Das war 2020 - Ein tierischer Jahresrückblick
Die Pfotenhilfe-Ungarn blickt in einem 16-seitigen Jahresrückblick auf ein bewegtes Jahr ihrer Tierschutzarbeit zurück.
Die Pfotenhilfe-Ungarn blickt in einem 16-seitigen Jahresrückblick auf ein bewegtes Jahr ihrer Tierschutzarbeit zurück.
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Liebe Freundinnen, liebe Freunde der Pfotenhilfe-Ungarn,
ein bewegtes Jahr neigt sich seinem Ende zu
und auch für uns ist es Zeit, innezuhalten und
die vergangenen zwölf Monate Revue passieren
zu lassen.
Überschattet wurde dieses Jahr von einer
Pandemie, die uns grenzübergreifend betrifft.
Zu unserem großen Bedauern mussten aufgrund
dessen auch unser alljährlich im September
stattfindendes Pfotentreffen sowie
der Tag der offenen Tür im Tierschutz-
Zentrum in Ungarn abgesagt werden.
Doch bei aller Unsicherheit, Einschränkung
und Betroffenheit gab es auch viele schöne
Augenblicke. Zahlreiche Hunde konnten trotz
aller Beschränkungen ein neues Zuhause finden.
Sie haben einen glücklichen Platz mit
Familienanschluss gefunden und damit eine
Zukunft, von der sie zuvor nur träumen konnten.
Auch in Ungarn arbeiten wir weiterhin in enger
Zusammenarbeit mit unserem Partnerverein
Tierschutz-Zentrum daran, die Bedingungen
für die Hunde vor Ort nachhaltig zu verbessern.
Die Durchführung unserer Tierschutzarbeit
ist nur durch Ihre großartige Unterstützung
möglich – dafür möchten wir an
dieser Stelle „Danke“ sagen!
Bei aller Freude über die Erfolge des Jahres
gab es allerdings auch traurige Momente. In
diesen konnten einige Hunde trotz aller Be-
mühungen nicht gerettet werden. Sowohl
einige im Tierschutz-Zentrum lebende Hunde
als auch Vierbeiner, die in der Vergangenheit
ihre Herrchen und Frauchen fürs Leben gefunden
haben, traten dieses Jahr ihren letzten
Weg über die Regenbogenbrücke an. In Gedanken
und in unseren Herzen werden sie für
immer bei uns sein.
Wichtig ist uns weiterhin die Vermittlung der
Hunde, die momentan noch in der Obhut des
Tierschutz-Zentrums leben. Sie haben zwar auf
der Swiss Ranch einen behüteten Platz gefunden,
an dem sie umsorgt werden, aber auch
ihr Wunsch ist es, eine Familie, einen Menschen
für sich zu gewinnen, dem sie ihre ganze
Liebe schenken können.
Wir würden uns darum freuen, wenn sie diesen
Jahresrückblick auch mit Ihren Bekannten
teilen. Denn durch die Info-Weitergabe steigt
die Chance, für weitere Hunde eine bessere
Zukunft zu finden. Sollte eine Person in Ihrem
Umfeld im nächsten Jahr also nach einem
tierischen Familienzuwachs suchen – denken
Sie doch einfach an unsere Schützlinge in Ungarn.
Wir wünschen allen Menschen und ihren vierbeinigen
Weggefährten einen guten Rutsch in
das neue Jahr mit viel Glück und Gesundheit.
Ihr Team der Pfotenhilfe-Ungarn
– Seite 4 –
Abenteuertransport
Wie die Corona-Pandemie einen Hundetransport
fast sprengte
– Seite 6 –
Fleißige Pfotenhelferinnen und -helfer
Eine Betrachtung der unglaublichen Unterstützung,
die der Pfotenhilfe-Ungarn in diesem
Jahr zuteilwurde
– Seite 10 –
Schicksalshunde
Rückblick auf die Höhen und Tiefen des vergangenen
Jahres
– Seite 14 –
Großer Wurf
Was konnte dieses Jahr vor Ort bewirkt werden,
um die Situation der ungarischen Vierbeiner
nachhaltig zu verbessern?
– Seite 16 –
Freude und Trauer
Wir erinnern an all die glücklichen Vierbeiner,
die in diesem Jahr in ein neues Leben starteten,
und gedenken der Hunde, die leider von
uns gegangen sind
Transport ins Ungewisse
Zu Beginn des Jahres stellt die Coronavirus-Pandemie das gesellschaftliche Leben auf den Kopf. Auch
die Pfotenhilfe-Ungarn bleibt davon nicht verschont. Ein Hundetransport, nach all den Jahren eigentlich
Routine für die Tierschützerinnen und Tierschützer, wird folglich zu einer nervenaufreibenden
Herausforderung.
