08.02.2021 Aufrufe

Japan: Entdecken. Erleben. Einsteigen.

Japan: Ein Land voller Schönheit. Japaner: Menschen, deren Ideal ein Leben in harmonischen Beziehungen ist. Trotzdem kennen die wenigsten Japaner ihren Schöpfer. Viele leiden unter den hohen Erwartungen von Familie und Gesellschaft. Die Suizidrate ist eine der höchsten weltweit und seit Corona weiter am Steigen. Dieses Magazin gibt Einblicke in die Schönheit Japans, aber auch in die Nöte des Landes. Es stellt verschiedene Arbeitszweige von OMF, der größten protestantischen Mission in Japan, vor. Das neue Ostasiens Millionen Magazin von OMF Deutschland.

Japan: Ein Land voller Schönheit. Japaner: Menschen, deren Ideal ein Leben in harmonischen Beziehungen ist.

Trotzdem kennen die wenigsten Japaner ihren Schöpfer. Viele leiden unter den hohen Erwartungen von Familie und Gesellschaft. Die Suizidrate ist eine der höchsten weltweit und seit Corona weiter am Steigen.

Dieses Magazin gibt Einblicke in die Schönheit Japans, aber auch in die Nöte des Landes. Es stellt verschiedene Arbeitszweige von OMF, der größten protestantischen Mission in Japan, vor.

Das neue Ostasiens Millionen Magazin von OMF Deutschland.

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OSTASIENS MILLIONEN<br />

MAGAZIN<br />

<strong>Entdecken</strong>. <strong>Erleben</strong>. <strong>Einsteigen</strong>.<br />

JAPAN<br />

www.omf.de


magazin:editorial<br />

magazin:editorial<br />

<strong>Entdecken</strong><br />

<strong>Japan</strong> kennenlernen. Hintergründe<br />

aus Gesellschaft,<br />

Kultur und Religion.<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Wir freuen uns, euch das erste „OAM Magazin“ vorstellen<br />

zu dürfen. Dreimal im Jahr werden wir ausführlich<br />

über eines unserer Einsatzländer, eine Religion<br />

oder ein relevantes Thema aus Ostasien berichten.<br />

In dieser Ausgabe stellen wir euch <strong>Japan</strong> vor, das unserer<br />

Familie in 16 Jahren Missionsarbeit zur zweiten<br />

Heimat wurde.<br />

<strong>Erleben</strong><br />

<strong>Japan</strong> erleben. Lebendige<br />

Einblicke durch Berichte<br />

und Erlebnisse.<br />

Oft kam uns Unverständnis entgegen, wenn wir erwähnten,<br />

dass wir als Missionare in <strong>Japan</strong> arbeiten.<br />

<strong>Japan</strong> sei doch ein reiches Land, die Menschen lebten<br />

in Harmonie zusammen, seien ehrlich und fleißig.<br />

Das stimmt. Trotzdem kennen die wenigsten <strong>Japan</strong>er ihren Schöpfer. Viele leiden<br />

unter den hohen Erwartungen von Familie und Gesellschaft. Die Suizidrate ist<br />

eine der höchsten weltweit und seit Corona weiter am Steigen.<br />

<strong>Einsteigen</strong><br />

Werde aktiv. Hole <strong>Japan</strong><br />

zu dir nach Hause oder in<br />

deine Gemeinde und sei<br />

Teil von Mission.<br />

Dieses Magazin gibt Einblicke in die Schönheit <strong>Japan</strong>s, aber auch in die Nöte des<br />

Landes. Es stellt verschiedene Arbeitszweige von OMF, der größten protestantischen<br />

Mission in <strong>Japan</strong>, vor.<br />

Lasst euch durch die Artikel dazu inspirieren, für die wertvollen Menschen im<br />

Land der aufgehenden Sonne zu beten.<br />

Yoroshiku onegaishimasu („Wir bitten um euer Wohlwollen“)!<br />

Armin & Heike Messer<br />

Missionsleiter von OMF Deutschland<br />

4 Land der aufgehenden<br />

Sonne<br />

8 Was ich an <strong>Japan</strong> liebe<br />

9 Herausforderungen der<br />

japanischen Gesellschaft<br />

12 Vorstellung von OMF <strong>Japan</strong><br />

14 Manga und Anime<br />

16 Gemeindebau im ländlichen<br />

<strong>Japan</strong> und in der Großstadt<br />

18 Kochrezept: Foto-Story<br />

20 <strong>Japan</strong>er wegen Corona in<br />

Deutschland gestrandet<br />

22 Mit Studenten über den<br />

Glauben reden<br />

24 Gottes Timing im Schnee<br />

26 Wenn Ungleiche die gleiche<br />

Sprache lernen<br />

28 <strong>Einsteigen</strong> (Aktiv werden)<br />

2 3


magazin:entdecken<br />

magazin:entdecken<br />

LAND<br />

der aufgehenden<br />

SONNE<br />

126 Millionen Menschen, davon 99%<br />

<strong>Japan</strong>er, leben auf einem sehr „bewegten“<br />

Archipel, denn unterhalb<br />

der 6800 Inseln treffen vier Erdplatten<br />

aufeinander.<br />

Die größten Inseln sind Hokkaido,<br />

Honshu, Shikoku und Kyushu. Der<br />

Großraum Tokio-Yokohama bildet<br />

die größte Metropolregion der Welt.<br />

Mit über 38 Millionen Einwohnern<br />

besitzt die Region eine höhere Bevölkerung<br />

als 150 andere Länder! Die<br />

Urbanisierung nimmt stetig zu (91 %).<br />

<strong>Japan</strong> hat eine Nord-Süd Ausdehnung<br />

von fast 3.000 km und eine Ost-West<br />

Ausdehnung von etwa 2.400 km. Damit<br />

einher gehen enorme Temperaturunterschiede.<br />

Der Norden ist von<br />

kurzen Sommern und harten, langen<br />

Wintern geprägt. Weiter südlich dominieren<br />

feucht-heiße Sommer mit<br />

eher milden Wintern.<br />

<strong>Japan</strong>ischer Religionsmix<br />

Im Lebenszyklus der <strong>Japan</strong>er stehen<br />

je nach Anlass verschiedene Religionen<br />

zur Auswahl: Traditionell steht<br />

die Kindheit im Zeichen des Shintoismus,<br />

die Heirat wird oftmals christlich<br />

bzw. „westlich“ vollzogen. Alles,<br />

was mit Tod und Ahnenverehrung zu<br />

tun hat, fällt unter den Buddhismus.<br />

Die meisten <strong>Japan</strong>er würden sich sowohl<br />

als Shintoisten (90%) als auch als<br />

Buddhisten (85%) bezeichnen. Auch<br />

neue Religionen und Sekten genießen<br />

eine hohe Beliebtheit (24%). Das<br />

Christentum fällt dabei mit weniger<br />

als 1% kaum ins Gewicht. Als Gesellschaftslehre<br />

und Sozialethik hat der<br />

Konfuzianismus großen Einfluss.<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

