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Dialektik vs. dualistischem vs. ambivalentem Denken - Little-Idiot.de

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<strong>Dialektik</strong> <strong>vs</strong>. <strong>dualistischem</strong> <strong>vs</strong>. <strong>ambivalentem</strong> <strong>Denken</strong><br />

Version 2.0, © August 2006, Guido Stepken<br />

Ein philosophisches Abstrakt über Ten<strong>de</strong>nzen in Denkweisen, die in gewisser Weise charakteristisch für Menschen sind,<br />

und die Sympathien, aber auch Stimmungen in Gruppen und Entscheidungsfindungsprozesse entschei<strong>de</strong>nd mitprägen, aus<br />

dualistischer Sichtweise.<br />

Dualistisches <strong>Denken</strong> bewegt sich in festen Kategorien. Es zeugt von einem einfachen, klaren Weltbild, aufgeteilt in gut und<br />

böse, schwarz und weiß, nützlich o<strong>de</strong>r schädlich, wahr und unwahr, falsch und richtig, alles o<strong>de</strong>r nichts, Recht und Unrecht,<br />

Freund <strong>vs</strong>. Feind, Himmel und Hölle, katholisch o<strong>de</strong>r evangelisch, Christ o<strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>, Auslän<strong>de</strong>r bzw. Inlän<strong>de</strong>r, wertvoll o<strong>de</strong>r<br />

wertlos (Dichotomie). Die Kategorien, Dichotomien stellen (scheinbar) unversöhnliche Gegensätze dar, in <strong>de</strong>r Betrachtung<br />

zwar eng verwoben, jedoch klar trennbar. Der Preis für diese vereinfachte Denkweise ist <strong>de</strong>r Zwang zur Wertung und <strong>de</strong>r<br />

Zwang, ein<strong>de</strong>utig Partei beziehen zu müssen, eine implizite Logik <strong>de</strong>r moralischen, oft stark religiösen, teilweise sehr<br />

einseitigen Weltanschauung (z.B. Zeugen Jehovas). Die Welt ist jedoch tatsächlich nicht schwarz/weiß, son<strong>de</strong>rn bunt. Es gilt<br />

allgemein nicht nur ein „entwe<strong>de</strong>r-o<strong>de</strong>r, son<strong>de</strong>rn auch ein „sowohl-als-auch“ und „we<strong>de</strong>r-noch“. Nicht nur eine Meinung ist<br />

also richtig, son<strong>de</strong>rn es gilt in pluralistischen Gesellschaften, Systemen vielmehr: „Alles ist richtig!“<br />

Im Unterschied zum dialektischen <strong>Denken</strong>, wo These und Antithese zur Synthese (Dihairese) zusammengeführt wer<strong>de</strong>n, ist<br />

<strong>de</strong>m dualistischen Denkansatz das Miteinan<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r friedliche Nebeneinan<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Gegensätze fremd. Dualismus kennt nur<br />

die Überwindung <strong>de</strong>s einen durch <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Ansatz. Die Zielfunktion ist also klar <strong>de</strong>finiert. Argumente o<strong>de</strong>r Erklärungen<br />

wer<strong>de</strong>n so lange „zurechtgebogen“, bis die Argumentation mit <strong>de</strong>m gewünschten Ziel übereinstimmt – man spricht hierbei<br />

von „Scheinargumenten“, „an <strong>de</strong>n Haaren herbeigezogen“, „Ausweichlogiken“. Hierbei wird zwangsläufig nicht nur die<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Worte verbogen, <strong>de</strong>r Sinnzusammenhang (Kontext) <strong>de</strong>konstruktivistisch (siehe http://www.littleidiot.<strong>de</strong>/teambuilding/AnleitungZurDekonstruktion.pdf<br />

) „verschoben“, son<strong>de</strong>rn auch oft Argumente „unterschlagen“,<br />

verschwiegen, „umgewertet“, d.h. man gibt Argumenten durch „lautstarke Rhetorik“ ein an<strong>de</strong>res Gewicht. Sokrates sagte<br />

schon: „tôn hêtto logon kreitto poiein“, was später von <strong>de</strong>m brillianten Rhetoriker Protogaoras übernommen wur<strong>de</strong>, was<br />

be<strong>de</strong>utet: „Das schwächere Argument zum stärkeren machen durch Umgewichtung“ (Grad <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung).<br />

Ausweichlogiker fin<strong>de</strong>n sich viel unter pubertieren<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn, als auch unter Harz IV – Empfängern und<br />

Langzeitarbeitslosen, sowie Menschen, die längere Zeit psychischem Terror ausgesetzt waren. Siehe auch Hemmingway:<br />

„Kann nicht kommen, Lüge kommt später!“.<br />

Gegenmaßnahmen gegen diese Symptome sind schwer durchzusetzen: Klare Handlungsvorschriften, welche Gutes<br />

belohnen, und Schlechtes hart sanktionieren, sind hierbei zwingend notwendig, jedoch hat diese Vorgehensweise auch<br />

Nachteile, „Innere Kündigung“, „Eigenjustiz“, „Mobbing“, ...<br />

Starke innere Zwänge und vor allem Schuldgefühle bei Verstoß führen dazu, daß nach dualistischen Prinzipien erzogene<br />

