Indsutrieanzeiger 03.2021
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23.02.2021 Ausgabe 03 | 2021 www.industrieanzeiger.de<br />
Patentstrategie<br />
Marketing<br />
Leichtbau-Award<br />
Produktionsplanung<br />
Mix aus Kern- und Vollanmeldung<br />
ergibt enorme Einsparpotenziale<br />
» Seite 22<br />
Die Marke kann den Change-<br />
Prozess im Unternehmen treiben<br />
» Seite 26<br />
Holzteile aus dem 3D-Drucker<br />
imitieren leichte Pflanzenzellen<br />
» Seite 50<br />
Forschung am Nutzen von KI<br />
in der Fertigungsfeinplanung<br />
» Seite 56<br />
TOPSTORY<br />
Nachhaltigkeit<br />
Nachhaltiges Handeln in Fertigungsbetrieben<br />
– unsere Serie<br />
zeigt, worauf es ankommt<br />
» Seite 30<br />
Wissen für Entscheider in der Produktion
eLogistics verbindet.<br />
C-Teile-Management<br />
in der Industrie 4.0<br />
kk-elogistics.de<br />
2 Industrieanzeiger » 03|2021
» EDITORIAL<br />
Auf eine erfolgreiche Zukunft<br />
Auch in Zeiten von Corona sollten unser Gedanken<br />
nicht nur um das Virus und dessen Auswirkungen<br />
kreisen. Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer<br />
Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen.<br />
Umwelt- und Klimaschutz gehören sicher dazu.<br />
Und in diesem Zusammenhang auch der in letzter<br />
Zeit häufig gebrauchte Begriff „Nachhaltigkeit“. Für<br />
Unternehmen, insbesondere für produzierende, wird<br />
nachhaltiges Handeln immer wichtiger. Nicht nur,<br />
weil es die Gesetzgeber vieler Länder vorschreiben.<br />
Große Kunden verlangen immer öfter einen Nachweis,<br />
dass ihre Zulieferer und Ausrüster CO 2<br />
-neutral<br />
agieren. Und die Verbraucher werden künftig Produkte<br />
bevorzugen, die die Umwelt nicht oder nur<br />
wenig belasten.<br />
Doch ein Fehler wird dabei leider allzu oft begangen:<br />
Man betrachtet nur jene Wirkungen eines<br />
Produktlebens, die einen direkt betreffen. So heißt<br />
es beispielsweise, ein Elektroauto sei umweltfreundlicher<br />
als eines mit Verbrennungsmotor.<br />
Stimmt. Aber nur lokal in der Nutzung. Und nur<br />
unter der Voraussetzung, dass der benötigte Strom<br />
regenerativ gewonnen wurde. Zudem ignorieren<br />
Politik und Befürworter die enormen Umweltwirkungen,<br />
die das Herstellen oder das Verwerten<br />
eines E-Autos verursachen.<br />
Wer wirklich nachhaltig und im Sinne eines gesünderen<br />
Klimas sowie einer besseren Umwelt handeln<br />
will, der muss ganzheitlich denken und alle Bereiche<br />
berücksichtigen, die sich schädlich auswirken. Das<br />
macht die Sache kompliziert. Aber einfache Antworten<br />
gibt es hier nicht. Auch wenn wir uns das<br />
alle wünschen.<br />
Die Phänomene in den unterschiedlichsten Bereichen<br />
zu erforschen, ist hochkomplex, wie unsere<br />
Topstory ab Seite 30 zeigt. Wissenschaftler der unterschiedlichsten<br />
Disziplinen arbeiten an Modellen,<br />
die sich vernetzen lassen. Sie ermöglichen damit,<br />
Umweltwirkungen mit überschau barem Aufwand zu<br />
untersuchen, Effekte zu erkennen und die Auswirkungen<br />
unseres Handelns tatsächlich – und nicht<br />
nur vermeintlich – zu minimieren. Genau darin liegt<br />
die Chance Deutschlands für eine weiterhin erfolgreiche<br />
Zukunft im internationalen Wettbewerb.<br />
Doch Nachhaltigkeit ist weit mehr als der sorgsame<br />
Umgang mit Ressourcen und Umwelt. Dass hier soziale<br />
und – ja – auch wirtschaftliche Aspekte ebenso<br />
zu berücksichtigen sind, wird von manchem Aktivisten<br />
übersehen. Weil das Thema so groß und umfassend<br />
ist – selbst dann, wenn man es auf die Fertigungstechnik<br />
fokussiert –, haben wir beschlossen,<br />
der „Nachhaltigen Produktion“ eine dreiteilige Serie<br />
zu widmen. Mehr dazu in unserer Topstory.<br />
Zu guter Letzt noch etwas in eigener Sache: Wie Sie<br />
sicherlich schon bemerkt haben, erscheint diese<br />
Industrieanzeiger-Ausgabe in einem neuen Gewand.<br />
Die Konradin-Industrie-Gruppe geht den Weg zu<br />
einem neuen Corporate Design und hat deshalb ein<br />
einheitliches Layout für unsere Industrie-Fachzeitschriften<br />
eingeführt. Wir hoffen, dass es Ihnen gefällt<br />
und wünschen eine informative Lektüre.<br />
Mona Willrett<br />
Redakteurin Industrieanzeiger<br />
mona.willrett@konradin.de<br />
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Industrieanzeiger » 03|2021 3
» INHALT 03 2021 143. JAHRGANG<br />
Die Fertigung nachhaltiger<br />
zu gestalten,<br />
setzt ganzheitliches<br />
Denken über den<br />
gesamten Lebenszyklus<br />
eines Produkts voraus.<br />
TOPSTORY<br />
Serie:<br />
Nachhaltige<br />
Produktion<br />
» Seite 30<br />
Bild: josefkubes/adobe.stock.com<br />
NEWS & MANAGEMENT<br />
Industrienews<br />
Maschinenbau spürt leichten Rückenwind 10<br />
Konzept der digitalen Hannover Messe 2021 11<br />
Elektroindustrie erwartet 5 % Produktionsplus 14<br />
Harting mit leichtem Umsatzzuwachs 16<br />
Menschen 18<br />
Weidmüller baut neues Logistikzentrum 19<br />
Ideengeber<br />
Wie Quer- und Weiterdenker mit kreativem Input<br />
ein Unternehmen voranbringen 20<br />
Patentstrategie<br />
Bedarfsorientierter Mix aus Kern- und Vollanmeldungen<br />
führt zu enormen Einsparpotenzialen 22<br />
Managementnormen<br />
Wie vorteilhaft zertifizierte Qualitäts-, Umwelt- und<br />
Energiemanagementsysteme für Kaiser+Kraft sind 24<br />
Marketing<br />
Die Marke kann als wirkungsvoller Treiber in<br />
Transformationsprozessen genutzt werden 26<br />
Entwicklungsprojekt<br />
Ein global einsetzbares Stammdatenma nagement für<br />
Unternehmen könnte die Datenpflege stark vereinfachen 28<br />
TECHNIK & WISSEN<br />
TOPSTORY<br />
Serie Nachhaltige Produktion<br />
Erst eine ganzheitliche Sicht erlaubt es, Produkte<br />
und Fertigungsprozesse zu bewerten 30<br />
Digitaler Werkzeugbau<br />
Der datengetriebene Werkzeugbau ist die nächste<br />
Stufe der Entwicklung 36<br />
Präzisionswerkzeuge<br />
Messsystem erkennt kleinste Störungen und optimiert<br />
Zerspanprozesse in Echtzeit 38<br />
Serienfertigung<br />
Sonder-Schwenkeinrichtung steigert den Output<br />
eines Fräszentrums um 20 % 40<br />
Bearbeitungszentrum<br />
Universalmaschine zerspant mit langem Werkzeug<br />
in tiefen Kavitäten prozesssicher und präzise 42<br />
3D-Druck-Fabrik<br />
So funktionieren automatisierte Serien: Siemens baut<br />
die AM-Fabrik für Schuhsohlen zuerst virtuell auf 44<br />
3D-Druckerflotte<br />
Markforged nutzt künstliche Intelligenz, um seine<br />
3D-Drucker im Markt zu beschleunigen 46<br />
3D-Multimaterialdruck<br />
Dem neuesten 3D-Drucker von Lithoz gelingt es,<br />
Keramik und Metall simultan zu drucken 49<br />
Leichtbau Award<br />
Der „ThinKing Award 2020“ zeichnet als Gewinner<br />
ein 3D-druckbares Bio-Material aus 50<br />
Wolfram-Spritzguss<br />
Werkzeugbauer Leonhardt gelingt es, Wolfram<br />
durch Spritzgießen in Form zu bringen 52<br />
Business-Software<br />
ERP-Lösung von AMS.Solution ermöglicht papierlose<br />
Prozesse bei Sondermaschinenbauer Baljer & Zembrod 54<br />
Produktionsplanung<br />
Softwareanbieter untersucht den Nutzen von KI im<br />
Einsatz in der Fertigungsfeinplanung 56<br />
4 Industrieanzeiger » 03|2021
Bild: Leichtbau BW<br />
Leichtbau Professorin Marie-Pierre Laborie freut<br />
sich über den ThinKing Award für die Uni Freiburg.<br />
» Seite 50<br />
Patentstrategie-<br />
Mix aus 30 % Vollund<br />
70 % Kernanmeldungen<br />
(im Bild)<br />
senkt Kosten.<br />
» Seite 22<br />
Bild: Gottschald<br />
PRODUKTE & SERVICE<br />
Editorial 03<br />
Augenblicke der Technik 06<br />
Tipps der Redaktion 08<br />
Produkte 58<br />
Vorschau 64<br />
Impressum 64<br />
Wir berichten über 64<br />
Zuletzt 66<br />
ZUM TITELBILD<br />
Beim Zerspanen von Aluminium-Legierungen kommen wegen<br />
der starken Adhäsionsneigung Werkzeuge mit scharfen Schneiden,<br />
polierten Spanflächen sowie Beschichtungen mit guten<br />
Gleiteigenschaften zum Einsatz. Bild: Horn/Sauermann<br />
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Industrieanzeiger » 03|2021 5<br />
info@lederer-online.com
» Augenblicke<br />
der Technik<br />
6 Industrieanzeiger » 03|2021
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Industrieanzeiger » 03|2021 7
» TIPPS DER REDAKTION<br />
Bild: Fauna<br />
Brille als Hörmittel<br />
Fauna sieht aus wie eine Brille, bietet aber<br />
mehr als eine klassische Sehhilfe. Mit ihr<br />
können die Träger nämlich auch hören. Vier<br />
integrierte Mikrolautsprecher und zwei Mikrofone<br />
sorgen dafür, dass Musik, Podcasts,<br />
und Hörbücher, aber auch Telefonate bequem<br />
über die Brille angehört werden können. Geladen<br />
wird sie mit einem Lade-Etui, das<br />
gleichzeitig als Powerbank fungiert.<br />
Bild: Fischertechnik<br />
Frischluft-Workout<br />
mit Fun-Faktor<br />
Nie wieder Langeweile beim Training.<br />
Ellipti Go setzt dem ein<br />
Ende. Der Crosstrainer auf Rädern<br />
verbindet Ganzkörpertraining<br />
mit dynamischem Fahrspaß<br />
und Bewegung an der frischen<br />
Luft. Mit ihm können Sportliche<br />
eine Geschwindigkeit von bis zu<br />
40 km/h erreichen.<br />
Bild: Ellipti Go<br />
Fahrt in die<br />
H 2<br />
-Zukunft<br />
Mit dem Baukasten H 2<br />
Fuel Cell Car<br />
lässt sich ein Fahrzeug bauen und<br />
mittels einer Brennstoffzelle in Bewegung<br />
setzen. Der Baukasten enthält<br />
117 Teile. Die mitgelieferte<br />
Brennstoffzelle wird mit dem Netzteil<br />
verbunden – und die Elektrolyse<br />
startet: Destilliertes Wasser<br />
spaltet sich in Sauerstoff und in<br />
Wasserstoff, die in zwei beschrifteten<br />
Behältern gespeichert werden.<br />
Schluss mit schlechten Gerüchen<br />
Ozon ist ein bewährtes Mittel zur Wasserentkeimung.<br />
Nach Bränden etwa reinigen große Ozon-Generatoren die<br />
Luft von Rauch und Schadstoffen. Mit der gleichen Profitechnik<br />
arbeitet der kompakte Keim- und Geruchskiller,<br />
ohne Kabel und Steckdose – egal ob im Kühlschrank,<br />
Abstellraum, Gäste-WC oder Auto.<br />
Bild: Seecode<br />
@Eine Übersicht sowie weitere<br />
Informationen zu den einzelnen Tipps<br />
erhalten Sie hier:<br />
www.industrieanzeiger.de/<br />
tipps<br />
8 Industrieanzeiger » 03|2021
SIE HABEN EINE IDEE FÜR EIN<br />
NEUES FORSCHUNGSZENTRUM?<br />
WIR BIETEN IHNEN DIE CHANCE, SIE UMZUSETZEN!<br />
WORUM GEHT ES BEIM WETTBEWERB<br />
„WISSEN SCHAFFT PERSPEKTIVEN FÜR<br />
DIE REGION!“?<br />
Mit dem Strukturstärkungsgesetz Kohleregio nen<br />
tragen Bund und Länder dazu bei, dass die Kohle -<br />
reviere attraktiv und lebenswert bleiben. Das<br />
Bundes forschungsministerium investiert hierfür<br />
massiv in Forschung und Innovation. Ziel des<br />
Wett bewerbs „Wissen schafft Perspektiven<br />
für die Region!“ ist die Neugründung von zwei<br />
exzellenten Großforschungszentren in der sächsischen<br />
Lausitz und im mitteldeutschen Revier.<br />
WAS BIETEN WIR?<br />
Das BMBF und der Freistaat Sachsen bieten<br />
Ihnen die einzigartige Chance, Ihre innovative<br />
Idee für ein neues Großforschungszentrum zu<br />
verwirklichen. Beide Forschungszentren dürfen<br />