1. Hokkaido<br />

Sapporo<br />

2. Tohoku<br />

Sendai<br />

3. Kanto<br />

Tokio<br />

4 5


magazin:entdecken<br />

magazin:entdecken<br />

GESCHICHTLICHE ECKPUNKTE<br />

7. Jh. v.Chr.: Erster Tenno (Kaiser), erster verbürgter Austausch mit China<br />

5. Jh. n.Chr.: Einführung der chinesischen Schriftzeichen<br />

6.-7. Jh. n.Chr.: Einführung des Buddhismus, Ausbildung des ersten Staatsbuddhismus<br />

12. Jh. n.Chr.: Shogune (militärische Anführer aus dem Kriegeradel der<br />

Samurai) kommen an die Macht. Der Einfluss des Kaisers wird<br />

auf zeremonielle Funktionen begrenzt. Kunst, Malerei, Poesie,<br />

Theater und Gartendesign erleben eine Blütezeit.<br />

1549 n.Chr.: Portugiesische Handelsflotten erreichen <strong>Japan</strong>, darunter der<br />

Jesuitenpater Francis Xavier. Dank der Unterstützung der Shogune<br />

macht die katholische Missionsarbeit rasche Fortschritte.<br />

1614 – 1873: Das Christentum wird verboten, japanische Christen sind<br />

härtesten Verfolgungen ausgesetzt. Das Land riegelt sich von der<br />

Außenwelt ab. Im Buch „Silence“ von Shusaku Endo, 2016 verfilmt<br />

von Martin Scorsese, wird diese Zeit beschrieben.<br />

1854: Die USA zwingen <strong>Japan</strong> zur Öffnung nach außen.<br />

1916-1918: <strong>Japan</strong> kämpft auf der Seite der Alliierten.<br />

1939-1945: <strong>Japan</strong> kämpft an der Seite Deutschlands und Italiens<br />

(sog. „Achsenmächte“).<br />

1945 bis heute Nach dem Krieg wird <strong>Japan</strong> entmilitarisiert. Bis heute hat das<br />

Land seine Kriegsverbrechen nicht aufgearbeitet.<br />

WAS IST KONFUZIANISMUS<br />

Der Konfuzianismus ist eine Staats- und Sittenlehre,<br />

die nach moralischer Vervollkommnung<br />

des Einzelnen und kollektiver Harmonie<br />

durch klare Hierarchien strebt. Seine Tugenden<br />

spielen sich vor allem in fünf Beziehungsebenen<br />

ab: Respekt der Kinder gegenüber ihren<br />

Eltern, der Untergebenen gegenüber den<br />

Herrschern sowie zwischen Geschwistern,<br />

Eheleuten und Freunden.<br />

Seit 1955 sind die politischen Machtverhältnisse unverändert,<br />

die liberaldemokratische Partei (Jiminto) stellt seitdem die Regierung,<br />

mit nur einer kurzen Unterbrechung.<br />

Am 1. Mai 2019 begann mit dem neuen Kaiser Naruhito eine<br />

neue Zeitrechnung.<br />

15° 30° 45°<br />

Das Jahr 2021 ist das Jahr 3 der Reiwa („schöne Harmonie“)-Periode. Heute steckt die<br />

Nummer drei der Weltwirtschaft in der schwersten Krise der Nachkriegszeit. Die Rezession<br />

wird durch die Folgen der Corona-Krise weiter verschärft.<br />

Es bleibt zu hoffen, dass <strong>Japan</strong> auch durch die Olympiade neuen Aufschwung erlebt. Mögen<br />

außerdem viele <strong>Japan</strong>er durch Jesus in wahre “Harmonie” mit ihrem Schöpfer kommen.<br />