Menschen langfristig sehr gefangen, <strong>de</strong>terminiert sind in ihrem Verhalten, ihr volles Potential nicht entfalten können. Sie<br />

zeigen beson<strong>de</strong>re menschliche Qualitäten: Sie sind zuverlässig, pünktlich, gewissenhaft, loyal, ... auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite<br />

bestätigen o<strong>de</strong>r verwerfen sie bedingungslos, „erledigen” Problemstellungen oft auf radikale Weise, stecken bei Problemen<br />

gerne <strong>de</strong>n Kopf in <strong>de</strong>n Sand, kommunizieren nicht mehr. Blockierte, oft durch innere Konflikte, Langzeit-Streß o<strong>de</strong>r sogar<br />

Psycho-Terror handlungsunfähig gewor<strong>de</strong>ne Menschen, aber auch Teams, Firmen, sind in ihrer Vergangenheit<br />

überproportional häufig von dualistischen Denkweisen geprägt wor<strong>de</strong>n.<br />

Dialektisches <strong>Denken</strong> konzentriert sich hingegen, als Übergangsform zum ambivalenten <strong>Denken</strong>, auf Verbindungsmöglichkeiten<br />

<strong>de</strong>r Gegensätze, die eine neue Qualität in <strong>de</strong>r (veralteten) Sichtweise darstellen. Die Erkenntnis, daß es das<br />

eine nicht ohne das an<strong>de</strong>re gibt, fin<strong>de</strong>n wir anschaulich in <strong>de</strong>r griechischen (Heraklit von Ephesos: „panta rhei“ = „alles<br />

fließt“) und chinesischen Weltanschauung (YIN/YANG) wie<strong>de</strong>r. Probleme o<strong>de</strong>r unterschiedliche Sichtweisen, an<strong>de</strong>re<br />

Anschauungen, insbeson<strong>de</strong>re zwischenmenschlicher Art, wer<strong>de</strong>n als „eigener Zustand” o<strong>de</strong>r „Eigenart” begriffen, <strong>de</strong>ren<br />

Existenz mit gewisser Toleranz (nicht Gleichgültigkeit!) hingenommen wird.<br />

„Die Behauptung von Gegensätzen dient dazu, uns darauf festzulegen, entwe<strong>de</strong>r das eine o<strong>de</strong>r das an<strong>de</strong>re zu sein. Weiß<br />

o<strong>de</strong>r Schwarz, Mann o<strong>de</strong>r Frau, ein<strong>de</strong>utig männlich o<strong>de</strong>r bzw. weiblich o<strong>de</strong>r „gestört", heterosexuell o<strong>de</strong>r homosexuell,<br />

nicht behin<strong>de</strong>rt o<strong>de</strong>r behin<strong>de</strong>rt ... sind Einteilungen die asymetrische Machtverhältnisse verkörpern, da jeweils eine<br />

Kategorie <strong>de</strong>s Gegensatzpaars die an<strong>de</strong>re dominiert.“ (Jaques Derrida)<br />

Lei<strong>de</strong>r räumt auch die <strong>Dialektik</strong> nicht mit diesem Unsinn auf, son<strong>de</strong>rn sie för<strong>de</strong>rt eigentlich noch mehr das schwarz/weiß –<br />

<strong>Denken</strong>, nur mit <strong>de</strong>m Unterschied, daß die Zielfunktion zuläßt, daß auch Mischformen zulässig sind, daß nicht <strong>de</strong>r eine<br />

Ansatz <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren überwin<strong>de</strong>t, son<strong>de</strong>rn ein Kompromiß als Eigenform existieren kann und darf, mit <strong>de</strong>m kleinen Fehler,<br />

nämlich - daß wahre Aussagen fast nie in <strong>de</strong>r (politischen) Mitte zu fin<strong>de</strong>n sind. Gibt es zwei Wege, einer davon richtig,<br />

einer falsch, so ist die Anwendung <strong>de</strong>s „Prinzips <strong>de</strong>r Synthese“ sicher falsch, was be<strong>de</strong>utet, daß die Anwendung dialektischer<br />

Metho<strong>de</strong>n häufig zu faulen Kompromissen führt, wie man in <strong>de</strong>r gegenwärtigen Politik lei<strong>de</strong>r beobachten kann. Die<br />

Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Argumentation und die Zielfunktion bestimmen über <strong>de</strong>n Ausgang <strong>de</strong>r Diskussion!


„Ambivalentes <strong>Denken</strong>“ geht einen Schritt weiter, vermei<strong>de</strong>t diesen Fehler, in<strong>de</strong>m es alle aus Dualität und <strong>Dialektik</strong><br />

bekannten Konstellationen erkennt und auch anerkennt, aber sie gleichsam einer dritten Möglichkeit <strong>de</strong>r<br />

erkenntnistheoretischen Realitätsverarbeitung umschließt. Es ist das <strong>Denken</strong> in „erkenntnistheoretischen Sichtweisen“.<br />

Diese Art <strong>de</strong>s <strong>Denken</strong>s ist für einen Menschen, <strong>de</strong>r in festen, strukturellen Modalitäten <strong>de</strong>r Wirklichkeit gefangen ist,<br />

zunächst schwer nachzuvollziehen, weil zuvor ein „Umwertungsprozess” stattfin<strong>de</strong>n muß, genauer – man muß aufhören,<br />

überhaupt noch zu werten.<br />

Ambivalentes <strong>Denken</strong> hinterfragt die Aussagen, beschränkt sich ausschließlich auf die „Ent<strong>de</strong>ckung“, „Auf<strong>de</strong>ckung“ <strong>de</strong>r<br />

Hintergrün<strong>de</strong> selber, welche hinter <strong>de</strong>n „Argumenten“ stehen, nimmt nichts als „gegeben” an, ständig bereit, Hypothesen,<br />