E
s sind schicksalhafte Tage im März dieses
Jahres: Ein neuartiges Virus greift
um sich. Weltweit beginnen die Regierungen,
das öffentliche Leben einzuschränken,
um seine Ausbreitung zu unterbinden. Just zu
diesem Zeitpunkt warten zahlreiche Hunde
und ihre Übernehmerinnen und Übernehmer
darauf, einander endlich beschnuppern und in
die Arme schließen zu dürfen. Am 13. März
soll es so weit sein – an diesem Tag ist wieder
ein Hundetransport von Ungarn nach Deutschland
geplant.
Erst zwei Tage zuvor hat die Weltgesundheitsorganisation
das globale Geschehen offiziell
als Pandemie eingestuft. Danach überschlagen
sich die Ereignisse, fast stündlich gibt es neue
Meldungen. Im europäischen Schengen-Raum,
der eigentlich die Freizügigkeit der Personen,
Waren und Dienstleistungen gewährleisten
soll, beginnen bereits die ersten Schlagbäume
wieder zu fallen.
Die allgemeine Unsicherheit erfasst auch die
Pfotenhilfe-Ungarn. Bei einem gemütlichen
Abendessen im Restaurant erfahren Maike,
die gerade zu Besuch auf der Swiss Ranch in
Ungarn ist, und Gàbor von den bevorstehenden
Grenzschließungen. Schnell ist klar:
Gàbor, dessen Engagement und Expertise vor
Ort in Ungarn unverzichtbar sind, kann es unmöglich
riskieren, wie gewohnt die Hunde
nach Deutschland zu transportieren, nur um
auf dem Rückweg womöglich vor geschlossenen
Grenzen zu stehen.
Doch der Hundetransport muss stattfinden,
sind sich Gàbor und Maike einig. „Denn es war
vollkommen unklar“, erläutert Maike
im Rückblick auf die verworrene Situation,
„wann es danach überhaupt wieder einen
Transport geben kann.“ Deshalb erklärt sie
sich bereit, die anstrengende Fahrt auf sich zu
nehmen, und begibt sich am nächsten Abend
mit acht Hunden auf die 1.600 Kilometer weite
Reise nach Deutschland. Der Ausgang ihres
Unterfangens ist ungewiss: Würden die Hunde
am folgenden Tag in ihr neues Leben starten
können, oder würde der Transport schon an
der ungarisch-österreichischen Grenze ein
jähes Ende finden?
Zur Erleichterung aller Beteiligten geht alles
reibungslos vonstatten. Durch eine sternklare
Nacht führt der Transport die Reisenden ohne
Zwischenvorkommnisse von Ungarn über Österreich
bis nach Deutschland. Ab Regensburg
wird Maike von Thorsten begleitet; wie so oft
steht er der Pfotenhilfe auch in dieser turbulenten
Zeit unterstützend zur Seite.
Nachdem sie zuvor gespannt hatten warten
müssen – unsicher, ob sie die Vierbeiner
überhaupt zu Gesicht bekommen würden –,
können die überglücklichen Herrchen und
Frauchen schließlich wie geplant ihre neuen
Familienmitglieder entgegennehmen. Nach
insgesamt 22 Stunden im Transporter haben
alle Hunde in ihr neues Zuhause gefunden und
Maike erreicht letztendlich ihre Heimat im
Norden Deutschlands.
Sie ist zwar erschöpft, vor allen Dingen aber
zufrieden ob dieser geglückten Odyssee. „Ich
war einfach froh, dass die Hunde es noch in ihr
neues Zuhause geschafft hatten“, erinnert sie
sich.
Und tatsächlich – das Glück war mit den Mutigen:
Es würde der letzte Transport für die
nächsten zwei Monate gewesen sein.
Sie möchten die Tierschutzarbeit der
Pfotenhilfe-Ungarn finanziell
unterstützen? Das können Sie mit einer
Spende an das Vereinskonto:
Nord Ostsee Sparkasse, KontoNr.:
149900775; BLZ: 217 500 00;
IBAN: DE51 2175 0000 0149 9007 75;
BIC: NOLADE21NOS
Oder werden Sie Mitglied der
Pfotenhilfe-Ungarn und werden Sie ein
Teil unseres Tierschutzvereins!
zum Mitgliedschaftsantrag:
bit.ly/mitgliedschaftsantragphu
zur Vereinssatzung:
bit.ly/vereinssatzungphu
Hilfe für die Pfotenhilfe
Ob Geld- oder Sachspende, Übernahme einer Hundepatenschaft oder gar Organisation einer selbstinitiierten
Spendenaktionen – in diesem Jahr wurde der Pfotenhilfe-Ungarn wieder von unzähligen
Unterstützerinnen und Unterstützern bereitwillig unter die Arme gegriffen. Grund genug, diese vielfältige
Hilfe einmal genauer zu beleuchten.