6<br />

Heike Messer<br />

Nicken Gruß Respekt<br />

7


magazin:erleben<br />

WAS ICH AN JAPAN LIEBE<br />

CHOUWA – HARMONIE<br />

„Es tut mir leid, dass ich Sie haben warten<br />

lassen“, entschuldigt sich die Kassiererin,<br />

wenn man an der Kasse Schlange<br />

gestanden hat. Höflich antwortet man:<br />

„Das macht doch nichts.“ So bleibt die<br />

Harmonie erhalten.<br />

„Entschuldigung, können Sie mir sagen,<br />

wo die Teelichter liegen?“ Sofort lässt die<br />

Verkäuferin, die gerade Waren auffüllt,<br />

alles stehen und liegen. „Bitte folgen Sie<br />

mir.“ Freundlich lächelnd führt sie mich<br />

zum richtigen Regal.<br />

„Sie möchten mehr Wasser? Kommt<br />

sofort.“ Trinkwasser wird in jedem<br />

Restaurant sofort serviert und<br />

gerne nachgeschenkt - kostenlos!<br />

Trinkgeld? Unbekannt - überall.<br />

„Einmal volltanken bitte.“ „Aber gerne.<br />

Darf ich den Aschenbecher leeren?“<br />

„Danke, das ist nicht nötig.“ Während<br />

das Benzin in den Tank plätschert, putzt<br />

der Angestellte schnell meine Windschutzscheibe.<br />

Freundliche, höfliche und hilfsbereite<br />

Mitmenschen; pünktliche, zuverlässige,<br />

saubere öffentliche Verkehrsmittel;<br />

ein exzellentes Gesundheitssystem;<br />

warme Sommer und goldene Herbstwochen<br />

in meiner Zweitheimat Hokkaido;<br />

köstliche Sushi; preiswerte Mittagsbuffets<br />

in Hotels; Thermalbäder<br />

zum Entspannen; Parks, Museen und<br />

Konzerte...<br />

Das Leben in <strong>Japan</strong> ist angenehm. Der<br />

Kunde ist König. Doch ich bin nicht in<br />

<strong>Japan</strong>, um bedient zu werden, sondern<br />

um zu dienen.<br />

Darum liebe ich es am meisten, wenn<br />

Menschen in <strong>Japan</strong> meinen Dienst annehmen<br />

und dadurch Jesus kennenlernen,<br />

den König, der ihnen dienen will.<br />

Beatrix Neblung ist im Gemeindeaufbau<br />

in Sapporo tätig.<br />

„Britische Frauen sind so fett - warum<br />

könnt ihr Briten nicht etwas gegen<br />

euer Fettleibigkeitsproblem tun?“<br />

Ich hatte keinen so direkten Kommentar<br />

von einem <strong>Japan</strong>er erwartet, den<br />

ich gerade kennengelernt hatte! Aber<br />

ich habe daraus eine wertvolle Lektion<br />

gelernt: Es kann unangenehm sein, die<br />

Ansichten anderer über die Probleme<br />

in der eigenen Kultur zu hören.<br />

Obwohl es in diesem Artikel um aktuelle<br />

Herausforderungen der japanischen<br />

Gesellschaft geht, möchte ich<br />

auch die vielen guten Dinge über <strong>Japan</strong><br />

wahrnehmen und anerkennen, dass<br />

auch unsere eigenen Kulturen Mängel<br />

haben.<br />

magazin:entdecken<br />

Herausforderungen<br />

der<br />

japanischen<br />

Gesellschaft<br />

8 9


magazin:entdecken<br />

magazin:entdecken<br />

Eine alternde Gesellschaft<br />

Ein Drittel der japanischen Bevölkerung<br />

ist über 65 Jahre alt. Vermutlich<br />

gibt es in keinem anderen Land<br />

der Welt einen höheren Anteil. Er<br />

nimmt zu, während die Bevölkerung<br />

<strong>Japan</strong>s abnimmt. Daraus resultieren<br />

gravierende Herausforderungen für<br />

die Wirtschaft, medizinische Einrichtungen<br />

und die junge Generation. Wie<br />

wird die Gesellschaft mit dem prognostizierten<br />

Verlust von 20% der Bevölkerung<br />

bis 2050 zurechtkommen?<br />

Die Christen versuchen, älteren Menschen,<br />

die sich isoliert oder allein fühlen,<br />

Hoffnung zu geben. Die Kirche<br />

sollte ein Zeugnis sein für den Wert<br />

von Ehe und Familie und gegen die<br />

Meinung, dass Erwachsene am besten<br />

viel Zeit in der Firma und wenig Zeit<br />

mit der Familie verbringen.<br />

Das Unternehmen zuerst<br />

Die langen Arbeitszeiten japanischer<br />

Unternehmen sind bekannt. Darüber<br />

hinaus kann die Loyalität, die von<br />

einer Person gegenüber ihrem Unternehmen<br />

erwartet wird, ihr Leben dominieren.<br />

Mitarbeiter können mit nur<br />

wenigen Wochen Vorlaufzeit aufgefordert<br />

werden, ihren Arbeitsplatz<br />

von einem Ende <strong>Japan</strong>s zum anderen<br />

zu verlegen. Einmal „Nein“ zu sagen,<br />

mag in Ordnung sein, aber zweimal<br />

könnte zu einem schlechten Ruf führen.<br />

Soll die Familie gemeinsam gehen,<br />

oder sollen sie getrennt leben?<br />

Viele Familien, vor allem mit Kindern,<br />

entscheiden sich für Letzteres.<br />

Es gibt anhaltende Spannungen zwischen<br />

denen, die das alte System und<br />

den wirtschaftlichen Wohlstand, den<br />

es <strong>Japan</strong> gebracht hat, schätzen, und<br />

denen, die ein Leben jenseits des Arbeitsplatzes<br />

suchen.<br />

Bete für Weisheit und Kreativität in<br />

den Kirchen, um Menschen zu erreichen,<br />

deren Zeit und Energie ganz<br />

der Arbeit gewidmet sind.<br />

Suizid<br />

Allein im Oktober 2020 starben mehr<br />

Menschen durch Selbstmord als seit<br />

Jahresbeginn durch COVID 19. Obwohl<br />

die Regierung Initiativen ergriffen<br />

hat, um die Situation zu verbessern,<br />

führen großer Druck und begrenzte<br />

therapeutische Möglichkeiten dazu,<br />

dass viele sich das Leben nehmen.<br />

Bete für Initiativen der Regierung<br />

und dafür, dass die Kirchen sichere<br />

Orte sind, an denen suizidgefährdete<br />

Menschen Hilfe und Unterstützung<br />

finden können.<br />

Gnade und Vergebung<br />

Die größte Herausforderung ist vielleicht,<br />

