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Einführung in die Kybernetik - Little-Idiot.de

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<strong>E<strong>in</strong>führung</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Kybernetik</strong><br />

Über <strong>die</strong> gedankliche Konstruktion <strong>de</strong>ssen was wir als Wirklichkeit o<strong>de</strong>r Realität bezeichnen: „Die Realität ist<br />

nicht <strong>die</strong> Wirklichkeit!“<br />

Version 2.3 © Oktober 2006 - Oktober 2007, Guido Stepken<br />

Die Unterscheidung zwischen „Ent<strong>de</strong>ckung“ und „Erf<strong>in</strong>dung“ ist grundlegend. Etwas zu ent<strong>de</strong>cken be<strong>de</strong>utet, dass es<br />

etwas zu ent<strong>de</strong>cken gibt, das bereits da ist - e<strong>in</strong>e von <strong>de</strong>r Person unabhängige, s<strong>in</strong>nlich wahrnehmbare, erkennbare Welt.<br />

Das Gedankengebäu<strong>de</strong> Mathematik, z.B., e<strong>in</strong>e Ent<strong>de</strong>ckung o<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>e Erf<strong>in</strong>dung? Mathematik wird <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />

„Geisteswissenschaften“ e<strong>in</strong>geordnet, e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong> „Gedankend<strong>in</strong>g“. Tatsache jedoch ist, daß Mathematik <strong>die</strong><br />

Grundlage <strong>de</strong>r Physik, und damit auch aller Ingenieurswissenschaften ist. Die Ent<strong>de</strong>ckung an <strong>de</strong>r Mathematik ist, daß<br />

wir mit ihrer Hilfe und <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Physik Brücken bauen können, welche halten, was tatsächlich s<strong>in</strong>nlich wahrnehmbar und<br />

überprüfbar ist. Mathematik beschreibt h<strong>in</strong>gegen <strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „erfun<strong>de</strong>nen Formalismus“ <strong>die</strong> impliziten Logiken <strong>de</strong>r<br />

„materialistischen Welt“, und ist auch nur hierfür konzipiert. „Mathematik“ ist daher gleichzeitig sowohl e<strong>in</strong>e<br />

„Ent<strong>de</strong>ckung“ als auch „Erf<strong>in</strong>dung“! Obwohl man überzeugend klar machen kann, dass sich h<strong>in</strong>ter <strong>de</strong>n elementaren<br />

Naturwissenschaften <strong>die</strong> „Gesetze <strong>de</strong>r Mathematik“ stehen, darf man nicht davon ausgehen, dass man <strong>die</strong>se überall<br />

anwen<strong>de</strong>n darf. Der Wissenstransfer, also <strong>die</strong> Übertragbarkeit auf an<strong>de</strong>re Bereiche muss von Fall zu Fall immer wie<strong>de</strong>r<br />

geprüft wer<strong>de</strong>n. Die Übertragung <strong>de</strong>r impliziten Logiken <strong>de</strong>r Mathematik, <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>s „Tertium Non Datur“, <strong>de</strong>r<br />

„Satz vom ausgeschlossenen Dritten“, <strong>de</strong>r eigentlich zwecks Komplexitätsreduktion e<strong>in</strong>geführt wur<strong>de</strong>, auf <strong>die</strong><br />

Verhaltens - Logiken neuronaler Netzwerke o<strong>de</strong>r z.B. <strong>de</strong>r Psychologie ist nicht erlaubt, weil<br />

autonome, eigenständig han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> Agenten, Systeme mit eigenen neuronalen Netzwerken völlig<br />

an<strong>de</strong>re, dynamische Wechselwirkungs - Effekte zeigen, <strong>die</strong> sich <strong>de</strong>r formellen Beschreibung<br />

durch <strong>de</strong>n primitiven Formalismus <strong>de</strong>r Mathematik entziehen - wohl aber immer mehr auf<br />

Großrechnern simulierbar s<strong>in</strong>d.<br />

Verb<strong>in</strong>dung zwischen Gedankenwelt und e<strong>in</strong>er wirklichen Welt gibt es nur duch Feedback,<br />

Rückkopplung, also „s<strong>in</strong>nlich wahrnehmbare Wirkung“. Wie unterschei<strong>de</strong>t z.B. e<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>d,<br />

ob es auf <strong>de</strong>m Töpfchen sitzt, o<strong>de</strong>r nur davon träumt? Nun – es ist <strong>de</strong>r Unterschied <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Art und<br />

Intensität <strong>de</strong>r Reizleitung und Wahrnehmung – dann, wenn es <strong>de</strong>n Druck <strong>de</strong>s Klo<strong>de</strong>ckels am<br />

Be<strong>in</strong> spürt, weiß es nach e<strong>in</strong>er gewissen Anlernzeit, daß es ke<strong>in</strong> Traum ist. Nach e<strong>in</strong> paar<br />

Übungen dann s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong><strong>de</strong>r „trocken“. Das Gehirn bekommt e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nliches<br />

Unterscheidungsmerkmal. Auch heute haben fast alle „sehr renomierte“ Philosophen <strong>die</strong>se<br />

Pr<strong>in</strong>zipien noch nicht e<strong>in</strong>mal ansatzweise begriffen, ihnen fehlt e<strong>in</strong>fach das fun<strong>die</strong>rte<br />

Grundwissen <strong>de</strong>r <strong>Kybernetik</strong> <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Naturwissenschaften, „plappern“ aber trotz<strong>de</strong>m<br />

munter mit. In <strong>de</strong>r Vergangenheit wur<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne „Mo<strong>de</strong>lle“ geschaffen, welche <strong>in</strong> re<strong>in</strong><br />

„geistige“ und „wirkliche“ D<strong>in</strong>ge aufteilen, was jedoch nicht erklärt, wor<strong>in</strong> <strong>de</strong>nn nun eigentlich<br />

<strong>die</strong> „Verb<strong>in</strong>dung“ zwischen Gedankenwelt und „tatsächlicher Wirklichkeit“ liegt. Und genau<br />

hierum kümmert sich <strong>die</strong> <strong>Kybernetik</strong> an <strong>de</strong>r „Schnittstelle/Nahtstelle“ zwischen Welt und Gedankenwelt, welche<br />

bei oberflächlicher Betrachtung klar getrennt zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t.<br />

Der <strong>Kybernetik</strong>er He<strong>in</strong>z von Förster jedoch stellt <strong>de</strong>m entgegen, dass immer dann, wenn wir unsere Umwelt<br />

wahrnehmen, wir selbst es s<strong>in</strong>d, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Umwelt „erf<strong>in</strong><strong>de</strong>n“. Er selber geht davon aus, daß das unser Gehirn e<strong>in</strong><br />

System ist, welches nur e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Kopplungsgrad an <strong>die</strong> Umwelt hat, und zwischen „<strong>in</strong>nen“ und „außen“ nur über<br />

„Reizleitungen“ gesteuert wird. Hören wir e<strong>in</strong> „Miau“, so „errechnet“ unser Gehirn e<strong>in</strong> Bild von Katze. Schauen wir<br />

nun h<strong>in</strong>, und sehen e<strong>in</strong>e orange Katze, so wun<strong>de</strong>rn wir uns. Das „errechnete“ Bild stimmt nicht mit <strong>de</strong>n Reizen, <strong>die</strong> von<br />

<strong>de</strong>n Farbrezeptoren <strong>de</strong>r Netzhaut o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>m Ohr her kommen, übere<strong>in</strong>.<br />

Neue Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Anschauung geben völlig neue E<strong>in</strong>sichten und<br />

Erkenntnisse. So ist z.B. <strong>die</strong> „Umkehrung <strong>de</strong>r Behauptung“ e<strong>in</strong>e neue<br />

Metho<strong>de</strong>, <strong>de</strong>m Kern <strong>de</strong>r D<strong>in</strong>ge auf <strong>de</strong>n Grund zu gehen. Wittgenste<strong>in</strong><br />

schrieb z.B. <strong>in</strong> <strong>de</strong>m „Tractatus Logico Philosophicus“, Satz 2.12: „Das Bild<br />

ist e<strong>in</strong> Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Wirklichkeit“. Hieraus hat He<strong>in</strong>z von Förster folgen<strong>de</strong>n<br />

Satz „gebaut“: „Die Wirklichkeit ist e<strong>in</strong> Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s“, was uns<br />

gedanklich auf <strong>die</strong> Suche gehen läßt, was wir noch Schönes verän<strong>de</strong>rn<br />

könnten, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Welt. Der Satz <strong>de</strong>s berühmten Denkers Ta<strong>de</strong>usz Kotarb<strong>in</strong>ski<br />

(oft Korzybski zugeordnet): „The map is not the territory“ mutiert bei <strong>de</strong>n<br />

„radikalen Konstruktivisten“ zu: „The map becomes the territory!“, o<strong>de</strong>r,<br />

wie He<strong>in</strong>z von Förster sagte: „The map is the territory!“. Hiermit wird dann das „hierarchische“ Weltbild vollends <strong>in</strong><br />

Frage gestellt, z.B. das „Realität“ e<strong>in</strong> „Bild <strong>de</strong>r Wirklichkeit“ sei. Da wir uns unsere Welt ja nur errechnen, ist genau<br />

<strong>die</strong>se errechnete Welt ja unsere subjektive Wirklichkeit. Was <strong>die</strong> tatsächliche Wirklichkeit ist, wissen wir nicht, wir<br />

haben noch nicht e<strong>in</strong>mal <strong>die</strong> Chance, <strong>in</strong>tersubjektiv, also im Abgleich <strong>de</strong>r Wahrnehmung zu e<strong>in</strong>em korrekten Weltbild<br />

zu gelangen. Kollektive Irrtümer, siehe 3. Reich, Kosovo – Krieg, Vietnam, Korea, Irak – Kriege („Buck Fush!“)<br />

passieren daher auch immer wie<strong>de</strong>r.


Die Leitern jedoch, <strong>die</strong> uns zu neuen Weltanschauungen gebracht haben, <strong>die</strong> uns neue Erkenntnisse erst ermöglicht<br />

haben, wer<strong>de</strong>n oft verächtlich weggworfen. Ebenso verächtlich geht Mensch dann mit se<strong>in</strong>esgleichen um, <strong>de</strong>njenigen,<br />

<strong>die</strong> bestimmte Leitern noch nicht erklommen haben. Geschichtsunterricht lehrt uns <strong>die</strong> Fehler <strong>de</strong>r Vergangenheit und<br />

schafft uns somit e<strong>in</strong> Bewußtse<strong>in</strong> dafür, welche Leitern <strong>in</strong> unserer Kultur wir bisher erklommen haben. So stellte <strong>de</strong>r<br />

Philosoph Umberto Eco <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Roman „Im Namen <strong>de</strong>r Rose“ treffend fest: „Die Ordnung, <strong>die</strong> unser Geist sich<br />

vorstellt, ist wie e<strong>in</strong> Netz o<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>e Leiter, <strong>die</strong> er sich zusammenbastelt, um irgendwo h<strong>in</strong>aufzugelangen. Aber wenn<br />

er dann h<strong>in</strong>aufgelangt ist, muß er sie wegwerfen, <strong>de</strong>nn es zeigt sich, daß sie zwar nützlich, aber uns<strong>in</strong>nig war. Er<br />

muoz gelichsame <strong>die</strong> leiter abwerfen, so er an ir ufgestiegen ... Sagt man so?“. Siehe auch Ludwig Wittgenste<strong>in</strong>,<br />

„Tractatus Logico Philosophicus, 6.51“<br />

Hierbei muß man strikt unterschei<strong>de</strong>n, wo Ordnung stattf<strong>in</strong><strong>de</strong>t – <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Wirklichkeit, o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r gedanklichen Vorstellung,<br />

<strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Wirklichkeit, <strong>de</strong>r Realität (siehe Meister Eckhart und „Werkelichkeit“). Das berühmte Förster'sche<br />

Rasiermesser (In Anlehnung an das „Ockham'sche Rasiermesser“) besagt: „Erklärungspr<strong>in</strong>zipien können ohne<br />

Verlust elim<strong>in</strong>iert wer<strong>de</strong>n“. Er me<strong>in</strong>t hiermit, daß viele Mo<strong>de</strong>lle, nach <strong>de</strong>nen wir Sachverhalte erlernen, stark<br />

vere<strong>in</strong>fachte Mo<strong>de</strong>lle s<strong>in</strong>d, <strong>die</strong> speziell erfun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n, damit wir überhaupt begreifen können. Somit s<strong>in</strong>d alle<br />

„Erklärungen“ grundsätzlich nur „Erf<strong>in</strong>dungen“, welche allerd<strong>in</strong>gs <strong>die</strong> beobachtbaren Logiken <strong>de</strong>r Wirklichkeit mehr<br />

o<strong>de</strong>r weniger zutreffend <strong>in</strong> ihren jeweiligen situativen Kontexten abbil<strong>de</strong>n können. Siehe hierzu auch Ludwig von<br />

Bertalanffy, „General System Theory“. Der berühmte Philosoph Hans – Georg Gadamer hat <strong>de</strong>n Begriff<br />

„hermeneutische Spirale“ geprägt, womit D<strong>in</strong>ge aus zwei verschie<strong>de</strong>nen Wissensgebieten erlernt wer<strong>de</strong>n können,<br />

welche sich gegenseitig bed<strong>in</strong>gen. Ausgehend von stark vere<strong>in</strong>fachen<strong>de</strong>n, bewußt auch falsch beschriebenen Mo<strong>de</strong>llen,<br />

graben wir uns immer tiefer <strong>in</strong> hochkomplexe Sachverhalte h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Oft haben wir vergessen, welche vere<strong>in</strong>fachen<strong>de</strong>n<br />

Mo<strong>de</strong>lle <strong>die</strong>s waren, <strong>die</strong> uns <strong>die</strong> Zusammenhäge <strong>de</strong>r Sachverhalte „bewußt“ gemacht haben, <strong>in</strong> an<strong>de</strong>ren Fällen<br />

schleppen wir <strong>die</strong>se Mo<strong>de</strong>lle als Ballast mit uns herum, <strong>die</strong>se argumentativ mit allen uns zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n<br />

