UNIon - Europa-Universität Viadrina Frankfurt
UNIon - Europa-Universität Viadrina Frankfurt
UNIon - Europa-Universität Viadrina Frankfurt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Internationales 11<br />
[<strong>UNIon</strong>]<br />
Italiens Botschafter Purini zur „Kultur als einende Kraft <strong>Europa</strong>s”<br />
Am 10. Dezember 2007 hatten die Studierenden<br />
die Gelegenheit, einen interessanten Vortrag<br />
zum Thema „Kultur als einende Kraft <strong>Europa</strong>s”<br />
zu hören. Präsidentin Prof. Gesine<br />
Schwan begrüßte Seine Exzellenz Antonio Puri<br />
Purini – den italienischen Botschafter in<br />
Deutschland – und Prof. Jürgen Neyer tat dies<br />
im Namen der Kulturwissenschaftlichen Fakultät<br />
auf Italienisch, was für Staunen beim Botschafter<br />
sorgte.<br />
Die Hauptthese des einstündigen Vortrags<br />
war, dass es immer mehr Probleme in der Europäischen<br />
Union geben wird, die man nur in<br />
Zusammenarbeit lösen kann und dafür<br />
braucht man ein gemeinsames Gefühl vom<br />
europäischen Kulturgut. Solidarität sei notwendiger<br />
als je zuvor. „Kultur ist die Kraft im<br />
Herzen der Menschen, die eine zivile Begeisterung<br />
auslösen kann“, so S. E. Puri Purini.<br />
Obwohl Kultur an sich schwer zu definieren<br />
sei, sei die Existenz eines europäischen Kultur-<br />
FORTSETZUNG VON SEITE 10<br />
Rendez-vous sur l’Oder”<br />
Reste wissenschaftlicher Begründungen, die<br />
sich aus ihrem ursprünglichen Begründungszusammenhang<br />
völlig gelöst haben können, finden<br />
sich im Alltagswissen der kulturell Handelnden.<br />
Und gerade dieses Wissen verdient<br />
es, vorsichtig eruiert, aber dabei auch in Frage<br />
gestellt zu werden: Was bedeutet es zum Beispiel,<br />
ein „Naturprodukt“ beim „Bio-Bauern“<br />
zu erwerben? Auf die Mahlzeiten bezogen<br />
steht tradiertem Verhalten der immer stärker<br />
ausgeprägte Individualismus entgegen: Der<br />
Wunsch, zumindest hin und wieder im Kreise<br />
der Familie zu essen, besteht zwar weiter, jedoch<br />
will man sich dabei nicht nach überkommenen<br />
Konventionen richten.<br />
So bilden sich innerhalb der Familie bestimmte<br />
Rituale heraus, bei Tisch spielen sich geradezu<br />
theaterähnliche Szenen ab, um den „Tagesbericht“<br />
der berufstätigen Eltern oder die Kommentierung<br />
aktueller Ereignisse herum konstruieren<br />
sich Beziehungen. Schließlich müssen<br />
die Mahlzeiten zubereitet werden: der eher<br />
„schnellen“ Alltagsküche steht das entspannte<br />
„Sonntagsessen“ mit der Familie oder mit<br />
Freunden gegenüber. Bei aller Rücksichtnahme<br />
auf bekannte Vorlieben und Abneigungen der<br />
bei Tisch Versammelten: Wer gibt hierbei letztlich<br />
den Ton an? Wird am Wochenende der<br />
Hausherr mit seinen Spezialrezepten für besondere<br />
Gelegenheiten glänzen wollen, und<br />
muss dafür – wenn man einmal diese traditionelle<br />
Rollenverteilung zugrunde legen will, die<br />
im Übrigen häufiger anzutreffen ist als man<br />
denken sollte – die Hausfrau zurücktreten, die<br />
doch für sich beanspruchen kann, im Regelfall<br />
des Alltags allein für alle(s) zu sorgen?<br />
Die Konstruktion von Familienbeziehungen im<br />
Alltag ist jedenfalls, wie die anschließende Diskussion<br />
gezeigt hat, ein anregendes Thema.<br />
Es ist geplant, die Reihe der „Rendez-vous sur<br />
l’Oder“ in den kommenden Semestern mit<br />
ähnlich spannenden Themen fortzusetzen.<br />
gefühls unabdingbar als Festigungsband der<br />
Völker. Aufgrund der weitgehenden Integration,<br />
scheine es, als ob eine europäische Kultur<br />
vorhanden sei, aber in Wirklichkeit stehe<br />
noch viel Arbeit vor den Europäern. Das Ziel<br />
sei jedoch erreichbar, wenn man die nationale<br />
Kultur jedes Mitgliedslandes respektiert, betonte<br />
Purini. Dazu müsse man sie aber auch<br />
kennenlernen. Er ging ein auf die wachsende<br />
Popularität des Erasmus-Programms und des<br />
europäischen Jugendaustauschs – beides intensiv<br />
praktiziert an der <strong>Viadrina</strong>, weshalb es<br />
für ihn ein Vergügen sei, hier zu Gast zu sein.<br />
Sein abschließendes Motto war, dass die EU<br />
eine Einheit von außen und gleichzeitig eine<br />
Vielfalt von innen gewährleisten solle. „Das ist<br />
die große Aufgabe für die kommende Generation<br />
von Europäern, die an solchen Hochschulen<br />
wie der <strong>Viadrina</strong> ausgebildet werden”,<br />
unterstrich der Botschafter.<br />
JAKUB PLONSKI<br />
FOTO: HEIDE FEST<br />
Italiens Botschafter Purini während des Vortrags.<br />
Die Welt zu Gast – beim „International Day”<br />
präsentierten Studierende ihre Heimatuniversitäten<br />
FOTOS: HEIDE FEST<br />
Gedränge und Sprachgewirr<br />
an den Infoständen<br />
der Studierenden, die<br />
sichtlich Freude daran<br />
hatten, ein Stück Heimat<br />
an der <strong>Viadrina</strong> zu präsentieren.<br />
Auch Cecilia Serie aus<br />
Kamerun, Christin Gericke<br />
aus Deutschland<br />
und Hoag Yen Tran Ta<br />
aus Vietnam (Foto links)<br />
gehörten zu den Akteuren<br />
des Tages.<br />
Am 15. November 2007 lud die <strong>Europa</strong>-<strong>Universität</strong> ein in das<br />
Gräfin-Dönhoff-Gebäude zum „Internationalen Tag”, bei dem<br />
ausländische Gaststudenten ihre Heimatunis vorstellten – 47 <strong>Universität</strong>en<br />
an 35 Ständen.<br />
Sie informierten über Studienmöglichkeiten und den Studienort,<br />
beantworteten Fragen zum Auslandsaufenthalt und stellten das<br />
Erasmus-Programm vor. Der Tag wird gemeinsam organisiert von<br />
der Abteilung für Internationale Angelegenheiten, dem Allgemeinen<br />
Studentischen Ausschuss und den Interstudis. Abends startete<br />
dann eine „Internationale Nacht”, beginnend mit einer Filmvorführung<br />
und am frühen Morgen endend in der Diskothek<br />
„Kamea”. An der <strong>Viadrina</strong> sind derzeit über 5.000 Studierende<br />
aus über 75 Ländern immatrikuliert. KATJA POHLING