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Altkalksburger 3 - Altkalksburger Vereinigung

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RundschReiben<br />

Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 Wien • P.b.b. • 03Z034951M<br />

<strong>Altkalksburger</strong> 3<br />

und Mitteilungsblatt deR alt-JesuitenschüleR<br />

deZeMbeR 2012/13<br />

Die Jesuiten<br />

in Österreich<br />

450 Jahre Österreichische Provinz<br />

SERIE-TEIL-3<br />

Ein ehrenvoller Abend<br />

im Club 6/7<br />

Wie sieht der Islam das Christentum? 8<br />

Serie: Bekannte Jesuiten 13<br />

die Freimaurer in Österreich 10 SPOT ON Dr. Karl-Johann Hartig im Gespräch 14<br />

19


2 <strong>Altkalksburger</strong><br />

Termine Termine<br />

• Mittwoch, 9. Jänner 2013, 19.00 Uhr<br />

Clubabend mit General Edmund Entacher<br />

„Bundesheer versus Berufsheer“<br />

Anmeldung erforderlich!<br />

• Freitag, 25. Jänner 2013<br />

69. <strong>Altkalksburger</strong> Ball im Palais Auersperg;<br />

eröffnung 21.30 uhr<br />

• Dienstag, 29. Jänner 2013, 18.30 Uhr<br />

Maturantenberatung im club<br />

VoRTRAg IM ClUB<br />

MITTWoCh, 9. JänneR 2013, 19 UhR<br />

Bundesheer<br />

versus<br />

Berufsheer<br />

ein clubabend<br />

mit general edmund entacher<br />

Anmeldung erforderlich!<br />

Jän 2013<br />

9<br />

• Donnerstag, 31. Jänner 2013, 19.00 Uhr<br />

Finissage der Ausstellung Hans Staudacher im club<br />

Anmeldung erforderlich!<br />

• Samstag, 9. bis Sonntag, 17. Februar 2013<br />

Israelreise der AKV-Salzburg<br />

• Dienstag, 12. Februar 2013, 19.00 Uhr<br />

Vortrag im Club: Dr. Georg Klein (mJ78)<br />

Weingut dürnberg/falkenstein „Österreichs grüner<br />

Veltliner auf dem Weg zur Weltrebsorte“<br />

mit anschließender Verkostung<br />

Anmeldung erforderlich!<br />

• Donnerstag, 21. Februar 2013, 18.00 Uhr<br />

Spezialführung durch die Ausstellung „BUnTe gÖTTeR“<br />

im Kunsthistorischen Museum durch die Archäologin<br />

dr. claudia lang<br />

Anmeldung erforderlich!<br />

• Donnerstag, 28. Februar bis Sonntag, 3. März 2013<br />

exerzitien für Manager und Führungskräfte<br />

mit P. Richard Plaickner SJ im Stift lilienfeld<br />

Anmeldung erforderlich!<br />

• Dienstag, 19. März 2013, 19.00 Uhr<br />

Vortrag im Club: Alexander Richter (mJ 81) (richterrasen):<br />

„Richter Stadion Rasen…eine 100 jährige<br />

entwicklungsgeschichte“<br />

Anmeldung erforderlich!<br />

• Dienstag, 9. April 2013, 19.00 Uhr<br />

Vortrag im Club: Prof. Markus Hengstschläger und<br />

Prof. Matthias Beck, „Medizinisch assistierte Fortpflanzung<br />

- gesellschaftliche Bedeutung“<br />

Beide Professoren sind renommierte mitglieder der<br />

Bio-ethik-Kommission des Bundeskanzlers.<br />

Anmeldung erforderlich!<br />

• Mittwoch, 1. bis Sonntag, 5. Mai 2013<br />

Sizilienreise (Palermo) der AKV.<br />

InFoRMATIonSBlATT im Clubsekretariat erhältlich!<br />

• Freitag, 24. Mai 2013<br />

lange nacht der Kirchen im club<br />

• Samstag, 8. und Sonntag, 9. Juni 2013<br />

Besuch von P. General Adolfo Nicolás SJ in Wien<br />

• Mittwoch, 19. Juni 2013, 19.00 Uhr<br />

Clubabend mit Dr. Michael Berger (mJ 77),<br />

Österreichischer handelsdelegierter in mailand<br />

Anmeldung erforderlich!<br />

AnMelDUngen bei monika hölzl (clubsekretärin)<br />

Tel. 0664/527 42 44 oder per email: info@altkalksburger.org


Jeden Dienstag:<br />

Clubabend ab 18 Uhr<br />

außer an Feiertagen & in den Ferien<br />

Die Redaktion des <strong>Altkalksburger</strong> Rundschreibens<br />

wünscht gesegnete Weihnachten<br />

und einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2013.<br />

MitarbeiterIn gesucht!<br />

die altkalksburger-<strong>Vereinigung</strong> sucht (infolge der vermehrten<br />

Vereinstätigkeit) eine Verstärkung für ihr clubsekretariat.<br />

die tätigkeit umfasst u.a. die Mitgliederverwaltung, Veranstaltungsorganisation<br />

und laufende bürotätigkeiten.<br />

geschätzter Zeitaufwand: 5-10 stunden/Woche.<br />

gute edV-Kenntnisse sind Voraussetzung.<br />

bewerbungen bitte an das aKV-Präsidium<br />

praesidium@altkalksburger.org<br />

IMpReSSUM<br />

<strong>Altkalksburger</strong> <strong>Vereinigung</strong>, Ballhausplatz 1/7, A-1010 Wien, (Eingang innerer Burghof/Amalientrakt,<br />

Tor unter der Mondphasen/Sonnenuhr) , T. 01/533 09 26 • info@altkalksburger.org • www.altkalksburger.org<br />

mobil 0664/5274244 frau Monika hölzl (clubsekretärin) , Bank: Ktn. 7014400, BlZ: 32000, raiffeisenbank<br />

Wien, iBAn (AT243200000007014400), Bic (rlnWATWW), Medieninhaber und herausgeber:<br />

<strong>Altkalksburger</strong> <strong>Vereinigung</strong>, redakteur: P. Michael Zacherl SJ, grafische gestaltung: Mag.art. georg lohmer<br />

fotos sofern nicht anders angegeben: wikipedia<br />

Beiträge, Fotos, vorschläge für das Rundschreiben bitte an das vereinssekretariat.<br />

werbeeinschaltungen sind herzlich willkommen.<br />

Editorial<br />

liebe leserin,<br />

lieber leser!<br />

<strong>Altkalksburger</strong><br />

3<br />

Wir hatten einen großartigen Start!<br />

Über 500 <strong>Altkalksburger</strong>innen, <strong>Altkalksburger</strong><br />

und Gäste besuchten unsere Veranstaltungen<br />

in den ersten beiden Monaten.<br />

110 waren es beim Saisonauftakt in St. Stephan<br />

und knapp 100 bei der „Freimaurer-Veranstaltung“<br />

mit Alt- und Ehrengroßmeister<br />

Michael Kraus.<br />

Besonders beeindruckend empfand ich<br />

den Mittagstisch mit Helmut Schüller. Bei<br />

der erwartungsgemäß etwas hitzigen Diskussion<br />

wurde sehr deutlich vor Augen geführt,<br />

wie vielschichtig das Kirchenvolk und wie<br />

breit das Spektrum seiner Ansichten ist;<br />

all diese Gruppierungen machen sich aber<br />

Sorgen und Gedanken um die Zukunft ihrer<br />

Kirche; und der Zustand dieser Kirche – das<br />

wurde im Laufe dieses Mittagstischs unmissverständlich<br />

klar- ist heute teilweise besorgniserregend.<br />

Trotz der emotionell geführten<br />

Debatte (nicht nur innerhalb der AKV) sollte<br />

die Vielfalt dieser Gruppierungen innerhalb<br />

des Kirchenvolks respektiert werden und<br />

keine Gruppe sich das Recht herausnehmen,<br />

auf die anderen „hinunterzuschauen“.<br />

Dass diese Diskussion nun auch in unserer<br />

Gemeinschaft entfacht ist, zeigt die Fülle von<br />

Leserbriefen in diesem Rundschreiben.<br />

Einen sehr interessanten Abend hatten<br />

wir auch mit P. Iwan Sokolowsky SJ (Präfekt<br />

im Kollegium Kalksburg von 1963–1966).<br />

Er beeindruckte an diesem Abend nicht nur<br />

durch sein umfangreiches Wissen zu Geschichte<br />

und Schrifttum des Islam. Er lieferte<br />

sicherlich auch einen Beitrag zum besseren<br />

Verständnis dieser Religion und ihrer Angehörigen.<br />

Zu guter Letzt möchte ich mich nicht nur<br />

für den zahlreichen Besuch unserer Veranstaltungen<br />

herzlich bedanken, sondern auch<br />

für die vielen Anregungen, die wir für unsere<br />

Gemeinschaft sowie für den organisatorischen<br />

Ablauf erhalten.<br />

Ich hoffe auch weiterhin auf ein dynamisches<br />

AKV-Leben und wünsche Euch allen<br />

schon jetzt ein gesegnetes Weihnachtsfest<br />

und ein erfolgreiches Jahr 2013.<br />

Hans Hammerschmied<br />

PräSidEnT<br />

hammerschmied@altkalksburger.org


4 <strong>Altkalksburger</strong> intern<br />

32. Verleihung des Kalksburger Ehrenrings<br />

Viel Applaus für Vanessa im großen Festsaal des Kollegiums.<br />

V.l.n.r.: Präsident Hans Hammerschmied, P. Hans Brandl SJ, Vanessa Katharina Rambousek,<br />

Vizepräsident Tibor Fabian, Ehrenpräsident Wolfgang Wildner<br />

Vanessa Katharina Rambousek, Maturantin<br />

des MJ10, wurde am Tag der Offenen<br />

Tür, am 20. Oktober 2012, im Großen<br />

Festsaal des Kollegs durch das Präsidium<br />

der <strong>Altkalksburger</strong>-<strong>Vereinigung</strong> der Kalksburger<br />

Ehrenring verliehen. Den engeren<br />

Rahmen dieser Verleihung bildete eine Projektpräsentation<br />

namens „Out of Africa“.<br />

Als Abschlussevent wurden auf der Bühne<br />

afrikanische Gesänge und Tänze dargeboten.<br />

Professor Mag. Robert Feichtinger stellte<br />

einleitend dazu fest: „Schwarz haben wir<br />

nicht geschafft, aber alles andere ist uns gut<br />

gelungen.“ Wir wurden optisch und akustisch<br />

rundum in eine afrikanische Stammesfete<br />

versetzt.<br />

Der Große Festsaal war ohne Gestühl randvoll,<br />

viele Hunderte von Personen konnten<br />

miterleben, wie Vizepräsident Dr. Tibor Fabian<br />

(MJ74 und selber Ehrenringträger) die<br />

Laudatio auf Vanessa hielt. Präsident Mag.<br />

Hans Hammerschmied (MJ71) überreichte<br />

den Ehrenring persönlich, der Applaus für<br />

Vanessa wollte kein Ende nehmen.<br />

Unsere Gratulation gilt auch dem Kollegium<br />

und Vanessas Eltern, die ja großen<br />

Anteil daran haben, wenn jemand derartig<br />

schulisch und charakterlich über alles Mittelmaß<br />

herausragt.


