 1620 ff. papier, gotto.<br />

4. gibebudf) 1671—1735 w „ 134 gölten Uttb<br />

12 unfofttrte Stätter.<br />

5. ©ibcbuc^ 18. ga^r^unbert. papier, gottof Seberbanb.<br />

Suc^ ber Bestattungen 1634—1675. papier, gotto, un=<br />

fottirt. Unbebeutenb.<br />

^att)ê= s iïemterBud) unb 9ïatt)§= ©cfrete 1616—1831.<br />

papier, Sotto, Seberbanb.<br />

Liber debitorum 1376 — 1473. Pergament, Sotto, 127<br />

gotien.<br />

Sämmerets83urf) 1392 — 1440. papier, 4°.<br />

kenterten SSttjgauen 1598—1612. papier, Sotto, .got^<br />

banb mit Seber beoogen.<br />

SBebberfd^atteê 93rieue 1578—1596. papier, gotto, 66<br />

gotien. D^ne gtnbanb.<br />

Inventarium depositorum 1644—1688. papier,<br />

gotio.<br />

SSertagenf^aftê^Suc^ öon 1801 an. papier, gotto.<br />

Sui) beê Präger *2l mtê 1391—1660. papier, 4°.<br />

Surfprafe öon 1543. papier, 4°.<br />

Sßagetun* unì) y$ e fi f an - © t is tung 1623—1814. papier,<br />

gotio.<br />

S)ic Urfunben ber ©tabt finb t^etttuetfe abfc^riftttd^ ent*<br />

fatten int<br />

Sitten Sope^enbuc^ (liber copiarius) auê bem 14.<br />

3at)rt)unbert. 4°, ^of^banb mit Seber belogen, mit Ur^


96 Dr. $tümer§,<br />

ïunben t)on 1229—1567. 115 Stätter, ba^u 2 ttidjt<br />

numerirt, betn<br />

Liber rubricarum (Eopiatbuä)) angelegt 1569, mit<br />

Urfunben fcom 13. gafyrijunbert anbté 1703 (unbebeutenb)<br />

unb in bem<br />

Reuen (Sopetyen SBÜ6) 1614—1729, Rapier, gotio. Seber*<br />

banb.<br />

Ratï)êprotoïotte ejiftiren au§ ben Sarren 1544—53,<br />

öon 1575—1666 mit einem Repertorium bté 1720, 1750<br />

—1758, 1768, enbticï) öon 1706—1871. 12 33änbe.<br />

Rapier, gotto.<br />

5ïu^er ben ertoäljnten finben fic^ nod^<br />

SRat^öerfügungen (edicta) 1551—1592. 5ßo^ier, Sfolio,<br />

47 gotien.<br />

^)ier fei aud) genannt 3 0Urna * ber jur ^Relation auêgefanbten<br />

nnb an bie Untergerict)te ober Don tljnen remittirten<br />

Sisten 1762—1810. 10 S3änbe. Rapier, goüo.<br />

2)tc übrigen Sisten ber reponirten Registratur treitert<br />

\ii) in<br />

Acta comitialia, at^ijabetifd) fad^tic^ biê jum<br />

ftaben Q neu georbnet, auè bem 16., 17. unb 18.<br />

^unbert, unter L Sanbtagèüerï)anbtungen forttau*<br />

fenb öon 1546—1820.<br />

Acta publica, öerbunben mit ber currenten Registratur<br />

öom 16. 3 a ^ï)wnbert an.<br />

SHrcïjenfadjen öon 1524—1878.<br />

SI öfter öon 1642 bté ^ur Sefetjcit.<br />

Acta commissaria öon Rügen (unbebeutenb), auê<br />

bem 18. unb 19. Q a f) r ^ uri ^ er ^<br />

S)ie Registratur über bie Hanseati ca enthält Receffe öon<br />

1361 xt\p. 1363—1628, 5ßriüilegieti u. a. m.<br />

©minemünbe<br />

tüurbe erft 1765 §ur gntmebtatftabt erhoben unb fann natür-<br />

U6) fein ätteree Streit) ^aben.


)ie ftäbttfdjen 2ïrd&tt»e ber ^rooin^ sommern. 97<br />

a. X.<br />

Arrïjiü ber (Btabt enthält<br />

1 Urfunbe be§ 14. 3a£)rf)unbert§,<br />

1 Urfunbe be§ 15.<br />

1 Urfunbe be§ 16. gaïjrtjunbertê.<br />

SDie reponirte Registratur erftrecft ficf) toon etma 1550<br />

—1800, bie currente umfafjt DauptfädjKdj Aften biefeê ^afjr*<br />

f)unbertêr bod) ftnb anti) W otteren stabilsten privilegiën in<br />

berfelben abschriftlich öorfjanben.<br />

ïribfeeê.<br />

SRat^auê brannte 1637 ah, unb toenn auc^ ba*<br />

maté einige Urfunben gerettet mürben, so finb jejjt boc^ nur<br />

noes) groei Originate toor^anben, bie übrigen anfdjeinenb öer=<br />

toren. 2ïm 2. Dfotoember 1815 berietet ber Magistrat an ben<br />

Minister öon ^ngerêteben, bie stabilsten ^rimtegien tüären<br />

beim Regierungsantritt ©uftatoê 4. Slbotp^ öon ber beseitigen<br />

föntgtid^en Regierung eingeforbert, aud) eingefanbt, aber nid^t<br />

^urücfgefommen. £)h sie nac§ ©darneben gefliest, toäre unbesaunt<br />

geblieben, dagegen schreibt bie fonigliele Regierung,<br />

ba^ notf) im ^atjre 1800 ber Magistrat tiibimirte Abschriften<br />

gegeben, atfo jebenfasté bie Originate gurücfer^atten fyaht.<br />

Abschriften finben fid^ in ber taufenben Registratur toon<br />

1 Urfunbe be§ 14.<br />

2 Urfunben be§ 15.<br />

©rfóa^nenêiDcrt^ toietïeic^t, aber im ©an^en fe^r geringfügig,<br />

finb<br />

Ratt)ê = $rotofotte 1782. 1783. Rapier, gotto.<br />

(Stabtbuc^ 1782.<br />

ffirc^en-Aftcn btè 1559 %uvüd.<br />

Rechnungen IC. biê 5um Anfange beê 17.<br />

©tabtrecefse auè bem 16. Sa^rfjunbert.<br />

Aöeê Uebrige ist neuesten £>atum£.<br />

JBartifctje ©tubien XXXII. 1. 7


98 Dr. $rümer§,<br />

Ile cferm ünbe<br />

ïjat in arc^iöattfdEier 33e£tet)ung 9tìcijté bon irgenb tuelcfye<br />

Sebeutung aufzuweisen. S)a§ alte ^er^oglic^e ©d)toJ3, toetdje<br />

al§ Sftat^auS benu|t mürbe, brannte im 3 a ^ re 1866 Q)<br />

unb t)on bem Slrdjiö nnb ber Registratur nmrben nur bi»<br />

neuesten laufenben Sisten, alle nod) au3 biefem 3af)rf)unbert<br />

gerettet.<br />

Uf ebom.<br />

£)ie $ai)l ber Drtginat=Urfunben belauft fic£) auf 10<br />

3)ie älteste Urfunbe batirt anZ bem ga^re 1342, bit nädjjh<br />

öon 1399.<br />

$8on größerem 23Bert!)e ist entfsieben baê ©tabtbud<br />

1477—1699. Pergament, 4°;<br />

nebenher gef)t ein ©tabtbuc^ auê bem 15. galjrfjunber]<br />

biê 1586. Rapier, gotto, mit Urfunben unb privilegiën, unt<br />

ein ©eric^têbu^ 1557—78. Rapier, gotto.<br />

3^ ertüäfjne ferner ein Regiftrum ber Surfprafe t)or=<br />

niget anno 1550, auf einem öorgefe^ten Statte mit ftäbtifdjeti<br />

SJiotisen t)on 1436,<br />

fobanu ©erid^tè*33erïjanbtungen (Ettinge) beê 16,<br />

3at)rï)unberté biê 1673, in stars befd)äbigtem ßeberbanbe,<br />

Observationes, iüel^e ©ac^en jur ersten Snftan^,<br />

5(n!sage ober Slnfpradje entmeber t)ör ben oörorbneten SRi^ter<br />

ober bor ben ïïtatfy gehören anno 1626 bon Surgermeiftet<br />

Joachim Gärtner, consulum Usedomensium catalogus,<br />

nomina secretariorum, (Sjtract ber ©tobt 5ßrh)itegien, statuta<br />

collegialia senatus Usedomensis, mit Eintragungen<br />

biè 1651. Rapier, 4°, citbli^<br />

„Original'®ofumente ber ®eretf)tfame unb ©e =<br />

tüo^n^eiten in biefem Urbano ber ©tobt Ufebom gefam*<br />

Xtt", auê bem 18. $aï)rÉ)unbert.<br />

©ine mettere reponirte Registratur erjftirt ni($t.<br />

SBoIgaft.<br />

£)ier nid)t SSiel §u finben, tr>ar öorau^ufe^en, òa


)ie stäbtifcfyen ber Sßrotnnj sommern. 99<br />

bei ber Einäscherung ber unglücEIicfjen ©tabt burd} bie SKuffen<br />

im 3af)re 1713 nur wenig gerettet fein mochte, ©in gfücflidjer<br />

Bufali fyai iDenigftenê bie Urfunbe betreffe 93elei^ung<br />

ber ©tabt mit tübiferjem SRec^te erhalten, gerner tiortjanben finb<br />

3 Urfunben be§ 16. 3a!)r^unbertê,<br />

6 Urfunben be§ 17. 3a^r^unbertêf<br />

8 Urfunben beê 18. 3at)r^unbertê,<br />

2 Urfunben beê 19. 3ai)rï)unbert§.<br />

5)ie reponirte ^Registratur geljt nur bi^ ^um 93ranbe t)ou<br />

1713 jurüct.


100 Dr. üon SJüIoro,<br />

!<br />

Äleine Jlittljeilungen.<br />

25antitn 11> S^ettïmtg toon 9tatnraEiefetnngen<br />

an feinen ^oftnatfdjjall %atob to. SWtittdjotan *)<br />

1557.<br />

33on ®ot§ ©naben toir Sarnim $u Stettin, $oi)tnern zc.<br />

g, Surft ju Saugen tc t^un funtf) unnb befennen f)ie=<br />

mit für unft, unser ©rben unnb menigticï), ba% tt)ir bem erbarn<br />

unserm ^offmar^atf, ^auptman ^u Seïgarbt, 3Rat§ unnb lieben<br />

getreuen ^acob SKunned^ofóen uf fein unnbert^enig ffeiffig<br />

Sitten umb gethaner ©ienfte toitten, au6) au$ fonberli($en<br />

©naben, bamit tpir i^me juget^an, au§ unfern (Smptern unnb<br />

Sanbtfogtei 2BoHin ein Sipe gifere, fernen ©tetttn ein Sunne<br />

Slet unnb ©tofy ein £I)unne Sad)ê, solange er bcté Slmpt fiat,<br />

i^erli^ gegeben, pgefagt unnb öerf^ro^en ^aben, tuen e§<br />

ani) ï)iemit frafft biefeê unseres Srieffê urtunt^Ii^ mit unserem<br />

©ignet berfiegetn unb geben taffen in ber Sartfjauft für unser<br />

©tabt Sisten Stettin ben 6. dJlai\ Stnno bomini M. D. L vij.<br />

2.<br />

3* toon ©dötoeben erbittet fidö toom Stati)<br />

jn


steine 2Tcittï)eiIungen. 101<br />

Congelarteli eur ©tabt Sttebicum 2)octorem 3ot)annem §eim<br />

e^ücEjer ltf)rfad)cn tjatben at)n unê üerfrfjrieben; nacïjbem tüir<br />

nu ab^une^men, ba§ er fici) ot)n euren Sutaf}, toeitn er eucïj<br />

mit Diensten öer£flicï)tett, £)tet)er $u Begeben unge^tüeiffett 93e*<br />

ftf)tüerung materni mag, fo gefinnen tüir tjiemit an eud} gnebigft,<br />

baZ if)r ifjm aufs eine 3 e ^ erlauben unb inn bem une eud)<br />

tüittfäljrig erzeigen [tüosit], Sa§ finbt roir umb eud) unb bie<br />

Suren inn ©naben §u erfennen geneigt. SDatum aufs unserm<br />

fuuigücïien ©djloS ©tod^olm ben 20. Partii Slnno it. im<br />

sieben unb fiebent^igften.<br />

go^anneê R. S.<br />

S)enn erfamen unb tüoltüeifen,<br />

unfern lieben, befonbern, 93ürger=<br />

meistern unb SRatt| ber ©tab Sitten<br />

Stettin.<br />

5)urtf)Iaucf)tigfter, gro^meci)tigfter Söntg. @. So<br />

feinb unsere unbertï)enigfte, gestitene Sienft ^uüor. ©nebigfter<br />

§er, aufs ®. So. ffl?al}. ben 20. Spartii batirte ©^reiben,<br />

tüetd^ê tüir ben 14. SKaij mit geburenber Seöeren^ entfangen,<br />

fjaben tüir ©.; So. 3Raty. 3U unbertenigfter ©^ren unb 23il=<br />

farung ben f)od)getarten unfern ©tab^tjficum 3JI. Sof)au<br />

§e^men ©. So. ÜDÏat). Segeren naef) uff ein $eit gerne er=<br />

laubett unb tjetten nic^t Ueber gefetjen, ba£ er \\6) jtü ©. So.<br />

3Jìat). ine Sönigreic^ ©(^tüeben öorfügett tyiit. ©o tüerb<br />

bod^ ©. fiö. 3Rtt bon benfetbigen Slbgefanbten gnebigft öormelbet,<br />

ba§ ber ÏRanget nit an un^ fonbern an feiner 5ßerfon<br />

erschienen, inbent er fidj au^ atlerf)anb eljaffter SSe^inberung<br />

bei ©. So. 2K. unbert^enigft ^u entfc£)ulbigcn gebeten.<br />

Sonst feinb ©• So. 3Rat). tüir nad) unseren SSormögen<br />

unbert^enigfte tüilferige Stenft gu leisten jeber^eit gan£ tüisiig<br />

unb geftiffen. S)atum 20. Sftaij Slnno 1577.<br />

(£. RÖ.-3R.<br />

unbertenigfte tüilferige<br />

93. unb 9kb<br />

ber ©tab Sitten ©tettin.


102 Dr. von 23üloro, t<br />

@d£)on einmal Ijatte fidf) Söntg Sodann burdj ein t>on<br />

2Beftera3 ben 30. Wàx% 1571 batirteê ©^reiben mit ber<br />

gleiten Sèìtit an ben SRatf) mm Stettin getoenbet. SDamalê<br />

ertDtberte ber selbe unter bem 21 ÜXKai: obgleich er bem fönig*<br />

lichen S3egeï)ren gerne nadfjgefommen ttmre unb ben Sftag. §etym<br />

5ur Sluêübung feiner ärjtlid^en Sunft nad& ©d^iueben gefliest<br />

ptte, „so feinb ifetger 3eit be^ gemeiner ©tab unb Surger^<br />

schafft bie forgfticfjen Seuffte unb Sranf^eiben so fcor 2lugen,<br />

ba$ man feiner feine ©tunbe entrabten fan, unb befinben aud)<br />

metter, ba$ bem SWebico selbst i^ig^r^Seit etlid^e Ungelegen*<br />

ïjeibt, fidf) uff bie eilenbe unb tuet)te Sïeige j» begeben, fürfeHtg."<br />

VHntfttutt eine^ ^erjoftli^en 3)ietter^ 3 )<br />

1586. ^v v<br />

SSon ®otte^ ©naben Kasimir, §er|og $u ©tettiti, 5ßom^<br />

mern zc SifdEjof ju Kamin :c."<br />

Unfern ®ru§ ^ubor! Erfahrner, lieber ©etreuer! SBir<br />

mügen bir nidjt öer^altten, ba$ fic^ unser §uffd^mibtt Saften<br />

SBotber i^o ^u Soëtin ju befreien tüiïïenê, unè bertoegen ge*<br />

betten, tïjme e^Iid^ fteuQ fegen feine £>ocï)3eitt üon bir in unserm<br />

üftaljmen au^une^men unb big nad) üolenbeter §od^jeitt gubt<br />

barfur ^u sagen. S3ef^elen bir bemnad^ Ijiermibt, baê bu t^me<br />

auf fein 2lnfurbern 18 lange ©Öen 3^9^°^ 4 )/ 4 gtte<br />

©ambt 5U fcorbremen unb jur SKanttel, unb 5 Sott fdfjtoar-$e<br />

(Stipfeibe öolgen läget; toir wollen selbst gubt bafür sagen<br />

unb baran fein, ba$ bu fold^ê mibt bem fürberligften<br />

befommen foïft. 3)aran tïiuftu unseren gnebigen unb<br />

leffigen SBiöen unb Meinung. Saturn ©treifc, 7. Dctobriê 51° ze. 86.<br />

Safimiruê<br />

manu propria.<br />

3<br />

) Äönigl. ©taatêar^iö ju (Stettin: ©tett. %vd). P. I. ïit 46.<br />

3fcr. 27.<br />

4<br />

) 3ingcïbort§» ^inbeïtort: ein ^aïbfeibener mit (Soïb- ober ©über*<br />

{üben burc^trebter ©toff.


kleine amttyeilunßen. 103<br />

Sleurere $Ibreffe: S)em erfahrnen, unserm lieben getreten<br />

©afpar Seibeburen in unser ©tifftéftabt ©oêtin mondassi.<br />

Sluf Sefeïic^ meines g. g. unb §. §abe id) ©arften Söotber<br />

btefe 18 ©In .ßinbetburtt, 4 ©Inn ©ammit, asieê an langer<br />

©Ile empfangen, unb 5 Sott ©tipfibe, machet zusammen 33 fi.<br />

8 gr. ©old)§ befenne \i) ©arften XBoIber mit metner tgawb.<br />

Kaften SBotber.<br />

2)te beigeheftete Segnung beê ©afpar Sebebur jetgt, ba§<br />

ber SRcitfd^mibt Sarften SQBoIber einen Slbbitionêfe^Ier gemacht<br />

t)at, benn biefetbe lautet:<br />

9lod) ïjefftt Sarftenn SBotber Dann mt) genamen ut 1 ^ 53e=<br />

üctt^ m. g. p. 51° 86:<br />

18 lange ©He S^nbelbort t^o 28 ©r. . . 15 fi. 24 @r.<br />

4 lange ©de ©ammttt tïjo 3V2 ft. . . . 14 „ — „<br />

5 Sott (5t\p\\fie ti)o 8 ©r 1 \ 8 #<br />

4.<br />

31 „ — „<br />

©afpar Sebebur.<br />

3)ie Stubenten ju ®teif$itialb erfud^en Oen<br />

urn ^cnntoctf ju einer<br />

1614.<br />

3)urd)taud)tiger, Ijo^geborner ^urft, gnebtger §err, SSnfere<br />

SSnttert^enige SDtenfte, nebenft j^ula^er 5J5fIi^t t>nnbt danese<br />

barfeitt ©. f. g. ieber3eit beuor fyaben mir önttert^enigft üor*<br />

notjmen, ba| @. f. g. bie Tragoediam, fo totr alhier jum<br />

©riepê^albe in @. f. g. Untüerfüet ju agtren in totttenjs,<br />

nic^t allein gnebtgltcf) beliebet, ©onbern auc^ gur berfelben<br />

©^ibition ettlicfyen beburfftigen habitum in gnaben bor*<br />

teilen, ga noci) ober bie\eZ aüeê (tüdc^eê tt)ir ieber ßeitt mitt<br />

Äönigl. ©taat^arc^iü ju (Stettin: SBolg. 5lrd>. £tt 32. 9lv. 211.


104 Dr. t)on 23üloro, Sieine 3ïïtttï)eiïungen.<br />

unfern gebett ^n gott 3u üerftfjulben anerbötig fein) üortautten<br />

tmnbt gnebigïidj öorne^men lassen, ba$ so tüir ettoaê üon<br />

fetürtoergf jitr Vorgebauten Sragoebien beburfftig, ti)re g.<br />

g. bucf)êmetfter gur SSorrid^tung beweiben in gnaben t)orïeiï)en<br />

toollen. 2)ietücil nun @. f. g. berfelben buc^êmeiftern in<br />

gnaben berette bafy teeret anjuorbenen befehlen S3nnbt benfetbigen<br />

atter^anbt nobtmenbige fad^en Snnbt materien, so alhier<br />

nidjt 3 U befommen, be^ @. f. g. aber gott lob überflüssig<br />

borf)anben, nod^ §oä) benötiget, ©o ist SSnfer SSnttert^enigeê<br />

53nnbt bienftüleiffigeê hitten, 6. f. g. Snfer gnebiger gürft<br />

SSnnbt ^err fein SSnnbt bleiben, bie Vorgenommene Tragoediam<br />

üortfejjen, bie nobttüenbige materien so @. f. g. bu(i)êmeiftern<br />

beburfftig auft ©. f. g. 3eugf)au§ in gnaben folgen SSnnbt<br />

also ©. f. g. üniüerfitet ffinnbt SSnfern Exercitio gerufen,<br />

2Iu^ tüan ©. f. g. berfelben ©jfyibition be^tno^nen, ben<br />

Sag SSnn^ anmelben lassen ttJoden. Saran ruirt ©. f. g.<br />

lüa§ 3 ur beffoberung ber fünfte gelanget in gnaben Sorrichten,<br />

SSnnbt tüir feine SSmb ©. f. g. in 23nttert^enigfettt<br />

5U t)orfd)ulben ieber gettt f(^u(btg. S)atum ©rte^êtüatbe ben<br />

6. gusti 51° 1614.<br />

& g. ®.<br />

gehorsamer<br />

Actor 9JJ. Sïtejanber. S^rifttan<br />

. . et Omnium facilitatimi<br />

studiosi ibidem.


Jatjresberittjt<br />

ter êejelljttjaft für $)oimnerj"d)e (!kfd)td)te<br />

unì»<br />

(Ausgegeben Anfang Januar 1882.)<br />

. bte Beilage unb bie ttt^ograp^irte £afeï 1, 2, 4 tmb 5.)<br />

3)te ftafyl ber feit bem testen 93eric£)t bei unê eingegangen<br />

nen 2lttertl)ümer itmr %Wav nidjt erïjcbttd); e§ befinben fi(^<br />

unter benfelben aber mehrere ©lüde öon ^5d)j"tem Söertfje.<br />

Unter biefe ^ö^tt gunäc^ft ber öortreffüd^ erhaltene ©d^äbet<br />

eineê Höhlenbären (Seil. %lx. 37), bem bie ginber<br />

jtüar einen Snftricf) t)on f^tDar^er Delfarbe ^u geben für gut<br />

befunben Ijaben, ber aber baburd) nici)tè t)on feiner ©tructur<br />

üertoren §at. 2Saê bemfetben ein befonbereê interesse oer*<br />

teifjt, ist eine ettüa 4 Km. lange 2?erle|ung oberhalb ber rechten<br />

5lugen!)ö^Ie, bie bon einem fetjr fd^arfen §iebe {)errü^rt, ber<br />

ben ^nod^en quer burc^fifinitten f)at unb inê Qnnere gebrungen<br />

fein muJ3; benn bie 33erle|ung erscheint burcijauê afê eine<br />

uralte, unb sie barf ale ein neuer 93elag für bie ©leicï^eitig*<br />

feit be§ SUJenfdjen mit biefem (^arafteriftifd)en ^Repräsentanten<br />

ber £{)ierft)ett be§ ®iluüium§ angesehen tüerben. £)a ber ©d^äbet<br />

im Dberbett gefunben ist, bleibt bet biefem Scempiar, mie bei<br />

*) 2JHt SRücffic^t auf ben bieSmat ungetoöfynüd) großen Umfang<br />

be§ SBeric^teê ü6er bte Alterthümer müssen mir anbermetttge<br />

ïungen auf ben nässten 53erid^t öerfc^teben.<br />

7<br />

)


106 SHerunbmeratfljiter .Jahresbericht. L n.<br />

jenem, beffen ©^ur fdjon früher (Sart. ©tob. XXXI @. 82)<br />

bermerft ist, bie 3Rögïicï)ïeit, ba$ e§ angestemmt ist, aller*<br />

bing§ nid)t aufgeschlossen.<br />

©in 5ßrad)tftücf für ba§> Sluge unb ein SKcifterftüdE ber<br />

^anbarbeit ist bte ïoljlfdjtoarje ïljt (©eil. 9h;. 1). ®urd) itjre ©e(*<br />

tent)eit auêgegeid^net ist bie boppetf djneibige 2l£t (Seit. Str. 6),<br />

beren SIbbitbung auf ber litt). ïafel Str. 1 gegeben tüirb.*)<br />

gtjre gorm finbct fi$ toebcr bei Stìtèfon (Steinalter), noi^<br />

bei ïftonteliuê (Antiq. suéd.), noci) bei SSorfaae (Nordiske<br />

Oldsager), noi^ bei Subbocf (bte borgefdjidjtlicfye ßett). ©d^Ite*<br />

ntann (3tio§) ertüä^nt bo^etfdjneibiger 5le^te an% feiner<br />

ersten prä^iftorifd)en ©tabt, giebt aber feine Slbbilbung. gür<br />

unser SKufeum ist bte§ Sjent^tar baê erste feiner Slrt. Unter<br />

ben S3r onjefunben ist ba% auf ber liti). Sas et unter Sto. 4<br />

abgebilbete, in ber Seitage unter Str. 8 öer^ei^nete 5trm =<br />

banb ebenso feiten, ale öor^ügti^ ermatten. Sle^nltd^e ©tücEe<br />

befi^en ujtr ane bem Sunbe öon gafeni^, bem öottfommen<br />

entf^rtd^t ber üon ©armen, ®rei§ SRu^in. Seibe finb ah*<br />

gebttbet in bem p^otograpt)ifc^en 5ïtbum ber berliner borge*<br />

f^ic^tüdE)en Sluêfteiïung unter III, 9 unb IV, 7.<br />

©in ebenfalle fetjr seltenes ©tücf ist ba§ öor^ügtid) er^<br />

fattene 33ron5emef fer (Seit. Str. 12), beffen gorm in unfern<br />

©ammtungen nod^ nicfjt vertreten ist. gn ber ©djnetbe ö^n^<br />

tid^e finben fid& bei EDtontettuê, Antiq. suéd. Str. 186 unb 187.<br />

©in Unicum finb bie ©tücfe einer ^ittnbarre au% bem<br />

Sunbe t)on giegenberg (Seit. Str. 9), beren gröfëteê toir<br />

in 2tbbitbung geben (litt). lasci Str. 2). 3)te Erhaltung<br />

biefer seltenen 2lttertt)ümer ist mot)t nur bem SBaffer $u<br />

Uerbanfen (ber gunb ist im Wlooxe gemalt), fóenn anberê eê<br />

richtig ist, tuaê ©djttemann, Slioê ©. 684 bemerft, òa$ ginn<br />

in ber ©rbe spurlos üerfd)n)inbe.<br />

3n Setreff ber fet)r interessanten gunbe au§römif(i)er<br />

geit bertüeife ity auf ben fotgenben Sert(f)t über 8lu§grabun*<br />

gen auf bem ©räberfetbe bon Sran^tg.<br />

S)ie 3 e i^ nun 9 en üerbanfen ttrir ber ©üte unseres gefd^ö^ten<br />

ïjter.


$terunbmer3i(jfter $af)re3bertd}t. *• fr 107<br />

©eil. 20 üer^etc^nete, auê bem (See Don Summerott)<br />

gehobene eiserne ©cï)toert gehört bem Mittelalter an. ,§err<br />

Dr. ©tari in 2)emmtn, bem töir bie toertï)t)oïle Qbabe <strong>der</strong>*<br />

bansen, fyat über baffelbe bie aufprecrjenbe Söermutfyung, bafj<br />

e£ in bie $eit ^ er S^9 C ©etnricf)§ be3 Sötten gehöre, Diel*<br />

tetcrjt gar ane bem blutigen ©efedre bon Serben (um 1163)<br />

stamme; tnbeffen toirb fies) baê fdjtoer entfdjeiben lassen, ba<br />

bie wesentlichen äRerfmate, ffnopf unb Sßartrftange fehlen.<br />

9^r. 27 ber Beilage Der§eic^net neue @tücfe be§ redjt<br />

ansehnlichen gunbeê neben Xöpffer § $arf, beffen S^ro*<br />

noïogie burefj ba% babei gefunbene Der ©uftaü Slbolfê noer)<br />

genauer ^räcifirt toirb.<br />

2.<br />

3)te Eöêïiner Leitung öom 22. ^uni ö. S. (1881<br />

9^r. 142) giebt folgenben une gütigst zugestellten Serici)! beê<br />

§errn Oberlehrer Dr. §anncfe in (Söêïin über Sluêgrabungen<br />

auf bem ettoa 7 @tt. öfttief) Hon Ëöêlin gelegenen<br />

von<br />

Sluf bie Slt^eige beê §errn D. @rbt über aufgebeefte<br />

Urnengräber matten üier 9^ttg(ieber beê totffenfd^aftüd^en<br />

SScrcinê am 16. unb 19. b. awt§. ©jfurfionen nac^ SRaêfoto,<br />

um bort Nachgrabungen ^u tieranftalten. Sine bem ©igen*<br />

tïjümer @d)tüertfeger gehörige ^Icfer^ar^eüe tourbe ii)nen<br />

alê hit guubfteïle gezeigt. @ê ist ba§ ein pgeltgeê Terrain,<br />

fübtic^ gelegen bon ber SßoHnotoer E^auffee unb unmittelbar<br />

sinter ben ©orfgrunbftücfcn, neben bem für bie ©emeinbc<br />

Sftaêïott) bestimmten ffirc^ljofe. Steigt man ben SSeg entlang,<br />

ber nad) ßeferubaue unb SBiêbu^r fü^rt, bie ^mgelreifye noeft<br />

ettDaê toeiter fübioärte ^inan, so eröffnen fic^ tounberöoüe gern=<br />

sichten in bie betoalbete bergige ©egenb. §ier fyatte @d)toert=<br />

feger beim pflügen 4 ©teinftften aufgebeeft, anfange aber bie<br />

Urnen ane Un!euntni{3 zertrümmert-. 2)ann toar er aufmerksam<br />

getoorben uub Ijatte 3 Xljränenfrüge, bie in jìueien ber ©ruben<br />

gefunben toorben, nad) ber t&taot ge)d)icft. S)aë ©rgebmjs ber<br />

betben legten systematischen Nadjgrabungen ist nun


108 Sierunbmeräiöfter 3faljre8berid&t. L n.<br />

©räberfetb entgast tüteber, tüte in Sortitolo*), ©tein<br />

sisten. ®a ba§ gelb nodfy perniici) unberührt schien, so fonnti<br />

ntan bie gunbftätten mit 3iemlicf)er ©icïjerfieit mutzen unt<br />

schließlich liefen bie aufgebectten ©ruben 3 regelmäßig tausend<br />

9ïeif)en erfennen, in beren Stiftung mit einem burcï)fdjnittlicï)er<br />

2ïbftanb t>on 4 ©dritten bie ©teinfiften gefe|t toaren. $lts<br />

bie Sitéliner SSereinêmitglieber jnrn ersten SJMe nai) SKaêïoft)<br />

ï)inauêïamen, fanben sie §iemïic§ auf ber Suppe be£ $ügeïs<br />

eine ©teinftfte, au\ ber ber ®ecf[tein noc^ auflag. Jgn ber=<br />

selben maren 2 Urnen, bidjt neben einanber gestellt. Sie gorm<br />

ber Urnen f)atte ntdjtê ^ertjorragenbeê, nur loaren bei ber einen<br />

^enfelgriffe. ®er ausgefluttete ^n^ait geigte steine S3ronae=<br />

gegenftänbe, SRinge, Spiralen, :c. S)iefe ©rube marfirte bie<br />

erste 'Steigt ber ©teinfiften. Êtftm 30 ©fritte fübloeftlidj Don<br />

berfelben gelang e§ eine jioeite 5Reif>e aufjuftnben, hk fe^r pbfc^e<br />

gunbe geliefert ^at. (£§ tüaren nämtic^ in einer äußerst sorg*<br />

sättig umfe^ten ©teinïifte — bie ©teine ttmren so regelmäßig,<br />

ale ob sie ein moberner @tetnme| bebauen ^ätte — 3 Urnen,<br />

öon benen bie eine fteinere eine interessante Ornamenti! geigte,<br />

Seiber ^erbrai^ biefe später, bocf) finb bk ©gerben nadE) ©öêïin<br />

mitgenommen, ©ie jlDeite erhaltene f)at ebenfalle auf i^rem<br />

®ec!el Drnamentftritfje. 3n beiben finb Srongegierratìien ge=<br />

funben, gteid) ben oben beschriebenen. — 3Im 19. tüurbe nun<br />

5 ©fritte fübtidE) öon ber streiten fRei^e unb ben ^lbfjang abtüärte<br />

noc^ eine britte IReifje aufgebest, bie in jlüet btoßgetegten Steinüften<br />

3 üoEftänbig erhaltene Urnen geliefert fyat ^n ber ersten<br />

©teinfifte, t>on ber ber ©ecffteirt anfc^einenb ein ©übe toeiter<br />

gepflügt War, fanb fi(^ eine einzelne Urne. 35er Sedfet ftmr<br />

einioärte in bie Urne gebrücft. J)ie Snoten toaren fe^r fietn;<br />

beigelegt toaren 33ron^efac^en, ©ifenringe, perlen, auf 3)ra^t<br />

auffi^enb u. f. tt). ®ie gorm ber Urne Umr bie ebetfte unb<br />

regelmäßigste, bie btéïjer in ben ga^treid^en 9^a(i)grabungen<br />

beobad&tet tourbe. 3n ber feiten Stfte fanben fid^ gtoet Urnen,<br />

eine fla^e unb eine größere £)of)e. ®ie SnodEien toaren auf^<br />

faüenb ftarf unb groß. Sronjegegenftänbe Würben nid^t gefunben.<br />

*) ©9l. 3a^re0ber. 42, I u. II in «att. ©tub. XXX @. 117.


Sierunbmeratßftet Octfyresberidjt. L II. 109<br />

3.<br />

ttrttc mit 5lamm^cid)ttunö fcott $$ctctfti$, $reté (Eol&erg.<br />

(©. üty. £afeï ftr. 3.)<br />

Sie Urne, bereu ^lbbitbung na$ ber geidjnung beê §errn<br />

©rjmnafiaflefjrerê SJJeier in Kolberg gegeben ttnrb, ber biefelbe<br />

5ur Seit in Sefi| ïjat, sie aber gütigst unserm üDïufeum ritt«<br />

berteiben tu iß, ist tior ettua breißig Sauren tion einem Sauern<br />

in 5ßeterfi| bei Etaptoto aufgepflügt, t)on biefem an ben<br />

pastor ^errn S^^ 0 ^ ^ n ©ïo^tottJ übergegangen, ber sie<br />

reftaurirt fyai, unb üon bemfelben 1880 an §errn SEReier ge«=<br />

fc^cnït. Db sie cttoaê anbereê, ale ^noi^en enthalten fyai, ist<br />

nid^t mefjr $u bestimmen. (£§ ist aber burci)au§ tDa^r^etnltc^,<br />

ba^ sie bie am £>aïfe eingeritten beiben Nabeln unb and) ben<br />

auf bem S3aud)e bargefteHten Söntnt aU gnfjalt gehabt §at.<br />

SDie Urne ist 24,5 Em. ^o4), ber 93au(i)bur^meffer 29 Em,<br />

3)ie SBanbung ist 3—5 üühn. bt(f, sie ist geglättet unb glätt*<br />

j$enb fdjtoarj. 5lu^ bie 53ru(^fteKen finb<br />

Ueber bie Deffnung eineê<br />

4.<br />

^Cödötabcê bet ^etetfi^, Arci« (Sol&erg,<br />

berichtet une §err ©rjmnafiasiefjrer 9Keier in (Sotberg:<br />

„Sm vergangenen guit ttjurbe meine Slufmerïfamfeit auf<br />

eine Stnjat)! Kegelgräber geteuft, bie, 1 I% SJJeite öon 5ßeterfi|<br />

abf -btdjt an ber Versante liegen. ©ott>ett btefetben nid^t mit<br />

£)ot$ beftanben tuaren, fjabe td^ sie untersucht; bod) fanb firf),<br />

baf$ sie biê auf eineê, tttdjt meï)r intasi tsaren. ®te§ eine ^atte<br />

einen unteren Umfang tion 80 ©djrtttett, geigte no^i bie ©puren<br />

eineê Dor^anben gewesenen ©teinfran^eê unb tuar etn?a 5 Tl.<br />

Ijodj. SSon jtüet Arbeitern ließ tc^ burd^ ben §üget jtoet<br />

©räben jtetjett, bie fies) in ber SRitte re^troinïüg trafen. Stttm<br />

1 9JI. unter ber ©pi^e fanb \\ä) ein äußerst morseer Snoten,<br />

ben \6) für eine ïibta galten mußte, gleich barauf stieß ber<br />

anbere Arbeiter auf einen Dberarmfnocrjen, ber fici) in bem*<br />

selben Suftanbe befanb, anbere Snoten fanben fic^ nid^t fcor;


110 Sierunboicrgißftcr Qa&reêberic&t. I. II.<br />

bod) genügte bie Sage ber beiben Snocfjen, um mit einigt<br />

©id)erf)eit auf bie Sage beê $?opfe§ (Schlüsse $u ziehen. 3)u<br />

selben ertüiefen fidj ^utreffenb, unb balb fanb ftd) auf eine<br />

sorgfältig au§ Steinen zusammengefegten Unter<br />

lage ber ©djäbel. SKerfttmrbiger SBeife ttmr berfelbe ahe<br />

nid)t in liegenber Stellung, fonbern ftanb aufregt unb tüare:<br />

bie £>atêft)trbetfnod)en fest an ba§> £)interf)au:ptêbetn angepreßt<br />

2)a£ ©ebtfs toax öoüftänbig, baè ©efidjt nad) Osten getuenbei<br />

2)er gange ®opf, ber roo^ser^alten schien, bröcfelte nad) ben<br />

Zutritt ber Suft auêeinanber, so ba$ \6) tïjn nur in ©tücten<br />

Stütfc^en |)eu öerpacït, forttragen sonnte. Sllïeê ©ud^en nad<br />

Seigaben toax üergeblid), toeber öon Snoeien nod) t)on ©teil<br />

ober SDïetasi toax bie geringste Spur gu entbeden."<br />

5.<br />

Unser gefd)ä|te§ SKitgïieb, §err Dberprebiger 5ßlato ir<br />

gaïfenburg, berietet über mehrere<br />

von JpüQtlQväbetn bei bem<br />

(SBgL ß^. Safel 9fc. 6-9.)<br />

®te fd)önen legten Snnitage b, 3- öertüanbten tüir 5m<br />

©räbererforfd)ung im ©r. ©rünoiüfc^en gorst etttm 1 9JieiIc<br />

nörbïid) öon galfenburg. 2Bir fuhren um ben malbumfrängten<br />

Sleftin^See, erreichten balb ba% in tiefer SGSatbeêftiCCe gelegene<br />

Sorft^auê ©ranzig (vulgo: „im ©ranfe^"), unb eine 9Sterte(=<br />

ftunbe ba^inter unser Qiel, eine etwa 5ö Steter breite unb<br />

boppelt so tange, öon STiorb nad^ ©üb sanft anfteigenbe (Sbene,<br />

beren norböftlid&eê unb fübtüefttidjeê Viertel mit ^o^er liefern-<br />

Salbung oïjne Unter^os^ auf frijd>grünem 2öaïbboben, unb<br />

beren norbtpeftïid)eê SSiertel mit bürrem ©efträuc^ unì) grünen<br />

Kräutern bebedt ist, iDä^renb ber füböfttidje £§eil auê neuer<br />

Anpflanzung besteht. ®er norbmeftïtd)e ï^eil ist eine Sichtung,<br />

tüetc^e auf brei Seiten öon SSalb umgeben, auf ber vierten,<br />

ber meftrid^en, ba% ®orf ©r. ©rünom in gernfid)t §at.<br />

SBir erstiegen einen ber bereite öor längerer $z\t t>on unê<br />

afê ©räber erfannten §ügel auf bem norbmeftlid^en offenen


$ietunbmeràigfter $d)te§berid)t. I. IL<br />

Saette ber gtödfje unb genoffen t>on t)ter au3 ben Sites auf ein<br />

gan^eê ©r ab selb ber Sorbett 2Btr unterblieben brei<br />

gro^e ©ruppen t>on §ügetn: je eine in bem norböftticfjen,<br />

bem norbtt»eftücf)en unb bem fübtoeftlid^en Saette ber Stäche.<br />

Sie ©runbfläcfie ber ©räber ttrnr theile öötlig, theile annäfyernb<br />

freiêrunb, bie £)öt)e 1,5 btó 2 9J£eter, ber 2)urdE)*<br />

schnitt 15 3Keter. Sie norbtoefttieije ©ruppe, toetd^e §unad)ft<br />

Don unê in Untersuchung genommen ist, §aï)tt fünf, bte füb*<br />

toeftticfye am fyödjften gelegene elf, bte norböftücEje tDteber fünf<br />

©rabljügeL Shtf einem ber fünf norbtt>eftlid)en §ügel, ber<br />

mit einem großen, fd^arffantigen ©teine gefrönt toar, ftte^<br />

unsere ©onbe querst auf ©teine. 2öir stritten ba^er fjier ^u<br />

einer fen!red)ten Ausgrabung, welche, bi§ sie §um ßiele führte,<br />

24 ©tunben in Anspruch nafjm. ^ßir tüurben überraf^t bon<br />

ber fristen garbe unb 93ef(f)affenf)eit ber ©rbe, bte tüir fanben,<br />

unb toefdje aU Seï)merbe stars contrafttrte gegen ben @anb^<br />

boben, auf ben sie offenbar Ringesüfyrt \vax. ^n Weitem Um=<br />

freife beê ©rabfelbeê ist feine solche @rbe p finben. Unser<br />

erster gunb tüaren Sohlen unb gebrannte ©rbe in einer<br />

eitva IV2 SKeter breiten feffelförmigen ^ö^Iung in ber<br />

ïtefe t)on 0,75 Sfteter. Söetter tiefer fanben tüir steine ï^on*<br />

sterben; enbttdE) IV3 9}teter tief ben ersten ©tein im gn*<br />

nern. tiefer unb bie ferner gefunbenen maren metst V2 Steter<br />

bidE unb 2 /3 SKeter tang. Soie ganje ©egenb roeift je|t feine<br />

großen ©teine auf, biefe finb also tüa^rf^einlici) au§ größerer<br />

gerne ^ergef^afft. SDer erste Stein tag öon brei ©eiten frei<br />

unb grenzte mit ber öierten an eine unregetmä^ig fjatbring^<br />

förmige 3ïctt)c anberer ©teine. Sr bitbete bie ©pt^e eineè<br />

(Steinhaufens ton 2 SCReter §ö^er toeteer überhaupt auê<br />

öier ^atbringförmigen, nac£) itiren ©eiten unb nafy bem 3 nner tt<br />

beê fugete ju stufenweise t)orrü(ienben ©(^id^ten bestaub. ®iefer<br />

©teintjaufen befanb ftc^ natje ber füböftti^en ©eite beê ©rab=<br />

t)üget§. ©in ©tein ^eicEjnete fid^ burc^ eine ebene Dber =<br />

stäche auê, auf toelever t»tele steine, fünfttic^ ent^<br />

staub ene SSertiefungen in ©ru^en*) §u erfennen<br />

•) 2)er ©tein giebt ftcfy beuttid^ at3 D^äpfd)enjiein ju cr=


112 Sftierimbmeraiöfter Safyreêbertcfyt. I. II.<br />

maren. SDie ©teinp^rantibe führte unê nod) einen 50ïeter nntei<br />

bie ©runbftäcfje beê ©rabfyügefë. Sßlöfclidj erfdjosi auê bei<br />

Stese ber ©rube ber Suf etnee ber beiben Sirbetter: ,,©tr<br />

(Sporn"! (SSgt. ÜU>. ïafel 9fo. 5.) tiefer, born Sirbettex<br />

ï)ocE) erhobene gunb tourbe mit greube begrübt unb ttmrb<br />

unê ein ©porn fortzufahren, obgteti) bie Hebung unb |)tn=<br />

tüegräumung ber großen ©teine biete geit u ^ Sftüïje erfor=<br />

bert ï)atte.<br />

®urz barauf lieferte bie ©rbe ©tücfe, anfd^einenb t)on<br />

©o^ïen, auê $Qol%, unb ben gerfenfnoc^en, hierauf me^=<br />

rere Heine ©tücfe tpoüeneê S eu 9 ^^n tï>eilê festem, theile<br />

losem ©emebe, mit f^rägcarrtrtem SDtufter. ©in ï^eiï beffelben<br />

Wav ^ufantrnertgetegt unb geigte beim Sluêeinanberfalten eine<br />

lebhafte, bunfelbraune garbe. 92ad) längerer geit nmrbe a\x6)<br />

ber ^freite ©porn gefunben. SBir befanben unê nun mit<br />

unserer Untersuchung, tüte tt)ir ane bem je^t fidfj tüieber zeigen^<br />

ben ©anbboben erfannten, auf ber @ot)te beè gefunbenen<br />

©rabeê, IV3 SReter unter bem gufêe beê ©tein^aufenê unb<br />

4V2 Steter unter ber Oberfläche beê §ügeï§. ®ie ©rab^ö^te,<br />

beren gujgenbe tütr getroffen fyatten, unb über bereu ©üboftedEe<br />

bte ©pi|e ber ^tjramtbe geftanben, erstreckte fid) in einer Sänge<br />

t>on 1,70 Steter t)on ©nbfübtüeft nac^ 5Rorbnorboft. Ueber<br />

ber norböftlidjett unb ber norbmeftlid^en ©egenb beê ©rabeê<br />

fotüie an anberen ©teilen mußten tüieber gro§e, einzeln ober<br />

gruppentüeiê liegenbe ©teine gehoben tüerben. SDann sonnten<br />

tüir auf ber ©o^le beê ©rabeê aHmal)ïi(i) auf bem fanbigen<br />

S3oben eine burd^ bie SSertoefung beê Seid^namê ent*<br />

ftanbene graue ßrbzeidjnung erfennen, tüeld^e in ber<br />

Sücfengegenb fid§ öerbreitenb am Sopfenbe tüieber fdfjmäter<br />

tüurbe, fanben in ber ©ürtelgegenb tüieber mehrere Heine ©tücfe<br />

fennen, unb bamit ist ein nicfyt unmefentïic^er Sln^altepunft für bie<br />

S^ronofogie btefer mistigen Alterthümer gewonnen, ^^id) ergiebt<br />

fid^ barane, ba$ bie 9?äpfd^enftetne für baZ ^olf, bem biefe ©räber<br />

guge^oren, bebeutungêloê roaren, ha ber ©tein fonfì nid^t mitten<br />

unter bie anbern ©ranitblöcïe in bie STtefe be£ ©rabeê gemorfen märe.<br />

. ber SReb.)


SUetunbüierjiöfter $afyre§betid)t. I. II. 113<br />

VDoïïeneê 3eug (ba§ eine, bunfetbraun unb bon lofem<br />

@ett»ebe, roar mit einem anbern gelbbraunen unb bittern<br />

burcì) grobe graue leinene gäben zusammengenäht) nnb<br />

ttmrben burcrj ein in ber Sruftgegenb befinbtttf)e3 fcï)immernbeê<br />

gang steinet 3R et a II ft ü dt erfreut, luetice jebocï) roieber ber*<br />

loren ging. Sinige runbe feïjr feste Snocfjenftücïe fenngeicïjneten<br />

nocfj mel)r bté ßager beê ïobten.<br />

2luffaüenb trjar e§, basì t>on bem fförper nicrjtê afé bie<br />

ermähnten steinen Ueberrefte fidE) borfanben unb boef) teine<br />

Beiden beê Seic^enbranbeê §u entbecfen ttmren, ba bie gan^<br />

oben gefunbene steine geuerftetle nid^t afé bon Se^terem ^er=<br />

rütjrenb betrachtet tüerben sonnte; t)ietmeï)r geigte, tote oben<br />

gesagt, bie ©otjle beè ©rabeê bie unöerfennbare ©^ur beè<br />

üertoeften dorpere, ^u bem untersuchten großen ©rabpgel,<br />

tuie in ben übrigen aufgegrabenen, toar nur |e eine $erfon<br />

bestattet.<br />

(Später fotgte bie Ausgrabung beê lüefttid^ften §üget§,<br />

tüctcfjer ïreiêrunb tuar unb 20 SOÏeter im 3)urc^tneffer t)atte.<br />

Sönigëlerjen gierten if)n rote ©rabti^ter. SDie Untersuchung<br />

beè |)ügetranbeè tieferte feine Slfcrjenurnen. ®er erste gunb<br />

tüar mieber eine steine ©tetle Don fd^roarggebrannter<br />

Erbe mit feu ergefcrjroärgten Kieselsteinen in ber<br />

Stese bon etroa einem 5Dïetcr. SBeiterï)in samen gang steine<br />

©efäJ3f(f)erben h nm Sorfcrjein. 2 2 k 9JJeter tief stiegen<br />

ttrir auf ben ersten (Stein, bie ©pt^e ber baê ©rab f(^ü|enben,<br />

unten fic^ ringförmig auêbreitenben 5ßrjramibe. Stese ©ptfee<br />

befanb fies) im Unterschiebe bon %lv. 1 über ber norbmefttic^en<br />

@(ie beè ©rabeê. Ser ©teinring tüar tängtic^, ber obtougen<br />

gorm beê unten tiegenben ©rabeê entfpred^enb, aber nai^ Soest<br />

bi§ ©übroeft offen unb enger ale ba§ ©rab. 2)iejer ©teilt*<br />

{jausen bestaub au§ unbehauenen, btéroeiten gefpattenen, V2 bi§<br />

2 k 9tteter tangen unb ungefähr V2 Steter biden ©teinen in<br />

brei bté bier ©dEjtcfjten, bie berfd^iebenen ©c^id^ten roaren bur^<br />

Smifd^enräume getrennt, ©inen Steter tief unter bem ©tein*<br />

saufen getangte bie Nachgrabung auf bie ©ofyte be§ ©rabeê,<br />

roet


114 SBierunbmergigfter ^afyreêBerid&t. I. IL<br />

giemlidfj btefelbe Sänge unb 93reite tjatte, luie jeneê. SIucï) ïjtei<br />

fenngetd^nete fidE) burdfj befonbere graue, burc^ bie 33ertüefunc<br />

entftanbene gärbung ber Zrbe bie Sage beê Setdjnanrê<br />

$n ber ©ürtelgegenb hmrbe eine bronzene üftabel ÜOII<br />

5Vs Zentimeter ßänge unb V2 Zentimeter SSrette, flati) unt<br />

an bem einen Znbe fdfjtïbaïjnlicf) breit, fotoie ein ïletneê


SMerunbmersißster ^afyreebertdbt. L II. 115<br />

fjüget erfolgte Setd^enberbrennung I)intx»etfe, toürbe fid) t>tel=<br />

leidet au3 bem ßtjarafter ber ©gerben ergeben, bie teiber<br />

nid)t jur ©injtdjt vorgelegt finb. £)ie beiben ©poren gteidjen<br />

in ber gornt böttig benen bon SM)feet (Salt. Stub. XXX.<br />

6. 114), bie im Wbnm ber bertiner borgefd)id)tüd)en 3Iu§*<br />

fteHung pt)otograpt)irt finb, tote ein Sites auf bic Ittf). £af.<br />

9tr. 5 ergiebt, nur ba§ ber 3)orn jener ettoaê länger unb<br />

biinner ist. 9lm Qnnern beê einen Sporne saftet nod) ettoaê<br />

Seber unb außen siebt baran ha% @nbe eineê grobtootïenen,<br />

braunen gaben», mit bem ber (Sporn steint feftgebunben ge^<br />

toefen ^u fein. — S)ie am gußenbe gefunbenen flauen feol%*<br />

ftücfe steinen allerbingê bie ©ot)Ie be§ ©d)ul)eê 51t fetn, toaê<br />

baburd) eine Bestätigung geioinnt, ba$ an bem größten ©tüde<br />

mittete eineê fdjìoarjen gabenê öon Stadie ober §anf ein<br />

©tiidci)en ßeber t)ängt. 3)er ertoät)nte 5erfen!nod^en ist, naefy<br />

ber 3SergIeid)ung beê §errn Dr.


116 Sierunbtnerjigfter ^afyreSbettdjt. L<br />

ä. Saê ©anje muß ein jierticïjeê ©tüdt bon feïjr<br />

gefd&madfootler gorm gewesen fein.<br />

Sie £CRetaltftüdfe beiber ©räber finb römifdje<br />

9lrbeit, bie (Sporen metsen aber auf fpätrönttfdje 3 e ^» 8lß<br />

importirt bürfen audj bie ,3eugftücle angesehen tüerben, ma§<br />

befonberê baburdf) beriefen erf dreint, baß „grobes unb feines<br />

geug zusammengenäht" ist, in meinem Zusammenhang sie nidfjt<br />

getragen fein sonnen. S)a fid^ überbieê bie ©tüde ßeug tDunber*<br />

bar gut erhalten ïjaben, einige am gu^enbe, anbere in ber<br />

©ürtelgegenb, jene überbieê „zusammengelegt" maren, ist bie<br />

SSermut^ung au3gefcf)toffen, ba^ bie Seid^e mit ganzen ©eit)änbern<br />

begraben korben fei. ©§ ^anbette fidE> also tüo^t nur um Sftit*<br />

gäbe t)on folgen ©ad^en, bie bem Verstorbenen im sieben be*<br />

fonberê fóert^öolï toaren, tüo^u and) öermut^IidE) ©tücfe biefer<br />

frönen ©etüebe gehörten, beren 3mJ)o.rt ja nidjt auffasienber fein<br />

ïann, afê ber ber SJJetaïIfa^en. §err $Iato berietet metter:<br />

„Z^ciönbere^ügel mürben oïjne Seifein be§<br />

erstattet geöffnet. 2)er erste ist ber größte in ber<br />

unb, mie bie Ausgrabung gezeigt |at, and) im Ämtern t)or<br />

hen anberen etmaê auêge^eid^net. S§ fanb fidfj nömlid^ auf<br />

seiner ©runbfläd^e bie ©pur einer fcottftänbtgen Seiten*<br />

branbftätte, befte^enb auê einem boppeïten (Steinpflaster,<br />

etma l x /2 SDÏeter lang unb 3 /4 Sßeter breit, bebedft<br />

mit einer 16 Eentimeter Ijoljen STfd^en* unb So^fenlage,<br />

barunter gro^e, fe^r compacte ©tücEe. ®aê Aftaster mar t)on<br />

faustgroßen, oben glatt be^auenen unb bid^t an einanber lie*<br />

genben (Steinen. Sftaï)e biefem Steinpflaster befanb fid^ bie<br />

@pi|e ber baê ©rab frönenben, au§> größeren Steinen ale<br />

bie früheren befte^enben 5ßt>ramibe. Sie ©o^Ie ber<br />

lag etma 4 9Mer unter bem ©ipfel beê §ügefó.<br />

^n bem %ïv exten fanb pdf) ein ©rab t)on<br />

mäßig nur geringer ïiefe, mit Sermefungêfpuren auf bem<br />

93oben unb mit einem Sfjongefäß an ber ©ette.


SBierunbrneraiöfter 3fa^reSberid&t. I. n. 117<br />

§err *ßtato berichtet ferner über eine<br />

bet bem (SuU<br />

6.<br />

„3n einer einsamen ©egenb be§ 3)ragetf)ate§ am 3n§e be3<br />

©algenbergeê, ans freierem 1618 bie lefcte $eje bei gattenburg<br />

Verbrannt tmtrbe, ïennt baè SSoïf einen gan§ ifolirt ans Sßiefenboben<br />

gelegenen, länglichen nnb niebrtgen, grabäfyntidjen, mit<br />

©efträuef) betoarì)fenen §ügel unb fnüpft an it)tt bie ©age Don<br />

einer $rin§efjin. SBir gruben biefen §ügel, tnetc^er 3 SReter<br />

ïang eine eöiptijc^e gorm tjat unb in feinem toeftttd^en posieren<br />

Steile IV2 3J?eter breit unb 0,30 9JMer ï)0(^r in feinem oft*<br />

ttdfjen nieberen 1,25 Sßeter breit unb 0,25 SJieter Ijodj ist, auf<br />

unb fanben in einer Xiefe öon 0,27 9fteter einen au§ 5 ©ru^en<br />

ton steinen ©leinen befte!)enben, elliptifd^en ®rei§, an<br />

beffen tDeftü^em gunste ein fcfyarffantiger geuerftein*) lag.<br />

©d^on in einer Siefe öon 0,40 SJleter erreichten luir ben ge=<br />

roac^fenen 33oben unb somit bie ©runbftäc^e ber übrigens<br />

ob(ongif4)en rätf)felf)aften ©tätte, ofyne irgenb einen Ueberreft<br />

etnee ®örper£ ober etmaige sonst bemerfenêtt)ert^e ©egenftänbe<br />

gefunben JU ^aben."<br />

rj<br />

(Sin auJ3erorbentticE)eê Interesse erregte ©übe September<br />

bie ^acfyricfyt üon einem großen, bei ©targarb aufgepflügten<br />

©olbfunbe. ©ê gdang unserm S)elegirten, i^n t>on bem<br />

bamattgen ©esiger, §errn Sutueüer Surfc^ in ©targarb, ^ur<br />

Slnfic^t zugestellt 3U erhalten. @r roar in jtoei ©tücfe 5erbroden,<br />

beren Söttjungêfpuren aber bie frühere ©onftruetion<br />

unfeiner erfennen liefen, ©r tu urbe bemgemä^ burc^<br />

®ra^t jufammengebunben unb in bie f er gorm pi)o*<br />

tograpt)irt. S)ie beifotgenbe Xafeï ^eigt in 2id)tbrucf biefen<br />

o bei<br />

tüie er genannt faerben mu§, unb tt)ir geben junäcfyft ben er*<br />

) 2)a3 @tüd ist !ein ©erät^. «Reb.


118 Sterunböteraigster 3aï)regberirf)t. I. II.<br />

fdjöpfenben gunb6er\erbienter<br />

SKitgltebé, be§ §errn $roreftor3 Dr. SBtggert in ©tàrgarb,<br />

ber neben feinem n>iffenfd)aftlidjen SBert^e noi) ba$ befonbere<br />

SSerbienft fyat, ergö|Itd)e (Streiflichter auf ben ©utturftanb<br />

unserer Sanbleute $u Werfen, unter benen bie ^änbler semitischer<br />

SIbfunft immer nod) aU pioniere ber Zivilisation erscheinen,<br />

ba o^ne eine foldje ^nteröention ber schöne Steif tnetteidjt noci)<br />

lange aU ©inberfpiel^eug gebtent Inatte.<br />

„©er tiefer, auf bem bei ber Herbstbestellung in ben<br />

ersten Sagen beê September b. 3. ber qii. ®olbretfen ge=<br />

funben tüurbe, liegt im ©üboften Don ©targarb auf bem<br />

redeten g^naufer in ber 9^ieberung, bie fies) in einer<br />

SSrette öon etma iVi Kilometer ^tnbe^nt. 2)a3 S^nat^aï<br />

besteht zumeist au% SBiefen; in ber 9ïa^e ber ©tabi —<br />

nörblidj öon bem in bte 3^na öon Dften fjer etnmünbenben<br />

Sram^e^I — finb biefelben je|t metst in Slcferlanb fcertüanbelt;<br />

burc^ 5lb^ugêgraben, bte, fobie! mir ttnffen, in<br />

ben lekten Safyven ber Regierung Srtebrtdjê be§ ®ro§en<br />

angelegt finb — ber §auptgraben fü^rt i>en tarnen<br />

„93renfenf)off3 ^anal" — ist ba§ ïerrain Verbessert unb<br />

culturfä^ig gemacht (33gl. hierüber auc^ §<br />

Sanbbud) t>on sommern ï^ett II. 93b. 4 ©. 8.)*)<br />

*) 92od^ in 5ïnfang biefe5 3a§r§uubcrtö foli nad) ber Erinnerung<br />

alter 2eute in ©targarb in bem bortigen 53rud^ ein ®e^ö(§ getnefen<br />

fein, ein ©Ifenbufdj (mie ein solcher and) meiter oberhalb, fübïi^ born<br />

Ärampeljl, auf ber (3eneralfìabésarte öer^eid^net ist), berfelbe aber in<br />

ber granjofen^eit beïmfê Aufbringung ber Kontribution niebergefc^ïagen<br />

fein, üftodj je^t ^eißt eine ©tette nad^ bem 2)orfe 3 ar 8^9 è 11 *> er<br />

„fëifytarnp"; and) ì)a$ 25orFommen ber Anemone ranunculoides bezeugt<br />

flar, i)a$ bort früher SBatò mar. @


SSierunbmerstgfter ^atyreSbertdjt. I. II H9<br />

93on ©targarb rjer in ber 9iicrjtung nad) ©üboft<br />

burdjfcrjneibct bic Stteberung Jetjt ber 8omm ber Etjauffee,<br />

bic nad) 3ad)an unb fRce^ fütjrt; nad) ^orboft gu<br />

ftd) ber ®amm ber Ijiuterpommcrfdien ©tfenbatjn. 3 n<br />

Siered anrissen 3I)ua unb krampet)!, (Sifenbafyn unb<br />

gadjaner Srjauffee liegt bte ©tätte beë ©olbfunbeê; e§ ist<br />

ein diva 5 SJiorgcn grofceê 2lcferftüd (in ber 9MI)c beê<br />

SSortüerïê 9teu^3Rejif o), baê ringe tion ^Ib^ugegräbcn<br />

eingefdjloffen ist (auf ber ©eneralftabèfarte ©cctton 115<br />

„©torgorb" ist e§ be§l;alb leidet 511 finben, e§ ist baê steine<br />

SSiered uorböftüd) öon 9Zeu*2Rejifo). SSann biefe ©räben<br />

angelegt finb, unb feit tute langer 3 e ^ ^ a ^ 5 e<br />

lütrb, Dermag id^ nic^t genauer $u bestimmen; boc^ ist<br />

in ©. 3°^ ann ^ Ätrdjen S lim @ebäd)tnt5 geschrieben roorben,<br />

t)Dvl)anbcn:<br />

M. duo CO. vere tres octoginta fuere<br />

anni, quando Judae Stargard est perdita nocte,<br />

Castrum post anuo fractum fuit io duodeno.<br />

9?a^£eSfc:©cf(^. b. etabt ©targarb ©. 5, bcrftd&auf 2Wtcraeïiu§VI. 6.<br />

575 6ejteftt; lag biefe SBurg „gegen Mittag öon 53ruc^ unb öou Trampel)!,<br />

gegen 2l6enb öon ber ^ijna, gegen borgen mtb Mitternacht mieber<br />

Don ^Brud^ umgeben, nafye bet ber je^igen


120 Stenmbmetaiöfter ftaftteäberidjt. I. II.<br />

minbeftenê feit 50 $aï)ren gefd)efjen: auf einer ©epara<br />

tionêfarte t)on 1835 ist baZ qu. getb fdjon afê SWerlan 1<br />

bejettfjnet unb bie ©raben so tüte je£t.<br />

Sluf biefein SIcferftticf an ber SBeftfeite in ber Wàfy<br />

beê ®raben£ murbe — mie oben bemerft — in ben erjier<br />

Sagen be3 ©eptember b. ;g. ^ m pflügen ein geïbei<br />

SDïetattretfen gefunben. ©er StdEerfned^t mars iïjn ^uerf:<br />

bei Seite; erft auf bie Semerfung eineê anbern, bajs „bei<br />

gube" i^m bafür tnetteidjt etma£ geben mürbe, nafym er<br />

iïjn mit nad^ ^aufe unb säugte i^n im ^ferbeftatt an<br />

einen -KageL ?Ifê an einem ber nächsten SIbenbe bie<br />

SJïagb in ben


Sïïarf unter ber SBebingung, toa§ er ettrm baron geftnnnen<br />

föerbe, mit bem Vermittler beê ©efdjaftê §u theilen.<br />

5)ie personen, bie ben Zeisen in unt>erte|tem 3 U '<br />

staube gesehen tjaben, sagen übereinftimmenb auê, baJ3 bie<br />

beiben birferen Ënben aneinanber getötfyet nebeneinanber<br />

liefen (toofür aud) bie ©puren ber Sötfyung spreien), bie<br />

bünnern Steile aber einen einfachen Reifen bilbeten. —<br />

3m nackten ©ommer, toenn ber Joggen abgemäht ist,<br />

ttnll ber S3e[i|er btä ganje gelb unter Slufftdfjt eineê Riesigen<br />

©t)mnafiaüe^rere umgraben lassen."<br />

©targarb, 5Jioöember 1881. Dr. Sßiggert.<br />

3)er Steifen ist in fast natürlicher ©rö§er beren üeine SSer*<br />

minberung burd^ ba§> gormat be§ §efte§ bebingt ttmrbe, ab*<br />

gebilbet.<br />

©ein ©etoid^t ist im je|igen guftanbc 1422 ©r. 3)er<br />

SKetalIge^aït ist öon Riesigen ©a^berftänbigen ettoaê t)erstieben<br />

angegeben. Slber glei^öiel ob ba% ©otb 2Ofarätf)ig<br />

ober 22!arät^ig ist, so beträgt ber SRetasitücrt^ immer boii)<br />

ettüa 3000 3K. unb reprafentirt bie Rohste ©umme, bie jemaïê<br />

in einem ©tüd in einem pommerfcrjen aïtertfjümlic^en<br />

©egenftanb gu Sage gefommen ist.<br />

3n betreff ber £erf)nif ist 5U bemerfen, bafc naä) bem<br />

einstimmigen Urtheil ber ©adjüerftänbigen ber JRing gegossen<br />

ist, tporauf bie bo^nenförmigen Ornamente mit einem ©tempel<br />

eingeschlagen, bie anbern bagegeu fammtlid^ eingestoßen finb.<br />

Der Steifen ist unten glatt. ®ie Ornamente bebeden<br />

nur bie obere SSSötbung. 3)ie bo^nenförmigen, mit neun er*<br />

fjabenen Körnchen üerfe^enen ©tempetöer^ierungen laufen in<br />

jtDei Doppelreihen, finb aber mit ben concaoen Seiten gegen<br />

einanber gelehrt, tt)oburß bie ©införmigfeit beê Ornamentes<br />

tüefentliß gemilbert roirb. yflaé) ben fßmalen @nben 511 folgen<br />

fdyuppenartig an einanber gelegte ^atbfreife (unterhalb bereu<br />

ein auf bem ©ßmalenbe rechte tiom 33efßauer nod) ersehnbareê<br />

3ö^nornament entlang läuft), bann fßlie^en fies) Sinearu.<br />

f. w. an. SDer ©ßlu^ luar öermutl)licrj<br />

8


122 Sterunbüterjiofter fta^reSberidtf. I. IL<br />

(tuie auf ben äljnltdjen, gteidf) nätjer ^u befprec£)enben ©tücfeti<br />

in ©canbinatiten) gan$ urtüerjtert. ®a§ S3iïb einer ©dränge,<br />

ba% man tooiji $u fe^en geglaubt ï)at, ist nicEjt ^u erïennen,<br />

tueber auf unserm, nocïj auf ben analogen norbtfc^en ©tücfen.<br />

3)te ©onftruction be£ Petsene für ben ©ebraudf) ist<br />

bnxä) §tüei Umftänbe feEir erfdjtoert. 3 un äd)ft nämticf) finb<br />

bie beiben fd)maten @nben burd^ bie unöernünftige 33ef)anbtung,<br />

ber er au§gefe|t getüefen ist, abgeïjacft korben; fobann aber<br />

erscheint bie 3ïunbung beê für ben 93efc^auer linsen ©nbe§<br />

ben ©adperftänbigen aU öom Sünftter fetbft fdjon hei ber<br />

Anfertigung hergestellt, tooburd) e§ rät^fel^aft tüirb, tuie ber<br />

SReifen getragen ist. 8lfö §afêfdjmutf ist er bann faum me^r<br />

^u conftruiren, tüiber ben ©ebraud^ afó Sopff^mudE aber<br />

f^rid^t ba% enorme ©etüid^t t>on nafyeftvi 3 $funb, bie er in<br />

feiner Unt)erie|t^eit gehabt ï)aben mu§.<br />

Um biefe toid)tige grage nid^t in ber Suft fd£)toeben ju<br />

taffen, mag barauf ïjingettnefen tuerben, ba$ tfvtx im Sönigl.<br />

SDÏufeum Don Ko^en^agen befinblid)e uno hei 2öorfaae: Nordiske<br />

Oldsager unter Sftr. 431 unb 432 abgebitbete feljr<br />

äf)nlic^e unb ebenfalls gelöt^ete ^afêringe ein %an^<br />

bilben, b. §. an ben bünnen ©nben üerbunben finb, so ba$<br />

ber 9ïing beim ©ebraud^e tyat über ben Sopf gestreift Serben<br />

müssen, um am §atfe getragen ^u tuerben. (£§ ist buriane<br />

nid)t unmöglich, üielme^r ipa^rfd^einlid^, ba§ unser Reifen<br />

ursprünglich ebenso conftruirt gewesen ist.<br />

Serartige Stìnge finb nid^tê Seltenes befonberê nid^t<br />

im 9ïorben. §err Dr. 3JÏonteline, ber in feinem frönen<br />

SBerfe Antiquités suédoises unter 9^r. 471 einen in ber<br />

Drnamentirung gan$ ä^nlid^en |)afóring abbtlbet, fyat bie ©üte<br />

gehabt, unê mitzureiten, ba$ im fiöntgl. Museum in ©todt*<br />

Ijotm 8 fotdf)e


Söterunbmeraigfier Qafyreêberidjt. I. II. 123<br />

bafyer bebauert, nur auê betn ©ebädjtnif} schreiben ju sönnen,<br />

auê 3tom: „gn S^lortüegen finb mehrere §atêringe berfelben 2lrt<br />

gefunben, ici) gtaube brei glatte unb ein ©jemplar mit<br />

benfelben Ornamenten, tuie ber Strige; teuerer ist<br />

auf Säberen bei ©taüanger gefunben unb befinbet \\d)<br />

im Museum öon Sergen."<br />

S)ie auêgejeidjneten norbifiijen ©elefjrten vertegen biefe<br />

Stìnge übereinftimmenb in bieerfte norbtjd^eStfenperiobe<br />

(5. btö 8. Sa^rfjunbert). ©3 läßt sii) meüeid^t noci) eine ge*<br />

nauere chronologische Bestimmung gewinnen. 35er<br />

oben ertüätjnte ©otbreifen 9tr. 471 in bem genannten SBerfe<br />

oon SD^onteüuê gehört bem großen guube öon X^ure^oïm in<br />

©übermanntanb an, ber einige golbene ©d)tt>ertbefd)Iäge enthält<br />

(ebenb. 3lx. 408 unb 419), bie in Ornamenti! unb Xtfynit<br />

eine auffaHenbe 2let)nü(i)feit aufweisen mit bem großen ©olb=<br />

fdjmud t)on günen im SKufeum toon Sopenïjagen (3Konteüu§<br />

5Rr. 455, 23orjaae Sftr. 387). Sie ©Cronologie be£ teueren<br />

toirb aber bestimmt tuerben sonnen buri) bie an bemfetben<br />

^angenben \t$)% btj^antinif^en ©olbmün^en, bereu jüngste<br />

8lnaftafiu§ I. (491—518) §ugeï)i3rt. 3)a mir nun öon<br />

biefem Kaiser auc^ uier in sommern gefunbene ©olbmünjen<br />

ïennen (Salt. ©tub. XXVII ©. 224), \o bürste biefer ©olbreifen<br />

mit in bie SReifye biefer b^antinifdjen ©olbfunbe gebracht<br />

iuerben bürfen, tüobei noi^ bie Semerfung gestattet fein mag,<br />

hafc bie SKün^en beê genannten Saiferè für sommern bk<br />

legten finb, bie auf eine üßerbinbung mit bem oftrömtjdjen<br />

9\eic^ ï)inroeifen.<br />

Woä) birefter toeift auf biefelbe 3 e ^ ^nb benfelben Drt<br />

ber §er!unft ber im ^rotjinjial-SJ^ufeum §u §annotier<br />

befinbü^e golbene |)alèring öon SKuIfum*), (abge*<br />

bilbet in©^angenberg: 5Jleueê öatcrl. Striiti 93b. V, 324,<br />

öergl. ©öttinger gelehrte an^eigen 1823. 3ir. 201—202).<br />

*) Ueber biefen ïïling, auf ben gräutein Nestors in $iel uns<br />

aufmertfam gemalt, ïjat ^err ©tubienrat^ Dr. SJJüUer in §ann oöer<br />

bie ©üte gehabt ausführlich ju berieten unb 3eic^nuugen ein^ufenben,<br />

\vtlä)t bie 5ßern:anbtfc^aft mit bem unjrigen auger 3^^^ stellen.


124 Sterunboieratöfter QaöreSberid&t. L n.<br />

<strong>der</strong>selbe befielt, tuie ber unfrige, au% 5tr>ei §aïbringeti<br />

bie an bem bünnen ©nbe bur^ ipafen unb Defe, an bei<br />

bicferen burcf) jtoet ©lieber (cantici) tüte SBorfaae 443 un<br />

444, 3#onteliu§ 441 unb 442) zusammengehalten toerber<br />

3)ie Ornamente bestehen ane äf)ttüdE)en bogenförmigen Stempel<br />

figuren, bie nur barin abtoeidjen, bafj sie met>r Ijalbmonb<br />

förmig 5ugef{ri£t finb unb im Innern nur fcier Sörndjei<br />

geigen, übrigens ebenso mit ben concaöen ©etten gegen ein<br />

anber stehen (anbere breiecftge ©d^ilbd^en, ä^nlid^ tuie auf ben<br />

^Ringe SBorfaae 431 laufen neben ben SKäfyten beê nur ai<br />

ben verjüngten ßmben massigen, sonst f)of)Ien Sfingee), -ftebei<br />

biefem 1823 im Torfmoor beê Sird^fpiefê 9KuIfum (8tm.<br />

®orum, nörbltcfje SBefergegenb) auf einem stauen £üget au$gegrabenen<br />

Reifen fanben fici) t)ier ©otbmün^en ber b^§an=<br />

tinifdEjen Kaiser SSalenttnian I. unb HL, ßeo I. unb 21 na sta*<br />

f tue I. nebst einem barbarischen @olibu3 be£ fe^tgenannteti<br />

barf tt)of)I bemerft werben, ba§ ber Sor*<br />

ftanb aïïeê angemanbt fyat, fóaê im Sereid^ seiner ffraft unb<br />

seiner SRittel lag, um W% für sommern einzige unb ale<br />

präf)iftorifd}e Urfunbe unfd^ä^bare SBert^ftücE ^u erwerben»<br />

3Bir tt)aren bereit, aufjer bem 9KetaHtt)ert^ aud^ einen mäßigen<br />

Slttert^umêfóert^ ^u gallen ; aber alle Ser^anblungen scheiterten<br />

an gorberungen, bie über unsere SRittel gingen. SJHt ®enug*<br />

t^uung aber begrüben mir e§, bag ba% seltene ©tücf lüenigften^<br />

ber weiteren ^eimat^ erhalten ist. 3)tc SMreftion be^ ^önigt.<br />

aWufeumè in SSerlin fosi baffetbe für ca. 4000 2K. erftanben<br />

fyabm.<br />

8.<br />

Ueber einen<br />

23ttr0tt>att bei Äletn^üffotp (Sfreis sparte)<br />

§at $err Sanbgerid^têrat^ ^otlmann in Serltn bie greunb-<br />

Ii(f)feit gehabt, unê folgenben genauen unb anschaulichen Serid^t<br />

ju fenben:<br />

„2)orf unb fRittergut ffircin^Süffo» (»eftfeer: £err t>. ©eibler)


Sierunbmeraigfter 3a^rcsbcri4t. L II. 125<br />

liegen bid)! am Ufer be3 3ftabü*@eeê. gm ®örtcn be§<br />

Sftitterguté, jtoifdfjen ©eljöft unb ©eeufer, liegt ein noci)<br />

nid)t besannt geworbener ïïurgtuaK. gorm: Öuabrat mit<br />

abgestumpften (Scfen. Umfang: auf £öl)e beê 2Basie§ 600<br />

©tïjritt, bie Dier (Seiten etto a gteirï) lang, eine ©exte, bie<br />

toefttid&e, paratie! bem ©eeufer unb bi§ an biefeè reidfyenb ;<br />

benn ba% je^ige SBortanb toar un^meifet^aft Don SSaffer<br />

bebecft. §öï)e beê SSaïïeê nac^ aufcen toed^feïnb, btó ettoa<br />

40 guft, ein S^eil nad^ ?lorb perniici) ntebrig. §ö^e nad^<br />

innen 5 btó 10 gu^. gn ber SRttte beê Innern eine tiefe<br />

©tette, nafje ber ©übfeite im ^ nnern e ^ ne quettige ©tette,<br />

too ba§ SSaffer in ettoa 3 guf$ errei^t toirb. $ier ist<br />

ein ©djiefjftanb gegraben, in beffen auêgetoorfener Erbe id^<br />

©gerben Don ®efä§en fanb, toetje jiemlid^ groft getoefen<br />

fein müssen. SRateriat grob, mit Duar5tï)eitcE)en bur^fe|tr<br />

an einzelnen ©gerben rotier Sranb an ber 2Iuf3enfeite<br />

beutlid^ biê auf fjatber S)icfe erfennbar. 93ei einer Wafy<br />

grabung an ber norböftlid^en ©cfe beê ^nnern fanb id^<br />

gleite ©gerben, fotoie §auer, ®ebtfe unb ©ctjenfetfnodfyen<br />

Dom toilben ©d^toein. ®eine ber ©gerben geigte Orna*<br />

mente, ani) §enfet tourben nxi)t gefunben. 3tüif(i)en bem<br />

mittelften ï^eil be§ 3 nnern un ^ ^ em ^ a ^<br />

namentlich nad^ bem ©ee ju, ein plateau, in<br />

äRitte jtoifc^en äßasi unb 9KttteïniDeau tjaltenb ; auf biefem<br />

toaren oben befd^riebene gunbe gemalt, ©rabungen in ber<br />

SKttte gaben fein Slefuttat. Sein geuerftein gefunben,<br />

©teine me^rfac^, aber o^ne SSerbinbung mit ben anbern<br />

gunben, feine Sranbftetïen ober Sorten an fünf angegra*<br />

benen ©teilen. S)ie oben ertoötjnten ©gerben unb §auer<br />

befinben \ijfy in meinem 33efi|. 2)ie Sluêgrabung erfolgte<br />

im 2Iuguft 1881,"<br />

9.<br />

3m Slnfc^Iu^ hieran ^at unê berfetbe §err über eine<br />

5lu$9tabutt0 bet (Sto^s^üffDto<br />

im August 1880 einen Sericïjt ju erstatten bte greunbli^feit


126 Sßterunbtnergtöfter 3fal)re3berion geeigneter §ö^e, Sage<br />

auf bem Sftücfen, SIrme am £eib entlang, bief e unb bie<br />

Seine öottftänbig geftrecft; feine Setgaben. S)ie @d)äbel<br />

burd^ eingetüad^fene Saumtuur^eln so befdjäbtgt, i>a$ sie<br />

nur in ©tücien ^erauèfamen."<br />

10.<br />

&ucattnfunb t>on &tatQavi>+<br />

3m (September ö. §• (1881) tuurbe baê in ber Sßoft*<br />

strafe Jlr, 8 tn@targarb belegene alte Söo^n^auê, tüelc^eê<br />

burc^ Sauf an ben £ifallermeister §errn 5ß aas 6) übergegangen<br />

ttmr, öon biefem §um Qvot&t beê 9ïeubaue§ abgebrochen, bei<br />

tDeld^er ©elegen^eit unter bem gunbament einer genfterbrüftung,<br />

aU ein großer gelbftein weggenommen tüurbe, eine beträft*<br />

lid^e $a§l Sucaten, bie oïjne jegliche Umrüstung in bem @e*<br />

mäuer öerftedt gelegen fjatten, herausfielen. §err Oberbürgermeister<br />

^ße^temann ^atte bie ©üte, ben SSorftanb öon bem<br />

gunbe in Senntmfê ju fc|cn, unb e§ gelang une, bie nad^fol*<br />

genb üer^eid^neten neununbbrei^ig ©tuie burd^ Sauf ^u<br />

erto erben.<br />

1. sommern: Sari XL 1662.<br />

2. Itrol ö. 3. (Divus Leopoldus).<br />

3. granïfurt: 1656. (Nomen domini turris fortis).


a • E- 127<br />

4__6. hamburg: 1641, 1649, 1650, alle brei mit bem<br />

Sftuttergotteêbifbe.<br />

7—10. Sübedf: 1636, 1649, 1656, 1657.<br />

11. Oberasse!: 1634.<br />

12—13. SBeftfrieêlanb: 1609, 1650.<br />

14—18. Utrecht: 1649 (jtoet ©tücfe mit berfdjtebenem ©e*<br />

präge), 1650, 1654, 1657.<br />

19—25. ©eibern: 1596, 1646,1649, 1650, 1651,1652,<br />

1653.<br />

26—29. ßampen: 1597, 1648, 1654, 1656.<br />

30—33. Qtoolte: 1646 (jtoei ©tücfe mit öerf^iebenem ©e*<br />

präge), 1654, 1655.<br />

34. Ungarn o. g. SBIabiêlaü IL (1490—1516).<br />

35. Siebenbürgen o. 3. (Stewart Satljort), 313. 33itb be£<br />

Ij. Sabiêlauê.<br />

36. 9ïïobena o. g.Sefare (1597—1628), NobilitasEstensis,<br />

37—39. SDrei türïtf^e ©olbftücfe (gonbuq):<br />

a. Äfc: ®er haZ ©olb prägt, ber §err ber f rast unb<br />

be§ 6iegeê ^u Sanbe unb 5U Speere. 3ffê. : ©ultan<br />

(Selim, (So^n beê ©otiman S^an, ^errlid^ set sein<br />

(Sieg, ©eprägt ju Algier 974 (= 1566).<br />

b. gonbuq be§ ©ultan 3Wurab, geprägt ju SIteppo 982<br />

(= 1574).<br />

c. gonbuq beê &üttan 5I^meb I., geprägt ju Sagbab<br />

1012 (= 1603).<br />

3)ie Anschriften auf b. unb c. ftnb im übrigen gteidEj ber<br />

auf a.*)<br />

®ie jüngste ber meist öorjügtid) erhaltenen Tlün^en ist<br />

ber pommerfc^e ©ucaten ®art§ XI. (Str. 1) ö. 3. 1662, ein<br />

überaus seltenes


128 SJietunbmeraißfhr Qaïjreêberidjt. L II.<br />

bert Sarren ©inbïid gettmïjrt in bic Eircutation be§ ®otbe3<br />

in ber groetten patste be3 17. gaf)rt)imberté, »o überroiegenb<br />

auêlönbtfi^e, inêbejonbere meberlänbifdfye SKünjen, in sommern<br />

cnrfirten, toa$ \\ä) auä) immer bei ben reichen 2^aterfunben<br />

biefeê 3 e ^ a ^i^^i^ e ^ bemerïürï) gemaft t»at.<br />

11.<br />

Unser 90? use um, ba% bie milbe §erbfttt)itterung erlaubte<br />

btó 2ïnfang Se^ember offen ju galten (freitief) nur be§ ©onn*<br />

tage) »urbe im Verlauf be§ ZsatytZ t>on etwa 3500 personen<br />

befugt, eine Qäfjl, toetene bie beê Sïorja^reê fast um btë<br />

Sonette übersteigt.<br />

51. Süfyne.


df)t. L II.<br />

drmerbungen hts antiquarischen Jlufeunts<br />

torn tënbe 9Jtai M8 tënbe Sejemkr 1881-<br />

[F ss gunbort.]<br />

I £eibnifdje «Htert^ümer.<br />

A. (Steins a djert.<br />

L 2ïrt au£ potirtem fc^mar^en ftefelfdjiefer, 10 (£m. f. F bic<br />

a§ ©tücï gehort, mie bie<br />

©räber bon (Sinjtoro, in bie Söron^eit.)<br />

5. ©d^maï^ammer mit @c^aftïoc^ auê ©torit, 9 Sm (,, 2,3 (£m.<br />

br., oben 3,8 ©m. bics. [3. 1759.]<br />

6. 2)oppeïfd^netbige 5ïrt mit ©d^aftloc^ auê ©Itmmerfanbftein,<br />

14 Cm. i., 3 (Em. br. [3. 1760.] 53eibe§ gefunben in 2)ren*<br />

jtg bei (Srangen. — §err ?e^rer ^au^ bafelbft, überreicht burdj<br />

§errn ïe^rer ©ietaff ^ier. (


130 Sterunboteratgfter 3fctl)resberid)t. I. n.<br />

2Riffton3btreïtor Sßangemann in SBerlin. [3. 1758.] $or etwa<br />

20 3a^ren con einem (Seïbgieger in Sarnmtn ertoorben. (©ieïje<br />

lìti). £afel Wx. 4.)<br />

9. 1. 9?eun stinge, 1 bis 8 (£m. im Durchmesser, tfyetté gegossen,<br />

theile üon Draïjt, ber größte ganj jerbrocfyen; 2. jn?ei<br />

spiralen au§ boppettem Draïjt, 5 (£m. im Durchmesser, 4<br />

bungen, auf bem einen fieeïen §mei 93ernjieinperlen; 3. brei<br />

©tiicïe eineê 3^ nn barten mit gefireiften Ornamenten, im (San*<br />

jen etma 15 ©m., breite 4 2ttm. (lit^. 2:afeï ïflx. 2.) F<br />

giegenberg bet Soïberg. — Uebermittett burd^ $errn ®^mnaftaïïe^rer<br />

9ïïeier. [3. 1763.]<br />

10. ©c^abeï auS einem Äegelgrabe. F ^3eterst^ bei (Eofberg. —<br />

£err ®t)mnaftaïïe^rer 3)^eier. SBgï. oben @. 109 9^r. 4.<br />

11. a. ©tücïc^en SBronjebra^t; b. 12 ^feiïfpifcen au0<br />

geuerfiein (batjon eine bei ©obberpïjut, eine htx 53abbin<br />

gefunben). F ©anbberge bet ©injïom. — §err 2e^rer $itester<br />

bafelbft. [3. 1772—1774.]<br />

12. 9)?esser, bie ©d^neibe 10 (£m. (ang, nadj innen concaö, lang juge«<br />

fptfet. ©a5 ©c^aft(lüclf abgebrochen, mit brei ^ietlöd^ern. F<br />

^eu = ©rape, Arci« ïtyrifc. — $err Se^rer fRtd^ter. [JJ. 1771.]<br />

13. kleine Urne mit ^enfet, 7 Sm. ^. F. boffen tin bei ©olberg.<br />

— §err ?e^rer $oft bafelbfi burc^ §errn ©^mnastatte^rer 2fteier<br />

in (Sotberg. [3. 1765.]<br />

C.<br />

14. ©ptrate einer ^tbeï. F Semmin, üor bem<br />

S^ore. — §err S)ieren ïjiier. [^. 1747.] (@ine (Srgängung ju<br />

ber gibel 3a^re0beri(^t 40, IV, ftr. 52, «dt. @tub. XXYIII,<br />

©. 469.)<br />

15. Urne o^ne §enfet, 10 ©m. ^., 23aud?mette 13 ©m. Durchmesser,<br />

Don feinem, fdjroärjüdjen S^on, am oberen £f)eite oier fRei^en<br />

ja^nartiger 5Ber§terungen. F ©aarbrücï, in einem ©rabe, n?o<br />

std^ auc^ steben mit überlassene 3^^ne Don $auêt^ieren unb<br />

bie in Saïjreêberidjt 39, @. 31, ïflx. 5 [3. 1141] ermahnte römische<br />

S^onlampe fanben. [3. 1750.]<br />

16. 2)te gunbjiücïe au3 ben ©räbern üon ©ranzig. [3.<br />

1775.] ©. oben ©. 110 ff. 9^r. 5.<br />

D. SBenbtfd^eê.<br />

17. S)ret Urnenfgerben. F Martin bet (Solberg auf bem<br />

mafie. [3. 1754.]<br />

18. 1. (Sin ïjatbeS §ufeifen; 2. V2 ©ptnnmirtel; 3. sm<br />

snoten. F SCItjlabt bei Sotberg. [3. 1755.] — «eibeS öon


Sierunbmeraigfter 3om Änopf. F (Summerott> = ©ee.<br />

— $err Dr. ©tarcï in 2)emmtn. [3. 1749.]<br />

21. 3tüei eiserne 2anjenfpi£en. F Ausgebaggert in ber Db er.<br />

- (Belauft. [3. 1741 g.]<br />

ni §Mtbe neuerer $ett<br />

22. Steiner eiferner $etf, 5,5 ©m. ï. F ©ranbljfigel, ©O. üom<br />

Summeron3-©ee. [3. 1749 c]<br />

23. Eiserner 5H^fP ce ^ F (£ummerott)*


132 Sietunbtneraigster QafyreSbericfyt. L II.<br />

29. a. 2fteïtenburgif(ï}ee§ SDreipfennigjiütf t>.<br />

^. 1689; c. £)oppelfd)ittinci beê 23if$of


öterunboiersiflster Sfaïjresberidtf. I. IL 133<br />

©ttcntirung auf fcer liif)OQtapl)ivttn<br />

1. 2)oppelfd)Keibige 2Irt öon ©ranzig, ©. 106, 33eil. 9?r. 6.<br />

2. 3innbarren t>on 3iegenberg, ©. 106, 93eil. 9h\ 9.<br />

3. Urne mit Äammüerüerjierung üon ^ßeterfifc, ©. 109.<br />

4. 5ïrmbanb üon Solbetom, ©. 106, 53ei(. 9k. 8.<br />

5—9. gunbc öon ©ranzig, @. 110 ff.<br />

5. ©porn.<br />

6. $origontaïprojeïtion ber ©teinlag en beê ersten ©ra6c§.<br />

7. ^orijontalprojeftion be§ ©rabbobenê. ©ie steinen 3 a ^ en<br />

jetd^nen bic 2age ber gunbftücïe: 1. bie ©poren, 2. unb 3.<br />

ïeneê 3 eu 9/ 4 - 33ron§eftücïe.<br />

8. $ori3ontatproieftion ber ©tetnïagen beê jmeiten ($vaheè.<br />

9. §orijontaïproj[eftioii be§ ©rabbobenê. 2>te steinen 3 a ^ en ^ejeic^nen<br />

£age ber gunbstüde: 1. Anoden unb §oïj, 2. ^Bronje;<br />

ftüde, 3. SSronjenabeï unb fteiner SRing (©ürtetf/afen), 4. unb 5.<br />

S^onftücfe, 6. ©gerben ber &à)ak, 7. ©tein, Vj2 %u% über ber<br />

Seicfye, unter meinem ber ©d^äbel lag, 8. unb 9. ©teine, 1 $ufj<br />

über ber 2eid)e.


\<br />

öcrauêacacbi<br />

Don bei*<br />

für Jloromerfdje (Scsdjtdjtc<br />

V<br />

y rociuu bbr c i fei g st e r 3 a l) r g a n g.<br />

3 öi c i t c t § c f t.<br />

©tetttJi, 1882.<br />

niib Sßersaij Don §ernfe & fiebcling.


3 ni) ai t<br />

Seite<br />

Dr. ©. öaag: $faï)Ibau mtb Entwässerung QulinS . . 135-146<br />

£>. Sub e es e: 3ur ®efd)id)te beS Qungfernf (öfters uon<br />

SUtftabt $griö 147-158<br />

<strong>der</strong>selbe: SDic legten 2age ber gran^iêfanermöndje in<br />

ïtyriè 159-177<br />

Dr. $rümer§: ©treiben be§ s }ieid)§saniere S 2lj:el Oyen=<br />

ftierna an ben ^elbntarfdball Qoljann Banner rcegen<br />

ber Einquartierung in sommern Slnno 1635. 177—178<br />

S 2(. %v ei db ei: (Sin 6 er f uns tó* ìinb ^eumunb3 = 8eugni&<br />

für 5XlbredE)t Hamide in Sauenburfl 179—18t><br />

Dr. ®. &aag: ^)er pommerfdje öauSgetft ©ï)im . . . 187—192<br />

<strong>der</strong>selbe: sommern in auSroärtiger SDidbtung . . . . 193—198


|)fttl)lbau uno<br />

Dr. ©.<br />

Unser f)od)berbiente§ ©fjrenmügüeb ?R. 33trd^ott> §at im<br />

©i£ungêberid)te ber berliner ©efetlfdjaft für Anthropologie,<br />

Ethnologie unb Urgeschichte t)ont 13. ganuar 1872 bie ®r=<br />

gebniffe feiner umfaffenben Ausgrabungen unb Unterjudjungen<br />

auf ber gnfel SBoffin toeröffentttdjt. 23ei unb in ber ©tabt<br />

SBosiin fefbft, ber Dertlid)!eit ber alten gomêborg unb be£<br />

einstigen Sulin, erstreckten fid) feine Ausgrabungen bom ®ah<br />

genberge bi§ jum ©ilberberge. „Auf alle gatte" ïjatt er eê<br />

„für auêgemadjt, baji bie alte Anfiebetung \iä) über ein Serratn<br />

„bon nieljr aU einer falben Steile unb gtnar bon bem ©üb-<br />

„oftabfyange beê ©aïgenbergeê burd^ bk jetzige &taU unb bie<br />

„Sorftabt „©arten" 6i£ 31t bem ©ilberberge im 3 u J amllte ^ s<br />

„tjange erstreckt l)at. S)ieê entspricht ben alten Sr^ö^Iungen<br />

„bon SBottin aïè einer urb« magna (g&o bei Anbreaê), einer<br />

„civitas opulentissima unb nobilissima (^elmoïb)." ©eine<br />

Nachgrabungen auf bem ©aïgenberge ergaben ein ©räberfelb<br />

bon me^r ale 60 f(acf)ruub(id)en ©rb{)ügeln oï)ne irgenb toelc^e<br />

Urnenrefte, aber mit Ueberreften bon geschmolzener Sron^e, bie<br />

beutlid} für baê 3 e ^ a ^ er ^tx ©räber zeugten, tüäfjrenb am<br />

©übmeftranbe btcfeê Serges \ii) ani) Urnenfc^erben fanben.<br />

Auf bem (Silberberge nörblic^ bon 2Botttn, ber Statie beê<br />

alten 2Benbenburgtoatte§, fanb er fast bei jebem Spatenstiche<br />

^ifc^überrefte, Snoeien bon ^auêt^ieren unb ïrümmcr bon<br />

XljongeratI), inelije letteren mit benen ber Voenbifdjen SurgiDätte<br />

Eugene gan^ übereinstimmen. SDie toid^tigfte SntbedEung aber,<br />

bie SR. SSirc^oiu bamalê gemalt tjat, mar ber 9lad)ìnete etnee<br />

^ßfafylbauee auf bem ©ebiete ber SBorftabt „©arten" füb*<br />

lic^ born ©ilberberge. 9KeI)rfac^e Siefgrabuugen an ber|d)iebenen<br />

©altifd&c ©tubicn XXXII. 2. 9<br />


136 Dr.<br />

©teilen ber „©arten" lieferten ©etociï) Don iptrfdj, 9ïet) unì<br />

©ten, $ fai) le unb Sportgerät!) Don berfelben Ornamenti! unt<br />

©truftur tuie baê ans bem Sanbe gefunbene, foune bie Suodjen<br />

Don $inb, ©cfjaf, (Scfjloem, giege nnb §u$n 5U £age. £)ar:<br />

nact) sonnte eè nirf)t metjr groetfet^aft fein, „ba§ ber gan^e,<br />

toenigftenè 12—1500 Stritt lange Saum btò gu beni Silber«<br />

berge t)in in alter ftät Don ülftenfcfyen betöoljnt getüefeu ist."<br />

gür ben nachgewiesenen ^faljlbau cittrt S. Sirc^om einen<br />

gleid)5eitigen d)ronifttf(f)en 3 eu 9 e ^r ^ eu bamberger @d)otaftt=<br />

cuê ^erborb (f 1168), ber in seiner biatogifirten Sebcnê»<br />

beê 93tfcf)of§ Otto 1. Don Bamberg bie (Straft<br />

e, in melier ber lettere ein Sittentat ju bestehen tjattc<br />

unläugbar pfaljlbauartig fdjilbert: Piatee autem civitatis<br />

palustres erant et lutose et pont es exstructi<br />

et tabule undique posite propter lutum x ). S)as<br />

miti S. SStrdjotü md)t Don einem ungepftafterten fd)Ied)teti<br />

SBege, über ben SSretter gelegt maren, Derftanbeu ttnffen. S)a=<br />

für steint aucf) in ber £I)at ber mettere Seridit |)erborbê ji<br />

reben. ®enn ale ber 23ifrï)of auê bem fürstlichen §ofe, m<br />

er mit feinem ©efolge genächtigt Ijatte, biê ju ben Srü<strong>der</strong><br />

(nsque ad pontes) gesommert toav, führte bort ein SBoÏÏtnei<br />

mit einer ^eule einen ferneren (Schlag auf ba§ §aupt, baut<br />

nod) einen auf bie ©djuster beê Stfc^ofê, ber in ^olge beffen<br />

Don ber 23rücïe in ben Sott) herunterfiel (a ponte in lutum<br />

prosternitur). $)er polnif^e ©elett^mann Ottoè, ^auli^<br />

steigt bann, um bem $3ifrï)of auf bie 83rücfe lieber Ijinauf^u<br />

fjelfen, bt§ an bie 2Eeid)en in ben Sotï) (inque cenum s<br />

ponte inguetenus descendens sublevabat de luto prostratum).<br />

S)te», meint Sft. SStrdjott), fei in einer getDöf)U ;<br />

11cfjen ©tra^e einer toertiältmfjniäfctg I)od)fiegenben ©tabt tüii<br />

beê heutigen SEBoüin, jumal im Wlonat August, nicf)t gut mög=<br />

üd) gewesen. S 2llê bann Dtto bie S 33rücfe mieber gewonnen<br />

ging er mit feinen Segleitern ane ber ©tabt Ijinüber über ba^<br />

(SetDäffer (trans lacum), tte^, um Dor meiteren Angriffen ge=<br />

fc^üj^t 5U fein, bie SBrüdEe Ijinter fic^ abtüerfen unb fd)Iuc<br />

Herbordi dialogus II. 24. JaÖe Monum. Bamberg. (S. 768.


unb Entwässerung 3fuünS. 137<br />

©cfyeimen unb gelbcrn fein Säger auf. Stort jenfettê<br />

(trans stagnimi quod cingebat civitatem) tierbracrjte er<br />

bann 15 Xage mit SSarten. Unter bem stagnurn, also and)<br />

tnorjt unter bem lacus, möchte Sßircfjoit) ntcfjt bie SMöenoto,<br />

5U mel<strong>der</strong> ber 2öeg uon bem fürstlichen §ofe an§> nac£) seiner<br />

ÜDtonung btelïetcrjt 311 ïuett geroefen, fonbern jeneê sumpfige<br />

$fal)lbauterratn ber SSorftabt „©arten", unter bem 2agerpla|e<br />

Dttoê aber eine ©tede neben bem fürstlichen §ofe tierfterjen,<br />

nierjt, tuie man bie<strong>der</strong> annahm, ba§> heutige SDorf ^ageu jenseits<br />

ber ©iöenoiu.<br />

Seine 5 ra 9 e ift ^ a B ^ er Wortlaut §erborbê ba3<br />

^anbenfein beê $fof)I6augebietee auf ba% deutlichste 51t<br />

neu steint.<br />

gn^üifc^en fjat ficf> aber ber tanì) ber Ouelïenfritif für<br />

bie vitae Ottonis inefentüd) geäubert. 5 a ffé f)at in feinen<br />

Monumenta Barnbergensia 2 ) hen übergeugenben 9?acf)rDeiê<br />

geführt, ba^ §erborb bie vita Ottonis beê 9Könd^c§ (Sbo ^um<br />

ï^eiï toörtUd) benu^t, mit 3 u ^) ö ^ en eigener, uuiüa^rer @r^<br />

finbung ausgestattet Ijat —• iute er 5. 33. eine Qnfel Ucraina<br />

erfiubet — unb ba^ bestall) ^erborbè SDiaïog „bem choro<br />

„fallacium librorum bet5U5ö()(en, bei Singen, bie §erborb<br />

„unb @bo gemeinfcöaftlid) bcrtdjten, immer jener biefem nac^-<br />

„äufe^en unb tva$ §erborb ©igeneê rjat, mit ber ï>öelften<br />

„33orfid)t unb nirgenb oljne genauere Untersuchung (neque<br />

„usquam sine deliberatione) aufzunehmen ist." 9^od) spätere<br />

Untersuchung 3 ) ergab, baJ3 ber sog. prtefünger Sebenëbefcfyreiber<br />

Dttoê Don Samberg, beu mau bté baljiu für ben jüngsten<br />

gehalten, ale ber älteste Dtto=23iograprj p betrachten ist, ba$<br />

iï)tn gerabe für bie erste Dieife ein mit pommerfdjen unb ru olline<br />

r Verhältnissen näljcr Dertrauter ©etüä^remann genauere<br />

3lac^rid)ten mitgetheilt Ijat, ba^ biefer mönc^ifc^e harste<strong>der</strong><br />

2 ) Jaffé Mon. Bamberg. ©. 697 ff. üWan \>ttql Ebo I, 9 mit<br />

Herbord III, 39; Ebo III, 15 mit Herbord III, 11 (iüsula Ucrania);<br />

Ebo III, 2 mit Herbord III, 18.<br />

3 ) ©iefye meine Untersuchung: Ouetle, ©ciüä^remann 1111b Filter ber<br />

ältesten Lebensbeschreibung Ottoè üon ^Bamberg, ©tettili 1874. @. 71<br />

bie 114 unb meinen SuffaQ in ben Forschungen jur beutfe^en<br />

©b. XVIIL ©. 243-264.<br />

9*


138 Dr.<br />

gerabe im 93ertc£)t ber ersten SReife entfdjieben tuet ïjöljere 93e*<br />

rücfficï)tigung üerbient alê btéïjer, tittb ba§ auiï) er t>on §er~<br />

borb etngefjenb unb 5um Sfjetl tüörtüdE) benu^t toorben ist.<br />

©afyer brängt jïdj unê jejjt bie grage auf, ob ber S3eridE)t<br />

Jperborbê über jenen SSorgang unb jene Drteoerfjältniffe in<br />

3>utin fies) mit ben Angaben beê ^rieflingerè unb ©bo3 in<br />

©inftang befinbe.<br />

93ei bem ^Srieflingér 4 ) füfjrt ber SBenbe einen einjigen<br />

(Sdjlag auf Dtto (vel unam plagam) mit einem frifcfyabge*<br />

brodjenen ^potjïnüppel, ben er §ufädtg in ber §anb trug (ligno<br />

viridi, quod manu forte gestabat), oï)ne ba$ t>tcr irgenb<br />

toeldjer ^5fa{)tanïagen, Srüden ober ©umpf- unb Kot^ftrecfen<br />

©rtüä^nung gefc^ä^e, tüdi)renb bei §erborb ber §etbe mit gettmk<br />

tiger Keule (ingenti phalanga) brei Schläge auf Dtto füf)rt<br />

(tribus plagis vapulasse 5 ) unb Dtto in gotge beffen öon ber<br />

Srücfe in ben Sott) fällt, ©bo lägt Dtto jenem Reiben, ber eine<br />

^otjfutjre in bie ©tabt schafft, an einer tief!ott)igen ©tette<br />

begegnen unb it)n bort einen ©d)tag mit mäd^tigem §ot^ftü(ïe,<br />

baêber §eibe nacf) ®boê Auffassung ttofjtbem SSagen entnommen,<br />

erleiben 6 ). SBir lassen unerörtert, ob fdjon ïjterauê ertjeïïe,<br />

òa$ §erborb, mit Qaffé 51t reben, quo magis opus suum<br />

ab opere Eboniano (et Prieflingiano) differret, mendaciunculis<br />

historiam aspersiti jebenfatté gerät!) am ©c^Iuffe<br />

biefer ©r^äfjlung ^erborb in fd)reienben SBiberfprucf) mit bem<br />

$riefltnger unb (Sbo unb befunbet au^ fyei lieber ben infe=<br />

rioren SBertï) feineê Seri^teê. ©te 2Borte §erborb§ tiefen<br />

unentf^ieben, ob Sif^of Dtto in ber ÜRaïje beê SSurgtoatteS<br />

jenfeit be§ sumpfigen ^3faf)Ibaugebieteê ober auf ba§ ®ebiet<br />

beê heutigen SDorfeê ^agen jenfett ber 2)iüenotD fid) flüchtete.<br />

2)ort brüben lägt er bann Dtto 15 STage rasten. SDagegen<br />

berietet ber ^rieflinger 7 ) auêbrüdü^, Dtto fei na^ jenem<br />

4 ) Priefl. vita Ottonis II. 6 SS. XII. ©. 891,<br />

ß ) Herbordi dialogus II. 24. 25. Jaffé Mon. Barab. ©. 768. 769.<br />

6 ) Ebo H, 8, Jaffé, Moa. Bamb. @. 630: in loco ubi magna<br />

ceni profuüditas iüerat; et uimia furoria armatus veaania — arrepto<br />

validissimo ligno caput servi Dei perstringere — nisus est.<br />

7 ) Priefl. II, 7, SS. XII, @. 892 : Qui urbem egressus in altera


unb fëntroafferung Julius. 139<br />

stentate au3 ber ©tabt gebogen unb ïja&e auf bent jenfet*<br />

tigen Ufer ber Ober eine SBotfje ju harten beschlossen,<br />

ob bte SBoHiner anbere§ ©inne£ ftnirben. ©bo 8 ) ïafët ben<br />

93ifc£)of ante castrum fein Sager aufschlagen unb bort sieben<br />

Sage bertoetfen. Dbtooljl ®bo (II, 7) Qulin aU urbs<br />

magna bezeichnet, öerfteljt er unter castrum ïjier nidEjt bto3<br />

ben 93urgtoaïï, fonbern bte gan^e (gtabt; benn ebenso rebet er<br />

öou beut castrum Piriscum (II, 5) unb bon bent castrum<br />

magnum Gamin (II, 7), inbem er beibe fflïaïe erftdjttidf)<br />

unter castrum bte Zusammenfassung tion SurgtüaH unb 33urg=<br />

fïecfen begreift SBoHte man aber aucï) jugeftetjen, bie Angabe<br />

©boê laffe ftd^ ber gto^tógfeit beê SBorteê castrum<br />

toegen ebenso gut auf bte ©egenb be£ SurgtoaHeê beuten, fo<br />

stimmen boef) ber ^defunger unb ©6o in ber gettbauer beê<br />

Slufent^attê bort, böffig abtoei(^enb t>on £>erborb, genau mit<br />

etnanber überetn. £)a£ stagnum aber unb ber lacus, über<br />

ben §erborb ben 33if$of fid^ flüchten ïö^t, stammt offenbar<br />

auê fotgenbem ©a|e @boê (II, 7): Progressus itaque apostolus<br />

Pomeranorum venit ad urbem magnam Julin,<br />

ubi Odora fluvius preterfluens lacum vaste longitudinis<br />

ac latitudinis facit illicque mare influit. äfttt btefem<br />

lacus faun aber ^ter faum etföaê Slnbereê aU bie breite<br />

3)iöenotü gemeint fein.<br />

ajtan ipirb je|t gemö§ ber SBarnung ^afféê geneigt fein,<br />

bon bem Sericite §erborbê, tt)te sonst Ijäuftg, fo aui^ ^ier<br />

ganj ab^ufefjen unb nur ben Angaben be§ ^rieflingerê unb<br />

Ëboê ©lauben beizumessen. ^)ie £f)atfa(^ticÊ)feit beê toenbif^en<br />

^Bfafyïbaufunbeê in ber SSorftabt „©arten" bliebe ja aud) o^ne^<br />

bem besteden. ®enn man ïann, meine \6)r in ber %^aì tridjt<br />

praedicti fluminis (O<strong>der</strong>ae) ripa quasi unius hebdomadae spatio<br />

cum suis comitibus stare disposuit quoad usque cognosceret, quem<br />

esset res exitum habitura.<br />

8 ) Ebo n, 7, Jaffé Monum. Bamb. ©. 630: vix ergo interventu<br />

ac suffragio ducis post multimodas iniurias vivi evaserunt. Et<br />

extensis ante castroni tentoriis septem diebus illic morabantur;<br />

cottidie per internuncios utriusqne ducis i. e. Polizlai et Wortizlai<br />

requirentes a Julinensibus, si fidei Christiane iugum subire<br />

deliberassent.


140 Dr. ©.<br />

unt^in, Qitf ©runb ber 9lu§grcibung§funbe ju fdjliefsen, „bafc<br />

bie alte ©tabt Qutin ftdÉ) t)on ber ®egenb be§ (5cf)toffe3 unb<br />

t)on bem öurgtoasi erftrecEt ï)at in einer Meisje t)on $ßfaf)t~<br />

bauten bté an ben ©ilberberg." „SDiefe§ SSerf)ättni^"f äußert<br />

Sft. Sird^ott) mit fRec£)t, „entfpritfjt boüftönbig bemjenigen, tt)a§<br />

tütr an anbern Drten, namentlich bei ©aber, getroffen fjaben,<br />

wo ber Surgmatt in unmittelbarem Einschlüsse an bie *ßfa£)t=<br />

hauten liegt."<br />

5ïu§erbem aber liegt bie ©acfye bod) günstiger für §er*<br />

borb, atê e£ biê je^t ben 5(nfcf)ein t)at. Elbgefefjen baoonf<br />

ba§ feine Eluêfage über bie $fa!)Ian(agen öööig mit bem fad)*<br />

ïicfjen Drtêfunbe übereinstimmt unb ba$ feine eigene Sleu^erung,<br />

er Uerbanfe feine Angaben bem Sericite beê (Sefrib, beê 3teife*<br />

genossen Ottoê, ftd) niemalê tuirb ööüig ignoriren lassen: fo<br />

toerben tt)ir anbertt)örtê ein meitereê geugnift getüinnen, tüetc^e^<br />

ber 3 uöer ^ a )p9^ e ^ gerabe biefer Angabe ^erborbê unb ber<br />

toenigftenè tïjeiltüeifen SSerfumpfung be^ betpofynten Sobenê<br />

t)on S u ^n ^ a ^ äßort rebet.<br />

2BeiI baZ SBoüin jener geit nt(f)t auf ben Umfang be3<br />

heutigen befc^ränft ttjar unb bie fcöüige 3 er ^örung SSolïinê<br />

im ^aï)xe 1177 burc^ bie £)änen bie Sage seiner bamaligen<br />

^ol^ürdjen ebenso üeränbert ^aben tüirb 9 ), tuie in Stettin hie<br />

beutfcï)e ÜJÏicoIailircïje später an anberer Stelle ber Unterftabt<br />

ale bk einstige toenbifdje Elbaïbertêürc^e, bie ©ifd^of Dtto<br />

öon Samberg erbaut f)atte, lag 10 ), fo brängt \\


s .ßfat)Ibau unb ©nttüäfferung ^ulins. 141<br />

öornïjeretn bie 2(nuaf)me auf, bie einst öon Sifdjof Otto ben<br />

fettigen 9lba(bert, 2Benje$tau$ unb ®eorg geroetsjte SBenben*<br />

strebe SBoKinê I)abe nitd) nidjt ha geftanben, tuo £)eute bte<br />

beutfdje ©eorgenftrcfje in 2Sodin stellt, fonbern in jenem sumpft*<br />

gen *ßfaf)(bauterrain, in ber heutigen ^3orftabt „©arten",<br />

toetcfyeê @ebiet ale „Siet^' nur f partiti) noci) rjon SSenben bes<br />

ft)of)nt fein mochte, ale bie beutfcfye (Stabtgemetnbe heiter füb*<br />

lid) tfjren SKaiterring unb i^re steinernen ©tabtlirc^en aufführte.<br />

SDiefe Sïnnafime getDtnnt noi) tuet ftärfere 93egrünbung<br />

auê einer merïtüürbigen, in folgern ^^^^en^ange no et) titelt<br />

öerinert^eten ©rjäljUmg beê ^rtefïingerê n ), ber feine ^Slafy<br />

ridjten üon bem ersten ^ommernbtfd^ofc ^lbatbert ober einer<br />

biefem nafjeftefjenben geistlichen ^ßerfon, bie mit sommern unb<br />

SBodin fe^r vertraut mar, tüte fc^on ermähnt, belogen<br />

Ijaben muß.<br />

Qcner ^eibnifc^e ïempet SSodtnê, in bem eine San^e gött-<br />

Itd) öere^rt tüurbe, lag, nur burtf) eine 93rücfe ^ugänglt^,<br />

mitten in einem (Sumpfe. 3 uer ft tDoHte üBifdjof Dtto<br />

bie ^eilige San^e ben 3 u ^nern für 50 Salente (Silber absaufen<br />

unb so — praftifd) genug — ifjnen ben Serluft beê §eiüganne^mltd^<br />

machen, darauf gingen sie für je|t ntc^t<br />

ü6er sommern unb ber ffaütfd)e 9?attonald^arafter in sommern<br />

(d^tranb, fd^toanb aud^ bie SBerefyrung ber flaotfc^en 92atioual^etttgen<br />

2lbaI6ert unb SBenjeëlauS, unb erhielt fxcf? für bie rooüiuer Äird^e nur<br />

ber üftame


142 oft ©.<br />

ein. 2Tfê ober nac£) bem Uebertritt ber (Stettiner audj bie ^ Ui<br />

liner ftdj ^ur S 2lnnal)me be§ fëljriftentfyumê bereit erftärten unb<br />

bem 23if(f)ofe jenen Tempel übergeben satten, „ba trocfnete ber<br />

©umpf so plöttfidj au§, bafy e§ Sitte ein SSunber be£ sperrn<br />

bimste, ba% burcf) feine menschliche Srfinbung in so surfer<br />

geit Ijätte beroerfftettigt roerben sönnen. 5Run ber ©umpf<br />

berart trocfen gelegt raar, füllte Otto bie Sobenfenïung, über<br />

raetcEje ïjintoeg ber glu§ bie überfdjroemmenbe SSaffermajfe<br />

immer tüteber §n erneuern pflegte, mit einem $)amm an§ unb<br />

errichtete bort ein ©ebetïjcurê unter bem ©d)u|e ber ^eiligen<br />

Slbalbert unb ©eorg. /y12 )<br />

Xa%ü meint ber geborene ©minemünber Stempln: 13 ) „®3<br />

steint biefer Ueberlieferung eine £ocallenntni6 ju ©runbe §u<br />

liegen; bei ben brei Dberauêflüffen ist eä häufig ber gali, ba§<br />

burd) ftarfen ©übminb fef)r schnell ber SBafferftanb abnimmt<br />

unb feistere ©teilen ftrecfentüeife b(o§getegt werben. SD a nun<br />

ber ©umpf bitrc^ ben glu§ gebilbet fein sott, so mag m'eUei^t<br />

eine folctje ©rfd^eiriung ben späteren SSunbergtauben öeranla^t<br />

ïjaben."<br />

hiermit satten toir afte (Stemente beisammen, um unê<br />

ben Vorgang metmetjr folgenberma^en 511 erÜören : 5)ie Umgebung<br />

beè Stempele ttmr sumpfig unb bitbete iüot)t mit bem<br />

fyiuffe meist eine ununterbrochene S33afferftäci)e. J)er praftifcfje<br />

Sifd^of Dtto, um bie SöoEiner fi^ unb bem neuen ©lauben<br />

noi) mef)r 51t öerpfïic^ten, benutte eine t>orüberget)enbe ©nt*<br />

roäfferung jener 3Iö(^e, bie in Solge etneê ©übtm'nbeè ein*<br />

getreten tuar, unb tä§t bie ©tede (fovea), über toetdE)e bie<br />

Ueberfcfyüemmung (crebra aquarum illuvies) born Sluffe<br />

^er ju gefd)et)en pflegte, burc^ einen schnell aufgeroorfenen<br />

£>amm auêfütten unb so ben ©umpf bauerub trocfen tegen.<br />

12 ) £. ®te|ebre*t (2öenb. ©cfd^. IL ©. 81) berietet au§ bem<br />

Unger nur ba§ munberbar füngenbe Moment ber ©rja^lung, bag i)a$<br />

SBaffer fid; plö^Itc^ öon bem $Ia£e öerüef unb biefer trocïen rourbe.<br />

5J)e§ öon bem ^rteflinger ermähnten ©rbaufruurfeê, ben 53ifd^of Otto<br />

hergestellt l)at, tfjut er gar feine (SriDä^nung, also be^ SttomenteS, baZ<br />

für bie bauerub e Srocfentegung be§ ^ßta^eS bod) oaè roef entließe<br />

toax unb ber


$fal)Ibau unb (Entwässerung Julius. 143<br />

ga tirir föuncn nod) einen anbetn, gan$ feïbftftanbigen<br />

Spugen, ber beê ^rieflingerê (Sdorisi gar nidEjt gesaunt ïjat,<br />

bafür betbringen, bafs une ber ^rieftinger ï)ter toieber eine<br />

auf bestimmter SHjatfadje beruïjenbe noi) im 16. ^a^rfjunberte<br />

lebenbige toolïiner Drtêfage aufbeïjaften fyat £)er spätere<br />

Reformator !goï)anne§ Sugenfyagen, au§ SBoItin gebürtig, ber<br />

in feiner ^omerania nur @bo unb ^erborb für ben Dtto=<br />

23erid)t benutte, sprint fid) tabelnb barüber au§, baJ3 man<br />

btéfjer ein bamafê ju SSoHtn gefcf)et)eneê SBunber ®otte§ nodj<br />

gar nid^t ber fd^riftltd^cn 5ïuf^ei(^nung für tüertï) gefunben<br />

(usque adeo ut ne vel tenuis huius rei mentio quod<br />

sciain per literas ad posteros transmissa sit). 2Ifê biefe<br />

nod^ ^u seiner 3 e ii; unter ben 2Boßinern lebenbige ©age be=<br />

rietet bann 23ugenf)agen, 14 ) hie Qultner, burd^ bie bäntfdEjen<br />

Einfälle ötelfad) ferner bebräugt, sötten Stfd^of Otto zugesagt<br />

ba% E^riftent^um an^une^men, falle burd^ feine gürfpradje<br />

bei ©ott ber gsu§ so fid^ Verengere, ba§ ben Spänen bie (eichte<br />

§eranfa^rt §u ©dbiffe unmöglich gemacht n^ürbe. Unb Otto<br />

i)ctie bitr^ feine gürfpratfje bieê SBunber betüirft. Qwax ist<br />

ï>ier ber eigentlid^e Vorgang, tote i^n ber ^ßrieflinger berietet,<br />

fdjon fe^r alterirt, jumal coire, momit Sugenïjagen bie S3er=<br />

engerung beê gluffcê be^eidjnet, ebenfomof)! „fid) jd)üeJ3en"<br />

aU \iä) „Verengern" bebeuten sann. £)ennod) ist fein ßmeifel,<br />

ba§ bieje tüoKiner Drtêfage ursprünglich benfefben Vorgang,<br />

ben ber ^Srieflinger melbet, ^um ^n^alte ï)atte. Saê Resultat<br />

in beiben 23erid)ten ist jebenfatfê baffelbe, ba§ eine bestimmte<br />

I4 ) 33ugen^agen Ì3omerania ©. 23: Nos tarnen hoc loco ne oblivionera<br />

accipiat, quod apud nos tros in hodiernum usque<br />

diem vulgatum est, paucis memorie prodemus. Aiunt namque,<br />

cimi se Dani atque Julinenses navali praeda mutuo conficerent —<br />

Julinenses verentes ne tandem Dani ipsorum iniuriis lacessiti<br />

supplicium sumerent urbis eversionem: divo Otlioni — proponunt<br />

conditionem ut cre<strong>der</strong>ent in Christum, modo ab ipso impetrarent,<br />

ut flumen, per quod quam facillimus Danis patebat accessus,<br />

oppleto coiret alveo. Quod adeo Christi pietas, divi Othonis invocata<br />

precibus, mox perfecit, ut iam pedestris terreaque sit via^<br />

ubi olim navigabatur. — — Ex hac fluminis coactione volunt<br />

quidam flumen Divenoviam esse natum.