Waffen verteidignd, dogmatisch <strong>die</strong>se als <strong>die</strong> alle<strong>in</strong>ige „Wahrheit“ anpreisend.<br />

„Dumme I<strong>de</strong>en s<strong>in</strong>d unsterblich, je<strong>de</strong> Generation erf<strong>in</strong><strong>de</strong>t sie von neuem“ und „Nichts ist wichtiger, als <strong>die</strong><br />

Metho<strong>de</strong>, wir müssen sie ab und zu wechseln“, sagte <strong>de</strong>r berühmte südamerikanische Philosoph Nicolás Gómez<br />

Dávila. Damit wollte er sagen, daß letztlich je<strong>de</strong>s Gedankengebäu<strong>de</strong> <strong>in</strong> sich wie e<strong>in</strong> Kartenhaus zusammenfällt, je<br />

nach<strong>de</strong>m, welche Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Betrachtungsweise man anwen<strong>de</strong>t. Manche Menschen hatten schlechte Lehrer, sie<br />

kennen nur wenige Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Untersuchung, an<strong>de</strong>re hatten gute Lehrer, ihren steht e<strong>in</strong> riesiges Repertoire zur<br />

Verfügung, mit <strong>de</strong>nen sie mit Vorliebe alles vom Sockel stoßen, was an<strong>de</strong>ren Menschen im Laufe ihrer Entwicklung<br />

emotional ans Herz gewachsen ist. Diese Tatsache begrün<strong>de</strong>t nicht nur <strong>die</strong> ewigen Konflikte <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Welt, son<strong>de</strong>n erklärt<br />

auch, wie <strong>de</strong>r Erwerb neuer Metho<strong>de</strong>n für e<strong>in</strong>en ständigen Wan<strong>de</strong>l sorgt, <strong>de</strong>r auch oft als „Generationenkonflikt“<br />

<strong>in</strong>nerhalb je<strong>de</strong>r Gesellschaft bekannt ist:<br />

Papa? - Ja, me<strong>in</strong> Sohn. - Papa, weißt du, wer <strong>die</strong> Dampfmasch<strong>in</strong>e erfun<strong>de</strong>n hat? - Natürlich. Das war James Watt<br />

vor über 200 Jahren. - Du weißt so viel, Papa. - Tja. - Papa, s<strong>in</strong>d Väter immer schlauer als ihre Söhne? - Ja, me<strong>in</strong><br />

Sohn. Väter s<strong>in</strong>d älter und erfahrener und <strong>de</strong>shalb klüger als ihre Söhne. - Papa? - Ja, me<strong>in</strong> Sohn! - Sag mal,<br />

Papa, warum hat dann eigentlich nicht James Watts Vater <strong>die</strong> Dampfmasch<strong>in</strong>e erfun<strong>de</strong>n ?<br />

Die ständige Neuentstehung von Metho<strong>de</strong>n begrün<strong>de</strong>t nicht nur <strong>de</strong>n immer beklagten „ewigen Wan<strong>de</strong>l <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />

Gesellschaft“, so z.B. <strong>de</strong>r Paradigmenwan<strong>de</strong>l (siehe Thomas S. Kuhn) <strong>de</strong>r Weltanschauung <strong>de</strong>s „radikalen<br />

Konstruktivsmus“: Das klassische Wirklichkeits – Verständnis geht davon aus, daß „objektive Sichtweise“ mit eigener<br />

Wahrnehmung möglich sei, <strong>die</strong> neuere Erkenntnistheorie geht von e<strong>in</strong>er „subjektiven Sichtweise“ aus, <strong>in</strong> welcher je<strong>de</strong>r<br />

aus se<strong>in</strong>er „Perspektive“ <strong>die</strong> D<strong>in</strong>ge betrachtet. Experimente aus <strong>de</strong>r <strong>Kybernetik</strong> zeigen, daß noch nicht e<strong>in</strong>mal <strong>die</strong><br />

subjektive Sichtweise haltbar ist, son<strong>de</strong>rn daß auch <strong>die</strong>se subjektive Perspektive noch „konstruiert“, errechnet ist. Zwei<br />

Beispiele: Man schaue z.B. auf <strong>die</strong> auf <strong>de</strong>m Tisch stehen<strong>de</strong> Tasse, mache dann <strong>die</strong> Augen zu, o<strong>de</strong>r schaue <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e an<strong>de</strong>re<br />

Richtung. Ohne Probleme kann man dann <strong>die</strong>se Tasse greifen, zielsicher. Warum? Dies kann nur funktionieren, wenn<br />

man sich e<strong>in</strong> Bild <strong>de</strong>r Umgebung zuvor „errechnet“ hat. E<strong>in</strong> weiteres Beispiel namens „Der bl<strong>in</strong><strong>de</strong> Fleck“ stammt von<br />

He<strong>in</strong>z von Förster aus <strong>de</strong>m Buch „Der Anfang von Himmel und Er<strong>de</strong> hat ke<strong>in</strong>en Namen“. Man halte <strong>de</strong>n Kopf gera<strong>de</strong><br />

gerichtet auf <strong>de</strong>n Monitor, schließe das l<strong>in</strong>ke Auge, schaue mit <strong>de</strong>m rechten Auge quasi „überkreuzt“ auf <strong>de</strong>n l<strong>in</strong>ken<br />

Stern. Variiert man nun <strong>de</strong>n Abstand von Monitor und Auge (<strong>de</strong>n Kopf gera<strong>de</strong>gerichtet halten!), so verschw<strong>in</strong><strong>de</strong>t<br />

irgendwann <strong>de</strong>r rechte Punkt aus <strong>de</strong>m Sehfeld, etwa im Abstand von 20-30cm. Wir sehen nicht, daß wir nicht sehen!<br />

Warum?<br />

R l<br />

An e<strong>in</strong>er Stelle <strong>de</strong>r Netzhaut mün<strong>de</strong>n Sehnerven gebün<strong>de</strong>lt <strong>in</strong> das Gehirn, dort können wir nicht sehen. Dennoch<br />

bemerken wir nicht, daß wir dort nicht sehen können, weil aus <strong>de</strong>n Nachbarbereichen Bildfragmente dort kont<strong>in</strong>uierlich<br />

e<strong>in</strong>geblen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Der Effekt geht sogar soweit, daß – wenn <strong>de</strong>r rechte Punkt verschwun<strong>de</strong>n ist, man sogar wie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>n Kopf bewegen kann, und <strong>de</strong>r Punkt bleibt verschwun<strong>de</strong>n – das Gehirn „rechnet“ ihn wie<strong>de</strong>r heraus, obwohl er<br />

eigentlich wie<strong>de</strong>r wahrgenommen wer<strong>de</strong>n kann. Übertragen be<strong>de</strong>utet <strong>die</strong>s, daß unser Gehirn sowohl <strong>die</strong> Fähigkeit hat,<br />

Nichtwissen durch „Glauben“ zu ergänzen, als auch e<strong>in</strong>fach etwas nicht zu erkennen, obwohl es da ist. K<strong>in</strong><strong>de</strong>r,<br />

beson<strong>de</strong>rs pubertieren<strong>de</strong>, „f<strong>in</strong><strong>de</strong>n“ im Kühlschrank z.B. <strong>die</strong> Butter nicht, obwohl sie sie eigentlich sehen müßten, o<strong>de</strong>r


im Wald f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sie e<strong>in</strong>fach ke<strong>in</strong>e Pilze, weil ihre Mustererkennung im Gehirn e<strong>in</strong>fach nicht auf das Erkennen von<br />

Pilzen „tra<strong>in</strong>iert“ wur<strong>de</strong>. Man kann nur erkennen, was zuvor als Muster antra<strong>in</strong>iert wur<strong>de</strong>! Siehe auch Männer o<strong>de</strong>r<br />

K<strong>in</strong><strong>de</strong>r im Haushalt, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>fach D<strong>in</strong>ge „übersehen“ („Mülleimer“), sehr zum Ärger oft <strong>de</strong>r Frau.<br />

Uns ist nicht mehr bewußt, wie hoch <strong>de</strong>r Anteil an „Glaube“ (unüberprüfte für „wahr“ gehaltene Annahmen) eigentlich<br />

ist. In unserer immer komplexer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Welt baut e<strong>in</strong> mentales Mo<strong>de</strong>ll auf das an<strong>de</strong>re auf, e<strong>in</strong>erseits <strong>die</strong> Chance,<br />

hochkomplexe Techniken entwickeln zu können, an<strong>de</strong>rerseits besteht <strong>die</strong> Gefahr, dass man e<strong>in</strong>fach ke<strong>in</strong>en „Blick“ mehr<br />

für an<strong>de</strong>re, durchaus gültige Mo<strong>de</strong>lle mehr hat. Sie passen sich oftmals nicht <strong>in</strong> das bestehen<strong>de</strong> Netzwerk aus<br />

Denklogiken e<strong>in</strong>, es entsteht „Kognitive Dissonanz“ - Mensch lehnt dann <strong>die</strong>ses „mentale Mo<strong>de</strong>ll“ als „nicht<br />

zutreffend“ e<strong>in</strong>fach ab.<br />

Das Pr<strong>in</strong>zip <strong>de</strong>r „Errechnung“ <strong>de</strong>r Welt bezeichnet man als „Kognition“, siehe Maturana, Varela: „Baum <strong>de</strong>r<br />

Erkenntnis“. Hierzu möchte ich <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re auch <strong>die</strong> Lektüre von Paul Feyerabend „Wi<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>nzwang“<br />

empfehlen, wo er <strong>de</strong>n historischen Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>n zur Erkenntnisgew<strong>in</strong>nung <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Naturwissenschaften sehr<br />

<strong>de</strong>tailliert dargestellt hat. Das Buch „Logisches Denken und Entscheidungsf<strong>in</strong>dung“ von An<strong>de</strong>rson 1996 zeigt darüber<br />

h<strong>in</strong>aus noch e<strong>in</strong>e riesige Menge von logischen Denkfehlern auf, welche dazu führen, daß unsere geplanten<br />

Handlungslogiken <strong>in</strong> unserer gedanklichen Vorstellung von Wirklichkeit, <strong>de</strong>r Realität tatsächlich nicht <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />

Wirklichkeit so durchführbar s<strong>in</strong>d – Kurz gesagt: „Mensch <strong>de</strong>nkt sich völligen Mist zusammen, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Wirklichkeit<br />

meist nichts mehr zu tun hat!“.<br />

He<strong>in</strong>z von Förster leitete das BCL (Biological Computer Laboratory) <strong>in</strong> Urbana, U.S.A., e<strong>in</strong>em Laboratorium, <strong>in</strong><br />

welchem <strong>die</strong> Grundlagen für <strong>die</strong> Theorien <strong>de</strong>r Reizverarbeitung im menschlichen Körper von e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />

Team erarbeitet wur<strong>de</strong>n. So fällt <strong>die</strong> Unterteilung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> „Innen“ und e<strong>in</strong> „Außen“ durch <strong>die</strong> Beobachtung <strong>de</strong>r<br />

„undifferenzierten Reizco<strong>die</strong>rung“ (Johannes Müller, dt. Physiologe vor 150 Jahren). Wir wissen nur: Es gibt e<strong>in</strong>en<br />

Reiz o<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>e Störung - das ist alles was e<strong>in</strong>e Nervenzelle mitteilt. Musik, Farben, Empf<strong>in</strong>dungen s<strong>in</strong>d „konstruierte“<br />

Relationen, <strong>die</strong> nicht von außen kommen, son<strong>de</strong>rn - genaugenommen - im Inneren erst entstehen. Wie lässt sich dann<br />

<strong>de</strong>r unerklärliche Reichtum an Empf<strong>in</strong>dungen und Wahrnehmungen erklären? Nach HvF ist zentral, daß <strong>die</strong>ser<br />

unerklärliche Reichtum <strong>de</strong>r Erlebnisse gewissermaßen e<strong>in</strong>gebaut ist und nichts mit <strong>de</strong>m Reiz zu tun hat, <strong>de</strong>r <strong>die</strong>se<br />

Zellen erregt. Diese Qualitäten wer<strong>de</strong>n im Zentralnervensystem „errechnet“.<br />

Kurz zum Begriff <strong>de</strong>s ER-RECHNENS. Das „Rechnen“ wird von HvF <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr allgeme<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n verwen<strong>de</strong>t. Die<br />

Operation <strong>de</strong>s Rechnens ist <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise auf numerische Ausdrücke beschränkt. Rechnen be<strong>de</strong>utet für ihn vielmehr:<br />

In Ordnung br<strong>in</strong>gen, ordnen. Die magische Vorsilbe „Er-“ <strong>de</strong>utet auf aktive Prozesse und e<strong>in</strong>en Moment <strong>de</strong>r Schöpfung<br />

h<strong>in</strong>. Wenn HvF davon spricht, dass Wirklichkeit „er-fun<strong>de</strong>n“, „er-rechnet“ und „er-kannt“ wird, geht es nicht um<br />

passive Reproduktion <strong>de</strong>s Vorhan<strong>de</strong>nen, son<strong>de</strong>rn stets um etwas schöpferisches, lebendiges: Es wird etwas erzeugt, es<br />

wird etwas er-fun<strong>de</strong>n - und nicht ge-fun<strong>de</strong>n, also genaugenommen noch nicht e<strong>in</strong>mal ent-<strong>de</strong>ckt.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel veranschaulicht <strong>die</strong>se Denkweise: Kognition (o<strong>de</strong>r Er-kennen) wird zunächst mit <strong>de</strong>r Errechnung <strong>de</strong>ssen,<br />

was Wirklichkeit wohl sei, gleichgesetzt. Nach<strong>de</strong>m es aber <strong>die</strong> tatsächlich s<strong>in</strong>nlich wahrnehmbaren Objekte <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />

gedanklichen Vorstellung <strong>de</strong>r Wirklichkeit, also <strong>de</strong>r subjektiven Realität so nicht gibt, und es immer jeman<strong>de</strong>n braucht,<br />

<strong>de</strong>r <strong>die</strong>se konstruiert, formuliert er <strong>die</strong> Gleichsetzung:<br />

Kognition (Er-kennen) ist <strong>die</strong> Errechnung von Beschreibungen <strong>de</strong>r tatsächlichen Wirklichkeit, das Gehirn speichert also<br />