Österreichs Jesuiten jubilieren<br />

Es findet statt – das große Jubiläumsereignis!<br />

Im Juni 2013 feiert die Österreichische Provinz<br />

der Jesuiten mit allen, die ihr verbunden<br />

sind, mit P. General Adolfo Nicolás SJ<br />

die Errichtung der Österreichischen Provinz<br />

vor 450 Jahren!<br />

P. General besucht Kalksburg, Lainz und<br />

Wien 1.<br />

P. general adolfo nicolás sJ<br />

JUn-2013<br />

7-9<br />

Alt-Jesuitenschüler-teffen in Millstatt<br />

Gut traf sich die Einladung der Altschüler<br />

der drei traditionellen Jesuitenschulen<br />

Österreichs (Stella Matutina in Feldkirch,<br />

Aloisianum in Linz/Freinberg und Kollegium<br />

Kalksburg) am 2.-4. November 2012 in<br />

Millstatt, dem Ort, den bis letzten Sommer<br />

Pfarrer KR Rudolf Ortner, ein Altstellaner,<br />

seelsorglich betreut hat.<br />

Die „Herrschaft Millstatt“ war seit Ende<br />

des 16. Jahrhunderts eine Fundation für<br />

die Jesuitenuniversität Graz anlässlich der<br />

zweiten Gründung der Universität durch<br />

Erzherzog Ferdinand von Innerösterreich<br />

(Steiermark, Kärnten und Krain), dem späteren<br />

Kaiser Ferdinand II.<br />

Im Zuge der Reformationsbewegung<br />

waren im 16. Jahrhundert große Teile der<br />

Bevölkerung in den zum Kloster gehörenden<br />

Gebieten wie auch im übrigen Kärnten<br />

protestantisch geworden. Um dies rückgängig<br />

zu machen, übergab Ferdinand im<br />

Jahr 1598 das Kloster den Jesuiten. Infolge<br />

der Aufhebung des Ordens am 21. Juli 1773<br />

durch Papst Klemens XIV. wurde die Millstätter<br />

Jesuitenherrschaft beendet.<br />

Pfarrer Ortner, Maturant der Stella des<br />

Jahres 1955, und P. Reinhold Ettel SJ, Rek-<br />

450 Jahre<br />

Österreichische Provinz<br />

der Jesuiten<br />

Höhepunkt ist am Sonntag, 9. Juni 2013,<br />

die Festmesse im Stephansdom. Anschließendgroße<br />

Agape im Arkadenhof des<br />

erzbischöflichen Palais.<br />

Was wird es darüber hinaus noch geben?<br />

- eine eigene Webseite zum Jubiläum<br />

- eine Jubiläums-Broschüre als Vorstellung<br />

der Provinz<br />

- eine Ausstellung im JesuitenFoyer (1010<br />

Wien, Bäckerstraße 18)<br />

- einen Film (ca. 20 min)<br />

- ein Buch (im Echter-Verlag) zum Thema<br />

„Gott suchen und finden in allen Dingen“<br />

tor im Kollegium Kalksburg 1987-94, dann<br />

Superior in Feldkirch und bis zuletzt Superior<br />

in St. Andrä/Lavanttal, Kärnten, hatten<br />

gemeinsam versucht, die Altjesuitenschüler<br />

von Kärnten und Umgebung zu einem ersten<br />

Treffen zusammen zu rufen.<br />

Im Wesentlichen folgte diesem Aufruf<br />

eine Gruppe von mit Pfarrer Ortner befreundeten<br />

Altstellanern, erweitert durch<br />

ein paar <strong>Altkalksburger</strong>. Das von P. Ettel<br />

und Pfarrer Ortner gut zusammengestellte<br />

Programm sah fünf gemeinsame Mahlzeiten<br />

vor, am Samstag (3. November) einen<br />

Besuch von Spittal an der Drau mit Besichtigung<br />

von Schloss Porcia samt Heimatmuseum<br />

und dem Stadtkern von Spittal und<br />

eine abendliche hl. Messe in der Stiftskirche<br />

von Millstatt, der wunderschönen ehemaligen<br />

Jesuitenkirche.<br />

Das Treffen war ein gelungener Anfang.<br />

Jesuitenschüler fanden leicht einen gemeinsamen<br />

„Draht“, wir verstanden uns – ob der<br />

Gemeinsamkeit jesuitischer Erziehung –<br />

vom ersten Augenblick an.<br />

Folgetreffen stehen in Aussicht. Den<br />

beiden Organisatoren sei herzlich gedankt.<br />

P. MichAEl ZAchErl SJ<br />

<strong>Altkalksburger</strong><br />

5<br />

<strong>Altkalksburger</strong><br />

Urgestein im Club<br />

Dkfm. Helmut Weihs (MJ40) kam am<br />

Dienstag, 6. November, von Bruck a.d. Mur<br />

angereist und hat es in unseren Clubräumen<br />

genossen. Er besuchte im Kolleg die Vorbereitungs-<br />

und die erste Klasse Gymnasium,<br />

hatte aus dieser Zeit sogar ein Klassenfoto<br />

mitgebracht. Er konnte noch alle Kameraden<br />

identifizieren.<br />

Personalia<br />

Daniel Kehlmann (MJ93) erhielt unlängst<br />

im Rahmen der Vergabe der Nestroypreise<br />

2012 den Autorenpreis. Wir <strong>Altkalksburger</strong><br />

gratulieren!<br />

Memento<br />

Ing. hans georg Bischof (MJ55) ist nach<br />

längerer Krankheit letztlich doch überraschend<br />

schnell am 14. November 2012 in<br />

Wien gestorben.<br />

<strong>Altkalksburger</strong><br />

auf facebook<br />

Die AKV ist nun vollständig auf Facebook<br />

vertreten. Attraktiv gestaltet findet man hier<br />

alle Informationen und regelmäßige Updates<br />

rund um Veranstaltungen, Versammlungen<br />

und Neuigkeiten. Wir hoffen, bald<br />

alle auf Facebook vertretenen <strong>Altkalksburger</strong><br />

in unserer Gruppe zu haben!<br />

Wir freuen uns auf eure Likes.<br />

MAx PohAnKA (MJ10)


6 <strong>Altkalksburger</strong> ClUbverAnstAltUng<br />

Mit dem „Vater der Straßenkinder“<br />

„Wer nur ein leben rettet, rettet die ganze Welt.“<br />

Pater Georg Sporschill S.J., der „Vater<br />

der Straßenkinder von Bukarest“,<br />

war am Dienstag, 20. November<br />

2012 Gast in unserem Club, der wieder einmal<br />

zum Bersten voll war. Dank an alle, die<br />

gekommen sind; sie haben einen Vortrag eines<br />

charismatischen Menschen gehört, der<br />

in unserer Zeit unendlich viel geleistet hat.<br />

Eines seiner Lieblingszitate stammt aus dem<br />

Talmud: „Wer nur ein Leben rettet, rettet die<br />

ganze Welt“.<br />

P. Sporschill begann aus seiner Jugend<br />

zu erzählen, wie er lernte, für andere verantwortlich<br />

zu sein und schließlich 1991<br />

nach Rümänien kam (ursprünglich nur für<br />

6 Monate) und seitdem unermüdlich Hilfe<br />

für die Straßenkinder organisiert. Inzwischen<br />

ist er auch in Bulgarien und Moldawien<br />

tätig. Seinen für alle diese Tätigkeiten<br />

gegründeten Verein CONCORDIA hat er<br />

inzwischen an Herrn Haselsteiner (STRA-<br />

BAG ) übergeben, der ihn schon seit Jahren<br />

finanziell unterstützte und den Verein als<br />

Unternehmer im Sinne von P. Sporschill<br />

professionell weiterführt.<br />

P. Sporschill arbeitet inzwischen an neuen<br />

Zielen: In von den Sachsen verlassenen<br />

Dörfern rund um Hermannstadt (Sibiu)<br />

wohnen Roma unter entsetzlichen Bedingungen<br />

(keine Schulbildung, keine Arbeit,<br />

ein endloser Kreislauf nach unten, aus dem<br />

es ohne fremde Hilfe kaum ein Entkommen<br />

gibt). Sporschill berichtete über seine<br />

Pläne mit den Roma (Musikschule, Schulbildung,<br />

Arbeitseinschulung etc.) und ist<br />

für jede Hilfe dankbar. Er nimmt Voluntäre<br />

auf (für mindestens 3 Monate) und erzählte,<br />

wie diese - zum Großteil jungen Leute<br />

- durch ihre verantwortsvolle Tätigkeit für<br />

ihr eigenes Leben profitieren, charakterlich<br />

wachsen und dazu eine neue Fremdsprache<br />

(Rumänisch) lernen. Jeder ist willkommen.<br />

Vielleicht gelingt es unserem Club, eines<br />

von P. Sporschills Projekten zu unterstützen<br />

(z.B. die Roma in Sibiu), sodaß auch<br />

wir von uns sagen können: „Wir (als Club)<br />

haben einige Leben gerettet, also die ganze<br />

Welt“. Wäre das nicht im Sinne eines christlichen<br />

Clubs?<br />

Vielen Dank im Voraus!<br />

KArl BrAunSTEinEr (MJ70)<br />

p. georg Sporschill SJ<br />

geboren am 26. Juli 1946 in feldkirch<br />

1964 Matura in feldkirch<br />

Studium der Philosophie und Theologie in<br />

innsbruck, dr. phil.1972, Mag. theol. 1974<br />

1974-76 referent für Erwachsenenbildung in der<br />

Ed-München-freising<br />

Eintritt in die gesellschaft Jesu am 8. März 1976<br />

für die österreichische Provinz in nürnberg<br />

25. november 1978 Priesterweihe in Wien-lainz<br />

1978-91 Jugendseelsorge und redaktion des<br />

„Entschluss“<br />

ab 1981 leitung des Jugendhauses der caritas in<br />

der Blindengasse<br />

1989-90 Terziat in Austin, Texas, uSA<br />

Ab herbst 1991 im dienst der caritas Straßenkinderprojekt<br />

in Bukarest<br />

1994-95 Moderator in cyrill & Method, 1210 Wien<br />

1995-97 Pfarrer in Pulkau<br />

Ab 1997 in 1020 Wien, hochstettergasse<br />

2005-12 Schwerpunkt Kinder und Senioren in<br />

Moldawien<br />

Seit 2012 Schwerpunkt Arbeit mit romakindern<br />

in Siebenbürgen


Ehrenkreuz für Franz Zacherl<br />

23 Jahre rechnungsprüfer bzw. Kassier der AKV.<br />

Präsident hans hammerschmied mit Franz Zacherl bei der überreichung des ehrenkreuzes<br />

I<br />

m Anschluß an den Vortrag von Pater<br />

Sporschill kam es zur Ehrenkreuzverleihung<br />

an Franz Zacherl (MJ58).<br />

In seiner Laudatio hob unser Präsident<br />

Hans Hammerschmied hervor, daß Ehrungen<br />

im Amalientrakt der Hofburg (hier sind<br />

die Kalksburger Clubräume) viel schwieriger<br />

zu erreichen sind als im Leopoldinischen<br />

Trakt, wo doch meistens Ehrungen<br />

auf Grund langen Wartens „ersessen“ oder<br />

durch Intervention „durchgedrückt“ werden.<br />

(Mehr als zwölf lebende Ehrenkreuzträger<br />

darf es laut Statut nicht geben; zur<br />

Zeit sind es acht.)<br />

Franz Zacherl hat sich das <strong>Altkalksburger</strong><br />

Ehrenkreuz auf jeden Fall mehr<br />

als redlich verdient. Er war 23 Jahre Rechnungsprüfer<br />

bzw. Kassier der AKV, hat damit<br />

6 Präsidenten „überlebt“ und seine Aufgabe<br />

mit höchster Gewissenhaftigkeit getan.<br />

Franz Zacherl zählt einfach zur „Elite“ der<br />

<strong>Altkalksburger</strong> und verwirklicht die Eigenschaften<br />

eines Jesuitenschülers: kritisches<br />

Denken, Einsatz für soziale Gerechtigkeit<br />

etc.<br />

Das Allgemeinwohl liegt ihm sehr am<br />

Herzen, dafür setzt er sich ein. Um an Pater<br />

Sporschills Leitspruch anzuschließen: „Wer<br />

nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt“,<br />

lieber Franz, auch Du hast schon mehrfach<br />

die Welt gerettet. Vielen Dank dafür!<br />

KArl BrAunSTEinEr (MJ70)<br />

eHrUng <strong>Altkalksburger</strong><br />

Dkfm. Franz Josef Zacherl<br />

geboren am 3. februar 1940 in Wien<br />

1958 Matura im Kollegium Kalksburg<br />

Abiturientenkurs<br />

Welthandel-Studium mit Abschluss als diplomkaufmann<br />

heirat Marie-Theres, geb. Thiel, am 29. Juni 1968<br />

5 Kinder und inzwischen 12 Enkelkinder<br />

Wirtschaftstreuhänder, 1973 Qualifikation als<br />

Steuerberater<br />

Prokurist bei Auditor-Treuhand-ges.mbh<br />

Seit 2003 in Pension<br />

1978-2011 rechnungsprüfer und zeitweise<br />

Kassier der AKV<br />

7


8 <strong>Altkalksburger</strong> ClUbverAnstAltUng<br />

Wie sieht der Islam das Christentum?<br />

Ein Abend mit P. iwan Sokolowsky SJ<br />

Am Abend des 18. Oktober 2012 fand<br />

im Club der <strong>Altkalksburger</strong> erneut<br />

eine Veranstaltung statt, die viele<br />

wie ein Magnet anzog: P. Iwan Sokolowsky<br />

SJ (Präfekt in Kalksburg 1963-66; auch unser<br />

Präsident Hans Hammerschmied zählte<br />

zu seinen Zöglingen) hielt die etwa 60-70<br />

Personen über die Dauer einer Stunde hinaus<br />

mit seinen Darlegungen in Bann. Es<br />

ging um das Thema „Wie sieht der Islam das<br />

Christentum?“ In übersichtlichen Schritten<br />

legte der Pater dar:<br />

1. Wie sieht der Koran das Christentum?<br />

2. Wie sieht die Scharia das Christentum?<br />

3. Wie wurde das geschichtlich umgesetzt?<br />

4. Wie steht es heute?<br />

In leicht verständlicher Weise und in aller<br />

Kürze wurden die Begriffe und ihre<br />

Inhalte erklärt: Koran (eine Sammlung<br />

von Predigttexten des Propheten Mohammed),<br />

Sunna (Aussprüche des Propheten<br />

aus mündlicher Überlieferung), Scharia<br />

(rechtliche Zusammenfassung dessen, was<br />

für Muslime wichtig ist), Mansuch (Abrogation<br />

von widersprüchlichen Texten),<br />

Islam und andere. Die Inhalte wurden in<br />

ihrer historischen Entwicklung aufgezeigt.<br />

Da sie, laut P. Sokolowsky, manches in sich<br />

Widersprüchliche beinhalten, bedarf es der<br />

Klärung, die durch die verschiedenen Schulen<br />

bald strenger, bald konzilianter ausfällt<br />

und in ihrer Ambivalenz auch von jedem<br />

einzelnen mal so, mal so gehandhabt wird.<br />

Hierin liegt eine große Problematik und<br />

Unsicherheit für jeden, der sich mit Muslimen<br />

auseinandersetzt oder gar Verträge mit<br />

ihnen schließt. Es ist dadurch kaum mög-<br />

hans hammerschmied, aleksandar andjelkovic, georg sas und christian-Michael lammel (alle MJ71),<br />

