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LJ-NOE_04-2019_01-2020 ENDVERSION

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<strong>LJ</strong>-INTERVIEW IM RAHMEN VON „INTALK”<br />

Die KonsumentInnen haben heute sehr<br />

spezifische Anforderungen an die<br />

Landwirtschaft. Können die BäuerInnen<br />

diese Anforderungen noch erfüllen?<br />

Das große Problem ist, dass die Wünsche der<br />

KonsumentInnen sehr umfangreich sind, aber oft die<br />

Bereitschaft fehlt, für diese Produkte entsprechend zu<br />

bezahlen. Alles, was an Produktionsansprüchen<br />

gefordert wird, muss von Seiten der Landwirtschaft<br />

erfüllt werden. Meistens handelt es sich hier aber um<br />

den Premiumbereich und einem vergleichsweise sehr<br />

kleinen Markt. Allgemein ist aber extrem viel Innovation<br />

im Sektor, da tut sich einiges.<br />

Wenn sich eine Gesellschaft von der<br />

Herstellung der Lebensmittel immer weiter<br />

entfernt, was kann die Interessensvertretung<br />

der Bauern und Bäuerinnen dem entgegensetzen?<br />

Wir müssen eine zeitgemäße Kommunikation etablieren.<br />

Mit unserer neuen Kampagne „Niederösterreichs Bauern –<br />

Verlass di drauf!“ bewerben wir nicht landwirtschaftliche<br />

Produkte, sondern die landwirtschaftliche Produktion.<br />

Immer weniger Leute haben einen Bezug zur Landwirtschaft<br />

und das führt dann zu Missverständnissen und zu fehlender<br />

Akzeptanz und Wertschätzung für die bäuerliche Arbeit.<br />

Da müssen wir aufklären. Wir werden aber nicht die<br />

gesamte Gesellschaft landwirtschaftlich ausbilden.<br />

Dieses „Verlass di drauf!“ soll die Verlässlichkeit des Bauern<br />

wieder hervorstreichen.<br />

In einigen Bevölkerungsschichten werden<br />

Umweltschutz und Landwirtschaft als Gegner<br />

gesehen, ist das so?<br />

Das ist ganz und gar nicht so. Landwirtschaft und<br />

Umweltschutz sind kein Widerspruch. Hier ist es<br />

Zur Person<br />

• Johannes Schmuckenschlager<br />

wurde am 20. September 1978 in<br />

Klosterneuburg geboren und wuchs<br />

gemeinsam mit seinen Eltern und<br />

fünf Geschwistern am Weingut<br />

Schmuckenschlager auf.<br />

• Seit 2006 bewirtschaftet er den<br />

Familienbetrieb mit seinen Eltern<br />

und seiner Frau Andrea als<br />

Weinbaubetrieb und Buschenschank.<br />

• Seine politische Karriere startete er als<br />

Obmann der NÖ Bauernbund-Jugend.<br />

• 2008 zog er als jüngster niederösterreichischer<br />

Abgeordneter in den Nationalrat ein.<br />

• Seit 2<strong>01</strong>8 ist er Präsident der Niederösterreichischen<br />

Landwirtschaftskammer<br />

empfehlenswert sich anzusehen, wie sich aufgrund der<br />

technischen Fortschritte der Einsatz von Betriebsmitteln in<br />

den letzten Jahren kontinuierlich reduziert hat. Mit der<br />

Digitalisierung werden wir in diesen Bereichen auch in<br />

naher Zukunft noch viel erreichen können. Wir erzeugen<br />

mit den heutigen Möglichkeiten die gesündesten<br />

Lebensmittel, die wir je hatten. Die Leute sind gesünder und<br />

älter als je zuvor. Gesundheitliche Probleme entstehen heute<br />

bekanntlich immer häufiger durch Überernährung.<br />

Der österreichische Lebensmittelhandel<br />

wird von einigen wenigen Konzernen dominiert,<br />

die Eigenmarken gewinnen Marktanteile.<br />

Wird der Produzent austauschbar?<br />

Das ist ganz klar die Strategie des Lebensmitteleinzel -<br />

handels. Wir haben in Österreich ein Oligopol von drei<br />

großen Supermarktketten, die den Markt beherrschen.<br />

Die Frage ist aber ob man sich alles gefallen lassen muss.<br />

Prinzipiell wird beinharte Rechenstiftpolitik am Rücken der<br />

Bauern ausgeführt, denn die Abläufe und die<br />

Personalpolitik sind bereits so optimiert, dass<br />

letztlich nur noch beim Produzenten der Preis<br />

gedrückt wird. Das Thema der Eigenmarken<br />

ist insofern dramatisch, weil damit das<br />

Gesicht der Landwirtschaft verloren geht.<br />

Es besteht kein Konnex mehr zum<br />

Bauern, sondern nur mehr zum Handelskonzern.<br />

Zusätzlich suggeriert der Handel<br />

den Konsumenten aber, dass er<br />

Lebensmittel will, die unter noch höheren<br />

Standards in Österreich produziert worden<br />

sind. Ganz speziell beim Spar zum Beispiel.<br />

Die Glyphosat-Debatte:<br />

Spar selbst bezieht viele Produkte aus Ländern,<br />

in denen Glyphosat angewendet wird. Wenn Spar<br />

konsequent wäre, müsste er auch diese Produkte aus den<br />

Regalen räumen. Das macht er aber nicht. Es handelt sich<br />

somit um einen reinen Marketing-Schmäh.<br />

8 I noe.landjugend.at

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