Thesen, Theorien, Begriffe und ihre Be<strong>de</strong>utungen mit <strong>de</strong>n Mitteln <strong>de</strong>s „Dekonstruktivismus” radikal über <strong>de</strong>n Haufen zu<br />

werfen, genauer – nicht das theoretische Gedankengebäu<strong>de</strong> primär zu sehen, son<strong>de</strong>rn nur das, was dahinter steckt. Es wer<strong>de</strong>n<br />

nicht die Argumente und <strong>de</strong>ren Logiken direkt diskutiert, also welche Gedankenwege ein Autor verfolgt hat, son<strong>de</strong>rn nur die<br />

Gültigkeit <strong>de</strong>r Argumente hinterfragt. Je<strong>de</strong>r Theorie und je<strong>de</strong>m fehlerhaften Argument wird somit die Existenzgrundlage<br />

entzogen, weil über die Gültigkeit von Argumenten - man bekanntlich „trefflich disputieren” kann (siehe Immanuel Kant).<br />

Man diskutiert nicht mehr konträr, versucht nicht mehr, jeman<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r „Richtigkeit“ seiner Argumentation zu<br />

überzeugen, son<strong>de</strong>rn man tauscht nur noch Erfahrungshintergrün<strong>de</strong> aus. Ähnlich, wie Text erst vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>s<br />

eigenen Wissens o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r eigenen Erfahrung zur „Information“ interpretiert wird, so ist auch anzunehmen, daß zwei<br />

Menschen, die gegenseitig ihre Erfahrungen austauschen, bezüglich eines Sachverhaltes zu <strong>de</strong>nselben Schlüssen kommen,<br />

bzw. viel mehr Verständnis füreinan<strong>de</strong>r aufbringen.<br />

Diese Denkweise hat <strong>de</strong>r berühmte Philosoph Derrida, durch Siegmund Freud's „Wun<strong>de</strong>rtafel“ inspiriert, zu einer neuen Art<br />

<strong>de</strong>r Interpretation von Texten veranlaßt. Ein Beispiel - Ein Text soll interpretiert wer<strong>de</strong>n. Die übliche Weise ist, die Sätze in<br />

Bezug zueinan<strong>de</strong>r zu setzen, bzw. in Bezug zu an<strong>de</strong>ren Texten und an<strong>de</strong>ren Autoren die Be<strong>de</strong>utungen und die Absicht hinter<br />

<strong>de</strong>n Aussagen herauszuarbeiten. Der „<strong>de</strong>konstruktivistische” Ansatz von Derrida, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m „ambivalenten <strong>Denken</strong>“ sehr<br />

nahe kommt, hinterfragt <strong>de</strong>n Sinn und Zweck hinter je<strong>de</strong>m einzelnen Satz, setzt ihn in Bezug zu <strong>de</strong>n Tatsachen. Das<br />

erfor<strong>de</strong>rt die saubere „Dekonstruktion” <strong>de</strong>s gesamten Textes in seine Einzelteile, <strong>de</strong>ren Analyse in verschie<strong>de</strong>nen Kontexten,<br />

eine „Verschiebung“ in einen an<strong>de</strong>ren Kontext, und schließlich wie<strong>de</strong>r das Zusammensetzen <strong>de</strong>s Textes in <strong>de</strong>m neuen<br />

Kontext. Sprich man analysiert <strong>de</strong>n Text so, daß man <strong>de</strong>ssen „impliziten Logiken“ herausfiltert, isoliert von <strong>de</strong>n impliziten<br />

Logiken <strong>de</strong>s situativen Kontextes (Sinnzusammenhanges) und ihn vor <strong>de</strong>m Hintergrund eines an<strong>de</strong>ren Sachverhaltes<br />

„verschiebt“. Mit Auflösung, Verschiebung (die ein wesentliches Moment <strong>de</strong>r Dekonstruktion darstellt!) und <strong>de</strong>m<br />

Zusammenfügen verlieren sich auch die Trennschärfen <strong>de</strong>r Begriffe, bzw. Grenzen, die begrifflich bisher ein<strong>de</strong>utig und klar<br />

<strong>de</strong>finiert waren, beginnen sich aufzulösen, sie verschwimmen:<br />

So war früher mit „Wagen“ ein Pfer<strong>de</strong>karren gemeint, heuzutage bezeichnet es ein technisches Ungetüm auf 4 Rä<strong>de</strong>rn. Der<br />

Begriff „politisch Links“ bezeichnet heutzutage etwas völlig an<strong>de</strong>res, als noch vor 30 Jahren. Wir sprechen z.B. in <strong>de</strong>r<br />

Betriebswirtschaft immer noch von „Wertschöpfungsketten“, aber in Wirklichkeit gibt es wegen <strong>de</strong>s Internets diese Ketten<br />

nicht mehr – sie existieren allenfalls nur noch in unserer gedanklichen Vorstellung von Wirklichkeit, <strong>de</strong>r subjektiven<br />

Realität. Vielmehr ersetzt heutzutage das Netz die Kette! Wir haben schon lange keine „Wertschöpfungsketten“ mehr,<br />

son<strong>de</strong>rn vielmehr ein „Wertschöpfungsnetz“ („supply net management“) o<strong>de</strong>r „Wertschöpfungs-Netzwerk“. Wer noch <strong>de</strong>n<br />

Begriff „Supply – Chain – Management“ verwen<strong>de</strong>t, rennt veralteten Denkmo<strong>de</strong>llen nach. Es heißt richtig: „Supply-Net-<br />