– nach gründlicher, „s<strong>in</strong>nlicher“ Untersuchung e<strong>in</strong>es Gegenstan<strong>de</strong>s – e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nerliche „Repräsentation“ <strong>de</strong>s Objektes ab.<br />

Und <strong>die</strong>s tut je<strong>de</strong>s Individuum auf se<strong>in</strong>e höchst eigene Art und Weise! Niemals ist e<strong>in</strong> Objekt als „Ganzes“<br />

repräsentiert, son<strong>de</strong>rn immer nur <strong>in</strong> Teilaspekten - mehr o<strong>de</strong>r weniger unvollständig. Und auch hier baut Bekanntes auf<br />

Bekanntem auf. Daher sieht HvF sich mit e<strong>in</strong>em elementaren Problem konfrontiert, nämlich e<strong>in</strong>er Unbekannte, <strong>de</strong>r<br />

tatsächlichen „Wirklichkeit“, <strong>die</strong> er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gleichung hat. Das veranlasste ihn zur Formulierung: Kognition, also e<strong>in</strong><br />

Teil <strong>de</strong>s Vorganges <strong>de</strong>s Er-kennens) ist genaugenommen <strong>die</strong> Errechnung von Beschreibungen von Beschreibungen ...<br />

Diese Formulierung hat <strong>de</strong>n Vorteil, dass <strong>die</strong> Unbekannte mit Erfolg ausgeschaltet wer<strong>de</strong>n konnte:<br />

„Die Realität ist nicht <strong>die</strong> Wirklichkeit!“<br />

Realität wird nur noch implizit als Aktivität <strong>de</strong>r Beschreibung mitgedacht. Schließlich ist aber <strong>die</strong> Errechnung von<br />

Beschreibungen nichts an<strong>de</strong>res als e<strong>in</strong>e Errechnung, warum <strong>die</strong> Kognition (Er-kennen) als Errechnung <strong>de</strong>r Errechnung<br />

<strong>de</strong>r Errechnung ..., also als e<strong>in</strong> nie en<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r rekursiver Prozess gesehen wer<strong>de</strong>n kann. Siehe obige Grafik von Gordon<br />

Pask. Für <strong>die</strong> Wahrnehmung <strong>de</strong>r Welt be<strong>de</strong>utet das: „Man sieht nie dasselbe“. Der Prozess <strong>de</strong>s Erkennens lässt sich als<br />

<strong>die</strong> Herstellung verschie<strong>de</strong>ner Empf<strong>in</strong>dungen im Zentralnervensystem begreifen. Es kommt nie zu e<strong>in</strong>em endgültigen<br />

En<strong>de</strong>; es ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong> unendlicher und beständiger Zirkularität ablaufen<strong>de</strong>r Prozess. Alles Wahrgenommene bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em fortwähren<strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l. Man nimmt niemals e<strong>in</strong> und <strong>de</strong>nselben Gegenstand wahr: „Man kann niemals zweimal <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>nselben Fluss steigen!“ Hieraus erklärt sich auch schlüssig, warum e<strong>in</strong>ige Menschen „Aura“ sehen können. Die Aura<br />

wird zu <strong>de</strong>m s<strong>in</strong>nlich wahrgenommenen Bild h<strong>in</strong>zugefügt, also nur vom Gehirn „errechnet“, erzeugt. Es ist e<strong>in</strong>e Fata-<br />

Morgana. Je<strong>de</strong>r Mensch kann das „tra<strong>in</strong>ieren“, e<strong>in</strong>e Aura sehen zu können, ebenso, wie man das Bl<strong>in</strong>d-Schach-Spiel<br />

erlernen kann, <strong>in</strong><strong>de</strong>m man sich vor se<strong>in</strong>em geistigen Auge immer wie<strong>de</strong>r e<strong>in</strong> Schachbrett mit Figuren vorstellt. Gute<br />

Schachspieler können übrigens alle „bl<strong>in</strong>d“ spielen.<br />

Wie kommt dann trotz<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>druck von Konstanz und Stabilität zustan<strong>de</strong>, obwohl genaugenommen alles sich <strong>in</strong>


„Fließstabilität“ bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t, wie Herklit von Ephesos es mit se<strong>in</strong>em Spruch „panta rhei!“ - „Alles fließt“ beschrieb?<br />

Dieser E<strong>in</strong>druck lässt sich durch das Errechnen von Invarianten, also stabilen Größen, begreifen. Z.B. wenn man e<strong>in</strong>en<br />

Würfel aus <strong>de</strong>n unterschiedlichsten Blickw<strong>in</strong>keln betrachtet, berechnet das Zentralnervensystem <strong>die</strong> Invarianten, sodass<br />

schließlich e<strong>in</strong> stabiler Wert entsteht, <strong>de</strong>n wir als Objekt erkennen (bzw. wie<strong>de</strong>rerkennen?)<br />

In je<strong>de</strong>m geschlossenem System (e<strong>in</strong> System <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Anfang und En<strong>de</strong> zusammenfallen) gibt es <strong>die</strong>se Eigenwerte,<br />

<strong>die</strong>sen dynamischen Gleichgewichtszustand, welcher <strong>die</strong> Stabilität beobachteter o<strong>de</strong>r hergestellter D<strong>in</strong>ge erklären kann,<br />

ob <strong>die</strong>se nun Gegenstän<strong>de</strong> s<strong>in</strong>d o<strong>de</strong>r Begriffe, Sprachen, Bräuche, Rituale, Kulturen usw. Diese Eigenwerte<br />

charakterisieren stabile Werte, sog. Invarianten welche sich nicht verän<strong>de</strong>rn, obwohl <strong>die</strong> Systeme ständig <strong>in</strong> Bewegung<br />

s<strong>in</strong>d, sich ständig verän<strong>de</strong>rn. Handlungsnormen, Moral, z.B. s<strong>in</strong>d sog. „dom<strong>in</strong>ante Strategien“, welche sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />

Vergangenheit zumeist als dauerhaft erfolgreich herausgestellt haben. Ethik z.B. beschreibt e<strong>in</strong> „Set“ aus „dom<strong>in</strong>anten<br />

Strategien“, welche sich als nachhaltig „lebensför<strong>de</strong>rlich – und erhaltend“ bzw. - emotional wohltuend - herausgestellt<br />

haben. Sprache z.B. kann man auch als e<strong>in</strong> „multidimensionales Eigenwertproblem“ beschreiben, wo mehrere<br />

Menschen sich auf bestimmte Laute als Bezeichner für e<strong>in</strong>en Gegenstand o<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>e Handlung „e<strong>in</strong>igen“, kollektiv sich<br />

darauf „e<strong>in</strong>schw<strong>in</strong>gen“. Dasselbe gilt für Strategien – <strong>die</strong> meisten s<strong>in</strong>d nur abgeschaut. Dies macht e<strong>in</strong>e Kultur aus.<br />

Abweichler wer<strong>de</strong>n daher zumeist <strong>in</strong>st<strong>in</strong>ktiv ausgegrenzt, da <strong>de</strong>ren Verhalten nicht mehr kalkulierbar ist.<br />

So spricht <strong>de</strong>r Philosoph Wittgenste<strong>in</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em T.L.P. von e<strong>in</strong>em „Privat-Sprachen-Argument“. Pärchen o<strong>de</strong>r<br />

Zwill<strong>in</strong>ge, z.B. (Jo<strong>die</strong> Foster, „Nell“) entwickeln mit <strong>de</strong>r Zeit ihre private Sprache (Schatzimausi, Hasenbär...), auch <strong>in</strong><br />

Gruppen ist e<strong>in</strong> schleichen<strong>de</strong>r Anpassungsprozess zu bemerken, siehe „Kreol“-o<strong>de</strong>r „Pidg<strong>in</strong>“-Sprachen. Nach e<strong>in</strong>iger<br />

Zeit <strong>de</strong>s „E<strong>in</strong>schw<strong>in</strong>gens“ entstehen <strong>in</strong> isolierten Regionen <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> sehr eigenwillige Dialekte, Rituale,<br />

Moralvorstellungen.<br />

Das „Erklärungspr<strong>in</strong>zip“ und <strong>die</strong> „Kausalitätsi<strong>de</strong>e“:<br />

Je<strong>de</strong> Aussage, <strong>die</strong> zwei <strong>de</strong>skriptive Aussagen mite<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r verknüpft, wird als Erklärungspr<strong>in</strong>zip, mitunter auch als<br />

Argument akzeptiert. „Erklärungen“ s<strong>in</strong>d lediglich semantische Phänomene. Z.B. sieht man <strong>de</strong>n Mond an e<strong>in</strong>em Tag an<br />

e<strong>in</strong>er bestimmten Stelle und am nächsten Tag an e<strong>in</strong>er an<strong>de</strong>ren, <strong>die</strong>se bei<strong>de</strong>n Beobachtungen verknüpft man durch e<strong>in</strong><br />

sogenanntes Naturgesetz, das <strong>de</strong>n Mond - so me<strong>in</strong>t man, dazu gebracht hat, <strong>de</strong>n Ortswechsel zu vollziehen. Das nennt<br />

man e<strong>in</strong>e kausale Erklärung aus Ursache, Wirkung und e<strong>in</strong>er Regel <strong>de</strong>r Transformation (e<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>bar allem zugrun<strong>de</strong><br />

liegen<strong>de</strong>s Gesetz). Worauf HvF aufmerksam machen will, ist, dass alle Gesetze pure Erf<strong>in</strong>dungen s<strong>in</strong>d, von uns<br />

geschaffe Regelwerke von „impliziten Logiken“, welche auch geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n können, wenn man <strong>die</strong> Sichtweise<br />

än<strong>de</strong>rt, siehe http://www.little-idiot.<strong>de</strong>/teambuild<strong>in</strong>g/PsychodynamischesProzess<strong>de</strong>sign.pdf<br />

Durch <strong>de</strong>n Perspektivenwechsel wird es möglich, <strong>de</strong>n Urheber e<strong>in</strong>es Gesetzes ganz <strong>in</strong>s Zentrum zu rücken und sich zu<br />

fragen, ob <strong>die</strong> von ihm erfun<strong>de</strong>nen Regeln e<strong>in</strong>e Sozialstruktur begünstigen, welche e<strong>in</strong> „schöpferisches“ und „kreatives“<br />

Mite<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r erlauben. Man glaubt heute aus <strong>de</strong>m Newton'schen Weltbild und strenger Religiösität heraus<br />

fälschlicherweise noch an e<strong>in</strong>e strikte Verb<strong>in</strong>dung von Ursache und Wirkung, z.B. Gott als „erstem Beweger“.<br />

Die soziale Prägekraft und Macht <strong>de</strong>r „Kausalitätsi<strong>de</strong>e“ br<strong>in</strong>gt jedoch an<strong>de</strong>re Formen und Möglichkeiten, sich selber <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er sich ständig verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Welt überhaupt verstehen zu können, zum Verschw<strong>in</strong><strong>de</strong>n. Der Glaube an <strong>de</strong>n<br />

Kausalnexus ist, das stellte schon Ludwig Wittgenste<strong>in</strong> fest, e<strong>in</strong> mo<strong>de</strong>rner Aberglaube, <strong>de</strong>r sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Newton'schen<br />

Weltbild von Kraft und Wirkung sowie durch <strong>die</strong> Religionen, <strong>de</strong>m Schöpfer und „ersten Beweger“ hartnäckig hält.<br />

Tatsächlich f<strong>in</strong><strong>de</strong>n wir für e<strong>in</strong>e Wirkung viele Ursachen, was das „multikausale Weltbild“ geprägt hat. Und es kommt<br />

noch schlimmer: Viele Wirkungen wer<strong>de</strong>n genaugenommen wie<strong>de</strong>r zur Ursache. Effekte <strong>de</strong>r Emergenz o<strong>de</strong>r „2 nd or<strong>de</strong>r<br />

emergence“, wobei das Ganze mehr als <strong>die</strong> Summe se<strong>in</strong>er Teile ist, s<strong>in</strong>d hier noch unberücksichtigt, siehe<br />

http://www.little-idiot.<strong>de</strong>/teambuild<strong>in</strong>g/<strong>Kybernetik</strong>GesetzeDerNetze.pdf<br />

Emergenz<br />

Emergenztheorien: Broad (1925) hat <strong>die</strong> Möglichkeit, dass bei e<strong>in</strong>er h<strong>in</strong>reichend hohen Stufe <strong>de</strong>r Komplexität<br />

physikalischer (also auch neurobiologischer) Systeme dynamische Muster als Eigenschaften erzeugt wer<strong>de</strong>n können,<br />

<strong>die</strong> nicht durch Gesetze <strong>die</strong> grundlegen<strong>de</strong>n Regelwerke o<strong>de</strong>r Gesetze selber beschrieben wor<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d. Hier entstehen<br />

aus <strong>de</strong>r Dynamik heraus durch Kont<strong>in</strong>genz (Möglichkeitsraum) weitere Dynamiken, welche unvorhergesehen als als<br />

„Rahmenregelwerk“ für neue Prozesse <strong>die</strong>nen. So hat z.B. e<strong>in</strong> Specht <strong>in</strong> Süd<strong>de</strong>utschland ent<strong>de</strong>ckt, daß <strong>die</strong>se<br />

hochmo<strong>de</strong>rnen Hausisolierungen hohl kl<strong>in</strong>gen, also als Nest geeignet sche<strong>in</strong>en, sodaß <strong>die</strong>ser e<strong>in</strong>mal mehrere Wän<strong>de</strong><br />

(vergeblich) austestete, jedoch aber <strong>die</strong>se Löcher h<strong>in</strong>terliess, was dann an<strong>de</strong>re vorbeifliegen<strong>de</strong> Spechte auf <strong>die</strong> I<strong>de</strong>e<br />

gebracht hat, auch mal Mauerwän<strong>de</strong> „anzutesten“, <strong>in</strong> <strong>die</strong>se e<strong>in</strong> Loch h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zupicken, um dann auch festzustellen, daß<br />