Schon der Beginn des Jahres war ein Vorbote
für die Hilfsbereitschaft, mit der
die Pfotenhilfe-Ungarn auch in diesem
Jahr wieder fest rechnen konnte. Nachdem ein
Brand im Affenhaus des Krefelder Zoos in der
Neujahrsnacht landesweit die Menschen
schockiert hatte, wurde die PHU-
Gemeinschaft zu Spenden für die Verbesserung
des Brandschutzes auf der Swiss Ranch
aufgerufen. Nur wenige Wochen später konnten
mithilfe des eingegangenen Spendengeldes
Feuerlöscher, eine Löschdecke sowie ein
Erste-Hilfe-Koffer besorgt und somit für die
nötige Sicherheit der Vierbeiner gesorgt werden.
Spendenaufrufe wie dieser gehören quasi zum
täglichen Brot einer Tierschutzorganisation.
Allein in diesem Jahr konnten so neue Transportboxen
für die Hundetransporte gekauft
und alle Hunde auf der Swiss Ranch durchgeimpft
werden. Als im Mai mit den milderen
Temperaturen die Hochzeit der Parasiten begann,
wurden die benötigten Antiparasitenpräparate
ebenso über Spenden finanziert wie
die Reparatur der Zwingerdächer auf der Swiss
Ranch im November, als der Winter sich bereits
ankündigte. Auch die hungrigen Hundemägen
konnten mit Futter im Wert von fast
2.000 Euro gefüllt werden, das über Spenden
finanziert worden war; obendrein wurde die
Versorgung von über 40 Hunden durch Hundepatenschaften
gesichert.
Um die unvorhergesehenen Kosten für notwendige
Kastrationen und Operationen zu
decken, wurde ebenso mehrfach um Spenden
gebeten.
Ein besonders rührender Akt der Solidarität
war hierbei der des kleinen Jimmy: Der Mischlingsrüde
wurde im April mit einem Kleinkalibergeschoss
in seiner Wirbelsäule aufgefunden.
Er gehörte zu einer älteren Dame, die
selbst kaum genügend Geld zum Überleben
besaß. Die PHU-Gemeinschaft sprang den
beiden bei der Finanzierung der nötigen Operation
sowie der anschließenden Physiotherapie
bei, sodass etwa zwei Monate später ein
gesundeter Jimmy mit seinem Frauchen wiedervereint
werden konnte.
Durch die Aktion „Osterfreude“ versucht die
Pfotenhilfe-Ungarn in jedem Jahr, mithilfe von
Spendengeldern für etwas Abwechslung im
monotonen Alltag der Vierbeiner zu sorgen.
Hierbei wird mit einer Spende von zehn bzw.
fünfzehn Euro eine leckere Überraschung für
einen Hund finanziert. Am Ende der Aktion
konnte dieses Ostern allen Hunden ein
schmackhaftes Osternest geschenkt und das
Osterfest so zu einer wahren Freude gemacht
werden. Auch die alljährliche Weihnachtsaktion
war wieder ein voller Erfolg, sodass sich die
Hunde über prallgefüllte Weihnachtsstrümpfe
mit allerlei Leckereien freuen konnten.
Mit Engagement und Kreativität
Übertroffen wurde diese Unterstützung nur
noch von mehreren privaten Spendenaktionen,
die von verschiedenen Helferinnen und
Helfern durchgeführt wurden. Um die Tierschutzarbeit
der Pfotenhilfe-Ungarn zu unterstützen,
scheuten diese bei der Umsetzung
ihrer einfallsreichen Ideen keinerlei Kosten
und Mühen. So wurden Blumensamen oder,
passend zum Weltgeschehen, Mundschutzmasken
mit der Bitte um eine Spende an Interessierte
abgegeben, und es wurde sogar Likör
selbst hergestellt mit dem erklärten Ziel,
Spenden für die PHU zu sammeln. Und auch
Andrea, eine leidenschaftliche Näherin, wollte
der Pfotenhilfe-Ungarn etwas Gutes tun.
