THE NEW INSIDER No. XXII, Februar 2021 #451

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TITELSTORY Was geht eigentlich vor sich im sogenannten Iduna Hochhaus? Unsere Redaktion hat sich auf Spurensuche begeben – und dabei einige Secrets des grauen Betonriesen ans Licht gebracht. Doch der Reihe nach: Der 65 Meter hohe Wohnturm, der 1974 fertiggestellt wurde, gehört seit Jahrzehnten zu den Wahrzeichen der Stadt. Beliebt ist er deshalb noch lange nicht – von vielen wird er vielmehr als „Schandfleck“ bezeichnet. Es kursieren etliche Mythen über Brandstiftungen, Suizidfälle, Prostitution oder Drogendelikte, die immer mal wieder für Gesprächsstoff sorgten. Fakt ist: Das Iduna Hochhaus bleibt für viele ein Mysterium, denn wie es darin wirklich aussieht, wissen nur Bewohner und deren Besucher. Uns wurden nun exklusive Einblicke gewährt, fünf Bewohner sprachen mit TNI über ihre persönlichen Erfahrungen mit Vorurteilen und skurrilen Stories. INSIDE Exklusive Einblicke ins größte Wohnhaus der City Eine dieser Geschichten, die wirklich passiert sind: 2010 fielen in dem 21-stöckigen Gebäude gleich beide Fahrstühle zeitgleich aus. Schuld war ein Rohrbruch – ausgerechnet am zweiten Weihnachtstag. Unmengen Wasser flossen von oben in den eiskalten Fahrstuhlschacht. Die Folge: Dicke Eispanzer blockierten die gesamte Fahrstuhltechnik. Bis zum 10. Januar mussten sämtliche Bewohner der insgesamt 128 Wohnparteien die Treppe benutzen – oder in ihrer Wohnung verharren. Wer im 18. Stock lebte, musste gleich 304 Stufen bewältigen. Diese Geschichte erzählt uns Hausmeister Markus Recker, der seit 2014 selbst Wohnungseigentümer und Bewohner im Osnabrücker „Skyscraper“ ist. „Das war zwar vor meiner Zeit, dennoch gibt es genug Geschichten, die man mal gehört hat und nicht wieder vergisst.“ Markus & Elke Recker SCHLECHTER RUF IST VERGANGENHEIT Dass das Iduna Hochhaus immer mal wieder negativ in den Medien dargestellt wird, ist 6 Anzeigensonderteil der verantwortlichen Wohnungs- und Verwaltungsgesellschaft Petersson ein Dorn im Auge. Geschäftsführer Ulf Bunselmeyer: „Es ist schade, dass dem Iduna Hochhaus noch immer ein negativer Ruf nachhängt. Das alles ist heutzutage keinesfalls mehr zutreffend. Geschichten über Drogen, Gewalt und das Rotlichtgewerbe gehören der Vergangenheit an.“ Die Ursache damaliger Probleme lag wohl auch darin, dass die alte Hausverwaltung vor 14 Jahren in Bielefeld ansässig war. Nur äußerst selten kümmerte man sich um die Belange der Bewohner vor Ort. Als die WVG Petersson das Hochhaus übernahm, änderte sich vieles. „Heute sind die Wohnungseigentümer meist selbst Osnabrücker, der Hausmeister ständig vor Ort und auch wir kontrollieren regelmäßig, dass alles in Ordnung ist.“ Mittlerweile ist wenig bis gar kein Leerstand zu verzeichnen und freie Wohnungen werden schnell neu vergeben, falls doch mal jemand auszieht. Es finden zudem immer wieder Wartungsarbeiten, Sanierungen von technischen Anlagen und Säuberungs- sowie Streichaktionen in den Fluren und Gängen statt. Erst kürzlich wurden zudem Fenster und Türen ausgetauscht und die Außenfassade saniert. „Das Gesamtpaket des Hauses ist einfach besser geworden“, so Bunselmeyer. Das stillgelegte Schwimmbad Die Sauna im 20. Stock (nicht mehr in Betrieb) IDUNA HOCHHAUS APRILSCHERZ MIT FOLGEN Auch Hausmeister Markus Recker und seine Frau fühlen sich längst heimisch im grauen Riesen. Sie leben gerne am Erich-Maria-Remarque-Ring, da sie besonders die zentrale Lage schätzen. Zu ihren Nachbarn pflegen sie guten Kontakt, zu Unstimmigkeiten komme es selten bis nie. Elke Recker: „Es hat definitiv ein Umdenken stattgefunden. Viele beneiden uns total um unsere gemütliche Wohnung mit tollem Blick auf die Hase“ (siehe nebenstehende Fotos). Gerüchte und Vorurteile gebe es immer, das sei aber normal bei derart vielen Menschen an einem Ort. Das wohl bekannteste Gerücht aus dem Jahr 2004, dass das Iduna Hochhaus schief stehe und über kurz oder lang umzukippen drohe, hält sich hartnäckig. „Susanne Meyer-Barlag, WVG Petersson: „Dieser Aprilscherz von damals begleitet uns noch heute bei Besichtigungen oder Verhandlungen mit Eigentümern. Viele Bewohner sind weiterhin beunruhigt und die Frage, ob und inwiefern Einsturzgefahr besteht, kommt immer wieder.“ MYTHOS SCHWIMMBAD Ein besonderes Highlight ist das seit vielen Jahren stillgelegte Schwimmbad im 20. Stockwerk des Iduna Hochhauses. Von hier aus hatten die Bewohner in den 70er und 80er Jahren einen atemberaubenden Blick auf die Stadt und konnten zum Relaxen sogar die Sauna besuchen. Eine Wiederaufnahme des Wellness-Betriebs sei laut Susanne Meyer-Barlag finanziell nicht zu stemmen, da in diesem Zuge Instandhaltungs- und Personalkosten entstehen würden, die wiederum zu Mieterhöhungen führen würden. Wie es sich im Iduna Hochhaus leben lässt, beantworteten uns vier Bewohner und eine Bewohnerin.