sich im Rahmen des Strukturstärkungsgesetzes<br />
langfristig auf ein Budget von bis zu 170 Millionen<br />
Euro pro Jahr freuen. Die thematische Ausrichtung<br />
und der Standort der beiden neuen Forschungszentren<br />
werden in dem themen offenen<br />
Wettbewerb festgelegt. Damit bieten wir Ihnen<br />
ein Höchstmaß an Gestaltungsspielraum!<br />
WEN SUCHEN WIR?<br />
Für dieses bundesweit einzigartige Vorhaben<br />
suchen wir die besten Köpfe mit den besten<br />
Ideen. Aufgerufen sind herausragende Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler im In- und<br />
Ausland, die eine innovative Idee für ein neues<br />
Forschungszen trum haben und dafür brennen,<br />
die wissenschaftliche und wirtschaftliche<br />
Zukunft Deutschlands und Sachsens mitzugestalten.<br />
Sie sind Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler<br />
und wollen Teil eines zukunftsweisenden<br />
Großprojekts werden? Dann bewerben<br />
Sie sich! Ihre Idee zählt!<br />
WIE MACHEN SIE MIT?<br />
Reichen Sie Ihre Ideen bis zum 30. April 2021<br />
ein. Wir erwarten zunächst eine Konzeptskizze<br />
(in Englisch oder in Deutsch; Umfang max. 20<br />
Seiten), die insbesondere Folgendes überzeugend<br />
darstellt:<br />
• eine ambitionierte Forschungsmission, die den<br />
Bogen von der Grundlagenforschung bis hin<br />
zur Anwendung spannt und große gesellschaftliche<br />
Herausforderungen adressiert;<br />
• ein innovatives Konzept zur Kooperation<br />
zwischen Wissenschaft und Wirtschaft (inkl.<br />
einer Transferstrategie);<br />
• einen Vorschlag für einen möglichen Kern an<br />
Ressourcen (inkl. Personal).<br />
Die besten Ideenskizzen werden in einer sechsmonatigen<br />
Konzep tionsphase weiter ausgearbeitet<br />
und dazu vom BMBF mit bis zu 500.000 Euro<br />
gefördert. Unterstützung erhalten Sie hierbei<br />
von einer ausge wiesenen Perspektivkommission<br />
unter dem Vorsitz von Wolfgang A. Herrmann,<br />
langjäh riger Präsident der TU München. Weitere<br />
Mitglieder sind u. a. der deutsche Nobelpreis träger<br />
für Chemie Stefan Hell und der deutsche ESA-<br />
Astronaut Alexander Gerst.<br />
Die Förderbekanntmachung und weitere<br />
Informationen finden Sie auf:<br />
bmbf.de/de/wissen-schafft-perspektivenfuer-die-region-13122.html<br />
Bitte richten Sie Ihre Anfragen an:<br />
WissenSchafftPerspektiven@bmbf.bund.de<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 9
» NACHRICHTEN<br />
Aufholjagd startet von<br />
niedrigem Niveau aus<br />
Das Jahr 2020 steht aus Sicht der deutschen Maschinenbauer<br />
für das schlechteste Ergebnis seit der Finanzkrise des Jahres<br />
2009. Die Auftragslage entspannt sich zwar sukzessive, doch<br />
die Aufholjagd startet von einem niedrigen Niveau aus.<br />
Bild: Industrieblick/stock.adobe.com<br />
Die Corona-Krise hat die deutschen<br />
Maschinenbauer weiterhin fest im<br />
Griff. Zweistellige Minus raten bei Produktion<br />
und Bestellungen verhageln den Unternehmen<br />
die Jahres bilanz 2020. So geht<br />
das Statistische Bundesamt davon aus,<br />
dass die Produktion im Vorjahr um 12 %<br />
gegenüber 2019 gesunken ist, bei den<br />
Bestelleingängen beträgt der Rückgang<br />
nach Angaben des Maschinenbauverbands<br />
VDMA 11 %. Damit steht 2020 für<br />
das schlechteste Ergebnis seit der Finanzkrise<br />
des Jahres 2009, als die Maschinenbauer<br />
Einbrüche von fast 25 % bei der<br />
Produktion hinnehmen mussten.<br />
Für das laufende Jahr rechnet die exportorientierte<br />
deutsche Schlüsselbranche<br />
mit einem Produktionszuwachs von<br />
4 %. Dies stellt laut VDMA-Chefvolkswirt<br />
Ralph Wiechers „nur den Beginn einer<br />
Aufholphase von niedrigem Niveau aus<br />
dar“. Die vage Zuversicht gründet auf<br />
einer konjunkturellen Belebung im vierten<br />
Quartal des vergangenen Jahres und dem<br />
Schwung, mit dem die Unternehmen ins<br />
neue Jahr gingen. So verbuchten die<br />
Firmen im Dezember ein Auftragsplus von<br />
7 % im Vergleich zum Vorjahresmonat.<br />
Allerdings vermeldeten vier von fünf Unternehmen<br />
trotz des Jahresendspurts Umsatzeinbußen.<br />
Jeder fünfte Betrieb konnte<br />
ein Umsatzminus vermeiden, jeder sechste<br />
erzielte im vorigen Geschäftsjahr ein Umsatzplus<br />
zwischen 0 und 10 %. Aber auch die<br />
Unternehmen mit Umsatzrückgängen weisen<br />
geringere Verluste aus als noch im letzten<br />
Sommer befürchtet. Auf Basis der Umsatzzahlen<br />
2020 melden 42 % der Unternehmen<br />
Umsatzeinbußen in Höhe von 10 bis<br />
30 %. Nach einer Blitzumfrage des VDMA<br />
von Ende Januar hat sich die Auftragslage<br />
in den vergangenen Monaten sukzessive<br />
verbessert. Zwar berichten 14 % der 575<br />
befragten Mitglieder noch von gravierenden<br />
Auftragseinbußen und 39 % melden<br />
merkliche Einbußen im Ordereingang.<br />
Hingegen sehen sich 15 % der Unternehmen<br />
nun nicht mehr durch Ordereinbußen<br />
oder Stornierungen beeinträchtigt.<br />
Insgesamt sind die Unternehmen etwas<br />
optimistischer in Bezug auf die Auftragslage<br />
in den nächsten drei Monaten. 23 %<br />
erwarten, dass sich die nachfrageseitige<br />
Entspannung fortsetzen wird. „Die Zuversicht<br />
unter den Maschinenbauern bezogen<br />
auf die Nachfrage ist beachtlich. Immerhin<br />
gibt es in vielen Ländern nach wie<br />
vor hohe Infektionsraten sowie Lockdowns<br />
und damit einhergehend eine große<br />
Verunsicherung“, sagt Wiechers.<br />
Auch wenn 2021 sehr unbequem wird,<br />
sind viele Firmen zuversichtlich, die Folgen<br />
der Pandemie in diesem Jahr Schritt<br />
für Schritt überwinden zu können. Etwa<br />
75 % rechnen mit einem Umsatzwachstum.<br />
Fast jedes zweite Unternehmen stuft<br />
ein Plus zwischen 0 und 10 % als realistisch<br />
ein. 43 % erwarten Fortschritte insbesondere<br />
in China und Nordamerika. In<br />
China halten weitere 14 % es für möglich,<br />
dass sich die dortige Lage deutlich verbessert.<br />
Die Entwicklung auf den europäischen<br />
Absatzmärkten einschließlich<br />
Deutschlands sehen die Maschinenbauer<br />
dagegen weniger positiv.<br />
(dk)<br />
www.vdma.org<br />
Vom Corona-bedingten<br />
Einbruch bei den Aufträgen<br />
sind viele Bereiche<br />
der Schlüsselbranche<br />
Maschinenbau<br />
betroffen.<br />
10 Industrieanzeiger » 03|2021
Hannover Messe 2021<br />
Expo, Konferenz und Networking auf der digitalen Fachschau<br />
Aufgrund der Corona-Pandemie findet die<br />
Hannover Messe auch in diesem Jahr<br />
nicht als Präsenzveranstaltung, sondern<br />
rein digital statt. Dafür stellt der Messeveranstalter,<br />
die Deutsche Messe AG, drei<br />
Formate zur Verfügung: Produktpräsentationen<br />
der ausstellenden Unternehmen in<br />
Form einer digitalen Expo, ein umfassendes<br />
Konferenzprogramm sowie ein Software-basiertes<br />
Networking. Vom 12. bis<br />
16. April werden Unternehmen aus der<br />
produzierenden Industrie unter dem Leitthema<br />
„Industrial Transformation“ so ihre<br />
Technologien und Ideen für die Fabriken,<br />
Energiesysteme und Lieferketten der Zukunft<br />
auf der Weltleitmesse der Industrie<br />
präsentieren.<br />
Die klassischen Produktvorstellungen und<br />
Themen der ausstellenden Unternehmen<br />
sind über die digitale Ausstellung abgebildet:<br />
„Der virtuelle Besucher wird sich<br />
schnell einen Überblick über Produkt -<br />
innovationen verschaffen und über neue<br />
Tools direkten Kontakt zu den für ihn<br />
relevanten Unternehmen aufnehmen<br />
können“, erläuterte Jochen Köckler, CEO<br />
der Deutschen Messe.<br />
Begleitet wird die virtuelle Ausstellung<br />
von einer Online-Konferenz, bei der Vertreter<br />
von Unternehmen sowie aus wissenschaftlichen<br />
Institutionen und aus der<br />
Politik über aktuelle Themen sprechen.<br />
Am Montag, den 12. April, stehen wirtschaftspolitische<br />
Themen auf der Agenda,<br />
eröffnet wird der Tag von Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel. Außerdem wird am<br />
ersten Messetag der Hermes Award als<br />
einer der begehrtesten Industriepreise<br />
weltweit ausgelobt. Vom 13. bis 15. April<br />
steht die industrielle Transformation im<br />
Fokus der Konferenz: Hauptthemen sind<br />
Energie- & Ressourceneffizienz, intelligente<br />
Produktion & IT-Infrastruktur, klimaneutrale<br />
Produktion & Mobilität sowie<br />
Supply Chain, Logistik & Mobilität. Und<br />
der Freitag, 16. April, rundet das Programm<br />
mit dem Women Power Karrierekongress<br />
ab. In diesem Rahmen wird auch<br />
live der Engineer Powerwoman Award<br />
verliehen.<br />
Als Neuheit des digitalen Events gibt es<br />
für jeden Besucher die Möglichkeit zur<br />
Interaktion in Form von Online-Networking.<br />
Dafür legt man ein digitales Profil<br />
an und kann sich über eigene Dashboards<br />
Bild: Nora Nuissl<br />
In einem Live-Stream<br />
stellte Jochen Köckler,<br />
CEO der Deutschen<br />
Messe AG, die Trends<br />
der diesjährigen<br />
digitalen Edition<br />
der Hannover Messe<br />
2021 vor.<br />
interessante Termine oder Kontakte hinterlegen.<br />
Im Sinne eines Matchmakings<br />
erhält der Besucher zudem Vorschläge für<br />
Unternehmen, die zu seinen angegebenen<br />
Interessen passen könnten.<br />
Das Partnerland der digitalen Hannover<br />
Messe in diesem Jahr ist Indonesien. Über<br />
diese Partnerschaft freute sich Botschafter<br />
Arif Havas Oegroseno besonders, da es<br />
das erste asiatische Land mit einer offiziellen<br />
Partnerschaft zur Hannover Messe<br />
sei. „Technisch gesehen ist Indonesien in<br />
einer Rezession, aber die Bereiche digitale<br />
Wirtschaft, Automation sowie die Exporte<br />
und Investitionen in unser Land steigen“,<br />
erklärte Oegroseno. Vor allem mit der politisch-strategischen<br />
Roadmap „Making<br />
Indonesia 4.0” will sich das Land als<br />
attraktiver globaler Wirtschaftspartner<br />
sowie für Deutschland präsentieren. (nu)<br />
www.hannovermesse.de<br />
Vertiefte Partnerschaft<br />
Bosch plant ab 2024 Serienfertigung von Kraftwerken auf SOFC-Basis<br />
Bild: Bosch<br />
Fertigung von Festoxid-Brennstoffzellen am<br />
Bosch-Standort in Bamberg: Siebdruckprozess für<br />
den Aufbau einer keramischen Schicht.<br />
2024 will Bosch mit der Serienfertigung<br />
dezentraler Kraftwerke auf Basis der Festoxidbrennstoffzellen-(SOFC-)-Technologie<br />
beginnen. Dazu hat der Konzern eine<br />
vertiefende Zusammenarbeit mit dem britischen<br />
Brennstoffzellenexperten Ceres<br />
Power vereinbart. Beide Firmen wollen<br />
nach erfolgreicher Musterbauphase zunächst<br />
die Vorindustrialisierung der stationären<br />
Brennstoffzelle vorantreiben.<br />
Bosch strebt eine Fertigungskapazität von<br />
SOFC-Anlagen von circa 200 MW Leistung<br />
pro Jahr an. Damit könnten 400.000<br />
Haushalte mit Strom versorgt werden.<br />
Das deutsche Technologieunternehmen<br />
plant, einen dreistelligen Millionenbetrag<br />
in die geplante Serienfertigung zu investieren.<br />
Die Produktion soll an den Standorten<br />
Bamberg, Wernau und Homburg<br />
angesiedelt werden, die Entwicklung in<br />
Stuttgart-Feuerbach und Renningen.<br />