mit ihrem ehemaligen Präfekten P. iwan sokolowsky<br />

lich, Muslime wirklich zur Rede zu stellen,<br />

sie sozusagen beim Wort zu nehmen.<br />

Was der Islam vom Christentum denkt?<br />

In Zeiten, in denen die Moslems auf die<br />

Christen (ob ihres wissenschaftlichen Vorsprungs<br />

etwa) angewiesen waren, so P. Sokolowsky,<br />

verhielten sie sich ganz anders zu<br />

ihnen als sonst. Mohammed selbst sah sich<br />

als Erneuerer des Christentums. Vor allem<br />

Mohammed,<br />

ein erneuerer des<br />

Christentums?<br />

die Dogmen der Christen bezeichnete er als<br />

Quellen von Streit und lehnte sie deshalb<br />

ab. Daran entzündete sich die entschiedene<br />

Absage von Seiten der Christen. Vor allem<br />

das Gottes- und Menschenverständnis ist<br />

zwischen den beiden Religionen grundverschieden.<br />

Nach Ansicht des Islam ist der<br />

Ewige die absolute Gerechtigkeit. Liebe hingegen<br />

ist nur ein Sentiment, das es in Gott<br />

nicht geben kann. Die Ansichten über ‚Gerechtigkeit‘<br />

sind in den beiden Religionen,<br />

so hörten wir, sehr verschieden. Von Allah<br />

ist zwar auch zu lesen, dass er barmherzig<br />

sei, Gerechtigkeit verlange aber meist entschiedene,<br />

ja erbitterte Härte. Nach Jesus<br />

fordert Gerechtigkeit, so zu leben, dass<br />

sich niemand fürchten muss. Bezüglich<br />

des Dschihad (heiliger Krieg gegen die Un-<br />

gläubigen) ist die Frage grundlegend, wie<br />

man mit Andersdenkenden umgeht. Die<br />

Antwort kann sehr verschieden ausfallen.<br />

Am liebsten sahen Moslems die Christen<br />

als ihre Diener oder als Mitstreiter in ihren<br />

kriegerischen Handlungen. Die militärische<br />

Schlagkraft war dem Islam stets von großer<br />

Wichtigkeit.<br />

Heute wird das Christentum oft mit<br />

dem Westen gleichgesetzt, so der Vortragende.<br />

Von daher kommt alle Verderbnis.<br />

So ist insbesondere Demokratie als etwas<br />

Westliches zu bekämpfen. Selbst Terrorismus<br />

wird als eine Form gesehen, sich für<br />

die Gerechtigkeit einzusetzen. Wohlwollende<br />

Moslems wollen Frieden, sind aber<br />

„schweigende Mehrheit“. Auch der Umgang<br />

mit Fehlern ist in den beiden Religionen<br />

unterschiedlich: Christen können bereuen,<br />

für Moslems gibt es nichts zu bereuen, da<br />

all ihr Tun der Ergebenheit in GottesWillen<br />

entspringt.<br />

Was unser Verhalten gegenüber dem Islam<br />

angeht, führte P. Sokolowsky aus, dass<br />

es darauf ankommt, vom eigenen Glauben<br />

und den christlichen Werthaltungen mit<br />

Stolz überzeugt zu sein. Das würden Moslems<br />

am ehesten respektieren.<br />

Die anschließende Stellung und Beantwortung<br />

von Fragen aus dem Auditorium<br />

zeigte, dass so mancher durchaus kundige<br />

Zuhörer mit dabei war, aber auch mit<br />

welcher Kompetenz P. Iwan zu antworten<br />

wusste. - Ein für alle lohnender Abend!<br />

P. MichAEl ZAchErl SJ (MJ55)


Hans Staudacher avant 90 -<br />

rüstig, witzig und einfach genial<br />

Altmeister im club<br />

Der Club platzte wieder einmal fast<br />

aus seinen Nähten, als an die siebzig<br />

Schaulustige <strong>Altkalksburger</strong> und<br />

Freunde des Clubs dem Doyen der zeitgenössischen<br />

Malerei in Österreich, Hans<br />

Staudacher, bei der Vernissage seiner Ausstellung<br />

ihre Aufwartung machten.<br />

Wie mittlerweile schon Tradition bei<br />

Kunstveranstaltungen im Club sprach unser<br />

<strong>Altkalksburger</strong> Freund Prof. Peter Baum<br />

(MJ58) in seiner unnachahmlichen Art und<br />

Weise über das Werk und den Werdegang<br />

des Künstlers.<br />

Hans Staudacher - avant 90 - begann<br />

sein Jubeljahr mit einer Ausstellung in unseren<br />

Clubräumen, eine große Ehre für uns<br />

alle. Er selbst war anwesend, wirkte sehr<br />

rüstig und war immer für einen guten Witz<br />

zu haben.<br />

Wer sich eine Arbeit von Ihm nicht leisten<br />

konnte oder wollte, dem signierte er halt<br />

eines der Plakate die extra für diese Veranstaltung<br />

vom Club aufgelegt wurden.<br />

Wie üblich rundeten ein von Peter Halama<br />

angerichtetes Buffet sowie Sekt und<br />

Wein den Abend ab.<br />

Unser Club entwickelt sich zunehmend<br />

auch zu einer Galerie mit höchstem Kunstanspruch.<br />

Mit Ausstellungen von Christian<br />

Ludwig Attersee (Mai 2010), Jürgen Mes-<br />

hans staudacher und Peter baum beantworten<br />

Fragen aus dem Publikum<br />

sensee (April 2011), Adolf Frohner (bisher<br />

ungezeigte Werke aus seinem Nachlass)<br />

(November 2011) und eben Hans Staudacher<br />

(Oktober 2012) wurden bereits einige<br />

„Kaliber“ der österreichischen Kunstszene<br />

in den Club eingeladen.<br />

Für alle, die die Werke von Hans Staudacher<br />

noch sehen wollen: Die Ausstellung<br />

ClUbverAnstAltUng <strong>Altkalksburger</strong><br />

V.l.n.r.: georg lohmer, Peter baum, hans staudacher, hans hammerschmied<br />

nicht nur schöne Plakate gab es zur ausstellungseröffnung<br />

9<br />

ist noch bis 31. Jänner 2013 in unseren<br />

Clubräumen zu besichtigen.<br />

Eine Finnissage am 31. Jänner 2013 gibt<br />

Gelegenheit auch dem Künstler nochmals<br />

zu begegnen.<br />

gEorg lohMEr (MJ82)<br />

Jürgen Messensee (er stellte im april 2011 im club<br />

aus) machte seinem Kollegen die aufwartung<br />

foto: Walter Schrann


10 <strong>Altkalksburger</strong> ClUbverAnstAltUng<br />

In unseren „... heiligen Mauern ...“<br />

Ein Vortrag über die freimaurer in Österreich<br />

Der Abend des 23. Oktober schien einer<br />

zu sein, den sich viele <strong>Altkalksburger</strong>innen<br />

und <strong>Altkalksburger</strong> im<br />

Terminkalender vermerkt hatten. Denn just<br />

an diesem waren die Räumlichkeiten der<br />

<strong>Vereinigung</strong> besonders gut gefüllt. Aber es<br />

war alles andere als verwunderlich, schließlich<br />

war mit Dr. Michael Kraus (MJ 65) ein<br />

besonderer Gast der Einladung des Clubs<br />

gefolgt. Der Anlass seines Besuchs war ein<br />

Vortrag über ein ebenso faszinierendes wie<br />

geheimnisvolles Thema: Die Freimaurer<br />

und insbesondere deren Situation in Österreich.<br />

Wer wäre wohl dafür besser geeignet<br />

gewesen als Dr. Kraus, welcher seit mehr als<br />

30 Jahren aktives Mitglied der Organisation<br />

ist und davon 6 Jahre lang das höchste Amt,<br />

das eines Großmeisters, bekleidete.<br />

Auf die allgemeine Frage, ob es sich<br />

bei den Freimaurern - ein Begriff, der auf<br />

das Spätmittelalter und Frühe Neuzeit zurückgeht<br />

und ursprünglich Steinbildhauer<br />

bezeichnete (eng. „freemasons“) - um<br />

einen Geheimbund handelt, meinte der<br />

Vortragende, sie seien es insofern, als kein<br />

Mitglied, dem „Grundsatz der Verschwiegenheit“<br />

folgend, ein anderes zu dessen<br />

Lebzeiten der Öffentlichkeit als solches deklarieren<br />

darf. Als Anschauungsbeispiel bemerkte<br />

er, im Kreise der Anwesenden einige<br />

„Kollegen“ erkennen zu können, ohne verständlicherweise<br />

deren Identität offenzulegen.<br />

Die Organisation ist juristisch gesehen<br />

ein Verein, und als solcher sind seine Statuten<br />

sowie führende Mitglieder, darunter<br />

der Großmeister und die direkt unter ihm<br />

Stehenden, der Öffentlichkeit bekannt. Somit<br />

kann die überwiegende Mehrheit der<br />

Freimaurer ihre Anonymität wahren. Eine<br />

Bedingung dafür stellt die Tatsache dar, dass<br />

der Bund heutzutage nicht als geschlossene<br />

Einheit nach außen auftritt, sondern sich<br />

jeder auf seine Weise unabhängig in der Gesellschaft<br />

zu engagieren hat.<br />

In ihrer wechselvollen Geschichte beteiligte<br />

sich die Freimaurerei wiederholt<br />

als gesellschaftspolitischer Akteur an der<br />

Entwicklung der Weltpolitik, beispielsweise<br />

bei der Entstehung der US-amerikanischen<br />

Verfassung, im Verlauf der Französischen<br />

Revolution von 1789, im Rahmen des Unabhängigkeitskriegs<br />

in Lateinamerika unter<br />

Simón Bolívar (1783-1830), welcher selbst<br />

ein Freimaurer war, oder beim „Zug der<br />

Tausend“ von Giuseppe Garibaldi (1807-<br />

1882), einem weiteren Mitglied des Bundes.<br />

Die Teilnahme am öffentlichen Geschehen<br />

konnte aber auch zu Konflikten mit weltlicher<br />

oder geistlicher Obrigkeit führen und<br />

infolgedessen Verfolgungen und Verbote,<br />

wie jene in Österreich in den Jahren 1742<br />

(unter Maria Theresia) und 1795 (unter<br />

Franz II.) nach sich ziehen. Vor allem diese<br />

realpolitischen Konsequenzen sind für<br />

den heutigen Standpunkt der Freimaurer<br />

ursächlich, einen weniger direkten Einfluss<br />

auf die Gesellschaft zu erwägen.<br />

Der Frage nach Struktur und Organisation<br />

der Freimaurer ging Dr. Kraus zunächst<br />

mit einigen statistischen Angaben<br />

geheimbund<br />

und gesellschaftspolitischer<br />

Akteur<br />

auf den Grund: Auf der ganzen Welt gibt es<br />

an die 4-6 Millionen Mitglieder, davon in<br />

Österreich ungefähr 4.000 Personen. Diese<br />

verteilen sich auf über 70 österreichische<br />

Logen, welche sich in der einzigen von den<br />

„Stammvätern“ aus England offiziell anerkannten<br />

Großloge, der „Großloge der alten<br />

freien und angenommenen Maurer von Österreich“,<br />

einer Art „nationalem Dachverband“<br />

für die Repräsentation nach außen,<br />

vereinen. Neben dem Großmeister als deren<br />

Vorsitzendem gibt es zahlreiche Stufen


in der Freimaurerhierarchie, sogenannte<br />

„Grade“, darunter solche eines Lehrlings,<br />

eines Gesellen oder eines Meisters. Damit<br />

unter den Mitgliedern ein fortdauernder<br />

Kontakt gewahrt werden kann, veranstaltet<br />

jede Loge regelmäßige Versammlungen.<br />

Bei diesen Gelegenheiten steht der<br />

Zweck der Freimaurerei, nämlich Analyse<br />

und Diskussion breiter gesellschaftlicher<br />

Entwicklungen und Probleme an der Tagesordnung.<br />

Wie jede Organisation ist auch die Freimaurerei<br />

auf periodischen Zulauf angewiesen.<br />

Dabei geht die „Nachwuchsarbeit“ regional<br />

unterschiedlich vonstatten: Während<br />

in den USA das Hineinwachsen in eine traditionelle<br />

Familie eine Aufnahme begünstigt,<br />

funktioniert es in Österreich auf dem<br />

Weg der persönlichen Werbung. Die Initiative<br />

ist überwiegend seitens der Freimaurer<br />

zu suchen; dabei geht es um die Aufnahme<br />

in eine der vorhandenen Logen. Nach Aussage<br />

des Gastvortragenden bestehen in einigen<br />

Ländern Tendenzen, mithilfe moderner<br />

Kommunikationsmedien nach Interessierten<br />

zu suchen, um diese für die Freimaurerei<br />

zu gewinnen (so z.B. in Deutschland,<br />

wo die Suche per Ausschreibung erfolgt).<br />

Diesen Weg gehen österreichische Vertreter<br />

jedoch nicht. Sie sind ja um ihre Integrität<br />

bemüht und haben demzufolge keine Internetpräsenz.<br />

Das Aufnahmeverfahren selbst<br />

stellt mit der Dauer von mitunter 1-2 Jahren<br />

einen gedulderprobenden Prozess dar. Sofern<br />

ihm ein positiver Abschluss beschieden<br />

