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mitpfarr - gelegenheit - St.Petrus

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8<br />

O, Sonntag,<br />

wie du warst, und was ist aus dir geworden<br />

Erinnerungen und Gedanken von Dieter Lorenz aus<br />

Sickte, Gemeindemitglied und Kommunionhelfer am<br />

Kirchort <strong>St</strong>. Ansgar.<br />

Wenn Mutter die Nudelrolle heraus holte und den Teig<br />

auf dem Tisch zu einer „dünnen Platte“ ausrollte, da<br />

wussten wir: Der Sonntag naht. Die „Teigplatte“ wurde<br />

zur Rolle und daraus schnitt Mutter die<br />

“Sonntagsnudeln“. Bei uns war es Tradition: Nur am<br />

Sonntag gibt’s Suppe und darinnen schwammen die<br />

guten selbst gemachten Nudeln, danach kamen Klöße<br />

auf den Tisch. Meine ersten acht Jahre erlebte ich mit Mutter, Vater und<br />

meinen drei jüngeren Schwestern in Neiße in Oberschlesien.<br />

Neben dem Essen wurde auch streng unterschieden zwischen Werktags- und<br />

Sonntagskleidung. Wenn wir in die Kirche gingen – und das war an jedem<br />

Sonntag selbstverständlich – wurde „die gute Kleidung“ aus dem Schrank<br />

geholt. Wehe, wenn da vor dem Kirchgang ein Fleck darauf kam. Mutter<br />

wurde dann immer sehr ärgerlich. Der Sonntagsnachmittag – natürlich in den<br />

„guten Sachen“ – war sehr vielseitig. Wenn Vater mal am Sonntag Dienst am<br />

Getränkeverkaufsstand am Bahnhof hatte, dann gingen wir gern vorbei, denn<br />

da gab es schöne grüne Limonade und die tranken wir so gern. Beliebt bei uns<br />

Kindern war der <strong>St</strong>adtpark mit den vielen Spielgeräten. Vorbei ging’s da auch<br />

am Wasser, wo wir gern Enten fütterten.<br />

Nach der Flucht landete meine Mutter mit uns vier Kindern auf einem<br />

Bauernhof im Bayerischen Wald. Vater durfte nicht mit flüchten, weil er bei<br />

der Reichsbahn Dienst tun musste. Die alten Regeln mit Sonntagskirchgang,<br />

Kleidung und Essen galten auch hier. Die 3 Kilometer Kirchweg waren für uns<br />

kein Problem, das war ja auch der Schulweg an den Werktagen. Der<br />

Sonntagnachmittag war einfacher. Wir wohnten - vier Jahre – auf einem<br />

Bauernhof mit Ackerbau und Viehzucht, da konnten wir uns nach Herzenslust<br />

austoben.<br />

Als wir 1949 nach Braunschweig kamen, weil unser Vater, von den Polen<br />

damals ausgewiesen, hier eine Wohnung bekommen hatte, da wurde vieles<br />

anders. Allerdings: Sonntagskirchgang, Kleidung und Essen galten weiterhin.<br />

Der Kirchgang bekam eine andere Bedeutung. Unser Pfarrer Rieger von der<br />

<strong>St</strong>.-Hedwig-Gemeinde in Rüningen kümmerte sich sehr um uns. Wir wurden<br />

Messdiener (war damals nur was für Jungen), und es entstand eine<br />

Jugendgruppe. Für mich kamen nach und nach weitere „Aufgaben in der

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