www.bosch.de<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 11
» NACHRICHTEN<br />
Ticker<br />
» Arburg | Die Arburg-Unternehmerfamilien<br />
Hehl und Keinath<br />
haben zum 1. Januar 2021 den<br />
Antriebstechnikspezialisten AMK<br />
Arnold Müller aus Kirchheim/Teck<br />
übernommen. AMK ist seit über<br />
zwei Jahrzehnten ein enger Entwicklungspartner<br />
des Loßburger<br />
Maschinenbauers für die elektrische<br />
Antriebstechnik. Das Unternehmen<br />
firmiert künftig unter<br />
AMKmotion GmbH & Co. KG<br />
» Eckelmann | Seit 2006 Tochterunternehmen<br />
des Automatisierungsexperten<br />
Eckelmann AG,<br />
firmiert der Steurungstechnikan -<br />
bieter Ferrocontrol mit Sitz in Herford<br />
jetzt unter Eckelmann FCS<br />
GmbH. Dies sei der letzte logische<br />
Schritt der Integration, heißt es<br />
aus der Wiesbadener Zentrale.<br />
» Eplan | Anfang 2021 hat Lösungsanbieter<br />
Eplan das Partner<br />
Network (EPN) gestartet. Darin<br />
gebündelt wird weltweit das Knowhow<br />
von Kooperationspartnern mit<br />
Blick auf erhöhten Kundennutzen.<br />
Basis sind verbindliche, gemeinsam<br />
defninierte Ziele hinsichtlich der<br />
Weiterentwicklung und des Supports<br />
von Schnittstellen.<br />
» Hootsuite | Die Social-Media-<br />
Management-Plattform Hootsuite<br />
ist seit Januar neues Fördermitglied<br />
des Bundesverbands Industrie<br />
Kommunikation e. V. (bvik). Der<br />
B2B-Marketing-Spezialist wird vor<br />
allem das Thema Social Media<br />
vorantreiben und Expertise sowie<br />
langjährige Erfahrung aus diesem<br />
Bereich in den Verband einbringen.<br />
Bild: bedja/adobe.stock.com<br />
Studie<br />
Corona als Triebfeder für Datennutzung<br />
Viele Unternehmen in Europa sehen<br />
Corona als Triebfeder für die Nutzung<br />
von Daten in Geschäftsprozessen und<br />
Betrieb. Dass die verstärkte Datennutzung<br />
sogar als Innovationstreiber<br />
gesehen wird, meinen 82 % der Befragten<br />
in Frankreich, in Großbritannien<br />
und den Niederlanden sind dies<br />
80 %, in Deutschland immerhin noch<br />
68 %. Dies ergab eine Studie des US-<br />
Softwarehauses Splunk, das mit seiner<br />
Plattform auf die Verarbeitung<br />
von Big Data spezialisiert ist. Das<br />
unabhängige Institut Censuswide hat<br />
803 Führungskräfte von Unternehmen<br />
mit mehr als 100 Mitarbeitern<br />
befragt, darunter 202 aus Deutschland.<br />
Das Fazit: Die Firmen scheinen<br />
sich die neuen Möglichkeiten des Datenzeitalters<br />
zunutze zu machen. Gegenüber<br />
den europäischen Nachbarn<br />
ist das Vertrauen in die Belastbarkeit<br />
Das Datenzeitalter beschleunigt die Digitalisierung<br />
in den Unternehmen.<br />
der IT-Infrastruktur nicht so stark<br />
gesunken. Grundsätzlich scheinen<br />
sich deutsche Firmen also der Krise<br />
gewachsen zu fühlen. Dennoch sehen<br />
sie mehrheitlich Optimierungspotenzial<br />
(68 %), wenn es um ihre Datenverarbeitung<br />
geht. Immerhin 21 %<br />
sind überzeugt, dass ihre Datenstrategie<br />
für ihr Unternehmen gut funktioniert<br />
und Mehrwerte schafft.<br />
www.splunk.com<br />
Zulieferindustrie<br />
Besser bewertete Lage macht Mut<br />
Die heimischen Zulieferer starten mit<br />
gemischten Gefühlen ins neue Jahr.<br />
Ihre Geschäftslage im Januar schätzen<br />
die deutschen Zulieferer vergleichbar<br />
jener Mitte 2019 ein. Zwar<br />
hatte die Entwicklung laut der ArGeZ<br />
Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie<br />
im Vormonat „deutlich an Fahrt verloren“.<br />
Insgesamt aber erholt sich die<br />
Lage der Teile- und Systemlieferanten<br />
durchweg seit sieben Monaten. So<br />
psychologisch wichtig dieses Signal<br />
bei der Lagebeurteilung zum Jahresstart<br />
aber ist, so wenig verändert sich<br />
die Erwartungshaltung der Zulieferer<br />
seit letzten Juli. Negativ auf die Erwartungen<br />
der Zulieferer wirken sich<br />
die in der breiten Öffentlichkeit viel<br />
diskutierten Probleme bei der Herstellung,<br />
Beschaffung und Verabreichung<br />
von genügend Impfstoff aus.<br />
Deshalb sei es schwierig zu beurteilen,<br />
betonen die ArGeZ-Analysten,<br />
inwiefern die Erholung der aktuellen<br />
Geschäftslage daher im ersten Quartal<br />
einen Rückschlag erleiden werde.<br />
Insbesondere das Auftreten ansteckenderer<br />
Virusmutationen bedroht<br />
ihrer Ansicht nach die weitere Entwicklung.<br />
Der Dämpfer in der Erwartungshaltung<br />
sei allerdings noch moderat.<br />
Zudem würde die verbesserte<br />
Bewertung der aktuellen Lage Mut<br />
machen, teilt die ArGeZ weiter mit.<br />
www.argez.de<br />
Bild: Nico El Nino/stock.adobe.com<br />
12 Industrieanzeiger » 03|2021
Intec/Z connect 2021<br />
Leipziger Messeverbund geht ins Netz<br />
Corona-bedingt können sich Besucher und<br />
Aussteller des Leipziger Messeverbunds<br />
Intec und Z dieses Jahr virtuell treffen. Die<br />
„Intec/Z connect 2021“ wird vom 2. bis 3.<br />
März rein digital ausgerichtet. Die Leipziger<br />
Messe will der Metallbearbeitungsund<br />
Zulieferindustrie damit eine effiziente<br />
Plattform für den Austausch auch in<br />
Messen Intec und Z:<br />
2021 nicht ortsge -<br />
bunden.<br />
schwierigen Zeiten bieten. Herzstück des<br />
Events ist ein hochkarätiger Online-Kongress<br />
zu aktuellen Branchenthemen. Überdies<br />
präsentieren Aussteller im Expo-Bereich<br />
live ihre aktuellen Entwicklungen. Eine<br />
digitale Networking-Plattform zum gezielten<br />
Knüpfen von Geschäftskontakten<br />
rundet das Angebot des digitalen Events<br />
ab. Aktuellen Fragen der Branche widmet<br />
sich das virtuelle Kongressprogramm an<br />
den beiden Tagen in zwei parallelen Foren<br />
mit den Titeln „Trends in der Fertigungstechnik<br />
und Zulieferindustrie“ sowie<br />
„Additiv + Hybrid – Fertigung im Wandel“.<br />
www.messe-intec.de<br />
Bild: Leipziger Messe<br />
Jahresbilanz IFS<br />
Wachstum<br />
trotz Corona<br />
IFS, Anbieter von Business<br />
Software, hat trotz der erschwerten<br />
Rahmenbedingungen<br />
durch die Coronakrise<br />
im Geschäftsjahr 2020<br />
Wachstum verzeichnen können.<br />
So erhöhten sich beispielsweise<br />
die Umsätze im<br />
Bereich Service Management<br />
um 105 %. Die Software-Erlöse<br />
wuchsen um<br />
26 % und die Cloud-Umsätze<br />
verzeichneten ein Plus<br />
von 60 %. Wiederkehrende<br />
Umsätze stiegen im Vergleich<br />
zum Vorjahr um 43 %<br />
(7211 Mio. Schwedische<br />
Kronen) und machen 80 %<br />
der gesamten Software-Umsätze<br />
aus.<br />
Zu den Meilensteinen im<br />
vergangenen Jahr zählt laut<br />
Unternehmensaussagen etwa<br />
die Übernahme von Clevest,<br />
durch die IFS sein Service-Management-Angebot<br />
ausbauen konnte. Auch die<br />
Markteinführung der IFS-<br />
Remote-Assistance-Lösung,<br />
die als „Business Innovation<br />
of the Year“ im Rahmen der<br />
Technology Excellence<br />
Awards ausgezeichnet wurde,<br />
trug zum Wachstum des<br />
Unternehmens bei.<br />
www.ifs.com<br />
Fortschrittmacher.<br />
Digitalisierung.<br />
Unsere Bearbeitungszentren sind oft das Herzstück der Produktion.<br />
Um Effizienz, Präzision und Produktivität für Sie zu steigern,<br />
bieten wir zahlreiche Lösungen. Hermle unterstützt Sie als Vorreiter<br />
und Technologieführer auf Ihrem Weg. So stellen unsere digitalen<br />
Bausteine die Weichen für eine smartere Produktion.<br />
www.hermle.de<br />
Maschinenfabrik Berthold Hermle AG, info@hermle.de<br />
1772805-1.indd 1 22.01.21 08:15<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 13
» NACHRICHTEN<br />
Rückblick<br />
Open Industry 4.0 Alliance will wachsen<br />
Der Verein Open Industry 4.0 Alliance<br />
blickt trotz aller Einschränkungen und<br />
Hindernisse auf ein erfolgreiches Jahr<br />
2020 zurück. So konnte die Allianz ihre<br />
Mitgliederzahl um etwa 60 % gegenüber<br />
2019 steigern und umfasst jetzt 71 Mitglieder.<br />
Diese kommen neben Deutschland<br />
aus Finnland, Irland, Israel, Japan,<br />
Kanada, Niederlande, Schweden, Schweiz<br />
und Großbritannien. Nach dem in 2020<br />
begonnenen Showcase der Vintage-Bohrmaschine<br />
soll in diesem Jahr der Plan<br />
einer Modellfabrik umgesetzt werden.<br />
Das Tech Committee der Open<br />
Industry 4.0 Alliance mit Coronagemäßem<br />
Sicherheitsabstand.<br />
Strategisch legt die Allianz ihren Fokus<br />
in 2021 verstärkt auf das Thema Internationalisierung.<br />
„Während internationale Gremien die Industriestandards<br />
definieren, treibt unsere<br />
Allianz deren Umsetzung voran. Unsere<br />
Mitglieder implementieren zielgerichtet<br />
Teilmengen relevanter Standards in konkreten<br />
Projekten zum Nutzen ihrer Kunden<br />
– und stellen diese Best Practices anschließend<br />
den anderen Allianz-Mitgliedern<br />
zur Verfügung. Viele Mitglieder agieren<br />
global, kommen aber ursprünglich aus<br />
Europa. Jetzt richten wir unsere Aufmerksamkeit<br />
auf den Nahen Osten und China“,<br />
erklärt Nils Herzberg, Sprecher des Vorstands<br />
der Open Industry 4.0 Alliance.<br />
www.openindustry4.com<br />
Bild: Open Industry 4.0 Alliance<br />
Produktion der Zukunft<br />
Erstes Gaia-X Projekt startet in Kaiserslautern<br />
Bild: DIgilife/stock.adobe.com<br />
Im Projekt smartMA-X für die Plattform Gaia-X<br />
erhoffen sich die Teilnehmer konkrete Forschungen<br />
im Bereich industrieller KI-Anwendungen.<br />
Die Grundidee der ins Leben gerufenen<br />
europäischen sicheren Plattform Gaia-X<br />
ist, dass dort Fertigungsfähigkeiten<br />
(Skills) angeboten werden, die europaweit<br />
frei auf dem Markt zur Verfügung stehen<br />
und genutzt werden können: quasi Production-as-a-Service.<br />
Nun hat die Technologieinitiative Smart<br />
Factory-KL dafür ein erstes konkretes<br />
Projekt gestartet: „Zuerst müssen wir<br />
unseren Demonstrator praktisch an das<br />
Gaia-X Netzwerk andocken“, erklärt Keran<br />
Sivalingam, Projektleiter von smart-<br />
MA-X, wie das Teilprojekt heißt. „Wir<br />
möchten definieren, wie Maschinen mit<br />
ihren Skills überhaupt Teil des Gaia-X<br />
Netzwerkes werden können.“<br />
Eine weitere Aufgabe des Projekts smart-<br />
MA-X ist laut des Teams die Arbeit mit<br />
Maschinendaten, die mit zunehmender<br />
Digitalisierung überall in großem Umfang<br />
generiert werden.<br />
Der Partnerkreis der Smart Factory-KL<br />
plant für 2021, einen fassbaren Smart-<br />
Maintenance-Use-Case zu präsentieren.<br />
www.data-infrastructure.eu<br />
ZVEI-Ausblick<br />
Elektroindustrie erwartet für 2021 Wachstum von 5 %<br />
Das Krisenjahr 2020 hat auch die Elektroindustrie<br />
hart getroffen: Bei allen wich -<br />
tigen Kennziffern musste die Branche<br />
Verluste hinnehmen, wie der ZVEI mitteilte.<br />
„Dennoch hat sich die Elektroindustrie<br />
etwas besser geschlagen als manch andere<br />
Branche des verarbeitenden Gewerbes“,<br />
bewertete ZVEI-Präsident Dr. Gunther<br />
Kegel die Lage. Die Produktion ging<br />
im Vergleich zu 2019 um 7 % zurück, der<br />
Umsatz um 6 %. Mit 180 Mrd. Euro erreichten<br />
die Erlöse nur das Niveau von<br />
2016. Die Zahl der Beschäftigten in der<br />