144 Dr. ®. öactg,<br />

^um Sorteti ber Suüner bauernb trocïen gelegt ttmr.<br />

(ut iam pedestris terreaque sit via, ubi olim navigabatur)<br />

93ugent)agen befennt, auf bk§> SSunber in einem üon if)m<br />

selbst verfassten choriambischen ©ebtdjte, ba% irgenbtoo bei Se*<br />

fannten, bie e§ if)m abgenötigt, fid) herumtreibe, fcfyon früher<br />

so angezielt JU ïjaben:<br />

Navi qua patuit praevia semita<br />

Currus ducitur impiger.<br />

93on biejem äßunber, berietet S3ugen^agen metter, ïjaïïen<br />

bie Kirnen ber pommerfcïjen ©iöcefe, bie nid)t stein ist, fett<br />

ber §eitigft)re(f)ung Dttoê tmeber, in bem ®ebzt, i>a% bie<br />

collecta f)ei^t: Deus, cuius virtute beatus Otto, confessor<br />

tuus et pontifex, ad solidandum in fide gentes<br />

incredulas rapidi fluminis cursum prece constrinxit etc.,<br />

unb ebenso in bem SSerfe etnee am Dttotage in ben pommerfcfyen<br />

®ird)en feit berfelben Seit gesungenen £)tymnu3:<br />

Vivi Dei nominis<br />

Virtute cursum fluminis<br />

Restrinxit precibus,<br />

Ut fidem infidelibus<br />

Populis imbueret<br />

Prophanaque destrueret<br />

Praeclarus iste Pontifex. 15 )<br />

yjlan fte^t, roie fest geglaubt unb lieb unserem bamaligen Sector<br />

an bem ^rämonftratenferüofter in 93etbucf biefe Drtêfage feiner<br />

toar.<br />

15 ) S)iefe S a ff un 9 toetst ntdjt uner^cbüd^ unb ju t^rcm<br />

ab öon ber, bie VLbt ïsnbreaê üom Kloster 3D^tcf?e(êberg in Bamberg<br />

un^ überliefert ^at:<br />

Virtute nomiais<br />

Divini fluminis<br />

Cursum strinxit pius<br />

Ut fidem populus<br />

Novus agnosceret<br />

Deumque timeret<br />

Praeclarus iste pontifex.<br />

Tlan t>crgtetcf)e ba§ ganje ©ebtd^t in Andreae abb. Bamberg, de<br />

vita Ottonis libri quatuor ed. Jaschius, Colbergae 1681 ©. 257,


u itnb (Sntroäfferung Julius. 145<br />

2Benn aber ber priefïinger ^öiogra^ï) Dttoê um ï>a%<br />

^aijt 1145 bie nüchterne ïfyatfadje metbet, 33ifd)of Dtto ïjabe<br />

burd) Sluftuerfen etnee 2)nmmc§ jeneê ©ebiet um ben tempel<br />

baucrnb entwässert, unb 93ugenf)agen gang unabhängig t>on<br />

jenem ©rfteren biefelbe rooUtner Drtêfage in ettoaè tteränber*<br />

ter gaffung berietet, so folgt bod) ÌDOÌ)! je^t mit ©idjerljeit,<br />

baft Dtto üon Bamberg bort in ber Xfyat eine ©rbarbeit ïjat<br />

aufführen lassen, beren Solgen für bie SSoïïmer ooit ftäter<br />

heilsamer SBirfung iuaren.<br />

SBir fyaben unê btefen 93ifcï)of auc^ nic^t oï)ue bic not^<br />

tüenbigen Sorauêfc^ungen ïtub Erfahrungen für foï^e Arbeiten<br />

5u beufen. 2Ber 15 Klöster stiftete uub aufführte, tüie er tfyat,<br />

öerridjtete nid)t blo§ ein gottgefälliges, bem §immel getüeifjteê<br />

2Berf, fonbern fci)uf bamit äuglet^ 15 irbisd)e SBauanlagen,<br />

beren jebe einem heutigen steinen ©tabtöiertel etma gleichsam<br />

unb beren Sluêfüfjrung eine achtbare SSorftettung ertuetft ntd^t<br />

bloê öon ber fjtnangfraft Dttoê, fonbern ebenso fefyr öon ber<br />

Seiftungefät)ig!eit fetner Saumeifter uub SSerfleute, tüie unê<br />

beun jener fur§ itacf) Dttoê Xobc öerfa^te, öon mir tnieber<br />

entbedEte SeridE)t 16 ) über Ottoê Xl)ätigfeit in feinem ©prengel<br />

nodj üon einer ganzen Sïet^e anberer Sauten berietet, ^umal<br />

Don feinem baulichen Serbtenfte um ben bamberger 2)om<br />

selbst. 2Bar bod^ gnttuäfferuug unb Urbarmachung beê Sanbeè<br />

überbem red^t etgentltd) bie Aufgabe feiner äftöncfye auf iï)ren<br />

Sïoftergütern, unb Dtto führte oljite 3^> e ^^ & feiuem ïroffe,<br />

ber auf ber gleiten 9Reife (nad) ©bo) au§ 30 SBagen (nac^<br />

«^erborb toieber übertretbenb ane 50), b. ï). sicher nic^t auê<br />

me^r al§ auf'bief er ersten 31 eise bestaub, manche ^8au*<br />

l)anbmer!er unb Sec^nifer mit fid), fdjon um mit ©djnetttgfett<br />

unb ©ac^fenntnt^ bie i)öl§ernen ©apeïïen an ben berfd)tebenen<br />

Orten feiuer 93Ztffion»tt)ätigfett aufführen gu taffen.<br />

2Bie tuunberltd) unb nüd)tern té aud) flingen mag, unser<br />

Resultat ist, unb idj f)offef nic^t oljne auêrei^enbe 33egrünbung:<br />

53ifc^of Dtto üon Bamberg t)at putiti gum %$t\i<br />

cnttDäffert, uub ber (Sdf)Iufs liegt je^t nad) meiner<br />

l6 ) 35gl. Duelle :c, ber Lebensbeschreibung Dttoê üou SBamberg<br />

©. 18—71.


146 Dr, @. §aag, $fal)lbau unb Entwässerung QitïtnS.<br />

(Erörterung über bießage jener 2Benbenïtrcï)e feïp<br />

naïje, ba$ e§ eben jener auf *J$fäI)Ien erridj)tet(<br />

£I)eU SBoIttnä toar, bem, tüte bem barin ïiegenbeti<br />

ïctnpel, bief e SBoIjItïjat ju ©ute fam. Später ju*<br />

getoanberte beutfcfje Infiebter bon ber Storbfeeïüfte, bie im 2)eid}'<br />

bau beföanbert tüaren, mögen bann Sifdjof Dtto3 3)eidjtoerï<br />

bauerfräftiger gemalt unb fcerboUfommnet ^aben»<br />

(So geringfügig ba% SSerbienft beê flocaïforf^erê ist,<br />

folgen neuen 93eleg beigebracht 5U fyaben, immerhin mad&t e§<br />

greube, ba% Resultat 9t. $8ird)0tt)§ bon anberen ^ïuêgangê^<br />

gunsten fjer befräftigt §u fe^en. Sebenfaïïê bestätigt avaS)<br />

unsere Erörterung ba% ÏBort Sirc^otüê: „SKadfj bief en gunben<br />

erscheint cê afó ein ©egenftanb bon ^o^em interesse, biefe<br />

Drte einer toeiteren Untersuchung 5U unterbieten/<br />

SBenn in ben altnorbifdjen @agenbert(f)ten, in ber Ig 0 ^<br />

t)ifingafagar tn ber §eimêfringta unb ber ®ni)tïingafaga btefe<br />

Stabt 3 omê ^ or 9 ^ifet, so ist bamit, tuie midj je|t bünït,<br />

ntc^t nur eine norbifdje Sifingerftation in jenem 2Benbenburg=<br />

tüatte nörbttcE) ber „©arten", fonbern bie gan^e (Stabt ge=<br />

meint. ©leicfitüie unseren fübgermanif^en f)etbnifcf)en 2ïltöorbern<br />

Augusta Vindelicorum §u August burg (ïïugêburg), Regina<br />

^u^Reganeêburg ttmrbe unb i^nen „bie (Btabt Augusta",<br />

„bie ©tabt Regina" bebeutete, so saugten biefe norbgerma*<br />

nisten giunge baZ „borg" an eine Ueberfe^ung be§ tuenbischen<br />

Camene ober an eine fetbftänbige ^Benennung be§ tüenbifc^en<br />

Drte§. @o ttmrbeiïjnen Kamin (=©tein)5u ©tenborg,<br />

©tetin $u Surfteborg. ^om^borg (= ©Naumburg 17 ),<br />

born attnorb. hióm == @(^aum) ist aber bie angemessene S3e=<br />

^ei^nung für eine ©tabt, bie tï)eittt)eife rote schaumgeboren ane<br />

bem ©d^oo^e ber Sßafferflädje selbst aufzusteigen f^ien, toäljrenb<br />

im ®egenfa|e ba5U Stettin (Surfteborg) mit feinem ^od^*<br />

ragenben Söaüfran^e unb auf brei §ügetn jtd) er£)ebenb bem<br />

Sorftenrücfen etnee @ber§ gleiten mochte.<br />

17 ) S5gl. Salt. ©tub. XIII, lr ©. 7.


(!kfdjtd)te teö Sungfernklofto<br />

turn 3Ut|tairt JP^ri^<br />

Eon £). Sübecïe, pastor bafclbft.<br />

147<br />

2lï§ ba§ Eïjriftentrjum 1124 in sommern festen guft ge*<br />

faßt Ijatte, machte fid) für bie Sljriftianifirung beè Sanbeê ba3<br />

Sebürfmj3 weiterer ïircrjticTjer Arbeit geïtenb. 2)iefe mettere<br />

Scissione' unb ©ulturaufgabe erfüllten im SJättelalter ^u ntd^t<br />

geringem X^eite bie ffilöfter, 5ßflegeftätten christlichen Sebenê unb<br />

Ergänzungen ber Arbeit ber ^farrgeiftlic^feit. $ebtv toeltïicöe<br />

Surft, bem baê SSoï)! feineê Sanbeê am §er§en lag, begün=<br />

fttgte bai)er bie SIntegung fol<strong>der</strong> Stiftungen unb stattete sie<br />

gern §ur Tilgung eigner Sünbe, aufy ber feiner SSorfaljren,<br />

mit irbifd^en üRttteln auê; galten boc^ bie ©lieber berfelben<br />

aU hie befonberen Pfleger djrifttic^er grömmigfeit unb ®ünft=<br />

tinge beê ^immefê.<br />

3)ie ©rünbung beê Slonnenfsofterê 5U $tjri| erfolgte<br />

nacì) ben sorgfältigen Sïngaben t>on ©lempin 1 ) furj öor 1255.<br />

ï)largareta, §er§og Sarnimê gtoeite ©ema^lin, tDar bie @tif*<br />

terin. ©ie Slntage in einer so fruchtbaren ©egenb war günstig<br />

unb tierfprad} bef)aglid)e Versorgung, ©è tt)ar Augustini<br />

ordinis unb #u Sìjren ber gloriosa virgo Maria gestiftet 2 )<br />

J)te erste Sluêftattung iuarb tüof)l burd) bie fürstliche (Stifterin<br />

getüäijrt, bie nächste Bestrebung ber jungen ^flan^ung mu^te<br />

aber auf ©etmnn auêreic^enber ©ubfiften^mittel gerietet fein,<br />

©è toax in stattlichem Umfange Veranlagt („opus sumptuosum"),<br />

aber 1261 nod^ ntcfjt in feiner Anlage Döüig abge^<br />

5Jomm. Urfunbcnbud^ I. @. 444.<br />

®6enba EL 9lv. 702.


148 Ö. Sübecfe,<br />

schloffen, gunöcfjft erïjielt ba§> junge Kloster 1255 ba*<br />

^Briefen buref) §er^og Barnim; im folgenben ^a^re liberine<br />

ifym berfetbe bie ^farrürdje 51t $t)ri(3 mit aüen ifyren (Sin<br />

fünften, sowie baê ^ßatronat ber ©dju(e unb Gusterei, Wetcfy<br />

bi§ balein baê Jïlofter 2öu(wingf)ufen bei £)iïbeê()etm nebft ben<br />

ba^u gehörigen SDorfe Söobbermin beseffen Ijatte. @in beben<br />

tenber ©influì, ber bamit gegeben War.<br />

3m ^atjre 1261 starb 2#argareta, beê ^per^ogê ©ema^Iin<br />

liefen günstigen 3 e ï^nnft beê ïobeê iljrcr 8tifterin benutten<br />

bie Tonnen unb erftrirften fies) üon bem ^pergoge (pro remedio<br />

anime dilecte uxoris nostre, domine Margarete pie<br />

ac felicis recordationis 3 ) ï)a% 23 er sprechen, òa$, ha i^r Kloster<br />

nod} eine novella plantatio fei unb 51t feinem Unterhatte<br />

nur toenig Sinfünfte fyabe, im ^ßaroijialbe^irfe üon $t)ri^ feinem<br />

anbern Crben Verstattet werben sode, fic^ ïjter nieber^ulaffen.<br />

2)iefe ^Srärogatiöe it)ar öon erheblichem Dht^en, ba im<br />

3a^r 1263 £)er a fy re ertüarben sie buri) Sauf unb ©tf)eufung beren mehrere:<br />

1270 ein Srbe ber üörüber ©erwarb uub §einrid) Don<br />

©ranfoge; 1279 baZ 93urgteï)n, baZ bitter inseint üou ©laufen^<br />

Burg inne gehabt fyaite] 1306 würben üon bem ^Ritter Sonrab<br />

t)on Kotzen 4 §ufen beê ehemaligen Surga<strong>der</strong>ê tiou s ^tjritj<br />

gesaust ; ein üierteê, biê ba^in im 23efi| ber öou ^Riben, Warb<br />

später erworben. 3 U bief er so erwünschten 5(brunbitng bcé<br />

Sefi|eê fam bure!) ^er^ogïic^e ï?erlei^ung bte nid)t minber er^<br />

wünschte Befreiung i^rer ©üter Don fjer^ogtic^en Saften, üon<br />

ber Sebe (precaria), Söagenbienft (servicmm curruum) u. a. ;<br />

üom Einfang beê 14. 3af>r!)unbertê an warb bei neuen ©djenfungen<br />

bie Steuerbefreiung ^ugleic^ mitgewä()rt. Um biefe 3ett,<br />

. Urhnibenbitcfy I. ©, 445.


Sur ©eftf)id)te be§ QuuQfernflofterS uon ^grife. 149<br />

1317 ipso die ascensionis domini, berttel) §erjog Otto<br />

i^nen ani) bic tjer^ogltdje domane (allodium), auf ber ba%<br />

Kloster gegrünbet lüar, nebst beren jftu^ungen: dedimus et<br />

donavimus claustrum sanctimonialium extra muros civitatis<br />

Pyritz praeposito, priorissae totique conventui sanctimonialium<br />

ibidem cum omni jure, jurisdictione infra et<br />

extra, cum judicio superiori et inferiori, ad manus et<br />

ad collum , transferentes . . . in saepedictos praepositum,<br />

prìorissam et conventum omne jus, quod no bis<br />

vel nostris haeredibus in saepedicto claustro et in suis<br />

metis ad praesens competit vel competere poterit in<br />

futurum 4 ).<br />

2Bic ein tüac^fenbeê Kapital so ertüetterte ftd) ber ©runbbefi|<br />

ber frommen Jungfrauen; fast aüe umïtegenben Dörfer<br />

arbeiteten für i^ren Unterhalt, ©ine 9totij 5 ), etiDa um ben<br />

S 2(uêgang beê 14. 3al)rï)unbertë, giebt an: ,,Moniales ante<br />

Piriz, ordinis d. Augustini, Ijaben i^iger 3 e ^ an SDörpfern:<br />

iörejen gan| \<br />

©troëborp gan|<br />

SBobermtn gant^<br />

ju Sofeli^ 15 ljufener, einen sonaten<br />

4 [)ufeuer<br />

2 Ijufener, 5 fjufen.<br />

barju bie>5llte ©tabt bor ^iri^, barin 36 toofjneu. SDarunber<br />

tt)im irer 14 pftugbtnft, bic anbern 22 fufcbtnft.<br />

Jtem 2 ^nfen ^u Src^tg.*<br />

Vergessen toit sterbet &irï)t, maê baè £Iofter bon biefem<br />

erheblichen Sanbbefi^e ja^rüd) bet ©träfe ber fërxommumcatton<br />

uub beè Unterbiete an ben S3tjd)of 51t Kamin §u entridjten<br />

Inatte, ©elbft bte 33ettelmöud)e in ©tabt $t)rt^ ordinis fratrum<br />

barvotorum, satten jäfyrüd) auf Pfingsten an ben<br />

unter gleicher ©trafanbroljung foiüie bei SSerluft i^reê<br />

4 ) ©taatSarcfytü 311 etetttn: S^atrtfet b. ÄlofterS ^rt^: SD^fer. ©t,<br />

%. I, 31. sol. 22.<br />

5 ) ©beiiba sol. 12.


150 fi. Sübecïe,<br />

nirenä abliefern: 1 Saft gnten stri<strong>der</strong> 93iere§, 4 gnte gaffet<br />

nenen ftargarber 33iere£, 10 gnte SKitren öon roter, fdjltmrjer,<br />

branner nnb blaner garbe'; nnfre Jtonnen bagegen satten ein=<br />

^nfenben jaijrttc^<br />

100 ®ïïen gnteê Sinnen<br />

2 ©dE)od; (Sexagenaria) gnter rotier ©efäjge, proprie<br />

gu<strong>der</strong> ro<strong>der</strong> verwede plactere ad cameram et ad<br />

coquinam suam ans @t. ^otjann<br />

2 gäffer gnten gnbenfdjen SBein<br />

2 b£gt. lanbêberger Söein<br />

1 Saft SBei^en, 4 Saft §afer ans ©t. Sionisti, öon ieber<br />

filofterïjnfe ben 3 e ï) n ^ ett / nämtid) 3 ©d^ffl. Söeigen,<br />

3 @d)ffl. ©erste, 3 ©d^fft. |)afer nnb öon jeber Jg)ufe<br />

duos solidos denariorum episcopales — 6 )<br />

gnr ben Unterhalt ber Slofterjnngfern toar mithin in reid^=*<br />

Iid)er SBeife gesorgt. SBie Diele ^ier ettoa Slnfna£)me fanben,<br />

barüber fehlen bestimmte eingaben. Sie ©inri(f)tnng tvax jeben*<br />

fatte ber anbrer granenflöfter entfpreijenb. gjn gafjre 1363<br />

finben fair ein ©cf)riftftücf 7 ) nnter5ei(i)net üon einem ^ßrä-<br />

^ofitnê, brei Kapellanen, ber ©li^abet Steine, ^riortffa, Satfjarine<br />

©raporo, Sntgarbe Set)erêtorJ), Seïïeraria, §iüegunbe, Sa^<br />

crifta, 3 a( f) a i a ©taöenotü, Sameraria, §elegnnbe ®(nbt|f ©d^ola*<br />

ftica, ©ertrnbe poeterò, Kantarae(?), Snp!)emia, ^ortenaria,<br />

©ertrnbe S3erte!otü, ©ertrnbe Salire nnb anbern gtaubenêtuür*<br />

bige personen. 2Baê bie Slofterjnngfern f)ier §u ii)rem Unter*<br />

Inatte empfingen, §eigt ein SSeräetc^ni^ t>om Saï)re 1561 8 )f<br />

afé baê Älofter bereite bem Slnêfterben naf)e toax nnb i£)rer<br />

nnr nod) öier öortjanben töaren.<br />

sie aïbereitt af)nn fte^enbem einfnmmen fyabenn:<br />

76 st. anft bem borff SBobbermin nnnb<br />

29 §. ber Sitten ftabt<br />

item 3eber 2 fc. ^tpiebeHengelbt<br />

6 ) Älempin S)ipl. Beiträge jur ®efc^ic^te^ommern0 1859. ©.401.<br />

7 ) ©taatêard^iö ju Stettin: ©tett. 2lrd). P. I. Bt 105. 9te 9.<br />

8 ) ©taatêard^tü ju Stettin: ©tctt %t§. P. I £tt. 105. »r. 1.<br />

vol. 1. sol. 64.


Sur ©efdn'd&te bes QungfernflofterS oon $gri&. 151<br />

16 flesseli roggemt, ale jeber 4 fdjepeH<br />

20 fdjeffeB weisen, ale jeber 5 fdjefeff<br />

16 flessesi gerftenn, afó jeber 4 fd^efeCC<br />

16 fc^efeCC ïjaber, afê jeber 4 speseti<br />

4 flesseli erbgenn, ale jeber 1 fdjfft.<br />

1 spesesi grüjj, afê jeber 1 öiertf)<br />

2 scassi, ïjabern, #u benn fercfenmef$ genfenn<br />

15 genfe, alfc ber priorinne 6 genfe tmnb jeber junffer 3, tmnb<br />

baê f)etfenn ferfenme§ genfce<br />

28 ^uner, ate jeber junffer 7 tnn ber faftnac^t<br />

2 odfyfenn, aß jeber etnenn falben od^fenn waó) SKtd^acIiê<br />

1 t^unne ^ertndE, al§ jebernn einen ütertett jegenn bie faftnacf)!<br />

10 ß berger trifcï), aïïer t)ierenn 40 ß<br />

2 ad)tenbett butter jrer öierenn<br />

2 spesesi rubenn, jeber 1 /s flesseli<br />

4 ß retfj, jeber 1 ß<br />

10 ß Pfeffer, benn sie ^aben noerj aüenn Pfeffer<br />

1 tunne fa(|, allenn öterenn<br />

einn feffeÜ fuß sonnig, atlenn t)ierenn<br />

1 fesseli t>oC( fuger milc^, allenn trierenn aufs corporis Christi<br />

4 ftfjocf üfyte, al% jeber einn fdjocf<br />

®iê aïïeè ^att feinenn befc^eibt.<br />

hierüber wirbt jerïicf) t>erretct)ett ber prtorinn fampt einer<br />

junffern alle trier Wochen 2V2 tf)unn bier tmnb benn anbernn<br />

beibenn junffernn IVi t^unne, ba^u ïjabenn sie nod) alle quartali<br />

^met) tf)öuer bier, tafettbier genant, machet 4 t^unne.<br />

SKac^bem aber befunbenu toirbt, ba$ bie junffernn Dor itjre<br />

perfonn beê bierê föenig ac^tenn, foli il)nenn atte öierenn jer*<br />

lic^ bauor gereicf)ett werben<br />

4 bromet^ gerftenn<br />

1 bromett Ijopffenn.<br />

3tem fjiruber ist einer jeberenn junffer tegticï) gegebenn worbenn<br />

4 gewonltcrje micfe brotê, ha% ifjnenn and) wenid^ 51t nu|<br />

fummenn sou, bauor i^nen femptlid) $u geben ist atyxt bie t>ort=<br />

genn 4 flessesi 2 brometl) 8 flesseli, Weldoe getreibe sie nad}<br />

geïegen^eitt werbenn eint^eilenn.<br />

©tubien XXXII. 2. 20


152 6. ßübecfe,<br />

gtcnt befummenn sie nati) geïegenïjeitt ber jettt, ettoani<br />

einn falb ober schaff ttnrbt abgewann, atte fonnabenbe bauonr<br />

einn ftucf probinge. ®eêgletd)enn gtmfcfyenn toeifynacïjtenn unni<br />

faftnadfjt atte jonnabenbt toann meste ftoeine berfyanbenn unnt<br />

abgewann toerbenn, ire probinge. §teuor toere i^nenn \exlxi} ji<br />

gebenn jebernn einn fyamett bnb allen bierenn auJ3 ber masti<br />

2 mittetmefëige fd^toeine.<br />

SSonn ftegenn beê brenf)ot|e£ tüirtê bermajfenn gehalten,<br />

baê bie SSoberminjc^enn etnn jeber ^aure alle üier^eitte etnr<br />

fuber ^ot^ auft beê clofterê f)ot^unge i^nenn brengett, babet<br />

eê 5U erï)attenn."<br />

SSenig erfahren tüir über ba§ innere sieben beê ßloftcr§:<br />

eê mochte auc^ too^s tpenig bat>on $u berichten fein. ®as<br />

5ßatronaterec^t über fötrdje unb ©deuten ber naf)en ©labt<br />

gab immerhin ftrdjtidjen (Sinflu^ unb burd^ i^ren<br />

man^e na. Qofianneê, ©. £au=<br />

rentiuê unb lignee, ^er^og Sarnim gu Stettin bestätigt 1363<br />

biefe Stiftungen mit ber SJÌa^gabe, baft bie ©influiste ber er:<br />

ttmïjnten ©a^eüen fttftung§gemäj3 unb nad) ben Drbnungen ber<br />

caminer ©iöcefe ju öertuenben feien, anbernfaQê burd^ 3)eöo*<br />

tution lieber an ben ^er^ogti^en S3efi| jurüdfaüen foüten.<br />

jDemgemafë versprechen auc^ ^5räpofitue, 5ßrioriffa unb gefammter<br />

©onöent ber Tonnen, gu genannten Elitären unb Saletten<br />

feinen ernennen 5U tuosien, ber nic^t beê fêirc^enbtenfteê mit<br />

gteift fidö annehmen, an ben ^roceifionen fid) regelmäßig be ;<br />

ttjeiügen, für sorgfältige Slufbeloa^rung ber Sel^e, ©etüänber,<br />

Sergen unb fird)üc^en ©erätfjfcfyaften sorgen, aU Eufto§ im<br />

Sauten competentibus horis pflid^tmäßig, im ©cfyulbienfte<br />

treu fein unb ein e^rbareê ßeben führen luosie, aïïeê seeundum<br />

ordinem et consuetudinem Camminensis ecclesiae.<br />

2)ie lateinische SSerfügung beê fi (osterà batirt bom 15. 9ìob.


Sur (Befd^djte beë ^ungfcrnflofters t>on ^rifc. 153<br />

1363 9 ). 3)ie Ijeqogücrje Fürsorge für getüiffen^afte<br />

roaltung ntadjt einen tt>ot)Itf)uenben (Stnbrud Sin ©crjreiben<br />

beê 23ifd)of ©ifribuê t>on (£amin an ba§ ijtefige Slofter au§<br />

bem 3a!)re 1442 (1. August) 10 ), rügt inbeft üerf$iebene SRifc<br />

ftönbe. @r loeift barauf l)tn, bafc gnfjaber fir


154 6. ßübecfe,<br />

de peccatis suis doluerint, auê ber SSarm^er^igfett be§<br />

allmächtigen ©otteê unb im Vertrauen auf bie Ijett. Slpoftel<br />

^ßetrue unb ^Sautue 40 £age Slblaft öon ben i^nen auferlegten<br />

Sirtfjenftrafen."<br />

®aê Qungfernüofter ju 2ïttftabt*$t)ri£ tjat tuie bie<br />

anbern, bie 2lnfang^eit ber ^Reformation nur um tuenigeê<br />

überbauert. 2)a3 einflußreiche Qa^r toar für sommern ba%<br />

galjr 1534, in bem auf bem Sanbtage $u Xreptoro a/SR.<br />

bestimmt ttmrbe, ba$ alle Klöster unb geistlichen (Stiftungen<br />

aufgehoben tuerben unb bie ©infünfte berfelben in ben ©tobten<br />

5um Unterhalt ber Hospitäler, Firmen unb ©cfjulen überlassen<br />

fein, bie ©infünfte ber reiben getbflöfter bagegen bem ^erjog^<br />

lideen S)omanium zufallen fottten. 12 ) gn ©tabt $t)ri| Ijatte<br />

öon bem gran^têfaner^ïofter au% Sofyann Snipftrom ba% Sic^t<br />

ber neuen SBa^r^eit aufgeben lassen, ber Sauerteig beê ©öangeïiumê<br />

fängt an $u gä^reu unb ba% SSoïfóleben 3U burd^*<br />

bringen. ©§ läfjt \\§ erwarten, ba$ SSiele öon ber refor^<br />

matorifc^en SBa^rfjeit ergriffen ttmrben unb ba$ e§ ben Organen,<br />

tu et es) e an ben Institutionen ber atten römischen Sirene fest*<br />

sielten, fcfjtüer marb, bie !ircf)tic^en Remter mit sotten ^Ser^<br />

fönen 51t besehen, bie ber alten 2ef)re ergeben tüaren. 60 er*<br />

ging e§ ^ier. Sie Stofterüerttmttung tüirb säumig bie ©tabt<br />

Sßijrifc mit Strc^enbtenern §u Versorgen, tottt inbe^ bie alten<br />

©erecijtfame nicfyt fahren taffen; in ber ©tabt ertoadjt ber<br />

bürgerliche Sted^têfinn, sträubt fid) gegen gortteiftung beê<br />

früheren SSier^eiten^Dpferê, fängt an, bie atten Drbnungen 511<br />

buri)brec^en unb ^unacfjft auf eigene |)anb bie Remter mit<br />

personen ^u besehen, toetdje „ber öeränberten ^Retigion" 5U*<br />

gethan finb. hiergegen tüerben bie ®tofterjungfern ftagbar<br />

unb tragen auf Ijerjogttdje ©ntfdEjeibung an.<br />

3)er Siati) sammt ben Diaconen ber ©tabt Sßtjrife öer^<br />

tf)eibigen fies) 1538 unb führen auê 13 ), ba$ sie bie fftäger<br />

l2 ) ^teêner, ©efct)ic^te öon sommern unb Saugen, ©reifêmaïb<br />

1839. ©. 216.<br />

13 ; ©taatêarc^tö ju Stettin: ©tett. %x%. P. I. SU. 105 9?r. 1 vol. 2<br />

sol 36 ff.


Sur (Befd&td&te bes gunafernïïofters von ^grife. 155<br />

nid^t fpoïiirt, biefe fatten öietmetjr nati) betüiÜigter angenom*<br />

mener Sanbeêorbnung bte Pfarre mit Sßfarrljerren, ^ßrebigern,<br />

Lüftern nnb anberen ®ird£)enbienern nid)t öerforgt, tüie sie öon<br />

altereer getfjan unb §n ttjun fcïjutbig feien, benn sie tjätten bap<br />

ber ®trd)en ©üter gehabt, ©ie ©tabt $t)ri£ motte aber nicf)t<br />

afë baZ SSief) ot)ne Pastoren unb £ird)enbiener leben, f)abe<br />

mithin solche selber bestellen unb befotben müssen, fei aber nod)<br />

erbottg, ben Jungfern ha% Opfer $u geben, tt)enn sie — tüie<br />

tiorberüfjrt — ifjre ^5fIidE)ten erfüllen unb bie ^ird^enbiener<br />

bestellen moüten. ^ier^u erfolgt eine ©pecialifirung ber SSer><br />

pflid^tungen beê fêlofterê burc^ ben „©inbicuê eineê erf am en<br />

rabté ber ftabt ^?t)ri| dagenbe ttnr gegenn t)nnb tüiber<br />

bomina prioriffa önnb gan| cantiteli be§ jungfratüflofterê jue<br />

^pt)ri| sagen : baZ inen ben bectagtenn ba% juê patronatuê inn ber<br />

pfarfirdjenn gue $t)ri| öon attere be^öri^ geineftf), sie ^afienn<br />

aud^ bie pfarr öerli^enn, Pfarrer t?nb anbere ïircijennbiener at§<br />

capeïïann, fufter 2c. bestellet önb bie irer notturfft nad^ tier^<br />

sorget, bargegenn sie untrer anberenn §n?o fjufen önnb ein ïamp<br />

(anbeê t)ff bem ftabtueïbe •— èeïegenn ^ue ber pfarrenn geforici)<br />

— gehabt, alle jar üonn jeber f)ufen fiebenn ft. ge^obenn.<br />

SDenfetbigenn firi^ennbienern bie beclagten, fo tntt ctegernn<br />

betDuftf), ane tüaê sie so eigentlich nic^t missen, nacf)uotgenbe<br />

auêri(^tungl) t^un ^abenn muffenn, at£ erfttid^ bem pfarrer<br />

^aben sie eine jgtiÄenn jarê 15 mari geben muffen. Sum<br />

anbern ïjaben bie Beiben calettane jgücfjer ein ftonber ^au^<br />

gehabt, baë bie juncfframenn inn notturftigem hato tjattenn<br />

Dnnb bar ^ue igtidjem fcor attere bie fretje foft^ öff bem !tofter=<br />

^off ünnb ein st. jue tene gebenn tjabenn muffenn, öotgigt)<br />

tjabenn sie inenn fcor bte toftt) getbt, ale igtidjen beê jarê 10 ft.<br />

gegeben. ®o§ue ^abenn sie auc^ jgtic^em atte fontagê 14 pfenningtje<br />

önnb üor igtid^em requiem tmb be§ ^eitigenn tagtjê<br />

nagt) ber prebtgt) bem miffario jtoe quabrin geben.<br />

Stem benn jmeinn tmberfofternn ^aben sie gmee mod^enn<br />

5tüe tagt) aU btnêtagê t>nnb bonnerêtagê bte foftt) dub bor<br />

jgttctjem requiem önnb be§ Zeitigen tage poft fermonem öier<br />

s ^f. geben mussen.


156 £>. Sübecïe,<br />

3um öierttenn fjabenn sie gite ben öierf aften, tüetB sie baê<br />

opffer entt)pfiengenn, aflenn firdjenbtenernn, alê bem pfarrer, groeien<br />

capetlanenn, bret) ïofternn, brei fdjuHgefetïenn, bem Ijoljmifpriefter,<br />

groeien miniftranteu, orgelisten, caïcantenn, officiali önnb feinem<br />

notorio in ber ftabt bei einem burger eine eertidje matjett<br />

mits) roein önnb bier auèridjtentt müssen.<br />

gum funftenn tjabenn sie beêgeteidjenn allen i^gemettenn<br />

personen fampt aßen anberenn priefternn önb ben burgermeiftern<br />

in irei) ftrdjroeigungf) gite gast ^abenn önnb eertidEje auêrtc^tunge<br />

t^un mussen.<br />

3um fed^ftenn fjafeenn sie iti bie corporiè djrifti atlenn<br />

priefternn onb ftrc^ennbienernn, aucfy bem SRabt nad) ber proces<br />

fionn im f^atanbê fyawfy effenn beftetïenn önnb ein bret)tingt)<br />

bier geben muffenn ane anber önpfïidjt onnb befd^roerung, bie<br />

sie tragenn fyabenn muffenn.<br />

^ettenn clegere gan| rooll (eibenn mögenn, ba^ sie alle<br />

ire gere4)tigfeit beïjattenn önb bar gegenn fotd)3 aïït, roie fid^<br />

gepurtf), rooïl bestellet bnnb versorget (jatten, aber roettt sie ann<br />

bem §ue bestellen feumtgtj roorbenn, ^abenn cteger nljU funff jar,<br />

so sie anberê nicfjt ane feelforg^er önnb ïird^enbiener feinn<br />

fjabenn rootïenn, befteöenn önnb öerforgenn mussen. 3)ar jue bectagte<br />

gar nichte getraun ober gefjotffeun önb t)abenn boc^ bk Wibe<br />

fjufen önnb ben tamp $ur pfarrenu ge^örig^ gue iï)rer nu^ung<br />

be^attenn, baran nic^t gefettigt fonbern ïjabenn fic^ aud^ bar^ue<br />

be£ pfar^offê al% beê irenn önberfangenn önb ben errnn SD^ic^elï<br />

(£(o£in, jotterenn gum 3)am, gite feinem tebenu öerfaufft, ber<br />

inen bod£) fetber ntdjt beroont^, and) ntdjt bawcfy, önnb ber<br />

priester so barinnen roonet^ feret^ ftc^ and) nidjtê baran, ban<br />

er tjat ein fret) ^aro^ ^ue seiner prebenbe, ba% er anbern teut^enn<br />

öermebetï). ®eêgeteicf)en laffenn sie audE) ber cappeüan ^erofer<br />

öetfatïenn, önb fo cleger pfarrer ober anbere lircf)enbtener<br />

^abenn rootïenn, muffenn sie inenn Ijerojäer, roonung^ önnb anbere<br />

notturfft fcf)affenn önb mieten.<br />

SSeilï bann bit beclagtenn bit pfarrer, cappeïïann önnb an=<br />

bere firdjennbiener ferner ntcfjt bestellen ober beftetïenn rootïenn<br />

önnb inenn baêjenigf), roie §ie bor^tn öor altere gewann, nid^t


Sur ©efdbid&te be§ 3ungfernfïofter5 non ^griè- 157<br />

gebenn ober öerreidjenn, fto bitten cleger inn red^t jue erfennenn<br />

önb juefprecfyeun, bcrê ben bedagten and) nicr)t gepurtrj fyab<br />

önnb nod) nttfit gepurtï), fidb be£ pfarïjofê, ber betbenn ^ufenn<br />

önnb ïampê önnb anberê ju ber pfarrnn gefjoridj jue önber*<br />

fartgenn önnb ju öerïatoffenn ünnb baZ sie berï)aïben erftfid^ ünnb<br />

oor aüenn bingi)enn benn pfarljoff fampt benn beibenn ï)nfennrjnnb<br />

benn famp önnb aïïeê anberê, maê sie an fid& ïjabenn, — ab^n*<br />

trettenn — önb alle nn^ungï) — gu erftattenn önnb — benn<br />

pfarï)offr aucf) ber cappeïïann seröser tx»iber $ue batüenn önnb<br />

in öorige toere §ne pringenn fd^ulbi^ fein, önnb ba% sie fid^<br />

ftinfuran be3 aüeê gen^ü(^ enttjaltenn, aüeê mits) erftattung^<br />

gerid^têfosten önnb §erungt)."<br />

2öie bie ©ad^e ber Slofterjungfern merbe entf^ieben toer^<br />

ben, mar leicïjt öoranê^ufe^en; öergebenê müßten sie fic^ i^r<br />

SRed^t ^u erhalten. SDurd) S5erorbnnng d. d. Solba^ ben ersten Sag<br />

be§ Stonate Slugnft 1539 marb für $^ri| öon §er^og Sarnim<br />

bie erste Sirdjenöifttation feftgefefet. 14 ) ®urd^ bie gerne feineê<br />

§oflager§ öerf)inbert, „in eigener pers on bie firmen biefeê<br />

ftetttnifdjen ortê 5U öifitirn, ï)a% ürdjenguett beftfjriben 5U<br />

lassen, baöon recrjenfcfyafft 5U nehmen, bie firmen mit tugent^<br />

samen, gelarten personen ju bestellen, toaê erger(id) ab^u^affen<br />

unb ba% ürdjeuguett ju conferöiren, btacono§ über baffetb ju<br />

öororbnen, aud) ber au^tefjnben jc^ultt falben f$teunige§<br />

redete ju öer^elfeu", beauftragte er fyiemit goac^im 3HoI|anf<br />

ïanböogt ju ©reifenberg, ï)errn ©obtfd)a(c! öon Seït^eim,<br />

Komtf)ur ju SSisbenbrud), Jürgen Süffom, ju O^egott) gesessen,<br />

Magister ^auluê öon ^Koba, fuperattenbenten, ^eter Se<strong>der</strong>,<br />

fd)o(emeifter ju$t)ri^, unb^ßetrue ^ri^en ju©tettin n)on^affti(^). /y<br />

5ïm ïage öor SKarttnt traf bie Kommission ein, am Sage Martini<br />

nac^ ber 5ßrebigt tuarb bie Visitation öorgenommen. 2In jtüetter<br />

©teile öer^anbeïten bie Sifitatoren jtüifcrjen ben tüürbigen anbäc^ti=<br />

gen Jungfrauen unb bem SRatfje ber Pfarre unb beê Patronate*<br />

rechte falben. 3)ic erftern erflärten, ha sie feit fünf ^afywn<br />

il)r Opfer auê ber ©tabt nic^t besamen, ber 5Rat^ ber ©tabt<br />

iö ju@tettin: ©tett.2lrd6.P.I. SU. 105 9^r.l3 sol.35 ss.


158 Sur ©efd)irf)te bes QunQfernflofterS von<br />

ani) Bereite über $farr* unb ®iaconeni)äufer berfügt f)obe,<br />

so ftmfêten unb toottten sie nickte nachgeben oïjne beê löblichen<br />

Sanbeêfürften ©rfennfni§. tiefer Derorbnete jebocï) (sol. 38)<br />

am 23. gebruar 1540 Don 2)amm au§, baJ3 bie con ben<br />

Kloster Jungfrauen in Slntyrud) genommenen ©üter ber Sßfarr*<br />

ftrdje bei biefer fein unb bleiben sollten, unb ba£ priorin unb<br />

Sonfent gegen biefe feine 2(norbnung nidjt 511 fdE)ü|en feien.<br />

©urdj bie 33efdjtüffe beê treptofóer Sanbtageê samen bie<br />

Sloftergüter unter ^er^ogücfje SSertDaltitng, unb au§ ben @bïen<br />

beê Sanbeê tüurbe ein Hauptmann mit ber Seitung berfetben<br />

auf getüiffe S a ^ re beauftragt. 5(nno 1543 am Dienstag nac^<br />

ffilian (10. 3uli) ìvaxb penning dosier, ^u Äantrecf gesessen,<br />

5um ^(ofterprobft auf gtnölf Sa^re ernannt; bemfelben mirb<br />

auger feinen sonstigen Emolumenten burc^ ^er^ogüc^e ©unft be*<br />

tütCßgt „alle jïjar öff ^toee perfon bie fommerfleibung, — bareni<br />

gegen aber soll e£)r bn§ bff ünnfer erforbernn mitt ^tüen pferben<br />

p bienen fdE)ulbtg fein." l5 ) liefern ^ur ©eite staub ein 3^ent*<br />

meister, 5U penning Möllere 3 e ^ 3od^im 3 a uberr ber eibli^<br />

in Sßfltdjt genommen iüitrbe, beê ^er^ogê Sefteê ^u fud^en<br />

„alfe iljjm ©ot ünb bai ^eilige euangeïtum 5ur fetjlen fetig*<br />

feit, auc^ aller ïetbtidjen lüolfart ^eïfen sou." 5Ra^ Ablauf<br />

ber Sertüaïtungêfrift ftmrb genaue ^ed^enfc^aft geforbert unb<br />

baè gnüentarium reüibirt. ©en überbïetbenben -Können ttmrb<br />

öon ben Sïoftergütern ba§ Strenge Verabfolgt; 1574 tehtcn<br />

t^rer noc^ ^tt)ei, unb alê aud) biefe anbertüeitig untergebrai)t<br />

roaren ober mit ïobe abgingen, loar aud) £)ier ein ©tücf ntittel*<br />

alterlidien £ebenê ba^in.<br />

5ïuf bem früheren fêtofter^ofe beioegt ftcf) j|c|t baè toixtì)*<br />

fdjaftlic^e Seben einer fönigtic^en S)omöne, unb uur bie alte<br />

fêlofterfirc^e, tüetdEje mitten in bie Sloftergebäube ^ineingebaut<br />

toar unb in beren einem \t%t einen ^ferbeftatl ^ur (Seite fyat,<br />

ist ein übrig gebliebener 3 eiI 9 e ^ ^°B ^ er ^inft eine ©tätte ber<br />

SBeltfludjt unb SBeltentfagung toar.<br />

15 ) ©taatêar£^tt>ju©tetttn: &tett.%và). P.I. Kt 105 9^r. 1 vol. 1.


Die legten ®oge kr<br />

in<br />

S3on §. Sübecfe, Pfarrer in ältftabt=$gri6.<br />

159<br />

2Benn bis in ber Don einer jiemïid) tüotjterïjaïtenen<br />

umgebenen ©tabt ^tyrit} bie ^ei(. ©eiftftrafce tjerabtoanbelft,<br />

so ftöfjt bit an bem ©übenbe berfetben auf ein au§ altem<br />

Mauerstein erritf)tete§, in ben ^intergrunb tretenbeê unb an<br />

bie Stabtmauer fid) anfcljmiegenbeê jtüctftödÊtgeê §auè, ba§<br />

fic^ jd^on Don au^en, nä^er betrautet, afê ein attertöümüc^er<br />

Sau barftetlt. 3ur (Seite ^at c§ je^t einen sonnigen, freien<br />

^?ïa^ £)inter fid) einen bt§ gur ©tabtmauer au§gebef)itten, nid^t<br />

großen ©arten. ïïfn ber gront beuten no^ ^iemli^ tooljl*<br />

erhaltene SSauïinien an, ba§ e§ einst mit Sorgfalt errietet<br />

iuarb; nod^ me^r finbet man fid) in alte 3 e ^ gurüiiöerfe^t,<br />

toenn man in ba% §au^ eintritt unb bort bie Sieste eine3<br />

im got^ifc^en ©pt^bogen angelegten ©angeê üorfinbet. ^n<br />

ben untern Räumen ist eine Se{)rertDoï)nung, über berfetben<br />

einige ftäbtifd)e ©d^utflaffen.<br />

S)aê ist ber SReft beê früheren grauiiêfanerfïofterè in<br />

$t)ri^. ?ln biefem für religiöses ©tillteben so ^affenb getoäfylten<br />

Drte beftanb einst ein rege3 ^lofterteben ber Sarfü^er^ ober<br />

grauen Wonfyt unb neben bem fflofter eine stattliche Kirche,<br />

Don ber je|t auc^ bie letzte ©pur öerfdjttmnben ist. 3 n ^ em<br />

föniglic^cn ©taatê*2Ird^ib 5U Stettin befinbet fid) unter ben<br />

$t)rii3 betreffenben Sisten auc^ ein ^eft, betitelt: Inquisitio,<br />

®r!unbigung tuegen be§ ^iri^er äRonnife ©ïofterê 1 ), in bem<br />

mit nid)t unertüünfc^ter Sreite unb fd^a^enetuert^er Sorgfalt<br />

l ) ©tett. 5lrd^. P. I. SCtt. 105. Hr. 4.


160 fi. Sübecfe,<br />

ein ni(f)t uninteressanter JRücfblicï auf ba% 33erf(f)tmnben biefe§<br />

Slofterê unb bie testen £age feiner 33etüoï)ner getoätjrt toirb:<br />

ics) gestatte mir, baüon einiges öorpfüïjren. 2öaê ©teinbrücf<br />

in feiner ©efcrjicrjte ber Klöster in sommern, ©tettin 1796,<br />

unter ^tjri^ in magerem Abrisse bon biefem Slofter $u er^ai)Ien<br />

toeifs, ist tebigtid) auê biefer Öueüe geschöpft.<br />

Um ba% Seben ber gran^iêfanermön^e entfprecrjenb ^u<br />

tuürbigen, tterben mir sie an bem ©efammtbilbe iljreê Orbene<br />

5U messen ïjaben. Unter allen 9ïïönci)êorben, bie baê 9Ktttet*<br />

alter in reifer ^ïn^al)! sommen unb ge^en fat), gelangten<br />

beïannttid) bk beiben Orben ber 23ettetmÖncï)e, SDominifaner<br />

unb gran^iêfaner, unb üon biefen beiben bie le^tern jur größten<br />

Popularität. (£ê tr>ar eine imponirenbe Reaction gegen bie<br />

im 2Be(tbefi£ unb 2Bettgenu§ itjre Slufgabe öerlierenbe Sird^e,<br />

tüeld^e ettva umê gaïjr 1220 eintrat, freitid) ungefunb unb<br />

ot)umä^tig in if)r selbst, barum aud^ balb in ba% allgemeine<br />

^ird)enöerberben mitöerfin!enb. 3 mmer ^ n a ^ er tw refpectableê<br />

©tü(J !ird)Iicf)er ©nergie, baê fic^ in ben Häuptern biefer Orben<br />

bem so üertoeltïicrjten diente entgegenstellte. ®ê ist ein 2Iuf=<br />

ferrei ber nad) ewigen ©ütern öerïangenben ©eele nid)t ^u öer^<br />

fennen. ^ranj tion Affisi bestimmte in feiner Drbenêreget 2 ),<br />

baJ3 bie SD^itglieber feineè Orbene baê ©t3angelium unsere<br />

§ern $e\u K^rifti beobachten fouten vivendo in obedientia,<br />

sine proprio et in castitate, 5llê ©äste unb gremb*<br />

unge in biefer Söelt sollten sie bem §errn in Slrmut^ unb<br />

^iebrigfeit bienen; je ^toet fouten auêge^n unb prebigen, gteierrn unb feiner feiten Slnfunft §er, ot)ne<br />

%a\6)t unb otjne Seutet ale bie s 2Irmen S^rtfti. ©ie sollten<br />

toeber Klöster nod) ©irdjen, tpeber nie<strong>der</strong> noi) Ü3ie^, toeber<br />

Käufer nod^ Seft^ungen, ja tute il)r §err uic^t t)aben, ft)ol)in<br />

sie i^r §aupt legten. $u biefer 2Bettöeraii)tung luben sie<br />

aud) bie §o^en unb ©bleu ein, unb mancfje berfelben Der*<br />

tauschten ^eitli^eè SBoPeben mit bem armen 3Jiöu(f)êgett)anbe.<br />

5Rül)rent) ist ba§ t)on SSonaöentura in feiner 53iograpl)ie be3<br />

2 ) ©tefeter Äir^engefc^. 3. 5luf(. 2. Sb. 2. 5Ibt^ @. 329


JDÌC ïefcten Sage ber Sfrcmjtefcmennöndje in $t)rifc. 161<br />

tyeit. gran§ ton affisi mitgetheilte ©ebet be§ lestent um btc<br />

9Irmutï): „O £etr 3fefu, jeige mir bie 28ege ber üon bir<br />

fo ï)odjgeïiebten Slrmutt), bie bie Königin ist über atteê.<br />

3$ bitte bicï), ärmster gesù, mit biefem ©dja^e midj ret$<br />

5U machen, nickte unter bem ipimmel atö ©igentfjum bestreit<br />

$u sonnen unb öon bem, roa§ anbere tjaben, in bürftiger SBeife<br />

ba% etenbe gleisdj gu erhalten/ Sür eine ßcit allgemeiner<br />

Sertüettli^ung immerinn ein ernster SSufttyiegel unb boc^ franï*<br />

ì)aft. 2)er K^rift besitzt, und) ©t. ^QUÜ golbener SReget, afö<br />

besäße er nidjt, braudjt biefer SBett atê einer, ber tfyrer nid^t<br />

mi^brau^t. ©§ t>erfte(en beêïjatb aud^ batb bie 33ettelmöncf)e<br />

bem touc^ernben 3eitücrberbcn in rapiber SBcifc; sie ïjaben,<br />

erjät)It einäeügenoffe 3 ), mansiones, quarum aedificia jam<br />

in regales consurgunt altitudines. In sumptuosis et<br />

diatim ampliatis aedificiis et celsis muraiibus thesauros<br />

exponunt impreciabiles ; unb e§ tüarb Tue §o


162 6. ßübecfe,<br />

tïjeit öerfeïjrt. Um iijr ©enriffen gu befc£)tr>id)tigenf erstatte<br />

sßatft yikolauZ 3. 5 ), baf$ aller Sefife ber SctteKIöfter ale<br />

bem Sßapft unb ber römischen ®ircf)e übertragen gelte unb bie<br />

yjlowfye nur üftu^niefjer feien. Sïitd^ sie satten bie ©üfcigïeit<br />

be§ SBettlebenê gejdf)mecft unb itjm nidE)t gu toiberfteïjen <strong>der</strong>^<br />

mod}t ; je metjr i^r ©üterbefit} unb ba§> ungeorbnete Untrergiefjen<br />

ttmdjê, befto me^r f^iüanb Qufyi unb ©tttlidjfeit hei<br />

tolteti.<br />

SBie tjcr^ält fies) p solchem gefcE)ic^tIic§en ©efamnttbiïbe,<br />

in bem toir 2Ibfaö don ber Sïrmut^êibee, Einbringen in ben<br />

Arbeitsfreie ber ^jSarod^ialgetftltdjfett, ja SSerbrättgung berfeïben,<br />

23ertt)eltli(^ung beè Sebenê ale |)auptmomente erfennen, über=<br />

einftimntenb ober abtueidjenb ba% S3ttb beê p^ri|er grangia<br />

fanerfïofterê ?<br />

Ungeai)tet §ergog SSarnim 1. bem Sungfernftofter t>or<br />

Sßtyrijj 1261 urfunbli(^ tjerf^rocfjen f)atte 6 )r feinem anbern<br />

Drben bie Erlaubnis pr Anfiebelung innerhalb ber ^Saro^tal^<br />

grenzen öon $^ri| ju ertheilen, nisi de ipsarum sanetiinonialium<br />

fuerit licentia et beneplacita voluntate, so<br />

tuarb bennod^ öon biefem $ßrhnlegmm gu ©unften ber granfie*<br />

faner alêbaïb abgegangen. ®ie ©rünbung iìjrer Ätofterantage<br />

faut na^ ©teinbrütf ©efcf)id)te ber Älöfter in sommern<br />

@. 165, in bie Segierungê^eit 33arnim£ 1., also in hie gtoeite<br />

©ätftc beê 13. 3aï)r^unbertê. ©in (Schreiben beê SRat^S gu<br />

$t)ri& an ben §ergogr roenn id^ ntd^t irre ^o^ann griebridE),<br />

1571—1600, erftmfynt, ba§ audj bie anbern fircf)Iid^en beneficia<br />

(bie hospitalia ©. ©ertruben unb ©. petere, ©. 9ti*<br />

cta§ unb dorn §eil. ©eist, mie aud) ba% @. S^gen) öon ©.<br />

f. ©. Sin^errn, bem burdjteud^tigen unb ^oc^gebornen §errn<br />

Dtten . . . gestiftet unb . . burdfy beffetben §errn @o^n<br />

Barnimum Magnum, be^ naamene bem dritten, Anno 1363<br />

confirmirt unb beftettiget feien. 3)tefe Anlage an einem stiften<br />

Orte ber ©tabt toax fogteid^ in ntdfjt unbebeutenbem Umfange<br />

gemalt tnorben, bie ©tabt fyatte mit i^ren Almofen bagu<br />

5 ) ©iefeïer a. a. £>. @. 364.<br />

6 ) ^omm. Ur!be^. L @. 445.


Die legten £age ber granjtéfanermönd&e in $grifc. 163<br />

baê ifjre gethan. 3)em 93ifd^of ju ©amin satten bie Settelmondje<br />

bet Strafe ber ©rxommunication unb be§ Unterbiete<br />

fomie unter angebrofjtem SSerluft be£ ïcrminirenê jäljtlid) auf<br />

Pfingsten an feinen gettatine ^u geben : eine Saft guten ptjrifeer<br />

SBiereê, Dier gute gaffet neuen ftargarber 93iereê unb an<br />

feine Kammer jetyn gute SKitten t>on rottjet, fc^mar^er, brauner<br />

unb blauer garbe. 7 )<br />

®afür staub üjnen ba% Xermtniren in ber ganzen caminer<br />

2)iöcefe §u. SGBir finben einen frater terminarius, boif) jebenfalle<br />

auf Erntereifen, bet ^ren^ïau; bie fruchtbare ©egenb<br />

braute bie Anlage balb in g(or. Sefannt ist, ba§ in ber<br />

SRefotmattonê^eit bieê ffiloftct ber Serbannungèort beê gorj.<br />

Snipftro murbe, ber in granffurt a. O. bem Ü)iêputator ïe^et<br />

opponirte unb bann ^iet in feinen ^rebigten ha% Sic^t ber<br />

neuen Sßafyrrjeit querst aufleu^ten üefj. ©c^on bamatê werben<br />

öieïe SRönc^e ba% Stoftet verlassen i)aben, unb ale 1534 ber<br />

Sanbtag 5U SrcptotD a. 3i. gehalten ttmrb, ha Esatte bie ©tunbe<br />

biefer mittelalterlichen Stiftungen geschlagen. SDie ^ergoge<br />

nahmen bie reiben gelbllöfter, ben ©tobten ttmrben bie ärmeren<br />

5ur Aufbesserung öon Sirene unb @d)ule gelassen, 1539<br />

roarb bie erste grünblicfjere S'irc^entiifitation in 5ßt)rt^ gehalten ;<br />

ber unser Slofter betreffenbe furje $affuê beè äJifitation^to*<br />

toïotté (autet: „ï)arna ist öorgena^men ber Sarfüter clofter<br />

tmb bie böringe auerlec^t, tuie bat register tiormelbet ünb ben<br />

bruebern eine öorforgunge bon ben guebern geschiet."<br />

Snbefj sollte bie ©tabt noc^ nic^t in ungestörtem ©enuffe<br />

biefer ®üter oerbleiben; ein nic^t geringer Sturm !am Don<br />

Stettin herüber. Ueber 40 Qafjre maren, tüte e§ scheint,<br />

unbeanftanbet verstrichen, ha (sol. 2) erläjjt am 14. 2Kai<br />

1585 gotjann griebric^, ^er^og $u Stettin, eine Serfügung<br />

„unserm fjoffmeister unb amptmann ^u ^Siri^e unb lieben getreten<br />

Surgen Suffotoen 51t Slucfen unb ©eorge ^trcfjen, 51t Siterefe<br />

gesessen, — mit öormcïbung, ba$ rair berietet morben, bai<br />

eilige aefer, miesen unb anber£ §um dostet in unsrer ftabt<br />

7 ) Älempin biplomat Beiträge 1859. 6. 401.


164 Ö. Sübecfe,<br />

bon attere botegeu bon ben einmonern bofetbft un£<br />

§u nacfjtetl unterschlagen, unb tütr beffetben gerne boridjtet<br />

unb borftenbtgt fein mudjten."<br />

SDte lieben unb getreuen Jürgen Süffott) unb ©eorge<br />

^trcfj, ju 53iterefe gesessen, Hauptmann unb Surgrid^ter ju<br />

$rjri£, Verstauben ben ÏBinf itjreê ^er^ogê unb orbneten a\&<br />

balb eine eingefyenbe Untersuchung an Drt unb (Stelle an. 9iïd)t<br />

roeniger até 36 3?ugen merbeu Uorgelaben, bon ©tabt unb<br />

Sanb, Bürgermeister, Kämmerer unb SDiafonen au§ $Qrt|,<br />

gastoten ber Umgegenb, ©söffen, saurer, Seute btë 90<br />

hinauf, ein jeber bet ben (Stben, bamit er bem<br />

ober feinem Slmtc beriDanbt mar, iljre SBiffcnfc^aft gebort<br />

funb^ugebeu. S)ie 3^^g enö ernet)mung begann am 18. 3>uni 1585<br />

im obersten ©emacrje beê neuen SRat^aujeS $u ^ßtjrt^ borgene<br />

fruì) um 8 Uf)r unb erftredte ficrj (sol. 14 ff.) auf fedjë gunste:<br />

1. „ioaê eê mitt bem ^iri|er mönnefe clofter bon altere<br />

bor eine getegenfyeit gehabt;<br />

2. tpaê bon altere an adfer, Ijueffe, miesen, jerlicf)enit<br />

jinfen ober gelte, foruê effte m()ue(enpec^ten — item an eignen<br />

rjeufern, blieben, mueften ftettcu, geltêf)eupt)itmmen, barfcrjaffteu,<br />

felbermerc!, üeinobien, selbem feïden, patenen, fercïenornat,ï(ocfen,<br />

orgetu, t)au§gerat, brampfauuen, aud) sonst annbern pertinentien,<br />

f)erlig!eiten bnb gere^tigleiten biefem monuefe clofter juftenbigf<br />

bnb angef)orig!) gemefen;<br />

3. mer biefelbige ecfer, — ^ugeEjorige guetter bnb pertinentien<br />

im — gebrauet) gehabt unb noc^ fiabe;<br />

4. maê eê heutigen tageê mit benfelbigen ctofterguettern<br />

— bor einen juftanbt bnb gelegen^ett fyabe ;<br />

5. ob nid)t boftenbige inuentaria bnb register rate ein rat!)<br />

ober bie biaconi ber ïtrdjen ju ^tri^e — bie guetter in<br />

i^rem ftanbe gefuuben bnb an fic^ genommen;<br />

6. ob aud) mitt borgefjenber befonberer f.begnabunge,confh><br />

mation ober boraiüiguug burgermeifter bnb ratt) — biê —<br />

clofter — bnber ftd) gebogen, baè clofter — niebergebrocf)en,<br />

bormueftet, sieget bub bacffteiit baüon üorfaufft ober ob sie —<br />

einige f. — bottnttigung ^ierju — erlangt fetten."


SDie legten £age ber 3ran3t§ïanermönd)e in ^qritj. 165<br />

SDem ^rotofotte mirb (sol. 6) eine 3)efcription be§ Unter*<br />

fucfyungêgegenftanbeê boraufgefcfyicft unb bie SInflage barin subftantiirt.<br />

®aê (Slofter ist (sol, 7) „in allen circumferentiis gerne<br />

so groefc önb breit gu eracfyten alfe tmgefer baê f. ïjaufc<br />

önb fd)(o§ gu 3iltenn Stettin fein ntagf. S?n ber mitte<br />

be§ cïofterê, in ben creu^gengenn, ist nod) ein anfeijenüger<br />

tuafferbrun mitt großen üelbtfteinen auëgefa^t, barin anc^ nocf)<br />

dar toaffer öorfyanben, bemfetben iDoI (eic^tlic^enn ju petsen ftuttbe.<br />

SSon ber monneïe ïirrfje fteïjn nod) fc^tec^tê beibe giebel mitt ifyren<br />

jeitmauren ganj tmuorle|t, baê ^arbt ünb bac!, fo buppeïbt gemefen<br />

önb aller anber ornat, orgeln bnb flocfen ist bauon t)intüeg^ ; anbere<br />

gebett) önb creu^genge — fein eingerifjenn — önb beftruiret,<br />

nur ein getoelb tor^anben, unter tneldjem bie $iri|ef(i)enn bie öorschienen<br />

üorjar iï)ren j^erpffric^ter begraben lassen. — ßiegel unb<br />

bacfftein gum tijeil tierbrauc^t, gum tfjeil öerfauft. 5)ie bloede<br />

fird^e ï)unbert sieben unb Jec^ègig! fc^ue tane!, funff önb brie^tg<br />

fc^ue breit. 3 n biejem dofter tjaben bie ^ßiri^er caften^ern<br />

einen ferie tmb tueib monenbe, jagen, biejelbe geben iïjnen<br />

ierlid^ öon ben gartijenfreudjten t»nb ber ttjonunge — nicï)t me^er<br />

alfe gtüo gulben ; ber clofter bomgartfyen — fyeïbt gtüo^un*<br />

bert ac^tgig fdjoe in bie lengeube ünb fyunbertfunffgefyen f^u in<br />

bie breite, barin fein noi) fiebengeìjen gro^e tragenbe antuatnueffen,<br />

bieren önb eppeln bloemen, sonnen ^erlief) eilige tonnen mìtt<br />

nueffen ot)ne anber obst barin geworben werben, item noc^ afyt<br />

unb gtüangigf Seêper bloemen; be^gtei^en fein aud) ^ier^<br />

innen geteöet adjtgeijen ruggen lanbeê, — mit ftjoele bepflanzet.<br />

(sol. 1O V ) 2)er clofter bomgartt)en — mie ifynen bte mon=<br />

ne!e im posses unb esse gehalten, ist nod) eine so groê<br />

ban er i^igeê Xageê, — aber e§ ^aben bie caften£)ern gu<br />

$iri|e öngeferligê erachtet, wol bie Reifste bauon gu ben mer<br />

bueben, bie sie benn burgern Don ber neigst anroerenben mon*<br />

nefe scheuen ober j^euueu, tue eê i|o bie geheugen tauffen,<br />

ad vitam öorfaufft tmb tranêferiret, baZ also biefer noc^ tjor^anbener<br />

teil be§ gartcnê nur bff bte Reifste — Ungefer erachtet rotrbt.<br />

3tt)o(ff fdjrit öon biefem — flofter — eine ixmefte patt) stette,


166 §. Sübecïe,<br />

üon attere unb noes) heutigen tags ber Ijerjogen 51t sommern<br />

stette genannt, tmb berb fic6> berjetben in ^iri£ feiner 31t<br />

paften esst ein^nn^emen anmaßen."<br />

2)er erste geuge ist ber ptyri^er Bürgermeister $etru§<br />

Sistemaci)er, 60 gafjre att. gr fud)t fies) bem Zeugnisse<br />

$u ent^ietjen, inbem er sii) mit 2etbeêfd)mact)t)eit entfetjutbigt ;<br />

feine ©ntfdjutbigung toirb inbe§ nic^t angenommen, toorauf er<br />

(sol. 23) „in jimbtiger Seibêgefunbfjeit" erschienen, ©r be*<br />

#eugt, bas? ben ÜJÏÏöndjen fotgenber Sanbbefi^ gehört §ahe: 1)<br />

V2 ©tabt^nfe, toeldje jefet §an§ Dieser ^abe; 2) eine SBiefe<br />

^n 9^anün, 9 gnber §en; 3) ber sog. 9ftonnefe fampff, ben<br />

ein ©cfjneiber §inrid) Carmen in ^?t)ri| fjabe unb babon jo^rltd^<br />

4 fi. ?ßa


ie legten £age ber ^ransisfanennönd&e in $t)ri£. 167<br />

falpeterfieber, ^Seter ÜDïtlifcett genanbt, in bie sdirne ober monnefe<br />

f evenne eingejagt, ber bf i. f. g. bofeüd^ barin geföonet" (nadeer<br />

nadj (£olba£ gebogen). SïHeê, ttm§ òk ïftöndje berlaffen, roärc<br />

ber $ird)en zugeeignet toorben." SBeiter (sol. 32 V ) ex proprio<br />

motu: „baZ bor bnb nad) borenberter religion brei monnefe<br />

bbrid) plieben, einer er Sorenj, so nod) %u ©ro^en<br />

9iiJ3ÏotD pastor, ber anber er ©imon ge^ie^en önb prebiger<br />

5U ißi^erui^e gelporben; ber britte aber ern Stltan ge^ie^en<br />

unb enbtüd^ nad) Soefeni^e sommen. S)er oorgemelte er<br />

(Simon aber toere ein verus monachus getocfen ; berfelbe<br />

tofjere bf einem borffe bt) ^ren^to, toeit er bafeïbft Dmb^er<br />

terminiret, bf einem ür^^aue, baï)in er ftcf) fdölaffen geleget,<br />

bon ben paurêfnec^ten salua uenia caftriret ttorben bnb ben^<br />

nodo biel jtjar barnad) gelebet, (©in bierter, @r 5lebing,<br />

marb pastor ju S3eier§torff, IV2 2Dïei(e bon $rjrt£.)<br />

3n ber Visitation fetten bie ï)ern visitatores nachgegeben,<br />

i)a% ein ratt) ba§ clofter einn^emen, bie ped)te jerüd) Don<br />

ber falben ^ueffen bnb anbern lanben ber fercfen folte ge^<br />

geben toerbenn."<br />

Sie 3 eu 9^nberne^mung tüirb fortgefe^t am folgenben Stage<br />

Sladjm. 1 U^r ^u Slftftabt „bff bem ctoftertjoue bnb fürftl.<br />

gemale. "<br />

3Rit Ueberge^ung beê altftäbttfc^en pastore %oa&. Sabeiüii)<br />

unb anberer lassen ftür ben ^ajtor ^u ©r. s Jìifd)oft) unb ^orft<br />

5lnbreaê §a!enbal reben. ®r ist 67 Qa^re alt, ber gelante<br />

^euge. @r sagt (sol. 47), „baZ er in papatu btê articulirte<br />

monncfe clofter in großem flore gebockt, bennod) men eê ein<br />

betler clofter, barinne monichi (!) terminarii vel franciscani<br />

ordinis gewesen, getieften. — SDie monneïe petten aud)<br />

tuie^e pferbe gegolten, bamit sie bf bte borffer f)in bnb ïjer<br />

roibber terminiren ges aren." — @r sprint bon einer 2Sifi*<br />

tation, tDäre ungefähr 1539 (babei fjer ©obtfd^alcf bon SSetttjen,<br />

comtt)or bff ÏBilbciibru^, ber alte SBerner bon ber (Sc^ulen^<br />

boxa), tt>eld}ê il)me also au§ bem alten geschrei gebuncfe) boü=<br />

^ogen tüorben. S)arnac^ fei noc^ eine Visitation gehalten, baba,<br />

tüte er berietet %R. 5ßaulu§ a ^Roba, gürgen fiüflottJ unb<br />

33aUifd)c ©tubien xxxn. 2. 21


168 £>. Sübecïe,<br />

^eter Se<strong>der</strong> gettefen tuctren. „ße tt)cre ein atter frater, er<br />

ßorenj spente uberplieben, tue er üornommeu, baê ber ratï) 511<br />

^Siri^ baê dosier einuïjemen Dub ifyne barauê borjagen toosien,<br />

^ettc berfelbe an I) o crj geb od) ten unfern g. f. tmb leerren crjriftmilber<br />

gobtfdiger gebecfytnttê, tjer^ogf Öarnimen eilige mfyat<br />

fuppliciret tmb aud) fo öiel ermatten, baê iljme ber rat^ önb<br />

caftenïjern 511 ^tri^ baê gan§e clofter mittfantpt bem b^om*<br />

gart^en einrennten Dub lassen muffen, önb ^euge ^ctte selbst<br />

ben furftltdjen bofeticï) in originali, jo stari tmb ïrefftig geiüefetm,<br />

ge(e)enn.<br />

%la&) feinem beê monnefeê ern Soren^en absterben an§<br />

feine frotüe, tmangefetjen sie einen anbernn mïjan genommen,<br />

jeit iïjreê lebenê rotofambüd) im clofter gelassen toorben. %laà)<br />

itjrem absterben aber fid) ber ratï) tmb biaconi beê dosiere<br />

tmb befjetben pertinentien t)nb ïjertigfeiten angemeldet fetten. —<br />

(sol. 5O V .) 3 eu 9 e flette ani) roeitleufttcf) tuoi sagen fjören,<br />

baê be monnefe senape, fdjtueine ünb anber me^e gehabt,<br />

ïuntïje aber nic^t getüiffeê batton beponiren, iüere in feiner<br />

jugent aud) ausserhalb lanbeê geluefen."<br />

ßeuge uertüunbert fid), bafc „bie monnefe foïcrj ein anfefjen^<br />

üd) tmb st ab tu d) gebetü — fetten sonnen gU tüege bringenn; men<br />

rjette eê ein better^ftofter getjie^feu tmb tuere in aüen \t)infetn<br />

bee fude unb genud) geiüejenn, ttmrben o^ne §tueifet ein ftabt*<br />

ligeê einfommen gehabt fjaben tmb tuljere Jummermeïjr schabe,<br />

ba§ fold) ein aufeljenlicr) tmb tt)ot)l geboiueteê dosier also ine<br />

nickte gebracht tmb fuüentê also einfallen fotte."<br />

8lcf)t ^age barauf (29. ^uni) tuirb òa§> SSertjör im amt^<br />

tidjen ßinimer beê §auptmannê auf bem 3 u ^9f rQUen5 ^°^ er<br />

5U SKtftabt mit bem 13. sengen fortgefegt ; citirt ist (sol. 56)<br />

Sürgen (S^ut^e, 72 ^aljre alt, „fct)epfe üff ber<br />

bitten ©tabt —f bei bem erjbe, bamit er ber @d)epfenbande<br />

öortDanbt ist :<br />

geuge gebende, i>a^> in ber monnefe ctofterferfen jtuene orge*<br />

leu getuefen, — er l)abe sie selbst gesehen, aud) barauff offte fc^Ia*<br />

gen poeren, bie pipen barin geludjtet alfe filbcv, ba^u f)erligeê<br />

laute gewesen. — S)ie mounefe (fetten) nicöt allein ein eigen secret


2)te lekten £age ber 3rransi§fanermÖndje in $grtt}. 169<br />

Dbcr bie ftabtmauren, befonbcrn aud) eine eigne porte burcf)<br />

bie ftabtmauren an ber erben über ein ftecrj (geljabt), ba% sie<br />

aufj iljrem ctofter, tuenuê inen geliebet, inê jundfern clofter<br />

^ur altftabt Dub fonften fret) sommen sonnen, £u weleer porten<br />

sie if)re eigene fdjloeffe Dub fcfjlueffel gehabt. 3)ie monnefe<br />

Ijetten and) in l)ogen sasten ben altftettijcfjen gestattet, baê sie<br />

miti ifjfen Waaren Dnb ïreutern (fol)le, eppïen t»nb beïjren,<br />

noet^en) a\^ ber alten ftabt burcfj i^re poerte in bie recrjte<br />

ftabt ^iri^e ge^en, bafegen sie t)intpibberumb tf)re tüaren an<br />

mb sur bem Koster feile galten muffen, ;uie ere aui) selbst<br />

gefielen." gn beni Xljürmdjen fyàiit er eine ©tocfe gesehn,<br />

bamit tägtid) geläutet roorbcn, auf bemfelben fyabe ein rjer*<br />

golbeter ffnopf geftanben, in bem alte SKün^en unb briefliche<br />

Urfunbcn geiücfen 8 ).<br />

5Ifö 15. ßeuge erscheint (sol. 60) harten jungermann,<br />

®erid)têöenuanbtcr $u SBobbermin, unb er^ä^It unter<br />

anberm: fein SSater „^ettc mitt beu monnefen immen zusammen<br />

gehabt ; ba$> er also mit feinem üatter feiigem üiel m^al im ctofter<br />

getnefen; it)enu sic ba sommen, gebraben mb gesottene ju<br />

effen, aud) brinfen genud) befommen, mb mere bafeïbft im ctofter<br />

^ugangen, alê ipcre cê alle tage foefte gefóefen, t)nb toe ^eugeu<br />

üatter bie testen immen mit ben monnefen geteilet, Inette<br />

ein monnicfje, so er (Simon geljie^en, üf einmal 15 ftòde<br />

immen befommen, ünb biê clofter fóere berma^en DerbatDet<br />

Dnb feste getoefen, ba% men barin, menu man fid) ein ineinic^<br />

Dortl)anf üorbifterbe. 35nb bie monnefe fetten so Diel gutter<br />

gehabt/baê sie eigene Dorftcnber au^ ber burgerfdjaft §u ^ßiri^e<br />

gehabt, U)or aber ber monnefe guettere Ijtn, fei ^eugen im*<br />

SDer 17. geuge ^f0^ G8^ ergänzt, in ber Sirene fei auc^<br />

„ein ftabtlid) gestuite (gewesen), barin bie £)ocï)toblid)en ^er^o*<br />

genn ^u sommern, Ijerre ©ugfd^saff Dnb fjerre ©eorge,<br />

d}riftmilber, gobtjeliger gebec^tnuffe, wen §u $iri£ som-<br />

8 ) 3 en 9 e 35 ^ at »2 täiitflodefcn gesehen unb einen fcfylanben fei^<br />

ger (alias fdjtofyenb nt)r im clofter), metter i^o bei ber pinker<br />

ferden nodj üoi^anbcn.<br />

11*


170 fc. Sübecïe,<br />

men, geftanben petten." — ^m Kloster set tooïjt V2 ©cïjocï eigener<br />

3eüen getoefen. Unb toeit (3euge 18, sol. 73) in ber Kloster*<br />

fircïje tägltd) Sacramente gereicht, aud) anbre Zeremonien gehalten<br />

tuorben, so feien ha Viele silberne ©etd)e, gatenen, Sirenen*<br />

ornat getoefen, toelc£)e£ aQeê ber SRatfj gu $t)rifc nad) üeränberter<br />

religion ju jtdj genommen fjabe.<br />

3m Stonai guti werben in entfyrecrjenben 3^ij[^enräutncn<br />

Vier toettere Sermine abgehalten, ans benen tjodjbetagte Sente<br />

ber Umgegenb erscheinen unb i^re SBiffenfdjaft abgeben müssen.<br />

3$re Sluëfagen bestätigen toeiter ba% im Slofter geführte 2Bof)lleben,<br />

unb tüie im befonbern fast aUe 5!Kü^ten ber ©tabt unb<br />

näheren ilmgegenb bemfelben verpflichtet lüaren.<br />

(£§ erfdjeint an 22, ©teste 3od)im §opman, Untertfjan<br />

su ©r. Sneuen, 74 ga^re alt. Sie 2Rönd)e, berietet er,<br />

(sol. 78) „fetten ifjre eigenne bratü^, bad^eufer bnb foefenne<br />

gehabt, ifjre eigenne biere gebratüen ünb in iren feuern gehabt,<br />

eigenne pferbe ünb eine fdfjeperet) (bie 30. 3 eu 9^ n fügt fjin^u:<br />

einen großen f)aupfen fcE)tr>etne, über 6 manbeü, ba^u sie einen<br />

befonbern fned^t jur ^uettunge gehabt); bie pferbe, f(^ape<br />

önb fdjepertgge fyeiht geuge selbst gefielen, ban er offtmalê mitt<br />

fernem öatter, ber ju ©elc^oto gewönnet, in ferner jugenb<br />

inn biefem clofter getoefen, fein tiatter mit ben monnefen bie<br />

broberf(f)op gehalten, bauor er inen aüe Jare einen fdjepell<br />

roggen gegeben. — Seftlici) aber sagte er, ba$ be monnefe önb bt§<br />

clofter bamtt begnabet gewesen, ba$ ein t^obtfc^leger, tuen er<br />

nac^ ber iaht barin gefommen, sicher önb fret) geleibe gehabt,<br />

ünb bie $tri£er Herren inen barau§ p nfjemen nid^t mec£)ticE)<br />

gewesen. "<br />

2)er folgenbe 23. S3erii)terftatter ist Senfcc ©toffregenn<br />

((Staubregen), ein ^Sac^tmüller in ber fieüenotüfdien 9Kü^tc<br />

(Seine, eine 9JMle öon ^t)ri|) unter bem ^er^og (Srnft<br />

Subroig §u SBolgaft. ®ê ï)abe, berichtet er (sol. 80), ,;ein<br />

monnefebetlerclofter get)ie^en, ibod) glcic^tüol an allen oertern<br />

taufent genu barin geföefen. Srfad^e beè tüiffenê, er ïjabe<br />

ba% clofter in großem flore gebodjt, e^ltdje untersd^eibt^<br />

tid^e monnefe gefanbt, aud) öielmaln in ber ftrdjett gewesen,


jDie legten £age ber gransisfanermond&e in ^Stjrt^. 171<br />

bofeïbft misse fatten, prebigen, fingen, aud) öff beren orget*<br />

merde fragen ^oerenn." 2Iu§ ben 3J?ü£)ten (Sanfte, äRittet,<br />

3iegetmüI)Ie, aud) ausserhalb ber ©tabi belegencn 3KüI)Icn)<br />

sötten sie jäfjrüdje 9ftotbtpäd)te befommen; 3 eu 9 e t)atte auê ^er<br />

giegetmüfyle solche *ßäd)te selbst überbracï)t. ($rn Soren^ ï)at bie<br />

5ßad)t aus? ber 9Kitte(müt)ïe einmal selbst abgeforbert, ist ans bem<br />

9ftüï)ïentt)agen gesessen, nnb „Ijette iljnenber m£)oelenfnedj)t mittber<br />

padjjtmofte furatoci! falben — in einen sumpf ober fobbidfjen ömbs<br />

getüorfen." 3ï) re ©c^afe nnb 5ßferbe l^abe er eigener ^ßerfon ge=<br />

fe^cn, — tt)ei§ aber ntdjt, tuie t)iel f)nnbert ©djafe bie 9Jlönc^e ge*<br />

fyaU, tüöre aber bod^ eine ansehnliche ©Raserei gewesen, wünb e§<br />

fetten bie monnefe i^ren eignen fdjeper gehalten, so §n enbenft<br />

bem ctofter ein eigen abgefonbert lofimente gehabt, babet) aud)<br />

^uglei^ ber frïjapeftaü gewesen. 2Snb e§ ^ette bomatn in<br />

$iri|e sonst niemantê eine befonbere etgenne f($e^erigge atfc<br />

biefe monnefe galten burfen, aufgenommen ber alte burgermeifter<br />

gesell, toeil berfelbe ferner gefd^tdttc^feit falben in befonbern<br />

gnaben be^ bem alten tanbeêfurften geftanben, — boi) gleid^=*<br />

tool ber monnefe fc^eperigge atleroege aufs ber ftabt Vorgegangen,<br />

ani) mit ber Ijuettung ünb tteibe also ben vortritt<br />

gehabt, bnb be§ geborten gefeie fd^afe fjernad) getrieben 9 ). —<br />

3tem tüar, ba% bie monnefe einen eigenen focf önb<br />

foefen, bratü* unb bacflj)au§ gehabt, au^ ber foefen ein lod^,<br />

baburd^ bie effen in bie getoontidf)e effe ftuben gereichet luorben.<br />

3euge — selbst ba% lod^ gesehen, — imgteid)en bie bratopfanne<br />

bnb bobbemen, ben sie tüeren so gro^ getuefen, ba§ men baZ<br />

bier von jttnen toinf^eln barin broden sonnen, tmb bie<br />

°) S5on bicfetn Spanne meiß ber 35. 3 eu 9 c / Stecob 2)reger im<br />

©t. ^icolauê ©pitat ^n^vii^, noc^ ^u ergäben (sol. 112): „er fyabe<br />

$eter $efeln, tue er anfendlid^ in biefe ftabt $tri£ »anbern sommen<br />

fcnb ein fc^oe fned^t gewesen, gefant, ünb er t)ette bomaln so t)ie( nid^t<br />

gehabt, baê er brie Pfenninge im b^ore ausgeben sonnen, mel^e ein<br />

fc^oefier, ju berne er eingetuanbert, mitt n^amen 92erincf für i^me auglegen<br />

muffen. §ernad^er ^ette er ftd) also angenommen, baê er ein<br />

Bürgermeister njorben önb mere Don bem almec^tigen bermaffeu an<br />

fetner narunge gefegenet, bag er 14 ftabt^ueffen im ^irt^ifd^en selbe<br />

neben anbern gucttern, ^aug ünb fyaue ^erre geworben."


172 6. Süberfe,<br />

monnefe petten stari bnb fyertii) bier gebratoen, fonte bod)<br />

sonst nidjt sagen, toor bie pfanne ober ba§ bratogefefc bnb<br />

gerette nacï) borenberunge ber retigion ïjingefommen. %tem ein<br />

jeber monnii fetjne eigenne jetle bnb eignen fraubtgartïjen fon*<br />

berlii) abgeteilet gehabt /; SDte eigne Pforte nai) ber Mtftabt<br />

fyätte ber sfiati) bon $t)ri| toieber jumauern lassen.<br />

Senge ttmnberte (sol. 84 v -) sii) nid»t toenig, ba£ bie<br />

Sanbeêfürften gu sommern, „benen bie cïofter bnb atte ber*<br />

selben etnfomnten je piUxi) gepureten, btefeê atfo einn^emen,<br />

bertüueften, bero guetter bnb einfommen in bnrei)ten gebraui)<br />

eingießen bnb bnterft^ïagen lassen.<br />

$Im selben ïage erscheint ale 25. 3 eu 9 e ein über bie<br />

90 3>at)re alter SJ^ann au§ 93eierftorff, ^ßeter ^Rorbefe, ,je*<br />

boi) no^ bet) gutter üornunfft tmb gebeijtnujs." ©r ï)at früher<br />

auf bem aïtftöbttifijen 3^ n 9f e ^nfïofterï)ofe gebientunb „bieïe monnefe<br />

gesaut, barunter einer ern ©imon gemessen, so feine fc^toefter<br />

im S)orff Dtetütin (V2 9}?eiïe bon ^)3t)ri|), ha sein batter getoonet,<br />

getauffet ï)ette.' ; (sol. 88.) Sn betreff ber eigenen Pforte<br />

bestätigt er: einer, Slatta ^plon^fe, fjätte 3U iïjm bnb anbern<br />

Snei)ten oft gesagt: „Stehet, meïi)eine poerte ist in ber ftabt*<br />

mauren fegen bem monnefe cïofter; bar sonnen bie mon*<br />

nefe bnb nonnen, tuen sie sii) 51t gaste bitten, ein jum anbern<br />

in uno auJ3 ber \ïa\)t sommen, toen sie toolïen."<br />

Ueber ben Verbleib ber Mauersteine erfahren toir bon<br />

bem 31. 3 eu 9 en / w§ön§ Stnie, beê rabe§ ju ^ßiri^e maur*<br />

meister" (sol. 104), sagt, er fyabt „jtoene giebet bnb eine maure<br />

am freu5gange mitt groeffen totoen einreiffen muffen, bon<br />

toeïijem sieget ^ernaijer bie ^ßiri^er f^ole, òa% getoeïbe<br />

sur bem Jöanfijen t^ore, toorbttri) ber ftabttoaffergrabe taufen<br />

i)etef er^atoet toorben. ©0 toteren ani) bie ftabtmauren,<br />

tt)ieil)eufer, strebe bnb anberê bamit auêgebefferbt ; — ba§><br />

— bon btefem sieget £etteninfi)en, ^Raiittefijen bnb fflïargen*<br />

toerberfijen pauren eiliger borfaufft set).<br />

2)er 29. 3 eu 9 e ^ e ^ n Äaftenfnedjt §u $^ri|, namens 5ßo*<br />

littet ^pauemetfter, fjatte „auê bofeïii) ber caftenljern — ben<br />

borfaufften stein auêge^edet, toie bieï — Ijette B e ^9^ borgeffen.


j£)ie tefeten £age ber ^xani\§>lamxm'ón^t in $i}ri£. 173<br />

®er 33., ein 70jät)rigcr 93ürger gore SRoggotth ju<br />

Sßtjrifc, t>erfid)ert enbtid) (sol. 107), baZ „sur 44 jtjaren bté<br />

monnefe ctoftcr — tmmangettjafft getnefen, Inette auct) ben<br />

testten ntonmcf, cm Soreiijen, recate tool gefant tmb benfetben<br />

3iir erben boftettigen ï)eïffen."<br />

3Kit nenn Zerminen toar ba3 $ert)ör am 9. Sluguft<br />

beenbet. ®er ^erjog ^otjann griebri^ empfing in ben $roto=<br />

sotten einen genanen 33ertcf)t, unb e§ toar offenbar, òafa bie<br />

ÜBettetmondje nictjt gar ju ärmlich gelebt, aud) manche toertt)=<br />

Dotte (Svolle Sanb neben anbern ©ered)tfamen in ber (BtaU<br />

für fi(^ gewonnen Ijatten. SDaê sine proprio esse, tt>aê<br />

ber t). granj D. Slffifi in § 1 ifjrer Drbenêreget geschrieben<br />

^atte, it)ar aut^ l)ier fast in ba% ©egent[)eit umgefstagen ;<br />

toie ttjeit sie in bie ftrcfjlicfye 5Imtet^ätig!eit eingegriffen satten,<br />

täfet fid) nur auê geringen Zugaben fc^Üegen, ba bereite met)r<br />

ale 40 ^aljxe feit ÏÏuffyebung beê SÏIofterê Verstrichen tüaren<br />

unb bie meisten Berichterstatter bem Saienftanbe angehörten.<br />

3mmerl)iu erljeUt auê ifyrcn eingaben, ba§ ein fefjr rege£<br />

Seben in ©ottcêbienft, ^rebigt unb ©acramentètiertöattung<br />

in bev umfaugreid)en $(ofterftrd)e gepflegt tüorben ttjar, ba^<br />

sie biejenigen gcìucfen lüarcn, bie ba£ ftxäßijz Seben in f)er^<br />

Dorragenber SBeife besorgten, jeboc^, tüenn sie fid) auf ba%<br />

ßanb begaben, ntd)t fetten ber ©egenftanb boêtjaften SKutt)^<br />

tüiüenê tüurben. 3)er «ger^og mochte benn aud) nid)t bamit<br />

aufrieben fein, bafs if)m so beträd)t(id)e @üter o^ne toeitereê<br />

entgegen fouten, unb ertiefe 1588 an 3>ü r Q en tywfyr §öupt*<br />

mann unb Surgridjter 511 ^ßi)ri|, eine Verfügung, bafc Sürger^<br />

meister ünb Statt) 51t %xty baè SKün^ftofter beftruiret, bat)in<br />

tautenb: wS)a^ bu baffetbc ungefeumt einnehmest, einen Briefs<br />

baran fcfytagen taffeft, ben pecr^tteuttjen bie tjatbe ^ufe t)ff bem<br />

SBobtn (bie SlcEerftädje füböfttic^ Don ^ßtyri^), imgtetc^en ben<br />

famp am 93anfd)en ttjor bnb ben tuiefenfamp am Srefifdjen<br />

fetbe toê!t)ünbigcft, gegen bie bradjeit abtreten taffeft önb ju<br />

unserm bautuer! tegeft, tuaè sonst unterfd)tagen ist ober öerfd)it)iegeu<br />

fein modjte, in specie toegen beè münc^bufc^eê Uff<br />

iörebertoiü tmb baë münd^üofter aufe ber mittetmütjt ^u t)eben


174 £>. Sübecïe,<br />

bleifëige nacïjfrag tauest bnb un3 bauon vetteren be*<br />

riefet einsendest, 3)ie lentie in ben bier buben sonnten tt>ir<br />

tooi leiben, sofern sie banon jfjerüd} eine biffile fetore geben;<br />

ttm§ sie on bie biafonen gegeben, sollen sie fies) toiebergeben<br />

lassen: bon bem tmfern fjaben sie iïjnen nichte abfanffen sönnen."<br />

§n $t)riè bersele biefe Serfügung begretflidjermeife in<br />

nid)t geringe Verlegenheit. ©eschene 3Mnge sollten unge=<br />

fdjefjett gemalt, Sänbereien, beren ©infauste für Streme nnb<br />

©drille bereite Söertnenbung gefnnben satten, ber ©tobt ttrieber entzogen<br />

föerben, toeitere ©diritte tDaren in 2IuèfidE)t gestellt.<br />

blieb ber guten ©tobt übrig ole W Wxlbc iïjre§<br />

anzurufen, unb sie tïjut bieê mit einem für i>a% ftrdjüdje S3Bot)t<br />

ebenso ertüärmten tote itjrem ^er^oge in 5ßietät ergebenen<br />

Sinne, ber une ben ®rguJ3 i^re^ ^er^en^ 51t einem tuoïjl*<br />

t^uenben fteitytn ber geit mod^t. Sürgermeifter unb diati)<br />

don Sßgrifc berieten (sol. 126) 10 ), bo§ baê benannte SRönd)^<br />

ftofter öor alters ein Settlerflofter gewesen önb noci) SSeränberung<br />

ber Religion &ott ^er^og Sarnim ber ^Sfarrürc^e<br />

abbictret unb ^ugeorbnet unb ^ur Erhaltung ber<br />

Kirnen unb ber ^ßröbifanten angetüanbt fei. „3 nma & en ^ en<br />

nicfjt ottein hti ön§, fonbren gleicfyergeftott in öieten ftetten e.<br />

f. g. f)er£ogt!)umb£ ^ommren gesehen, bo f)oci)fetiger ö. g.<br />

f. mb ì). bie t)ormugenften ctofter 5U fidE) genommen, bie armen<br />

önb bettler ctofter aber, borunter ben bt§ ani) eine getoefen,<br />

ben bon ftetten ju besserer erïjattung t£)rer firmen bnb floten<br />

bnb also ad pios usus georbnet. Sluff tüelije gnebige bor=<br />

orbnung bufere borfa^ren bnb — biaconi — fidj — cïofterê<br />

angemalet. ©§ fein auc^ solche reditus — niemaln ad prophanos<br />

funbren attmege ad pios usus, als* nemblic^ 5U er^aïtung<br />

bnfer ^farürdöen, berfelben gebett) bnb «$u notturftiger befoï*<br />

bung bnfer firdjenöiener angetoant", ha o^ne biefe Sftittet in<br />

^ß^ri| nid^t so biel fyätte gefd^e^en sonnen, „ban man gertnfëe<br />

nod)re(f)nung, ba% bor^eiten ein priester mit elff gulben in<br />

borigen gutten jären i)at sonnen aufrieben fein bnb rei<br />

1588.<br />

10 ) ®a« ©^reiben trägt i)a$ libitum griebrt^wolbc 23.


2)ie ïcfeten £age ber ^ranjtêfanermön^e in Sßgrtfc. 175<br />

aufkommen, ba man in hoc luteo seculo einen mit biet mef)r<br />

fi. befotben mug t)nb bennod) in biegen gefcfytüinben petten<br />

ganj fummertid) fidj erhalten. —<br />

3)erljafben e. f. g. in fjofyefter bnbertenigfeit auf} fon=<br />

berliner junegung, so roir jum seifigen ìninisterio bnb<br />

ju bem aöetn feligmacfyenben toorte gotice tmb ju beforbernng<br />

beffelben tragen, fotüof aucf) aufs bie gnebige jufage, so e. f.<br />

g. burdj ben fjern grassen in e. f. g. ïegentoart alhier<br />

im jungferndofter, ba$ e. f. g. bnfrer firmen ntcfyteê ju<br />

entjfjien gemeinet, gethan, tütr mit biefem tmferm libello<br />

supplicii 5u erfudjen ^ocfjltt^ geürfad^et Serben, roeit unser<br />

gotte3t)au£) ber pfarürd^en beizubehalten, ani) beweiben W*<br />

ner ^u Vorsorgen onê nid^t tool mugetid), sotten öon e. f.<br />

g. bie reditus beê dosiere, inmaken bie öon e. f. g. specie<br />

fi<strong>der</strong>ei, abgefurget toerben. ^rieju luuften tüir ünfre tobten<br />

in fterbenêtufften nirgend §u tafeen, sintemal tütr einen engen<br />

Fird)t)off önb ju ben begrebnu^en bify fonbertid) eine gelegener<br />

t)nb bequemer ortt ist, ba fdjon ein äimbticfjer an^at teute eine<br />

jett t)ero begraben fein. 2öet($en fir^^off tüir ani) sur furzen<br />

jaren ^u einem foüic^en gotteê a<strong>der</strong> tüibberumb restaurieren,<br />

ertoeitern önb belegen taffen. @. f. g. tüoïïen tmf} t>nb unser<br />

armen firmen miti gnaben gerufen önb bt§ geringe dosier<br />

gufampt feinem tüenig einfommen, ha% nu in hie 49 jat)r ber*<br />

selben einoorteibet getüefen önb öon ber ftabt atmiffen mef)rern=<br />

theile erbatüet t)ub feinen ansang genommen, nodjmatn babei<br />

gnebid^tic^ fein onb ^teiben fassen,<br />

ber ttttberttjenigen önb gan| tröstlichen Hoffnung, toeil<br />

biefe exigui reditus öon e. f. g. toot mernaïn gemt^et,<br />

bnfer firmen aber ^od^ti^ bamit gebienet, e. f. g. gnebiglid)<br />

ertüegen tüerben : quod semel deo dicatum, id nunquam<br />

ad prophanos usus transferri debere; ^uforberft<br />

auc^, tüett e. f. g. fidj ja beê juris patronatus anmaßen, baê<br />

tüir ban berfetben, tüeit ja fcnfre — steine onb tiorje^rter poffeê<br />

ni(f)t geiten tüoüe, ju fdjulbigen ge^orfamb gerne gutt fein<br />

lagen, e. f. g. fidj äffe ein reidjmtlter patronuê Ds bifc<br />

maf bejeigen önb fic^ gnebtd^tid) fe^en sagen ünb denuo,


176 &. Sübecïe,<br />

tüte t)ort e. f. g. ïjodjsobttcfjen praedecessori gefdjefyett, bnfer<br />

firmen et sic ad pium usum auf; gnaben boreï)ren<br />

bnb also i. f. g. gnebige. bororbnung beibehalten bnb nidjt<br />

borenberen.<br />

2)a§ tuirt ber liebe gott, a(§ in befte3 etjere fotd)§ getoanbt,<br />

e. f. g. in bi^em leben mit botlenfommener ttnbber*<br />

ftatnng, aud) it)n jenem leben retdEjttcf) betonnen, tt)ir fein e3<br />

in fjoï)efter bnberttjenigfeit nebenft bent, ba% e§ e. f. g. bei<br />

ber posteritet 51t einem ettngen gebedjtnujj bnb nahmen ge=<br />

reiben lüirbt, attoege 5U ruimen önb §n borbienen f^ulbt^.<br />

e. f- g.<br />

tmbertf)enige bnb gehorsame<br />

burgermeiftere bnb rät^manne, biaconi<br />

ber bfarfirc^en, gilbe bnb merde, and)<br />

gan^e gemeine e. f. g. ftabt ^Siri^.<br />

©otcìje inftänbige Sitte ber ©tabt sonnte benn and) in<br />

Stettin nid)t nngeïjort Dermaßen. J)er § er 5°9 überlief (iegenbe<br />

©rünbe sammt 33anüd)ïeiten ber ©tabt gnr Pflege ifjrer Sird)en*<br />

unb ©djnlämter, iute ber treptotuer Sanbtag bieê bestimmt<br />

f)atte, nnb bte ©tabt überlief um so nuttiger bem<br />

ba% ^?atronatred)t an i^rer 'ißfarrür^e, baZ früher bem<br />

fernïlofter 5U 9Iïtftabt gugeftanben ^atte unb mit biejem<br />

bon bem §er^oge in S 2tnfyrud) genommen tt)ar. Seiber toar<br />

so bietet ^fóedtoê -ntebergeriffen ! 2Jber iüie bertjättni^mö^ig<br />

teidjt föar e§ im SDïittelalter geme(en bei feinem tief religiösen<br />

3uge, fotd)e ©tiftungen herzustellen unb mit metter<br />

Ejaftigfeit gefdjat) eê ! 2)a§ hieibt ber ibeate 3^g biefer<br />

geit unsere 9Soïfê. SQSie mütjfam ist e§ heutzutage oft, eine<br />

©tanbe %u bringen! $)ie ^tofterlirdje ber Riesigen<br />

ist jet^t berfdjtDunben, ber 9ìeft beè Stofterê, ba»<br />

an Umfang bem fürstlichen ©stoffe in ©tettili gteid)gefd)ä£t<br />

tüarb, bient ber ©d)ule, unb auf bem burdfj SBegräumung<br />

früherer 3^öen entftanbenen ?ßla§e tummett fid) eine tebenêfroïje<br />

^ugenb in ifjren Turnübungen. 2luê bem SRtttelaïter ist neben<br />

ber gereinigten unb erftarften Sirdje bie ©cfyute in eine neue<br />

Bestimmung getreten. 398er wollte oerfennen, ba$ baè Kloster*


JDÌC legten Sage ber gran^têïanermöndöe in ^rjrit;. 177<br />

leben bamaté jur Aufhebung merjr at§ reif tüar, unb baJ3<br />

^ßrebigt unb 33otf§unterrid)t ein au§ bem ewigen Evangelio<br />

geborener, t)od)gefegneter Sutturfortfdjritt ttiar.<br />

„2)a§ Sitte stürmt, e§ änbert fid) bie Qeit,<br />

Unb neueê Seben hltyt au£ ben Ruinen. "<br />

Bdiretben kB ftctd)skanjler0 irei ©rcn|ïierna<br />

an ben jfeümtarfdjaü Jüljamt Pointer<br />

bet @ittqitattietmtg in ^ominetu ^ixxxto<br />

Mitgetheilt bur^ 5lrc^ir»ar Dr.<br />

§o(f)tüolgeborner tjerr fetbtmarjdjaïï, infonberê freunbtlid^<br />

geliebter bruber 2c.<br />

Qcf) je|e au^er jtueifet, e3 tüerbe berfelbe mein i)iebc*<br />

borigeê üon 7t januar^ au^ SKain^ ju re^t empfangen, t»nb<br />

meine gebanc!£)en tücgen ber inn sommern eingelogirte bier<br />

regmienter mit mehreren barau^ ersehen ^aben; nun fan icfy<br />

5Ujar leidet ernteten, baft bem Ijerrn fetbtmarfdÈ)alïn önb brubern,<br />

nad)bem er ben tl)üringij"cf)cn fiat qutttiren mü^en, bie bifficutteten<br />

in ben quartiren nicf)t geringer toorben, fpnbern Don<br />

tag §u tag me^r aufs ben fyaifa getuac^fen, tüolte iljm aud)<br />

biffate ùngerne tüeitfjer moleft sauen, angesehen er ic|o inn<br />

folgern juftanb begriffen, bafs er niesit tua§ eê gerne \v\U,<br />

fonbern toa§ i^m bie nnüermeiblidje not^ bictiret, t^uen müsse;<br />

jebennod^, nadjbem bef; fjerrn Ijer^ogen ju sommern f. g.<br />

mid) burt^ f^reiben anbertuettf) gan^ beioegtid) t)tnb entl)ebung<br />

solcher tast ersuchen, so l)abc id) nid)t unterlagen fönneu, bem<br />

] ) 33ibïtott>eï ber ©cfeCCfd^aft für pommerfdje ©efd^td^te unb<br />

: Soeper, 2K|pt. 8. gol 162.


178<br />

^errn feïbtmarf^aïï tmb brubern ein fof$e3 fjtermit freunb*<br />

ticfy gu erfennen zugeben, mit fleißigem erfucfyen, ob nic^t<br />

einiges mitte! erfunben toerben fönbte, bafc gebac^teè f)er|og^<br />

tfyumb fotdjeê taste, too nid)t gar enthoben, bod^ §um toenig*<br />

sten in ettüaê erteuct)tert toerben möchte. %ä) ^abe ^u tf)m<br />

ba^ gute vertrauen, er ttrirb in bifem tuerft) t^uen, toa3 er<br />

nur immer fan, tmb ics/ Verbleibe bem ^errn felbtmarfdjatln<br />

önb brubern, nad^ empfeï)Iung göttlichen gnabenfd^uëeê, ade<br />

angenehme freunbtf^afft $u ertoeifen, ieber^eit toiüig Onb bereit.<br />

Saturn SBormbè ben 12. gebr. Slnno K. 1635.<br />

be§ ïjerrn felbtmarjdjaüê<br />

bienfttoiniger<br />

Djenfttrn mpr.<br />

•Dem i)oc£)tüoïgebornen ^errn 3°^ artn Sanner, erb*<br />

i)errn öff 3)tüf)tf)amer tmb SBerber, rtttern iz. ber<br />

föniglidjen maieftät ju ©c^toeben t>nb bero rei^e,<br />

tote aud^ be^ evangelisten bunbtê, refpectioe rat^<br />

t)nb fetbtmarf(i)aüen 2C meinen innfonber§ freunbt*<br />

tidj geliebten brubern.


(Ein üjerfcmtftö- tutù feumunb0-3eugm^<br />

fut 2ttfired)t Äcmtitfe in Sattenlmtg*<br />

1596/<br />

179<br />

„Menn unb tcï)tid)enn toe§ ftanbeê e^erenn ttnrben ober<br />

conbition biefelbenn fein tüetd&e mit biefem offenem brieffe<br />

ersucht werben, entbieten / ttrir burgermeifter unb ratmanner<br />

ber ftabt Sotoenburgf im fürftentumb sommern unseren gru3<br />

unb freunttüiüige bienfte jberm nacï} ftanbeêge / bü^rf unb<br />

tfyun bennen unb mennigfüc^ baneben funt unb §u tt)i§enf ba%<br />

für unê in ftarfer ratïjêöerfamtunge Ijeut bort ber erbare<br />

tüeife unb gelar / te ridjter unb fdjoppen auê gehegter banse<br />

erschienen fein, unb eine urfunt eingejeugter eiligen geburt<br />

mit fic^ bracht, tpeld^e öon tüort bei Wort verlautet / ^att<br />

aöerma^en tuie folget, anno 1596 ì)m 9 Sunij ist für rid<strong>der</strong><br />

unb fd)oppen in gehegter banse erscheinen Hlbrec^t Hamide<br />

ein fd^o^enbrau / ergefelle, unb beriet gethan mie ef)r fi^<br />

a^n frembbe Örter sonstig! niberla^en unb fe^en mochte, ber^<br />

tnegen feiner geburt unb f)erïommenê urfunt / benötiget, tootte<br />

berent^atben feine §eugen i^me feine eljetige, e^te unb rechte<br />

geburt §u bef^tuoren, fürgeftellet unb barneben gebeten tjaben<br />

beeren / Position unb aufsage beffate fleißig! öer$eidjnen ju<br />

la^en. ®ie ^an folgenber gestallt naie folget ber erste jeuge %acob $tun% p. ftarroft<br />

uff fibin^igf \a$v, ber anber / Christofs ®raffi| feines alters fünf*<br />

jigï ja^r beibe §u ©djtoefctin jm fürftentumb sommern


180 SI. Sret*el,<br />

saftig! gutteê bermögenê etjrticïje leute / berieten etnljelïtgïttdj<br />

baä t£)uen mit toarïjett toosi betoufct tote seiger biefeê SUbredjt'<br />

Sarnicfe bon feinem Daler EIjrtftoff Sarnicïen I unb Satljarma<br />

üftagorfen seiner mutter fo bfya nad) orbnunge d^rifttid^er sirene<br />

et)eïigen jufamen bertratoet au3 einem unbefïectem eljebette /<br />

ed)t unb redfjt nid^t öon jolnern müsiern ïintoebern babtftübern<br />

ïjirten -pfeiffern, befunbern Don gutten frommen eljrtidjen leuten<br />

geboren / unb entfpro^en fei, sie fatten \§n auc^ auê ber<br />

djriftlidjen tauffe gehoben, so toa^r i^nen ©obb ^elffe unb<br />

sein ïjeiligeê eöangelium/ tvafyn I ba^n foïcrjê aKeê in ma^en<br />

toir öerjeicfjnet burd^ unsere ridEjter unb fdjoppen aïfo gespen<br />

obge^euget unb af)n unê gebracht, alê bezeugen / toir ba% für<br />

mannigflid^ unb tïjun biefelben unb jebenn bienftü4)§ fïei^eê<br />

erfudjen unb pitten, sie tPoHen ben obgebad^ten ?ltbred^t Sar- /<br />

niesen seiner eitern fterfommen unb seiner selbst eljettgen unb<br />

efjrlicrjen geburt auef) erbaren unb uffric£)tigen lebend unb<br />

toanbete afó ftaabt / unb glauben geben, umb beê unb unfernt<br />

tuisten gunstige ufnefjmunge fürberunge unb gutten toisien er=<br />

jeigen unb beweisen, beê mot / len toir umb einen jeben nac^<br />

ftanbeê er^eifc^unge unb erfurberunge in fotdjen unb biel*<br />

meeren ob ba% afyn unê gelanget toiUig! / unb freuntlid^ gern<br />

toibberumb berbienen. S5eê ju toa^rem befenntni^ ïjaben toir<br />

i^me be§ atteê gtaübtoirbtgï gejeucï / ni^ unter unser ftabt<br />

t>orï)angenbem sigisi toigentli^ tfjun mitt^eisen. ©egeben<br />

Sotoenburgf ben 23 monatêtagf Sunij / im ja£)re na^ ber<br />

feeligen geburt ©fjrtftt taufent funf^unbert neunjigf unb<br />

®ie Urfunbe, toetje fid) jeitig in bent Sefiije beê<br />

£>errn Simredt in S^euftabt 3ß/5ß. befinbet, jebocï), toeil sie<br />

in ber pommerfcfyen ©labt Sauenburg für einen in ber Sftacf)*<br />

barfd^aft geborenen 3ftann aufgestellt ist, fe^r too^I in ben<br />

fRa^men ber Satlifdjen ©tubien ^ineinpa^t, ist auf unge*<br />

glättetem Pergament geschrieben, unb jtoar bon fetjr fertiger<br />

§anb. Sie ist 30 (£m. taug, 48 Km. breit unb enthält 21 2 /3<br />

geilen, bereu gaben ^ier im 2)rucfe burdf) aufregte (Striche<br />

angebeutet tourben. ©te ©<strong>der</strong>isi beginnt in 4 Sm. Slbftanb


(Sin £erïunft§-- unb 8euntunbê=8eugmfi. 181<br />

bom SRanbe. ®af$ ba§ Manuscript feine Slbfdjrtft, fonbern W<br />

Driginaturfunbe ist, beweisen bie in ber SDfcttte beê unteren<br />

SRanbeê borïjanbenen, paratteüaufenben fünf Querschnitte Don<br />

IV2 Km. Sänge, burdf) toetje früher bie toot)! ba§ @tabt~<br />

stege! ïjattenbe ©djnur gebogen getoefen ttmr. SDattrt ist t§r<br />

Snijdt born 23. ^uni 1596. ©ê befrembet nidjt so fc^r,<br />

ba§ irgenb eine Unterschrift fc^It, menu man bebenft, bafs ein<br />

Sieget borf)anben toat. 9la


182 21. ïretdjel,<br />

protocoKiren. Sie beiben geugen bestätigen bic ïljatfadjc um<br />

so meïjr, afó sie feine ïaufacugen naaren, ©r fei e^elid^ unb<br />

t)on efyrtidjen unb nidjt burd) iljr ©ererbe befcfyoltenen ©Itern<br />

geboren. Beibe Wamm bon $ater unb tutter merben auf*<br />

geführt. ®ie barüber aufgenommene Urfunbe Wirb bon Sinter<br />

unb ©söffen etwa 14 Sage später in ber boH^äljligen Ser=<br />

fammlung ber ©tabtobrigfeit (Bürgermeister unb $Ratl)emänner)<br />

ber (&tai>t Sauenburg abermale probucirt, unb audj bon tljnen<br />

auf Verlangen ein Se^eugni^ über biefe ï^atfac^e in gorm<br />

eineê offenen Sriefeê aufgestellt, melier ba^u bienen sott, betn<br />

Jïarmfe audE) anberêttJo nac^ beffen Sßortoetfung günstige 5Tuf=<br />

na^me unb görberung jugubringen, öor aUm Singen aber<br />

bod) tt>of)t Slufna^me in ben ©tabtöerbanb unb ^ugteic^ in<br />

feine 3 un f^<br />

ßeugniffe über eljrtidje ©eburt finb in ber SSorjett etmaê<br />

gan§ ©eiüö^nlid^ce, namenttid^ bur^ ben Mangel regelmäßiger<br />

Eintragungen in bie ®ird)enbüd)er begrünbet, tt?äf)renb fjeut^utage<br />

ber ungehemmte unb burd) alle Sänber ge^enbe 35erfe^r<br />

sammt bem fortschritte in allen Singen auf letzteren SSegen<br />

bergleid)en Setuetémittel erlangen lassen !ann. ©o war c§<br />

beim Slbel, so War cê beim Sürgerftanbe, ©er Slbel fam am<br />

@nbe noc^ me^r in ber SBelt um^er, ale ber ruhige Bürger,<br />

gür bie Bescheinigung beê Slbefêftanbeê einer gamilie ober<br />

einer ©in^elperfon War faum ein anberer 28eg übrig, aiè burcfy<br />

ein öom Sanbeê^errn aufgestelltes? patent ober burc& bie ge*<br />

rid^ttic^e 3tecognition über baZ eiblidje ßeugniß mehrerer glaubgaster<br />

©tanbeêgenoffen. Saê würbe bie ^unbfd)aft benannt.<br />


(Sin ßerfunft§= unb Seumunb^Beuguifj. 183<br />

nidjt saunte, Jìarmcfe mar eigentsidfj auf bem Saube geboren,<br />

muffte aber fd^on längere $eit in ber Staut gelebt f)aben, so<br />

bog er bort tior ben 9ìid)ter unb ©söffen gefyen sonnte. 35aj3<br />

Bürger unb 23auer nickte fdjetbet, ale bie -äftauer, baS galt<br />

5U jenen Qeiten nod) nicf)t. Sie gefe|Iitf)e ,3 n ^ ari 5 ^ ar ^ er<br />

also ber SRicfyter unb ©djöffe tu gehegter Sauf gemefen. SaS<br />

maren nad^ ber eine feste (Einrichtung fdjaffenben SReid^ê*9tota*<br />

riatêorbnung bon 1512 solche mit einer öffentlichen Autorität<br />

begabte personen, tüclc^e befugt finb, über baêjenige, tüa§ in<br />

ifyrer unb ^tuetcr Saugen ©egentoart borgest, eine öffentliche<br />

Urfunbe auf5unef)men, Unb ^u biefer fam bann nod) ^ur<br />

heiteren S3efräftigung bie Segalifirung ^inju, ^ier eine 2ïuê*<br />

fertigung afó offener Srief seitens ber ftäbtifd^en Dbrigfeit.<br />

J)er gan§e gn^att besteht ane bem einfachen Resumé ber 3^ugen=<br />

aussagen ad hoc. ®ie 3 eu 9 en finb, ba sugleid^ aud^ Sauf«<br />

jeugen, meiere, mie eS in ber ^atur ber ©ad)e liegt, getuig um<br />

bie verlangte Sluêfunft 93efdE>etb missen müssen, alte unb bejahrte<br />

Seute (70 unb 50 ga^re), meldte über bie SBa^r^eit i^rer 2lirê*<br />

sagen einen öor^er ^u letftenben @ib ablegen mußten, ©te 6e*<br />

ftätigen bie eE)eli(^ef efyte unb rechte ©eburt beS fêarnife.<br />

Setreffe ber eljefidjen ©eburt sagen sie auê, ba$ feine ©Itern<br />

nad) d^riftlid^er Drbnung getraut mären. Sie unehelichen ber^<br />

tieren baZ gamilienrecfyt unb ©rbfä^igfeit. Sie edfyte unb redete<br />

©eburt folgt aber aus bem ef)eüc^en ©taube ber guten, frommen<br />

e^elidEjen ©Itern.<br />

©ine ©djmälerung ber bürgerlichen ©^re fanb früher statt aus<br />

©cfytlofigfeit ober Uned^t{>eit, naef) ©erber (©tjftem beS beutfd^en<br />

5ßriöatrec^tS. 7. 5lufl. §. 39. ©. 92,3.) ein Sftangel ber proceffualifd^en<br />

@^renred)te unb beS 2öef)rgeIbeS, hervorgegangen auê<br />

ber SSeräd^tü(^!eit ber SebenSmeife, mie j . S. Kämpfer (©ac^fen^<br />

spiegel I. 48. § 3.), ©pieHeute (ebenba I. 50. § 2.) unb bereu<br />

Sinber, unb aus ber unehelichen ©eburt. Sie $orau3fefcung<br />

ber Unbefc^otten^eit ber ©^re galt aber aud) befonberS bet ber<br />

5ïufna^me in bic §anbmer!erinnungen, mescle unter bem tarnen<br />

3ünfte öorfamen, fid) auc^ in Seutfd^Ianb, jebod) nid^t über*<br />

ad, bis fast auf bie gegenmärtige geit ermatten ï)aben unb,<br />

Saltisele ©tubicii XXXII. 2. 22


184 31 2reierfê in einer ©tabt unb innerhalb beren<br />

Sannmeile toaren, aucfy auf Ëfyre unb ^Reputation iïjrer Sor*<br />

poration fielten, iebod) in ifyrer 2Iu§artung immer toeitergeljenbe<br />

(Srforberniffe ^um ©intritt in biefelbe stellten. Sßaljrfcfyeinüd)<br />

auà) mit ju biefem $n)ecfe ^ a ^ e ft$ bicfer Srauergefelle jene<br />

Urfunbe auêfteden taffen, tt)etd)e au^ tüegen mancher für bie<br />

©ittengefd^i^te ber SSoIfê^eit interessanten (Seiten unb bereu<br />

Bestätigung einen SBertf) fjat.<br />

ttrir bie ec^te unb red)te ©eburt in ben poftttöen<br />

„gut, fromm, efyrlid)" feiner SItern begrünbet gesehen,<br />

so erfahren mir aud) anbererfeit^ burc^ bie negativen, toa§ bie<br />

Sïtern gewesen fein müßten, toenn er nic^t ecf)t unb rerf)t ge^<br />

boren gewesen ttmre, nämlid) ßöüner, SJZüsier, ßeinetüeber, 53ab^<br />

ftübner, §irten, Pfeiffer, ©egen biefe ^luêartung satten fc^on<br />

öfters trietfaeije SRei^êgefe^e geeifert; so fd)on bie 8i.s5ßot.*D.<br />

Don 1530 %\t. 21; bann aber tDurbe gan^ bestimmt eine SMenge<br />

öon §anbtüerfern üon ber Uneïjrüc^feit befreit, mit luetdjer<br />

sie ber e^traoagirenbe Zunftgeist belegt f)atte, tüie bur^ bie<br />

3t.*5ßot.*D. öott 1548 lit. 37. §. 1, unb bon 1577 %\i. 38<br />

§. 1; fotDie burd) ben SRet^êj^tuB öon 1731 §. 4.<br />

fief)t also, baJ3 eine stete SSteberïjotung ber ^Reid^<br />

böte Don Sloteen ïotvc. 3)er ^eic^efdjlu^ Don 1731 gebietet<br />

bte tüeigerungêlofe ß^affung ^u ben §anbn;erïen Don Stnbern<br />

Don (Sttern mit noci) Diel unfähigeren ©ererben aU „Sanb*<br />

geriate- unb ©tabt^nedjte, tuie aud) berer ©eridjté*, gro^n«,<br />

ï^üre*, ipol^* unb gelb^üter, ïobtengraber, SHa^ttüd^ter,<br />

53ettelDoigten, ©affen^e^rer, Sa^.geger, Schäfer unb bergleiten/<br />

1 SIo^ bie ©d)tnber bi§ auf bie jnjeite ©eneration<br />

tDerben auegenommen!<br />

$ßa% Sßunber, roemt bie selbst in ber ©tabtobrigfeit<br />

trofe {ener ^eidjê^oli^ei-Drbnungen Dertretene Meinung in<br />

fiauenburg noc^ 1596 im ©dränge tuar. Qnbem ic^ ïjter<br />

aber no^ btn Wortlaut ber 9i.^.*D. Don 1577 lit 38.<br />

§ 1 einfdjaltenb ^ergebe: „5)a{3 bie ßeintüeber, S3 a r=<br />

bterer, ©paffer, Füller, ßöllner, Pfeiffer,


(Sin £erfunft$= unb 2eumunb§=8euQmê. 185<br />

ïrummeter, Baber, — so sie fid) eljrlidj unb<br />

gehalten fyaben, Ijtefur in günfften, ©affeln, Sïmten unb<br />

©üben ïeineêtueg§ ausgeflossen — toerben sotten/'<br />

(efyrt eine Betrachtung ber beiben (Contraete, baJ3 ber ©rfjäfer<br />

ber SR.^.'D. (analog. $.«=(5. 1731) in bem ^nrten unserer<br />

Urfunbe generatisi! ist, unb bafc man Pfeiffer unb Xrummeter,<br />

foftne Baber unb Barbierer (beren gefd^äftttd^e £l)ätiglett ja<br />

audj meist tierbunben toar) zusammengefaßt fyat.<br />

(Schließlich enthält biefe Urfunbe ^ugleid^ auc^ ein 3 eu 9'<br />

ni§ über ben ßebenetuanbel be^ Detenten selbst, er fei ehrbar<br />

unb aufrt^ttg getoefeit. 3 U beffen ^luêfteöung ist bie<br />

obrigfeit aßein bered^tigt, toä^renb sie in bem anberen<br />

ber Urfunbe fiefy nac^ ber 2ïu§fage öon SRic^ter unb ©söffen<br />

richtete. SDaß ein soiree ßeumunbe^eugniß am fremben Drte<br />

aber verlangt toerben sonnte, beweist un§ fc^on ber fcermeljrte<br />

Sachsenspiegel, tüenn er sagt : „Wer burger recht in wichbilde<br />

gewynnen und irwerbin will, <strong>der</strong> sai elich geborn<br />

sin, — <strong>der</strong> sai auch nicht rechtlos noch irlos<br />

sin, her sai auch ein unvorsprochin man sin,<br />

adir eine unvorsprochin frauwe, ap is ein wip ist. 4 '<br />

@ê ist flar, ba$ unvorsprochin unb unbescholten (uubefprorfjen)<br />

gleite Segriffe finb.<br />

SSaê fdjließüd) nod) ben ©taub be£ ®arnicfe a(§ ©c^openbrauergefeöen<br />

anbelangt, so möcbte iti) hierfür fc^Iießlicf) noi)<br />

an ein 5Inbere§ erinnern unb jugleid^ eine §t)poti)efe aufstellen.<br />

35ie in bem einmal erworbenen Bürgerrechte enthaltenen 93ered^^<br />

tigungen finb (®erber§ 52 ©. 127) bie Befähigung ^u stabilsten<br />

®emeinbe^2lemtern, ba% SRct^t auf ï^eilna^me am SJiu^en ber<br />

©emeinbegüter unb ber (Srtuerb ftäbtifdjer ®runbftüde, fotoie<br />

bie Befugnis ^um Betriebe ber entnjeber auefc^ließüc^ ober<br />

borf) größtent^eife nur in ben ©labten auêübbaren ©etuerbe,<br />

günstiger ober ui(f)t günstiger, sofern bie ^ier^u anbertüeit<br />

aufgestellten Bebingungen erfüllt finb, namentlich beê ^anbelè.<br />

Unter jene Bebingungen gehört 5. B. ber Befi^ eineê ®runbftüdë,<br />

auf meinem bk ©emerbebefugniß, 5. S. Bierbraueret,


186 51. Sreidjel, (Sin fterhmfté-- unb Seumunbs=8eugniê.<br />

rabictrt ist. ©erabe jum Ansaufe etnee folgen ©runbftücfe^<br />

in frember ©tabt (er tüoüte fid? am fremben Drte nieber*<br />

taffen) beburfte aber Sarnicfe einer obrigïeitlidjen geugnifcUr*<br />

funbe. SStetleic^t ist er aber bamit nifyt tüeiter, afê btê gum<br />

na^en ?ieuftabt gefommen, tt)o fc£)on feit frühen Seiten ein ge*<br />

metnfameê Srau^auê, 93rau'(£ommimton, Sranpfanne, beftanben<br />

^at. 3)ie SSorftnbung ber Urfunbe gerabe an btefem Drte<br />

unb ntd^t in ber ©tabt ber SluêfteHung tä^t e£ mid^ sast<br />

öermut^en. SDer audE) je^t noc^ liberale ©inn ber ^euftäbter<br />

§at ïfym ttJO^I erzeigt unb bewiesen, luaè Sürgermeifter unb<br />

3tatmannen i^m antüünfc^ten, nämlich „günstige ufnetjmunge,<br />

fürberunge unb gutten trutten".