ist, eröffnet dieser dem Neueintretenden<br />

den Weg zu einer für gewöhnlich lebenslangen<br />

Mitgliedschaft. Eine wichtige Stellung<br />

nimmt bei der Entscheidungsfindung der<br />

Großmeister ein, welchem ein Vetorecht<br />

gegen die Aufnahme eines neuen Mitglieds<br />

zusteht. Aber auch jeder der potentiellen<br />

künftigen „Logenkollegen“ hat in der Angelegenheit<br />

ein Mitspracherecht. Dieses<br />

äußert sich in Form der sogenannten „Kugelung“,<br />

einer geheimen Abstimmung unter<br />

Verwendung weißer und schwarzer Kugeln,<br />

wobei schon drei schwarze genügen, um<br />

eine Ablehnung zu erwirken. Dem Abgewiesenen<br />

steht dann noch die Möglichkeit<br />

offen, um die Aufnahme in eine andere<br />

Loge anzusuchen.<br />

Es ist an die Erklärung von Dr. Kraus<br />

zu erinnern, dass keinesfalls alle Logen den<br />

Status, anerkannt zu sein, genießen. Dieses<br />

Privileg steht nur denjenigen zu, welche sich<br />

an die sogenannten „Alten Pflichten“ (engl.<br />

„Old Charges“) halten, einer Zusammenfassung<br />

von Regeln für die Gemeinschaft. Diese<br />

wurden im Jahr 1723 von der „Vereinigten<br />

Großloge von England“, der erst 1717<br />

in London entstandenen ersten Freimau-<br />

rerloge der Welt, offiziell angenommen und<br />

bilden seitdem das Grundgerüst der Freimaurerei.<br />

Damit sich die eigenen Ansichten<br />

eines jeden Mitglieds bei den Versammlungen<br />

nicht als hinderlich erweisen, wird<br />

von diesem erwartet, sie draußen zu lassen.<br />

Dadurch soll die Voraussetzung geschaffen<br />

werden, sich besser als „Brüder“ auf Augenhöhe<br />

zu begegnen. Denn Brüderlichkeit<br />

gehört neben Freiheit, Gleichheit, Toleranz<br />

und Humanität zu den 5 Grundidealen der<br />

Freimaurerei. Die Annahme, die Verwendung<br />

des Wortes „Brüder“ impliziert eine<br />

ausschließende Wirkung des weiblichen<br />

Geschlechts, räumte der Vortragende aus<br />

dem Weg, indem er darauf hinwies, dass<br />

es auch Frauen- und sogar gemischte Logen<br />

gibt. Dabei handelt es sich<br />

nicht erst um eine Erfindung<br />

der neueren Zeit.<br />

Was das Verhältnis des<br />

Bundes zur Religion bzw. Religiosität<br />

anbelangt, so meinte<br />

Dr. Kraus, dass diese nicht abgelehnt,<br />

sondern im Gegenteil<br />

von den Freimaurern insofern<br />

bejaht wird, als ihnen der<br />

Glaube an ein „übergeordnetes<br />

Wesen“ gemein ist. Das erklärt<br />

sich aus dem genannten Grundsatz, Toleranz<br />

gegenüber anderen Menschen und<br />

deren persönlichen Vorstellungen entgegenzubringen.<br />

Dadurch war es möglich,<br />

beispielsweise auch in islamischen Ländern<br />

Freimaurerlogen zu gründen, wie es im Osmanischen<br />

Reich der Fall war, wo es diese<br />

seit dem 18. Jhdt. gab und ihnen zunächst<br />

Außenstehende, schließlich aber auch Einheimische<br />

angehörten. Die Vorstellung von<br />

einem eigenen freimaurerischen Kult lehnte<br />

der ehemalige Großmeister ab, obgleich er<br />

einigen Praktiken, unter anderem bei der<br />

Aufnahme, eine gewisse rituelle Symbolik<br />

und einen Hauch von Mystik zugestand. An<br />

dieser Stelle ist zu erwähnen, dass in umgekehrter<br />

Weise sowohl die Islamische Weltliga<br />

in einer Aufforderung von 1974 als auch<br />

die Katholische Kirche in einer Deklaration<br />

aus dem Jahr 1983 die Zugehörigkeit zur<br />

Freimaurerei zuletzt als mit ihren religiösen<br />

Grundsätzen unvereinbar betrachten.<br />

Da mit war der eigentliche, meiner Meinung<br />

nach sehr gut vorbereitete und strukturierte,<br />

informative Vortrag auch ans Ende<br />

gelangt. Eine Fragerunde folgte anschließend,<br />

welcher sich Dr. Kraus gern stellte<br />

und einige Details näher beleuchten sowie<br />

Unklarheiten bereinigen konnte. Als gleichsam<br />

eine „Werbung für die eigene Sache“<br />

wurde ein von ihm herausgegebenes Buch,<br />

„Die Freimaurer“ (Ecowin Verlag, Salzburg<br />

2011), zum Kauf bereitgestellt, ein Angebot,<br />

ClUbverAnstAltUng <strong>Altkalksburger</strong><br />

11<br />

das viele der Zuhörenden gern<br />

in Anspruch nahmen, ebenso<br />

wie jenes, sich ein Exemplar<br />

vom Herausgeber persönlich<br />

signieren zu lassen. Damit<br />

fand der Abend auch seinen<br />

offiziellen Ausklang.<br />

Eine letzte Anmerkung<br />

zum Thema: Dass die Freimaurerei<br />

in Österreich nicht<br />

nur ein gedankliches, ideelles<br />

Modell verkörpert, sondern<br />

auch substanziell in der österreichischen<br />

geographischen Landschaft vorhanden ist,<br />

beweisen mehrere freimaurerische Institutionen<br />

bzw. Bauten, darunter das Österreichische<br />

Freimaurer-Museum auf Schloss<br />

Rosenau bei Zwettl (NÖ) und, nicht zu<br />

vergessen, das „Kiosk“ genannte Bauwerk<br />

auf dem Gelände des Kollegium Kalksburg<br />

(Monumentum 19).<br />

dMiTriy BoSEnKo (MJ07)<br />

das Buch „Monumentum 19“ kann für<br />

<strong>Altkalksburger</strong> zum Vorzugspreis von<br />

10 Euro (+lieferung) bei georg lohmer<br />

(MJ82) (lohmer@aon.at) oder direkt im<br />

club bestellt werden.


12 <strong>Altkalksburger</strong> ClUbverAnstAltUng<br />

wIe veRSpRoChen eIn weITeReR BeRIChT zUM MITTAgSTISCh MIT MSgR. helMUT SChülleR<br />

Ein Hilfeschrei,<br />

teilweise Realitätsverweigerung<br />

Vielfältig sind die Aktionen und Reaktionen<br />

auf den Auftritt von Mag.<br />

Schüller, Initiator der Pfarrerinitiative,<br />

im Club der <strong>Altkalksburger</strong>. Fast<br />

zynisch anmutend die Anrede mit hochwürdigster<br />

Monsignore, spricht man doch<br />

einen Revolutionär oder zumindest vermeintlichen<br />

Revolutionär an. Dass Schüller<br />

nicht ganz ein solcher ist, kommt indirekt<br />

in der Feststellung hervor, dass er nunmehr<br />

60-jährig auf seine Karriere als Priester und<br />

Pfarrer zurückblickt und Sorge hat, wie es<br />

mit der Kirche weitergehen soll. Die Probleme<br />

sind allen bekannt, Priestermangel und<br />

geringerer Kirchenbesuch, das ändert man<br />

auch nicht mit der Feststellung, dass wir<br />

heute im Verhältnis zu den Gläubigen, wer<br />

immer diese sind, nicht weniger Priester<br />

haben als früher – wir reduzieren eben auf<br />

beiden Seiten. Tatsache ist, dass die demographische<br />

Entwicklung bei den Priestern<br />

dramatisch ist, und in Zukunft viele Pfarren<br />

nicht mehr in bisheriger Weise besetzt werden<br />

können.<br />

Der Ausdruck „Ungehorsam“ wurde<br />

laut Schüller natürlich auch aus Gründen<br />

der Provokation, zur Erreichung von Aufmerksamkeit<br />

gewählt und bezieht sich auf<br />

Aktivitäten, bei denen man schon derzeit<br />

ein „bisschen“ ungehorsam ist, aber so-<br />

lange niemand darüber redet, regt es auch<br />

niemanden auf und dann ist das eben<br />

nicht sooo ungehorsam, nur wenn man es<br />

aufzeigt, dann schon. (Meine persönliche<br />

Anmerkung: Die Kirche verliert an Wahrhaftigkeit<br />

und tendiert zur Scheinheiligkeit,<br />

dafür war sie aber immer besonders anfällig<br />

– nicht umsonst hat uns Jesus den Satz mitgegeben:<br />

„Wenn aber das Salz seine Kraft<br />

verliert.….“).<br />

Drei wesentliche Punkte aus den Forderungen<br />

der Priesterinitiative bilden die<br />

Eckpunkte: Der Umgang mit geschiedenen<br />

Wiederverheirateten, der Zugang zum<br />

Priesteramt (Pflichtzölibat oder nicht) und<br />

die Rolle der Frau in der Kirche. Alles Fragen,<br />

die bekannt sind.<br />

Veränderungen sind in der derzeitigen<br />

Situation nicht mehr zu verhindern. Als Beobachter<br />

hat man aber den Eindruck, dass<br />

jede Art von Veränderung allen Beteiligten<br />

mehr oder weniger Unbehagen bereitet,<br />

dem Klerus ebenso wie dem Kirchenvolk,<br />

das gegen jede Absicht des Konzils noch<br />

immer regiert wird, was von nicht wenigen<br />

als angenehm empfunden wird, weil man<br />

dann in aller Ruhe kritisieren kann und ansonsten<br />

nicht viel an Verantwortung mitzutragen<br />

hat.<br />

Die Erzdiözese Wien bereitet eine Organisationsreform<br />

vor, bei der mit weniger<br />

Priestern in Zukunft das Auslangen gefunden<br />

werden soll. Die Zielrichtung eines weiterhin<br />

aufrechten Kirchenbetriebes ist ähnlich,<br />

die Mittel aber sind wesentlich anders.<br />

Mag. Hammerschmied fragte dazu Mag.<br />

Schüller: „Sie sind dagegen, sind Sie gegen<br />

alles?“ Die Antwort: Die Priester werden<br />

noch mehr ge- oder überfordert, die Nähe<br />

zu den Gläubigen schwindet.<br />

Übrigens - das Konzept der Erzdiözese,<br />

unter anderem mit dem Namen „Apostelgeschichte<br />

2010“, enthält einige interessante<br />

Formulierungen. Da wäre zB. der Hinweis,<br />

dass wir uns von einigen Jahrhunderte alten<br />

Traditionen verabschieden müssen. Warum<br />

dazu nicht der Pflichtzölibat gehört, der<br />

ebenso wie die Gründung von Pfarreien<br />

einen organisatorisch/wirtschaftlichen Ursprung<br />

hatte, erscheint mir nicht ganz klar.<br />

Dass die Apostel verheiratet waren (nicht<br />

Paulus, diesen „Missionseifer“ hätte auch<br />

damals keine Frau ausgehalten), schreibt<br />

Paulus in seinem Brief an die Korinther<br />

(9,4): „Haben wir nicht das Recht, eine<br />

gläubige Frau mitzunehmen, wie die übrigen<br />

Apostel und die Brüder des Herrn und<br />

wie Kephas?“<br />

Warum das Priesteramt immer „hauptberuflich“<br />

ausgeübt werden muss (siehe<br />

Paulus in 1 Thess 2,9 „Ihr erinnert euch<br />

doch, liebe Brüder an unsere Arbeit und<br />

unsere Mühe, Tag und Nacht arbeiteten wir,<br />

um niemandem unter euch zur Last zu fallen,<br />

und predigten unter euch das Evangelium<br />

Gottes“) oder ob es - wie bereits derzeit<br />

bei den Diakonen - auch „ehrenamtliche<br />

Priester“ geben könnte, ist ebenso zu hinterfragen,<br />

wie die Einbeziehung von Frauen,<br />

die derzeit die Mehrheit der Studierenden<br />

an der theologischen Fakultät darstellen,<br />

aber prinzipiell vom Amt ausgeschlossen<br />

bleiben, obwohl es theologisch dafür keine<br />

Begründung gibt.<br />

Wenn wir wirklich Apostelgeschichte<br />

weiterschreiben wollen, werden uns all diese<br />

Fragen aus der Zeit der Apostelgeschichte<br />

begleiten. Sie haben aber alle bei weitem<br />

nicht jene Sprengkraft und erfordern absolut<br />

nicht jene weitreichende Entscheidung<br />

wie die damalige Frage, ob Nichtjuden, die<br />

den christlichen Glauben annehmen, zuerst<br />

Könnte nicht alles<br />

so bleiben, wie es<br />

sein sollte?<br />

beschnitten werden müssen. Der Apostelkonvent<br />

oder das Apostelkonzil, das in der<br />

Diskussion mit Mag. Schüller fast zufällig<br />

erwähnt wird, entschied sich für die absolute,<br />

„barrierefreie“ Öffnung des Christentums.<br />

Ausschlaggebend dafür war Jakobus,<br />

der Vorsteher der christlichen Gemeinde in<br />

Jerusalem, der „Bruder des Herrn“, und keinesfalls<br />

ein sogenannter „Liberaler“. Diesen<br />

Mut zu Entscheidungen wird man beim<br />

Fortschreiben der Apostelgeschichte auch<br />

brauchen.