Branche ging dank Kurzarbeit nur moderat<br />
auf 873.000 zurück.<br />
Für 2021 erwartet der ZVEI bei der Produktion<br />
ein Plus von 5 %. Damit würden<br />
etwa zwei Drittel der Verluste aus dem<br />
vergangenen Jahr aufgeholt, so Kegel.<br />
Eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau erwartet<br />
der Verband im Laufe des Jahres<br />
2022.<br />
„Der grenzüberschreitende Warenverkehr<br />
ist kein wesentlicher Faktor im Pandemiegeschehen<br />
und muss aufrechterhalten<br />
bleiben. Anderenfalls droht Europa erneut<br />
ein massiver wirtschaftlicher Einbruch“,<br />
ergänzte Wolfgang Weber, Vorsitzender<br />
der ZVEI-Geschäftsführung. So sind die<br />
Branchenexporte der Elektroindustrie<br />
nach Europa im Zeitraum von Januar bis<br />
November 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />
um 6,5 % auf rund 118 Mrd.<br />
Euro zurückgegangen. In die Eurozone<br />
sanken sie sogar um 8,4 % auf knapp<br />
58 Mrd. Euro. In Asien dagegen war der<br />
Rückgang mit -2,5 %, insgesamt 42 Mrd.<br />
Euro, im Vergleich deutlich kleiner. (nu)<br />
www.zvei.org<br />
14 Industrieanzeiger » 03|2021
Jahresbilanz<br />
Leuze beendet 2020 mit geringem Umsatzminus<br />
Mit einem Umsatz von 210 Mio. Euro –<br />
und damit einem leichten Umsatzrückgang<br />
von etwa 5 % gegenüber Vorjahr<br />
(222 Mio. Euro Umsatz im Jahr 2019) –<br />
hat Leuze, Sensorikspezialist aus dem baden-württembergischen<br />
Owen, das Geschäftsjahr<br />
2020 abgeschlossen.<br />
„Für ein Corona-Jahr ein Ergebnis, mit<br />
dem wir durchaus zufrieden sind“, bilanzierte<br />
CEO Ulrich Balbach in einer Pressekonferenz.<br />
Das lediglich geringe Umsatzminus im<br />
Pandemiejahr erklärte der Geschäftsführer<br />
zum einen mit einer frühen Reaktion<br />
des Unternehmens auf das Pandemiege-<br />
schehen: „Wir fuhren das ganze Jahr über<br />
‚auf Sicht‘“, so Balbach.<br />
Zudem liefert der Sensorikproduzent breit<br />
aufgestellt in unterschiedliche Branchen.<br />
Trotz des Umsatzrückgangs sind die Mitarbeiterzahlen<br />
bei Leuze 2020 mit weltweit<br />
1200 Beschäftigten in 21 eigenen<br />
Vertriebsgesellschaften stabil geblieben.<br />
Für 2021 hat sich der Hersteller zum Ziel<br />
gesetzt, seine Marktposition weiter auszubauen,<br />
wieder an die eigene Vor-Corona-Wachstums-Phase<br />
anzuknüpfen und<br />
in den nächsten Jahren seinen Umsatz<br />
nochmals zu verdoppeln, so Balbach. (nu)<br />
www.leuze.com<br />
Studie<br />
Maschinenbauer sind auf digitaler Überholspur<br />
Der Maschinen- und Anlagenbau ist unter<br />
den Schlüsselbranchen in Deutschland am<br />
aufgeschlossensten gegenüber der Digitalisierung.<br />
Neun von zehn Unternehmen<br />
(93 %) sind offen für digitale Technologien<br />
und Neuerungen, im Branchenschnitt<br />
sind es 85 %, so eine repräsentative Umfrage<br />
von Bitkom Research im Auftrag des<br />
IT-Dienstleisters Tata Consultancy Services<br />
(TCS). Und die Studie unter 955 Unternehmen<br />
mit 100 oder mehr Mitarbeitern<br />
zeigt auch: Kein einziges Unternehmen<br />
lehnt die Digitalisierung mehr ab.<br />
Die Branche spürt die Auswirkungen der<br />
Coronakrise deutlich: Acht von zehn<br />
(80 %) Unternehmen haben aufgrund der<br />
Erfahrungen in den vergangenen Monaten<br />
ihre Investitionen in digitale Geräte,<br />
Technologien und Anwendungen erhöht –<br />
ebenfalls mehr als in den anderen untersuchten<br />
Branchen.<br />
Mehr als jeder zweite Maschinen- und<br />
Anlagenbauer (53 %) ist überzeugt, dass<br />
Künstliche Intelligenz eine Schlüsseltechnologie<br />
für die eigene Wettbewerbsfähigkeit<br />
ist. Bei den Unternehmen, die sich<br />
bereits mit KI beschäftigt haben und entsprechende<br />
Anwendungen einsetzen, dies<br />
planen oder darüber diskutieren, liegt der<br />
Anteil mit 80 % sogar noch deutlich darüber.<br />
www.tcs.com<br />
Maschinenbauer<br />
wollen künstliche<br />
Intelligenz einsetzen,<br />
um Kosten zu sparen.<br />
Bild: TCS<br />
Drehverbindung mit Direktantrieb<br />
Franke-Torque:<br />
superkompakt,<br />
superindividuell<br />
Ein Franke-Torqueantrieb Typ LTD<br />
bietet außergewöhnliche Vorteile.<br />
Wegen der integrierten Franke-<br />
Lagertechnik benötigt er geringstmöglichen<br />
Raum und lässt sich<br />
ideal an spezifische Anforderungen<br />
anpassen.<br />
Bild: TCS<br />
www.franke-gmbh.de<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 15
Geschäftsbilanz 2019/2020<br />
Harting verzeichnet leichtes Umsatzplus<br />
Der Harting-Vorstand<br />
hält für das laufende<br />
Geschäftsjahr 2020/21<br />
ein moderates Umsatzplus<br />
im leicht einstelligen<br />
Bereich für möglich.<br />
die architekten für mes<br />
Anwender-Workshop<br />
29.04.2021 10:00 - 16:30 Uhr<br />
MES für mein Unternehmen – Den IIoT und<br />
I4.0 Hype praktisch umsetzen in eine MES-<br />
Strategie, einen MES-Bebauungsplan, MES-<br />
Auswahl- und -Implementierungsprojekte<br />
Themenüberblick:<br />
Die Automatisierungspyramide löst sich auf -<br />
Braucht man noch ein MES oder ist MES nur<br />
eine Übergangstechnologie?<br />
Wie sieht ein MES-Bebauungsplan zwischen<br />
ERP- und SCADA-Level aus?<br />
Warum sich die MES-Welt von der ERP-Welt<br />
emanzipieren muss?<br />
Wie sieht eine MES-Roadmap vor dem Hinter<br />
grund des eigenen „IIoT-Reifegrades“ aus?<br />
Welche Systeme gibt es? – Marktüberblick!<br />
MES Checkliste zur Konzeption und Auswahl<br />
Erfolgreiche MES-Projekte und<br />
MES-Organisationen!<br />
HIR - die Architekten für MES<br />
HIR unterstützt Industrieunternehmen bei<br />
der strategischen Analyse und operativen<br />
Gestaltung ihrer Prozesse und IT-Systeme<br />
im MES-Umfeld. Namhafte große Konzerne<br />
und mittelständische Unternehmen aus unterschiedlichen<br />
Branchen bestätigen unsere<br />
MES-Kompetenz<br />
Die Harting-Technologiegruppe aus<br />
Espelkamp hat ihren Umsatz im Geschäftsjahr<br />
2019/20 um 1,2 % auf<br />
759 Mio. Euro gesteigert. Im Vorjahr<br />
erwirtschaftete das Familienunternehmen<br />
750 Mio. Euro.<br />
Zudem investierte das Unternehmen<br />
mit rund 65 Mio. Euro nahezu dasselbe<br />
Rekordvolumen an Investitionen<br />
des Vorjahres, wie es eigens verkündete.<br />
Ein Großteil floss in die Digitalisierung<br />
der Produktion der Tochter-<br />
gesellschaft Harting Electric in Espelkamp.<br />
Hinsichtlich der Entwicklung des laufenden<br />
Geschäftsjahres äußerte sich<br />
der Vorstandsvorsitzende zurückhaltend:<br />
Die Geschäftslage hänge sehr<br />
stark von der weiteren Entwicklung<br />
der Pandemie ab.<br />
Dennoch hält er ein moderates Umsatzplus<br />
im leicht einstelligen Bereich<br />
für möglich.<br />
www.harting.com<br />
Webinar von Stahl Crane Systems<br />
Hebezeuge im stahlharten Einsatz<br />
Am 9. März findet das Webinar<br />
„Extreme Umgebungsbedingungen:<br />
Hebezeuge im harten Einsatz – stahlhart“<br />
von Stahl Crane Systems statt.<br />
Viele Branchen wie Gießereien, Galvanikanwender,<br />
Stahlindustrie, Oberflächenbearbeitungsindustrie<br />
oder<br />
Beton-Verarbeitungsindustrie fordern<br />
Hebezeuge besonders durch Staub,<br />
Schmutz und rauen Einsatz heraus,<br />
wie der Hebezeug- und Krantechnikhersteller<br />
erklärt. Optimale Produkte<br />
Bild: Harting<br />
und Lösungen für Brückenkransysteme<br />
müssen dabei fehlerfrei arbeiten.<br />
Referent Marc Döttling, Produktmanager<br />
bei Stahl Crane Systems, geht<br />
daher auf die spezifischen Bedingungen<br />
in den genannten Branchen ein<br />
und macht deutlich, worauf beim<br />
Einsatz von Krantechnik zum Heben<br />
und Bewegen von Lasten zu achten<br />
ist. Zur Anmeldung geht es hier:<br />
http://hier.pro/l3fP2<br />
Auszug MES-Referenzen<br />
Moderation: Dr. Harald Hoff<br />
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Teilnahmegebühr: EUR 195,00<br />
pro Person zzgl. MwSt. In dieser Gebühr sind enthalten: Teilnahme<br />
am Workshop, Tagungsunterlagen, Erfrischungen während<br />
der Pausen und ein Mittagessen.<br />
Anmeldung zum Anwender-Workshop unter:<br />
kontakt@hirgmbh.de<br />
Bild: Stahl Crane Systems<br />
Das Webinar von Stahl<br />
Crane Systems zeigt,<br />
worauf beim Einsatz<br />
von Krantechnik zum<br />
Heben und Bewegen<br />
von Lasten zu achten<br />
ist.<br />
16 Industrieanzeiger » 03|2021<br />
oder Anmeldung unter:<br />
www.automatisierungstreff.com/workshops
NACHRICHTEN «<br />
Werkzeugbau<br />
Produktive Unternehmen haben Erfolg<br />
In ihrem monatlichen Kennzahlen-Report<br />
vergleicht die Marktspiegel Werkzeugbau<br />
eG Firmen aus dem deutschsprachigen<br />
Formen-, Modell- und Werkzeugbau. Ziel<br />
der Genossenschaft ist es, die Wettbewerbsfähigkeit<br />
zu sichern. Der Januar-Report<br />
rückt das Thema Produktivität in den<br />
Fokus. Denn die Branche steht unter Zugzwang.<br />
Die Unternehmen sollen schneller<br />
und günstiger fertigen und im Idealfall in<br />
einer noch besseren Qualität. Um eine<br />
Spindelstunde zu generieren, beträgt der<br />
durchschnittliche Personalaufwand laut<br />
Datenauswertungen der Mitgliedsunternehmen<br />
aus dem Jahr 2019 1,41 h. An<br />
diesem Kennwert lässt sich die Produktivität<br />
eines Betriebes beurteilen, wie Jens<br />
Lüdtke, Vorstandsmitglied der Marktspiegel<br />
Werkzeugbau eG, erklärt. Hierbei wird<br />
betrachtet, wie viel Manpower für die Bedienung,<br />
Programmierung und Planung<br />
aufgewendet werden muss, um eine produktive<br />
Spindelstunde zu generieren. Laut<br />
Lüdtke ist dieser Wert zu hoch und ein Indikator<br />
dafür, wie standardisiert und automatisiert<br />
die Prozesskette abläuft und<br />
Jens Lüdtke ist Experte im Werkzeug-, Formenund<br />
Maschinenbau sowie Vorstandsmitglied und<br />
Gutachter der Marktspiegel Werkzeugbau eG.<br />
wie mannlos die Maschinen produzieren.<br />
Für eine produktive Spindelstunde sollte<br />
seiner Ansicht nach nicht mehr als 1 h<br />
personaler Aufwand benötigt werden.<br />
www.marktspiegel-werkzeugbau.com<br />
Bild: Marktspiegel Werkzeugbau<br />
Umweltschutz<br />
Thyssenkrupp Steel fährt Wasserstoffversuche im Hochofen<br />
Bild: Thyssenkrupp Steel<br />
Wasserstoffeinsatz am Stahlstandort von Thyssenkrupp<br />
Steel in Duisburg<br />
Thyssenkrupp Steel hat die erste Phase<br />
seiner Wasserstoffversuche, am „Hochofen<br />
9“ in Duisburg erfolgreich abgeschlossen.<br />
In den vergangenen Monaten<br />
wurden mehrere Versuche an einer der 28<br />
Blasformen des Hochofens durchgeführt,<br />
darunter Langzeittests. Der Wasserstoff<br />
ersetzt dabei Kohlenstaub als zusätzliches<br />
Reduktionsmittel. Ziel ist es, CO 2<br />
-Emissionen<br />
zu reduzieren, denn anders als<br />
Kohlenstoff reagiert der Wasserstoff im<br />
Hochofen nicht zu CO 2<br />
, sondern zu Wasser.<br />
Die Duisburger haben dabei wichtige<br />
Erkenntnisse gesammelt, um die Versuche<br />
im nächsten Schritt auf alle Blasformen<br />
auszuweiten und die Technologie in den<br />
industriellen Großeinsatz zu übertragen.<br />
Die Einblasversuche in einen laufenden<br />
Hochofen sind Teil der Klimastrategie, mit<br />
