23.12.2012 Aufrufe

Dialektik vs. dualistischem vs. ambivalentem Denken - Little-Idiot.de

Dialektik vs. dualistischem vs. ambivalentem Denken - Little-Idiot.de

Dialektik vs. dualistischem vs. ambivalentem Denken - Little-Idiot.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

„Ambivalentes <strong>Denken</strong>“ geht einen Schritt weiter, vermei<strong>de</strong>t diesen Fehler, in<strong>de</strong>m es alle aus Dualität und <strong>Dialektik</strong><br />

bekannten Konstellationen erkennt und auch anerkennt, aber sie gleichsam einer dritten Möglichkeit <strong>de</strong>r<br />

erkenntnistheoretischen Realitätsverarbeitung umschließt. Es ist das <strong>Denken</strong> in „erkenntnistheoretischen Sichtweisen“.<br />

Diese Art <strong>de</strong>s <strong>Denken</strong>s ist für einen Menschen, <strong>de</strong>r in festen, strukturellen Modalitäten <strong>de</strong>r Wirklichkeit gefangen ist,<br />

zunächst schwer nachzuvollziehen, weil zuvor ein „Umwertungsprozess” stattfin<strong>de</strong>n muß, genauer – man muß aufhören,<br />

überhaupt noch zu werten.<br />

Ambivalentes <strong>Denken</strong> hinterfragt die Aussagen, beschränkt sich ausschließlich auf die „Ent<strong>de</strong>ckung“, „Auf<strong>de</strong>ckung“ <strong>de</strong>r<br />

Hintergrün<strong>de</strong> selber, welche hinter <strong>de</strong>n „Argumenten“ stehen, nimmt nichts als „gegeben” an, ständig bereit, Hypothesen,<br />

Thesen, Theorien, Begriffe und ihre Be<strong>de</strong>utungen mit <strong>de</strong>n Mitteln <strong>de</strong>s „Dekonstruktivismus” radikal über <strong>de</strong>n Haufen zu<br />

werfen, genauer – nicht das theoretische Gedankengebäu<strong>de</strong> primär zu sehen, son<strong>de</strong>rn nur das, was dahinter steckt. Es wer<strong>de</strong>n<br />

nicht die Argumente und <strong>de</strong>ren Logiken direkt diskutiert, also welche Gedankenwege ein Autor verfolgt hat, son<strong>de</strong>rn nur die<br />

Gültigkeit <strong>de</strong>r Argumente hinterfragt. Je<strong>de</strong>r Theorie und je<strong>de</strong>m fehlerhaften Argument wird somit die Existenzgrundlage<br />

entzogen, weil über die Gültigkeit von Argumenten - man bekanntlich „trefflich disputieren” kann (siehe Immanuel Kant).<br />

Man diskutiert nicht mehr konträr, versucht nicht mehr, jeman<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r „Richtigkeit“ seiner Argumentation zu<br />

überzeugen, son<strong>de</strong>rn man tauscht nur noch Erfahrungshintergrün<strong>de</strong> aus. Ähnlich, wie Text erst vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>s<br />

eigenen Wissens o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r eigenen Erfahrung zur „Information“ interpretiert wird, so ist auch anzunehmen, daß zwei<br />

Menschen, die gegenseitig ihre Erfahrungen austauschen, bezüglich eines Sachverhaltes zu <strong>de</strong>nselben Schlüssen kommen,<br />

bzw. viel mehr Verständnis füreinan<strong>de</strong>r aufbringen.<br />

Diese Denkweise hat <strong>de</strong>r berühmte Philosoph Derrida, durch Siegmund Freud's „Wun<strong>de</strong>rtafel“ inspiriert, zu einer neuen Art<br />

<strong>de</strong>r Interpretation von Texten veranlaßt. Ein Beispiel - Ein Text soll interpretiert wer<strong>de</strong>n. Die übliche Weise ist, die Sätze in<br />

Bezug zueinan<strong>de</strong>r zu setzen, bzw. in Bezug zu an<strong>de</strong>ren Texten und an<strong>de</strong>ren Autoren die Be<strong>de</strong>utungen und die Absicht hinter<br />

<strong>de</strong>n Aussagen herauszuarbeiten. Der „<strong>de</strong>konstruktivistische” Ansatz von Derrida, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m „ambivalenten <strong>Denken</strong>“ sehr<br />

nahe kommt, hinterfragt <strong>de</strong>n Sinn und Zweck hinter je<strong>de</strong>m einzelnen Satz, setzt ihn in Bezug zu <strong>de</strong>n Tatsachen. Das<br />

erfor<strong>de</strong>rt die saubere „Dekonstruktion” <strong>de</strong>s gesamten Textes in seine Einzelteile, <strong>de</strong>ren Analyse in verschie<strong>de</strong>nen Kontexten,<br />

eine „Verschiebung“ in einen an<strong>de</strong>ren Kontext, und schließlich wie<strong>de</strong>r das Zusammensetzen <strong>de</strong>s Textes in <strong>de</strong>m neuen<br />

Kontext. Sprich man analysiert <strong>de</strong>n Text so, daß man <strong>de</strong>ssen „impliziten Logiken“ herausfiltert, isoliert von <strong>de</strong>n impliziten<br />

Logiken <strong>de</strong>s situativen Kontextes (Sinnzusammenhanges) und ihn vor <strong>de</strong>m Hintergrund eines an<strong>de</strong>ren Sachverhaltes<br />

„verschiebt“. Mit Auflösung, Verschiebung (die ein wesentliches Moment <strong>de</strong>r Dekonstruktion darstellt!) und <strong>de</strong>m<br />