Management“. Dasselbe gilt für Ursache und Wirkung. Liebe – wo ist die Ursache und wo die Wirkung? Bedingt sich nicht<br />

bei<strong>de</strong>s gegenseitig? Liebe ist nichts, was man fin<strong>de</strong>n kann, wie die irreführen<strong>de</strong> Nominalisierung vermuten läßt, son<strong>de</strong>rn<br />

„Lieben“ ist ein Prozeß – man tut es, man liebt, was sich in Handlungen, Gesten und Äußerungen wie<strong>de</strong>rspiegelt. Der<br />

Irrglaube von Ursache und Wirkung hat seinen Ursprung im dualistischen <strong>Denken</strong> (religiös motiviert: „Gott als <strong>de</strong>r erste<br />

Beweger!“), bzw. ist die logische Folge davon. Irrglaube basiert auf falschen Ansätzen, die oft unerkannt bleiben, bzw. wo<br />

sich die Voraussetzungen, die Prämissen für Argumente stillschweigend geän<strong>de</strong>rt haben. So haben sich z.B. die impliziten<br />

Logiken unserer Gesellschaft geän<strong>de</strong>rt. Der enorme Fortschritt <strong>de</strong>r Technik, beson<strong>de</strong>rs Internet, hat z.B. Einkaufsabteilungen<br />

in Firmen völlig überflüssig gemacht. Auf http://www.dooyoo.<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>t man Produkte, <strong>de</strong>ren Beurteilungen durch Nutzer<br />

und die jeweils günstigsten Angebote. Dennoch wer<strong>de</strong>n immer noch Produkte in Firmen „evaluiert“, eine Verschwendung<br />

(Lean Thinking, Kaizen: „Muda!“) Es gibt zu<strong>de</strong>m Ausschreibungs und Einkaufsplattformen, die von vielen Firmen<br />

gleichzeitig genutzt wer<strong>de</strong>n. Anfragen an Zulieferer <strong>de</strong>r Autoindustrie? Fehlanzeige – heutzutage fragen Zulieferer bei <strong>de</strong>r<br />

Ausschreibungs-Plattform Covisint, ob sie entsprechend <strong>de</strong>r Ausschreibung ihr Angebot abgeben dürfen. (ähnlich <strong>de</strong>m<br />

Wechsel von Bringschuld zu Holschuld). Früher hat <strong>de</strong>r Großvater noch <strong>de</strong>n Enkeln die Raparatur eines Fahrra<strong>de</strong>s erklärt,<br />

heute erklärt <strong>de</strong>r Enkel <strong>de</strong>m Großvater entnervt, wie man eine Fernbedienung programmiert. Respekt vor <strong>de</strong>m Alter? –<br />

ausgeträumt! Die impliziten Logiken <strong>de</strong>r Welt haben sich aufgrund <strong>de</strong>r Technik geän<strong>de</strong>rt.<br />

Die dialektischen Metho<strong>de</strong>n, wobei durch neue, hinzugefügte Thesen und Antithesen auf altem, bewährtem, immer wie<strong>de</strong>r<br />

neue Synthesen geschaffen wer<strong>de</strong>n – funktionieren nicht mehr, bringen keine unbedingt notwendigen Innovationen mehr<br />

hervor. Gera<strong>de</strong> Deutschland ist inzwischen zu einem System voller fauler, unsauberer „Kompromißlösungen“ gewor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r<br />

Ruf nach einer „starken Hand“, welche die Vielzahl von unausgegorenen Regelwerken (Gesetzte, Verordnungen,<br />

Anordnungen...) und die undurchschaubaren Wechselwirkungen und <strong>de</strong>ren impliziten Logiken „säubert“, wird lauter. Die<br />

Gültigkeit <strong>de</strong>r damaligen Voraussetzungen, unter welchen die Regelwerke ins Leben gerufen wur<strong>de</strong>n, dürfen nicht mehr


stillschweigend als „richtig” angenommen wer<strong>de</strong>n, wie <strong>de</strong>r Begriff „Wertschöpfungs – Netzwerk” zeigt. Es zeigt aber auch,<br />

daß Diskussionen unter Betriebswirtschaftlern mit ihren klar <strong>de</strong>finierten Begrifflichkeiten z.B. über eine neue Strategie im<br />

Unternehmen sinnlos geführt wer<strong>de</strong>n, wenn nicht <strong>de</strong>konstruktivistisch je<strong>de</strong>r althergebrachte Begriff und <strong>de</strong>ssen damaligen<br />

Voraussetzungen, unter <strong>de</strong>nen er geprügt wur<strong>de</strong>, auf Gültigkeit untersucht wird, sprich radikal alles in Frage gestellt wird,<br />

insbeson<strong>de</strong>re die impliziten Logiken <strong>de</strong>r Begriffe auf Noch-Gültigkeit vor <strong>de</strong>n meist verän<strong>de</strong>rten Hintergrün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

impliziten Logiken <strong>de</strong>r heutigen, mo<strong>de</strong>rnen Prozessabläufe untersucht wer<strong>de</strong>n. Der Spieltheoretiker John Nash, <strong>de</strong>r 1994 <strong>de</strong>n<br />

Nobelpreis für sein „Nash Equilibrium“ bekam, untersuchte die Dynamiken <strong>de</strong>r Märkte, und ent<strong>de</strong>ckte, daß zwei<br />

Marktkonkurrenten, die sich z.B. überlegen, ob sie ihre Preise senken o<strong>de</strong>r steigern sollen, solange ihre Strategien<br />

verän<strong>de</strong>rn, solange sie sich davon einen Vorteil erhoffen, und dann diese Interaktionen ein Gleichgewicht erreichen, wenn<br />

keiner mehr davon profitieren kann, wenn er seine Strategie än<strong>de</strong>rt. In <strong>de</strong>m Moment sind die Märkte in einem stabilen<br />