Nachdem im Zuge der Corona-Pandemie
Mund-Nasen-Bedeckungen zu einem Bestand-
teil unser aller Alltag geworden waren, sollten
selbstgenähte Täschchen dabei helfen, die
eigene Maske hygienisch korrekt und für den
Gebrauch stets bereit bei sich zu führen. Über
60 Taschen nähte die 60-Jährige und bat ihre
Abnehmerinnen und Abnehmer um eine kleine
Spende für die PHU. Die Aktion wurde ein
voller Erfolg, über den sich die Initiatorin sehr
freut. „Es hat mir großen Spaß gemacht, für
die Pfotenhilfe zu nähen“, sagt Andrea, „und
ich würde es immer wieder gerne tun.“
Nicht nur Geld bewegt die Welt
Doch der Tierschutz ist nicht bloß auf finanzielle
Unterstützung angewiesen, auch Sachspenden
sind von großer Bedeutung für die
Arbeit in Ungarn. In den offiziellen PHU-
Sachspendensammelstellen in Sinzig (Rheinland-Pfalz),
Schnarup-Thumby (Schleswig-
Holstein) und Kerpen (Nordrhein-Westfalen)
trudelten deshalb wieder riesige Mengen an
Handtüchern und Bettwäsche, Halsbändern,
Geschirren und Leinen sowie leckerem Hundefutter
für die Vierbeiner ein.
Ergänzt wurde dies noch durch fleißige Menschen,
die in Eigeninitiative Sachspenden
sammelten und Gàbor an den Transportwochenenden
mit jeder Menge nützlicher Utensilien
auf die Heimreise nach Ungarn schickten –
darunter neben Privatpersonen auch mehrmals
das Tierheim „Rote Erde“ aus Neuenkirchen.
Einer dieser Helfer ist Thorsten. Nachdem er
vor einigen Jahren selbst die PHU-Hündin
Djamila adoptiert hatte, ließ ihn die Pfotenhilfe-Ungarn
nicht mehr recht los. Bei einer
Hausauflösung in seinem Umfeld kam ihm
dann in diesem Jahr die Idee, Sachspenden für
die PHU zu sammeln. Mit einem Spendenaufruf
schaffte Thorsten es wenig später sogar in
eine regionale Zeitung. „Es lief danach richtig
gut“, berichtet der 54-Jährige aus Zernien in
Niedersachsen. Im Oktober konnte er Gàbor
schließlich eine Auto- sowie Anhängerladung
voller Futter, Spielzeug, Körbchen und vielem
mehr überreichen.
Da die Tierschutzarbeit alljährlich Unmengen
an monetären und materiellen Ressourcen
verschlingt, ist diese Hilfe in all ihren Variationen
für die Tierschützerinnen und Tierschützer
von immenser Bedeutung. „Ohne diese Unterstützung
wären wir aufgeschmissen, sie ist
unbezahlbar für uns“, meint Gàbor. „Darum
möchten wir – das Team der Pfotenhilfe-
Ungarn sowie das Team des Tierschutz-
Zentrums – uns auch im Namen aller Hunde
aufrichtig von ganzem Herzen bedanken!“
Von Schicksalsschlägen und Happy Ends
Während in den letzten zwölf Monaten vielen Hunden geholfen und ein zweites Leben geschenkt werden
konnte, blieb anderen Vierbeinern dieses Glück leider verwehrt. Ein Rückblick auf ein Jahr voller
Licht und Schatten.
N
aturgemäß bringt der Tierschutz jede
Menge leidvolle Schicksale mit sich.
Viele von ihnen enden erfreulich,
eine harte Realität der Tierschutzarbeit ist
aber auch: Allem Einsatz zum Trotz kann am
Ende nicht jeder Vierbeiner gerettet werden.
Und so bringt der Alltag in Ungarn viele
Glücksmomente mit sich, die jedoch immer
wieder von tieftraurigen Ereignissen getrübt
werden. Die Schicksale von Bube, Apachi,
Marci, Purzel, Csillag und einem Puli, der
nicht einmal die Chance auf einen eigenen
Namen bekam, sind Sinnbilder des stetigen
Auf und Ab der Tierschutzarbeit in Ungarn.
Auf drei Beinen ins Glück
Ein ganz besonderer Notfall aus dem letzten
Jahr konnte seine Leidensgeschichte in diesem
Jahr mit einem glücklichen Schlussakt beenden.
Als der zum damaligen Zeitpunkt etwa
dreijährige Bube im Februar 2019 von einem
Mann aufgegriffen wurde, sah es allerdings
zunächst nicht danach aus. Denn der Schäferhund
hatte eine schwerwiegende Verletzung
am Bein, weshalb sein linkes Vorderbein amputiert
werden musste. Schnell lernte der
tapfere Kämpfer jedoch mit seinem Handicap
zurechtzukommen und sich trotz allem seines
Lebens zu erfreuen.