<strong>die</strong>se ungeeignet ist. An<strong>de</strong>re Spechte jedoch animierte <strong>die</strong>s, es daneben und auch an<strong>de</strong>rswo auch zu probieren. Und so<br />

breitet sich gegenwärtig e<strong>in</strong> Phänomen <strong>in</strong> ganz Deutschland aus, von Bayern her kommend, weil e<strong>in</strong> Specht quasi vom<br />

an<strong>de</strong>ren „lernt“, ohne daß <strong>die</strong>se jemals mite<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r auf direktem Wege „kommuniziert“ hätten. Diese Eigenschaften,<br />

<strong>die</strong> auf e<strong>in</strong>em Möglichkeitsraum aufbauen, s<strong>in</strong>d „emergente“ Eigenschaften, welche auf „<strong>in</strong>direktem Feedback“, also<br />

<strong>de</strong>r Beobachtung, <strong>de</strong>m Abschauen beruhen. Ähnlich <strong>de</strong>m Beispiel <strong>de</strong>r Sprechte, <strong>de</strong>ren Verhalten sich wie e<strong>in</strong>e Epi<strong>de</strong>mie<br />

ausbreitet, s<strong>in</strong>d auch beim Menschen entsprechen<strong>de</strong> „Steigerungsdynamiken“ zu beobachten.<br />

„Mobb<strong>in</strong>g“, z.B., kann man auch als „ausgrenzen<strong>de</strong> Steigerungsdynamik“ bezeichnen. Emergenztheorien s<strong>in</strong>d mit<br />

physikalischen Theorien verwandt, da ja angenommen wird, dass <strong>die</strong> Physik <strong>die</strong> Basis <strong>de</strong>r „emergenten Eigenschaften“


ist. Sie s<strong>in</strong>d aber nicht i<strong>de</strong>ntisch mit re<strong>in</strong> physikalischen Theorien und Gesetzen, da <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen emergente Eigenschaften<br />

nicht auftreten.<br />

Die <strong>E<strong>in</strong>führung</strong> <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r „Trivialen“ (Auto) und „Nicht-Trivialen-Masch<strong>in</strong>e“ (Mensch) bietet <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

jene Verflachungen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Kausalitätsi<strong>de</strong>e erzeugt, <strong>de</strong>utlich zu machen. E<strong>in</strong>e „Triviale Masch<strong>in</strong>e“ ist durch e<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong><strong>de</strong>utige Beziehung zwischen Input (Stimulus, Ursache) und Output (Reaktion, Wirkung) charakterisiert. Sie<br />

ist das Steckenpferd aller Verfechter <strong>de</strong>r Kausalitätsi<strong>de</strong>e, also <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e von Gott als „erstem Beweger“, und <strong>de</strong>r<br />

Grundi<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r „Dualistischen Denkweise“, e<strong>in</strong>em Weltbild von schwarz/weiß, gut/böse, Himmel/Hölle, ist.<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich dabei um e<strong>in</strong> <strong>de</strong>term<strong>in</strong>istisches (vorhersagbares) System. Es existiert e<strong>in</strong>e unbed<strong>in</strong>gte und<br />

unverän<strong>de</strong>rliche Relation zwischen Input und Output. Die triviale Masch<strong>in</strong>e ist ausgesprochen zuverlässig, ihre <strong>in</strong>neren<br />

Zustän<strong>de</strong> bleiben stets <strong>die</strong>selben, sie ist vergangenheitsunabhängig, synthetisch und analytisch bestimmbar. Unsere<br />

westliche Kultur ist gera<strong>de</strong>zu verliebt <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Typ von Masch<strong>in</strong>e, weil er <strong>de</strong>r Inbegriff von Gewissheit und Sicherheit<br />

(Die absolute Wahrheit, nach welcher viele suchen, sie aber nie f<strong>in</strong><strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, weil es immer Ausnahmen <strong>de</strong>r<br />

Gültigkeit e<strong>in</strong>er „Regel“ gibt!) ist. Z.B. bei e<strong>in</strong>em Auto möchten wir gerne, dass es auf e<strong>in</strong>e stets berechenbare Weise<br />

verhält. Mo<strong>de</strong>rne Auto's mit ihrer hochkomplexen Elektronik jedoch zeigen immer mehr nicht zu reproduzieren<strong>de</strong><br />

Eigenschaften, merkwürdige Effekte. Bei Autos kann man <strong>de</strong>r Trivialisierung e<strong>in</strong>e S<strong>in</strong>nhaftigkeit nicht absprechen, aber<br />

was <strong>die</strong> Natur und unsere Umwelt betrifft, gibt es da wenig s<strong>in</strong>nvolle Bestrebungen.<br />

„Nicht-Triviale“ Masch<strong>in</strong>en, zu <strong>de</strong>nen wir uns zählen, liegt <strong>die</strong> Annahme e<strong>in</strong>er pr<strong>in</strong>zipiellen Unvorhersehbarkeit<br />

zugrun<strong>de</strong>. Ihre Input-Output-Beziehung ist nicht <strong>in</strong>variant, son<strong>de</strong>rn wird durch <strong>de</strong>n zuvor erzeugten Output<br />

festgelegt, mit an<strong>de</strong>ren Worten: <strong>die</strong> vorausgegangenen Arbeitsgänge legen <strong>die</strong> gegenwärtigen Reaktionen fest<br />

und bee<strong>in</strong>flussen auch <strong>die</strong> zukünftigen. Die Annahme <strong>de</strong>r pr<strong>in</strong>zipiellen Unvorhersagbarkeit menschlichen Verhaltens<br />

wi<strong>de</strong>rspricht aber e<strong>in</strong>er ganz alltäglichen Beobachtung und Erfahrung: Wir verstehen uns nicht ständig falsch, wir<br />

begegnen uns zu verabre<strong>de</strong>ten Zeitpunkten, wir können Absprachen für <strong>die</strong> Zukunft treffen. Wie erklärt HvF das? Er<br />

nennt das Phänomen: „Die organisatorische Schließung“, was weiter oben bereits als „geschlossenes System“<br />

bezeichnet (abgeschlossen, autonom, auf sich selbst bezogen) wur<strong>de</strong>. Begrün<strong>de</strong>t wird <strong>die</strong>se „Fließstabilität“ mit <strong>de</strong>r<br />

ständigen Rückkopplung im System. Schert e<strong>in</strong> Individuum von se<strong>in</strong>em Verhalten aus <strong>de</strong>r Norm aus, so greifen <strong>die</strong><br />

eigentständigen Individuen, „autonome Agenten“ - also <strong>die</strong> Gesellschaft – aktiv regulierend und kompensierend e<strong>in</strong>.<br />

Der Gedanke <strong>de</strong>r Selbst-Organisation (Autopoiese) geht auf <strong>die</strong> Biologen Maturana, Varela u.a. zurück. Er beruht<br />

wie<strong>de</strong>rum auf <strong>de</strong>m bereits erwähnten Pr<strong>in</strong>zip <strong>de</strong>r Zirkularität: Wenn e<strong>in</strong>e nicht-triviale Masch<strong>in</strong>e, das, was sie<br />

hervorgebracht hat (bzw. als Output erzeugt hat) wie<strong>de</strong>r als Input benutzt, dann entsteht e<strong>in</strong>e zirkuläre Figur und wenn<br />

<strong>die</strong>se Masch<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>ige Zeit läuft, passiert etwas Interessantes: Es bil<strong>de</strong>n sich stabile Werte heraus: Sprache, Moral,<br />

Ethik, Kultur. Was <strong>die</strong> Kommunikation und Interaktion betrifft, kann <strong>de</strong>r H<strong>in</strong>weis auf <strong>die</strong> Entstehung von Eigenwerten<br />

als Resultat e<strong>in</strong>er dauern<strong>de</strong>n Rückkopplung und e<strong>in</strong>er schleichen<strong>de</strong>n Angleichung ane<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r gesehen wer<strong>de</strong>n: Die<br />

gesamte soziale Struktur kann also als e<strong>in</strong> „geschlossener Operator“ (<strong>in</strong> sich selber rekursiv) verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r aus<br />

<strong>de</strong>n unendlichen Möglichkeiten <strong>de</strong>s Verhaltens gewisse stabile Werte und vorhersehbare Formen <strong>de</strong>r Interaktion<br />

entstehen lässt. Sie s<strong>in</strong>d von e<strong>in</strong>em analytischen Standpunkt aus unerklärbar, aus <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>s Erfahrbaren<br />

jedoch prognostizierbar. Eigenwerte bzw. Eigenverhalten s<strong>in</strong>d daher „stabile Formen“ jedwelcher wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n<br />

Interaktion. Menschen bzw. Gesellschaft reagiert äußerst nervös auf Individuen, welche von <strong>die</strong>sem Normverhalten<br />

abweichen.<br />

Die Sprache spielt e<strong>in</strong>e wichtige Rolle, ist sie es doch, <strong>die</strong> für e<strong>in</strong>en Moment <strong>de</strong>n Strom <strong>de</strong>r Zeit anhält. „Man kann<br />

nicht zweimal <strong>in</strong> dasselbe Gesicht schauen.“ o<strong>de</strong>r „Man kann nicht <strong>in</strong> <strong>de</strong>nselben Fluß zweimal steigen“ - Das<br />

e<strong>in</strong>mal gesehene Gesicht sieht man nie wie<strong>de</strong>r, es ist - so wie alles an<strong>de</strong>re - für immer vergangen. Aber ich kann<br />

zweimal <strong>in</strong> das Gesicht von Onkel Theobald schauen, sowei <strong>die</strong> Sprache. Nur sollte man sich bewusst se<strong>in</strong>, das Mensch<br />

<strong>in</strong> sich e<strong>in</strong>em dauern<strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungsprozess unterworfen ist. Und auch <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Vorsilbe „Selbst“- liegt <strong>die</strong> Betonung<br />

von Zirkularität, d.h. <strong>die</strong> I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>s Menschen ist e<strong>in</strong>e augenblicksgebun<strong>de</strong>ne Ersche<strong>in</strong>ungsform, als das Ergebnis<br />

sich ständig wan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>r Interaktionen und Begegnungen. Die e<strong>in</strong>zige Konstante ist genaugenommen nur <strong>die</strong><br />

Verän<strong>de</strong>rung selbst: „Panta rhei“ - „Alles fließt!“, „Nichts ist beständiger, als <strong>die</strong> Verän<strong>de</strong>rung“. Der Begriff „selbst“ ist<br />

<strong>die</strong> engste und letzte Spielform e<strong>in</strong>er Zirkularität. Es ist <strong>die</strong> Zirkularität <strong>de</strong>s ICH (<strong>die</strong> Reflexion <strong>de</strong>r Reflexion <strong>de</strong>r<br />

Reflexion ad <strong>in</strong>f<strong>in</strong>itum). Das ICH kann als <strong>de</strong>r Eigenwert <strong>de</strong>r unendlichen Reflexion über sich selbst verstan<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. „Selbstbewusstse<strong>in</strong>“ als e<strong>in</strong> „Sich se<strong>in</strong>er selbst bewsst se<strong>in</strong>“!<br />

Die Welt enthält ke<strong>in</strong>e Information - Bücher, Zeitungen, Ton- und Vi<strong>de</strong>obän<strong>de</strong>r, Straßenschil<strong>de</strong>r usw. enthalten ke<strong>in</strong>e<br />

Information, son<strong>de</strong>rn sie enthalten nur Text. Sie s<strong>in</strong>d aber Träger „potentieller Information“. Information ist<br />

genaugenommen e<strong>in</strong> Prozess <strong>de</strong>s „sich <strong>in</strong>formierens“, wobei <strong>die</strong> Texte stets vor <strong>de</strong>m H<strong>in</strong>tergrund <strong>de</strong>r Erfahrung o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Wissens <strong>in</strong>terpretiert wer<strong>de</strong>n. Für e<strong>in</strong>en Franzosen z.B. be<strong>de</strong>utet: „M-E-N-S-C-H“ re<strong>in</strong> garnichts, wenn er nichts<br />

über <strong>die</strong> <strong>de</strong>utsche Sprache weiß.<br />

Wir leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kultur, <strong>die</strong> uns dazu br<strong>in</strong>gt, e<strong>in</strong> stabiles Eigenverhalten zu entwickeln, Signale auf e<strong>in</strong>e spezifische<br />

Weise zu <strong>in</strong>terpretieren, sie als E<strong>in</strong>ladung zu ganz bestimmten Verhaltensweisen zu <strong>de</strong>uten z.B. rote Ampel - stehen<br />

bleiben. Man wird daher nicht <strong>in</strong>formiert, son<strong>de</strong>rn <strong>in</strong> „Form“ gebracht! Verstehen und Begreifen entstehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Wechselwirkung zu <strong>de</strong>m, was gesagt wird, und <strong>de</strong>m, was jemand bereits weiß, kennt, erwartet. Siehe das<br />

hermeneutische Pr<strong>in</strong>zip: „Der Hörer und nicht <strong>de</strong>r Sprecher bestimmt <strong>die</strong> Be<strong>de</strong>utung e<strong>in</strong>er Aussage“. An<strong>de</strong>rerseits<br />

verän<strong>de</strong>rt aber je<strong>de</strong>r gehörte, gelesene Text wie<strong>de</strong>rum <strong>die</strong> Interpretationsgrundlage für Neues.<br />

Nicht: „Sage, wie es ist!“ - son<strong>de</strong>rn: „Es ist, wie Sie es sagen!“ - <strong>in</strong><strong>de</strong>m man e<strong>in</strong> Geschehen beobachtet, e<strong>in</strong>e Sprache


enützt, erzeugt man e<strong>in</strong> gedankliches „Bild“ von <strong>de</strong>m, was gewesen ist. Ke<strong>in</strong> Mensch weiß, wie es wirklich war.<br />