Gleichgewicht, nix passiert mehr, bis jemand sich darangibt, die Regelwerke zu verän<strong>de</strong>rn. Innovative und erfolgreiche<br />

Markenunternehmen schaffen stets die „Quadratur“ <strong>de</strong>s Kreises: Sie erfin<strong>de</strong>n sich stets neu und bleiben <strong>de</strong>nnoch in <strong>de</strong>n<br />

Augen <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>m Zustand einer verläßlichen Fließstabilität. So spricht <strong>de</strong>r Menagement – Guru Peter Drucker in<br />

seinem bereits 1974 erschienenen Buch „Marketing und Innovation“ davon, daß Geldverdienen kein wesentliches<br />

Unternehmensziel sei, son<strong>de</strong>rn daß es in erster Linie darum ginge, neue Kun<strong>de</strong>n zu gewinnen. Ein Bedarf müsse geschaffen<br />

wer<strong>de</strong>n – erst die Bereitschaft eines Kun<strong>de</strong>n, für eine Dienstleistung o<strong>de</strong>r ein Produkt zu zahlen, wan<strong>de</strong>le <strong>de</strong> facto<br />

wirtschaftliche Resourcen in Wohlstand.<br />

Völlig an<strong>de</strong>rs und von <strong>de</strong>r Konkurrenz unbemerkt hat es Toyotas Prozess-Optimierungs-Guru Taiichi Ohno durch die<br />

Optimierung <strong>de</strong>r Prozesse - nicht nur die <strong>de</strong>r Firma Toyota selber, son<strong>de</strong>rn auch diejenigen <strong>de</strong>r Zulieferer - geschafft, daß<br />

Toyota im letzen Jahr 10 Mrd.$ Gewinn erwirtschaftet hat - mehr als die TOP 3 <strong>de</strong>r Welt zusammen! Er betrachtete sein<br />

Leben als „Ankämpfen gegen <strong>de</strong>n gesun<strong>de</strong>n Alltagsverstand“, und ist Erfin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>s radikalen, fast kindlichen<br />

Hinterfragens, <strong>de</strong>n „fünf Warum“. Das pseudoargumentative Verschanzen hinter „Erfahrung”, „Studium”, „Status“, „haben<br />

wir immer schon so gemacht”, u.s.w. funktioniert in Zeiten großer Verän<strong>de</strong>rungen, aber auch in Zeiten <strong>de</strong>s „Nash<br />

Gleichgewichtes“ nicht mehr.<br />

Z.B. sorgt eine kleine Verän<strong>de</strong>rung bei <strong>de</strong>n Schachregeln, z.B. wenn Bauern nicht nur 1 o<strong>de</strong>r 2 Fel<strong>de</strong>r, son<strong>de</strong>rn eine<br />

beliebige Zahl von Fehlern vorziehen dürfen, dafür, daß sämtliche bewährte Schachstrategien und Eröffnungstheorien keine<br />

Gültigkeit mehr haben. Mit einem Schlag wären dann sämtliche Bücher über Eröffnungstheorien überflüssig. Die impliziten<br />

Logiken <strong>de</strong>r Figuren sind gleich geblieben, jedoch haben sich die impliziten Logiken <strong>de</strong>s Zusammenspiels verän<strong>de</strong>rt, sprich<br />

die Dynamiken verän<strong>de</strong>rn sich. Der Zuschauer meint immer noch, ein Schachspiel zu beobachten, jedoch nutzt ihm seine<br />

bisherige Schacherfahrung nur noch wenig.<br />

„Ambivalentes <strong>Denken</strong>“ stellt natürlich dieselben Ausgangsfragen wie die <strong>Dialektik</strong>, nur ist die Untersuchungsmetho<strong>de</strong><br />

elementarer, weil nicht statisch, son<strong>de</strong>rn prozessual. Das gedankliche Festhalten an Bewährtem ist <strong>de</strong>r Untergang je<strong>de</strong>s stabil<br />

geglaubten Systems, sprich Unternehmen, Staat, u.s.w. Statt<strong>de</strong>ssen muß <strong>de</strong>r Ausspruch von Heraklit gelten: „Nichts ist<br />

beständiger, als <strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>l!“.<br />

Ein Prozess, also ein Handlungsablauf, eine Planung kann nicht beurteilt wer<strong>de</strong>n, ja nicht einmal wirklich verstan<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn fehlen<strong>de</strong> Einsicht mit subjektiver Interpretation, Glaubensannahmen kompensiert wer<strong>de</strong>n. Dort, wo Mensch<br />

nicht mehr tatsächlich „weiß“, tendiert er gerne zu Glauben. „Wissenschaft“ wird heutzutage gerne durch „Glaubeschaft“<br />

ersetzt, siehe die Esoterik – Szene, aber auch Homöopathie, Psychosomatik, Astrologie, u.s.w. Nur allzugerne wird eine<br />

psychologische Eigenschaft <strong>de</strong>s Menschen bei <strong>de</strong>m <strong>Denken</strong> nicht mit einbezogen – nämlich daß Mensch gerne die Gültigkeit<br />

von Begriffen, Argumenten, Prämissen stillschweigend voraussetzt, weil – in <strong>de</strong>r Vergangenheit hat ein Prozess o<strong>de</strong>r ein<br />