In Form einer Verengung am Darmausgang
wartete zu Beginn des Jahres 2020 allerdings
bereits die nächste Hürde auf Bubes Weg zum
Glück. Da er immer wieder erbrechen musste,
war eine Operation unausweichlich. Auch
hiervon erholte sich Bube schnell, und sein
Durchhaltevermögen sollte schon wenig später
belohnt werden: Im Juni erklärte der Eulhof
– Lebenshof im Mainhardter Wald e.V., ein
Gnadenhof für kranke Tiere, sich bereit,
Bube ein geeignetes Zuhause zu schenken.
Doch das Timing spielte leider nicht mit, Bube
verpasste den Mai-Transport nur knapp. Für
solch einen besonderen Hund war Gàbor allerdings
kein Aufwand zu groß. Anfang Juni
fand ein „Sondertransport“ nur für Bube ganz
allein statt, bei dem er hinter der österreichisch-ungarischen
Grenze an seine neuen
Fürsorger übergeben wurde. Bube, der nun
auf den Namen Milow hört, kann seitdem sein
neues Leben mit jeder Menge Schmuseeinheiten
genießen.
Zwischen Hoffnung und Trauer
Die circa drei Monate alte Apachi wurde am
13. August von einem Auto erfasst. Eine Mitarbeiterin
des Tierschutz-Zentrums, die ganz
in der Nähe der Unfallstelle wohnte, eilte sofort
zur Hilfe. So konnte die schwarz-braune
Hündin schleunigst zum Tierarzt
gebracht werden, wo ihre Wunden versorgt
wurden. Beim Röntgen des verletzten Beines
dann aber der Schock: Das Kniegelenk war
irreparabel beschädigt, was eine Amputation
des gesamten Beines alternativlos machte.
Die Operation verlief erfolgreich, und Apachi,
deren medizinische Versorgung im Tierschutz-
Zentrum übernommen wurde, stabilisierte
sich schnell. Sie trank, fraß und war auch ansonsten
schon wieder recht munter. Alles in
allem schien das Hundefräulein auf dem Weg
der Besserung zu sein. Am 18. August verstarb
die kleine Hündin jedoch plötzlich; ihr Leben
endete, bevor es überhaupt richtig hatte beginnen
können.
Für einen Puli, den ein ähnliches Schicksal
ereilte, kam jede Hilfe zu spät. Nachdem der
Hund von einem Auto angefahren worden
war, hatten Arbeiter in einer Gastarbeiter-
Siedlung ihn notdürftig in einem Unterstand
auf Stroh gebettet. Erst einige Tage später
bemerkte der Besitzer der Wohnsiedlung den
Hund und rief sofort die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter des Tierschutz-Zentrums zur Hilfe.
Diese fanden den Puli in seinen blutigen Exkrementen
liegend vor. Das Röntgenbild beim
Tierarzt zeigte dann, dass der Kleine nicht bloß
die Wirbelsäule gebrochen hatte, seine inneren
Verletzungen waren zudem so gravierend,
dass er von seinem Leiden erlöst werden
musste. Dieser Fall ließ die Tierschützerinnen
und Tierschützer in Ungarn
mit der quälende Frage zurück, ob sie das
arme Wesen hätten retten können, wären sie
nur früher gerufen worden.
Andere Hunde können zwar gerettet werden,
das Happy End bleibt ihnen aber trotzdem
verwehrt. Als Streuner wagten sich Marci und
seine Weggefährtin Lili immer wieder in die
Nähe der Swiss Ranch, wo sie wenig später
auch Unterschlupf fanden. Das war im Jahr
2010. Während Lili relativ rasch vermittelt
werden konnte, war Marci allerdings sehr
scheu.
In den folgenden Jahren versuchten die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter des Tierschutz-
Zentrums, ihm das Vertrauen zum Menschen
wieder zu ermöglichen. Obwohl der schwarze
Mischlingsrüde immer wieder mutig über seinen
Schatten sprang und durchaus Fortschritte
machte, hatten seine Erlebnisse und Erfahrungen
wohl zu tiefe Spuren hinterlassen,
sodass eine Vermittlung nur zu Übernehmern
mit Hundeerfahrung und jeder Menge Zeit
und Geduld möglich gewesen wäre.
Trotz intensiver Bemühungen blieb die Suche
nach diesen Menschen leider erfolglos. Letzten
Endes zog Marci in das Gnadenwäldchen
für nicht mehr vermittelbare Hunde ein, wo er
im Rudel mit seinen Artgenossen in Ruhe und
vom Menschen möglichst ungestört den Rest
seines Hundelebens verbringen konnte.
Am 12. Juli dieses Jahres verstarb der Hundesenior
nach fast zehn Jahren auf der Swiss
Ranch – ohne je ein geborgenes Zuhause erleben
zu dürfen.