Der pommerfdje Ijausgetfi Cljim*<br />

*ßon Dr. ©corg<br />

187<br />

©cfyon Saïosi ©rimm*) t>atte erläutert, baft „bté auf<br />

bte jüngste ,3eit in bem ganzen ^ejentoefen ein offenbarer<br />

3ufammenï)ang mit ben Opfern, SSotfêberfammtungen unb<br />

ber ©eiftertoelt ber alten 2)eutf$en ^u erïennen fei." Sann<br />

§at SB. @. ©olban 2 ) mit seltener Slfribie unb ©ele^rfamfett<br />

1 ) 3. (Srimm, 2)eutfd)e SDfytïjofogie, @rfte Hufs. ©. 587.<br />

2 ) 2ß. ©. ©otban, ©efd^tc^te ber ^enproceffe, ani ben Oueïïen<br />

bargejMt. (Sottafd^er SBerïag. ©tuttgart unb Tübingen 1843. 8°.<br />

512 ©. ©d)on 9J?inuciupetfe, be-<br />

[onber5 ba$ ^tetjd^ öon Ätnbern genießen, bte (Sötter anfpeien, einen<br />

(£feI3fopf ober gar unnennbare £bet(e t^reê DberprtefterS anbeten<br />

unb fcfyfteßücfy t^ren (SottcSbtenji burd^ allgemeine Unjuc^t frönen.<br />

3iemltd^ bte erste ©efte, gegen meldte bte siegreiche Äird^e a^nttd^e<br />

5lnf(agen richtete, roaren bte ©nofiifer, t^nen folgt eine lange $Reilje<br />

Don ©eften, bte ©otban auf^Ö^It. ^lud^ gegen bie Söatbenfer unb<br />

jogar bie ©tebinger spielten bie Fird^ttc^en Verbäd^ttgungen, baß fte<br />

bet t^ren nächtlichen 3 u f ammen ^ n f tert e i n e n blaffen 9J?ann unter<br />

Püffen bereiten, Äröten unb ^a^en anbeteten, bte §oftte toer^ö^nten<br />

unb nachbetn sie bie Üid^ter auSgetöfd^t, ©räuet ber Un^ud^t übten.<br />

3)ie[elbe 2ïrt üon ïïnHagen richteten bann aud) bie bomintcanifd^en<br />

Snqutsttoren ^nstitortS unb ©prenger in i^rem „§e^en^ammer"<br />

(1489) gegen bte £je£en in festem auf ä) er, d?nifc^ au$füljrltc§er 3)ar*<br />

fiettung. %n bte ©tette beS blaffen Cannes ober £)berpriejkr8 tfl<br />

^ier ber ©atan selbst getreten, ber in Söodfêgeftaft bte $je£en jur SBer-<br />

^ö^nung ber ïatfyolifdfyen Smesse auf trgenb einem Serge oerfammelt.<br />

2)abei n?irb gïeid)fattè bie $opie öer^ö^nt unb jum ©d^ïuffe folgen<br />

aud^ ^ier bie Orgien, meldte man fd^on ben Urd^riften bei i^ren 3 Ufamraenüinften<br />

©d^ulb gegeben fyatte. Unmittfürlid^ springt JJebem<br />

bte tirc^ ïid^e ïrabition bief er fünftüdjen, f^fiematifd^en unb untoa^ren


188 Dr. @corö 6aag,<br />

ben engen ßufammenfyang ber späteren £>e£enrjerfotgungen<br />

unb iïjrer Segrünbung im „£)e£enrjammer" (malleus maleficarum)<br />

mit bem gnfyatte jener 2Inftagen, roetc^e bie t)etb*<br />

nisten Corner gegen bte Urcijriften unb, merïroürbig genug,<br />

bie ecclesia triumphans selbst nadeer genau gteicrjeê ^nfjafteê<br />

gegen bie jeweiligen (Seïten 3 ö ^ï)unberte lang gerietet<br />

§at, unmiberlegttci) nad£)geratefen. 3)tefe§ Serbiens ©otbanê<br />

ist bie jefct nodj tange ntdjt ïjtnretcfjenb anerfannt. 2)0$ f)at<br />

biefer gorseer im ©efüf)le jetner triftigen Leistungen im ©egen=<br />

fa& b n 3- ©rintm mit Unrecfjt überhaupt jeben 3 u f ammenätern ^u lefenben 5ïnfd)ulbtgungen fd^on ooH-<br />

5ogen ^at, Verletten ju müssen geglaubt 3 ). S)em gegenüber<br />

mar ein gro^eê SSerbienft ^arl ©imrofe ber fcfjtagenbe SJtac^*<br />

mete, ba% bie ^ejenfafyrten auê ben Umzügen ber §otba ober<br />

grouma unb ben Suftflügen ber dornen unb SBatfüren 4 )<br />

entstauben finb, forate ba$ überaus ja^treid^e 3üge öon übetthätigen<br />

SliefentDeibern unb t)on SIben, über tueldje 'testeren<br />

inslagen in bie 5lugen. (Sonöentionette 3ügc merben ein für atte<br />

2ïïale mit bem begriffe ber te^ergemeinbe öerTntipft. S)ie[e Srabition<br />

iji ba$ ®egenfiü(f ju jener, loeide Qa^r^unberte lang bie melk<br />

tidje §errfc^aft be3 ^apfte^ burd^ bie erfunbene ©dfyenfung (Konstantins,<br />

bie geistliche burd^ bic pfeuboijïborifcfyen 2)ecretaUen immer auf§ 9?eue<br />

begrünbete. S)a3 Sßolf ber (Steriïer biïbet so eine e^ifd^ angelegte<br />

SWaffe, bie nic^t eine natürliche ïrabition mie ï>aê mirftic^e SSoïf in<br />

§elben(age, Wàvfyzn unb ^olïêïieb, fonberit eine fünftlic^ geschaffene<br />

con ®efcf)lec^t ju ©efc^lec^t überlieferte. Hber in epischer<br />

meife fielet biefe Staffe nic^t minber als bie beS mirflic^en<br />

3 ) ©olban ebenbaf. @. 487-495.<br />

4 ) S. ©imrocï §anöbud^ ber beutf$en 3)Itjt^ologie ©. 451—459.<br />

2WU !Rec^t meist SBein^olb (5ïttnorbifc^e§ ?eben ©. 395-98) barauf<br />

^in, ba| bie aftnorbifc^en Söeiber, bie ßstubcret trieben, völur genannt<br />

mürben, unb ba§ sie fd^on ^ierburd^ mie irbifdje 5ïbbiïber ber Xöat»<br />

füren nnb tornen c^araïterifirt jtnb.


ÜE)er pomtnerfdje föatrêgeift ßfyim. 189<br />

ja gran £>olba bie Königin ist, in ben £)e£englauben über*<br />

gingen. ÜDamit ist bem unrichtigen Steile in ben Slufftettungen<br />

©olbanê ber ©oben für immer entzogen. %Ran mu§ eben,<br />

toa% metneê SBiffenê btó je^t nid)t fd)arf genng betont toorben<br />

ist, strenge fonbern $tt)ifd)en bem, ftm§ bie abergläubischen<br />

Söeiber selbst glanbten nnb toa§ gröfttentfyetfê altgermanifd}en<br />

Ursprungs bei un3 toax nnb bem, toeffen bie Verfolger f t)fte*<br />

matifdj sie befdjulbigten nnb tt>a§, tuie ©olban btó jnr ©dU<br />

ben5 ertütc§/ einseitiger firc^ti^er ïrabition entsprang unb<br />

feinen Urfprnng aüerbing^ fc^on im römischen unb oriëntalisten<br />

5ïttert^nm ^atte. ©cfytuer freiließ mag biefe<br />

gorberung oft bnr^jufüï)ren fein, ba bie golter ben<br />

patinnen selbst ©eftänbniffe abjtüang, beren 5Ratur fidj offenbar<br />

fe^r frauê a\x% jenen beiben Urfprungêrei^en beo späteren<br />

^ejenglaubenä mischt. S)oc^ streiten tütr lieber ju einem<br />

concreten Beispiele unfereê ©ebieteê.<br />

ï^omaê San|oU) 5 ) erjä^ft unê au§ bem SDKttelaltcr<br />

einen schlimmen ©tretet eineê „foltergetfteê, ben bie unfern<br />

Stimme!en nennen." 2ll§ bie SJ^eflenburger im gat)re<br />

1327 baê ©c^lo^ Soi^ eingenommen satten, erfrechte fid^ einer<br />

i^rer Äü^enjungen, jenen Poltergeist, ber in bem eroberten<br />

Sdjloffe saufte, in feiner altgetüo^nten örbnung ju stören.<br />

!Der geneigte Sefer mag bet San^on) bie auêfüfyrlicfye ®ef(^td^te<br />

nachlesen. SDer ©t)imme!e ra^t fic^ fd^ïDer genug an biefem<br />

㨟d)enbuben", ber it)m bie sonst attabenblidj l)ingefe^te SJlild^<br />

unter spöttischen SBorten tüeggetrunfen Ijatte. 3)e§ SKorgenê<br />

barauf ^ieb er il)n in ber ßüc^e 5U ©tücfen unb sterfte it)n in<br />

ben ehernen ®rapen, ber mit tjei^em SBaffer bei bem geuer<br />

ftanb. „Unb bemnad), tt)ie ber Ko$ tüteberfommen, ^at<br />

ber K^immefe gelad)et unb gefaget, eg fóere alle gaf)r, er<br />

folte anrieten unb effen." 3)arnadE) 50g ber ©eist auf Stimmer*<br />

ttneberfeljn üon bannen, „unb man geiget nod^ biefen tag ben<br />

gr apen, barin e£ sol gef(f>e^en fein".<br />

2)er Sl)un ist niente anbereê ale ein §au£geift auè ber<br />

ö ) insegarteli, Ì3omerania üon 2^oma3 Äanfeom. V3b. I. @. 333,


190 Dr. ©eorg &aag,<br />

Saljt jener, bte an ben §erb gebannt finb unb benen man<br />

fc^on in altgermanifdfyer Qtxt ©aben barbrac^te, einen %lap\<br />

t)oH Sftildj nnb bergteidjen. satten biefe ©eister früher Sater*<br />

mann (^ittermann), Sötttte, $8u£e, 33uttmann (öon bozen,<br />

pulsare, Ä(opfgeift) ober $ucf geweieen, so gab ifjnen bann<br />

ba3 cfjriftgeföorbene beutst SSotC djriftücije tarnen, taufte<br />

audj sie so $u sagen. Wan nannte sie je|t 5petermänndE)en,<br />

^einjelmännd^en (bon £>einric£)), SSoIterfen (öon SSatter, biefer<br />

Stame tvax im 93raunfd}toeigifcï)en gebräud)Iid^), SRüpel (auê<br />

9tupreci)t). Wud) ber §anêtüurft unb btó ffaSperlc in ber<br />

5ßoffe finb urfprüngticï) bie tarnen fol<strong>der</strong> §au§geifter. 6 )<br />

5ïu^ Ê^im unb ©fyimfen, tarnen, bk urfunblid^ fef)r ^äufig<br />

öorfommen, finb nickte anbereö ale ^Ibfür^ung unb Koseform<br />

beê djriftltdjen ïaufnamenê Qoac^im. Ursprünglich ist bie<br />

Statur biefer ©eister f)armtoê; rei§t man sie aber, so greifen<br />

sie 5U 9tad^eaften tüte bem er^äljtten. Unläugbar befi|en tüir<br />

atfo in biefem K^immefe einen SReft attgermanijdjen Solfeglaubend<br />

in einer Benennung, bie nur £>ter in sommern<br />

nac|rt)eiêbar ist.<br />

Sauge geit f)ören mir öon bem Sfjimfe nickte me^r. S)a<br />

mit einem äftate taud^t er in ben ^ßro^e^aften 7 ) ber ©tbonie<br />

öon S3orcf im !$a§xt 1620 toteber auf. %loä) anbere<br />

biefer Elften lassen ficfi auf ©temente attgermanifdjen<br />

abergtaubenê jurüctfüïjren. SBenn e§ ba f|ei§t: „Sin<br />

beinigter §afe mit einem Geissen SRing um ben §alê fi^et<br />

für ü)rer S^ür", so ist baran 5U erinnern, ba{3 nac^ bänif^em<br />

SSoIfêglauben bie ïobeêgöttin §cl jur fteit ber $ßeft otó brei*<br />

beinigeê ^Sferb umgebt 8 ). 5lud^ bafc ©ibonie ifyren ß{)im in<br />

6 ) Ueber bte djrifHidjen tarnen biefer §au0gei(ler ügf. 3- ©rimm,<br />

beutf^e 3J?^t^otogie ©. 471—475.<br />

7 ) (Sin 2ïu§5ug au§ btefen Elften ftnbet ftd^ bet 2)äl)nert ^Pomtn.<br />

«tbüot^e! 53b. V. @. 129 (4teê ©tüdt). Sart^olb ì)at biefe nod^<br />

bor^anbenen Elften im ©e^. ©taatêard^tö in Berlin selbst eingesehen<br />

unb giebt barau3 nod^ man^e Qiiyt me^r. ©efdj. t>on sommern IV. 2.<br />

©. 485-499.<br />

8 ) 3)rcibeinigc ï^iere merben bann überhaupt gespenstisch. Sögt.<br />

S. @rimm, beutfc^e ^t^oïogte @. 290. 864. 1135.


SDer pommerfcfye £mu§geift (£ï)itn. 191<br />

einer ^iepe in ©eftatt einer Sa^e mit fies) herumträgt, erinnert<br />

unê barem, ba§ bie Sa|en bie gezeitigten Spiere ber<br />

©öttin gretta finb unb anbertoärt§ §ejen ftdj selbst in Sa^en*<br />

gestalt oerttmnbeln. „SBenn aber ©tbonie 3 ei ^ ari b burd} i^ren<br />

Xeufet, Gffjitn genannt, getöbtet ober ungtücïlicï) gemacht,<br />

fjat sie allemal mit if)rem ©prütf)tt)ort jubiliret:<br />

©o frabben unb fragen<br />

Oleine £mnb unb $a£en"<br />

21B bieè finb ?lu£fagen üon 3 eu 9 en « ® an 5 öbgefe^en<br />

also baoon, ob ©tbonie selbst an biefe S)inge glaubte unb<br />

fot^e 5Iuêfprücf)e getfjan ijat, fóaê ifjr inbe^ tüo^I jujutrauen<br />

tuar, müssen biefe abergläubischen Sorfteüungen bod^ in ben<br />

3eugen selbst ejtftirt f)aben. SJfan fteljt, (£^im f)at feine<br />

^atur ettvaZ beränbert: er ist ^u einem teuflischen SBefen<br />

geworben, bem $ u 9 e jener Qeit gemä§, bie tnel me^r aïê<br />

frühere Qaftr^unberte ben Teufel an bie SBanb malte, fürchtete<br />

unb bannte. 2ïuc§ mischt fitf) in biefem SSefen, ba%<br />

©ibonie „in einer ffiepe mit fi(i) traget", offenbar baZ SBefen<br />

beê ^auêgeifteê bereite mit bem beè Alraune ober ©algen*<br />

mänttteine, baê befonber^ im 17. ^djrijuflo^ tu ben köpfen<br />

fruste. 2luê ber ^llraunttJur^el gewonnen, mu§ eê alle Sreitag<br />

gebabet toerben unb ade Sïeumonb sott man if)tn ein neueê<br />

roei^eê ^emblein geben. „SDaê S^ännlein antwortet bann<br />

auf atte gragen, offenbart fyeimlidje unb gufünftige 3)inge" 9 )<br />

unb ist so i\x einem guten Steile ber 2)ienfte gefliest, ^u<br />

roetdjen auc^ ©tbonie if)ren E^im bertoenbet. ©in fold^ed<br />

„^llräungen" fc^ilbert une ber Verfasser beê ©impltciuê ©im*<br />

pticiffimuê auêfüljrtid^ in seiner „Sanbftör^erin Ëourage.' 7<br />

Söenn aber unter ben Martern ber flotter ©tbonie ^u bem<br />

®eftänbni§ ge5tt)ungen toirb, sie l)abe mit torent Sl)tm selbst<br />

noci? int ©efängntffe fleif^tidien Umgang gepflegt, so ist gerabe<br />

btefeê ©eftänbnt^ für bie objeftiue ©ageiigefd)id)te ööttig mert^<br />

loê unb ftcfjertid} nur erfolgt, toeit fdjon ber „^pejenljammer"<br />

öorfc^rieb, biefe grage an hie ^ncnlpatin ju rieten unb man<br />

©imrodf, ^panbbuci; ber beutfd^en 3J?ijt^oIogie ©. 442.


192 Dr. ©eorg &aag, 3)er pommerfdK öauêgeift<br />

feitbem btefe peinliche ^rage immer unb ot)ne 3toeifel ÖU $<br />

in sommern %u stellen pflegte, ob gnculpatin m\t bem teufet<br />

fleischigen Umgang gepflogen. 10 ) ©erabe bie§ ©eftänbni^<br />

ist also ein 5ïuêftu§ jener ïirc^tii^, md)t botfètt)ümürf) trabte<br />

ttoneöen unb fi)ftematifd)en inslagen gegen Se|er unb |)ejen.<br />

2Bot)I aber ist ß{)im, beffen Stenfte ju benu|en ©ibonie fies)<br />

fetbft in pl)antaftifdj)er $ßra^Ieret a\% betrogene Setrügerin<br />

gerühmt ^aBen mag, tro£ ber ettDa^ öeränberten 3^g^ fetneê<br />

S3efen§ ein SReft auê bem ©ebiete beê attgermanif^en<br />

glaubend in unsrer<br />

10<br />

) $gl. ©olban, ©efc^. ber ^erenproceffe ©. 225—229. bef.<br />

Slnm. 17.<br />

n<br />

) Dr. ^priimerS bemerfte mir, er fyaht ben tarnen ©^im als<br />

ben eines ïcufctó aud^ in ben Sisten anberer §ejenproceffe gefunbeii<br />

— eine 23eï)auptung, beren aftenmäßige Beglaubigung nod^ me^r be«<br />

frostigen mürbe, bajj S^im ber Verbreitete 9^ame eine^ ©eijìeS in


sommern in außtoarttgcr Btdjtmtg*<br />

ÜBon Dr. ©eorg £aag.<br />

193<br />

Schott £t)oma$ Sattfcotü*) sagt tjon feinen sommern,<br />

hei jeber Saufe, jeber ipodjjett, jebem firdjlicfien gefte, ja jebem<br />

Begräbnisse, „so satten sie einen guten pra§." „©£ ffyom<br />

einer jur toett unb nmtt er in ber toett ist unb nribber tion<br />

ber toelt f Reibet, so muê gcjlemmet unb gebemmet \et)\\."<br />

®Qt)er bars unê ntd^t t^unbern, ba§ bie sommern aud^ bei<br />

i^ren 9^a($barn in bem ©eruche ftanben, bem ©auf* unb<br />

gre^teufet, gegen ben jene 3 e ^ ^ebigte, befonberê ju ï)ulbigen.<br />

ï)er 93ernauer ®eorg $RoIIeni)agen(t 1606) nennt<br />

unê in feinem 3? r o f d) m e u f e f e r 2 ) in ber ordre de bataille<br />

ber 93?öufe folgenbe gü^rer ber pommerfcfjen §ü(fêfc^aar :<br />

Öer^og SBurftlicb roar im nadbtrab,<br />

gü^rt bie sommern aun feiten ab<br />

aO^it gürft (Sdjinfenfrafjen betftanb<br />

Unb üielen anbern ungenant,<br />

2J^it Sci&ïudtbruber, ber fünen maus,<br />

Unb i^rem fenridö 6an3 Saufaus.<br />

5lu4 Öerr 2Jloftraein mit feinen ïnabcu<br />

6aben so freunbücfe tüie bie raben.<br />

3br raapen raar ein birfenmeier, 3 )<br />

@in fdbinfen unb neun Ostereier,<br />

$)er reim aber: 2Ba§ ^irfdö, rca3 fetnbe?<br />

©ot er 4 ) bie sau mit iljrem ünbe.<br />

J<br />

) ^omerania, -ftojegarten 58b. II. ©. 40G.<br />

2<br />

) grofc^meufeler, ^rêg. üon ®oebefe. £etpjig 1876. 2.<br />

©. 213 ff.<br />

3<br />

) @in jtrintbec^er au3 SBirfen^oIj.<br />

4<br />

) @ot er B) ©ott e^rel


194 Dr. ©eorg<br />

©in (iebtidjer ®xan% illustrer tarnen, bie biefer biebere<br />

Wläviev ïjter bod) toofyt alle ole militärische Sßürbenträger<br />

pommerfdjer ^roöenien^ berftanben rotffen rotCC ! SDa^u bieg<br />

fcfjöne 2öappen unb ber nod) biet fdjönere 2Bar)Ijprucr) ! @o<br />

etgentrjümlid) aber aud) ber ïDicrjter be3 Sro^mauèterfriegeê<br />

Don ber SSebürfmgtofigieit ber sommern benft, so ïjocï) stellt<br />

er ifjre Sa^ferfeit:<br />

5ür ben mcufen aud& ein^erging<br />

2)er ftarfe Sommer 53o^rben(4inf,<br />

2Boït ben ^röfd&en mit feiner feulen<br />

©leid? Hopfen i^re augenbeuten.<br />

2Bie ben erbïidt ber iRünjenfraë,<br />

60 gern am grünen ïïnger fafj,<br />

2)a ttjar es i^m fein fdn'mpf<br />

unb gar entfiel ifym ba§<br />

@r rettet ficr) in ben tiefsten ©runb be£ ©ee^.<br />

mußten aber fed)ê anbere entgelten, bie ficrj bem So^rbenfc^tnf<br />

mit ifyren SSinfenftangen mut^tg entgegenftedten. @& maren<br />

DRü^renbrecï, $ïumpart unb Cluafer,<br />

Slbenbf^reier, SBefa^er, ^Jiadotroa<strong>der</strong>. 5 )<br />

gtirft ©d)tn!enfraj3 ober tntrb erst nac^ tangem selben*<br />

mutigen Kampfe born grofcrjfürften Söafferfreunb mittete eineê<br />

getüaltigen ©teinftmrfeê gesaut. 6 ) Unb ber gröfcfje<br />

selbst, gürft 3#orba£ au$ ©cfjnjaben ist e§,<br />

SDer auf fenridö ©aufaufen rant<br />

Unb bieb tïjm ab bie redete Ijanb,<br />

fein fenlein gu bobem gieng,<br />

er mit ber linsen auffieng<br />

Unb Ï)ielt3 manlidö rateber empor 7 )<br />

Ob er gletd) bie eine banb oerlor.<br />

5 ) @6enbaf. @. 263.<br />

6 ) (Sbenbaf. ©. 264.<br />

7 ) (Ebenbaf. ©. 251.


sommern in aiteroärtiger SDid)tung. 195<br />

Um gu geigen, bafa man außerhalb ^ßommerne noci) eine<br />

anbere gute ©tgenfdjaft an pommerfdjen Slbïöntmlingen ju<br />

hmrbigen wußte, fe£e idj folgenbeê ©ebtdjt rjon bem ©Ifäffer<br />

5ßfeffel ï)tert)er, ba§ aud) jd^on ©efterbtng in feinem pom*<br />

metseen Sïïagagine, 8 ) bod? otjne |ebe erflärenbe Söemerfung,<br />

abgebrueft fyat:<br />

iDer Sommer unb ber $ater.<br />

Sin Sommer roarb von einem (Scusse ïa^m,<br />

$)er feinem öerrn, ben er befcfeüèen trollte,<br />

SSerratljerifd^ ba3 Seben nafym.<br />

Unwiffenb wie er nun fein 53rob geroinnen sollte,<br />

^rod^ er betrübt bi3 in bie nächste ©tabt,<br />

5ln beren %ì)ov ein $ater au i^m trat,<br />

2)em eines 5Ibtes Rod& uor wenig Sagen,<br />

2Beil er ein föebfyubn ftabl bas 33eiu aerfd^lagen.<br />

öebrängte inerben gleich besannt:<br />

6ie unterhielten fidö von i^ren Unglücfefällen,<br />

gulefet fpradö 2Jiau^: Sreunb laß un$ burd& ba3 2anb<br />

Öauftren gein; ber Sommer sagte: nein,<br />

2Bir finb graar beibe la^m, aliein<br />

34 möchte boc^ nid&t gern mit bir oerglic^en roerben.<br />

2Bar biefes stola? 3^ur i^r sönnt $i$ter fein,<br />

Q^r feinern ©eelen, !ann auf (Srben<br />

2)er £ugenb grö§res £eiben bro^n<br />

5llê Prüfungen, bie i^ren SBert^ er^ö^en,<br />

3Jiit beê uertoorfnen SafterS So^n<br />

$or aller SBelt vermengt au fefyen?<br />

$ättt ©efterbing bieê ^Reimgebid^td^en richtig öerftanben,<br />

er ^ätte o^ne Steifet bie SrHärung, beren e§ notfjtuenbtg be*<br />

barf, ba^u gefegt. 3ft ber 5ßommer ein treuer Sebienter?<br />

©efterbing scheint bteê al§ fetbftüerftänblid) an^ufe^en unb<br />

gemiß fassen e§ noc^ ^eutc gar öieïe unwittfüriic^ ebenso. @o<br />

«pornrn. aJtoflajin, ftoftod 1780—1782. 6. Xtyil @. 70.


196 Dr. ©eorq fcactg,<br />

gesagt, ftmtbe aber ba§ ©ebtc^tcijen ein drtÓQTj/LKx bergen,<br />

beffen XVOLQ fanm mögüd) tüäre. 2Bie sonnte bann Sßfeffet<br />

fragen: „2Bar biefeê ftot^?'' ©er ^ommer ttmre, gäbe er<br />

bie im ©ebicfyt ftefyenbe 5lnttüort, lange nidjt ftolj genug.<br />

3ftügte nicfyt bem unverschämten 3Wau| ba% animai nomo<br />

au§ sommern am richtigsten mit einem gugtritte bienen, statt<br />

ju sagen: „2Bir finb jtuar 6eibe taljm, allein ter) möchte boer)<br />

nicfyt gern mit bir t)ergti(f)en tperben." 93telmel)r mug auger<br />

bem Unglücf nod) ein ffot\it% ®emeinfame§ öor^anben fein,<br />

ba§ bem .^ater eê erleichtert, fic§ mtt bem sommern gu oer*<br />

gleichen. 3)a§ ist bie S^ier^ett beê sommern. SDtefer 3lame<br />

ist in 28ir!üd^fett f)ier nickte anbereê ale ein §unbename.<br />

§ören ttnr afe 3 eu 9 en bafür einen oberrheinischen 3 e itg^noffen<br />

5Pfeffefór ben alemannifcljen Siebter §ebet. ®tefer schreibt 9 )<br />

im SDe^ember 1793 ober 1796 au§ £arl£ruf)e an feine Srennbin<br />

©uftaöe getf)t, bie in 2Bei( im babtfe^en Dberlanbe, ber oft<br />

ersehnten Qugenbfjeimatï) Rebele toornt: „®a bin ics) raieber<br />

— burc^ bie ©tettemer SJJatten ^erab, am 93a^eni)äuftein<br />

rechte um fjufc^ über ben 28ie)enfteg, 9Rebberg auf, SRebberg<br />

ah — ha bin ics). 3$ \ ei M Dn ^nge nii)t mef)r bagetoefen,<br />

meinen ©ie? 9ftecï)t oft somme ics), fast atte £age, aber ©ie<br />

sonnend ni(f)t fef)en. 5Im Stage fyahe ic^ tt>enig 3ett meljr.<br />

©emeinigtic^ somme ic^ alêbann 9ïbenb§ unb schaue ^tüifc^en<br />

ben genftertäben hinein, unb tüenn td) sie alle tüieber geselen<br />

t)abe, raie sie ^ufammenfpinnen ober ftriefen ober tüie sie 2afet<br />

satten ober tüaê sie tfjun, so bin ics) jufrieben, fpiete noc^<br />

ein tuenig mit bem Summer ober Sappi, 10 ) menn er ba<br />

ist unb geïje tüieber ^eim." „Summer" repräfentirt bie ale*<br />

mannifcf)e Sautftufe statt beê fc^riftf)oc^beutfc^en „^ommcr."<br />

§ören tüir enbticrj ben ßoologen Sre^m : 2ßae ber ©cfyäfer-<br />

) g ^ ^ecfer, ^ejigabe 51t §ebeté {)unbertfìem ©eburtêtage.<br />

SBrtefe an §ebel3 ^reunb unb greunbtu (^trcfyenratfy $il^ig unb<br />

t), 23a(el 1860. ©. 27.<br />

) 2Iu$ @eorg Sängin (^o^ ^eter $ebet; ein ?ebeu56itb, Äarle-rut)e<br />

1875, ©. 124), bie je^t toot^t berufenste Autorität jur ©rtlärung<br />

§bl§, erHärt btejS für jmet gunbenamen.


sommern in auswärtiger 2)idbtung. 197<br />

ì)itnb für bic §eerbe, ist ber ©pi^ ooer $ o mm er (Canis<br />

familiaris doinesticus p o me ranus) für ba£ §au§. —<br />

— ÜDiefer in feiner $Irt ganj öortreffltcfye §unb tnirb in<br />

meten ©egenben ©eutfcfytanbê, juniat in Sturingen, afë SBäd^ter<br />

auf Söauerfyöfen jum 23eroad)en be3 §aufe£ unb §ofe3 ober<br />

öon gufjrleuten aU §üter i^rer 2öagen benufet. ?)er<br />

^Sommer gilt für bie beste Staffe, tuetl er hei utütmnbeïbarer<br />

Xreue unb 5In£)ängtid)feit befonber§ aufmerffam unb lebhaft ist,<br />

babei tueber SRegen nod) Kälte fdjeut, ja gemöi)nttc^ im ^aufe<br />

ober §ofe bort am liebsten $u liegen pflegt, rao ber Söinb<br />

am ftärfften pfeift/' ïflai) einem langen Sobe auf bit ïftunter*<br />

feit, SSacfyfamfeit unb Xreue biefeê £mnbe3 fd^Iie^t Sre^m<br />

feine ©djilberung mit ben SBorten: „@r öerbei^t fid) unb<br />

ob e§ i^m ba% Seben foften möge, in ber ^&aoe beê ^iebeê,<br />

fämpft ingrimmig mit bem 3ud)}e, meiert selbst bem SBolfe<br />

nid&t unb tobtet ben ^abic^t, tt>etc^er fic^ auf bie §enne stürmte,<br />

falle biefer nid)t burd^ schleunige gluckt fidj rettete. WVLcZ be^<br />

fcf)ü|en, SïHeê in Drbnung galten, ba% ifjm Anvertraute mit<br />

unbestellterer ïreue ^egen unb pflegen, steint Sebenê^tuecE be3<br />

©pi^eê ju fein/' ll ) 3ft biefe Staffe mirili^ ^nex\t in sommern<br />

ge^üc^tet tüorben? (Seit mann besteht ber ^unbename ^Sommer?<br />

2)anf öerbiente, raer biefe fragen beanttuortete.<br />

2Bäf)renb M 5ßfeffel ber $Iu3brucf „^ommer" appeUatiö<br />

gebraust ist, erscheint er hd §ebet aU ©tgenname, äf)nlid^<br />

wie auc^ bie ©pecieênamen „^intf^er", „Wloipè", „Sedei"<br />

unb „@pii3" selbst afó Sigennamen für ein ein^elneè ©jemplar<br />

ber gemeinten ©pecieê berroenbet tüerben sonnen. 5Kac<br />

©Silberung ist flar, bafc bie 33e§eid)nung „Sommer"<br />

raegê in golge aï)nïi(^er ^beertaffoctation unter bit<br />

namen gerathen fei lüie bie et^nologifd^en tarnen „ïürf" unb<br />

„9ftoi)r". 5)arum brauchen aud^ bie „feinern ©eelen", t>on<br />

benen ^feffet rebet, bk 3Jlenf(^ en^fic^ nid^t ^u freuen, bem<br />

, XfytvUbtn, 1. ^tbt^. 1. 33anb ©. 647. 5Iud^ bie<br />

ïanber fennen, tt>enn id) midj red^t erinnere, bie Staffe ber ©<br />

unter bem tarnen ber pomeranian dogs.


198 Dr. ®eorg £>ctag, sommern in aueraärtiger ©idjtung.<br />

sßfeffelfdjen ®ebic§te eines ber intelligentesten, foad)famften unb<br />

treusten ®efci)Ie


;$iiltifd)f ^tubisti.<br />

uou<br />

icfciifdjitft für |)ommcrsd)c ®ffd)id)fe<br />

unb<br />

-H iüetuHbbrei fji fl [ier Qal)r g an q.<br />

nat) uicvtcc^ ^eft<br />

Stettin, 1882.<br />

3)nicf itiib 8er(ag öon -vencfo &> ßebeting.<br />

31<br />


3 n ïj a ( t.<br />

Sci io<br />

Dr. p. Öüloro: 3)1« Stir&tn* Visitation $u Basi im<br />

3ake 1561 199-236<br />

Dr. Berlin: Stobt unb Streik òcbiuoibein roä^rcnb bed<br />

grieflcä 1306-12 237-337<br />

Sie Sammlung tuffisele* J)cnfmünjen in Stettin. . . 338—366<br />

^ientntUHcnu][ter Qaljrevberidjt. tll. EV 367—421'


Die Ätrdjeu 'wißtatton<br />

iw ^ .\)ve 156L<br />

S3on Dr. v. Siilo».<br />

SDHt bem 29, 2lug. 1556 ttmr für ba% Stétljum ©amin<br />

eine neue Sßeriobe, bie Ie£te feineê 93eftef)enê, ongebroken,<br />

benn an biefem Sage ttmljlte ba% 2)omcapitel ben ältesten<br />

©ofjn beê §er^ogê $£)tü^ 1. ben öier^e^njäijrigen 3°f> antt<br />

griebrtc^ gum 33ifd)of„ mit tüelc^em bie Steige ber toelttidjen<br />

Dber^trten beë camtner (Sprenget^ beginnt, ©eit ©infüf)rnng<br />

ber ^Reformation iüar an bie |)ommerfc^en surften bie brin*<br />

genbe Sïot^luenbigfeit herangetreten, baê 93iêtt)um, beffen 2ön=<br />

bereien einen grossen ïfjeil ^ßommerne anêmad)ten, enger mit<br />

i^rem §anfe 311 üerbtnben, bamit nid)t, nnb bie ©efa^r tag<br />

nad^ bem ungtücftidjen Slnêgang beê fc^maßalbifd^en Sriegeê<br />

fe^r na^e^ grembe auf bem bischöflichen ©tu^t fic^ feftfe^ten.<br />

Sie pommerjdjen ©tänbe ftanben in biefer Angelegenheit ben<br />

^ergogen nac^ Kräften hei unb proteftirten laut gegen ba%<br />

Dom Kaiser beanfprud^te IRefyt, einen 93ifd)of üon sommern<br />

§u ernennen. *)<br />

Sieben ber ©efa^r Don außen er^ob fid^ eine anbre im<br />

eigenen Sanbe, ba% fürstliche Ansehen nid&t minber ^art be*<br />

bro^enb. dieselbe Ijatte tut caminer SDomcapitel selbst i^ren<br />

Ursprung, satten fidE) fd^on im 14, $al)rl)unbert bei SBifd^of<br />

go^ann 1. Don Samin (1343—1372) fürftbif^öfli^e ®elüfte<br />

gezeigt, bie ^er^og 93ogiêtat) 5. mit ftarfer §anb nieber^alten<br />

mußte, 2 ) so traten jefet unter günstigen Konstellationen 2Mfc£)of<br />

J ) ©taatSard^iD 31t ©tettili: SBoIg. 2ïrd^. Zit 25. 9ïr. 3,<br />

2 ) Älempin, ©ipïom. Beiträge ©. 430.<br />

Saltisele ©tuòicn XXXII. 3. j3


200 Dr. ». 33ülon>,<br />

unb Kapitel zusammen offen mit ber üBetjauptung ciuf, sie feien<br />

t)on ben pommerfcfyen Sanbeêïjerren unabhängig unb regierten<br />

au3 eigenem $Rec^t.<br />

Um fic£) über bie red^tüdje Stellung ber Sifdjöfe bon<br />

©amin §u ben Sanbeê^erren star ju tuerben, bebarf e§ eineê<br />

surfen §itttüeifeê auf ba% in ben Statuten be£ S3iêtf)um3 ï)ier*<br />

über ©efagte. @§ ïjeifct ba, ber Stfdjof bon ©amin fotte<br />

ber erste ©eiftli(f)e ber ^per^oge bon sommern unb if)r unb<br />

iï>rer ©rben Dornefjmfter 9ïatï)geber ^u aiïen geiten sein unb<br />

bietben, er bürfe nidjfê geinblid^eê gegen it)re ^erfon, iïjre<br />

^errfijaft unb §er^ogt^um unb beffen 23etuof)ner unternehmen,<br />

fonbern taglici) unb immer mit i^nen eineê Sinneè fein bei<br />

©träfe ber ©jcommunication ; bie §cr^oge aber tooKten ba*<br />

gegen ben caminer (Sprengel fd)ü|en unb üert^eibigen tüte i^r<br />

eigen ^er^ogt^um. 3 ) 3)iefe Bestimmungen, bie auf bie ©rünbung<br />

beê Siêt^umê (a primeva fundatione) äurüd^ufüljren<br />

finb, ^aben ifire ©ültigfeit aucï) betua^rt, biê unter beu ©türmen<br />

ber Deformation sie fóanfenb gemacht tüurben. Swai t>oit<br />

bem ersten eüangetifcfjen Stfdjof tjon sommern, 93artf)olomäue<br />

©tüaüc, lä^t fi(^ in feiner SBetfe behaupten, ba$ er ©ebanfen<br />

ber Unabfjängtgfeit gehabt fyäite; ba^u tt)ar feine ©tetlung<br />

eine $u unfidjere. Dbgteic^ er biefelbe nur furje 3 e ^ ^ nne<br />

ìjattt, befijjen tüir manche 3 eu 9 n ^li e feiner 2Bir!famfeit, ba=<br />

runter auc^ Sir^enöifttationêacten, 5. 33. au§ Dügentüatbe born<br />

^aï)r 1545. 4 ) lim so me!)r gilt jener ^ßortüurf don feinem<br />

9iaci)folger 3Jtartin au§> bem tjinterpommerfcfyen 5(bel»gef(i)lec^te<br />

ber öon SBeier, tüeldjer statt in Slugêburg alê ©ttftêcangter<br />

bie auêft^têlofe ©ad)e feineê SSorgefe^ten 51t betreiben, ber<br />

35erfu(^ung erlegen tuar, baZ S3t^t£)um für fidj selbst §u ertüerben.<br />

©ê cijarafterifirt bie tüirren 3 u P^ n ^ e ^ er 3 e ^ bor<br />

bem 3 u ï amwen ^ïtt beê ©oncttê üon ïricnt, ba^ ÜDJartin bon<br />

3 ) ^lempin, S)ipïom. Beiträge ©. 399. 2)ic ©tatuten entstammen<br />

in ber DorUegenben gaffung ber $e\t üon etwa 1380, eine Qtit, wo<br />

baê 2)omcapiteï atte Ursache ^atte, um fetner eigenen @riften§ iüiüeit<br />

31t ben ^erjogen ju stehen.<br />

4 ) ©taatêard^tD ju ©tctttn: ©tett. ^Xrd^. P. III. £tt. 2. Wv. 47.


S)te Sird&emöifitation ju 53aft. 201<br />

SBeier, obgleich eüangelifd), 5 ) bod) burdj ein 23reöe beê<br />

3. bom 13. Dct. 1551 mit 3gnorirung be§<br />

ê afé rechtmäßiger Sftadjfolger beê 33tfcï)ofê ©raê=<br />

mu£ öon Sïïanteufet (gefi 27. $an. 1544 in ©aft) bestätigt<br />

ttmrbe. SDer neue SBifdjof trat, bie ,3eitumftänbe !(ug be=<br />

nu|enb, seinen toegen ber Ungettnf$eit ifyrer Sage nad) ber<br />

©djladjt t)on ÜÜKütjIberg no(f) recrjt fseinmütfyigen £anbe§ï)erren,<br />

ben ^er^ogen Sarnim 11. unb $I}iü})}) 1. fe^r jelbftbemu^t<br />

gegenüber. Qtüax ging er sie um bie Erlaubnis an, jtdj bie<br />

Sonfirmatton seiner SBa^I in Sfvom fjoïen ^u bürfen, bod? fc^on<br />

in biefem ®efud^ nennt er jïdj bereite „bezeugter" 93ifcf)of;<br />

unb aïê bie ^er^oge seiner Sitte narf)fommenb t>on i^m Slnjeige<br />

begehren, tüann bie ^uïbigung im ©tift ftattftnben fotte, bamit<br />

sie altem ©ebraucfj gema^, i^n in bie ©tiftéftabte einführen<br />

mögen, bestreitet er ifjnen baZ ^Rec^t baju. 9^ur hä ben<br />

Sifc^öfen 3Karinuê üon ^regeno (1480—1486) unb ©ra$*<br />

muê t)on äRanteufet fyabe eine solche Einführung ftattgefunben,<br />

aber bie fjer^oge tüären nur afó päpftstdje Kommissare baòei<br />

beteiligt gewesen. 6 ) ©ê mar für bie ©in^eit ^ommernè ein<br />

©lücf, ba$ SKartin, frans unb an kr 2Bafferjud)t leibenb, am<br />

8. 3^ni 1556 starb, benn angefidjté ber ©efa^r, bie ein frember<br />

fat^olifc^er Sirc^enfürft bem Sanbe unb ber nod^ so toenig be=<br />

5 ) @r Ijatte mit $ot). greber bem älteren zusammen 1534 in<br />

Wittenberg jhibtert. S^o^ntfe, ^o^. ^reberuê, I. ©eite 59, 5tnm. 21.<br />

6 ) ©taatêard)iü ju ©tettin: ©tett. 9lr^. P. III. £it. 9. 9^r. 2.<br />

2)er ©encralfupcrintcnbcnt %ac. 9ïunge cfyarafteriftrt t^n folgenbermaßen:<br />

Martinus Weigerus, qui retinendae potentiae et opum causa<br />

pallium a papa petivit, ecclesiam prorsus ÜOD curavit, patriam<br />

turbavit et principes benefactores tribulavit, voleus esse peculiaris<br />

princeps imperii. 2ftet)er, Sjnodologia Pomeranica, ©ette 48. gut<br />

Scartine Auffassung feiner ©teüung (tnb gctuiffe (Sorrccturcn djaxah<br />

tertftifd), bie er an einigen au3 feiner (Sanjlei hervorgegangenen ©(^reiben<br />

üornafym unb bie "noc^ aufbehalten (tnb. SSenn ber ©d^retber nac^<br />

bem üblichen Kanzleistil j. 53. gesagt ^atte, ber ißtfd^of tüoüe eine $anbtung<br />

„mitt gebürlic^er reüeren§, baneffagung ünnb et)rerpietung" an=<br />

erfennen, so änberte Scartili btefe SSorte eigen^änbtg in: „mttt unfern<br />

nnttigen btenften" unb bergt, me^r. ©taat3ard?io ju ©tettin: ©tett.<br />

P. I. üt 81. SÄr. 15,<br />

13*


202 Dr. t). S3ulon>,<br />

festigten evangelisten £ef)re gebraut t)aben toürbe, einigten beibe<br />

^er^oge fid) balb über bie Sftotfjfóenbigfeit, ben bischöflichen ©tuï)t<br />

öon sommern mit einem ©proben iïjreê ipaufeê $u besehen, ^n<br />

Uebereinstimmung mit ben ïanbe§f)errlid)en SBünfcfyen ft)äf)tte benn<br />

auc§ baê SDomcapiteï ju (£amin, o^ne ba$ Don 5U mächtigem<br />

®rucf t)on ernten Diel gerebet tparb, ben noes) im Knabenalter<br />

fte^enben ^ßrin^en Sodann griebrid) $u feinem S3ifd^of, unb fortan<br />

blieb ber Srummftab in ben §änben be§ ©retfenftammeê, btó<br />

biefer selbst abstarb nnb baZ pommerfcf)e Siêt^um flangloê<br />

aufging in bem an SSranbenburg faïlenben ïïjeit Don sintersommern.<br />

3)iefe ïe^te ^ßeriobe §at bereite i^ren ^Darsteller gefunben,<br />

auf beffen fleijfige Arbeit ^ier öertüiejen <strong>der</strong>ben sann; 7 ) an<br />

biefer ©teile soll bagegen ein 33ttcf geworfen <strong>der</strong>ben auf bie<br />

Seränberungen auf firci)üc^em ©ebiet, toeldje bie S3efe^ung<br />

beê btfcf)öfïic£)en ©tuï)Ieê mit einem eüangeüfd^en Dber^irten<br />

^ur golge satten. 2Bie bie meisten beulen gürften in eblem<br />

SBetteifer ber ÏRafjnung Cuttere fotgenb i^r ©ebiet ebangeüjtf)<br />

organifirten, so hmrbe aud^ im caminer Sprengel burcï) bie<br />

fKät^e beê jungen S3ifd)of§ nunmehr eine ©upertntenbentur<br />

eingerichtet, beren gnïjabern nad) ber bamalè in ber 33ear*<br />

beitung begriffenen unb 1563 publicirten ^irc^enorbnung „bat<br />

Sercfenampt mit infeent up be Sere unbe Seremomen unbe up<br />

E£)riftltcfe Drbeninge in aïïen Werden, fampt ber Drbinatton<br />

unbe S^PWutton ber ertoeleben ^errfenbener mit ber ©eistliefen<br />

^5itriêbiction im Sonfiftorio upgeïecfyt unbe bet?alen" tuarb.<br />

S)er erste fttftifdje ©uperintenbent mar ber geteerte unb<br />

fromme Dr. ©eorg ü. SSenebtger auê attem preu^ifd^en Sïbefégeschleckte.<br />

8 ) @r tüar auf bem tmterfidjjen ^Ritterfi^e SSenebicn<br />

bei SRo^rungen ale ber ©o^n 2Jïarttn§ bon SSenebiger unb<br />

ber fêatfjarine Don ^Raujt^fe geboren; fein ©ro^öater tvax<br />

7<br />

) SBaït. ©tub. XXX. (Sette 1 ff. §anncEe, (Sitélin unb bic testen<br />

caminer 23ifd?öfe auê ^erjogl. (Stamm.<br />

ö<br />

) dasselbe führte eine sttberne fltegenbe £aube im rotten ©c^itbe.<br />

3)en gatnilieit&ejife fie^e 9^eue preug. ^rou. «a. 33b. 10, ©ette 342<br />

unb üon Scbebur Sïbeïêlcj. b. preujj. SD^onard^ic 53b. 3.


®ic ^ird&en=95ifitation ju Sast. 203<br />

ïfjomcrê fcon Senebiger, Hauptmann beê beutfcïjen Orbene ju<br />

©tuïjm, bie ©rofemutter ©uremia öon ber SRütbe. 9 ) Sim<br />

2. Dct. 1550 ttmrbe er ju SBittenBerg unter bent 2)ecanat<br />

33uggenï)agen3 ^um Dr. theol. promotnrt unb erhielt unmit*<br />

tetbar banacïj eine ^Berufung an bie 3J?arienfird)e in 3loftocf.<br />

1552 berief ^er^og Sll&redjt üon ^ßreu^en ifyn afê professor<br />

an bie Universität ^u Sönigêberg, bod) ttmrbe er 1556 auê<br />

Slittasi ber ofianbrifcfyen ©treitigfeiten lieber enttaffen, ©eine<br />

SBaljl aU ©itperintenbent im ©tiftifd^en gefdjal) im Slnfang<br />

beê 3a^re§ 1558, toenigftenê mu^te er am 3. Qan. b. Q.<br />

nadE) ©reifêttmtb sommen, tuo ber junge ^er^ogbifdfiof ftubirte,<br />

um mit ben ïjeraogtidjen ^Rat^en megen seiner Slnftettung $u<br />

tjer^anbeln. 8lfê ©e^alt mürben iïjm ^ier jä|rli^ 200 2^ïr,<br />

au§ ben ^räbenben 3U Eolberg festgesetzt unb an Naturalien<br />

freie SBo^nung unb freies §olj, eine Saft ^Roggen ^u 96<br />

©Reffet gerechnet, eine Saft ©erste ober statt beffen 93ier,<br />

ein fetter Ddjfe, brei . 25ene=<br />

btger ntd^t öor.<br />

10 ) yiuà) btefe Konsistorien ftnb natürüd^ eine nadjreformatortfdje<br />

(Einrichtung. 2)ie ^ird^enorbnitng sagt barüber : — — „©int bre<br />

©onstftoria, din tf)o ©tetttn, i)at Slnbcr be5 SSofgafttfd^en Drbeê bi<br />

bem §offlager ebber bi ber Untoerftta't t^om ©ripêtüoïbe, òat 2)rübbe<br />

tuegen be§ 53i(c^opê t^o (Sammin in ©oïberge oororbent. S)iffe ©etft=<br />

ItFen ©endete fd^ölen be ©afen na ben görftfifen ?anb*$Regeringen<br />

unbe nic^t ane Unberfd^eeb annemen, unbe fd^ölen Dan unfen


204 Dr. ü ,<br />

bauernb auffielt, fanben feine Seêperprebigten in ber ©.<br />

äftarienfirif)e, bie er au3 (Sifer für bie ©acfye ofyne amtliche<br />

9Ser^)fïid)tung tjtett, stete gastfreiere unb anbädjtige ftufyòxtx.<br />

(Seine §aupttf)ätigfeit ober bestaub im Slbfjalten bon $trd)en=<br />

bifttationen burd) ben ganzen ©prengel; eine Arbeit, ber er<br />

mit allem ßifer oblag. £)er t?on Otatur milbgefinnte Wlann<br />

ließ sterbet gegen Uebertreter ber Sircf)enorbnung eine $eit<br />

fame Strenge Watten, bie auf Siang unb ©tanb feine 9iüdEfidjt<br />

natjm.<br />

Sé würbe eine für bie Senntmjj ber Anfänge eöangeüfdjen<br />

Söefenê in sommern fef)r ersprießliche Arbeit fein, afó gortfe^ung<br />

beê besonnten 28erfe§ bon b. SRebetn über bie ©in*<br />

füfjrung ber ebangelifcfjen £et;re in sommern bie ^ßrotocoüe<br />

unb Slbfc^iebe unserer ersten eDange(ifd)en Sirc^eubifitationen ^u<br />

bearbeiten unb f)erauê§ugeben. ^Die erste gru(f)t solcher Arbeit<br />

tüürbe bie Beseitigung beê allgemein tjerrfdtjeuben Srrtfjumê fein,<br />

afö fyabz ber auf bem Sanbtage 311 Sre^tom a. 9^. 1534 be*<br />

f4)Ioffene Seitritt beê Sanbeê gitr ebangeüf^en Sel)re bem<br />

liciêmuê in bem gangen ©ebiete bon S)amgarten bie an bie<br />

grenge beê ©reifenlanbeè ein für attemas ein &iùt gemalt.<br />

bie Urnfe^r au§ bem tiefen sittlichen 23erfaö, bie religiöse SBieber*<br />

geburt beê Solfeê, tro| ber treibeuben Sraft beê ©bangeliumê<br />

nur langsam fidj boHgie^en sonnte, liegt auf ber §anb. 3)te<br />

Umgestaltung mürbe and) in sommern schneller bon Statten<br />

gegangen fein, toenn, bon bem fatljottfd^en Sifc^of Sraêmuê<br />

gu fdjtüeigen, bie unentfi)iebene ©teüung beê Stfc^ofè ÏRartin<br />

ntcf)t ungünstig gehrirft fjätte; aber auc^ noes) biel später geigen<br />

fid) beutlicfye ©puren beê noef) tief untrgelnben fat^olifdjen<br />

SBefenê in ben aufbewahrten Sleten, auê benen ic^ einige<br />

groben ïjier mittheilen Werbe, ^m gat)re 1575 würbe auf<br />

ber £ircf)enbifitation gu Ufebom bemerft, ba$ bie Sente ,f©eet<br />

listet" für bie Verstorbenen auf ben Slltar stetsten unb bahei<br />

gerieten gefunbriget fin, lubt ber 3iiftruction, so 2Bt einem jebern<br />

t^ogeftettet. SDarin fiolen fitten be ©uperintenben^ eineS Jebern Drbe^<br />

mit tmen £fyeologen, ben S33t ^anbeêförften trae Juristen üan §aöe<br />

ebber ut^ ber Universität, fampt einem botano, abhungeren tottten."


SDic fttrcftem&ifttation su Saft. 205<br />

opferten. S)te Pfarrer merben angehalten, ttjrett ®ircf)finbern<br />

òa% 9ïu|tofe unb 2lbergläubtfci>e btefeê ©ebraucf)3 einbringtirf)<br />

borjufteïïen unb sie bauon abjuïiatten. n ) gerner im 3fa§re 1604<br />

ftmrbe bet einer S?trd)ent)ifitatton ber ©tynobe ïrc^totü a. SR.<br />

bent pastor ju ^eterêfyagen unb SRoifceïguft aufgegeben, feine<br />

$ui)örer bon ber ®anjet ju toarnen bor bent ï)eibnifcf)en ÏBefen<br />

hei ber £obtentoad)e, „aïfê ba§ ïatb ju brabten, ben rieïjmen<br />

ju korsteden unnbtt suffen untbjutragen unnbtt anbere teidjtt*<br />

ferttigfeibtt ju üben, imgtetcfyen auff SSaïpurgté unnbtt S° 5<br />

Rannte abenbt creujen in bie tfjore ju mad^en, lottig unnbtt<br />

bet)ful$ auffju^engen unnbtt nottfetnr af)njurid)ten 2c.." 12 )<br />

®ie t?on ©eorg Senebtger t)on 1560 an im caminer<br />

Sprenget abgehaltene Str^enbifitatton, Veldje mit fRed^t ale<br />

bie erste eöangetifcfje Visitation in biefem Sanbeêtf)eit angesehen<br />

<strong>der</strong>ben sann, jeigt rec^t beutüdf) bie ïroftlofigfett ber Suftänbe<br />

in ^iri^e unb (Schute nod) ein SSiertetjai)r^unbert nad^ bem<br />

trc^totüer 23ef


206 Dr. o. SüIon),<br />

S)orf Saft, eine 9#eite norbiueftüd) t>on<br />

unb eine Ijaïbe Steife öom Dftfeeftranbe gelegen, fommt querst<br />

in ber feiten Raffte be§ 13. Qal^rï;. urfunbftd} öor. ©in<br />

ïfjeil beê &orfe£ sammt bem gleichnamigen im legten Viertel<br />

beê 18. ^aljrf). abgelassenen ©ee gehörte bem ßiftercienfernonnenftofter<br />

51t ©olberg, ben größeren Sfjeil besseren aber<br />

berlieï) 23ijd}of ^ermann öon Kamin im $af)re 1288 bem<br />

äRöndjeHofter beê gleiten Orbene $n &argnn. 14 ) Sta 25.<br />

$De§. 1290 bezeugte fjer^og SBogtélaö 4. in ®emmin, baft<br />

Sodann Siile uon Selgarb bei feinem Eintritt al§ SJiöncf) in<br />

ba§> fêlofter SDargnn ans aüe 5ïnfprüc^e gegen baffelbe tpegen<br />

ber 50 ^ufen in Saft t)er$icf)tet ^abe, tüetdje Ulrich oon Seüen*<br />

fitsen 5ur @ü|ne für hie ßrmorbnng beê katere beê goljann<br />

Siile bem Qungfrauenïsofter )U ßolberg abgetreten fiatte. 15 )<br />

5(m 26. Snni 1299 öergüd; fic^ ber Üiitter ßcf^arb don<br />

©ucfofö 5U 2)argnn mit bem Slofter bafelbft wegen ber ©renken<br />

^tüifc^en Saft unb Sobten^agen, ba^ btefetben nemlicf) so bleiben<br />

sollen, tüie baê Sßrtotlegium beè Slofterê sie beschreibt. 16 )<br />

Urïnnben ä^nücfjen ^nfyaltè betreffenb Saft auä ben fotgenben<br />

Sa^r^unberten beroaf)rt ba% (Staatêarc^iü nocf) mehrere, ©ine<br />

SKenge bafter ilrfnnbenregeften enthält i)a% „^nöentarinm<br />

unb extract ber briefe, so im geìuelbe oben im capitHjaufe<br />

gefunben, 5Inno [15]67, 18. Qjanuarii per Dn. Ernestum<br />

Borken, D. Joh. Branden, Thes., 1). Ant. Citzvitzen<br />

eriraf)iret." 17 ) gm Sa^re 1507 enbtic^ entfanbte baê Stofter<br />

14<br />

) 1288, 22. 5ïug. Samtn. S3tfon 110 §ufen ätpifd^en S3afl, 2>ardj*<br />

tntn, 5 un ^ en ^ a 9 en un b betn üfteere. %nê ber bafter SO^atrtfel in ber<br />

SBtbtiot^ef ber ©e[. f. pomm. ©efdj. u. SHtert^. (2öper SDÏfcr. 75)<br />

abgebrueft im SReflbg. llrfbd^. m. Kr. 1971. SBgl. ebenba aud^ 9?r.<br />

1979 üom 18. Oct. 1288.<br />

15<br />

) ©taat


Sie Strd&emSttfUatton su oasi. 207<br />

©arguii ben aWagifter (S^riftian an ben SBifdjof Martin t»on<br />

Kamin, um mit ifjin über ben SSerfauf öon Saft ju Derfjanbeln.<br />

©a§ ©efcfjäft mürbe perfect unb nachbetn in ben<br />

fotgenben 3 st f) rcn mehrere £f)eÜ3aï)(ungen ftattgefunben, er*<br />

theilten bie Wehte


208 Dr. o. $3 iti oro,<br />

e£ finben fies) aber öon folgen im geitatter ber Deformation<br />

feine anbeten Spuren, at§ ba§ bie Igugenb im Katecf)iêmu§<br />

unterrichtet ttmrbe. Sie SSifitatoren üerfcfymäfyten nic£)t, Sung<br />

unb 2ltt in ben ©örfern öor fid) gu versammeln, innert fragen<br />

tjorjutegen unb fid) fatedjifirenb üon ber Srfenntntfc ber Cin*<br />

getnen in religiösen Singen §u überzeugen. Slucï) ^Xeufferttc^feiten<br />

tion geringerer Sßidjtigfeit, aber bocE) ben ïtrdjltdjjen<br />

Slnftanb betreffenb, tüte ©pinntüeben in ber ^ir^e, <strong>der</strong>ben<br />

mä)t öergeffen; tuo ber pastor, inbem er bergteid)en Unreinig^<br />

feiten julä^t, in Keinen ÜMngen unachtsam fid^ ^etgt, sann<br />

er leidet aud^ 2Btcf)tigere§ Dernadjläfftgeti.<br />

3)en Sirqent)or[teï)ern fóirb anbefohlen, mit gutem S3eispiel<br />

in aüen Singen bett Stird^finbern üoran^ugefjen, auf<br />

33eobad)tung ber firc^ti^en ®ebräucf)e, Slnfd^affung öon S3rot<br />

unb SBein unb ber nöthigen ©erätfje §u satten, beim ©otteê*<br />

bienft mit bem Klingelbeutel bie ©aben §u sammeln, ber<br />

Kirche Sort^eil auf jebe SBeife 51t förbern unb ba% Vermögen<br />

berfetben gewissenhaft ^u <strong>der</strong>tüalten.<br />

Sie Visitation selbst ging bann in ber allgemein üblichen<br />

SBeife don statten. Sie einzelnen fünfte werben babei nacf)<br />

einem fid^ öon selbst barbietenben ©eterna, ha* bei fleineren<br />

©emeinben natürücf) ntc^t so reichhaltig aufgefüllt erscheint<br />

afö bei großen ©tabtgemeinben, beïjanbett. SRad^bem ber<br />

pastor genannt unb bie 5JSatronat§üer^äItntffe bargelegt n?orben<br />

finb, lüirb baê fêird)entanb nacf) feinen einjetnen Steilen unb<br />

ba% Sßfarreinfommen an 3 e ^ n ^ ert un ^ S^e^forn, ^röoen unb<br />

9(ccibentien aufge^ä^tt. §ie!)er gehört auc^ eoentueH f^ifd^erei*<br />

unb bie 2Beibegerecf)ttgfett. S n gleicher SBetfe fturb baZ ©insommen<br />

beê Süfterê aufge^ä^tt. 2öaê pastor unb Küster ba*<br />

für ju seiften fjaben, bebarf seiner (Srtüä^nung im protocol!,<br />

ba bit Kircïjenorbnung baZ ein für atte 2M bestimmt ïjat.<br />

ï)ann fommt ba% S^^^ntar ber Sirene an ^eiligen ©erät^en,<br />

©ettmnbern 2c., in cu(tur^iftorifcf)er Sejte^ung nicf)t unlütd^tig.<br />

Ser SSorratf) an 33ücfiern ist auf Sörfern fetbftDerftänbtid^ nur<br />

gering; bie Sifitationêprotocoüe Don 93aft auë bem 16. Qa^rl).<br />

feines einzigen S3ucf)eê, erft bie Visitation öon 1605


Sie JKrd&en*2Kfttation ju Saft. 209<br />

fanb bafeïbft eine beutfcfye 93ibet in gotto, ba§ Corpus doctrinae<br />

nnb bie pommerfdje Sirdfjenorbnung t>or. 8T6 unb<br />

ju besag eine Sirene aujger einem SDÏepudfj aus ber fatfjottfd^en<br />

3eit noci) eine 2Igenbe unb biefe ober jene Schrift öon Sutljer.<br />

©3 bars übrigens nid^t uneüüäfynt bleiben, ba$ Sifdjof<br />

Sftartin Sßeier in ben satiren 1553—1555 ebenfalls Sist*<br />

tationen in feinem ©prenget abhielt, öon toetteen bte $roto*<br />

colle wenigstens tfieitoeife nodf) t)orï>anben ftnb. 2IIê er i. 5«<br />

1554 bie §ofaitäler @. ©eorg unb ©. ©ertrub in ©olberg<br />

bifitirte, tüurben bie „ffiorne^men fragen" ebenfalls öorge*<br />

legt; 19 ) eê ttJöre interessant ju erfahren, tpann sie jum ersten<br />

9M üorfommen. gm bafter 5ßrotocoH üon 1555 steden<br />

sie nidjt. 3 ur SSerglei^ung ber beiben bafter Visitationen<br />

füge id^ einen £^ei( beS ^rotocotïê öon 1555 Ijier bei. SDer<br />

Sifc^of bereifte tro£ feiner ^ranf^eit feinen Sprengel selbst<br />

unb fcoUjog bie Visitation in S3aft am 3)ienftag nad^ ©. 3Rar*<br />

gareren. 2Ifê ^ßräfibenten berfelben werben genannt: ®er<br />

^oc^mirbig in gott [üaber] unnb ^err ïjerr SKartinuS, er*<br />

toeleter unb befteetigter bifdjoff ju Samtn, e^r ©regortuê<br />

SjoIbiuS pfarrner jum ©aurenbome, 20 ) e^r Sparten ©eöelbt<br />

pfarrner jum Saft, 9Karcu§ 93an)ernidf, amptman bafeïbften.<br />

3)ic SSifitationêpuncte Martin SBeierê (auteten:<br />

(Srftlid) baS ber prebtger feines prebigamptS erinnert,<br />

ob er barju taugentidf) ober nit, nit uf bem prebigftul freiten<br />

tüieber benn bapft unnb anbere tüerbe ^eilige, 21 ) fonbern bei<br />

bem toaren tegt baS ^ei: toortt gotteS pleibeu, feine frembbe<br />

fecten lieber i)a$ eüangettum einfueren, fonbern batjon ab'<br />

19<br />

) ©taat^arc^it) ju ©tettin: @tett. 2Ir^. P.<br />

22 u. 32.<br />

2°) ©o^renbom, ©tranbborf btd^t Sei SBaft.<br />

III. Tit. 1. 5^r.<br />

21<br />

) S5on einem SBifd^of, ber bic pappitele 53efiätigung ntc^t nur<br />

erbeten, fonbern and) erhalten fyatte, tagt fxä) eine anbere gorberung<br />

faum errarteli; ein 3 e i^ en ^ er noc ^ tange anbauernben 33 eq riffe Der*<br />

mirriing aber tfi e§, tüenn in bem col&erger ^(ofterfirett 1563 ber<br />

längst eüangeïtfc^e ^at^ unb ba§ Kloster gegen ben ^jerjogbifdjof<br />

3o^ann grtebrtd^ bie §iüfe be5 $apfte«5 anriefen. SRiemann<br />

». ©oïberg @. 328.


210 Dr. t>.<br />

steen, baê bie buberei bei jung unb att aU eïjebrecï)eret,<br />

ïjuererei, gei|, tester, staubt unb attent anbern über bie<br />

ïjanb nemen, abschaffen unb uf ben regten toeg fotnt mugtii)<br />

toeifen unb fitf) mit treu btutt ntt theilhaftig machen, fies) aud)<br />

in gültigem SBanbet innertidj) unb au^erlid) bertjatten.<br />

3)ie reformation ber firmen toirt ^u jetner §eit, tuie<br />

man e§ in ber ür^en galten sol, an tag fomen.<br />

benn ïircï)t)erren betangent, toit m. g, t). unöerburi)<br />

4 boctoreê öer^oren 5U taffen, fot ani} ein<br />

gemein finobum gehalten toerben.<br />

SDaê bie cafpefó ïinbere fleißig ^ur firmen genauen,<br />

nit u^en umb^ergeen, fpaciren geen, 22 ) fonnbern fidE) §ur ftrdje<br />

galten, öon buberei, eebred^erei unb anbern übet ober funben<br />

abfteen, too nit, sie offenttid^ ber firmen aupannen, sie 51t<br />

bem sacramente ber teuffe unb anbern djriftticfyen firmen<br />

orbnung entbenben, barju nit geftaten, bi§ sie abtaten.<br />

®^r harten sagt, t)ab erftltdjS 5U 93etgart, barna^ §u<br />

(Stettin unb ©targarbt ftubiret, fei Don SD?. $att)et öon 9Roba<br />

orbiniret, t)ab be§ ein testimonium bei fies).<br />

S)ie öorftenber sotten bie firmen unnb fonbertid) ben<br />

attar mit toetsen tuecfjern, toein, brobt, mit tieften unb attem<br />

anbern toa§ bart^u gehörig, gieren unb fd)mutfen, barauf<br />

gut adjtung tjaben; ba jementê un^ucì)t, ^euberei, furerei,<br />

eebre4)erei, bieberei ober anberer un§uc£)t umbge^en, bermetben;<br />

ber firmen nu|, framen unb bestes schaffen unnb fdjaben<br />

toenben unnb baê bem fird)t)erren ober ber uberfeit at§ m.<br />

g. ï). 5U Kamin om fir^^erren ober ben borftenbern<br />

touftten, auc^ üermetben; sottile gegentoirtig ober öor m. g.<br />

^. infonberê öormetben.<br />

^) 3 ur ©rflärung btefer avai) üom ©upertntenbenten iBenebtger<br />

1561 gesteiften gorbertmg biene bie 53emerfung, haft bie begriffe<br />

n" unb „bie 3^it üergeuben" barnat fast ibentifd) maren.


SDie Rird&en»23irttation ju 33ast. 211<br />

3)cr pfarner fot tegltdfjS oft unb jung 25 ) bie arttcfet<br />

beê oaterunferê, glaubenê, jel)en gebott, bie fóort beê f)odf)~<br />

tütrbtgen sacramente be§ altare unnb ber teuffe leren, 6e*<br />

fragen unb inen fonberïid) atte fonnabent in ber befperjeit<br />

vorhalten unnb ermanen.<br />

®el)ren toir nunmehr ju ber SSifitation SSenebigerê juriidf,<br />

beren ^SrotocoU folgen<strong>der</strong>maßen lautet:<br />

24 ) 3m nïjamen ber ^eiligen breifaltigfeit amen.<br />

selben ju lob, efyere, pret§, unnb baê i^re gotsid^e<br />

steten rec^t angebetet, angeruffen, gelobet, gee^eret, aller ab=<br />

gotterei unnb anbern mijsgtaubeit getü^eret, baê ^eilige got^<br />

tid^e tüorbt lauter unnb rein geprebiget, baê aud^ getarte<br />

leute, prebtger, captan, fd^utmeifterê, firmen unnb fijuten*<br />

btener in i^ren emptern ermatten, bie sirenen unnb fouten<br />

gutter nid^t öerrucEet merben, fo §at ber ^od^tüirbtg in gobt<br />

burdfjfeudfjttger, Ijoc^geborner surft unnb ^err, ^err 3°^ ann ffrieberic^<br />

ju Stettin sommern, ber Saffuben unb SBenben<br />

tjertjog, surft ju ïiugen, graff ju ©u|fam unnb bif(f)off ju<br />

Kamin, toeteer au^ fd^idung beê 2l(tmedf}tigen ju bem gebauten<br />

bifd^offlicken staube erhoben, bemfetben juöotge aufs vielseitig<br />

gefd^etjen dagen unnb antjatten ber prebicanten, |)farl)erren/<br />

ca^tanen, schulmeistern, föftern, biaconen, oorftenbern,<br />

ürd^en unnb fdjulcnbienern in ben ftetten unnb auf bem<br />

tanbe im ftifft Êamin, ba% i^nen in i^ren emptern, be^^<br />

gleiten ben fird^en ber acïer, ^ufen, tüifd^en, ^ot|ungen<br />

unnb anbere fiegenbe grunbe abgebrungen, entjogen unb bie<br />

einfomen unnb Unterhaltungen ber gebatüt unb streben gefdjme*<br />

lert werben, nac^fotgenbe Visitation, befeïjreibung tmnb inoentierung<br />

ber ïird^en jum 93aft§ burc^ ben t)iernadE)befd}riebenen<br />

i^rer f. g. <strong>der</strong>orbenten fuperattenbenten unnb mein ^ie^<br />

unten geschrieben bat^u uerorbenten notarien üorn^emen unnb<br />

tz) (55 ist bod) an^uerfeunen, bafc jum Unterricht ber ^ugenb<br />

nid^t nur, fonbern aua) ber @rmaa)(enen in ber christlichen §etl0n)a^r=<br />

^eit 33erorbnung getroffen warb, bie Sluêfü^rung wirb freiließ sinter<br />

bem S3efe^l ^urücf geblieben fein.<br />

24 ) ©taatêara)to ju ©tettiti: ©tett. 2lrd). P. III. Xil 2. Mv. 43.


212 Dr. t). 23ÜÏOU),<br />

SS o rnf) ente fragen<br />

ber Visitation, so er ft lideen bem pfarner, ben patronen,<br />

ben oerorbenten ïirdjen^t) orftetjern nnnb<br />

btn eïteften bauren be§ ftrdjfpielê t)orgeï)aïten<br />

f einn.<br />

1. ©rftüd) tüaê ber ftrdjjïjerre tere, nnnb ob efyr and)<br />

p refter geitt prebige nnnb bie t)oc£)ft)irbige sacramente reidee<br />

unnb gn ben francfen somme, so eïjr gebetten ftnrt; item ob<br />

eï)r anff bestimmte jettt bte jugent im cotechino ï)oere tere;<br />

item ob et)r bte prioatabfolution fjatte nnnb einen jeben in*<br />

fonbert)eit tjoere nnnb f^redje bor ber commnnion nnnb reii)nng<br />

ber sacrament.<br />

2. Qb ber pfarner and) einigfeit mit ben patronen,<br />

bem foefter, öorftenbern nnb banrfdjafften fyab.<br />

3. Son beê pfarnerê fitten ober lebenbe, tüie etjr fic^<br />

jegen einen jebern oerfjalt.<br />

4. Son bem Dolose, ob im borff Saft^ nnnb<br />

tjörigen börfern beè fird))"pieï^ bafelbften man ober<br />

personen feint, bte in offenbaren fnnben (eben, a(§ in e^ebrud^,<br />

unehelicher bettütjonnng ober anberer nn^ndjt.<br />

5. €)b jemanbtê Räuberei treibe,<br />

6. ^km ob nod) toalf^arten ober anbere offenbare abgotterei<br />

af)n benfelben ortïje im ltrd)fpie( fei.<br />

7. Qtern ob bar jemanbtê lefter(id) rebe iuiber gobt,<br />

sein gebott ober bie djriftfidje I^ere.<br />

8. Stem ob jemanbtê jur djriftlic^ert commnnion ober<br />

gn bem bische beê Herren nict)t ginge.<br />

9. Db e£üd)e falscher t£)ere nnnb fecten, aï§ ber rotbertenffer,<br />

facramentierer ober anber, bic unsere ftrdjen ïefteren,<br />

an^engig seint unb fpaltungen madjen.<br />

10. 3tem ob bar and) lüuc^erer sein.<br />

11. Stem ob bar and) muttiüiüige teute seint, bie bem<br />

fird)f)erren unb feinenn mitfyelferu bratuen ober sie testeren,<br />

fd^ampfieren unb puc^en.<br />

12. Stent ob aud) e^Iidje etjetige personen Donn ein*<br />

anber gelaufen feint.


Die Kirchen-Visitation zu Vast. 213<br />

13. Item ob auch etzliche eheleute in Uneinigkeit mit<br />

unnd bei einan<strong>der</strong> leben.<br />

14. Ob auch etzliche kin<strong>der</strong> ihre eltern, Vater unnd<br />

mutter puchen o<strong>der</strong> schlaen.<br />

15. Wie unnd welcher gestalt es mit denn begrebnuhen<br />

<strong>der</strong> verstorbenen gehalten Wirt.<br />

16. Das die jugendt so viel muglich zur zucht, schule<br />

unnd frombkeit gezogen werde, unnd da es des ftfarners gelegenheit,<br />

das ehr die jugent instituire. ^)<br />

17. Item ob auch jemandts dem pfarherren o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

kirchen ahn besoldung, ackcr, wischen, holtzungen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n<br />

guttern, zinßen, renthen, Hebungen ettwan entzihet, item ob<br />

jemandts dem pfarner o<strong>der</strong> diaconcn nicht bezaten wolte, das<br />

man ihnen jerlich schuldig ist.<br />

/ 18. Das sauffen bei <strong>der</strong> todtcnwache sol ahn allen<br />

orthern alß ein hcidenscher mißbrauch abgeschaffet werden.<br />

19. Wegen des gebawts <strong>der</strong> kirchen, von <strong>der</strong> behausung<br />

des pfarners unnd koesters darinnen man nach gelegenheit<br />

schule halten konte.<br />

20. Das <strong>der</strong> rechten armen gedacht unnd ihnen mit<br />

whonung und an<strong>der</strong>m nach notturfft im kirchspiel von <strong>der</strong><br />

kirchen hulffe geschaffet werde.<br />

21. Nnnd nachdem auch eine große Unordnung mit <strong>der</strong><br />

kin<strong>der</strong>tauffe und gevatterschafft gehalten unnd inson<strong>der</strong>heit<br />

bei denen vom adell groß geprenge unnd mißbreuche mit<br />

25) Der Iugendunterricht aus deu Dörfern war im 16. Jahrh,<br />

abgesehen von <strong>der</strong> Unterweisung im Katechismus, ein frommer Wunsch,<br />

die „Gelegenheit" traf sich selten. Bei <strong>der</strong> i. I. 1554 in Gülzow<br />

abgehaltenen Kirchenvisitation ordnete übrigens Bischof Martin Weier<br />

an, <strong>der</strong> Küster solle daselbst „mit dem psarrner vmb den halben theil<br />

einen armen jungen halten, <strong>der</strong> steetig bei den kin<strong>der</strong>n vnd <strong>der</strong> jugent in<br />

<strong>der</strong> schulen sei." Staatsarchiv zu Stettin: Stett. Arch. ?. III. Tit. 2.<br />

Nr. 43. vol. II. Geht auch aus dem Zusammenhang hervor, daß es<br />

sich vorzugsweise um Einprägen des Katechismns handelt, so läßt die<br />

stetige fan andrer Stelle „tägliche") Beschäftigung dieses Knaben doch<br />

aus noch an<strong>der</strong>e Lehrgegeustände schließen, und wir hätten somit hier<br />

das früheste Beispiel einer Dorf- o<strong>der</strong> Fleckenschule in Pommern.


214 vi-, v. Vülow,<br />

Vielheit <strong>der</strong> gevattern gebraucht wirtt, sol hinfuro niemandts<br />

viele gefatteren bitten, beson<strong>der</strong>n sollen solche antzall einzihen<br />

unnd nicht mher dan drei datzu gebrauchen, also wan<br />

es ein kneblin ist, zwei manspersonen und eine frawe o<strong>der</strong><br />

junckfraw, unnd wan es einn mettlin ist, zwo frawen o<strong>der</strong><br />

junckfrawen unnd eine manspersonn. Demgleichen sollen<br />

die eltern dem kinde fur<strong>der</strong>lichst zur tauff unnd christenthumb<br />

Verhelffenn unnd nicht etzliche Wochen ungetaufft liegen<br />

laßen. Item das einlegten mit <strong>der</strong> sechswocherinnen, dem<br />

alten papistischen gebrauch nach, sol hinfuro nicht gehalten<br />

werden, jedoch das <strong>der</strong> kirchen, dem pastorn unnd koester<br />

ahn ihrem opffer unnd gerechtigkeit hiemit nichts entzogen<br />

o<strong>der</strong> benommen sein soll.<br />

22. Das spatzieren unnd umbfchleuffen auff dem kirchhoffe<br />

unter <strong>der</strong> predigt sollen die Patronen bei einer gefaßten<br />

straff abschaffen.<br />

23. Item das schencken unnd zechen in denn bierkrugen<br />

unter <strong>der</strong> predigt sol denn krügern bei einer angefaßten straff<br />

den bauren kein bier zu zapffen von denn Patronen und<br />

ihren ubrigkeiten ernstlich verbotten unnd abgeschaffet werden.<br />

24. Es sollen auch die kirchspielßverwantcn den pfarner<br />

unnd koester nicht muttwilligen beleidigen. Wo das geschihet<br />

sol es <strong>der</strong> obrigkeit vormeldet werden. Item sie sollen auch,<br />

was sie schuldig, jerlich treulichen unnd zu geburlicher zeitt<br />

dem pfarner unnd koester entrichten.<br />

25. Die alten und jungen sollen auch aus jedem dorff<br />

zu gemeltem kirchspiel gehoerig von denn verordenten visitatori:<br />

im catechißmo verhoert werdenn und sich bei ihnen erkundigenn,<br />

ob sie rechten vorstandt haben von christlicher lher, ob sie godt<br />

recht anruffen. 26)<br />

26. Der Pastor unnd koester sollen auch des sontags Zur<br />

vesperzeitt die kin<strong>der</strong> unnd jugendt im catechißmo unterweisen<br />

also das sie die kin<strong>der</strong> nach einan<strong>der</strong> fragen und offenbhare<br />

antwurt von ihnen hoerenn. Unnd den hauswirtten sol hie-<br />

Die lutherische Kirche Schwedens hat diesen Gebrauch noch heut.


Die Kirchen-Visitation zu Vast. 215<br />

mit ernstlich gebotten sein, das sie ihren kin<strong>der</strong>n zn dießer verhoer<br />

des catechißmi alle sontage zu kommen gebieten. Datzu<br />

sollen auch <strong>der</strong> pfarner unnd amptlente die haußveter vermhanen.<br />

27. Den pastorn sol frei stehen, die huven zu verheuren<br />

o<strong>der</strong> selbst zu gebrauchenn.<br />

28. Nachdem auch große unordenung befundenn, wan die<br />

leute zum sacrament gehenn unnd den leib unnd bludt unsers<br />

selichmachers unnd heilandts Ihesu Christi empffangen wollen, das<br />

die menner, frawen unnd junckffrawen durch unnd mit einan<strong>der</strong><br />

verwechßelt zugleich hinzugehenn, sol es hinfüro also gehalten<br />

werden, das erstlich die menner, darnach die junckffrawen<br />

unnd zuletzt die frawen, die eine nach dem an<strong>der</strong>n fein ordentlichen<br />

mit christlicher andacht folgenn unnd hingehen sollenn,<br />

welchs <strong>der</strong> Pastor ihnen vorhinn ankündigenn unnd vermelden soll.<br />

29. Das j<strong>der</strong>mann son<strong>der</strong>lich die haußwirtte unnd haußwirttinnen,<br />

anch eine je<strong>der</strong> (!) Person, so zu ihren jaren, zu<br />

volnkommener vorwaltung ihrer gutter gekommen o<strong>der</strong> vor sich<br />

gutter werben, die kirchen unnd kirchendiener testamentsweiße,<br />

ein je<strong>der</strong> seiner gelegenheit nach mildichlichen, son<strong>der</strong>lich das<br />

die gebauw <strong>der</strong> kirchen erhalten unnd die gaben zur notturfft<br />

<strong>der</strong> gottseligkeit außzutheilen, sie ertzeigen, die kirchen vereheren<br />

und begaben.<br />

30. Es sollen auch keine todten heimblichen zur erden<br />

bestetiget werden, son<strong>der</strong>n sol <strong>der</strong> kirchherre vorerst <strong>der</strong>entwegen<br />

angesprochen unnd die ceremoniën und Psalmen darüber<br />

zu singen datzu gefur<strong>der</strong>t werden, unnd sollen die vorstehere<br />

darauff gutte achtung haben, das niemandt geleutet werde,<br />

sie haben dann erstlich wegen einer alten Person 4 gr. unnd<br />

vor eine junge Person 2 gr. entrichtet, damitt die kirchenn in<br />

wesentlichen gebauw mugen erhalten werden.<br />

31. Wan auch <strong>der</strong> allmechtige seinen segen und gedihen<br />

zur mast gibt, alßdan sol den Pastoren im stifft Camin frei<br />

gelaßen und nachgegeben werden, in ihrem caspel vier schweine,<br />

vnnd den koestern zwien schweine in die holtznng unnd masth<br />

zu treiben und laufen zu laßen. Da sie aber darüber haben,<br />

Baltische Studien XXXII. 3. i^


216 Or. v. Bülow,<br />

<strong>der</strong>entwegen mugen sie sich mit ihrer ubrigkeit vergleichen<br />

unnd vertragenn.<br />

32. Weil dan wir auch offtmhalß befundenn haben, das<br />

viel spinnewebe o<strong>der</strong> spinnenneste, darinnen sich die spinnen<br />

erhalten, oben denn altaren hangen, darinnen man die unachtsamheit<br />

<strong>der</strong> pastorn spuret, darauß (da godt sür sei) ein boeses<br />

entstehenn tonte, sol ein je<strong>der</strong> Pastor darauff gutte achtung<br />

habenn, das solchs abgenomen unnd oben den altaren fein<br />

rein gehalten Wirt, bei Vermeidung <strong>der</strong> straffe, welcher nachmhals<br />

darüber betroffen Wirt.<br />

33. Dieße sragen sollen jerlich vom pfarner monatlich<br />

o<strong>der</strong> viertheiljerig vonn <strong>der</strong> kantzel o<strong>der</strong> predigstuel abgelesenn<br />

unnd den leuten antzeigen, das sie sich zur Visitation ruften<br />

unnd schickenn; wan alle menschen seint schuldig ein je<strong>der</strong> nach<br />

seinem stände zu erhaltung christlicher lhere unnd zucht hulff<br />

zu thundt.<br />

Was die fursteher inn achtung haben sollen.<br />

1. Die diaconen o<strong>der</strong> vorstehere seint mit son<strong>der</strong>m fleiß<br />

verwarnet, ihres ampts gutte achtung zu haben, <strong>der</strong> gestalt,<br />

das sie bei dem koester o<strong>der</strong> <strong>der</strong> seinn amptt vorwaltet, die<br />

ernste versehung thuen, das abendts vnnd morgens die betteglocke<br />

inn den kirchturnern (!) zum gebede wi<strong>der</strong> alle vorfolgere<br />

unnd tirannen unserer religion unnd evangelischen lhere, auch<br />

auff denn fonnabendt unnd an<strong>der</strong>e heilige abendt, deßgleichen<br />

auff die feste, sontage unnd feirtage zu rechter zeitt geleutet,<br />

wein, brodt, <strong>der</strong> kelch, liechte unnd altartuchere fleißigen auff<br />

denn altar geschaffet unnd rein in <strong>der</strong> kirchen gehalten werde.<br />

2. Zum an<strong>der</strong>n sollen sie sich an<strong>der</strong>n zum exempel zeitlich<br />

in die kirche begeben, sich unter <strong>der</strong> predigt in den trugen<br />

nicht finden laßen, fleißig zuhören unnd zu je<strong>der</strong> zeitt sich <strong>der</strong><br />

hochwirdigen sacramente gebrauchen. Mitt uberflußigen eßen<br />

unnd drincken vor unnd nach demselben sich meßigen, in wortten,<br />

thaten unnd an<strong>der</strong>n alß kirchenvetern gezimet, verhalten.<br />

3. Zum dritten wo sich jemandts im kirchspiel ungeburlicher<br />

weise inn ergerlichem Wesen unnd leben, inn ehebruch


Die Kirchen-Visitation zu Vast. 217<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>m verhalten, unnd durch vielseitig vcrwharnen des<br />

pfarners nicht abstehen o<strong>der</strong> sich beheren wurde, so sollen sie<br />

dasselbe <strong>der</strong> geburenden ubrigkeit vermelden.<br />

4. Damitt dan <strong>der</strong> kasten einkommen ettwaß gebeßert, soll<br />

einer von den Vorstehern des sontages unnd aufs an<strong>der</strong>e feirtage<br />

mit einem secklin in <strong>der</strong> kirchen umbgehen und einsamblen.<br />

Solchs geltt sol zu steur <strong>der</strong> armen unnd zur kirchengebauw<br />

in gemeinen kasten verwharet unnd ahngelecht werden.<br />

5. Zum funfften sollen und wollen sie bei ihrer gethaner<br />

eidtspflicht mit einnhemen unnd außgeben des gelts unnd an<strong>der</strong>s<br />

<strong>der</strong> kirchen nicht zu schaden o<strong>der</strong> Nachteil treulich unnd fleißig<br />

sich verhalten, nicht unnützlichs verspilden unnd außgeben,<br />

son<strong>der</strong> mit rath <strong>der</strong> Lehenherren uund <strong>der</strong> eltesten im kirchspiel<br />

die gebauwte und an<strong>der</strong>s nottwendiges bei <strong>der</strong> kirchen<br />

vornhemen, ihre register fleißig vom pfarner in ihrem beisein<br />

beschrieben halten und rechnen laßen, darumb zu aller zeitt,<br />

wan sie gefur<strong>der</strong>t, jerlich gcnugksame rechenschafft thuenn unnd<br />

so viel ihnen immer muglich, <strong>der</strong> kirchen schaden wenden, nutz<br />

und fromen schaffen unnd befur<strong>der</strong>en sollen und wollen.<br />

6. Zum sechsten sollen hinferner die Vorsteher kein geltt<br />

ungewißen leuten außthuen, und wan es außgethan Wirt,<br />

sollen sie sich dafür einen o<strong>der</strong> zwei gewiße burgen nach Vielheit<br />

des gelts gebenn und sehen laßen, welchere burgen also<br />

loben sollen, so ihre heuptman o<strong>der</strong> seine erben die heuptsumma<br />

zusampt den renthen <strong>der</strong> kirchen nicht betzalen unnd<br />

darinnen nachletzig sein wurden, das es alßdan die burgen<br />

und ihre erbenn alß selbschuldige mit einer samenden handt<br />

einer vor alle erlegen unnd bezaten sollen unnd wollen, damitt<br />

<strong>der</strong> kirchenn wie bißhero gescheen, nichts mnge entwant unnd<br />

entzogen werden.<br />

Examen unnd vocation des pfarners.<br />

Martinus Sefeldt^) <strong>der</strong> geburdt von Belgardt, dießer<br />

zeitt pfarherr zum Bast berichtet, das ehr seins alters unge-<br />

2?) Der Pastor Martin Seeseldt, welcher 1564 bei dem Hauptmann<br />

und Stiftsvogt Asmus von Podewils über den unsittlichen


218 Dr. v. Bülow,<br />

fher über dreißig jar alt sei, hat zu Stargardt und Alteu<br />

Stettin studieret, 28) die Bueßken uund Krancksparen ^) haben<br />

ihnen ahn magistrmn Paulum a Rhoda zu Stettin superattendenten<br />

verschrieben, <strong>der</strong> ihnen examiniret und zum Priester<br />

ordinirct, hab ein jar zu Bulgrin unnd achte jar zum Baste<br />

pfarner geweset, hatt sein testimonium jegenwirtigen uffgelecht,<br />

welchs verlesen, ist mit son<strong>der</strong>m fleiß seins ampts, lher, Handels,<br />

Wandels und lebens, ferner inhalt <strong>der</strong> vorgemelten fragestucken<br />

erinnnert, hat angezeigt, demselbigen wie es ihme bevholen,<br />

treulich obzusein.<br />

Des pfarners Nutzungen unnd fruchtbr a uchungen.<br />

Eine halbe hegerhuven hin<strong>der</strong> <strong>der</strong> widem gelegen, mit<br />

wischen unnd aller zugehorungen hart ahneinan<strong>der</strong> gelegen.<br />

Davon berichtet <strong>der</strong> kirchherr, das ehr nicht mher hatt alß<br />

ein vierntheil; obwol bischoff Martinus christlicher gedechtnus<br />

in gehaltener Visitation zum Bast von dem kirchenbauren ein<br />

vierntheil landes ihme zugesprochen, hat ehrs biß anhero noch<br />

nicht bekommen. ^) Weil es dhomaln ihme zugeschlagen unnd<br />

in <strong>der</strong> Visitation verschrieben, ist nit unbillig, das es ihme<br />

folget unnd zugestellet werde. Ohn zweiffel Wirt <strong>der</strong> Herr<br />

Wandel <strong>der</strong> Küstersfrau sich beschwerte, mußte schon im folgenden<br />

Jahre selbst wegen Ehebruchs nach Ausspruch des Statthalters und <strong>der</strong><br />

bischöflichen Räthe, Cörlin, d. 26. Ott. 1565, sein Amt aufgeben und<br />

das Gebiet des Stifts räumen. Sem Nachfolger war Christoph Smidt,<br />

Pastor zu Baldenburg, <strong>der</strong> das Amt zu Ostern 1566 antrat.<br />

28) Aus Acten des Pädagogiums zu Stettin geht hervor, daß<br />

Unbemittelte öfters von dort aus direct in ein Pfarramt auf dem<br />

Lande berufen wurden, ohne vorher eine Universität besucht zu haben.<br />

29) Diese beiden Familien sind wappenverwandt mit deuen von<br />

Kleist; die Vutzke, auf dem gleichnamigen Gute, I V4 Meile nordöstlich<br />

von Belgard, ansäßig, treten erst 1521 urkundlich auf; die Krancksparre<br />

kommen schon 1373 vor, als Henning Krancksparre dem Bischof<br />

Philipp von Camin das Haus Nassow 2 Meilen südlich von Cöslin<br />

verkaufte. Als das Geschlecht i. I. 1606 ausstarb, giug ihr Hauptbesitz,<br />

Bulgrin bei Belgard, durch Belehnuug an die von Ramel über.<br />

^) Die Visitation von 1555 schlägt die Nutzbarkeit <strong>der</strong> halben<br />

Hufe auf 13 fl. au.


Die Kirchen-Visitation zu Bast. 219<br />

statthalter die versehung thuen, das es <strong>der</strong> kirchherr bekomptt,<br />

und Wirt solchs ahn s. g. remittieret.<br />

Item 221) wurdeken ^n drien morgen landts darin<br />

man ungeferlich 9 scheffel körn seihen kan.<br />

Ein widem unnd scheune zusampt einem thorhause unnd<br />

einem garten bei <strong>der</strong> widem, darinn ehr hopffen und khol<br />

pflantzen tan.<br />

Item einen freien bauren zum Baste, Symon Mileke genant,<br />

mit einer halben hegerhuven, mit allem dienst unnd gerechtigkeit<br />

dem pfarner zustendig. Dieser kirchhenbaure sol<br />

das vierntheil ackers zu <strong>der</strong> halben huve haben, das dem<br />

pastorn versprochen und zugesagt, darumb ehr mher hatt alß<br />

eine halbe huven.<br />

Item den zehenden vom selben ahn körn, schmalzehenden,<br />

vihe unnd allem an<strong>der</strong>n bekompt <strong>der</strong> Pastor vom kirchenbauren.<br />

(Item 1 dromett rein körn, item 1 fo<strong>der</strong> hoy.)^)<br />

Item 4 st. hat <strong>der</strong> Pastor jerlich von den renthen <strong>der</strong><br />

einhun<strong>der</strong>t gulden, so bischoff Martinns Weiher christlicher<br />

gedechtnus in die Kirche zum Bast gegeben hat. ^)<br />

Jerlich fallendes mißkorn zum Basth.<br />

51/2 schl. rogken (1^2 schl. gibt Thomas Mynkes mißkorn)<br />

7 schl. 1 vierth rogken auß dem baster Herrenhofe,<br />

vor die wuesten hove unnd huffen.<br />

14V2 fchl. rogken.<br />

Alten Banhin.<br />

^) Die Ziffern sind im Original durch Buchstaben ausgedrückt,<br />

welche sich typographisch nicht immer wie<strong>der</strong>geben lassen. 1555 wurde<br />

<strong>der</strong> Nutzen dieser drei Morgen auf 6 fl. angeschlagen.<br />

32) Die eingeklammerten Stellen sind von an<strong>der</strong>er Hand unter<br />

dem Episcopat Herzogs Casimir, also nach 1574, theilweis an den<br />

Rand gesetzt.<br />

33) Dies Geschenk des Bischof Martin ist bei <strong>der</strong> Visitation von<br />

1555 vermerkt, dann heißt es weiter: „Darzu will hochgenanter m.<br />

g. h. zu Camin dem Pfarrer daselbsten ein kleidt umb das ann<strong>der</strong><br />

jhar gnediglichen verreichen laßen."


220 vi-, v. Bülow,<br />

2 schl. rogken.<br />

Sellekenhagen.")<br />

Poftpenh agen.<br />

8 schl. rogken (bekomet nur 6 schl., die an<strong>der</strong>n 3 (!)<br />

schl. werden mit dem ackerhofe daselbst unterslagenn). Summa<br />

des mißkorns ist 3 dromet, 1 schl. und 1 vierth rogken.<br />

Opffergeldt<br />

auß vorgemelten doerffern.<br />

Es bekompt <strong>der</strong> Pastor jerlich von je<strong>der</strong> Person 1 sß,<br />

davon gibt ehr denn dritten Pfenning zu brodt und wein<br />

inn die kirchen. (facit das opffer 4 fl.)^)<br />

Provenne.<br />

Auß jedenn hoffe 1 Mettwurst, ein brodt unnd 1 witten.^)<br />

Item von je<strong>der</strong>m katener 1 gr.<br />

Item diejennigen so wurde o<strong>der</strong> beilandt habenn, gebenn<br />

3 spf. Dieß alles wegenn <strong>der</strong> provenn wie obgemeldt theilt <strong>der</strong><br />

Pastor mit dem custode.<br />

Accidentalia.<br />

Item von einer braut zu vertrewen 1 lese,<br />

Ein kindt zu teuffen 8 spf.<br />

Von einer sechswocherinnen 4 gr.<br />

34) In den mit dem Jahre 1653 beginnenden Pfarracten von<br />

Bast kommt nach gütiger Mittheilung des Herrn Pastors Klawonn<br />

daselbst ein Dorf Sellekenhagen nicht vor, die jetzt Lebenden wissen<br />

nichts von einem solchen Dorfe, auch haben sich keinerlei Spuren<br />

gefunden; dasselbe muß als zwischen 1561 und 1653 untergegangen<br />

angesehen werden.<br />

N) Die Visitation von 1555 berechnet die Kosten von Brot und<br />

Wein auf 4 Ort jährlich.<br />

^6) Die Naturallieferungen differirei: von den i. I. 1555 aufgeführten.<br />

Vgl. auch unten den über dieselben kurz vor <strong>der</strong> Visitation<br />

geführten Streit mit den Kirchenvorstehern.


Die Kirchen-Visitation zu Bast. 221<br />

Einen todten zur erden zu bestetigen: 4 gr. vor eine<br />

alte Person unnd 2 gr. vor eine junge Person, nach eins jeden<br />

vermuge unnd gelegenheit. ^)<br />

(1/2 thaler für 1 leichpredigt.)<br />

Brenholtz.<br />

Item ein je<strong>der</strong> huvener auff einem bawhoffe in vorgemelten<br />

doerffern fhuren jerlich dem kirchherren 2 fu<strong>der</strong> holtz,<br />

dafür gibt ehr ihnen billiger weiß eßen unnd drinckenn. Item<br />

12 fu<strong>der</strong> hotz holt ihm jerlich <strong>der</strong> kirchhenbaure. ^)<br />

huet und weide.<br />

Dem pfarner und seinen nachkommen ist auch frei gelaßen<br />

zum Baste, nachbarleich sein vihe auffs veldt zu treibenn<br />

unnd gehenn zu laßen nach alter gewonheit (4 gr. dem schweinund<br />

schaffhirten zu hulffe zur hoede. Item ein austreibelsbrot<br />

und etwas an an<strong>der</strong> kost darzu nachbarlich.)^)<br />

Einkommen des koesters zum Basth.<br />

6 dromet 2^/2 schl. habern auß dem gantzenn caspel mit<br />

dem Poppenhagen. ^) Es berichtet <strong>der</strong> renthmeister so die<br />

toesterei furwaltet, das ihme 4 schl. habern entzogen, die ehr<br />

jerlich nicht bekomptt. Dieß ist neben des kirchherren fache<br />

37) Randbemerkung vermuthlich aus dem Jahre 1577 (s. u. Anm.<br />

Nr. 43): „'/2 gr. bichtgeld, 4 gr. vohr de communion eines krancken." Die<br />

Visitation von 1555 schlagt das Einkommen des Pastors in Bast, zu<br />

Gelde gemacht, aus 48 st. 12 gr. 2 pj. an ohne das Kleid; dazu kam<br />

noch „etwan sonteglichs, wann er von m. g. h. o<strong>der</strong> s. g. bevelch<br />

unnd amptleuten in den baster Herrenhofe zu disch gebeten wirth,<br />

ein freie malzeit unnd was zur selben gehöret."<br />

2») Randbemerkung (aus dem Jahre 1577?): o<strong>der</strong> torff.<br />

39) Vgl. hinten den Streit wegen des zur Weide zu schickenden<br />

Viehes. Die Visitation von 1555 erwähnt noch die dem Pastor zuständige<br />

Fischerei mit dem kleinen Garn im baster See „jerlich unnd<br />

teglich seiner jelegenheit nach. Item <strong>der</strong> strand ist nicht weitt von<br />

bast, da kan er von den leuthen umbs gelt unnd sonst gute sehefisch<br />

seiner nottursft nach bekomen.<br />

«) Auf 6 fl. 10 gr. angeschlagen (1555.


222 Di', v. Aülow,<br />

(von Wegen <strong>der</strong> Hin<strong>der</strong>stelligen 3 schl. roggen und des viertel<br />

landes) ahnn denn Hern ftatthalter verwießenn, weil dem pastorn<br />

3 schl. rogken zum Poppenhagen auch jerlich mangelen.<br />

Provenne.<br />

Davon bekompt <strong>der</strong> Pastor den halben theil, den an<strong>der</strong>n<br />

theil <strong>der</strong> custos wie vorgemeldt.<br />

Accidentalia.<br />

Item eine halbe stiege eyer aus je<strong>der</strong>m hoffe.<br />

Wen ein kindt getaufft Wirt 2 witten.<br />

Von <strong>der</strong> Sechswocherinnen 2 witten.<br />

Von dem todten zur erden zu bestätigen 1 gr.")<br />

Item 1 st. sollen ihm die kirchhen Vorsteher zum Vasthe<br />

von denn einhun<strong>der</strong>t gulden, die bischoff Martinus in die kirche<br />

gegeben, von den renthen jerlichen verreichenn unnd folgen<br />

lassen.<br />

Vereihdung unnd bestallung <strong>der</strong> kirchen Vorsteher<br />

zum Basth.<br />

Märten Westpfall <strong>der</strong> schulte, Thomas Mileke <strong>der</strong> schulte<br />

unnd Claus Schumaker zu Alten Bantzin, Hans Kreye zum Sellekenhagen<br />

unnd Lorentz Lütke zum Poppenhagen alß verordente<br />

vorsten<strong>der</strong> <strong>der</strong> gedachten kirchen haben mit auffgerichteden<br />

vingern zu godt dem allmechtigen geschworenn, das sie in<br />

ihrem bevholnem ampte ihres vermugens wollen treulichen<br />

außwharten, daßelbe furstehen und furwalten, wie sie es vor<br />

godt unnd <strong>der</strong> Welt können unnd wollen bekandt sein, <strong>der</strong><br />

kirchen schaden wenden, frommen, nutz unnd furtheil schaffen,<br />

auch je<strong>der</strong>zeitt auff beghern <strong>der</strong> obrigkeit o<strong>der</strong> <strong>der</strong>selben verordenten<br />

wegen ihres ampts rechenschafft thuen unnd dasjennige,<br />

so ihnen in ihrer Verwaltung bevholen, nun o<strong>der</strong> kumpfftig<br />

empffahen unnd bei die kirche bringen wurden, dahin verantwurten.<br />

4') Die Naturalien und Accidentalien wurden 1555 auf 2 st. angeschlagen.<br />

Das Gesammteinkommen des Küsters wurde damals auf<br />

9 fl. 10 gr. berechnet.


Die Kirchen-Visitation zu Vast. 223<br />

Silber bei <strong>der</strong> kirchen.^)<br />

Item 2 silberne vergoldete kelche mit zweien silbern verguldeten<br />

patthenen.<br />

Ein silbern monstrantz / (ehr Christoffer Smidt sols <strong>der</strong><br />

Ein silbern viaticum ' kirche abgekofft haben.) ^)<br />

2 silberne petzecreutze. ")<br />

2 kupfferne verguldete monstrantzen.<br />

Ein meßings kreßem") buchßlein.<br />

Ein meßinges weihe kreßell.<br />

Ein meßings hanttfaeß.<br />

Ein meßinges weirochfaß.<br />

3 glocken im thorm.<br />

12 kleine glocklin in einem rade.<br />

2 stilmeßglocklin.<br />

1 kupffernen luchter mit einer ketten.<br />

42) Das Verzeichniß stimmt mit dem i. I. 1555 aufgestellten.<br />

Ueber die beiden silbernen vergoldeten Kelche und die drei Glocken<br />

vgl. Balt. Stud. XXVII., Seite 242 ff. An Meßgewand war 1555<br />

vorhanden:<br />

2 elen welsche leinwandt zun kelchen.<br />

1 altarlaken.<br />

1 altardept.<br />

1 rodtseiden attlaß mißgewandt. l<br />

1 gron und rodt verblomet mißgewandt. /<br />

1 rott döffet seiden mißgewandt. )> mitt aller zugehorung.<br />

1 rott engellisch alt mißgewandt.<br />

1 weiß bumesin barchem mißgewandt.<br />

3 alben.<br />

2 korreckelin.<br />

1 faßten (?) laken.<br />

1 kußken daruf man den ketch gesetzet.<br />

") Randbemerkung: hat 2 lott gewogen, davon is de Paten ge«<br />

macht zum kelch bey den krancken anno :c. 77.<br />

") Kleine Kreuze, bei <strong>der</strong> Communion zum Kusse dargereicht.<br />

45) Chrysam, das heilige Oel. Vorhanden war also noch manches<br />

vom katholischen Ritus herstammende Geräth, in wie weit dasselbe<br />

auch gebraucht wurde, läßt sich schwer sagen; <strong>der</strong> von katholischer Zeit<br />

gebräuchlichen Gewän<strong>der</strong> bedient die lutherische Kirche mancher Län<strong>der</strong><br />

sich bekanntlich noch heutigen Tages.


224 I>. v. Bülow.<br />

Ein zinnen Weinstaschen.<br />

Gin kupfferne funtekeßell.<br />

Ein eißen gludtpfannen.<br />

Mißgewandt, alven, korrocklin, alles wie in bischoffs Martini<br />

Visitation verzeichnet ist, vorhandenn.<br />

Einkommen <strong>der</strong> kirchen znm Vasth.<br />

100 st. Claus Below, itz seine erbenn zu Coßlin^) ^m. g.<br />

h. hertzog Casemirus, die rente felt aus dem baster hoffe).<br />

25 st. Marx Bawernick zu Coßlinn") (Martinus Ficke zu<br />

Cuslin).<br />

13 st. Martinus Seefeld Pastor zum Basth.^)<br />

15 mark Claus Reineke zum Sellekenhagen, gibt dafür jerlich<br />

12 gr. renthe.<br />

Summarum ist 100 st., 41 st. und 3 mark.<br />

18 st. unnd 10 gr.<br />

Vorrath ahn gelde.<br />

Hin<strong>der</strong>stellig e schulde.<br />

8 ß. renthe Verndt Westphals erbenn zum Basth.<br />

hun<strong>der</strong>t meurstein im baster herrenhoffe zum kacheloffen<br />

aus <strong>der</strong> kirchen gelihen.<br />

14 dhelen hat Claus Dametz seeliger auß <strong>der</strong> kirchen gelihenn,<br />

dieselbigenn seine erben Wid<strong>der</strong> zu geben schuldig sein.<br />

1 hun<strong>der</strong>t meurstein Thewes Tholeke Zum Nasth in die<br />

tirche schuldig.<br />

Dieweil die zeune unnd hakelwerck nie<strong>der</strong> gefallenn, fol<br />

ein je<strong>der</strong> dörff von stundt ahnn vor dießem Winter nach alter<br />

gewonheit sein antheill darahn fertich machen.<br />

Nachdem auch ein orth ahm dache befunden, dar die<br />

regen durch unnd einschleit, darüber dem pastorn die betten<br />

46) Die Worte: „Claus Below 2c." sind mit <strong>der</strong>selben Tinte durchstrichen,<br />

welche zu <strong>der</strong> Nachtragung: „M. g. h. :c." verwendet ist.<br />

") Dieser Name ist ebenfalls durchstrichen.<br />

*8) Der ganze Posten ist gestrichen.


Die Kirchen-Visitation zu Vast. 225<br />

unnd an<strong>der</strong>s in vor<strong>der</strong>b kommen, sollen sie dasselbige vonn<br />

stunde ahn deckenn unnd fertig machen laßenn. (^un^uHiQ.)<br />

Weil auch <strong>der</strong> pastor Martinus Seefeldt aufs seine eigene<br />

unkostenn ahn <strong>der</strong> wideme, thorhause unnd sthalle, ahnn <strong>der</strong><br />

scheunen gebauwet unnd gebeßertt hatt, welchs in die elven<br />

guldenn sich verlausten thuet, so ist vor gudt ahngesehen, das<br />

vom gantzen kirchspiel eine zulage geschehe, unnd sechs gulden<br />

zusamen bringen sollen. Das übrige sollen ihme die vorstehere<br />

von <strong>der</strong> kirchen gelde entrichten unnd betzalen. Es soll hiernachmhalß<br />

er Märten ohne Vorwitzen <strong>der</strong> vorstehere nichts mher<br />

mit dem bauwen vornhemen unnd sich deßelbigen unterstehen.<br />

Was Mr noetig, seint sie ihm schuldig, wen es besichtiget,<br />

zu bauwen unnd fertig zu haltenn.<br />

Actum Basth donnerstags nach Elisabeth, ist gewesenn <strong>der</strong><br />

20. tagk des monats Novembris anno 1561. Dabei ahnn<br />

unnd über seint gewesen die wirdigen achbarn unnd Hochgelarten<br />

er Georg Venediger, <strong>der</strong> heiligen schrifft doctor unnd caminschen<br />

stiffts superattendens, Martinus Seefeldt, Pastor, Bartholomeus<br />

Kruger renthmeister zum Basth, unnd mher an<strong>der</strong>e ehern unnd<br />

glaubwirdige. Urkuntlich mit u. g. f. unnd h. unten auffgetrucktem<br />

consistorial ") beglaubigenn unnd Versiegelen laßenn.<br />

Christoff Schademan<br />

(I^. 8.) melili propina 86rip8Ìt.<br />

Die Kirchenvisitation bot die Gelegenheit, etwaige Beschwerden<br />

aus <strong>der</strong> Mitte des Kirchspiels vorzubringen. Waren<br />

dieselben von geringerem Belang, so fanden sie sogleich Erledigung,<br />

an<strong>der</strong>nfalls konnte wenigstens Bericht erstattet und die<br />

Sache dann den stiftifchen Räthen in Cörlin zu weiterer Veranlassung<br />

übergeben werden. Die bei solcher Gelegenheit<br />

schriftlich eingereichten Beschwerden befinden sich auch noch<br />

gegenwärtig bei den Visitationsacten. Wer Specialstudien über<br />

das Volksleben im 16. Jahrh, machen will, für den verlohnt<br />

") Das in Papier mit untergelegter Oblate ausgedrückte Siegel<br />

zeigt auf einem von zwei Greifen gehaltenen Schild das caminer<br />

Stiftskreuz. Die Umschrift ist undeutlich.


226 Di-, v. Vülow,<br />

es <strong>der</strong> Mühe, in diese oft umfangreichen Acten sich zu versenken.<br />

Unter den i. I. 1561 den Visitatoren zu Bast vorgelegten<br />

Beschwerden nehmen einen nicht unbeträchtlichen Raum<br />

ein die Klagen des Pastors Martin Seefeldt gegen seine<br />

Kirchkin<strong>der</strong>, beson<strong>der</strong>s gegen die Kirchenvorsteher Thomas Milcke<br />

und Martin Westphal, sowie gegen die Bauern Simon Milcke<br />

und Hans Pfenning, namentlich gegen den Kirchenbauer Austin<br />

Minckes. 5") Im ersteren Falle handelte es sich um die dem<br />

Pastor zu leistenden Naturalabgaben, welche die Kirchenvorsteher<br />

verweigerten. Da ähnliche Klagen in fast allen Visitationsprotocollen<br />

<strong>der</strong> Zeit vorkommen, so ist anzunehmen, daß durch<br />

die in Folge <strong>der</strong> Kirchenreformation eingetretenen vermögensrechtlichen<br />

Aen<strong>der</strong>ungen die Bauern von <strong>der</strong> bisherigen Leistungspflicht<br />

sich entbunden glaubten. Diese Streitigkeiten erweisen<br />

aber auch, daß solchen Angriffen gegenüber es <strong>der</strong> Kirche an<br />

dem nöthigen weltlichen Schutz oft gefehlt hat. Suchen wir<br />

hierfür nach Gründen, so ist neben an<strong>der</strong>en <strong>der</strong> folgende anzuführen.<br />

Der erste Richter in Klagen dieser Art war <strong>der</strong><br />

Hauptmann des herzoglichen Amtes, also <strong>der</strong>jenige Verwaltungsbeamte,<br />

<strong>der</strong> nebst dem Rentmeister ein Hauptinteresse hatte an dem<br />

richtigen Eingehen <strong>der</strong> Gefälle und Hebungen <strong>der</strong> Amtsinsassen,<br />

also auch <strong>der</strong> Bauern. Es lag ihm daher nahe, dieselben auch<br />

in <strong>der</strong> Lage zu erhalten, die Abgaben Zu leisten; das aber<br />

geschah am besten durch Abwehren solcher For<strong>der</strong>ungen, die<br />

von dritter Seite an sie gestellt wurden. Die Geistlichen dagegen<br />

leisteten von den Kirchenhufen keine Abgaben in die<br />

herzogliche Rentkammer, daher war das Interesse <strong>der</strong> Beamten<br />

nach dieser Seite hin ein weniger lebhaftes.<br />

In dem Streit zwischen dem Pastor Seefeldt und den<br />

Kirchenvorstehern, den in alle Einzelheiten zu verfolgen <strong>der</strong><br />

Raum verbietet, lag jedoch die Sache an<strong>der</strong>s. Das Dorf Bast<br />

56) Die Schreibung <strong>der</strong> Namen ist in den Acten verschieden; <strong>der</strong><br />

Pastor unterschreibt sich selbst Szefelt, sonst steht meist Sefeldt o<strong>der</strong><br />

Seefeldt, auch Seoeldt da; die Namen Milcke, Mylcke, Mincke scheinen<br />

alle <strong>der</strong>selben Familie anzugehören.


Die Kirchen-Visitation zu Bast. 227<br />

mit den umliegenden Ortschaften war, wie oben gesagt ist,<br />

ein bischöfliches Amt und hier bildete die erste Instanz die<br />

stiftische Canzlei. Diese hatte nun ihrerseits alle Ursache des<br />

Pastors sich anzunehmen, um so mehr, da grade Naturalleistungen<br />

ohnehin schon unsichere Einnahmen sind. Die am<br />

Donnerstag nach Crucis (8. Mai) 1561 eingereichte Klage<br />

<strong>der</strong> Kirchenvorsteher lautete dahin, daß <strong>der</strong> Pastor Neuerungen<br />

im Kirchspiel einführen wolle, indem er freie Weide verlange<br />

für 18 Schafe, 8 Kühe und 10 Schweine und ferner von<br />

je<strong>der</strong> Hägerhufe alle Quartal drei Stig Eier, von jedem<br />

Kossäten statt dessen einen Groschen for<strong>der</strong>e. Ebenfo begehre<br />

er, wenn <strong>der</strong> neue Roggen verbacken würde, von ihrer jedem<br />

ein Brot, und wenn beim Pastor Kindelbier sei, sollten sie<br />

dazu beisteuern. Erst nach vier Monaten traf <strong>der</strong> Bescheid<br />

ein, daß an den nach Ausweis <strong>der</strong> Kirchenvisitation althergebrachten<br />

Naturalleistungen nichts geän<strong>der</strong>t werden könne;<br />

ebenso sei es nichts Unbilliges, wenn <strong>der</strong> Pastor etliches Vieh<br />

mit dem Hirten gehen lasse ohne Zulage. Nur erscheine die<br />

angegebene Menge zu hoch und möge daher eine Verständigung<br />

nach dieser Seite herbeigeführt werden. Beiträge zum Kindelbier<br />

dagegen dürfe <strong>der</strong> Pastor nicht verlangen. Gebe Jemand<br />

aus gutem Willen gegen den Seelsorger, so möge dieser es<br />

dankbar annehmen. Das Schreiben <strong>der</strong> bischöflichen Räthe<br />

datirt vom 31. Sept. 1561 und bemerkt im Eingang, <strong>der</strong><br />

Bischof felbst habe diesen Bescheid persönlich ertheilt. Johann<br />

Friedrich war damals zwar erst 19 Jahr alt und hatte die<br />

Universität <strong>Greifswald</strong> eben erst verlassen; doch wandte <strong>der</strong><br />

junge Fürst nach dem am 14. Febr. 1560 erfolgten Tode<br />

seines Vaters seine erste Thätigkeit grade dem Bisthum mit<br />

um so größerer Vorliebe zu, da er hier selbständiger auftreten<br />

konnte als in seinem unter <strong>der</strong> vormundschaftlichen Regierung<br />

stehenden Herzogthum Wolgast.<br />

Der zweite Klagepunkt des Pastors Seefeldt betrifft die<br />

11. und 17. <strong>der</strong> „Vornehmen Fragen", nämlich die Uebergriffe<br />

und das rohe Betragen seines Kirchenbauern Austin<br />

Mincke, <strong>der</strong> neben dem eigenen Felde den Kirchenacker in Be-


228 Dr. v. Bülow,<br />

arbeitung hatte. Grade dies Verhältniß enthielt die Keime<br />

zu beständigen Mihhelligkeiten, und Uebergriffe.von Sc-.rcn<br />

<strong>der</strong> Bauern sind in den Verhandlungen nicht selten. Der Eingang<br />

des Visitationsprotocolls von 1561 spricht dies mit Bc>ug<br />

aus Bast ja offen aus.<br />

Dem Bauern Mincke war es Zu verführerisch geween,<br />

den eigenen Besitz auf Kosten des Kirchenackers zu vergrößern.<br />

Ein Blick auf die oben abgedruckte Visitationsverhandlung zeigt,<br />

daß von <strong>der</strong> halben Kirchenhufe <strong>der</strong> Bauer Mincke sich die<br />

Hälfte zugeeignet hatte, so daß er nun ^/4, die Kirche nur<br />

1/4 Hufe besaß. „Dat he my mynen acker modtwillig affplogc:",<br />

klagt <strong>der</strong> Pastor <strong>der</strong> bischöflichen Eanzlei und fügt hinzu, <strong>der</strong><br />

Bauer sage: „Podewyls hefft my gelauet, yck schall denn acker<br />

wed<strong>der</strong> krigenn, denn dyn kotzent is ßo vele nicht werdt, dat<br />

dhu ßo vele ackers vnd ßo vele Heuinge daruon Hebben schuldest."<br />

Dieser Podewyls ist aber <strong>der</strong> schon oben erwähnte<br />

wie<strong>der</strong>holt in den Acten vorkommende Stiftsvogt Asmus von<br />

Podewils auf Malnow, und wir haben also hier den Beweis,<br />

daß ein Beamter um <strong>der</strong> von dem Bauern zu leistenden Hebungen<br />

willen diesem in ungerechter Sache Schutz gewährt.<br />

Es war dies auch nicht das erste Mal, denn <strong>der</strong> Pastor weist<br />

nach, daß schon bei einer früheren Gelegenheit er Einbuße erlitten<br />

habe, indem damals „m. g. h. my affkortede ahm hoye,<br />

roggen, flaß ?c." Auch Seefeldts Nachfolger erhebt dieselbe<br />

Klage, daß bei seiner Berufung von einer halben Hufe ihm<br />

berichtet sei, bei seiner Ankunft aber habe er die Hälfte <strong>der</strong>selben<br />

im factischen Besitz des Kirchenbauern gefunden.<br />

Im Bewußtsein kräftigen Rückhalts ist denn auch das<br />

Betragen des Bauern um so ungebührlicher, je weniger berechtigt<br />

seine For<strong>der</strong>ungen sind. „Dat wy rechte oHtkai-nu^<br />

und P6lix>86in3


Die Kirchen-Visitation zu Vast. 229<br />

Pfenning betreffen Fnhrdienste nnd sind nicht von Erheblichkeit.<br />

Mit dem von Bischof Martin Weier dem Pastor Seefeldt<br />

versprochenen Kleide^) war es wie mit so vielen ähnlichen<br />

Versprechungen gegangen. Schon nach <strong>der</strong> ersten Spendung<br />

scheint die Sache vergessen zu sein, denn bei <strong>der</strong> Visitation<br />

von 1561, also nach sechs Jahren, schreibt <strong>der</strong> Pastor von<br />

zwei rückständigen Klei<strong>der</strong>n, und falls er dieselben nicht in<br />

natura, erhalten könne, „bidde ick j. g. gancz hochlich, j. g.<br />

wolde doch by Abrahame (!) vorschaffenn, dat my szo uele<br />

geldes dargelaten werde, dat yck vor de beidenn klede vornoget<br />

werde."<br />

Es ist schon erwähnt, daß wenige Jahre nach <strong>der</strong> Visitation<br />

schwere Beschuldigungen gegen das sittliche Verhalten<br />

des Pastors Seefeldt Verlautbarten und daß er i. I. 1566<br />

abgesetzt wurde. Ein klares Bild von <strong>der</strong> Sache gewähren die<br />

Acten nicht; man erfährt nicht wer ihn beschuldigte, ebenso<br />

wenig ist die Spur einer Verhandlung zu finden. Ohne jede<br />

nähere Angabc wird er in dem oben angeführten Schreiben<br />

<strong>der</strong> bischöflichen Räthe des Ehebruches beschuldigt und zwar<br />

bekommt man aus dem ganzen Schriftwechsel den Eindruck<br />

als von einer landkundigen Sache. Die Visitation von 1555<br />

weiß nichts <strong>der</strong> Art von Seefeldt, nur die Kirchenvorsteher<br />

scheinen emen Mißfallen an ihm gehabt zu haben, „weil er<br />

nit lang bei <strong>der</strong> kirchen gewest hette." Da ist es denn eigenthümlich,<br />

daß in des Pastors Erwi<strong>der</strong>ungen Versicherungen<br />

wie die folgenden ganz unbeanstandet gelassen werden, daß er<br />

in „11 jaren dem stifft truwlich gedenet, my ock <strong>der</strong>mathen<br />

geholdenn, alße idt sick amptes gebordt vnd keyner myner kaspelkyn<strong>der</strong>en<br />

seggenn khann, dat ick whor mjth worden ed<strong>der</strong> werken<br />

ein argerniß ahngerichtet." Und in einem Schreiben an den<br />

5l) S. o. Anm. 32. Bischof Martin hat bei seinen Visitationen öfters<br />

den Pastoren ein Kleid verheißen; ist damit ein amtliches Gewand gemeint,<br />

so läßt die Gabe sich dadurch erklären, daß die katholischen Meßgewän<strong>der</strong><br />

Eigenthum <strong>der</strong> Kirche waren nnd allmählig außer Gebranch<br />

kamen.