der der Stahlkocher bis 2030 seine<br />
CO 2<br />
-Emissionen um 30 % reduzieren will.<br />
Das Projekt wird vom Land NRW gefördert,<br />
vom Betriebsforschungsinstitut des<br />
VdEH wissenschaftlich begleitet und Air<br />
Liquide stellt den Wasserstoff bereit.<br />
www.thyssenkrupp-steel.com<br />
Anzeige<br />
Aluminium stellt spezielle Anforderungen an Zerspanwerkzeuge<br />
Gute Gleiteigenschaften minimieren Verschleiß<br />
23.02.2021 Ausgabe 03 | 2021 www.industrieanzeiger.de<br />
Die Zugfestigkeit, Dehnung, Härte und<br />
Festigkeit von Aluminium (Al) lässt sich<br />
durch Legierungselemente wie Silizium,<br />
Magnesium, Kupfer, Zink und Mangan<br />
beeinflussen. Der Werkstoff kann beim<br />
Zerspanen durch die Wärmeentwicklung<br />
weich werden, das Schneidwerkzeug verkleben<br />
und durch den gestörten Spänefluss<br />
auch zerstören. Wichtig ist deshalb<br />
die fachgerechte Abstimmung zwischen<br />
Werkstoff und Schnittparametern. Sie ist<br />
abhängig von der Al-Legierung, dem<br />
Schneidwerkzeug, der Vorschubgeschwindigkeit<br />
und Drehzahl sowie Art<br />
und Menge des Kühlschmiermittels. Beim<br />
Zerspanen von Al-Legierungen kommen<br />
wegen der starken Adhäsionsneigung<br />
spezielle Schneidengeometrien mit scharfen<br />
Schneiden, polierten Spanflächen<br />
sowie Beschichtungen mit hohen Gleit -<br />
eigenschaften zum Einsatz.<br />
www.phorn.de<br />
Patentstrategie<br />
Marketing<br />
Leichtbau-Award Produktionsplanung<br />
Mix aus Kern- und Vollanmeldung Die Marke kann den Change- Holzteile aus dem 3D-Drucker Forschung am Nutzen von KI<br />
ergibt enorme Einsparpotenziale Prozess im Unternehmen treiben imitieren leichte Pflanzenzellen in der Fertigungsfeinplanung<br />
» Seite 22<br />
» Seite 26<br />
» Seite 50<br />
» Seite 56<br />
TOPSTORY<br />
Nachhaltigkeit<br />
Nachhaltiges Handeln in Fertigungsbetrieben<br />
– unsere Serie<br />
zeigt, worauf es ankommt<br />
» Seite 30<br />
Wissen für Entscheider in der Produktion<br />
Bild: Paul Horn<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 17
» MENSCHEN<br />
Bild: Inform<br />
Führungswechsel<br />
in der EBM-Papst-Gruppe<br />
Ab Juli wird Thomas Wagner (Bild), seit 2002 Geschäftsführer<br />
Produktion und stellvertretender Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung der Mulfinger EBM-<br />
Papst Gruppe, den Vorsitz der Geschäftsführung<br />
übernehmen. Er folgt auf Stefan Brandl (52), der<br />
nach über 30 Jahren im Unternehmen zur Dräxlmaier<br />
Group, Vilsbiburg, wechselt. Thomas Nürnberger,<br />
CEO von EBM-Papst China, verantwortet ab April in<br />
der Gruppengeschäftsführung das Vertriebsressort.<br />
Bild: Philipp Reinhard<br />
Bild: Ziehl-Abegg<br />
Vier Neue ergänzen das Inform-Führungsteam<br />
Die vier neuen Geschäftsführer Peter Frerichs, Dr. Jörg Herbers, Dr.<br />
Andreas Meyer und Matthias Berlit (von links) unterstützen seit Januar<br />
Adrian Weiler (Mitte) im Führungsteam des Aachener Optimierungsspezialisten<br />
und Softwareanbieters Inform GmbH. Im Fokus ihrer Arbeit steht<br />
für die kommenden Jahre das nachhaltige Wachstum, der Ausbau internationaler<br />
Aktivitäten und die Weiterentwicklung agiler Arbeitsmodelle.<br />
Mapal erweitert die<br />
Geschäftsleitung<br />
Die Mapal Fabrik für Präzisionswerkzeuge<br />
Dr. Kress KG, Aalen, hat die Geschäftsleitung<br />
von drei auf fünf Mitglieder erweitert: Neu im Führungsteam<br />
um Dr. Jochen Kress, Dr. Ralf Herkenhoff und Dr. Michael<br />
Fried sind seit Oktober 2020 Siegfried Wendel (unten) sowie<br />
Jacek Kruszynski (oben). CSO Wendel verantwortet künftig<br />
den weltweiten Vertrieb. Kruszynski ist neuer CTO für die Bereiche<br />
Produkt- und Marktsegmentmanagement sowie F&E.<br />
Bild: Mapal<br />
Neue Generation im<br />
Ziehl-Abegg-Aufsichtsrat<br />
Unternehmer Uwe Ziehl (Mitte) hat zum<br />
Jahreswechsel den Vorsitz im Aufsichtsrat<br />
der Ziehl-Abegg SE, Künzelsau, abgegeben.<br />
Nachfolger als Vorsitzender des<br />
obersten Führungsgremiums ist sein Sohn<br />
Dennis Ziehl (links ), der die Geschäfte<br />
der Ziehl Industrie-Elektronik GmbH in<br />
Schwäbisch Hall führt. Sindia Ziehl ist<br />
nun ebenfalls Mitglied des Aufsichtsrats.<br />
Dennis und Sindia Ziehl sind die Ur-Enkel<br />
des Firmengründers Emil Ziehl.<br />
Finanzexperte für<br />
die AKF-Spitze<br />
Bernhard Ismann (Bild) wurde<br />
zum Geschäftsführer der AKF<br />
Bank und AKF Leasing, Wuppertal,<br />
bestellt. Er ergänzt das Führungsteam<br />
des Finanzierungspartners für den Mittelstand.<br />
Als Generalbevollmächtigter hatte der<br />
53-Jährige bereits 2019 die Aufgabe des früheren Geschäftsführers<br />
Ulrich Weyer übernommen. Ismann leitet künftig die<br />
Abteilungen Finanzen und Rechnungswesen, Recht, Risikomanagement,<br />
Services, Unternehmensentwicklung und Controlling.<br />
Bild: AKF<br />
18 Industrieanzeiger » 03|2021
NACHRICHTEN «<br />
Investition<br />
Weidmüller baut neues Logistikzentrum<br />
Unweit von Eisenach baut Weidmüller,<br />
Anbieter von elektrischer Verbindungstechnik<br />
und Elektronik, ein neues Logistikzentrum<br />
auf einem etwa 72.000 m²<br />
großen Grundstück. Die Bauarbeiten laufen<br />
seit Herbst 2020, die Fertigstellung ist<br />
im Jahr 2022 geplant. Mit dieser Inves -<br />
tition im zweistelligen Millionenbereich –<br />
laut eigenen Aussagen der größten Einzelinvestition<br />
in der Firmengeschichte –<br />
will das Familienunternehmen die Weichen<br />
für weiteres Wachstum stellen.<br />
Die Bauarbeiten für<br />
das neue Weidmüller-<br />
Logistikzentrum laufen<br />
seit Herbst 2020, die<br />
Fertigstellung ist für<br />
das Jahr 2022 geplant.<br />
Das neue Logistik-Zentrum, das unter<br />
dem Projekttitel Next Generation Logistics<br />
(NGL) läuft, wird der globale Umschlagplatz<br />
für alle Produkte aus den<br />
Werken in Deutschland, Rumänien und<br />
Tschechien. „Mit einer neuen Logistikkonzeption<br />
können wir die Marktanforderungen<br />
– vom Versand unserer Lieferanten<br />
bis zum Wareneingang unserer Kunden –<br />
zielgerichtet und bestmöglich umsetzen“,<br />
erklärte Vertriebsvorstand Dr. Timo Berger.<br />
www.weidmueller.com<br />
Bild: Weidmüller<br />
Förderrichtlinie<br />
BMWi fördert die Entwicklung innovativer Schutzausrüstung<br />
Bild: Augenfutter S. Pech/stock.adobe.com<br />
Bis zum 1. Juli 2021 können Unternehmen<br />
Förderanträge für innovative persönliche<br />
Schutzausrüstung einreichen.<br />
Ende letzten Jahres trat die „Richtlinie für<br />
die Bundesförderung von Forschungsund<br />
Technologievorhaben zur Produktion<br />
innovativer persönlicher Schutzausrüstung“<br />
in Kraft. Seitdem können Forschungseinrichtungen<br />
und Unternehmen<br />
Förderanträge für Innovationsprojekte im<br />
Bereich persönlicher Schutzausrüstung<br />
bis zum 1. Juli 2021 einreichen.<br />
Ziel der Förderrichtlinie ist es, entlang der<br />
gesamten Wertschöpfungskette von<br />
Schutzausrüstung Anreize für verstärkte<br />
Innovationstätigkeit zu setzen, um die internationale<br />
Wettbewerbsfähigkeit deutscher<br />
Unternehmen zu stärken und einen<br />
Beitrag zur Erhaltung von Produktionskapazitäten<br />
in Deutschland zu leisten. Mit<br />
dieser Fördermaßnahme sollen vor allem<br />
kleinere und mittlere Unternehmen unterstützt<br />
sowie die verstärkte Kooperation<br />
mit weiteren Unternehmen der Branche<br />
sowie wissenschaftlichen Einrichtungen<br />
angeregt und gestärkt werden, heißt es.<br />
www.place2tex.com<br />
Was hat eine aufregende Haarfarbe<br />
mit Blutanalysen im Labor zu tun?<br />
<br />
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<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 19
» NEWS & MANAGEMENT<br />
Quer- und Weiterdenker<br />
im Unternehmen geben<br />
den kreativen Input und<br />
entwickeln Vorwärtsdrang,<br />
damit wirklich große Ideen<br />
entstehen.<br />
Bild: Alexander Limbach/stock.adobe.com<br />
Wie Quer- und Weiterdenker ein Unternehmen voranbringen<br />
Bühne frei für Zukunftsgestalter<br />
Wer die Zukunft erreichen will, braucht neue Ideen. Andere Ideen. Bessere Ideen.<br />
Viele solcher Ideen. Ideen, die dann auch in die Umsetzung gehen. Dieser Beitrag zeigt,<br />
wie ein erfolgversprechender Ideenentwicklungsprozess ablaufen kann.<br />
» Anne M. Schüller, Bestsellerautorin und Businesscoach in München<br />
Was die Unternehmen jetzt am dringendsten<br />
brauchen, sind innovative Gedanken und pfiffige<br />
Initiativen, um weiterhin attraktiv für die Kunden<br />
zu sein. Neuerungen können aber nur dort entstehen,<br />
wo es den passenden Nährboden gibt: die<br />
Erlaubnis zum Widerspruch, ein freizügiges Teilen<br />
Buch zum Thema<br />
Querdenker verzweifelt gesucht<br />
Warum die Zukunft der Unternehmen<br />
in den Händen unkonventioneller<br />
Ideengeber liegt<br />
Mit einem Vorwort von Gunter Dueck<br />
Anne M. Schüller, Gabal Verlag 2020,<br />
240 S., 29,90 Euro,<br />
ISBN: 978-3-86936-998-3<br />
guter Ideen, eine ergebnisoffene Lernkultur und Freiraum<br />
zum Experimentieren.<br />
Die wichtigste Fähigkeit, die ein Anbieter dazu benötigt,<br />
ist die ständige Bereitschaft zum Umdenken<br />
und Andersmachen. Denn das, was im Markt etabliert<br />
und üblich ist, sorgt für Isomorphie: Alles gleicht<br />
sich immer mehr an. Und das macht die Preise kaputt.<br />
Nur das Besondere, Faszinierende, Bemerkenswerte<br />
hat eine glanzvolle Zukunft. Das schafft man<br />
nicht mit Regelbetrieb, sondern nur mit Regelbruch.<br />
So gilt es, gemeinsam mit kreativen Gleichgesinnten<br />
viele gute neue Ideen zu entwickeln und die jeweils<br />
passendsten rasch und agil umzusetzen. Dazu<br />
braucht es auch Über-den-Tellerrand-Schauer und<br />
Um-die-Ecke-Denker. Solche Menschen werden<br />
interne Quer- und Weiterdenker oder auch Organisationsrebellen<br />
genannt. Sie sind Infragesteller, Andersmacher,<br />
Vorwärtsbringer, Zukunftsgestalter. Sie<br />
sprühen vor Ideen, wie man das, was in die Jahre gekommen<br />
ist, besser machen könnte, sollte und müsste.<br />
Sie reden Klartext, wenn sie Verfahrensweisen<br />
aufgespürt haben, die aus der Zeit gefallen sind. Sie<br />
20 Industrieanzeiger » 03|2021
zeigen auf alles, was für Kollegen und Kunden eine<br />
Zumutung ist. Sie sind offen für Fortschritt und treiben<br />
mit frischem Wind den Wandel voran. Und all<br />
das tun sie, weil ihre Firma ihnen wirklich am Herzen<br />
liegt.<br />
So gelingt die Priorisierung der<br />
erfolgversprechendsten Ideen<br />
Von der Entwicklung neuer Ideen bis<br />
zur Machbarkeit<br />
Damit am Ende wirklich große Ideen entstehen,<br />
braucht es anfangs eine Prise Verrücktheit, also überzogene,<br />
gewagte, kuriose, schrullige, spektakuläre,<br />
skurrile Ausgangsideen. Sie sollen unser Denken beflügeln.<br />
Verrückte Ideen sind oft auch die Basis für<br />
außergewöhnlich gute Ideen. Zudem lernt man nicht<br />
nur von guten, sondern auch von schlechten Ideen.<br />
Insofern haben größere Ideenprojekte zwei voneinander<br />
