MutundLiebe 37/2020 Dezember 2020 Internet 01122020
Liebe Leserinnen und Leser, mit dem Thema MODE in dieser Mut&Liebe Ausgabe gönnen wir uns und Euch eine kleine Auszeit in diesen schwierigen Zeiten. Schöne Fotos mit gutangezogenen Menschen und kreative Ideen junger Labels – ja, das gibt es in Offenbach, wenn auch eher auf den zweiten Blick. Das Mut&Liebe Team wünscht Euch friedliche und gesunde Feiertage und ein besseres, neues Jahr.
Liebe Leserinnen und Leser,
mit dem Thema MODE in dieser Mut&Liebe Ausgabe gönnen wir uns und Euch eine kleine Auszeit in diesen schwierigen Zeiten. Schöne Fotos mit gutangezogenen Menschen und kreative Ideen junger Labels – ja, das gibt es in Offenbach, wenn auch eher auf den zweiten Blick.
Das Mut&Liebe Team wünscht Euch friedliche und gesunde Feiertage und ein besseres, neues Jahr.
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MUT&LIEBE / LITERATUR /<br />
buchpreisträgerin<br />
anne weber<br />
– wie erzähle ich über jemanden,<br />
den es wirklich gibt?<br />
von Ingrid Walter, walter-wortware.de<br />
„Ich bin wirklich begeistert, dass erneut Offenbach<br />
einen Bezug zum Buchpreis hat. Es ist für die<br />
ganze Stadt in dieser schweren Zeit ein Lichtblick,<br />
dass mit Anne Weber eine gebürtige Offenbacherin<br />
mit dem Preis geehrt wurde. Ihr wunderbares Buch<br />
in Versform beschreibt eindrücklich das Leben der<br />
Widerstandskämpferin Annette Beaumanoir, die in<br />
der Wahrnehmung der Deutschen bislang nicht sehr<br />
präsent war“, so äußerte sich Oberbürgermeister<br />
Dr. Felix Schwenke.<br />
Anne Weber wurde am 13. November 1964 in Offenbach<br />
am Main geboren und ging nach dem Abitur<br />
nach Paris, wo sie heute noch lebt. Sie studierte dort<br />
französische Literatur und Komparatistik und arbeitete<br />
anschließend in diversen Verlagen. Heute ist sie<br />
Übersetzerin und Schriftstellerin, die sowohl aus dem<br />
Deutschen ins Französische übersetzt (u.a. Sibylle Lewitscharoff,<br />
Wilhelm Genazino) als auch umgekehrt<br />
(Pierre Michon, Marguerite Duras). Für ihr literarisches<br />
Schaffen erhielt sie mehrere Preise, unter anderem<br />
den Europäischen Übersetzerpreis Offenburg und<br />
den Kranichsteiner Literaturpreis. Im August <strong>2020</strong><br />
wurde sie zur diesjährigen Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim<br />
ernannt. Im Oktober wurde ihr neuestes<br />
Buch „Annette, ein Heldinnenepos“ von der Jury des<br />
Deutschen Buchpreises zum besten Roman des Jahres<br />
<strong>2020</strong> ausgezeichnet.<br />
62 DEZEMBER / JANUAR / FEBRUAR <strong>2020</strong>/21<br />
Anne Weber, Preisträgerin Deutscher Buchpreis <strong>2020</strong> © vntr.media (Pressefoto dbp)<br />
Sie sind sich zufällig begegnet – oder gibt es Zufälle<br />
gar nicht?<br />
Ein Arbeitstermin führte Anne Weber mit Anne Beaumanoir<br />
zusammen. Nach einem Dokumentarfilmfestival<br />
in Frankreich, bei dem die Autorin und Übersetzerin<br />
auf dem Podium saß, hatte eine beeindruckende<br />
alte Dame das Wort ergriffen. Es war Anne Beaumanoir,<br />
genannt Annette. Die Zierlichkeit, gepaart mit<br />
der Entschiedenheit im Wort, haben Anne Weber von<br />
Anfang an fasziniert, wie sie in verschiedenen Interviews<br />
erklärte. Sie saß dann beim Abendessen neben<br />
ihr und kam mit ihr ins Gespräch. Nach wiederholten<br />
Treffen haben sie sich angefreundet und in Anne Weber<br />
entstand der Wunsch, etwas über die faszinierende<br />
und vielfältige Lebensgeschichte von Anne Beaumanoir<br />
zu schreiben.<br />
Anne, genannt Annette ist heute 97 Jahre alt. In den<br />
vierziger Jahren engagierte sie sich als Tochter überzeugter<br />
Kommunisten in der Résistance.<br />
Ein Leben voller Brüche<br />
1944 rettete sie auf eigene Faust zwei jüdische Jugendliche<br />
aus ihrem Versteck im 13. Pariser Arrondisement,<br />
weil Razzien befürchtet wurden. Deshalb<br />
wird sie in der Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte<br />
unter den Völkern“ geführt. Diese Tat war nicht ohne<br />
Risiko, denn die französische Résistance half den Juden<br />
im Allgemeinen nicht, weil das die Organisation<br />
gefährdete.<br />
Im Nachkriegsfrieden der Bretagne nahm Annette ihr<br />
Medizinstudium wieder auf und wurde später in Marseille<br />
Neurophysiologin. Sie heiratet einen wohlhabenden<br />
Arzt, der wie sie Kommunist war und bekam<br />
zwei Kinder. Während der Algerien-Krise knüpfte sie<br />
Kontakte zu den Befreiungskämpfern und engagiert<br />
sich erneut. Daraufhin wurde sie in Frankreich als Terroristin<br />
verhaftet, brachte noch ein Kind zur Welt und