230 Dr. v. Bülow.<br />

Stiftscanzler versichert er, daß er „<strong>der</strong> boßen daeth, wegen<br />

<strong>der</strong> vorlumbdinge, mith keynen rechten ouertuget ock mith keyner<br />

warheit ihnn ewigkeith khann ouergetuget vnd oucrwißet werdenn."<br />

Der Wi<strong>der</strong>spruch wird noch verstärkt durch einen Bericht <strong>der</strong><br />

Räthe an den Superintendenten Venediger, worin es unter<br />

dem 15. März 1566 heißt, es könne das von Seefeldt begehrte<br />

schriftliche Zeugniß demselben nicht verwehrt werden, da man nicht<br />

an<strong>der</strong>s wisse, als daß „er <strong>der</strong> lere rein, in seinem ampt trew<br />

vnd fleissig gewesen ist." Da ein Entwurf des Zeugnisses<br />

nicht bei den Acten ist, so läßt sich nicht angeben, ob in demselben<br />

auch über den sittlichen Wandel etwas gesagt worden<br />

ist. Als Seefeldt Bast verlassen mußte, wandte er sich zunächst<br />

mit seiner Familie nach Rügenwalde, von wo er nach wenig<br />

Monaten sich nach Dänemark begab.<br />

Mit dem Nachfolger Christoph Schmidt (Smidt), vorher<br />

Pastor zu Baldenburg, gab es die üblichen, langwierigen und<br />

von Seefeldts Seite begreiflicher Weise nicht ohne Bitterkeit<br />

geführten Verhandlungen wegen <strong>der</strong> Saat und an<strong>der</strong>er For<strong>der</strong>ungen.<br />

Die Visitationsacten weisen nach, daß Seefeldt für<br />

die Pfarrgebäude und <strong>der</strong>en Erhaltung nicht unerhebliche Gel<strong>der</strong><br />

aus eigenen Mitteln aufgewandt hatte, die er nun erstattet<br />

haben wollte.<br />

Zu Ostern 1566 trat Christoph Schmidt sein Amt in<br />

Bast an. Aus dem weitläufigen mit ihm geführten Schriftwechsel<br />

möge zum Schluß nur eine Stelle hier noch Platz<br />

finden, als Beweis für die Umstände, welche <strong>der</strong> verhältnißmäßig<br />

doch kleine Umzug verursachte. Auf die Frage, wie<br />

viel Fuhrwerk :c. er zur Ueberführung seiner fahrenden Habe<br />

von Baldenburg nach Bast gebrauche, erwi<strong>der</strong>t er: „Das ich<br />

nach vberschlahung meines armuts an körn vnd sonsten haußgeradt<br />

zum wenigsten Viertzehen wagen wol bedorffen werde,<br />

auch ohne das zweene Pferde für meinen eigenen wagenn, mich<br />

vnd die meinen zu füren" — — „vnnd das ein iglicher paur<br />

einen sack zu fürung meines korns mit sich nhemen, vnd das<br />

denselben auch muge ernstlich gebotten werden, meines gerets<br />

gute achtung zu haben, dasselb zu verschonen vnd (wie sie doch


Die Kirchen-Visitation zu Bast. 231<br />

vnachtsahme lcntth sein) vud alles mit vnlust thnn) nicht zerbrechen<br />

o<strong>der</strong> vertcrben nmgen" 7e.<br />

Dem Herrn Pastor Klawonn in Bast verdanke ich anßer<br />

an<strong>der</strong>en den dortigen Pfarracten entnommenen werthvollen<br />

Mittheilungen auch Notizen über die in diesen Blättern wie<strong>der</strong>holt<br />

vorkommenden bäuerlichen Besitzer in Bast und den benachbarten<br />

Dörfern. Dergleichen Nachrichten haben ihren Werth,<br />

selbst wenn es sich auch uur um ein Dorf handelt, daher gebe<br />

ich im Folgenden eine Zusammenstellung des aus den Aeten<br />

des Staatsarchivs wie des Pfarrarchivs Gewonnenen.<br />

1. Karvin, Hans, 1555 in Selkenhagen. Der Name<br />

wird 1708 in Bast erwähnt, ein Hans Karvin wird noch<br />

1710 in einem Verzeichniß <strong>der</strong> Bauern genannt. Später<br />

kommt <strong>der</strong> Name in Bast nicht mehr vor, im benachbarten<br />

Sorenbohm giebt es zur Zeit eine Familie Kar f in.<br />

2. Knake, „oldc" 1563; Hans Knake in demselben<br />

Jahr; vielleicht sind beide identisch.<br />

3. Krey, Hans Kreye 1561 zu Selkenhagen, 1653<br />

Jürgen Krcy aus Popftenhagen Kirchenvorstehcr. Bon da an<br />

ist <strong>der</strong> Name dort sehr häufig und kommt auch jetzt noch<br />

dort vor. Iii <strong>der</strong> letzten Hälfte des 17< und zu Anfang des<br />

18. Jahrh, war es nöthig, die Träger dieses Namens durch<br />

Beinamen zu unterscheiden, „<strong>der</strong> junge", „<strong>der</strong> jüngere", „<strong>der</strong><br />

lange", „<strong>der</strong> weißköpfigc." Auch in Bast und Alt-Banzin<br />

findet sich <strong>der</strong> Name, aber doch seltener.<br />

4. Lütke, Hans, 1555, 1561 in Poppenhagen. In<br />

den Formen Lütke, Lüteke, Lüdeke, Lüttke, Litte (<strong>der</strong> aus Sachsen<br />

stammende Pastor Heine schreibt auch einmal Lüdiche) kommt<br />

<strong>der</strong> Name von 1653 bis heut in Poppenhagen uud au<strong>der</strong>en<br />

Dörfern fehr häufig vor, in <strong>der</strong> Schreibart Lüdtke ist er <strong>der</strong><br />

iu <strong>der</strong> ganzen Parochie am häufigsten vorkommende Name.<br />

5. Milcke, Mylke, Mülke, Milke, Mmke, Mynke. 1555<br />

und 1561 Simon Milcke, Kirchenbauer, 1561 Thomas Mynke<br />

o<strong>der</strong> Milcke, Schulze, uud Austin Minke, Kirchenbauer, alle<br />

in Bast. 1653—1667 Thomas Milccke, Krüger uud Kirchen-<br />

Valttjchc Studien XXXII. 3. I5


232 Di'. v. Vülow,<br />

Vorsteher in Bast, 1663 Joachim Milecke ebenda. Mincke<br />

kommt 1662 und 1679 vor; ofterwähnt ist Milecke (auch<br />

Mielke) in Alt-Banzin bis 1782, in Poppcnhagen bis 1803.<br />

Von da ab kommt <strong>der</strong> Name 1821, 1822 in Bast vor;<br />

1852, 1855, 186 l in Casimirsburg. Gegenwärtig (1882)<br />

ist in Bast ein Altsitzer Mielcke, <strong>der</strong> aber erst um 1868 von<br />

auswärts zugezogen ist.<br />

6. Nitze, Bartholomäus, 1555 in Bast. Der Name<br />

kommt seitdem gar nicht mehr vor. Erst in neuster Zeit<br />

findet sich ein Tagelöhner Nitze in Casimirsburg.<br />

7. Pfenning (Penning), Hans, 1561 in Bast. Der<br />

Name kommt in Bast und Poppenhagen bis 1805 vor, dann<br />

verschwindet er vollständig.<br />

^8. Radtke, Baltes, wird 1564 in <strong>der</strong> Klage wi<strong>der</strong><br />

die Küsterfrau erwähnt; <strong>der</strong> Name kommt sonst bis auf den<br />

heutigen Tag in <strong>der</strong> ganzen Parochie nicht vor.<br />

9. Reincke, Claus, 1555 und 1561 in Selkenhagen,<br />

sonst seit 1653 bis heut gar nicht.<br />

10. Schumacher, Claus, 1561 in Alt-Banzin. Der<br />

Name kommt dort und in Bast bis 1794 vor. Jetzt (1882)<br />

lebt am erstgenannten Ort wie<strong>der</strong> ein Handelsmann Schumacher,<br />

<strong>der</strong> aber erst vor sechs Jahren von Schulzenhagen<br />

hingezogen ist.<br />

11. Teleke, Tholeke, Thews, 1555 und 1561 in<br />

Bast. Der Name kommt seitdem nicht mehr vor.<br />

12. Westphal, Märten, 1555 und 1561 Schulze in<br />

Bast, wo <strong>der</strong> Name von 1653 bis heut sich erhalten hat;<br />

es kommen beson<strong>der</strong>s Schulzen und Pfarrbauern dieses Namens<br />

vor. 52) Seit Mitte vorigens Iahrhnn<strong>der</strong>ts findet er sich in<br />

Alt-Banzin und in neuester Zeit auch in Poppenhagen.<br />

Die Liste <strong>der</strong> Pastoren zu Bast läßt sich, wenngleich<br />

N) „1765 Martin Westphal, Schulz in Bast mit Trine Bindemans<br />

copnlirt. 5sZ. ist (!) 8 Wochen nach <strong>der</strong> Copulatimi oxeosZil<br />

t, Ll'upit ut mlliitioLuö 6o8(ii'wi'." Pfarracten zu Bast.


Die Kirchen-Visitation zn Vast. 233<br />

lückenhaft, ans dem vorhandenen nrknndlichen Material wie<br />

folgt zusammenstellen:<br />

Marquard, poi'noi- to äoni Zii8t6) kommt 1409 als<br />

Zeuge vor. 53)<br />

Martin Seefeldt, vorher ein Jahr in Bulgrin;<br />

1555, 1561; wird 1566 abgefetzt und begiebt sich nach Dänemark.<br />

")<br />

Christoph Schmidt aus Velgard, von 1566 an,<br />

vorher in Valdcnbnrg. 1568 verfaßt und unterschreibt er ein<br />

Protocol! als „apostolischer gewalt notarius und pfarher zum<br />

Bast." 55)<br />

Gottfried Peugcll (Pigcl), 1605. 1629 mußte er<br />

sich, 73 Jahr alt, wegen „vielseitiger Exorbitantien" vor dem<br />

Consistorinm vertheidigen. ^)<br />

Iustus Sagebailm aus Pezenik, geb. 1607, nach<br />

Bast berufen 1635, stirbt daselbst am 6. März 1653. Bei<br />

dem bekannten Krokowfchen Einfall 1643 floh er und fand<br />

bei seiner Rückkehr das Pfarrhaus gäuzlich verwüstet. In<br />

eiu Exemplar von Eramers ^Iiola ^i-opdotioa hatte ein<br />

feindlicher Soldat folgendes geschrieben: Luui in^r088U8<br />

domino, ^r3.686iltÌHi<br />

N) Baster Matrikel in <strong>der</strong> Vibl. <strong>der</strong> Ges. f. pomm. Gesch. Mscr.<br />

Löpcr Nr. 75.<br />

54) Staatsarchiv zu Stettin: Stett. Arch. I>. III. Tit. 2. Nr. 43.<br />

n) Ebenda.<br />

^) Ebenda. In einer damals von ihm eingereichten Beschwerde«<br />

schrift beklagte er si.ch über mehrere ihm vorenthaltene Leistungen,<br />

endlich auch über deu Küster und über seme eigene Frau, <strong>der</strong> er „als<br />

dem teufscll uicht leuger die helle baueu wolle, deu es ist über den<br />

schritt, so als sie mit mir aggierctt."<br />

57) Steindruck, Hiuterpomm. Priestcrschaft. Mscr. d. Ges. f. pomm.<br />

Gesch. s. deu Artikel: Bast.


234 Dr. v. Vnlow,<br />

Andreas Krüger, 1653, starb 1667; war mit Benigna<br />

Segcbanm, wohl Tochter des vorigen, verheirathet. ^)<br />

Jacob Sommerfeld aus Colberg, wurde 14. März<br />

1668 vocirt, am 27. desselben Monats in <strong>der</strong> Marienkirche<br />

zu Colberg durch Superintendent Buße ordinirt, am 26. April<br />

<strong>der</strong> Gemeinde vorgestellt.^)<br />

Christian Schultz aus Zanow, vocirt am 11. (20.)<br />

Dez. 1674, in demselben Monat durch den Vicesuperintcndenten<br />

Wilhelm Engelke in <strong>der</strong> Iohanniskirche zu Colberg ordinirt<br />

und am 17. Jan. 1675 in Bast eingeführt; starb um den<br />

2. Febr. 1690.^)<br />

Mag. Georg Heine aus Halle, wurde deu 6. Mai<br />

1690 vocirt, in Stargard examinirt und ordinirt, hielt am<br />

8. Juni seine Antrittspredigt in Bast. Die Gemeinde machte<br />

ihm anfangs viel Opposition, weil er gegen ihren Willen die<br />

Stelle bekam, erklärte aber später, daß sie keinen an<strong>der</strong>en zu<br />

haben wünschen könne. Er starb als Pastor 6m. im Alter<br />

von 77 Jahren weniger 6 Wochen und 5 Tagen am 7. Inni<br />

1717 in Colberg und wurde in Bast beerdigt.^)<br />

AndreasReineck, Sohn des Pastors Johann (Andreas?)<br />

Reineck in Iamund, war zuerst Adjuuct seines Vorgängers,<br />

dessen Tochter Anna Sabina Hein er am 24. April 1704<br />

heirathete. Seine Vocation wurde ihm am 19. Nov. 1703<br />

von <strong>der</strong> Regierung in Stargard ausgehändigt, worauf <strong>der</strong><br />

Superintendent Günther Heiler ihn am 7. Dez. ordinirte und<br />

am 27. Jan. 1704 ihn durch den Mag. Christian Schmidt,<br />

Präpositus zu Cöslin introduciren ließ. Acht Tage danach<br />

am Sonntage Estomihi hielt er seine Antrittspredigt. Er<br />

starb am 29 Febr. 1732.62) Sein Sohn David Reineck,<br />

58) Pfarracten zu Bast.<br />

M) Ebenda.<br />

60) Ebenda; auch Staatsarchiv zu Stettin: StaatZcanzlei ?. II.<br />

Tit 29^. Nr. 97.<br />

61) Pfarracteu zu Vast.<br />

62) Ebenda.


Die Kirchen-Visitation zu Vast. 235<br />

geb. am 13. Oct. 1710 in Bast, wurde 1734 Pastor in<br />

Schwellin, Synode Bublitz.<br />

Christian Künne aus Groningen im Halberstädtischen,<br />

vorher Informator am Waisenhause in Potsdam. Hielt am<br />

Bußtage in <strong>der</strong> Fastenzeit 1733 in Stettin seine Probepredigt,<br />

wurde vom Superintendent Nollhagen in Stargard examinirt<br />

und ordinirt, am Palmsonntage (29. März) in Bast instituirt und<br />

hielt am 1. Ostertag seine Anzugspredigt. Er war mit Emerentia<br />

Elisabeth Wachs verheirathet und starb 61 Jahr alt am 24.<br />

Juni 1760 in Colberg. Er wurde in Bast begraben.^)<br />

Jacob Friedrich Runge aus Friedeberg, ordinirt<br />

am 5. Juni 1761, 38 Jahr alt, starb 1762.^)<br />

Mathias Eberhard Löper, vorher 20 Jahre lang<br />

Pastor in Wisbuhr, starb am 25. Oct. 1772, 57 Jahr alt.65)<br />

Mag. Carl Gottlieb Kiesling, geb. 27. Juni<br />

1732 in Freiburg in Sachsen, wo sein Vater Advocat war.<br />

Wurde nach vorhergegangenem Examen in Stettin durch General-<br />

Superintendent Christian Rothe ordinirt, und am Sonntag<br />

Indica (5. April) 1772 in Bast als Pastor instituirt. Er war<br />

verheirathet mit Johanne Louise Henriette Cunow. Am 30.<br />

Juni 1822 feierte er sein Nmtsjubiläum und erhielt auf Veranlassung<br />

des Cultusministeriums ein Geschenk von 100 Rthl.,<br />

die Synodalen verehrten ihm eine silberne Nufgabekelle. Er<br />

starb am 28. Aug. desselben Jahres und wurde in Bast neben<br />

seiner Gattin beerdigt.^)<br />

Heinrich GotthelfZimpel, starb nach nur 2^2jähriger<br />

Amtsführung i. I. 1824, im Alter von 78 Jahren, 6 Monaten<br />

und 10 Tagen, a?)<br />

Carl Eduard Schultze, berufen 1827, starb am 4.<br />

Nov. 1842 im Alter von 44 Jahren, 10 Monaten an <strong>der</strong><br />

Pfarracten zu Bast.<br />

Ebenda- auch Steinbrück Hinterpomm. Priesterlchaft a. a. O.<br />

Pfarracten zu Bast.<br />

Ebenda.<br />

Ebenda.


236 I^'. v. Vülow, Die Kirchen-Visitation zu Bast.<br />

Lungenschwindsucht. Er war verheirathet mit Laurette Charlotte<br />

Frie<strong>der</strong>ike Wendt. ^)<br />

Ferdinand Hermann Friedrich Stibs, instituirt<br />

als Pastor zu Bast am 2. Juni 1844, starb am 12. Aug.<br />

1853 zu Rügenwalde ani Nervenficber im Alter von 59 Jahren<br />

7 Monaten und 2 Tagen.<br />

Johann Gottfried GotthilfNoack, früher Pastor<br />

in Wusterbarth bei Belgard, wurde am 22. Oet. 1854 durch<br />

Consistorialrath Rothe aus Cöslin eingeführt. Im Jahre<br />

1870 suspendirt, verließ er Bast im folgenden Jahre. Cr war<br />

verheirathet mit Marie Caroline Frie<strong>der</strong>ike Wilhelmine Heinecke.<br />

Ernst Carl Ferdinand Klawonn, geb. 12. Oct.<br />

1836 zu Belgard, studirte 1857 bis 1860 in Berlin, wurde<br />

1861 Lehrer an einer Privatschnle in Vütow, dann Rector<br />

in Pollnow, Ostern 1863 Rector in Rügenwalde. Am 5.<br />

Nov. 1871 wurde er in Stettin durch Generalsufterintendent<br />

Dr. Jaspis ordinirt, und am 10. Dez. als Pastor zu Bast<br />

instituirt.<br />

- .<br />

m) Ebenda.


Stadt und Kreis Schiuelbein während des<br />

Krieges 1306—12.<br />

Nach den Akten des Magistrats-Nrchivs und des<br />

Landrathsamtes in Schivelbein dargestellt<br />

von Di'. Zechlin,<br />

ord. Lehrer an <strong>der</strong> Landwirthschaftsschule daselbst.<br />

Wie es in einer Schlacht Stellungen und Punkte giebt,<br />

die dem feindlichen Feuer vorwiegend ausgesetzt siud und an<br />

denen <strong>der</strong> Tod seine reichliche Ernte hält, so giebt es auch<br />

Städte, <strong>der</strong>en Lage in unglücklichen und schweren Zeiten beson<strong>der</strong>e<br />

Leiden uud Opfer mit sich bringt. Eine solche unglückliche<br />

Lage hat auch die Stadt Schivelbein. Als äußerster<br />

Vorposten brandenburgischer Macht nach Pommern hin vorgeschoben,<br />

sah sie auf ihren Gefilden märkische und pommersche<br />

Ritter in lustigem Kampfe sich tummeln, sah sie, wie von<br />

ihr aus kühne Märker ins benachbarte pommersche Gebiet<br />

Einfälle machten. Später, als die Grenzbäume zwischen<br />

Pommern und <strong>der</strong> Neumark gefallen waren, wurde sie nicht<br />

ihrem alten Stammlandc zurückgegeben, son<strong>der</strong>n blieb bei <strong>der</strong><br />

Neumark und gehörte zu den sogenannten Hinterkreisen <strong>der</strong>selben.<br />

Nicht zu ihrem Vortheil. Denn nun mußte sie in<br />

schweren Kriegszeiten doppelt leiden, mußte die Kriegslasten<br />

ihrer Provinz tragen und wurde noch häufig zu den Lasten<br />

<strong>der</strong> benachbarten Provinz herangezogen und in ihre Leiden verwickelt.<br />

Dazu kam noch die Nähe <strong>der</strong> Festung Colberg. Wer<br />

von Süden her nach Colberg marschiren wollte, zog durch<br />

Schivelbein. So Wallensteiner, Schweden und Russen. Daher


238 l)i'. Zech lin, Stadt llnd Kreis Schivelbein<br />

ist es erklärlich, daß die Stadt immer mehr verarmte und von<br />

dem blühenden Gemeindewesen des 15. und 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t zu einem unbedeutenden Ort herabgesunken<br />

war. Während sie vor dem dreißigjährigen Kriege zu den<br />

größeren neumärkischen Städten gerechnet werden muß, war sie<br />

im Jahre 1806 fast die kleinste.<br />

Man vergegenwärtige sich: ein Kreis von 9 Quadrat-<br />

meilen mit einer Bevölkerung von 7000 Seelen, in demselben<br />

eine Stadt von 1500 Einwohnern, die arm waren uud selbst<br />

im Frieden sich nur kümmerlich ernähren konnten, und man<br />

wird staunen über die Lasten, die solcher Bevölkerung zu tragen<br />

zugemuthet wurden, und über die Opfer, die sie bringen mußte.<br />

Und nicht nur <strong>der</strong> Dul<strong>der</strong>muth und die Opferwilligkeit <strong>der</strong><br />

Bevölkerung verdient hervorgehoben zu werden, auch die Thätig-<br />

keit und Energie <strong>der</strong> localen Behörden, mit <strong>der</strong> sie die Leiden<br />

ihrer Untergebenen zu verringern suchte, ist bewun<strong>der</strong>swerth.<br />

Es konnte nicht leicht sein, in den Jahren von 1806—12<br />

Landrath eines Kreises o<strong>der</strong> Bürgermeister in einer kleinen<br />

Stadt zu sein o<strong>der</strong> zum Rathe zu gehören.<br />

Die täglichen und stündlichen Klagen <strong>der</strong> Bewohner, die<br />

Sorge für das Unterbringen <strong>der</strong> durchmarschirenden Truppen,<br />

die Unmasse <strong>der</strong> sich kreuzenden und zum Theil wi<strong>der</strong>-<br />

sprechenden Verfügungen von allen möglichen Civil- und Militär-<br />

behörden bedurften umsichtiger, energischer und sich aufopfern<strong>der</strong><br />

Männer, wenn nicht alles ans den Fugen gehen sollte. Und<br />

wahrlich, es verdienen wohl die Namen jener Männer dem<br />

Aktenstaube entrissen und einer glücklicheren und dankbaren<br />

Nachwelt aufbewahrt zu werden. Die folgenden Blätter werden<br />

dies beweifen und hoffentlich den lokalen Behörden ein schönes<br />

Zeugniß ihrer Thätigkeit ausstellen.<br />

1806.<br />

Am 27. Oktober hatte Napoleon seinen feierlichen Einzug<br />

in Berlin gehalten, am 1. November hatte sich die Festuug<br />

Cüstrin ergeben und schon ani 2. November wurde eine Ver-<br />

fügung erlassen des Inhalts, daß die Verwaltung sämmtlicher


während des Krieges 1806—12. 239<br />

Kassen in französische Hände übergehen und daß die Einwohner<br />

ihre Steuern rnhig weiter zahlen sollten. Der General des<br />

französischen dritten Armeecorps, Davoust, <strong>der</strong> in Posen sein<br />

Hauptquartier hatte, setzte unterm 14. November bei Todes-<br />

strafe fest, daß kein Landrath, Steuerrath, Bürgermeister o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e Behörde in den zwischen <strong>der</strong> Weichsel o<strong>der</strong> <strong>der</strong> O<strong>der</strong><br />

belegenen Provinzen sich unterstehen sollte, den etwaigen Be-<br />

fehlen und Requisitionen preußischer Behörde Folge zu leisten,<br />

sie möchten mm Lieferungen <strong>der</strong> Lebensmittel o<strong>der</strong> Beschaf-<br />

fung an<strong>der</strong>er Bedürfnisse zum Gegenstande haben. Zugleich<br />

wurde bekannt gemacht, daß je<strong>der</strong>, welcher ein Haus, Magazin,<br />

Fabriken, Schiff o<strong>der</strong> Werkstätten entdeckte, worin Effecten o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e Gegenstände enthalten wären, die dem Könige von<br />

Preußen, den Regimentern o<strong>der</strong> den Hauptleuten von <strong>der</strong><br />

preußischen Armee zugehörtcn, eine Belohnung erhalten würde,<br />

die dem vierten Theil <strong>der</strong> vorgefundenen Sachen gleich käme. Am<br />

27. November wurde Sabatier zum Kommifsarius <strong>der</strong> Provinz<br />

und zum Intendanten <strong>der</strong> Finanzen ernannt uud damit nahmen<br />

denn die zahlreichen Ausschreibungen und Requisitionen, die<br />

<strong>der</strong>selbe durch die königl. preußische Kammer ausschreiben ließ,<br />

ihren Anfang. Ein großer Vorrath Gemüse wurde auf den<br />

Schivelbeiner Kreis repartirt, dasselbe sollte nach Eüstrin ge-<br />

bracht werden. Am 30. November erhielt <strong>der</strong> Landrath des<br />

Schivelbeiner Kreises v. Leckow auf Leckow eine Kammer-<br />

Verfügung, nach welcher 53 Ochsen aus dem Kreise, je<strong>der</strong> von<br />

300 Pfd., nach Cüstrin geschickt werden und zunächst mit<br />

10 Stück <strong>der</strong> Anfang gemacht werden folle. Diese wurden<br />

nach den Hufen auf die Dörfer repartirt und sollten durch<br />

Treiber nach Cüstrin beför<strong>der</strong>t werden.<br />

Am 2. Dezember wurde <strong>der</strong> Landrath v. Leckow ange-<br />

wiesen, ein genaues Verzeichniß von sämmtlichem vorräthigen<br />

Wein, Branntwein und Liqueurs aufzunehmen und durch einen<br />

reitenden Boten sofort einzureichen. Nach <strong>der</strong> eingereichten<br />

Liste waren im ganzen Kreise 216 Quart Wein, 800 Quart<br />

Branntwein, nichts von Liqueur vorhanden. Der französische<br />

General M(>nard, <strong>der</strong> sein Hauptquartier im Landhause bei


240 l)r. Zechlin, l^tadt nnd Kreis Schiuelbein<br />

Cüstrin aufgeschlagen hatte, mnßte von <strong>der</strong>' Provinz verpflegt<br />

werden. Zn seiner Verpflegung, die täglich 40 Thlr., monat-<br />

lich 1200 Thlr. kostete, sollte je<strong>der</strong> <strong>der</strong> zehn Kreise, die großen<br />

600 Thlr., die kleinen 300 Thlr. einschicken.')<br />

Um die öffentliche Ordnung im hiesigen Kreise aufrecht<br />

zu erhalten und die Sicherheit <strong>der</strong> Personen und des Eigen-<br />

thums vor den vielen Marodeurs zu schützen, befahl <strong>der</strong> Ge-<br />

neral Mönard, daß eine Kreis-Gensdarmerie eingerichtet werden<br />

sollte. Es wurde eine Liste aller <strong>der</strong>jenigen Personen ange-<br />

fertigt, welche fähig waren, diese öffentliche Gewalt zn bilden.<br />

Der Landrath o<strong>der</strong> ein Kreisdeputirter sollte nach Cüstrin<br />

kommen und dort die nöthigen Gewehre und Säbel in Empfang<br />

nehmen. Sollten sie sich weigern, würde <strong>der</strong> französische Ge-<br />

neral selbst hinkommen, um die Gensdarmerie zn organisiren.<br />

In Folge dessen wurden für den Sicherheitsdienst des schivel-<br />

beiner Kreises 2 Gensdarmerie-Piquets, jedes aus 5 Personen<br />

und einem Anführer bestehend, gebildet, die ihren Aufenthalt<br />

in <strong>der</strong> Stadt nahmen und von denen eines diesseits <strong>der</strong> Rega,<br />

das an<strong>der</strong>e jenseits <strong>der</strong> Rega seinen Wirkungskreis hatte.<br />

l) Der General Mönard mit seinem Stabe, 30—40 Mann, brauchte<br />

täglich excl. Brot und Fleisch:<br />

20 Bouteillen ordinären Weins, die Vouteille 3 Livres . 60 Livres.<br />

2 Bouteillen Malaga . . . . . . . 6 „<br />

1 Bouteille Champagner 8 „<br />

Lichte für . 8 „<br />

Wachslichte 1 „<br />

Zugemüse . 6 „<br />

Butter uud Eier 6 „<br />

Oel 12 „<br />

Weinessig 1 „<br />

2 Psd. Kaffee 8 „<br />

2 Pfd. Zucker 4 „<br />

Rum 6 „<br />

2 Pfd. Speck . . -. . . . . . 4 „<br />

Dienstmädchen uud Kleinigkeiten . . . . . 18 „<br />

Bier 15 „<br />

160 Livres<br />

^ 40 Thlr.


während des Krieges 1800—12. 241<br />

Während die königl. preußische Kammer die genaue Aus-<br />

führung <strong>der</strong> französischen Befehle und Requisitionen anbefahl<br />

und sogar zur Vereidigung zum Dienste des Kaisers <strong>der</strong> Fran-<br />

zosen und Königs von Italien auffor<strong>der</strong>te, befanden sich unsere<br />

localen Behörden in einer überaus peinlichen Lage, <strong>der</strong>en zeit-<br />

weises Opfer sogar <strong>der</strong> hiesige Landrath v. Leckow wurde.<br />

Das königl. preußische Gouvernement in Danzig erließ anfangs<br />

Dezember an alle pommerschcn Behörden und diejenigen Theile<br />

<strong>der</strong> Neumark, die an Pommern grenzten, eine energische Ver-<br />

fügung, in <strong>der</strong> es unter an<strong>der</strong>m heißt, keinen Anordnungen <strong>der</strong><br />

Kriegs- und Domainenkammer zn Stettin mehr Folge zu leisten,<br />

indem diese pflichtvergessen genug gewesen sei, dem Feinde einen<br />

Eid zn schwören. Es dürfen ferner dem Feinde keine Lebens-<br />

mittel und Kleidungsstücke verabfolgt werden, es fei denn, daß<br />

militärische Gewalt sich solche erzwingt. Wer aber ohne diesen<br />

Zwang, bloß auf Anordnung einer pflichtvergessenen Kammer,<br />

die jetzt keine Autorität über die noch nicht unterworfenen pren-<br />

ßischen Unterthanen hat, sich erlaubt, irgend ein Bedürfniß für<br />

den Feind zu leisten, in dem würde man keinen Abkömmling<br />

<strong>der</strong> bie<strong>der</strong>n patriotischen Pommern erkennen, die unter dem<br />

großen König die Bewun<strong>der</strong>ung von Europa erwarben. Außer-<br />

dem würde aber ein solcher Nichtswürdiger unausbleiblich<br />

strenge Strafe erleiden, indem ein je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> dem Feinde auf<br />

Befehl <strong>der</strong> stettiner Kammer Lebensmittel, Kleidungsstücke<br />

u. dgl. liefert, fogleich durch ausgeschickte Kommandos arretirt<br />

und nach Danzig transportirt werden würde.<br />

Dieser Befehl, wie das nachfolgende von Friedrich Wilhelm<br />

an den Kommandanten von Colberg gerichtete Schreiben<br />

wurden auf dem fchivelbeincr Kreistage (24. Dezember) pu-<br />

blieirt.<br />

Mein lieber Oberst von Loueadou.<br />

Mit großem Wohlgefallen habe ich aus Eurem Bericht<br />

vom 22. ds. M. ersehen, mit welchem gerechten Eifer Ihr<br />

Euch gegen das pflichtvergessene Benehmen <strong>der</strong> Pommerschen<br />

Kammer auflehnt. Kein Dicasterium, Behörde o<strong>der</strong> Officiant<br />

muß weiter gehen, als wozu ihn <strong>der</strong> Feind unmittelbar zwingen


242 Dr. Zech li il, Stadt nnd ^lreis Schiue lbein<br />

kann. Keine Eidespflicht, die mit dem Eide, <strong>der</strong> dem Landesherrn<br />

geleistet ist, in Wi<strong>der</strong>spruch steht, darf unternommen<br />

werden. Kein Magistrat, Landrath, Steuerrath, Beamter o<strong>der</strong><br />

sonstiger Officiant nnd Unterthan in Orten, die <strong>der</strong> Feind nicht<br />

unmittelbar in seiner Gewalt hat, darf Befehle von seinen<br />

sonstigen Vorgesetzten, die sich in Feindes Gewalt befinden, annehmen<br />

o<strong>der</strong> dienen, vielmehr muß ein je<strong>der</strong> Officiant und<br />

Unterthan, er sei hoch o<strong>der</strong> niedrig, so lange er von unmittelbarem<br />

Zwange des Feindes frei ist, feinem Landesherrn treu,<br />

hold und gewärtig bleiben. Jedes entgegengesetzte Betragen<br />

werde ich zu seiner Zeit aufs strengste ahnden und dagegen<br />

jede mit Aufopferung und Gefahr verbundene Pflichterfüllung<br />

nach Verdienst erkennen. Ihr müßt diesen meinen Willen so<br />

allgemein als möglich verkünden.<br />

Ich bin Euer wohlaffectionirter König<br />

Friedrich Wilhelm.<br />

Ortelsburg, den 28. November 1806.<br />

Am 29. November entsandte <strong>der</strong> Kommandant von Colberg,<br />

Loucadou, Kommandos nach allen Richtungen, um alle<br />

für den Feind angeschaffte Requisitionen in Empfang zu nehmen<br />

und nach Colberg zu bringen. Auch trug er ihnen auf, alle<br />

öffentlichen Kasfen, verkaufte königl. Dienstpferde und Armatur<br />

an sich zu nehmen, wobei alle und jede Behörde behülstich fein<br />

sollte. So traf denn auch am 30. November, wie <strong>der</strong> Landrath<br />

v. Leckow an die königl. Kammer in Cüstrin berichtet,<br />

ganz unerwartet ein Kommando von 60 Kavalleristen verschiedener<br />

Regimenter aus Colberg unter Befehl des Premierlieutenants<br />

v. Herzberg, des ersten erledigten v. Bailliodzfchen<br />

Kürassierregiments, Nachmittags 5 Uhr in Leckow ein, blieb<br />

die Nacht da und nahm 7 Scheffel Hafer, 1 Centner Heu<br />

und 12 Bund Stroh mit. Auch habe <strong>der</strong> v. Herzberg die<br />

laut Befehl <strong>der</strong> königl. Kammer für den französischen General<br />

in Cüstrin zusammengebrachten Viktualien gefor<strong>der</strong>t, dieselben<br />

seien in Schivelbein im Hause des Kreis-Einnehmers Wendeler<br />

zusammengebracht; die Hälfte habe er, <strong>der</strong> Landrath, glücklich<br />

gerettet, da er sie in Bürgerhäuser habe bringen lassen; die


während des Krieges 1806-12. 243<br />

au<strong>der</strong>c Hälfte hätte <strong>der</strong> Lieutenant mitgenommen und zwar<br />

34 Scheffel Erbsen, 24 Scheffel Gemüse, 8 Scheffel Backobst.<br />

Von hier seien sie in an<strong>der</strong>e Aemter geritten und hätten die<br />

zusammengebrachten Niktualien weggenommen. Daher bittet<br />

er die künigl. Kammer, ihm diesen Vorfall nicht zur Last zu<br />

legen. (!) Auch die übrigen Viktualien wurden am 1. Dezember<br />

auf dem Wege nach Cüstrin von preußischen Kommandos<br />

weggenommen und verlangte die königl. Kammer keine neue<br />

Ausschrcibuug mehr. Am 15. Dezember wurde <strong>der</strong> Landrath<br />

von einem Kommando Kürassiere nach Colberg abgeführt, bis<br />

zum 18. arretirt und am 19. wie<strong>der</strong> entlassen. Neber den<br />

Grund seiner Verhaftung publicirte er auf <strong>der</strong> Kreisversammlung<br />

vom 24. Dezember felbst nachstehendes Schreiben von<br />

Loueadou:<br />

Der Herr Landrath von Leckow, schivelbeinschen Kreises,<br />

ist von uns in <strong>der</strong> Nacht vom 15. auf den 16. aufgehoben<br />

und als Arrestant nach Colberg gebracht worden, weil er sich<br />

unterfangen hat, für die Franzosen Lieferungen auszuschreiben.<br />

Wir haben ihn zwar diesmal auf freieu Fuß gefetzt und kann<br />

er diesmal nach seinem Wohnort Leckow ungehin<strong>der</strong>t Passiren,<br />

es ist ihm aber bei <strong>der</strong> härtesten und nach Nesinden selbst bei<br />

Todesstrafe untcrfagt worden, sich durchaus nicht zu unterstehen,<br />

für den Feind Requisitionen auszuschreiben und noch<br />

weniger dem Feinde solche verabfolgen zu lassen. ^)<br />

Colberg, den 18. Dezember 1806.<br />

Königl. preußisches Gouvernement,<br />

v. Loucadou.<br />

2) Auf dem Kreistage am 24. Dezember 1806 kam auch ein<br />

Schreiben von Sabatier zur Verlesung, welches zwar nicht vom Kriege<br />

handelt, aber doch von Interesse ist:<br />

OuLti-iu, lo 7. v6C. 1806.<br />

8ü ^lil^L^ 1'Impei'iiti'ios, U0U8Ì6M', fait<br />

äo


244 Dr. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbem<br />

Trotz dieser Vorgänge verlangte die königl. Kammer zu<br />

Cüstrin, daß Kreis und Stadt zur außerordentlichen Kriegscontribution<br />

beitragen sollten.<br />

Am 2. Dezember gelangte nämlich ein Befehl <strong>der</strong> königl.<br />

neumärkischen Kriegs- und Domainen-Kammer an den Magistrat<br />

zu Schivelbein, wonach auf allerhöchsten kaiserl. und<br />

königl. Befehl die Neumark eine außerordentliche Kontribution<br />

von 10,309,683 Francs, nach unserm Gelde 2,786,400^/3? Thlr.,<br />

aufbringen sollte. Von diesem Gelde sollten sofort 300,000 Thlr.<br />

baar bezahlt werden. Die tönigl. Kammer hatte im Beisein<br />

von vier Ständemitglie<strong>der</strong>n diese Summe vorläufig so repartirt,<br />

daß die Städfe sogleich 100,000 Thlr., das platte Land<br />

120,000 Thlr. und <strong>der</strong> Ritter- und freie Stand 80,000 Thlr.<br />

aufbringen, o<strong>der</strong> mit an<strong>der</strong>n Worten die Städte '/3, das<br />

Land 2/3 bezahlen sollten.<br />

In Folge dieser Vertheilung kam auf die Stadt Schivel-<br />

8oÌ6I1C6 U0U8 a Viilu p1u8 6'uU6 6660UV6I't6 iut01'688ÄNW ot 80U<br />

^3,l6in 66 N3.1uiciÌ80ll, celui 6u M'6in 668 ?1liut68 66 1^1-18 86 80llt<br />

6U1'Ì0uÌ8 par 863 3oÌQ8.<br />

N. I'Iut6Q6aut F6ll61'3,1 66 1'ai'M66 p6U83llt csU6 06 861'vit UI16<br />

o1i086 3.U881 Ä^1'6adi6 ü 83. Ng.^68t6 ciu'utii6 P0U1' Ili 3eÌ6Q06 6ii6<br />

IU6M6 668Ì1'6, (^U6 ^6 f3,836 l3,ïi'6 Z)l1!' 668 I^0IIlIN68 6c1a.ir68 UH 03,^2,-<br />

10FU6 668 A1'3.ÌU68 6t 668 Z)1g,llt63 (^UÌ 86 ti'0UV6llt 6äU8 li). ?I'0VÌllc6.<br />


während des Krieges 1806—12. 245<br />

bein die Summe von 1502 Thlr., die nach den Grundsätzen<br />

<strong>der</strong> Servis-Anlage, insofern solche allein Grundstücke betrifft,<br />

bei möglicher sehr unangenehmer Verfügung des schleunigsten<br />

eingezogen und als extraordinaire Contribution an die Kriegskasse<br />

eingesandt werden sollte.<br />

Nachdem <strong>der</strong> Magistrat die Sache in Erwägung gezogen,<br />

beruft <strong>der</strong>selbe am 18. Dezember sämmtliche Viertelsmänner<br />

und Gewerksältestc uach dem Rathhause; es wurde ihnen obige<br />

Verfügung bekannt gemacht und Magistrat und Aelteste beschließen,<br />

daß das Contribntionsquantum nicht nach <strong>der</strong> Servis-<br />

Anlage aufgebracht, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Werth des Grundeigentums<br />

bei <strong>der</strong> Subrepartition zu Grunde gelegt wurde, in Ansehung<br />

<strong>der</strong> Häuser und Gebäude die Taxen <strong>der</strong> Feuer-Societäts-Catastriums<br />

anzunehmen seien. Ein ganzes Würdeland<br />

wird zu 100 Thl. geschätzt, ein ganzes Hausland zu 25 Thlr.,<br />

eiue ganze Hufe Laud zu 400 Thl., ein Kamft zu 30 Thlr.,<br />

ein Freigarten zu 10 Thl. Nebrigens hatten die Aeltestcn<br />

<strong>der</strong> Gewerbe überhaupt nicht viel Lust, die Contribution zu bezahlen;<br />

sie bemerken, die Stadt wäre notorisch arm, wegen<br />

<strong>der</strong> schon geleisteten starken Kriegslicserungen für die vaterländischen<br />

Truppen und wegen <strong>der</strong> seit mehreren Jahren schlechten<br />

Ernte, vorzüglich aber wegen gänzlichen Mißwachs des<br />

Roggens in diesem Jahre, und da bei den gegenwärtigen<br />

Kriegsunruhen Handel und Wandel gänzlich darnie<strong>der</strong>läge, schlechthin<br />

außer Stande, zur Zeit die gefor<strong>der</strong>te Summe von<br />

1502 Thlr. aufzubringen. Daher bitten sie ganz gehorsamst<br />

den Magistrat, Einer königl. Kammer zur weitereu Benachrichtigung<br />

an das kais. franz-Gonvernement anzuzeigen, daß in<br />

Betracht <strong>der</strong> großen Armuth dieser Stadt <strong>der</strong>selben die Contribution<br />

erlassen werden möge. Der Bürgermeister A. Brewing<br />

schreibt noch an demselben Tage an die königl. Domainenkammer<br />

zu Cüstrin und nachdem er die Unmöglichkeit des betreffenden<br />

Befehls erwiesen, fährt er fort: „Wir sind durch die<br />

Gewalt des Commandanten zu Colberg, die <strong>der</strong>selbe schon seit<br />

einiger Zeit über den hiesigen Ort und Kreis und die benachbarten<br />

Gegenden ausübt, schlechthin behin<strong>der</strong>t, die Beiträge


246 Dr. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

von den hiesigen Einwohnern einzuziehen, welches bei <strong>der</strong> natürlichen<br />

Armuth <strong>der</strong> Stadt, dem großen Mangel an Geld und<br />

Credit durch exeeutwische Zwangsmaßregeln geschehen müßte.<br />

Der Commandant zu Colberg hat schon ani 15. December den<br />

hiesigen, wegen seiner Rechtschaffenheit überall bekannten Kreis-<br />

Landrath von Leckow arretieren und nach <strong>der</strong> Festung bringen<br />

lassen, und ein gleiches Schicksal hat <strong>der</strong> Magistrat zu Bublitz<br />

am 14. d. M. erfahren. Bei diesen sich entgegnenden Befehlen<br />

des hohen kais. könig. franz. Gouvernement und unsern<br />

vaterländischen BeHorden, die mit zu den größten Uebeln <strong>der</strong><br />

gegenwärtigen Zeitumstände gehören, und bei <strong>der</strong> notorischen,<br />

unaussprechlich großen Armuth <strong>der</strong> hiesigeu Bürgerschaft dürfen<br />

wir von <strong>der</strong> Weisheit und Umsicht Einer königl. hochl. neumärt.<br />

Kriegs- und Domänenkammer mit <strong>der</strong> größten Zuversicht<br />

hoffen, daß dieselbe es an den kräftigsten Vorstellungen bei den<br />

französischen Behörden nicht ermangeln lassen wird, die hiesige<br />

Stadt mit <strong>der</strong> erwähnten außerordentlichen Contributionsfor<strong>der</strong>nng<br />

wenigstens für jetzt verschonen zu lassen."<br />

Die königl. Domänenkammer konnte selbstverständlich auf<br />

dieses Ansinnen nicht eingehen und erließ unterm 26. Dee. eine<br />

verschärfte Verfügung an den Magistrat, <strong>der</strong> Bürgerschaft zu<br />

bedeuten, daß, wenn nicht bald Zahlung geleistet werden sollte,<br />

sie ein militärisches Kommando von 300 Mann gleichfalls zur<br />

exeeutiven Beitreibung zu gewärtigen habe; zugleich giebt sie<br />

dem Magistrat den Rath, sobald 100 Thlr. zusammen seien,<br />

diese sofort nach Cüstrin zu schicken. Damit ging das Jahr<br />

zu Ende. Und während in demselben <strong>der</strong> Staat Friedrichs des<br />

Großen zertrümmert wurde, hatten unsere Gegenden unmittelbar<br />

vom Kriege nichts zu leiden gehabt.<br />

1807.<br />

Auf obige Verfügung beschließen Bürgermeister und Rath<br />

am 7. Januar 1807, den gefor<strong>der</strong>ten Beitrag zur Contribution,<br />

so lange als die Stadt von dem unmittelbaren Zwange des<br />

franz. Gonveruements noch frei ist, auf sich beruhen zu lassen<br />

und die Kammerverfügung vom 26. einstweilen liä aota. zu<br />

legen.


während des Krieges 1806—12. 247<br />

Allerdings war <strong>der</strong> Rath in einer schlimmen Lage;<br />

preußische Husarcnpatrouillen durchstreiften den ganzen Kreis,<br />

<strong>der</strong> Kreisdeputirte von Briesen auf Klützkow war von ihnen<br />

durch einen Säbel verwundet worden, die Bürgerschaft war<br />

renitent und wollte nichts Zahlen, zumal da eiu Lieutenant<br />

von <strong>der</strong> Colbergfchen Garnifon in Schivelbein gewesen war<br />

und im Namen des Commandanten von Colberg den Bürgern<br />

öffentlich bekannt gemacht hatte, nicht das Geringste für die<br />

Franzosen aufzubringen. Im Februar kamen Schillsche Patrouillen,<br />

nahmen das Pulver, was in <strong>der</strong> Stadt war, mit<br />

und eine Kanone, die <strong>der</strong> Schützengilde gehörte.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Seite die ängstlichsten Befehle <strong>der</strong> Kammer.<br />

Unterm 7. Februar verbot dieselbe aufs strengste den Bewohnern,<br />

Gewehre zu erwerben und sich zu bewaffnen. Es<br />

sei vorgekommen, daß französischen Militärpersonen Schaden<br />

zugefügt worden sei, daß die Einwohner auch Antheil an Vorfällen<br />

genommen hätten, welche Zwischen preußischen Patrouillen<br />

und französischem Militär gewesen seien, endlich aber sich <strong>der</strong> Befolgung<br />

<strong>der</strong>jenigen Befehle entzögen, welche von hier d. h. von<br />

Cüstrin ausgingen. Daher wird befohlen, sich ganz neutral<br />

zu verhalten und alle und jede Gewehre au den Kreislandrath<br />

abzuliefern, insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> schwersten Verantwortung keine<br />

.fremden Waffen, die sie auf die eine o<strong>der</strong> andre Art bekommen,<br />

zu hegen. Letzterer Befehl in Bezug auf die Ablieferung <strong>der</strong><br />

Gewehre wird wie<strong>der</strong>holentlich ernenert.<br />

Inzwischen versammelten sich Deputirte aus fast allen<br />

Kreisen <strong>der</strong> Neumark zu Cüstrin, um über die Aufbringung<br />

<strong>der</strong> Kontribution zu berathschlagen und ein Comité Zur Regulirung<br />

<strong>der</strong>selben zu wählen. Und obwohl sich die Deputirten<br />

<strong>der</strong> Städte bitter beschwerten und über ungerechte Vertheilung<br />

klagten, wird doch <strong>der</strong> provisorische Vertheilungsmodus beibehalten,<br />

wonach die Städte ^/15, die eontribuablen Hufen des<br />

platten Landes ^/15, die ritterfreien ^/15 übernehmen sollen.<br />

1,600,000 Thlr. loerden durch eine Anleihe aufzubringen beschlossen,<br />

das Uebrige soll aus die Kreife, Domänen und Städte<br />

repartirt werden. Der Kreis uud hie Stadt Schivelbcin er-<br />

Valtischl- Studien XXXII, -!. is>


248 Dr- Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

freute sich jedoch des Schutzes des königl. preuß. Gouvernements<br />

zu Colberg und lehnte daher jede Concurrenz Zur Ausbringung<br />

<strong>der</strong> gedachten Kontribution sowie alle Angelegenheiten,<br />

welche das Interesse des kais. franz. Gouvernements zum Gegenstande<br />

haben, ergebenst ab.<br />

Doch lange sollte diese Freude nicht dauern. Nachdem<br />

schon einige Monate vorher ab und zu französische Kouriere<br />

und Stafetten durch die Stadt gegangen waren, trifft am<br />

5. März die erste größere franz. Truppenmasse, bestehend aus<br />

einem Colonel und 348 Mann ein und wurde bei den Bürgern<br />

einquartiert. Am nächsten Tage zogen sie weiter. Am 25. März<br />

rückte die ooloims mo^ils unter dem Commando des Obersten<br />

Schöe, 476 Mann stark, ein, hielt einen Ruhetag und marschierte<br />

des nächsten Tages weiter. In demselben Monat<br />

kam die Stadt zuerst mit dem Belagerungseorps, welches die<br />

Festung Colberg cerniren sollte, in Berührung.<br />

Den 12. März Abends 10 Uhr trifft eine Stafette ein,<br />

die den Befehl bringt, die Stadt folle, da in Cörlin alle Vorräthe<br />

erschöpft sind, zum achttägigen Bedarf <strong>der</strong> Tafel des<br />

französischen in^eowni- ä68 i-6vu68, Herrn Parma, und des<br />

commandant äo pla.c6, Herrn Valeri, den nächsten Morgen<br />

früh acht Uhr folgende Gegenstände ins Lager zu Cörlin<br />

abliefern: 80 Bouteillen Wein, 16 Bouteillen Rum, 8 Pfund<br />

Kaffee, 16 Pfund Zucker, 8 Pfund Käse, 16 Pfund Lichte,<br />

16 Pfund Reis, 160 Weizenbrote ü, 1^/2 Pfund, außerdem<br />

noch 20 Tonnen Schmiedekohle und 800 Pfund Eisen. Der<br />

Bürgermeister Brewing schickt sogleich in Verbindung mit dem<br />

Landrath v. Leckow ein Schreiben zurück, in welchem er dem<br />

in8p6(;t6ui' 3.NX 176VU68 Parma beweist, daß Schivelbein zur<br />

Neumark gehöre und daß das franz. Gouvernement zu Cüstrin<br />

solche Einrichtungen getroffen habe, daß alle Naturalfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Provinz Neumark aufhörten. Er legt noch die Originalschreiben<br />

des Intendanten <strong>der</strong> Neumark Sabatier bei, in welchen<br />

direct verboten wird, den Requisitionen, die von einem an<strong>der</strong>n<br />

Departement an den hiesigen Kreis und Stadt gehen möchten, zu<br />

genügen. Im ferneren Verlanf feines Schreibens versichert


während des Krieges 1806-12. 249<br />

<strong>der</strong> Bürgermeister pflichtmäßig, daß die hiesige Stadt die<br />

requirirten Naturalfor<strong>der</strong>ungen in Ansehung des Weins, Rums,<br />

<strong>der</strong> Weizenbrote und Schmicdekohlen zu leisten gar nicht im<br />

Stande sei, weil die an sich geringen Vorräthe an Wein und<br />

Rum, welche nur allein aus den beiden pommerschen Städten<br />

Stettin und Colberg bezogen werden können, in diesem kleinen<br />

Orte durch die hier stattgefundenen Truppendurchmärsche längst<br />

erschöpft worden seien, da die Exportation dieser Waarenartikel<br />

die Commandanten zu Stettin und Colberg seit dem<br />

Monat November vorigen Jahres schon untersagt hätten; Weizen<br />

aber in dem hiesigen Kreise wegen des schlechten Bodens gar<br />

nicht gebaut werden könnte, son<strong>der</strong>n mit vielen Kosten und<br />

vieler Mühe aus Stargard in Pommern bezogen werden müßte.<br />

Daher bittet er, die Stadt Schivelbein mit den betreffenden Naturallieferungen<br />

verschonen zu wollen; es würden die umliegenden<br />

Städte, Belgard, Polzin, Värwalde, Tempelburg, Cöslin, Regenwalde,<br />

Labes, Wangerin ja reichlich diese Lieferungen leisten können.<br />

Noch an demselben Tage (13. März) kommt <strong>der</strong> Befehl,<br />

sämmtlichen in <strong>der</strong> Stadt vorhandenen Cssig unfehlbar innerhalb<br />

24 Stunden bei Vermeidung militärischer Abholung an<br />

den Obersten Valeri abzuliefern. Dem Bürgermeister gereicht<br />

es zur beson<strong>der</strong>en Freude in Verbindung mit den hiesigen<br />

Einwohnern, „beseelt von den Gefühlen <strong>der</strong> Menschlichkeit",<br />

hierin dem Oberst Valeri gefällig zu sein. Er bringt sofort<br />

41^/2 Quart Efsig zusammen und schickt sie mit dem größten<br />

Vergnügen und mit einem sehr höflichen Begleitschreiben, was<br />

wohl den unangenehmen Eindruck des vorigen verwischen sollte,<br />

nach Cörlin. Kurz darauf (am 15.) kommt die Antwort<br />

zurück, daß die ausgeschriebene Lieferung unterbleiben könnte,<br />

weil dem Herrn Oberst nicht bekannt gewesen, daß Schivelbein<br />

in <strong>der</strong> Neumark belegen.<br />

Aber <strong>der</strong> Herr Oberst behielt es nicht lange. Am 23. März<br />

Nachts 12 Uhr laufen beim Magistrat zwei Schreiben ein,<br />

das eine französisch von Parma aus Cörlin, das an<strong>der</strong>e deutsch<br />

aus dem französischen Hauptquartier zu Tramm. Das erste<br />

ist überschrieben: divÌZÌou it^1Ì6nn6 und lautet:


250 Dr. Zech! in, Stadt und Kreis Schwerem<br />

«I.<br />

V0II8 V0uär62 1)1611,<br />

0i)i'1iU) 16 23. mar8 180?.<br />

1' anx I^6VN68 au.<br />

ä6 81iit6) par 16 rötoui' ä6 1'^3tal6tt6, Hill V0I18<br />

1a PI-686Qt6) 81 V0U3 6t68 c1ai18 16 63.8 )<br />

cl'Ì6Ì a tl0Ì8 ^0iir8


während des Krieges 1806—12. 251<br />

zösisch sprechen konnte. Nachdem sie vorgelassen worden waren,<br />

fragt sie <strong>der</strong> General, ob Schivelbein wirklich in <strong>der</strong> Neu-<br />

mark läge? Sie bejahen es nicht nur, son<strong>der</strong>n versichern auch,<br />

daß <strong>der</strong> Ort arm wäre und nicht eine so große Natural-<br />

lieferung leisten könne. Darauf erwi<strong>der</strong>te <strong>der</strong> General, daß<br />

zwar diese verlangte Lieferung, wenn sie sich den weiteren<br />

französischen Anordnungen und Befehlen gehorsamst unter-<br />

würfen, für dieses Mal ganz cessiren sollte, inzwischen wenn<br />

es die Nothwendigkeit erfor<strong>der</strong>te, so würde er diese Lieferung<br />

nicht von <strong>der</strong> Stadt, son<strong>der</strong>n auf den ganzen Schivelbeinschen<br />

Kreis ausschreiben. In Betreff des weggenommenen Trans-<br />

portes wird constatirt, daß nicht bei Schivelbein, son<strong>der</strong>n bei<br />

Labes ein Transport angehalten und dabei ein französischer<br />

Officier ums Leben gekommen sei. Der General schärft den<br />

Abgeordneten ausdrücklich ein, dem Magistrate bekannt zu<br />

machen, daß wenn sich in und um Schivelbein preußische<br />

rancionirte Soldaten blicken sollten, selbige sogleich zu arretiren<br />

und in die Hände <strong>der</strong> franzöfifchen Truppen abzuliefern, so-<br />

bald aber bewaffnete preußische Soldaten erschienen, ihm un-<br />

verzüglich ins Hauptlager davon Anzeige zu machen; sollte<br />

dies unterlassen werden, so würde die Stadt geplün<strong>der</strong>t und<br />

in Brand gesteckt werden.<br />

So war für den Monat März die Lieferung <strong>der</strong> Stadt<br />

für das französische Corps vor Colberg erspart, aber bald<br />

machte <strong>der</strong> General Feuliö seine Drohung wahr, eine Con-<br />

tribution für den ganzen Kreis auszuschreiben. Der Monat<br />

April verging noch ruhig. Aber schon in den letzten Tagen<br />

desselben wird eine große Naturai-Requisition dem Schivel-<br />

beiner Kreise auserlegt. Trotz <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>holten Vorstellungen<br />

und Bitten des Landraths v. Leckow, den Kreis zu verschonen,<br />

verstand sich <strong>der</strong> Oberst Parma dazu nicht, son<strong>der</strong>n drohte<br />

sogar unter dem 30. April mit militärischer Exeeution. Daher<br />

befchlossen die Vertreter <strong>der</strong> Stadt und des Kreises, einen<br />

Theil <strong>der</strong> Requisition vorläufig auszuschreiben und zu repar-<br />

tiren. Zwischen <strong>der</strong> Stadt und dem Kreise wird die Ver-<br />

einigung getroffen, daß die Stadt zum achtzehnten Theile des


252 Di'. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

Hufenstandes des schivelbeinschen Kreises' zur Kontribution<br />

beitragen solle. Da die Requisition überaus groß war, soll <strong>der</strong><br />

Versuch gemacht werden, die nachstehenden Naturalien, an<br />

denen also die Stadt zum achtzehnten Theile Participirte, zum<br />

6. Mai nach Schivelbein zu liefern, und von da soll sie <strong>der</strong><br />

Herr v. Ueckermann auf Grössin am folgenden Tage nach<br />

Cörlin expediren. Es soll zusammengebracht werden:<br />

60 Scheffel Roggen, <strong>der</strong> Scheffel zu 80 Pfd. 100 Scheffel<br />

Gerste zu 56 Pfd. <strong>der</strong> Scheffel, 15 Ochsen ^ Stück 300 Pfd.,<br />

510 Quart Branntwein, 17 Anker ausmachend, 60 Quart<br />

Essig, zwei Anker ausmachend, 17 Scheffel Erbsen, 100 Pfd.<br />

Taback ^ Pfd. 4 fgr., 44 Pfd. Lichte, zwei Stein betragend;<br />

Heu kann garnicht geliefert werden, weil in diesem Kreise<br />

wenig Heu gewonnen wird und anjetzo nichts mehr vorräthig<br />

ist; 200 Scheffel Hafer, Berliner Maß, 1000 Bund Stroh'<br />

zu 20 Pfd. wozu auch Oerte gegeben werden kann. Weizen<br />

ist nicht vorhanden, weil er im hiesigen Kreise nicht gebaut<br />

wird; 10 Schweine zu 50 Pfd. ü, Stück; 48 gute Hammel,<br />

46 Pfund Butter, 46 Stück Fe<strong>der</strong>vieh, worunter 7 Puten;<br />

drei Schweineschinken, je<strong>der</strong> zu 10 Pfund, 10 Pfund Sfteck,<br />

420 Stück Eier. Sellerie, Petersilie, Porree o<strong>der</strong> Knoblauch<br />

auf die verlangten 28 Stück von je<strong>der</strong> Sorte soviel als die<br />

Gutsherrschaften beitragen können; auf die 280 Portionen<br />

Gemüse aller Art 10 Scheffel Erdtoffeln, 1 Scheffel Gerstgrütze<br />

und 10 Scheffel Buchweizengrütze.<br />

Um die Grundsätze, wonach die verschiedenen Requisitionen<br />

des vor Colberg stehenden französischen Belagerungs-Corfts<br />

zu vertheilen waren, festzusetzen und den Maßstab zur möglichst<br />

gleichen Vertheilung <strong>der</strong> Lasten auszumitteln, war Anfangs<br />

Mai zu Eörlin ein Comitö zusammengetreten, bestehend aus<br />

uachstehenden Deputirten: 1. v. Zastrow, als Direktor des<br />

Comite, 2. von Seiten des Borckenkreises Landschafsrath v.<br />

Löper, 3. für den Greifenbergschen Kreis v. Brockhusen,<br />

4. für den Ostenschen Kreis Landrath v. Hagen, 5. für das<br />

Domcapitel in Camin und den flemmingschen Kreis Herr v.


während des Krieges 1806—12. 253<br />

Plödy^), 6. für den belgardschen Kreis Herr Commissionsrath<br />

v. Sehler, 7. für den fürstenthumschen Kreis v. Wischmann^)<br />

6. für die Städte Herr Landrath Meyer zu Belgard, 9. für<br />

die Gerechtsame <strong>der</strong> Aemter Herr Oberamtmann Bütow zu<br />

Belgard. Dazu kam noch nachträglich 10. <strong>der</strong> für Kreis und<br />

Stadt Schivelbein deputirte Canonikus v. Briesen auf Klütz-<br />

kow. „Denn", wie es in dem Protokoll <strong>der</strong> Comitösitzung<br />

vom 7< Mai heißt, „<strong>der</strong> schivelbeinsche Kreis soll nach <strong>der</strong><br />

Verfügung des Herrn General-Inspecteur Parma mit zuge-<br />

zogen werden, dieser Antrag ist <strong>der</strong> pommerschen Kammer<br />

von Seiten des Comites schon früher geschehen und sie hat<br />

dieserhalb an Herrn Reichsmarschall Mortier geschrieben."<br />

Dieses Comitö setzte nun die Principien <strong>der</strong> Vertheilung fest,<br />

wozu je<strong>der</strong> Deputirte die Hufenanzahl seines Kreises o<strong>der</strong><br />

seiner Stadt, den Viehstand u. s. w. genau angeben mußte.<br />

Für Schivelbein blieb es bei dem von Kreis und Stadt pro-<br />

jectirten Vertheilungsmodus. Noch in <strong>der</strong> Nacht des 8. Mai<br />

um zwei Uhr berichtet <strong>der</strong> Bürgermeister auf eine Anfrage<br />

des Herrn v. Briesen, daß die schivelbeinsche Feldmark aus<br />

40 Hufen bestände, daß <strong>der</strong> Viehstand sich auf 54 Pferde,<br />

12 Ochsen, 208 Kühe und 460 Schafe beliefe und die Aus-<br />

saat 640 Scheffel betrüge.<br />

Dem 00Q8U.1 dilÌF6Q8 Brewing konnte es nicht entgehen,<br />

daß <strong>der</strong> schivelbeiner Kreis hauptsächlich durch die Schuld des<br />

Verpflegungscomitös in Mitleidenschaft gezogen war. Kaum<br />

hatte er am 9. Abends die Protokolle erhalten, fo sandte er<br />

am 10. Mai früh einen reitenden Boten mit einem ausführ-<br />

lichen Schreiben an Herrn v. Ueckermann, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Lieferung<br />

nach Cörlin geschickt war, damit er dem Herrn v. Briesen<br />

einige Winke geben könne. Brewing meint, das cörlinsche<br />

Comitö schiene wegen seiner wi<strong>der</strong>rechtlichen Handlung, den<br />

schivelbeiner Kreis zu den Lieferungen heranzuziehen, noch nicht<br />

auf sicherem Fuß zu stehen und eben so wenig die Billigung<br />

des Reichsmarschalls Mortier als <strong>der</strong> königl. pommerschen<br />

und 4) sehr unleserlich geschrieben.


254 l)r. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

Kammer erhalten zu haben. Es würde daher das Veste sein,<br />

wenn <strong>der</strong> Kreis und die Stadt sowohl unmittelbar bei <strong>der</strong><br />

pommerschen Kammer und dem Marschall Mortier als auch<br />

bei <strong>der</strong> neumärkischen Kammer und dem neumärk. Gouverneur<br />

vorstellig würden. „Einstweilen werden wir indessen schon<br />

<strong>der</strong> Gewalt <strong>der</strong> Pommern nachgeben und uns zu den Lieferungen<br />

verstehen müssen." Unmittelbar darauf schickte das<br />

zur Verpflegung des Belagerungscorps vor Colberg ernannte<br />

Comité an den Landrath v. Leckow den Extract aus <strong>der</strong><br />

General-Repartition, woraus zu ersehen war, was <strong>der</strong> Kreis<br />

für die Dekade vom 10.—20. Mai aufbringen uud bei Vermeidung<br />

unausbleiblicher militärischer Execution bis zum<br />

15. Mai ins Magazin zu Cörlin abliefern sollte. Danach<br />

war dem Kreise auferlegt: 9781 Pfund Roggenmehl, 9781<br />

Pfnnd Gerstenmehl, 20 Stück Ochsen, 15650 Portionen<br />

Branntweins a >/i6 Quart, 7229 Port. Essig ü. Vis Quart,<br />

26>/i6 Scheffel Erbsen, 240 Pfund Taback, 80 Pfund Lichte,<br />

3477 Rat. ^ 10 Pf. Heu, 3477 Rat. Hafer 5 3 Metzen,<br />

5216 Rat. Stroh ^ 10 Pfund, 8"/i6 Scheffel Weizen,<br />

40 Pfund Butter, 40 Stück Fe<strong>der</strong>vieh, wovon ^/s Puten,<br />

4 Schweineschinken ^10 Pfund, 8 Pfund Speck, 400 Stück<br />

Eier, 24 Stück Petersilie, Porree, Sellerie, 240 Port. Gemüse<br />

aller Art, 80 Pfund Bratenfleisch, 2^4 Metzen Zwiebeln.<br />

Der Deputirte v. Briesen setzte es wenigstens durch, daß die<br />

Lieferung vom 6. Mai von obiger abgezogen wurde, aber<br />

auch so war sie für den armen Kreis sehr drückend.<br />

Es war diese Lieferung noch nicht zusammengebracht, als<br />

am 12. Mai Nachmittags <strong>der</strong> Befehl eintraf, 40 Schanzarbeiter<br />

und einen Aufseher, <strong>der</strong> lesen und schreiben könnte,<br />

ins Lager zu Tramm bis zum 17. des M. zu senden. Der<br />

Magistrat hatte nicht recht Lust, diesen Befehl auszuführen<br />

uud schreibt dem Eomito noch am selben Tage, daß die Stadt<br />

Schivelbein mit dem Kreise combinirt sei, höchstens den achtzehnten<br />

Theil zu stellen habe, uud daß die Zahl von 40 Arbeitern<br />

überhaupt zu hoch sei. Nach zwei Tagen traf eine<br />

höchst unwillige Antwort von dem Comitü ein: Dem Comité


während des Krieges 1806—12. 255<br />

selbst wäre vom Inspecteur Parma die Arretirung und Trans-<br />

porürung ins Lager angedroht worden, wenn nicht die Schanz-<br />

arbeiter zur rechten Zeit einträfen. Nas Comitö würde sich<br />

daher an die Personen des Magistrats halten und einen hoch-<br />

löblichen Magistrat durch Militärpersonen dem Herrn General-<br />

Inspecteur Parma überliefern lassen. Und, um dem Befehl<br />

Nachdruck zu verleihen, traf ein italienisches Truppencommando<br />

von Cörlin, 8 Mann stark, in Schivelbein ein, welches unge-<br />

fähr 8 Tage hier blieb. Eilig wurden nun 40 Mann Schanz-<br />

arbeiter, mit einem Thaler Reisegeld versehen und unter An-<br />

führung des Malers Crasson, nach Colberg geschickt.<br />

Noch manche Naturallieferung mußte <strong>der</strong> Kreis im Laufe<br />

des Mai und Juni zur Verpflegung <strong>der</strong> französischen Armee<br />

vor Colberg liefern. Zum 23. Mai lieferte die Stadt 510 Pfd.<br />

Roggenmehl, 510 Pfd. Gerstmehl, 2^2 Scheffel Erbsen, 40<br />

Scheffel Hafer nach Colberg. Am 4. Juni ins Magazin zu<br />

Cörlin 10 Scheffel Gerste, 20 Scheffel Hafer und 20 Thlr.<br />

Am 25. Juni mußte die Stadt 100 Quart Branntwein, 60<br />

Quart Efsig, 30 Pfd. Tabak abliefern. Der ganze Kreis sollte<br />

zum 30. Juni 126 Stück Ochsen, 31,563 Portionen Brannt-<br />

wein und 21,210 Portionen Essig liefern (davon betrug <strong>der</strong><br />

Antheil <strong>der</strong> Stadt 4 Ochsen, 80 Quart Branntwein und<br />

60 Quart Efsig). 5)<br />

Das waren die Kriegsleistungen <strong>der</strong> Stadt und theilweise<br />

auch des Kreises für das französische Belagerungscorps vor<br />

Colberg. Gehen wir nun um einige Monate zurück und ver-<br />

suchen, die Verhandlungen und die Zahlungen, soweit sie die<br />

franz. Kontribution betreffen, klarzulegen. Wir sahen oben,<br />

daß Magistrat und Bürgerschaft sich geweigert hatten, etwas<br />

zu bezahlen, so lange die Stadt noch unter dem Schutze <strong>der</strong><br />

5) Was die Preise anbetrifft, so kostete <strong>der</strong> Scheffel Roggen An«<br />

fang Mai 4 Thlr. 15 sgr,, Anfang Inni schon 5 Thlr.; <strong>der</strong> Scheffel<br />

Gerste 2 Thlr. 15 sgr ; <strong>der</strong> Scheffel Erbsen 3 Thlr. 12 sgr.; ein Quart<br />

Branntwein 12 sgr.; ein Qnart Essig 6 sgr.; ein Hammel 3 Thlr.<br />

ein Ochse 30-40 Thlr.


256 r. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

Festung Colberg stand. Das hatte sich natürlich im Laufe<br />

des Winters und des Frühjahrs geän<strong>der</strong>t. Immer schärfere<br />

Verfügungen <strong>der</strong> neumärkischen Kammer gelangten an den<br />

Magistrat, denen er sich nicht mehr entziehen konnte. Die<br />

Regierung befand sich in einer äußerst schwierigen Lage; das französische<br />

Gouvernement verlangte unerbittlich Geld; aber trotz <strong>der</strong><br />

dringendsten Ermahnungen kam nur wenig ein. Den Betrag<br />

für die Städte hatte die Regierung nach einer neuen Servisanlage<br />

repartirt und den betreffenden Magistraten übersandt.<br />

Darnach stellte sich die Contribution für die Städte <strong>der</strong> Hinterkreise<br />

folgen<strong>der</strong>maßen:<br />

geben Servis tragen demnach<br />

1. Arnswalde<br />

2. Bernstein<br />

3. Callies<br />

4. Dramburg<br />

5. Driesen<br />

6. Falkenburg<br />

7. Friedeberg<br />

8. Nörenberg<br />

9. Neuwedell<br />

10. Reetz<br />

11. Schivelbein<br />

12. Woldenberg<br />

Thlr.<br />

1403<br />

479<br />

491<br />

663<br />

1084<br />

574<br />

2477<br />

289<br />

440<br />

604<br />

558<br />

1014<br />

Thlr. bei<br />

35095<br />

11982<br />

12282<br />

16584<br />

27118<br />

14358<br />

61961<br />

7229<br />

11006<br />

15108<br />

13958<br />

25365<br />

In demselben Monat wurde auch die außerordentliche<br />

Kriegscontribution auf das Land repartirt. Das Land hatte<br />

aufzubringen 1,857,600 Thlr.; von diesen kamen auf den<br />

schivelbeiner Kreis 42,392 Thlr. 20 sgr.; da <strong>der</strong> schivelbeiner<br />

Kreis 217 freie und 505^/2 contribuable, im ganzen<br />

also 722^/2 Hufen hatte, kam auf die Hufe 58 Thr. 16 sgr.<br />

2 Pf. Die freien und die contribuablen gaben gleichviel. Darnach<br />

vertheilte sich die Contribution, wie folgt:


1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

l;.<br />

7.<br />

8.<br />


253 Dr. Zechlin, Stadt und Kreis Schiuelbem<br />

Name des Dorfes.<br />

hufenzahl.<br />

18. Kreitzig (Amtmann Müller!<br />

und Gemeinde)<br />

172/3<br />

19. Kloetzin (v. Braunschweig u.<br />

Gemeinde)<br />

20. Klemzow (v. Ueckermannu.!<br />

Gemeinde)<br />

21. Leckow (Landrath v. Leckow<br />

u. Gemeinde)<br />

22. Labenz (Frl. v. Kleinsorge,!<br />

schivelbeiner Kämmerei u.<br />

Gemeinde)<br />

23. Langenhacken(Can.v.Briesen)<br />

24. Lankow (Landrath v. Dewitz<br />

u. Gemeinde)<br />

25. Liepz (Landrath v. Dewitz<br />

u. Gemeinde)<br />

26. Meseritz (Lieut. v. Meseritz<br />

n. Gemeinde)<br />

27. Nelep (Amtmann Krueger!<br />

u. Gemeinde)<br />

28. Nuthagen<br />

29. Nemmin ( schivelbeinsche<br />

Kämmerei)<br />

30. Polchlep (Gemeinde)<br />

31. Panzerin (Erbpächter Kan-!<br />

nenberg u. Gemeinde)<br />

32. Pribslaff (Gemeinde)<br />

33. Ritzig lv. Iasmund und!<br />

Gemeinde)<br />

34. Rützow (Gemeinde)<br />

35. Rützenhagen (Maj. v. Brock-<br />

hausen u. Gemeinde)<br />

124/15<br />

263/8<br />

63/4<br />

1227/40<br />

Hl/2<br />

I46/10<br />

189/10<br />

189/10<br />

Summe.<br />

1020Thl.23sgr.<br />

719 „ 18 „<br />

796 „ 11 „<br />

1527 „ 18 „<br />

1498 „ 4 „<br />

396 „ 1 „<br />

856 „ 16 „<br />

812 „ 11 „<br />

821 „ 22 „<br />

1103 „ 2 „<br />

743 „ 12 „<br />

674 „ 18 „<br />

856 „ 14 „<br />

1108 „ 23 „<br />

1108 „ 23 „<br />

111? .. 18 ..<br />

1402 .. 8 „<br />

38"/«° 2272 „ 16 „


Name des Dorfes.<br />

36. Repzin (Baron v. Goltz u.<br />

Gemeinde)<br />

37. Simmatzig (Iustizrath Bre-<br />

wing u. Gemeinde)<br />

38. Semerow (Kommissionsrath<br />

Schmidt u. Gemeinde)<br />

39. Schloenwitz (Amtmann Hin-<br />

denberg u. Gemeinde)<br />

40. Schlenzig (Oberstlieut. v.<br />

Schliessen u. Gemeinde)<br />

41. Teschenbusch (Landrath v.<br />

Leckow)<br />

42. Voeltzkow (Hauptmann v.<br />

während des Krieges 1806—12. 259<br />

Puttkammer, Wittwe Kalisch<br />

u. Gemeinde)<br />

43. Venzlaffshagen (Gemeinde)<br />

44. Wopersnow (Landrath v.<br />

Dewitz)<br />

45. Technow (Comthurei)<br />

46. Wachholzhausen (Kr.-Ein-<br />

nehmer Wendeler)<br />

47. Wartenstein (Can.v.Briesen)<br />

Hufenzahl.<br />

1961/80<br />

25<br />

11-/4<br />

38V60<br />

1629/40<br />

7'/2<br />

143/8<br />

IO'/-<br />

327/24<br />

107/20<br />

52/4<br />

II/2<br />

Summe.<br />

1159Thl.13sgr.<br />

1466<br />

689<br />

2236<br />

981<br />

440<br />

843<br />

616<br />

1894<br />

607<br />

337<br />

88<br />

„ 21 „<br />

„ 10 „<br />

« 1..<br />

« 11 „<br />

« 2 „<br />

., 1« „<br />

. ? „<br />

« 9 „<br />

« 4 „<br />

722 V2 42392 Thl. 20 sgr.<br />

Der Kreis sollte sogleich 2708 Thlr. 14 sgr. bezahlen;<br />

<strong>der</strong> Landrath v. Leckow bittet aber um Ausstand, da gerade<br />

in diesen Tagen 450 Franzosen im Kreise lägen, die nach<br />

Colberg marschirten, sie hätten viele Fourage und auch einzelne<br />

Pferde mitgenommen. Doch die Kammer drohte mit <strong>der</strong><br />

schärfsten Execution, auch könne die For<strong>der</strong>ung von 2245 Thlr.,<br />

welche <strong>der</strong> Kreis für abgelieferte Naturallieferungen vom Staate<br />

zu for<strong>der</strong>n hätte, nicht mit <strong>der</strong> außerordentliche Kontribution<br />

compensirt werden, da die Staatskassen leer seien.


260 Dr. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

In dieser Zeit war den Franzosen bei Cüstrinchen Wein<br />

weggenommen worden, die Provinz sollte dafür eine Strafcontribution<br />

von 29,600 Thlr. bezahlen, welche vom General-<br />

Gouverneur Clarke auferlegt war. Doch wurde diese Summe<br />

auf 3225 Thlr. ermäßigt und follte <strong>der</strong> Landrath den Antheil<br />

des fchivelbeiner Kreises von 97 Thlr. 2 sgr. schleunigst einsenden.<br />

Im März wurden auch die ersten 14 Ochsen von <strong>der</strong><br />

im November ausgeschriebenen Requisition nach Cüstrin eineingesandt.<br />

Am 22. März traf ein Schreiben von <strong>der</strong> neumärkischen<br />

Kammer an den Magistrat und zugleich ein Brief des Generalintendanten<br />

Sabatier ein, nach welchem ersteren die Stadt<br />

ihrem Schicksal überlassen werden sollte, — die Bürger mögen<br />

sich an den Namen Brandschatzung erinnern! — wenn nicht<br />

bald Zahlung erfolgte. Der letztere Brief lautet:<br />

rin, lo 12 iQHi-8 1807.<br />

tSMSIlt äs<br />

äs la. uouvsiis<br />

U3.Fi8t1-3.t8 äs Ig, viils äs<br />

n'3.VS2 suoors l3.it Ns88Ì6<br />

mout. 3. C0mpt6 äs I3. (iontrikubion exti'3.0i'äiQ3.ii'6.<br />

ä6 8uit6 contrs V0U8 ä68<br />

I.VÌ8 3,<br />

t.0118 C6UX c^N6 V0N8 2.V62 än lsosvoir äs la oli3.11il)l'6<br />

V0U8 PI-6VÌ6Q8 äouo (^116 81 ä'ioi 3. I3. üu äs M018<br />

V6I-86 UQ 3.0c0IQpt6 8uKi83.Qt) il ^<br />

ilitkilSg.<br />

äs V0U8 83.1U6I-<br />

8a.b3.tisi-.<br />

Der Bürgermeister versammelt am 23. März die Viertelsund<br />

Altermänner im Rathhause, liest ihnen die Verfügung<br />

<strong>der</strong> königl. Kammer sowie das obige Warnungsschreiben vor<br />

und führt ihnen dabei zu Gemüthe, daß wenn bei beharrlicher Weigerung<br />

die Bürgerschaft sich dennoch nicht entschließen solle, zu-


während des Krieges 1806-12. 261<br />

nächst die 1502 Thlr. zu bezahlen, sich <strong>der</strong> Magistrat genöthigt<br />

sehen würde, die Stadt ihrem unglücklichen Schicksal zu<br />

überlassen. Die Viertels- und Altermänner erklären hierauf,<br />

daß sie garnicht abgeneigt wären, diesem Befehl zu gehorsamen,<br />

aber es wäre ja bekannt, daß die mehrsten Bürger kaum soviel<br />

Groschen im Vermögen hätten, wie Thaler aufzubringen feien,<br />

daher wäre es das Beste, um doch etwas abzuliefern, ein<br />

Capital von 600 Thlr. zu borgen. Dies Capital wird vom<br />

Bäckermeister Doge geborgt. Am folgenden Tage, am 29. März,<br />

sendet <strong>der</strong> Bürgermeister in einem Beutel 400 Thlr. davon<br />

nach Cüstrin und bittet, mit dieser Summe für jetzt zufrieden zu<br />

fein und huldreichst concediren zu wollen, daß die arme Stadt<br />

den Neberrest von 1502 Thlr. successive nachsenden dürfe. Am<br />

3. April sendet er weitere 200 Thlr., von einem Bauern in<br />

Labenz geborgt, ein.<br />

Noch waren nicht 1502 Thlr. bezahlt, die den Antheil<br />

<strong>der</strong> Stadt auf die im November vorigen Jahres gefor<strong>der</strong>ten<br />

300,000 Thlr. ausmachten, als am 10. April auf Befehl des<br />

General-Administrators Estive <strong>der</strong> Intendant <strong>der</strong> Provinz neue<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen machte, zunächst zwei Millionen Francs, dann<br />

eine Million Thaler.. Es wurden die strengsten und gemessensten<br />

Befehle zur Einziehung diefer Summe von dem französischen<br />

Gouvernement an die neumärkische Kammer erlassen.<br />

Die Kammer for<strong>der</strong>t die Magistrate auf, alles Mögliche zu versuchen,<br />

um dieses Geld einzuziehen. Sie würde sonst die<br />

unangenehmsten Folgen nicht von <strong>der</strong> Stadt abwenden können.<br />

Es würde sogar von unverhältnißmäßig guten Folgen sein,<br />

wenn entbehrlich altes Silberzeug mit in die Zahlung einginge.<br />

Am 22. April schickt <strong>der</strong> Bürgermeister wie<strong>der</strong> 303 Thlr. ein.<br />

Mit den übrigen rückständigen 598 Thlr. möchte <strong>der</strong> Herr Intendant<br />

noch etwas Nachsicht haben, außerdem würde die executive<br />

Gewalt ganz fruchtlos angewandt werden, indem unmögliche Dinge<br />

nicht zur Wirklichkeit gebracht werden können. Doch wenigstens<br />

<strong>der</strong> sechste Theil zu <strong>der</strong> auf Schwelbein fallenden Quote<br />

<strong>der</strong> ausgeschriebenen Million follte aufgebracht werden. Der<br />

fechste Theil betrug 834 Thlr. 10 gr., dazu noch die resti-


262 I>l. Zechiin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

renden 598 Thlr. 22 gr., also im ganzen 1433 Thlr. 8 gr.<br />

Magistrat nnd Aelteste beschließen, noch 600 Thlr. zu leihen<br />

und das Uebrige auf die Bewohner zu repartiren und womöglich<br />

durch Execution einzutreiben. Am 28. Mai erklärt <strong>der</strong><br />

Intendant Sabatier, so schreibt die Kammer an den Magistrat,<br />

daß er mit <strong>der</strong> eingegangenen Summe durchaus nicht zufrieden<br />

sei, son<strong>der</strong>n schlechterdings eine Million in baarem Gelde<br />

haben müsse und zu dem Ende morgen Executionscommandos<br />

in die Provinz senden werde. In einem POLtgoriptum. fügt<br />

sie aber hinzu: Unausgesetztes Bemühen hat einige Hoffnnng<br />

zu einer an<strong>der</strong>weitigen Dilation <strong>der</strong> Execution gegeben. Die<br />

Kammer empfiehlt daher auf das allerdringendste die allerschleunigste<br />

Einzahlung täglich und posttäglich und wenn es<br />

100 o<strong>der</strong> 50 Thalerweise ist.<br />

Wie lange es übrigens mitunter dauerte, bis das Geld<br />

seinen Bestimmungsort erreichte, geht daraus hervor, daß das<br />

unterm 24. März eingesandte Geld erst am 12. Mai in Cüstrin<br />

eintraf.<br />

Bei <strong>der</strong> Repartition <strong>der</strong> zwei Millionen Francs fielen<br />

auf den Kreis 8307 Thlr., nnd auch diese sollten schleunigst<br />

eingesandt werden, denn <strong>der</strong> General-Administrator Estöve<br />

schreibt an den Intendanten Sabatier: „<strong>der</strong> Kaiser ließe sich<br />

täglich von dem Fortgang <strong>der</strong> Sache Bericht erstatten, daher<br />

solle er jedes Mittel anwenden, um so viel Geld wie möglich<br />

einzutreiben." Der Antheil des Kreises an <strong>der</strong> Million Thaler<br />

betrug 16465 Thlr. und gingen die Einzahlungen ebenfalls nnr<br />

langsam von statten.<br />

Am 2. Juni sandte <strong>der</strong> Magistrat in Gefolg <strong>der</strong> Verfügung<br />

vom 28. Mai wie<strong>der</strong> 300 Thlr. nach Cüstrin; „die<br />

Noth hat den höchsten Gipfel erreicht", fügt er feinem Begleitschreiben<br />

hinzu. Am 9. Juni wurden wie<strong>der</strong> 600 Thlr. in<br />

zwei Beuteln eingeschickt.<br />

Das franz. Gouvernement ließ nicht mit sich spaßen.<br />

Schon am 12. Juni benachrichtigt <strong>der</strong> Magistrat zu Soldin<br />

die übrigen Städte, daß in Königsberg <strong>der</strong> Adjutant des Herrn<br />

General-Gouverneur d'Agoult, Herr Hauptmann de Barbier,


während des Krieges 1806-12. 263<br />

mit einem Detachement von 140 Mann franz. Truppen eingetroffen<br />

sei, um die rückständige Kriegs-Contribution aus den<br />

königsberg-, soldin-, arnswalde-, dramburg- und schivelbeinscheu<br />

Kreisen und den darin gelegenen Städten einzutreiben. Je<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Mannschaften erhielt täglich einen Thaler. Der Hauptmann<br />

de Barbier schien ein Mann von vortrefflichem Charakter und<br />

edler Denkungsart zu sein^), denn er ertheilte dem Magistrat<br />

zu Königsberg privatim den Auftrag, deu Antritt <strong>der</strong> Execution<br />

ungesäumt deu an<strong>der</strong>n Städten bekannt zu machen,<br />

damit sie noch bei Zeiten zur Abführung des Nestes Anstalt<br />

treffen und solchergestalt sich <strong>der</strong> Kosten wegen Ueberführung<br />

eines Executions-Commandos überheben könnten.<br />

Daß übrigens die preußifchen Behörden über die Absichten<br />

<strong>der</strong> französifchen Regierung nicht genügend orientirt waren und<br />

häufig im Unklaren gelassen wurden, geht aus einer Verfügung<br />

<strong>der</strong> neumärkischen Kammer hervor, die unter dem 15. Juni<br />

erlassen war. Es wird genügen, die erste Seite <strong>der</strong>selben<br />

hierher zu setzen: Der Herr Intendant Sabatier for<strong>der</strong>te<br />

den 28. Mai von <strong>der</strong> königlichen Kammer ein Verzeichniß<br />

von den Einzahlungen, die ein je<strong>der</strong> Kreis und eine jede<br />

Stadt zur extraordinären Contributionskasse geleistet habe,<br />

verlangte von <strong>der</strong> Provinz eine Million Thaler und drohte<br />

mit executiven Verfügungen. Die Kammer benachrichtigte<br />

die Provinz hiervon am felben Tage. Unter dem 30. Mai<br />

for<strong>der</strong>te <strong>der</strong> Herr Intendant mit Bezug auf ein Schreiben<br />

des Herrn General-Administrator Esteve zwei Millionen<br />

Franken binnen 10 Tagen. Es mußte demselben ein Verzeichniß<br />

von den bisher geschehenen Einzahlungen vorgelegt<br />

werden, welches am 11. Juni von neuem producirt werden<br />

sollte. Hieraus uud nach mündlichen Aeußerungen stand zu<br />

erwarten, daß executive Maßregeln den 12. eintreten könnten.<br />

Diesem entgegen wurden aber schon den 8. Commandos abgesandt.<br />

Aeußerem Verlauten nach richten diese ihre For<strong>der</strong>ungen<br />

nicht auf den Beitrag eines jeden Ortes zu zwei Millionen<br />

') So schil<strong>der</strong>t ihn <strong>der</strong> soldiner Magistrat, vgl. Seite 265.<br />

Baltische Eiudlcn XXXII. 3. ^


264 vi-. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

Franken, son<strong>der</strong>n auf jedes Ortes Contingent zu einer Million<br />

Thaler, alfo fast auf das Doppelte desjenigen, so die Provinz<br />

nach <strong>der</strong>, <strong>der</strong> Kammer offiziell gegebenen Kenntniß nur zahlen<br />

foll. Alles, was durch Vorstellung schriftlich und mündlich ausgeführt<br />

werden kann, ist geschehen, und <strong>der</strong> Erfolg steht zu<br />

erwarten. Bei solchen Umständen aber, wie die so eben bezeichneten,<br />

kann die Kammer selbst nicht mit voller Sicherheit<br />

wissen, welche Wendung die Sache nehmen wird, und ist daher<br />

verpflichtet, die Provinz hiervon zu benachrichtigen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e aber for<strong>der</strong>t dieselbe alle vorgesetzten Behörden<br />

auf, die zu große Furcht vor den executiven Verfügungen<br />

zu unterdrücken, die Einwohner über Ideen von Brand, Raub<br />

und Plün<strong>der</strong>ung, die hin und wie<strong>der</strong> umlaufen, zu beruhigen,<br />

da die Kammer sich überzeugt hält, daß bei <strong>der</strong> liberalen Gesinnung<br />

des französischen Gouvernements <strong>der</strong>gleichen nicht vorfallen<br />

wird, wenn hin und wie<strong>der</strong> einige Anmaßungen vorfallen,<br />

<strong>der</strong> Verbreitung desfallsiger übertriebener Gerüchte entgegen zu<br />

arbeiten, und die Einwohner zu einer ruhigen Ergebung zu<br />

ermahnen, da nach aller Wahrscheinlichkeit auf das Unmögliche<br />

nicht bestanden und auf dieses kein zu weit gehen<strong>der</strong> Zwang<br />

ausgeübt wird. So weit die Verfügung.<br />

Und gerade in diesen Tagen (am 14. Juni) rückte ein<br />

Executions-Commando in Schivelbein ein, doch nur aus einem<br />

Officier und 14 Mann bestehend; es war ein von Hauptmann<br />

Barbier abgesandtes Detachement, welches ungefähr 4 Wochen<br />

hier blieb. Durch eine Anleihe brachte <strong>der</strong> Magistrat 1127 Thlr.<br />

auf, die am 16. Juni nach Cüstrin geschickt wurden, so daß<br />

die Stadt bis zum 1. Juli 2707 Thl. 19 gr. bezahlt hatte.<br />

Bald darauf wurden noch 223 Thl. nachgezahlt, so daß die<br />

bis dahin ausgeschriebene Kontribution abgezahlt war. Eine<br />

von schivelbeiner Bürgern abgefaßte Bittschrift an den Intendanten<br />

Sabatier war selbstverständlich erfolglos, aber sie<br />

war vielleicht die Mitveranlassung, daß Sabatier an die Kriegsund<br />

Domänenkammer ein unterm 9. Mai datirtes Schreiben<br />

übersandte zur weiteren Bekanntmachung an die Magistrate.<br />

Das kurze Schreiben lautet:


während des Krieges 1806-12. 265<br />

Ich erhalte von allen Orten her Bittschriften um Erlaß<br />

an <strong>der</strong> extraordinären Kontribution o<strong>der</strong> um neuen Aufschub<br />

<strong>der</strong>selben. Städte, ja selbst Dörfer, schicken dieserhalb auf eigene<br />

Kosten Deputirte her.<br />

So sehr ich auch au <strong>der</strong> drückenden Lage <strong>der</strong> Bittenden<br />

theilnehme, so kann ich doch durchaus nichts in dieser Hinsicht<br />

für sie thun. Die Repartition und Kontribution ist von den<br />

eigenen Behörden gemacht und von den Landesständen genehmigt<br />

worden; die französische Administration kann darin nichts än<strong>der</strong>n,<br />

wenigstens in wesentlichen Punkten nicht. Und was die Ver-<br />

längerung <strong>der</strong> Frist betrifft, so habe ich die Nachsicht so weit<br />

als möglich getrieben und mir Vorwürfe zugezogen, denen ich<br />

mich nicht weiter aussetzen darf. Strenge ist jetzt das einzige<br />

Mittel, das mir zu ergreifen übrig bleibt, und ich werde es<br />

ergreifen, so sehr es mich auch schmerzt.<br />

Sagen Sie also den Kreisen und Städten, daß sie sich<br />

aller Versuche, eine Erlassung o<strong>der</strong> neuen Aufschub zu erlangen,<br />

enthalten. Das viele Geschreibe, welches dadurch veranlaßt wird,<br />

nimmt viele kostbare Zeit weg, und die ist doch nur verloren.<br />

Empfehlen Sie ihnen auch, keine Deputation zu schicken. Solche<br />

Reisen verursachen immer viele vergebliche Kosten. Dieses letztere<br />

Mittel muß man nur dann brauchen, wenn man wegen einer<br />

Anleihe o<strong>der</strong> wegen Auswechselung <strong>der</strong> Papiere zu unterhandeln<br />

hat, o<strong>der</strong> durch seine Sendung sonst etwas zur Beschleunigung<br />

<strong>der</strong> Bezahlung bewirken will.<br />

Nehmen Sie die Versicherung meiner ausgezeichneten Hoch-<br />

achtung an. Sabatier.<br />

Da <strong>der</strong> Hauptmann Barbier die Execution sehr milde<br />

ausgeführt und sich sehr nachsichtig dabei benommen hatte,<br />

wünschte er auch seine Uneigennützigkeit belohnt zu sehen. Die<br />

Verhandlungen darüber werfen ein interessantes Streiflicht auf<br />

die damaligen Verhältnisse, und es möge gestattet sein, darüber<br />

in Kürze zu referiren. Der königsberger Magistrat hat am<br />

11. Juli von dem Capitain Barbier einen Auftrag erhalten,<br />

<strong>der</strong> dem Magistrat sehr unangenehm ist, den er aber wegen<br />

<strong>der</strong> Folgen nicht ablehnen kann. Wie bekannt, hat sich Capitain


266 Dr. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

Barbier den Dank <strong>der</strong> betreffenden 17 neumärkischen Städte<br />

dadurch verdient, daß er von keinem Orte für sich und seine<br />

Leute Executionskosten erhoben hat, die allerdings bedeutend<br />

hätten werden können. Für diese nachsichtige Behandlung hat<br />

er erwartet, daß die Städte ihm danken und diesen Dank<br />

reellement zu erkennen geben würden. Nur die Stadt Königsberg<br />

hat die Noblesse gehabt, ihm 25 Stück Friedrichsd'or<br />

zu offeriren. Die an<strong>der</strong>n Städte hatten das schon vor einigen<br />

Tagen in dieser Sache erlassene Circularschreiben nicht beachtet.<br />

Daher gab Barbier näher und deutlicher zu erkennen, daß er<br />

von sämmtlichen Städten eine angemessene Erkenntlichkeit erwarte.<br />

Zugleich bat er den königsberger Magistrat, die Sache<br />

auf eine gute Art einzuleiten und zwar so, daß je<strong>der</strong> Eklat im<br />

Publikum vermieden würde. Der königsberger Magistrat befürwortet<br />

die Sache: es sei dies Ansinnen in solchen Fällen<br />

nicht ungewöhnlich und es sei unklug, nichts zu geben, da dann<br />

vielleicht eine weit größere For<strong>der</strong>ung durch Liquidation bestimmt<br />

werden dürfte. Ueber die Höhe des Douceur wagt er nichts<br />

zu bestimmen, doch würde wohl 100 Friedrichsd'or das Minimum<br />

fein, eine Summe, <strong>der</strong>en Aufbringung wohl nicht fchwer<br />

fallen dürfte. Diefem Antrage stimmt <strong>der</strong> Magistrat zu Arnswalde,<br />

Dramburg und anscheinend auch Nörenberg bei. Wie<br />

die übrigen sich stellen, ist aus den hiesigen Akten nicht zu ersehen.<br />

Nach dem Vorschlag des Arnswal<strong>der</strong> Magistrats wird<br />

Schivelbein um 10 Friedrichsd'or gebeten. Der Bürgermeister<br />

Brewing schreibt aber kurz an den Magistrat zu Dramburg<br />

zurück, daß er das Ansinnen wegen eines Beitrages <strong>der</strong> hiesigen<br />

Stadt von 10 Stück Friedrichsd'or zu dem gedachten<br />

Douceur ablehnen müsse, denn einerseits hätte das Geld, als<br />

das Executions-Commando einrückte, schon bereit gelegen und<br />

wäre sogleich mit <strong>der</strong> nur alle acht Tage einmal abfahrenden<br />

Post eingesandt worden, an<strong>der</strong>erseits könne er den hiesigen<br />

armen, schon dem Hungertode nahen Einwohnern unverschuldete<br />

Ausgaben nicht zumuthen.<br />

Auch <strong>der</strong> Kreislandrath hatte einen längeren Briefwechsel<br />

mit de Barbier. Derselbe verlangte 250 Paar leinene Hosen für


während des Krieges 1806—12. 267<br />

seine Unterofficiere und versprach die Execution zu lassen, wenn<br />

<strong>der</strong> Kreis bezahlte. Wenn auch <strong>der</strong> Landrath alles mögliche<br />

that, konnte er dennoch nicht den französischen General befriedigen,<br />

<strong>der</strong> dann unter dem 19. Juli 1807 ein energisches<br />

Schreiben an den Landrath erließ:<br />

66 pl6V6nii' N0N8Ì6Nl lo coQ86Ìii6i'<br />

ni vÌ6nt de m'eti-6 l6n6n MI- U. 1'Int6n6ant<br />

66 1a ?1'0vin66 6o8 80MM68 V6l8668 par la<br />

1o8 66NX IQÌ11Ì0N8 6.6<br />

66vait 6NC0I-6 1a 80MM6 2957 ^<br />

Non HÌ66 6(3 camp (üapitain Lai-I)i6r m'Hva.it t3.1t<br />

V08 pr0IQ68868 HN6 16 tont<br />

66lai PI'0801-it. Nu 00Q86HN6Q66<br />

6'0861' 66 0i6II16N66 6t Q'^ P0int 6X66Nt6 168<br />

66 lIFN6N1- (sN6 ^j6 Ini HNlH18 60NN6. VoN8<br />

8i 48 1i6N1'68 ^PI-68 1^ r666ptÌ0I1 66 ma<br />

V0N8 60QN6I-62 NU I-6^N 1a 80NIN6 6n6 pal V0N8<br />

aN8 168 03.Ì8868 ÌMP6lÌai68 ^'oi^ON-<br />

1'6X60ntioN ini1itair6 80Ìt pla666 0Q62 ton8 168<br />

6t pl0pi'Ì6taii'68 (^N6 168 8oI6at8 viv6ut 3.<br />

6i86I-6tion 6t HN6 la tax6 poni- 1'6X6CNti0N 80Ìt HNFIN6Nt66<br />

pal 0Q3>(^N6 ^ONI- 66 I-6tai-6. «I'68p6r6, IN0Q8Ì6Nr<br />

16 00N86Ì116I-, (sN6 V0N8 N6 IN6 1116^62 PH8 6an8 C6tt6<br />

6nr6 N66688Ìt6) MaÌ8 )6 N6 80n6'l'irai ^9.mai8 c^N6 168<br />

01-61-68 66 I'Lnip6I-6N1' Mpoi60N 1'68t6nt 8an8 NN6<br />

6t pi6ÌN6 6X66NtÌ0N<br />

16 00N86Ì116I-, 168<br />

^6 V0N8 ai V0N6<br />

Einige Wochen vorher war <strong>der</strong> Friede zu Tilsit geschlossen<br />

worden, ein Friede, <strong>der</strong> kein Friede war, denn das Land<br />

sollte nicht eher geränmt werden, bis die Kontribution bezahlt<br />

war. Bei den Akten befindet sich eine General-Liquidation<br />

von sämmtlichen Kosten, als Fouragelieferung, Requisitionen,<br />

Einquartierung, Vorspann und an<strong>der</strong>e einzelne Erpressungen,<br />

welche die französischen Truppen <strong>der</strong> Stadt Schivelbein in


268 l)i'. Zechlin, Stadt und Kreis Schwelbem<br />

dem Zeitraum vom November 1806 bis ultimo Juli 1807<br />

verursacht haben:<br />

1. An Fouragelieferung laut beson<strong>der</strong>er Liquidation<br />

734 Thl. 12 sgr.<br />

2. An Requisitionen aller Art . . . .1444 „ 15 „<br />

3. An Einquartierungs- und Verpflegungskosten<br />

für durchmarsckiirte Truppen . 7411 „ 11 „<br />

4. An Vorspann und Estafetten . . . 1074 „ 6 „<br />

5. An bezahlte Contribution . . . . 2930 „ 20 „<br />

6. An einzelnen Erpressungen . . . . 261 „ — „<br />

Snmma 13857 Thl.<br />

Aus <strong>der</strong> Specialliquidation über die Einquatierungskosten<br />

hebe ich folgende Posten hervor, hauptsächlich, um die Durchmärsche<br />

<strong>der</strong> französischen Truppen daraus zu ersehen.<br />

Den 8. November 1806 marschirten allhier 36 Mann<br />

französische Chasseurs als Seitenpatrouille <strong>der</strong> großen Armee<br />

hier durch, welchen ein Frühstück gereicht worden, laut Rechnung<br />

des Gastwirths Klug 45 Thl. 18 sgr., dazu 9 Scheffel<br />

Hafer H 1 Thl. 12 sgr. 13 Thl. 12 sgr.<br />

Den 10. November 1806 ging <strong>der</strong> Oberst-Lieutenant<br />

Grandemenge vom französischen Generalstabe hier durch, dessen<br />

Verpflegung 30 Thl. kostete.<br />

Den 13. Januar 1807 wurde <strong>der</strong> zu Arnswalde aufgehobene<br />

französische Divisionsgeneral Victor allhier durchgebracht<br />

und hat an dessen Gefolge zum Mittagbrod verabreicht<br />

werden müssen 6 Thl. 18 sgr. und zur Fortbringung seiner<br />

gefangenen Begleiter Wagen für 20 Thl.<br />

Den 28. Januar 1807. Für den in Reetz gefangen<br />

genommenen und hier durch nach Colberg transportirten Artillerie-Capitain<br />

St. Vincent nebst Bedienten und 4 Mann<br />

Begleitung laut Rechnung 5 Thl. 18 sgr. und für 3 Wagen<br />

von hier nach Cörlin 9 Thl.<br />

Den 12. März 1807 rückte allhier ein Detachement kaiserlicher<br />

Truppeu des Regiments Nr. 19 400 Mann stark ein,<br />

worunter 1 Oberst, 4 Capitains und 12 Subalternofficiere


während des Krieges 1806-12. 269<br />

waren, blieben einen Tag hier und kosteten an Verpflegung<br />

393 Thl. 12 fgr.<br />

Den 25. März die oolouns modilk unter dem Commando<br />

des Obersten Schöe, bestehend aus einem Oberst nebst<br />

Adjutanten Prinz von Hohenlohe als Major, 4 Capitains,<br />

18 Lieutenants und ca. 450 Mann, welche 2^/2 Tag hier<br />

blieben und 2825 Thl. Verpflegung kosteten.<br />

Den 15. Mai 1807 trafen allhier 1 Officier und 52<br />

Mann würzburgifche Infanterie, laut Rechnung 55 Thl.<br />

Den 17. Mai rückten allhier 300 Mann polnifche Infanterie<br />

und 20 Mann Kavallerie, 250 Mann Vadenfche<br />

Kavallerie unter Commando des franz. Oberst Montmarie;<br />

von diesen wurden 100 Mann Kavallerie für 100 Thl. ausgekauft,<br />

die übrigen kosteten auf 2 Tage 1368 Thl.<br />

Den 27. Mai rückten allhier von den beiden württembergischen<br />

Infanterieregimenten v. Romifch und Seckendorff<br />

5 Compagnieën ein, welche <strong>der</strong> Stadt 958 Thl. kosteten.<br />

Den 2. Juni traf allhier eine Compagnie vom 61. franzs<br />

Infanterieregiment ein, welche Mittag erhielt. 40 Thl. 11 sgr«<br />

Den 7. Juni ein Detachement französischer Truppen vom<br />

134. Infanterieregiment, welches allhier Mittag hielt. 19 Thl.<br />

8 sgr.<br />

Den 14. Juni traf von Cüstrin allhier ein Executions-<br />

Commando von 1 Unterofficier und 14 Gemeine. Laut Rechnung<br />

330 Thl.<br />

Den 16. Juni kam von Cörlin ein Executions-Commando<br />

sächsischer Truppen von 12 Mann wegen Beitreibung <strong>der</strong><br />

noch nicht abgetragenen Naturallieferung, welches zwei Tage<br />

hierblieb, kostete 24 Thl.<br />

Den 27. Juni traf ein neues Executions-Commando<br />

aus 20 Mann bestehend, wegen rückständiger Lieferung ein,<br />

kostete 45 Thl.<br />

Den 18. Juli. Ein Commando polnischer Infanterie<br />

19 Thl.<br />

Den 27. Juli rückte allhier <strong>der</strong> Neberrest des Churf.