dass die Konzepte von Gnade<br />

und Vergebung in der japanischen Gesellschaft<br />

wenig ausgeprägt sind. Wie<br />

können Menschen etwas suchen, von<br />

dessen Existenz sie nicht wissen?<br />

Bete um offene Türen für das Evangelium,<br />

um Herzen, Kommunen und<br />

die Gesellschaft in <strong>Japan</strong> zu verändern.<br />

10<br />

11


magazin:entdecken<br />

magazin:entdecken<br />

OMF <strong>Japan</strong> wünscht sich, dass durch<br />

Gottes Gnade eine lebendige Kirche<br />

entsteht, die in jede einzelne Stadt und<br />

Gemeinde hineinwirkt!<br />

Da weniger als 1% der Bevölkerung<br />

Christen sind, ist das eine Langzeit-<br />

Vision. Wir arbeiten derzeit in drei<br />

Gebieten: im Raum Tokio, in der Region<br />

Tohoku im Norden der Hauptinsel<br />

Honshu und auf der nördlichen Insel<br />

Hokkaido. In den nächsten zehn Jahren<br />

setzen wir unsere Priorität auf das<br />

„Bauen für die nächste Generation“.<br />

Die Arbeit von OMF in <strong>Japan</strong><br />

Evangelisation fördern<br />

In den 1950er Jahren wurden jedes<br />

Jahr durchschnittlich 10,7 Menschen<br />

pro Gemeinde getauft. In den 1970er<br />

Jahren sank diese Zahl auf 2 Personen,<br />

2014 waren es nur noch 0,8 Getaufte<br />

pro Jahr, pro Gemeinde. Es gibt<br />

verschiedene Ursachen für den Rückgang,<br />

doch vor allem müssen Christen<br />

wieder mehr von ihrem Glauben weitererzählen.<br />

Deshalb entwickeln wir<br />

zurzeit gemeinsam mit japanischen<br />

Partnern eine Schulung in persönlicher<br />

Evangelisation und hoffen, sie ab<br />

dem Frühjahr 2021 einsetzen zu können.<br />

Wenn wir Menschen für Evangelisation<br />

mobilisieren können, wird das<br />

die nächste Generation aufbauen.<br />

Gemeinden gründen<br />

Es gibt einfach nicht genug Gemeinden<br />

in <strong>Japan</strong> - es müssten Tausende<br />

mehr sein! Deswegen setzt sich OMF<br />

für Gemeindebau ein, sowohl in Partnerschaft<br />

mit anderen Organisationen<br />

als auch mit reinen OMF-Teams. Dieses<br />

Jahr möchten wir unsere Strategien<br />

für Gemeindegründung neu bewerten<br />

und überdenken. Bete für uns,<br />

dass Gott uns leitet!<br />

Pastoren ausbilden<br />

Über 60 % der japanischen Pastoren<br />

sind älter als 60 Jahre! Dazu kommt: es<br />

gibt nicht genügend Theologiestudenten,<br />

die sie nach ihrem Ruhestand ersetzen<br />

könnten. Deswegen wollen wir<br />

uns stärker für die Ausbildung von<br />

Leitern der nächsten Generation einsetzen.<br />

Einige OMF-Mitarbeiter unterrichten<br />

Theologie.<br />

Andere halten in ihren Gemeinden<br />

oder unter Studenten die Augen offen<br />

nach jungen Leuten mit Potenzial<br />

für Leiterschaft oder hauptamtlichen<br />

Dienst und fördern sie in der Nachfolge<br />

Jesu. Wir fragen Gott: „Was sollen<br />

wir sonst noch tun?“<br />

Neue Missionsstrategien<br />

Studenten und Sportlern wollen wir<br />

helfen, in der Gesellschaft und ihrer<br />

Umgebung aktiv zu werden und Menschen<br />

zum Glauben zu führen.<br />

Wir sind dabei, ein „Missional Business“<br />

zu gründen, ein Unternehmen,<br />

das nach christlichen Werten geführt<br />

wird und in dem die Angestellten das<br />

Evangelium hören können.<br />

Ein Pilotprojekt lotet aus, wie wir ausländische<br />

Christen in unsere Arbeit<br />

einbinden können, die in ihrem säkularen<br />

Beruf arbeiten und dies mit<br />

Mission unter <strong>Japan</strong>ern kombinieren<br />

wollen.<br />

Ein letzter Bereich ist die Mobilisierung<br />

von Betern für neue Mitarbeiter<br />

für <strong>Japan</strong>. Wir sind überzeugt, dass<br />

<strong>Japan</strong> mehr Gebet und mehr Arbeiter<br />

braucht! Bis zum Jahr 2030 würden<br />

wir gerne von zurzeit 120 auf 300 Mitarbeiter<br />

wachsen, so Gott will.<br />

Chris Pain<br />

Chris Pain ist Missionsleiter von OMF<br />

<strong>Japan</strong> und verantwortlich für das Team<br />

von über 120 Missionaren. Er hat ein<br />

besonderes Anliegen für japanische Geschäftsleute.<br />

12<br />

13


magazin:entdecken<br />

magazin:entdecken<br />

14<br />

Mangas werden entsprechend<br />

der traditionellen<br />

japanischen Leserichtung<br />

von „hinten“ nach „vorne“<br />

und von rechts nach links<br />

gelesen.<br />

ANIME & MANGA<br />

Die Fans werden durch<br />

große Brüste und Höschenblitzer<br />

zufrieden gestellt.<br />

Dabei gelten diese<br />

Darstellungen nicht als<br />

Pornographie.<br />

Diese kunstvoll gezeichneten<br />

Bildergeschichten<br />

bieten nicht nur Einblicke<br />

in die Schönheit<br />

<strong>Japan</strong>s, sondern auch einen<br />

Einstieg in die sozialen<br />

Probleme des Landes.<br />

Sina Schönrank<br />

Sina Schönrank stammt<br />

aus Cuxhaven und befindet<br />

im Sprach- und Kulturstudium<br />

in <strong>Japan</strong>.<br />

... ENDE<br />

20 Jahre später reiste ich<br />

Einblick und Einstieg in die japanische Kultur<br />

< <strong>Japan</strong>ische Leserichtung von rechts nach links. <<br />

20 Jahre später reiste ich<br />

als Missionarin dorthin<br />

aus. Anime war dafür<br />

ein wichtiger erster Meilenstein<br />

gewesen.<br />

Manga (Comic-Hefte)<br />

und Anime (Zeichentrickfilme)<br />

werden in<br />

<strong>Japan</strong> von allen Generationen<br />

konsumiert und<br />

spiegeln das Land wunderbar<br />