Innere Repräsentation von eigenen Erfahrungen, „mentalen Mo<strong>de</strong>llen“ jedoch lassen uns e<strong>in</strong> Bild <strong>de</strong>ssen, was wohl<br />

geschehen se<strong>in</strong> könnte, „errechnen“, basierend auf wenigen „Reizen“ (H<strong>in</strong>weisen, Informationen) nur. Das Gewesene<br />

ist durch <strong>die</strong> Beschreibung <strong>de</strong>r impliziten Handlungslogiken und <strong>de</strong>s situativen Kontextes alle<strong>in</strong> durch <strong>die</strong> Erzählungen<br />

an<strong>de</strong>rer Menschen aufgrund eigener mentaler Bil<strong>de</strong>r rekonstruierbar. Alle Darstellungen <strong>de</strong>r Vergangenheit s<strong>in</strong>d also<br />

genaugenommen Erf<strong>in</strong>dungen von Leuten, <strong>die</strong> über <strong>die</strong> Vergangenheit sprechen. Ebenso bil<strong>de</strong>n Fotos nicht <strong>die</strong><br />

Wirklichkeit ab. E<strong>in</strong> Witz: Picasso trift e<strong>in</strong>en Amerikaner. Während <strong>de</strong>s Gespräches zeigt <strong>de</strong>r Amerikaner Picasso e<strong>in</strong><br />

Foto se<strong>in</strong>er Frau: „Das ist me<strong>in</strong>e Frau!“, woraufh<strong>in</strong> Picasso antwortet: „Was, das ist ihre Frau, so kle<strong>in</strong> und so flach<br />

ist sie?“<br />

Was wir selber nicht erfahren haben, können wir geistig we<strong>de</strong>r verstehen, noch irgendwie nachvollziehen. Das ist z.B.<br />

so bei <strong>de</strong>r Sexualität. K<strong>in</strong><strong>de</strong>r können z.B. mit Beschreibungen davon re<strong>in</strong> garnichts damit anfangen, weil es nicht <strong>in</strong><br />

ihrem Erfahrungshorizont liegt. Je<strong>de</strong>r heranwachsen<strong>de</strong> Mensch muss sich selber an <strong>die</strong>ses Gebiet erst e<strong>in</strong>mal<br />

herantasten. Daher stehen z.B. Worte, wie „heiss“ und „nass“ <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Lexikon. Egal, wie sehr und oft man sich<br />

bemüht, K<strong>in</strong>d zu erklären, dass es gefährlich ist, auf <strong>die</strong> heisse Herdplatte zu fassen – Patsch! Je<strong>de</strong>r Mensch muss das<br />

Gefühl selber mal s<strong>in</strong>nlich erfahren haben, sich selber e<strong>in</strong> „mentales Bild“ davon machen. Dies ist u.a. e<strong>in</strong> Grund dafür,<br />

dass <strong>die</strong> Menschheit nicht schlauer wird.<br />

Die Rolle <strong>de</strong>s Beobachters<br />

Die Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s Beobachters gilt als <strong>die</strong> zentrale, <strong>in</strong>tellektuelle Fasz<strong>in</strong>ation <strong>de</strong>s 20. Jhd. - durch <strong>die</strong>se Ent<strong>de</strong>ckung<br />

s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> traditionelle Logik und <strong>die</strong> Wissenschaftstheorie <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re <strong>die</strong> Erkenntnisse <strong>de</strong>r Psychologie und <strong>de</strong>r<br />

Philosophie (Epistemologie) ernsthaft <strong>in</strong> Gefahr geraten. Das Experiment mit <strong>de</strong>m bl<strong>in</strong><strong>de</strong>n Fleck beweist: Bei allem,<br />

was man beobachtet, übersieht man immer auch etwas. Edmund Husserl hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er „phänomenologischen Theorie“<br />

<strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>r „Abschattung“ geprägt, welcher auf <strong>de</strong>m Umstand beruht, dass e<strong>in</strong> Gegenstand aus unendlich vielen<br />

Perspektiven - möglichen Ordnungssystemen heraus - beschrieben wer<strong>de</strong>n kann. Küchengegenstän<strong>de</strong> kann man z.B.<br />

nach Länge, Grösse, Farbe, Gewicht, aber auch nach Funktion <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Schubla<strong>de</strong>n und Schränken ordnen. Welches<br />

Ordnungssystem man dabei zugrun<strong>de</strong> legt, ist völlig egal, hauptsache man f<strong>in</strong><strong>de</strong> <strong>die</strong> D<strong>in</strong>ge zielsicher wie<strong>de</strong>r. Warum<br />

jedoch gibt es <strong>in</strong> je<strong>de</strong>r Küche e<strong>in</strong>e ähnliche Ordnung, e<strong>in</strong>e Art „Norm“? - Damit sich auch frem<strong>de</strong> Personen schnell<br />

dar<strong>in</strong> zurechtf<strong>in</strong><strong>de</strong>n. Dies ist <strong>de</strong>r Haupts<strong>in</strong>n von Ordnung, warum man K<strong>in</strong><strong>de</strong>r z.B. zur „Ordnung“ erzieht – Damit<br />

später am Arbeitsplatz <strong>die</strong> Urlaubsvertretung sich schnell zurechtf<strong>in</strong><strong>de</strong>t!<br />

Bei <strong>de</strong>m Phänomen <strong>de</strong>r Abschattung ver<strong>de</strong>ckt <strong>die</strong> jeweils e<strong>in</strong>genommene <strong>die</strong> an<strong>de</strong>ren möglichen Wahrnehmungsseiten<br />

<strong>de</strong>s Gegenstan<strong>de</strong>s. Dieser Umstand begrün<strong>de</strong>t <strong>die</strong> Mo<strong>de</strong>lltheorie. Sehen wir e<strong>in</strong> schwarzes Schaf von e<strong>in</strong>er Seite, so<br />

wür<strong>de</strong> Mensch erst e<strong>in</strong>mal sagen: „Schau mal, e<strong>in</strong> schwarzes Schaf!“. E<strong>in</strong> Mo<strong>de</strong>lltheoretiker jedoch wür<strong>de</strong> vermuten,<br />

dass es auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite durchaus „weiss“ se<strong>in</strong> könnte, und darüber h<strong>in</strong>aus noch nicht ausschliessen, dass sich<br />

dah<strong>in</strong>ter noch weitere Schafe verbergen.<br />

Obwohl wir somit nun nach Husserl nicht alle Seiten e<strong>in</strong>es Gegenstan<strong>de</strong>s sehen können, haben wir doch e<strong>in</strong><br />

Bewusstse<strong>in</strong> von e<strong>in</strong>em räumlichen Gegenstand. Dies gel<strong>in</strong>gt seltsamerweise nur <strong>de</strong>shalb, weil wir <strong>die</strong> nicht<br />

perspektivisch sichtbaren Seiten „Mitme<strong>in</strong>en“ bzw. „Mitbewußthaben“, wie Husserl sich ausdrückt. Die gegebene Seite<br />

verweist somit nur durch <strong>de</strong>n Charakter <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llhaftigkeit auf <strong>die</strong> nicht gegebenen Seiten. Wahrnehmung e<strong>in</strong>es<br />

D<strong>in</strong>ges wäre <strong>de</strong>mnach <strong>die</strong> Folge e<strong>in</strong>es „Verweisungszusammenhanges“. Innerhalb <strong>die</strong>ses<br />

„Verweisungszusammenhanges“ ist <strong>de</strong>r Gegenstand also selber nicht erlebt, eben durch <strong>die</strong> „Abschattung“, <strong>die</strong><br />

perspektivische E<strong>in</strong>schränkung – e<strong>in</strong>e Folge e<strong>in</strong>er Erfahrung und gleichzeitiger „Reduktion“ von Komplexität. Ohne<br />

Abschattung kann ke<strong>in</strong>e „Mo<strong>de</strong>llbildung“ erfolgen. Je<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>ll ist zwangsläfig daher gleichermassen e<strong>in</strong>e<br />

unzulängliche, also unzulässige, als auch aber zw<strong>in</strong>gen<strong>de</strong> Notwendigkeit. Damit ist e<strong>in</strong> D<strong>in</strong>g tatsächlich immer<br />

verschie<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>m „phänomenologischen Erlebnis“, wie Husserl me<strong>in</strong>t, also niemals <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en begrenzten Bezügen<br />

gänzlich zu erfassen.<br />

Gera<strong>de</strong> <strong>die</strong>ses Zugeständnis an das „Nichtsehen“ bzw. „Nichterkennenkönnen“ ist aber <strong>die</strong> Voraussetzung allen<br />

„Sehens“: „Die Mo<strong>de</strong>llbildung“ beim Erkennen bereits e<strong>in</strong>iger weniger, charakteristischer „Merkmale“ (z.B. e<strong>in</strong><br />

„Smiley“). Daher lässt sich zwischen Beobachtungen 1. Ordnung, <strong>de</strong>r Beobachtung von Sachverhalten und<br />

„Beobachtungen 2. Ordnung“, also <strong>de</strong>r „Beobachtung <strong>de</strong>r Beobachtung“ (Sachverhalte s<strong>in</strong>d Sachverhalte nur für e<strong>in</strong>en<br />

Beobachter - <strong>die</strong>ser sieht nicht, was er nicht sieht und weiß nicht, was er nicht weiß) unterschei<strong>de</strong>n. Dazwischen liegt<br />

e<strong>in</strong> Interpretationsvorgang, welcher – genau genommen – Teil <strong>de</strong>s „Sehens“ ist.<br />

Es folgt daraus: E<strong>in</strong>e Beobachtung braucht e<strong>in</strong>en Beobachter und: Die Wahrnehmung <strong>de</strong>r Welt verlangt nach e<strong>in</strong>em<br />

Menschen, <strong>de</strong>r <strong>die</strong>se wahrnimmt, und welcher bereits e<strong>in</strong> Mo<strong>de</strong>ll (genauer Teilmo<strong>de</strong>ll) <strong>de</strong>ssen, was er sieht, mental<br />

vorliegen hat.<br />

Die Gedanken um <strong>die</strong> Beobachtung herum bil<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Grundlage für <strong>die</strong> <strong>Kybernetik</strong> 2. Ordnung. Trennt <strong>die</strong> <strong>Kybernetik</strong><br />

1. Ordnung das Subjekt vom Objekt und spricht von e<strong>in</strong>er „beobachter - unabhängigen“ Welt, so ist <strong>die</strong> <strong>Kybernetik</strong> 2.<br />

Ordnung zirkulär: Man lernt sich als Teil e<strong>in</strong>es Mo<strong>de</strong>lls <strong>de</strong>r Welt zu verstehen, <strong>die</strong> man beobachten will. Man muß<br />

plötzlich für se<strong>in</strong>e eigenen Beobachtungen <strong>die</strong> Verantwortung übernehmen, wenn man sich darüber bewusst wird, dass<br />

man <strong>die</strong> Welt durch se<strong>in</strong>e Beobachtung (o<strong>de</strong>r alle<strong>in</strong> schon durch <strong>die</strong> Anwesendheit <strong>de</strong>r eigenen Person) verän<strong>de</strong>rt. Die<br />

Reflexion über S<strong>in</strong>n und Zweck <strong>de</strong>r Beobachtungen gew<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong>e weitere Dimension: Man beg<strong>in</strong>nt sich darüber klar zu<br />

wer<strong>de</strong>n, warum man eigentlich etwas wissen o<strong>de</strong>r erfahren will. Der Ausdruck „<strong>Kybernetik</strong> 2. Ordnung“ signalisiert


<strong>die</strong> Beobachterabhängigkeit allen Erkennens auch sprachlich.<br />

Die Aufgabe, <strong>die</strong> Aufhebung <strong>de</strong>r Subjekt/Objekt Beziehung<br />

E<strong>in</strong>e <strong>de</strong>r elementarsten Erkenntnisse <strong>de</strong>r <strong>Kybernetik</strong> ist <strong>die</strong> Aufhebung <strong>de</strong>r Unabhängigkeit von Beobachter und<br />

Beobachtetem. Je<strong>de</strong> Beobachtung verän<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n Beobachter und se<strong>in</strong>e Wahrnehmung:<br />

Wir glauben, <strong>die</strong> Wirklichkeit zu erkennen; tatsächlich errechnen wir uns <strong>die</strong>se nur, aber nicht nur <strong>die</strong>se, son<strong>de</strong>rn<br />

auch <strong>die</strong> Brille, <strong>die</strong> Wahrnehmungsfilter, durch welche wir <strong>die</strong>se erfun<strong>de</strong>ne Wirklichkeit betrachten, und behaupten<br />

dabei gleichzeitig <strong>die</strong> Existenz von wahren und falschen Standpunkten – das ist „Radikaler Selektionismus“.<br />

Das bisherige Weltbild im Zeitalter <strong>de</strong>r Technik geht davon aus, daß Mensch Herrscher <strong>de</strong>r Natur und Technik sei, e<strong>in</strong>e<br />

gewisse Unabhängigkeit von <strong>de</strong>r Natur darstellt, begrün<strong>de</strong>t <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Bibel: „Mache dir <strong>die</strong> Er<strong>de</strong> Untertarn“. So behaupten<br />

auch heute noch e<strong>in</strong>ige Führungskräfte, Chefs beharrlich ihre „Unabhängigkeit“ vom Arbeitnehmer, welcher <strong>die</strong><br />

eigentlichen Arbeiten ja ausführt. Mo<strong>de</strong>rnere Mo<strong>de</strong>lle, <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Technik, da beson<strong>de</strong>rs, wo Dynamiken<br />

auftreten, zeigen, daß sich herheblich effizientere Systeme konstruieren lassen, wenn <strong>die</strong>se sich dynamisch <strong>de</strong>n<br />

Bed<strong>in</strong>gungen anpassen können. So z.B. e<strong>in</strong> Flugzeugflügel, <strong>de</strong>r sich durch <strong>die</strong> Stömung automatisch bei höheren<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeiten verformt, se<strong>in</strong>e aerodynamischen Eigenschaften verän<strong>de</strong>rt, strömungsgünstiger wird. Auch ist<br />

Mensch e<strong>in</strong> Wesen, welches sich dynamisch immer wie<strong>de</strong>r neuen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>de</strong>r Umwelt/Gesellschaft anpasst. Nicht<br />

wir formen unsere Umwelt o<strong>de</strong>r Gesellschaft, ne<strong>in</strong> – sie formt ebenso auch uns <strong>in</strong> unseren Denkstrukturen, auch unser<br />