270 Dr. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

badenschen Infanterie-Regiments Markgraf Lonis hier ein, hielt<br />

sich einen Tag auf und kostete 637 Thl.s)<br />

Was die vorerwähnten Erpressungen betrifft, so hatten<br />

beson<strong>der</strong>s die oolonus modüs unter Oberst Schöe und die<br />

württcmbergischen Regimenter von Seckendorf und Romisch sich<br />

solche zu Schulden kommen lassen. Auf wie<strong>der</strong>holte Beschwerden<br />

des Landraths und des Magistrats hatte <strong>der</strong> General<br />

d'Agoult an die Kommandeure <strong>der</strong> betreffenden Regimenter<br />

unter dem 5. Juni 1807 nachstehendes Schreiben gerichtet:<br />

Ich höre, meine Herren, durch gegen ihre Regimenter<br />

geführte Klagen, daß Sie sich innerhalb meines Gouvernements<br />

zu 'Schivelbein und in <strong>der</strong> umliegenden Gegend aufhalten.<br />

Sie hätten mir davon Nachricht geben müssen und wenigstens<br />

ihre Negimenter im Zaum halten. Die Excesse aller Art, die<br />

Sie sich gegen die Einwohner erlauben, machen es mir znr<br />

Pflicht, Sie dafür verantwortlich zu machen. Es kommt<br />

Ihnen nicht zu, irgend eine Requisition zu machen. Es ist<br />

Sache, die französischen administrativen Behörden für das Nöthige,<br />

Unterhalt, Quartier und Fourage reglementsmäßig forgen zu<br />

lassen. Aber Sie müssen nicht Le<strong>der</strong>, Tuch, Leinwand noch<br />

weniger Geld verlangen. Wenn ich neue Klagen dieser Art<br />

höre, werde ich durch die Officiere Ihres Regiments das er-<br />

8) Auch <strong>der</strong> dramburger Kreis war zeitweise mit starker Einquartierung<br />

belegt, so im Februar 1807 mit 10000 Mann. Der dortige<br />

Landrath von Bonin wurde arretirt, da er eine ausgeschriebene Requisition<br />

nicht so schnell beschaffen konnte; er .mußte so lange im Arrest<br />

bleiben, bis <strong>der</strong> General Menard ankam und ihn aus seinem Arrest<br />

befreite.<br />

Am 15. April ging ein großer franz. Artillerietransport von<br />

Stettin nach Danzig über Callies und Märkisch-Friedland. Um diesen<br />

fortzuschaffen, sollte <strong>der</strong> schivelbeiner Kreis dem dramburger zu Hülfe<br />

kommen und auf acht Tage 60 sechsspännige Wagen mit 427 Pferden<br />

stellen. In Labenz war Rendez-vous. Am 13. April stellten sich<br />

dort 329 Pferde, die übrigen waren ausgeblieben. Die Besitzer <strong>der</strong>selben<br />

weigerten sich aber nach Callies zu gehen und kein Zuredeu,<br />

kein Befehl, kein Hinweis auf die Folgen von Seiten des Landraths<br />

v. Leckow und des Kreisdeputirten v. Briesen konnte sie zu einem<br />

an<strong>der</strong>n Entschluß bewegen; sie kehrten nach Hause zurück.


während des Krieges 1806-12. 271<br />

setzen lassen, was gesetzwidrig gefor<strong>der</strong>t ist und sofort Sr.<br />

Hoheit dem Prinzen Berthier davon Anzeige machen. Ich<br />

befehle allen Obrigkeiten des Kreifes, keinen gesetzwidrigen<br />

Requisitionen Folge zu leisten, eine solche, die nicht mit Befehl<br />

von <strong>der</strong> administrativen Behörde o<strong>der</strong> dem die Armee 6Q<br />

oli6l commandirenden General begleitet ist. Ich hoffe, meine<br />

Herren, daß Sie mich nicht in die Nothwendigkeit setzen werden,<br />

es aufs äußerste ankommen zu lassen."<br />

Doch die Lasten nach dem Frieden wurden noch größer<br />

als während des Krieges. Im Laufe des Monats September<br />

wurde ein Magazin und ein Lazareth in Schivelbein angelegt,<br />

zu beiden mußte die Stadt bedeutende Posten steuern, beson<strong>der</strong>s<br />

zu letzteren. So z. B. betrug die Apothekerrechnung<br />

bis zum 1. Juni 1808 363 Thl. 7 sgr., die dem damaligen<br />

Apotheker Nebe aus <strong>der</strong> Kreis- und Stadtkasse ausbezahlt<br />

wurden.<br />

Abgesehen davon, daß die Zahl <strong>der</strong> durchmarschirenden<br />

Truppen in den letzten Monaten des Jahres 1807 eine überaus<br />

große war, theilte auch die Kammer unterm 27. August<br />

den Landräthen und Magistraten mit, daß auf ausdrückliches<br />

Verlangen des Intendanten Sabatier ein Regiment baierscher<br />

Kavallerie dem Herrn Gouverneur d'Agoult zur Disposition<br />

überlassen worden war, um es zur Beitreibung des gesammten<br />

Restes <strong>der</strong> Kriegscontribution zu gebrauchen. Der Kreis hatte<br />

bis dahin 6119 Thl. 20 gr. in sieben verschiedenen Raten bezahlt<br />

und restirte nach Abzug von verschiedenen Vergütigungsgel<strong>der</strong>n<br />

noch 30322 Thl. 9 gr. Dies baiersche Executions-Commando<br />

rückte Ende August ein und blieb bis Mitte November;<br />

die gesammten Kosten dieses Commandos, zu denen <strong>der</strong> Kreis<br />

2/3, die Stadt ^3 beitrug, betrugen 4029 Thl. Der Kreis<br />

bezahlte nicht pünktlich, Ende October hatte die Stadt 894 Thl.<br />

vom Kreise zu for<strong>der</strong>n. Auch dieses Commando erlaubte sich<br />

Excesse aller Art. Der Kreisdeputirte v. Briesen, <strong>der</strong> seit<br />

<strong>der</strong> Mitte des Sommers die Leitung <strong>der</strong> Kreisgeschäfte übernommen<br />

hatte, beschwerte sich darüber bei <strong>der</strong> Kammer. Der<br />

General Barrois versprach <strong>der</strong> Kammer dafür zu sorgen, daß


272 Dr. Ze chi in, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

die Excesse, welche in Schivelbein stattgefunden, nicht mehr<br />

vorkommen sollten, zugleich aber dem Magistrat und dem Landrath<br />

bekannt zu machen, daß nichts sie von <strong>der</strong> Bezahlung <strong>der</strong><br />

Kriegssteuer befreien könnte. Fast gleichzeitig mit dem baierschen<br />

Executions-Commando rückte <strong>der</strong> General St. Germain mit<br />

zwei Kürassierregimentern von <strong>der</strong> 2. Brigade <strong>der</strong> ersten Division<br />

in den Kreis ein. Der General mit seinem Stabe blieb in<br />

<strong>der</strong> Stadt über 70 Tage. Um zu seiner Verpflegung die<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Viktualien zu beschaffen, schloß <strong>der</strong> Magistrat<br />

mit den Gebrü<strong>der</strong>n Moses Elias und Isaak Elias zu Botenhagen<br />

einen Vertrag, nach welchem beide für folgende Preise<br />

das Betreffende liefern sollten:<br />

das alte Huhn für 10 gr.,<br />

das junge Huhn für 6 gr.,<br />

die Ente für 10 gr.,<br />

<strong>der</strong> Puthahn für 2 Thlr.,<br />

die alte Pute für 1 Thlr. 16 gr.,<br />

die junge Pute für 1 Thlr. 12 gr.,<br />

die Gans für 18 gr.,<br />

das Lamm für 2 Thlr.,<br />

die Stiege Eier für 12 gr.,<br />

das Achtel Butter für 18 Thlr.,<br />

die Metze Zwiebel für 12 sgr.,<br />

das Schock Petersilienwurzel für 16 sgr.,<br />

die Mandel Sellerie 2 Thlr.,<br />

die Mandel Porree 16 gr.,<br />

die Mandel Weißkohl 2 Thlr.<br />

Diese Viktualien wurden dem Gastwirth Klug für obige<br />

Preise geliefert, <strong>der</strong> seinerseits täglich 32 Thlr. für die Verpflegung<br />

des Generals und seines Stabes erhielt; nur wenn<br />

mehr als 16 Flaschen Wein bei Tisch ausgetrunken wurden,<br />

sollten dieselben extra vergütet werden.<br />

Die Kostenrechnung von sämmtlichen Ausgaben, welche die<br />

Stadt zur Beköstigung des Generals St. Germain und seines<br />

Stabes hatte, belief sich auf 2924 Thlr. 4 gr. Die Rechnung<br />

lautet:


während des Krieges 1806—12. 273<br />

Aus <strong>der</strong> Rechnung des Senators Schlieben 888 Thlr. 6 gr.<br />

Aus <strong>der</strong> Rechnung des Senators Zoch:<br />

An den französischen Kürassier-Rittmeister<br />

in Wopersnow für geliefertes graues Tuch 102 „ — „<br />

An die beiden Wachtmeister accordirtes Weingeld<br />

vom 8.—12. Nov 8 „ 8 „<br />

Für eine Klafter Holz 1 „ 9 „<br />

Für ein Buch Papier — „ 2 „<br />

An den Gastwirth Klug Tafelgel<strong>der</strong> für<br />

den General St. Germain . . . . 288 „ — „<br />

Weingeld für die Wachtmeister . . . . 3 „ 8 „<br />

An >den Stallmeister des Generals St.<br />

Germain 72 „ 5 „<br />

An Klug für Waaren, die er für den<br />

General St. Germain von Stettin hat<br />

kommen lassen 35 „ 16 „<br />

Für 2 Klafter Holz 2 „ 18 „<br />

Weingeld für die beiden Wachtmeister . . 3 „ 8 „<br />

Schreibmaterialien 3 „ 4 „<br />

Weingeld für die beiden Wachtmeister . . 3 „ 8 „<br />

Desgleichen an Wein 30 „ — „<br />

1 Klafter Brennholz 1 „ 1 „<br />

An Herrn Senator Nebe für Medicin . . 25 „ — „<br />

Brennholz 1 „ 9 „<br />

Tuch für Pferdedecken 96 „ — „<br />

Für 2 Klafter Holz . . . . . . . 2 „ 18 „<br />

Eisen 11 „ 9 „<br />

An Klug Tafelgel<strong>der</strong> 320 „ — „<br />

Für Medicin 42 „ — „<br />

Für 2 Klafter holz 2 „ 18 „<br />

Eifen und Wagenarbeit 7 „ 12 „<br />

Waaren an Klug 6 „ 16 „<br />

Seife — , 6 „<br />

Für die Illumination an Crasson . . . 5 „ 23 „<br />

Für Schmiedearbeit . . . . . . . 13 „ — „<br />

Tafelgel<strong>der</strong> an Klug 64 „ — „


274 or. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

Sattlerarbeit 21 Thlr. 14 gr.<br />

Tafelgel<strong>der</strong> an Klug 450 „ — „<br />

do 330 „ — „<br />

do - 150 .. - „<br />

2924 Thlr. 4 gr.<br />

Auch das Land wurde schwer bedrückt. Der Kreisdeputirte<br />

v. Briesen machte am 28. September eine dringende Vorstellung<br />

an die Kammer, in <strong>der</strong> es u. a. heißt: Der Bauer wird<br />

gemißhandelt, er soll Wein, Kaffee und Weißbrod schaffen.<br />

Der Bauer, <strong>der</strong>en mehrere nicht für den Winter Nahrung<br />

haben, muß den letzten Groschen hergeben o<strong>der</strong> wohl noch<br />

leihen, um diese Unmenschen zu befriedigen; es wäre eine<br />

Thorheit, wenn ich noch wollte das Mindeste zur Kontribution<br />

ausschreiben, es ist eine Unmöglichkeit, daß etwas gegeben wird.<br />

Das Executions-Commando kostet täglich 100 Thl., wo dies<br />

noch herkommen soll, weiß ich nicht. Nach den Rationssätzen<br />

soll das Pferd 4 Metzen Hafer und 15 Pfd. Heu erhalten;<br />

daran kehrt sich niemand, son<strong>der</strong>n es muß soviel gegeben werden,<br />

wie die Pferde fressen wollen. Das Heu wird den Pferden<br />

noch untergestreut. Ich habe auf meinem Gute 1 Capitain,<br />

1 Lieutenant, 12 Kürassiere und 18 Pferde; 20 Soldaten<br />

nebst Pferde noch im Dorfe. Den beiden Officiers muß ich<br />

täglich außer einer großen Anzahl Schüsseln 6 Quart Wein,<br />

und für die Kranken 2 Quart Wein geben; Fourage wird<br />

mitgenommen, soviel nur gebracht wird. Ich sehe also mit<br />

Gewißheit voraus, daß, wenn diese Kantonirung lange währt,<br />

auf meinem Gute nicht das Mindeste so wenig an Lebensmitteln<br />

als Fourage bleibt, so daß ich mein Vieh tödten muß;<br />

ich nehme mein eigenes Dorf zum Beispiel, von allen bequartierten<br />

Dörfern erhalte ich täglich Wohl zehnmal dieselben<br />

Klagen. Ich thue alles mögliche, um das allgemeine Elend<br />

zu mil<strong>der</strong>n, ich.opfere mich felbst auf, täglich bin ich beim<br />

General von 4—10 Uhr, weil er es wünfcht, um mich für<br />

die Unglücklichen zu verwenden. Dazu kommt noch, daß <strong>der</strong><br />

Roggen schlecht gerathen und durch den vielen Regen das<br />

Futter verdorben ist.


während des Krieges 1806-12. 275<br />

Auch Blücher verwandte sich für den Kreis von Treptow<br />

aus am 3. October; ebenso das preußische Militärcommissariat<br />

in Stargard in einem französischen Schreiben, dessen ersten<br />

Theil ich hierher setze:<br />

MI m'68t V611116 ä<br />

do 8od.ivo1d6iu 0^r6 nu tri8t6 t^dloHii 66 ,<br />

6.3.118 la M6ii6 168 811) 6t8 6.6 66tt6 P3>rtÌ6 6.6 I3. Q011V6116<br />

M3.r0ii6 86 tl0NV6Iit p10QF68.<br />

^0t3.i6M6Qt 6P11186 P3.r 168 r6MÌ8ÌtÌ0U8 61I<br />

66 I3. 816^6 66 0011)61'^ 6t P3.I' 16 6683.8^6 6.'l1Q6<br />

6) Ü8 t0Qt 3.d80ii1M.6Qt Koi'8 ä'öt3.t Ä6 83.tÌ8-<br />

661168 ^65 ^011^)68 MI I10UV6li6IQ6Iit 0nt ^rÌ8<br />

U8 16 äit 66)76i6 ; 6NÜQ P0lt6 3.11 6.6868-<br />

1'6X6611Ü0Q 6.6 I3. 60QtrìI)UtÌ0Q 6xti'3.0I'6Ìl13)Ìl'6<br />

6t 86 80Qt ^)1iit0t 6X^)086 3.11 ^)61'Ì1 66 NOlll'ìi' 6.6<br />

cs116 6.'6tl-6 p1l18 l0Q^t6ll1p8 811^j6t8 3. ^68 P61I168<br />

V6Ü68 66 ^Olir 6N ^011l.<br />

l6riN6tt62 M0Ì IQ0Q8Ì61ir') M6 M3)1^r6 M3. 1i3.1it6<br />

0PÌUÌ0U 6.6 I'01-6r6 MI 1-6^116 6^3.118 tout6 I'3.rll166<br />

^3.186 ^'3.1 1'I^0QQ611I' 66 V0118 I-6pr686Iit6I-) Hll'ìi 116<br />

P3.8 6tl6 l68P66t6 6X3.6t6IH6Iit ^)3,r 168 tr011^)68 168<br />

6Ì80Ìp1ìl1668 MI 116 p611V6Qt ^)3.8 6ti'6 83.tÌ8t3.Ìt68 6Q Wilt<br />

66 MI 80Qt 611 6.1'Oit ä'6Xi^6l POUl i61ir 81iI)8Ì8t.3.I166<br />

6t 3. MI I3. NÌ86I-6 Ü68 P3.^83.U8 6t 1'ÌMP088idÌiÌt6 ä6 168<br />

^ 3. U.Q6 I3.QAII6 Ì1160QQ116 116 ^)3.I'3.Ìt IN0Q-<br />

M'HQ6 rl19,11V3.Ì86 Volontà.<br />

611 3M6ii6r 3. 1'IiUM3.Qit6 6oiit 66tt6<br />

p6Q6tl66 6t 3> la ^6Q6r08Ìt6 6.6 868<br />

6t 6'68t 3. 66 6.01i1)i6 tìti'6 ^011816111' M6 ^'aì<br />

66 V0U.8 PI'Ì6I' 6l6 ^r6Ii6l-6 668.IQ68I1I'68<br />

M6 168 ^3.11^^68 Ii3.Iiit3.I18 61I 66l6i6 66<br />

16 piìitot ^)088Ìdi6 6^3.118 16<br />

V.<br />

Ebenso verwandte sich die königl. Kammer für den Kreis,


276 Di-. ZechUn, Stadt und Kreis Schioelbem<br />

auch sie berichtet, daß viele Bauern ihre Wohnungen verlassen<br />

hätten. Die Antwort des Generals auf alle diese Vorstellungen<br />

lautete, daß sobald die Bezahlung <strong>der</strong> Kontribution<br />

erfolgt wäre, er sehr gerne seine Truppen zurückziehen würde.<br />

Am 1. November war <strong>der</strong> Stand <strong>der</strong> Kontribution folgende:<br />

Berechnung<br />

<strong>der</strong> noch schuldigen Kriegs-Contribution voti dem schivelbeinschen<br />

Kreise und <strong>der</strong> Stadt Schivelbein 1. November 1807.<br />

^. Der Kreis soll zahlen . . . . 46563 Thl. ^) 17 gr.<br />

Hat bis zum 20. Oct. abbezahlt<br />

. . . . 8904Thl.11gr.<br />

Der Antheil an den Requisitionen<br />

beträgt. . 5085 Thl.— gr.<br />

Der Antheil an <strong>der</strong> Anleihe<br />

von 2 Millionen Frank 10106 Thl. 22 gr.<br />

Der Antheil an <strong>der</strong> Anleihe<br />

von 1 Million Frank 5053Thl. 11 gr.<br />

Zusammen 29150 Thl. 15 gr.<br />

restirt noch 17413 Thl. 4 gr.<br />

L. Die Stadt soll zahlen 13958 Thl. 6gr.<br />

Hat gezahlt . . . . 2901 Thl. 1 gr.<br />

Der Antheil an <strong>der</strong> Requisition<br />

beträgt . . 1391 „ 2 „<br />

Antheil an<strong>der</strong> 2 Millionen<br />

Frankanleihe . . 2925 „ 20 „<br />

Antheil an <strong>der</strong> ferneren Anleihe<br />

von iMill. Frank 2384 „ 17 „<br />

Zusammen' 9604Thl. 17gr.<br />

restirt noch 4343 Thl. 12 gr.<br />

Am 13. November beschwerte sich <strong>der</strong> Magistrat bei <strong>der</strong><br />

königl. Kammer, daß die Einquartierungslast ungleich vertheilt<br />

9) Woher diese Differenz stammt, ist nicht ersichtlich, da beide<br />

Summen aus Kammerverfügungen genommen sind. Wahrscheinlich<br />

restirte <strong>der</strong> Kreis noch irgend eine Requisition.


während des Krieges 1806—12. 277<br />

sei, daß die Stadt vor den Kreisdörfern prägravirt sei, manche<br />

Kreisdörfer fast ganz ohne Einquartierung, auch von Fouragelieferung<br />

dispensirt seien, an<strong>der</strong>e dagegen überlastet, dies sei<br />

beson<strong>der</strong>s geschehen, seitdem <strong>der</strong> Kreisdeputirte v. Briesen in<br />

Berlin sei, um eine Anleihe zu negociiren.<br />

Am 17. Dezember beschwerte sich <strong>der</strong> Kreisdeputirte v.<br />

Briesen bei dem Civilcommissariat in Stargard, daß <strong>der</strong><br />

schivelbeinsche Kreis von Einquartierung erdrückt sei, während<br />

mehrere benachbarte pommersche Dörfer unbequartiert seien,<br />

ja diese hätten sich von Einquartierung losgekauft und so<br />

wären Dragoner aus dem belgar<strong>der</strong> Kreis in den schivelbeinschen<br />

einquartiert worden. Außerdem klagt er wie<strong>der</strong> über große<br />

Noth und die verübten Excesse. Das Generalcivilcommissariat<br />

antwortete, daß dieser Loskaufhandel gänzlich verboten wäre,<br />

daß aber die Excesse abzustellen außerhalb <strong>der</strong> Macht <strong>der</strong><br />

preußischen Behörde lägen, weil dieser die Macht, auf Befolgung<br />

zu halten, fehlte.<br />

Aus dieser Zeit (17. und 18. December) stammen verschiedene<br />

deutsche und französische Berichte des Magistrats<br />

und des Kreisdeputirten an französische und preußische Behörden,<br />

die alle ein trauriges Bild von dem schivelbeiner Kreise aufrollen,<br />

wesentlich Neues aber nicht enthalten, daher hier nur einige<br />

Punkte hervorzuheben find. In dem einen heißt es, daß die<br />

Thiere in den Gebüschen (booog^ea) ohne Futter umherirren,<br />

daß Menschen und Thiere vor Hunger stürben, daß seit dem<br />

5. des Monats 14000 französische Truppen Stadt und Kreis<br />

passirt hätten. Ein an<strong>der</strong>er Bericht hebt noch hervor, daß<br />

<strong>der</strong> General St. Germain auf Befehl des Marfchalls Victor<br />

sich 780 Thl. bei feinem Weggange habe zahlen lassen. Es<br />

fei erlaubt, noch einen an<strong>der</strong>n französischen Brief einzufügen,<br />

<strong>der</strong> das Kriegsleben von einer an<strong>der</strong>n Seite zeigt. Der Hiä.6<br />

ä6 camp des in Schivelbein einquartierten Generals schreibt<br />

an den Magistrat.<br />

l6 V0U8<br />

6.6UX du. C0u.l3.nt, 6tkut 1'AQniv6l8Hir6 du. oonromie-


278 vr. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

u. 16<br />

et colui 6Q m6N6 t6m^)8 66 1^ datHiiio 6'^.ii8t6i-1it2 il<br />

V0U3 invit6 a. 60NQ6r V08 0r6l68 iiiumilior Ig.<br />

6.6 lou^ IQ3.Ì80Q8 lo 80Ì^, il l600QI12.Ìtl'3. I. V08 80ÌQ8<br />

3, 1'6X3,0titu66 M6 V0U8 IQ6ttl'62 a 0X60Iit61' 868<br />

16 l68^)66t 668 1i^I)Ìt3.I18 6t 16 V0tl6 ^VUr 83,<br />

6t I-0V3.16.<br />

V0U8 ^I°Ì6 6^ai6IQ6Nt M0U8Ì6NI' 66 lui<br />

66 6ÌN6I- 66 ^'0UI- 0ii62 lui 3. (1U3.tr6<br />

6t 6'H88Ì8t6I' 3.U 1)3.1


während des Krieges 1806-12. 279<br />

1806.<br />

Die Hauptsorge für das laufende Jahr war die aufzubringende<br />

Kontribution. Schon am 1. März 1808 restirte<br />

die Stadt wie<strong>der</strong> 1858 Thl. 22 gr. Denn nach <strong>der</strong><br />

Kammerverfügung vom 14. Oktober 1807 mußte die Stadt<br />

einen monatlichen Beitrag von 177 Thlr. 6 gr. zu den zwei<br />

Millionen Franks geben, die für November und December des<br />

vergangenen Jahres doppelt zu bezahlen waren. Dazu kam<br />

noch, daß nach <strong>der</strong> Kammerverfügung vom 1. Januar 1808<br />

die Stadt zu den 1^/2 Millionen Frank einen monatlichen Beitrag<br />

von 383 Thlr. 14 gr. 9 Pf. geben, also im Ganzen jeden<br />

Monat 560 Thlr. 15 gr. 3 Pf. aufbringen sollte.<br />

Der Antheil des Kreises auf die 1^/2 Millionen Frank<br />

Anleihe betrug nach <strong>der</strong> Kammerverfügung vom 1. Januar<br />

1808 12579 Thlr. 16 gr., daher bliebe für den Kreis ein<br />

Rückstand von 4833 Thlr. 12 gr. Zur Deckung <strong>der</strong> negociirten<br />

Wechsel sei eine zehnmonatliche Frist erlangt und eine<br />

Kaution von 75000 Thlr. bezahlt. Nach diesen Prämissen betrüge<br />

das von dem hiesigen Kreise zu diesem Anlehn monatlich<br />

zurückzubezahlende Quantum 1025 Thlr. 6 gr. Es ist klar,<br />

daß es fast eine Unmöglichkeit für den Kreis und die Stadt<br />

war, diese Summen aufzubringen. Auf dem Lande wurde zur<br />

Erleichterung <strong>der</strong> Hufenbesitzer eine Personalsteuer eingeführt,<br />

zu <strong>der</strong> Schäfer, Knechte, Handwerker :e. beitragen mußten,<br />

in <strong>der</strong> Stadt nach dem Vorgang von an<strong>der</strong>en Städten eine<br />

Konsumtionssteuer. Trotzdem war es den Behörden nicht möglich,<br />

die Termine zur Einzahlung zu halten, denn noch andre<br />

größere Ansprüche machte das französische Gouvernement, die<br />

zu befriedigen dem Kreisdeputirten von Briesen (seit Monat<br />

Mai 1808 Landrath) die größte Schwierigkeit machte. Der<br />

Intendant <strong>der</strong> Neumark Sabatier verlangte nämlich die Staatssteuer<br />

vom 1. November 1806 an, von welchem Tage die<br />

französische Verwaltung <strong>der</strong> Neumark begann, obwohl die<br />

Staatssteuern theilweise nach Colberg geflossen und <strong>der</strong> Kreis<br />

erst einige Monate später oceupirt worden war. Die Kammer<br />

Baltische Studien XXXII. 3. ig


280 Dr. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

fuchte diese For<strong>der</strong>ung vom Kreise abzuwenden und schrieb an<br />

den Intendanten:<br />

riii, Io 13. lovrioi- 1808.<br />

66 V0U8 PI'6V6Ilil' N. 1'IutoN-<br />

66r6>6 66 8o1iÌV6ib6ÌQ n'a P3.8<br />

äit 668 V6r86IN6nt3 66PU.18 le PI-6INÌ6I' ^ov. 1806. V0U8<br />

668 r66iHM3)tÌ0Q3) (;6p6ncl^nt il Q0I18<br />

PN8 168 r^V6I1U68, Hui ^)r0VÌ6NN6Qt) 6.6 66<br />

(^n'ii a 6t6 066UP6 P3.r 868 tr0UP68. ^U8(^n'a. 66<br />

16 66l6i6 Q6 ^)6Iit P9.8 6tl6 r6ä6V3I-I-HNI6IN6Iit 66<br />

06t 8I^'6t. ^0113 2.V0Q3 1'd0QQ6NI-<br />

Unter demselben Datum schrieb Sabatier an Briesen und<br />

theilte ihm mit, daß <strong>der</strong> schivelbeiner Kreis jährlich 3371 Thlr.<br />

Staatssteuer bezahlte und daß er diese noch für acht Monate<br />

mit 2350 Thlr. 14 gr. schuldete. Er theilte dies <strong>der</strong> Kammer<br />

am 16. Februar 1808 mit: Auf Euer Schreiben vom 13. Mai<br />

habe ich dem Landrath des schivelbeiner Kreises anbefohlen, von<br />

jetzt bis zu Ende des Monats die Summe von 2350 Thlr.<br />

14 gr., welche dieser Kreis für acht Monate und elf Tage<br />

fchuldig ist, nach <strong>der</strong> jährlichen Bruttoeinnahme von 3371 Thlr.<br />

9 gr. abzuzahlen, und ihm dabei gesagt, daß wenn er sich nach<br />

dieser Verfügung nicht richtet, ich nicht umhin könnte, gegen denselben<br />

militärische Execution anzuwenden Die Erscheinung einiger<br />

Partisans in dem Kreise seit 1. Nov. 1806 kann an dem Termin<br />

nichts än<strong>der</strong>n, wo die Einnahme <strong>der</strong> französischen Administratur<br />

anfängt. Da <strong>der</strong> Hauptort <strong>der</strong> Neumark, die Festung<br />

Cüstrin, sich an demselben Tage ergab, so befand sich die ganze<br />

Provinz von dem Augenblicke an unter dem Gesetz <strong>der</strong> erobernden<br />

Armee und <strong>der</strong> schivelbeinsche Kreis hat keinen Grund,<br />

eine Ausnahme für sich jetzt zu for<strong>der</strong>n. Die auf Befehl des Gou-<br />

66


während des Krieges 1806—12. 281<br />

vernements von Colberg geschehene Wegnahme einiger Gel<strong>der</strong><br />

kann keineswegs die französische Administration angehen.<br />

Sabatier.<br />

Noch bedeuten<strong>der</strong> war die große Requisition, die <strong>der</strong><br />

General Le Noble in Stettin am 30. Januar 1808 auf den<br />

schivelbeiner Kreis ausgeschrieben hatte; dieselbe bestand aus<br />

allen möglichen Kleidungsstücken, Betten, Lebensmitteln, Medi-<br />

cin, überhaupt für alle Bedürfnisse von 50 Kranken auf sechs<br />

Mouate. Auf die Beschwerden des Kreisdeputirten bei <strong>der</strong><br />

Kammer verwandte sich dieselbe bei Marschall Davoust und<br />

Marschall Soult für den Kreis. „Der Erfolg steht abzuwarten",<br />

schreibt die Kammer an Briesen. Aber schon am 5. Februar<br />

theilt die Kammer mit, daß die Verwendung vergeblich gewesen<br />

sei und <strong>der</strong> Kreis dem Willen des Intendanten soviel als mög-<br />

lich nachkommen soll. Auch <strong>der</strong> französische General Gudin<br />

schreibt an Briesen:<br />

Cüstrin, den 3. Februar.<br />

Da die Truppeu Sr. Excellenz des Marschalls Soult,<br />

mein Herr, ganz allein den schivelbeinschen Kreis besetzt haben,<br />

so kann ich mich nicht im geringsten in die Angelegenheiten<br />

des Kreises mischen, so groß auch mein Wunsch ist, mich Ihnen<br />

verbindlich zu machen. Sie haben sehr Wohl daran gethan,<br />

sich an Sr. Excellenz Herrn Marschall Davoust zu wenden, aber<br />

ich habe Ursache zu glauben, daß selbst er nicht im Stande<br />

sein wird, Ihre Wünsche Zu erfüllen, bevor Se. Hoheit <strong>der</strong><br />

Vice-Konnetable nicht die Streitigkeiten gehoben haben wird,<br />

welche zwischen dem 3. und 4. Armeecorps wegen Occupation<br />

<strong>der</strong> Ncumark obwalten. — Ein ähnliches Schreiben sandte Sa-<br />

batier: <strong>der</strong> Kreis möchte nur Proben von seinem guten Willen<br />

geben, nur dann würde ein Gesuch an Marschall Davoust Er-<br />

folg haben. Briesen schrieb nun an den Marschall Soult in<br />

Stettin und bat ihn, dem Kreise die Requisition an das dortige La-<br />

zareth zu erlassen, zumal auch <strong>der</strong> General Milet eine große<br />

Narurallicferung nach Dramburg und Falkenburg ausgeschrieben<br />

habe. Wirklich wurden am 29. Februar 1000 Schffl. Hafer,<br />

50 Ctr. Heu, 50 Schock Stroh nach Dramburg geliefert.


262 Dr. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

Aber unterm 11. Februar for<strong>der</strong>te Le Noble noch einmal den<br />

Landrath auf,, die betreffende Requisition zu leisten und einen<br />

abfchriftlichen Befehl des Marschalls Soult einzuschicken. Aus<br />

Wunsch des Landraths wurde nun in Stettin zunächst ein<br />

Kontrakt mit dortigen Händlern (Dreyfuß u. a.) geschlossen,<br />

die für 10000 Mr. die betreffenden Artikel liefern sollten. Es<br />

wurde stipulirt, die Lieferung sollte in drei Raten wie die<br />

Bezahlung erfolgen und die erste Lieferung verpflichte noch<br />

nicht zur Abnahme des Ganzen. Man hoffte, daß, wenn V^<br />

geliefert worden wäre, die übrigen ^/3 erlassen würden.<br />

Es waren von Le Noble gefor<strong>der</strong>t worden:<br />

1. Zur Etablirung eines Reserve-Magazins:<br />

Roggen 50 Ctr. Branntwein 500 Pintes<br />

Trocken Gemüse 4 „ Weinessig 200 „<br />

Vi^ndo 8ur pisä 100 Ctr.<br />

2. An Utensilien und Fournitures zur Etablirung eines<br />

Hospitals für 50 Mann:<br />

Bettstellen<br />

Strohsäcke<br />

Kopfkissen<br />

Matratzen<br />

Wollene Decken<br />

Laken<br />

Hemden<br />

Nachtkappen<br />

Wollene Mützen<br />

50<br />

50<br />

50<br />

50<br />

100<br />

150<br />

150<br />

100<br />

100<br />

(>Hpot.t68 de 83.16 50<br />

Schürzen<br />

Berbandleinwand<br />

Brod<br />

Fleisch<br />

Wein<br />

Reis<br />

32<br />

333<br />

Stück<br />

„<br />

„<br />

Paar<br />

„<br />

Stück<br />

„<br />

Ellen<br />

3. An ä6iii'663 zum Hospital.<br />

9000<br />

12000<br />

1200<br />

283<br />

Gebackene Pflaumen 354<br />

Essig zum Räuchern 90<br />

Pst.<br />

Liter<br />

Pfd.<br />

Liter<br />

Leinwand zu Kompressen<br />

90<br />

Leinwand zu Charpie<br />

200<br />

Nt>011^)68<br />

Krücken<br />

Hölzerne Füße<br />

Schienen<br />

Reifen<br />

Leinwand zu Todtenlaken<br />

Brennöl<br />

Lichte<br />

Seife<br />

Baumwolle zu Docht<br />

Holzkohlen<br />

Lagerstroh<br />

66<br />

13<br />

3<br />

13<br />

6<br />

50<br />

40<br />

40<br />

40<br />

10<br />

40<br />

40<br />

Ellen<br />

Paar<br />

„<br />

Stück<br />

//<br />

Ellen<br />

Pjd.<br />

„<br />

Ctr.


während des Krieges 1806—12. 283<br />

Obwohl <strong>der</strong> General Le Noble am 30. Mai unter Androhung<br />

von Execution befiehlt, <strong>der</strong> Requisition zu genügen und<br />

am 30. Juni <strong>der</strong> pommcrsche Civil-Kommissar v. Vorgstede<br />

schreibt, daß die Lieferung nach Stettin vom dortigen Kreise<br />

nicht abzuwenden sei, so scheint doch nicht die ganze Lieferung<br />

realisirt worden und nur die ä6ni-668 abgeliefert zu sein.<br />

Allerdings lagen im Sommer Executionstruppen im Kreife und<br />

Briesen schreibt, daß er 67 <strong>der</strong> besten Ochsen abgeliefert habe,<br />

wobei er hinzufügt: „Es ist unverantwortlich, wie <strong>der</strong> Kreis<br />

ausgesogen wird." Doch scheinen diese nach Dramburg und<br />

Falkenburg geliefert worden zu sein, wie auch die nächste große<br />

Lieferung nach Dramburg geleistet wurde. Im September<br />

und October 1808 wurden ins Magazin zu Dramburg geliefert:<br />

481 Ctr. Weizen, welche gekauft werden mußten, 40 Ctr. Hülsenfrüchte,<br />

4816 Schffl. Hafer, 33 Ctr. Salz, 41 Ctr. Fleisch,<br />

880 Liter Weinessig, 1445 Ctr. Heu, 433 Ctr. Stroh.<br />

Während noch die Verhandlungen über die Le Noble'sche<br />

Requisition schwebten, traf am 19. April wie<strong>der</strong> ein Monitorium<br />

<strong>der</strong> neumärkischen Kammer an den Magistrat ein, den fälligen<br />

monatlichen Betrag von <strong>der</strong> Kontribution zu entrichten.<br />

Dieses Monitorium wurde am 15. Mai dahin verschärft,<br />

daß die am Orte befindliche Garnison in Executions-Einquartierung<br />

verwandelt werden sollte, die auf Kosten <strong>der</strong>jenigen<br />

leben sollte, die ihre Beiträge noch rückständig seien. Darauf<br />

versammelte <strong>der</strong> Bürgermeister die Viertels- nnd Altersmänner<br />

am 4. Juni, um zu berathen, wie <strong>der</strong> Noth abzuhelfen sei,<br />

denn durch Anleihe und Repartition sei nichts mehr zu erhalten.<br />

Viertels- und Altersmänner erklären hierauf, daß es<br />

bei dem besten Willen eine wahre Unmöglichkeit sei, daß die<br />

hiesige Bürgerschaft dasjenige abtragen könne, was sie nach<br />

<strong>der</strong> gemachten und ihnen schon mehrmals vorgelegten Repartition<br />

aufbringen sollten. Bekanntlich hätten sie aus ihrer<br />

Mitte schon Deputirte hin und wie<strong>der</strong> abgeschickt, um Gel<strong>der</strong><br />

für die Stadt zu negociiren, allein alles wäre umsonst gewesen,<br />

und <strong>der</strong> unglückliche Zilstand <strong>der</strong> Bürgerschaft wäre dadurch noch<br />

schrecklicher geworden, da die Stadt nicht allein sehr stark


284 Nr. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

bequartiert, son<strong>der</strong>n auch ein Lazareth sämmtlicher Kranken<br />

des 10. Dragonerregiments etablirt wäre, welches wöchentlich<br />

an 100 Thl. koste, nicht Zu gedenken, daß die Verpflegung<br />

<strong>der</strong> hier befindlichen Officiere täglich 14 Thl. We; hierzu<br />

kämen noch täglich Truppendurchmärsche, welche immer einquartiert<br />

und von Bürgern verpflegt werden müßten. Für<br />

Geld wäre nichts mehr zu bekommen, wenn auch hin und<br />

wie<strong>der</strong> ein Scheffel Gerste o<strong>der</strong> Roggen zu haben wäre, so<br />

koste ersterer schon 10 Thl. und letzterer 6 Thl. Die Einwohner<br />

litten selbst Mangel, wie Schatten schlichen sie umher<br />

und vor Hunger stürzten sie nie<strong>der</strong>, daher müßte die Stadt<br />

sich ihrem unglücklichen Schicksal überlassen. Dies wird zu<br />

Protokoll genommen und niit einem bestätigenden Begleitschreiben<br />

des Magistrats an die königl. Kammer abgesandt.<br />

Um wenigstens einige Lasten zu verringern, macht <strong>der</strong><br />

Bürgermeister eine sehr bewegte Eingabe an das königl.<br />

pommersche und neumärkische General-Civil-Commissariai in<br />

Stettin unter dem 9. Juni wegen Verlegung <strong>der</strong> Militärstraße.<br />

Nachdem er die Noth und das Elend <strong>der</strong> Stadt<br />

geschil<strong>der</strong>t, auch den Mißwachs auf Feld und Wiesen erwähnt<br />

hat, fährt er fort: Schon über 11 Monate hat die hiesige<br />

Stadt das größte Nebel <strong>der</strong> Militärstraße empfunden, welches<br />

schon mehrere Einwohner aus ihren Häusern vertrieben hat,<br />

und wenn diese nicht bald verlegt wird, den gänzlichen Ruin<br />

unserer armen Stadt zur Folge haben wird. Wir haben<br />

uns in Gemeinschaft mit dem Kreislandrath dieserhalb an den<br />

französischen Intendanten <strong>der</strong> Provinz und den Herrn Feldmarschall<br />

Soult gewandt, denen das grenzenlose Elend des<br />

Ortes geschil<strong>der</strong>t, von ihnen aber zur Antwort erhalten: die<br />

Verlegung <strong>der</strong> Militärstraße sei lediglich die Sache <strong>der</strong> preußischen<br />

Behörde. Bis zum Monat December vorigen Jahres war<br />

die Militärstraße nicht bloß durch den hiesigen Ort und Kreis,<br />

son<strong>der</strong>n auch durch den dramburgschen Kreis und über Cörlin,<br />

Pinnow, Plathe und Naugard gelegt. Die im vorigen Herbst<br />

im fürstenthumschen Kreise ausgebrochene, seit 7 Monaten aber<br />

nicht mehr existirende Viehseuche diente zum Vorwande, die


während des Krieges 1806—12. 285<br />

Militärstraße von Velgard aus allein durch den schivelbeinschen<br />

Kreis über Regenwalde gehen zu lassen. Seit dieser Zeit ist<br />

unsere Stadt fast täglich mit Truppen und Pferden, die von<br />

Belgard nach Regenwalde und von Regenwalde nach Belgard<br />

hier zusammentreffen, so sehr überschwemmt, daß es nicht<br />

mehr möglich ist, die erfor<strong>der</strong>lichen Lebensmittel und Fourage,<br />

noch die Vorspannpferde zu beschaffen. Unverhältnißmäßige<br />

starke Fouragelieferungen in die Magazine des Generals Milet<br />

zu Falkenburg und Dramburg, zweimonatliches Cantonnement<br />

einer Escadron Dragoner vom 10. Regiment, die Unterhaltung<br />

eines Executions-Commandos wegen abermaliger vom General<br />

Milet gefor<strong>der</strong>ter und durchaus nicht mehr zu beschaffen<strong>der</strong><br />

Fourage haben den Kreis und die Stadt an allen Lebensmitteln<br />

und Fourage <strong>der</strong>gestalt erschöpft, daß so wenig die Bedürfnisse <strong>der</strong><br />

cantonirenden Dragoner-Escadron als die <strong>der</strong> durchmarschirenden<br />

Truppen ferner beschafft werden können, und es haben<br />

daher seit einigen Tagen, da das platte Land gänzlich aufgehört<br />

hat, <strong>der</strong> Stadt Hülfslieferung zu leisten, schon die<br />

hiesigen wenigen Wiesen abgemäht werden müssen. Wir bitten<br />

daher unterthänigst, die Militärstraße von unserer schon gänzlich<br />

ruimrten Stadt so schleunig als möglich verlegen und<br />

den Abmarsch wenigstens einer Compagnie von den hier im<br />

Kreise cantonirenden Dragonern bei dem Marschall Soult<br />

huldreichst bewirken zu lassen. Dies letztere steht um so mehr<br />

zu hoffen, als <strong>der</strong> Herr Marschall bereits dem Landrath v.<br />

Briesen die Versicherung ertheilt hat, daß eine Compagnie<br />

von <strong>der</strong> hier cantonirenden Dragoner-Escadron aus dem hiesigen<br />

Kreise gezogen werden sollte, und <strong>der</strong> dieserhalb von dem<br />

Herrn Marschall erlassene Befehl nur wegen einer zwischen<br />

den beiden Generalen Milet zu Falkenburg und Carrier zu<br />

Cöslin obwaltenden MißHelligkeit noch unbefolgt bleibt. Im<br />

August rückten die Dragoner aus. Auch <strong>der</strong> Landrath versucht<br />

alles Mögliche, um die Verlegung <strong>der</strong> Militärstraße zu<br />

bewirken. Endlich genehmigte am 15. October <strong>der</strong> Herzog<br />

von Dalmatien, daß die Militärstraße von Danzig nach Stettin<br />

über Schivelbein ginge, die von Stettin nach Danzig über<br />

Cörlin, Plathe, Naugard verlegt werde.


286<br />

r. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

Wirklich scheint in <strong>der</strong> ganzen Provinz Neumark die<br />

Noth den höchsten Gipfel erreicht zu haben, denn <strong>der</strong> Intendant<br />

Sabatier ließ einen genauen Nachweis von dem in <strong>der</strong><br />

Provinz vorhandenen Weizen, Roggen, Gerste, Heu und Stroh<br />

aufnehmen. Auch die Zahl <strong>der</strong> Pferde und des Hornviehs<br />

mußte angegeben werden, und wie viel Getreide für Menschen<br />

und Vieh bis zur nächsten Ernte erfor<strong>der</strong>lich wäre. Dies<br />

sollte geschehen, um die von Uebelgesinnten verbreiteten Besorgnisse<br />

wegen des Zustandes <strong>der</strong> hiesigen Provinz zu heben<br />

(HU/ii 63t I1I-A6Qt äs i^ire 068361' 168 CI-3>ÌQt68, HU6 13,<br />

ma.1v6i1i3.Q06 86 pl3.it 3, r6MQäi-6 8Ul I3. Situation äo<br />

I3, ?l0vinc6) und die Mittel kennen zu lernen, welche zur<br />

Subsistenz <strong>der</strong> Einwohner sowohl als <strong>der</strong> cantonirenden Truppen<br />

vorhanden sind. Diese Liste wurde angefertigt, amtlich bescheinigt<br />

und dem Intendanten am 15. Juni zugeschickt. Wir<br />

geben dieselbe:<br />

Provinz Neumark.<br />

Kreis Schivelbein.<br />

Stadt Schivelbein.<br />

Nachweisung <strong>der</strong> am 1. Juni 1808 bei sämmtlichen Einwohnern<br />

<strong>der</strong> Stadt vorhandenen wie auch zum Unterhalte<br />

<strong>der</strong> hiesigen Einwohner und <strong>der</strong> daselbst befindlichen Pferde<br />

und des Hornviehs erfor<strong>der</strong>lichen Lebensmittel und Futters.<br />

ZA<br />

werden<br />

in <strong>der</strong> Anlageangeführt.<br />

FZ<br />

1513<br />

Anzahl<br />

107 ! 305<br />

.^?<br />

V<br />

6 49<br />

Sch. Sch.<br />

Vorhanden<br />

ist am 1. Iun 1 an<br />

15'/2<br />

Sch.<br />

2<br />

Ctr.<br />

I<br />

3<br />

a sci<br />

18<br />

Sch. Sch.<br />

20<br />

Bd.<br />

ist<br />

V<br />

80<br />

Sch.<br />

Erfor<strong>der</strong>lick<br />

bis znr nächsten Ernte.<br />

637 411<br />

Sch. Sch.<br />

14<br />

Ctr. Sch.<br />

afci<br />

6?<br />

137<br />

Sch.<br />

Darauf bot <strong>der</strong> Intendant, um diefen Mangel zu heben,<br />

die in dem französischen Magazin zu Cüstrin befindlichen Vorräthe<br />

von Korn an, unter <strong>der</strong> Bedingung, daß solche nach<br />

<strong>der</strong> Ernte in U3.tur3. wie<strong>der</strong> zurückerstattet würden. Der<br />

hiesige Magistrat lehnte aber das Anerbieten dankend ab, da


während des Krieges 1806-12. 287<br />

<strong>der</strong> Transport von dem 19 Meilen weiten Cüstrin zu kost-<br />

spielig sein würde, und es deshalb für die nothleidenden Ein-<br />

wohner besser wäre, aus den benachbarten pommerschen Städten<br />

das Getreide wie bisher metzenweise zusammen zu kaufen.<br />

Zu gleicher Zeit (24. Juni) wurde eine Verfügung <strong>der</strong><br />

neum. Kammer vom 28. Mai publicirt, wonach verboten wurde,<br />

Zug- o<strong>der</strong> Schlachtvieh aus <strong>der</strong> Neumark ins Ausland zu<br />

transportiren, danut es im Lande nicht an <strong>der</strong> nöthigen<br />

Subsistenz bei <strong>der</strong> starken in demselben cantonirenden Truppen-<br />

zahl fehlen möge. Von einer königl. Provinz in die an<strong>der</strong>e<br />

blieb jedoch die Exportation vor wie nach, doch aber nur auf<br />

landesobrigkeitliche Pässe, frei.<br />

Ebenso mußte <strong>der</strong> Landrath eine Tabelle von dem Vieh-<br />

stande des hiesigen Kreises aufnehmen, die aber lei<strong>der</strong> nicht<br />

bei den Akten ist; da aber die Berichte über Mangel des<br />

Unterhalts <strong>der</strong> Truppen auf französischer Seite nicht aufhörten,<br />

verlangte <strong>der</strong> Intendant Sabatier einen statistischen Nachweis<br />

von <strong>der</strong> Morgenzahl <strong>der</strong> besäeten und unbesäeten Fläche, von<br />

dem jährlichen Konsum und dem Ertrage des Bodens.<br />

Flächeninhalt <strong>der</strong> dieses Jahr in den Kreisen <strong>der</strong> Neumark<br />

Weizen.<br />

Morgen.<br />

Weizen.<br />

mit Getreide besäeten Län<strong>der</strong>eien:<br />

Kreis Schivelbein, September 1808.<br />

Größe <strong>der</strong> besäeten Län<strong>der</strong>eien.<br />

Roggen. Gerste.<br />

Morgen. Morgen.<br />

4781<br />

20 Fuß<br />

1028<br />

Hafer.<br />

Morgen.<br />

3200<br />

An<strong>der</strong>e Ge-<br />

treidearten.<br />

Morgen.<br />

2000<br />

Flächeninhalt <strong>der</strong> nicht besäten Län<strong>der</strong>eien.<br />

Roggen.<br />

Morgen.<br />

.568<br />

Gerste.<br />

Morgen.<br />

200<br />

Hafer.<br />

Morgen.<br />

987<br />

An<strong>der</strong>e Ge-<br />

treidearten.<br />

Morgen.<br />

225<br />

Summa.<br />

Morgen.<br />

11009<br />

20 Fuß<br />

Summa<br />

<strong>der</strong>unbesäten<br />

Ländcrcicn.<br />

Morgen.<br />

1980<br />

Muthmaßlicher Heugewinn 12000 Centner 80 Pfd.<br />

Muthmaßlicher Gewinn an Stroh 10800 Quintaux 90 Pfd.


268 Dr. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

Das Verhältniß zwischen Anssaat und Körnerertrag ist<br />

gewöhnlich:<br />

Roggen zum 4. Korn<br />

Gerste „ 4. „<br />

Hafer „ 6. „<br />

An<strong>der</strong>e Getreidelten ,, 4. „<br />

Weizen.<br />

Quintaux.<br />

260<br />

Weizen.<br />

eizen.<br />

Die jährliche Konsumtion beträgt:<br />

Roggen.<br />

Quintaux.<br />

5740<br />

Gerste. Hafer.<br />

Quintaux. ! Scheffel.<br />

3l00 8900<br />

Wie viel an Getreide ausgesät worden:<br />

Roggen.<br />

Quintaux.<br />

2346<br />

Gerste.<br />

Quintaux.<br />

1240<br />

Ertrag <strong>der</strong> diesjä'<br />

Roggen. ! Gerste.<br />

Quintaux. Quintaux.<br />

7038 2480<br />

Hafer.<br />

Scheffel.<br />

3980<br />

rigen Ernte.<br />

Hafer.<br />

Scheffel.<br />

11940<br />

An<strong>der</strong>e<br />

Getreidearten.<br />

Quintaux.<br />

5900<br />

An<strong>der</strong>e<br />

Getreidearten.<br />

Quintaux.<br />

2850<br />

An<strong>der</strong>e Arten.<br />

5700<br />

Inzwischen war auch die am 4. Juni vom Magistrat,<br />

Alters- und Viertelsmänner an die Kammer gerichtete Vorstellung<br />

zurückgekommen (am 6. Juli) mit dem Bescheid, daß<br />

die königl. Kammer wohl Mitleid habe mit <strong>der</strong> traurigen<br />

Lage <strong>der</strong> Einwohnerschaft, daß es aber in ihrer Macht nicht<br />

stehe, von <strong>der</strong> Stadt die Execution abzuwenden, wenn felbige<br />

mit Abtragung ihrer<br />

und den Landesschulden-Zinsen im Rückstande ^bliebe. Daher<br />

beschließen die städtischen Behörden, durch die Noth gezwungen,<br />

noch einmal eine Repartition vorzunehmen nach dem Werthe<br />

<strong>der</strong> Grundstücke, die Summe, die eingezogen werden sollte,<br />

auf 3000 Thl. zu fixiren und einem jeden, was er bezahlen<br />

sollte, bekannt zu machen. Da die Regierung eine genane<br />

Nachweisung <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Stadt contrahirten Schulden ver-


während des Krieges 1806-12. 289<br />

langt, wird eine genaue Liste (12. Juli 1808) verfertigt.<br />

Darnach hat die Stadt im Jahre 180? sich 5330 Thl. in<br />

kleineren Summeu von 100 und 200 Thl. geborgt, auch eine<br />

Zwangsanleihe von einem wohlhabenden Bürger (im Netrage<br />

von 1347 Thl.) aufgenommen. Diefe Summe war nur zur<br />

Kontribution und Kriegszwecken verwandt worden. Das Einzelne<br />

übergehen wir, nur die Kosten, welche die französischen Offieiere<br />

<strong>der</strong> Stadt gemacht haben, wollen wir präcisiren.<br />

1. An dei: kaiserlich franz. Kürassier-General<br />

St. Germain an Tafelgel<strong>der</strong>n. . . .750 Thl. 8 gr.<br />

2. Den beiden Kürassier-Wachtmeistern an<br />

Weingel<strong>der</strong>n 88 „ 8 „<br />

3. Nn den Oberst Montmarie und dessen Adjutanten<br />

Dämonisch an Douceur-Gel<strong>der</strong>n 100 „<br />

4. An den Lieut. Godfrain vom 10. Tragonerregiment<br />

Tafelgel<strong>der</strong> auf 10 Tage<br />

^ 3 Thl 30 „<br />

5. An den Lieutenant Ronstett vom 3. Dragonerregiment<br />

auf 3 Tage ^ 2 Thl. . 6 „<br />

6. An den Lieut. Biber von dem baierschen<br />

Executionscommando 50 „<br />

7. An den Capitän de Lascourt vom 11. Dragonerregiment<br />

für eine angeblich entwandte<br />

Dragoner-Montiruug 27 „<br />

In Summa 1051 Thl. 16 gr.<br />

Am 17. Juli fandte <strong>der</strong> Magistrat ein Faß mit Geld<br />

nach Cüstrin, 596 Thl. 6 gr. enthaltend, und zwar 286 Thl.<br />

6 gr. für Zinsen und 310 Thl. abschläglich für die bis 1. März<br />

restirenden 1858 Thl. 22 gr. Es ist vielleicht nicht überflüssig,<br />

zu bemerken, daß bei allen diesen Einzahlungen Courant und<br />

Münze unterschieden wurde. Daher wurde bei je<strong>der</strong> Bezahlung<br />

ein Sortenzettel mitgegeben. Bei Scheidemünze wurde<br />

<strong>der</strong> Thl. zi; 36 gr. gerechnet. Am 26. Juli konnten wie<strong>der</strong><br />

300 Thl. eingesandt werden.<br />

Es würde zu weit führen, jede einzelne Auffor<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Kammer, die fogar Befehl giebt, bis zur schärfsten Pfän-


290 Dl. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

düng zu schreiten, zu erwähnen; nur die Hauptepifoden follen<br />

hervorgehoben werden.<br />

Bis zum 1. Sept. war die Stadt wie<strong>der</strong> mit 6334 Thl.<br />

im Rückstände^). Am 7. Nov. wurde die Stadt aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

278 Thl. Zinsen zu bezahlen und zugleich verheißen, daß bei<br />

<strong>der</strong> bevorstehenden Räumung <strong>der</strong> Provinz von fremden Truppen<br />

die Lasten <strong>der</strong>selben wesenlich erleichtert würden, da nur die<br />

Unterhaltung <strong>der</strong> Besatzung in Cüstrin ihr zu Last bliebe. Doch<br />

für Schivelbein wurde die Last nicht erleichtert. Wie<strong>der</strong> bittet<br />

<strong>der</strong> Magistrat fowohl die neumärkische Kammer als auch das<br />

General-Civil-Commissariat in zwei umfangreichen Eingaben<br />

um Verlegung <strong>der</strong> Militärstraße, die Ursache des größten Leidens<br />

und Hungerns für die Einwohner. Alle Tage Durchmärsche:<br />

so am 12. Nov. wie<strong>der</strong> 1 Oberst, 2 Capitane, 4 Ofsiciere,<br />

2 Wachtmeister, 124 Mann und 140 Pferde; in den benachbarten<br />

Dörfern lagen auch 234 Mann. Ja die Hoffnung <strong>der</strong><br />

Einwohner, daß durch die günstiger werdenden politischen Ereignisse<br />

die Stadt von den Einquartierunglasten befreit werden<br />

würde, wurde gänzlich zuschanden, denn am 16. Nov. rückte<br />

ein sogenanntes Correspondenz-Commando bestehend aus 5 Mann<br />

vom 16. Regiment HH886111' 3, 0I16V2.I zum bleibenden Aufenthalt<br />

ein. Denn nach <strong>der</strong> am 5. Nov. zwischen <strong>der</strong> französischen<br />

und preußischen Regierung geschlossenen Convention<br />

sollten in bestimmten, an den Militärstraßen gelegenen Städten<br />

franz. Commandos, die von <strong>der</strong> Preußischen Regierung verpflegt<br />

wurden, zur Erleichterung <strong>der</strong> Korrespondenz, einquartiert werden.<br />

^) Aus dieser Zeit befindet sich bei den Akten ein französisches<br />

Schreiben von Sabatier; er übersendet dem Magistrat zwei Exemplare<br />

des Briefes an „Herrn Stein" mit dem Befehl, diesen die größte Verbreitung<br />

zu geben. Es sind zwei Exemplare des Telegraph vom 19.<br />

Sept. 1808. In demselben ist eine Stelle aus dem Moniteur abgedruckt,<br />

in <strong>der</strong> angegeben wird, auf welche Weise Steins Brief in französische<br />

Hände gelangte und die mit den Worten schließt: Man wird<br />

den König von Preußen bedauern, Minister zu haben, die ebenso uu«<br />

geschickt als ver<strong>der</strong>bt sind. Dann wird <strong>der</strong> Brief Steins vom 15. Aug.<br />

an den Fürsten von Sain-Wittgenstein satzweise abgedruckt uud glossirt.<br />

Bekanntlich trug dieser Brief wesentlich znm Sturze Steins bei.


während des Krieges 1806—12. 291<br />

Der Magistrat berechnet die monatliche Verpstegnng dieses Commandos<br />

aus 300 Thl.; wie sich später herausstellte, übernahm<br />

die ganze Provinz die Verpflegung. Nach <strong>der</strong> am 5. Nov.<br />

abgeschlossenen Convention blieben außerdem noch in Cüstrin<br />

französische Truppen. Zur Verpflegung dieser mußten die<br />

Städte und Kreise Naturallieferungen leisten. Der Antheil <strong>der</strong><br />

Stadt Schivelbein betrug 36 Centner 80 Pfd. Heu, 30 Ctr.<br />

30 Pfd. Stroh, 152 doÌ86Hiix Hafer; alles sollte von erster<br />

Güte sein und ins Magazin zu Cüstrin abgeliefert werden.<br />

Am 15. November berechnet <strong>der</strong> Magistrat die Kriegslasten<br />

<strong>der</strong> Stadt auf 51872 Thl. und reichte diese Berechnung<br />

<strong>der</strong> Kammer ein.<br />

General-Liquidation<br />

von sämmtlichen Kriegskosten, welche von den französischen<br />

Truppen <strong>der</strong> Stadt Schivelbein vom 8. November 1806 bis<br />

3. November 1808 verursacht worden sind.<br />

1. An Natural-Fouragelieferungen laut beson<strong>der</strong>er<br />

Liquidation 4792 Thl. 18 gr.<br />

2. An Requisitionen aller Art . . . . 2852 „ 3 „<br />

3. An Einquartierung^ und Verpflegungskosten<br />

für die durchmarschirenden und<br />

hier in Cantonnirung gestandenen französischen<br />

Truppen laut beson<strong>der</strong>er Liquidation<br />

37859 „ 19 „<br />

4. Für geleisteten Vorspann und hergegebene<br />

Reitpferde 2049 „ 14 „<br />

5. VerlorengegangenesWagen-undReitzeug 25 „<br />

6. Bezahlte Kontribution und Landeszinsen 4032 „ 12 „<br />

7. Einzelne Erpressungen 260 „ 22 „<br />

51872 Th. 18 gr.


292 Dr. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

Auszug<br />

aus <strong>der</strong> Nachweisuug dessen, was die Kreise und Städte <strong>der</strong><br />

Provinz Neumark Zu den Wechseldeckungen bei den Berlinschen<br />

Banquiers und zu den übrigen nachgenannten Ausschreibungen<br />

zu bezahlen, was sie darauf berichtigt haben und was sie bis<br />

zum 1. November 1808 in Rückstand verblieben sind.<br />

Der wohllöbliche Kreis Schivelbein.<br />

Es soll bezahlt werden:<br />

Es ist bezahlt:<br />

a) Wegen <strong>der</strong> Wechseldeckungen<br />

b) Wegen des Lieferanten Hu<strong>der</strong><br />

o) Wegen <strong>der</strong> Kavalleriepferde.<br />

6) Wegen <strong>der</strong> Trainpferde .<br />

6) Wegen <strong>der</strong> Landeszinsen<br />

t) Wegen <strong>der</strong> Transportkosten.<br />

Th. gr.<br />

27481 6<br />

1891 18<br />

1921 17<br />

411 5<br />

1744 5<br />

60 18<br />

33510 23<br />

Th. gr.<br />

3896 11<br />

1744 5<br />

60 18<br />

5701 18<br />

bleibt Rest 27809 Th. 12 gr.<br />

Auf dem Landtage in Cnstrin versprach <strong>der</strong> Landrath<br />

binnen drei Wochen 7000 Thaler zu bezahlen, da die Gebrü<strong>der</strong><br />

Salomon Moses Lewy Erben, Gebrü<strong>der</strong> Benecke und Schickler<br />

gedroht hatten, die Papiere <strong>der</strong> Provinz zu verkaufen, wenn<br />

nicht binnen 14 Tagen bedeutende Zahlungen einliefen. Bis<br />

zum Juli 1809 hatte <strong>der</strong> Kreis eine bedeuteude Summe abbezahlt,<br />

wie aus folgen<strong>der</strong> Berechnung hervorgeht.<br />

Königsberg, den 10. Juli 1809.<br />

Schivelbeiner Kreis<br />

soll zahlen<br />

Th. gr.<br />

27487 6<br />

4987<br />

1891<br />

1981<br />

411<br />

60<br />

36754<br />

11<br />

18<br />

17<br />

5<br />

18<br />

6<br />

An Wechselbeiträgen zu den<br />

41/2 Millionen Franks .<br />

An Landeszinsen<br />

Wegen Befriedigung des<br />

Lieferanten Hu<strong>der</strong>. . .<br />

Wegen <strong>der</strong> Lieferung von<br />

250 Kavalleriepferdeu .<br />

Wegen <strong>der</strong> gelief. Trainpferde<br />

An Beiträgen zn den<br />

Wassertransportkosten .<br />

hat gezahlt restiert<br />

Th. Th. gr-<br />

13276<br />

4987<br />

—<br />

—<br />

60<br />

18324<br />

12<br />

12<br />

18<br />

18<br />

14204<br />

—<br />

1891<br />

1921<br />

411<br />

—<br />

18429<br />

18<br />

18<br />

14<br />

5<br />

11


während des Krieges 1806—12. 293<br />

Am 18. Nov. endlich wurde die französische Administration<br />

aufgehoben und die Verwaltung <strong>der</strong> Kassen den preußischen Be-<br />

hörden übergeben; die königl. Kammer hoffte, daß dieser Beweis<br />

<strong>der</strong> sich glücklich verän<strong>der</strong>ten Verhältnisse dem Lande zur Auf-<br />

munterung dienen werde.<br />

Doch wie vorsichtig die preußische Regierung sein mußte,<br />

um nicht den Zorn des französischen Imperators zu reizen,<br />

geht aus den wie<strong>der</strong>holten Befehlen <strong>der</strong> Kammer hervor, ja<br />

die fünf bis fechs Mann vom Correspondenz-Piket gut zu be-<br />

handeln. Bei schwerster Verantwortlichkeit wird dem Magistrat<br />

befohlen, jede Gelegenheit zu beseitigen, wodurch den Truppen<br />

Unannehmlichkeiten erwachsen könnten; vielmehr mit aller Sorg-<br />

falt Maßregeln zu treffen, daß sie freundschaftlich und so be-<br />

handelt würden, daß überall keine Beschwerden vorkämen. Für<br />

die Verpflegung eines Pferdes mußten täglich 2/3 Schffl. Hafer,<br />

10 Pfd. Stroh und 15 Pfd. Heu geliefert werden; für die<br />

Verpflegung eines Mannes täglich ^/4 Pfd. Fleisch, 1^/2 Pfd.<br />

Brod; 1^/4 Pfd. Suppenbrod in drei Tagen, einen Tag eine<br />

Unze Reis und zwei Tage zwei Unzen Crbsen, täglich ^/30 Psd.<br />

Salz und von vier Tagen einen Tag ^4 Litre Wein, einen<br />

Tag l/2 Litre Bier, einen Tag ^/10 Litre Branntwein, einen<br />

Tag l/20 Litre Weinessig.<br />

Auch wegen <strong>der</strong> Naturallieferungen zum approvisionO-<br />

N6Qt äo 8i(5F6 nach Cüstrin fanden noch manche Weitläufig-<br />

keiten statt; nach vielen Verhandlungen beauftragt <strong>der</strong> Magi-<br />

strat den Kammerkalkulator Preiß in Cüstrin, dort die aufer-<br />

legte Quantität Hafer, Stroh und Heu zu kaufen und ins<br />

Magazin abzuliefern. Für einen Scheffel Hafer wird 1 Thlr.<br />

6 gr. Courant, für einen Centner Heu 19 gr. und für ein<br />

Schock Stroh 6 Thlr. 12 gr. Courant bezahlt.<br />

Bis zum 1. Dec. 1808 war die Stadt mit 8923 Thlr.<br />

23 gr. im Rückstande, außerdem mußten noch 1040 Thlr.<br />

10 gr. für rückständige Zinsen, Lazareth und Verpflegungs-<br />

gel<strong>der</strong> gezahlt werden. Durch die schlechten Einzahlungen<br />

wurden die Schulden <strong>der</strong> Provinz und <strong>der</strong> Städte immer<br />

großer. So kostete, nach einem Bericht des Comites Zur Re-


294 Dr. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbem<br />

gulirung <strong>der</strong> Kriegsschulden, die Schuld bei den berliner Banquiers<br />

<strong>der</strong> Provinz täglich 224 Thlr. Zinsen.<br />

In dieser Zeit machte eine Räuberbande von 120—130<br />

Mann unter Anführung eines verabschiedeten Dragoners Carl<br />

Koller, vom Regiment Prinz Wilhelm, auf dessen Rücken noch<br />

die Spuren des Spießruthenlaufens sichtbar waren, die Gegend<br />

unsicher. Ein Theil dieser Bande sollte bei Rostin in <strong>der</strong> Neumark<br />

und ein Theil in Pommern bei Colberg vertheilt sein.<br />

Die Behörden sollten auf diese Räuberbande forgfältig vigiliren<br />

und falls sie sich betreten ließe, sofort Anzeige machen.<br />

Doch einen freudenreichen Tag hat die Stadt Schivelbem,<br />

ehe das Jahr zur Neige ging. Es war <strong>der</strong> 29. December.<br />

Ich lasse den hübschen Bericht des Bürgermeisters Brewing<br />

darüber folgen: Gestern war für uns <strong>der</strong> unvergeßliche Tag,<br />

wo wir nach so viel erlittenen Drangsalen wie<strong>der</strong> die ersten<br />

vaterländischen Truppen, eine Eskadron Husaren von Blücher,<br />

in unsere Stadt einrücken sahen. Diese braven Krieger, geführt<br />

von ihrem bie<strong>der</strong>n und menschenfreundlichen Chef, Herrn<br />

Major v. Wolti, wurden schon auf <strong>der</strong> hiesigen Kreisgrenze jenseits<br />

des Dorfes Nelep von dem hiesigen Postwärter mit blasenden<br />

Postillons empfangen, und hiernächst von einer Deputation des<br />

Magistrats auf <strong>der</strong> eine halbe Meile von hier entlegenen Beustriner<br />

Mühle, als <strong>der</strong> Grenze unserer Stadtfeldmark, begrüßt und mit<br />

warmeni Frühstück bewirthet. Von hier wurden sie von <strong>der</strong> gedachten<br />

Deputation unter Vorreitung blasen<strong>der</strong> Postillons zur Stadt<br />

geführt. Vor dem Thore zwischen den Gärten empfing sie die aufmarschierte<br />

Schützengilde mit klingendem Spiel und fliegen<strong>der</strong><br />

Fahne unter dem mehrfach wie<strong>der</strong>holten Ausruf: Es lebe <strong>der</strong><br />

König! Die Schützengilde ließ das Militär durch ihre Reihen<br />

Passiren, schloß sich dann demselben an, und so ging <strong>der</strong> Zug<br />

unter dem Geläute <strong>der</strong> Glocken und dem lautesten Jubel <strong>der</strong><br />

patriotischen Bürger bis auf den Markt, woselbst vor dem<br />

Rathhause <strong>der</strong> Magistrat und die Geistlichkeit die Eskadron<br />

feierlich bewillkommnete, bei welcher Gelegenheit <strong>der</strong> Herr Superintendent<br />

Beneckendorff in einer passenden kurzen Anrede alle<br />

Anwesenden durch die Erinnerung an die traurige Bergangen-


während des Krieges 1806—12. 295<br />

heit und an die Gegenwart mit Hinblick auf eine frohe Zukunft<br />

bis zu Thränen rührte. Die Anrede wurde mit dem<br />

wie<strong>der</strong>holten Ausruf geschlossen: Es lebe <strong>der</strong> König! Es leben<br />

seine braven Krieger! Es lebe <strong>der</strong> General Blücher! welche hierauf<br />

<strong>der</strong> Herr Major v. Wolki mit ebenso vieler Herzlichkeit<br />

als Humanität mit Hinsicht auf die Eintracht des Militärund<br />

Nürgerstandes zum gemeinschaftlichen Wohl des Vaterlandes<br />

beantwortete. Die Truppen marschirten dann in<br />

Zügen ab und wurden in ihren Quartieren von den Bürgern<br />

mit Herzlichkeit empfangen und gut bewirthet. Um sich nach<br />

so vielen trüben, leidensvollen Tagen gemeinschaftlich zu freuen,<br />

hatte die Stadt in dem Gasthofe zum Prinz von Preußen<br />

einen Ball veranstaltet, zu welchem fämmtliche Herrn Officiere<br />

und die Wachtmeister eingeladen waren, und die Honorationen<br />

<strong>der</strong> Nachbarschaft im frohen Verein mit unserer guten Bürgerschaft<br />

theilnahmen. Neber <strong>der</strong> Hausthür des Gasthofes<br />

brannte ein Transparent, <strong>der</strong> Namenszug unseres vielgeliebten<br />

Monarchen, und <strong>der</strong> Tanzsaal selbst war gleichfalls mit<br />

einem Transparent verziert, welches die königliche Krone vorstellte<br />

mit <strong>der</strong> Umschrift: Vivat Friedrich Wilhelm III. Dies<br />

patriotische Fest dauerte bis heute Morgen. Gegen 9 Uhr<br />

marschirten die Truppen von hier nach Dramburg, in die für<br />

sie bestimmte Garnison. Die Schützengilde paradirte abermals<br />

und ließ sie zwischen <strong>der</strong> formirten Chaine wie<strong>der</strong> aus<br />

<strong>der</strong> Stadt Passiren. Eine Deputation des Magistrats begleitete<br />

unsere vaterländischen Krieger auf ihrem Marsche nach<br />

Dramburg bis zur Grenze des Stadtgebiets, und je<strong>der</strong> mit<br />

brandenburgijchem Bie<strong>der</strong>sinn beseelte Einwohner bewahrt das<br />

Andenken an den menschenfreundlichen Major Wolki und die<br />

übrigen Herren Officiere in seinem Herzen und wünscht, daß<br />

sie mit unserer gutgemeinten Aufnahme so zufrieden sein mögen,<br />

als wir über ihre Anwesenheit hocherfreut waren.<br />

Durch die Güte des Herrn Pastor Uebe in Rützow ging<br />

mir ein Kirchenrechnungsbuch aus <strong>der</strong> Zeit von 1802—1810<br />

zu, in welchem <strong>der</strong> damalige Pastor von Rützow, Dennert,<br />

seine Erlebnisse mit den Franzosen, welche sich auf die Zeit<br />

Baltische Studien XXXH. 3. iH


296 Dr. Zechi in, Stadt und Kreis Schiuelbein<br />

von 1807 und 1808 beziehen, tagebuchartig auf anschauliche<br />

Weise schil<strong>der</strong>t. Was er durch die Franzosen erlitt, wie er<br />

durch die Einquartierung bedrückt wurde, das möge nachträglich<br />

hier noch mit seinen eigenen Worten einen Platz finden.<br />

Rützow, den 21. Mai 1807.<br />

Am 8. October 1806 ist unser Vaterland in einen höchst<br />

unseligen Krieg mit Frankreich begriffen, <strong>der</strong> für das preußische<br />

Haus mit <strong>der</strong> höchst unseligen Schlacht bei Jena und<br />

Auerstädt am 14. October 1806 begann. Man muß es den<br />

Geschichtsschreibern überlassen, alle Ursachen und Folgen dieses<br />

noch weit aussehenden Krieges und <strong>der</strong> unglücklichen Ereignisse<br />

in demselben den Nachkommen näher zu entwickeln; ich<br />

aber erzähle hier bloß, was die Pfarre betrifft. Schnell<br />

flohen die Preußen in bewun<strong>der</strong>nswerter Unordnung von <strong>der</strong><br />

Elbe bis jenseits <strong>der</strong> Weichsel nach Graudenz und eben so<br />

schnell folgten die Franzmänner unter Napoleons Anführung<br />

ihnen nach. Fast ohne Schuß ergab sich Festung auf Festung,<br />

allgemein war das Uebel, da keine Armee Magazine hatte<br />

und das ganze Land so schlecht mit Getreide versehen war.<br />

Geldmangel herrscht überall, <strong>der</strong> Handel stockt und die Gewerbe<br />

liegen. Eine .starke Contribution von 2^2 Millionen<br />

Thaler für die Neumark ward aufgelegt und negociirt, da<br />

niemand sie zu bezahlen vermag. Auch die Pfarrhufen sollen<br />

jede mit 58 Thl. 16 gr. 3 pf. belastet werden. Der hiesige<br />

Kreislandrath von Leckow zu Leckow communicirte <strong>der</strong> Geistlichkeit<br />

diese Entschließung <strong>der</strong> Kammer zu Cüstrin mit dem<br />

Ansinnen, uns am 13. März 1807 bei Herrn Superintendenten<br />

Beneckendorff zu versammeln und nur gleich unsere<br />

Kirchen- und Privatsiegel mitzubringen, damit wir eine gerichtliche<br />

Vollmacht behufs <strong>der</strong> Negociirung des Capitals ausstellen<br />

könnten. Wir hatten auch an gedachtem Tage eine Synodalversammlung,<br />

<strong>der</strong>en Beschlüsse dahin ausfielen, dem Herrn Landrath<br />

zu antworten, daß wir <strong>der</strong> Meinung wären, daß, da die<br />

Behörde vorbenannte Contribution auf die Hufen vertheilt<br />

habe, dieselbe höchst wahrscheinlich uns nicht habe dazu ziehen<br />

wollen, indem <strong>der</strong> geistliche Stand we<strong>der</strong> in dem genannten


während des Krieges 1806—12. 297<br />

Comitö zur Negociirung des Capitals noch auch in dem gedruckten<br />

Vollmachtsschema, das die Ritter, Grafen und Herren<br />

ausgestellt hatten, repräsentirt sei, ferner auch wir, ohne dazu<br />

autorisirt zu sein, keine gültige Vollmacht über Hufen ausstellen<br />

könnten, die nicht unser Eigenthum wären und die wir<br />

nur auf unsre Lebenszeit statt eines baaren Gehaltes besäßen,<br />

indem es in unserm Staate an einem öffentlichen Fond zu<br />

unserer Besoldung fehlte. Diefe Antwort ward auch dem Consistorio<br />

gemeldet und um dessen Resolution gebeten. Der Verfolg<br />

davon steht nun noch zu erwarten. Befreit werden aber<br />

die Geistlichen schwerlich von <strong>der</strong> Contribution. — 0<br />

0 rnorkg! Hno I-I.PÌ8 Narg Mos tui Z)i6ii08<br />

68t mii68 Hiiä^X) Ikud^dilior kuwm, 8i ot<br />

8tuä63.t! kini-3. aäMVHQt.6 O60 P08t iiH0.<br />

den 27. Mai 1807.<br />

(Im Auszuge). Die Antwort des Consistoriums lautete,<br />

daß die Geistlichen 83.1vo Mro die Contribution zahlen müßten,<br />

nur sollten sie, falls sie nicht bezahlen könnten, vor Execution<br />

verschont bleiben. Eine an<strong>der</strong>e Beschwerde an das Consistorium<br />

über den Landrath von Leckow ist abgeschickt worden, in<br />

<strong>der</strong> ausgeführt wurde, daß die Geistlichen zu den Lieferungen<br />

für die französische Armee vor Colberg zu hoch herangezogen<br />

seien, da die Pfarre noch einmal fo viel geben müßte, als <strong>der</strong><br />

Bauer, obgleich manche Bauern mehr Acker und Nusfaat<br />

hätten, als <strong>der</strong> Pastor.<br />

den 1. August 1807.<br />

Der beglückende Friede ist den 10. Juli zu Tilsit zwischen<br />

Napoleon und Friedrich Wilhelm 3. geschlossen.<br />

Im Januar 1808.<br />

Lieber Nachfolger! Wir besinden uns hier ringsherum seit<br />

dem 29. October v. I. in einer sehr traurigen Lage. Wir haben<br />

zwei Monate hindurch erst 35, dann 20 und zuletzt 24 Kürassiere<br />

vom 12. Rg. 2. Cmp. französischer Kavallerie, dann öfter Durchmärsche,<br />

dann reitende Artillerie und feit dem 20. Dee. wie<strong>der</strong><br />

27 Mann vom 4. Infanterieregiment in Quartier gehabt und<br />

haben von letzterem jetzt noch 20 Mann. Was wir fchon an


298 Dr. Zechen, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

baarem Gelde und an Naturalien bis zum 1. Jan. d. I. gegeben<br />

haben, das betrifft nur nach einer oberflächlichen Berechnung,<br />

ohne einmal die unzählbaren Fuhren anzuschlagen,<br />

dem Dorfe 3950 Thl. und <strong>der</strong> Pfarre 330 Thl. Die Franzosen<br />

bezahlen nicht einen rothen Pfennig, das Essen und Trinken<br />

kann ihnen nicht gut genug werden, und an Kleidungsstücken<br />

fehlt es ihnen allen, die wir ihnen nur anschaffen müssen, da<br />

sie keinen Sold schon seit einem Jahre haben. Bei mir ist<br />

immer die Hauptperson des hiesigen Detachements einquartiert<br />

gewesen, da hier keine Herrschaft ist, und da auch ein Schulze<br />

fehlt, fo habe ich fast die ganze Last des Einquartierens gehabt<br />

und den Billeteur gemacht. Im Anfang habe ich schon einige<br />

Tage und Nächte mein Haus verlassen müssen und ich weiß<br />

noch nicht, wie es mir noch gehen wird, denn ob ich gleich<br />

jetzt einen guten Menschen Herberge, so sind doch noch welche<br />

hinten, welche wir auch wohl zu sehen bekommen werden und<br />

unter denen mir vielleicht <strong>der</strong> Unnützeste ebenso gut zugedacht<br />

sein kann, wie er es mir von den Kürassieren geworden ist.<br />

Er hieß Vialette, war raa.i'öoliÄi ä68 lo^iä und hatte zu Compagnons<br />

einen Lieutenant Namens Brossu und einen Kürassier<br />

Namens Rositte. Diese drei Menschen haben mir 18 Tage<br />

lang die Hölle auf Erden gezeigt. Frühstück, Mittag und Abends<br />

mußte ich ihnen jedesmal Braten geben, dazu auch dreimal des<br />

Tages Suppe, mit welcher wir abwechseln und die wir beständig<br />

von Rindfleisch, Tauben o<strong>der</strong> Hühnern machen mußten. Den<br />

Kaffee zuckerten sie so gewaltig, daß die äußerst klebrigen Tassen<br />

nicht wie<strong>der</strong> rein zu kriegen waren, und nahmen keine Rücksicht<br />

auf den fehr theuren Preis, da nämlich <strong>der</strong> Kaffee 1 Thl.<br />

8—12 gr. und <strong>der</strong> Zucker 1 Thl. das Pfd. gilt. Wein tranken<br />

sie in diesen 18 Tagen für 60 Thl. aus, welcher mir aber<br />

nicht allein zu stehen kam, son<strong>der</strong>n den das Dorf mitbezahltc<br />

und wozu ich nur meinen Antheil nach Verhältniß meiner<br />

Hufen gab. Aus <strong>der</strong> Scheune schleppte mir <strong>der</strong> Kürassier sogar<br />

die Garben, welche er den Pferden, die das Stroh nicht<br />

fressen wollten, vorstach, damit sie sich daran wie<strong>der</strong> Lust zum<br />

Hafer beißen möchten, und was sie davon nicht auffraßen, das


während des Krieges 1806—12. 299<br />

ward ihnen Knie hoch untergestrent; gerade so ging es mir<br />

auch mit dem Heu, welches auch so lange dauerte, bis wir<br />

endlich von allem ein Magazin anlegten und jedem Pferde<br />

etwas gewisses gaben, nämlich 3 Metzen Hafer, 10 Pfd. Stroh<br />

und 15 Pfd. Heu, <strong>der</strong> Regel nach, von welcher aber auch zum<br />

Schaden <strong>der</strong> Wirthe sehr abgewichen wurde. Meine gestrengen<br />

Herren ward ich nach vielen Bemühungen doch los. Mr. Vialette,<br />

<strong>der</strong> alles auf französischem Fuß in meinem Hause setzen<br />

und auch meine Küche darnach modelliren wollte, hatte Lust,<br />

uns ein dooul 3> 1a moäo zu zeigen. Wir schlachteten alle<br />

8 Tage einen Ochsen; er befahl mir an, davon das beste Stück<br />

für ihn zu nehmen. Ich nahm daher von <strong>der</strong> Brust. Als<br />

er sich dabei setzte, um das l)06ul H la inoäo zu machen und<br />

mit <strong>der</strong> Gabel hineinstach, wurde er darin Knochen gewahr.<br />

Dies erhitzte ihn so sehr, daß er ausrief: e'egt vi^näs pour<br />

IQ68 CQÌ6N8 (er hatte zwei Windhunde, die ich auch füttern<br />

mußte, und die mir bisweilen die Nutter unter den Händen<br />

und ganze geschlachtete Hammel auffraßen, ohne daß ich ihnen<br />

eine scheele Miene machen durfte) n'ai ^6 M8 äit, äs<br />

lo meillour moroo^u? c^u'o8t cola,? oli oion, ^6<br />

Wut par la oroiZeo! Er unterließ dies aber doch, da ich<br />

ihm vorstellte, daß wir das Bruststück hier zu Lande für das<br />

beste hielten. Na.Ì8 il N6 vaut risn pour un Ko6uk g. la<br />

PUÌ8HU6 il n'^ a. qu6 ä68 03 6t la poau; la<br />

loÌ8 HU6 lo villano tuor^ un l)06ul ^'6 veux<br />

do la CUÌ88O war seme Erwie<strong>der</strong>ung. Ich nahm also das<br />

nächste Mal aus <strong>der</strong> Lende, und als er sich hierbei nun nie<strong>der</strong>setzte,<br />

um es mit. 3 Pfd. Speck zurecht zu machen, war es<br />

abermal nicht groß, nicht fett genug, und weiß <strong>der</strong> Himmel,<br />

was ihm alles fehlte. Mich, meine Frau und Gesinde, alle<br />

hatte er schon seit mehreren Tagen erschrecklich coujoumrt; was<br />

Wun<strong>der</strong> also, daß ich endlich in Harnisch gerieth. Nachdem<br />

er endlich unter vielem Fluchen und Toben mit seinem doouk<br />

ü. la modo fertig geworden war, befahl er mir schließlich<br />

— die Frauensleute gingen ihm schon alle aus dem Wege —<br />

3 Tassen Bouillon aufzugießen und es damit aufs Feuer setzen


300 Dr. Zechlin. Stadt und Kreis Schivelbein<br />

zu lassen. Zum Unglück war keine Bouillon da und das<br />

Mädchen goß Wasser darauf, fetzte den Topf auf einen Dreifuß<br />

im Camin, ohne Feuer darunter zu machen, weil es gleich<br />

Mittag und fchon ein an<strong>der</strong>er Braten fertig war. Dies fah<br />

<strong>der</strong> Officier, <strong>der</strong> sich eine Pfeife anbrennen wollte. Er fagte<br />

es dem Vialette wie<strong>der</strong>, <strong>der</strong> fogleich unter entsetzlichem saoi'O<br />

ä6 IN0U 6Ì6U in die Stube kam. Er wollte nun den Topf<br />

mit sammt dem Fleisch zum Fenster hinauswerfen; aber nun<br />

sprang ich auf und erklärte ihm, daß ich dies nicht zugeben<br />

würde. Wir stießen uns dabei etwas und da mir dies zu<br />

vorkam, bot ich ihm einige Gänge auf dem großen<br />

an, welche aber nicht angenommen wurden. Ich rief<br />

daher meinem Knechte, daß er anspannen und mich zum General<br />

fahren follte, <strong>der</strong> in Friedrichsdorf lag, Namens Nansouty.<br />

Dies hörte er und fragte mich, ob ich zum General wolle?<br />

ich antwortete ja, ich wollte ihn verklagen. Hierauf zog er<br />

gelin<strong>der</strong>e Saiten auf und meinte, ich wäre zu jähzornig. Ich<br />

diente ihm indessen darauf und ließ von meiner Frau mir zureden,<br />

die Reise zu unterlassen. Am Nachmittage for<strong>der</strong>te er<br />

einen reitenden Boten nach Rosenow, woselbst <strong>der</strong> Eapitain lag,<br />

und übergab demselben neben einem versiegelten Briefe einen<br />

offenen Zettel, den ich las und worin er die ganze Geschichte,<br />

aber sehr entstellt und mit <strong>der</strong> Bemerkung erzählte, daß ich<br />

einen guten Husaren abgeben würde. Dies bestimmte mich zu<br />

dem Entschluß, ihm aus dem Wege zu gehen, da ich mich erinnerte,<br />

daß man den Doctor Niemeyer aus Halle und an<strong>der</strong>e<br />

dortige Männer ebenfalls nach Frankreich abgeführt hatte. Ich<br />

wollte in den Clanzig zu einem Unterförster Namens Ramson,<br />

woselbst keine Kürassiere waren und daselbst abwarten, was <strong>der</strong><br />

Capitain thun würde, <strong>der</strong> Faessel hieß, und übrigens ein guter<br />

Mann war. Da ich aber den Weg nicht wußte, so sagte ich<br />

dem Küster, mich durchs Gehölz zu begleiten. Er versprach<br />

mir auch, auf dem Lehmberge bei Pritten meiner zu erwarten.<br />

Ich ging daher nach vielen Umwegen bis vor Pritten und da<br />

ich daselbst noch niemand fand, fo fetzte ich mich in eine hohle<br />

Eiche am Wege, um mich vor den großem Sturm und Regen


während des Krieges 1806—12. 301<br />

zu schützen. Hier lauerte ich aber eine Stunde und da es schon<br />

ganz finster war, ging ich durchs Dorf bis in den Wald, weil<br />

ich mir einbildete, daß <strong>der</strong> Küster vielleicht dort meiner erwartete.<br />

Ich rief; niemand als ein fchwaches Echo antwortete<br />

mir. Ich ging also wie<strong>der</strong> zu meinem hohlen Baum zurück<br />

und beschloß, lieber darin die Nacht zuzubringen, als mich in<br />

Pritten zu erkennen zu geben, wo ich mich nicht sicher glaubte,<br />

o<strong>der</strong> auf unbekannten Wegen im Walde umherzuirren. Indem<br />

ich nun fo in <strong>der</strong> Einfamkeit über meine Handlung nachgedacht,<br />

wollte es mir nicht gefallen, mich entfernt und Frau und<br />

Kin<strong>der</strong> einem ungewissen Schicksal überlassen zu haben. Ich<br />

kehrte daher wie<strong>der</strong> in meine Wohnung mit dem Vorsatze zurück,<br />

ebenfalls an den Capitain zu fchreiben und zu bitten, mir die<br />

Menfchen aus dem Quartier zu nehmen. Dies that ich denn<br />

auch an denselben Abend, erhielt aber eine fehr unbefriedigende<br />

Antwort. Einige Tage darauf wandte ich mich an den Obersten<br />

in Labes; diefer wies mich wie<strong>der</strong> an den Capitain zurück und<br />

fo bewirkte ichs endlich, daß sie alle drei nach Schönwalde<br />

gehen mußten, und mir nebst allen Hausgenossen einmal wie<strong>der</strong><br />

die Freude machten, uns ohne Aerger fati essen zu können.<br />

Ich erhielt zwar fogleich wie<strong>der</strong> einen markoi^i Ä68 loZiä<br />

Namens Romer und einen Kürafsier Namens Douquette, aber<br />

beide waren fehr gute Leute, hatten keine Läufe und keine venerische<br />

Krankheit, wie die vorigen. Ich behielt sie aber nicht<br />

lange, son<strong>der</strong>n erhielt in acht Tagen wie<strong>der</strong> einen an<strong>der</strong>n<br />

m^ro^Hi äo8 loßiä, Namens Charles und Kürassier In ^r^ndo<br />

genannt, welche sich beson<strong>der</strong>s durch Fressen und Saufen auszeichneten.<br />

Ihnen konnte ich kaum Branntwein und Bier genug<br />

fchaffen. Täglich 5 Quart Branntwein und 16—20 Bout.<br />

Bier waren fchon etwas ganz gewöhnliches, wobei sie aber beide<br />

denn doch wenigstens zufrieden waren. Diefe beiden hatte ich<br />

über 6 Wochen, bis alle Kürassiere abmarschirten.<br />

Den 23. Februar.<br />

Nun hatten wir acht Tage lang völlige Ruhe. Wir<br />

glaubten schon, daß wir nun von diesen Gästen nicht weiter


302 Dr. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

incommodirt sein würden, aber Rechnung ohne Wirth —<br />

4 Artilleristen kamen mit 8 Pferden und auch von diesen<br />

legte sich einer bei mir wie<strong>der</strong> ein. Nachher ging er nach<br />

Schilde und ich erhielt darauf den Sergeanten Desclaux aus<br />

Due, <strong>der</strong> bei mir bis zum 23. Februar als dem heutigen<br />

Tage geblieben und von hier erst mit <strong>der</strong> Compagnie nach<br />

Stargard gegangen ist, wo <strong>der</strong> Marschall Soult über sein<br />

Corps Revue gehalten hat. Unsere Compagnie logiert jetzt<br />

in Groß-Raddow, das ganze Regiment steht um Plathe herum<br />

in Cantonmrungsquartieren. Seitdem wir nun den ganzen<br />

Winter hindurch Einquartierung gehabt haben, ist auch unser<br />

Vorrath an Korn, Futter, baarem Gelde und Lebensmitteln<br />

wie natürlich ganz ungewöhnlich verringert worden. Das<br />

Meßkorn haben die Bauern mir noch meist abgegeben und<br />

dies war mein Glück, da ich kaum so viel Roggen eingeerntet<br />

habe, um zusäen zu können und die Gerste <strong>der</strong> großen<br />

Sommerhitze wegen auch sehr schlecht gerathen ist. Die Noth<br />

muß schlechterdings noch sehr groß werden, wenn wir, wie<br />

zu vermuthen ist, wie<strong>der</strong> aufs neue mit Gästen heimgesucht<br />

werden, die so schwer zu befriedigen sind. Rings um uns<br />

her haben schon viele unterthänige Bauern ihr Vieh auf die<br />

Herrenhöfe gebracht, weil sie es nicht mehr füttern und ihre<br />

Wirthschaft nicht länger fortsetzen können. Meine Nuthäger<br />

haben mir schon in zwei Terminen keine Pacht mehr gegeben,<br />

das Meßkorn esse ich auf, aus <strong>der</strong> Scheune kann ich nur<br />

wenige Scheffel verkaufen, welches schon geschehen ist, um den<br />

augenblicklichen Bedürfnissen abzuhelfen. Wo soll nun noch<br />

die Contribution herkommen? Nichts desto weniger dringt <strong>der</strong><br />

französische Kaiser auf die Bezahlung <strong>der</strong>felben. Mit <strong>der</strong><br />

Sommersaat wird es auch wahrlich sehr schlecht aussehen, da<br />

<strong>der</strong> Hafer alle aufgezehrt ist und selbst in großen Wirthschaften<br />

schon Mangel daran ist. Er gilt jetzt das Maaß<br />

20 gr., Heu <strong>der</strong> Centner 1 Thl. und drüber. Gerste <strong>der</strong><br />

Scheffel 2 Thl. 2 gr., Roggen 3 Thl. 12 gr., Erbsen 3 Thl.<br />

4 gr., und dies ist ein desto höherer Preis, je weniger baares<br />

Geld vorhanden ist, welches sich wohl meistenteils in den


während des Krieges 1806-12. 303<br />

Händen <strong>der</strong> Kaufleute, Juden, Schuster, Branntweinbrenner,<br />

die 14 gr. fürs Quart nehmen, Brauer, Fleischer, Schnei<strong>der</strong><br />

und einiger an<strong>der</strong>er Professionisten befindet, welche nur allein<br />

von dem Aufenthalte <strong>der</strong> Franzosen profitirt haben, da wir<br />

frisches Fleisch aus <strong>der</strong> Stadt, Zucker, Kaffee, Gewürze, Schuhe,<br />

Leinwand immer baar bezahlen mußten. Derjenige Landmann,<br />

welcher noch einen Thaler hatte, ist ihn auf diese Art losgeworden,<br />

hat aber nichts wie<strong>der</strong> einnehmen können und es<br />

wun<strong>der</strong>t mich, daß solche Menschen, die nun schon vorher<br />

arm und ohne Geld waren, noch bei diesen Zeiten bis hierher<br />

gekommen sind. Mit meinem letzten Hrn. Desclaux habe ich<br />

ohne allen Zank die ganze Zeit hindurch gelebt, welche er bei<br />

mir gewesen ist. Ich that mein möglichstes, um ihm seinen<br />

Aufenthalt Hierselbst, womit sie alle unzufrieden waren, nicht<br />

zu verbittern. Er mochte dies auch Wohl einsehen und vielleicht<br />

bewog ihn dies, nicht geradezu eine For<strong>der</strong>ung an mich<br />

zu richten, die mich in Verlegenheit setzen könnte. In seinem<br />

Umgange war er ziemlich höflich, jedoch kalt und verschlossen.<br />

Seine Zeit verkürzte er den Tag über zu meinem Glück durch<br />

Unterricht im Schreiben und Lesen, welchen er einem jungen<br />

Menschen von <strong>der</strong> Compagnie gab, und des Abends nach dem<br />

Abendbrod spielten wir gewöhnlich im Damenbrette, welches<br />

er sehr liebte. Gewiß hat er die Verän<strong>der</strong>ung seines Cantonnements<br />

eben so ungern gesehen, als ich sie sehen würde,<br />

wenn ich doch noch wie<strong>der</strong> einen an<strong>der</strong>en im Quartier haben<br />

sollte, den ich noch erst wie<strong>der</strong> kennen lernen soll.<br />

Ende März 1808.<br />

Der Capt. Perrot war ein guter stiller Mann und unter<br />

allen, die ich gehabt habe, <strong>der</strong> billigste in seinen Urtheilen<br />

über das Unglück <strong>der</strong> Preußen und das Glück <strong>der</strong> Franzosen.<br />

Er arbeitete in seiner Stube vom Morgen bis Abend, wo er<br />

dann meine Gesellschaft suchte. Ihn verlor ich unter diesen<br />

Umständen sehr ungern. Der m^r. 66 I0AÌ3 Charles war<br />

eines Bauern Sohn, 5 Meilen von Paris, hatte gar keine<br />

Kenntnisse, schrieb deßhalb auch sehr unorthographisch, war


304 Dr. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

ohne Sitten, unordentlich, unreinlich, etwas hypochondrisch,<br />

und kannte kein an<strong>der</strong>es Mittel zur Zeitverkürzung als das<br />

Kartenspiel, Trinken, Schlafen, Tabackrauchen, Schnupfen und<br />

unmäßiges Essen. Er hielt sich täglich Gesellschaft, welche<br />

bisweilen auf 8—9 Personen anwuchs, die sich hier des Spiels<br />

wegen versammelten, an meinem Tische sichs gut schmecken<br />

ließen und oft erst am an<strong>der</strong>n Morgen wie<strong>der</strong> auseinan<strong>der</strong><br />

gingen. Bei seinem Abschiede ward mir daher recht sehr<br />

wohl, da er es darauf angelegt zu haben schien, mich gänzlich<br />

zu ruiniren. Romer liebte zwar den Branntwein auch, jedoch<br />

nicht das Spiel. Er war ein Deutscher, auch ohne Kenntnisse,<br />

verliebter Complexion, guten Herzens und etwas feigen Muths.<br />

Er war fast ganz ohne Geld, daher feine Kleidungsstücke theils<br />

neu, theils reparirt werden mußten und ihm selber nicht zur<br />

Last fielen. Wahrscheinlich würde er bei längerem Hiersein<br />

auch den Weg eingeschlagen haben, den die an<strong>der</strong>n gingen,<br />

um sich Geld zu verschaffen, nämlich Hafer aus den Magazinen<br />

zu verkaufen. Er verfammelte feine Leute durch das Läuten<br />

<strong>der</strong> Glocken.<br />

Vialette war <strong>der</strong> reichste in <strong>der</strong> Compagnie, stammte aus<br />

St. Domingo, welches fein Vater <strong>der</strong> Revolution wegen verlassen<br />

und sich nach Nancy begeben hatte. Er mußte eine<br />

gute Erziehung genossen haben, sprach auch gut lateinisch und<br />

ziemlich deutsch. Sein Stolz versagte ihm den genauern Umgang<br />

mit an<strong>der</strong>n und da ich nicht hinreichend mit französischen<br />

Büchern zu seiner Unterhaltung versehen war, er auch am<br />

Fieber und an <strong>der</strong> Unzufriedenheit krank war, fo lag er meist<br />

den ganzen Tag auf dem Bette umher, wo er dann darauf<br />

sann, wie er seinen Wirth kränken wollte. Er hatte das<br />

Fieber, als er ankam, und da ich mich erbot, ihm dagegen ein<br />

Mittel zu geben, so sagte er mir, daß er sehr schlimm sei,<br />

wenn er gesund wäre und daß ich es mit ihm nicht würde<br />

aushalten können, wenn ich es dahin brächte. Zu meinem<br />

Erstaunen hielt er auch Wort. Nichts war ihm recht, nichts<br />

gut genug. Wenn er des Morgens erwachte, so rief er auch<br />

schon aus vollem Halse: ich sterbe vor Hunger. Brachte


während des Krieges 1806—12. 305<br />

ich ihm eine Hafersuppe, so sollte es eine an<strong>der</strong>e sein, brachte<br />

ich eine an<strong>der</strong>e, so wollte er auch die wie<strong>der</strong> nicht. War die<br />

Stube warm, so öffnete er Thüren und Fenster, hernach fror<br />

ihn wie<strong>der</strong> und es mußte von neuem eingeheizt und Kaminfeuer<br />

gemacht werden. Wenn er des Morgens einen Boten<br />

bestellte und dieser erschien, so rief er: geh du zum Teufel.<br />

Eine halbe Stunde nachher aber mußte er wie<strong>der</strong> kommen<br />

und dann ging es häufig wie<strong>der</strong> so. Kaffee, Wein und 6kn<br />

ä6 vie dlulo, da man den Branntwein ansteckt und Zucker<br />

hineinträufeln läßt, waren feine Lieblingsgetränke, auch ließ<br />

er sich öfters Nepfel schälen, höhlte sie an beiden Enden aus,<br />

pfropfte sie fodann voller Butter und aß sie fo gebraten mit<br />

großem Appetit. War er von Magenüberladung dann krank<br />

zum Erbrechen, fo mußte ich ihm den ^ot äs c^Iiam^O<br />

bringen, ihm den Kopf halten, ihm Wasser holen :c. Ich<br />

that auch alles, um doch zu sehen, ob er nicht endlich aus<br />

Dankbarkeit ruhiger werden sollte; aber weit gefehlt: denn als<br />

ich mich des Sonnabends des Rindfleisches wegen mit ihm<br />

überwarf, so hatte er den Sonntag drauf, während ich in <strong>der</strong><br />

Kirche war, sich die Pistolen laden lassen und nöthigte mich<br />

dadurch, ihm aus dem Wege zu gehen, weil ich ihm jede<br />

malice zutrauen konnte. Ich blieb die folgende Nacht im<br />

Ahlkistfchen Holze beim Jäger und die an<strong>der</strong>e hier in <strong>der</strong><br />

Mühle, bis er endlich zu meiner größten Freude abziehen mußte.<br />

Den 19. April.<br />

Mein Sergeant Desclaux ist nach einer Abwesenheit von<br />

acht Tagen wie<strong>der</strong> zu mir gekommen, sowie das ganze Regiment<br />

wie<strong>der</strong> in die alten Cantonnirungen gegangen ist. Einige Tage<br />

vor dem Abmarsch desselben nach Alt-Stettin, wo es in Garnison<br />

zu stehen kommen soll, kam auch noch ein Lieutenant<br />

zu mir ins Quartier, Namens Delachaux, ein junger hübscher<br />

und sehr guter Mann. Sie zogen ab den 29. März. Darauf<br />

erschien ein Dragoner vom 3. Regiment, welcher acht Tage<br />

logirte. Das vorräthige Futter und Hafer wurde fpecisicirt.<br />

Nach ihm kamen zwei Dragoner vom 10. Regt., von welchem


306 Dr. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

in je<strong>der</strong> Kreisstadt eine Compagnie liegen soll. Hafer, Heu<br />

und Stroh wird abermals specificirt und man spricht stark<br />

von einer Hausdurchsuchung. Je<strong>der</strong>mann versteckt sein bischen<br />

Saatkorn, so gut er kann. Das Vieh leidet große Noth. Erst seit<br />

drei Tagen können wir wegen lange anhaltenden Frostes pstügen.<br />

Selbst <strong>der</strong> Storch kommt erst den 18. April, <strong>der</strong> sonst Ende<br />

März da zu sein Pflegt. Die Kartoffeln gelten pro Scheffel<br />

1 Thl. 12 gr., <strong>der</strong> Roggen 5 Thl., Gerste 3 Thl. 8 gr.,<br />

Hafer das Maaß über 1 Thl. Viele Wirthe im Dorfe leiden<br />

Hunger. Sie können sich selbst nicht mehr beköstigen und<br />

sollen noch Dragoner speisen. Dazu kommt von <strong>der</strong> Hufe<br />

14 Thl., welche eingefor<strong>der</strong>t werden zur Bezahlung eines von<br />

dem Comite abgeschlossenen Lieferungs-Contractes und zur Bezahlung<br />

<strong>der</strong> Interessen eines Theils <strong>der</strong> Contribution an die<br />

Gebrü<strong>der</strong> Schickler, Banquiers in Berlin, welche in Paris in<br />

zehn Monaten abzuzahlen versprochen haben. Die Dörfer,<br />

welche nicht bezahlen können, follen fequestrirt werden. Mich<br />

betriffts 28 Thl., ich werde aber nicht bezahlen, weil ich noch<br />

abwarte, was die Kammer mit einer erneuten Beschwerde<br />

über die zu hohe Ansetzung unserer Hufen machen wird. —<br />

Soweit die Aufzeichnungen des Pastors Dennert.<br />

1809.<br />

Das Jahr sing traurig genug an. Die städtischen Behörden<br />

erklärten es für eine reine Unmöglichkeit, die Contributions-Rückstände<br />

zu entrichten, wollten sich aber die größte<br />

Mühe geben, um die am 1. Jan. 1809 fällig gewesenen Zinsen<br />

von 278 Thlr. 4 gr. aufzubringen. Da aber dies Geld<br />

nicht so leicht aufzutreiben war, fo muß nach wie<strong>der</strong>holter<br />

Auffor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bürgermeister, so sehr ihm auch das Herz<br />

blutet, zum letzten Mittel schreiten; er verfügt am 3. Februar<br />

die Executions-Vollstreckung und Auspfändung unter<br />

militärischer Assistenz. Er erbittet von dem obenerwähnten<br />

Oberst-Wachtmeister v. Wolki in Dramburg militärische Hülfe.<br />

Zwei Husaren treffen auch ein, die aber bloß als Figuranten


während des Krieges 1806—12. 307<br />

dienen sollten. Die Folge dieser Execution war, daß am<br />

7. Februar die rückständigen Zinsen von 278 Thlr. 4 gr.<br />

eingesandt werden konnten. Doch war dies lange nicht genügend,<br />

die Berliner Banqiers Gebrü<strong>der</strong> Schickler, Gebrü<strong>der</strong> Venicke<br />

und Salomon Moses Levy Erben hatten die Geduld verloren<br />

und wollten <strong>der</strong> Provinz nicht mehr creditiren. Daher<br />

wäre jetzt, wie <strong>der</strong> Vertreter <strong>der</strong> Städte Iustizrath EichholZ<br />

in Cüstrin schreibt, <strong>der</strong> wichtigste und entscheidendste Zeitpunkt<br />

für die Provinz und jeden einzelnen Restanten eingetreten.<br />

Die betreffenden Banquiers hätten noch ca. 360,000 Thlr. zu<br />

for<strong>der</strong>n und wenn sie diese Summe nicht innerhalb 14 Tagen<br />

erstattet bekämen, würden sie wahrscheinlich zum Verkauf <strong>der</strong><br />

ihnen verpfändeten Papiere fchreiten. Dadurch würde die<br />

ganze Provinz ungeheure Verluste leiden und auch die neue<br />

projectirte Anleihe in Amsterdam unmöglich werden. Doch<br />

die Alters- und Viertelsmänner, die am 14. Februar versammelt<br />

waren, erklären, die Stadt ihrem Schicksale überlassen zu wollen.<br />

Eine vom Ministerium des Innern gefor<strong>der</strong>te Nachweisung<br />

von dem Schuldenzustand <strong>der</strong> Provinz und <strong>der</strong> Städte ergiebt<br />

für Schivelbein folgende am 25. Februar aufgestellte Liste.<br />

Name<br />

<strong>der</strong><br />

Stadt.<br />

Schivelbein.<br />

Haben<br />

während des<br />

Krieges<br />

Schulden contrahirt.<br />

5852 Thlr.<br />

17 Sgr.<br />

3 Pf.<br />

Darauf abbezahlt.<br />

nichts.<br />

Und noch<br />

rückständig.<br />

alles.<br />

Hierauf<br />

Obligationen<br />

ausgegeben<br />

ä. 5 pro Cent.<br />

29 Stück<br />

über<br />

5383 Thlr.<br />

1 Sgr. 3 Pf.<br />

Bemerkungen.<br />

Die Aufkündigung<br />

dieser Kapitalien ist<br />

halbjährlich stipulirt<br />

und ist noch zu bemerken,<br />

dah die Zinsen<br />

annoch rückständig<br />

sind.<br />

Auch eine statistische Tabelle aus dieser Zeit befindet sich<br />

bei den Akten, sie enthält folgende Angaben:


308<br />

Statistische<br />

Name<br />

des<br />

Ortes.<br />

Schivelbein.<br />

ff! ^<br />

1513 262<br />

r. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

Tabelle<br />

98074<br />

Thaler.<br />

2<br />

<strong>der</strong> Stadt Schivelbem,<br />

'cn<br />

Och<br />

Viehst a n d.<br />

-" ! ><br />

Stück ^<br />

231 142 90 4 398<br />

Sch<br />

186<br />

März 1809<br />

Gesinde. Handwerk.<br />

10 58<br />

Am 6. März wurde die Regierung — so hieß die Kammer<br />

seit dem December 1608 — von Cüstrin nach Königsberg<br />

verlegt; zur selben Zeit treten auch die Alters- und<br />

Viertelsmänner von ihrer städtischen Wirksamkeit ab und Stadtverordnete<br />

werden gewählt.<br />

Damit die Einzahlungen prompter vor sich gingen, bereiste<br />

<strong>der</strong> Regierungsrath v. Rodenberg die Provinz. Dieser<br />

sollte den zu berufenden Kreistagen und den zu versammelnden<br />

Bürgerschaften die Nothwendigkeit auseinan<strong>der</strong> setzen,<br />

<strong>der</strong> dringenden Geldverlegenheit durch Einzahlung <strong>der</strong> Reste<br />

schleunig abzuhelfen.<br />

Am 23. März kommt Rodenberg nach Schivelbein, setzt<br />

dem Magistrat und den Stadtverordneten die drohende Gefahr<br />

auseinan<strong>der</strong>, giebt an, daß <strong>der</strong> Rückstand <strong>der</strong> Stadt sich auf<br />

8923 Thlr. 23 gr. 9 Pf. beläuft und setzt den augenblicklichen<br />

Beitrag <strong>der</strong> Stadt auf 2000 Thlr. fest. Sämmtliche<br />

Anwesende gaben hierauf die Versicherung, daß die reinste<br />

Ueberzeugung von <strong>der</strong> gänzlichen Unmöglichkeit, ein solches<br />

Quantum in den nächsten Wochen und selbst Monaten aus<br />

hiesiger Stadt zusammen zu bringen, und nicht Mangel an<br />

gutem Willen sie zu dem dringenden Antrage leite, daß die<br />

Einwohner nicht nur von dem gedachten Beitrage, son<strong>der</strong>n überhaupt<br />

von je<strong>der</strong> auch nur <strong>der</strong> geringsten Concurrenz verschont<br />

bleiben möchten. Sie getrauten sich mit pflichtmäßigster Wahrheit<br />

den Ausspruch <strong>der</strong> oberen Behörde darüber zu provociren,<br />

") Unter den Meistern befanden sich: 25 Tuchmacher, 42 Schuhmacher,<br />

11 Schnei<strong>der</strong>, 14 Raschmacher, 5 Kürschner, 11 Ba<strong>der</strong>,<br />

9 Fleischer, 6 Töpfer.<br />

17?<br />

Ges<br />

4


während des Krieges 1806-12. 309<br />

ob irgend eine Stadt <strong>der</strong> Provinz durch das zweijährige Kriegsungemach<br />

in dem Grade mitgenommen sei als <strong>der</strong> hiesige Ort,<br />

welcher durch die Militairstraße von Stettin nach Danzig, die<br />

Nachbarschaft <strong>der</strong> Belagerung von Colberg, die Kosten eines lange<br />

unterhaltenen Generalstabs und Lazareths über alle Beschreibung<br />

gelitten habe und fortdauernd wegen <strong>der</strong> Durchmärsche französischer<br />

und polnischer Truppen, die ganz nach dem Kriegsfuß<br />

behandelt sein wollten, nicht besser daran sei. Wenn nun<br />

schon zur Friedenszeit vorhanden gewesene Nahrungslosigkeit<br />

<strong>der</strong> hiesigen Stadt in <strong>der</strong> Notorität beruhe, so werde es keiner<br />

Ausführung bedürfen, wie weit es mit dem Unvermögen <strong>der</strong><br />

Einwohner nach so vielen erlittenen Drangsalen habe kommen<br />

müssen und wie wenig wesentlicher Erfolg von den gegen die<br />

Debenten zu ergreifenden Zwangsmitteln zu erwarten sei. In<br />

Anbetracht aller dieser Umstände wollen denn prH68snt68 gebeten<br />

haben, daß mit einstweiliger Verschonung von allen<br />

Beiträgen wegen <strong>der</strong> oben gefor<strong>der</strong>ten Summe von 2000 Thlr.<br />

nur eine Frist bis zur neuen Ernte verstattet werde, indem es<br />

bis dahin an allen Mitteln, sich durch Eredit <strong>der</strong> Commune<br />

o<strong>der</strong> aus den Mitteln <strong>der</strong> verarmten Einwohner zu helfen,<br />

durchaus gebreche. Kommissarius hat diesen Erklärungen pflichtmä'ßig<br />

erwie<strong>der</strong>n müssen, daß die oben geschil<strong>der</strong>ten Umstände<br />

in höherm o<strong>der</strong> min<strong>der</strong>n Grade bei durchweg allen übrigen<br />

Kommunen <strong>der</strong> Provinz zuträfen, eben <strong>der</strong> dargestellten Verhältnisse<br />

wegen nur das einstweilige Quantum, wovon noch<br />

nicht ein Viertel des Rückstandes verlangt sei und die zögernden<br />

Einzahlungen überhaupt einen Augenblick <strong>der</strong> Noth herbeigeführt<br />

hatten, die mit allen früheren ähnlichen Fällen <strong>der</strong><br />

Verlegenheit gar nicht zu vergleichen fei, mithin auch eine<br />

ganz außer dem Gebiete gewöhnlicher Aufopferungen liegende<br />

Anstrengung von Kräften zur Rettung des Ganzen erfor<strong>der</strong>e;<br />

weil indessen alle diese Vorhaltungen und Bedeutungen in<br />

Hinsicht <strong>der</strong> angeblich überwiegenden Gründe <strong>der</strong> Vürgerschafts-<br />

Repräfentanten letztere zu keinem an<strong>der</strong>en als dem obigen auf<br />

ihre totale Erschöpfung gegründeten Resultat vermögen können,<br />

so haben sie das <strong>der</strong> Entscheidung <strong>der</strong> oberen Behörde zu über-


310 Dr. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

lassen, was solche zur Einziehung <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten o<strong>der</strong> irgendwie<br />

sonstigen Summe zu verfügen für gut finden werde. Die<br />

Landeszinsentermine sind von <strong>der</strong> Stadt Schivelbein sämmtlich<br />

berichtigt, dagegen stehen nach dem Geständniß des Magistrats<br />

noch bedeutende Reste von <strong>der</strong> durch das Publikandum<br />

vom 25. April v. I. gesetzlich gewordenen Kapitaliensteuer<br />

aus, <strong>der</strong>en prompte und strenge Einziehung man sich pflichtmäßig<br />

angelegen sein lassen wird.<br />

Die Regierung wollte jedoch nicht bis zur Ernte warten,<br />

und gelang es den städtischen Behörden, am 4. April eine<br />

Summe von 400 Thalern aufzubringen. Dieses Geld wurde<br />

nämlich dadurch beschasst, daß das Kämmereivorwerk Nemmin<br />

an den Sohn des Lehnschulzen Ponath zu Nelep vererbpachtet<br />

wurde und zwar für ein Erbstandsgeld von 1000 Thaler<br />

in brandenburgischem Silbercourant nach dem Münzfuß von 1764<br />

und einer jährlichen Erbpacht von 150 Thaler nach demselben<br />

Münzfuß. Schon am 21. April erhält <strong>der</strong> Magistrat von<br />

dem tt. Ponath die stipulirten 600 Thaler und schickt sie nach<br />

Cüstrin ab.<br />

Auch <strong>der</strong> Steuerrath v. Knobelsdorf in Arnswalde verwandte<br />

sich bei <strong>der</strong> Regierung für die Stadt in folgendem<br />

Schreiben: „Die von <strong>der</strong> Stadt Schivelbein behauptete Zahlungsunfähigkeit<br />

und die zum Theil notorischen Gründe, aus denen<br />

sie solche herleitet, muß ich als völlig richtig bestätigen. Es<br />

ist dieses <strong>der</strong>jenige Ort meiner Inspection, <strong>der</strong> nicht nur während<br />

des ganzen Krieges bei den fortwährenden Durchmärschen am<br />

meisten gelitten hat, son<strong>der</strong>n es ist auch <strong>der</strong>jenige Ort, dem<br />

selbst bis zu diesem Augenblick noch keine Ausruhe von seinen<br />

großen Anstrengungen gestattet ist, indem er nach wie vor von<br />

Durchmärschen belästigt wird, und <strong>der</strong> auch noch nicht einmal<br />

für die nächste Zukunft die Aussicht einer Erleichterung besitzt,<br />

da nach <strong>der</strong> neuerlich zwischen dem General-Lieutenant v. l'Estocq<br />

und dem Inspecteur anx L.6V1163 l'Aigle abgeschlossenen Konvention<br />

die Etappenroute über Schivelbein gelegt ist. Bei<br />

solchen anhaltenden Entnervungen kann man nun wohl wenigstens<br />

nicht mit Billigkeit Zahlungsfor<strong>der</strong>ungen an die Stadt richten.


während des Krieges 1806—12. 311<br />

Indem ich es für meine Pflicht gehalten habe, Eine Hoch-<br />

löbliche Regierung auf diese Umstände zu gütiger Veherzigung<br />

aufmerksam zu machen, erlaube ich mir zugleich den Wunsch<br />

hinzuzufügen, daß die Stadt Schivelbein bei <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />

Zahlung womöglich mit ihrem ganzen Kontingent übersehen<br />

werden möge, zumal die Bürgerschaft, die sich in dem gegen-<br />

wärtigen Geist <strong>der</strong> Zeit vor allen übrigen vortheilhaft aus-<br />

zeichnet, ohnstreitig die beste meiner Inspection ist, die auch<br />

dieserhalb gewiß einen noch größeren Anspruch auf billige<br />

Schonung äußern darf und <strong>der</strong>en Erhaltung mir also auch<br />

nahe liegt."<br />

Mit <strong>der</strong> in dem Briefe erwähnten neuerdings geschlossenen<br />

Konvention hatte es folgende Bewandtniß. Die theilweise Ver-<br />

legung <strong>der</strong> Militärstraße war lei<strong>der</strong> nicht von langer Dauer<br />

gewesen. Am 3. Juni wurde dem Magistrat ein gedrucktes<br />

Exemplar <strong>der</strong> am 22. Februar 1809 geschlossenen Konvention<br />

übersandt, aus <strong>der</strong> wir folgendes, unserem Zwecke entsprechend,<br />

herausnehmen. Die Unterzeichneten, Herr General-Lieutenant<br />

von l'Estocq, General-Gouverneur von Berlin in den Marken,<br />

Ritter des schwarzen Adler-Ordens, vom preußischen Gouver-<br />

nement hierzu bevollmächtigt, und Herr Inspecteur ^nx Ii.6vu68<br />

l'Aigle, Mitglied <strong>der</strong> Ehrenlegion und des Atheneums <strong>der</strong><br />

französischen Sprache, versehen mit Vollmachten des Herrn<br />

General-Intendanten <strong>der</strong> Rhein-Armee, im Gefolge <strong>der</strong> Be-<br />

fehle Sr. Excellenz des Herrn Reichsmarschall Herzog v. Auer-<br />

städt ^), Befehlshaber, sind über Nachstehendes übereingekommen:<br />

(aus §. 1) Die Militürstraßen, welche in Gemäßheit des<br />

13. Artikels des Vertrages vom 8. September zwischen den<br />

verschiedenen von den Truppen Sr. Majestät des Kaisers<br />

Napoleon, Königs von Italien und Protektors des Rheinbundes<br />

besetzten Plätzen bestehen sollen, werden durch folgende Nachtlager<br />

bestimmt: Siebente Militärstrahe, von Stettin nach Danzig:<br />

das erste Nachtlager wird sein zu Gollnow 5^4 Meilen,<br />

„ zweite „ „ „ „ Naugard 3 „<br />

!2) Davoust.<br />

Baltische Studien XXXII. 8. 20


Dr. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

das dritte Nachtlager wird sein zu Regenwalde 3 Meilen,<br />

„ vierte „ „ „ „ Schiefelbein 4<br />

„ fünfte<br />

„ sechste<br />

„ siebente „<br />

„ achte „ „ „<br />

„ neunte<br />

„ zehnte „ „ „<br />

Belgard<br />

Cösün<br />

Panknin<br />

Schlawe<br />

Stolp<br />

Lupow<br />

4^2<br />

3<br />

2'/2<br />

3<br />

3'/4<br />

3^2<br />

„ elfte „ „ ' „ „ Lauenburg 32/4<br />

„ zwölfte „ „ „ „ Neustadt 5<br />

Und ebenso umgekehrt von Danzig nach Stettin. (Art. 3.)<br />

Die nöthigen Transportmittel werden ebenfalls von den Ortsbehörden<br />

den genannten Truppen, Officieren und Beamten,<br />

auf Vorzeigung <strong>der</strong> Marschrouten und Mandate und gegen<br />

unterzeichneten Empfangsschein geliefert werden; die Bezahlung<br />

dafür erfolgt gleichfalls in den Fällen und auf die Art und<br />

Weise, welche weiter unten bestimmt wird von Seiten <strong>der</strong><br />

französischen Administration. (Aus Art. 4): 10000 Mann ist<br />

die preußische Regierung zu ernähren verpflichtet. (Art. 9):<br />

Alle Truppen, Officiere und Beamte, die mit Marschrouten<br />

marschiren, es mögen die ihnen zu liefernden Bedürfnisse auf<br />

französische Rechnung gehen o<strong>der</strong> dem Lande zur Last fallen,<br />

sollen gehalten sein, den Militärstraßen und den im ersten<br />

Artikel bestimmten Etappenorten zu folgen und sollen lediglich<br />

und allein in diesen Etappenorten selbst auf die zu liefernden<br />

Bedürfnisse Anspruch haben. (Art. 14): Die Preise, die die<br />

französische Administration für die zu liefernden Bedürfnisse<br />

zu vergüten sich verpflichtet, sind folgen<strong>der</strong>maßen bestimmt:<br />

Für die vollständige Mundportion die Summe von 120<br />

Centimen^). Dafür muß geliefert werden: 7^/2 Hectogramm<br />

(1 Pfd. 18 Loth Berliner Gewicht) Brod, welches aus<br />

3/4 Weizen und ^/4 Roggen gebacken sein soll; 3^/4 Hectogramm<br />

(25 Loth 2V2 Quentchen) Fleisch, ohne Kopf und Geschlinge<br />

") 7 Gr. 92/20 Pf. Courant.


während des Krieges 1806—12. 313<br />

mit auszutheilen; 1^4 Hectogramm (8 Loth) weißes Suftpen-<br />

brod; 3 Decagramm (ca. 2 Loth) Reis o<strong>der</strong> doppelt so viel<br />

Erbsen o<strong>der</strong> Linsen o<strong>der</strong> weiße Bohnen o<strong>der</strong> sonstiges trockenes<br />

Gemüse; i/eo Kilg. (1 Loth ^/9 Quent.) Salz; ^/is Pinte<br />

(Litre) Branntwein o<strong>der</strong> ^/2 Litre Bier nach <strong>der</strong> Wahl des<br />

Empfängers o<strong>der</strong> ^/4 Liter Wein, dessen Nustheilung jedoch<br />

blos in Stettin, Cüstrin und Glogau stattfindet. Für die<br />

Ration Fourage, wie solche durch das Reglement vom 19. Ger-<br />

mmal des Jahres 10 festgesetzt ist, wird bestimmt: 3,) für<br />

die Pferde <strong>der</strong> Karabinier, Kürassiere, Dragoner, <strong>der</strong> Gens-<br />

darmerie :c. Heu zu 14 Pfd., Stroh zu 10 Pfd., Hafer zu<br />

8V2 Litre ^/3 Scheffel) die Summe von 1 Frank 50 Centimen;<br />

I)) für die Pferde <strong>der</strong> Husaren, Jäger, Kanoniere zu Pferde :c.<br />

Heu zu 10 Pfd., Stroh zu 10 Pfd., Hafer zu 8'/2 Litre<br />

die Summe von 1 Frank 40 Centimen; c) für die Pferde<br />

des Artillerie-Trains und des Fuhrenparks Heu zu 18 Pfd.,<br />

Hafer Zu 9 Liter die Summe von 1 Frank 50 Centimen.<br />

(Art. 15): Die Vorspannfuhren follen für die Fahrt von<br />

einem Etappenort zum an<strong>der</strong>n folgen<strong>der</strong>gestalt bezahlt werden:<br />

3.) für einen Zweispännigen Wagen, <strong>der</strong> höchstens drei Menschen<br />

o<strong>der</strong> beinahe 400 Pfd. brutto Gewicht laden darf, sieben<br />

Franken, d) Für einen vierspännigen Wagen, <strong>der</strong> aufs höchste<br />

7 Menschen o<strong>der</strong> 1000 Pfd. brutto Gewicht laden darf, die<br />

Summen von 14 Franken, n) Für jedes Vorlegepferd ohne<br />

den Wagen 3 Franken.<br />

Im März 1809 passierten das 105. französische Linien-<br />

regiment und das 8. Husarenregiment auf ihrem Marfche von<br />

Danzig nach Magdeburg die Stadt. Von ersterem blieben<br />

<strong>der</strong> Stab und drei Compagnien in <strong>der</strong> Stadt, die übrigen<br />

wurden auf die Kreisdörfer ausquartiert, von letzteren <strong>der</strong><br />

Stab und 3 Escadrons. Noch in demselben Monate kamen<br />

ca. 800 Mann polnische Infanterie. Bäcker, Brauer, Brenner,<br />

Fleischer werden angewiesen, sich bei Zeiten mit den nöthigen<br />

Bedürfnissen zu versehen. Wie<strong>der</strong> und wie<strong>der</strong> ertönen die<br />

Klagen <strong>der</strong> Behörden über diese Durchmärsche, die Soldaten<br />

waren mit dem Gelieferten häusig nicht zufrieden und plün-<br />

20*


314 Dr. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

<strong>der</strong>ten und raubten nach Gefallen") Für Durchmärsche<br />

französischer Truppen liquidirte und erhielt die Stadt:<br />

pro December 1808 69 Thl. 8 gr.<br />

„ Januar 1809 32 „<br />

„ Februar „ 99 „<br />

„ März „ 447 „ 8 „<br />

„ April „ 194 „ 16 „<br />

„ Mai „ 29 „ 8 „<br />

„ Juni „ 24 „ 8 „<br />

^ Juli „ 19 „ 8 „<br />

„ August „ 9 „<br />

„ September „ 8 ^ 16 „<br />

„ October „ 18 „ 16 „<br />

„ November „ 13 „ 8 „<br />

„ December „ 5 „ 16 „<br />

Dem Kreise wurden von December 1808 bis Mai incl.<br />

1809 5291 Thl. an Verpflegungskosten und Vorspann vergütet.<br />

Nach einer Berechnung des engeren Ausschusses <strong>der</strong> neumärkischen<br />

Stände betrugen die rückständigen Beiträge noch<br />

7923 Thl. 23 gr. 5 pf. bis zum 30. Mai 1809. An<br />

halbjährlichen Zinsen sandte <strong>der</strong> Kämmerer im Juli 269 Thl.<br />

9 gr. 7 pf. ein. Nach <strong>der</strong> Ernte sollte, wie schon <strong>der</strong><br />

Regierungsrath Rodenberg erklärt hatte, die zweite Hälfte <strong>der</strong><br />

2000 Thl. eingesandt werden. Da es <strong>der</strong> Stadt unmöglich<br />

war und die städtischen Behörden keine Anstalten zur Einziehung<br />

machen, bedroht die Regierung die Stadt mit Execution.<br />

Obgleich die Stadtverordneten <strong>der</strong> Meinung waren, daß<br />

die Stadt aus <strong>der</strong> Verlegenheit kommen würde, wenn <strong>der</strong><br />

Kreis die Vorschüsse, die ihm die Stadt gemacht hatte, bezahlte,<br />

so setzte <strong>der</strong> Magistrat doch durch, daß diese For<strong>der</strong>ungssumme<br />

von den Einquartierungs-Vergütigungs-Gel<strong>der</strong>n, die von December<br />

bis Juni 923 Thl. betragen, bezahlt wurde und bat<br />

den engeren Ausschuß <strong>der</strong> neumärkischen Stände, diese Summe<br />

Siehe unten.


während des Krieges 1806—12. 315<br />

von <strong>der</strong> Festungs-Verpstegungs-Commission zu Cüstrin einzu-<br />

ziehen. Der Rest würde baldigst von Schivelbem eingesandt<br />

werden.<br />

Dies war die letzte That des Bürgermeisters Brewing"),<br />

bald darauf muß die Bestätigung des neugewählten Magistrats<br />

eingetroffen sein, <strong>der</strong> am 1. September sein Amt antrat. Es<br />

war <strong>der</strong> bisherige Stadtverordnete Plieth zum Bürgermeister<br />

gewählt worden. Beson<strong>der</strong>s lag den Stadtverordneten und<br />

dem neuen Magistrat daran, das Verhältniß zwischen Stadt<br />

und Kreis zu regeln.<br />

Bei allen Einquartierungslasten hatte die Stadt ^/3,<br />

<strong>der</strong> Kreis 2/3 zu tragen. Von <strong>der</strong> Verpflegung des Generals<br />

St. Germain schuldete <strong>der</strong> Kreis <strong>der</strong> Stadt noch 1945 Thlr.<br />

Im Ganzen hatte die Stadt nach dem Protokoll vom 21. Juni<br />

1809 vom Kreise 3505 Thlr. zu for<strong>der</strong>n, davon gingen noch<br />

252 Thlr. 4 gr. ab, die nach Meinung <strong>der</strong> Stadtverordneten<br />

<strong>der</strong> Kreis von <strong>der</strong> Stadt zu for<strong>der</strong>n hätte. Dagegen stellte<br />

<strong>der</strong> Kreis am 24. Juni eine Gegenrechnung von 1637 Thlr.<br />

3 gr. auf; wonach die Stadt also nur 1878 Thlr. 3 gr. zu<br />

for<strong>der</strong>n hätte. Auch diese Summe wurde nicht bezahlt, nur<br />

618 Thlr. versprach <strong>der</strong> Landrath v. Briesen <strong>der</strong> Stadt bis<br />

Weihnachten Zu bezahlen. Auch im folgenden Jahre fand<br />

keine Einigung statt. Da <strong>der</strong> Kreis durchaus keine Miene<br />

machte, zu bezahlen, erklärten die Stadtverordneten ihr erstes<br />

Protokoll für ungültig; sie hätten nur Vis, nicht ^/3 zu den<br />

Verpflegungs- und Lazarethkosten beizutragen. Nach langen<br />

Verhandlungen wurde <strong>der</strong> Burgrichter in Neuwedel beauftragt,<br />

die Sache zu vermitteln. Derselbe kam auch am 15. Septem-<br />

ber 1810 nach Schivelbein. Die Stadtverordneten setzten eine<br />

Liquidation von 3841 Thlr. auf, sind aber zufrieden, wenn<br />

<strong>der</strong> Kreis ihrer am 21. Juni 1809 aufgestellten Berechnung Ge-<br />

nüge leiste. Da die Kreisdeputirten sich dessen weigern, be-<br />

schließen die Stadtverordneten, den Weg des Rechtes zu be-<br />

'5) Brewing durfte nicht wie<strong>der</strong>gewählt werden, da die Justiz-<br />

Personen nach <strong>der</strong> Städteordnung aus den Magistraten ausscheiden<br />

mußten.