wider: die abwechslungsreiche<br />

Natur,<br />

das wie ein Kunstwerk<br />

angerichtete Essen oder<br />

auch den Zusammenhalt<br />

unter Freunden.<br />

Aber es gibt darin auch<br />

moralisch fragwürdige<br />

Aspekte. Zum Beispiel<br />

hat die stark sexualisierte<br />

Darstellung von Frauen<br />

und auch Mädchen in<br />

der Szene einen Begriff:<br />

Fan-Service.<br />

START ... Sailor Moon<br />

im Nachmittagsprogramm<br />

war als Kind mein erster<br />

Kontakt mit <strong>Japan</strong>.<br />

Die Heldinnen kämpften<br />

gegen das Böse und<br />

lebten ansonsten einen<br />

ganz normalen Schulmädchen-Alltag.<br />

Sie<br />

aßen mit Stäbchen und<br />

trugen Schuluniformen.<br />

Eine von ihnen war die<br />

Tochter eines Priesters<br />

und erfüllte Pflichten<br />

auf dem Schreingelände.<br />

Die Shinto-Religion war<br />

mir sehr fremd: weiße<br />

Zettel an Bäume gepinnt,<br />

Mantra als Gebete, Glaube<br />

an Götter in Tierform.<br />

Mein Interesse war geweckt.<br />

In den folgenden<br />

Jahren lernte ich immer<br />

mehr über <strong>Japan</strong>.<br />

Das Leben von Jesus gibt es auch als<br />

Manga-Comic. Perfekt zum Weitergeben<br />

an Fans des Genres, Wenig-Leser,<br />

Kinder und Jugendliche. Bei der Stiftung<br />

Marburger Medien erhältlich in den<br />

Sprachen Deutsch, Arabisch und Farsi.<br />

15


magazin:erleben<br />

magazin:entdecken<br />

GEMEINDEBAU<br />

GEMEINDEBAU<br />

... IM LÄNDLICHEN JAPAN<br />

Hanamaki liegt etwa sechs Stunden<br />

Fahrt von Tokio entfernt.<br />

Die Stadt hat 90.000 Einwohner.<br />

Etwa ein Drittel der Bevölkerung<br />

wohnt in Dörfern oder kleinen<br />

Häusergruppen, die zwischen<br />

Reisfeldern oder in den Tälern<br />

der umliegenden Berge liegen.<br />

Man sagt, in <strong>Japan</strong> gebe es 1%<br />

Christen. In Hanamaki sollten<br />

wir dann 900 Christen erwarten...<br />

Wir würden gerne wissen,<br />

wo diese denn stecken! Nach unserer<br />

Schätzung gibt es hier nur<br />

100 bis 150 Christen.<br />

Im Zentrum der Stadt leben wohl<br />

50.000 Menschen. Trotzdem hören<br />

wir oft, Hanamaki sei ein<br />

Dorf. Das stimmt, denn immer<br />

wieder begegnen wir Menschen,<br />

die jemanden kennen, der schon<br />

einmal in unserer Gemeinde war.<br />

Das kann positiv sein. Aber es<br />

gibt auch die andere Seite.<br />

Es ist nicht leicht, in die Gemeinde<br />

zu gehen, wenn Nachbarn und<br />

Kollegen davon hören könnten.<br />

Eine weitere Herausforderung<br />

sind die tiefen Wurzeln von<br />

Shintoismus und Buddhismus<br />

auf dem Land. Nirgends in <strong>Japan</strong><br />

werden bei einem Shintofest so<br />

viele Mikoshi (tragbare Schreine)<br />

beim Umzug mitgeführt wie in<br />

Hanamaki.<br />

In unserer Arbeit sind wir auf die<br />

Neugierde der Leute angewiesen.<br />

Viele waren nie im Ausland und<br />

sind an diesen Fremden interessiert...<br />

Unsere Hoffnung ist, dass<br />

sie irgendwann auch zuhören<br />

möchten, was die Fremden zu sagen<br />

haben.<br />

Peter & Renate Yonge<br />

Peter und Renate Yonge leben in<br />

Hanamaki im Nordosten <strong>Japan</strong>s.<br />

Peter ist Engländer, Renate stammt<br />

aus Deutschland.<br />

In einer Großstadt wie Yokohama<br />

scheinen die Möglichkeiten für<br />

Gemeinden unbegrenzt. Menschen<br />

kommen und gehen und<br />

sind offen für neue Kontakte.<br />

Als „Connect Gemeinde Yokohama“<br />

nutzen wir das Internet, um<br />

Leute einzuladen und kennenzulernen.<br />

Über Meetup.com laden<br />

wir zu wöchentlichen Konversations-Cafés<br />

(Englisch und <strong>Japan</strong>isch),<br />

englischen Bibeltreffs<br />

oder lockeren Abenden ein. Die<br />

Treffen sind immer gut besucht.<br />

Mal kommen jüngere, mal ältere<br />

Besucher. Die wenigsten sind<br />

Christen, aber alle verbindet das<br />

Interesse an einer internationalen<br />

Gemeinschaft. Gespräche<br />

über den Glauben entwickeln<br />

sich dabei ganz natürlich. Einige<br />

Besucher kommen mittlerweile<br />

sogar hin und wieder zum Gottesdienst<br />

oder in einen Hauskreis.<br />

Eine Herausforderung für Gemeinden<br />

in der Großstadt sind<br />

bezahlbare Räume. Ein Haus zu<br />

kaufen ist fast unmöglich. Viele<br />

Vermieter wollen keine religiösen<br />

Gruppen in ihren Räumlichkeiten<br />

haben.<br />

Doch Gott öffnete eine Tür. So<br />

war es möglich, zusammen mit<br />

einer anderen Gemeinde einen<br />

Raum zu mieten. Unser Gottesdienst<br />

findet deshalb samstags<br />

statt. Weil es so eng ist, können<br />

wir parallel leider keinen Kindergottesdienst<br />

anbieten.<br />

Trotz der Herausforderungen freuen<br />

wir uns, wenn <strong>Japan</strong>er Jesus<br />

begegnen. Wir sind gespannt, welche<br />

Möglichkeiten Gott uns noch<br />

auftun wird, um Menschen in der<br />

Großstadt für ihn zu gewinnen.<br />

Jessica Vogt<br />

Jessica Vogt ist zur Zeit im Heimataufenthalt<br />

in Deutschland.<br />

... IN DER GROSSSTADT<br />

16<br />

17


magazin:einsteigen<br />

magazin:einsteigen<br />

Rezept:<br />

Bento-Box<br />

mit<br />

Oktopus-Würstchen<br />

In <strong>Japan</strong> ist es Brauch, für die Arbeit oder die Schule eine Bento-Box (Lunchbox)<br />

vorzubereiten. Diese enthält eine Vielzahl verschiedener Zutaten und ist vor allem<br />