Apostelgeschichte fortschreiben wird ein<br />

spannender – sicher nicht konfliktfreier –<br />

Prozess. Für eine positive Entwicklung wird<br />

es notwendig sein, über alles miteinander<br />

zu reden, auch wenn verschiedene Fragen<br />

nicht in Wien entschieden werden können.<br />

Ohne Dialog wird man beiderseits scheitern,<br />

die Pfarrerinitiative ebenso wie das<br />

Strukturmodell der Erzdiözese. Die Erzdiözese<br />

kann auf die „Ungehorsamen“ genau so<br />

wenig verzichten, wie die „Ungehorsamen“<br />

auf den Bischof. Was notwendig ist, ist ein<br />

Serie: Bekannte Jesuiten<br />

Konsens zwischen beiden Gruppierungen<br />

– kein (fauler) Kompromiss – sondern ein<br />

von beiden erarbeitetes, neues, tragfähiges<br />

Modell. Beiden Gruppierungen ebenso wie<br />

allen Gläubigen gemeinsam ist die Sorge<br />

um die Zukunft der Kirche – und Kirche<br />

sind eben wir alle. Veränderungen stehen<br />

an, schade wäre, wenn nichts passiert oder<br />

Machtfragen bei der Lösung den Ausschlag<br />

geben.<br />

diAKon MAg. hEinrich TrEEr (MJ68)<br />

P. Jacques Berthieu SJ (1838-96)<br />

– Märtyrer auf Madagaskar<br />

Apropos „bekannt“! Als bekannt dürfen<br />

freilich nicht nur die gelten, die wir kennen;<br />

uns sollten auch jene bekannt werden, die es<br />

gesamtkirchlich, sprich global zur Bekanntheit<br />

gebracht haben, was wir von Heiligen<br />

behaupten.<br />

P. Jacques Berthieu SJ wurde während<br />

des 2. Vaticanums, am Missionssonntag<br />

1965 von Paul VI. selig- und am Missionssonntag<br />

2012, während der bedeutsamen<br />

Bischofssynode über die Neuevangelisierung,<br />

am 21. Oktober von Benedikt XVI.<br />

in Rom heiliggesprochen. Wer war dieser<br />

Jesuit?<br />

Jacques Berthieu stammte aus der Auvergne<br />

(Zentral-Frankreich) und wurde<br />

am 27. November 1838 in eine bäuerliche<br />

Familie geboren. Am 21. Mai 1864 wurde<br />

er zunächst Diözesanpriester und wirkte<br />

als solcher neun Jahre in der Seelsorge. Ignatianische<br />

Exerzitien weckten in ihm den<br />

Ruf, das Evangelium in fernen Ländern zu<br />

verkünden. Mit dieser Sehnsucht trat er<br />

1873 in die Gesellschaft Jesu ein. Nach dem<br />

Noviziat durfte er sich 1875 per Schiff von<br />

Marseille aus Richtung Réunion, einer Insel<br />

unter französischer Kolonialherrschaft<br />

nahe Madagaskar, aufmachen. Er lernte<br />

dort die Sprache und bereitete sich auf die<br />

Missionsarbeit vor. Auf der benachbarten<br />

Insel Sainte Marie widmete er sich sodann<br />

der Kinderkatechese, kümmerte sich um<br />

die Kranken und spendete die Sakramente.<br />

1881 verbot die französische Verwaltung<br />

– als hätte sich in den Jahren seit 1773 in<br />

den Beziehungen nichts geändert – den<br />

Jesuiten den Aufenthalt in den frasnzösi-<br />

schen Überseegebieten. Dadurch war auch<br />

Jacques Berthieu gezwungen, auf die große<br />

Insel Madagaskar überzusiedeln, die damals<br />

noch ein unabhängiges Königreich war.<br />

Sein seelsorglicher Eifer<br />

war ungebrochen, wenngleich<br />

er alle paar Jahre den<br />

Ort und damit auch die ethnische<br />

Zielgruppe wechseln<br />

musste. Besonders die MilitärinterventionenFrankreichs<br />

(1885 und 1894-96)<br />

beeinträchtigten sein Wirken<br />

zu wiederholten Malen.<br />

Der Aufstand der Menalamba-Bewegung<br />

gegen die Kolonisatoren hatte auch die<br />

Christen im Visier. Da sich P. Berthieu zum<br />

Schutz einheimischer Frauen auch einem<br />

französischen Offizier entgegenstellte, hatte<br />

er auch von dieser Seite keine Protektion<br />

mehr zu erwarten. Mit einem Konvoi von<br />

Christen wurde er auf der Flucht Richtung<br />

Hauptstadt Antananarivo in einem Dorf<br />

aufgegriffen, misshandelt, verspottet und<br />

blutig geschlagen. Auf einem kilometerlangen<br />

Marsch wurde er immer wieder mit<br />

Schlamm und Steinen beworfen und aufgefordert,<br />

seiner „unausstehlichen Religion“<br />

abzuschwören. Er antwortete: „Ich kann<br />

dem nicht zustimmen, lieber sterbe ich.“<br />

Beim Anbruch der Nacht jenes 8. Juni 1896<br />

wurde beschlossen, ihn zu töten. Angesichts<br />

der auf ihn gerichteten Gewehre kniete Jacques<br />

nieder, bekreuzigte sich und betete. So<br />

wurde er vorerst viermal nicht getroffen,<br />

dann nur schwer verletzt. Ein letzter Schuss<br />

aus nächster Nähe beendete sein Leben.<br />

serie <strong>Altkalksburger</strong><br />

Mag. heinrich Treer (MJ68)<br />

13<br />

Mag. heinrich Treer war Sektionschef im BM<br />

für finanzen (Sektion Materielles Steuerrecht).<br />

nach seinem Eintritt in den ruhestand im frühjahr<br />

2011 pilgerte er gemeinsam mit seiner frau<br />

Elisabeth rund dreineinhalb Monate zu fuss von<br />

gramatneusiedel nach Santiago de compostella.<br />

Am 30. September d.J. wurde er im Wiener<br />

Stephansdom zum diakon geweiht. (Siehe <strong>Altkalksburger</strong><br />

rundschreiben vom oktober 2012<br />

(Seite 19).<br />

P. MichAEl ZAchErl SJ<br />

Sein Leichnam wurde in einen Fluss geworfen<br />

und nicht mehr gefunden; vielleicht<br />

wurde er von einem Krokodil gefressen.<br />

P. General Adolfo Nicolás SJ hob anlässlich<br />

der geplanten Heiligsprechung am<br />

15. Oktober 2012 in seinem Brief an die<br />

Mitbrüder hervor, dass P. Jacques Berthieu<br />

„ein unermüdlicher Katechet und Missionar<br />

war. Davon zeugen die vielfältigen Anstrengungen,<br />

die Schulbildung zu fördern,<br />

das Errichten von Gebäuden,<br />

Bewässerungsanlagen, Gärten,<br />

die Vermittlung landwirtschaftlicher<br />

Bildung.“ - Er war ein Mann<br />

des gebetes. Ein Augenzeuge<br />

bestätigte: „Ich habe keinen Pater<br />

länger vor dem Allerheiligsten<br />

gesehen. Wenn man ihn suchte,<br />

konnte man sicher sein, ihn dort<br />

zu finden.“ Man sah ihn immer<br />

mit dem Rosenkranz oder dem Brevier in<br />

der Hand. Die Messe war der zentrale Punkt<br />

in seinem geistlichen Leben. Besonders verehrte<br />

er das Herz Jesu, die Jungfrau Maria<br />

und den hl. Josef. - Er war den Menschen<br />

respekt- und liebevoller Hirte, immer für<br />

sie da. Nicht nur, aber besonders die Sterbenden<br />

suchte er in ihrem Leiden zu begleiten:<br />

„Ob ich esse oder schlafe, habt keine<br />

Angst, mich zu holen. Es ist für mich die<br />

stärkste Verpflichtung, die Sterbenden zu<br />

besuchen.“ - Die Nachfolge Christi bis zur<br />

entschiedenen Hingabe seines Lebens war<br />

der Schlüssel seines Engagements. Inmitten<br />

der Prüfungen behielt er seinen Humor,<br />

freundlich, einfach und dienstbereit.<br />

Die Gesellschaft Jesu freut sich, dass die<br />

Kirche in P. Jacques Berthieu einen Jesuiten<br />

als Heiligen (den ersten Heiligen Madagaskars)<br />

kanonisiert hat, ihn allen Gläubigen<br />

als Modell vorstellt und dazu einlädt, seine<br />

Fürsprache anzurufen. Als <strong>Altkalksburger</strong><br />

nehmen wir an dieser Freude teil.


14 <strong>Altkalksburger</strong> spot on<br />

ZUR PERSON<br />

Dr. Karl-Johann Hartig (MJ67)<br />

geboren am 8. Juni 1949<br />

Ausbildung<br />

8 Jahre humanistisches gymnasium in<br />

Kalksburg, 1967 Matura<br />

1967 - 1968 Präsenzdienst und Ausbildung zum<br />

Strahlenschutztechniker<br />

1968 - 1978 Studium der chemie und Physik an<br />

der universität Wien<br />

1979 Promotion zum dr. phil.<br />

Beruflicher werdegang<br />

1979 - 1981 Vertragsassistent am institut für<br />

theoretische chemie und Strahlenchemie der<br />

universität Wien und Sondervertragslehrer an<br />

der Krankenpflegeschule der Stadt Wien<br />

1981 - 1986 universitätsassistent am institut<br />

für theoretische chemie und Strahlenchemie<br />

der universität Wien<br />

1986 - 1987 im Bundesministerium für gesundheit<br />

und umweltschutz<br />

1987 - 1994 im Bundesministerium für öffentliche<br />

Wirtschaft und Verkehr;<br />

SPOT ON<br />

in unserer rubrik „Spot on” sprechen wir mit Mitgliedern unserer <strong>Vereinigung</strong>.<br />

dabei interessieren uns private wie berufliche Aspekte sowie das „geheimnis ihres Erfolges”.<br />

der Wortlaut ist so originalgetreu wie möglich gehalten.<br />

Verantwortungsvoll<br />

an Megaprojekt mitwirken<br />

Mag. walter Friedl (MJ81) (Kurier redaktionsgesellschaft mbh &<br />

co Kg) im gespräch mit Dr. Karl-Johann Hartig (MJ67)<br />

Wir sitzen hier an einer der größten Baustellen<br />

Österreichs, am Wiener Hauptbahnhof,<br />

der im Dezember 2012 teilweise seinen<br />

Betrieb aufnimmt. Du bist der Gesamtprojektleiter,<br />

ist alles im Zeitplan?<br />

Ja, Gott sei Dank. Ende 2015 sollte endgültig<br />

alles fertig sein. Die Entwicklung des<br />

neues Stadtgebietes - immerhin handelt es<br />

sich um 59 Hektar, das entspricht der Hälfte<br />

des achten Wiener Gemeindebezirkes - soll<br />

dann 2018 abgeschlossen sein.<br />

seit 1988 Abteilungsleiter für Mobilitäts-,<br />

Energie- und umwelttechnologien<br />

1994 - 1997 Parlamentsdirektion Wien, fachbetreuer<br />

des umwelt-, Verkehrs- und Energieausschusses<br />

Seit September 1997 leiter der obersten<br />

Behörde für Schienenbahnen, Seilbahnen und<br />

Kraftfahrlinien sowie der Eisenbahnverwaltung<br />

Ab September 2007 berufen die gesamtprojektleitung<br />

für das Jahrhundertprojekt hauptbahnhof<br />

Wien zu übernehmen.<br />

Zu seinen konkreten Aufgaben zählen die Verantwortung<br />

für die gesamtprojektsteuerung<br />

und das gesamtprojektcontrolling inkl. der<br />

Koordination und Überprüfung der Einhaltung<br />

des terminlichen gesamt-Ablaufplanes, die<br />

Ermittlung und fortschreibung des finanzmittelbedarfs<br />

für das gesamtprojekt und die<br />

Koordination der Kommunikationsaufgaben<br />

mit allen Stakeholdern.<br />

das Bahn-infrastrukturprojekt hauptbahnhof<br />

Wien wird im dezember 2015 abgeschlossen<br />

sein.<br />

Was waren und was sind die größten Herausforderungen?<br />

Das Spannendste und Schwierigste ist sicher<br />

die Logistik. Es sind alleine 15 Magistratsabteilungen<br />

beteiligt, dazu rund 25<br />

große private Unternehmen und zahlreiche<br />

Investoren. Diese unterschiedlichen Teile<br />

zu koordinieren, dass alles ineinander<br />

greift, ist schon ziemlich kompliziert. Am<br />

meisten geschwitzt habe ich aber bei der<br />

Verlegung des Bahnstützpunktes vom Südbahnhof<br />

nach Matzleinsdorf. Dort mussten<br />

wir den gesamten „Backstage“-Bereich für<br />

die Bahn, also Werkstätten, Wartungshallen,<br />

eigene Feuerwehranlagen etc., in nur 23<br />

Monaten aus dem Nichts hochziehen. Das<br />

haben viele für unmöglich gehalten, aber es<br />

hat funktioniert.<br />

Was war/ist für Dich persönlich das Tollste<br />

an dem Job?<br />

Dass ich in verantwortungsvoller Position<br />

mitwirken darf. So ein Projekt wird es in<br />

den kommenden 30, 40 Jahren wohl nicht<br />

mehr geben.<br />

Kannst Du ein paar Eckdaten des Mega-<br />

Projektes nennen?<br />

Wir haben etwa 1,5 Millionen Kubikmeter<br />

Erde aufgeschüttet. Das war notwendig, weil<br />

die Südbahn parallel zum ehemaligen Linienwall<br />

gebaut wurde – der diente damals im<br />

Wesentlichen als Zollbarriere. Die Südbahn<br />

musste daher angehoben werden, sodass<br />

darunter Fahrzeuge passieren konnten. Die<br />

Trasse ist 4,5 Meter höher als die der Ostbahn,<br />

und diesen Unterschied mussten wir


ausgleichen. Die gesamte Baustelle ist 6,7<br />

Kilometer lang. Wir werden in Summe 100<br />

Kilometer neue Gleise gebaut haben; 30.000<br />

Quadratmeter neue Brückentragwerke sind<br />

vorgesehen. Das gesamte Betonvolumen<br />

umfasst eine Million Kubikmeter. Am Höhepunkt,<br />

2014, werden wir 2000 Leute auf<br />

der Baustelle beschäftig haben. Auch beachtlich:<br />

Das Dach des Bahnhofsgebäudes<br />

wiegt 5700 Tonnen.<br />

Und die Kosten?<br />

Für die gesamte Projektphase, also von 2008<br />

bis 2018, werden vier Milliarden Euro veranschlagt.<br />

Eine Milliarde entfällt auf die<br />

Bahn, 500 Millionen steuert die Stadt Wien<br />

bei. Und 2,5 Milliarden Euro tragen Privat-<br />

Investoren, die etwa Wohnungen oder Einkaufszentren<br />

errichten.<br />

Was haben die Wiener und Besucher aus<br />

dem Ausland von dem neuen Bahnhof?<br />

Von hier aus kann man in alle vier Himmelsrichtungen<br />

starten. Außerdem verkürzt<br />

sich die Fahrzeit von München nach Budapest<br />

etwa um eine halbe Stunde. Aber nicht<br />

nur im Fernverkehr profitieren die Fahrgäste,<br />

auch im Nah- und Regionalverkehr:<br />

Man hat eine neue Nord-Süd-Achse durch<br />

Wien, auf der man 20 Minuten schneller ist.<br />

Und künftig sind Bahnfahrer von St. Pölten<br />

um 45 Minuten schneller am Flughafen als<br />

bisher.<br />

2015 endet Dein Vertrag. Was wirst Du<br />

dann machen?<br />

In der ÖBB-Altersstatistik bin ich jetzt<br />

schon ein Wimmerl ganz hinten. Nach der<br />

Beendigung meiner Tätigkeit hier gehe ich<br />

in Pension.<br />

Du hast Deine berufliche Karriere fast ausschließlich<br />

im SPÖ-Umfeld absolviert. Das<br />

ist insofern erstaunlich, als Du ja aus einer<br />

sehr konservativen Familie mit adeligen<br />

Wurzeln stammst. Wie kam das?<br />

Eher zufällig. 1981/82 war ich Assistent an<br />

der Uni und habe als Chemiker eine Abfallwirtschaftsstudie<br />

für die Arbeiterkammer<br />

erstellt. Später suchte der damalige Umweltminister<br />

Franz Kreuzer neue Mitarbeiter.<br />

Als er mich fragte, sagte ich ja. Später war<br />

ich bei Verkehrsminister Rudolf Streicher<br />

und dessen Nachfolger Viktor Klima. Für<br />

mich stand nie die Ideologie im Vordergrund,<br />

sondern Umweltfragen waren und<br />

sind mir wichtig.<br />

Das hättest Du aber doch auch in der ÖVP<br />

umsetzen können, oder?<br />

Vielleicht, aber ich war immer schon fortschrittlich<br />

eingestellt und nicht konservativ.<br />

spot on <strong>Altkalksburger</strong><br />

dr. Karl-Johann hartig und Mag. Walter Friedl vor der baustelle des neuen hauptbahnhofes<br />