Körper passt sich dynamisch <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen an. Lei<strong>de</strong>r nur haben sich <strong>die</strong>se falschen, mentalen Mo<strong>de</strong>lle noch bis<br />

heute <strong>in</strong> <strong>de</strong>n impliziten Logiken <strong>de</strong>r Begriffe erhalten. E<strong>in</strong>e „Reform“ <strong>de</strong>r Sprache ist also vonnöten, wenn man<br />

Denkstrukturen <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Hirnen verän<strong>de</strong>rn möchte. Weg vom „statischen“ Denken, e<strong>in</strong>er Beschreibungssprache von<br />

Gegenstän<strong>de</strong>n und ihren Relationen zu e<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r (Relator, Relatum – Relation!) h<strong>in</strong> zur „prozessualen“ Weltanschauung,<br />

welche ausschliesslich <strong>die</strong> möglichen Wechselwirkungen zweier o<strong>de</strong>r mehrer Objekte beschreibt, welche e<strong>in</strong>en<br />

Möglichkeitsraum von Prozessen beschreiben, welche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten, situativen Kontext stattf<strong>in</strong><strong>de</strong>n können. Und<br />

hierbei besteht auch noch <strong>die</strong> Möglichkeit e<strong>in</strong>er (Wechsel-)Wirkung e<strong>in</strong>es Prozesses auf <strong>die</strong> impliziten Logiken <strong>de</strong>s<br />

situativen Kontextes, wodurch sich <strong>die</strong> möglichen Handlungslogiken wie<strong>de</strong>rum verän<strong>de</strong>rn können (e<strong>in</strong>schränkend<br />

und/o<strong>de</strong>r erweiternd gleichzeitig).<br />

Ethik und Wahrheit<br />

Der Begriff <strong>de</strong>r „Wahrheit“ ist e<strong>in</strong> Chamäleon <strong>de</strong>r Philosophiegeschichte mit e<strong>in</strong>er - je nach Benutzer - immer etwas<br />

an<strong>de</strong>ren Färbung. Wahrheit erzeugt <strong>die</strong> Lüge, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Menschen <strong>in</strong> jene trennt, <strong>die</strong> recht haben und jene, <strong>die</strong> im Unrecht<br />

s<strong>in</strong>d, was <strong>de</strong>m dualistischen, monokausalen, typisch religiösen Bild <strong>de</strong>r Welt von schwarz/weiß, gut/böse, u.s.w.<br />

entspricht. „Wahrheit ist <strong>die</strong> Erf<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>es Lügners“ heißt <strong>de</strong>r Titel e<strong>in</strong>es <strong>de</strong>r Bücher von HvF - Wahrheit und Lüge<br />

bed<strong>in</strong>gen sich gegenseitig, ebenso wie Kommunismus ohne Kapitalismus un<strong>de</strong>nkbar wäre- und tatsächlich - <strong>die</strong><br />

Kommunisten haben <strong>die</strong> Denkstrukturen <strong>de</strong>s Klassenfe<strong>in</strong><strong>de</strong>s wirklich hervorragend nun adaptiert:<br />

HvF plä<strong>die</strong>rt dafür, <strong>die</strong> I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Wahrheit zum Verschw<strong>in</strong><strong>de</strong>n zu br<strong>in</strong>gen, <strong>die</strong>s durch Nichterwähnung zu<br />

erledigen: „Nicht genannt soll sie wer<strong>de</strong>n!“ Wahrheit soll viel eher als e<strong>in</strong> Vertrauen von Mensch zu Mensch<br />

begriffen wer<strong>de</strong>n, also re<strong>in</strong> „<strong>in</strong>tersubjektiv“. Dann braucht es ke<strong>in</strong>e externen Referenzen mehr.<br />

„Wir diskutieren ja nicht, weil wir <strong>die</strong> alle<strong>in</strong>ige Wahrheit besitzen, son<strong>de</strong>rn weil sie uns fehlt!“<br />

Die Menschen kommen aber gar nicht ohne <strong>die</strong> Sehnsucht nach etwas Endgültigem und Fraglosem aus, sog.<br />

„Invarianten“, also Prozessen, welche sich über lange Zeit „bewährt“ haben, weil sie <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Vergangenheit „Stabilität“<br />

<strong>in</strong> unsere hochdynamischen Systeme gebracht haben, auch „dom<strong>in</strong>ante Strategien“ genannt. „Gläubige“ vere<strong>in</strong>fachen<br />

sich <strong>die</strong> Welt, <strong>in</strong><strong>de</strong>m sie gewisse Grundsätze und Grundannahmen e<strong>in</strong>fach als immer gültig annehmen, ihre gesamten<br />

Denkstrukturen unverrückbar daran orientieren, bzw. darauf aufbauen.<br />

„Die Ausnahme bestätigt <strong>die</strong> Regel!“ - Ne<strong>in</strong>, <strong>die</strong> Ausnahme setzt <strong>die</strong> Regel ausser Kraft!. Regelwerke, also <strong>die</strong><br />

„impliziten Logiken“ <strong>de</strong>r situativen Kontexte, bestimmen, welche Handlungslogiken dar<strong>in</strong> möglich bzw. s<strong>in</strong>nvoll s<strong>in</strong>d,<br />

was implizitert, dass man eben nicht von <strong>de</strong>r „allgeme<strong>in</strong>en Gültigkeit“ irgendwelcher Grundsätze bzw. Regelwerke<br />

ausgehen kann. E<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser „semantischen Falle“ gefangen, ist e<strong>in</strong>e Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Denkstrukturen nicht mehr<br />

möglich. Gläubige brauchen <strong>die</strong> Sicherheit <strong>de</strong>s Absoluten, könnte man e<strong>in</strong>wen<strong>de</strong>n. HvF setzt auf <strong>die</strong> Betonung <strong>de</strong>r<br />

Eigenverantwortung und Individualität <strong>de</strong>s E<strong>in</strong>zelnen. In <strong>de</strong>r Verwirrung, <strong>die</strong> neue Möglichkeiten sichtbar wer<strong>de</strong>n lässt,<br />

manifestiert sich für ihn e<strong>in</strong> ethisches Grundpr<strong>in</strong>zip (=ethischer Imperativ): „He<strong>in</strong>z, handle stets so, dass <strong>die</strong> Zahl <strong>de</strong>r<br />

Handlungs-Möglichkeiten wächst.“. Dadurch soll sich <strong>die</strong> Freiheit <strong>de</strong>s An<strong>de</strong>ren mit vergrößern.<br />

HvF unterschei<strong>de</strong>t zwischen „entscheidbaren“ und pr<strong>in</strong>zipiell „unentscheidbaren“ Fragen und legt ihnen folgen<strong>de</strong><br />

Aussage (Theorem 1) zugrun<strong>de</strong>: „Wir können nur jene Fragen entschei<strong>de</strong>n, <strong>die</strong> pr<strong>in</strong>zipiell unentscheidbar s<strong>in</strong>d!“.<br />

Alle entscheidbaren Fragen s<strong>in</strong>d bereits entschie<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n, weil für sie e<strong>in</strong> theoretischer Rahmen bestimmt wur<strong>de</strong>,<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>ssen <strong>die</strong>se Fragen gestellt und <strong>in</strong> <strong>de</strong>m <strong>die</strong> Regeln festgelegt wur<strong>de</strong>n, nach <strong>de</strong>nen je<strong>de</strong> Aussage <strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>s<br />

Rahmens (so etwa <strong>die</strong> „Frage“) mit je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Aussage (so etwa <strong>de</strong>r „Antwort“) verknüpft wer<strong>de</strong>n kann.


– Er gibt dazu zwei Beispiele für unentscheidbare Fragen: Bef<strong>in</strong><strong>de</strong> ich mich außerhalb <strong>de</strong>s Universums o<strong>de</strong>r b<strong>in</strong> ich<br />

Teil <strong>de</strong>s Universums?<br />

– Ist <strong>die</strong> Welt <strong>die</strong> primäre Ursache (d.h. <strong>die</strong> Erfahrung wird von <strong>de</strong>r Welt bewirkt) o<strong>de</strong>r ist me<strong>in</strong>e Erfahrung <strong>die</strong><br />

primäre Ursache (d.h. <strong>die</strong> Welt ist Ergebnis me<strong>in</strong>er Erfahrung)?<br />

Die Position, sich außerhalb <strong>de</strong>s Universums zu bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n, be<strong>in</strong>haltet <strong>die</strong> Postion, dass wir befähigt s<strong>in</strong>d, das Universum<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zigartigkeit exakt abzubil<strong>de</strong>n - „Wahrheit“ und „Objektivität“ liegen <strong>die</strong>ser Position zugrun<strong>de</strong>. „Wahrheit“<br />

begrün<strong>de</strong>t jedoch „Autorität“ und „Objektivität“ beseitigt „Verantwortung“. Wenn ich mich h<strong>in</strong>gegen frage: „B<strong>in</strong> ich<br />

Teil <strong>de</strong>s Universums?“, und <strong>die</strong>se Frage bejahe, dann entschei<strong>de</strong> ich hier und jetzt, dass immer dann, wenn ich etwas<br />

tue, nicht nur ich mich verän<strong>de</strong>re, son<strong>de</strong>rn auch das Universum sich dauernd verän<strong>de</strong>rt, und somit auch me<strong>in</strong>e<br />

Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sich ständig verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Umwelt. Je<strong>de</strong>s „Mo<strong>de</strong>ll“, welches ich mir daher bil<strong>de</strong>n<br />

könnte, ist <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Moment möglicherweise schon wie<strong>de</strong>r falsch, sobald ich e<strong>in</strong>en gangbaren Weg, e<strong>in</strong>e<br />

Handlungsmöglichkeit erkannt habe.<br />

Als Teil <strong>de</strong>s Universums b<strong>in</strong> ich und me<strong>in</strong>e Handlungen untrennbar an alle an<strong>de</strong>ren Menschen gebun<strong>de</strong>n, was <strong>die</strong><br />

Voraussetzung für <strong>die</strong> Begründung <strong>de</strong>r Ethik ist. NICHT: Du sollst...; Du darfst nicht... SONDERN: Ich soll... (=<br />

implizite Ethik). Es muss zwar e<strong>in</strong>e Art von ethischem Lohn und ethischer Strafe geben, aber <strong>die</strong>se müssen <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />

Handlung selbst liegen. Damit Mensch <strong>in</strong> Gesellschaft sich wie gewünscht, also „kompatibel“ verhält, bedarf es e<strong>in</strong>es<br />

sauber <strong>de</strong>f<strong>in</strong>ierten Regelwerkes, welches <strong>die</strong> psychologisch/menschlichen Eigenschaften, also <strong>die</strong> menschlichen<br />

Schwächen durch <strong>die</strong> geschickte Gestaltung <strong>de</strong>r Prozessabläufe korrigiert, sprich <strong>de</strong>s „Psychodynamischen<br />

Prozess<strong>de</strong>signs“, siehe http://www.little-idiot.<strong>de</strong>/teambuild<strong>in</strong>g/PsychodynamischesProzess<strong>de</strong>sign.pdf<br />

Mit „Ethik“ me<strong>in</strong>en wir vornehmlich <strong>die</strong>jenigen Prozesse, welche „nachhaltig Lebens -för<strong>de</strong>rlich – und -erhaltend“<br />

s<strong>in</strong>d, während h<strong>in</strong>gegen „Moral“ eher <strong>die</strong>jenigen Prozesse als „normative Kraft“ beschreibt, welche man üblicherweise<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>schaft von wechselwirken<strong>de</strong>n Individuen so tut. Sie <strong>die</strong>nt vornehmlich <strong>de</strong>r Komplexitätsreduktion bzw.<br />

<strong>de</strong>r „Energiem<strong>in</strong>imierung“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em System (Aufregung ist verschwen<strong>de</strong>te Energie!).<br />

E<strong>in</strong> mögliches Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Selbstverständnisses e<strong>in</strong>es Individuums <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Umwelt ist <strong>die</strong> Reflexivität. Kategorien <strong>de</strong>r<br />

Reflexivität und Selbstreferenz, <strong>die</strong> auf sich selbst verweisen, <strong>die</strong> ihrer selbst bedürfen, um entstehen zu können, <strong>die</strong> das<br />

Band zwischen Beobachter und Beobachtetem, zwischen Sprecher und Sprache und zwischen <strong>de</strong>n Partnern <strong>de</strong>s Dialogs<br />

nicht zerschnei<strong>de</strong>n, bil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Kern von Autopoiese (Varela, Maturana, Uribe 1974), Eigenwerte/Eigenverhalten<br />

(HvF), Attraktoren (Abraham, Shaw), Kalkül <strong>de</strong>r Selbstreferenz (Varela), performative Äußerungen (Aust<strong>in</strong>) und<br />

Wirklichkeit / Realität als soziales Konstrukt (Watzlawick).<br />

Sprache spricht über sich selbst, daher <strong>de</strong>r Begriff Metasprache (meta = griech. „über“). Ebenso erklärt <strong>die</strong> Natur sich<br />

selber über <strong>de</strong>n Menschen: Sie hat <strong>de</strong>n Menschen quasi „erfun<strong>de</strong>n“, um sich selber erklären zu können. Es gibt e<strong>in</strong> Wort<br />

für „Sprache“, nämlich das Wort „Sprache“ und e<strong>in</strong> Wort für „Wort“, nämlich „Wort“... In ihrer Ersche<strong>in</strong>ung erzeugt<br />

<strong>die</strong> Selbstreferentialität <strong>de</strong>r Sprache das Bewusstse<strong>in</strong> unser selbst: Ich-Bewusstse<strong>in</strong>; ihrer Funktion nach aber schließt<br />

sie uns mit <strong>de</strong>m Mitmenschen als Dialogpartner zusammen und wird so zum Ursprung <strong>de</strong>s Gewissens. „Um Sprache<br />

zu verstehen, muß man Sprache verstan<strong>de</strong>n haben!“<br />

Der Begriff „<strong>Kybernetik</strong>“ wird heute an<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>f<strong>in</strong>iert, als früher (Heraklit von Ephesos: „Nichts ist beständiger, als <strong>die</strong><br />