für Kinder oft hübsch arrangiert.<br />

Für unser Rezept brauchen wir<br />

(je nach Größe der Box):<br />

• 100-200 g gekochten<br />

weißen Klebereis<br />

• 2-3 Eier<br />

• etwa 2 Esslöffel Sojasoße<br />

• 6-8 Mini-Würstchen<br />

• 1 Blatt Nori (getrocknete Algen)<br />

• Salatblätter<br />

• Karotten-, Rettich- oder<br />

Gurkenscheiben<br />

• verschiedene kleine<br />

Plätzchenformen<br />

Aus dem Algenblatt werden Augen,<br />

Brauen und Münder ausgeschnitten.<br />

Aus einem der Würstchen macht man<br />

Nase und Wangen. Die hier dargestellte<br />

Figur stammt aus der beliebten<br />

japanischen Kinderserie „Anpanman“.<br />

Der Reis wird mit feuchten, gesalzenen<br />

Händen zu abgeflachten Kugeln<br />

geformt, in die Box gelegt und mit den<br />

Algen und Würstchenscheiben belegt.<br />

Die restlichen Würstchen werden von<br />

einem Ende her viermal bis zur Mitte<br />

eingeschnitten, sodass acht Beine entstehen.<br />

Brät man sie in einer Pfanne<br />

mit etwas Öl, wölben sich die „Beine“<br />

nach außen. Die so entstandenen<br />

Oktopusse werden in der Box auf ein<br />

„Meer“ aus Salatblättern gesetzt.<br />

Die Eier werden mit der Sojasoße<br />

verrührt und anschließend in einer<br />

Pfanne zu Rührei verarbeitet. Die Gemüsescheiben<br />

werden mit den Plätzchenformen<br />

ausgestanzt. Das Rührei<br />

kommt nun in das letzte Drittel der<br />

Box und wird mit Gemüsescheiben<br />

garniert.<br />

Karolina & Julian Tenzler stammen aus<br />

Bayreuth und möchten Jesus an japanischen<br />

Universitäten groß machen.<br />

Wir danken den beiden für dieses Rezept!<br />

18<br />

19


magazin:erleben<br />

magazin:erleben<br />

Wegen Corona in<br />

Deutschland gestrandet<br />

Stell dir vor, du arbeitest im Ausland.<br />

COVID-19 schlägt zu, und<br />

du bist einer der wenigen Angestellten,<br />

die nicht in<br />

ihre Heimat zurückversetzt<br />

werden.<br />

Plötzlich hast du<br />

Zeit, viel Zeit. So<br />

geht es Herrn Gunji,<br />

mit dem ich nach<br />

dem Gottesdienst in<br />

Frankfurt sprach. Er<br />

lebt wie jeder dritte im Ausland<br />

tätige <strong>Japan</strong>er als „Tanshinfunin“,<br />

d.h., er ist aufgrund berufsbedingter<br />

Versetzung von seiner<br />

Familie getrennt.<br />

In Nicht-Corona-Zeiten trafen<br />

sich Auslandsjapaner in ihren<br />

Clubs, Sportvereinen oder, wie in<br />

<strong>Japan</strong> üblich, bei Geschäftsessen<br />

nach der Arbeit. Doch damit ist<br />

es nun aus. Isolation und Einsamkeit<br />

greifen um sich.<br />

Für unsere Mitarbeiter ergeben<br />

sich neue Möglichkeiten,<br />

Zeit mit ihnen zu verbringen.<br />

Gemütliches Zusammensitzen<br />

bei Missionaren zu Hause oder<br />

gemeinsame Unternehmungen<br />

am Wochenende werden dankbar<br />

angenommen. Dabei ergeben<br />

sich zwanglose Gespräche<br />

über die Dinge,<br />

die sie bewegen.<br />

Wir können darüber<br />

sprechen, wie wir als<br />

Christen diese besondere<br />

Zeit mit Jesu<br />

Hilfe durchleben. Als<br />

nächsten Schritt bringen<br />

wir sie mit japanischen<br />

Christen in Bibelkreisen<br />

oder Gottesdiensten in Kontakt.<br />

Das japanische Schriftzeichen für<br />

Krise setzt sich aus den beiden<br />

Wörtern „Gefahr“ und „Gelegenheit“<br />

zusammen. Wir beten, dass<br />

diese Krise für <strong>Japan</strong>er eine Gelegenheit<br />

wird, in Deutschland<br />

Jesus zu finden.<br />

Markus Neitzel<br />

Markus Neitzel begleitet japanische<br />

Bibelkreise. Außerdem übersetzt<br />

er japanische Spitzensportler<br />

bei internationalen Turnieren in<br />

Deutschland.<br />

TANSHINFUNIN<br />

Kiki – Krise<br />

Der Begriff bezeichnet einen Arbeitsplatzwechsel, der<br />

den Mitarbeiter für längere Zeit von seiner Familie<br />

trennt. Fast jeder dritte im Ausland tätige <strong>Japan</strong>er ist<br />

davon betroffen. In <strong>Japan</strong> selbst leben über 300.000<br />

Männer zwischen 35 und 55 Jahren alleine.<br />

Die drei Hauptgründe für einen Wohnortwechsel ohne<br />

Familie sind die Schulausbildung der Kinder, das soeben<br />

gekaufte Eigenheim oder die pflegebedürftigen Eltern,<br />

die von der Ehefrau in häuslicher Pflege versorgt<br />

werden müssen.<br />

20 21


magazin:erleben<br />

magazin:erleben<br />

Mit Studenten über den Glauben reden<br />

Studenten an der Uni erleben<br />

ihre Studienzeit als relativ stressfrei<br />

- verglichen mit dem Druck<br />

auf der High School, es auf die Uni<br />

zu schaffen und mit dem späteren<br />

Druck am Arbeitsplatz. Eine<br />

nicht wiederkehrende Möglichkeit,<br />

über die großen Themen des<br />

Lebens nachzudenken. OMF-Mitarbeiter<br />

in der Studentenarbeit<br />

nutzen dieses Zeitfenster.<br />

OMF Deutschland: Du verbringst<br />

einen Großteil deiner Zeit mit japanischen<br />

Studenten an der Universität.<br />

Was gefällt dir daran?<br />

Student Worker: Die meisten<br />

Studenten sind offen und aufgeschlossen.<br />

Wenn man sich Zeit<br />

für sie nimmt, entwickeln sich<br />

gute Beziehungen. Es ist für mich<br />

ein großes Privileg, wenn ich beobachten<br />

kann, wie Studenten<br />

Jesus kennenlernen, immer mehr<br />

von ihm verstehen und wie sich<br />

das auf ihr Leben auswirkt.<br />

Könnt ihr an den Unis frei ein- und<br />

ausgehen?<br />

Ja und Nein. An vielen Orten<br />

können wir unsere Arbeit frei<br />

ausüben. Auf dem Campus sind<br />

Aktivitäten von christlichen<br />

Gruppen in der Regel kein Problem.<br />

Trotzdem sind viele Universitäten<br />

misstrauisch, da es auch<br />

Sekten gibt, die dort aktiv sind. Es<br />

kommt öfter vor, dass wir für so<br />

eine Sekte gehalten werden und<br />

dann nichts für die Studenten anbieten<br />

dürfen.<br />

Welche anderen Herausforderungen<br />

begegnen dir?<br />

Aufgrund der japanischen Kultur<br />

betrachten mich Studenten oft als<br />

„Lehrer“, den man nach der Studentenzeit<br />

einfach „zurücklassen“<br />

kann. Das erschwert die langfristige<br />

Beziehungspflege. Außerdem<br />

kämpfen wir natürlich um ihre<br />

Zeit, die durch Nebenjobs und<br />

Lernzeiten begrenzt ist.<br />

Wenn man die andere Seite betrachtet:<br />

Mit welchen Schwierigkeiten sind Studenten<br />

konfrontiert?<br />

Mit großem Anpassungsdruck! In<br />

der Studentenzeit darf man zwar<br />

träumen – vom Reisen, einem bestimmten<br />

Lebensentwurf und von<br />

Selbstverwirklichung. In der Realität<br />

folgen die meisten dann doch den gesellschaftlichen<br />

Erwartungen. Für<br />

Christen kommt Einsamkeit dazu.<br />

Wenn man in einer Gruppe der einzige<br />

Christ ist, kann das ganz schön<br />

schwer sein.<br />

Sind Studenten offen für das Evangelium?<br />

Ich glaube ja, obwohl ich das nicht<br />

statistisch belegen kann. Viele haben<br />

Interesse am Christentum als westliche<br />

Religion. Ich bin überzeugt: Mindestens<br />

jeder Zehnte würde sich von<br />

einem Freund zum Bibellesen einladen<br />

lassen. Deshalb beten wir um<br />

weitere Mitarbeiter in der Studentenarbeit<br />

in <strong>Japan</strong>.<br />

„Student“ auf <strong>Japan</strong>isch:<br />

Daigakusei – Studenten<br />

Michelle Grötz hat das Interview zusammengestellt.<br />

Sie bereitet sich auf die Ausreise nach <strong>Japan</strong> im Sommer 2021 vor.<br />