Was hältst Du von der Politik heutzutage?<br />

Erspar’ mir bitte einen Kommentar. Das<br />

ist unschön, anzuschauen. Es wird immer<br />

mediokrer. Einen großen Anteil am Niedergang<br />

der Politik hat sicher die FPÖ.<br />

Wie würdest Du den Zustand der SPÖ beschreiben?<br />

Ihr Vorsitzender Faymann hat<br />

zuletzt ja ein katastrophales Ergebnis auf<br />

dem Parteitag eingefahren.<br />

Das ist mir eher wurscht, ich habe mich von<br />

dem Thema relativ verabschiedet.<br />

Aber geht das so einfach? Du warst doch<br />

dem SP-Machtzirkel lange Zeit sehr nahe.<br />

Das ist richtig. Aber jetzt habe ich ein Projekt.<br />

Das ist meine Aufgabe, und was sich<br />

rundum abspielt, ist mir nicht sehr wichtig.<br />

Punkt.<br />

Kommen wir zu Deiner Schulzeit in Kalksburg.<br />

Was ist Dir in guter Erinnerung geblieben,<br />

was in weniger guter?<br />

Das ändert sich im Lauf der Jahre: Ich war<br />

in den ersten Jahren im Internat unglücklich,<br />

weil ich zu Hause doch relativ behütet<br />

war. In Kalksburg war zu Beginn das Regime<br />

schon verdammt streng – von Ausgangssperre<br />

bis Ecke-Stehen und Kollektivstrafen,<br />

wie das Auswendiglernen von<br />

Wörterbuch-Seiten. Aber man gewöhnt sich<br />

daran, später vergisst man oder verdrängt.<br />

In der siebenten und achten Klasse hatten<br />

wir mehr Freiheiten, da lernt man dann<br />

15<br />

auch, Dinge zu schätzen. Etwa den intellektuellen<br />

Diskurs mit Leuten, die interessant<br />

sind. Und man erkennt auch die Möglichkeiten,<br />

viel lernen zu können – und das auf<br />

hohem Niveau. Außerdem erkannten wir,<br />

dass die Jesuiten ein sehr fortschrittlicher<br />

Orden waren.<br />

Und wie siehst Du den Schulbetrieb in<br />

Kalksburg heute?<br />

Es hat sich sehr viel geändert. Die Schule ist<br />

lange nicht mehr das, was sie einmal war.<br />

Allerdings kann ich es nicht beurteilen, ob<br />

die Schule, wie sie damals war, in der heutigen<br />

Zeit noch eine Relevanz hätte, beziehungsweise<br />

ob sie überlebensfähig wäre.<br />

Andererseits frage ich mich, ob die Schule,<br />

wie sie sich heute präsentiert, eine positive<br />

Entwicklung ist. Sie hat sich sicher angepasst<br />

– auch aus ökonomischen Gründen.<br />

Wo siehst Du den grundlegenden Unterschied<br />

zu früher?<br />

Vordergründig ist das sicher das Internatsleben,<br />

das es jetzt nicht mehr gibt, und die<br />

Rolle des Ordens ist völlig zurückgegangen.<br />

Als ich begann, wurde die Schule noch stark<br />

als Rekrutierung für den Ordensnachwuchs<br />

gesehen. Später stand die Ausbildung zum<br />

„christlichen Manager“ im Mittelpunkt.<br />

Damit wurde die Ausrichtung aber unklarer.<br />

Die Schule ist halt mehr eine Schule wie<br />

jede andere geworden.


16 <strong>Altkalksburger</strong> leserbrieFe<br />

Zukunft und Trends der Telekommunikation<br />

6. Altfreinbergertreffen in Wien – mit Mag. Michael Jungwirth (freinberg MJ98)<br />

Rund 20 Teilnehmer folgten am 19.<br />

November 2012 der Einladung zum<br />

mittlerweile sechsten Treffen der<br />

Altfreinberger in den Clubräumlichkeiten<br />

der <strong>Altkalksburger</strong> in Wien. Mag. Michael<br />

Jungwirth (Telekom Austria Group) begann<br />

mit einer durchaus ernüchternden<br />

Perspektive für das Unternehmen: Kennzahlen<br />

und Rahmenbedingungen für die<br />

Telekom Austria Group in den letzten zehn<br />

Jahren: in Österreich härtester Wettbewerb<br />

weltweit (billigste Tarife Europas) – Innovationsrückstand<br />

Europas gegenüber Asien<br />

und Amerika – Kurseinbruch der Telekom-<br />

Aktie – steigende Personalkosten, um 5%<br />

jährlich (80% der Angestellten im Beamtenstatus).<br />

Die 2010 erfolgte Fusion von Telekom<br />

Austria (Festnetz) und mobilkom austria zu<br />

A1 Telekom Austria, heute nur mehr kurz<br />

A1 genannt, und der Eintritt eines neuen<br />

Miteigentümers (Carlos Slim, Mexiko) soll-<br />

ten dem Unternehmen, das in acht Ländern<br />

(vor allem Südosteuropa und Weißrußland)<br />

tätig ist - neue Chancen eröffnen. Der größte<br />

Vorteil besteht in der Möglichkeit, Bündelprodukte<br />

anzubieten; konkret Mobilfunk-Breitbandinternet-Festnetz<br />

aus einer<br />

Hand. Der Sinkflug des Festnetzes konnte<br />

dadurch gestoppt werden. Der Vorteil der<br />

ungeteilten Datenübertragung via Festnetz<br />

liegt auf der Hand. Mag. Jungwirth stellte<br />

die zukünftigen Entwicklungslinien für das<br />

Unternehmen dar. So gilt es, in neue Technologien<br />

zu investieren (LTE = Long Term<br />

Evolution, Mobilfunk der 4. Generation)<br />

sowie die Mobilfunktelefonie für alle erlebbar<br />

zu machen. Gemeint ist die Konfiguration<br />

von Steuerungsprozessen – beispielsweise<br />

Geräte und Heizung in einem Haus<br />

via Handy zu steuern oder das intelligente<br />

Zahlen mit Handy (Kreditkarte auf Handy).<br />

Da es im Vergleich zu den USA (rund 5-6<br />

große Anbieter) in Europa rund 150 Anbieter<br />

in der Branche gibt, ist laut Mag. Jungwirth<br />

eine „Flurbereinigung“ zu erwarten.<br />

Die anschließende Diskussion wurde rege<br />

geführt; vom geänderten Nutzungsverhalten<br />

(früher telephonierte der Nutzer, heute<br />

scrollt er am Smart-Phone) der Kunden bis<br />

hin zur stets wiederkehrenden Diskussion<br />

über die mögliche Schädigung durch zu<br />

hohe Strahlung der Handy-Masten (hiezu<br />

sei bemerkt, dass die Diskutanten acht Jahre<br />

unter einem großen Sender zugebracht haben)<br />

war jeder Aspekt des Themas enthalten.<br />

Fast bis zur mitternächtlichen Stunde<br />

folgte das gemütliche Beisammensein; viele<br />

der Teilnehmer freuen sich auf die nächste<br />

gemeinsame Veranstaltung am 11. Dezember<br />

(20 Uhr).<br />

MAg. WilhElM rEMES<br />

Michael Jungwirth wird diesen vortag für<br />

die <strong>Altkalksburger</strong> am 20. Februar 2013<br />

wiederholen.