LOKAL TITELSTORY | REGIONAL Was sagen die Bewohner? JAN WOLTERING 4 1 Jahre Wie lange wohnst Du schon im Iduna Hochhause? Sechs Jahre Was gefällt Dir am besten? Das Gesamtpaket: Coole kleine Wohnungen mit Tiefgaragenplatz mitten in der Innenstadt. Hier hat man nicht nur alles im Blick, sondern ist auch innerhalb von ein paar Minuten überall. Ob Innenstadt, Bahnhof oder im Grünen. Wie ist Dein Verhältnis zu den Nachbarn? Sehr unterschiedlich, wie in vermutlich jeder Nachbarschaft, Die vom eigenen Flur sind cool, einige aus den anderen Etagen kennt man noch aber dann hörts irgendwann auch auf. Klar, Stinkstiefel gibt´s überall aber der Großteil hier ist echt ok und wer kann schon behaupten, dass jeder in seinem Viertel grüßt? Was ist das Skurrilste, das Dir passiert ist? Das war mit Sicherheit die Wohnung, die ich ungesehen und mit allen Aktiva und Passiva übernommen habe. Ich bin seitdem im Besitz einiger sehr skurriler Dinge. Benötigt noch jemand einen Turnbock, ein Intubationsbesteck, Modeschmuck oder eine Stundenplan-Plantafel? Mit welchen Vorurteilen wirst Du konfrontiert? Es ist nun mal so, dass das Haus 128 Parteien abdeckt – ergo passiert hier und wieder was, wie bspw. ein Küchenbrand. Das steht dann aber immer direkt im Fokus, geht durch die Medien und am Ende heißt es: „Da schon wieder!” Das ist der Nachteil an einem so prominenten Haus. Zudem ging aufgrund eines Aprilscherzes das Gerücht rum, dass der Turm schief stehe und bald umkippen würde. Ich kann an dieser Stelle aber beruhigen, wir kullern alle nicht aus den Betten und Drogen oder horizontale Dienstleistungen verkaufen wir auch nicht! Aber wir haben ein Schwimmbad im 19. Stock, wenn auch leider stillgelegt. 6. E tage Zahlen & Fakten THOMAS HODAL 44 Jahre 1 3. E tage Wie lange wohnst Du schon im Iduna Hochhaus? Ich bin im Juni 2019 wegen meines neuen Jobs in der Nähe von Osnabrück umgezogen. Was gefällt Dir am besten? Die Höhe des Gebäudes und Übersicht über Osnabrück. Es herrscht eine freundliche Atmosphäre. Als Ausländer und „Neuer“ in der Stadt erkenne ich die Freundlichkeit der Nachbarn und des Hausmeisters an. Was ist das Skurrilste, das Dir passiert ist? Eines Abends um 19 Uhr klingelte jemand an der Tür und Architekt: Rolf Bohl Fertigstellung: 1974 Höhe: 65 Meter Stockwerke: 21 Bewohnte Etagen: 18 Wohnungen: 128 Wohngrößen: 50 m² bis 75 m² Penthousewohnung: 4 à ca. 120 m² Mietpreise: Auf allen Etagen am Mietpreisspiegel angelehnt Auslegung: Süden Barrierefrei ich habe meinen Vermieter nicht erkannt. Seitdem sehen wir uns an verschiedenen Orten, zum Beispiel beim Tennisspielen mit meinem Kollegen. Mit welchen Vorurteilen wirst Du konfrontiert? Ich bin nicht mit irgendwelchen Vorurteilen konfrontiert worden. 19 Jahre 17. E tage KATHARINA KLEMME Wie lange wohnst du schon im Iduna Hochhaus? Ich wohne seit meinem Studium 2019 im Iduna Hochhaus. Das Treppenhaus wird kaum genutzt Die Flure im Hochhaus Der Eingangsbereich mit Blick auf die Fahrstühle Anzeigensonderteil 7
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