getrennte Phasen: die Phase der Ideenfindung<br />
und die Phase der Überführung in die Realität. Die<br />
Zusammensetzung der Gruppe kann dabei variieren:<br />
•Die Kreativgruppe besteht aus Menschen, die eine<br />
besondere Eignung für Neuanfänge, Übergänge<br />
und Vorreitertum haben: Visionäre, Pioniere und<br />
Regelbrecher. Sie geben den kreativen Input und<br />
entwickeln Vorwärtsdrang. Sie<br />
stellen die abwegigsten Fragen,<br />
sie denken das Undenkbare und<br />
träumen sich in die schönsten<br />
Luftschlösser rein. Sie sehen in<br />
allem Neuen ein Eldorado von<br />
Chancen und nicht gleich Gefahr.<br />
Für Routinevorgänge und Kleinteiligkeit fehlt<br />
diesem Typ Mensch das Talent. Superkreative ziehen<br />
oft derart viel „Kick“ aus dem reinen Erfindungsprozess,<br />
dass sie die Lust verlieren, sobald es<br />
an die Umsetzung geht.<br />
• Die Umsetzungsgruppe besteht aus Menschen, die<br />
pragmatisch, strukturiert und umsetzungstalentiert<br />
sind. Denn in Phase zwei kehrt man auf den<br />
Boden der Tatsachen zurück. Man filtert, priorisiert<br />
und konzentriert sich auf die wirklich brauchbaren<br />
Ideen. Hierbei geht es um Machbarkeit auf hohem<br />
Niveau, und das erfordert einen anderen Menschentyp:<br />
Routiniers, Macher, konstruktive Skeptiker,<br />
Detailverliebte. Werden diese jedoch zu früh in<br />
ein Projekt einbezogen, ersticken sie jede verrückte<br />
Idee schon im Keim. Sie stellen hingegen sicher,<br />
dass wirklich an alles gedacht wird, und dass das<br />
Ganze am Ende auch funktioniert.<br />
Bevor es mit der Ideenfindung tatsächlich losgeht,<br />
muss das ursächliche Problem verstanden und<br />
durchdrungen werden. Also macht man zunächst eine<br />
Vorrecherche. Hiernach formuliert man eine konkrete<br />
Frage: „Wie können wir … ?“ Erst danach beginnt<br />
die Suche nach Ideen. In dieser Phase werfen<br />
» Eine Prise<br />
Verrücktheit am<br />
Anfang. «<br />
Zur Priorisierung einer Idee kann man sich an den „6 R“<br />
orientieren:<br />
• Ist die Idee relevant für den internen/externen Kunden?<br />
Bringt sie Nutzen?<br />
• Ist die Idee revolutionär im Sinne von anders und überraschend<br />
neu?<br />
• Ist die Idee rasch umsetzbar, zumindest in einer ersten<br />
Probeversion?<br />
• Ist die Idee robust, das heißt, hält sie dem Einsatz in<br />
der Praxis stand?<br />
• Ist die Idee reproduzierbar, lässt sie sich weiterentwickeln<br />
oder skalieren?<br />
• Ist die Idee rentierlich, kann man also damit (zügig)<br />
Geld verdienen?<br />
Dies lässt sich in Form einer Entscheidungs matrix repräsentieren.<br />
Dabei geht es, wie die Abbildung zeigt, um die Achsen<br />
Nützlichkeit/potenzielle Nachfrage und Machbarkeit/<br />
Wirtschaftlichkeit.<br />
die Teilnehmer ihre Einfälle wie bunte Bälle in den<br />
Raum, ohne sie zu bewerten. Sie schärfen ihre Gedankenrohlinge<br />
im Austausch und pflegen die Kunst<br />
des gemeinsamen Denkens, wodurch sich Geistesblitze<br />
auf spannende Weise miteinander verknüpfen.<br />
Nach der Ideenfindung folgt die Priorisierung.<br />
Hierbei kann man sich an den „6 R“ orientieren (siehe<br />
Kasten). Dabei hat Vorrang, was aus Sicht des Kunden<br />
maßgeblich ist. Erst dann geht es darum, ob und<br />
wie man zur Umsetzung in der Lage ist.<br />
Bild: Autorin<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 21
» NEWS & MANAGEMENT<br />
Agile Patentstrategie als Chance in der Corona-Krise<br />
Ein guter Mix zahlt sich aus<br />
Patentaktivitäten müssen mehr denn je schnell und punktgenau konfigurierbar und umsetzbar<br />
sein. Nur so können sie mit geringem Kosteneinsatz eine maximale Erfolgswahrscheinlichkeit<br />
bieten. Die von Gottschald Patentanwälte entwickelte agile Patentstrategie sieht einen bedarfsorientierten<br />
Mix aus Kern- und Vollanmeldungen vor – mit enormen Einsparpotenzialen.<br />
» Dr.-Ing. Jan Gottschald, Dipl.-Ing. Jérôme Krüger, Partner von Gottschald Patentanwälte, Düsseldorf<br />
Die Corona-Krise hat das Wettbewerbsumfeld in<br />
vielen Branchen radikal verändert. Märkte sind<br />
binnen kürzester Zeit weggebrochen und müssen neu<br />
aufgebaut werden. Kundenbedürfnisse ändern sich.<br />
In diesen Zeiten dynamischer<br />
Markt- und Wettbewerbsveränderungen<br />
wird allen Unternehmen<br />
ein hohes Maß an Beweglichkeit<br />
und Flexibilität<br />
abverlangt.<br />
Experten der Unternehmensberatung<br />
Accenture fordern<br />
ganz allgemein mehr Agilität in Unternehmen:<br />
„Die agile Transformation“ bezeichnet diejenigen<br />
unternehmensinternen Veränderungsprozesse, die<br />
notwendig sind, um in einer von Veränderung und<br />
geringer Planbarkeit geprägten Umwelt für die Herausforderungen<br />
der Zukunft gerüstet zu sein. Meist<br />
gehen diese Veränderungsprozesse mit der Einführung<br />
digitaler Arbeitsweisen und Automatisierung<br />
einher.<br />
Diese Entwicklung macht vor Patentabteilungen<br />
nicht halt. Sie stehen nun vor der Aufgabe, bei<br />
» Die Bereitstellung<br />
unterschiedlicher Patent -<br />
typen trägt zu einer agilen<br />
Patentstrategie bei. «<br />
höchstem Kostendruck neue Märkte abzusichern.<br />
Und dies angesichts eines immer härter werdenden<br />
Wettbewerbs. Agilität, das heißt eine agile Patentstrategie,<br />
ist wie in allen anderen Unternehmensbereichen<br />
auch hier die Lösung<br />
(siehe Kasten).<br />
Patentaktivitäten müssen<br />
infolgedessen zur dynamischen<br />
Anpassung an die Unternehmenssituation<br />
schnell<br />
und punktgenau konfigurierbar<br />
und umsetzbar sein, so<br />
dass sie mit geringem Kosteneinsatz eine maximale<br />
Erfolgswahrscheinlichkeit bieten.<br />
Neben dem administrativen Bereich, in dem ein<br />
Trend zur Digitalisierung bereits feststellbar ist, sind<br />
hiervon vor allem die Patentanmeldeaktivitäten betroffen.<br />
Bei diesen hat das Prinzip der Agilität noch<br />
keinen Einzug gefunden. Hier besteht dringender<br />
Handlungsbedarf. Bei Gottschald Patentanwälte wurde<br />
erkannt, dass der Forderung nach Agilität mit unterschiedlichen<br />
Patentanmeldetypen Rechnung getragen<br />
werden kann. Deshalb haben die Düsseldorfer die<br />
Vollanmeldung<br />
Kernanmeldung<br />
Eine agile Patent -<br />
strategie sieht einen<br />
bedarfsorientierten<br />
Mix aus Kern- und<br />
Vollanmeldungen vor.<br />
Der Mix aus 70 %<br />
Kernanmeldungen<br />
und 30 % Vollan -<br />
meldungen beispielsweise<br />
ergibt ein<br />
Einsparpotenzial von<br />
insgesamt 35 %.<br />
Leistung: Full-Protection/Vollschutz<br />
• Individueller Zuschnitt mit allen peripheren Aspekten<br />
• Klassischer Manufakturansatz<br />
Patentkosten = 100%<br />
Leistung: Core-Protection/Kernschutz<br />
• Reduzierung auf den Kern der Erfindung<br />
• Industrieller Systemansatz<br />
Patentkosten = 50%<br />
Bild: Gottschald Patentanwälte<br />
22 Industrieanzeiger » 03|2021
unterschiedlichen Patentanmeldetypen der Vollanmeldung<br />
und der Kernanmeldung entwickelt, die abhängig<br />
von der technischen, wirtschaftlichen und strategischen<br />
Bedeutung der Erfindung ausgewählt werden<br />
können. Diese Patentanmeldetypen unterscheiden sich<br />
in ihrem jeweiligen Funktions- und Kostenumfang:<br />
• Die Vollanmeldung folgt dem klassischen Manufakturansatz.<br />
Die Anmeldung ist individuell zugeschnitten<br />
und umfasst alle denkbaren, peripheren<br />
Aspekte. Das Sicherheitspotenzial im Hinblick auf<br />
die Durchsetzbarkeit der Anmeldung ist maximal.<br />
• Die Kernanmeldung ist dagegen auf den Kern der<br />
Erfindung fokussiert und reduziert periphere Aspekte<br />
auf ein Minimum. So beschränkt sich der<br />
Patentanwalt bei der Kernanmeldung zunächst<br />
einmal auf die fünf wesentlichen Patentansprüche.<br />
Systembasierte und<br />
praxiserprobte Lösung<br />
Ein eigens entwickelter, industrieller Systemansatz<br />
erlaubt dann auf dieser Basis, die weiteren Teile der<br />
Patentanmeldung teilautomatisiert zu erzeugen.<br />
Durch diese Maßnahmen sind die Kosten für eine<br />
Kernanmeldung im Vergleich zu einer klassischen<br />
Vollanmeldung um bis zu 50 % geringer. Dennoch ist<br />
ein vergleichsweise hohes Sicherheitspotenzial gewährleistet.<br />
Denn die Kernanmeldung nutzt weiterhin<br />
wesentliche Vorteile des Manufakturansatzes,<br />
nämlich die Erstellung der Patentansprüche durch<br />
den Patentanwalt, wobei alle strategischen rechtlichen<br />
Aspekte, insbesondere der höchstrichterlichen<br />
Rechtsprechung, berücksichtigt werden.<br />
Eine agile Patentstrategie sieht einen bedarfsorientierten<br />
Mix aus Kern- und Vollanmeldungen vor.<br />
Bei einem Mix aus 70 % Kernanmeldungen und 30 %<br />
Vollanmeldungen ergibt sich damit beispielsweise<br />
ein Einsparpotenzial von insgesamt 35 %.<br />
Wegbereiter der agilen Patentstrategie<br />
Die Infrastruktur bei Gottschald ist schon von sich<br />
her agil. Der erste Schritt hierfür war die Gründung<br />
der TechnologieCenter GmbH (TechCenter) im Jahr<br />
2011. Hier ist besonders, dass ein Patentingenieur mit<br />
einem Patentanwalt aus der Kanzlei als interdiszi -<br />
plinäres Team gemeinsam die beste Lösung für die<br />
Patentanmeldung findet. Technisches Expertenwissen<br />
der industrieerfahrenen Patentingenieure trifft<br />
auf juristische Fachkompetenz der Patentanwälte der<br />
Kanzlei. Mit dem TechCenter wird ein neuer Ansatz<br />
beim Erstellen von Patentanmeldungen verfolgt, bei<br />
dem der Patentingenieur die technische Diskussion<br />
und die Aufbereitung der Erfindung mit den Erfindern<br />
und Patentabteilungen der Industrie übernimmt. Der<br />
Patentanwalt konzentriert sich dann auf die juristischen<br />
Aspekte. Die Effektivität dieser Systematik<br />
zeigt sich in der besonders hohen Erteilungs rate bei<br />
Patentanmeldungen und der überdurchschnittlichen<br />
Erfolgsquote bei Einspruchs- und Streitverfahren.<br />
Diese Infrastruktur kommt der Erzeugung der<br />
Kernanmeldung zu Gute: Nachdem der Patentanwalt<br />
die Patentansprüche und ein formalisiertes Auftragsblatt<br />
(Orderliste) angefertigt hat, erzeugt der Patentingenieur<br />
im TechCenter nach einem standardisierten<br />
Regelwerk, basierend auf der Orderliste und den<br />
Patentansprüchen, die Beschreibung und die Figuren<br />
der Patentanmeldung. Nach der finalen Überprüfung<br />
durch den Patentanwalt ist die Kernanmeldung einreichungsfähig.<br />
Die für eine agile Patentstrategie geschaffene Auswahlmöglichkeit<br />
zwischen den Patenttypen der Vollanmeldung<br />
und der Kernanmeldung stellt auch neue<br />
Anforderungen an die Patentabteilungen. Neben der<br />
Entscheidung, welcher Patenttyp ausgewählt werden<br />
soll, muss mit der Beauftragung der Patentanmeldung<br />
mitgeteilt werden, welche Aspekte der Erfindung<br />
den Kern darstellen sollen. Dies ist ebenfalls<br />
Teil der agilen Transformation des Unternehmens.<br />
Diesen Mehraufwand rechtfertigt aber das enorme<br />
Einsparpotenzial.<br />
INFO<br />
Der industrielle Systemansatz<br />
hin zur<br />
Kernanmeldung bietet<br />
großes Potenzial für<br />
weitere, softwareunterstützte<br />