System ja auch funktioniert, bzw. seine Daseinsberechtigung gehabt. So ist <strong>de</strong>r Wert von Aral, Shell, Esso, Mobil o<strong>de</strong>r BP<br />

als Einzelhan<strong>de</strong>lsorganisation möglicherweise um ein Vielfaches höher, als ihr Wert als bloße „Benzinverteiler“.<br />

„Abteilungs<strong>de</strong>nken“, „Zuständigkeits<strong>de</strong>nken“, „Status<strong>de</strong>nken“ und „Image<strong>de</strong>nken“ führen allerorts in Unternehmen in eine<br />

Sachgasse, nichts bewegt sich mehr; die firmeninternen Dynamiken kommen zum Erliegen, während die Dynamiken <strong>de</strong>r<br />

Märkte zulegen – die Firma geht pleite. „Wenn die Verän<strong>de</strong>rungsrate <strong>de</strong>s Marktes größer ist als die Verän<strong>de</strong>rungsrate <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens, dann liegt das Desaster in <strong>de</strong>r Luft.“ Jack Welch<br />

Aber vor allem ersetzt bei Ambivalentem <strong>Denken</strong> „Differenz<strong>de</strong>nken” das bisherige „I<strong>de</strong>ntitäts<strong>de</strong>nken”. Frage einen<br />

Menschen nicht, „wer” er ist (die Kategorien <strong>de</strong>s Hei<strong>de</strong>gger'schen „Sein“ wer<strong>de</strong>n aufgelöst) , son<strong>de</strong>rn was er „an<strong>de</strong>rs<br />

macht”, als an<strong>de</strong>re Menschen. Ein Um<strong>de</strong>nkungsprozess in <strong>de</strong>n Köpfen wird notwendig, <strong>de</strong>r nicht von je<strong>de</strong>m sofort<br />

mitvollzogen wer<strong>de</strong>n kann – es muß trainiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Es heißt oft: Etwas muss so sein, weil ich es so zu sehen gewohnt bin. Was lei<strong>de</strong>r dabei oft vergessen wird, ist <strong>de</strong>r Umstand,<br />

dass ein an<strong>de</strong>rer diesen Prozess ganz an<strong>de</strong>rs betrachten könnte und wie<strong>de</strong>r das, was bei<strong>de</strong> von ihrem Gesichtspunkt aus<br />

betrachten, von bei<strong>de</strong>n nicht hinreichend beurteilt wer<strong>de</strong>n kann. Man spricht von subjektiver Denkweise <strong>de</strong>s Einzelnen und<br />

intersubjektiver Denkweise <strong>de</strong>r Gruppe. „Objektive Sichtweisen” gibt es nach <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen Erkenntnissen <strong>de</strong>r Kybernetik<br />

(siehe auch „blin<strong>de</strong>r Fleck“), und „radikalem Konstruktivismus“ nämlich nicht mehr, sie machen keinen Sinn.<br />

„Ambivalentes <strong>Denken</strong>“ bezieht das <strong>Denken</strong> und die Begrifflichkeit <strong>de</strong>s Gegenüber in die eigene Betrachtungsweise mit


ein, ohne sich ihr ein- o<strong>de</strong>r unterzuordnen. Sogar Denkfehler und Irrtümer o<strong>de</strong>r Mißverständnisse bei <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung von<br />

Begriffen sind erwünscht, weil – sie zeigen in <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n Diskussion auch noch an an<strong>de</strong>ren Stellen Denkfehler auf.<br />

Denkfehler und Irrtümer wer<strong>de</strong>n ent<strong>de</strong>ckt, wenn die Prämissen zu Argumenten keine Gültigkeit mehr haben. Oft verbergen<br />

sich diese ungültigen Annahmen auch noch hinter an<strong>de</strong>ren Argumenten, sodaß durch die Auf<strong>de</strong>ckung von Denkfehlern und<br />

Irrtümern an einer Stelle auch Irrtümer an an<strong>de</strong>rer Stelle mit ent<strong>de</strong>ckt und ausgemerzt wer<strong>de</strong>n können. Das Wissen um die<br />

Einbeziehung <strong>de</strong>r Denkweisen <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren in die eigene ist nicht verpflichtend, was be<strong>de</strong>uten soll, daß es nicht darum geht,<br />

„Recht” zu haben, weil man damit an<strong>de</strong>re automatisch ins „Unrecht” setzt, son<strong>de</strong>rn ausschließlich <strong>de</strong>r eigene Beitrag zur<br />

Entwicklung bzw. Fortentwicklung von Gedanken zählt. In dialektischen Diskussionen ist es völlig untypisch, daß die<br />

Diskutieren<strong>de</strong>n auch mal <strong>de</strong>n Standpunkt <strong>de</strong>s Gegenüber einnehmen, und aus <strong>de</strong>r „an<strong>de</strong>ren” Perspektive einen Standpunkt<br />

beleuchten, wie man oft in politischen „Showdiskussionen“ profilneurotischer Hohlköpfe beobachten kann. In ambivalenten<br />

Diskussionen hingegen darf und soll man auch die Rolle <strong>de</strong>s Gegenüber einnehmen, es ist ausdrücklich erlaubt und<br />

gewünscht. Man könnte es als argumentatives Rollenspiel auffassen, es geht um eine gemeinsame, möglichst vielseitige<br />

Beleuchtung <strong>de</strong>s Problems, nicht um Beharrung o<strong>de</strong>r Verharrung auf einem Standpunkt in <strong>de</strong>r Argumentation: „Die Kunst<br />

beim Diskutieren ist nicht, einen Standpunkt zu vertreten, son<strong>de</strong>rn ihn genau zu kennen.“<br />