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magazin:erleben<br />

magazin:erleben<br />

Gottes<br />

Timing<br />

im<br />

Schnee<br />

Die Wolken zogen sich schnell<br />

zusammen, die Temperatur sank<br />

empfindlich. Ich befand mich mit<br />

zwei Freunden nur wenige Meter<br />

unterhalb des Gipfels des Mount<br />

Yotei. Eiszapfen hatten sich in<br />

meinem Bart gebildet.<br />

Plötzlich sah ich in einiger Entfernung<br />

eine Person, die auf allen<br />

Vieren den Berg hinaufkroch. Der<br />

Aufsteiger kletterte weitab der<br />

eigentlichen Wanderroute, offensichtlich<br />

ohne Schneeschuhe, Ski<br />

oder Snowboard. Wir alle wussten,<br />

dass sich der Berg für einsame<br />

Wanderer sehr leicht in eine Todesfalle<br />

verwandeln konnte. Nach<br />

einigen schnellen Kurven auf unseren<br />

Snowboards erreichten wir<br />

die Person.<br />

Wir konnten kaum glauben, was<br />

wir sahen. Der junge Mann hatte<br />

nur Gummistiefel und Gartenhandschuhe<br />

an und einen Schal<br />

um den Kopf gewickelt. Sofort<br />

boten wir Hilfe an. Da er keine<br />

Vorräte dabei hatte, stürzte er sich<br />

hungrig auf unser letztes Sandwich<br />

und trank unsere Wasserflasche<br />

aus.<br />

Schließlich begann er zu erzählen.<br />

Seine Freundin hatte ihn verlassen.<br />

Aus Kummer fastete er zwei<br />

Tage lang und entschied sich dann,<br />

den Mount Yotei zu besteigen.<br />

Er hoffte auf eine spirituelle Erfahrung,<br />

eine Art von Erleuchtung.<br />

Das hatte ich nicht erwartet. Ich<br />

bestätigte ihm, dass er genau zur<br />

richtigen Zeit an den richtigen Ort<br />

gekommen sei. Gott habe ihn mit<br />

den richtigen Personen zusammengebracht.<br />

Ob es in Ordnung<br />

sei, für ihn zu beten? Ja, natürlich.<br />

Er war überglücklich.<br />

Nach dem Gebet erklärte ich ihm<br />

das Evangelium. Gemeinsam<br />

staunten wir, dass Jesus ihn mehr<br />

liebt, als man sich vorstellen kann.<br />

Warum sonst hätte er diese Begegnung<br />

organisiert, mitten im<br />

Nirgendwo, auf einem gefrorenen<br />

Klumpen Schnee und Eis?<br />

Bevor wir uns trennten, zeigten<br />

wir unserem neuen Bekannten<br />

den richtigen Weg ins Tal. Beim<br />

Abschiednehmen bestätigte er,<br />

dass er nie vergessen werde, wie<br />

Gott sich ihm heute offenbart<br />

habe. Wir auch nicht!<br />

Jörg-Peter Koch<br />

Jörg-Peter und seine Frau Nora sind<br />

in <strong>Japan</strong> in der Gemeindegründung<br />

und der Evangelisation von Surfern<br />

und Snowboardern tätig.<br />

24<br />

25


magazin:erleben<br />

magazin:erleben<br />

Wenn Ungleiche die gleiche Sprache lernen<br />

Ganz so einfach ist es für mich, David, leider nicht. Ich muss bei<br />

Null beginnen. Dies bringt zwei zusätzliche Herausforderungen<br />

mit sich. Erstens muss ich lernen, mich bei Begegnungen mit <strong>Japan</strong>ern<br />

nicht einfach auf Manuelas besseres <strong>Japan</strong>isch zu verlassen,<br />

sondern mich bewusst auf Gespräche einzulassen, trotz meines eingeschränkten<br />

Wortschatzes. Zweitens muss ich mir immer wieder<br />

vor Augen halten, dass Manuela auch Zeit für ihr Sprachstudium<br />

braucht, obwohl es ihr leichter fällt als mir.<br />

Immer wieder müssen wir innehalten, über unsere Gefühle sprechen<br />

und darüber beten. Vor allem in frustrierenden Zeiten ist es<br />

wichtig, sich daran zu erinnern, dass Gott uns nach <strong>Japan</strong> gerufen<br />

hat, mit allen unseren Stärken und Schwächen. Er wird uns beide<br />

gebrauchen.<br />

David & Manuela Pawson<br />

Seit einem Jahr studieren wir im Norden <strong>Japan</strong>s die Sprache. Ich,<br />