Tragödien mit gutem Ausgang
Mitte September wurde ein etwa zwei Jahre
junger Rüde schwer verletzt aufgefunden, sein
Schädel war zuvor mit einer Schaufel fast entzweit
worden. Als Purzel die Not- Operation
wenig später gut überstanden hatte, befand er
sich schnell auf dem Weg der Genesung und
konnte seinen Blick in Richtung einer besseren
Zukunft richten. Und dieser Wunsch sollte
recht schnell Wirklichkeit werden: Nur zwei
Monate nach seinem Martyrium reiste der
braune Mischlingsrüde mit dem November-
Transport in ein glückliches Hundeleben nach
Deutschland.
Glücklich kann auch Csillag wieder sein. Ihren
Namen, der zu Deutsch „Sternchen“ bedeutet,
erhielt sie aufgrund ihrer Tapferkeit und ihres
Lebenswillens. Und diese Eigenschaften
brauchte die Hündin in ihrem noch jungen
Leben zur Genüge. Nachdem die Puli-Dame
Anfang August in absolut verwahrlostem Zustand
im Tierschutz-Zentrum abgegeben worden
war, hatte es zunächst eine Hiobsbotschaft
nach der anderen gegeben.
Vier Personen waren anderthalb Stunden lang
damit beschäftigt, das arme Wesen von seinen
verfilzten Fellplatten zu befreien. Dabei entdeckten
sie zunächst, dass die beiden Hinterbeine
kurz hinter den Sprunggelenken endeten
– wie die Hündin ihre Hinterbeine verloren
hatte, blieb unklar –, und als wäre dies noch
nicht schlimm genug, legten sie kurz darauf
auch noch Tumore an der Gesäugeleiste frei.
Sofort war klar: Die Hündin benötigte schleunigst
einen Gnadenplatz, denn mit ihrem Handicap
konnte sie im Tierheim nicht dauerhaft
leben. Zur Freude aller fand Csillag bereits
einen Monat nach ihrer Ankunft ein geeignetes
Refugium, wo sie nun mit zahlreichen alten
und gehandicapten Hunden leben und hell
erstrahlen kann.
Ein Video von Csillag in ihrem neuen Zuhause
finden Sie unter: bit.ly/unsersternchencsillag
Für die Tierschützerinnen und Tierschützer in
Ungarn bedeuten hoffnungslose Fälle wie der
des kleinen Puli oder Apachis plötzlicher Tod
eine enorme Belastung, mit der sie immer
wieder aufs Neue fertig werden müssen. Doch
die Geschichten von Bube, Purzel und Csillag
geben ihnen die Kraft, für alle anderen Vierbeiner
weiterzukämpfen, damit auch im
nächsten Jahr wieder eine Menge Schicksalsschläge
mit einem Happy End versehen werden
können.
WERDEN SIE HUNDEPATE/-PATIN!
Auf der Swiss Ranch und im anliegenden Gnadenwäldchen
leben zahlreiche Hunde, die entweder auf ein neues Zuhause
warten oder aber dort ihr restliches Hundeleben möglichst
ungestört verbringen möchten.
Sie müssen mit Wasser, Futter und unter Umständen auch
tierärztlich versorgt werden. Die hierbei monatlich
anfallenden Kosten können mit einer Hundepatenschaft
übernommen werden.
weitere Informationen: bit.ly/hundepatenschaftphu
bei Fragen wenden Sie sich bitte an:
patenschaften@pfotenhilfe-ungarn.de
Patenschaftsantrag: bit.ly/patenschaftsantragphu
Ein erfolgreiches Jahr in Ungarn
Die Verwirklichung eines nachhaltigen Tierschutzes – dieses Ziel haben sich die Pfotenhilfe-Ungarn
und das Tierschutz-Zentrum auf die gemeinsamen Fahnen geschrieben. In diesem Jahr konnten große
Fortschritte bei der Umsetzung dieses Vorhabens gemacht werden.
U
nsere Erfahrung hat uns gelehrt, dass
Vermittlungen im Tierschutz gebraucht
werden, weil sie zum Teil
sogar lebensrettend sind. Ein nachhaltiger
Tierschutz, mit dem wir die Lebensbedingungen
der ungarischen Hunde grundlegend verbessern
können, ist aber nur durch Hilfe vor
Ort möglich – so lautet die erklärte Zielsetzung
der Pfotenhilfe-Ungarn, die sie gemeinsam
mit dem Tierschutz-Zentrum in Ungarn
verfolgt. Und diese Hilfe umfasst einen ganzen
Strauß an Maßnahmen.
Auch in diesem Jahr wurde die Situation in
Ungarn auf verschiedene Weise aktiv mitgestaltet.