Automatisierungsschritte.<br />
Zur agilen Patentstrategie von Gottschald:<br />
https://gottschald-ip.de<br />
Bild: Gottschald Patentanwälte<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 23
Lager bei Kaiser+Kraft: Der TÜV Süd<br />
hat die Erfüllung der Anforderungen<br />
aus den ISO-Normen 9001, 14001<br />
sowie 50001 bestätigt.<br />
Bild: Kaiser+Kraft<br />
Einführung von Managementnormen<br />
Klare Vorteile im Wettbewerb<br />
Ein Qualitäts-, Umwelt- und Energiemanagementsystem, auditiert und zertifiziert durch den<br />
TÜV Süd, bietet Unternehmen und Organisationen klare Vorteile. Trotzdem scheuen viele die<br />
Herausforderung, ein entsprechendes Managementsystem einzuführen. Das Beispiel des<br />
B2B-Versandhändlers Kaiser+Kraft zeigt, wie es funktionieren kann.<br />
» Natalia Cichos-Terrero, freie Journalistin in Stuttgart<br />
Im Jahr 2019 gab es eine Novelle des Energiedienstleistungsgesetzes<br />
(EDL-G). Neu ist seitdem,<br />
dass laut der Gesetzgebung große Unternehmen<br />
(Nicht-KMUs) zu einem Energieaudit alle vier Jahre<br />
verpflichtet sind. Unternehmen, die nach der ISO-<br />
Norm 50001 oder EMAS zertifiziert sind, müssen kein<br />
verpflichtendes Energieaudit durchführen. Doch der<br />
Aufwand oder die Kosten, die sich hinter der Implementierung<br />
einer solchen Norm im Unternehmen<br />
verbergen, schrecken viele ab.<br />
Auch Kaiser+Kraft, ein B2B-Versandhändler aus<br />
Stuttgart, hatte sich die Frage gestellt, welchen<br />
Weg man einschlägt. Die Entscheidung<br />
für die Einführung von<br />
Managementnormen war schnell<br />
getroffen: „Wir haben uns zum<br />
Ziel gesetzt, Vorbild in unserer<br />
Branche, dem B2B-Handel mit<br />
Betriebs-, Büro- und<br />
Lagerausstattung, zu sein. Da gehört<br />
es unserer Ansicht nach dazu,<br />
IM FOKUS<br />
Allein durch das Energie -<br />
managementsystem konnte<br />
Kaiser+Kraft seit 2015 über<br />
130.000 Euro und mehr als<br />
630.000 kWh einsparen.<br />
nicht nur die Mindestanforderungen von Gesetzen zu<br />
erfüllen“, erklärt Rolf Schiffel, Geschäftsführer Supply<br />
Chain Management bei Kaiser+Kraft.<br />
Und so hatte der Versandhändler schon 1996 erstmals<br />
die ISO-Norm 9001 für das Qualitätsmanagement<br />
und 2015 die ISO-Norm 14001 für das Umweltmanagement<br />
eingeführt – Zertifizierungen, die<br />
für Unternehmen nicht obligatorisch sind. Ein Jahr<br />
später folgte dann die ISO-Norm 50001 (Energiemanagement).<br />
„Für uns war von Beginn an klar, dass wir<br />
uns damit vom Wettbewerb abheben werden“, nennt<br />
der Geschäftsführer ein wichtiges Kriterium.<br />
„Wir nutzen unser Integriertes Managementsystem<br />
als verlässliche<br />
Leitplanke, um uns wirtschaftliche<br />
und ökologische Ziele zu setzen<br />
und zu erreichen. Sowohl ein<br />
Qualitäts- als auch ein Umweltoder<br />
Energie managementsystem<br />
sind wichtig für unseren Geschäftserfolg“,<br />
so Schiffel weiter.<br />
24 Industrieanzeiger » 03|2021
NEWS & MANAGEMENT «<br />
Im Vorjahr wurde erstmals auch die Eigenfertigung<br />
von Kaiser+Kraft in Haan nach der Qualitätsmanagementnorm<br />
zertifiziert. Seit 2016 hat sie erfolgreich<br />
ein Energiemanagementsystem nach der ISO-Norm<br />
50001 aufgebaut und zertifizieren lassen. In der<br />
Eigenfertigung werden Transportgeräte und Betriebsausstattung<br />
entwickelt und produziert. Eine<br />
Besonderheit: Die Eigenfertigung wurde vergangenes<br />
Jahr mit dem Energie-Innovations-Preis NRW für<br />
Unternehmen 2020 in der Kategorie Digitalisierung<br />
ausgezeichnet. Durch das innovative Beleuchtungssystem<br />
spart Kaiser+Kraft bis zu 70 % der Stromkosten<br />
pro Jahr und möchte damit zeigen, wie viele<br />
Möglichkeiten Unternehmen im effizienten Umgang<br />
mit Energie haben.<br />
Allein durch das Energiemanagementsystem konnte<br />
Kaiser+Kraft seit 2015 über 130.000 Euro und<br />
mehr als 630.000 kWh einsparen. „Auch wenn der<br />
Aufwand samt Kosten in der Anfangsphase nicht zu<br />
unterschätzen sind, im Nachhinein zahlt es sich aus,<br />
in die Einführung einer Managementnorm zu investieren“,<br />
ist Rolf Schiffel überzeugt. Seit letztem Jahr<br />
sind auch die Gesellschaften von Kaiser+Kraft in Österreich<br />
und der Schweiz nach der ISO-Norm 50001<br />
zertifiziert. Ein Qualitäts- und Umweltmanagementsystem<br />
gab es bereits zuvor in beiden Ländern.<br />
Voraussetzungen für Unternehmen<br />
Konkrete Kosten entfallen für das TÜV-Audit – sowohl<br />
für das erste Zertifizierungsaudit, die Überwachungsaudits<br />
und die alle drei Jahre stattfindenden<br />
Wiederholungsaudits als auch für die Zertifikate. Eine<br />
Zertifizierung macht laut Kaiser+Kraft für jedes<br />
Unternehmen Sinn. Kleinere Firmen profitieren sogar<br />
davon, dass die Einführung weniger komplex ist als<br />
bei größeren. Und führt man eine Managementnorm<br />
ein, so kann man bei der nächsten auf bestehenden<br />
Strukturen aufbauen. Wichtig ist jedoch zu wissen,<br />
dass jede Managementnorm ihren eigenen Charakter<br />
mit klar definierten Anforderungen hat, nach denen<br />
zertifiziert wird.<br />
Gibt es verschiedene Unternehmensstandorte, sollte<br />
es an jedem Standort einen Verantwortlichen<br />
geben, der die Umsetzung der Anforderungen eines<br />
Managementsystems vorantreibt. Damit die Einführung<br />
eines solchen Systems überhaupt Sinn macht,<br />
sollten Unternehmen ihre Prozesse analysieren, dokumentieren<br />
und weiterentwickeln – dabei sollte die<br />
ganze Belegschaft einbezogen werden, um Transparenz<br />
und Akzeptanz gewährleisten zu können. „Durch<br />
die regelmäßige Betrachtung von Prozessen findet<br />
man schnell Einsparmaßnahmen. Zudem können die<br />
Mitarbeitenden mit einem Managementsystem besser<br />
mit ins Boot geholt werden als mit unregelmäßigen<br />
Aktivitäten“, nennt der Geschäftsführer weitere<br />
Vorteile.<br />
Zuschüsse für die Einführungen<br />
Unter bestimmten Voraussetzungen gibt es Förderprogramme,<br />
die die Teilkosten für die Erst-Zertifizierung,<br />
aber auch für Messeinrichtungen oder Schulungen<br />
für die Einführung von bestimmten Managementsystemen<br />
erstatten. Eine Anlaufstelle ist hier<br />
etwa das De-Minimis-Fördermittelprogramm. Entsprechende<br />
Richtlinien gibt es bei der Leitstelle für<br />
Gewerbeförderungsmittel des Bundes, einer Vorprüfstelle<br />
im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft<br />
und Technologie (BMWi) für das Bundesamt<br />
für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA).<br />
„Durch die Zertifizierungen profitieren wir von<br />
nachhaltiger Qualitätssicherung, Prozessverbesserungen<br />
und Einsparpotenzialen. Die Managementnormen<br />
helfen uns, Kundenzufriedenheit, Kundenorientierung<br />
und Prozesseffizienz immer weiter zu verbessern.<br />
Dies sind wichtige Erfolgsfaktoren im globalen<br />
Wettbewerb, die den entscheidenden Unterschied<br />
ausmachen“, fasst Rolf Schiffel zusammen.<br />
www.kaiserkraft.de<br />
INFO<br />
Nützliche Informationen zur Zertifizierung und<br />
Auditierung bietet die Seite des TÜV Süd:<br />
http://hier.pro/tI0Vm<br />
Die Eigenfertigung in<br />
Haan ist sowohl im<br />
Qualitäts- als auch im<br />
Energiemanagement<br />
zertifiziert. Die Energieagentur<br />
NRW hat<br />
sie vergangenes Jahr<br />
mit dem Energie-Innovations-Preis<br />
NRW für<br />
Unternehmen 2020<br />
ausgezeichnet.<br />
Bild: Kaiser+Kraft<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 25
Der Change-Prozess<br />
in Unternehmen ist<br />
in vollem Gange.<br />
Die Marke kann<br />
hierbei als Treiber im<br />
B2B- Umfeld dienen.<br />
Bild: Biesalski & Company<br />
bvik-Experten informieren über das Marketing der Zukunft<br />
B2B-Marke(-ting) in der Transformation<br />
Marketing muss sich selbst verändern, um Transformationsprozesse im Unternehmen maßgeblich<br />
mitzugestalten. Die Marke kann dabei als wirkungsvoller Treiber für den Wandel genutzt werden.<br />
Um als ,Change-Manager’ ernst genommen zu werden, ist der Erfolgsnachweis unerlässlich.<br />
» Alexander Biesalski, Managing Partner, Biesalski & Company GmbH und bvik-Vorstand<br />
Die Marke macht im B2B-Bereich laut<br />
der Markenwert-Datenbank Biesalski<br />
& Company mehr als 30 Prozent des Unternehmenswertes<br />
aus. Damit sind Marken<br />
neben Patenten das wertvollste Asset.<br />
Das kommt nicht von ungefähr. Bereits<br />
seit Jahren setzen viele erfolgreiche Player<br />
in Industriegüterbranchen auf die Kraft<br />
des „guten Namens“. Unternehmen haben<br />
erkannt, dass exzellente Qualität und innovative<br />
Produkte nicht ausreichen, um<br />
im harten globalen Wettbewerb und in<br />
dynamischen Mark tumfeldern zu bestehen.<br />
Es braucht mehr, wie die nachfolgenden<br />
Erfolgsmuster zeigen:<br />
• Kundenversteher: In B2B-Geschäftsmodellen<br />
ist die Nähe zum Kunden seit<br />
jeher ein wichtiger Erfolgsfaktor. Ge-<br />
meint ist die Fähigkeit, die Kundenbedürfnisse<br />
in den Mittelpunkt aller Prozesse<br />
und Handlungen zu stellen. Diejenigen,<br />
die kundenseitig sowohl den<br />
Entscheidern als auch der Organisation<br />
zum Erfolg verhelfen, werden auch zukünftig<br />
eine starke Wettbewerbsposition<br />
haben.<br />
• Nutzenstifter: Weltmarktführende<br />
Unternehmen sind erfolgreich, weil es<br />
ihnen gelingt, mit echten Innovationen<br />
einen einzigartigen Kundennutzen zu<br />
schaffen und neue Märkte oder Nischen<br />
zu besetzen. Trumpf-Laser,<br />
Wago-Klemme oder Peri-Schalung sind<br />
quasi Synonyme dieser Erfolgsmuster.<br />
• Agilitätsvorreiter: Die Welt verändert<br />
sich. Globale Megatrends wie Konnektivität,<br />
Neo-Ökologie und Urbanisierung<br />
schaffen einerseits Unsicherheit<br />
und verlangen andererseits konkrete<br />
Lösungen. Die erfolgreichen B2B-Unternehmen<br />
der Zukunft agieren schnell<br />
und flexibel. Damit positionieren sie<br />
sich als vertrauensvoller Partner zur<br />
Lösung der zukünftigen Herausforderungen.<br />
Alle drei Erfolgsmuster basieren auf einer<br />
konsequenten Marktorientierung, sprich<br />
Outside-In-Ausrichtung. Der Marke<br />
kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu.<br />
Denn erfolgreiche Markenarbeit bedeutet,<br />
Kunden und Märkte in den Fokus zu rücken.<br />
In markenorientierten Unternehmen<br />
wird somit die nach innen gerichtete und<br />
produktzentrierte Sicht abgelöst. Damit<br />
26 Industrieanzeiger » 03|2021
NEWS & MANAGEMENT «<br />
Die zukünftige Rolle des<br />
Marketings im B2B-Umfeld<br />
ist vielfältig. Der Einfluss<br />
auf den Unternehmenserfolg<br />
ist dabei wichtig, wie eine<br />
Befragung unter B2B-Marketern<br />
im Rahmen einer bvik-<br />
Veranstaltung zeigte.<br />
Bild: Biesalski & Company<br />
gelingt es diesen Unternehmen besser, die<br />
für den Kundenbedarf richtige Lösung<br />
schneller zu finden. Die Marke dient als<br />
„Kundenorientierungsprogramm“.<br />
Neudefinition der Rolle des<br />
Marketings<br />
In einer marktorientierten Unternehmensführung<br />