Zusammenfügen verlieren sich auch die Trennschärfen <strong>de</strong>r Begriffe, bzw. Grenzen, die begrifflich bisher ein<strong>de</strong>utig und klar<br />

<strong>de</strong>finiert waren, beginnen sich aufzulösen, sie verschwimmen:<br />

So war früher mit „Wagen“ ein Pfer<strong>de</strong>karren gemeint, heuzutage bezeichnet es ein technisches Ungetüm auf 4 Rä<strong>de</strong>rn. Der<br />

Begriff „politisch Links“ bezeichnet heutzutage etwas völlig an<strong>de</strong>res, als noch vor 30 Jahren. Wir sprechen z.B. in <strong>de</strong>r<br />

Betriebswirtschaft immer noch von „Wertschöpfungsketten“, aber in Wirklichkeit gibt es wegen <strong>de</strong>s Internets diese Ketten<br />

nicht mehr – sie existieren allenfalls nur noch in unserer gedanklichen Vorstellung von Wirklichkeit, <strong>de</strong>r subjektiven<br />

Realität. Vielmehr ersetzt heutzutage das Netz die Kette! Wir haben schon lange keine „Wertschöpfungsketten“ mehr,<br />

son<strong>de</strong>rn vielmehr ein „Wertschöpfungsnetz“ („supply net management“) o<strong>de</strong>r „Wertschöpfungs-Netzwerk“. Wer noch <strong>de</strong>n<br />

Begriff „Supply – Chain – Management“ verwen<strong>de</strong>t, rennt veralteten Denkmo<strong>de</strong>llen nach. Es heißt richtig: „Supply-Net-<br />

Management“. Dasselbe gilt für Ursache und Wirkung. Liebe – wo ist die Ursache und wo die Wirkung? Bedingt sich nicht<br />

bei<strong>de</strong>s gegenseitig? Liebe ist nichts, was man fin<strong>de</strong>n kann, wie die irreführen<strong>de</strong> Nominalisierung vermuten läßt, son<strong>de</strong>rn<br />

„Lieben“ ist ein Prozeß – man tut es, man liebt, was sich in Handlungen, Gesten und Äußerungen wie<strong>de</strong>rspiegelt. Der<br />

Irrglaube von Ursache und Wirkung hat seinen Ursprung im dualistischen <strong>Denken</strong> (religiös motiviert: „Gott als <strong>de</strong>r erste<br />

Beweger!“), bzw. ist die logische Folge davon. Irrglaube basiert auf falschen Ansätzen, die oft unerkannt bleiben, bzw. wo<br />

sich die Voraussetzungen, die Prämissen für Argumente stillschweigend geän<strong>de</strong>rt haben. So haben sich z.B. die impliziten<br />

Logiken unserer Gesellschaft geän<strong>de</strong>rt. Der enorme Fortschritt <strong>de</strong>r Technik, beson<strong>de</strong>rs Internet, hat z.B. Einkaufsabteilungen<br />

in Firmen völlig überflüssig gemacht. Auf http://www.dooyoo.<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>t man Produkte, <strong>de</strong>ren Beurteilungen durch Nutzer<br />

und die jeweils günstigsten Angebote. Dennoch wer<strong>de</strong>n immer noch Produkte in Firmen „evaluiert“, eine Verschwendung<br />

(Lean Thinking, Kaizen: „Muda!“) Es gibt zu<strong>de</strong>m Ausschreibungs und Einkaufsplattformen, die von vielen Firmen<br />

gleichzeitig genutzt wer<strong>de</strong>n. Anfragen an Zulieferer <strong>de</strong>r Autoindustrie? Fehlanzeige – heutzutage fragen Zulieferer bei <strong>de</strong>r<br />

Ausschreibungs-Plattform Covisint, ob sie entsprechend <strong>de</strong>r Ausschreibung ihr Angebot abgeben dürfen. (ähnlich <strong>de</strong>m<br />

Wechsel von Bringschuld zu Holschuld). Früher hat <strong>de</strong>r Großvater noch <strong>de</strong>n Enkeln die Raparatur eines Fahrra<strong>de</strong>s erklärt,<br />

heute erklärt <strong>de</strong>r Enkel <strong>de</strong>m Großvater entnervt, wie man eine Fernbedienung programmiert. Respekt vor <strong>de</strong>m Alter? –<br />

ausgeträumt! Die impliziten Logiken <strong>de</strong>r Welt haben sich aufgrund <strong>de</strong>r Technik geän<strong>de</strong>rt.<br />

Die dialektischen Metho<strong>de</strong>n, wobei durch neue, hinzugefügte Thesen und Antithesen auf altem, bewährtem, immer wie<strong>de</strong>r<br />

neue Synthesen geschaffen wer<strong>de</strong>n – funktionieren nicht mehr, bringen keine unbedingt notwendigen Innovationen mehr<br />

hervor. Gera<strong>de</strong> Deutschland ist inzwischen zu einem System voller fauler, unsauberer „Kompromißlösungen“ gewor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r<br />

Ruf nach einer „starken Hand“, welche die Vielzahl von unausgegorenen Regelwerken (Gesetzte, Verordnungen,<br />

Anordnungen...) und die undurchschaubaren Wechselwirkungen und <strong>de</strong>ren impliziten Logiken „säubert“, wird lauter. Die<br />

Gültigkeit <strong>de</strong>r damaligen Voraussetzungen, unter welchen die Regelwerke ins Leben gerufen wur<strong>de</strong>n, dürfen nicht mehr

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!