Anhand zweier Projekte, die in den
letzten zwölf Monaten vor Ort in Angriff genommen
wurden, zeigt sich, wie diese Nachhaltigkeitsstrategie
in der Praxis aussieht:
„Der beste Tierschutz besteht darin, eine
nachhaltige Geburtenkontrolle zu betreiben.
Jeder unerwünschte Welpe, der erst gar nicht
zur Welt kommt, ist ein Hund weniger, um
den wir uns sorgen müssen.“
Im Februar rief eine Frau aus Jakabszállás die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tierschutz-Zentrums
herbei, um einen freilaufenden
Rüden einzufangen. Der Grund für ihren
Hilferuf war allerdings gar nicht der Rüde
selbst, sondern vielmehr die Sorge, dass ihre
zwei Staffhündinnen unfreiwillig von ihm gedeckt
werden könnten. Der Rüde wurde eingefangen,
und nach ein wenig Überzeugungsarbeit
erklärte die Dame sich bereit, ihre Hündinnen
kastrieren zu lassen.
Auf den ersten Blick lässt dieser Vorfall zweifelsfrei
die Frage aufkommen, warum eine
Hundebesitzerin ihre Hündinnen nicht von
vorneherein kastrieren lässt, wenn sie sich
vor ungewolltem Nachwuchs sorgt. Die Gründe
für das in Ungarn nur mäßig ausgeprägte
Bewusstsein für Kastrationen liegen tiefer, sie
sind struktureller Natur: Während es die jüngere
Bevölkerung in die Städte treibt, bleiben
die älteren Menschen auf dem Land zurück
und leben dort an der Armutsgrenze oder
darunter. Bei einer Rente von etwa 150 Euro
pro Monat verschlingt eine Kastration schnell
ein Drittel des monatlichen Einkommens – für
viele ist dies also schlichtweg nicht leistbar.
Um bei dieser Problematik etwas Abhilfe leisten
zu können, legte die Pfotenhilfe-Ungarn
nach dem Vorfall in Jakabszállás einen Spendentopf
für Kastrationen an. Denn das Verhindern
von ungewolltem Leben ist in Anbetracht
der Tatsache, dass jetzt schon viele Hunde ihr
gesamtes Leben im Tierheim verbringen müssen,
ein Grundpfeiler der nachhaltigen Tierschutzstrategie
der Pfotenhilfe-Ungarn.
Die Corona-Pandemie legte das Projekt für das
nächste halbe Jahr auf Eis. Im August konnten
dann endlich die ersten Hunde aus der Bevölkerung
mithilfe des eingegangenen Spendengeldes
kastriert werden.
„Es ist die Chance sowohl der Gemeindeverwaltung
als auch der Bevölkerung ein tieferes
und bewussteres Gefühl für die Tiere sowie
einen völlig neuen Einblick in den Tierschutz
zu geben.“
Als die Verwaltung der Gemeinde Tiszakécske
dem Tierschutz-Zentrum im Oktober die Leitung
ihrer staatlichen Auffangstation übertrug,
bot sich eine außerordentliche Chance, das
Geschehen vor Ort in weitaus größerem Maße
mitzugestalten als zuvor möglich.
Ihrer Verpflichtung, die umherstreunenden
Hunde der Gemeinde in einer Auffangstation
zu versorgen, waren die Verantwortlichen der
Gemeinde Tiszakécske zuvor zwar gesetzestreu
nachgekommen. Die gesetzlichen Pflichten
sind jedoch nicht sonderlich hoch angesetzt:
So waren zwei Mitarbeiter ohne das
notwendige Know-How alleine für die Versorgung
der Hunde zuständig. Dabei auf die wesensbedingten
Bedürfnisse der einzelnen Tiere
einzugehen, gelang aufgrund des Mangels an
Fachkenntnis nicht. Hundefutter wurde in
minderwertiger Qualität erworben, und Abwechslung
für die Vierbeiner abseits des eintönigen
Lebens in der Zwingeranlage und im
Auslauf suchte man ebenfalls vergeblich.
Die Aufgabe für die neue Leitung war und ist
folglich keine leichte: Zunächst musste geklärt
werden, wie es um die vorhandene Infrastruktur
steht und inwiefern diese im Sinne einer
abwechslungsreicheren Art und Weise für die
Vierbeiner gestaltet werden kann. Auch die 14
zur Auffangstation gehörenden Hunde mussten
erst einmal individuell hinsichtlich ihrer
körperlichen und psychischen Konstitution
untersucht werden.