Manuela, fühlte mich in diesem Land vom ersten Moment an wie<br />

zu Hause. Hier wurde ich geboren, hier verbrachte ich meine ersten<br />

Lebensjahre. Trotzdem war mein gesprochenes <strong>Japan</strong>isch auf<br />

dem Level eines Kindergartenkindes. Schreiben konnte ich fast gar<br />

nicht. Deshalb ist der Unterricht so spannend für mich. Vieles, was<br />

irgendwo in meinem Kopf an Grammatik und Wörtern vorhanden<br />

ist, bekommt endlich einen Rahmen. Auch die vielen Schriftzeichen,<br />

die mich schon viele Jahre meines Lebens umgeben haben,<br />

erwachen nun zum Leben.<br />

David ist IT-Experte und stammt aus England. Manuela (geb. Langhans)<br />

ist Kinderkrankenschwester. Sie wuchs als Missionarskind in<br />

<strong>Japan</strong> auf.<br />

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magazin:einsteigen<br />

magazin:einsteigen<br />

WAYS<br />

6WAYS<br />

LEARN<br />

Sich informieren<br />

PRAY<br />

Betend begleiten<br />

GO<br />

Selber gehen<br />

Chrysantheme und Schwert:<br />

Formen der japanischen Kultur<br />

(Ruth Benedict). Suhrkamp 2006.<br />

Ruth Benedict (1887-1948) gilt als<br />

die einflussreichste Kulturanthropologin<br />

des 20. Jahrhunderts.<br />

Ihre Studie über Persönlichkeit,<br />

Denkmuster und Handlungsnormen<br />

der <strong>Japan</strong>er hat bis heute<br />

nichts an Aktualität eingebüßt.<br />

Tief fundiert und doch anschaulich<br />

führt sie uns in Wertvorstellungen<br />

ein, die sich in Familie,<br />

Wirtschaft, Religion und Politik<br />

manifestieren.<br />

Ultimate Grace:<br />

A true story of<br />

frisbee and faith<br />

in <strong>Japan</strong><br />

(Levi Booth)<br />

Missionar zu sein<br />

bedeutet nicht,<br />

ohne Dusche, Telefon<br />

oder Internet<br />

im Dschungel<br />

zu leben.<br />

Dieses kurze Buch räumt mit all<br />

diesen Vorurteilen auf.<br />

Levi Booth ist kein typischer<br />

Missionar. Kaum hatte er die<br />

Uni abgeschlossen, machte er<br />

sich auf den Weg nach <strong>Japan</strong><br />

mit allem, was er braucht: Bibel<br />

und Frisbee. In diesem Buch beschreibt<br />

er seine Erfahrung in<br />

Asien: die Höhen, die Tiefen, die<br />

Abenteuer und das japanische<br />

Ultimate Frisbee Nationalteam.<br />

In englischer Sprache.<br />

Gebetsheft <strong>Japan</strong>:<br />

Unter der Oberfläche – 30 Themen<br />

aus Kultur und Gesellschaft,<br />

Gemeinde und Mission<br />

<strong>Japan</strong> ist bekannt für die Schönheit<br />

seiner Natur, seine unverwechselbare<br />

Kultur und seine<br />

fortschrittliche Technologie; es<br />

gibt viel zu entdecken und zu<br />

bewundern. <strong>Japan</strong>besucher berichten<br />

von zuvorkommenden<br />

Menschen, pünktlichen Zügen<br />

und köstlichem Essen. Aber unter<br />

der Oberfläche gibt es so viel<br />

mehr – mehr zu bewundern, aber<br />

auch viele Schattenseiten. In diesem<br />

Heft laden wir den Leser ein,<br />

über erste Eindrücke hinauszugehen<br />

und sich mit den Erfahrungen<br />

und Anliegen der Christen in<br />

<strong>Japan</strong> auseinanderzusetzen.<br />

Serve Asia:<br />

Ein Programm für alle, die Ostasiaten<br />

von zwei Wochen bis 12<br />

Monaten dienen wollen. Lerne<br />

Weltmission kennen. Finde heraus,<br />

was Gott tut und wie DU beteiligt<br />

sein kannst.<br />

Langzeit-Einsatz:<br />

Damit <strong>Japan</strong>er Nachfolger Jesu<br />

werden und die Gesellschaft<br />

nachhaltig zum Guten verändern,<br />

suchen wir Mitarbeiter mit langem<br />

Atem für Studentenarbeit,<br />

Gemeinde, Evangelisation.<br />

Unterstützende Dienste:<br />

Kannst du Missionare<br />

technologisch oder administrativ<br />

unterstützen?<br />

Trete mit uns in Kontakt.<br />

28<br />

29


magazin:einsteigen<br />

magazin:einsteigen<br />

...<br />

SEND<br />

Andere senden<br />

Mission ist Teamarbeit.:<br />

Unterstütze Missionare durch regelmäßiges<br />

Gebet, trage zu ihrem<br />

finanziellen Unterhalt bei oder<br />

motiviere deine Gemeinde, einen<br />

Missionar in <strong>Japan</strong> zu adoptieren.<br />

Dadurch hilfst du mit, dass jeder<br />

die finanzielle und geistliche Unterstützung<br />

bekommt, die er oder<br />

sie für die Arbeit braucht.<br />

WELCOME<br />

Willkommen heißen<br />

Broschüre:<br />

<strong>Japan</strong>er in unserer Mitte –<br />

Praktische Tipps und Hilfen<br />

Tausende <strong>Japan</strong>er leben in<br />

Deutschland, um hier zu studieren<br />

oder zu arbeiten. Viele fühlen<br />

sich entwurzelt. Für die meisten<br />

ist Deutschland ein völlig<br />

fremdes Land und es fällt ihnen<br />

schwer, sich auf die neue Kultur<br />

einzustellen. Gerade hier liegt<br />

aber die Chance, <strong>Japan</strong>ern zu helfen<br />

und die christliche Botschaft<br />

praktisch werden zu lassen.<br />

Diese Broschüre hilft, <strong>Japan</strong>er<br />

besser zu verstehen und ihnen<br />

dadurch ein Freund zu werden,<br />

der ihnen den Weg zu Jesus zeigt.<br />

MOBILIZE<br />

Andere motivieren<br />

Kennst du jemanden, der sich auch<br />

für <strong>Japan</strong> interessiert?<br />

Gib ihm dieses Heft weiter und ermutige<br />

ihn, mit OMF in Kontakt zu treten.<br />

<strong>Japan</strong>ische Christen aus<br />

vielen Gemeinden singen:<br />

„The Blessing“. Ein Lied<br />

für Gänsehaut-Momente.<br />

IMPRESSUM<br />

OMF International<br />

Deutschland e.V.<br />

Am Flensunger Hof 12<br />

35325 Mücke<br />

Tel: 06400/900-55<br />

E-Mail: de@omfmail.com<br />

www.omf.de<br />

Bankverbindung:<br />

Sparkasse Oberhessen<br />

IBAN: DE7651 8500 7903<br />

5000 5161<br />

BIC: HELADEF1FRI<br />

Online-Spenden:<br />

omf.org/de/spenden<br />

Redaktion:<br />

Joachim König und Team<br />

Layout: Nicole Sorg<br />

OAM MAGAZIN erscheint<br />

3 mal im Jahr.<br />

Diese Ausgabe: März 2021<br />

https://youtu.be/b74EymT_0GA<br />

100 % FSC zertifiziertem<br />

Recyclingpapier gedruckt.<br />

30<br />

31


Heart for Asia.<br />

Hope for Billions.<br />

Wir arbeiten mit 1.400 Mitarbeitenden<br />

aus 40 Nationen in<br />

Ostasien und unter Ostasiaten<br />

weltweit, damit unter allen<br />

Völkern Ostasiens einheimische,<br />

biblische Gemeinde- und Missionsbewegungen<br />

entstehen.<br />

Damit Gott angebetet wird, verkünden<br />

wir das Evangelium auf kulturell relevante<br />

Weise durch Wort und Tat, in Kurz- und Langzeit,<br />

als Missionar oder Fachkraft, in Partnerschaft mit Kirchen<br />

und Gemeinden.<br />

In Deutschland bieten wir auch viele Möglichkeiten<br />

der ehrenamtlichen Mitarbeit.<br />

„Have Faith in God!“<br />

Vertraue Gott! Dieser Leitsatz unseres Gründers<br />

Hudson Taylor für sein Leben und die China Inland Mission<br />

(jetzt OMF) prägt auch heute noch unsere Arbeit.<br />

OMF Deutschland gehört zur Arbeitsgemeinschaft<br />

evangelikaler Missionen (AEM).<br />

omf.de<br />

@omf.de<br />

fb.com/omf.de<br />

youtube.com/go4jesus

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