Verän<strong>de</strong>rung!“). In Beats Biblionetz ( http://beat.doebe.li/bibliothek/<strong>in</strong><strong>de</strong>x.html ), f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich unter an<strong>de</strong>rem <strong>die</strong><br />

folgen<strong>de</strong>n Def<strong>in</strong>itionen <strong>de</strong>s Begriffe „<strong>Kybernetik</strong>“, welche uns das Spektrum ver<strong>de</strong>utlichen:<br />

„E<strong>in</strong> Zweig <strong>de</strong>r Mathematik, <strong>de</strong>r sich mit <strong>de</strong>n Problemen <strong>de</strong>r Steuerung, <strong>de</strong>r Rekursivität und <strong>de</strong>r Information<br />

befaßt“. [Gregory Bateson <strong>in</strong> „Geist und Natur“]<br />

„Wissenschaft über <strong>die</strong> möglichen Beziehungen zwischen Strukturen, Funktionen und Verhalten von sich selbst<br />

organisieren<strong>de</strong>n und regeln<strong>de</strong>n dynamischen Systemen <strong>in</strong> <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Bereichen“ [Norbert Wiener]<br />

„Forschungsrichtung, <strong>die</strong> vergleichbare Betrachtungen über Gesetzmäßigkeiten im Ablauf von Steuerungs- und<br />

Regelungsvorgängen <strong>in</strong> Technik, Biologie und Soziologie anstellt“. [Du<strong>de</strong>n]<br />

„Wie im allgeme<strong>in</strong>en bekannt ist, spricht man von <strong>Kybernetik</strong>, wenn Effektoren, wie z. B. e<strong>in</strong> Motor, e<strong>in</strong>e Masch<strong>in</strong>e,<br />

unsere Muskeln usw. mit e<strong>in</strong>em sensorischen Organ verbun<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d, das mit se<strong>in</strong>en Signalen auf <strong>die</strong> Effektoren<br />

zurückwirkt“. [He<strong>in</strong>z von Foerster <strong>in</strong> „KybernEthik“]<br />

Für Stafford Beer, Unternehmens- und Managementberater, ist sie „<strong>die</strong> Wissenschaft <strong>de</strong>r Organisation".<br />

„Als e<strong>in</strong>e experimentelle Erkenntnistheorie, <strong>die</strong> sich mit <strong>de</strong>r Erzeugung von Wissen durch <strong>die</strong> Kommunikation<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Beobachters und jene zwischen e<strong>in</strong>em Beobachter und se<strong>in</strong>er Umwelt beschäftigt“, bezeichnet sie<br />

<strong>de</strong>r Neuroanatom, Logiker und Philosoph Warren McCulloch.<br />

Der Anthropologe Gregory Bateson betonte, „daß <strong>die</strong> Naturwissenschaften sich mit Materie und Energie beschäftigt


hatten und daß <strong>die</strong> neue Wissenschaft <strong>de</strong>r <strong>Kybernetik</strong> sich mit Formen und Mustern befaßt“.<br />

Für <strong>de</strong>n Erziehungstheoretiker Gordon Pask ist <strong>die</strong> <strong>Kybernetik</strong> „<strong>die</strong> Kunst <strong>de</strong>r Manipulation akzeptabler Metaphern,<br />

<strong>die</strong> zeigt, wie <strong>die</strong>se konstruiert und was aus ihrer Konstruktion für Schlüsse gezogen wer<strong>de</strong>n können“.<br />

Jean Piaget verstand im Alter <strong>die</strong> <strong>Kybernetik</strong> als „das Unternehmen, <strong>die</strong> Prozesse <strong>de</strong>r kognitiven Anpassung <strong>de</strong>s<br />

menschlichen Verstan<strong>de</strong>s zu mo<strong>de</strong>llieren“.<br />

„Die <strong>Kybernetik</strong> ist für mich e<strong>in</strong> metadiszipl<strong>in</strong>äres (das heißt übergeordnetes) Gebiet, ke<strong>in</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres, da sie<br />

Begriffe und Begriffsmuster entwickelt und klärt, <strong>die</strong> neue Erkenntniswege <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vielfalt von<br />

Erfahrungsbereichen eröffnen“, schreibt Ernst von Glasersfeld <strong>in</strong> „Radikaler Konstruktivismus“:<br />

„He<strong>in</strong>z von Foerster wird häufig als „Sokrates <strong>de</strong>s kybernetischen Denkens“ bezeichnet. Im Grun<strong>de</strong> unterschei<strong>de</strong>t sich<br />

<strong>die</strong> kybernetische, prozessuale Denkweise sehr von <strong>de</strong>m heute noch weit verbreiteten Denken <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Kategorien von<br />

„Ich-I<strong>de</strong>ntität“, „Persönlichkeit“, „Charakter“, „Image<strong>de</strong>nken/Status<strong>de</strong>nken“ (Wer sagt: „Ich b<strong>in</strong> wer“, verh<strong>in</strong><strong>de</strong>rt, daß<br />

er zu jeman<strong>de</strong>m wird!), „Zuständigkeits<strong>de</strong>nken“, „Abteilungs<strong>de</strong>nken“, ... da <strong>Kybernetik</strong> <strong>die</strong> Geschehnisse aus an<strong>de</strong>rer<br />

Perspektive betrachtet und nur noch <strong>in</strong> Kategorien von „prozessualem Denken“, „Wechselwirkungen“ (das<br />

„Systemische“) und Rückkopplungen beurteilt und e<strong>in</strong>ordnet. HvF hat mit <strong>de</strong>n Pionieren <strong>de</strong>r <strong>Kybernetik</strong>, Norbert<br />

Wiener, Margret Mead, Warren McCulloch, John von Neumann zusammengearbeitet:<br />

„... <strong>die</strong> <strong>Kybernetik</strong> erster Ordnung trennt das Subjekt vom Objekt, sie verweist auf e<strong>in</strong>e verme<strong>in</strong>tlich unabhängige<br />

Welt 'da draußen'. Die <strong>Kybernetik</strong> zweiter Ordnung o<strong>de</strong>r <strong>die</strong> <strong>Kybernetik</strong> <strong>de</strong>r <strong>Kybernetik</strong> ist selbst zirkulär: Man lernt<br />

sich als e<strong>in</strong>en Teil <strong>de</strong>r Welt zu verstehen, <strong>die</strong> man beobachten will. Die gesamte Situation <strong>de</strong>r Beschreibung rutscht<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en an<strong>de</strong>ren Bereich, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m man plötzlich für se<strong>in</strong>e eigenen Beobachtungen <strong>die</strong> Verantwortung übernehmen<br />

muß.“<br />

...<br />

„Sie erkannten, daß sich Operatoren, <strong>die</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geschlossenen Beziehung stehen, irgendwie stabilisieren und<br />

beobachteten – noch ohne e<strong>in</strong>e Theorie <strong>de</strong>r rekursiven Funktionen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Eigenwertes zu kennen – das<br />

Phänomen, daß bestimmte geschlossene Systeme nach e<strong>in</strong>er gewissen Zeit stabile Formen <strong>de</strong>s Verhaltens<br />

entwickeln“ He<strong>in</strong>z von Förster <strong>in</strong> „Wahrheit ist <strong>die</strong> Erf<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>es Lügners“, 1998, S. 92<br />

Das kybernetische, „prozessuale Denken“ erfor<strong>de</strong>rt völlig verän<strong>de</strong>rte Denkstrukturen, welche z.B. für <strong>die</strong><br />

Prozessoptimierung <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Industrie (Kaizen, LEAN, ... siehe Toyota, Porsche, Taiichi Ohno und Wendl<strong>in</strong> Wie<strong>de</strong>k<strong>in</strong>g)<br />

unerläßlich s<strong>in</strong>d, und daher bedurfte es e<strong>in</strong>er völlig Verän<strong>de</strong>rung, Modifikation <strong>de</strong>r Sprache mit ihren veralteten<br />

„impliziten Logiken“, bzw. es bedurfte vieler Neu<strong>de</strong>f<strong>in</strong>itionen von Begriffen, <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>rjenigen, welche<br />

dynamische Zusammenhänge beschreiben.<br />

Ähnlich, wie <strong>de</strong>r Begriff „Wagen“ über <strong>die</strong> Jahrhun<strong>de</strong>rte e<strong>in</strong>e radikale Begriffswandlung erfahren hat, so stecken <strong>in</strong><br />

allen Begriffen „implizite Logiken“, welche <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Summe das logische Gerüst zeitgenössischer Gedankengebäu<strong>de</strong> bzw.<br />

Theorien ausmachen. Wer <strong>die</strong> Denkweisen <strong>de</strong>r <strong>Kybernetik</strong> verstehen will, darf sich nicht mehr an <strong>de</strong>n veralteten,<br />

statischen (ontologischen) Def<strong>in</strong>itionen von Begriffen, wie z.B. Ursache, Wirkung, Prozess, Argument, Wissen,<br />

Information, Erfahrung ... aus Lexika orientieren.<br />

All <strong>die</strong>se Begiffe setzen auf e<strong>in</strong>em veralteten, statischen (ontologischen) und hierarchischen Weltbild auf, welches sich<br />

Muster be<strong>die</strong>nt, <strong>die</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Mathematik gedrillt wer<strong>de</strong>n. Daher s<strong>in</strong>d <strong>die</strong>se veralteten Denkmo<strong>de</strong>lle<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re bei religiösen Menschen und durch <strong>die</strong> Mathematik geprägten Technikern und Ingenieuren so beliebt.<br />

Hier gilt z.B. das „Tertium non datur“ (T.N.D.), <strong>de</strong>r Satz vom ausgeschlossenen Dritten“. Es <strong>die</strong>nt <strong>de</strong>r<br />

Komplexitätsreduktion <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Raum aller Möglichen Komb<strong>in</strong>ationen von Logiken. „M<strong>in</strong>us“ mal „M<strong>in</strong>us“ gibt „Plus“:<br />

„E<strong>in</strong> (nicht nicht) rotes Auto ist wie<strong>de</strong>r rot!“. Lei<strong>de</strong>r falsch. E<strong>in</strong> (nicht rotes) Auto kann grün o<strong>de</strong>r gelb se<strong>in</strong>, und e<strong>in</strong><br />

(nicht (grün o<strong>de</strong>r gelbes)) Auto kann blau se<strong>in</strong>. Je nach<strong>de</strong>m, welches „mentale Mo<strong>de</strong>ll“ man beim Denken zugrun<strong>de</strong><br />

legt, wovon man geprägt wur<strong>de</strong>, so kommt Mensch bei gleichen Sachverhalten zu völlig an<strong>de</strong>ren Schlüssen,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re bei hochkomplexen Denkprozessen. So gel<strong>in</strong>gt es Heerschaaren von Ingenieuren oftmals nicht, ihren<br />

„kollektiven Irrtümern“ im Denken zu entkommen. „Denk doch mal logisch!“ - E<strong>in</strong> häufiges Zitat gegenüber ihren<br />

Ehefrauen, wie ich beobachten konnte. Tatsächlich beschreibt Mathematik nur e<strong>in</strong>e w<strong>in</strong>zige Untermenge aller Logiken,<br />

welche <strong>in</strong> <strong>de</strong>r sprachlichen Logik Platz f<strong>in</strong><strong>de</strong>n, weil <strong>die</strong> Sprache <strong>die</strong> Mathematik <strong>de</strong>f<strong>in</strong>iert, nicht <strong>die</strong> Mathematik <strong>die</strong><br />

Sprache, wie es se<strong>in</strong>erzeit Frege mit se<strong>in</strong>er „Begriffsschrift“ versucht hat, siehe http://www.littleidiot.<strong>de</strong>/teambild<strong>in</strong>g/UnterlogikenDerSprache.pdf<br />

Wer <strong>de</strong>m T.N.D. entkommen möchte, muss sich zwangsläufig mit<br />

Brouwers „Intuitionistischen Logik“ beschäftigen und im Grund alles nochmals durch<strong>de</strong>nken.<br />

Rekursive Def<strong>in</strong>itionen, wie sie <strong>die</strong> <strong>Kybernetik</strong> haufenweise liefert, z.B. wo Ursache und Wirkung sich gegenseitig<br />

abwechseln, können Menschen mit mathematischer Bildung e<strong>in</strong>fach nicht <strong>de</strong>nken, wie z.B. <strong>die</strong>se hier: „Um Sprache zu<br />

verstehen, muß man Sprache verstan<strong>de</strong>n haben!“. Auch hier scheuen Mathematiker rekursive Def<strong>in</strong>itionen, wegen <strong>de</strong>r<br />

stark ansteigen<strong>de</strong>n Komplexität.<br />

Ich möchte hier e<strong>in</strong>mal ganz bewußt e<strong>in</strong>mal an e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen Beispiel <strong>de</strong>monstrieren, was passiert, wenn man<br />

e<strong>in</strong>fach mal e<strong>in</strong>en neuen, verän<strong>de</strong>rten Kontext erschafft, welcher dann <strong>die</strong> gedankliche Ordnung <strong>de</strong>r meisten Menschen,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>rjenigen, <strong>die</strong> sich dadurch, daß sie vornehmlich <strong>de</strong>n geistig stark e<strong>in</strong>schränken<strong>de</strong>n Denklogiken <strong>de</strong>r


Mathematik mit <strong>de</strong>m T.N.D. folgen „versaut“, bzw. selber geistig kastriert haben, sprengt:<br />

„E<strong>in</strong>en recht komplexen Zirkel erhalte ich, wenn ich mit e<strong>in</strong>er Witwe verheirat b<strong>in</strong>, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e erwachsene Tochter<br />

hat. Me<strong>in</strong> Vater, <strong>de</strong>r uns oft besuchte, verliebte sich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>e Stieftochter und heiratete sie; dadurch wur<strong>de</strong> me<strong>in</strong><br />

Vater me<strong>in</strong> Schwiegersohn und me<strong>in</strong>e Stieftochter me<strong>in</strong>e Mutter. E<strong>in</strong>ige Zeit darauf schenkte mir me<strong>in</strong>e Frau e<strong>in</strong>en<br />

Sohn, welcher <strong>de</strong>r Schwager me<strong>in</strong>es Vaters und somit me<strong>in</strong> Onkel wur<strong>de</strong>. Die Frau me<strong>in</strong>es Vaters, also me<strong>in</strong>e<br />