316 Dr. Zschlin, Stadt und Kreis Schivelbem<br />

schreiten. Wie <strong>der</strong> Proceß ablief und ob es zu demselben kam,<br />

darüber fehlen die Akten.<br />

1810.<br />

Im Monat Januar traf ein Executions-Commando zur<br />

Eintreibung <strong>der</strong> Contributionsreste in Schivelbem ein. Es<br />

bestand aus 20 Mann vom Regiment „Königin Dragoner"<br />

unter Anführung des Lieutenants von Lilienthal und blieb<br />

sechs Tage daselbst. Dem Iustizcommissionsrath Brewing —<br />

dem früheren Bürgermeister — war die Direction über das<br />

Executionscommando übertragen; dasselbe sollte ordonanzmäßig<br />

von <strong>der</strong> Bürgerschaft verpflegt, demnächst aber die Liquidation<br />

an die neumärkische Regierung eingereicht werden. Da aber<br />

die Bürgerschaft nicht im Stande, die Einquartierungslasten<br />

zu tragen, machte <strong>der</strong> Magistrat mit einigen städtischen<br />

Wirthen einen Contract, wonach diese die Verpflegung für<br />

12 gr. pro Kopf und Tag (den Officier für 1 Thaler) übernahmen.<br />

Die Kosten dieses ganzen Kommandos beliefen sich<br />

auf 81 Thaler.<br />

Auch für die Magazine nach Crossen, Landsberg und<br />

Driesen hatte die Stadt zu liefern; so hatte sie noch aus<br />

dem vorigen Jahre an den Landrath von Briesen eine Snmme<br />

von 118 Thlr. 14 gr. zu bezahlen. Die Preise standen hoch.<br />

Derselbe hatte für die Stadt angekauft 10 Scheffel 14 Metzen<br />

Roggen a 4 Thlr. 12 gr., 22 Scheffel 2 Metzen Hafer 3. 2 Thlr.<br />

14 gr., 4 Centner 53 Pfd. Heu a 1 Thlr. 12 gr., 36 Bund<br />

Stroh, das Schock zu 11 Thlr. 12 gr.<br />

Für die Verpflegung <strong>der</strong> vaterländischen Truppen hatten<br />

die Kreise und Städte ein regelmäßiges Quantum abzuliefern,<br />

welches, gewöhnlich für drei Monate bestimmt, den einzelnen<br />

Kreisen, in denen viele vaterländische Truppen standen, zu<br />

Hülfe gegeben wurde. So lieferte <strong>der</strong> schivelbeiner Kreis im<br />

Januar 1809 an die Husareneskadron von Blücher 27 Wispel<br />

Hafer, 119 Centner Heu und 4 Schock Stroh nach Dramburg.<br />

Zu Hülfe des königsberger Kreises, wo ein Regiment Garde<br />

zu Fuß stand, 19 Wispel 13 Scheffel im April. Das drei-


während des Krieges 1806—12. 317<br />

monatliche Verpflegungsquantum pro Juli bis October 1809<br />

welches dem züllichanschen, sprembergschen und königsbergschen<br />

Kreise zu Hülfe gegeben wurde, betrug 14 Wispel 11 Scheffel<br />

Roggen, 37 Wispel 21 Scheffel Hafer, 133 Centner Heu,<br />

16 Schock Stroh. Das dreimonatliche Lieferungsquantum für<br />

vaterländische Truppen pro October bis December 1809 betrug<br />

für Kreis und Stadt 4 Wispel 14 Scheffel Roggen, 39 Wispel<br />

2 Scheffel Hafer, 285 Centner Heu, 41 Schock 42 Bund Stroh.<br />

Pro anno 1810 hatte <strong>der</strong> schivelbeiner Kreis für vaterländische<br />

Truppen 100 Wispel 21 Scheffel Hafer, 557 Centner Heu<br />

und 66 Schock Stroh zu liefern.<br />

Die Verpflegung <strong>der</strong> französischen Truppen an den O<strong>der</strong>festungen<br />

kostete allmonatlich eine bedeutende Geldsumme. Bis<br />

zu diesem Zeitpunkt hatte man aus früheren Einnahmen diese<br />

Ausgabe bestritten. Da aber diese Quelle versiegte, sah man<br />

sich genöthigt, eine neue Gel<strong>der</strong>hebung von den Einwohnern<br />

<strong>der</strong> Provinz zu erheben. Bei Ausschreibung dieser Steuer<br />

ging man von den bisherigen Steuerprincipien ab und legte<br />

eine neue Klassifikation zu Grunde. Folgendes waren im Auszuge<br />

die neuen Grundsätze <strong>der</strong> Besteuerung:<br />

Alle selbständigen Einwohner <strong>der</strong> Provinz werden in zehn<br />

Klassen getheilt. Zu <strong>der</strong> ersten o<strong>der</strong> untersten Klasse gehören<br />

die gemeinsten Tagelöhner und Inlieger in den Städten und<br />

auf dem platten Lande, <strong>der</strong>en Einkommen die zu ihrer und<br />

ihrer Familien nothwendigsten Bedürfnisse nur wenig übersteigt.<br />

Diese entrichten als Steuerbeitrag 8 gr. Zu <strong>der</strong> zweiten Klasse<br />

gehören Tagelöhner mit besserem Verdienst, Büdner, Landschullehrer,<br />

die kein Handwerk betreiben, Hirten, Schäfer. Diefe<br />

Klasse zahlt 16 gr. Die dritte Klasse begreift Kossäten <strong>der</strong><br />

untersten Klasse, Handwerker <strong>der</strong> ärmsten Klasse, Land- und<br />

städtische Schullehrer <strong>der</strong> ärmlichsten Art, die zugleich Handwerker<br />

sind. Der Beitrag dieser Klasse ist 1 Thlr. In die<br />

vierte Klasse gehören Kossäten <strong>der</strong> mittleren Klasse, Bauern<br />

<strong>der</strong> geringsten Klasse, Handwerker von mittlerem Verdienst.<br />

Steuerbeitrag 2 Thlr. Zur fünften Klaffe werden gerechnet<br />

Bauern <strong>der</strong> zweiten Klasse, Handwerker von gutem Verdienst,


318 Nr. Zechlin. Stadt und Kreis Schivelbein<br />

Höker, kleine Viktualienhändler, Müller und Krüger. Diese<br />

Klasse zahlt 3 Thlr. Zur sechsten Klasse werden gerechnet<br />

Bauern <strong>der</strong> dritten Klasse, kleine Krämer, kleine Erbpächter,<br />

Pächter kleiner Güter. Steuerbeitrag 4 Thlr. Zur siebenten<br />

Klasse gehören Lehnschulzen, mittlere Erbpächter, Gastwirthe,<br />

Brauer und Brenner bei mittlerem Verdienst, Iustiz-Kommissarien<br />

und Aerzte von geringem Einkommen. Der Beitrag dieser<br />

Klasse ist 6 Thlr. Die achte Klasse begreift Pächter von<br />

größerem Umfange, Guts-Eigenthümer <strong>der</strong> zweiten Klasse, Kaufleute,<br />

die 6u Aro8 handeln, Gastwirthe, Brauer und Brenner<br />

bei gutem Verdienst, Iustiz-Kommissarien zweiter Klasse, Aerzte<br />

zweiter Klasse. Je<strong>der</strong> aus dieser Klasse entrichtet 8 Thlr.<br />

Zur neunten und zehnten Klasse gehörten große Eigenthümer<br />

von adlichen Gütern, große Kaufleute, Banquiers :c. Steuerbeitrag<br />

bis 100 Thlr. Die Beamten, königliche und städtische,<br />

Geistliche gehörten bei einem Diensteinkommen unter 200 Thlr.<br />

in die erste Klasse, von 200—300 Thlr. in die zweite Klasse,<br />

von 300—400 Thlr. in die dritte Klasse :c.<br />

Nach dieser Klassification sandte <strong>der</strong> Magistrat am 31. Juli<br />

1810 eine Liste <strong>der</strong> hiesigen steuerpflichtigen Einwohner ein,<br />

wobei er bemerkt, daß die Armuth <strong>der</strong> hiesigen Einwohner<br />

außerordentlich groß sei; daher hätte er sich erlaubt, die Handwerker<br />

in die unterste Klasse zu setzen, weil ihr Verdienst kaum<br />

zur Unterhaltung ihrer Familie hinreicht. Die Stadtverordneten<br />

aber erklärten, daß die Bürgerschaft zu hoch angezogen<br />

sei und daß viele, die zu 16 gr. und einem Thaler angesetzt<br />

seien, kaum einen Groschen erschwingen könnten. Die angefertigte<br />

Liste wird dem Magistrat wie<strong>der</strong> rennttirt mit dem Bemerken,<br />

eine neue nach den gefetzmäßigen Vorschriften anzufertigen und<br />

den Stadtverordneten zu bedeuten, daß bei einer Renitenz von<br />

ihrer Seite sie die für sie daraus entspringenden nachtheiligen<br />

Folgen alsdann nur sich selbst zuzuschreiben haben würden.<br />

Nach <strong>der</strong> neu angefertigten Liste des Magistrats beläuft sich<br />

die Summe, die nach obigem Modus aufgebracht werden könnte,<br />

auf 239 Thl. 16 gr. Die überwiegende Mehrzahl <strong>der</strong> Einwohner<br />

war in die ersten beiden Klassen gesetzt worden, nur


während des Krieges 1806—12. 319<br />

zehn Einwohner in die vierte Klasse, keiner in die fünfte, je<br />

einer in die fechste und siebente Klasse. Auch diese Liste wurde<br />

nicht für ausreichend befunden und in einer Superrevision<br />

die aufzubringende Summe auf 367 Thl. 16 gr. festgesetzt.<br />

Aber so rasch ging es noch nicht mit <strong>der</strong> Einziehung,<br />

erst am 23. October wurden 100 Thl. Münze eingesandt.<br />

Die übrige Summe blieb noch über Jahr und Tag ausstehen<br />

und wie<strong>der</strong>holentliche Monitoria und Befehle hatten bei Magistrat<br />

und Stadtverordneten keinen an<strong>der</strong>n Erfolg als erneute<br />

Proteste. Endlich, nachdem die Angelegenheit fast zwei Jahre<br />

verschleppt war, befiehlt die Regierung am 10. Juli 1812<br />

dem Landreiter Lademann, die restirenden 267 Thl. 16 gr.<br />

executivisch einzutreiben. Bei dieser Gelegenheit kommt es<br />

denn ans Tageslicht, daß <strong>der</strong> größte Theil <strong>der</strong> Gel<strong>der</strong> schon<br />

längst eingezogen, aber zu Communalzwecken verwendet war.<br />

Die Regierung findet dies zwar sehr strafbar, gestattet aber<br />

dem Magistrat eine weitere Frist von zwei Monaten. Am<br />

1. December 1812 werden nun ferner 120 Thl. (<strong>der</strong> Thaler<br />

zu 42 Gr. gerechnet, was die Regierung wegen <strong>der</strong> langen<br />

Verschleppung <strong>der</strong> Sache verfügt hatte) nach Königsberg geschickt,<br />

erst im Februar 1814 wurden wie<strong>der</strong> 106 Thl. 16 gr.<br />

abgesandt, das übrige (ca. 41 Thl.) als unexegible Reste<br />

nie<strong>der</strong>geschlagen.<br />

Kehren wir nun wie<strong>der</strong> zum Jahre 1810 zurück. An<br />

Truppendurchmärschen wurde <strong>der</strong> Stadt vergütet o<strong>der</strong> abgerechnet<br />

pro Januar 1810 94 Thl. 10 gr.<br />

„ Februar „ 27 „<br />

März<br />

April<br />

Mai<br />

Juni<br />

Juli<br />

August<br />

September<br />

October<br />

November<br />

December<br />

„<br />

5<br />

24<br />

15<br />

18<br />

10<br />

6<br />

81<br />

25<br />

« 8 „<br />

16


320 vi-. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

Diese Vergütungen wurden auf Beschluß <strong>der</strong> Stadtverordneten<br />

nicht den einzelnen Bürgern, die die Soldaten im<br />

Quartier gehabt haben, gegeben, son<strong>der</strong>n kamen <strong>der</strong> Stadt<br />

zu gute.<br />

Auch für das eigene Land wurden die Lasten größer.<br />

Nach einer Verfügung vom 10. Mai 1810 sollte die Stadt<br />

einen vierzehnmonatlichen Servis von 528 Thl. 4 gr. aufbringen,<br />

<strong>der</strong> sich um 224 Thl. höher als <strong>der</strong> alte stellte.<br />

Trotzdem legt <strong>der</strong> Magistrat die alte Servis-Anlage zu Grunde,<br />

da die Stadt zu arm sei, um das Plus aufzubringen. Es<br />

wird nöthig sein, noch einige Bemerkungen über die Servis-<br />

Grundanlage vorausgehen zu lassen. Die Stadt war nach<br />

<strong>der</strong> Classification <strong>der</strong> königl. preußischen Regierung in die<br />

dritte Klasse gesetzt, daher waren für die Anlage folgende<br />

Sätze angenommen:<br />

1. Die Häuser.<br />

a,, ein Brauhaus, worin gebraut . . . 1 Portion,<br />

d. ein Brauhaus, worin nicht gebraut . V« „<br />

0. ein Erbenhaus ^/4 „<br />

ä. ein Budenhaus ^/3 „<br />

von 100 Thl. jährlicher Miethe . . . ^/2<br />

2. Die Nahrung vom Brauen, Branntweinbrennen, Scharnbacken<br />

und Scharnschlachten:<br />

1. von einem Scheffel Weizen Scharnbacken 4 pf.,<br />

2. „ „ „ Roggen . . . . 3 „<br />

3. „ „ „ Malz . . . . 5 „<br />

4. ein Scheffel Branntwein-Schrot . . . 6 „<br />

5. von einem Ochsen Scharnschlachten . . 1 gr.<br />

6. „ einer Kuh „ . . 9 „<br />

7. „ einem Kalb „ . . 3 „<br />

8. „ „ Hammel „ . . 2 „<br />

9. „ „ Schwein „ . . 6 „<br />

3. Kaufleute, Professionisten, Handwerker und Tagelöhner:<br />

a.. die hiesige Apotheke . . . . 1 Portion,<br />

d. die besten Professionisten zu . 2/4 u. 1/2 „


während des Krieges 1806-12. 321<br />

0. die mittleren und schlechten Professionisten<br />

i/4bis^8 Portion,<br />

ä. ein Tagelöhner von . . . . ^/32—^/32 „<br />

4. Vom Ackerbau:<br />

von 24 Scheffel Aussaat 2/3 Portion,<br />

5. Von einer Kuh, da die Weide nur schlecht '/32 „<br />

6. Von 8 Schafen 1/32 „<br />

Eine Portion wurde zu 4 gr. an Geld berechnet. Der<br />

Servis wurde von Trimtatis 1810 bis dahin 1811 gerechnet<br />

(1. Juni) und jeden Monat erhoben. ^) Daher stellt sich die<br />

monatliche Servis-Einnahme wie folgt:<br />

1. Von den Häusern und Grundstücken, vom Ackerbau,<br />

Wiesenwachs und Vieh, vom Handel und Verkehr und von<br />

den Professionisten 139^/22 Portionen, monatlich 4 gr. macht<br />

23 Thl. 4 gr. 6 Pf.<br />

2. Vom Bierbrauen, Branntweinbrennen, Scharnbacken,<br />

Scharnschlachten 2 Thl. 18 gr.<br />

3. Von den Salarien <strong>der</strong> sämmtlichen könig- und rathhäuslichen<br />

Bedienten a 2 gr. pro Cent 23 gr. 4 Pf.<br />

In Summa 26 Thl. 21 gr. 10 pf. monatliche Einnahme.<br />

Davon wurde das Ordonnanzhaus unterhalten (monatlich<br />

12 gr.), <strong>der</strong> Servis an den Platzcommandanten und die<br />

inactiven Ofsiciere bezahlt, das Uebrige an die Haupt-Servis-<br />

Sublevationskasse gesandt.<br />

Auch <strong>der</strong> Servis wurde nicht zur rechten Zeit eingesandt.<br />

Wir lassen darüber eine Verfügung <strong>der</strong> königl. Regierung,<br />

<strong>der</strong>en Form zugleich als Beispiel für viele ähnliche dienen<br />

kann, folgen:<br />

Von Gottes Gnaden Friedrich Wilhelm, König von Preußen:c.<br />

Unsern gnädigen Gruß zuvor! Ehrenfeste! Liebe Getreue!<br />

Nach einer von <strong>der</strong> Hauptkasse übergebenen Designation<br />

ist die dortige Stadt an Servis-Beiträgen noch rückständig<br />

'6) Doch in manchen Jahren, namentlich im letzten Jahrzehnt<br />

des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts war in jedem Jahr in einem, zwei, auch<br />

drei Monaten <strong>der</strong> Servis nicht erhoben worden. Diese Monate wurden<br />

Springmonate genannt.


322 Dr. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

bis ult. October 1806 45 Thl. 8 gr. 10 Pf.<br />

vom 1. Januar bis ult. Mai 1809 12 „ 23 „<br />

vom 1. Juni 1609 bis ult. März 1809 27 „ 2 „ 11 „<br />

Da nun diese zur höchsten Ungebühr bereits bisher stattgefundenen<br />

Reste nicht länger gestundet werden können, so<br />

lassen wir Euch hierdurch anweisen, solche von den dortigen<br />

Einwohnern sofort einzuziehen und unverweilt, spätestens aber<br />

binnen drei Wochen zur Hauptkasse ohnfehlbar anhero einzusenden.<br />

Sollte hierunter das Mindeste ferner versäumt werden,<br />

so werden wir uns genöthigt sehen, Euch selbst landreuterliche<br />

Execution einlegen, und wenn diese in wenigen Tagen<br />

nichts fruchtet, militärische Execution unter Beiordnung eines<br />

Executions-Directors auf Eure Kosten unverzüglich folgen lassen.<br />

Sind Euch mit Gnaden gewogen.<br />

Gegeben Königsberg, den 30. September 1810.<br />

Königlich preußische Regierungs-Militär-Deputation.<br />

Der Magistrat berichtet darauf, daß es ihm unbegreiflich<br />

erscheint, wie die hiesige Serviskasse annoch mit einer so großen<br />

Summe im Rückstande sein könnte, führt dann genau die Servis-<br />

Einnahme und -Ausgabe von 1806 bis 1810 an und schickt<br />

dann 21 Thl. 17 gr. in leichtem Gelde (den Thaler zu 36 gr.)<br />

an die Hauptkasse ab. Die ganze Servis-Einnahme von<br />

Trinitatis 1810/11 betrug 316 Thl. 7 gr., wovon 260 Thl.<br />

9 gr. an die Servis-Sublevationskasse eingesandt werden. Es<br />

würde zu weit führen, alle Servereste <strong>der</strong> Stadt näher zu<br />

specialisiren, doch wird die Bemerkung genügen, daß die Reste<br />

sich mehrten, schon am 1. November 1811 betrug <strong>der</strong> Rückstand<br />

<strong>der</strong> Stadt 560 Thl. 9 gr. 11 Pf. ")<br />

") Es wird vielleicht nicht uninteressant sein, bei dieser Gelegenheit<br />

überhaupt einiges über den städtischen Etat anzuführen. Ich<br />

wähle das Etatsjahr Trinitatis 1806/7. Die städtischen Einnahmen<br />

und Ausgaben wurden damals noch in zwei getrennten Kassen geführt-<br />

Kämmereik^sse und Stadtkasse.<br />

^. Kämmereikasse. Einnahme: Cap. I. An Bestand 243 Thl.<br />

3 gr. 2 Pf. Cap. ll. An Resten: nichts. Cap. III. An Defekten:<br />

nichts. Cap. IV. An beständigen Gefällen. Tit. I. An Holz und<br />

Rauchgeld 4 Thl. Tit. 2. An Grund- und Schutzgeld 16 Thl. Tit. 3.


während des Krieges 1806-12. 323<br />

1811.<br />

Während in den ersten beiden Monaten des Jahres 1811<br />

die französischen Durchmärsche sich vermin<strong>der</strong>ten, nahmen sie<br />

wie<strong>der</strong> in den nächsten Monaten zu. Die französischen Behörden<br />

fürchteten, daß die Englän<strong>der</strong> die Festung Danzig über-<br />

Von <strong>der</strong> Scharfrichters 4 Thl. 16 gr. Tit. 4. An alter Bierziese:<br />

nichts. Tit. 5. An Erbpachten 269 Thl. 8 gr. Cap. V. An unbeständigen<br />

Gefällen. Tit. 1, 2, 3. An Aufzugsgeld, Holzgeld :c.:<br />

nichts. Tit. 4. Au Bürgergeld 11 Thl. Tit. 5. An Meistergeld<br />

1 Thl. Tit. 6. An Standgeld 7 Thl. 17 gr. Tit. 7, 8, 9. Polizei«<br />

und gerichtliche Strafen: nichts. Tit. 10. An Abschußgefällen 4 Thl.<br />

3 gr. Tttel 11 u. 12 nichts. Tit. 13. Von <strong>der</strong> Rathswage 7 Thl.<br />

9 gr. 9 pf. Cap. VI. An Pachten 639 Thl. 11 gr. Cap. VII.<br />

An Capitalien: nichts. Cap. VIII. Au Zinsen: nichts. Cap. IX.<br />

Insgemein: 50 Thl. 20 gr. Summa aller Einnahmen: 1248 Thl.<br />

15 gr. 11 Pf.<br />

Ausgabe: Cap. I —III. An Vorfchuß, Resten, Defekten: nichts.<br />

Cap. IV. An Gehalt <strong>der</strong> rathhäuslichen Officianten 414 Thl. 18 gr.<br />

(dem Consul dirigens Brewing 138 Thl. 20 gr.) Cap. V. Den Geistlichen<br />

und Schulcollegen 27 Thl. 20 gr. Cap. VI. An an<strong>der</strong>e Kassen<br />

und Officianten 145 Thl. 20 gr. 6 pf. Cap. VII. An Capitalien:<br />

nichts. Cap. Vili. An Zinsen 8 Thl. Cap. IX. An unbeständigen<br />

Ausgaben 139 Thl. 12 gr. 9 pf. Cap. X. An Bau- und Neparaturkosten<br />

79 Thl. 17 gr. 6 pf. Cap. XI. Insgemein: 230 Thl. 19 gr.<br />

Summa aller Ausgaben: 1046 Thl. 12 gr. 7 pf.<br />

13. Die Stadtlasse. Einnahme. Cap. I-III. (Bestand, Reste,<br />

Defetten nichts). Cap. IV. An beständigen Gefällen 4 Thl. Cap. V.<br />

und VI. An Capitalien und Zinsen: nichts. Cap. VII. An unbeständigen<br />

Ge,ällen: Tit. 1. An Pfennigsteuer 102 Thl. 6 gr. Tit 2.<br />

An Urbede 12 Thl. 10 gr., im Ganzen 118 Thl. 8 gr. Cap. VIII.<br />

An Arrenden und Zeitpachten 67 Thl. 14 gr. Cap. IX. Insgemein:<br />

4 Thl. Summa aller Einnahmen 193 Thl. 22 gr. Ausgabe: Cap. I.<br />

An Vorschuß 92 Thl. 11 gr. Cap. II und III. An Resten und Defekten:<br />

nichts. Cap. IV. An firirten Ausgaben 141 Thl. 12 gr. 3 pf.<br />

Cap. V. An unbeständigen Gefällen 82 Thl. 6 gr. Summa aller<br />

Ausgaben 316 Thl. 6 gr.<br />

Im Jahre darauf wurden die Kassen combinirt:<br />

FürTrin. 1811/12 stellte sich die Gesammt-Emnahme auf 1718 Thl. 11 gr.<br />

„ „ 1811/12 „ „ „ Ausgabe „ 2040 „ 18 „<br />

Die Einnahme pro Trin. 12/13 2345 Thl. 10 gr.<br />

Die Ausgabe „ „ 12/13 2595 „ 19 „


324 Dr. Zechlin. Stadt und Kreis Schwelbein<br />

rumpeln würden, daher schickten sie Truppen in forcirten Mär-<br />

schen dorthin. Für den 2. April wurden bei <strong>der</strong> Platzcom-<br />

mandantur in Schivelbein angemeldet 4 Comp. Artillerie zu<br />

Fuß, 11 Officiere, 314 Mann, 25 Pferde; 1 Comp. Sappeurs,<br />

1 Comp. Pontonniers, zusammen 5 Officiere, 64 Mann, 1<br />

Bataillon Sachsen und 1 Bataillon Polen, znsammen 44 Offi-<br />

ciere, 1200 Mann; alles in allem 1738 Mann und 72 Pferde.<br />

Von diesen blieben die Polen und Sachsen in <strong>der</strong> Stadt wi<strong>der</strong><br />

den Willen des Magistrats, <strong>der</strong> lieber die Franzosen behalten<br />

wollte. Am 11. April kam wie<strong>der</strong> ein Commando von 170<br />

Mann und 24 Transportwagen mit Militäreffekten durch, zu<br />

<strong>der</strong>en Fortkommen es 24 vierspänniger Wagen bedurfte. Am<br />

19. April kamen von Regenwalde 1 Regiment polnischer Lan-<br />

zenträger, aus 400 Mann und 400 Pferden bestehend, an.<br />

Am 21. April rückte zur Vertheidigung <strong>der</strong> pommerfchen<br />

Ostseeküste eine Abtheilung <strong>der</strong> 11. Comp. Fußartillerie <strong>der</strong><br />

brand. Brigade von Stargard nach Rügenwalde und hatte <strong>der</strong><br />

Landrath den Befehl bekommen, die Wegebrücken in Stand zusetzen.<br />

Zur selben Zeit ging von Danzig ein Detachement ab, wel-<br />

ches 45 Portionen und 34 Rationen sowie 4 vierspännige<br />

Wagen und 4 Vorlegepferde bedurfte. Am 21. April, so<br />

schreibt die königliche Verpflegungs-Kommission <strong>der</strong> Festung<br />

Stettin, geht von hier unter dem Befehl des französischen<br />

Obersten Mathis eine Colonne nach Danzig, welche besteht 1) aus<br />

eiller Compagnie des 2. Chasseur-Regiments zu 100 Mann<br />

und 100 Pferde, 2) aus dem 1. und 8. westfälischen Infanterie-<br />

regimente 3100 Mann. Diese Colonne trifft den 23. in<br />

Schivelbein ein und geht den 24. nach Belgard ab. Am<br />

22. d. M. gehen 3 Escadrons des 2. Chasseur-Regiments eben-<br />

falls nach Danzig ab, treffen den 24. in Schivelbein ein und<br />

gehen den 25. nach Belgard ab.<br />

Am 17. April wurden von Danzig ein Chirurgus und<br />

48 Soldaten incl. einer Frau und einem Kinde, die nach<br />

Sachsen gehen sollten, angemeldet. Zu dem Fortkommen<br />

dieses Detachements waren 8 vierspännige Wagen und 54 Por-<br />

tionen Lebensmittel nöthig. Am 1. Mai trafen zu Schwel-


während des Krieges 1806-12. 325<br />

dein eine Eskadron des 2. Ehasseur-Regiments, 6 Ofsiciere,<br />

56 Mann und 91 Pferde stark ein, um am 2. nach Nelgard<br />

zu gehen. Am 5. Mai kam ein Regiment Naiern 1400 Mann<br />

stark an; es bedurfte zu seinem Fortkommen 32 Wagen und<br />

8 Vorlegepferde. Am 7. Mai ging wie<strong>der</strong> ein Artillerie-<br />

Transport unter Eskorte von 25 Hufaren durch Schivelbem,<br />

zu <strong>der</strong>en Fortkommen es 120 Wagenpferde bedurfte.<br />

Die Klagen über das Betragen <strong>der</strong> französischen Truppen<br />

auf den Durchmärschen mehrten sich und hatten wenigstens die<br />

Folge, daß auf verschiedene Beschwerden <strong>der</strong> preußischen Regierung<br />

<strong>der</strong> General-Gouverneur Rapsi in Danzig versprach,<br />

jeden Exceß zu bestrafen. Damit das Betragen <strong>der</strong> durchmarschirenden<br />

Truppen genau controllirt werden konnte, sollte<br />

beim Abmarsch jedes Truppencorps und Detachements dem<br />

Kommandeur ein Attest über das Netragen <strong>der</strong> Truppen eingehändigt<br />

und unverzüglich je<strong>der</strong> Exceß angezeigt werden. Der<br />

preußische General Blücher hatte noch hinzugefügt, daß je<strong>der</strong><br />

Marodeur unverzüglich eingesteckt werden sollte. Auch <strong>der</strong><br />

Fürst von Eckmühl richtete ein Schreiben an die Etappenplätze,<br />

welches lautet:<br />

1^6 ßOI1V6I-U6II16Iit ß6Q6l3


326 Dr. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

6.680rär63 83.N8 168 punir 6t U16ll16 83.Q8 611 r6näl6<br />

60IHpt6. II 0rd0UI16 p3,rtÌ0Ii1Ì6r6IU6Iit 3. N. N. 168<br />

V6rn61ir8 ä6 8t6ttil1 6t 3. D3.Q2Ì^ l3.ir6 168 p<br />

r6^1i6ro1i68 PON? ä6C011Vrir 168 6011p3.di68 6t 163 l3.ir6<br />

^11^6r P3.r 11Q6 Ooll1IIiÌ88Ì0I1 militair6. ^01it63 168 loÌ8<br />

H116 168 tr0UP68 lr3H^3.Ì868 011 3.11Ì668 86l0Nt 611 ma.r6ii6<br />

8111- 16, t6lI-Ìt0Ìi-9 P1-1188Ì6Q N. N. 163 60UV6rQ611I'8 Ä6-<br />

168 I.1it01'it68 pri188Ì6I1I168 V0Ì8ÌQ68,<br />

^ il66t6II16Iit ä6 t0118 168 668-<br />

^ 86 C0mttÌt ä I<br />

611 163 ÌQVÌta.Iit 3.<br />

Ig. QI.tiiI'6 äi1 6.6iit, 16 Q0II1 66 I'g.ot611I') 8011 ^^3.66 6t<br />

16 60lp8 3.11(^1161 Ìi8 3.pp3.itÌ6Ut, 6näu 3. 3.^01it6I' t0U8 168<br />

11606883.11-68) P011I- p011V0Ìr pr0Q0Q66r 81ir 168<br />

POrt.668.<br />

Am 9. Mai ging ein Transport Artillerie durch Schivelbein,<br />

es bedurfte zu seinem Fortkommen 306 Pferde. Am<br />

20. Mai traf zu Schivelbein das würtembergische Regiment<br />

Kosenitz 1668 Mann stark nebst 111 Pferden ein. Am<br />

27. Mai ein franz. Artillerietransport unter Escorte einer<br />

Compagnie würtembergischer Truppen von 173 Mann, zu<br />

dessen Fortkommen es 300 Zugpferde bedurfte. Am 30. Mai<br />

wie<strong>der</strong>um ein Artillerie-Convoi aus 44 Wagen bestehend,<br />

zu dessen Fortkommen es 264 Vorlegepferde bedurfte. Am<br />

6. Juni ein Artillerietransport, zu dem 482 Vorlegepferde<br />

requirirt werden mußten. Am 11. Juni unter Escorte einer<br />

Escadron polnischer Lanzenträger, bestehend aus 150 Mann<br />

und 170 Pferden, ein Artillerietram, <strong>der</strong> 96 Pferde und<br />

4 vierspänniger Wagen bedurfte. Am 12. wie<strong>der</strong>um ein Artillerietransport,<br />

am 20. Juni zwei Compagnien Artillerie,<br />

bestehend aus 117 Mann und 153 Pferden; alle Transporte<br />

gingen nach Belgard.<br />

Für die Truppendurchmärsche waren <strong>der</strong> Stadt für die<br />

drei Monate April, Mai, Zum resp. 681 Thl. 8 gr., 1429<br />

Thl. 8 gr., und 362 Thl. vergütet worden.<br />

Da sich im Frühjahr 1811 die französischen Truppen


während des Krieges 1806—12. 327<br />

wie<strong>der</strong> verschiedene Excesse erlaubt hatten, wandte sich <strong>der</strong><br />

Landrath an Blücher in Treptow und bat ihn nm Verlegung<br />

<strong>der</strong> Militärstraße. Blücher antwortete auch unterm 11. Mai<br />

1811 und versprach, sich bei dem General-Gouverneur Rapp<br />

in Danzig und General Liebert in Stettin verwenden zu<br />

wollen. Im Juni schrieb Briesen an den Geheimrath Sack<br />

in Berlin wegen desselben Gegenstandes und „da die Regierung<br />

geschrieben hätte, die pommerschen Orte, beson<strong>der</strong>s die Gegend<br />

von Cörlin und Pinnow sei sehr mitgenommen und könne<br />

unmöglich die Last des Vorspanns tragen, schlägt er vor, die<br />

Straße über Stargard, Dramburg, Tempelburg, Neustettin<br />

zu verlegen. Im Kreise befänden sich nur 1217 Pferde, im<br />

Monat Mai hätte er im ganzen 1728 Pferde gebraucht,<br />

außerdem müßte er bei den schlechten Wegen und schlechten<br />

Pferden mehr vorspannen, so allein im vorigen Monate 426<br />

Pferde mehr, als er liquidiren könnte — <strong>der</strong> Vorspann würde<br />

mit 3 gr. pro Pferd und Meile vergütet — es wären vier<br />

Meilen bis Belgard und die Wege fehr schlecht."<br />

Am 25. Mai schickt Blücher ein Schreiben des Generals<br />

Rapp in Danzig, worin dieser sich einverstanden mit den<br />

Truppendislocationen zeigt, die <strong>der</strong> Landrath vorgeschlagen<br />

hätte, und ebenso damit, daß die mit Pulver beladenen Wagen<br />

außerhalb <strong>der</strong> Ortschaften aufgefahren würden. Das Schreiben<br />

Rapps an Blücher lautet in <strong>der</strong> Uebersetzung:<br />

Herr General!<br />

Danzig, den 20. Mai-1811.<br />

Ich habe die Ehre gehabt, den Brief Ew. Excellenz vom<br />

2. Mai zu empfangen, betreffend den Marsch <strong>der</strong> französischen<br />

und alliirten Truppen durch das Gebiet Sr. Majestät des<br />

Königs von Preußen; durch denselben habe ich ersehen, daß<br />

die Commandeure <strong>der</strong> Truppen sich weigern, die Quartiere<br />

anzunehmen, welche ihnen in den <strong>der</strong> Etaftpenstraße benachbarten<br />

Dörfern angeboten werden. Ich beeile mich Sie zu<br />

benachrichtigen, Herr General, daß vom 13. Mai an ich<br />

solches streng verboten habe. Ebenso habe ich befohlen, daß<br />

Baltische Studien. XXXII. 3. 21


328 vi-. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

alle Pulverkarren außerhalb <strong>der</strong> Ortschaften aufgestellt werden,<br />

um Unannehmlichkeit Zu vermeiden.<br />

Ich bitte Ew. Excellenz anzunehmen ?c. Rapp.<br />

Am 10. Juni 1811 theilte <strong>der</strong> Geheime Staatsrath<br />

Sack dem Landrath mit, daß laut Konvention vom 4. desselben<br />

Monats die Militärstraße verlegt sei, dasselbe thut Blücher<br />

am 18. Juni von Treptow aus und fügt eigenhändig hinzu:<br />

„die neue Etappenstraße ist von Sr. Majestät dem König<br />

genehmigt."<br />

Vom 19. Juni 1811 war also zur unbeschreiblichen<br />

Freude <strong>der</strong> Einwohner die Militärstraße verlegt und zwar<br />

von Stettin über Ncumark, Pyritz, Bernstein, Woldenberg,<br />

Schloppe 2c. nach Danzig.<br />

Am 1. Oetober 1811 rückte eine Escadron des brandenburgischen<br />

Dragonerregiments unter Anführung des Majors<br />

v. Iuergas in die Stadt und schlug hier bis Ende Februar<br />

1812 ihr Standquartier auf. Die Bürger schienen über diese<br />

Einquartierung nicht sehr erfreut zu sein; da es an Ställen<br />

mangelte, mußten sie ihr Vieh aus denselben nehmen und<br />

dort die Pferde unterbringen, auch das Beschaffen des Holzes<br />

machte viele Schwierigkeiten. Dazu kam noch die Sorge<br />

für das Lazareth, für welches sich durchaus kein passendes<br />

Local finden wollte. Dem Kommandeur riß darüber die Geduld<br />

und am 4. October schrieb er an den Magistrat, daß, wenn<br />

bis zum nächsten Mittag kein passendes Local mit den dazu<br />

gehörigen Utensilien ausgemittelt sei, er die kranken Soldaten<br />

bei den Magistratspersonen einquartieren lassen werde. Auf<br />

die Beschwerde des Magistrats bei <strong>der</strong> Regierung, schrieb diese<br />

zurück, <strong>der</strong>selbe möchte sich an den General-Gouverneur Blücher,<br />

Excellenz zu Treptow a/R. wenden; was auch in einem<br />

langen Schreiben geschah. In demselben wird ausgeführt,<br />

daß Schivelbein für eine Kavallcriegarnifon <strong>der</strong> ungeeignetste<br />

Ort sei, da nur im größten Nothfalle 60 Pferde untergebracht<br />

werden könnten. Bis dahin hätten die Bürger ihr Vieh draußen<br />

übernachten lassen, was aber bei eintreten<strong>der</strong> kalter Witterung<br />

nicht möglich sei. Als Lazareth hätte sich nur die Gerichts-


während des Krieges 1806—12. 329<br />

stubc aussindig machen lassen, die aber für eine größere An-<br />

zahl Kranker nicht genügte 7c.<br />

Blücher befand sich aber nicht mehr in Treptow, und so<br />

wurde das Schreiben an seinen Nachfolger General-Lieutenant<br />

v. Tauentzien gegeben, <strong>der</strong> auch fchon unter dem 17. October<br />

beschied, daß er die Einquartierung, bestehend aus 7 Officieren,<br />

74 Köpfen und 92 Pferden, durchaus nicht zu hoch finden<br />

könne. Was das Lazareth beträfe, so würde sein Kriegs-<br />

Commissarius Hauptmann v. Doemming das Nöthige unter-<br />

suchen. Derselbe verfügte auch sofort, daß die transportablen<br />

Kranken nach Treptow gefahren, die übrigen aber hier bleiben<br />

sollten.<br />

1812.<br />

Wenn auch nicht unmittelbar, so wurde doch mittelbar<br />

<strong>der</strong> schivelbeiner Kreis im Jahre 1812 bedeutend in Mit-<br />

leidenschaft gezogen. Im März begannen die Durchzüge <strong>der</strong><br />

französischen Truppen, die auf <strong>der</strong> Etappenstraße von Naugard<br />

über Pinnow und über Dramburg zogen. Schon im März<br />

mußte <strong>der</strong> schivelbeiner Kreis zum Armeccorps des Prinzen<br />

Eckmühl ins Magazin zu dramburg 33 Schock Stroh, 1500<br />

Quart Branntwein., 3750 Pfd. Grütze, 1 Wispel 13^2 Schffl.<br />

Erbsen liefern. Da <strong>der</strong> Landrath immer erklärte, im schivel-<br />

beiner Kreis wäre nur wenig vorhanden und die Einwohner<br />

könnten gar keinen Hafer und Rauchfutter Zur Etablirung des<br />

Magazins in Dramburg liefern, wurde ein Detachement ab-<br />

gesandt und bei Herrn v. Ueckermann in Klempzow 1000 Schffl.<br />

Hafer, 600 Centner Heu und 50 Schock Stroh mit Beschlag<br />

belegt und auf Kosten <strong>der</strong> Kreis-Insassen nach Drambnrg<br />

transportirt. Infolge dessen fielen die späteren Reclamationen<br />

des Landraths fruchtlos aus.<br />

Wegen des obwaltenden vollkommensten Einverständnisses<br />

mit Frankreich ermahnte die königl. Regierung die Unterthanen,<br />

die franz. Truppen und ihre Alliirten mit möglichstem Vertrauen<br />

und größter Zuvorkommenheit Zu behandeln; aber die französischen<br />

Truppen bewiesen sich dieses Vertrauens nur wenig würdig,<br />

überall, wo dieselben durchkamen, wurden Klagen laut, daß


330 Dr. Ze chi in, Stadt und Kreis Schiuelbein<br />

die Truppen außer den ihnen bestimmten Portionen noch<br />

allerhand, beson<strong>der</strong>s Wein, Kaffee und Rum for<strong>der</strong>ten, obgleich<br />

solches durch den Fürsten v. Eckmühl ausdrücklich verboten war;<br />

ferner, daß die Herren Generale und Kommandanten sich von<br />

den Städten Tafelgel<strong>der</strong> bezahlen ließen, daß Städte mit einem<br />

General o<strong>der</strong> Kommandanten ein Abkommen trafen, ihnen täglich<br />

Geldquanta zu geben, wofür er dann die Truppen aufs<br />

Land legte. Endlich, daß die franz. Truppen auf die Jagd<br />

gingen, dabei das Leben <strong>der</strong> Einwohner, die auf den Fel<strong>der</strong>n<br />

befchäftigt waren, gefährdeten, Heufchober in Brand steckten ?c.<br />

Alles dies wurde wie<strong>der</strong>holentlich von den commandirenden<br />

Generalen durch Armeebefehl auf das Strengste verboten.<br />

Im April 1812 lieferte <strong>der</strong> schivelbeiner Kreis ins<br />

Magazin zu Dramburg für den Durchzug von 3000 Franzosen<br />

67 Stück Ochsen und eine Masse Hammel. Die Stadtverordneten<br />

beschlossen, „das Fleisch nur dann abzuliefern, wenn<br />

sie eine Magistratsperson, welche ihnen für die Sicherheit ihrer<br />

Pferde einstünde, nach Dramburg mitkriegten." Was auch geschah.<br />

Außerdem mußte <strong>der</strong> schivelbeiner Kreis den Dramburgern<br />

bedeutenden Vorspann leisten, oft bis zu 900 Pferden.<br />

Auch <strong>der</strong> Landrath des benachbarten Norckenkreises versuchte<br />

den schivelbeiner Kreis heranzuziehen, was ihm aber durch die<br />

energische Einsprache des Landraths v. Briesen nicht gelang.<br />

Das Uebelste bei diesen Vorspannleistungen war, daß die Pferde<br />

häusig nicht wie<strong>der</strong> zurückgegeben, fon<strong>der</strong>n zum Weitertransport<br />

benutzt wurden. (Gegen diesen Mißbrauch Armeebefehl<br />

des Divisionsgenerals Grafen Dumas vom 25. Mai 1812.)<br />

Am 9. April kamen 45 mit Pulver beladene Wagen von<br />

Stettin aus in Schivelbein an, die nach Danzig gehen sollten.<br />

Der Landrath mußte für diesen Transport 270 Vorlegepferde<br />

und 4 vierspännige Wagen beschaffen. Am 21. Mai<br />

1812 schrieb <strong>der</strong> Landrath des deutsch-croneschen Kreises an<br />

Briesen: Das erste französische Kürassierregiment von <strong>der</strong> Division<br />

des Generals Defrance (?) hat seit dem 17. mit zwei<br />

an<strong>der</strong>en Regimentern im hiesigen Kreise cantonnirt und da<br />

durchaus im hiesigen Kreise kein Hafer, Stroh und Heu vor-


während des Krieges 1806-12. 331<br />

handen ist, haben dieselben seit dem 20. und 21. Kiiju8 in<br />

allen Städten und Dörfern des hiesigen Kreises streng fouragirK<br />

Dazu ist die letzte Saatgerste fortgenommen und das Stroh<br />

von den Dächern dazu verbraucht. Der Herr General hat mir<br />

aufgegeben, die Herren Landräthe aufzufor<strong>der</strong>n, sogleich für 860<br />

Pferde Hafer, Heu und Stroh in das Magazin von Crone liefern<br />

zu lassen. Wenn dieses nicht erfolgen follte, fo will <strong>der</strong><br />

Herr General in den angrenzenden Kreis mit den Regimentern<br />

einrücken, demnächst aber auch in den übrigen Kreifen solche<br />

Maßregeln daselbst ergreifen, die für die benannten Kreife nicht<br />

von guten Folgen sein werden. Hiervon Ew. Hochwohl, sofort<br />

Nachricht zu geben, habe ich nicht ermangeln wollen.<br />

Der Landrath des cronefchen Kreises.<br />

Verbunden damit war ein Befehl des oben erwähnten<br />

Generals, fobald wie möglich Heu und Hafer in das Magazin<br />

zu Crone zu liefern. Der Landrath lehnte beide Zumuthungen<br />

höflichst ab.<br />

In Gemäßheit einer gegen das franz. Gouvernement übernommenen<br />

Verpflichtung follte eine gewisse Anzahl Rindvieh<br />

auf Abschlag <strong>der</strong> preußischerseits noch schuldigen Kontribution<br />

vom Lande aufgebracht und zur Armee an die Weichsel abgeliefert<br />

werden. Auf den fchivelbeiner Kreis betrug die Reparation<br />

10300 Pfd. Ochsenfleisch und 2350 Pfd. Kuhfleisch<br />

berliner Gewicht, welches in lebenden Häuptern abgeliefert<br />

werden mußte. Welche Vergütung <strong>der</strong>einst für das abgelieferte<br />

Vieh den Kommunen zu theil würde, vermag die Regierung<br />

nicht zu bestimmen. Am 15. Juni schickte Briesen das betreffende<br />

Vieh nach Driefen zur weiteren Veranlassung. Es<br />

waren 40 Ochsen und 15 Kühe.^)<br />

l8) Bei dieser Gelegenheit wurde <strong>der</strong> Rindviehstand des Kreises<br />

aufgenommen. Es befandeni<br />

sich in ! den einzelnen Dörfern incl. ( Vntern:<br />

Ochsen. Kühe.<br />

Ochsen.<br />

Kühe.<br />

Bercknow . . . 26 45<br />

Transport 64 102<br />

Barenwinkel . . 4 10 Botenhagen . . 12 94<br />

Benstrin . . . 10 25 B r i e s e n . . . . 44 60<br />

Voltenhagen . . 24 22 Brunow. . . . — 45<br />

64 102<br />

120 301


332 r. Zechlin. Stadt und Kreis Schivelbein<br />

Auch hatte <strong>der</strong> schivelbeiner Kreis von Pommern aus manche<br />

Übergriffe zu dulden. Am 15. Mai waren einige schivelbeiner<br />

Kreisdörfer von Pommern aus mit starker Einquartierung be-<br />

legt, denn die pommersche Regierung hatte einseitig befohlen,<br />

Districte des arnswaldeschen, dramburgischen und schivelbein-<br />

schen Kreises zu Hülfe zu nehmen. Darüber beschwerte sich <strong>der</strong><br />

Landrath und es brach zwischen <strong>der</strong> neumärkischen und <strong>der</strong><br />

pommerschen Negierung eine erbitterte Correspondenz aus;<br />

erstere wies die Landräthe <strong>der</strong> drei Kreise direct an, die An-<br />

maßungen <strong>der</strong> pommerschen Negierung zurückzuweisen und ihrem<br />

Befehl durchaus nicht nachzukommen. Trotzdem wurden die<br />

Kreisdörfer Bercknow, Semerow und Schlenzig fortwährend<br />

von dem Etappenort Pinnow bequartiert; so lagen am 18. Juli<br />

738 Mann polnische Trnppen, am 19. Juli 840 Mann<br />

franz. Truppen in diesen Dörfern, denn <strong>der</strong> Etapftencomman-<br />

Trausport<br />

Balsdrey . . .<br />

Carsbaum . . .<br />

Clanzig . . . .<br />

Cußnow. . . .<br />

Dolgenow . . .<br />

Falkenberg. . .<br />

Gumtow . . ,<br />

Grössin . . . .<br />

Klützkow . . .<br />

K a r t l o w . . . .<br />

K r e i t z i g . . . .<br />

K l ö t z i n . . . .<br />

Klemzow . . .<br />

Leckow . . . .<br />

Labenz . . . .<br />

Langenhalen und<br />

Bartenstein . .<br />

Lankow . . . .<br />

L i e p z . . . .<br />

M e s e r i t z . . . .<br />

N e l e p . . . .<br />

-<br />

Ochsen.<br />

120<br />

28<br />

8<br />

—<br />

32<br />

30<br />

28<br />

36<br />

40<br />

46<br />

24<br />

23<br />

42<br />

36<br />

70<br />

92<br />

6<br />

36<br />

28<br />

22<br />

82<br />

^34<br />

Kühe.<br />

301<br />

26<br />

53<br />

18<br />

41<br />

35<br />

26<br />

34<br />

53<br />

59<br />

46<br />

50<br />

33<br />

40<br />

83<br />

57<br />

24<br />

35<br />

26<br />

40<br />

50<br />

1130<br />

Transport<br />

Nuthagen . . .<br />

Nemmin. . . .<br />

Polchlep. . . .<br />

Pribslaff . . .<br />

Panzerin . . .<br />

Niezig . . . .<br />

N ü t z o w . . . .<br />

Riitzenhagen . .<br />

Nepzin . . . .<br />

Simmatzig . . .<br />

Semerow . . .<br />

Schlönwitz . . .<br />

Schlenzig . . .<br />

Teschenbnsch . .<br />

Technow . . .<br />

Völtzkow . . .<br />

Venzlafshagen. .<br />

Wopersnow . .<br />

Wachholzhansen .<br />

Stadt Schivelbein<br />

Im Ganzen<br />

Ochsen.<br />

834<br />

50<br />

40<br />

47<br />

50<br />

24<br />

10<br />

80<br />

52<br />

44<br />

44<br />

28<br />

40<br />

48<br />

16<br />

28<br />

24<br />

36<br />

68<br />

8<br />

1571<br />

18<br />

1589<br />

Kühe.<br />

1130<br />

36<br />

34<br />

45<br />

40<br />

48<br />

52<br />

59<br />

106<br />

46<br />

38<br />

26<br />

79<br />

63<br />

17<br />

26<br />

40<br />

5)0<br />

100<br />

10<br />

5945<br />

250<br />

2195


während des Krieges 1806-12. 333<br />

dant in Pinnow wußte die Truppen nicht an<strong>der</strong>s unterzubringen.<br />

Auf die abermalige Beschwerde des Landraths fuchte die<br />

neumärkische Regierung höhere Entscheiduug nach; bis dahin<br />

möchte <strong>der</strong> Etappencommandant in Pinnow, <strong>der</strong> an Briesen<br />

geschrieben hatte, er würde nach wie vor den schivelbeiner Kreis<br />

heranziehen, den Kreis verschonen.<br />

Die pommersche Regierung beantragte, daß die Etappenstraße<br />

wie<strong>der</strong> über Schivelbein verlegt würde. Es wurde<br />

aber höhern Orts entschieden, daß die Etappenstraße über<br />

Pinnow nach wie vor gehen sollte, im Nothfall aber <strong>der</strong><br />

schivelbeiner Kreis von Pommern aus bequartiert werden könnte.<br />

Dies geschah zu wie<strong>der</strong>holten Malen im Sept. 1812. Da<br />

aber die Beschwerden des Landraths über zu große Einquartierung<br />

kein Ende nahmen, vereinigten sich endlich <strong>der</strong> Hauptmann<br />

v. Puttlitz (Etappencommandant in Pinnow) und Briesen<br />

im October 1812 selber gütlich dahin, daß Puttlitz die<br />

Dörfer Bercknow, Semerow, Meseritz und Schlenzig zur Einquartierung<br />

zu Hülfe nehmen könnte, wenn die von Pinnow<br />

aus auf einmal einzuquartierende Truppenzahl über 1500 Mann<br />

betrug. Die letzte starke französische Einquartierung war am<br />

1. December 1812, an welchem Tage eine französische Division<br />

von 12000 Mann und drei Kolonnen von Stettin nach Danzig<br />

rückten. Bedeutende Naturallieferungen hatte Kreis und<br />

Stadt im Herbst 1812 zu liefern. Im Sept. 12 Wispel<br />

Roggen, 81 Wispel 23 Scheffel Hafer, 14424 Pfd. Fleisch.<br />

Nach Driesen wurden geliefert 12 Wispel 15 Metzen<br />

Roggen, pro Hufe 6^/39 Metzen, eben dorthin 81 Wispel<br />

19 Scheffel Hafer pro Hufe 2 Scheffel 10 Metzen. Für<br />

das in den O<strong>der</strong>festungen stehende französische Militär brachte<br />

Kreis und Stadt pro anno 1812 888 Thl. auf.<br />

Im Uebrigen scheint das Jahr 1812 verhältnißmäßig<br />

ruhig für Schivelbein vergangen zu fein, und wären wir<br />

damit zum Ende unserer Aufgabe gekommen. Noch jahrelang<br />

gehen di? Rechnungen und Berechnungen zwischen Stadt und<br />

Kreis, Stadt und Provinz fort. Manches wurde vergütet.<br />

Während des Krieges hatte die Stadt über 5000 Thl. an


334 Dr- Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

Schulden contrahirt, über 5500 Thl. war sie noch rückständig.<br />

Vergeblich hoffte sie, daß ihr <strong>der</strong> Rest erlassen würde, dazu die<br />

Anleihen, die noch heute nicht vollständig amortisirt sind; bis<br />

zum Jahre 1892 muß <strong>der</strong> schivelbeiner Kreisinsasse seinen<br />

Kriegs-Steuer-Zuschlag entrichten. Von dem Gesammtverlust<br />

<strong>der</strong> Stadt geben die Akten ein hinreichendes Bild, aber von<br />

<strong>der</strong> Noth und dem Elend <strong>der</strong> einzelnen Bürger berichten sie<br />

wenig. Es war ein hartes Geschlecht, unsere Vorfahren, ohne<br />

großen politischen Sinn, genügsam im geringen Besitze, gewöhnt<br />

ans Entbehren, zäh im Dulden und Ausharren, aber auch<br />

hartköpfig und störrisch bis zum Aeußersten. Aber als <strong>der</strong> Frühling<br />

kam, jener Völkerfrühling, da schmolz auch ihrem Herzen<br />

die Rinde, da vergaßen sie die Sorgen und Leiden <strong>der</strong> langen<br />

Kriegsjahre, da erquickten sie die hungernden und zerlumpten<br />

Franzosen vor dem Thor mit Speise und Trank, da steuerte<br />

auch <strong>der</strong> Aermste sein Scherflein für das Vaterland. „Schivelbein,<br />

so erzählt Gustav Freitag, rühmend in seinen Bil<strong>der</strong>n aus<br />

<strong>der</strong> deutschen Vergangenheit Bd. 4 S. 408, damals <strong>der</strong><br />

kleinste und ärmste Kreis Preußens, war <strong>der</strong> erste, welcher<br />

anzeigte, daß er dreißig Reiter stelle, ausrüste und auf drei<br />

Monate besolde." Es verlohnt sich noch, einen Augenblick<br />

hierbei zu verweilen. Es betrugen die Kosten zur Errichtung<br />

<strong>der</strong> Landwehr 5105 Thl.; dazu uoch für Ausrüstung und<br />

für Stellung von Pferden ca. 2000 Thl., so daß Kreis<br />

und Stadt einen Kostenaufwand von 7193 Thl. hatten; auf<br />

die Stadt kam hiervon <strong>der</strong> fünfte Theil, also 1438 Thl.<br />

Diese Summen wurden theilweise durch freiwillige Beiträge<br />

zusammengebracht; es hatten sich zwei Ausschüsse gebildet,<br />

<strong>der</strong> eine zur Errichtung eines Freicorps von 40 Mann Cavalleristen,<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e zur Errichtung <strong>der</strong> Landwehr. Die<br />

ganze freiwillige Einnahme behufs <strong>der</strong> Formation <strong>der</strong> Freiwilligen<br />

betrug 2311 Thl. 23 gr. Für die Landwehr waren<br />

eingekommen 2428 Thl. An dieser Summe participirte die<br />

Stadt mit 439 Thl., das an 1438 Thl. Fehlende wurde<br />

an<strong>der</strong>weitig aufgebracht. Ferner wurden durch Sammlungen<br />

Einzelner, worunter sich auch ein goldener Ring befand, 62


während des Krieges 1806—12. 335<br />

Thl. und durch verschiedene Kirchencollecten 121 Thl. von<br />

<strong>der</strong> Stadt dem Vaterlande geschenkt. Schließlich rüsteten sich<br />

noch 10 städtische Jünglinge auf eigene Kosten aus und zwar<br />

5 als Kavalleristen und 5 als Infanteristen. Von diesen<br />

10 wurden während <strong>der</strong> beiden Feldzüge vier zu Officieren<br />

beför<strong>der</strong>t. ")<br />

I. Akten aus dem hiesigen Landrathsamte:<br />

1. Atta betr. verschiedene französische Requisitionen und<br />

Bekanntmachungen von 1807 und 1808.<br />

2. Akta betr. das Kantonnement <strong>der</strong> französischen Truppen<br />

in <strong>der</strong> Provinz Neumark 1807.<br />

3. Akta betr. die Verpflegung <strong>der</strong> vaterländischen Truppen<br />

von 1808—1811.<br />

4. Akta die Anfertigung <strong>der</strong> Liquidation von sämmtlichen<br />

Kriegskosten <strong>der</strong> Stadt Schivelbein betreffend.<br />

5. Akta betr. die wegen <strong>der</strong> außerordentlichen Kriegs-<br />

Contribution geführte Korrespondenz, vol. I. 1807. vol.<br />

II 1808. vol. III 1809. vol. Uli 1809.<br />

6. Akta betreffend die Verpflegung des hier gestandenen<br />

Correspondenz-Piquets und <strong>der</strong> durchmarschirten Truppen.<br />

7. Akta betreffend die mit dem General-Civil-Commissariat<br />

geführte Korrespondenz über die Aufhebung des Kantonnements<br />

<strong>der</strong> Kürassierbrigade St. Germain.<br />

8. Akta betreffend die Verpflegung <strong>der</strong> französischen Truppen<br />

1812 vol. I und II.<br />

9. Akta betreffend die Beiträge <strong>der</strong> in den O<strong>der</strong>festungen<br />

stehenden französischen Truppen.<br />

10. Akta betreffend die von dem General le Noble dem<br />

hiesigen Kreise auferlegte Kontribution.<br />

11. Akta betreffend Roggen-, Mehl-, und Fouragelieferung des<br />

hiesigen Kreises anno 1806 und 1807.<br />

w) Der Sohn des Accise-Einnehmers Zoch, <strong>der</strong> Sohn des Fleischers<br />

Virchow und die beiden Söhne des Staatsbürgers Nachusms.


336 Dr. Zechlin, Stadt und Kreis Schivelbein<br />

12. Wa betreffend die Aufbringung <strong>der</strong> zum Artillerietransport<br />

nöthigen Pferde 1807.<br />

13. Akta betreffend die Nachweisung <strong>der</strong> patriotischen Opfer<br />

aus dem Jahr 1813.<br />

14. Ma betreffend Berechnungen zwischen Stadt und Kreis<br />

Schivelbein aus <strong>der</strong> Kriegszeit.<br />

II. Akten aus <strong>der</strong> hiesigen Magistratsregistratur:<br />

1. Beläge und Rechnungen, das baierfche Executions-Kommando<br />

betreffend 1808.<br />

2. Liquidationen für die durchmarschirten franz. Truppen 1809.<br />

3. Akta des Magistrats betr. die Revision und Abnahme<br />

<strong>der</strong> Kämmereirechnung 1809—13.<br />

4. Verordnungen wegen Deklaration <strong>der</strong> Städteordnung 1809.<br />

5. Akta betr. die Verpflegung <strong>der</strong> inactiven Officiere 1809.<br />

6. Akta betr. die Einquartierung <strong>der</strong> franz. Truppen 1809.<br />

7. Akta betr. die Versorgung <strong>der</strong> französischen Etappenplätze<br />

1809.<br />

8. Akta betr. das Executionscommando des Lieutenant v.<br />

Lilienthal 1810.<br />

9. Akta die Verpflegung <strong>der</strong> französischen Truppen in<br />

den O<strong>der</strong>festungen 1810 betr.<br />

10. Akta betr. die Aufbringung <strong>der</strong> Kriegssteuer zur Verpflegung<br />

des in den O<strong>der</strong>festungen stehenden französischen<br />

Militärs 1810.<br />

11. Akta über das Servis- und Einquartierungswesen 1810.<br />

12. Akta betr. die Quartier-Servis-Vergütung für die<br />

Eskadron des ersten Dragoner-Regiments 1811.<br />

13. Akta betr. die Einquartierung <strong>der</strong> Leib-Eskadron des<br />

brandenburgischen Dragoner-Regiments 1811.<br />

14. Akta betr. die Durchmärsche franzöfifcher Truppen 1811.<br />

15. Amtsblätter <strong>der</strong> königl. neumärk. Regierung 1813—15.<br />

16. Akta betr. die Einquartierung des Generals St. Germain<br />

1807.


während des Krieges 1806-12. 337<br />

17. Atta betr. die Aufbringung <strong>der</strong> Beiträge zur außerordentlichen<br />

Kriegscontribution. vol. I 1807. vol. II 1808.<br />

vol. III 1809. vol. Uli 1810.<br />

18. Akta betr. die Naturallieferung von Colberg 1807.<br />

19. Verzeichniß <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Stadt Schivelbein einquartiert<br />

gewesenen franz. Truppen 1807 und 1808.<br />

20. Verfügungen wegen Aufbringung <strong>der</strong> Beiträge <strong>der</strong> Stadt<br />

Schivelbein zur Kriegscontribution 1806/7.<br />

21. Akta enthaltend die während <strong>der</strong> franz. Occupation eingegangenen<br />

Verfügungen 1806/7.<br />

22. Stadtkaffenrechnung 1807/8.<br />

23. Akta betr. die zur Tilgung <strong>der</strong> Kriegsfchulden eingeführte<br />

Konsumtionssteuer 1808.<br />

24. Akta die Stellung des Vorspanns und <strong>der</strong> Wagen für<br />

franz. Truppen betr. 1808.<br />

25. Nachweisung <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Stadt Schivelbein während des<br />

Krieges einquartiert gewesenen Truppen 1808.<br />

26. Quittungen und Abrechnungen für die Einquartierungskosten<br />

frem<strong>der</strong> Truppen 1809.


338 Die Sammlung russischer Denkmünzen<br />

Die Sammlung russischer Denkmünzen<br />

in Stettin<br />

beschrieben vom Geh. Iustizrath Pitzschky.<br />

Stettin ist <strong>der</strong> Geburtsort zweier Kaiserinnen Rußlands:<br />

erstens <strong>der</strong> Kaiserin Katharina 2., geboren am 2. Mai 1729,<br />

getauft mit den Namen Sophie Auguste Frie<strong>der</strong>ike, Tochter<br />

des General-Feldmarschalls und Gouverneurs von Stettin, Fürsten<br />

Christian August von Anhalt-Zerbst, seit 1. September 1745<br />

Gemahlin und seit 1762 Nachfolgerin des Kaisers Peter 3. auf<br />

dem Throne Rußlands; ferner ihrer nachmaligen Schwiegertochter,<br />

<strong>der</strong> Kaiserin Marie Feodorowna, geboren am<br />

25. October 1759, getauft mit den Namen Sophia Dorothea<br />

Auguste Louise, Tochter des als General in preußischen Diensten<br />

stehenden Herzogs Carl Alexan<strong>der</strong> von Würtemberg-Stuttgart,<br />

seit 18. October 1779 Gemahlin des damaligen Großfürsten<br />

und nachmaligen Kaisers Paul 1.<br />

Während über das Geburtshaus <strong>der</strong> Kaiserin Marie<br />

Feodorowna — das hier am Roßmarkt Nr. 2, alte Nummer<br />

722 l) belegene, jetzt Wietzlowsche Haus — kein Zweifel<br />

besteht, ist das Geburtshaus <strong>der</strong> Kaiserin Katharina 2. nicht<br />

unbestritten.<br />

Thiede in seiner Chronik <strong>der</strong> Stadt Stettin behauptet<br />

S. 827, die Kaiserin sei „auf dem Schlosse" geboren.<br />

Dem wi<strong>der</strong>spricht jedoch die allgemeine Tradition in <strong>der</strong> Stadt,<br />

welche das früher dem Geheimen Medicinalrath Dr. Lehmann<br />

!) Früher hatten sämmtliche Häuser Stettins durchgehende Nummern.<br />

In neuerer Zeit hat jede Straße ihre beson<strong>der</strong>en Nummern erhalten.


in Stettin. 339<br />

resp. seinen Erben, später dem Iustizrath von DeWitz und<br />

jetzt dem randowschen Kreise gehörige Haus in <strong>der</strong> großen<br />

Domstraße Nr. 1, alte Nummer 791, Ecke des Marienplatzes,<br />

als das Geburtshaus bezeichnet. Unterstützt wird<br />

diese Annahme durch die Thatsache, daß dies letztere Haus<br />

im vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t Wohnhaus des Gouverneurs <strong>der</strong><br />

Festung gewesen ist. Ferner ist Thatsache und mir aus<br />

früheren Jahren persönlich bekannt, daß, bevor die Eisenbahnverbindung<br />

zwischen Berlin und Petersburg hergestellt war<br />

und <strong>der</strong> Personenverkehr zwischen beiden Städten vorzugsweise<br />

die Dampfschiffslinie Petersburg-Stettin benutzte, viele Russen<br />

auf <strong>der</strong> Durchreise durch Stettin die Wohnung <strong>der</strong> Kaiserin in<br />

dem Hause große Domstraße Nr. 1 aufsuchten und besichtigten,<br />

was von dem damaligen Bewohner Oberbürgermeister Masche<br />

mit großer Vereitwilligkeit und Gastfreiheit gestattet wurde.<br />

Eine Rolle dabei spielte ein Brandfleck in <strong>der</strong> Diele eines<br />

einfenstrigen Eckzimmers, dessen Entstehung dem Brande einer<br />

Wiege Zugeschrieben wurde, aus welcher das kaiserliche Kind<br />

noch rechtzeitig gerettet sei. Als <strong>der</strong> Iustizrath von Dewitz<br />

im Jahre 1853 einen Neubau des Hauses vornahm, ließ er<br />

diese angebrannte Diele herausnehmen, <strong>der</strong>en Identität durch<br />

notarielle Urkunde vom 8. April 1853 2) feststellen, und die<br />

Diele demnächst in das neuerbaute Haus wie<strong>der</strong> einlegen. Die<br />

angebrannte Wiege soll als Erinnerung an diese Begebenheit<br />

noch in Weimar o<strong>der</strong> Dessau aufbewahrt werden.<br />

Für das Geburtshaus große Domftraße Nr. 1 spricht<br />

auch <strong>der</strong> Umstand, daß sich in den letzten Jahren des vorigen<br />

und im Anfange des jetzigen Jahrhun<strong>der</strong>ts in diesem Hause<br />

eine Ressource, die sogen. Förstersche, befand, und Zöllner<br />

in seiner „Reise durch Pommern und Rügen" (Berlin 1797)<br />

Seite 27 erwähnt: er habe eine Einladung in eine Ressource<br />

mit um so größerem Vergnügen angenommen, als sie unter<br />

ihre Versammlungszimmer auch dasjenige zählt, in welchem<br />

die Kaiserin Katharina 2. geboren worden.<br />

Siehe Anlage ^.


340 Die Sammlung russischer Denkmünzen<br />

Ferner ist in einer Magistratsverfügung vom 26. Juli<br />

1820 2) 6x olKoio registrirt: die Kaiserin Katharina 2. sei<br />

„im Jahre 1729 im Hause des Geh. Rath Lehmann Nr.<br />

791" und die Kaiserin Marie Feodorowna „im Jahre 1759<br />

im Hause des Kaufmanns Wietzlow Nr. 722" geboren.<br />

Endlich dürfte die Autorität des Geheimen - Archivrath<br />

Siebigk anzuführen sein, welcher in seinem uuter Benutzung<br />

des früheren fürstlich anhalt-zerbstschen Hausarchivs im Jahre<br />

1873 herausgegebenen Buche: Katharina 2. Vrautreise<br />

nach Rußland 1744—1745 ausdrücklich berichtet, Katharina<br />

sei am 2. Mai 1729 „in dem Eckhause <strong>der</strong> großen<br />

Domstraße, in welchem um diese Zeit <strong>der</strong> Gouverneur <strong>der</strong><br />

Festung seine Wohnung hatte", geboren.<br />

Diesen übereinstimmenden glaubwürdigsten Zeugnissen<br />

gegenüber muß die Thiedesche Angabe durchaus unrichtig erscheinen.<br />

Der Autor beruft sich zwar in einer Note auf Wutstrack,<br />

Befchreibung <strong>der</strong> Herzogthümer Vor- uud Hinterpommern<br />

S. 309 und 310. Dort ist angeführt, daß die Kaiserin<br />

Katharina 2. in Stettin geboren sei; das Geburtshaus<br />

ist jedoch nicht bezeichnet. Unmittelbar vorher erwähnt Wutstrack,<br />

daß sich <strong>der</strong> König Stanislaus von Polen nach <strong>der</strong><br />

Schlacht von Pultawa im Jahre 1709 eine geraume Zeit in<br />

Stettin aufgehalten hat. Derselbe hat, was jedoch Wutstrack<br />

nicht erwähnt, damals auf dem Schlosse gewohnt.<br />

Durch eine irrthümliche Gedankencombination scheint Thiede<br />

diese ihm bekannte Thatsache (vergl. Chronik S. 779—781)<br />

mit <strong>der</strong> unmittelbar folgenden Notiz über die Kaiserin Katha^<br />

rina 2. in Verbindung gebracht und dadurch seine unrichtige<br />

Angabe veranlaßt zu haben.<br />

Sonstige historische Zeugnisse für die Thiedesche Annahme<br />

sind nicht vorhanden, wenigstens nicht bekannt. Es wird daher<br />

als feststehende Thatsache gelten müssen, daß die Kaiserin<br />

Katharina 2. in dem Hause große Domstraße Nr. 1 — alte<br />

Nummer 791 — geboren ist, nicht ans dem Schlosse.<br />

3) Magistrats-Akten betreffend die russischen Medaillen Tit. I. Sect. I.<br />

Nr. 281 toi. 95.


in Stettin. 341<br />

Doch ich verlasse diese Frage, welche wohl nnr für die<br />

Bewohner Stettins von Interesse ist. 4)<br />

Am 9. Inli 1762 starb Kaiser Peter 3. und es gelangte<br />

seine Gemahlin Katharina 2., mit welcher er seit dem 1. September<br />

1745 verheirathet war, auf den russischen Thron.<br />

Kurze Zeit darauf hatte <strong>der</strong> Kaufmann Tilebein in Stettin,<br />

Altermann <strong>der</strong> Kaufmannschaft und <strong>der</strong> Schützencomsiagnie <strong>der</strong><br />

Kaufleute, bei <strong>der</strong> jährlichen Feier des Vogelschießens durch<br />

einen Grandeßschuß für die Kaiserin Katharina 2. den Vogel<br />

abgeschossen, und dies <strong>der</strong> Kaiserin angezeigt. Darauf gelangte<br />

an den Magistrat zu Stettin ein Schreiben des Kanzlers<br />

Woronzow vom 27. August 1762 ^), in welchem es heißt:<br />

„Ihro Kayserlichen Majestät haben den Inhalt verehrten<br />

Briefes huldreichst aufzunehmen und mir den Befehl zu<br />

ertheilen geruht, durch Einen Wohledlen Magistrat den<br />

Herrn Tilebein und die sämmtliche Schützencompagnie<br />

Dero Allerhöchsten Kaiserlichen Wohlwollens, wovonIhro<br />

Kayserlichen Majestät bei Gelegenheit werkthätigen<br />

Merkmale zu geben entschlossen sind,<br />

hiermit nachdrücklichst zu versichern."<br />

Dies gab dem Magistrat Veranlassung, in einem Bericht<br />

vom 12. Januar 1763 ^) <strong>der</strong> Kaiserin den Dank für die wohl-<br />

4) Eine an<strong>der</strong>weitige lokale Erinnerung an die Kaiserin Katharina 2.<br />

bildet eine Linde, welche sie in ihrer Jugend auf einem Festungswalle<br />

am Schneckenthor gepflanzt haben soll, und welche allgemein unter<br />

dem Namen „Kaiserlinde" bekannt war. Bei Anlegung <strong>der</strong> Verlin-<br />

Stettiner Eisenbahn im Jahre 1840 wurde dieser Wall abgetragen<br />

und die fast hun<strong>der</strong>tjährige Linde mit großer Sorgsamkeit nach dem<br />

Vorplatz des Empfangsgebäudes verpflanzt, woselbst sie indessen nur<br />

ein kümmerliches Dasein fristete, und nach einigen Jahren einging.<br />

Aus dem Holze dieser Linde ließ das Eisenbahn-Directorium im Jahre<br />

1851 bei einem berliner Kunsttischler Wichmann zwei Tische anfertigen,<br />

von denen <strong>der</strong> eine <strong>der</strong> Königin Elisabeth von Preußen, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Kaiserin Alexandra von Nußland, Schwester des deutschen Kaisers<br />

Wilhelm, verehrt wurde.<br />

5) Magistrats-Akten Tit. VIII. Spec. von den Schützencompag-<br />

nien Nr. 55 sol. 1.<br />

6) lol. 5 <strong>der</strong> vorgedachten Akten.


342 Die Sammlung russischer Denkmünzen<br />

wollenden Gesinnungen auszusprechen, mit <strong>der</strong> Bitte: „huldreichst<br />

zu befehlen, wie es bei künftiger Feier dieses Vogelabschießens<br />

von <strong>der</strong> Kaufmannschaft gehalten werden soll."<br />

Hierauf erging ein Anwortschreiben des Kanzlers Woronzow^),<br />

welches wegen seiner Wichtigkeit nachstehend wörtlich<br />

angeführt wird:<br />

„WohlEdle, Wohlgelahrte, Inson<strong>der</strong>s geehrte Herren Bürgermeister<br />

und RathsVerwandte.<br />

Gleichwie Ihro Kayserlichen Majestät, meiner Allergnädigsten<br />

Souveraine, das an Allerhöchst Dieselbe unterm 12. Januar<br />

k. 3.. von Ew. WohlEdlen erlassene Schreiben zu Allerhöchsten<br />

Wohlgefallen gereicht hat, und Ihro Kayserliche Majestät<br />

je<strong>der</strong> Zeit in Gnaden geneigt sind, Ihnen und Ihrer Bürgerschaft<br />

Proben höchst Ihro fortwährenden Wohlwollens zu geben,<br />

So ist mir auch in Gnaden auferlegt worden, Ew. WohlEdlen<br />

von sothanen allergnädigsten Gesinnungen hierdurch Kenntniß<br />

zu geben und zugleich <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Gelegenheit Ihro Kayserlichen<br />

Majestät Erönung geprägte Medaillen an Ew. WohlEdlen<br />

zu übersenden, wie denn auch künftig je<strong>der</strong> Zeit die<br />

hier zu prägenden Gedächtniß-Münzen an Ew.<br />

WohlEdlen übersand werden sollen, die dortige Schützencompagnie<br />

aber haben Ihro Kayserliche Majestät zu ihrer<br />

künftigen Feyer mit einem Geschenk von Ein Tausend Ducaten<br />

zu gratificiren geruhet, auf welche ein Wechsel hierbey folget.<br />

Was übrigens in obgedachten Dero Schreiben von Ihro Kayserlichen<br />

Majestät Allerhöchste Willens-Meinung erwähnt ist, wie<br />

es bei künftiger Feier des Vogel-Abschießens von <strong>der</strong> Kaufmannschaft<br />

gehalten werden soll, so überlassen Allerhöchst Dieselben<br />

solches Ihrem Gutbesinden.<br />

So angenehm mir dieser Auftrag ist, Ew. WohlEdlen<br />

die Fortdauer von Ihro Kayserlichen Majestät zu Ihnen und<br />

Ihrer Stadt tragenden Huld und Gnade zu versichern, mit<br />

eben so großen Vergnügen wie<strong>der</strong>hohle die Versicherung von<br />

7) Magistrats.Akten Tit. I Sect. 1 Nr. 281 betr. die von <strong>der</strong><br />

kaiserlich russischen Regierung übereigneten goldenen Medaillen toi. 1.


in Stettin. 343<br />

<strong>der</strong>jenigen bereitwilligsten Dienst-Geflissenheit, mit welcher ich<br />

allemahl sein werde<br />

Ew. WohlEdlen<br />

Moskau, den 26. April 1763. Dienstwilliger<br />

C. Mich. Woronzow."<br />

Diesem Schreiben, welches bezüglich <strong>der</strong> Denkmünzen als<br />

ein Privilegium <strong>der</strong> Stadt Stettin anzusehen ist, waren beigefügt<br />

eine goldene und eine silberne Krönungsmedaille und<br />

für die Schützencompagnie ein Wechsel auf Amsterdam über<br />

1000 holländische Ducaten.<br />

Auf Grund <strong>der</strong> im Schreiben ertheilten Zusicherung<br />

sind sodann dem Magistrat bis zum Jahre 1788 successive noch<br />

weitere neun goldene Medaillen übersandt. Nach längerer<br />

Pause erhielt <strong>der</strong> Magistrat im Jahre 1793 12 goldene<br />

Medaillen mit folgendem Schreibend)<br />

Berlin, den 10./21. Februar 1793.<br />

„Ihro Majestät die Kaiserinn aller Reußen, meine allerguädigste<br />

Souveraine haben bereits seit mehreren Jahren<br />

<strong>der</strong> Stadt Stettin zum Veweiß des lebhaftesten Andenkens<br />

und <strong>der</strong> allergnädigsten Zuneigung ein Exemplar in<br />

Gold von den Medaillen zukommen lassen, welche über<br />

die wichtigsten Zeitpunkte Dero glorwürdigsten Regierung<br />

geprägt worden sind; und da es sich bei Revision <strong>der</strong><br />

bis jetzt übersandten Medaillen findet, daß bis zum<br />

gegenwärtigen Zeitpunkt noch 12 Stückefehlen,<br />

so haben Allerhöchstdieselbe mir gnädigst aufgetragen, diefe<br />

fehlenden 12 Stücke <strong>der</strong> Stadt Stettin Nahmens Ihro<br />

Kaiserlichen Majestät zuzustellen, und dabey <strong>der</strong>selben zugleich<br />

das Allerhöchst fortwährende gnädigste Wohlwollen<br />

zu versichern.<br />

Mit Vergnügen entledige ich mich dieses mir gewordenen<br />

Auftrages, indem ich die in beiliegen<strong>der</strong> Note verzeichneten<br />

12 Stück goldenen Medaillen einem Hochedlen Rath <strong>der</strong><br />

Stadt Stettin hierneben mit dem Ersuchen zusende, mir<br />

8) Magistrats-Akten Ttt. I. Sect. 1 Nr. 281 sol. 70.<br />

Baltische Studien XXXII. 3. «2


344 Die Sammlung russischer Denkmünzen<br />

von dem Eingange <strong>der</strong>selben die gefällige Nachricht zukommen<br />

zu lassen.<br />

W. Graf von Nesselrode<br />

Ihro russisch, kayserl. Majestät<br />

Außerordentlicher Gesandter und Bevollmächtigter<br />

Minister am königl.<br />

preuß. Hofe."<br />

Ferner ließ die Kaiserin noch im letzten Lebensjahre<br />

unterm 22. März 1796 dem Magistrate durch ihren Gesandten<br />

am preußischen Hofe von Kalitcheff drei goldene Medaillen<br />

zustellen.<br />

Am 9. November 1796 starb Katharina 2. Ihr folgte<br />

auf dem Throne ihr Sohn Paul, Gemahl <strong>der</strong> gleichfalls in<br />

Stettin geborenen Marie Feodorowna, Prinzessin von Würtemberg.<br />

An beide richtete <strong>der</strong> Magistrat unterm 20. December<br />

1796 seine Glückwünsche zur Thronbesteigung. Das eigenhändig<br />

unterschriebene Dankschreiben <strong>der</strong> Kaiserin ^) lautet:<br />

„EhrenVeste und Wohlweise <strong>der</strong> Stadt Stettin Bürgermeister<br />

und Rath.<br />

Die in Ihren Schreiben vom 20. December vorigen<br />

Jahres Uns als Kaiserin, auf eine so wohlgemeinte Art<br />

gewidmete Glückwünsche sind uns um so angenehmer, da<br />

selbige von einer Stadt kommen, die Wir als Unsern<br />

Geburths-Ort sehr werth halten, und <strong>der</strong> Wir gern<br />

Beweise von dem beson<strong>der</strong>n Kayserlichen Wohlwollen zu<br />

geben bereit sind, womit Wir stets beharren<br />

Ihre wohlgewogene Maria<br />

St. Petersburg, den 5. Januar 1797."<br />

Während <strong>der</strong> kurzen Regierungszeit des Kaisers Paul<br />

erhielt die Stadt Stettin keine Medaillen.<br />

Nachdem jedoch am 24. März 1801 Kaiser Alexan<strong>der</strong><br />

den Thron bestiegen hatte, ließ <strong>der</strong>selbe in Folge eines<br />

Glückwunschschreibens des Magistrats und einer Anzeige <strong>der</strong><br />

5o1. 88 <strong>der</strong> angeführten Akten.


in Stettin. 345<br />

Schützencompagnie <strong>der</strong> Kaufleute, daß bei dem Vogelschießen<br />

am 9. Juni 1801 <strong>der</strong> Kaufmann Maanß mit einem Grandeßschuß<br />

für den Kaiser den Vogel abgeschossen habe, durch den<br />

Fürsten Knrakin unterm 26. Mai 1802 dem Magistrat ein<br />

goldenes Exemplar <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Kaiserkrönung geprägten<br />

Medaille, sowie zugleich für die Schützengesellschaft „zu ihrer<br />

künftigen Feier" 1000 Ducaten übersenden.<br />

Seit dem Jahre 1802 schien diese Angelegenheit durch<br />

die großen Weltbegcbenheiten in den Hintergrund gedrängt zu<br />

sein, wenigstens erhielt <strong>der</strong> Magistrat viele Jahre lang keine<br />

weiteren Medaillen. Endlich fühlte <strong>der</strong> Magistrat sich veranlaßt,<br />

die Sache wie<strong>der</strong> in Anregnng zu bringen. Er richtete in<br />

einer Eingabe vom 26. Juli 1820 an die Kaiserin-Mutter<br />

Maria Feodorowna, unter Bezugnahme auf das wohlwollende<br />

Handschreiben vom 5. Januar 1797 und unter Darlegung des<br />

Sachverhältnisses, die Bitte: „bei des Kaisers Majestät bewirken<br />

zu wollen, daß Allerhöchstdicselben, unter Bestätigung<br />

<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Kaiserin Katharina gemachten Zusage je eines<br />

Exemplars <strong>der</strong> seit dem Jahre 1802 geprägten Denkmünzen genehmige.<br />

"Zugleich nahm <strong>der</strong> Magistrat für diefe Bitte die<br />

Mitwirkung des preußischen Gesandten in Petersburg, General-<br />

Lieutenants von Schöler, und des Ober-Präsidenten Sack in<br />

Anspruch, welcher letztere sich beson<strong>der</strong>s lebhaft für die Sache<br />

interessate.<br />

Diese Bemühungen wurden nach Verlauf von 1^/2 Jahren<br />

durch das nachstehende Schreiben des russischen Gesandten in<br />

Berlin^) mit dem günstigen Erfolge gekrönt:<br />

„Seine Majestät <strong>der</strong> Kaiser, mein Allergnädigster Herr,<br />

haben geruht, <strong>der</strong> königlichen Stadt Stettin das Zeichen<br />

des Wohlwollens, welches Höchst<strong>der</strong>o Erhabene Großmutter<br />

die Kaiserin Katharina die zweite, ihr als IhrerGeburtsstadt<br />

durch Übersendung eines Exemplars aller in Rußland<br />

geschlagenen Medaillen ertheilte, aufs Neue zu be-<br />

l. 110 <strong>der</strong> angeführten Akten.


346 Die Sammlung russischer Denkmünzen<br />

stätigen, und mirisi Befehl geworden, die 54beiliegendcn<br />

goldenen Medaillen, die sich in <strong>der</strong> Ordnung folgen,<br />

wie sie seit <strong>der</strong> Krönungsmedaille von 1802 geprägt worden,<br />

Einem Hochedlen Magistrat <strong>der</strong> Stadt Stettin zukommen<br />

zu lassen. Indem ich den allerhöchsten Befehl Sr. kaiserlichen<br />

Majestät durch Nebersendung beifolgen<strong>der</strong> Kiste ausführe<br />

und das Verzeichniß <strong>der</strong> darin enthaltenen Medaillen hier<br />

beyfüge, ersuche ich um geneigte Anzeige von dem Empfange<br />

<strong>der</strong>selben, und ergreife mit beson<strong>der</strong>em Vergnügen diese<br />

Gelegenheit, Einen hochlöblichen Magistrat meiner vollkommenen<br />

Hochachtung zu versichern.<br />

Graf von Alopeus.<br />

Berlin, 26. Februar 1822."<br />

Der Magistrat fühlte sich gedrungen, für die gewährte<br />

Bestätigung des Privilegiums und für diese überaus munificente<br />

Sendung (<strong>der</strong> Goldwerth <strong>der</strong> Medaillen betrug weit über<br />

3000 Thaler), sowohl dem Kaiser Alexan<strong>der</strong>, als <strong>der</strong> Kaiserin<br />

Mutter- Marie unterm 6. März 1822 den lebhaftesten freudigsten<br />

Dank auszusprechen. Die Zahl <strong>der</strong> Medaillen war<br />

dadurch auf 81 und ihr Gesammtgoldwerth auf ca. 6550<br />

Thaler gestiegen. Unterm 24. December 1822 sandte Graf<br />

Alopeus wie<strong>der</strong>um eine goldene Medaille, welche die Universität<br />

Abo auf ihren Eurator, den Großfürsten Nicolaus hatte<br />

schlagen lassen.<br />

Am 1. December 1825 starb Kaiser Alexan<strong>der</strong>. Ihm<br />

folgte sein Bru<strong>der</strong> Nicolaus.<br />

Der Ober-Präsident Sack, welcher <strong>der</strong> Medaillen-Samm-<br />

lung fortwährend sein reges Interesse zuwendete, hatte im Jahre<br />

1826 Veranlassung genommen, bei dem russischen Minister Gras<br />

von Nesselrode in Petersburg durch den preußischen Gesandten<br />

von Schöler die Vervollständigung <strong>der</strong> Sammlung durch Neber-<br />

sendung <strong>der</strong> inzwischen geprägten Stücke in Anregung zu<br />

bringen. Darauf erging ein Schreiben des Ministers von Nessel-<br />

rode an den General von Schöler vom ' ^ . 1826,<br />

^ 4. October<br />

Welches im Auftrage des Kaisers nicht nur die früheren kaiser-


in Stettin. 347<br />

lichen Zusagen in Ansehung <strong>der</strong> Medaillensendungen bestätigte,<br />

son<strong>der</strong>n auch die bevorstehende Uebersendung neuer Medaillen<br />

ankündigte. Dies im Original in den Ober-Präsidial-Akten befindliche<br />

und durch den Ober-Präsidenten Sack dem Magistrat abschriftlich<br />

mitgetheilte Schreiben") lautet wörtlich:<br />

22<br />

4 Otd<br />

80N1NÌ8 3. 1'Nmp6r6iii- Voti-6 Isttro 6n 6/18<br />

6t ^6pr011V6 11N6<br />

a V01I8 iulorMLI-, ll10H (^6Q6I-Hi, l^U6 83.<br />

3. äa,j^n6 Hoonoiiiir iavor^kisllioiit 16 V06UX<br />

V0118 HV02 l)Ì6u V011I11 Gx^limsr HI1 noni Ho la<br />

V^1i6 äo 8t.6ttÌQ. NÜ6 H 6.6M) äaQ8 UQ6 000a-<br />

8Ì0Q HUtOI-iLUrO, t6IN0ÌFI16 H 06tt6 VÌiis Wilt 1'iQ-<br />

terst csu'Nio lui ^)0rt6, 6t o'68t pHr UQ6 8uit6 6.6<br />

06 86lltÌU16Ut, (^I16'N1i6 86 pi3.it a MHÌnt6IiÌl' 168<br />

HÌ8^)08ÌtÌ 0118 (^116 l6U 1'IÜ<br />

6N 8H 53>V6Ul. Vn 00Q86(^I16Uc)6 168<br />

83.11-68 V0Qt 6tr6 (10I1I168, p0Ur (^116 168 6QV0Ì3 Ä68<br />

ll16li3.ili68 6Q 0l lr3.PP668 6 Q L.I188Ì6 —<br />

80Ì6Qt 00IitÌ!1N68 8 0118 16 F<br />

60MI116 Ü8 01it 611 1Ì611 P3.l 16 P3.886.<br />

IN0Q 66I16I'3.1, 1'H88UI'3.I106 6.6 M3.<br />

r. 16 (^61161-3.1 66 8oli06i6r."<br />

In Folge dieses Schreibens empfing <strong>der</strong> Magistrat demnächst<br />

durch den Ober-Präsidenten<br />

1) im Juni 1327 zwei goldene Medaillen (auf das Ableben<br />

Kaiser Alexan<strong>der</strong> 1., beziehungsweise auf die Thronbesteigung<br />

Kaiser Nicolaus 1.),<br />

") lol. 153 <strong>der</strong> angeführten Wen.<br />

V.


348 Die Sammlung russischer Denkmünzen<br />

2) im Mai 1830 eine goldene Medaille (auf den letzten Frieden<br />

mit Persien),<br />

3) im Januar 1832 eme goldene Medaille (auf den Frieden<br />

zu Adrianopel),<br />

4) im März 1836 eine bronzene^) Medaille (auf die Einweihung<br />

<strong>der</strong> Klosterkirche zu Smolno, errichtet zum Gedächtniß<br />

<strong>der</strong> Kaiserin Marie Feodorowna),<br />

5) im Juni 1841 eine goldene Medaille (auf die Vermählung<br />

des Großfürsten Thronfolger mit <strong>der</strong> Prinzessin Marie<br />

von Hessen).<br />

Nunmehr trat eine längere Pause ein. Der Magistrat<br />

wandte sich daher unter Vermittluug des Ministeriums <strong>der</strong><br />

auswärtigen Angelegenheit in einer Immediat-Eingabe vom<br />

26. October 1847 direkt an den Kaiser Nicolaus 1., überreichte<br />

mit Bezug auf das Privilegium <strong>der</strong> Kaiferin Katharina<br />

von 1763 ein Verzeichniß <strong>der</strong> bisher empfangenen 67 goldenen<br />

Denkmünzen uud verband damit die Bitte: „dem Magistrate<br />

nicht nur die aus vergangener Zeit in <strong>der</strong> Sammlung etwa<br />

noch fehlenden Denkmünzen nachträglich zu verleihen, son<strong>der</strong>n<br />

auch die Zusicherung <strong>der</strong> ferneren Uebersendung eines Exemplars<br />

<strong>der</strong> in Rußland zu prägenden Gedächtuißmünzen auszusprechen."<br />

Die Gewährung dieser Bitte erfolgte und wurde dem Magistrat<br />

durch das nachstehende Schreiben des Ministerium <strong>der</strong> auswärtigen<br />

Angelegenheiten^) bekannt gemacht:<br />

„Nachdem die mit dem Gesuche vom 26. October v. I.<br />

hierher gelangte, an des Kaisers von Rußland Majestät<br />

gerichtete Immediat-Eingabe, worin <strong>der</strong> Magistrat uni<br />

fernere Uebersendung <strong>der</strong> in Nußland geprägten Denkmünzen<br />

auf Gruud des demselben von <strong>der</strong> Kaiserin Katharina<br />

2. im Jahre 1760 (1763) ertheilten Privilegiums<br />

gebeten hat, seiner Zeit <strong>der</strong> königlichen Gesandtschaft in<br />

'2) Im Begleitschreiben des russischen Departements <strong>der</strong> Hütten»<br />

und Bergwerke vom 30. December 1835 ist ausdrücklich bemerkt, daß<br />

nach beson<strong>der</strong>em Allerhöchsten Befehl diese Medaillen nur in Bronce<br />

angefertigt worden sind; toi. 191, !92 <strong>der</strong> angeführten Magistrats-Akten.<br />

'2) idi. 202 <strong>der</strong> angeführten Akten.


in Stettin. 349<br />

St. Petersburg Übermacht und durch diese an ihre Bestimmung<br />

beför<strong>der</strong>t worden war, hat <strong>der</strong> kaiserlich russische<br />

Reichskanzler jetzt <strong>der</strong> königlichen Gesandtschaft auf Befehl<br />

Seiner Majestät des Kaisers drei goldene<br />

Denkmünzen für die Stadt Stettin mit dem Bemerken<br />

zugestellt, daß es Seiner kaiserlichen Majestät gefallen<br />

habe, die wohlwollenden Bestimmungen Allerhöchst<br />

Seiner Thron-Vorgängerin aufrecht zu<br />

erhalten.<br />

Von diesen drei goldenen Denkmünzen, welche das unterzeichnete<br />

Ministerium dem Magistrat hierbei übersendet,<br />

ist, nach <strong>der</strong> Mittheilung des kaiserlich russischen Reichs«<br />

kanzlers, die eine bei Gelegenheit <strong>der</strong> Errichtung eines<br />

Monuments für den Kaiser Alexan<strong>der</strong>, die an<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong><br />

Einweihung eines Triumphbogens zu Ehren <strong>der</strong> Truppen,<br />

welche die Feldzüge von 1826 bis 1831 mitgemacht, und<br />

die dritte als Belohnung für die Personen, welche bei <strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>herstellung des Winterpalastes in St. Petersburg<br />

angestellt gewesen sind, geschlagen worden,<br />

Berlin, den 18. November 1848.<br />

Ministerium <strong>der</strong> auswärtigen Angelegenheiten<br />

von Bülow."<br />

Seit dieser Zeit bis zum Jahre 1861 sind theils durch<br />

das preußische Ministerium^), theils durch das kaiserlich russische<br />

Consulat in Stettin noch sieben goldene Medaillen (Pacificativi!<br />

von Ungarn-Siebenbürgen, Erbauung <strong>der</strong> Newabrücke, Andenken<br />

'4) Ein Schreiben des Ministers <strong>der</strong> auswärtigen Angelegenheiten<br />

an die königliche Regierung zu Stettin vom 5. November 1855 (a.<br />

a. O. kol. 117) hat folgenden Eingang: „Der hiesige kaiserlich russische<br />

Gesandte hat meine Vermittlung in Anspruch genommen, um in Gemäßheit<br />

eines aus <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Kaiserin Katharina herrührenden<br />

Gebrauches, wonach die Stadt Stettin von je<strong>der</strong><br />

in Rußland geschlagenen Medaille ein Exemplar in Gold<br />

erhält, solches <strong>der</strong> genannten Stadt auch von <strong>der</strong>jenigen Medaille<br />

zugehen zu lassen, welche bei Veranlassung des Hintritts des verewigten<br />

Kaisers Nicolaus Majestät zu St. Petersburg geprägt worden ist.<br />

Indem ich :c."


350 Die Sammlung russischer Denkmünzen<br />

an Kaiser Nicolaus, Thronbesteigung Kaiser Alexan<strong>der</strong> 2., Bau<br />

<strong>der</strong> Isaacs-Cathedrale, Enthüllung des Monuments für Kaiser<br />

Nicolaus 1., Andenken an Kaiser Nicolaus 1.) dem Magistrat<br />

übermittelt.<br />

Damit schließt die Reihe <strong>der</strong> goldenen Medaillen. Mittelst<br />

Schreibens vom 7./19. Februar 1866 übersandte das kaiserlich<br />

russische Consulat in Stettin dem Magistrat sieben Bro nz e-Medaillen<br />

(zum Andenken an die Enthüllung des Deukmals für<br />

das Millenium des russischen Reiches, an das 50jährige Jubiläum<br />

des Alexandrowschen Lyceums, an das Hinscheiden <strong>der</strong><br />

Kaiserin Alexandra Feodorowna, an die Befreiung <strong>der</strong> Bauern<br />

von <strong>der</strong> Leibeigenschaft, an das 100jährige Jubiläum des moskauschen<br />

Findelhauses, an das 100jährige Jubiläum <strong>der</strong> kaiserlichen<br />

Erziehungsanstalt für adeliche Mädchen und <strong>der</strong> Alexandrowschen<br />

Schule, an das 100jährige Jubiläum <strong>der</strong> kaiserlichen<br />

Akademie <strong>der</strong> Künste). In diesem Schreiben ^) wurde bemerkt,<br />

daß auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers <strong>der</strong> Stadt Stettin<br />

von den in Rußland geprägten Medaillen fortan ein Exemplar<br />

in Bronce als Geschenk zugestellt werden soll.<br />

Dies ist die letzte Denkmünzensendung, welche dem Magistrat<br />

bis jetzt zu Theil geworden ist. Aus den angeführten<br />

Mittheilungen<br />

1) des Kanzlers Woronzow vom 28. April 1763,<br />

2) des Grafen von Nesselrode vom 10./21. Februar 1793,<br />

3) des Grafen von Alopeus vom 26. Februar 1822,<br />

4) des Ministers von Nesselrode vom<br />

4. October<br />

5) des Ministeriums <strong>der</strong> auswärtigen Angelegenheiten zu<br />

Berlin vom 18. November 1848<br />

geht unzweifelhaft hervor, daß die Kaiserin Katharina 2. ihrer<br />

Geburtsstadt Stettin in wohlwollen<strong>der</strong> Gesinnung das Privilegium<br />

ertheilt hat,<br />

„künftig je<strong>der</strong> Zeit" ein goldenes Exemplar <strong>der</strong><br />

in Rußland zu prägenden Gedächtnißmünzen zu erhalten,<br />

'5) kol. 234 <strong>der</strong> angeführten Akten.


in Stettin. 351<br />

nnd daß dies Privilegium von den Thronnachfolgern Kaifer<br />

Alexan<strong>der</strong> 1. und Nicolaus 1. ausdrücklich anerkannt und bestätigt,<br />

auch unter <strong>der</strong> Regierung des Kaisers Alexan<strong>der</strong> 2.<br />

noch ausgeführt ist. Es steht daher zu hoffen, daß es zu geeigneter<br />

Zeit gelingen wird, die Nachlieferung <strong>der</strong> fehlenden<br />

goldenen Denkmünzen für die vergangene Zeit und auch für die<br />

Zukunft zu erreichen. Die Sammlung in ihrem jetzigen <strong>Bestände</strong><br />

zählt 97 goldene, 1 filberne und 8 bronzene Denkmünzen und<br />

hat einen Metallwerth von 8—9000 Thalern. Sie ist aufbewahrt<br />

in einem künstlerischen Reservoir, in welchem die einzelnen<br />

Medaillen durch beson<strong>der</strong>e Schieber eingefaßt sind, so daß sie<br />

ohne Berührung des Metalls herausgenommen und besichtigt<br />

werden können. Ein Verzeichniß liegt bei. (Anlage L.) Zu<br />

einer im Jahre 1652 hier veranstalteten gewerblichen Ausstellung<br />

hatte <strong>der</strong> Magistrat die Denkmünzensammlung bewilligt, und<br />

sie bildete einen Gegenstand von beson<strong>der</strong>em Interesse für die<br />

Beschauer.


352 Die Sammlung russischer Denkmünzen<br />

Anlage ^.<br />

Stettin, den 5. April eintausend achthun<strong>der</strong>t dreiundsunfzig.<br />

Vor dem hier wohnhaften Notar Sigismund Heinrich<br />

Lenke erschien heute<br />

<strong>der</strong> königliche Justiz-Rath, Ritter des St. Iohanniter-<br />

Ordens, Herr Friedrich August Bodo von DeWitz;<br />

wohnhaft Hierselbst, verfügungsfähig und dem Notar von Person<br />

bekannt, welcher folgende Erklärung abgab:<br />

In dem mir eigenthümlich gehörigen Hause große Domstraße<br />

Nummer siebenhun<strong>der</strong>t einundneunzig ist am zweiten<br />

Mai ein tausend siebenhun<strong>der</strong>t neunundzwanzig die Prinzessin<br />

Sophie Auguste Frie<strong>der</strong>ike von Anhalt-Zerbst-Dornburg,<br />

Tochter des königlich preußischen Generals und Gouverneurs<br />

von Stettin, Prinzen Christian August von Anhalt-Zerbst-Dornburg<br />

geboren worden, welche nachmals als Kaiserin Catharina 2.<br />

Alexiewna, glorreichen Andenkens, den russischen Thron Zierte.<br />

Während ihrer Kindheit geschah es, daß die Wiege, in<br />

<strong>der</strong> sie lag, dem Ofen zu nahe gerückt war und in Brand gerieth,<br />

und das Feuer hatte schon soweit um sich gegriffen, daß<br />

die Diele, auf <strong>der</strong> die Wiege stand, davon ergriffen war, als<br />

das Kind glücklich gerettet wurde. Die Wiege wird als eine<br />

Erinnerung an diese Begebenheit dem Vernehmen nach in Weimar<br />

aufbewahrt, die Diele ist von den Besitzern des Hauses<br />

sorgsam bewahrt worden, und befindet sich noch jetzt auf <strong>der</strong>selben<br />

Stelle, auf <strong>der</strong> sie damals gestanden.<br />

Wenn ich nun gegenwärtig auch im Begriff bin, einen<br />

Nmbau des Hauses vorzunehmen, und es dabei nothwendig<br />

wird, die Diele aufzunehmen, so beabsichtige ich doch, diese<br />

Diele als ein Andenken an den Glanz, <strong>der</strong> von diesem Haus<br />

ausgegangen, zu bewahren und möglichst an <strong>der</strong>selben Stelle<br />

wie<strong>der</strong> einfügen zu lassen, und trage ich deshalb an, die Identität<br />

dieser Diele auf glaubhafte Weise festzustellen. Der unterzeichnete<br />

Notar begab sich hierauf in das Haus große Domstraße<br />

Nummer siebenhun<strong>der</strong>t einundneunzig Hierselbst, wo ihm<br />

von dem Comparenten in dem einfenstrigen Zimmer auf <strong>der</strong>


in Stettin. 353<br />

rechten Seite des ersten Stocks eine Diele vorgezeigt wurde, in<br />

<strong>der</strong> sich eine etwas geschwärzte Vertiefung vorfand. Herr<br />

Justiz-Rath von Dcwitz bezeichnete diese Diele als die in Rede<br />

stehende, und wurde dieselbe hierauf dreimal um die Vertiefung<br />

herum mit seinem Notariatssiegel versehen.<br />

Der im Zimmer anwesende Maurermeister Herr Friedrich<br />

August Adolph Schramm verpflichtete sich, diese Siegel während<br />

des Baues zu schützen, auch die Diele nach ihrer Aufnahme<br />

aufzubewahren, damit sie demnächst wie<strong>der</strong> möglichst an <strong>der</strong>selben<br />

Stelle eingefügt werden könne.<br />

Herr Justiz-Rath von Dewitz trug an, diese Verhandlung<br />

einmal sü'r ihn auszufertigen.<br />

Auf Verlangen des Comparenten wurde hierauf <strong>der</strong> hier<br />

wohnhafte Notar Hanow zugezogen, dem wie dem ersten Notar<br />

nach eines Jeden Versicherung keines <strong>der</strong> Verhältnisse entgegensteht,<br />

die nach § 5—9 des Gesetzes vom 11. Juli 1845 von<br />

<strong>der</strong> Theilnahme an <strong>der</strong> Verhandlung ausschließen, und in seiner<br />

Gegenwart das Protokoll vom ersten Notar den Comparenten<br />

laut vorgelesen, von ihnen genehmigt und unterschrieben,<br />

wie folgt:<br />

Friedrich August Bodo v. Dewitz.<br />

Friedrich August Adolf Schramm.<br />

Daß vorstehende Verhandlung, so wie sie nie<strong>der</strong>geschrieben,<br />

stattgefunden hat, und vom ersten Notar in Gegenwart des<br />

zweiten den Betheiligten vorgelesen, von ihnen genehmigt und<br />

eigenhändig unterschrieben ist; wird hierdurch zum öffentlichen<br />

Glauben attestirt.<br />

Sigismund Heinrich Lenke.<br />

Eduard Ferdinand Hanow.<br />

Vorstehende, in das Register Nr. 21. Jahr 1853 eingetragene<br />

Verhandlung wird hiermit einmal für den Herrn Justiz-<br />

Rath Friedrich August Bodo von Dewitz ausgefertigt.<br />

Stettin, den 6. April eintausend achthun<strong>der</strong>t dreiundfunfzig<br />

(1^. 8.) Sigismund Heinrich Lenke,<br />

Rechts-Anwalt und Notar.