Diese Denkstrukturen müssen erst erlernt und gemeinsam trainiert, bzw. „erarbeitet” wer<strong>de</strong>n. Wer mehrmals „erlebt” hat,<br />

wie erkenntnisreich für je<strong>de</strong>n Beteiligten diese Art <strong>de</strong>r prozessualen, gemeinschaftlichen Denkweise mit ständig zwischen<br />

<strong>de</strong>n Beteiligten wechseln<strong>de</strong>n Standpunkten ist, <strong>de</strong>r wird gerne seine alten Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Erkenntnisgewinnung über Bord<br />

werfen. „Vernetztes <strong>Denken</strong>” (Fre<strong>de</strong>ric Vester) ist ein Schlagwort, welches nur unzureichend die impliziten Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

„ambivalenten <strong>Denken</strong>” beschreibt. „Für und mit an<strong>de</strong>ren Menschen <strong>de</strong>nken, mit<strong>de</strong>nken” beschreibt es schon eher.<br />

Menschen, die das dualistische schwarz/weiß - <strong>Denken</strong> gewohnt sind, bereitet es die größten Schwierigkeiten, das<br />

Standpunkte in <strong>de</strong>r Argumentation je<strong>de</strong>rzeit frei wechseln können, da alle Ansatzpunkte aus <strong>de</strong>r Einheit <strong>de</strong>s<br />

gemeinschaflichen <strong>Denken</strong>s heraus allen gleichermaßen a priori zur Verfügung stehen. Mit an<strong>de</strong>ren Worten: „Dualistisches<br />

<strong>Denken</strong>“ ergibt eine in ihren eigenen Axiomen gefangene Folge von jeweils für sich betrachteten, vermeintlich richtigen<br />

o<strong>de</strong>r falschen Logiken o<strong>de</strong>r Schlüssen. „Logik“ sei hierbei <strong>de</strong>finiert als die Lehre <strong>de</strong>r „bedingten und unbedingten<br />

Folgerichtigkeiten“, welche als reine „Setzungen“ aufzufassen sind.<br />

„Ambivalentes <strong>Denken</strong>“ löst sich von <strong>de</strong>m eigentlichen Problem und konzentriert sich mehr auf das Umfahren <strong>de</strong>s Problems<br />

mit verschie<strong>de</strong>nen, gedanklichen Ansätzen, wobei ausdrücklich keine festen, an einzelne Personen fixierte Standpunkte<br />

eingenommen wer<strong>de</strong>n sollen: „Löse das Problem, in<strong>de</strong>m Du dich vom Problem löst!“. Das Ergebnis ist eine komplexe<br />

Anschauung im Team, die nicht nach richtig o<strong>de</strong>r falsch wertet, son<strong>de</strong>rn ständig um neue Erkenntnisse bemüht ist, ohne<br />

(moralische) Wertungen, ohne vorgefasste Axiome (ungeschriebene Regeln), nichts „beweisen“, „beurteilen“ o<strong>de</strong>r<br />

„verurteilen” will.<br />

Das be<strong>de</strong>utet nicht, daß ein Apfel zur Birne wird. Es bleibt ein Apfel, er wird auch weiterhin zur Gattung „Obst” gehören,<br />

jedoch wird <strong>de</strong>r Schwerpunkt auf die möglichen Verarbeitungsformen von Apfel gelegt, vielleicht zu einem Bratapfel, o<strong>de</strong>r<br />

zu Apfelmus - und zwar in einem schöpferischem Prozess <strong>de</strong>r Gewinnung von Erkenntnissen. Nur <strong>Idiot</strong>en diskutieren<br />

darüber, was ein Apfel „ist“ - ontologisches Schubla<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nken halt.<br />

Ein unschlagbarer Vorteil <strong>de</strong>s „Ambivalenten <strong>Denken</strong>s“ ist: man muss niemals „nie” sagen - „Einen Apfel kann man nicht<br />

braten” o<strong>de</strong>r „auf Eis gehört kein Pfeffer” (doch, Erdbeereis mit rotem Pfeffer ist eine Delikatesse) und selten „nein”! Denn<br />

es gibt keine Axiome, nach <strong>de</strong>nen man sich im Sinne eines „das ist gut und das ist schlecht“ zu richten hätte. Es gibt nur die<br />

Tatsachen und Sachverhalte <strong>de</strong>r Welt selbst, keine Theorien o<strong>de</strong>r Thesen, <strong>de</strong>ren Gültigkeit ihrer Prämissen fraglich ist.<br />

Irrtümer wer<strong>de</strong>n auf diesem Wege nicht per Definition als Irrtümer bezeichnet, son<strong>de</strong>rn sie schließen sich im<br />

Erkenntnisprozess von selbst aus - <strong>de</strong>r ganze Weg <strong>de</strong>s Erkennens gerät von alleine ins Stocken. Das be<strong>de</strong>utet, dass <strong>de</strong>r<br />

Irrtum ein selbstverständlicher Begleiter <strong>de</strong>s Erkenntnisprozesses ist.<br />

Ambivalentes <strong>Denken</strong> kann, an<strong>de</strong>rs als dualistisches, mit <strong>de</strong>m Irrtum leben, ja ihn dann und wann sogar zum Verbün<strong>de</strong>ten<br />

machen, in<strong>de</strong>m es ihn gewähren lässt, bis er sich selbst entlarvt. Sehr beliebt ist das gemeinsame „durch<strong>de</strong>nken” eines<br />