Stieftochter, bekam auch e<strong>in</strong>en Sohn. Dadurch erhielt ich e<strong>in</strong>en Bru<strong>de</strong>r und gleichzeitig e<strong>in</strong>en Enkel. Me<strong>in</strong>e Frau<br />

ist me<strong>in</strong>e Großmutter, da sie ja <strong>die</strong> Mutter me<strong>in</strong>er Stiefmutter ist. Ich b<strong>in</strong> also <strong>de</strong>r Mann me<strong>in</strong>er Frau und<br />

gleichzeitig <strong>de</strong>r Stiefenkel me<strong>in</strong>er Frau – mit an<strong>de</strong>ren Worten – „Ich b<strong>in</strong> me<strong>in</strong> eigener Großvater!“<br />

Was lehrt uns <strong>die</strong>se Geschichte? Es läßt sich immer e<strong>in</strong> situativer Kontext <strong>de</strong>r Wirklichkeit mit verän<strong>de</strong>rten,<br />

„impliziten Logiken“ f<strong>in</strong><strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r „konstruieren“, wo unsere bisherige, gedankliche Ordnung nicht mehr<br />

anwendbar ist, bzw. wo man gezwungen wird, <strong>die</strong>se aufzugeben. Witzig an <strong>die</strong>sem Beispiel ist, daß sich zyklische<br />

Logiken ergeben, auch „unendlicher Regress“ genannt. Die <strong>die</strong> ansonsten klare, hierarchische Baumstruktur von<br />

Großeltern, Eltern, K<strong>in</strong><strong>de</strong>r, Enkel, Urenkel, ... wird völlig über <strong>de</strong>n Haufen geworfen. Spätestens an <strong>die</strong>ser Stelle<br />

„empf<strong>in</strong><strong>de</strong>t“ Mensch <strong>de</strong>n Sachverhalt als „komplex“ und <strong>in</strong>st<strong>in</strong>ktiv sucht er <strong>die</strong> Verwicklungen <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Kontexten zu<br />

mei<strong>de</strong>n („Pr<strong>in</strong>zip <strong>de</strong>r Energie-M<strong>in</strong>imierung“, KISS (Keep It Simple Stupid) – Denken strengt an!). Siehe auch <strong>de</strong>n<br />

Philosophen Hei<strong>de</strong>gger: „Das <strong>de</strong>nken <strong>de</strong>nkt sich selbst!“, womit er <strong>die</strong> „Hirnwichser“ („m<strong>in</strong>dfuck, bra<strong>in</strong>fuck“), <strong>die</strong><br />

sog. „<strong>in</strong>tellektuelle Elite“ im 3. Reich „abgeschossen“ hat, sodaß <strong>die</strong>se nur noch mit sich selber beschäftigt waren<br />

(Beziehung Hei<strong>de</strong>gger / Hannah Arendt). Wer sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Denken an mathematischen Regelwerken orientiert, hat<br />

mit <strong>de</strong>r Aufhebung <strong>de</strong>s „tertium non datur“, z.B. bei <strong>de</strong>r doppelten Verne<strong>in</strong>ung, z.B. beim Flirten, und auch mit <strong>de</strong>r sog.<br />

„weiblichen Logik“ e<strong>in</strong>ige Denkprobleme:<br />

Er: „Liebl<strong>in</strong>g, hast Du Lust!“ - Sie, erwartungsvoll ob <strong>de</strong>r Überraschungen, <strong>die</strong> er sich vielleicht e<strong>in</strong>fallen läßt: „Ich<br />

habe nicht nicht Lust!“ - Er: „Kannst Du niemals dich klar äußern?“<br />

Das „nicht nicht“ be<strong>de</strong>utet nach weiblicher Logik e<strong>in</strong> „vielleicht“, weil es <strong>de</strong>n Satz vom ausgeschlossenen Dritten<br />

aufhebt, und somit viel mehr Möglichkeiten <strong>de</strong>ssen, was passieren kann, zuläßt. Wer z.B. nicht gerne flirtet, ist<br />

Anhänger <strong>de</strong>r mathematischen Denkstrukturen mit <strong>de</strong>m T.N.D. und neigt dazu, <strong>die</strong> tatsächliche Komplexität <strong>de</strong>r Welt<br />

durch <strong>die</strong> Anwendung von „vere<strong>in</strong>fachen<strong>de</strong>n Pr<strong>in</strong>zipien“ bewältigen zu wollen und folgt somit gerne irgendwelchen<br />

Theorien, Mo<strong>de</strong>llen, Mo<strong>de</strong>llen, <strong>die</strong> auf Mo<strong>de</strong>llen aufbauen, welche jedoch auch nur bei bestimmten Handlungslogiken<br />

und auch dann nur <strong>in</strong> bestimmten, situativen Kontexten anwendbar s<strong>in</strong>d. Aus Bequemlichkeit wird dann oft nicht<br />

geprüft, ob <strong>die</strong>s so zulässig ist:<br />

„Wieviele Fälle, Variablen und Situationen man auch untersucht, meistens han<strong>de</strong>lt es sich nur um e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en<br />

Teil sämtlicher Möglichkeiten. Das hat zur Folge, dass man nicht von <strong>de</strong>r allgeme<strong>in</strong>en Geltung <strong>de</strong>ssen ausgehen<br />

kann, was man festgestellt hat, son<strong>de</strong>rn <strong>die</strong> Geltung von Fall zu Fall prüfen muss“ FOPPA 1986, S. 151 über das<br />

„Traditonelle Induktionsproblem“<br />

Durch <strong>die</strong> Mathematik und ihre stark begrenzen<strong>de</strong>n Denklogiken o<strong>de</strong>r durch Religion und ihre dauern<strong>de</strong>n Gleichnisse<br />

geprägte Menschen haben noch e<strong>in</strong> weiteres Problem, z.B. mit <strong>de</strong>m „Modus tollendo tollens“, bzw. <strong>de</strong>m „Modus<br />

Barbara“: „Im W<strong>in</strong>ter schneit es, und wenn es schneit, ist W<strong>in</strong>ter“ - e<strong>in</strong>e klare Aussage. „Wenn es regnet ist <strong>die</strong> Straße<br />

naß, und wenn <strong>die</strong> Straße naß wird, regnet es!“ Ebenso kann e<strong>in</strong>e nasse Straße durch <strong>die</strong> Straßenkehrmasch<strong>in</strong>e<br />

verursacht se<strong>in</strong>. William Ross Ashby, Psychologe und <strong>Kybernetik</strong>er hat hierzu das „law of requisite variety“ aufgestellt,<br />

welches besagt, dass man mit „vere<strong>in</strong>fachen<strong>de</strong>n Denkmo<strong>de</strong>llen“ nicht <strong>die</strong> Komplexität <strong>de</strong>r Wirklichkeit bewältigen<br />

kann. Hierzu bedarf es schon e<strong>in</strong>es Mo<strong>de</strong>lls, welches m<strong>in</strong><strong>de</strong>stens so komplex, wie <strong>die</strong> Sachverhalte <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Wirklichkeit<br />

ist. Überall <strong>in</strong> Unternehmen an <strong>de</strong>n Schlüsselpositionen sitzen Menschen mit klassisch mathematischen, hierarchischen,<br />

nichtrekursiven Denkstrukturen - Mathematiker, Ingenieure, Psychologen, Wissenschaftler, Betriebswirtschaftler,<br />

Philosophen, <strong>die</strong> gewissen D<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>fach nicht <strong>de</strong>nken können, <strong>die</strong> z.B. <strong>die</strong> Geschichte, wo jemand se<strong>in</strong> eigener<br />

Großvater ist (nur e<strong>in</strong> stark vere<strong>in</strong>fachtes Beispiel). Hierzu bedarf es auch <strong>de</strong>r sauberen Trennung <strong>de</strong>r „impliziten<br />

Logik“ <strong>de</strong>s situativen Kontextes“ von <strong>de</strong>n Handlungslogiken, siehe Dekonstruktion: http://www.littleidiot.<strong>de</strong>/teambuild<strong>in</strong>g/AnleitungZurDekonstruktion.pdf<br />

Mathematik gilt als „erkenntnistheoretisch geschlossen“, <strong>die</strong> Welt jedoch ist es nicht, siehe Gö<strong>de</strong>ls<br />

„Unvollständigkeitsaxiom“. Wer also daran glaubt, daß <strong>die</strong> ständige und ausschließliche Anwendung <strong>de</strong>r Mathematik<br />

und mathematischen Logik uns irgendwie weiterbr<strong>in</strong>gt br<strong>in</strong>gt im Leben, z.B. bei <strong>de</strong>r Analyse von Problemen und <strong>de</strong>ren<br />

Lösung, <strong>de</strong>r irrt gewaltig. Mathematik als w<strong>in</strong>zige Untermenge <strong>de</strong>r gesamten sprachlichen Logiken (siehe<br />

http://www.little-idiot.<strong>de</strong>/teambuild<strong>in</strong>g/UnterLogikenDerSprache.pdf ist etwas für geistige Selbstkastraten, <strong>die</strong> dazu<br />

neigen, <strong>die</strong> tatsächliche Komplexität <strong>de</strong>r Welt <strong>in</strong> ihrer stark vere<strong>in</strong>fachen<strong>de</strong>n, gedanklichen Vorstellung bewältigen zu<br />

wollen.<br />

Ohne exakte Kenntnis <strong>de</strong>r Grundlagen <strong>de</strong>r Mathematik und mathematischen Logik jedoch kommt man auch nicht<br />

weiter im Leben. Wir leben halt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er technisierten Welt, welcher <strong>die</strong> Denklogiken <strong>de</strong>r Mathematik zugrun<strong>de</strong> liegen.<br />

„Intuitionistische Logik“ von Brouwer und „Temporale Logik“ s<strong>in</strong>d Logik-Arten, <strong>die</strong> <strong>de</strong>r Wirklichkeit schon viel näher<br />

kommen. Mit folgen<strong>de</strong>r Aufgabe haben z.B. <strong>Kybernetik</strong>er bzw. rekursiv <strong>de</strong>nken<strong>de</strong> Menschen ke<strong>in</strong> Problem:


Türme von Hanoi: Vor je<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r drei Stapel sitzt e<strong>in</strong>e Person, <strong>die</strong> umschichtet. Aufgabe ist es, e<strong>in</strong>e kurze,<br />

sprachlich präzise Arbeitsanweisung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Satz zu formulieren, <strong>die</strong> für alle drei gleichermaßen gilt, und wonach<br />

sich automatisch e<strong>in</strong> Algorithmus ergibt, sodaß <strong>die</strong> Scheibchen <strong>in</strong> <strong>de</strong>r kürztmöglichen Folge von Stapel A nach C<br />

umgeschichtet wer<strong>de</strong>n können.<br />

Wer <strong>die</strong>se Aufgabe locker lösen kann, besitzt <strong>die</strong> für <strong>die</strong> für Steigerung von Effizienz, also <strong>de</strong>r Reduktion von<br />

Komplexität <strong>in</strong> Unternehmen, nötigen Denkstrukturen. Obige, hierarchische und nichtrekursive Denkstrukturen s<strong>in</strong>d <strong>die</strong><br />

Ursache für das häufige Dilemma <strong>in</strong>effizienter Prozesse <strong>in</strong> Unternehmen, wo <strong>die</strong> organisatorische „Ordnung“ völlig<br />

entgegengesetzt zur Wirklichkeit steht: „Der Deutsche zerfällt <strong>in</strong> drei Teile: Ich, Über-Ich, Unter-Mir“, und <strong>de</strong>rjenige,<br />

<strong>de</strong>r tatsächlich „weiß“, hat oft nichts zu sagen.<br />

Literaturangaben:<br />

Foerster, He<strong>in</strong>z von (1993). „Wissen und Gewissen“. Versuch e<strong>in</strong>er Brücke. Schmidt, Siegfried J. (Hg.). Frankfurt am<br />

Ma<strong>in</strong>: Suhrkamp Verlag (Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 876)<br />

Foerster, He<strong>in</strong>z von; Pörksen, Bernhard (1998). „Wahrheit ist <strong>die</strong> Erf<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>es Lügners“. Gespräche für Skeptiker.<br />

Hei<strong>de</strong>lberg: Carl-Auer-Systeme.<br />

Foerster, He<strong>in</strong>z von (1999). „Sicht und E<strong>in</strong>sicht“. Versuche zu e<strong>in</strong>er operativen Erkenntnistheorie. Hei<strong>de</strong>lberg: Carl-<br />

Auer-Systeme.<br />

Foerster, He<strong>in</strong>z von; Pörksen, Bernhard (2002). „Die Gewissheit <strong>de</strong>r Ungewissheit“. Gespräche zum Konstruktivismus.<br />

Hei<strong>de</strong>lberg: Carl-Auer-Systeme.<br />

Herrmann Haken, Synergetik: „Die Lehre vom Zusammenwirken“<br />

An<strong>de</strong>rson 1996: „Logisches Denken und Entscheidungsf<strong>in</strong>dung“<br />

Varela, Umberto R. Maturana: „Baum <strong>de</strong>r Erkenntnis“<br />

Ludwig von Bertalanffy: „General System Theory“<br />

W.R. Ashby. „Introduction <strong>in</strong>to Cybernetics“ http://www.little-idiot.<strong>de</strong>/teambuild<strong>in</strong>g/IntroCyb.pdf<br />

Der K<strong>in</strong>o – Film „Bleep“ - „What the Bleep do we know“ - siehe http://www.bleep.<strong>de</strong><br />

http://www.little-idiot.<strong>de</strong>/teambuild<strong>in</strong>g/<strong>Kybernetik</strong>GesetzeDerNetze.pdf<br />

Dieser Beitrag ist unter http://www.little-idiot.<strong>de</strong>/teambuild<strong>in</strong>g/E<strong>in</strong>fuehrung<strong>Kybernetik</strong>.pdf nachlesbar.<br />

Mit freundlichen Grüßen, Guido Stepken<br />

„Was nicht auf e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Manuskriptseite zusammengefaßt wer<strong>de</strong>n kann, ist we<strong>de</strong>r durchdacht, noch<br />

entscheidungsreif.” (Dwight David Eisenhower, 34. Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r USA 1953-1961; *14.10.1890, † 1969)

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