354 Die Sammlung russischer Denkmünzen<br />

Nerzeichniß<br />

Anlage ».<br />

<strong>der</strong> von den Beherrschern Rußlands <strong>der</strong> Stadt<br />

Stettin verehrten Denkmünzen.<br />

(Die russischen Inschriften in deutscher Uebersetzung.)<br />

^. Goldene.<br />

1. Auf die Krönung I. M. <strong>der</strong> Kaiserin Katharina am<br />

22. December 1762; im Avers die Umschrift: Katharina 2.,<br />

Kaiserin und Selbstherrscherin aller Reußen; im Revers<br />

die Umschrift: Für die Errettung des Glaubens und des<br />

Vaterlandes, gekrönt in Moskau den 22. Dezember 1762.<br />

Anmerkung: Eine Doublette in Silber, geprägt wie Nr. 1.<br />

2. Auf die Errichtung eines Findelhauses im Jahre 1763;<br />

im Avers die Umschrift wie Nr. 1 ; im Revers die<br />

Umschrift: Auch ihr sollet leben bleiben.<br />

3. Auf das im Jahre 1766 gehaltene Caroussel; im Avers<br />

die Umschrift wie Nr. 1; im Revers die Umschrift:<br />

Das Caroussel an den Ufern <strong>der</strong> Newa den 11. Juli<br />

1766.<br />

4. Auf die Errichtung des St. George-Militär-Ordens im<br />

Jahre 1769; im Avers die Umschrift wie Nr. 1. im<br />

Revers die Umschrift: Der Tapferkeit; die Infchrift: Für<br />

Verdienst und Tapferkeit am 26. November 1769.<br />

5. Auf die Vermählung Sr. kaiserlichen Hoheit des Großfürsten<br />

Paul mit Ihro Hoheit <strong>der</strong> Prinzessin von Würtemberg<br />

im Jahre 1776; im Avers die Umschrift: Der<br />

Großfürst Paul Petrowitsch und^Maria Feodorowna; im<br />

Revers die Umschrift: Rußlands neue Hoffnung. Die<br />

Ehe ist vollzogen am 26. September 1776.<br />

6. Auf die Geburt Sr. kaiserlichen Hoheit des Großfürsten<br />

Eonstantin; im Avers die Umschrift wie Nr. 1 ; im Revers<br />

die Ueberschrift: Gott mit ihm. Der Großfürst Constantin<br />

Paulowitsch, geboren in Zarskojeselow am 27.<br />

April 1779.


in Stettin. 355<br />

7. Auf die Ausnahme <strong>der</strong> Christen aus <strong>der</strong> Krim im Jahre<br />

1779; im Avers die Umschrift wie Nr. 1; im Revers<br />

die Inschrift: Hier ist ein heilbringen<strong>der</strong> Zufluchtsort.<br />

8. Auf die Erweiterung <strong>der</strong> Eigenthumsrechte im Jahre<br />

1779; im Avers die Umschrift wie Nr. 1; im Revers<br />

die Infchrift: Zum Schutze Aller.<br />

9. Auf den Besuch Sr. Majestät des Kaisers Joseph als<br />

Graf Falkenstein im Jahre 1780; im Avers die Ueberschrift:<br />

Graf Falkenstem; im Revers die Inschrift: Der<br />

erste Juli 1780.<br />

10. Auf die Errichtung <strong>der</strong> Statue Sr. kaiserlichen Majestät<br />

Peter 1. zu Pferde auf einem Felsenstück im Jahre 1782<br />

im Avers; .im Revers die Ueberschrift: Peter dem 1. —<br />

Catharina 2.<br />

11. Auf die Eroberung <strong>der</strong> Krim im Jahre 1783; im Avers<br />

die Umschrift wie Nr. 1; im Revers die Ueberschrift:<br />

Die Folgen des Friedens; die Inschrift: Mit dem russischen<br />

Reiche ohne Blutvergießen vereinigt am 8. April 1783.<br />

12. Auf die Bereisung <strong>der</strong> Staaten Rußlands von Ihro Majestät<br />

<strong>der</strong> Kaiserin Katharina 2. im Jahre 1787; im<br />

Avers die Umschrift wie Nr. 1; im Revers die Ueberschrift:<br />

Der Weg zum Nutzen; die Inschrift: im Jahre 1787<br />

dem 25. Regierungsjahre.<br />

13. Auf die Einnahme von Oczakow im Jahre 1788; im<br />

Avers die Inschrift: Für Verdienst und Tapferkeit; im<br />

Revers die Überschrift: Oczakow ist erobert am 6. Dezember<br />

1788.<br />

14. Auf den Tod des Admirals Grey im Jahre 1768; im<br />

Avers die Inschrift: Samuel Carolowitsch Grey, russischer<br />

Admiral; im Revers die Ueberschrift: Zur Erinnerung<br />

an die Wirksamkeit und Dienste; die Ueberschrift: ist gestorben<br />

den 15. October 1788.<br />

15. Auf die Vermehrung <strong>der</strong> Flotte im Jahre 1790; im Avers<br />

die Umschrift wie Nr. 1; im Revers die Inschrift: Die<br />

Kräfte sind den Siegen angemessen.<br />

16. Auf die Einsetzung <strong>der</strong> Gouvernements im Jahre 1775,


356 Die Sammlung russischer Denkmünzen<br />

geprägt im Jahre 1790; im Avers die Umschrift wie Nr. 1 ;<br />

im Revers die Ueberschrift: Erfülle! so wirst du erreichen;<br />

die Inschrift: Einsetzung <strong>der</strong> Gouvernements im Jahre 1775.<br />

17. Auf die Stiftung des Wladimir-Ordens im Jahre 1790;<br />

im Avers die Umschrift wie Nr. 1; im Revers die Inschrift:<br />

Dem Krieger und dem Bürger — Nutzen —<br />

Ehre — Ruhm.<br />

18. Auf die Aufnahme des Prinzen Heraclius unter russischem<br />

Schutze im Jahre 1782, geprägt im Jahre 1790; im<br />

Avers die Umschrift wie Nr. 1; im Revers die Inschrift:<br />

Dem Glauben und <strong>der</strong> Treue, Heraclius im Jahre 1782.<br />

19. Auf die Errichtung eines freien Handels zn Cherson, Sewastopol,<br />

Theodosia im Jahre 1784, geprägt im Jahre<br />

1790; im Avers die Umschrift wie Nr. 1; im Revers<br />

die Ueberschrift: Nutzen des Handels! — Theodosia,<br />

Cherson, Sewastopol im Febrnar des Jahres 1784.<br />

20. Auf die Zerstörung <strong>der</strong> schwedischen Scheeren-Flotte im<br />

Jahre 1789, geprägt im Jahre 1790; im Avers die<br />

Umschrift wie Nr. 1 ; im Revers die Ueberschrift: Besiegt<br />

und vernichtet; die Unterschrift: Sieg über die Schweden<br />

am 13. August 1789.<br />

21. Auf den Feldmarschall Suwarow; im Avers die Umschrift:<br />

Graf Alexan<strong>der</strong> Wassiliewitsch Suwarow-Riminsky, General<br />

6u e^l; im Revers die Inschrift: Siege bei<br />

Rimnick, Ismail, Kinburn, Toscany, 1787, 1789, 1790.<br />

22. Auf die Eroberung von Ismail im Jahre 1790; im<br />

Avers die Inschrift: Für ausgezeichnete Tapferkeit; im<br />

Revers die Inschrift: Ismail ist erobert den 11. Dezember<br />

1790.<br />

23. Auf den Frieden mit den Türken im Jahre 1791; im<br />

Avers: <strong>der</strong> Namenszug Catharina 2.; im Revers die<br />

Inschrift: Frieden mit <strong>der</strong> Pforte den 29. Dezember 1791.<br />

24. Auf den Frieden mit den Türken im Jahre 1791; im<br />

Avers die Umschrift wie Nr. 1; im Revers die Inschrift:<br />

Durch Siege ist <strong>der</strong> Friede erworben — den 29. Dezember<br />

1791.


in Stettin. 357<br />

25. Auf den Frieden mit Schweden 1790, geprägt 1792;<br />

im Avers die Umschrift wie Nr. 1 ; im Revers die Ueberschrift:<br />

Ein nachbarlicher und ewiger Frieden; die Unterschrift:<br />

Der Friede mit Schweden ist geschlossen den<br />

3. August 1790.<br />

26. Auf die Theilung von Polen 1772 und 1793; im Avers<br />

die Umschrift wie Nr. 1; im Revers die Ueberschrift:<br />

Abgezwungen und zugefügt.<br />

27. Auf die Krönung Sr. Majestät des Kaisers Alexan<strong>der</strong><br />

im Jahre 1801; im Avers die Umschrift: Alexan<strong>der</strong> 1.,<br />

Kaiser und Selbstherrscher aller Reußen; im Revers die<br />

Ueberschrift: Unterpfand und Glückseligkeit Allen und Jedem;<br />

im Postamente: Das Gesetz; die Unterschrift: Gekrönt in<br />

Moskau, den 15. September 1801.<br />

28. Auf die Dienstverrichtungen bei <strong>der</strong> Krönung den 15. September<br />

1801; im Avers die Umschrift wie Nr. 27; im<br />

Revers die Inschrift: Für die Dienstverrichtungen bei <strong>der</strong><br />

Krönung am 15. September 1801.<br />

29. Dem Adel von Simbirsk; im Avers die Umschrift wie<br />

Nr. 27; im Revers die Inschrift: Als Zeichen <strong>der</strong> Dankbarkeit<br />

dem Simbirskischen Adel für den Beitrag zur Errichtung<br />

eines Krankenhauses im Jahre 1801.<br />

30. Auf die Grundlegung <strong>der</strong> Cathedrale von Kasan am<br />

27. August 1801; im Avers die Umschrift wie Nr. 27;<br />

im Revers die Inschrift: Den 27. August 1801.<br />

31. Als Anerkennung des bei <strong>der</strong> Auffindung <strong>der</strong> Erze im<br />

kaukasischen und araratschen Gebirge erwiesenen Eifers im<br />

Jahre 1814; im Avers die Umschrift wie Nr. 27; im<br />

Revers die Inschrift: Anerkennung des Eifers während<br />

<strong>der</strong> Expedition des Geheimen Rathes Grafen Muskin-<br />

Puschkin zur Aufsuchung <strong>der</strong> Erze in den kaukasischen<br />

und araratschen Gebirgen.<br />

32. Für verschiedene Erfindungen, mit einem Bienenstock, im<br />

Jahre 1814; im Avers die Umschrift wie Nr. 27; im<br />

Revers die Inschrift: Für das Nützliche.<br />

33. Für verschiedene Erfindungen, mit dem Emblem eines


358 Die Sammlung russischer Denkmünzen<br />

Füllhorns, im Jahre 1814; im Avers die Umschrift wie<br />

Nr. 27; im Revers die Inschrift: Für das Nützliche.<br />

34. Für verschiedene Erfindungen, mit dem Emblem des Ackerbaues,<br />

im Jahre 18)4; im Avers die Umschrift wie<br />

Nr. 27; im Revers die Inschrift: Für das Nützliche.<br />

35. Zur Säcular-Feier <strong>der</strong> Erbauung von Petersburg; im<br />

Avers die Ueberschrift: Von <strong>der</strong> dankbaren Nachkommenschaft;<br />

im Revers die Inschrift: 1703—1803.<br />

36. Dem Staatsrath Paul Demedoff; im Avers die Umschrift:<br />

Paul Gregorowitsch Demedoff; im Revers die Inschrift:<br />

Für sein verdienstliches Wirken zur Beför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

im Jahre 1803.<br />

37. Auf die Einnahme <strong>der</strong> Stadt Ganshi; im Avers: <strong>der</strong><br />

Namenszug des Kaisers Alexan<strong>der</strong> 1.; im Revers die<br />

Inschrift: Für Eifer und Tapferkeit bei <strong>der</strong> Einnahme<br />

von Ganshi den 3. Januar 1804.<br />

38. Auf die Grundlegung <strong>der</strong> Börse in St. Petersburg; im<br />

Avers die Umschrift wie Nr. 27 ; im Revers die Ueberschrift:<br />

Zum Nutzen errichtet; die Unterschrift: Der Grundstein<br />

ist gelegt den 23. Juni 1805.<br />

39. Auf die Grundlegung <strong>der</strong> Cathedral-Kirche in Cronstadt;<br />

im Avers die Umschrift wie Nr. 27; im Revers<br />

40. Für die Universität Dorpat; im Avers die Umschrift wie<br />

Nr. 27; im Revers die Inschrift: Dem Geist und Fleiß<br />

<strong>der</strong> kaiserlichen Universität zu Dorpat.<br />

41. Den amerikanischen Stammhäuptern; im Avers die Umschrift<br />

wie Nr. 27; im Revers die Inschrift: Verbündete<br />

Rußlands.<br />

42. Für den Glauben und die Vaterlandsliebe; im Avers die<br />

Umschrift wie Nr. 27; im Revers die Inschrift: Für die<br />

Liebe des Glaubens und des Vaterlandes. 1814.<br />

43. Das Ordens-Kreuz des heiligen Georg für die Militair-<br />

Subalternen.<br />

44. Für die Officiere als Denkmal des Sieges bei Eylau;<br />

im Avers die Inschrift: Für Eifer und Tapferkeit; im<br />

Revers die Inschrift: Sieg bei Eylau den 27. Jan. 1807.


in Stettin. 359<br />

45. Den Officieren nnd Gemeinen <strong>der</strong> Landwehr im Jahre 1807 ;<br />

im Avers die Umschrift wie Nr. 27; im Revers die Inschrift:<br />

Für Glauben und Vaterland. Der Landwehr.<br />

40. Dem Grafen Stroganof von <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Künste,<br />

gestiftet im Jahre 1803; im Avers die Umschrift: Graf<br />

Alexan<strong>der</strong> Sergewitsch Stroganof; im Revers die Inschrift:<br />

Zum Denkmal des erhaltenen Nutzens unter feiner Leitung.<br />

Die dankbare Akademie <strong>der</strong> Künste 1807.<br />

47. Für die Reise <strong>der</strong> Kapitaine von Krusenstern und Lissinsky<br />

um die Welt im Jahre 1806; im Avers: Alexan<strong>der</strong> 1.;<br />

im Revers die Unterschrift: Für die Reise um die Welt<br />

in den Jahren 1803/6.<br />

48. Für diejenigen Zöglinge des Verg-Cadetten-Corps, welche<br />

sich vorzüglich ausgezeichnet haben; im Avers die Inschrift:<br />

Sie erleuchtet auch Euch. Gestiftet den 28. Juni 1774;<br />

im Revers die Inschrift: Dem Würdigen beim Examen<br />

im Jahre —.<br />

49. Dem Grafen Stroganof; im Avers die Umschrift wie Nr. 46 ;<br />

im Revers die Inschrift: Von dem Adel für 18jährige<br />

Bemühungen zu seiuem Nutzen dargebracht.<br />

50. Den Abgeordneten von Neu-Finnland; im Avers die Umschrift<br />

wie Nr. 27; im Revers die Inschrift: Den Abgeordneten<br />

von Neu-Finnland den 17. November 1808.<br />

51. Den Abg. von Ncu-Fiunland; im Avers .<br />

im Revers<br />

52. Zur Säcularfeicr <strong>der</strong> Schlacht von Pultawa; im Avers<br />

die Umschrift: Während <strong>der</strong> Regierung Alexan<strong>der</strong> 1.<br />

— Dem Sieger von Pultawa —; im Revers die Umschrift:<br />

Dem Siege bei Pultawa am 27. Juni 1709;<br />

die Unterschrift: Gestiftet im Jahre 1809.<br />

53. Den Subalternen für den Uebergang auf die schwedische<br />

Küste; im Avers: Alexan<strong>der</strong> 1.; im Revers die Inschrift:<br />

Für den Uebergang anf die schwedische Küste im Jahre 1809.<br />

54. Für den Uebcrgang nach Tornea; im Avers wie Nr. 53;<br />

im Revers die Inschrift: Für den Uebcrgang nach Schweden<br />

über Tornea 1809.<br />

Baltische Studien XXXII. 3. 23


360 Die Sammlung russischer Denkmünzen<br />

55. Für eifrige Diensterfüllung im Jahre 1814; im Avers<br />

die Umschrift wie Nr. 27; im Revers: Für rechtliche und<br />

eifrige Erfüllung <strong>der</strong> Dienstpflicht. 1814.<br />

56. Für die Erstürmung von Bazardjisk; im Avers die Umschrift<br />

wie Nr. 27; im Revers die Inschrift: Für Auszeichnung<br />

bei <strong>der</strong> Erstürmung von Nazardjisk am 22.<br />

Mai 1810.<br />

57. Für bewiesenen Eifer und Treue im Jahre 1814; im<br />

Avers die Umschrift wie Nr. 27; im Revers die Inschrift:<br />

Für dem russischen Reiche erwiesenen Eifer und Treue. 1814.<br />

58. Den Bürgern von Uleaborg für ihren Diensteifer; im Avers<br />

die Umschrift wie Nr. 27; im Revers die Inschrift: Den<br />

Bürgern von Uleaborg für ihren Diensteifer.<br />

59. Den Studirenden <strong>der</strong> Universität Charkoff; im Avers die<br />

Inschrift: Dem Geist und den Sitten; im Revers die<br />

Inschrift: Die Universität Charkoff unter dem Schntze<br />

Alexan<strong>der</strong> 1.<br />

60. Für die Handelsschule in Moskau; im Avers die Umschrift<br />

wie Nr. 27 ; im Revers die Ueberschrift: Eure Glückseligkeit;<br />

die Unterschrift: Die moskauische Handelsschule errichtet<br />

durch die Kaufmannschaft den 22. Juli 1804.<br />

61. Für die Fortschritte im Seidenbau; im Avers die Umschrift<br />

wie Nr. 27; im Revers die Inschrift: Für die<br />

Fortschritte im Seidenbau.<br />

62. Für die Vaterlandsliebe <strong>der</strong> Landleute des moskauischcn<br />

Gouvernements im Jahre 1812; im Avers die Umschrift<br />

wie Nr. 27; im Revers die Inschrift: Für Vaterlandsliebe.<br />

63. Denkmünze von Ihro Majestät <strong>der</strong> Kaiserin Maria Feodorowna<br />

im Jahre 1814; im Avers die Umschrift wie<br />

Nr. 27; im Revers die Ueberschrift: Befreier <strong>der</strong> Völker;<br />

die Inschrift: Alexan<strong>der</strong> dem Gesegneten.<br />

64. Dem Herzoge Alexan<strong>der</strong> von Würtemberg; im Avers die<br />

Inschrift : Sr. königlichen Hoheit Alexan<strong>der</strong> von Würtemberg,<br />

dem wohlthätigen Anführer <strong>der</strong> dankbaren petersburgschen<br />

Mlliz; im Revers die Ueberschrift: Dadurch siegten wir;<br />

die Unterschrift: Den 21. Dezember 1813.


in Stettin. 361<br />

65. Der St. Petersburgschen Akademie <strong>der</strong> Künste; im Avers<br />

die Umschrift wie Nr. 27; im Revers die Ueberschrift:<br />

Dem Würdigen; die Unterschrift: St. Petersburgsche<br />

Akademie <strong>der</strong> Künste.<br />

66. Für das Lyceum von Zarsköesölo; im Avers die Inschrift:<br />

Vom kaiserlichen Zarskoesöloschen Lyceo, für gute Führung<br />

und Fortschritte; im Revers die Inschrift: Zum allgemeinen<br />

Besten.<br />

67. Auf die Anwesenheit Sr. königlichen Hoheit des Prinzen<br />

Wilhelm von Preußen im Münzhofe im Jahre 1818;<br />

im Avers: I. M. <strong>der</strong> König und die Königin von Preußen;<br />

im Revers: Se. königl. Hoheit <strong>der</strong> Prinz Wilhelm von<br />

Preußen beehrte den St. Petersburger Münzhof mit seiner<br />

Gegenwart den 27. Juni 1817.<br />

68. Auf die Anwesenheit Sr. Majestät des Königs von Preußen<br />

im Münzhofe im Jahre 1818; im Avers: Friedrich<br />

Wilhelm 3., König von Preußen; im Revers die Umfchrift:<br />

Die Freundschaft <strong>der</strong> Fürsten ist das Glück <strong>der</strong><br />

Völker; die Inschrift: Dem hehren Gaste das freudige<br />

Petersburg im Monat Juni 1818.<br />

69. Für das Demidowsche Institut in Iaroslaw im Jahre 1800 ;<br />

im Avers die Ueberschrift: Es giebt Belohnung dem Lobe;<br />

die Unterschrift: Das Demidowsche Institut; im Revers:<br />

Für den Schutz des erhabensten Kaisers Alexan<strong>der</strong> 1. und<br />

für die Wohlthaten des erlauchtesten Mannes Demidow<br />

am 29. April 1800.<br />

70. Dem Beherrscher <strong>der</strong> Sandwich-Inseln Tamara; im Avers<br />

die Umschrift wie Nr. 27; im Revers die Inschrift:<br />

Dem Beherrscher <strong>der</strong> Sandwich-Inseln Tamara, als<br />

Denkmal seiner Freundschaft zu den Russen. 1814.<br />

71. Für die zum zweiten Male in Dienst getretenen verabschiedeten<br />

Militair-Subalternen 1806; im Revers die<br />

Inschrift: Dem verdienten Krieger zu Ehren.<br />

72. Dem Heere zur Erinnerung an das Jahr 1812; im<br />

Avers: 1812; im Revers die Inschrift: Nicht uns, nicht<br />

uns, son<strong>der</strong>n deinem Namen.<br />

23*


362 Die Sammlung russischer Denkmünzen<br />

73. Dem Heere zur Erinnerung an das Jahr 1812; im<br />

Avers und im Revers wie Nr. 72.<br />

74. Der Geistlichkeit zur Erinnerung an das Jahr 1812; im<br />

Avers und im Revers wie Nr. 72.<br />

75. Für Lebensrettungen; im Avers die Umschrift wie Nr. 27;<br />

im Revers die Inschrift: Für die Errettung Verunglückter.<br />

76. Für Errettung <strong>der</strong> Menschheit; im Avers die Umschrift<br />

wie Nr. 27; im Revers die Inschrift: Für Errettung<br />

<strong>der</strong> Menschheit.<br />

77. Für die Studirenden <strong>der</strong> medicinisch-chirurgischen Academie;<br />

im Revers: Dem Zögling in Hoffnung auf den Schutz<br />

<strong>der</strong> Gesundheit <strong>der</strong> Bürger.<br />

78. Bei Aussendung <strong>der</strong> Schaluppen <strong>der</strong> Orient und <strong>der</strong> Friedliche<br />

im Jahre 1819 > im Avers die Umschrift wie Nr. 27;<br />

im Revers die Inschrift: Den Schaluppen <strong>der</strong> Orient und<br />

<strong>der</strong> Friedliche im Jahre 1819.<br />

79. Bei Aussendung <strong>der</strong> Schaluppen die Entdeckung und <strong>der</strong><br />

Wohlgesinnte 1819; im Avers die Umschrift wie Nr. 27;<br />

im Revers die Inschrift: Den Schaluppen die Entdeckung<br />

und <strong>der</strong> Wohlgesinnte 1819.<br />

80. Auf die Glaubens-Vereinigung im Jahre 1817; im Avers<br />

die Ueberschrift: Glücklich unter hohem Schutze, die Unterschrift:<br />

Sie empfing wie<strong>der</strong> die entrissenen Pfän<strong>der</strong>; im<br />

Revers die Unterschrift: Als Finnland nach drei Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />

am 31. October 1819 jauchzte.<br />

81. Dem Grafen Scheremetcff; im Avers die Umschrift: Graf<br />

Nicolai Petrowitsch Scheremeteff; im Revers die Ueberschrift:<br />

Dem Barmherzigen. Luc. 10. Cap. 33. Seite; die<br />

Unterschrift: Vom regierenden Senate, im Jahre 1804.<br />

82. Von <strong>der</strong> Universität Abo in Finnland auf ihren Curator,<br />

den Großfürsten Nicolaus im Jahre 1816; im Avers:<br />

Nicolaus Paulsohn, <strong>der</strong> große Fürst <strong>der</strong> Russen; im Revers<br />

die Ueberschrift: Du wirst mir <strong>der</strong> große Apoll sein.<br />

Theodor Graf von Tolstoi hat es erfunden und verfertigt;<br />

die Unterschrift: Dem ersten Kanzler die Universität<br />

Abo 1816.


in Stettin. 363<br />

83. Auf das Ableben Sr. Majestät des Kaisers Alexan<strong>der</strong> 1.<br />

im Jahre 1825; im Avers die Umschrift: Alexan<strong>der</strong> 1.,<br />

<strong>der</strong> Gesegnete ist gestorben in Taganrog den 19. November<br />

1825; im Revers die Inschrift: Unser Engel ist im<br />

Himmel.<br />

84. Auf die Thronbesteigung Sr. Majestät des Kaisers Nicolaus<br />

1. im Jahre 1826; im Avers die Umschrift: Nicolaus<br />

1. Kaiser und Selbstherrscher aller Reußen; im<br />

Revers die Umschrift: Unterpfand <strong>der</strong> Glückseligkeit, Allen<br />

und Jedem; die Inschrift: Das Gesetz; die Unterschrift:<br />

Gekrönt in Moskau im Jahre 1826.<br />

85. Auf den Frieden mit Persien im Jahre 1828.<br />

86. Auf den Frieden mit den Türken im Jahre 1829; im<br />

Avers: Friede mit dem Besiegten. Adrianopel, den 2.<br />

September 1829; im Revers: Borgas.<br />

87. Auf die Vermählungsfeier Sr. kaiserlichen Hoheit des<br />

Großfürsten Thronfolgers und Ihrer kaiserlichen Hoheit<br />

<strong>der</strong> Prinzessin Maria von Hessen und bei Rhein im<br />

Jahre 1841.<br />

88. Auf die zu Ehren <strong>der</strong> russischen Krieger aus den Feldzügen<br />

gegen die Perser, Türken und Polen errichtete<br />

Ehrenpforte; im Avers: Die Ehrenpforte; im Revers:<br />

Zu Ehren <strong>der</strong> russischen Krieger, als Andenken an ihre<br />

Siege in Persien, in <strong>der</strong> Türkei und bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>eroberung<br />

von Polen.<br />

89. Auf die Wie<strong>der</strong>erbauung des Winterpalastes in Petersburg;<br />

im Avers: Das Winterpalais, mit <strong>der</strong> Inschrift:<br />

Eifer macht Alles möglich; im Revers: Erbaut in den<br />

Jahren 1838 und 1839. Der Namenszug des Kaisers<br />

und dessen Ausspruch: „Ich danke!"<br />

90. Auf die Errichtung einer Granitsäule zum Andenken des<br />

verstorbenen Kaisers Alexan<strong>der</strong> 1.; im Avers: Das dankbare<br />

Rußland dem Kaiser Alexan<strong>der</strong> 1.; im Revers: das<br />

Portrait des Kaisers Alexan<strong>der</strong> 1.<br />

91. Auf die Pacification von Ungarn; im Avers: <strong>der</strong> russische<br />

Adler mit <strong>der</strong> Umschrift: Die siegreiche russische Armee


364 Die Sammlung russischer Denkmünzen<br />

hat den Aufstand in Ungarn und Siebenbürgen im Jahre<br />

1849 bekämpft und gebändigt; im Revers: Iesaias,<br />

Cap. 8 Vers 9. 10.<br />

92. Auf die Erbauung <strong>der</strong> Newa-Brücke; im Avers: die neue<br />

Newa-Brücke, mit <strong>der</strong> Inschrift: Begonnen im Jahre<br />

1645, beendigt 1850; im Revers: Herkules mit Hülfe<br />

<strong>der</strong> Minerva überschreitet den Fluß, mit <strong>der</strong> Inschrift:<br />

„Es werde! Es ward!"<br />

93. Zum Andenken an den verstorbenen Kaiser Nicolaus 1.;<br />

im Avers: die Umschrift um des Kaifers Bild heißt:<br />

Nicolaus 1. Kaiser und Selbstherrscher aller Reußen;<br />

im Revers: die Umschrift um das russische Kreuz auf<br />

dem Halbmonde; oben: Dein Wille gefchehe! unten:<br />

Geboren den 25. Juni 1796, zum Throne gelangt den<br />

19. November 1825, gestorben am 18. Februar 1855.<br />

94. Auf die Thronbesteigung Sr. Majestät des Kaisers<br />

Alexan<strong>der</strong> 2. im Jahre 1855; im Avers die Umschrift:<br />

Von Gottes Gnaden Alexan<strong>der</strong> 2. Kaiser und Selbstherrscher<br />

aller Reußen. Krönung in Moskau 1856; im<br />

Revers: Mit uns ist Gott!<br />

95. Auf den Bau <strong>der</strong> Eathedrale St. Isaak; im Avers sind<br />

sechs Medaillons, welche die Bildnisse tragen: des Kaisers<br />

Peter des Großen, des Kaisers Paul 1., <strong>der</strong> Kaiserin<br />

Katharina, des Kaisers Alexan<strong>der</strong> 1., des Kaisers Nicolaus<br />

1. und des Kaisers Alexan<strong>der</strong> 2.; im Revers in<br />

<strong>der</strong> Umschrift: Gebet Gott, was Gottes ist, und dem<br />

Kaiser, was des Kaisers ist. Der Bau <strong>der</strong> Cathedrale,<br />

begonnen unter Alexan<strong>der</strong> 1., fortgesetzt unter Nicolaus 1.,<br />

beendet unter <strong>der</strong> Regierung des Kaisers Alexan<strong>der</strong> 2.<br />

Die Cathedrale ist eingeweiht auf den Namen des heiligen<br />

Ifaak am 30. Mai 1858.<br />

96. Auf die Enthüllung des Monuments, welches dem Kaiser<br />

Nicolaus 1. in Petersburg gesetzt worden; im Avers:<br />

Portrait des Kaisers Nicolaus mit <strong>der</strong> Umschrift: Nicolaus<br />

1. Kaiser und Selbstherrscher aller Reußen; im<br />

Revers: Die Darstellung des Monnments mit <strong>der</strong> Um-


in Stettin. 365<br />

schrift: Auf Befehl des Kaifers Alexan<strong>der</strong> 2. Selbstherrschers<br />

aller Reußen vom 25. Juni 1859.<br />

97. Zum Andenken an Se. Majestät den hochseligen Kaiser<br />

Nicolaus 1.; im Avers: Das Brustbild des Kaisers; <strong>der</strong><br />

Revers enthält einzelne Data aus dem Leben des verewigten<br />

Monarchen.<br />

13. In Bronce.<br />

1. Medaille zum Andenken an die Enthüllung des Denkmals<br />

für das Millenium des russischen Reiches; im<br />

Avers: Bildniß des Kaisers mit <strong>der</strong> Ueberschrift: Während<br />

<strong>der</strong> Regierung des Kaifers Alexan<strong>der</strong> 2.; im Revers:<br />

Dem vollendeten Millenium des rufsischen Reiches 1862.<br />

2. Medaille zum Andenken an das 50jährige Jubiläum des<br />

kaiserlichen Alexandrowschen Lyceums; im Avers: Bildniß<br />

des Kaisers Alexan<strong>der</strong> 1. mit <strong>der</strong> Umschrift: Er<br />

hat unser Lyceum gegründet; im Revers: Für das allgemeine<br />

Beste. 19. October 1811 — 19. October 1861.<br />

3. Medaille zur Erinnerung an das Hinscheiden <strong>der</strong> Kaiserin<br />

Alexandra Feodorowna; im Avers: Vildniß <strong>der</strong> Kaiserin<br />

mit <strong>der</strong> Umschrift: Alexandra Feodorowna, Kaiserin<br />

von Rußland, geboren den 1. Juli 1798, gestorben den<br />

20. October 1860; im Revers die Ueberschrift: Dein<br />

Wille geschehe.<br />

4. Medaille zum Andenken an die Befreiung <strong>der</strong> Bauern<br />

von <strong>der</strong> Leibeigenfchaft; im Avers die Ueberfchrift: Den<br />

19. Februar 1861; im Revers die Umschrift: Segne<br />

Dich mit dem Zeichen des Kreuzes, rechtgläubiges Volk,<br />

und rufe mit Uns den Segen Gottes auf Deine freie<br />

Arbeit an.<br />

5. Medaille zum Andenken an das 100jährige Jubiläum<br />

des Moskauschen Findelhauses; im Avers die Bildnisse<br />

des Kaisers und <strong>der</strong> Kaiserin mit <strong>der</strong> Umschrift: Kaifer<br />

Alexan<strong>der</strong> 2., Kaiserin Marie Alexandrowna 1863; im<br />

Revers die Umschrift: Wer diefen Jüngling (Kind) in<br />

meinem Namen aufnimmt, nimmt Mich auf; unten:


366 Die Sammlung russischer Denkmünzen in Stettin.<br />

Zum Andenken an das 100jährige Bestehen des Moskauschen<br />

Findelhauses; darauf: 1. September 1763 Katharina<br />

2. auf Anregung (laut Idee) von Betzkoi.<br />

6. Medaille zum Andenken an das 100jährige Jubiläum<br />

<strong>der</strong> kaiserlichen Erziehungsanstalt für adelige Mädchen :c.<br />

5. Mai 1864; im Revers die Ueberschrift: Suche diese<br />

Weinrebe heim und verpflanze sie mit Deiner Rechten;<br />

unten: Katharina 2. 5. Mai 1764; im Avers fünf<br />

Bildnisse mit <strong>der</strong> Umschrift: Zum 100jährigen Bestehen<br />

<strong>der</strong> kaiserlichen Erziehungsanstalt für adeliche Mädchen.<br />

5. Mai 1864.<br />

7. Medaille zum Andenken an das 100jährige Jubiläum<br />

<strong>der</strong> kaiserlichen Akademie <strong>der</strong> Künste; im Avers das Bildniß<br />

des Kaisers mit <strong>der</strong> Umschrift: Alexan<strong>der</strong> 2. Kaiser<br />

und Selbstherrscher von Rußland. Auf dem Felde stehen<br />

die Namen <strong>der</strong> Präsidenten und einiger Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Akademie; im Revers die Umschrift: Kaiserin Katharina 2.,<br />

Kaiser Paul 1., Kaiser Alexan<strong>der</strong> 1., Kaiser Nicolaus 1.,<br />

Kaiser Alexan<strong>der</strong> 2.; oben: Zum Andenken an das<br />

100jährige Bestehen <strong>der</strong> kaiserlich russischen Akademie <strong>der</strong><br />

Künste; unten: Das Jubiläum fand den 4. November<br />

1864 statt.<br />

8. Medaille zum Andenken an die Einweihung <strong>der</strong> Kirche<br />

des mit dem Kloster zu Smolno verbundenen Erziehungs-<br />

Instituts; im Avers: Christus mit den Kindlein mit <strong>der</strong><br />

Umschrift: Lasset die Kindlein zu mir kommen, denn<br />

ihrer ist das Himmelreich; im Revers: die Kirche mit<br />

<strong>der</strong> Umschrift: 1748. 1835. Errichtet zum Gedächtniß<br />

<strong>der</strong> Kaiserin Marie Feodorowna.


Vierundvierzigster Jahresbericht<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft für Pommersche Geschichte<br />

und Merthumskmlde.<br />

1. October 1881 bis 1. April 1882.<br />

Das in unsern Tagen überall lebhafte Interesse an den<br />

Alterthumsstudien, mag dasselbe nun sich <strong>der</strong> Prähistorischen<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> eigentlich historischen Zeit zuwenden, ist in dem verflossenen<br />

Verwaltungsjahr auch unserer Gesellschaft zu gute<br />

gekommen. Es sind uns nicht nur die vom Staat, <strong>der</strong> Provinz<br />

und einzelnen Städten und Vereinen bisher bezahlten,<br />

zum Theil recht ansehnlichen Beiträge weiter gewährt worden,<br />

son<strong>der</strong>n wir haben auch diesmal wie<strong>der</strong> von einem Privatmanne<br />

für einen bestimmten Zweck eine bedeutende Summe<br />

als Geschenk erhalten. Wir unterlassen es nicht, auch an dieser<br />

Stelle unsern ergebensten Dank dafür auszusprechen. Auch die<br />

Mitglie<strong>der</strong>zahl, in <strong>der</strong>en Vermehrung vor einem Jahre ein<br />

Stillstand eingetreten war, hat wie<strong>der</strong> zugenommen. Lei<strong>der</strong><br />

ist die Zahl <strong>der</strong>jenigen, welche selbständig als Arbeiter und<br />

Mitforscher auf dem Gebiete <strong>der</strong> Provinzialgeschichte thätig<br />

sein wollen, noch immer eine sehr geringe, aber wir können es<br />

schon zufrieden fein, daß die Menge <strong>der</strong>er, welche von <strong>der</strong><br />

Gesellschaft etwas empfangen wollen und <strong>der</strong>selben ihre unterstützende,<br />

freundliche Theilnahme zuwenden, seit nunmehr acht<br />

Jahren in stetem Wachsen ist.


368 Vierundvierzigster Jahresbericht. III. IV.<br />

Die Gesellschaft zählt an Mitglie<strong>der</strong>n<br />

455 ordentliche gegen 445 ordentliche,<br />

12 Ehren- „ 11 Ehren-,<br />

17 correspondirende „ 19 correspon<strong>der</strong>ende,<br />

Sa. 484 im Jahre 1881 „ 475 im Jahre 1880.<br />

Ausgeschieden sind im Laufe des vergangenen Jahres<br />

27 Mitglie<strong>der</strong>. Unter diesen verloren wir durch den Tod die<br />

Herren Stadtschulrath Balsam, Gymnasiallehrer Dr. Brunn,<br />

Geh. Commercienrath Schlutow, Kaufmann Dekkert, Mediz.-Rath<br />

Dr. Wißmann in Stettin und Superintendent<br />

Dr. tkool. Lengerich in Demmin. Znm Ehrenmitgliede<br />

wurde ernannt <strong>der</strong> durch seine hervorragenden Arbeiten rühmlichst<br />

bekannte Staatsarchivar Dr. Wehrmann in Lübeck,<br />

zum correspondirenden Mitgliede <strong>der</strong> Dr. Giuseppe<br />

Piolti in Turin, welcher durch seine Schriften und an<strong>der</strong>weiten<br />

Mittheilungen über Näpfchensteine uns werthvolle Dienste<br />

geleistet hat. Als ordentliche Mitglie<strong>der</strong> sind <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

beigetreten die Herren:<br />

1. von Boenigk, Major in Demmin.<br />

2. Bräsel, Redakteur in Stettin.<br />

3. I. Braun Kaufmann in Stettin.<br />

4. Dr. pkil. Eonradt, Oberlehrer in Stettin.<br />

5. Decker, Rathsmaurermeister in Stettin.<br />

6. Dittmar, Pastor in Kratzig.<br />

7. Dudy, Hauptmann in Stettin.<br />

8. Eichler, Superintendent in Ueckermünde.<br />

9. A. Fock, Kaufmann in Stettin.<br />

10. Fri edlan<strong>der</strong>, Pastor in Sa gard.<br />

11. G. Grawitz, Kaufmann in Stettin.<br />

12. von Heydebreck, Rittmeister in Neu-Buckow.<br />

13. Di-. Mil. Hockenbeck, Oberlehrer in Wongrowitz.<br />

14. H. Hoffschild, Kaufmann in Stettin.<br />

15. Kayser, Amtsrath in Kasimirsburg.<br />

16. Dr. pkil. Krosta, Stadtschulrath in Stettin.<br />

17. Kruhl, Stadtbaurath in Stettin.<br />

18. Dr. Kühne, Gymnasialdirektor in Altenburg.


Vierundvierzigster Jahresbericht. III. IV. 369<br />

19. Lenz, Fabrikdirektor in Stettin.<br />

20. E. G. Ludendorff, Kaufmann in Stettin.<br />

21. Müggenburg, Redakteur in Stettin.<br />

22. von Mühlenfels, Oberstlieutenant in Stettin.<br />

23. C. Müller, Gymnasiallehrer in Stettin.<br />

24. Opitz, Ober-Regierungsrath in Stettin.<br />

25. Pehlemann, Ober-Bürgermeister in Stargard.<br />

26. Protzen, Amtsgerichtsrath in Muskau.<br />

27. von Puttkamer, Rittergutsbesitzer in Kolziglow.<br />

28. Dr. in6ä. Rabitz, Assistenzarzt in Stettin.<br />

29. Rudolph, Konsul in Stettin.<br />

30. Schrö<strong>der</strong>, Maurermeister in Stettin.<br />

31. Spreer, Pastor in Kasöburg.<br />

32. Dr. jnr. Treptow, Rechtsanwalt in Stettin.<br />

33. Dr. ^ur. Tschirner, Rechtsanwalt in Dem min.<br />

34. Weg ner, Regierungspräsident in Stettin.<br />

35. Di-, piiil. Zechlin, Lehrer an <strong>der</strong> landwirtschaftlichen<br />

Schule in Schivelbein.<br />

36. Ziehm, Maler in Stettin.<br />

Der Vorstand hat von seinen Mitglie<strong>der</strong>n den Herrn<br />

Stadtschulrath Balsam durch den Tod verloren und besteht<br />

zur Zeit aus den Herren<br />

1. Oberlehrer Dr. Blümcke.<br />

2. Staatsarchivar Di-, von Nülow, Bibliothekar.<br />

3. Bau-Inspektor Goedeking.<br />

4. Oberlehrer Dr. Haag.<br />

5. Professor Dr. Hering.<br />

6. Rentier Knorrn, 2. Sekretär.<br />

7. Oberlehrer Dr. Kühne, Conservator und Schatzmeister.<br />

8. Landgerichtsrath Küster.<br />

9. Gymnasialdirektor Lemcke, 1. Sekretär,<br />

w. Gerichtsassessor a. D. Müller.<br />

11. Geh. Iustizrath Pitzschky, Rechnungs-Revisor.<br />

12. Archivar Dr. Prümers.<br />

13. Oberlehrer Schmidt.<br />

14. Ober-Regierungsrath Triest.


370 Vierundvierzigster Jahresbericht, lll. IV.<br />

Den Redaktionsau sschnß für die Baltischen<br />

Studien bilden <strong>der</strong> erste Sekretär und die DDr. von Bülow<br />

und Haag. Die Arbeiten zur Inventarisation <strong>der</strong><br />

Kunstdenkmäler leitet <strong>der</strong> Bau-Inspektor Goedeking.<br />

Zur Zahl <strong>der</strong> corresftondirenden Vereine sind<br />

hinzugetreten<br />

<strong>der</strong> Verein für die Geschichte <strong>der</strong> Stadt Meißen,<br />

<strong>der</strong> historische Verein des Thurgan,<br />

die geographische Gesellschaft in <strong>Greifswald</strong>.<br />

Außerdem tauscht die Gesellschaft ihre Schriften mit einzelnen<br />

Privaten, wie Herrn G. Thieme in Leipzig gegen<br />

dessen „Blätter für Münzfreunde" und dem Or. Rohlfs in<br />

Wiesbaden für dessen medizinisch-geographische Zeitschrift<br />

und dem Geheimrath Professor Dr. Bartsch in Heidelberg<br />

gegen dessen literarischen Anzeiger.<br />

Die Iahresrechnung für 1881 konnte zu <strong>der</strong> Zeit,<br />

da dieser Bericht verfaßt wurde, nur theilweise abgeschlossen<br />

werden, und ist daher bis jetzt auch noch nicht revidirt worden;<br />

doch läßt sich schon übersehen, daß nicht bloß das Deficit<br />

des vergangenen Jahres gedeckt, son<strong>der</strong>n voraussichtlich auch<br />

noch eine weitere Verbesserung des Vermögensstandes eingetreten<br />

ist. Die Einnahmen überstiegen den Anschlag um<br />

1664 Mark:<br />

in den Iahrebeiträgen um . . 30 ^.<br />

an Unterstützungen um . . . 1207 „<br />

im Verkauf von Münzen ?c. um 427 „<br />

Summa 1664


Vierundvierzigster Jahresbericht. III. IV. 371<br />

Die Ausgabe erfor<strong>der</strong>te<br />

für allgemeine Verwaltung 1345.61 «>G.<br />

für Baltische Studien 17 l 8.— „<br />

für die Bibliothek 766.83 „<br />

für das Museum 771.05 „<br />

für das Inventar 224.23 „<br />

zur Deckung des Deficit von 1880 . . . 483.39 „<br />

kapitalisirt wurden 197.58 „<br />

Summa 6119.44 «A.<br />

Die Einnahme bestand aus<br />

Resten des Vorjahres 180.— ^.<br />

Jahresbeiträge und Abonnement auf die<br />

Baltischen Studien 2917.— „<br />

Erlös aus Baltischen Studien im Buchhandel 147.69 „<br />

Unterstützungen 2538.— „<br />

Zinsen 292.50 „<br />

Erlös aus verkauften Münzdoubletten . . 627.95 „<br />

Erlös aus verkauften Exemplaren des Inventars 33.60 „<br />

Rückerstattungen 5.— „<br />

Summa 6741.74 «A.<br />

ab Einnahme 6119.44 „<br />

bleibt Ueberschuß ' 465.30 ^5.<br />

Ueber die Vermehrung <strong>der</strong> Sammlungen geben die<br />

Beilagen am Schluß dieses Berichtes genaue Auskunft. Das<br />

Museum erfreute sich eines stetig zunehmenden Besuches.<br />

In den Sommermonaten des Jahres 1881 sind mehr als<br />

3000 Besucher in demselben gewesen. Für unsere auswärtigen<br />

Mitglie<strong>der</strong> machen wir hierdurch ausdrücklich darauf aufmerksam,<br />

daß dieselben bei vorübergehen<strong>der</strong> Anwesenheit in Stettin,<br />

auch außer <strong>der</strong> gewöhnlichen Zeit (Sontags 11—1 Uhr) je<strong>der</strong>zeit<br />

Zutritt zum Museum erhalten, wenn sie die Güte haben,<br />

sich dieserhalb vorher durch eine schriftliche Mittheilung an den<br />

zweiten Secretair <strong>der</strong> Gesellschaft Herrn Knorrn, Kronprinzenstraße<br />

Nr. 7, mit Angabe <strong>der</strong> Stunde des qu. Besuchs zu<br />

wenden. Ebenso steht jedem Mitgliede <strong>der</strong> Gesellschaft, auch<br />

den auswärtigen, das Recht zur Benutzung unserer Biblio-


372 Vierundvierzigster Jahresbericht. III. IV.<br />

thek zu, selbstverständlich unter Beobachtung <strong>der</strong> zur Erhaltung<br />

<strong>der</strong> Vollständigkeit <strong>der</strong> Sammlung gebotenen Maßregeln.<br />

Die Verwaltung <strong>der</strong> Bibliothek ist durch beson<strong>der</strong>en<br />

Vertrag von dem hiesigen Königl. Staats-Archiv übernommen,<br />

in dessen Räumen sie auch Aufstellung gefunden hat. Mitglie<strong>der</strong>,<br />

welche die Bibliothek zu benutzen wünschen, wollen sich<br />

daher an den Herrn Staatsarchivar Di-, von Bülow wenden;<br />

ihre Briefe und an<strong>der</strong>en Sendungen aber nicht nach dessen<br />

Wohnung, son<strong>der</strong>n an das königl. Staatsarchiv im Schloß<br />

adressiren. Wir beabsichtigen, sobald es unsere an<strong>der</strong>weitigen<br />

Arbeiten irgend gestatten, die Neukatalogisirung abzuschließen,<br />

den alsdann angefertigten Katalog durch Abdruck zu vervielfältigen<br />

und sämmtlichen Mitglie<strong>der</strong>n mitzutheilen.<br />

Von <strong>der</strong> literarischen Thätig ke it <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

legen die seit mehreren Jahren in Vierteljahrsheften erscheinenden<br />

Baltischen Studien Zeugniß ab, von denen <strong>der</strong><br />

32. Jahrgang im Erscheinen begriffen ist. Von den Baudenkmälern<br />

Pommerns haben wir das vor einem Jahre gegebene<br />

Versprechen, ein zweites Heft, den Kreis <strong>Greifswald</strong> enthaltend,<br />

fertig zu stellen, wegen mancher unvorhergesehener Hin<strong>der</strong>nisse,<br />

die sich dieser Aufgabe entgegenstellten, zu unserm Bedauern<br />

nicht einhalten können. Doch dürfen wir, nachdem diese Hin<strong>der</strong>nisse<br />

beseitigt sind und ein großer Theil <strong>der</strong> Abbildungen<br />

schon im Holzschnitt fertig gestellt ist, nunmehr hoffen, daß<br />

<strong>der</strong> Druck in nicht allzulanger Frist beginnen kann. Das Heft<br />

wird in seinem Umfange das früher erschienene über den Kreis<br />

Franzburg erheblich übertreffen. Die Inventarisirung <strong>der</strong> Vauund<br />

Kunstdenkmäler des Reg.-Bez. Stettin hat während des<br />

Jahres 1881 nur geringe Fortschritte gemacht. Die Unterhandlungen<br />

mit auswärtigen Architecten, welche sich zur Uebernahme<br />

<strong>der</strong> Arbeit bereit erklärten und von competenter Seite<br />

sehr warm empfohlen waren, mußten wegen <strong>der</strong> für uns unerfüllbaren<br />

Höhe <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten Geldentfchädigungen abgebrochen<br />

werden. Erst im April dieses Jahres konnte die Arbeit<br />

wie<strong>der</strong> aufgenommen werden, nnd gegenwärtig bereist <strong>der</strong> Ncgierungs-Bauführer<br />

Herr Lutsch die rechts <strong>der</strong> O<strong>der</strong> gelege-


Vierundvierzigster Jahresbericht. III. IV. 373<br />

nen Kreise des Regierungs-Bezirks, um die nöthigen Aufnahmen<br />

zu machen, und wird diese Arbeit bis zum Herbst ohne Unterbrechung<br />

fortsetzen. Somit dürfen wir hoffen, daß fchon im<br />

nächsten Frühjahr die Publikationen auch über den Regierungsbezirk<br />

Stettin sich erstrecken werden. Auch für den Kreis<br />

Demmin liegt uns durch die Bemühungen eines unserer Vorstandsmitglie<strong>der</strong><br />

ein umfangreiches und fast vollständiges Material<br />

vor, das nur noch <strong>der</strong> abschließenden Bearbeitung<br />

bedarf.<br />

Von an<strong>der</strong>weitigen Arbeiten, welche die Geschichte<br />

Pommerns betreffen o<strong>der</strong> berühren, nennen<br />

wir in erster Stelle jetzt<br />

die vollständig vorliegende<br />

Geschichte des Cistercienser-Klosters Eldena vom<br />

Professor Dr. Theod. Pyl.<br />

Der jetzt erschienene zweite Theil bringt namentlich die urkundlichen<br />

Beläge für die im ersten Theil gegebene Darstellung<br />

in Regestenform. Ferner machen wir unsere Mitglie<strong>der</strong> darauf<br />

aufmerksam, daß die schon in unserem letzten Jahresbericht<br />

angekündigten<br />

Pommerschen Skizzen vonvr. R. Hanncke in Cöslin<br />

nunmehr erschienen sind (Stettin im Verlag von Löon Saunier.<br />

Preis 2,50 Mk.). Wir können diese ebenso anziehend<br />

als belehrend geschriebenen Kulturstudien, welche namentlich<br />

das bisher vielfach stiefmütterlich behandelte Hinterpommern<br />

betreffen, allen Freunden <strong>der</strong> pommerschen Heimath warm empfehlen<br />

und wünschen, daß das Buch außer seinen bisherigen<br />

Freunden noch weitere Leser finden möge.<br />

Außerdem sind erschienen:<br />

H. Friedrich, die politische Thätigkeit des Bischofs Otto<br />

von Bamberg. Inaugural-Dissertation. Königsberg 1882.<br />

R. Kühnel, die slawischen Ortsnamen in Meklenburg.<br />

(In den meklenburgischen Jahrbüchern Bd. 46.)<br />

Kasten, Geschichte <strong>der</strong> Bienenzucht in Pommern.<br />

Buchholtz, Faustinus Blenno, Programm des Gymnasiums<br />

zu Pyritz 1882.


374 Vierundvierzigster Jahresbericht, lll. lV.<br />

Bandl ow, Geschichte des Landes Triebsees, Triebsees 1881.<br />

Kasiski, die Alterthümer ini nenstettiner und schlochaner<br />

Kreise.<br />

Auch von dem „Pommerschen Urkund enbuch " wird<br />

die zweite Hälfte des zweiten Bandes, bearbeitet von Herrn<br />

Archivar Dr. Prümers und bis zum Jahre 1286 reichend,<br />

in kurzem druckfertig sein.<br />

An dieser Stelle wollen wir mit schuldigem Dank bemerken,<br />

daß <strong>der</strong> Freiherr Leop. von Borch zn Innsbruck uns<br />

von <strong>der</strong> 2. Auflage seiner Geschichte des kaiserlichen<br />

Kanzlers Conrad eine größere Anzahl von Exemplaren<br />

zur Vertheilung an unsere Mitglie<strong>der</strong> freundlichst zur Verfügung<br />

gestellt hat.<br />

Am 16. Mai 1881 waren es 25 Jahre, seitdem <strong>der</strong><br />

Geheime Regierungs- und Provinzial-Schulrath Di-. Wehrmann<br />

in Stettin sein Amt als Leiter des höheren Schulwesens<br />

unserer Provinz angetreten. Den zahlreichen Beweisen<br />

<strong>der</strong> Liebe und Dankbarkeit, die ihn: an diesen: Tage dargebracht<br />

wurden, glanbte <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> Gesellschaft auch feinerseits<br />

nicht fern bleiben zu dürfen. Herr Geheimrath Dr. Wehrmann<br />

war nicht bloß sofort nachdem er nach Pommern gekommen<br />

war, <strong>der</strong> Gesellschaft beigetreten, son<strong>der</strong>n hat namentlich<br />

auch den Einfluß und das gewichtige Wort, das ihm feine<br />

Stellung gewährt, stets benutzt um die Zwecke <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

zu för<strong>der</strong>n, wie<strong>der</strong>holt bei Besprechungen über den historischen<br />

Unterricht und in den Verhandlungen <strong>der</strong> von ihm geleiteten<br />

Direktorenkonferenzen auf den Werth und die Bedeutung <strong>der</strong><br />

Lokal- und Provinzialgefchichtc hingewiefen zu Arbeiten ans<br />

diefem Gebiete ermuntert, wie er auch regelmäßig und mit<br />

reger Theilnahme den Jahresversammlungen beigewohnt hat.<br />

Der Vorstand überreichte als Zeichen seines Dankes und seiner<br />

Verehrung dem Jubilar an seinem Ehrentage einen mit beson<strong>der</strong>er<br />

Widmung versehenen Separatabdruck <strong>der</strong> obenerwähnten<br />

Mittheilungen aus dem freicnwal<strong>der</strong> Schöffeubuch und dürfte<br />

sich <strong>der</strong> freundlichen Versicherung erfreuen, daß <strong>der</strong> Inbilar<br />

auch fernerhin nicht ermüden werde, die Zwecke <strong>der</strong> Gesell-


Vierundvierzigfler Jahresbericht. III. IV. 375<br />

schaft und dem auch in dieser Beziehung so wichtigen Iugendunterricht<br />

zu för<strong>der</strong>n.<br />

Nicht min<strong>der</strong> lebhaften Antheil hatte die Gesellschaft an<br />

einer an<strong>der</strong>n Jubelfeier zu nehmen. Am 19. November 1856<br />

hatte <strong>der</strong> Geheime Mediziualrath Professor Dr. Virchow seine<br />

Lehrthätigkcit an <strong>der</strong> berliner Hochschule begonnen, die ihn<br />

stets zn ihren ersten wissenschaftlichen Zierden gerechnet hat.<br />

Verehrer uud Freunde desselben hatten daher am 19. November<br />

1881 in dem großen Prachtsaale des berliner Rathhauses eine<br />

wissenschaftliche Virchowfeier veranstaltet, bei welcher Gelegenheit<br />

dem Jubilar die Stistungsurkunde über eine, mit bedeutendem,<br />

aus freiwilligen Beiträgen zusammengebrachtem Capital ausgestattete<br />

und zur Verwendung für wissenschaftliche Zwecke bestimmte<br />

Stiftung überreicht wurde. Unter den zahlreichen, ihre<br />

Glückwünsche und Festgaben darbringenden Deputationen war<br />

auch unsere Gesellschaft vertreten, welcher Herr Virchow seit<br />

Jahren als Ehrenmitglied angehört, und außerdem als Landsmann<br />

nahe steht. Außer einem Beitrag zu <strong>der</strong> genannten<br />

Stiftung überreichte dieselbe einen Separat-Abdruck <strong>der</strong> inzwischen<br />

in den Baltischen Studieu veröffentlichten Untersuchuug<br />

von Dr. G. Haag: ein Pfahlbau Julius und seine Entwässerung<br />

im 12. Iahrhnndcrt, welche für ein von dem Jubilar auf<br />

an<strong>der</strong>em Wege <strong>der</strong> Untersuchung gefundenes Resultat auch den<br />

historischen Nachweis zu bringen suchte.<br />

In <strong>der</strong> General-Versammlung vom 14. Mai 1881<br />

trug <strong>der</strong> erste Sekretair den inzwischen in den Baltischen Studien<br />

Jahrg. XXXI. Seite 231 ff. gedruckten Jahresbericht vor.<br />

Nach ihm sprach <strong>der</strong> Oberlehrer I)i'. Haag über das Geschlecht<br />

<strong>der</strong> Mukervitz. Der Vortrag ist abgedruckt ebendaselbst Seite<br />

259 ff. Daran schloß <strong>der</strong> erste Sekretair noch einige Mittheilungen<br />

über das <strong>der</strong> Versammlung vorliegende älteste Schöffenbuch<br />

von Freienwalde i. Pom. (jetzt ebenfalls gedruckt Baltische<br />

Studien, XXXII Seite 1 und ff.).<br />

Baltische Studien XXXII. 3.


376 Vierundvierzigster Jahresbericht. III. IV.<br />

Alterthümer.<br />

i.<br />

Unter den in <strong>der</strong> Beilage ^V. verzeichneten, für unser<br />

Museum erworbenen Alterthümern heben wir die fol-<br />

genden hervor :<br />

Die drei bronzenen Armringe (Nr. 3) von grobem<br />

Gnsse haben eine Weite, daß sie nur als Oberarmringe gedacht<br />

werden können. Eigenthümlich ist, daß sie nicht geschlossen<br />

und ihre Spitzen schneidend scharf sind, so daß man vermuthen<br />

darf, sie seien (falls sie nicht gar als Fibeln gedient haben)<br />

durch den Oberärmel gestochen worden. Aehnliche Formen<br />

sind bei uns selten, kommen aber doch selbst bei Nnterarm-<br />

ringen vor. Das kleine nach außen geschweifte Me ff er (Nr. 4)<br />

ist wegen des Griffes, <strong>der</strong> eine Oese bildet, eigenthümlich, im<br />

übrigen nicht gerade von sehr feiner Arbeit.<br />

Ein überaus interessanter Fund ist <strong>der</strong> in Beil. ^V. 4a, ver-<br />

zeichnete Moorfund von Koppenow (Kreis Lauenburg).<br />

Dem Schwerte fehlt lei<strong>der</strong> <strong>der</strong> ganze Griff, nnr an <strong>der</strong> Griff-<br />

stange find noch die Gnßspureu deutlich genng erkennbar. Der<br />

Paalst ab mit Schaftlappen und Oese (ganz entsprechend<br />

dem bei Worsaae Nord. Oldsager Nr. 184) ist das erste<br />

<strong>der</strong>artige Exemplar unserer Sammlungen. Die Fibel gehört in die<br />

Kategorie <strong>der</strong>er von Zuchen (abgebildet in Verh.<strong>der</strong> berl. anthrop.<br />

Gesellschaft 1875 Febr.), von B u tzke (Balt. Stud.XXX S. 730,<br />

abgebildet im photog. Album <strong>der</strong> berl. anthrop. Ausstell, von<br />

1880 Sect. III Tit. 13), von Kehrberg (Balt. Stnd.<br />

XXX S. 308, abgebildet in dem genannten Album Sect. III<br />

Tit. 13). Sie ist auf dem ovalen Schilde reich und geschmack-<br />

voll verziert nnd zeigt eine grob gelöthete Reparatur an dem<br />

<strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Nadel zugewandten Elide <strong>der</strong> Platte. Die<br />

Breloque und die Knöpfe sind von bei uns unbekannter<br />

Form. Der Fund gewinnt ein erhöhtes Interesse durch das E tui,<br />

in dem er zusammengepackt gelegen hat. Dasselbe besteht aus<br />

einer Klobe Eichenholz, die <strong>der</strong> Länge nach fehr nneben ge-<br />

spalten und grob viereckig (alt einem Elide schräg ab-


Vierundvierzigster Jahresbericht. III. IV. 377<br />

gestumpft) beHauen ist. Im Innern ist eine schmale, lange<br />

Vertiefung für das Schwert und eine kürzere, aber tiefere viereckige<br />

Hö'hlnng für die an<strong>der</strong>en Gegenstände ausgestoßen. An<br />

den Längsenden ist durch beide auf eiuan<strong>der</strong> gefügte Platten<br />

ein viereckiges Loch gestemmt, in welchem nach den neuesten<br />

Ermittelungen des um die Erhaltung und Zusammeubringung<br />

<strong>der</strong> schon zerstreuten Fundstücke beson<strong>der</strong>s verdienten Einsen<strong>der</strong>s,<br />

Herrn Nittcrgntsbes. Neitzke auf Koppenow, zwei genau in<br />

dieselbe passende Pflöcke von Fichtenholz hindurch gestoßen<br />

waren, und die beiden, durch kein Charnier verbundenen Hälften<br />

fest zusammen hielten. Diese Art des Verschlusses macht es<br />

um so wahrscheinlicher, daß wir hier den FundeinesHausirers<br />

vor uns haben, <strong>der</strong>, was die Gußstücke beweisen, zugleich die<br />

Knnst <strong>der</strong> Reparatur vou Broucesachen übte und durch irgend<br />

welchen Umstand veranlaßt, seinen Schatz im Moore nie<strong>der</strong>gelegt<br />

hat, um ihn zu bergen.<br />

Die beiden oströmischen Solidi (Nr. 5) sind uns eine<br />

werthvolle Bereicherung <strong>der</strong> Alterthümer des fünften Iahrhnndcrts,<br />

von denen wir bis jetzt nur Gold f und e haben.<br />

S. 117 dieses Jahrganges haben wir den wichtigsten dieser<br />

Fnnde, den Goldreifen von Neu-Mexico bei Stargard, publicirt,<br />

<strong>der</strong> dieser selben Epoche angehört. In Netreff aller dieser<br />

Funde ist zn bemerken, daß sie sich bis jetzt nur von Caseburg<br />

auf <strong>der</strong> Insel Usedom an östlich gefunden haben. (Vergl.<br />

Balt. Stud. XXVII. S. 207 ff.)<br />

Ein sehr seltenes Stück ist die wendische Urne nebst<br />

Schale (Nr. 6), beide wohl erhalten. Der Boden <strong>der</strong> Urne<br />

zeigt das abgerundete Hakenkreuz, das seit den ältesten<br />

Zeiten in <strong>der</strong> Archäologie eine so große Rolle spielt. Ergiebt<br />

sich auch nicht mit voller Sicherheit, daß die Urne zum Todteneultus<br />

verwandt ist, so ist es doch sehr wahrscheinlich. Wir<br />

geben darüber den Bericht unseres neuen, sehr thätigen Mitgliedes,<br />

des Herrn Major Freiherrn v. Bönigk in Demmin:<br />

Schale und entsprechendes Topf che n von <strong>der</strong><br />

Feldmark Loitz.<br />

Von einem Arbeitsmann aus Loitz sind die genannten Ge-


378 Vierunduierzigster Jahresbericht. III. IV.<br />

säße nach seiner Angabe anf dem Ackerstück Wydcubrink <strong>der</strong><br />

Feldmark Loitz gefunden worden. Von schwarzgcfärbter Erde<br />

und Kohlen umgeben, in gleicher Art gefüllt, lagen dieselben<br />

unter einer mäßigen Steinpackung; we<strong>der</strong> Knochen uoch weitere<br />

Beigabe sind zu Tage geför<strong>der</strong>t worden. Die Schale deckte<br />

das Töpfchen. Das Material bei beiden Gefäßen ist Lehm<br />

gemischt mit Bestandtheilen des Granites, und zwar sind<br />

Quarz und Feldspath sehr fein gekörnt worden, während<br />

Glimmerblättchen in etwas größerer Dimension erhalten blieben.<br />

Auf dem Oberrand <strong>der</strong> Schale uud um den Hals des<br />

Bechers sind feine Regelungen sichtbar. Berücksichtigt man<br />

aber die völlig unsymmetrische Form bei beiden Gefäßen, fo<br />

erscheint die Anwendung <strong>der</strong> Drehscheibe ausgeschlossen. Ini<br />

Gegentheile wird es wahrscheinlich, daß beide Gefäße über einer<br />

Form aus gebranntem Lehm gearbeitet wurden, in welche<br />

letztere ein Stock eingelassen war. Um den Obcrrand <strong>der</strong><br />

Schale gleichmäßig abznfetzen, bezüglich den Hals des Bechers<br />

deutlich auszuarbeiten/ ist dann <strong>der</strong> Stock in drehende Bewegnng<br />

gesetzt worden; die eigentliche Arbeit geschah mittels<br />

eines Hölzchens, dessen Faserung in dem weichen Lehme sehr<br />

wohl jene leichten Reifelungen erzeugen konnte.<br />

Der Brand ist gleichmäßig von Wand zn Wand, die Härte<br />

entspricht aber nicht <strong>der</strong> durch den Töpferofen erreichbaren.<br />

Der Bauch des Bechers zeigt umlaufende Welleuverzierung und<br />

darunter einen Gurt von Stempeleindrücken, beide anscheinend<br />

mit demselben vierzinkigen Instrumente hergestellt.<br />

In den Boden <strong>der</strong> Schale ist gleichfalls mittels Stempel<br />

das hakenkrenz eingedrückt worden; unter dem Rand läuft auf<br />

<strong>der</strong> Innen- wie Außenwand eine einfache Wellenlinie um. Auf<br />

letzterer, <strong>der</strong>en Oberfläche lei<strong>der</strong> znm größten Theile abgerieben,<br />

zeigt sich nun aber noch eine Reihe von eigenthümlichen Eindrücken.<br />

Es sind Striche und längliche Punkte, mit einem spitzen Instrumente<br />

eingeritzt, ohne jede Symmetrie, aber doch in Grnppen<br />

getrennt. Letztere bilden, von welcher Seite auch betrachtet,<br />

keine bestimmbare Fignr. Eine Zufälligkeit ist ausgeschlossen,<br />

möglich die Spielerei eines Kindes ohne weiteren


Vierundvierzigster Jahresbericht. III. IV. 379<br />

Sinn. Aber möglich ist auch die bestimmte Absicht eines Erwachsenen,<br />

nnd in dieser Hinsicht dürfte eine Untersuchung von<br />

Sachverständigen als wünschenswert!) bezeichnet werden. Dieser<br />

soll durch Conjecturen irgend welcher Art hier nicht vorgegriffen<br />

werden.<br />

Unter Nr. 10 ist ein Stück verzeichnet, das als eine<br />

Sculpturarbeit aus gehämmertem Eisen doppelt<br />

merkwürdig ist. Wir haben es, unmaßgeblich, wie wir hinzufügen<br />

wollen, unter die mittelalterlichen Funde gereiht.<br />

Eine nähere Untersuchung über diese seltene Fignr, für die<br />

wir kein Analogon haben und kennen, die auch bei den Direktoren<br />

des germanischen Museums in Nürnberg, wohin wir das<br />

Original geschickt hatten, keine Erklärung gefunden, behalten<br />

wir uns vor, gedenken aber das Stück im nächsten Jahresbericht<br />

zu publiciren.<br />

2.<br />

Ueber ein Urnenfeld auf dem Acker von Carlshöhe<br />

bei Crössin (Kreis Belgard), auf welches man beim<br />

Steinesuchen stieß, hat Herr H. Schul tze, <strong>der</strong> Besitzer, die<br />

Güte gehabt uns kurz zu berichten.<br />

„Ich fing auf einer Anhöhe an zu graben und fand<br />

einen ganzen Kirchhof, Grab an Grab, dicht unter <strong>der</strong><br />

Oberfläche, so daß also <strong>der</strong> Pflug stets die Steine faßte.<br />

Die Gräber waren von allen vier Seiten mit Steinen umsetzt,<br />

oben mit einem Steine zugedeckt, aber nur so groß, daß eine<br />

Urne mit Thränenkrüglein darin Platz hatte. Die Urnen,<br />

die bis auf eine, welche ich verschenkt habe, alle zerbrachen,<br />

enthielten nur Knochen, Holzkohlen und Erde, aber keine<br />

Schmucksachen.<br />

Aus zwei einzelnen Gräbern, die im Felde lagen<br />

und sich durch eine kleine Erhöhung auszeichneten, grub ich<br />

75 Kubikmeter Steine heraus. Die gefundenen Urnen hatten<br />

keine Verzierung."<br />

Es ergicbt sich aus diesem Berichte, daß die letztgenannten<br />

beiden Hügelgräber mit den an<strong>der</strong>n umnarkirten Gräbern<br />

nicht zusammenzubringen sind. Aus einer beigefügten Zeich-


380 Vierunduierzigster Jahresbericht. Ili. IV.<br />

nung <strong>der</strong> gefundenen Urnen ersieht man, daß sie mützenartige,<br />

gefalzte Deckel hatten, die Gräber also <strong>der</strong> Bronzezeit<br />

angehören.<br />

3. Miittzfttttdc.<br />

a,. Münz f und von Bul leu Winkel.<br />

Vor bereits mehr als einein Jahrzehnt am 26. September<br />

1871 sind auf <strong>der</strong> Feldmark des Bauern Busch in dem vor<br />

deu Thoren von Colberg gelegenen Dorfe Bulleuwinkcl eine<br />

Allzahl Silbermünzen des 15. und 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts, die<br />

jüngste mit <strong>der</strong> Jahreszahl 1513 ausgegraben, welche erst<br />

jetzt, nach dem Tode des Besitzers, eines Bäckermeisters, <strong>der</strong><br />

sie erworben, zur Keuntniß gelangen.<br />

Der Fund ist nicht mehr unberührt beisammen, vielmehr<br />

fehlen etwa 200 Stück an dem ganzen <strong>Bestände</strong> von ungefähr<br />

900 Stück. Die uoch vorhandenen 705 Stück sind dem<br />

Unterzeichneten durch die Gefälligkeit des Herru Dr. Kühue<br />

in Stettin behufs ihrer Beschreibung zur Verfügung gestellt.<br />

Glücklicher Weise hat <strong>der</strong> bisherige Besitzer ein genaues Verzeichniß<br />

aufgenommen, durch dessen Benutzung ich in den<br />

Stand gesetzt bin, eine vollständige Uebersicht des ganzen<br />

Fundes zu geben; ich habe kein Bedenken getragen, es zu benutzen,<br />

weil es mit großer Sorgfalt und nicht ganz ohne<br />

Sachkenntniß verfaßt ist, wenngleich einige Münzen nicht erkannt<br />

und an<strong>der</strong>e verkannt sind, z. B. die garzer nach Demmin,<br />

die stralsun<strong>der</strong> Hohlpfennige wegen Verwechselung <strong>der</strong> Flagge<br />

mit drei Thürmen nach Danzig verlegt sind.<br />

Bei <strong>der</strong> nachfolgenden Beschreibung habe ich die Stückzahl,<br />

welche das Verzeichnis; nachweist, angegeben, aber die<br />

Zahl <strong>der</strong> mir vorliegenden Stücke in Klammern beigefügt;<br />

ebenso habe ich in Klammern die lediglich ans dem Verzeichniß<br />

zu meiner Kenntniß gekommeilen Exemplare angeschlossen.<br />

Eine genauere Angabe <strong>der</strong> Umschriften wird man mir erlassen,<br />

da es sich meistenteils nm allbekannte Münzen handelt, und<br />

ich, wo es nöthig schien, die Bücher anführe, in denen man<br />

weitere Nachrichten suchen möge.


Vierundvierzigster Jahresbericht. Hl. IV. Z81<br />

Pommern.<br />

1. Hohlpfennige mit dem Greife linkshin, theils im glatten,<br />

theils im gestrahlten Rande . . (120) 129 Exempl.<br />

Der Greif ist von verschiedener Zeichnung, auf den<br />

meisten schlank, auf einigen wenigen dick und plumft.<br />

Letztere schienen mir sichererer pommerscher Herkunft,<br />

als jene, welche man vielleicht für Rostock ansprechen<br />

könnte. Ob aber alle? Ich getraue mir nicht zu entscheiden,<br />

denn auch <strong>der</strong> Greif auf den nachstehend verzeichneten<br />

Münzen Vogislafs 10. unterscheidet sich nicht<br />

augenfällig von dem <strong>der</strong> mitgefundenen rostocker.<br />

Bogislav 10. (1474—1523).<br />

2. Schillinge von Damm 1492, 1493 . (2) 3 Exempl.<br />

3. ,/ „ Garz 1489 . . . (1) 2<br />

4. „ „ Stettin 1503, 1504,<br />

1508, 1510 (auch 1499, 1500, 1501,<br />

1502) (4) 12 „<br />

5. Halbe Schillinge von Stettin I^Vd,<br />

1501,1503^), 1505,15112) (auch 1506) (7) 10<br />

6. Garz, Vierchen ohne Umschrift, mit dem<br />

Nesselblatt im Felde, Rs. Greif . . (7) 15<br />

7. Vierchen. MONO'M N0VN o<strong>der</strong> bloß<br />

MONaT^, Schild mit Nesselblatt. Rs.<br />

Greif (47) 53<br />

8. Gollnow. Vierchen ohne Umschrift<br />

mit dem Stadtwappen (2 Halbmonde<br />

begleitet von 4 Sternen.) . . . . (5) 8 „<br />

9. <strong>Greifswald</strong>. Hohlpfennige mit gekröntem<br />

Kopf von vorn . . . . (60) 76 „<br />

Von diesen Münzen, welche in <strong>der</strong> Zeichnung untereinan<strong>der</strong><br />

ein wenig abweichen, obgleich diese Abweichungen<br />

') Mit vollausgeschriebenem LV6sI^V8 DVX<br />

2) Man erkennt deutlich, wie die ursprüngliche Zahl 1501 in 1511<br />

geän<strong>der</strong>t ist. Die 0 ist noch voll sichtbar.


382 Vierunduierzigster Jahresbericht. Ili. IV.<br />

theilweise nnr scheinbar und auf Rechnung des verschiedenen<br />

Grades ihrer Erhaltung zu seheil sein mögen, sind einige<br />

genau so wie die in den Jahrbüchern des meklenburgischen<br />

Geschichtsvereins, Jahrgang XVII. Taf. 16 abgebildeten,<br />

auf dem Rathhause zu <strong>Greifswald</strong> aufbewahrten Stempel.<br />

Hierdurch mehr noch als durch deu Schilling mit demselben<br />

Kopfe (Dannenbg., Pomm. Münzen, Taf. IV. 83)<br />

ist seine Heimath über allen Zweifel festgestellt.<br />

10. Pyritz. Vierchen. MNIM'lN N0VN, auch mit<br />

1, l>, ?I, PIK, t>I?I o<strong>der</strong> PINI. Rose im Schild.<br />

Rs. Greif (in vielen Spielarten) . (68) 77 Exempl.<br />

11. Star gard. Vierchen. Krenz mit<br />

einem Stern in jedem Winkel. Rs.<br />

Greif (28) 38<br />

12. Stettin. Vierchen. s'lN'r'lltt<br />

MO (seltener bloß 876'I"lIN) gekrönter<br />

Greifenkopf. Rs. Greif (viel<br />

Verschiedenheiten) (169) 197<br />

13. — (Schilling von 1507) . . . 1 „<br />

14. —(Halbe Schillinge 1506, 8, 12,<br />

13 und ohne Jahr) . . . . . (4) 11<br />

15. Stralsund. Hohlpfennige mit <strong>der</strong><br />

Flagge (16) 22<br />

Abgesehen von <strong>der</strong> Verschiedenheit <strong>der</strong> Zeichnung sind<br />

unter diesen (von dem frühern Besitzer, welcher die Flagge<br />

für drei Thürme angesehen uud nach Danzig verlegte)<br />

Münzen einige hervorzuheben, welche auf <strong>der</strong> Flagge den<br />

Strahl zeigen.<br />

16. Unbestinlmte Pommern. Ein Vierchen ist einseitig<br />

ausgeprägt und zeigt nur deu Greifeu. Es ist bemerkenswerth,<br />

daß solche einseitigen Stücke unter den Vierchen so<br />

selten vorkommen, während sie unter den Denaren, ihren<br />

Vorgängern, so häufig sind . . . 1 Exempl.<br />

17. Ferner .sind einige Vierchen vom Gepräge <strong>der</strong> Stettiner,<br />

jedoch mit abweichen<strong>der</strong> Inschrift, etwa


Vierundmerzigster Jahresbericht. III. IV. 383<br />

zu erwähnen; <strong>der</strong> Vogelkoftf ist von etwas an<strong>der</strong>er Zeichnung<br />

und statt <strong>der</strong> Krone erscheint ein Dreiblatt<br />

(4) 10 Exempl.<br />

Meklenburg.<br />

18. Neubrandenbnr g. Schilling LlVICrNs LKN)<br />

ND6N?0«(8N an einan<strong>der</strong> gefügt.) Greif linkshin.<br />

Rs. I)6Vs°IN (nomino wo) Kreuz von einer Rosette<br />

durchbrochen, im ersten Oberwinkel ein Ringel. — Sallet<br />

Zeitschr. st Numismatik V Taf. IV 47 1 Exempl.<br />

19. Rostock. Schilling (XV. Jahrhun<strong>der</strong>t) O MONg^l^:<br />

. Greif linkshin. Rs. dlVI'Ms (MM6N0großes<br />

r im Kreuz, in dessen linkem Unterwinkel<br />

eine halbe Lilie 1 Exempl.<br />

20. — halber Schilling (a. d. Anfang d. XVI. Jahrh.)<br />

IWVN KOsT'o« Greif links. Rs. sl'l<br />

UNI LNU. Dasselbe Kreuz mit r und einem<br />

Stern im linken Nnterwinkel . . . (8) 10 Exempl.<br />

21. Eben solcher ganzer Schilling . . . I „<br />

Brandenburg.<br />

Friedrich 2. (1440—1470.)<br />

22. Prenz lau. Vicrchen. ?K6N8I^0V, <strong>der</strong> hohenzollernfche<br />

Schild. Rs. <strong>der</strong> Adler . (4) 7 Exempl.<br />

23. — Vierchen mit MONO'M (auch<br />

MONg'lN N0V) und Adler-Schild.<br />

Rs. Helm (^) 17<br />

24. — Vierchcn mit MONg'lN Adler.<br />

Rs. MoNO'l^ Helm (4) 5 „<br />

Johann Cicero (1486—1499.)<br />

25. (Halber Groschen 1498) . . . . 1 „<br />

Joachim 1. 1499—1535 mit feinem Bru<strong>der</strong> Albert bis<br />

1513, von da ab allein.<br />

26. Groschen ohne Prägstätte mit monota. ^ii<br />

110VH QNUO domini und in0Q6ta N0V3.<br />

von 1501, (1502), 1503, 1504 und mit undeutlicher<br />

Jahreszahl (10) 14 Exempl,


384 Vierunduierzigster Jahresbericht. III. IV.<br />

27. Berliner Groschen, ohne Jahr und von<br />

1507, 1509, 1510, 1511 .... (7) 10 Exempl.<br />

28. Frankfurter Groschen ohne Jahr, NV0,<br />

1503, 1507, 1509 (4) 7<br />

29. Stendaler Groschen 1511 . . . . 1<br />

Sachsen.<br />

Ernst und Albrecht mit ihrem Oheim Wilhelm<br />

(1464—1482).<br />

30. Hornpfennig ohne Umschrift mit dem sächsischen, Rs. dem<br />

thüringischen Helm. (Götz GroK.-Kab. 3808)<br />

(2) 4 Exempl.<br />

Schlesien.<br />

Münsterberg. Albert und Karl (1498—1511).<br />

31. Groschen von Reichstein mit Adler. Rs. vier Wappen in<br />

den Winkeln eines Kreuzes.... 1 Exempl.<br />

Preußen.<br />

Deutscher Orden.<br />

32. Hofmeister Ludwig von Erlichshausen 1450—67.<br />

Schilling 1 Exempl.<br />

33. Heinrich Reuß v. Plauen, Statthalter<br />

1467-69. Schilling 1 „<br />

34. Hochmeister Martin Truchseß v. Wetzhausen<br />

1477—89. Schilling . . . (6) 7<br />

35. Hochmeister Johann v. Nefen 1489—98.<br />

Schilling (13) 16 „<br />

36. Hochmeister Friedrich Herzog zu Sachsen<br />

1498—1510. Groschen . . . . 2 „<br />

37. Bracteat, mit Adler im Felde, also abweichend<br />

von Boßberg Gesch. <strong>der</strong> Preuß.<br />

Münzen, Tafel II 2—4, doch ganz<br />

fabrikverwandt, dünn und von ziemlich<br />

gutem Gehalt. Anscheinend die älteste<br />

Münze des Fundes 1 „<br />

38. Hohlpfennig mit einem von vier Kugeln


Vierundvierzissster Jahresbericht. III. IV. 385<br />

kantonnirten Kreuz, gestrahlter Rand.<br />

Voßberg a. a. O. II, 48 . . . . 1 Exempl.<br />

39. Hohlpfennig mit schwebendem Kreuz,<br />

fast in Gestalt des Iohanniterkreuzes.<br />

Glatter Rand. Voßberg a. a. O. III, 56 (20) 27<br />

40. Hohlpfennig mit dünnschenkligem Kreuz.<br />

Glatter Rand. Voßberg III, 58.. 2 „<br />

Kasimir 4. von Polen 1445—1492.<br />

41. Dan zig. S. Voßberg Münzen von<br />

Dauzig, Elbing, Thorn, Tafel 1 und<br />

II. Schillinge (23) 28 „<br />

42. Elbing. Schilling. S. Voßberg am<br />

a. O. Tafel IV 1<br />

43. — Hohlpfennig, Stadtwappen (zwei<br />

Ordenskreuze, das untere auf dem Netze<br />

von Lübeck ruhend). Voßberg a. a. O.<br />

Tafel IV, 29 (7) 9 „<br />

44. Thorn. Unter Kasimir 4. Schillinge.<br />

Voßberg a. a. O. Tafel III . . . (4) 7<br />

45. Hohlpfennige mit dem jagiellonischen<br />

Doppelkreuz. Voßberg a. a. O. Tafel<br />

III, 168 (30) 38<br />

Liefland.<br />

Hochmeister Bernd v. d. Borg 1471—1483.<br />

46. Artiger von Ncval. Mit MONO'lN!, langes Kreuz.<br />

Rs. KUVN^I«, Ordensschild. S. Köhne Zeltschr. f.<br />

Münzk. II, S. 218 (3) 5 Exempl.<br />

Bisthum Dorpat.<br />

Bartholomäus Sawijerwe 1443—57.<br />

47. Artiger LTNIMKO.O Bärentatze. Rs. IWNN'M 7<br />

Stiftswappen (Schwert und Schlüssel gekreuzt). S. Köhne<br />

Zcitschr. I, S. 361 1 Exempl.<br />

Johann 3. Bertkow 1473—1484.<br />

48. Artiger. WKTMlMZ 6l?l Hirschgeweih. Rs. MONäl'N<br />

Stiftswappen (1) 3 Exempl.


386 Vierundmerzissster Jahresbericht, lll. IV.<br />

Dänemark.<br />

Christian 1. 1448—1481.<br />

49. Witten (Korshvid) von Malmoc . . 1 Exempl.<br />

Schottland.<br />

50. Farthing. . . . V.SK7I . . gekrönter Kopf von vorn.<br />

Rs. . . 1^71 .... dnrchgehendes Kreuz mit drei Kugeln<br />

in jedem Winkel 1 Exempl.<br />

Ich glaube anf <strong>der</strong> Rückseite dieses sehr abgeriebenen<br />

MünZchens hinter den Buchstaben I^IM noch 61) zu<br />

lesen. Also Villa Edinbnrg. Doch wäre auch eine<br />

englische Villa, z. B. Calisic (Calais) nicht unmöglich.<br />

Zu erwähnen bleiben noch einige durch das Verzeichniß<br />

nicht hinreichend kenntlich gemachte Stücke, welche wie<br />

folgt beschrieben sind.<br />

51. Greif. Rs. ein Zeichen wie n>. Also wohl Stolp, das<br />

vermeintliche n> stellt dann die drei Wellen des Flusses<br />

vor 1 Exempl.<br />

52. Einseitiges Gepräge: ein aufrecht stehen<strong>der</strong><br />

Löwe mit viertheiligem Schweife . . . . 1 „<br />

53. Einseitig, mit zwei nebeneinan<strong>der</strong> stehenden<br />

Schil<strong>der</strong>n mit einem Adler und einem Dammbrette<br />

mit vier Fel<strong>der</strong>n hoch und vier Fel<strong>der</strong>n<br />

breit. Also etwa Anhalt? o<strong>der</strong> Liegnitz? . 1<br />

54. Hohlpfennig mit einem Brustbilde . . . 2 „<br />

Nach <strong>der</strong> Skizze, welche in dem Verzeichniß gegeben<br />

ist, möchte ich trotz ihrer Unvollkommenheit auf Halberstadt<br />

rathen, wo zu Ende des 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts solche<br />

Münzen mit dem Brustbilde des heil. Stephan vorkommen.<br />

55. Undeutliche Hohlpfennige 7 Exempl.<br />

56. Endlich werden noch aufgeführt drei Hohlpfennige „mit dem<br />

brandenburger Adler." Ich habe nur einen Adlerbractcaten<br />

auffinden können, und das ist einer des deutschen<br />

Ordens. Von den beiden fehlenden scheint aber <strong>der</strong> eine<br />

wirklich nach Brandenburg zu gehören, denn er soll einen


Vierundvierzigster Jahresbericht. III. IV. 387<br />

gereiften Rand gehabt haben. Der dritte mag obiger<br />

Nr. 37 zugezählt werden.<br />

Zum Schlüsse sei auf die große Aehnlichkeit dieses Fundes<br />

mit dem wenige Jahre spätern von Seydel hingewiesen, welcher<br />

in Nd. XXIX. S. 128 dieser Zeitschrift besprochen ist. Die<br />

Gesetze des Verkehrs gelangen in beiden in ganz ähnlicher<br />

Weise zum Ausdruck.<br />

Berlin, December 1881. tz. Dannenberg.<br />

d. Münzfund von Glasow (Kreis Randow).<br />

Im März d. I. räumte <strong>der</strong> Eigenthümer Wengel in<br />

Glasow bei Grambow auf <strong>der</strong> Grenze seines Ackers im<br />

Laufe <strong>der</strong> Jahre angesammelte Feldsteine weg, wobei unter<br />

einem <strong>der</strong> untersten in einem Topfe, welcher beim Fortnehmen<br />

des Steins zerbrach, ein bereits verwester, leinener Beutel<br />

mit Silbermünzen gefunden wurde. Von den 69 Münzen,<br />

die <strong>der</strong> Beutel enthielt, kam ein nie<strong>der</strong>ländischer Thaler<br />

in fremde Hände, die an<strong>der</strong>n 68 Stück wurden von uns durch<br />

Kauf erworben. Es sind meist Thaler, und deshalb werden<br />

in dem nachfolgenden Verzeichniß nur diejenigen Stück, die<br />

nicht Thaler sind, beson<strong>der</strong>s benannt werden.*)<br />

1. Pommern.<br />

1. Halber Thaler Bogislavs 14. 1628.<br />

2. Bogislav 14. 1632.<br />

2. Oestreich.<br />

(Deutsche Kaiser und östreichische Erzherzoge.)<br />

3. Ferdinand 2., als römischer König, 1549 f. Böhmen<br />

(ähnlich 8. 107).<br />

4. Maximilian 2. 1576, Viertelthaler.<br />

5. Rudolf 2. für Ungarn, Viertelthaler von 1602 (ähnlich<br />

8. 4222).<br />

6. <strong>der</strong>selbe 1608, für Ungarn.<br />

*) Die in Madais und in v. Schnlteß-Rechbergs Thaler«Cabinet,<br />

sowie dessen Auktions-Catalog beschriebenen Stücke sind in Klammern<br />

mit U. 3. und 8. ^. bezeichnet.


388 Vierundvierzigster Jahresbericht. UI. IV.<br />

7. <strong>der</strong>selbe 1611, für Elsaß (8. 196).<br />

8. <strong>der</strong>selbe 1612, für Tirol (8. 203).<br />

9. Ferdinand 2. 1621, für Steiermark (8. 241).<br />

10. <strong>der</strong>selbe 1624, desgleichen (8. 277).<br />

11. Ferdinand 3. 1654, für Ungarn (8. 2503).<br />

12—13. Erzherzog Ferdinand (f 1595)) o. I. für Tirol.<br />

14. <strong>der</strong>selbe o. I. für Elsaß.<br />

15. Erzherzog Leopold als Gnbernator (f 1682) 1621.<br />

16. - <strong>der</strong>selbe 1627.<br />

3. Sachsen.<br />

ii. Kurfürstliche Thaler.<br />

17. Johann Friedrich nnd Georg, halber Thaler v. 1535.<br />

18. Moritz, Viertelthaler v. 1552.<br />

19. Augnst, Vicrtelthaler v. 1566.<br />

20—22. <strong>der</strong>selbe 156*, 1569, 1576 (ähnlich N. 2950).<br />

23. Johann Georg 1. Viertelthaler v. 1624.<br />

24—29. <strong>der</strong>selbe 1617, zwei gleiche Stücke v. 1640, 1641,<br />

1643, 1648.<br />

d. Herzogliche Thaler.<br />

30. Friedrich Wilhelm und Johannes 15


Vierundvierzigster Jahresbericht. III. IV. 389<br />

5. Meklenburg.<br />

41. Adolf Friedrich, 1621, halber Reichsort.<br />

42. Paris, 1623 (8. 3834).<br />

6. Salzburg.<br />

7. Kempten.<br />

43. Johann Eucharius, 1623 (8. 5183. N. 964).<br />

8. Murbach und Lü<strong>der</strong>s.<br />

44. Leopold, Erzherzog, o. I. (N. 966, 8. 5209, 8. ^.<br />

3090).<br />

9. Oettingen.<br />

45. Ludwig Eberhard, 1624 (Ä. 1824).<br />

10. Fugger.<br />

46. Max, 1621 (N. 1689, 8. 4195, 8. ^. 5059).<br />

47. Viertelthaler, 1623.<br />

11. Augsburg.<br />

12. Hamburg.<br />

48—52. 1620, 1621 (zwei von verschiedenem Gepräge),<br />

1623, 1624 (N. 2245).<br />

13. Hannover. (Stadt.)<br />

53. 1626. Zwölf Mariengroschen.<br />

14. Kaufbeuren.<br />

54. 154* (Kaiser Karl 5.), Viertelthaler.<br />

15. Lübeck.<br />

55—56. 1609 und 1619, Achtschillingstücke.<br />

16. Metz.<br />

57. 1629 (U. 2285, 8, ^. 7120).<br />

58. 1637 (N. 5116).<br />

59. Gel<strong>der</strong>n, 1649.<br />

17. Rostock.<br />

18. Nie<strong>der</strong>lande.


390 Vierundvierzigster Jahresbericht. III. IV.<br />

60—62. Seeland, 16*8 halber Thaler; 1621, 1624.<br />

63—64. Wcstfriesland, 1621 und 1624.<br />

«<br />

li). Norwegen.<br />

65—66. Christian 4. 1630 und 1637 (8. 1567).<br />

20. Polen.<br />

67. Sigismund 3. 1629 (8. ^V. 896).<br />

21. Schweden.<br />

68. Christine, Salvatorthaler v. 1644. (8. 2063).<br />

Das älteste Stück ist <strong>der</strong> unter Nr. 17 verzeichnete halbe<br />

Thaler von Johann Friedrich und Georg vou Sachsen v. I.<br />

1535, das jüngste, <strong>der</strong> unter Nr. 11 verzeichnete Thaler Ferdinands<br />

3. v. I. 1654. Es kann also kein Zweifel sein,<br />

daß <strong>der</strong> Schatz in Folge des im Jahre 1655 ausgebrochenen<br />

schwedisch-polnischen Erbfolgckrieges vergraben ist. Er schließt<br />

sich demnach den Fnnden von Mescherin (39. Jahr.-Ber. von 1877<br />

S. 76.) und von Gummelin (Nalt. Stud. XXVIII S. 574.)<br />

eng an.<br />

Seiner Zusammensetzung nach ist er darum vou beson<strong>der</strong>em<br />

Interesse, daß er uns aus Pommeru zum ersten Male, soviel<br />

wir wissen, Münzen bietet von Augsburg, Kaufbeuren, Metz,<br />

Murbach, Kempten, den Fngger. Bon beson<strong>der</strong>em Werthe sind<br />

für nns die seltenen pommerschen Stücke Bogislavs 14.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> Gesellschaft für Pommerschc<br />

Geschichte und Hlterthumskunde.


Vienindnieizissster Jahresbericht, Hl. lV. 391<br />

Beilage ^.<br />

Zuwachs <strong>der</strong> Bibliothek<br />

vom 1. April 1881 bis 1. April 1882.<br />

I. Durch Austausch.<br />

A gram.<br />

III. Vi'. 3. 4. IV. Lr. 1. 2.<br />

Augsburg. Historischer Verein für Schwaben u. Neuburg.<br />

Zeitschrift: Jahrgang VIII. 43 Hefte älterer Jahrgänge.<br />

Bamberg Historischer Verein für Oberfranken.<br />

Bericht 43.<br />

Bafel. Historische u. antiquarische Gesellschaft.<br />

Beiträge. N. F. I.<br />

Berlin. Verein für die Geschichte Berlins.<br />

Schriften Heft XIX. Berliner Siegel Tasel 5.<br />

Namhafte Berliner Tafel 4.<br />

Bern. Allgem. geschichtsforschende Gesellschaft <strong>der</strong> Schweiz.<br />

Jahrbuch VI.<br />

Bonn. Verein von Alterthumsfreunden im Rheinlands<br />

Jahrbücher Heft 66—70.<br />

Brandenburg. Historischer Verein.<br />

Jahresbericht VII—XII.<br />

Nraunsberg. Historischer Verein für Ermeland.<br />

Zeitschrift VII. 3.<br />

Breslau. 3,. Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur.<br />

Jahresbericht 58.<br />

d. Verein für Geschichte u. Alterthümer Schlesiens.<br />

Zeitschrift XV 2. XVI. und Register zn XI—XV.<br />

Cambridge. ?6^d0ä)' Uu86nm.<br />

14tl> :imnm1 import.. Vol. III. 5l0. I.<br />

Baltische Studien. XXXII. 3. «5


392 Vierund^ierzigstcr Jahresbericht. IN. l V.<br />

Casse!. Verein für hessische Geschichte und Landeskunde.<br />

Zeitschrist N. F. IX 1. 2. VII Supplement. Mittheilungen<br />

1880. Heft 3. 4. uud 1881. Heft 1. 2.<br />

Chr isti ani a. Museuni nordischer Alterthümer.<br />

^3,rL!)0r6t,iiillA soi' 1880. ^ieoig.^ 86N Kunst, o^<br />

Klili^v6i'k fr^ I^orFLg sortici 1.<br />

Dan zig. Wcstpreußischer Geschichtsverein.<br />

Zeitschrift. Heft VI. VII. Perl bachi Pomerellisches<br />

Urkuudeubuch. Bd. II.<br />

Darm st a dt. Historischer Verein für das Großherzogthnm<br />

Hessen.<br />

Quartalblätter 1880. 1-4. Archiv XV. 1.<br />

Dorpat. Gelehrte Estnische Gesellschaft.<br />

Verhandlungen X. 4. Sitzungsberichte 1880 u. 81.<br />

Dresden. Königlich Sächsische Gesellschaft zur Erforschung<br />

und Erhaltung vaterländischer Geschichts- und<br />

Knnstdenkmäler.<br />

Neues Archiv, herausg. v. H. Ermisch. B. II. H. 1-4<br />

Frankfurt a. M. Verein für Geschichte nnd Alterthums-<br />

kuude.<br />

1. Mittheilungen VI. 1-2. Archiv. N. F. 7.<br />

Freiberg i. S. Alterthumsverein.<br />

Mittheiluugeu 17.<br />

Genf. 8oc;iöt6 äo ^öo^r^pliio.<br />

I^o Olods toiu6. XX.<br />

Görlitz. 5^. Oberlausitzische Gesellschaft <strong>der</strong> Wissenschaften.<br />

Magaziu. I.VII. 1. 2.<br />

d. Naturforschende Gesellschaft.<br />

Abhaudlungeu. XVII.<br />

Graz. Historischer Verein für Steiermark.<br />

Mittheiluugen 29.<br />

Hamburg. Verein für Hamburgische Geschichte.<br />

Mittheilungen IV. Zeitschrift N. F. IV. 2. 3.<br />

Hannover. Historischer Verein für Nie<strong>der</strong>fachsen.<br />

Zeitschrift Jahrg. 1881.<br />

Harlem. 8001'ütü do11n.n6.^Ì8o 60<br />

XVI.


Vierunduierzigstcr Jahresbericht. III. IV. Z93<br />

Iena. Verein für Thüringische Geschichte und Alterthumskunde.<br />

Zeitschrift N. F. II. 1—3.<br />

Kahla. Verein für Geschichts- und Alterthumskunde.<br />

Mittheilungen II. 3. 4.<br />

Kiel. a. Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburgische<br />

Geschichte.<br />

Zeitschrift XI.<br />

I). Naturwissenschaftlicher Verein.<br />

Handelmanui Die Ausgrabungen auf Sylt.<br />

1873—80.<br />

Königsberg i. Pr. Alterthumsverein Prussia.<br />

Altpreußische Monatsschrift. Jahrg. XVIII. 1—8<br />

Sitzungsbericht 37.<br />

Kopenhagen. Königliche Nordische Alterthumsgesellschaft.<br />

^m-döFLi' 1^80. 2-4. 1881. 1-3 nebst<br />

1879 und 1830. ^moii'68 1880.<br />

landshut. Historischer Verein für Nie<strong>der</strong>bayern.<br />

Verhandlungen XX. 3. 4. XXI. 1. 2.<br />

Leiden. UHiit8o1i^)^/ cler ucd6i'iHud8(^<br />

u 1881.<br />

Leipzig. Museum für Völkerkunde.<br />

Bericht 9.<br />

Leisnig. Geschichts- und Alterthumsuerein.<br />

Mittheilungen 6.<br />

Lindau. Verein für die Geschichte des Bodensees und seiner<br />

Umgebung.<br />

Schriften 10.<br />

Lübeck. H. Verein für Gefchichte und Alterthumskunde.<br />

1. Urkundenbuch VI. 11.<br />

2. Zeitschrift IV. 2.<br />

I). Verein für Hans. Geschichte.<br />

Geschichtsblätter 1880-81.<br />

LÜttlch. Institut lN'-OQ^oloZi^UL.<br />

Nui^tw XVI.<br />

Magdeburg. Verein für Geschichte und Alterthumskunde<br />

des Herzogtums und Erzstifts Magdeburg.<br />

Geschichtsblätter XVI.<br />

25"


394 Vierundvierzigster Jahresbericht, lll. IV.<br />

Meißen. Verein für die Geschichte <strong>der</strong> Stadt Meißen.<br />

Mittheilungen I.<br />

München, a. Kgl. Bayerische Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften.<br />

1. Sitzungsberichte 1881. I. 2—:>. II. 1—5.<br />

2. Abhandlungen XVI. 1.<br />

d. Historischer Verein für Obcrbayern.<br />

Archiv 39. Die Sammlungen des Vereins II. 2.<br />

Münster. Verein für Geschichte und Alterthümer Westfalens.<br />

Zeitschrift N. F. 39.<br />

Namür. 80oi^t6 ^rdi^olo^i^no.<br />

1. ^UU3.i68 XV. 2. 1 — 2. 1^03 Lolg du 00mt6 ä6<br />

Nürnberg. Germanisches Mnscnm.<br />

Anzeiger für Kunde <strong>der</strong> deutscheu Vorzeit 1881.<br />

Oldenburg. Landesverein für Altcrthumskunde.<br />

Bericht 3.<br />

Prag. Verein für die Geschichte <strong>der</strong> Deutschen in Böhmen.<br />

Mittheilungen XVIII. 3. 4. XIX 1—4. Jahresbericht<br />

18 und Ben edict: Das Leben des heiligen<br />

Hieronymus.<br />

Regensburg. Historischer Verein für Obcrpfalz und Regens^<br />

burg.<br />

Abhandlungen 35.<br />

Reval. Estländifche litterarische Gesellschaft.<br />

Archiv. N. F. VIII. 2. Beiträge II. 4.<br />

Riga. Gesellschaft für Geschichte und Alterthumskunde<br />

<strong>der</strong> Ostseeprovinzen Rußlands.<br />

Mittheilungen XIII 1.<br />

Schmal kalden. Verein für Hennebergische Geschichte und<br />

Alterthumskunde.<br />

Schwerin i. Mklbrg. Verein für meklenburgischc Geschichte<br />

und Alterthumskunde.<br />

Jahrbücher 4s>.<br />

Sigmaringen. Verein für Geschichte und Alterthumskunde<br />

in Hohenzollern.<br />

Mittheilungen XIV.<br />

Spei er. Historischer Verein <strong>der</strong> Pfalz.<br />

Mittheilungen X.


Vierundvierziflster Jahresbericht. III. IV. 395<br />

Stockholm. Vitwrliotg 1iÌ8t0iÌ0 00I1<br />

IV. 3. 4. und VI. 1. 2. 4.<br />

1879—81.<br />

Stuttgart. Würtembergischer Alterthumsverein.<br />

Vierteljahrsschrift IV.<br />

Washington. 8init1i80QÌ2.ii luLtitutioii.<br />

^uuuai report 1879.<br />

Wernigerode. Harzverein für Geschichte und Alterthums-<br />

kunde.<br />

Zeitschrift XIV.<br />

Würzburg. Historischer Verein für Unterfranken und Aschaf-<br />

fenburg.<br />

Archiv XXIV. 2. 3. XXV. 2. 3.<br />

Zürich. Antiquarische Gesellschaft.<br />

Mittheilungen XI.V.<br />

II. Durch Geschenke.<br />

1. Von dem Oberregierungsrath Herrn Freih. von Tettau in Erfurt:<br />

Dessen Beiträge zu den Regesten <strong>der</strong> Grafen von Gleichen. Zweite<br />

Abtheilung (1301—1631).<br />

2. Von dem Herrn C. G. Thieme in Leipzig:<br />

1. Dessen numismatischer Verkehr. 19. Jahrgang.<br />

2. Blätter für Münzkunde. Herausg. v. H. Grote. 17. Jahrg.<br />

3. Vou dem Herrn Gotthard von Hansen in Re val:<br />

Dessen: Geschichtsblätter des revalschen Gouvernements-Gymna«<br />

sinms zu dessen 250jährigem Inbiläum am 6. Juni 1881.<br />

4. Von den Herrn Vorstehern <strong>der</strong> Kaufmannschaft hier:<br />

Stettins Handel, Industrie und Schifffahrt im Jahre 1880.<br />

Stettin. 1881. Fol.<br />

5. Von <strong>der</strong> Heffenlandschen Buchdruckerei und Verlagshandlung<br />

hier: Ostseezeitung, Jahrgang 1881.<br />

6. Von dem Herrn Professor Di'. Th. Pyl in <strong>Greifswald</strong> 1<br />

Dessen: Geschichte des Cistercienserklosters Eldena. 1. u. 2. Theil.<br />

<strong>Greifswald</strong> 1880/81.<br />

7. Von <strong>der</strong> 8oeiet6 ae^Omicjns illäo-cdiuoisß äs ?arig:<br />

I^r^llä: I^a, nouveilo gooistö iuäooniuoiZE. l'iris 1878. 8.<br />

3. Von dein Herrn Giuseppe Piolti in Tnrin:<br />

L piotro n. Lcoäeiiß. dorino. 188I. 8.


ZW Nierundvierzigster Iabresbericht. lil. IV.<br />

9. Von dem Redacteur Herrn Müggeuburg hier:<br />

1^ ssl-sUl^O «nronsn^o (lol MUZ60 oivi^o (11 I^0l0FNH.<br />

1876. 8.<br />

10. Von dein Herrn Mini ster <strong>der</strong> geistlichen, Unterrichts- nnd Medi-<br />

cinal-Angelegcnheitcn:<br />

Kasiski, die vaterländischen Alterthümer im Nenstettiner nnd Schlo-<br />

chaner Kreise. Danzig. 1881. 8.<br />

11. Von dem Regierungspräsidenten Herrn N. Wcgner hier:<br />

Dessen: Ein pommersches Herzogthnm nnd eiiie dentsche Ordens-<br />

Komthnrei. Kultnrgeschichte des Schwetzer Kreises. Erster Band<br />

Theil I n. II. Posen 1872. 8.<br />

19. Von dem Kgl. Bauführer Herrn Lntsch in Ganserin:<br />

Vidli^. Nürnberg 1686 (sogenannte Knrfürstenbibel).<br />

13. Von dem Lehrer Herrn Bandlow in Tribsces:<br />

Dessen: Geschichte des Landes nnd <strong>der</strong> Stadt Tribsees. (1136—<br />

1486). Tribsees 1881. 8.<br />

14. Von dein Wirkt. Geheimen Rath nnd Ober-Ceremonienminister<br />

Herrn Grafen Stillfried-Alcantara:<br />

Dessen: Die ältesten Siegel und das Wappen <strong>der</strong> Grafen von<br />

Zollern, sowie <strong>der</strong> zolleruschen Burggrafen zu Nürnberg. S.-A.<br />

aus dem llrknndenbnch <strong>der</strong> ^louuinent,^ ^oiIoniuH.<br />

15. Von dem Gymnasiallehrer Herrn P. Kiihnel in Neubran-<br />

denbnrg:<br />

Dessen: Die slavischen Ortsnamen in Mecklenburg. Nachträge.<br />

Nenbrandenburg 188'2, 8.<br />

16. Von dem Herrn Syndicns Posselt in Itzehoe:<br />

Die Bibliothek Heinrich Nantzans. S.-A.<br />

17. Von dem Herrn Professor Dr. Wiggert in Stargard:<br />

Teske: Geschichte <strong>der</strong> Stadt Stargard. Stargard 1843. 8.<br />

13. Von dem Herrn Minister <strong>der</strong> geistl. :c. Angelegen hei teil:<br />

Zeitschrift des historischen Vereins für Nie<strong>der</strong>sachsen. Jahrg. 1881.<br />

19. Von dem Herrn Giuseppe Piolti, Assistent am mineralo-<br />

gischen Museum zu Turin:<br />

Dessen: 1^ pietre ^ LL^uiili cl(5il' ^utitkiitro mornuico 6i 151-<br />

voli, dorino 1882. 3.<br />

20. Von dem Herrn l)i-. Rohlfs in Wiesbaden:<br />

Dessen: Deutsches Archiv für Geschichte <strong>der</strong> Medicin nnd medi-<br />

cinische Geographie. III. Bd. Heft 1. Leipzig 1880.<br />

21. Von dem Herrn Pastor Kasten in Katzow:<br />

Dessen : Geschichte <strong>der</strong> Bienenzucht in Pommern. Hanuover 1878. 8.<br />

22. Vou dem Herrn Gymnasiallehrer Knoop in Bromberg:<br />

Eine Anzahl Leichcnpredigteu.


Vierundvierzigsier Jahresbericht. Ili. IV. 397<br />

23. Von dem Geheimen Obcr-Negiernngsrath Herrn Zitelmann<br />

in Berlin:<br />

Akta des akademischen Erinnerungsfestes ans den Jahren 1823—46.<br />

24. Von dem Helrn Maler Zi ehm in Stettin:<br />

Bart hold, Geschichte von Rügen nnd Pommern. Band IV. 2.<br />

Hamburg 1845. 3.<br />

25. Von dem Magistrat in Stettin:<br />

Bericht über die Verwaltung <strong>der</strong> Gemeindeangelegenheiten <strong>der</strong><br />

Stadt Stettin für die Zeit vom 1. April 1880 bis dahin 1881.<br />

26. Von dem Herrn N. Grunow hier:<br />

Iubilä'umszeitung des Hamburger Correspondenten.<br />

27. Von dem Herrn Oberlehrer Dr. Haag hier:<br />

(L. Giesebrecht): Von den Schicksalen des Landes Pommern.<br />

Stettin (1821) 8.<br />

28. Von dem Herrn Gymnasiallehrer 1)i'. Buchholz in Pyritz:<br />

Dessen: Faustiuus Bleuno. Ein Lebensbild ans <strong>der</strong> pommerschen<br />

Reformationsgeschichte. Programm des Gymnasiums zu Pyritz 1882.<br />

III. Durch Ankauf.<br />

1. W. Vernhardy, Lothar von Suppliuburg. Leipzig 1880. 8.<br />

2. S. Su gen heim, Geschichte des deutscheu Volkes und seiner Kultur.<br />

Baud 1—3. Leipzig 1866/7. 8.<br />

3. E. Winkelmann, Geschichte Kaiser Friedrichs des Zweiten<br />

Berlin 1863. 8.<br />

4. E. Winkel mann, Philipp von Schwaben und Otto von Vraunschweig.<br />

Band 1—2. Leipzig 1873/8. 8.<br />

5. I. Friedrich, Kirchengeschichte Deutschlands. Band 1 und 2.<br />

Bamberg 1867/9. 8.<br />

6. O. Lorenz, Deutschlands Geschichtsquellcn im Mittelalter. Bd.<br />

1 nud 2. 2. Aufl. Berlin 1876/77. 8.<br />

7. I. Ficker, Vom Heerschilde. Innsbruck 1362. 8.<br />

8. Carl Hegel, Geschichte <strong>der</strong> mecklenburgischen Landstände. Rostock<br />

1856. 8.<br />

9. Allgemeine deutsche Biographie. Lieferung 62—71.<br />

10. H, Leo, Vorlesungen über die Geschichte des deutschen Volkes.<br />

5. Bde. Halle 1854/67. 8.<br />

11. W. Havemann. Geschichte <strong>der</strong> Lande Braunschweig und Lune«<br />

burg. 3. Bde. Göttingen 1354/57. 8.<br />

12. O. Franklin, Das Neichshofgericht im Mittelalter. 2 Bde.<br />

Weimar 1809. 8.<br />

13. O. Ficker, Vom Ncichsfürstenstande. Bd. 1. Innsbruck 1861. 3.<br />

14. O, von Heinemann, Albrecht <strong>der</strong> Bär. Darmstadt 1364. 8.


398 Vierunduierzigster Jahresbericht. III. IV.<br />

15. F. Voll, Geschichte des Landes Stargard bis zum Jahre 1471<br />

2 Thle. Neustrelitz 1846/7. 8.<br />

16. E. Steindorff, Jahrbücher des deutschen Reichs unter Heinrich<br />

III. 2 Bde. Leipzig 1874/81. 8.<br />

17. D. S chäfer, Dänische Annalen und Chroniken. Hannover 1872. 8.<br />

18. I. H. Müller, Deutsche Münzgeschichte bis zn <strong>der</strong> Ottonenzeit.<br />

Leipzig 1860. 8.<br />

19. O. von Heinemann, Markgraf Gero. Brauuschweig 1860. 8.<br />

20. G. Waitz, Deutsche Verfassungsgeschichte. Bd. 5—8. Kiel<br />

1871/78. 8.<br />

21. Nud. Usinger, Deutsch-dänische Geschichte 1189—1227. Berlin<br />

1883. 8.<br />

22. A. Pentz, Geschichte Mecklenburgs. Wismar, Rostock und Lud«<br />

wigslust 1872. 8. 2 Theile.<br />

23. C. Stüve, Wesen nnd Verfassung <strong>der</strong> Landgemeinden und des<br />

ländlichen Grundbesitzes in Nie<strong>der</strong>sachfcn nnd Westphalen. Jena<br />

185l. 8.<br />

24. Ernst Voll, Geschichte Mecklenburgs. 2 Theile. Neubrandeu«<br />

burg 1855/56. 8.<br />

25. 8oi'iptoi'68 roi'uiu clAuie^rum in^dii uovi (^u08 eolikFit ot,<br />

udorulivit «Ill.C0i)U8 I^Hu


Vierundvierzigster Jahresbericht. III. IV. 399<br />

38. ^tlas 6o I'^i-ckooloßis 6u ^orä pudlio p«.r 1a sooiötß<br />

(^68 liutic^u3>ii'68 (3u llOlä. (^0p6u1i^u6 1857. Fol.<br />

39. Brinckmeier, Ed., Praktisches Handbuch <strong>der</strong> historischen Chronologie.<br />

2. Aufl. Berlin 1882. 8.<br />

40. Heinrich Otte, Archäologischer Katechismus. 2. Aufl. Leip'<br />

zig 1873. 8.<br />

41. Derselbe, Glockenkunde. Leipzig 1858. 8.


400 Vieruudoierzigster Jahresbericht. Ili.<br />

Beilage «<br />

Erwerbungen des antiquarischen Museums<br />

vom 1. Januar bis Ende Juni 1882.<br />

^ — Fundorts<br />

I. Heidnische Alterthümer.<br />

.^. Steinsachen.<br />

1. Zerbrochene Axt aus Diorit (mit eingesprengten Granaten). 1^<br />

Alt.Plestlin bei Demmin. — Herr Nittergutsbes. v. Keffen-<br />

brink, durch Herrn Major Frhr. v. Bönigk. ^I. 1793.^<br />

Ix Bronzesachen nebst Urnen.<br />

2. Schmaler Paalstab 15 Cm. l. I? Seeger bei Bublitz. — Ge-<br />

kauft. ^I. 180.").^<br />

3. Drei gegossene Armringe, oval, Durchm. 12 Cm. im Lichten,<br />

beide Enden scharf zugespitzt. 1^ Neumark im Torfmoor 2 F. t.<br />

— Herr Lehrer Agahd daselbst. sI. 1806.^1<br />

4 Messer (Rastrmesser) mit kurzem, geöhrtem Griff, 10 Cm. l.,<br />

2,5 Cm. b. l' bei Naugard beim Bau <strong>der</strong> Eisenbahn. — Herr<br />

Lenz hier. sI. 1781,)<br />

4ll. a. Schwert, 57 Cm. l. schmal schilfblattförmig mit Mittelrippe<br />

und Griffstauge (<strong>der</strong> Griff selbst fehlt); d. zwei Hohlcelte mit Oese,<br />

7 und 8 Cm. l.; o. Paalstab, 12,5 Cm. l., mit fast schließen-<br />

den Schaftlappen uud Oese; ä. Sichelm esser, 8,5 Cm. l.;<br />

6. schildförmige Fibel mit Spiralplatten, <strong>der</strong> Schild<br />

mit zehn ausgetriebenen Runduugen und mit gepunzten Striche-,<br />

Punkt- und Halbkreisformen verziert. 24 Cm. l. ; f. kleine<br />

Vreloque, bestehend aus zwei mit <strong>der</strong> converen Fläche gegen<br />

einan<strong>der</strong> gestellten Cupuli, zwischen welchen eine Oese, 2,5 Cm. l.<br />


Vierundvierzigster Jahresbericht. III. IV. 401<br />

theils mit erhabenen concentrischen Kreisen: n. acht zerbrochene<br />

und verbogene Stücke von Halsringen und ein Stückchen<br />

Gußbronze. Alle diese Sachen sind gesuuden in einem grob<br />

gearbeiteten Et ni von Eichenholz, 65 Cm. l., 21 Cm. br.,<br />

12 Cm. h. in einem Torfmoor bei Koppenow (Kreis Lauenburg).<br />

— Herr Rittergutsbesitzer Ncitzke. lI- 1319.)<br />

4d. Schwert, 55 Cm. l. (in drei Stücke zerbrochen, Spitze fehlt,<br />

mit Metallrippe, oben mit doppelpunktigen Stempeleindrücken und<br />

5 o<strong>der</strong> 6 zu beiden Seiten <strong>der</strong> Mittelrippe laufenden coucentrischen<br />

eingestochenen Halbkreisverzierungen. (Vgl. I^Fb. Noi-ske 016-<br />

8QF61' 5io. 103a.) I? Wobrot bei Colberg im Torf. — Gekauft<br />

durch Herrn Gymnasiallehrer Meier in Colberg. sI. 1820.^<br />

4c. Urne mit Kammverzierung, am Halse zwei modellirte<br />

Nadeln. ^ Peterfitz Kreis Colberg. - Herr Gymnasiallehrer<br />

Meier in Colberg. sI. 1821.^<br />

0. Römisches.<br />

5. Zwei Goldmünzen (Solidi) <strong>der</strong> byzantinischen Kaiser Theo«<br />

dosius II und Marci anus. I? Cöslin im Torfmoor. —<br />

Gekauft. ^I. 1781.) (Vergl. i'IiomLeu 0liwi0FU6 II, I Nr. 40<br />

und 43.)<br />

O. Wendisches.<br />

6. Kleine wendische Urne (7 Cm. h., 10 Cm. Durchm.) mit einer<br />

darüber gestülpten Schale (10.5 Cm. Durchm.) Die Urne hat<br />

am Rande innen nnd auch außen das Wellenornament, am Bauche<br />

einige Einkritzelungen, untcu auf dem Boden das abgerundete<br />

Hakenkreuz im Kreise. 1? bei Loitz. — Herr Major Frhr v.<br />

Bönigk in Demmin. sI. 1779.)<br />

7. Eine Sammlung Scherben vom Bnrgwall Vorwerk bei Dem«<br />

min. - Derselbe. sI. 1778.)<br />

8. Mehrere Sammlungen Scherben vom Haus Demmin. —<br />

Derselbe. sI. 1789 nnd 1797.)<br />

II. Mittelalterliches.<br />

9. Eiserne Art (Fischeraxt), Schneide Is. Cm. l. ^ Burg Osten,<br />

Kreis Demmiu. Beim Ausziehen von Pfählen im Tollensebett<br />

gefunden; daneben lag eine eiserne Lanzeuspitze. — Herr Kreisbauiuspector<br />

Lässig durch Herrn Maior Freihr. v. Bönigk.<br />

13, !?','4,^<br />

10. Eiserne statuette, Höhe 11 Cm., Figur einer nackten stehenden<br />

Frau, das linke, etwas defecte Bein am Knie nach hinten


402 Vierundvierzigster Jahresbericht Ili. lV.<br />

rechtwinklig gebogen, <strong>der</strong> rechte Arm rechtwinklig gehoben, <strong>der</strong><br />

linke Arm jeitlich gestreckt. Der Vor<strong>der</strong>leib mit Brust und Bauch,<br />

sowie einzelne Stellen am Kopf nnd an den Beinen sind durch<br />

Zinnguß restaurirt. Der Kops flach viereckig, Haar kurz, Gesichtszüge<br />

grob, aber prägnant. 1^ Repplin bei Dölitz, beim<br />

Kartoffelhacken ausgegraben. — Herr Oberlehrer Dr. Haag hier.<br />

II. 1800.1<br />

103.. Rosette aus Cementguß, 39 Cm. Durchm., vom Dome zn<br />

Camin. — Herr Bauführer Lutsch. sI. 1801.^<br />

11. Schmelzgefäß aus Graphit, nach oben zu dreikantig geformt;<br />

Bodendurchmesser 9 Cm., Höhe 17 Cm., doch ist <strong>der</strong> Rand ringst<br />

um defect. I' Auf dem Hofe <strong>der</strong> stä'dt. höh. Töchterschule,<br />

1 Met. t. ausgegraben. — Herr Lehrer Berg hier. >I. 1814.^<br />

III. Funde neuerer Zeit.<br />

12. Verschiedene jchwarz glasirte Ofenkacheln. ^ Saazig.<br />

^I. 1792 und 18161<br />

13. Steinerne Kugel, k' Peejelin bei Demmin. — Herr Do»<br />

mänenpächter Carls durch Herrn Major v. Bönigk. A. 1797.^<br />

14. Eiserne Kugel, 8,5 Cm. Durchm. ^ Bodeu <strong>der</strong> hiesigen Iohanniskirche.<br />

— Herr Lehrer Sielaff hier. sI. 1799.)<br />

15. !i. Le<strong>der</strong>ner Beutel, d. Bruchstücke einer hölzernen Schale,<br />

c. hölzerne Kugel, 7 Cm. Durchm., 6. Schlacke mit grünen,<br />

röthlichen, gelblichen Oxyden. ^ Demmin auf dem Grundstück<br />

des Tuchmachermeisters Herrn Gramse bei Anlage eines Brunnens<br />

in einer mit Bohlen ausgesetzten alten Grube, in gewachsenem<br />

Boden, über welchem zwei Pflasterungen, 1,5 und 3 Meter tief<br />

unter <strong>der</strong> Oberfläche. — Eingesandt durch Herrn Major von<br />

Bönigk. sI. 1795.1<br />

IV. Münzen nnd Medaillen.<br />

16. u.. Viertelthaler v. Augsburg 1623; d. Viertelthaler V.Kauf«<br />

beuren 154"; o. Zwölf'Mariengroschen <strong>der</strong> Stadt Hannover<br />

1626; ä. meklenburgischer Reichsort 1621; O. halber<br />

pommerscher Thaler Bogislavs XIV. 1628; k. ganzer vommerscher<br />

Thaler Bogislavs XIV. 1632. — Aus dem Funde<br />

von Glasow. (S. oben S. 387) sI. 1785.^<br />

17. ü. Goldene nürnberger Klippe auf den Wechsel des Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

(1700); d. schwedisches Zweimarkstück Karls 11. vom<br />

Jahre 1662; o. Thaler Augusts v. Braunschweig v. I. 1657.<br />

(Schultheß - Rechberg Nr. 6890). — Herr Kaufmann Ludendorf<br />

hier. ^I. 1789.)


Vierundvierzigster Jahresbericht. III. IV. 403<br />

18. a. Pommerscher Gnlden Karls 11. v. F. 1681; d. pommerscher<br />

Gulden Karls 12. v. I. 1700. — Gekauft. >H. 1791.)<br />

19. Schwedisches Kupferör Gustav Adolfs, Jahr und Prägeort<br />

verwischt. 1? Grundstück des Herrn Commerzienrath Töpffer.<br />

-Herr Dr. Wolff. U. 1798.) (Vgl. Balt. Stud. XXXII S. 131.)<br />

20. Hamburger Thaler 1620. — Herr Hauptmann Dudy hier.<br />

lI. 1807.)<br />

21. Dreigröscher <strong>der</strong> Stadt Dan zig 1536. — Herr Bürgermeister<br />

Krüger in Freieuwalde. ^I. 1808.)<br />

22. Brouzemedaille auf die berliner Gewerbe-Ausstellung v.<br />

I. 1844. - Herr Oberlehrer Di'. Haag hier. II. 1809.)<br />

23. Eine Sammlung von dreißig Medaillen und Münzen,<br />

meist von Silber, aus denen wir folgende hervorheben: a. ge«<br />

henkelte silberne Medaille auf Huß (Schultheß-Rechberg-Erbstein<br />

7343); d. silberne Medaille auf die vier Lebensalter;<br />

0. baierischer Marienthaler Ludwigs II. 0. I.<br />


404 Vierunduierzigster Jahresbericht. III. lV.<br />

27. Drei gelbe uuglasirte Ofeukachelu (eiue defekt) luit antikisirten<br />

Figuren, (Vermuthlich aus dem Anfang diefcs Jahrhun<strong>der</strong>ts.)<br />

— Herr Lithograph Paseuow hier. sI. 1790.^<br />

28. Pastellbild des früheren Besitzers des Schweizerhofes La fosse<br />

v I. 1780. — Herr Kunstdrechsler Fißmer hier. V. 1801.1<br />

29. Aquarellbild von Arco na. — Herr Heise hier. jI. 1815-1<br />

30. Silbernes Petschaft mit Kleeblatt'Siegel, Griff ein Fuß aus<br />

Perlmutter. — Herr Apotheker Kei bel in Treptow a. d. Toll.<br />

II. 1804.1<br />

31. ».. Viereckiges Vergrößerungsglas mit Stiel in Messingfassuug.<br />

iu eiuem Le<strong>der</strong>futteral; d. Andachtsbuch v. I. 1682,<br />

12 n Amsterdam, mit silberbeschlagenem Schildpatdeckel. —<br />

Herr Vahnhofsinspector a. D. Müller durch Herrn Dr. Sauerheriug<br />

hier. ^I<br />

VI. Naturwissenschaftliches.<br />

32. !i. Thonkugel, 21 Cm. im Durchm. (zersprungen); d. zwei<br />

Stücke Thonschiefer mit Spuren thierischer Organismen;<br />

c. mehrere Petrefakten; ä. Rippe eines Vierfiißlers. ^ Rost in<br />

bei Soldin 3',^ Met. t. beim Eisenbahnban ges. — Uebersandt<br />

durch Herrn Hauptmann Berghans in Stargard. ^I. 1784-1<br />

33. Knochen stücke eines großen Vierfüßlers. 1


Vierundvierzigster Jahresbericht. III. IV. 405<br />

Beilage t).<br />

Verzeichniß <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Gesellschaft für Pommersche Geschichte und<br />

Alterthumskunde<br />

bis zum 1. April 1882.<br />

I. Protector.<br />

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit <strong>der</strong> Kronprinz des<br />

deutschen Reiches und von Preußen.<br />

II. Präsident.<br />

Der Königliche Oberpräsident von Pommern,<br />

Wirkl. Geheime Rath Herr Freiherr v. Münchhausen<br />

Excellenz.<br />

III. Ehrenmitglie<strong>der</strong>.<br />

1. Se. Königl. Hoheit <strong>der</strong> Prinz Carl von Preußen.<br />

2. Se. Durchlaucht <strong>der</strong> Reichskanzler und Minister-Präsident<br />

Dr. Fürst v. Bismarck in Barzin.<br />

3. Se. Excellenz <strong>der</strong> General <strong>der</strong> Cavallerie Herr Hann v.<br />

Weyhern in Damitzow.<br />

4. Se. Excellenz <strong>der</strong> Königl. Wirkliche Geheime Rath und<br />

General-Landschafts-Director Herr v. Koller in Carow.<br />

5. Der Geheime Med.-Rath Herr Professor Dr. Virchow<br />

in Berlin.<br />

6. Der Großherzoglich Mecklenburgische Geh. Archiv-Rath<br />

a. D. Herr Dr. Lisch in Schwerin i. M.


406 Vierunduierzislster Jahresbericht. Ili. IV.<br />

7. Der Geheime Rath und Professor Herr Dr. W. von<br />

Giesebrecht in München.<br />

8. Der Director des Germanischen Museums Herr Professor<br />

Dr. Essen wein in Nürnberg.<br />

9. Der Director des Römisch-Germanischen Central-Museums<br />

Herr Professor Di'. Lindenschmit in Mainz.<br />

10. Der Director im Königlich Ital. Ministerium <strong>der</strong> auswärtigen<br />

Angelegenheiten Herr Christ o foro Negri<br />

in Rom.<br />

11. Se. Excellenz <strong>der</strong> Kaiserl. Ober-Ceremonienmeister Graf<br />

v. Stillfried-Alcantara in Berlin.<br />

12. Der Senator und Staatsarchivar Herr Dr. Wehrmann<br />

in Lübeck.<br />

IV. Eorrespondirende Mitglie<strong>der</strong>.<br />

1. Freiherr v. Köhne, Wirkt. Geh. Staats-Rath in St.<br />

Petersburg.<br />

2. Dr. Berg haus, Professor in Grünhof-Stettin.<br />

3. Dr. Ceynowa in Bnkowiez bei Terespol, Westftreußen.<br />

4. Hering, Landgerichts-Director in Arnsberg.<br />

5. Dr. Große, Syndicus in Altenburg.<br />

6. Dr. Kurd v. Schlözer, Gesandter in Rom.<br />

7. Plathner, Baumeister m Berlin.<br />

8. Dr. Wigger, Archivrath in Schwerin i. M.<br />

9. Freiherr v. Tettau, Ober-Regierungsrath in Erfurt.<br />

10. Dr. iiioä. Beyersdorff, Arzt in Beuthen in O,-S.<br />

11. Richter, Lehrer in Smzlow.<br />

12. Dannenberg, Landgerichtsrath in Berlin.<br />

13. Dr. Friedlan<strong>der</strong>, Director des Königl. Miinzkabinets<br />

in Berlin.<br />

14. Dr. Pertsch, Professor in Gotha.<br />

15. Graf G. von Gozzadini, Senator des Königreichs<br />

Italien in Bologna.<br />

16. Dr. Schlegel, Oberlehrer in Görlitz.<br />

17. Dr. Giuseppe Piolti, Assistent des mineralogischen<br />

Museums <strong>der</strong> Universität Turin.


Vierunduierzigster Jahresbericht. III. IV. 40?<br />

V. Ordentliche Mitglie<strong>der</strong>.<br />

^. In Pommern,<br />

in Alt-Damm 1. Kumbier, Apotheker,<br />

in Anclam 2. Billerbeck, Iustizrath.<br />

3. Brehmer, Kanfmann.<br />

4. Grube, Privatlehrer.<br />

5. Dr. Hanow, Prorector.<br />

6. Keibel, Lehrer d. höheren Bürgerschule.<br />

7. Dr. Manke, Gymnasiallehrer.<br />

8. Pöttke, Buchdruckereibesitzer.<br />

bei Anclam 9. Kolbe, Rittergutsbes. in Blesewitz.<br />

in Bahn 10. Hagemeister, Bürgermeister.<br />

11. Dr. Kanitz, Rector.<br />

12. Koch, Amtsrichter.<br />

13. Müller, Superintendent.<br />

14. Müller-Hochheim,Lieutn. u. Rittergutsbes.<br />

15. Sachse, Lehrer.<br />

bei Bahn 16. Rahn, Amtsvorsteher in Rohrsdorf.<br />

bei Barnow 17. v. Puttkamer, Rittergutsbes. inColziglow.<br />

in Belgard 18. A. Apolant, Kaufmann.<br />

19. Klewe, Gymnasiallehrer.<br />

20. Klemp, Buchdruckereibesitzer.<br />

21. Dr. Krüger, Gymnasiallehrer.<br />

22. Rubow, Secretar des Kreisausschusses.<br />

23. Dr. Treu tler, Oberlehrer.<br />

bei Belgard 24. v. Wleist-Retzow, Ober-Präsident a. D.<br />

in Kiekow.<br />

in Bergen a.R. 25. Schultz, Superintendent,<br />

in Bütow 26. Dr. Futh, Dirigent <strong>der</strong> Oberschule,<br />

bei Callies 27. v. Klitzing, Rittergutsbes. in Zuchow.<br />

in Cammin 28. Hasenjäger, Subrector.<br />

29. v. Koller, Landrath.<br />

30. Kücken, Ziegeleibesitzer.<br />

31. Lüpke, Archidiakonus.<br />

32. Lutsch, Bauführer.<br />

33. Mein hold, Superintendent.<br />

Baltische Studien XXXII. :>. 26


408<br />

Jahresbericht. M. IV.<br />

in Caseburg 34. Sft re er, Pastor.<br />

bei Casekow 35. o. d. Osten, Rittgutsbes. in Blumberg.<br />

oei Charlottenhof 36. v. Ramin, Major und Rittergutsbes.<br />

in Schwedt.<br />

bei Clempenow 37. Giesebrecht, Pastor in Golchen.<br />

in Codram 38. Brandt, Königl. Amtsrath,<br />

in Cöslin 39. Stettin, Rechtsanwalt,<br />

bei Cöslin 40. v. Kamecke, Rittergutsbes. in Lustebuhr.<br />

41. Klawonn, Pastor in Bast.<br />

42. Kayser, Amtsrath in Casimirsburg,<br />

in Cösternitz 43. Knittel, Pastor.<br />

in Colberg 44. Crusius, Generalmajor z. D.<br />

45. Kümmert, Bürgermeister.<br />

46. Lehmann, Premierlieutenant.<br />

47. Meier, Zeichenlehrer.<br />

48. Prost, Stadtrath und Kämmerer.<br />

49. Or. Sch usseri, Gymnasiallehrer.<br />

50. Dr. Streit, Gymnasial-Director.<br />

51. Dr. Ziemer, Gymnasiallehrer.<br />

52. Wegner, Amtsgerichtsrath,<br />

in Daber 53. Wegner, Superintendent.<br />

bei Daber 54. v. Dewitz-Krebs, Hauptmann u. Rittergutsbesitzer<br />

in Weitenhagen.<br />

bei Dargislaf 55. v. Ram in, Rittergutsbesitzer in Iarchow.<br />

in Demmin 56. Frhr. v. Boenigk, Major.<br />

57. Dr. Frank, Oberlehrer.<br />

58. Dr. M6(1. Starck, praktischer Arzt.<br />

59. Dr. jur. Tschirner, Rechtsanwalt.<br />

60. Dr. We inert, Gymnasiallehrer,<br />

bei Demmin 61. Dieckmann, Pastor in Beggerow.<br />

62. Baron v. Seckendorf, Nittergutsbcs. in<br />

Brook.<br />

bei Denzin 63. v. Zitze Witz, Rittergutsbes. in Bornzin.<br />

bei Dölitz 64. Eben, Rittergutsbesitzer in Linde.<br />

65. Schmidt, Pastor in Suckow.<br />

in Falkenburg 66. Plato, Oberpredigcr.