Gedankens bis zum En<strong>de</strong>: Viele Eltern re<strong>de</strong>n z.B. gerne von <strong>de</strong>r „freien Entwicklung <strong>de</strong>r Persönlichkeit” ihrer Kin<strong>de</strong>r,<br />

wären aber geschockt, wenn sie auf einen Menschen träfen, <strong>de</strong>ssen Persönlichkeit sich wirklich frei entwickelt hat. Die<br />

„reductio ad adsurdum” ergibt sich automatisch, wenn ein Gedanke wirklich frei zuen<strong>de</strong> gesponnen wer<strong>de</strong>n darf, und diesem<br />

bisher unent<strong>de</strong>ckte Irrtümer in <strong>de</strong>r Denke zugrun<strong>de</strong> liegen.<br />

Auch dialektisches <strong>Denken</strong>, als etwas flexiblere Fortführung <strong>de</strong>r dualistischen Denke, bekommt mit <strong>de</strong>m Irrtum<br />

Schwierigkeiten, <strong>de</strong>nn ein falsch gewählter Gegensatz bringt nur eine unzureichen<strong>de</strong> Synthese hervor, und die Ableitungen<br />

von <strong>de</strong>rselben gehen in die verkehrte Richtung. Beobachtbar ist dies in <strong>de</strong>r Politik, wo, ausgehend von alten Denkweisen,<br />

versucht wird, diese an neue Erkenntnisse anzupassen, streng dialektisch, These, Antithese, Synthese. Diese dauern<strong>de</strong>n<br />

Kompromisse entwicklen sich immer mehr zu faulen Kompromissen. Es ist ein impliziter Fehler in <strong>de</strong>r prozessualen Logik<br />

<strong>de</strong>r politischen Meinungsfindung in <strong>de</strong>r repräsentativen Demokratie mit ihren Parteien (dualistische Denkweise =<br />

Fraktionszwang). Demokratie kann so nicht effizient funktionieren, weil sie zu sehr die Fehler <strong>de</strong>r dualistischen bzw.<br />

dialektischen Denkweise in sich trägt. Es sind prinzipielle Fehler im Prozess<strong>de</strong>sign. Dasselbe gilt auch für<br />

Unternehmensstrukturen, die oft ähnliche logische Fehler in <strong>de</strong>n Entscheidungsfindungs – Verfahren enthalten.<br />

Ambivalentes <strong>Denken</strong> braucht sich darum keine Sorgen zu machen. Profilneurotische Diskutanten, die heftigst ihre Meinung


vertreten, „Recht” behalten wollen, in<strong>de</strong>m sie gleichzeitig an<strong>de</strong>re Meinungen ins „Unrecht” stellen, wer<strong>de</strong>n schnell still. Es<br />

steht ausschließlich <strong>de</strong>r Prozess <strong>de</strong>r Erkenntnisgewinnung im Vor<strong>de</strong>rgrund und zeigt Menschen mit dieser Denke schnell,<br />

daß es nicht darauf ankommt, Recht (subjektive Realität) zu haben, son<strong>de</strong>rn gemeinschaftlich Recht zu behalten<br />

(tatsächliche Wirklichkeit). Die implizite Regel, daß je<strong>de</strong> Meinung richtig ist, und <strong>de</strong>r freie Flow in <strong>de</strong>r Diskussion<br />

möglich ist, wobei je<strong>de</strong>r auch die Meinung <strong>de</strong>s Gegenübers weiter diskutieren darf, läßt schnell je<strong>de</strong> Art von Profilneurose<br />

mit starren, festen Standpunkten überflüssig wer<strong>de</strong>n. Die argumentativen Weichen in <strong>de</strong>m Erkenntnisprozess wer<strong>de</strong>n nach<br />

einem an<strong>de</strong>ren Muster gestellt: „Find ich gut, nehme ich!”. Das schnelle Erkennen <strong>de</strong>r Fehlerhaftigkeit <strong>de</strong>s eigenen<br />

Standpunktes und die Regel, daß je<strong>de</strong>r auch die I<strong>de</strong>en <strong>de</strong>s Gegenüber weiter diskutieren darf, führt zu einer Art<br />

argumentativem Rollenspiel, bei welcher nur <strong>de</strong>r sich wirklich in <strong>de</strong>r Diskussionsrun<strong>de</strong> profiliert, <strong>de</strong>r tatsächlich <strong>de</strong>r<br />

Gruppe zu neuen Erkenntnissen verholfen hat. Blöffer, Taktierer mit ihrem „Habe ich schon immer gesagt, daß das<br />

falsch ist”, aber im entschei<strong>de</strong>nen Punkt <strong>de</strong>r Teambesprechungen nichts gesagt haben, - <strong>de</strong>ren kleinen Taktiken und<br />

Strategien wer<strong>de</strong>n durch korrektes Design dieser „psychodynamischen Prozesse“ wirkungslos.<br />

Dieser Beitrag ist zu fin<strong>de</strong>n unter:<br />

http://www.little-idiot.<strong>de</strong>/teambuilding/DualistischAmbivalentDialektisch.pdf<br />

Weitere Anregungen siehe: http://www.little-idiot.<strong>de</strong>/teambuilding/GedankenkeimeMenschenführung.pdf und<br />

http://www.little-idiot.<strong>de</strong>/teambuilding/PsychodynamischesProzess<strong>de</strong>sign.pdf<br />

Mit freundlichen Grüßen, Guido Stepken<br />

„Was nicht auf einer einzigen Manuskriptseite zusammengefaßt wer<strong>de</strong>n kann, ist we<strong>de</strong>r durchdacht, noch<br />

entscheidungsreif.” (Dwight David Eisenhower, 34. Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r USA 1953-1961; *14.10.1890, † 1969)

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