leserbrieFe<br />

Wir veröffentlichen gerne die zahlreich eingegangenen<br />

leserbriefe und bitten um Vergebung,<br />

wenn es dabei an die grenzen von<br />

toleranz und Respekt gegenüber der Meinung<br />

anderer ging.<br />

die RedaKtion<br />

Jan, ich gratuliere!<br />

Ich kann alles nur dreimal unterstreichen. Es<br />

ist so wohltuend, auch einmal einen Beitrag zu<br />

lesen, der den Ungehorsam auch als solchen<br />

darstellt. In den österreichischen Tageszeitungen<br />

wird so gut wie nicht mehr positiv über<br />

Papst und Kirche berichtet. Der „<strong>Altkalksburger</strong>“<br />

ist Gott sei Dank keine österreichische<br />

Tageszeitung.<br />

Wenn Millionen Jugendliche beim Weltjugendtreffen<br />

mit dem Papst zusammen kommen,<br />

dann berichten die Zeitungen bewusst<br />

seitenweise über Msgr. Helmut Schüller und<br />

seinen mutigen Ungehorsam. Jeder Anlass<br />

wird von den diversen Medien benutzt, dem<br />

Papst und der Kirche „eins auszuwischen“.<br />

Das fällt doch jedem auf. Selbst im Radio<br />

kommt kaum noch ein „gehorsamer“ Katholik<br />

zu Wort. Vertreter aller Religionen dürfen<br />

über ihre spirituellen Erfahrungen berichten,<br />

aber bitte nur ja kein „papsttreuer“ Katholik.<br />

Wo kämen wir da hin.<br />

Warum ist das so? Ich denke, dass uns<br />

die einfachsten und wichtigsten Grundlagen<br />

unseres Glaubens verloren gegangen sind. Ich<br />

schließe mich da sicher nicht aus. Wer betet<br />

denn noch wirklich, wer fastet und verzichtet<br />

in der heutigen Zeit, wer liest noch regelmäßig<br />

in der Bibel, wer geht denn noch zur Beichte<br />

und gibt der hl. Eucharistie den Stellenwert,<br />

den sie verdient, oder betet vor dem Allerheilligsten?<br />

Wenige! Solange wir Katholiken nicht<br />

einmal versuchen, nach diesen Grundlagen zu<br />

leben, sind wir nicht berechtigt über ein Ende<br />

des Pflichtzölibates und dergleichen zu diskutieren,<br />

oder bei Bischofsernennungen mitzureden.<br />

Deshalb wird auch mit allen Mitteln versucht,<br />

die Kirche an den Zeitgeist anzupassen.<br />

Ich war lange Zeit ein ausgesprochener<br />

Fan von Msgr. Schüller. Er hat meine Tochter<br />

gefirmt und ich war damals richtig stolz auf<br />

diesen Firmspender. Ein frischer Wind (Hl.<br />

Geist) war in seiner Predigt spürbar.<br />

Ich hoffe und bete zu Gott, dass er wieder<br />

die richtigen Worte im Sinne unserer Kirche<br />

findet.<br />

Es ist ohnehin schwer genug, Katholik zu<br />

sein! Trotzdem versuche ich es weiterhin gerne,<br />

aber ohne Ungehorsam.<br />

Gobert Auersperg (MJ74)<br />

liebe <strong>Altkalksburger</strong> Freunde!<br />

Der Artikel von Jan Ledóchowski hat mich<br />

beeindruckt und ich möchte Jan sehr für diese<br />

persönlichen Ausführungen danken. Gerade<br />

bei einem so spirituellen Thema ist ein persönlich<br />

gehaltener Artikel viel aussagekräftiger als<br />

eine nüchterne Aneinanderreihung von Argumenten,<br />

die wir ja ohnehin schon tausendmal<br />

von „Standard“ bis „profil“ gelesen haben.<br />

Und tatsächlich kommen die Botschaften<br />

Msgr. Schüllers wieder in einem sehr säkularen<br />

Gewand daher, etwa die Umbenennung<br />

von „Laien“ zu „Kirchenbürgern“. Alle diese<br />

Forderungen der rebellischen Pfarrer sind ja<br />

eigentlich nur vom Standpunkt des Glaubens<br />

her zu interpretieren. Bei den Protestanten<br />

sind alle seine Forderungen bereits erfüllt<br />

- warum nicht in der Katholischen Kirche?<br />

Eben weil wir einen anderen Glauben haben.<br />

Die Kirche ist eine komplexe Wirklichkeit, die<br />

aus sichtbaren und unsichtbaren Elementen<br />

verwirklicht ist (Lumen Gentium 8, Vat. II) -<br />

und zwar in der Katholischen Kirche - was nur<br />

im Glauben zu begreifen ist. Bin ich aber nach<br />

Luther der Meinung, dass die unsichtbare und<br />

die sichtbare Kirche getrennt sind und nur die<br />

ecclesia invisibilis die wahre Kirche ist, dann<br />

kann ich auch an der sichtbaren Kirche nach<br />

Belieben herumdoktern. Katholiken wollen<br />

das eben nicht. Darum danke ich Jan für die<br />

vielen im Artikel gestellten Fragen, die offenbar<br />

von Msgr. Schüller nicht befriedigend beantwortet<br />

werden konnten.<br />

Peter Pitzinger (MJ82)<br />

liebe <strong>Altkalksburger</strong>, lieber Jan!<br />

Wie sooft habe ich mir gerne Zeit genommen,<br />

die <strong>Altkalksburger</strong> Nachrichten/Rundschreiben<br />

zu lesen; im speziellen Fall das Rundschreiben<br />

2 vom Oktober 2012.<br />

Der Bericht über „Kirchenreform durch<br />

Ungehorsam“ ist da leider etwas daneben gegangen!<br />

Bitte berichtet über Vorträge oder Interviews<br />

in einer objektiven Form! Unterlasst die<br />

– wie in diesem Fall – starke Verflechtung mit<br />

der Meinung des Berichterstatters. Für einen<br />

Leserbrief wäre die recht einseitige Stellungnahme<br />

von Dir gut geeignet gewesen. Es soll<br />

jeder seine eigene Meinung haben und einen<br />

Glauben der ihm „gut tut“, der ihm Lebensinhalt<br />

ist. Aber die Kritik an Mag. Helmut<br />

Schüller ist so völlig unangebracht! Das hat<br />

dieser mutige Priester sich so nicht verdient.<br />

Wenn du, Jan, am Schluss deiner Ausführungen<br />

über deine persönliche Einstellung<br />

zum Glauben mit den Worten schließt: „Glauben<br />

wir an Jesus? Glauben wir an seine Kirche?<br />

Alles andere folgt daraus“, dann unterliegst<br />

du einem gewaltigen Missverständnis.<br />

Es kann nur heißen „Glaubst du an Gott?“<br />

leserbrieFe <strong>Altkalksburger</strong><br />

17<br />

Kirche und der Glaube an Jesus (Christus)<br />

kann daraus folgen – muss es aber nicht. Ich<br />

rate (dir) auch die modernen Forschungsergebnisse<br />

anzusehen oder auch die Schriften<br />

z.B. von Hans Küng zu lesen.<br />

Daher ist die Kritik an Mag. Schüller<br />

hinsichtlich seines Ungehorsams meiner<br />

Meinung nach ungebührlich. Gerade der sogenannte<br />

„Ungehorsam“ hat uns schon zu<br />

meinen Zeiten, als wir in Kalksburg 8 Jahre<br />

die Mittelschulzeit absolviert haben, in unserer<br />

damaligen, eingeschworenen MK weitergebracht<br />

und Neues in der Gesellschaft<br />

entwickelt. Brave und gehorsame Schüler/<br />

Staatsbürger/Ordenspriester werden die Gesellschaft,<br />

auch die Gesellschaft Jesu nicht<br />

weiterbringen und finden etwa im herausragenden<br />

Pater General Arupe ein leuchtendes<br />

Beispiel, was sogenannter „Ungehorsam“ alles<br />

vermag.<br />

Ich selber war von 1958 bis 1966 in Kalksburg.<br />

In diese Zeit fällt übrigens auch das<br />

2.Vatikanische Konzil – wo ist dieses, wo sind<br />

die modernen Beschlüsse geblieben? Eine<br />

konservative Amtskirche unter den beiden<br />

letzten Päpsten hat so manches wieder zugedeckt.<br />

Lest doch nur das Vermächtnis von<br />

Kardinal Martini SJ!<br />

Der brave Gehorsam gegenüber der verlautbarten<br />

Lehrmeinung bringt uns in einer<br />

heute so pluralistischen Gesellschaft nicht<br />

weiter, ja es führt – wie ihr alle erkennen<br />

könnt – zu einer (Kirchen-)Glaubensverdrossenheit,<br />

einem Mangel an tollen Priestern, die<br />

die Gesellschaft fesseln und Vorbilder und<br />

Wegweiser in unserer Zeit sein könnten.<br />

Der brave, nur gottesfürchtige Vasall handelt<br />

vordergründig ehrlich. Meiner Meinung<br />

nach ist aber jeder seinem Gewissen verpflichtet,<br />

seinen Glauben an Gott weiter zu entwickeln<br />

und nicht bei einem falsch verstandenen<br />

Konservativismus zu verharren.<br />

Also Jan, bitte verstehe mich nicht falsch,<br />

Du hast natürlich jedes Recht, Deine eigene<br />

Meinung und natürlich Deinen Glauben, wo<br />

und wie Du ihn für richtig hältst, zu vertreten<br />

– aber vermische nicht einen Bericht über<br />

einen tollen Vortrag eines mutigen und engagierten<br />

Priesters mit Deinen sehr subjektiven<br />

Meinungen, die viele (auch <strong>Altkalksburger</strong>)<br />

nicht mit Dir teilen.<br />

PS: vielleicht könntet ihr eine eigene Rubrik<br />

„Leserbriefe“ einrichten, damit auch die<br />

Leser der AK Rundschreiben die Möglichkeit<br />

haben, sich zu Artikeln kritisch oder zustimmend<br />

äußern zu können. Das könnte das<br />

AKV Leben noch lebendiger machen – oder?<br />

Liebe Grüße,<br />

Prof. Dipl. Ing. Dr. techn. Harald Meixner<br />

(MJ66)


18 <strong>Altkalksburger</strong><br />

leserbrieFe<br />

lieber <strong>Altkalksburger</strong> Freund, lieber peter!<br />

Mit Freude habe ich Deinen Leserbrief mit<br />

Grüßen aus der Provinz gelesen.<br />

1. Die Bewohner der Bundesländer wollen<br />

es normalerweise nicht, wenn man die Bundesländer<br />

als „Provinz“ bezeichnet. Degradiere<br />

St. Pölten nicht, Barockstadt und Landeshauptstadt.<br />

Und Amtssitz eines bedeutenden<br />

ÖVP-Politikers, in dessen Reich die ÖVP-<br />

Sonne noch nicht untergegangen ist. Wohl<br />

dem, der einem solchen Herren dienen darf!<br />

2. Es ist nicht so, dass dem Renegaten<br />

Schüller frenetischer Beifall entgegen gebraust<br />

wäre. Da kannst Du unbesorgt sein. Wäre es<br />

besser, solche Menschen tot zu schweigen?<br />

Vielleicht! Als ehemaliger Unternehmer muss<br />

ich sagen, dass ein Mitarbeiter, der laut zum<br />

Ungehorsam aufgerufen hätte, von mir sofort<br />

entlassen worden wäre – trotz aller christlichen<br />

Nächstenliebe. Das sagt ja auch der Arbeitsrechtler<br />

Mazal. Ich lese aber etwa auch<br />

gerne linke Zeitungen, um mich danach in<br />

meinem konservativen Politikverständnis bestärkt<br />

zu fühlen.<br />

3. Den Vortrag über die Freimaurer konnte<br />

ich leider nicht besuchen. Wie die Reaktion<br />

der <strong>Altkalksburger</strong> war, weiß ich daher nicht.<br />

4. Meiner Meinung nach wäre es gut, nach<br />

solchen Vorträgen auch die Gegenpartei zu<br />

hören. Audiatur et altera pars. Der Herr Präsident<br />

und sein Team mögen also die Priesterbruderschaft<br />

St. Petrus einladen! Als Pendant<br />

zu den Freimaurern böte sich vielleicht der<br />

CV an.<br />

Fein, dass Du nicht dem Zeitgeist verfallen<br />

bist! Alles Gute! Ciao<br />

Wolfgang Schachinger (MJ59)<br />

lieber hans,<br />

rund um die Einladungen von Pfarrer Schüller<br />

und die Freimaurer hast Du anscheinend<br />

einige Schelte einstecken müssen.<br />

Ich wollte Dir sagen, dass ich persönlich<br />

beide Einladungen sehr begrüßt habe und<br />

solche Vorträge und Diskussionen - auch hinkünftig<br />

- als sehr wichtig erachte. Erschrocken<br />

haben mich eher die erz- bzw. stockkonservativen<br />

Wortmeldungen von zwei jungen <strong>Altkalksburger</strong>n,<br />

die sich in der Diskussion mit<br />

Pfarrer Schüller zu Wort gemeldet haben.<br />

Aber vielleicht liegt das daran, dass mir<br />

von meinem unvergeßlichen Deutschlehrer<br />

Karl Srednik die Prinzipien der Aufklärung<br />

eingeimpft wurden und ich ein liberaler Protestant<br />

bin.<br />

Herzliche Grüße.<br />

Nikolai Haring (MJ92)<br />

liebe Redaktion!<br />

Danke für die Beiträge von Peter Pitzinger<br />

und Jan Ledóchowski! Ich gestehe, es hat mich<br />

auch gerissen, die beiden darin angesprochenen<br />

Referenten auf dem Programm zu lesen.<br />

Vermutlich war es aber früher Jesuiten auch<br />

gestattet, indizierte Bücher zu lesen (wobei es<br />

mir jetzt nicht um die „obrigkeitliche“ Erlaubnis<br />

geht, sondern um die gefestigte Position<br />

und das Urteilsvermögen, die damit attestiert<br />

werden), und ich nehme an, die Konfrontation<br />

mit abweichenden oder gegensätzlichen<br />

Positionen kann und sollte zum schärferen<br />

Durchdenken der eigenen führen. In diesem<br />

Sinn bin ich gespannt, wer die nächsten Gäste<br />

sein werden, die kompetent und spannend<br />

die kirchlichen Positionen aufschlüsseln werden<br />

(die ja auch nicht „auf der Nudelsuppe“<br />

vorbeigeschwommen sein werden – und, nebenbei<br />

bemerkt, wer wäre schon so verrückt,<br />

derart unpopuläre Standpunkte aufrechtzuerhalten,<br />

wenn er nicht wirklich stichhaltige<br />

Gründe dafür hätte?).<br />

In der nicht enden wollenden (inner- und<br />

auch außer-) kirchlichen Auseinandersetzung<br />

fehlen mir zwei – beide durchaus ignatianische<br />

– Elemente:<br />

Zum einen vermisse ich handwerklich<br />

sauberes, konzises Denken in der Debatte. Wir<br />

arbeiten zu viel mit ungeklärten Voraussetzungen<br />

und beurteilen Standpunkte, ohne sie<br />

auf ihre Grundlagen geprüft zu haben. Hand<br />

aufs Herz, wer von uns hat die Dokumente des<br />

II. Vatikanums gelesen – von den Beschlüssen<br />

der nachfolgenden Bischofssynoden ganz zu<br />

schweigen. Oder z. B. das (sehr kurze) apostolische<br />

Schreiben Ordinatio Sacerdotalis von<br />

Johannes Paul II. (vgl. http://www.vatican.va/<br />

holy_father/john_paul_ii/apost_letters/documents/hf_jp-ii_apl_22051994_ordinatio-sacerdotalis_ge.html)?<br />

Oder wer hat seine Theologie<br />

des Leibes (als Grundlage der – angeblich<br />

so veränderungswürdigen – Sexualmoral der<br />

Kirche) studiert und verstanden? Oder wenigstens<br />

die Bibel einmal ganz gelesen? (Ein<br />

Klassenkamerad hat mir erzählt, seine Frau<br />

tut das, seit sie 17 ist, jedes Jahr – die ist aber<br />

freikirchlich.) Dabei sind wir im wirtschaftlichen,<br />

technischen oder juristischen Leben<br />

und Arbeiten selbstverständlich gewöhnt, vor<br />

dem Verhandeln die Begriffe und Ausgangslagen<br />

abzuklären, und erwarten auch von unseren<br />

Gesprächspartnern zu recht, dass sie ihre<br />

Hausaufgaben studiert haben.<br />

Ich könnte mir jedenfalls vorstellen, dass<br />

unsere religiösen Debatten weniger hitzig und<br />

inhaltlich bereichernder würden, wenn wir<br />

davon etwas in sie mitnähmen.<br />

Als zweites fehlt mir – vgl. den Beitrag<br />

über den hl. Franz Xaver auf unserer AKVhomepage<br />

– eine vergleichbar lebhafte Beteiligung<br />

an der Erfüllung des (unseres eigentli-<br />

chen!) Auftrags, „verkündet das Evangelium<br />

allen Geschöpfen“ (Mk 16,15). Ich bin eigentlich<br />

recht zuversichtlich (um nicht zu sagen,<br />

völlig sicher), wenn wir unsere Energie hauptsächlich<br />

dazu verwendeten, wären wir fröhlicher<br />

und gelassener und könnten die Klärung<br />

mancher inneren Fragen geduldiger kommen<br />

lassen, ohne etwas um jeden Preis jetzt sofort<br />

übers Knie zu brechen.<br />

Zum Schluß doch noch ein Drittes: Wenn<br />

wir die Religion von allem Übernatürlichen<br />

frei halten und vermeiden wollten, uns Gott<br />

als Hörende zu nähern, dürften wir uns nicht<br />

wundern, wenn uns am Ende nur Ideologie<br />

übrigbliebe – je nach Temperament in harmloser<br />

oder fanatischer Ausprägung. Deshalb<br />

muss wohl, wer über die Kirche reden will,<br />

auch über Gott und seine Menschwerdung<br />

reden und, wie weise Leute immer wieder<br />

anmerken, noch viel mehr mit ihm. Sprich,<br />

vor der intellektuellen liegt die existenzielle<br />

Grundlage eines Lebens in Beziehung zu Gott,<br />

und dazu haben wir im hl. Ignatius einen der<br />

besten Lehrmeister überhaupt. – Wer kennt<br />

ihn (und seine geistlichen Übungen)?<br />

Mit Dank und lieben Grüßen.<br />

Rudi Schaffgotsch (MJ 87)<br />

Sehr geehrter herr präsident,<br />

ich bin eine protestantische Mutter einer <strong>Altkalksburger</strong>in<br />