Nierundvierzigster Jahresbericht. Ili. IV. 409<br />

in Ferdinandstein 67. Ho'ppner, Lehrer.<br />

in Fiddichow 68. Glöde, Bürger.<br />

bei Fiddichow 69. Coste, Landrath u. Rittergutsbesitzer in<br />

Brusenfelde.<br />

70. Baron v. Steinäcker, Rittergutsbes. in<br />

Rosenfelde.<br />

bei Friedrichsgnade 71. Steffen, Gutsbes. in Iustemin.<br />

in Gartza. O. 72. Krielke, Maurermeister.<br />

73. Ramthun, Gymnasiallehrer.<br />

74. Runge, Hauptmann.<br />

75. Di'. in6ä. Einsieden, Arzt.<br />

76. vi-. Vitz, Rector.<br />

bei Gartz a. O. 77. Vogel, Pastor in Hohen-Reinkendorf.<br />

in Gollnow 78. Röber, Superintendent,<br />

in Grabow a. O. 79. Ar st, Volksanwalt.<br />

80. Bohnstengel, Lehrer.<br />

81. Fricke, Baumeister.<br />

82. Neumann, Schiffscapitain.<br />

bei Gramenz 83. v. Blankenburg, Rittergutsbesitzer in<br />

Kussow.<br />

84. v. Gandecker, Rittergutsbes. in Zuch.<br />

in Greifenberg i. P. 85. Dr. Kanitz, Rector u. Hülfspred.<br />

86. Ebert, Pastor,<br />

bei Greifenberg i. P. 87. Gloxin, Lieutn. u. Rittergutsbes.<br />

in Coldewanz.<br />

in Greifenhagen 88. Vorschuß-Verein.<br />

89. Bartelt, Pastor.<br />

90. Di'. Iacobson, Kreisphysikus.<br />

91. Otto, Kreissekretair.<br />

92. RückHeim, Apotheker.<br />

93. Unrau, Amtsgerichtssecretair.<br />

94. Weizmann, Kreisbauinspecter.<br />

bei Greifenhagen 95. Jonas, Rittergutsbes. in Garden.<br />

96. Junker, Fabrikbes. in Vogelsang.<br />

97. Modler, Pastor in Stecklin.<br />

98. Runge, Rittergutsbes. in Wietstock.<br />

26"


410 VienmduierMlter Jahresbericht. Ili. lV.<br />

bei Gr. Iestin 99. v. Eicksted t-Tantow, Major a. D. in<br />

Eickstedtswalde.<br />

bei Gr. Mellen 100. Frhr. v. Wangenheim, Rittergutsbes.<br />

in Kl. Spiegel.<br />

bei Gr.Rambin 101. Klettner, Nittergntsbes. in Glötzin.<br />

bei Gr. Tychow 102. v. Heydebreck, Rittmeister in Neu-<br />

Buckow.<br />

in Gültz 103. Frhr. v. Maltzahn, Rittergntsbes.<br />

bei Hebron-Damnitz 104. v. Pnttkamer, Rittergntsbes. u.<br />

Apell.-Gerichtsrath a. D. in Gr. Karstnitz.<br />

bei Hohenfelde 105. v. Blankenburg, Rittergutsbesitzer in<br />

Strippow.<br />

bei Iarmen 106. Schmidt, Pastor in Cartlow.<br />

in Iasenitz 107. Wegner, Pastor om6i'.<br />

bei Labes 108. Schmidt, Pastor in Zützefitz.<br />

in Lauenburg i. P. 109. Haber, Gymnasiallehrer,<br />

bei Lebbitt 110. Franz Küster, Amtsdorsteher in Kalkofen.<br />

111. Hugo Küster in Kalkofen.<br />

bei Loitz 112. Graß mann, Pastor in Sophienhof,<br />

in Massow 113. I)i'. iQ0ä. Fischer, Kreisphysikus.<br />

bei Massow 114. v. Petersdorff, Rittergutsbesitzer in<br />

Buddeudorf.<br />

115. Rohrbeck, Rittergutsbcs. in Müggenhall.<br />

bei Mittelfelde 116. Frhr. v. Wangenheim, Rittergntsbes.<br />

in Neu-Lobitz.<br />

bei Nassow 117. Dittmar, Pastor in Cratzig.<br />

bei Nangard 116. Baron v. Flemming, Erblandmarschall<br />

in Vasenthin.<br />

bei Nenmark i. P. 119. Hildebrandt, Superintendent in<br />

Babbin.<br />

120. Obenans, Pastor in Sinzlow.<br />

121. Rieck, Rittergutsbes. in Glien.<br />

bei Nörenberg 122. Dahms, Rittergntsbes. in Scegut.<br />

in Nenstettin 123. Naack, Gymnasiallehrer.<br />

124. Betge, Gymnasiallehrer.<br />

125. Bind seil, Gymnasiallehrer.


Vierundvierzissster Jahresbericht. III. IV.<br />

126. Bö hl au, Gymnasiallehrer.<br />

127. v. Bon in, Landrath.<br />

128. Dietlein, Professor u. Prorector.<br />

129. Dr. Hoff, Rathsherr.<br />

130. Huth, Kaufmann.<br />

131. Kohlmann, Gymnasiallehrer.<br />

132. Neclam, Gymnasiallehrer.<br />

133. Scheuuemann, Rechtsanwalt.<br />

134. Schmidt, Hauptmann u. Catastereontroll.<br />

135. Tscheutscher, Gymnasiallehrer.<br />

bei Neuwarp 136. von Enckevort, Rittergutsbesitzer in<br />

Albrechtsdorf.<br />

in Pasewalk 137. v. Enckevort, Rittmeister.<br />

bei Plathe 138. Haven stein, Pastor in Witzmitz.<br />

in Pollnow 139. Ieske, Amtsgerichtssecretair.<br />

in Polzin 140. Nietardt, Kaufmann.<br />

bei Polzin 141. v. Mauteuf fel, Rittergutsbes. u. Mitglied<br />

des Herrenhauses in Redel.<br />

in Pommerensdorf 142. Lenz, Director d. Chamottefabrik.<br />

bei Priemhausen 143. Mühlenbeck, Rittergutsbesitzer in<br />

Gr. Wachlin.<br />

in Pyritz 144. Backe, Buchhändler.<br />

145. Berg, Oberftrediger.<br />

146. Dr. Blasendorff, Oberlehrer.<br />

147. Breitsftrech er, Seminarlehrer.<br />

148. Lud ecke, Pastor.<br />

149. Dr. M6(1. Müller, Arzt.<br />

150. Tummeley, Fabrikbesitzer.<br />

151. Lerche, Amtsgerichtsrath.<br />

152. 1)r. Zinzow, Gymnasial-Director.<br />

bei Pyritz 153. Neh ring, Rittergutsbes. in Rakitt.<br />

154. v. Schöning, Rittergutsbes. in Lübtow ^.<br />

155. v. Schöning, Rittmeister a. D. u. Nittergutsbes.<br />

in Megow.<br />

156. Sternberg, Pastor in Pitzerwitz.<br />

157. Wetzel, Pastor in Kl. Rischow.<br />

158. Wetzel, Pastor in Gr. Zarnow.


412 r Jahresbericht, lll. IV.<br />

in<br />

in<br />

in<br />

in Schlawe<br />

> Schlawe<br />

in<br />

bei<br />

in<br />

Regenwalde<br />

Nügeuwalde<br />

Schwelbcin<br />

Stargard<br />

Stargard<br />

Stettin<br />

159.<br />

160.<br />

161.<br />

162.<br />

163.<br />

164.<br />

165.<br />

166.<br />

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168.<br />

169.<br />

170.<br />

171.<br />

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183.<br />

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185.<br />

186.<br />

187.<br />

188.<br />

189.<br />

190.<br />

191.<br />

192.<br />

Gust. Schultz, Kaufmann.<br />

Hemptenm acher, Commerzienrath.<br />

Di-. Gru ber, Director d. landw. Schule.<br />

v. Mellenthin, Amtsrichter.<br />

Waldow, Buchdruckereibesitzer.<br />

Dr. Zechlin, Lehrer d. landw. Schule.<br />

Di-. Crusius, Kreisphysikus.<br />

Brandenburg, Rechnungsführer in<br />

Adl. Suckow.<br />

Berghaus, Hauptmann.<br />

Di'. Lothholz, Gymnasial-Director.<br />

d. Ni ckisch-Roseneg k, Laudrath.<br />

Rohle<strong>der</strong>, Oberlehrer.<br />

Pehlemann, Oberbürgermeister.<br />

Dr. Schmidt, Oberlehrer.<br />

Schwarze, Rector.<br />

Dr. Wiggert, Professor.<br />

Dr. Ziegel, Gymnasiallehrer.<br />

v. Witzlow-Ferchland, Lientn. und<br />

Rittergutsbesitzer iu Ferchland.<br />

Abel, Bankier.<br />

Allendorff, Kaufmann.<br />

E. A


Vierundvierzigster Jahresbericht. III. IV. 413<br />

193. Brennhausen, Eisenbahn-Bauinspector.<br />

194. Dr. Brunn, Gymnasiallehrer.<br />

195. Brunn emann, Rechtsanwalt.<br />

196. Buock, Landgerichtspräsident.<br />

197. Dr. v. Bülow, Staatsarchivar.<br />

198. v. Bünau, Regierungsrath.<br />

199. Dr. Claus, Oberlehrer.<br />

200. B. Cohn, Kaufmann.<br />

201. Dr. Conradt, Oberlehrer.<br />

202. H. Dannenberg, Buchhändler.<br />

203. Decker, Rathsmaurermeister.<br />

204. E. Degner, Kaufmann.<br />

205. v. DeWitz, Oberlandesgerichtsrath.<br />

206. H. P. Döhring, Kaufmann.<br />

207. Dr. Dohrn^uQ., Reichstagsabgeordneter.<br />

208. Dudy, Hauptmann und Versicherungsinspector.<br />

209. Dr. Eckert, Oberlehrer.<br />

210. v. Ferentheil und Gruppenberg,<br />

Gen.-Lieutenant und Commandant.<br />

211. Fock, Kaufmann.<br />

212. Friedlän<strong>der</strong>, Pastor.<br />

213. Th. Fritsch, Kaufmann.<br />

214. Furbach, Iustizrath.<br />

215. Gadebusch, Stadtrath.<br />

216. Dr. Gaebel, Gymnasiallehrer.<br />

217. Gehrke, Divisionspfarrer.<br />

218. C. M. C. Gerber, Kaufmann.<br />

219. Geiseler, Director.<br />

220. E. Gentzenfohn, Buchdruckcreibesitzer.<br />

221. Gerstaecker, Landgerichtsrath.<br />

222. Giesebrecht, Syndicus.<br />

223. Gödeking, K. Nauinspector.<br />

224. Rud. Grantze, Kaufmann.<br />

225. C. Grawitz, Kaufmann.<br />

226. C. Greffrath, Kaufmann.


^ierundvierzislster Jahresbericht, lll. IV.<br />

227. Ori bel, Generalkonsul.<br />

228. v. Gronefeld, Ober-Regierungsrath.<br />

229. R. Grundmann, Kaufmann.<br />

230. Di'. Haag, Oberlehrer.<br />

231. Haken, Ober-Bürgermeister.<br />

232. Hammerstein, Amtsrichter.<br />

233. Heinrich, Director.<br />

234. Heise, Versichernngsbeamter.<br />

235. Hempten ma ch er, Kaufmann.<br />

236. Hertel, Provinzial-Gewerberath.<br />

237. Dr. Heidenhain, Oberlehrer.<br />

238. Dr. Hering, Professor.<br />

239. Herotitzky, Kaufmann.<br />

240. Hof f mann, Oberlehrer.<br />

241. H. Hofffchild, Kaufmann.<br />

242. Job st, Oberlehrer.<br />

243. Itzinger, Amtsgerichtsrath.<br />

244. Kabisch, Director.<br />

245. Kant, Gymnasiallehrer.<br />

246. Karkutsch, Kaufmann.<br />

247. Karow, Commerzienrath.<br />

248. G. A. Kaselow, Kaufmann.<br />

249. Kießling, Referendar.<br />

250. Kisker, Consul.<br />

251. v. Knebel-Döberitz, Reg.-Assessor.<br />

252. Knorrn, Postexpediteur a. D.<br />

253. Köhn, Staatsanwalt.<br />

254. Dr. König, Redacteur.<br />

255. Kossak, Baumeister.<br />

256. Krähn st över, Kaufmann.<br />

257. Kreich, Kaufmann.<br />

258. Dr. Krosta, Stadtschnlrath.<br />

259. Kruhl, Stadtbaurath.<br />

260. Krummacher, Consistorialrath.<br />

261. I)i-. Kühne, Oberlehrer.<br />

262. Küster, K. Forstmeister.


Vienlndrnerzigster Jahresbericht. III. IV.<br />

263. Küster, Landgerichtsrath.<br />

264. Laetsch, Rector.<br />

265. Langhoff, Kaufmann.<br />

266. Lebeling, Nuchdruckereibesitzer.<br />

267. Lemcke, Profesfor u. Gymnasialdirector.<br />

268. Lenz, Baumeister.<br />

269. Dr. Lieber, Oberlehrer.<br />

270. Lincke, Realfchullehrer.<br />

271. Dr. Loewe, Oberlehrer.<br />

272. Loffius, Director.<br />

273. C. G. Ludend o rff, Kaufmann.<br />

274. Ed. Lübcke, Consul.<br />

275. Magunna, Director.<br />

276. A. Manaffe, Kaufmann.<br />

277. I)r. Marburg, Oberlehrer.<br />

278. Marquardt, Medicinal-Asfessor.<br />

279. Masche, Iustizrath.<br />

280. Metzel, Rentier.<br />

281. W. H. Meyer, Kaufmann.<br />

282. Isidor Meyer, Kaufmann.<br />

283. Milentz, Amtsgerichtsrath.<br />

284. Dr. ^ur. Moll, Amtsrichter.<br />

285. Mügge, Inspector.<br />

286. Müggenburg, Redacteur.<br />

287. v. Mühlenfels, Oberstlieutenant z. D.<br />

288. Müller, Director <strong>der</strong> Provinzial-Zuckersie<strong>der</strong>ei.<br />

289. Müller, Prediger.<br />

290. Conr. Müller, Gymnasiallehrer.<br />

291. v. d. Nahm er, Buchhändler.<br />

292. Niekammer, Buchhändler.<br />

293. Opitz, Ober-Regierungsrath.<br />

294. F. A. Otto, Kaufmann.<br />

295. Petersen, Director <strong>der</strong> Nordd. Seeund<br />

Fluß-Vers.-Gesellschaft.<br />

296. Pfeiffer, Kaufmann.


416 Vierundmerzigster Jahresbericht. III. IV.<br />

297. E. Pietschmann, Kaufmann.<br />

298. C. I. Piper, Kaufmann.<br />

299. Pitsch, Professor.<br />

300. Pitzschky, Geh. Iustizrath.<br />

301. Pitzfchky, Kaufmann.<br />

302. Dr. Prümers, Archivar.<br />

303. Purgold, Rentier.<br />

304. Rabbow, Kaufmann.<br />

305. Dr. Rabitz, Assistenzarzt.<br />

306. Rahm, Geh. Commerzienrath.<br />

307. Rahm, Oberförstercandidat.<br />

308. v. Rödei, Kaufmann.<br />

309. E. Richter, Kaufmann.<br />

310. Roh led er, Kaufmann.<br />

311. Rudolph, General-Consul.<br />

312. Dr. Rühl, Oberlehrer.<br />

313. Dr. m6l1. Sauerhering, Arzt.<br />

314. Saunier, Buchhändler.<br />

315. Dr. iQ6ä. Scharlau, Arzt.<br />

316. Schenk, Rector.<br />

317. Schiffmann, Archidiaconus.<br />

318. Schinke, Maurermeister.<br />

319. Schintke, Goldarbeiter.<br />

320. Schlesack, Stadtrath.<br />

321. Schlutow, Commerzien-u. Stadtrath.<br />

322. Th. Schmidt, Oberlehrer.<br />

323. Schmidt, Oberlandesgerichtsrath.<br />

324. Schmidt, Landgerichtsrath.<br />

325. Schmidt, Zeichenlehrer.<br />

326. Schrö<strong>der</strong>, Maurermeister.<br />

327. Helm. Schrö<strong>der</strong>, Kaufmann.<br />

328. Schreyer, Consul.<br />

329. Schridde, Lehrer.<br />

330. v. Schrot ter, K. Forstmeister.<br />

331. Schubert, Kaufmann.<br />

332. C. H. S. Schultz, Dircctor.


Vierundvierzigster Jahresbericht. III. IV. 417<br />

333. Fr. Leop. Schultz, Kaufmann.<br />

334. Alex. Schultz, Kaufmann.<br />

335. Schultz, Regierungs- und Schulrath.<br />

336. C. Setzte, Kaufmann.<br />

337. Sielaff, Lehrer.<br />

338. Sievert, Director.<br />

339. Silling, Kaufmann.<br />

340. Sotzmann, K. Oberförster a. D.<br />

341. Sperling, Rentier.<br />

342. Dr. moä. Steffen, Sanitätsrath.<br />

343. Steffenhagen, Gymnasiallehrer.<br />

344. Steinmetz, Prediger.<br />

345. Thierry, Reichsbankkafsirer.<br />

346. Thym, Bankdirector.<br />

347. Ferd. Ti ede, Kaufmann.<br />

348. Rud. Tietz, Kaufmann.<br />

349. Dr. i'ni-. Treptow, Rechtsanwalt.<br />

350. Triest, Ober-Regierungsrath.<br />

351. Uhfadel. Bankdirector.<br />

352. A. H. Waechter, Consul.<br />

353. Dr. Walter, Gymnasiallehrer.<br />

354. Wegner, Regierungs-Präsident.<br />

355. Dr. Weg ener, Schulvorsteher.<br />

356. Or. ui6ä. Weg ener, Arzt.<br />

357. R. Weg ener, Kaufmann.<br />

358. Wehmer, Kaufmann.<br />

359. Dr. We ick er, Gymnasialdirector.<br />

360. Weigert, Amtsrichter.<br />

361. Dr. Wehrmann, Geh. Regierungsrath.<br />

362. Dr. Wehrmann, Gymnasiallehrer.<br />

363. Dr. pkil. Weitze, Fabrikant.<br />

364. Wendt landt, Iustizrath.<br />

365. Werner, Rechtsanwalt.<br />

366. Dr. Wol ff, Chefredacteur.<br />

367. A. H. Zan<strong>der</strong>, Kaufmann.<br />

368. v. Zepelin, Hauptmann.


418 VienllidvierzWter Jahresbericht. Hl. l V.<br />

369. Dr. Ziegel, Stabsarzt.<br />

370. Ziehm, Maler.<br />

bei Stettin 371. Kolbe, Rittergutsbesitzer in Pritzlow.<br />

372. v. Na min, Geh. Neg.-Rath in Brunn.<br />

373. Wetz el, Pastor in Mandelkow.<br />

in Stolp i. P. 374. Dr. Graßmann, Gymnasiallehrer.<br />

375. v. Homeyer, Rittergutsbesitzer.<br />

376. Oscar Meyer, Kaufmann.<br />

377. Pippow, Baumeister.<br />

378. v. Reckow, General-Major z. D.<br />

bei Stolp i.P. 379. Arnold, Lieut. u. Rittergutsbes. in Reetz.<br />

380. Treubrod, Brennerei - Inspector in<br />

Gumbin.<br />

in Solzenburg 381. I. Laß, Ortsvorsteher.<br />

inSwinemünde382. Weber, Amtsrichter.<br />

383. Wiesner, Oberprediger.<br />

384. Dr. moä. Will) el mi, Sanitätsrath u.<br />

Kreisphysikus.<br />

bei Trampke 385. Abraham, Rittergutsbes. in Sassenhagen.<br />

386. Kypke, Pastor in Buche.<br />

387. Rohrbeck, Rittergutsbes. in Sassenhagen.<br />

inTreptowa.R. 388. Calow, Kreisrichter a. D. nnd Landschaftssyndicus.<br />

389. Dr. Haake, Oberlehrer.<br />

390. Lic. Dr. Kolbe, Gymnasialdirector.<br />

391. Petrich, Archidiaconus.<br />

392. Boden st ein, Bürgermeister.<br />

b.Treptowa.R. 393. Stumpf, Oberförster in Grünhaus.<br />

inTreptowa.T. 394. Oelgardt, Conrector.<br />

395. Wegner, Superintendent,<br />

in Neckermünde 396. Eichler, Superintendeut.<br />

397. Graf v. Ritt berg, Landrath,<br />

b. Ueckermünde 398. v. Enckevort, Rittergutsbes. i. Vogelsang,<br />

bei Vietzig 399. v. Gruben, Rittergutsbes. in Comsow.<br />

400. v. Zitze Witz, Ritttergutsbes. in Zezenow.<br />

in Wangerin 401. Petermann, Zimmermeister.


Vierundmerzigster Jahresbericht. IH. IV. 419<br />

bei Wangerin 402. v. Puttkamer, Rittmeister a. D. in<br />

Henkenhagen.<br />

in Wartenburg 403. Wentz, Superintendent,<br />

bei Wolgast 404. Kasten, Pastor in Katzow.<br />

in Wollin 405. Di'. Meyer, Rector,<br />

in Zanow 406. Stein brück, Pastor,<br />

in Züllchow 407. Dr. m6ä. St ein brück, Arzt.<br />

L. Außerhalb Pommerns.<br />

in Altenburg 408. Dr. Kühne, Gymnasialdirector.<br />

b. Alt-Kischau 409. A. Treichel, Rittergutsbesitzer in Hoch-<br />

Palleschken.<br />

in Angermünde 410. Di-. tk60i. et Mil. Mathieu, Pastor,<br />

in Barmen 411. Schultz, Polizei-Inspector.<br />

in Berlin 412. Aug. Arndt, Lehrer.<br />

413. Bartz, Anstaltsprediger in Plöhensee.<br />

414. v. Corswant, Rentier.<br />

415. Dr. pdii. Iähnke.<br />

416. v. Hellermann, Lieutenant a. D.<br />

417. Kern, Gymnasialdirector.<br />

418. Lenz, Pastor.<br />

419. Oppenheim, Ober-Tribunalsrath a. D.<br />

420. v. Rönne, Landgerichtsrath.<br />

421. A. W. Succow, Lehrer.<br />

422. Supprian, Seminar-Director.<br />

423. Tourbiö, Amtsrichter a. D.<br />

in Brandenburg a. H. 424. v. Kamele, Major,<br />

in Bromberg 425. Knoop, Gymnasiallehrer.<br />

inCellei.Hann. 426. Denhard, Landgerichtsrath,<br />

in Culm 427. Faßmann, Gymnasiallehrer.<br />

in Danzig 428. Bert ling, Archidiaconus und Stadtbibliothekar.<br />

429. Dr. Gicse, Lehrer an <strong>der</strong> Realschule zu<br />

St. Johann.<br />

430. v. Lettow, Oberstlieutenant,<br />

in Eberswalde 431. ViedenZ, K. Bergrath.


420 Vienmdmerzigster Jahresbericht. III. IV.<br />

in Eldena 432. Bödcher, akademischer Lehrer,<br />

in Frankfurt a. O. 433. O. v. Grumbkow.<br />

434. v. Heyden-Cadow, Regieruugs-<br />

Pra'sident.<br />

in Glogau 435. Gallus, Rechtsanwalt,<br />

in Ha<strong>der</strong>sleben 436. Harms, Staatsanwalt,<br />

in Halle a. S. 437. Dr. Heidemann, Professor,<br />

in Kiel 438. Di'. Haupt, Professor.<br />

Königsberg i. N. 439. Dr. v. Lühmann, Oberlehrer,<br />

in Magdeburg 440. v. Kleist, Rittmeister,<br />

in Muskau 441. Protzen, Amtsgerichtsrath,<br />

bei Nechlin 442. v. Winterfeld, Premierlientenant und<br />

Rittergutsbes. in Neuenfeld.<br />

b.Neu-Trebbiu 443. Tesmer, Pastor in Alt-Trebbin.<br />

beiPfaffcndorf 444. E. Bahrfeld, Rittergutsbes. u. Amts-<br />

(R. Potsdam) Vorsteher in Rietz-Neuendorf.<br />

in Posen 445. v. Kunowsky, Oberlandesger.-Präsident.<br />

in Putbus 446. Spre er, Gymnasialdirector.<br />

bei Schönftieß 447. Eick, Amtsrath in Steinwehr,<br />

in Schwetz 448. Mag un na, Amtsrichter,<br />

in Siegen 449. Dr. Taegert, Realschul-Director.<br />

in Straßburg i. E. 450. Dr. Schrö<strong>der</strong>, Professor,<br />

in Tarnowitz 451. Dr. Pfund Heller, Oberlehrer,<br />

in Tegel 452. Kücken, Ingenieur,<br />

in Tworkau i. O.-S. 453. Weltzel, geistl. Rath u. Pfarrer,<br />

in Wiesbaden 454. Iul. Müller, Assessor a. D.<br />

in Wittenberg 455. Paul, Hauptsteueramts-Controllenr.<br />

in Wongrowitz 456. Di-. Hockenbeck, Oberlehrer.<br />

Etwaige Wohnungsverän<strong>der</strong>ungen, sowie Irrthümer in<br />

<strong>der</strong> Namenschreibung, Titulatur ?e. bitten wir durch gefällige<br />

Zuschrift zur Kenntniß des Vorstandes bringen zu wollen.


Inhalts-Verzeichniß des 32. Jahrgangs.<br />

Sciic<br />

h. Lemcke: Das älteste Schöffenbuch von Freienwalde i.P. 1—72<br />

Dr. Prümers: Die städtischen Archive <strong>der</strong> Provinz<br />

Pommern links <strong>der</strong> O<strong>der</strong> 73—99<br />

Dr. v. Bülow: Kleine Mittheilungen 100-104<br />

Vierundvierzigster Jahresbericht. I. II 105—134<br />

Dr. G. Haag: Pfahlbau und Entwässerung Julius. . 135-146<br />

h. Lüdecke: Zur Geschichte des Iungfernklosters von<br />

Altstadt Pyritz 147-153<br />

Derselbe: Die letzten Tage <strong>der</strong> Franziskanermönche in<br />

Pyritz 159-177<br />

Dr. Prümers: Schreiben des Reichskanzlers Axel Oxenstierna<br />

an den Feldmarschall Johann Banner wegen<br />

<strong>der</strong> Einquartierung in Pommern Anno 1635. 177—178<br />

A. Treich el: Ein herkunfts- und Leumunds-Zeugniß<br />

für Albrecht Karnicke in Lauenburg 179-186<br />

Di-. G. Haag: Der pommersche Hausgeist Chim . . . 187-192<br />

Derselbe: Pommern in auswärtiger Dichtung . . . . 193 — 198<br />

Dr. v. Bülow: Die Kirchen-Visitation zu Bast im<br />

Jahre 1561 199-236<br />

Dr. Zechlin: Stadt und Kreis Schivelbein während des<br />

Krieges 1806-12 237-337<br />

Die Sammlung russischer Denkmünzen in Stettin. . . 338—366<br />

Vierundvierzigster Jahresbericht. III. IV 367-420


Slavische streifen n<br />

Multi<br />

, ot inulta^ 01'it k<br />

Anlage.<br />

VIll. Dir slavischen Ortsnamen decö Kreises ssranzbilrg.<br />

a. Gardc und Festen.<br />

Stadt Nart. alte Stamm- und Ganbnrg; slav. driiU, (^. !)rt^<br />

po. Kar6 Waldbienenstock. O^^rd. dll.rt Narnth' poln. die O. ^c.<br />

K<br />

Dorf Prohn, ^242 ?ornn; i^rmi ^. ^erm^e jcricrt. lräj.<br />

«, von ?orunil, Namen dcc^ Donnergottes. Galiz. i k<br />

Saal, 2,3.1c;; slav. loie ^oln. z.^io nnd ^^1o ailch gleich lavici nnd<br />

A n m erku n g. Bezüglich <strong>der</strong> Ortsnamen in den festländlichen Gebieten<br />

des alten Fürstentums Rügen (jetzt die kreise Franzburq, Grinnnen nnd <strong>Greifswald</strong>e)<br />

fließen die urkundlichen Quellen nur spärlich, ani ergibigsteu noch im<br />

Oreifswal<strong>der</strong> Kreise. (5s fehleil ^usammcustellungen änlicher Art, wie Rügen<br />

an den Heberegistern vom Iare 131


6«<br />

Damitz; dlnnioo, P. N. ? Dama >v. s ,<br />

); St. älnn Bedentun^ dunkel, doch eoueurriert auch <strong>der</strong><br />

Tallfuanie ^Vdmn.<br />

Divih; d^vico lvie poln. d/iovic^ vom Stamnie devii vil-^l)<br />

(^s)nt'. HDrts- ilnd Person ^iameu voni Stamme divn Wun<strong>der</strong><br />

divi^ wild solvie vom Tanfnamen Dion v^in^ (l)iv^, Divi^<br />

Divok, Vok).<br />

Günz; ^unioo^ P.N. (^anü ((^nuo^ 6ui^ll., (^lN0til); Stainiu<br />

Ann Klndnug, Gclvand, r. lliillli«' ^in Zottigrv, scrb.<br />

Obcrklcid.<br />

il Stamm ^livn iti lÌ P l<br />

h ^<br />

i/: cln'll!'.0vic0, P. Äl. (.'lll.'uu^ vom St.<br />

lich nal)(.' di^' Dt^ii. vom St. c!n'('>n lvu' (;Iu-/ll.m'nV) ^.^s^<br />

Löbllitz, ^ul)mii66, P.-N. I^ndan von I^lldli li^d.<br />

sirgast, n^o^ic^ P. ^i. Xi^o^ 8. ^l^g^ vom Zt. nög-n.,<br />

oaratio intenti». N^'gast ans Nii^'n.<br />

Ocbclih; bclcgt d'ic P.-N. Odi'ln nnd Odiili. ftrlU'r dic Ovtsn.<br />

odierò, oblin, olilnvioe, odiici vom St. oliin rnnd. Man kann<br />

Ocbclift in odiUoo o<strong>der</strong> nt0N st. I^wn (St. I^tl<br />

Hntmtz. 1^/0 1^.^^^^.^ ^ ^ 1 ' ^ ^ „ 1 ^ ( Pfad.<br />

Ncdcbas, 1219 Uotidniit/.; latidolioo, P. N. 1^Uik0i' d. i.<br />

in lioiio pn^nil.m i^Hdon^.<br />

Nnbiz, 125)6 lini)/; vcrgl. ^o. i'llbioo, rub^o^vo, fodann rn^ic;/.<br />

ih Lal)/., slav. lubnx, i-^Iio/ i)o. i:^)Ì0/. gehört ^n Ornppe ; ('iln^kovico, (':lilnc;k6vi00, P. ^t. ('l<br />

k von ^iruN schlvarz.<br />

Plurale.<br />

Ni n6^i'^^, uo^lo^v — ^amilic Xizn'li8(;1i in P<br />

— St. i)!'iie!l sticln'll; ('. N0prlr(;lis)v, u^^ru^vv;<br />

0^. St, ^)io8 — lnttcu;<br />

^ ^ von drin P. N. X(^)i'N (^.<br />

Prilchten; ? loie ('. ^i'^olilltv o<strong>der</strong> po. l)ro^1lotv, P.-N.<br />

! llnd I)i'ooIl0tll.. Doch cont'. po. ^i-ucnull..<br />

Saal; /^.lo, ? P. N. /all d. i. äolor o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Plural von<br />

i


0. Vesitzdörfer, prkoäik.<br />

Lun^ ^IKnm; dllukcl. ? ^.Ikun' als jeriert. ir^. des P.-N.<br />

für deu aber Belege luaugelu.<br />

Baruekow; dr^nikov ^. P088688. des P. N. Lranik,<br />

vom St. bi^nl pußna. Lont'. Lr^uim iiud Lllinim.<br />

Bussiu; dusin vom P. N. Lus, Lusa., Koseform vou La<br />

Vergl. polu. l)u8/^0o, I)02^n.<br />

Caruili 1242; slav. Ivrüniu, I^Hruin, P.-N. Krüu^,<br />

d. i. difÜ38U8; St. I^riinii, olirünü difli83U8.<br />

Cmullierow; I^om^rov P.-3l. I^«m3,r d. i. oulox. Kauli allch<br />

zu deu ^)p6i!ll.tivi8 zählcu.<br />

Daskow, Darsckow; äl/.ekov P.-N. Orxyk vom St. ärü^<br />

bcsitzeu, haltcu; polli, dniol'^olv^v uud 6xÌ6l-xI^0>v.<br />

Deviu; äöviuI. P. N. Devkl, vir^o.<br />

Drechow. Oi60lw>v6; äroolwv, wie po. arool^^v,<br />

^, P-N. l)i'0ol^ Kurzforni voli<br />

, wie Eichscu iu<br />

? St.<br />

^ i KKr.<br />

Culm;<br />

Exiu iu Poseu,<br />

1v ovina.;<br />

Ezau,<br />

67<br />

keimcu,<br />

sprosseli.<br />

Dulikcl.<br />

Gersdiu, ttu3äni 1237; vergl. Gerdieu im Kr. Preuß.«Stargard^<br />

'; «-axäxin im Kr. Bomst; die polu. O.-N.<br />

Gersdiu slav. ^oitzäin Pers.-Name 6oi-tzäa.<br />

volu St. ^0i- breuueli. wärmeu. Daß eiu P.-N. ^xäa d. i.<br />

8ui)6rl)i^ belegt ist, möge erwäut seiu.<br />

Grauziu; gi^xiu, P.-N. Arlm/a., (^i^xa. (1168 (^r^nx^ <strong>der</strong><br />

Katzeuow; wie poln. Iv0oia.n6>v 8. oliotmov; schles. Kotzenali<br />

^. P.-N. Lkotin uud Xllox^n.<br />

Krakow; Ivrakov, P. N. I^r3.1v d.i. Rabe, mythisches Weseu.<br />

Küstrow (vergl. Küstriu, Küstritz. Küsserow); 1v08tl'ov, P.-N.<br />

^'3. v. St. Iv08tl'-Hart, kuöcheru, stecheud. Lot'. P.-N. ^<br />

Lasscutiu; 1ö86tiu, P.-N. I^öätzta., I^3.80ta d. i. 8i1v68t6r vou<br />

ü Wald.<br />

Lcplow; I6P6I0V, P-N. I^kpol; ? von 1i;pü (I60on8, etwa<br />

Lüssow; wic po. iv^6>v, / ; , (<br />

Neucu Lübkc; P. N. I.>dik, St. 1>ldü licb.<br />

Millieuhagcu; wäa.^0 St. Uari3.6. ^<br />

Mützkow;(Mützuow Kr. Stolp mucnmvo) vcrgl. Po. ^ ,<br />

^ Ì k Ì ö K. Zu eriuueru au


dir Prrs.-N. Un/.olc, Nuxi^, Nn/Ko iln coä. dij)!. p0in6i^ Uuwk<br />

^. ^ln< o^ ^!l:rmv, l^l:illllllid Vcll^l. noch ^loiliiot^<br />

Parano; lvir poln. ^l^lono nild ^.^is)>vlr ill W.:Prcnßcn, St.<br />

zi!U' Hil.>c, pllr^ Dampf. Dunst. Oìrhmt ^llr Orllppr


Semlow; 8omi1ov, P.N. 8ennl (belegt von Palacky im<br />

iaä!i08t); vergl. die Orte 80miNvovi(^ Semelkonntz


Grnrl sl^rowrl lliiilK^, (i>-an)>v0, pui^^v^ ili W. Prrnßrll; Et. i^<br />

Hihr, p^i-li Dallipf, Dnnst<br />

Planitz, liach dcill ^llinch^i l»Ianic^ ^loin^a d. i. ^i<br />

Niclch^'s aus dcr piiui^, ^olliii lcl'cncr, tvockltcr,<br />

Vodcll) hervortritt.<br />

Plc'^u ^orlverk, l'l)1I^nc' loi>.' polli, ^olmi, j<br />

^. dahrr .) Schattrn.<br />

^ipkr ^orlo.^ P.'^1!ani. ^^)0l


71<br />

IX. Slavische Ortsnamen im Kr. Grimmen.<br />


Pösslitz; p^olic^, P.-N. ?a^o1 st. I^voi Panllls, wir ^!<br />

Saulns, s^ll.vo1 Gallus.<br />

Toitz. ^0s)t/., ^noxo; slav. rtlva ts)/i0!i to^oo statt 8w/iv, bill,niI^0V P.-^t. Zia.nik von kranl<br />

; altsl. dr-l^ti boi'^ p'^uldio (lit. b^rt^ liticalo, altnord.<br />

fftriio, 8801'. bill' I'6p!6li6nä6l6), davoil Graniti, doriti<br />

, drani dßlium, dori ^u^na.<br />

Calldrlin, 1248 (^andki^n; 1^^ä(;1iu'voil d^lil P.-N. ^^äeliln<br />

(rnss. Xuäöliu' brlrgt) vom Staillnlr kizäöll, ti-nma, Spinnrocken,<br />

Wockcn.<br />

Clevenow; ? odikvinova. voll 0d16vin


Dömitzow, 1346 Demxo^v; 601Q600V P.-N. Dom6(; von<br />

Haus.<br />

Dorow; äa.r«,vo P.-N. Darà, vou A3. gebeu.<br />

Drosedow, I)la8ä(nv6; äio^äovo Po. droxämv, P.-N. Oioxäü<br />

Oi'oxäc;^ d. i. Drossel, altsl. ärox^ü.<br />

Fäsekow; ? va^ekov vom P.-N. Vas6k, V3.0K st.<br />

Fretow, Vi'ot6^0^v, Vr6tl^o>v, wie po. ^vrotk^v;<br />

v. P.-N. Vi^tik, St. vietiti vertyre.<br />

Görmiu, 1321 ttioiniu; 1. g-oriiuw0 v. P. N.


K. gleich >^arscholo so IvM^ov P.^it. I^^ri.^ vom St. ^i- sinniio.<br />

^Io88l)^v(;; kts)85)vo voll Ivl^li, ^Io8 dir Äcrc ' sodann<br />

Iv!(>c-s)V von ^loc statt Ivloksx- <strong>der</strong> Sprndcl. Qncll. In Oln-rschk'sicn<br />

(ll> kllx'^li ^llr Qnrlle. XI08 dicntc abcr anch als P. ^<br />

^iss - NNr V0. iv8s)>V. ^3lv()^ . 1 K I I<br />

, ; s)v von lnculin l Honigbancr.<br />

Airs^cilhagrn. sg P. ')t. ^lc^e^o. ^li^ikn slav. ^I(V


Vierow'. 1, v^rov, P. N. V6rir: po. ^Ì6r


76<br />

Iagcr, ^^ver; loie po.^^v6r. j^>v0r)^^>vor^voil^jlivorri Ahorn.<br />

Ieeser, 1276 ^


nss. ninni Schnitt, Kante, schmaler Randstreifen, Gränzrain,<br />

Gränzmark; ntiiiolvü schnialer Randstreifen;<br />

^.cch. nt'u^ok Abschnitt.<br />

Eine unanfechtbare Dentnng steht noch ans. Vergl. das lautänliche<br />

WoteniN in Meklenb. '1230 ^Vown^t, 1^53 ^0wuÌ8w.<br />

später >Votli0N(^t; slav., loie nian folgern nu'lßte, otini^to 8,<br />

0t6ni8t,6 (schlverlich ctini(;o P.-N. Otin von 0t^,). Was bedeutet<br />

aber otini^tc;?<br />

Man wird unwillkürlich anf ^. owu otiti, otin^ti abhauen,<br />

llmhailen znrlickgefiirt, fo daß otini^tn dasselbe bedellten kann, wie<br />

6. ntinok Abschnitt, rnss. utwü Schnitt, Kante Landstreifen. Ein<br />

änlicher Begriff mnsi genieint sein bei Otnio/ im 0oä. (licioni.<br />

l v . VI v6,<br />

O!^0X^0>V6, 6o300>vo, (^otx0(nvH; bei Perwolf 608t1v0V. Der<br />

Ortsname ist merdcntig, doch bevorzngc ich die Ableitnng l^ä. 3:<br />

1. slav. ^oxäkov von Fvoxäi, Foxäkk Wald, Hart; Po.<br />

A 6ii6 ;<br />

2. slav. A08t1v()v 3.(1^. P088. von (Wostok, St. ^08tl Gast,<br />

Ko8p68, znreisen<strong>der</strong> Kaufmann;<br />

3. slav. oliot^OVa st. ollooi^OVÜ 8. oiwtii^OV^ Qä). P088.<br />

des ^iamcn (^lwtii^, Okowk vom Stamme oboti Begierde,<br />

(I68iä6!'iuin, ok()t'6ti wollen, begeren; lat. 8iti8,<br />

6^ 3lin(Io, 6^-6(7^.<br />

ans 0IlotÌ8lav.<br />

Gutzkow ans Oliotikov, wie Gützlaf<br />

Gard Wnsterhnsen; 08tr0xn6, o8ti uxim; flav. 08tr0Vä,<br />

6 Insel, nmflossen Land; ^iV. 8ru, 8tra fließen, warschcinlicher<br />

flav. ()8trs)ß-ü, o8tl'o5liH, Verwaltung, Festnng. ^V 6<br />

tü , d. 80<br />

77


Dorf und Gard Ziten. 8titmio: slav. .^tjtn^. po. 8/v6^ (>l)8^uit8; slav. g-a^vioo v.<br />

P.'N. 6u8^vlr St. A^8I ^N8or. (3^83.V3 ist <strong>der</strong> einzige Name, <strong>der</strong><br />

sich lantlich mit den überlieferten Formen deckt. Hiervon zn<br />

trennen ist dann Dorf (^O88ux, Lo88(nv6.<br />

(^^inmc8vix, 6!llmd08jo cingeg. O. nahe <strong>der</strong> Insel Koos;<br />

A^bo80vÌ0t3, ^1^1)08166 die Nachkommen eine^ gewissen s>1ado^<br />

conf. die P.-N. (^d, Oludik, (^iamdo^ 61nde^ v. St. F^d<br />

Strunk, Tropf an Geist.<br />

d 1208 Oudi8t^vix, vi<br />

ilia^ cingeg. Ort; slav.<br />

1. Kudi8tovio6, P.-N. I5ubi8t3., St. I ^ ,<br />

2. ^ud08t0vi(;6 P.-N. ^ub68t«. (wie Lo!68t^) vom St.<br />

d l Manl. Vergl. (^dI (^d 6diö<br />

1219, U5lI^X8i886, N3.I680Ì806, Ua.1u866806 bei<br />

Dersekow, eingeg. Ort; inalo^e Nachkommen des N^w^; St.<br />

walü klein.<br />

N6iotix 12i)9 in tori-H 08tioxna., conf. (^. Meretitz<br />

Miroditz; slav. miroti^ß, P.


P. N.^ ^lii und' ^lilic. ^lilck, )Ii!kii vom St.<br />

79<br />

slav. nemetovi^o, P.-9t.<br />

Xamiant^ v. Ätiklosich 8nd M3tü tnrbntio, besprochen.<br />

Pamitz macht Schwierigkeiten. Vergl. Panimin, Krei^ Nrnswalde<br />

nnd Dranibing lPamien. Pamye. Baniyn); Pain^iii und<br />

Pamelitz. Pomclitz und Polilolitz (P. 9t. ?omi!ü). Den Stamm<br />

plrm gibt es nicht, somit fehlt, da nrkilndlich Zwischenformen abgehen,<br />

eine sichere Neeonstrnktwn de^ö alten 9tanlens. Moglicherweise,<br />

so kann man annemen. ist Pamitz aii5 ^nniisoicc, verkürzt;<br />

P.-N. ?iimietÄ, St. ^ümetl memoria.<br />

Polzin, 115)3 villa I^oluxix, vi11


',- uach an<strong>der</strong>er Ansicht vom Stamme vrli?ü d. i. Böser,<br />

Feiud. Teufel.<br />

Weiblih Meiere!' nilklar.<br />

d. l. schwarz v. ^t. ^lru^ jchlvarz.<br />

Geschlecht de^ ^ l>^nn^ vonl ^tanune 8< nn, dessen Ve<<br />

deulilug a.llf siav . Gelnett V0U Ü(iU6t, l)er^l<br />

lat. ^01U6N.<br />

uauie ^cilN8cIi.<br />

Plurale.<br />

Fannlieu-<br />

^assail, Ix l t^j)ü stllulpf.<br />

vlilo d. s. dic Schnn^de.<br />

WackcrMv. l^l).^ ^a.^^r(^. >V^K


81<br />

bruusk, o. bi'uusov, galiz. bi-kuai^, Brünken in Pommern.<br />

Brüssow, ist mehrdeutig, vergl. Brüssow in <strong>der</strong> Prignitz nnd<br />

Ukermark:<br />

1. wie Brüskan, Brüsan gleich bi-öxova, dioxov von<br />

di-62^ dioxa Birke;<br />

2. bi-li80vv von dem P.-N. Liusü «. belegt d. i. Wetzstein;<br />

3. di'U3ov, P.-N. Li-U3, einer Koseform von L i l<br />

auch Lorislav.<br />

Zubalino Gloedenhof; bodaiino P.-N. Lod0l3,.<br />

Luäim; duäim' von dem P.-N. Liiäim, L^äim.<br />

BÜNzoW, LUU6880^V6; t)UrlI80V0, buU680V0 P.-N.<br />

(Famil. Nmne Luu68 in Hinterpommern) LunÌ8 (Luna, Luiii, ,<br />

Lumich Lunili, Lunii^a) vom Stamme buu aufwiegeln, empören,<br />

serb. kuuiti aufwiegeln, duna Aufrur, poln. duuw>vuik Aufrürer.<br />

Buggow; du^ova, P.-N. Lu^a; St. bu^ü «.ruiilia, anord. dauß-r.<br />

Czcch. Buggau allerdings dukova., was auch hier vassen dürfte.<br />

Lu8tot'p6, 1401 ZntoxäoipO jetzt Behrenhoft^ P.-N. Lu8ü<br />

Luxü; ö. Lu8, Lux gnt belegt. Familien-Name l^u88, Lutx in<br />

Pommern nicht selten.<br />

^da.1)0^v6 bei Polzin, eingcg. Ort; odabov^ P.-N. Oliaba<br />

d. i. Feigling, Schwächling, schlapper Kerl.<br />

(^i-oinl>Tk eingeg. Hof bei Hinrichshagen; xiriiwvo P.-N.<br />

Poln. ^i'2)'u von ili ü viw.<br />

Dargelin, Dörgelin; ära^oliu P.-N. vr^ola von äi'HFü<br />

Dörgelin deutet mehr ans ärü^olin P.-N. Oiüß-oi^ von<br />

P<br />

Dargezin. 1232 ^3.i-ß-68xin, 1^l-AO88in, 1491<br />

i äi-3.^08iu, P.-N. 1)i-a.AH8ll., Oi-H^o8a von ^<br />

Darsim 1207, jetzt Lndwigsburg; äraxim' jerierte 6. aäj. ^088.<br />

des Nam. OraxiN von äi-a^ü oll.i'U8.<br />

Daugzin, D6vvitxiu, DHvxin, D6V6txin, Duni^'/iu; slav.<br />

(16V6ÌU0 P088. 3.H. des Nmnens OßvI^kl. sä6vkino muß in<br />

äßvöino übergehen); ä i<br />

Dersekow, 1219 ,<br />

1249 O^l'8^00^; äi-üx6^0v von dem P.-P.<br />

Oii'800, I)ii'8ik(), Oi'08000) vom Stamme F P<br />

D0IP0, Oolpov: älüpovo — unklar. ? gleich äoblov P.-N.<br />

Ookola, Oobfti von äobü donu8, o<strong>der</strong> äulebov nach dem P.-N.<br />

Vul6b, Ouäl^d vergl. den Staunn <strong>der</strong> Ouälsd^. Rnss. äI6d<br />

Tropf, Tölpel.<br />

^ Ouixiko^v; darin steckt <strong>der</strong> P.-N. Dui, Oüla,<br />

, I)ul6ik^ H^6i' äül^ikov. Famil. v. 1)ü166k. ^<br />

von ?3.1kokj belegt. Famil.-Name vül in Oberschlesien<br />

nicht selten. Thema äüi mit noch nicht bestimmter Bedeutung;<br />

sorbenwend. äula Erdklumpen.


Fretow, V^'ot6lv0>v, Vrotko^v^ ? ob v»-:U(;l.<br />

gß<br />

^ouknrricrcu auch Derivate vou ^-s)!^- (f!jk arm^v Schluckrr, O ^i.<br />

vom Stauung ß'l'^o^ü, Z'i'()0^ Erbse. (Ions. Iarcheliu iu Hi<br />

Iarchau iu Sachsru. ^iahc lr^i sich dic Alilc<br />

vou ^l'60liü Sülldc, dasjruigr, lvas iiu ^icwissci: dr<br />

Wie <strong>der</strong> poluischc Ortsuame ^i'/o^/vn lehrt, fcljleu solche<br />

leitl'.uaeu vou g-röolni uicht.<br />

Gladrow, Gladcruw; ^laa^rov, V.-9t. (slnd^ln, voni S<br />

^wä c^latt. Vcrgl. dic P.-N.<br />

ul.t^ivo>v (Karlsburg), (I-liH^ivO^, l7<br />

^n^6^v, 6n8.^ 6. Ilutl^s^ d. i. T v c , ^<br />

treibeu, jagcu. Guaschww iu dev ^ausiy tlun^^c-l'v,<br />

i6; poln. ^ii3.87^n. Vergleiche vou deulselbeu Thema<br />

die 3cameu (^n^,t, 6uot, 611^66^^ (^no^ilv, ^ u i ^<br />

Gridow; Fl'^wvH, P.-N. (^ridü d. i. Pilz.<br />

Gustediu; ^08tldmo, P.-N. (^o^tib^ vou ^<br />

lÄvixdov; ^vinäova (polu. ^vi'/ao^v, < ; ) P<br />

ixäld; St. xvixäü 8i?)jlu8. Couf. ^vinäovi^;) fttru^n iu Csxl.<br />

i pomoi'. Slav. ?o^vi7.ä, ?oxvi/oiu.<br />

i .)Hi')'/in, ^,^r^8ÌQ mit den dazi', gehörigen P.-N. '1:u's<br />

Iasedow Vorw.; ^xäov/P.-N. .)


83<br />

ai'in' (forili' P.-)l ('iiorinü vom Stamnie clll)!' — oì)er<br />

)C05. poln. ^^c/.^v.o. Ivacxl^snvo, ^s)0xvo Kr. ^ancnbnrg. Kisin g-/in<br />

Kr. Knlm, Kischiencn ki>mv Kr. Nêidendnrg, 1v'i8!0lic0 Kr.<br />

Rosenberg. ki^^N'N in ^^fl ' !.!^!>^v v. St. kl'3>3^ Schönheit. Damit<br />

;n vergleichen oln-o^l!. - ^ -cr päpstlichen Nlüle von 1126.<br />

(^rl^eml bei W^ ^ .sen ebenso lvl'


erst bekannt.<br />

P. N. lvu!','". seit deln '6. Jahrh<br />

^enlschow' li^ikov, P.>)^ l^nik (I.nk, l.ul^) v. St. l^<br />

dessen n Pedeurnng Pedung noch och fraglich. fraglich<br />

^i ^ibnow' ljild^nov ld P.-^c. P^ l^l l^nl)lui von ll ljnlili lieb. lib<br />

tossii!, ^oisslN. I^()^8Ìl', l^)aÌ85ii! ; slav. ls)ll)'/.!U() V. P.'<br />

1^0(1 v^-ll. d. I. .Urantst^ngrl. Ehcdci'.i lU'.'N dicscr Ort Zeli/<br />

Patrouyimk. d^s ^Namcns Z^!id, I)''l d. i. Weiß, ^oäv^<br />

Johannesburg, f^'xl)'^ Falnil.^ii. i. O<br />

^ i l l li !<br />

^)^ l^,iVs>, luacko^vo, 6.<br />

MSkovj(?0, mc^Iiov, mikov, inojlvOV, ino^ov, inul^ov —; flav.<br />

^ P.'^l. ^IIl)r50'>v, 135)i; ^al^onvvo, wic poln. morvniu -<br />

slav. in^l'!>!)v P. ^i. Uori>: po. ?,lo: v,^ voln St. inoi- dnntelblan.<br />

Ainrchin, ?'lc)l'cliiu; illrüi^iin P.-N. iVIrüoli^, ^lor^k^, Rreli^<br />

d. i. lul^v^l', alrslav' mrll^^ o^ä^vor. Ich würde an dcin P.N.<br />

zweifeln, U^'n.^i bci den- (izrchoil nichl P.'N. ^1r««.t«. bclcgt wärc,<br />

scrd. .>!l^^.<br />

pz. 0xin 15^)8; nc;du^ln 3. nop^in, P.-^t. ^lodu^<br />

^. ^opl^l^' letzterer von pt'. ^. n^pasioo.<br />

Olostin, IZ^)3 s)vv8tin; ? Angustin.<br />

Panfow: cntwodcr wir poln. jjl^no^ovv von plrn, pllno^ dcr<br />

Herr odcr n.ach A. Vrückncr wic poln. ^»^^'Ivo>vo von pc^ aufbrechen.<br />

Pätschow, Patzekowe; pm'(5l'^»v P.-^l. I^ek von pilkü<br />

iiiln!'. Wcniger gut notlv.itvov von. l'otr/.il^ Peterchen.<br />

Pentln. Panlin', ptztin P.-^)t. l's-t:^ ?irtlv von p:tt, Pfad.<br />

Polzin, ?,)Itt'in-, i)oln(-ii^ P.-Ä. !'! l.aib.<br />

QnNi'w, !I5>3 «^liis'^c. kvNvo P.^i , ;


tz P<br />

Ramitzow, 1^m65ksnvo-, I'^M180Vv; dunkel, etwa i-ali.^ov P.-?t.<br />

K3.II3, Iv^lo. Reflexe fehlen; Rellin, Röllin in Holstein alt lo^ulin;<br />

galiz. ein i^io^v^.<br />

Rnbkow; 1'ndkov, P.-N. I^udik ilind^, I^ndin, Lndkcv P.-N. smoluäa^ Lmolä^ (gebildet<br />

wie Koluäa von lv0^) von 8mol Teer.<br />

Sestelin. Zestelin, Sestlin; 668telm, 6a8t0lju, 668to1in P.-N.<br />

1; Stannn otz8tl ^^i'8; oof. 6. ^68t6iin.<br />

Lavia ä6 äpaudo^v, Spandowerhagen, so benannt 1403 nach<br />

dem ersten Besitzer, einem Herrn Dietrich v. Spandow. Neben dem<br />

Namen <strong>der</strong> Stadt Spandow in <strong>der</strong> Mark, Spandan im Fürstentum<br />

Lübek sind noch zn nennen: Spandlan in Oesterreich. Spendin<br />

in Mcklcnbnrg. Zapendowo im Kr. Konitz, Przependowo i:n Kr.<br />

Obornik, poln. ^^äo^/^n nnd 8ponä03^)'n, 3xp0nä0>vo, "')'ptz6^,<br />

sodann Spantekow in Pommern, wenn ans Spandekow hervorgegangen.<br />

Diesen Ortsnamen liegen zn Grunde die Personcnnamen<br />

^ptzäa, ^tzäülr, ^Hptzä^) ?r^ptzä^ 3ptzä08, 8. sp^äoe;<br />

8pHä, ^V^^tzda, Lpedek Sie bcrnhcn, wie noch die P.-N.<br />

?optzd^ Nox^tzd, tv6x^)^d6k (I^0xp3.d6k) ans dem Thema pud,<br />

ptzd im Ältslov. p^d-iti p^ii^re, poln. ptzdxio treiben (^sd Zusammentrieb,<br />

roxpsd Hinstnrz); sanskr. p^nd ii-6. Poln. pedxca<br />

Nachsteller, ptzdxnviltti- -^ ^V8^^d)'dvt8^i Schndebyl, Windbentel,<br />

Allerortskerl, pedxnviclini- -^ p0^^'ixd Wirbelwind. — Spandow;<br />

8ptzdov0 ist Posfessivadjektiv des Namens 8ptzdk d. i. 00^cw8.<br />

Bezüglich Spantekow bleibt es fraglich. Wenn t ursprünglich, so<br />

muß <strong>der</strong> P.-N. Lputok lauten nnd gehört zum Thema peto<br />

Fessel, p6t-lUi, 8pewti fesseln.<br />

8 v ; 8P3,80V) P.-N. 8pl^3ü d. i. Retter, Befreier.<br />

85


Steveliu; dunkel. Vergl. 6. 8t6d1inv Halmfrüchte; serb.<br />

ein Stamm als Wasserbehälter von studii ion8; 6. ^ti)vol Sailerklee.<br />

Stilow; ^tiiov P.-N. 8tilü: nicht delegt,<br />

^trellin VoNv.; 8tr6ÜU0nach dem Gviin<strong>der</strong> 3tr^!^ d. i. Pfeil.<br />

Stresow; 8tl6xov P.-N. 8 2 ä<br />

S dÌ PN<br />

von M<br />

Walcndow; oliva.ltztov0 P. ^t. (.'livllletll. von okvaln. Lod.<br />

Vovtsin villa' wic ftoln. ^v^^in, ^ vvu^Iox6>v^ vv<br />

>vs^Iin, >V^I68X)'N, >V6NZ'I6^V0 —: slav. V^Z-IK^V, P.-N.<br />

St. I b<br />

^; P sch<br />

Warnckow; vrmukov P.-3t. Vimiii^, V^inii^ voni St.<br />

schwarz<br />

Warsin. couf. Varxin in Hintcrpommcrn; slav.<br />

vll.i^iuo P.-^)t. Vi'U6k 8. V^i-^ vom St. vi'ü0ini Gipfcl. Höhe.<br />

Dagegen vom St. var-iti kochen die P :^)t. Vm-n, Vas-im, V^s^olla<br />

nnd Ortsnantcn wic ^V3,rx)'i^ >v9.t?.vms)^'^, ^avx^ko^o.<br />

Waschow, V^3.i'8li0>v6; vruZlvovo, v^i>1vovo poln. ^v^i'8/1v0>v<br />

v. P-^)c. Vi'üs6^, Var^k; St. vrüodü.<br />

Vonemin, V6NX6MÌU, Vouoemin l3l) eingegangener Ort dei<br />

Friest' veoomiu P..st. Vtz^oina. St. ve,^t0 p1u8.<br />

H^ierow; vorov P.-N. V^rlr d.i. i;äo8: appelat. virovo von<br />

VirÜ V0lt6X.<br />

Woddow; voäov P.-^t. Voäü- St. voäiti füren, vo/xll<br />

ciux, V68ti füren.<br />

Zarrentin; ^irustin, ^aruotin, P.N. (^in^ta, (^arntzta von<br />

schwarz.<br />

^arnekow; ^a.ru6^0v^ P.-^t. (^liruki^ von demselben St.^<br />

Zastrow, L^^8tar60, 8H8tr0>v: (^8ti'ov, dessen P.-N. (^H8ti',<br />

delegt wird in d^n l6^68t. Vodem. S 1115) und S. 1186.<br />

^5 Znssow oout'. Zessiu auf Rügen 8u^iun; slav. 8^i80V voll dem<br />

P.-N. 3n8 uud La^H; St. 8n6uü trocken. Vergl. 8usow Susche<br />

in <strong>der</strong> Lausitz. 8ü880^v, 8u88o>v6 Süssail in Holstein. Sussitze auf<br />

Rügen, Fluß nuxioa, snsina., poln. 8N82v und 8U8X6vv, Hiisow<br />

in Meklenburg.<br />

Noch stecken slavische Personennamen in den Ortsbezcichnuugen:<br />

Zllddeuhagen, Boltenhagen, Lewenhagen, Buggeuhagen,<br />

Klitschendorf.<br />

ü. Abbauorte,<br />

Vreecheu, 1629 LreioliOn, iu8niH Lre^e; dröZ'i, poln.<br />

Ufergehänge.


Dambek; a^dek von ä^bü Eiche.<br />

, Dmine^ jetzt 3teueukirchen; äediw Eichfeld (1248<br />

d. i. ä^krova Eichbusch).<br />

^ r


Kie^hos, ehedem Kietz 12!)0; oli)/ü Hütte, Haiiö.<br />

Kiesow, lvenn appellativisch von 0^xü Hans gebildet.<br />

(^l()l'on(^ (^ornn^ Movono, alter eingegangener Ort 1209;<br />

eonf. ,?.'ohren (^lu.)iio, sowie poln. olwi'xoü. ilnd olioi^^u^ mithin<br />

cliorin voin St. ^lior nnd znr Grllppe <strong>der</strong> Vesihdörfer gehörig.<br />

Ere^nitz-Mühle 1248; Stanini Ivi'iii Krenz.<br />

Ieleiiino GeHäge, St. ^j


IX. Di e O r t ^ n a ni cn des Eiland e c> R il g e n, Ic u j a. Il u.j li n V )'^ P ll. 15 U 11.<br />

Die l^ermanisierung <strong>der</strong> Insel Nngen begann u^cl^<br />

! N)>> und n.nnd^', nicht gewaltsam, doch so gründlich dmchg<br />

dan wruia,c Iall.' naä) I4l)l) dic slavischc Svracl)^' rvl^schrü<br />

lvav. Wie e5 schcint, llnlid^' ini ^anjv dcr Zcit, ^anz ln's0iideis<br />

durch da^ Ä^iltcn drr >'-aiseillchen ini .')l)järi^>!'. Kri^^c. dir ^(acl)kmnmcnschafl<br />

dcr slavischen Pcvölkcrnn^ .^lilil Aromen Teile verdrängt,<br />

an>geroltel und durch deutsche Einwan<strong>der</strong>er erseiu; denn<br />

eine Durch'.nllsteruun <strong>der</strong> ietzigeu ^amNiennamen ^eiat il<strong>der</strong>u.uegend<br />

delitscin' Naniell. und <strong>der</strong> l'leiue ^)iest erkennbarer Namen slavischen<br />

Gepräges enthält zumeist falche, die van ^rt^nanten ln'rstanimen,<br />

wirkliche alle slavische Personennamen haben sich nur vereinzelt<br />

erhalten, Die nachfalgeude ^lufstellung ist nicln erschöpfend, sie<br />

w!l nur ein Viid dec> uoch varl)andenen ^l.aterial^ lneten.<br />

Vehn l'ioii l^icl^ Behnke ^cink. Pin^ jz6nj d. i. Weis^<br />

Pesch l>l'^ d. i. Vase. Vrvse Vrese entwe<strong>der</strong> l^o/^ ttri>/n Virke<br />

o<strong>der</strong> '^'ur^formen von ^lmlnosinc-, Vrnseh Une iu< .^osesorm<br />

von l>!l!'^lllv, o<strong>der</strong> l^-u^ Wenstein. Vlissingl) li'.i/.uilv, Vlisath<br />

INi/^t^ Vliese Mi/ sTtamm l»!i/.ii nal)e',, Vaudisch j)ildr^ (St.<br />

dnd dc>ä wonen). Vregass l^'.-i^^ ^om Stanim !)r^u' sorgen.<br />

Brauchitsch l^-ucln^. Ni-llki> 3t hrilk ninrren sunünsen. Vohlen<br />

Loliu, Zolon, I^oiculi; St. Ix>I viel. Vrathke l^lltik d. i. ZrlU-<br />

Zon ll^-^t Vrn<strong>der</strong>). Vose Vnse l^^ l^llx. Vrildna Zrudnli;<br />

St. drnä Schlttntz. Vadtke I^tilv l Nlrt-Son)'. St. d^^W, bat<br />

Vater. Veetzcl aus Z^ti8l^v. Vuddin Nnvlni scof. ooä. liiz)I. polon ) ; dalüv^uü Sänle, Idol.<br />

Vehm ttiNnn. Veu I^^j (Kanlpf). Dcseuik O686nik Doßen (d08<br />

ersinden). Dambek O^i!)6k, gleich Öcrd-Son von ä^d Eiche.<br />

Dargemanu l^ir^o-omHnn. Darmer Dm-om^r ^ (!ons> noinon<br />

ld Dransch l)r


von ^cl^m. Dohnke Diniik, gleich l^^u-Son von 6^<br />

geben. Dalnier I)3.l0m6r, loie Daronu'r. Dnmrath Domarci.<br />

Dnmstrey l^0nn8tl-)^ ; (gebildet wie ^nlwtrv^ «Vliü^tr^j. Dranöke?<br />

^ Wald. Dobrahn Oodrün (


Pntzar entwe<strong>der</strong> ?oä(^l'n 8ndni^6r o<strong>der</strong> ?o5lu- I^»oi(iu8. Qllaas,<br />

Qnatz Xv5l8 skvir8ü oonvivium). Ratz I^tislav (a^ni^<br />

Rediek liaäik. Radtke liaäik ii^^ä-Son von<br />

Radwan Kaävan. Raddas, Raddatz entwe<strong>der</strong><br />

von rada o<strong>der</strong> >lH(1üwxi (ouin ^l^orita^ opn8 saciLNß). Nnchel<br />

k l U liofile!, I^okel, 1^o6il. Rogge I^o^ (Horn) wenn nicht<br />

^A Rnsch ?vU8, Koseform von I^lklav. Röpfe I^oz) Iv<br />

ikuio). Röhl I^olll. Raasch Ii^8, I^licll-, .Koseform von<br />

Näbel, Röbel I^odol li^dol (St. r^liü Diener, Knecht).<br />

Remisch, wie 6. I^onii^ 1i^n^8. Rassow t^^ov. Itliin^«^. Rack^litz.<br />

Stahnke 8t


Ane> <strong>der</strong> heidnischen Zeit, vor 116^. sind beglallbigte Persollennamen<br />

nilr ^oellige erhalteli; dagegeli finden nur in <strong>der</strong> rnjanischen<br />

Geschichte von 1168 bis IM) eine stattliche Reihe slavischer<br />

Namen verzeichnet. Fabrieins llrknildellbnch II. S. 45) gibt eine<br />

Znsanlmenstellilllg <strong>der</strong>selben, nilter denen nierere, die ein Pommern<br />

eigentümlichem Gepräge habeil z. B. Vorante I>or <strong>der</strong><br />

Freiheil^sillil de^ Volkes nnd seine Hingebnng fiir die Verteidignng<br />

<strong>der</strong> Nllabl)ällgigkeit. ^iach <strong>der</strong> l^hristianisiernng verän<strong>der</strong>ten sich<br />

die Verhältnisse, doch die Namen <strong>der</strong> Geschlechtssitze blieben. Voll<br />

464 Ortschaften <strong>der</strong> Insel tragen nach Perwolf 415) slavische nnd<br />

mir 4l) dentsche Vezeichnnngen.<br />

V^tl>v^ s.^ol. /ns) n. Gall, /cmljli 8. Ivl-^inll ro^io) ist li(Ijoet<br />

P(i3,^(^^iv. des Namens Vi^tü. inithin vi'tovli Landschaft des V('t,<br />

des nnter dem erweiterten Namen ^vetov6t zil Arfnn verehrten<br />

Wettergottes, l^rnlv „Eillleitilng znr slavischen Äteratnrgeschichte"<br />

92


erklärt das slavische Verchrnngswesen 8vtztov6t als Thcomorphosc<br />

<strong>der</strong> reinen heiteren Lnft. Er verwirft die Dentuug des Namens<br />

Vit als Sieger o<strong>der</strong>, wie an<strong>der</strong>e wollen, als Lichtgott und setzt<br />

statt vitü vötü Weher, ooul. slav. voM^i wehen, vötrü Wetter, lit.<br />

vö^8. vötra8 von <strong>der</strong> slav. Wnrzel vo, i^. vtl. üaro. 3v6tovotü<br />

ist also <strong>der</strong> starke, mächtige, heilige Erreger <strong>der</strong> Lüfte, <strong>der</strong> schwinde<br />

Wetterer. Er ist nicht als Sonnengott anfznfassen in dem Sinne<br />

wie 81ÜU106, koruuü, Dn^äikoAü, Hrü8ü, ^ri^Iavü, Vel68ü,<br />

8vg.r07.ic; nnd 1^äo^o8tü, son<strong>der</strong>n als Lnftgott, an an<strong>der</strong>en Orten<br />

gekannt als <strong>der</strong> helle, fruchtbringende, gütige Gott NoidoAu. Dieser<br />

Anffassnng entspricht <strong>der</strong> eigentümliche Enltns des Swantovit<br />

Sein Ebenbild in <strong>der</strong> germanischen Götterlehre war <strong>der</strong> ^Vnot^n.<br />

Kein menschlicher Hanch dnrfte die Lnft des Tempels verunreinigen.<br />

Man verehrte in ihm die belebende, schaffende, befruchtende<br />

Seite <strong>der</strong> Lnft. Er war <strong>der</strong> segenspendende Gott für seine Verehrer,<br />

<strong>der</strong> zerstörende Kriegs- und Sicges-Gott gegenüber den<br />

Feinden. Seinem Dienst war das heilige weiße Roß geweiht,<br />

er trug für die Verehrer das Füllhorn, für die Feinde das Schwert<br />

in den Händen; er for<strong>der</strong>te nnr selten blutige Opfer uud begnügte<br />

sich nlit Früchteu uud Tieren; das Hauptfcst seiues Cults war<br />

das im Herbst gefeierte Erntefest. Vierhänptig nmfaßt er das<br />

ganze Universnm, kennt Vergangenheit und Zukunft nnd galt daher<br />

als <strong>der</strong> untrügliche Seher, als <strong>der</strong> größte Orakelgott <strong>der</strong><br />

baltischen Slaven.<br />

Dieser Lnftgott hatte für jede Iareszeit feinen beson<strong>der</strong>en<br />

Namen: im Frühlinge, na Mio, hieß er (Gerovit) ^rovotü nnd<br />

symbolisierte die erstarkende Männlichkeit, den Lenz, die Jugend,<br />

die Frische; im Sommer bezeichnete man ihn als Nnjovötü (vergl.<br />

6. ruM)5, iiMv hitzig, brünstig; lit. i'l^a. Brnnst, 1^08 moiin<br />

Monat September; slav. rjuMü September uud rovina eifersüchtig,<br />

lat. rivinus; sorbeu-wend. rujat/ rörend; Wurzelbegriff<br />

1-u ru^ire. Der erste Bruustmouat <strong>der</strong> Hirsche, <strong>der</strong> August, lautete<br />

bei deu alten Slaven xa-rsvü Anfang des Brüllens vom Stamme<br />

i'Mti brüllen, September aber <strong>der</strong> zweite volle Brnnstmonat<br />

i^nzinä, runi, nenslav. ruMu, altrnss. rjuinü i-ovunü, 6. i^6u aus<br />

i'^6ii. Hitzig ist sekuudärc Bedeutung. Noch sei bemerkt, daß<br />

<strong>der</strong> Name des slavischen Stammes <strong>der</strong> Lugani, Nani Rügier<br />

dasselbe Etymon enthält; sie schätzten sich als doiuiii68 forviai<br />

inAymi, K0rÌ0i-Ì8 natlii'ao) nnd stellte ihn in mehr als menschlicher<br />

Größe dar mit sieben Köpfen, sieben Schwertern, ein achtes<br />

Schwert in <strong>der</strong> Hand haltend, als Gottheit in vollster Kraft nnd<br />

Stärke; im Vorwinter hieß er korovotü und wurde one Waffen<br />

gedacht, wie die schwächer wirkende Herbstwärme, die ihre Glut<br />

und Stärke verlor. Galt ^arovotli und Lujovötii als Kriegs-<br />

93


gott, so war i^orov^Ui ein Gott des Friedens. Den<br />

Stamm poi' in ?0i'ov('tü, Poreoit, <strong>der</strong> mit dm'ü pu^nli. o<strong>der</strong><br />

lwrü Kiefernwald nichts gemein h^t, reflektiert poln. n. rnss. por^.<br />

teinpu8, t^inpe^w^, opps)ltln.it^.^. Zllr Winterszeit trng dieses<br />

Verchrnngswesen den 3^amen ?oi0intt. Es hatte vier Köpfe nnd<br />

an <strong>der</strong> Brnst eine Ferse. Porennt bedeutete die Rückkehr o<strong>der</strong><br />

die Wi<strong>der</strong>gebnrt <strong>der</strong> loärmenden Sonne; denn die Ferse an <strong>der</strong><br />

Bellst bezeichnet die Geburt <strong>der</strong> nenen Sonne. Porennt loilrde<br />

irriger Weise mit I^ruu, dem Gewitter nnd Regen bringenden<br />

Sonnengott? identificiert; er schlief den Iarescyklns <strong>der</strong> Vjete nnd<br />

umfaßt nnr teilweise Vorstellnngen, die denl Mythus des Sonnen«<br />

gott< entsprnngen sind. Anch Porennt enthält den Stamni poi-a<br />

tempus, jedoch die Etyinologie <strong>der</strong> Endsilbe — unt ist znr Zeit<br />

noch nnklar.<br />

8.. Garde nnd Festen.<br />

Arkona, ^rodon, ^rknn: Oiokonä^. Beide Forinen sind<br />

dnnkel. ^ivl^uQ zeigt das nicht seltene Snffix un, wie Dar^uu,<br />

Vowu, I^äuu, Hof Altlm bei Bart, Arknn Vorstadt von Zerbst,<br />

aber den Stamm ark silcht mau im slavischen Sprachschatze vergebene.<br />

Arkona war vermntlich schon ein vorslavisches Heiligtnm<br />

<strong>der</strong> gernianischen Holmrngen ilnd gieng als Verehrilngsstätte zu<br />

den Slaven über. Denkbar ist, daß die Holmrngen den Ort<br />

Harg'nn, sPlnr. von 1ia.l^n. wie


die Kurzformen<br />

l poni,<br />

Volobuä,<br />

95<br />

(Ussebant),<br />

)<br />

^ , ) — nnd<br />

v lVandke), I^audoodo i. 00a.<br />

sVandel. Vanzel), I^din, Z^äi^,<br />

p. p. Von den Ortsnainen nenne ich<br />

äiitx I)eä6l0vi0


Ganselitz, ehedem im Kirchsp. Wiek, ,<br />

slav. ^^8nli0o, poln. T081Ì66. Patronymik. des Namens<br />

8. Nudala, vom Stamme ^8l Gans; man vergl. 6. IIn8,<br />

den sslnß ^83.V3., den Ort 3^8ino, den Znnameu (^üka (6<br />

ferner die Orte Ganschvitz, Ganscloitz, Göselitz, ' Gansli<br />

Gnnschwitz ^^8itz0io6, Gonschiorolvitz ^^ioroviLe; poln.<br />

Ì 6 ÌÌ<br />

Gramtitz, 6r^inin6titxG, 6rlimb6titx6 ; slav. ^<br />

Patronym. des Namens 6r^bota, Lsr^dotll. 8. 6i-tzd0tlr, serb.<br />

6rudetH vom Stamnic ssrcidü grob, bäuerisch. An<strong>der</strong>e Pers.-Nam.<br />

des Stanimes Arliban, 6ind6^ll., 6i-udÌ8lr, 6 d (^dd<br />

8 nnd die Ortsbezeichn. ^rebooin,<br />

dii<br />

Cassenvitz, , ;<br />

slav.Ivll.l'8 6vÌ06,1^3.i-8 6N(;vÌ0 0, aslov. Krü86nevico Patronym.<br />

ans denen man die Pers.-Namen X^l8 8. Ivar.^, Iv.<br />

Krakvitz, Xra1^6mtxv, iod3.(;^6>v, lodava zn Grnndelicgt, dessen Etymon aber nicht<br />

klar ist. Man hat außerdem die Stämme lod, lab—all) weiß, lovü<br />

Jagd, loboäa Melde, iopata Schaufel in Bezug auf ihre Derivativa<br />

unter den Ortsnamen genan zu nntcrscheiden, wobei sich nicht<br />

selten Schwierigkeiten herausstellen.<br />

LÜki I d Ì t Itt<br />

tz , ; s ^<br />

Patronymik. des Namens I^juwcd 8. I.Mt6^ vou ^<br />

eiuem Stamme, den die Slaveu bei <strong>der</strong> Namenbilduug gerne verwandten:<br />

I^utioi die Lutizer, I^uta, ^ut6k I k I^tt<br />

dr, 1^ut0AN6V, I^Mwmir, ^utor^a pp.<br />

96


tevitz dei Pnttgarten, I^ntivouitxo^ I^iitwnitxo; slav.<br />

^ v i o o ^ 8. I^nt^ni(;o Patr. <strong>der</strong> 9ia:nen I^util< o<strong>der</strong> I^<br />

Koseformen des Vollnamens I^uw8l^v desselben Stammes.<br />

i^iil/'N/o eingegang. Ort. I^nto8itxo, I.n88itxo; slav. l^uts)sÌ06<br />

nach dein Knrznamen I^uto^ desselben Stammes.<br />

Malmeritz, NlUlnoi-it/c;; slav. ma^ om(;rio(3 (wie böhnnsch<br />

Alberi!) in^iini^iioe, in Ungarn iii^i0M(;r, in Mähren mn.i0m^l'io6,<br />

poln incilomiorx ilnd ni^iomior^^oo) Patronym. des Pers. Nam.<br />

NioiN^r d. i. !I 1>^I VO 110IN6N lllil)0118.<br />

3ionnvil> ^lnniuit/.o, ^l0i'N6vit/6, ehedem Or08, ^l'6886. Beznl^<br />

^n dem dentschen Worte 3ionne ist nicht einlenchtend; dagegen<br />

vergl. die poln. Ortsnamen ui6nio>vico, ninio>v^ des Weiteren<br />

i1v, gali,^. nioni(nv^ uionovvioc^ nionli87.(nv, poln. nino^vioä/^<br />

Ninchen, ninio6, ninko^vios^zechisch nini0G, ninolioo, nino-<br />

, in6o!lov^ nina,60viol), n^iii(;6, Ninikow im Kr. Oreifenberg,<br />

denen Personennamen vom Stamme nin (Vedentr.ng noch nnsicher)<br />

zn Grnnde liegen. Belegt sind die Namen ^ ^ ^ i M<br />

Ili ^i ^li^ ^liI ^id ^l<br />

^ ^ Xinon. Miklosich erklärt<br />

nin — für identisch mit in — <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e (?) wärend <strong>der</strong><br />

Serbe I)nni6n: darin einen Kin<strong>der</strong>ansdrnck findet, verwandt mit<br />

iinna, N0na, Mntter, ninati schlafen von kleinen .^.n<strong>der</strong>n gesprochen<br />

«Natnrlant na^ ui). Demnach 3ionnloitz slav. ninioi<br />

Patronym. des P. 3t. ^ink, Xini Koseformen von 2>liii08lav<br />

I l )<br />

Der ältere Name Dr68 entzieht sich einer gesicherten Herlcitnng.<br />

Man kann vergleichen Stamm är68 in<br />

Tyrol.<br />

Pan<strong>der</strong>itz, eingegang. Ort, ?li,iiä6ritxo; slav. p^älz.i'ic^. Nachkommen.<br />

Sippe des ?Hä3.ri, nenslov. ?llä^r d. i. cu8w8 vom<br />

Stamme pud^ä ^)6ii6i'6. Vergleiche Spandan im Kr. <strong>Greifswald</strong>e<br />

nnd das dort Gesagte. ?:ni(i6t60ii Person. Name im 00a.<br />

äipl. ^oion. In Oberschlesien Hort man den Familiennamen<br />

Rei<strong>der</strong>vitz, ^6^ä6ruit26, I^väyrimtxo, I^i^äGi'vitxo; slav. ?<br />

i nach dem Namen I^tai- —rat^i, — o<strong>der</strong>? i'6jäai6vi(;6<br />

nach einen: erschlossenen Namen K.6Mu.r; Stamm rejd Fart, Ilmlanf,<br />

Geleise, i;. re^äiti hernmtummeln. Czech. <strong>der</strong> Ortsname<br />

rv, 8ni3.rxc)^vH, 8iii3.1^6wo, Smarzovih in<br />

97


Schlesien8MlN'/.ovico,8in3.r7v1^0>voilllPoseilsch., sodann 8mn.l-lI7.6vv0,<br />

8Mll.i (Ì7>onÌ0e. 8m^l'86uitx6 kallll slav. sein: I. 8 Mll.1'7 0 VÌ06<br />

Patroilynl. des P. N. 8mlrr, 8mlii7^ 8m.ii'6 (inl 00s1dipl.0ln.<br />

pol.), dessen Etymon noch näher zu bestimnleil ist; doch 00t'. poln.<br />

8inHt"/, 8M5N'lI/die Morchel; 2. 8m 3.rdx6vi(;6 t8Ml'l1^(l6vi>!ti) voll<br />

einem Pers. Namen 8mln-ä, 8mrüdü rl.i8tiou8 pl6l)oju8. Vergl.<br />

Schnlarsall 8ln«,räx6^v0 bei A. Brückner, Tchlllardt 8Mlil-d/ in<br />

Schlesien. In 8miüäü liegt Wnrzel 8m^r eo^it^l^ zll Orllllde<br />

(/,l65>f)t/^ daher ilrspri'tilglich I10M0 60»'it^n8, persisch mord, arnlenisch<br />

m^rä liomo, später wie I6ut6 im Dentschen ill dell Vegriff<br />

Baner, Untertan. Höriger übergehend ^Zr^nlil ^'l088lir. S. 4^7).<br />

Von 8mi'cidü später das Denominativ 8mni66ti bänrisch dllftell,<br />

)l6I'O; lit. 8mir(i3.8 506t0r, 1i0lN0 N6(1IUIM.<br />

Ttarrvih, cniili 8tlii86^vit7., 8tll.r86uitx6; slav. 8tlir6vic6 8.<br />

)^6vi(>6 die Sippe des 8tln- 8. 8tlil'08 d. i. Äl<strong>der</strong>mann;<br />

Stallllll 8t^rü alt, lit. 8t0i-3.8, gol. 8tinr3. Vergl. polil. O. ^N.<br />

Znhlitz, 8nlitx6, 3nltx6. >)üIit/>6: slav. 8nlivo, 8N8otic'o^ 8U8/^<br />

Züssow.<br />

- - Zürkvitz. 8nl!v0vitx6,8nrlv0nitx6,8llli'ovitx6; slav. ö<br />

von deni Pers. Nam. ^uroi^; Stannn /ur^ Üehnlvort ans dem<br />

Dentschen 8lUlor. ^nrek Familienname in Oberschlesien. Man<br />

vergleiche die Orts. N. xar6^v, ^nro^vll., öm'N.tvn, inrli!v(nv. /nr^Ivi,<br />

(Pers. ^)^. ^ni-^iv), (^, xni'sjV60 xuroi, ^ur6n, in Pomerellen<br />

^aromiu. Dem ^ante nach nahe stehen die Ortsnamen 8<br />

8ui0olu^v, 8uro>v!i, 8nr8>t)^ 8urkov^ in Krain, 6. 8Nl'8.l<br />

von! Stannne 8nr roh, bleich von Farbe — desgleich. Lehnwort.<br />

Zürkwitz erinnert an Snrrvitz bei Nambin, Zürchen in Sachsen,<br />

^ürchel, Hiirkow ((^xnr^ß-l)>v) in Pommern.<br />

Schmantevih. 8mmitouitxe, 8mant6vit7.o; slav. 8M6t6vi0o<br />

Patronym. des Pers. ^ii. 8m6tli, 8mcU^ dessen Etymon 5Nmatä<br />

Trübnng, 8ümlUitl' tri'lben poln. 8m^0i6, 8metn/, 8mutnv betriibt.<br />

Vcrgl. die Orte 8m^t0no, 8Mtzt


V0N! Alammo ^/.i 8or^on8? Bezüglich V0/.6N vergl. die<br />

p . Orte >v'r/.e, >vo^O>vo, ^vo2) lv, »^/voxvu. ^veieió^v sv^/ilov).<br />

Eine änliche Äiehrdeutigkeit erhebt sich bei dem Dorfnamen<br />

Vauselow'. od vu8lrlov, Pers. N. V^8^I


100<br />

L>o ist fraglich, oli Wiel ehedein ^lcv, hier einzustellen sei.<br />

Da aber ^lod nebst seinen Ableitungen ^l^do^ ^lcdok, I^Iod^k,<br />

^I^li^n, ^Is'dd. i'lcdclnilv. ^I('xis>nl)8^ ^ledv^d al') Personellnalnen<br />

gebräuchlich waren, so ei klare ich mc.dovn, als Possessiv des<br />

Nalnens ^Icd d. i. Äceth. Honig. S. Dorf Äcedolo bei Allklanl,<br />

Medevitz in Brandenburg, nicdovü in Gallien.<br />

Nodbiu. Wie ^^öblin statt ^ubelin, so steht ^lobbill statt<br />

Lebbin, ^nbin' slav. l.jn^in^ :^,vc; slav. pl'ü^Ils)v 0, ^^i-^Iiovo nach dein<br />

9tamen ?i-äc!ui, ?l-o!l, ?li,i'(^i, dessen Thema j)rtl(;li ställdei:. Vergleiche,<br />

schles. Parchan. Parchunh ^arcliovioi^ ftuln. i)li.rolioc.in,<br />

s>ln-t;ll(^v0) ^r00!inovvli, galiz. ^s)rrlis)>v!r (V jn-^odov.^ ^i'^0kll


101<br />

Ort des Streites vom Thema 8V5n- in 8variti M ^ ,<br />

puAiia.) svHildll, nxa. Die Form Oiarb ließ inich anfangs an die<br />

Schwurbcu. Surbcn, Sorben denken nnd wollte ich Schwarbe<br />

gleich 8rl)^ Serben ansehen; jedoch kann man die Form txu^il)6u<br />

nnr in 8V3.i'du0 rckonstruiereu.<br />

Vitte — eine temporäre Fischcrstation — ist nnslavisch.<br />

An<strong>der</strong>nseits ist mir aber keine überzeugende Etymologie des<br />

Wortes aufgestoßen. Wer kann nns darüber ein Licht aufstecken?<br />

Rnsewase, 15u886uax6, Fischerei-Station bei Pnttgarten; slav.<br />

? Man vergl. österreich. I^o^va^, poln. rox^vacl^ o<strong>der</strong> schlesisch<br />

Rostwadzc. lox^vliäxa. d. i. ^d^j. ^088688. des Namens U ä<br />

d. i. Vermittler o<strong>der</strong> Schlichter.<br />

Cammiu; entwe<strong>der</strong> Cameni Stein o<strong>der</strong> adjektivisch<br />

steiniger Ort.<br />

P r e s e n z k e , L i ' i 8 k u t x k 6 , L ^ r 8 6 H 8 ^ 6 ) L 1 i 8 ,<br />

Perwolf rekonstruiert diixllnki von diöxa Birke, identisch dem<br />

Ortsnamen Brcsinchen drH8anki in <strong>der</strong> Lausitz. Lrixan, wie nlss.<br />

d^rex^Q, ist eine mit Suffix aui gebildete Ableitung von dröxa<br />

Birke und dürfte, wie ö. drexiua, poln. krxoxilla, I)rx6^in^3,<br />

Birkcnwäldchen, Birkenbnsch bedeuten. Meine Ueberzengung geht<br />

aber dahin, daß <strong>der</strong> Formen Li-i83.nx6^6) Li'i83,utx1^6, ?i'686nx^6<br />

wegen das Endsllffix 8^ anzusetzeu sei; ich rekonstruiere deshalb<br />

Prcsenzke in di-i/^n8ka, drixan8ki6 entsprechend den polnisch<br />

nachgewiesenen Ortschaften bi'26xiii8ka uud d i k (^f<br />

^ i^ovo iu Kram.<br />

Anhang.<br />

Noch sollen ans Wittow gelegen haben:<br />

61it, vcrgl. iHulox in Posen, 6ui6^vitx in Pommern,<br />

in Kärnten. Die Orte 6. Imlin, Inilioo poln. Aulin,<br />

ui6>v0, ^u1ox6>vo, Z'uibiu)', sowie die Pcrs.-Nam.- 6u!ü,<br />

, uiora, önlj^, 6u1ob, (^uia, (^uidlt. bestätigen ein Thema<br />

Aul, das uuslavisch ist uud einem alten Lehnworte angehört; poln.<br />

Fuia.6 schlemmen, zechen, plcrreu uud schreien, serb. puliti zechen,<br />

6. duill^ Schlemmer, Schreier; russ. ^ul^t spazieren gehen,<br />

fanllenzen, ^uli Spaziergang (vergl. den Aulo bei Gotzlow uufern<br />

Stettin), Aul'da Fanllenzer.<br />

Gillitz, ^^1io6 ist Patronym. des Namens 6nl. In Pommern<br />

hört man nicht selten den Famil.-Namen ^sukl.<br />

, hierzn vergl. Glutzow iu Ponnnern, 6. kwäov und<br />

die Stadt Hultschiu 6. kwöin (nach dem Pers. Namen<br />

Stainm altslov. ß-Iukü Getöse Awka, Tnmnlt, rnss.<br />

altslav. güli^ri. 6w0^o ist als Possessivadjektiv des Eigen-


Woldenitz, V0I6UÌ06;<br />

Soldekow, 8u1ikov;<br />

Coldemanz, kl<br />

Zoldekeviz,<br />

Goldewitz,<br />

B<br />

102<br />

namens Oluk aufzufassen. Glnkan bei Danzig ^luko^o enthält<br />

den Namen XIuk, Xw^iu8.<br />

NIäd loduäiok Patronym. des Pcrs.-Namcns<br />

8. Ukiod^ä. Vcrgl. poln. in.^lod^äx, aber anch ein<br />

dem Maldcbutze entsprechen könnte Dann hätte<br />

man, da M6tän., maläe nnr das altslov. ml^äü jung, zart;<br />

prenß. mlUäaj reflektieren kann, den Personennamen Waäod^äü<br />

zn folgern, für den Belege fehlen. Mir will scheinen, daß das ä<br />

in Maldebntzc eingeflickt sei, <strong>der</strong> Neignng gemäß, grnnd welcher<br />

die baltischen Slaven 1ä statt ä setzen.<br />

Ich erinnere hier an<br />

Standemin, swnomino; Coldcvitz.<br />

Poldemin, bolimiuo; Heveldun,<br />

Maldevin, m^oä^vinv; Mildetitz,<br />

Boldebnk,<br />

Goldon, ?<br />

Mildas,<br />

Mildan, ;<br />

Koldatitz, kolatieo<br />

Mildestrey,Uii08tr^';<br />

Fl. Mildenitz, l<br />

i<br />

Schmoldow,8ui0i0v?<br />

Drewoldkc, ilki^<br />

Sildenow,<br />

Saldesitz, x<br />

tz 3 ; Poldechow, i)0l0lwv.<br />

Banern, wonten nach Spalkhavers Kirchcinnemorial vordem<br />

30jährigen Kriege am Giser d. i. ^exoio See.<br />

3od1ü86 bei Cammin; ? Schlense.<br />

Dnrch die Benennnng <strong>der</strong> Scebnchtcn erhielten sich zwei<br />

Namen, wie zn vermuten ist, verschwnndcner Orte.<br />

Rassow; 1-H80V radevo possessives Adjekt. des Eigennamens<br />

Na^ 1^3.82. (Stamm rad unbekannten Sinnes, doch oof.<br />

poln. raodo^vao, deutsch rechnen). Familienname Kaa80d in<br />

Pommern.<br />

Tromp; slavische einschlägige Themata fehlen, denn ti^ka ist<br />

aus dem aliä. trumpa entlehnt. Vergl. die Orte Trampe,<br />

Trampenau, Trampke, Tromp bei Königsberg sowie poln. tl-tzpno^vo,<br />

trtzpin^, trtzp6^, trumi6^)6, tr^bki Trampkc, <strong>der</strong>en Beziehungen<br />

wenig ailfgeklärt sind.<br />

Im Vorstehenden sind die Ortsnamen <strong>der</strong> Halbinsel Wittow,<br />

<strong>der</strong> alten Gardvogtci Wittow o<strong>der</strong> Arkona dnrchiuustcrt worden,<br />

und ließ sich sast dnrchgängig die alte richtige Form rekonstruieren<br />

und die Bildung <strong>der</strong> Ortsbezcichnuugeu mit Sicherheit bestimmen.<br />

Diese Sicherheit <strong>der</strong> Erklärung verdanken wir dein<br />

glücklichen Umstände, daß uns die Hcberegister <strong>der</strong> fürstlichen Ein<br />

künfte vom Jahre 1314 sowie das Register roäitnum »ä<br />

ttpisoopum Ii08ki1ä6U8om portM6nt., die sogenannte Roeskil<strong>der</strong><br />

Matrikel aus <strong>der</strong> Zeit vou 1300-1320, ältere Uebcrgaugsformcu


103<br />

<strong>der</strong> Ortsnamen erhalten haben. Nranchbares Material enthalten<br />

ferner I. v. Bohlens Geschichte <strong>der</strong> Familie Krassow und Fabricius<br />

umfangreiches Urkundenbuch. Sehr verdienstlich sind die Znsammenstellungen<br />

<strong>der</strong> Ortschaften in Grümbkc's Beschreibung von<br />

Rügen. Einige dankenswerte Nachweisnngen gibt Lxomdei-a und<br />

?


104<br />

leumdeteu oberschlcsischeu Wasserpoluisch! — Zweifellos enthnllell<br />

sich aus deil alten Ortsnaulcn Stämllie und Theillen, über die<br />

keiu Wörterbilch Allfschlusi zu gebeu vcrinag. Die Polell haben<br />

iu lexikalischer Beziehltllg noch vieles nachzuholen.<br />

2. ^6!'l^ .I^8inun(^ Gardvogte' I<br />

^ t ^ t ^<br />

, ) jetzt IasnlUlld; slav ?^l.8m^(1 8. ^ H<br />

zieht sich vorläufig je<strong>der</strong> etymologischen Beziehung. Aualog gebildete<br />

Ortsuameu fehleu uicht wie Olniütz, olom^c;^ Person. Name<br />

Oioiu^t ^liinnut); Priement iu Posen ^rxemi^t; (^. (lhoniut<br />

odotiiu^t; Gotmuud auf Rügeu 0tmi^t; <strong>der</strong> Gau xirinuati iu <strong>der</strong><br />

Lausitz uach dem Pers. Nani, ^irmut 8. ^tiiii-; Saarmund bei<br />

Potsdam; sie lichteu aber das Duukcl uicht,' in das sich Iasmund<br />

hüllt. Darf man uordische Eiuflüsse zugeben, so legt sich nahe<br />

<strong>der</strong> skaudischc Persoueu-Name ^8nnm6) ^^inocl iu ^ d l<br />

uud ^ ä<br />

H. Garde uud Festeu.<br />

Sagard; slav. xa^racla, 6. xlrdraaI. Bnrg, Feste; dagegen<br />

n.(I'6 altslov. x^Fi3.ä^o poln. xa^ioäxio, 8udurdi<br />

Die übrigcu Gard-Wälle habeu kciue Nameu.<br />

d. Geschlechtssitze, o^a/, Collektivuameu <strong>der</strong> Sippe.<br />

Barukevitz, ZuriiOkouitno; drani 1(0 vi 06, P. Nant.<br />

l vou draul pu^na., drlrti streiteu.<br />

d ütz, t z L ä i Z Ì i , LÌ ;s<br />

uach dem zu folgerudeu Eigeuuameu I^dom d. i. Onehaus.<br />

Blaudow, dIn.uä0>V) di^näouitxo; slav. dltzäovieo, Pers.<br />

Nam. Litzäa vom St. bl^äiti irreu.<br />

dludovioi.<br />

Polu. dloä0>vi06 ; 6. dludovo,<br />

Borchtitz, ^0i0titx6; boroti06 uach dem P.-Nam. Lorow^<br />

tz; Stamm bori pu^na..<br />

Bresitzc, dröxi06 8. Lroxioo, P.-Nam. Lr6xa, Lroxa d. i. Birke.<br />

Bisseritz, L086i-itx; Vergl. Beseritz iu Meklenburg, Besseritz-<br />

Mühle iu Schlesien 0. d6^6i'0vi06, polu. dix6l^, 6. Weseritz<br />

I)62(Ii'uxi06) Weserail d6xv6rov0. Slav. ?d67.6rio6 uach d.<br />

Nameu L6^6r. Gab es deu Pers.-Nalu. 8Ì86r d. i. Perle? Eutstand<br />

Beseritz aus d6xv6i'Ì06? <strong>der</strong> letzte Fall erscheiut am plausi«<br />

belsteu. Deiu Ortsllameu läge dauu <strong>der</strong> Pers.-Name L6^v6i-3. (d.<br />

i. Onetreu) zil Gruude. Czech. d6xv0rov0 dreimal belegt.<br />

Burkevitz, Lurtk6uitx6, Lur6titx6; slav. bui'6t6VÌ06 8.<br />

dui'6ti06 uach dem Pers.-Nam. Lur6tH vom Thema dur il


105<br />

im Kirchsp. Bobbin; 6a1im6i-i66, Pers.-Nam.<br />

Dalmer d. i. a äanäo noin6n Iiad6N8.<br />

Drosevih, 1291: Dro)'8xavitx6 ; (1rox6vio6 P.-Nani.<br />

(Di'088Ìa8 des Ehronik); St. äio^ u. (Iiooli ? t'a6x.<br />

Dnbni!^, DuI)6nit/6^ Dub!)6vitx6, Dudl)6uitx6; slav. l<br />

8. (Iul)6üi '6 Patronylnik. <strong>der</strong> Pers.'3tam. Dui) 8. Dul)6u d. i.<br />

Eiche; 6oi'. i. ln. äudo^v, (lud, äud^in, 6. äud6N66. Anffallend<br />

die nicht inhalierte Form wie bei den Czecheu. Stamm äudü<br />

Eiche. Davon die Namen D^d, D^dan (Familie Damdon in<br />

Schlesien) Duda8, Dlibrava, DuI)Ì8ia, Dudo^j, Dui<br />

ttatitx 1232 gen. Outix; slav. vergl. poln. ^<br />

^ut^o>vo, ^ut)^ Futvvin; also ^uti66, Pers.-Nanie<br />

Olitila). Der Stamm ist dunkel, 6. kuta Tölpel, serbisch<br />

Answnchs am Leibe, Lutati schlingen.<br />

Clementelvitz; 1c1imtzt6vi66 8. Ki6in6ntovi66 von den Pers.-<br />

Namen I


106<br />

Namen ?6p6i, ?o^e1, poln. ?opi6i d. i. Asche. 3toch vergleiche<br />

den Familien Namen I^oiap.<br />

Prnssenvitz, I^t-u8(;6nvit26, I^in^/onnitx^; pl N3inovi0(^ P.-<br />

N. ?rn8in d. i. Prenße.<br />

Ratnovitz, lag neben Borchtitz. I^it6novitx6, ^wonit/^,<br />

Ivitk3.3, 6 1 1 i<br />

Nenhof, ^^Ali6»liof. ^ ? ^ ^<br />

slav. V^86^0vio6 o<strong>der</strong> V^g6l;liovi6 6 Pers.-Name V)'86^ 8.<br />

V)'866li d. i. Hoch; Stannn v^» nnd v^8Ì^i hoch.<br />

Wostevitz, Aiiu8tg.vitx6) V^0l3t6vitx, (^Ku8wnitx6; slav. kann<br />

sein 1, U8tll.vio6 bei Vorallssetzllng des Pers.-Nam. IMava von<br />

U8t3.viti aufstellen;<br />

o<strong>der</strong> 2, 08t^6vic;6 nach dem 6. nachgewiesenen Pers. N. N3t^<br />

von 08tati verbleiben, sich anfhalten;<br />

3, nach Anname polnischer Chronisten O8trx^0 6 (o8trio6),<br />

Pers.'Name 08tt-a d. i. Scharf;<br />

4, schwerlich xn8tavi(;6 Pers.-3t. 6n8tav wie poln.<br />

Woltitz; V0i0tio6 Personen-Name Volot d. i. Riese; Stamm<br />

groß.


107<br />

Collettive Plurale.<br />

Baldcrek, Zailei'k, L^1d6i'6k6; slav. L^iä^rik^, poln.<br />

k^, Naläi-x)^)' Plllral des Pers.-Nam. Loläsiik,<br />

^ , deutsch Baldrich uud Baldrik, frauzos. I^uäoin, Lauär^.<br />

Vergi, poln. diilärx^odovv O. 3i. uud iu Oberschlesicn den Familiennamcn<br />

Le^ärx^k. ^kd. dalärioli Bauch.<br />

Mukrau, Metrau, Nötign, Xi3


108<br />

6o8ovlaä, an die sich ein 6o8^1^ Ool^in. anschließen kann. Be<br />

zilglich des Stammes ? serbisch A08ll. Herr. Siehe Göselitz nnd<br />

Ganselitz ans Rügell.<br />

Kosdorf, Xo(^68(.Iori); Pers. 3taln. X00I1, <strong>der</strong> ailch slav. von<br />

ti lieben abstammen kann.<br />

Liehow. I^itxo^vo, I^Ì80>V6, I^ixt)>v6; slav. 1l8ovo Pers.-3t.<br />

I^Ì8 d. i. Fnchs; vergl. Orts.-3t. poln. 5)'8(!nv, ^8ii6^v, 6. 1i8ovi(;ft.<br />

Mariolo, ^l^rio^ve; slav. mtrilovo Pcrs.-Nanie<br />

vergleiche die nachgewiesenen Namen poln. Nlu-Ink, ostslav.<br />

sowie den poln. Ortsnanien inln-u!o>v; Stamm altslov. mar zerstören,<br />

mit dem sich später das Thema mai- christlicher Namen<br />

vergesellschaftet. Marlow als Familien-Name in Pommern, sodann<br />

die Orts-Nam. marlsvvo in Posen, Marlin in Lüneburg, Marlow<br />

in Meklenbnrg, Marlinowo Kr. Goldap.<br />

Plnckow, ?!uol^0^v6, Lwokovv; slav. vergl. poln. ktuAovo,<br />

plucko^vo; Plilnkan (blunoovvo) in Holstein. Sichere Reflexe fehlen.<br />

PoissoW, 1^0V80>V) 1^0^880^V, 1^0N80>v; slttV. N 0 ) 80 V 0 8.<br />

P0680V0 nach dem heilte noch erhaltenen Zunamen 1^8, ?008<br />

(Poys, Penß, Pews, Peuse, Peilß); Stamm? altslov.<br />

oiUAUlnm ; lit. ^08ti oiu^i.<br />

Promoisel, Pronioysel, Prymoisel, ?0tprimuitxlo, I^r^n<br />

slav. ^oäü^rüm^^11 d. i. Ort nahe pröm^Il gelegen,<br />

jeriertes 3.ä^00tiv. p088. des Pers.'Nam. ?röm^8lü d. i.<br />

StanllN inaliti denken, gotisch miincl^n.<br />

Qilentin im Kirchspiel Sagard; ^v^tin - dunkel. Familie<br />

Huontiu in <strong>der</strong> Mark.<br />

Qnoosdorf, Quatzeudorf, (Hn3.t8td0rp; slav. Pers.-Nam. Xva.3<br />

von Kv3>8ü 00NVÌVÌUM, Von dein Stamme Kvld8 entleiteu eine<br />

stattliche Anzal Flamen. Auf Rügen hat sich Name uud Stamm<br />

Qnaas, Qilatz bis heute erhalteu, gleich dem Clau <strong>der</strong> Pojseu.<br />

Ranzow, I^8.N80>V6, li^ntxo^v, li^nxlru, LaiixiA, I^uxin; slav.<br />

mchrdciltig.<br />

1, rani^ov Pcrs.-Nanle Lani8 voll r3.nü früh, vergl.<br />

im Kreise Kalan.<br />

Pers. Name Utzäil^ voll i^äü oräo wie<br />

ans r^äxiu^.<br />

Seinpcr. 86mb6r, Lamdor; 8^mboi-, 8«.mi)0rx,<br />

P088. des Pers.-Namens Llnndor. Sommersdorf bei Peukun<br />

Schalow; 7.


ä. Abbauorte.<br />

109<br />

^mboxinxoro, Saiscr. Saisere; slav. a.mb^6 (-1)0) -x^c/or'o^<br />

sorbeuwend. /^li8or'6, x^oxor'o — trIu(I^uum, das ani<br />

See o<strong>der</strong> hinter dem See Gelegene, nnd zwar n.ml)ll,0 beide Orte.<br />

Stamm ic/cro <strong>der</strong> See, ^ircuA. viu6; ? r^tvina. eiu umgegrabene Stück<br />

Feld: i'vti graben.<br />

I^ootx, 1^03X6; slav. entwe<strong>der</strong> r6Ü


110<br />

Schwierscnz. Schwicrzenz; wie poln. xwiorx^nioc, ö.<br />

(Wirsenitz) Tiergarten von xwori foia..<br />

Staphel; dunkel. Vergl. mehre OrteStaffelde, Stophel in Hannover,<br />

Stapel in <strong>der</strong> Altmark, für die slavische Beziehungen nicht<br />

zn ermitteln sind. Einmal steht Stapel statt xapyi, oapiv. Erinnern<br />

will ich an 6. gtavoi Sanerklee nnd 8tav6ii(;6 Sanerbrunn<br />

vom Stamme stava 8uoou8, 8tavü rum6X.<br />

^arAovvy, ^arolio^v, Oarolio^v, Oar^o vergang. Ort; slav.<br />

1, tar^ova wie poln. tardona., schles. Tarchvitz wi^oviea von<br />

tarAi c;. tid, as. trü^ü Markt, lit. tm^n3 stand, targ- forum, cof.<br />

tlü^3.ti, tai-ß-ao zerren; 2. tlnckova bei Vergleichung <strong>der</strong> Orts-<br />

Namen poln. t3.i-Lda.lv, tarati nin, tarsiai in, galiz. tordw^v nnd<br />

des Pers.-Namens ^aroli^a; poln. tarcdack rasseln, ranhes Geränsch<br />

machen.<br />

Trnpe, ^l?rup0w; slav. trupv wie Dorf Troop trupv im<br />

Kr. Stnhm, Truppen trupiu in <strong>der</strong> Lansitz Pers. Name "lrupa<br />

d. i. Grindiger; Stamm poln. trap wie ti-^ä Aussatz, Grind,<br />

^rnpv'ist Plnral von I'rupa. trupov«. ac^. po88 desselben.<br />

Viehke, Vietze, Vict'ch, Viesch; macht Schwierigkeiten. Man<br />

vergleicht poln. ^viois, >vi»ki; Vietzig im Kr. Laueuburg >vit^,<br />

-vvicik; serner 6. v^gka, vv8ka l Diminutiv von ve3, as. vl8i<br />

p!-3.6äium), doch decken sie die deutschen Formen nicht genügend.<br />

Zu einem gewinnen<strong>der</strong>em Ergebnis führt <strong>der</strong> Vergleich mit dem<br />

Orte Wisch. Wiesch bei Wismar in Meklenburg. Dieser 1519<br />

"Mxk5, 1339 ^itxvk, 1322 ^vxftt^, 1230 ^ixok kann slavisch<br />

nnr vv8oli3. o<strong>der</strong> VV80KÌ6 gelautet haben von vv8okü hoch. Ans<br />

^ ^Ì 3^i ist anch Vietzke hervorgegangen.<br />

6. Anhang.<br />

Dnnkle Formen sind: Brnnske, vergl. Brunsk im Kr. D.-<br />

Krone poln. broiiiko^vo 3. drumkono, Brunke in Posen broni-<br />

Ko>v0 Pers. Name Lronik d. i. Verteidiger, Krieger Oampa3,<br />

? ^l-^pe8, kltzpg.ö von krHpü, parvu3, 0r^88U8, akä. krimpen<br />

zusainmenziehen. — Gummanz; vergl. odom^ncy in Galizien. poln.<br />

otwiutzöa, «bomtztios, Gumenz im Kreise Köslin, Gumzien auf<br />

Usedom; Stamm cüiom fraglicher Bedeutung. Iasmnnd. Lnnn;<br />

? wie poln. toui ^onie, wendisch tunia.; Mühle lun in Krain;<br />

Stamm wn in Wn0v, dessen Bedeutung unsicher. Moysall,<br />

N0V863.I6, Nov85l.I ivergl. den Ort Moysal bei Pennin im Kr.<br />

Franzbnrg. Moisall in Meklenburg): steht ohne Bezüge nnter den<br />

Appellativen, man hat an Pers. Namen zu denken wie etwa<br />

No^8i!, Uu8ia1, Hsu8o1, Uu7.ll.I nnd Nv83.1 doch fehlt ein sicherer<br />

Vergleich. — Schlante ? von 8la.n5 8alnu8 Schnittnitz, dnnkel.<br />

Die Schaabe, 8kod^. 80lrk; I2öi) Gehöft kd


111<br />

In <strong>der</strong> Gardvogtei Iasmnnd .sollen noch gelegen haben die<br />

(Zntitx, (^ut x; o 1)0 ti o6 Pers.-Name (Hot, wenn nicht<br />

vom Stamme Aut. 6du8t3


112<br />

2, do^inixo Pers. Nani. Z6X6mn. wie in dem 6. Orte<br />

doxomin, dossen Stamiu nur duukel;<br />

3, (schwerlich ziltrcffend) d^xm^^t Possessiv des Eigennamens<br />

li0IN0 ll.I)8UlÜU8 (l^i^tm^st ini ('(l. cli^lom.<br />

Nichlitz. 1^iIIÌ8t6, ZaIÌ8t0'. slav. schloerlich dalwo nach denl<br />

gut belegten Pers.-Nam. 1^u!a lFamilie Zal^ iil Oberschlesien,<br />

poln. balkovvo, dal^v/) von 1)li5ü ein Vrot, Klulupe, poln. dulll.<br />

ein schwerfälliger, ungeschliffener Kerl) son<strong>der</strong>n dolchi/ Plural<br />

des Namens Uolo^tn.; Stamm Iwlü viel, groß.<br />

l^ircli6vitxo, ? Aurkevitz: dui60U6vi(;s Pers.^t.<br />

I^ue>; (^. delegt; dal- dorens.<br />

C/.l^äit/, (^>(5M'n,äit/. vergang. Ort: (^i8tira.(iioO, ('^. o<br />

uach dem Pers.-Nain. (^/l8tir:i(l, (^til'lul d. i. <strong>der</strong> Ehre froh;<br />

6i8ti !»^iml-. Doch sei bemerkt, daß Cyeerad, Czeezyrad allä) zum<br />

Stamme ('^15 erwarten gestellt wird; man vergleiche die ^ormeu<br />

( ) l (^tiä 8 i ä ( ' ä ^ i ä l)i6iä 6'iiä<br />

lu8^ bei denen die Stämme 6a., ,<br />

spielen, schmeicheln. 6uä nnd 6u/. eonknrrieren und sich vermischen.<br />

Talkvitz, ^il,l^ovit/6; cl^N


113<br />

(dessen Stamm ?) mii26tio6 Pers.-Nam. Uuxeta von lu^M Niann<br />

und poln. O. ^)l. mu8xtvui6 dnnkeler Bedeutung. Vergl. die<br />

Orte Mnstin in Meklenb.", Mnsterfitzkaten, Musternik nnd Musta.<br />

3iadelitz, I>l6äa.1itx; U6ä3.1io 6 Pers.-Nam. ^6(ik1a. d. i. (M<br />

noli äkäit vom Particip, äaiü gegeben. An<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Volksstamm<br />

<strong>der</strong> ^ntolioi nach dem Stammvater setola von U6t ^o06nd6i6.<br />

Nistelitz, ^'8w1i06; slav. usxäilioo 8. uexäSiioo Pers.-<br />

Nam. ^6xäilü n. ^le^äklü ^6xäa, ^äila, ^exäölll); Etymon die<br />

Präpos, ne nicht ->- Stamm xä ooinp0U6i'6, oonäero.<br />

Pastitz, ?^i86titx6; slav. pi-ULetioe pai'86ti06 Pers.-^itam.<br />

vom Stamme prüok stieben, p3.rc;kü^ pi-a.okü Stand.<br />

Man kann aber anch pariti poln. parx^e brennen, brühen zn<br />

Grnnde legen nnd slav. parstioe vom Pers.-Nam. ?ai-6tH rckonstruieren.<br />

Beide Ableitungen erscheinen gleich zntreffend nnd<br />

wertvoll.<br />

Ha.in0ti8t6 vergang. Ort; slav. 8Hmoti8t6 die Einsiedelei, die<br />

Einschicht von 8ainota Einsamkeit, Einzelhof, Einschicht; Stamm<br />

ü selbst.<br />

Wer will, kann Samotiste anch in 8am0tio6 Pers.-^^am.<br />

d. i. Einschicht auflösen nnd den Ort zu den Geschlechtssitzcn<br />

zälen.<br />

Seelviiz, ^eißvitxs, 86i6iiit26; slav. '/6i6vi66 Pers.-^tani.<br />

L6i d. i. Grün. Vergl. ^1.<br />

Silvitz, 86in6vitx6, 8iiQ6vitx6^ 8i1ll0vit^6, 8)'1i6vitx 1320<br />

: slav. X6 1,Q6VÌ66, Pers.-Nam. 2616N (vergl. (^. anch<br />

l i ) d. i. Grün; 00nf. poln. O. N. iiü i i i<br />

iii<br />

Serams, 8i'3.in8itxy, 8tr3.in8it2 1320<br />

; slav.<br />

Pers.-Nam. 8iain0t^ d.<br />

p ;<br />

^ 8ti'HM()ti(;6 Pers.-Nam. 8tramota. d. i. puäor;<br />

d lÜ0i;<br />

Pers.-Nam. 8i^me^ d. i. pudor;<br />

i;<br />

^ Pcrs.-Nam. ^i^bek d. i. Häuer;<br />

hanen.<br />

SÜllitz, 8^3.1l68iHUÌtX6, 8ui86VÌtX6; slav. 8u1Ì8i5lVÌ06 P.-N.<br />

i d. i. doni viri U0M6I1 da.b6Q8; 8u1ü K0NU8.<br />

, Ìtx vergang. Ort; slav. trud^ios 3.<br />

Pers.-Name ^r^bok uud ^rabiö d. i. Trompete, Tropf<br />

an Geist, Faselhans; tr^da Trompete.<br />

Tribbratz; ? slav. ti-6doi^äio6 Pers.-N. ^r^doraa; ti 0d 01 ax<br />

jeriert. a.äj. po83. von ^rkdoi-aä; ti^bü passend, dürftig.


114<br />

Trips, ^rsdx^tx 1320 ^ripl)68itx6; slav. ti6di^Ì06 Pers.-N.<br />

di^ ^r6do8 von ti^dü.<br />

Viervitz, Vii6vit7!, Vir6uit7.6; slav. V6r6vio6 P.-N. Vörg.<br />

d. i. 6


115<br />

Gobdiu; Audi u, Atzbiu Pers.-N. Ouda, O^d^, 08. Vergl.<br />

Gubiu 1342 6odiu sowie ^udin Stadt Gubeu.<br />

Karow, Ll^ro^v 1213, Lliai-aa. 1163, Lliarutx^y; slav.<br />

Odorov, clioì'ova uach dem Pers.-N. Odor, (Hoi-M u. ^<br />

Stamm dor fraglichen Siuues. Vergl. die Orte<br />

obaì'evo, «!i0!'6V0) odxrolio^, ^ar^dovo, 6. okai'ovioe,<br />

odoiiu Choriu.<br />

Lübkow, I^ul)6^0^v' I^ul)i1^0v Pers.«Name I^Mliik d.i.<br />

Liebmauu.<br />

Pautow; p^to v Pcrs.'Name ?ätH ?uta; Stamm p^tl Pfad.<br />

Selliu; xe1in0 Pers.-N. ^nl; 561 oupere.<br />

Streu, 8tioi^ii6, 8tr6i6; gtl v^evH ^60t. von<br />

Polu. str^e, 8tr)^6>v.<br />

Stresow; 8 trei o va Pers.-N. 3tl6^ Ztröia; »ti-6^ Wache.<br />

Zaruekow; 6iru6^0va 8. ^arno^ov^ Pers.'N. L l k<br />

^ vou v6 1212; 86rakova P.-N.<br />

aschgrau;<br />

l PN ßik von<br />

ä. Adbauorte.<br />

Beide Formen gleich zutreffend.<br />

kn6?!Ì0> Knäse, Edelmann.<br />

Dolge; äol^v, dlü^ von älü^ü lang; 6. cliauiiö ävoi^ die<br />

langen Höfe.<br />

Dolgcmost; wie c:. älauliv mo8t, üiu^ü M08tü lange Brücke.<br />

Gager; ^avorv Plur. vou ^voiü Ahoru.<br />

Göhreu; ^6rua. Adjekt. von ^ora Berg.<br />

Granitz, Ai-aanoe; Arauioa Gränzhügel.<br />

Lancken, I^anod^, ^.I.u0^H; 1^,k a Sumpfwiese, Heumatte. Moos.<br />

Muglitz, ^lu^aiitx, Uu^Hiit7.6; moA^lioa. vou ui0^i9.<br />

tuiuuwß. (^of. Gamlitz ^omvlio», inoliino, in0^i1vi0H, Möglitz<br />

6. luokeinioo. Damit vergl. Mugliuau (^. luu^iinov, o. wu^i,<br />

polu. muoklin, 6. niokliii; altslov. mü^Ia. wie nn^ia. <strong>der</strong> Nebel.<br />

Musitz, Nusitxa; slav. MU8Ì0H, ouiex.<br />

Mustitz, Uo^8tit26; slav. ni08ti(;6, wenn gleich


116<br />

Schwertzien, Alten- uud Neuen-Zien; 8vr6iQ^ poln. ^vioi-lvie<br />

8iur6iiia Rottannenbnsch; 8VI-K. 8ini'Il. die Rottanne.<br />

Thiessow; ti8ov Eibenbusch, Taxllshain von ti3u Eibc,<br />

Taxns. Davon ti80vni03. Thiessnitz, Thiessower Nach.<br />

V6^ ^6i'H tÌ8ovn. Eichenbnschberg.<br />

litz, 1249 V^Im6nit7.6; slav. illin'nioa villm^nioa<br />

von iiimü die Ulme, <strong>der</strong> Vilmenitzer Bach, nach dem <strong>der</strong> Ort dann<br />

hieß .Znr Vilmenitz".<br />

Insel Wilm; villm^o, i1lmi^6 Ulmicht.<br />

^V^n^oi'nit^ vergang. Ort; ^^rlnioa, poln. ^v^^or/.mea. von<br />

HAi'i Aal.<br />

Wreechcn; entw. vrüo^w^vna., vrokovina, vrol^n^ <strong>der</strong> hohe<br />

Ort. poln. ^vÌ6rxoliuin,, o<strong>der</strong> brüL^^n^ Uferanwoner von kr^Aü Ufer.<br />

6. Anhang.<br />

Eine merkwürdige nnd dnnkle Form ist Wolibanz,<br />

oi86l)ä6, ^Vodo/86(1o; slav., loie ich meine, uduM, ,<br />

6. libu^ svui)!l,


117<br />

?1u^0d^iä Pers.-Name I^ukob^äü, dessen<br />

erster Stamm I^ik dnnkel; lül: Lanch; 1^ 1^ biegen.<br />

O^diuix bei Karow; vielleicht ätzduio» Eichfeld, o<strong>der</strong><br />

äob6ii6o Patronym. des Namens Oodyii d. i. Gntmann.<br />

86^0X87.1, ^og-HZtix; slav. 86^08tÌ06 Pers.-Name 86ß>08t)<br />

<strong>der</strong> im ooä. äi^I. polomao nachgewiesen erscheint.<br />

1320 Oadoovitx; slav. äod^0vi(;6 Pers.-Nam. Dodek d. i.<br />

Gntmann; Stamm äod gnt. Vergl. 6. äodkovioy, äod^ov,<br />

poln. " ^' '


Berichtigungen nnd Nachträge.<br />

119<br />

Seite 65 Geschlechtssitze.<br />

Lamuoilko 1324 bei Stralsnnd; slav. b^m^ioo P.


120<br />

. Seite 76^Pustow, weil urkundlich LudÌ8tou: slav. duäo^wv P.-N.<br />

6l.i(io8t3. vom St. buä lveckeu o<strong>der</strong> I)^ä woueu.<br />

84 Lossiu. Nebeu dem Pers.-Name ^()ä)^a (Stamm toä<br />

^ "^ Suff. ^3.) sei eriuuert au ^uä^^lr voiu St.<br />

Volk uud au altslov. lot/^n. domo U0(^aa.in.<br />

„ 86 Züssow. Züsow iu Meklenb. uicht 8U80v soudcru<br />

uach dem P.-N. O.u5.<br />

88 N60^0m^l'8^ lehut sich au das Appellativ. 6.<br />

M(i0li0llioi-ka Miegeuschwauim. au.<br />

„ 88 Pritzier urkuudl. vordem ?r6txin mithiu preÄu vom<br />

Stamme pi'O^ü schräge.<br />

„ 89 Die dort aufgefürteu Familieuuameu slavischcu Gepräges<br />

sind aus einer Zusammeustelluug von nahezu<br />

6000 Familien Namcu aller Ortschaften <strong>der</strong> Insel<br />

herausgezogen. Eine vollständige Liste <strong>der</strong> Familien<br />

konnte ich lei<strong>der</strong> nicht erlangen.<br />

93 Das Verhältnis <strong>der</strong> rujauischeu Vjete 8. Vite deutet<br />

ganz knrz an llauu8 in seiner .Wissenschaft des slav.<br />

Mythus" uud wird dasselbe etwas geuauer besprochen<br />

in <strong>der</strong> OxeZko-Noravskü. kromka, Prag 1880 2. Anfl.<br />

S. 33-36.<br />

92 Krekoz ^1-6^06 (statt Xi-aku8).<br />

^ 97 Nonnvitz. Nonnewitz im Kr. Weißenfels<br />

IN0M3.168 ist in <strong>der</strong> Tat Patronymik. von<br />

sorb.-wend. die Nonne.<br />

98 Zürkvitz. Bemerkt sei noch, wie im Sorbenwendischen<br />

xurk Hamster, Geiziger bedeutet.<br />

99 0. Besitzdörfer, pi-ayaia, poln. >v8i6 (statt 008I6).<br />

107^Banzin. Dorf Banzin bei Köslin, inden Urkundeu<br />

Lä La.nä63^n, entspricht slavisch. btzäoZiu 8.<br />

dtzä68iii Possessivadjektiven <strong>der</strong> Namen<br />

tz tzäH 8. LtzÜ68a vom Stamme d^ä wonen.<br />

Vergi, p. dtzäxi63x^ua, d^äxin, wend. Bantzen<br />

In <strong>der</strong> Fortsetzung folgen die slavischen Ortsnamen <strong>der</strong> Gardvogteien<br />

Bergen, Patzig, Schaprode, Gingst (nebst Hiddinsoe und<br />

Nmmanz), Rambin, Gartz und Altefäre, sowie die übrigen Ortsbezeichnungen<br />

<strong>der</strong> Insel Rügen.


(Heldseuduugeu und Correspoudeuzeu betr. das<br />

Museum werdcu erbeteu au deu Schatzmeister <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

Oberlehrer Dr. Kühuc, Hoheuzollerustrasze Nr. 8:<br />

Beiträge für die Baltische« Ttudieu uud Correspoudeuzeu<br />

betr. 'oie Bibliothek au deu Staatsarchiven Di.<br />

vou Villoso (Ndresse Kouigl. Staatsarchiv im Schloß),<br />

alle au<strong>der</strong>eu Teuduu^eu uud Huschriftcu solvie Veitrittserkläruugcu<br />

au deu vorsitzeudeu Sekretär Gyuiuasial Direktor<br />

Professor temete, Ntöucheuftraße )ir. 34.


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Saunier) in Stettin ist erschienen und dnrch jede.Hnchhandlnng<br />

zu beziehen:<br />

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im Uhrthurm) ist geöffnet Sonntags von 11—1 Uhr.<br />

Auswärtigen öffnet dasselbe anch anner dieser ^eit anf<br />

vorherige Benachrichtigung Herr Kuorrn, Kronprin^enstraße<br />

Nr. 7.

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