Doch das Tierschutz-Zentrum bringt dank seiner
jahrelangen Erfahrung im Tierschutz gute
Grundvoraussetzungen mit, um diese Aufgabe
zu lösen. So werden die Tiere von nun an medizinisch
von jenem Veterinär betreut, der
bereits für die Hunde auf der Swiss Ranch
zuständig ist. Des Weiteren werden die
Schützlinge in Tiszakécske von sachkundigen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowohl
gegenüber ihren Artgenossen als auch gegenüber
dem Menschen sozialisiert, um sie auf
eine Vermittlung vorzubereiten.
Unterstützt wird das Tierschutz-Zentrum dabei
wie immer von der Pfotenhilfe-Ungarn. Auf
der PHU-Website werden die Hunde aus Tiszakécske
von nun an zur Vermittlung vorgestellt.
Außerdem akquiriert die Pfotenhilfe-
Ungarn Hundepaten und anderweitige finanzielle
Unterstützung, um die Versorgung der
Tiere in Tiszakécske zu sichern und die Umsetzung
dieses Mammutprojektes zu ermöglichen.
Die Leitung der Auffangstation in Tiszakécske
ist das womöglich bedeutendste Projekt in der
Zusammenarbeit mit dem Tierschutz-Zentrum,
und es wird die Pfotenhilfe-Ungarn auch im
nächsten Jahr weiterhin beschäftigen.
Neuanfänge und letzte Reisen
S
age und schreibe 127 Hunde fanden dieses Jahr ihre ganz persönlichen Herrchen und Frauchen
fürs Leben, die ihnen nach einer schwierigen Zeit die Chance auf einen Neuanfang schenkten.
In ihr neues Zuhause reisten…
Clover, Jasmin (jetzt Pia), Bius, Hugo, Kathy,
Tobi, Tiara (jetzt Emma), Maja, Lupo (jetzt
Lutz), Lilly, Silas (jetzt Sam), Gigi, Fleur (jetzt
Jilly), Mirtil, Manócska, Rudi, Jaro, Keni, Zuma
(jetzt Nala), Foltos (jetzt Milka), Seth, Andy
(jetzt Rudi), Jil, Eddy, Franky, Siri, Joker (jetzt
Fungus), April, Kokúsz, Wuffel, Wilson, Siggy,
Freydis, Lagerta (jetzt Nala), Lena, Mylla,
Wendy, Dylan, Benji, Lulu, Szöszke, Becca, Sue,
Bube (jetzt Milow), Karl (jetzt Theo), Vacak,
Wookie, Honey, Tessa, Monty, Saci, Spike (jetzt
Oskar), Court, Hero (jetzt Otto), Nala, Maya,
Fongi (jetzt Lilly), Otis (jetzt Marla), Pepe,
Szandi (jetzt Sunny), Bingo, Pille, Villám, Bufi,
Perec, Jakob, Mézi, Lili, Mogyi, Cora, Enja (jetzt
Filou), Sakura, Luca, Laszlo, Anton, Lilly, Fiona,
Apollo, Mütyürke, Marwin, Emily, Purzel,
Bozont, Csillag, Spanci, May, Mano, Lurkó,
Lara, Lizi, Lóri, Leó, Letty, Bambi, Katniss, Fred,
Trino, Kimmie, Daisy, Elvira, Magnus, Evie,
Allie, Rosie, Isabell, Livi, Lobo, Szotyi, Willow,
Pulesz, Mona, Zozo, Hestia, Bianka, Gigi,
Patachon, Döme, Zulu, Zuzu, Zidi, Néró, Vitèz,
Colin, Candy, Mutyi, Tito, Keny
Sollten weitere Hunde mittlerweile auf einen neuen Namen hören, der in dieser Liste nicht genannt
wurde, bitten wir dies zu entschuldigen.
Doch wir wollen auch jene Hunde nicht vergessen, die in diesem Jahr von uns gegangen sind. Manche
von ihnen hatten nie die Chance auf ein normales Hundeleben und verstarben im Tierschutz-
Zentrum, andere wiederum hinterließen nach glücklicher Zeit in ihren Familien eine große Lücke, die
niemals gefüllt werden kann. Ihre letzte Reise über die Regenbogenbrücke beschritten…
Alba, Teo, Masni, Justy, Jago, Lolita, Mogli
(ehem. Julius), Apachi, Jani, Jutka, Blacky,
Lexy, Marci, Titus (ehem. Bumi), Hami, Blacky,
Ailin, Gömbi, Maya (ehem. Leona), Pepita,
Rüdiger (ehem. Papa), Kinga, Joey, Lena, Tapi,
Luke, Veria, Totyi, Tappancs, Finy
„Wenn ihr mich sucht, sucht in eurem
Herzen. Habe ich dort eine Bleibe gefunden,
lebe ich in euch weiter.“
– Rainer Maria Rilke