(MJ08) und lese Ihre Nachrichten<br />

immer mit großem Interesse. Ich beziehe<br />

mich auf den Brief des Herrn Peter Pitzinger<br />

im Rundschreiben Nr. 2, Oktober 2012.<br />

Kurz nur meine Meinung zu Herrn Schüller:<br />

Karrieregeil.<br />

Wäre es ihm mit seinen Wünschen ernst,<br />

müsste er schon längst evangelisch sein. Hier<br />

werden seine Forderungen gelebt. Aber, dass<br />

Herr Pitzinger Schüller zum Vorwand nimmt,<br />

Protestanten zu beleidigen, finde ich unerträglich.<br />

Martin Luther, schau herunter! Im Jahre<br />

2012 gibt es immer noch welche, die meinen,<br />

Protestanten seien Ketzer, und sie deshalb der<br />

„Machenschaften gegen die Kirche bezichtigen“.<br />

Eine Reformation wäre längst überfällig.<br />

Wann hat wieder jemand den Mut, Thesen<br />

an eine Kirchtüre zu nageln. Ich dachte, wir<br />

würden in Achtung und Respekt miteinander<br />

leben.<br />

Zwölf Jahre besuchte meine Tochter —<br />

diese Schule. Dieses Gedankengut kam bei<br />

Mag. Ebners Religionsunterricht nicht vor.<br />

Hier schreibe ich, ich kann nicht anders<br />

(frei nach Martin Luther).<br />

Hochachtungsvoll,<br />

Elisabeth Toifl


SERIE-Teil-3: 1773-1820<br />

Die Jesuiten<br />

in Österreich<br />

450 Jahre Österreichische Provinz<br />

<strong>Altkalksburger</strong><br />

Als Exjesuiten der Sendung treu –<br />

Bindeglied in Russland<br />

Papst Clemens XIV. schrieb in seinem Breve<br />

„Dominus ac Redemptor“ 1773 „Durch die<br />

Gegenwart und Eingebung des göttlichen<br />

Geistes geleitet und von unserer Amtspflicht<br />

angefacht finden wir uns äußerst gedrungen,<br />

die gesamte Christenheit mit Ruhe und<br />

Eintracht zu verbinden … und alles, so weit<br />

es die Kräfte gestatten, ganz aus dem Weg<br />

zu schaffen, was dieselbe auch nur im geringsten<br />

benachteiligen kann.“ Dann führte<br />

er aus, dass die Gesellschaft Jesu die Früchte,<br />

für die sie bestimmt war, nicht mehr hervorbringt<br />

und „dass die Wiederherstellung<br />

eines wahren dauerhaften Friedens in der<br />

Kirche, solange diese Gesellschaft bestehen<br />

bleibt, kaum oder gar nicht möglich ist. So<br />

werden wir aus diesen Gründen bewogen<br />

… und unwiderstehlich angetrieben … und<br />

erlassen so mit reifem Bedachte und klarem<br />

Bewusstsein und aus apostolischer Machtvollkommenheit<br />

den Ausspruch der Aufhebung<br />

der besagten Gesellschaft ...“<br />

Papst clemens XiV.<br />

(1769 bis 1774)<br />

Kaiserin Maria theresia<br />

(regierte 1740–1780)<br />

Über die weltgeschichtliche Bedeutung<br />

dieses Breves sind sich die Historiker einig,<br />

über seine Wertung gehen die Meinungen<br />

auseinander. Der protestantische<br />

Historiker Leopold von Ranke meint dazu:<br />

„Die Jesuiten waren angefeindet, gestürzt<br />

worden, hauptsächlich weil sie den strengsten<br />

Begriff der Oberhoheit des römischen<br />

Stuhles verfochten; indem dieser sie fallen<br />

ließ, gab er zugleich die Strenge jenes Begriffs<br />

und seine Konsequenzen selber auf.<br />

Die Bestrebungen der Opposition erfochten<br />

einen unzweifelhaften Sieg.“ Manche halten<br />

die Aufhebung der Gesellschaft Jesu für einen<br />

der größten Skandale in der modernen<br />

Rechts- und Geistesgeschichte des Abendlandes,<br />

den Papst mit der Kirchenführung,<br />

die Regierungen der katholischen Staaten,<br />

Aufklärer und Freimaurer gleichermaßen<br />

kompromittierend.<br />

Für die Gesellschaft Jesu war die Aufhebung<br />

gleich einem Todesurteil. Alles, was sie<br />

Fürst Wenzel anton von<br />

Kaunitz (1711-1794)<br />

P. gabriel gruber<br />

(1740-1805)<br />

19<br />

P. MichAEl ZAchErl SJ (MJ55)<br />

in mehr als zwei Jahrhunderten aufgebaut<br />

hatte, war mit einem Federstrich zerstört.<br />

Alle Besitzungen wurden von den Staaten<br />

bzw. von der Kirche eingezogen. Die Schulen<br />

wurden noch eine Zeit lang von Exjesuiten<br />

weitergeführt, aber dann von anderen<br />

Orden oder vom Staat oder von Diözesen<br />

übernommen.<br />

In Österreich, wo die Kaiserin Maria<br />

Theresia durch ihre Ratgeber (Kaunitz, van<br />

Swieten und andere) veranlasst, Ende August<br />

1773 der Aufhebung zugestimmt hat,<br />

verlor der Orden von heute auf morgen alle<br />

seine Besitztümer an den Religionsfonds.<br />

Die Jesuiten als Personen wurden jedoch<br />

nicht des Landes verwiesen wie in vielen<br />

anderen Ländern, sondern vielfach noch<br />

in Bereichen der Seelsorge, der Armenfürsorge,<br />

der Bildung und Wissenschaft verwendet.<br />

Ohne ihr Weiterwirken wären die<br />

Schulen und manche Zweige der Universitäten<br />

in arge Not gekommen, weil es einfach<br />

Katharina ii („die große”)<br />

(regierte 1762-1796)


20 <strong>Altkalksburger</strong><br />

keine oder zu wenig geeignete Nachfolger<br />

gegeben hat. Allerdings fehlte die einheitliche<br />

Führung, die den Unternehmungen der<br />

Jesuiten ihre Schlagkraft gegeben hatten.<br />

Die Führungspositionen mussten sie zumeist<br />

aufgeben, vom Wirken in den theologischen<br />

und philosophischen Fächern<br />

wurden sie ausgeschlossen.<br />

Die Priester wurden in den Weltpriesterstand<br />

versetzt, die Nichtpriester ihrer<br />

Gelübde entbunden. Die Alten und Gebrechlichen<br />

durften in den Kollegien bleiben,<br />

mussten sich jedoch jeder Tätgikeit<br />

enthalten. Viele Exjesuiten sind über die<br />

Zeit der Aufhebung hinaus unter einander<br />

eng in Kontakt geblieben. Sie trafen sich in<br />

kulturellen und wissenschaftlichen Zirkeln.<br />

Viele bemühten sich angesichts der Aufklärung<br />

und der josephinischen Kirchenpolitik<br />

um die Erhaltung des rechten Glaubens.<br />

Manche wie Heinrich Johann von Kerens<br />

(1724-92) und Sigismund Anton von Hohenwarth<br />

(1730-1820) wurden einflussreiche<br />

Bischöfe und Würdenträger. Andere<br />

wurden bedeutende Bibliothekare, begründeten<br />

wissenschaftliche Sammlungen, waren<br />

in Naturwissenschaften führend oder<br />

als Philologen und Literaten. 1797 wurde<br />

das Theresianum wieder errichtet und mit<br />

einer Reihe von Exjesuiten bestückt. In der<br />

Armenfürsorge ist vor allem der Exjesuit<br />

Ignaz Parhamer zu nennen, der 1783 mit<br />

der Oberaufsicht über die Armengelder<br />

und die Waisenhäuser betraut wurde.<br />

Überall, wo das päpstliche Breve durch<br />

den Landesfürsten promulgiert wurde, hatte<br />

es Geltung. Das geschah in allen katholischen<br />

Staaten, nicht so im protestantischen<br />

Preussen Friedrichs II. und im orthodoxen<br />

Russland der Zarin Katharina II. Nicht wenig<br />

trug in ihrem Reich der in Wien geborene<br />

Jesuit P. Gabriel Gruber (1740-1805)<br />

zum Fortbestand der Gesellschaft Jesu bei.<br />

Mit 15 Jahren trat er 1755 in Wien in die<br />

Gesellschaft Jesu ein, wurde 1769 Professor<br />

für Mechanik und Hydraulik am Kolleg in<br />

Laibach und noch am 15. August 1773, zwei<br />

Wochen vor der Aufhebung der Jesuiten in<br />

der Monarchie, zur Profess zugelassen. Er<br />

blieb noch bis 1784 als Professor in Laibach,<br />

wo er sich um die Regulierung der Save und<br />

die Trockenlegung von Sümpfen verdient<br />

gemacht hat. 1784 hat er sich der Gesellschaft<br />

Jesu in Weißrussland angeschlossen.<br />

Dort wirkte er als Ingenieur, Baumeister,<br />

Maler, Mechaniker, Chemiker, Mediziner.<br />

Durch ihn wurde das Jesuitenkolleg<br />

in Polock zu einer berühmten Akademie<br />

der technischen Wissenschaften und einer<br />

Pflanzstätte für künftige Baumeister und Ingenieure.<br />

Unter Katharina II und Zar Paul<br />

I. hatte er großen Einfluss auf die Neuord-<br />

nung des höheren Schulwesens in Russland.<br />

Am 7. März 1801 bestätigte Papst Pius VII.<br />

auf Wunsch des Zaren die Gesellschaft Jesu<br />

in Russland. Am 10. Oktober 1802 wurde P.<br />

Gruber von der Generalkongregation von<br />

Polock zum General gewählt. Die Jesuiten<br />

hatten damals 7 blühende Kollegien in St.<br />

Petersburg, Polock und anderswo, Residenzen<br />

in Riga und Sewerinowka. Später wirkten<br />

sie in Sibirien, im Kaukasus und auf der<br />

Krim. Unter General Gruber schlossen sich<br />

1803 Exjesuiten von Stonyhurst, später andere<br />

von Nordamerika der Gesellschaft Jesu<br />

in Russland an. Aus ganz Europa traten junge<br />

Männer in Russland in den Orden ein.<br />

Am 7. August 1814 wurde die Gesellschaft<br />

Jesu ganz offiziell vom Papst wiederhergestellt.<br />

Es dauerte nur bis 1820, dass sie<br />

aufgrund von Verleumdungen, sie hätten<br />

Leute aus anderen Bekenntnissen bewogen,<br />

katholisch zu werden, aus dem russischen<br />

Reich verbannt wurden.<br />

Wir danken wir für<br />

im Oktober eingegangene<br />

Spenden:<br />

Mag. Aleksandar Andjelovic (MJ 71)<br />

dr. Wolfgang fiala (MJ 62)<br />

florian fila (MJ 03)<br />

dr. Peter fitz (MJ 43)<br />

Wolfgang John (MJ 64)<br />

günter Kreisel (MJ 70)<br />

di dr. harald lutz (MJ 58)<br />

Amtsdirektor i.r.regierungsrat othmar<br />

Matzek (MJ 58)<br />

Komm. rat dr. Manfred Prochazka (MJ 63)<br />

nationalrat dr. med. Erwin rasinger (MJ 70)<br />

dr. med. georg Sas (MJ 71)<br />

Erich Schmid (MJ 67)<br />

Alexander Schützelhofer (MJ 12)<br />

Senator h.c. Prof.di.dr. Walter Tauscher (MJ57)<br />

Mag. heinz Wentenschuh (MJ 68)<br />

Darüber hinaus danken<br />

wir für viele Spenden für<br />

das im Juli zugesandte<br />

Altkalks burger-Verzeichnis.<br />

Advent<br />

Zeigt uns der Winter sein wahres gesicht,<br />

schneeumhüllt, aber auch voller licht<br />

von den laternen und Straßengirlanden,<br />

haben es bald alle Menschen verstanden,<br />

die vom dezember beanspruchte Zeit,<br />

Wie jedes Jahr, ist es nun auch so weit:<br />

Es ist Advent, ein Moment zum Besinnen,<br />

um aufzuhören und neu zu beginnen,<br />

Schlechtes vergessen und gutes zu tun,<br />

Vieles erreichen und doch auch zu ruh‘n,<br />

Sich zu versöhnen und sich zu vertrauen,<br />

um das erkaltete herz aufzutauen.<br />

denn es darf keinesfalls Zeit sein für leid,<br />

hass oder Trauer, noch gier oder neid,<br />

Sondern um allen die freude zu schenken,<br />

und an den ehrwürd‘gen Anlass zu denken.<br />

Ein heller Stern, der die hirten geführt,<br />

Ein kleines Kind, das die Menschen berührt,<br />

Eine familie, voll Kummer und Sorgen,<br />

Von den gefahren der Welt gut verborgen.<br />

ochse und Esel und and‘res getier,<br />

Bildeten gleichsam ringsum eine Zier.<br />

Alle dort wussten die Eng‘ zu ertragen,<br />

ohne sich deswegen viel zu beklagen.<br />

denn sie vergaßen bestimmt nicht dabei,<br />

Besser als einsam sein sind doch zwei, drei,<br />

Weil doch zusammen sein freude bereitet,<br />

Welche uns durch diese Zeit wohl begleitet.<br />

Sei es mit freunden, im familienkreis,<br />

Auf unterschiedlichste Art und Weis‘:<br />

geschenke besorgen und zu verstecken,<br />

Behausung zu verschönern an allen Ecken,<br />

christbaum zu beschaffen (und denkt an den<br />

Schmuck!),<br />

oder bei einem kräftigen Schluck<br />

An einer holzhütte der unzähl‘gen Märkte,<br />

welcher uns auch in Vergangenheit stärkte.<br />

Punsch oder doch wohl der glühende Wein,<br />

Sich zu erwärmen, und dies nicht allein.<br />

denn beim genuss der wohltuenden Trunke,<br />

da springt auch bald des Weihnachtens funke<br />

Auf uns über, und setzt uns in Brand,<br />

da nehmen wir uns mit freud‘ bei der hand,<br />

hören die Klänge durchbrechen die luft,<br />

lassen uns tragen vom köstlichen duft<br />

lebkuchen und unzähliger and‘ren leckerbissen,<br />

So ist Advent auch Zeit zum genießen.<br />

Dmitriy Bosenko (MJ07)

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