ist die Relevanz des Marketings<br />
eigentlich unumstritten. Eigentlich!<br />
Zahlreiche Studien proklamieren jedoch<br />
den Bedeutungsverlust des Marketings in<br />
Unternehmen. Im Kern wird die Reduktion<br />
der Verantwortlichkeit auf die externe<br />
Kommunikation beschrieben. Vor diesem<br />
Hintergrund wurde in einem Workshop<br />
des Bundesverband Industriekommunikation<br />
(bvik) mit knapp 40 Mitgliedern die<br />
Frage gestellt: Welche Rolle soll das Marketing<br />
in der Zukunft einnehmen (siehe<br />
Grafik)?<br />
Die Ergebnisse sind eindeutig. Die befragten<br />
Marketing-Manager möchten zukünftig<br />
maßgeblichen Einfluss auf den<br />
Unternehmenserfolg nehmen: angefangen<br />
von einer konsequenten Marktorientierung<br />
über Trendscouting bis hin zur<br />
Rolle als Change-Manager zur Gestaltung<br />
einer zukunftsgerichteten Transformation.<br />
Das Thema Change ist ein hochrelevantes<br />
Gestaltungsfeld. Unternehmen und<br />
Mitarbeiter müssen heute flexibler, dynamischer<br />
und agiler sein als je zuvor, um in<br />
Zeiten ständigen Wandels konkurrenzfähig<br />
zu bleiben. Die meisten Organisationen<br />
haben die Notwendigkeit für Veränderungen<br />
zwar erkannt, jedoch scheitert<br />
es oftmals an der operativen Umsetzung<br />
der Veränderungsprojekte. Widerstände<br />
der Beteiligten, mangelnde Kommunika -<br />
tion, fehlende Motivation oder die Nicht-<br />
Erkenntnis des übergreifenden Veränderungsziels<br />
hemmen zumeist den Veränderungsprozess.<br />
Für eine erfolgreiche Transformation<br />
ist es entscheidend, all diese<br />
Hürden und Herausforderungen zu überwinden.<br />
Marke als Change-Treiber nutzen<br />
Idealerweise finden sich dafür in der Organisation<br />
Ankerpunkte, die auf eine sehr<br />
positive Art und Weise auf Prozesse und<br />
Menschen wirken. Diese sollten die gemeinsame<br />
Basis sowohl für die Veränderung<br />
der Organisation und ihrer Kultur an<br />
sich als auch für die Veränderung im Kopf<br />
der Menschen widerspiegeln. Die Marke<br />
kann diese Rolle als verbindendes Element<br />
einnehmen.<br />
Sie ist in der Lage, eine richtungsweisende<br />
Change-Perspektive aufzuzeigen,<br />
auf die sich alle Stakeholder eines Unternehmens<br />
beziehen können. Aufgrund dieser<br />
Fähigkeit eignet sich Marke ideal als<br />
Führungsinstrument, um insbesondere<br />
auch Veränderungen auf Verhaltensebene<br />
erfolgreich zu gestalten.<br />
Für einen nachhaltigen Change-Erfolg<br />
ist es unerlässlich, den eingeschlagenen<br />
Transformationsweg zu verstetigen. Entscheidend<br />
ist es, den Fortschritt kontinuierlich<br />
zu messen und auf dieser Grund -<br />
lage steuerbar zu machen. Voraussetzung<br />
für die Bewusstmachung des Change-<br />
Erfolgs ist die Gegenüberstellung des gemessenen<br />
Ergebnisses mit definierten und<br />
konkret formulierten Zielen.<br />
Mit der Marke als Veränderungstreiber<br />
hat das Marketing die Chance, die eigene<br />
Rolle zu stärken und den ersehnten Einfluss<br />
zu nehmen. Marketing steht seit<br />
jeher für mehr als nur Kommunikation.<br />
Marke sollte der Begleiter einer marktorientierten<br />
Transformation sein. Damit<br />
kommt Marketing dem klassischen Verständnis<br />
deutlich näher, als es heute in<br />
vielen Unternehmen praktiziert wird. Eine<br />
Renaissance ist wünschenswert.<br />
https://biesalski-company.com<br />
https://bvik.org<br />
FAZIT<br />
Die Marke eignet sich ideal<br />
als Führungsinstrument, um<br />
insbesondere auch Veränderungen<br />
auf Verhaltensebene<br />
erfolgreich zu gestalten.<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 27
» NEWS & MANAGEMENT<br />
Konzepte für das digitale Stammdaten- und Zertifikatsmanagement<br />
Mehr Souveränität über Daten<br />
Ein Projektteam bei Bosch Research arbeitet derzeit an der Entwicklung eines international<br />
einsetzbaren interoperablen Stammdaten- und Zertifikatsmanagements für Unternehmen.<br />
Damit könnten sich Unternehmen jeglicher Größe viel Zeit und manuellen Aufwand für die<br />
Datenpflege ersparen, da so künftig jede juristische oder natürliche Person ihre Stammdaten<br />
selbst pflegen kann.<br />
Heutzutage pflegen Unternehmen<br />
Stammdaten von Geschäftspartnern,<br />
also Grundinformationen über betrieblich<br />
relevante Objekte wie Produkte, Dienstleistungen,<br />
Lieferanten oder Kunden<br />
mehrfach in verschiedenen eigenen IT-<br />
Systemen – und zusätzlich die eigenen<br />
Stammdaten in den Systemen Dritter. Damit<br />
investiert jede Firma einen großen<br />
Aufwand, um eine hohe Datenqualität zu<br />
erreichen. Zusätzlich müssen Zulieferer<br />
jährlich Hunderte von Zertifikaten bei<br />
Kunden wie Automobilherstellern vorlegen.<br />
Nachgewiesene Nachhaltigkeitszertifikate<br />
spielen zudem eine immer größere<br />
Rolle. In der Praxis verursacht das oft<br />
einen großen manuellen Aufwand auf<br />
beiden Seiten, der zeitintensiv und fehleranfällig<br />
ist. Hier setzt das neuartige Konzept<br />
der Self Sovereign Identity (SSI) an,<br />
an dem das Team des strategischen Vorausentwicklungsprojekts<br />
„Economy of<br />
Things“ (EoT) von Bosch Research gemeinsam<br />
mit Partnern arbeitet.<br />
„Wir entwickeln eine Lösung, die auf<br />
den Prinzipien der sogenannten SSI-Technologie<br />
beruht“, erklärt Werner Folkendt,<br />
Industrie-Experte im Entwicklungsteam<br />
bei Bosch. „Das heißt, jede juristische<br />
oder auch natürliche Person pflegt ihre<br />
Stammdaten selbst, ist quasi Souverän<br />
ihrer Daten. Eine sogenannte Firmenagentensoftware<br />
erstellt dann für juris -<br />
tische Personen eine sogenannte DID, das<br />
steht für Decentralized Identifier, also<br />
eine dezentrale, selbstverwaltete ID-<br />
Nummer. Diese DID und die damit verbundenen<br />
Firmenstammdaten sind vergleichbar<br />
mit einer digitalen Visitenkarte,<br />
die man bei sich in einer virtuellen Firmen-Brieftasche<br />
trägt und bei Bedarf sei-<br />
Grafik: Bosch<br />
28 Industrieanzeiger » 03|2021
nen Geschäftspartnern zusammen<br />
mit anderen elektronischen<br />
Ausweisen wie<br />
Bankkarten oder Steuernummern<br />
vorlegt“, präzisiert<br />
Folkendt.<br />
Ist eine derartige Visitenkarte<br />
mitsamt den elektronischen<br />
Ausweisen einmal erstellt,<br />
könne sie in Form einer „beglaubigten Kopie“<br />
an die Firmenagentensoftware von<br />
Partnerfirmen gesendet und mit anderen<br />
ausgetauscht werden. Dies geschieht laut<br />
des EoT-Teams über sichere Verbindungskanäle,<br />
die die SSI-Technologie zur Verfügung<br />
stellt. Mit diesen Verbindungskanälen<br />
können die Daten verschlüsselt und<br />
kryptographisch abgesichert übertragen<br />
werden. Phishing-Probleme werden so<br />
vermieden, heißt es, da jeder Partner<br />
weiß, wer am anderen Ende des Verbindungskanals<br />
die Daten erhält.<br />
Zudem werden die Daten bei keinem<br />
Intermediär gespeichert. Dasselbe gilt für<br />
Firmenzertifikate. Die Firmenagentensoftware<br />
merkt sich die Geschäftspartner<br />
für jede verteilte Visitenkarte und jedes<br />
Zertifikat. Änderungen und Aktualisierungen<br />
lassen sich so auf Knopfdruck oder<br />
automatisch und in beiden Fällen maschinenlesbar<br />
mitteilen und abfragen. Das sei<br />
effizienter und weniger fehleranfällig.<br />
Individuelle Signatur der Daten<br />
schützt vor Manipulationen<br />
Des Weiteren wenden die Forscher bei der<br />
SSI-Technologie das Konzept von Verifiable<br />
Credentials an. Ein standardisiertes<br />
Format macht so ausgetauschte Stammdaten<br />
und Zertifikate maschinenlesbar.<br />
Die vom Herausgeber der Daten hinzugefügte<br />
Signatur sorgt zudem für Manipulationssicherheit.<br />
Erstmals können so<br />
Adressen oder Zertifikate automatisiert<br />
ausgetauscht, geprüft und in die Systeme<br />
der Geschäftspartner übernommen wer-<br />
Das Prinzip der Self Sovereign<br />
Identity, an dem Bosch Research<br />
arbeitet, sorgt für höhere<br />
Datenqualität und -souveränität<br />
beim digitalen Stammdaten- und<br />
Zertifikatsmanagement.<br />
IM ÜBERBLICK<br />
den, wie der Projektleiter<br />
betont.<br />
All das werde hinter<br />
den Kulissen<br />
von der Softwarelösung<br />
übernommen.<br />
„Dieses Prinzip<br />
erfordert keine zentrale<br />
IT-Plattform. Das ist ein<br />
bedeutendes Merkmal unseres<br />
Konzepts. Technisch betrachtet basiert<br />
die Lösung zum einen auf einem Distributed-Ledger-System,<br />
zum anderen auf<br />
einer Firmenagentensoftware bei jedem<br />
Unternehmen. Diese wird als Open-Source-Software<br />
entwickelt und zur Verfügung<br />
gestellt“, konkretisiert Folkendt.<br />
Ziel des Projekts ist die<br />
Implementierung eines international<br />
einsetzbaren interoperablen<br />
Stammdaten- und<br />
Zertifikatsmanagements<br />
für Unternehmen.<br />
Flexible Lösungen für kleine<br />
und mittlere Unternehmen<br />
Die Lösung eignet sich nicht nur für große<br />
Unternehmen, auch an kleinere Betriebe<br />
hat das EoT-Team bereits gedacht: Denn<br />
nicht jeder kann und möchte Knotenpunkte<br />
betreiben und eine Agentensoftware<br />
installieren. In diesem Fall werden<br />
Serviceprovider als Stammdatenverwalter<br />
diese Aufgabe übernehmen. Ebenfalls mit<br />
dem Prinzip dezentraler Datenhaltung<br />
und dem Aspekt, dass die Daten dem<br />
Eigner gehören. Nur der automatisierte<br />
Transfer wird nach extern vergeben.<br />
Service Provider können dadurch ihr<br />
Produktangebot ausweiten und ebenfalls<br />
von der Technologie profitieren. Bei<br />
Kleinstunternehmen werden Apps auf<br />
Mobiltelefonen zum Einsatz kommen, die<br />
die Daten auf Basis derselben Prinzipien<br />
und Peer-to-Peer austauschen. Je nach<br />
Funktionsumfang ist eine Anbindung an<br />
das Distributed-Ledger-System gegebenenfalls<br />
erforderlich, heißt es.<br />
Für alle Anwendungsfälle baut das EoT-<br />
Team aktuell gemeinsam mit Partnern<br />
erste Prototypen sowie eine erste produktiv<br />
einsetzbare Lösung (ein sogenanntes<br />
minimum viable product). Ziel ist die<br />
Implementierung eines international einsetzbaren<br />
interoperablen Stammdatenund<br />
Zertifikatsmanagements für Unternehmen.<br />
(nu)<br />
www.bosch.com<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 29
TOPSTORY » Nachhaltige Produktion<br />
Bild: josefkubes/adobe.stock.com<br />
Viele Unternehmen<br />
haben ihren ökologischen<br />
Fußabdruck bereits<br />
deutlich reduziert.<br />
Nachhaltige Produkte und eine saubere Produktion setzen ganzheitliches Denken voraus<br />
Damit‘s der Welt<br />
morgen gut geht<br />
Der ökologische Fußabdruck spielt auch für Fertigungsbetriebe eine zunehmend<br />
wichtige Rolle. Politische Vorgaben wie der European Green Deal forcieren den<br />
Übergang zu einer sauberen, kreislauforientierten Wirtschaft. Was das für Fertigungstechniker<br />
sowie deren Zulieferer und Ausrüster heißt, beleuchten wir in einer<br />
dreiteiligen Serie über nachhaltige Produktion.<br />
» Mona Willrett, Redakteurin Industrieanzeiger<br />
30 Industrieanzeiger » 03|2021
Wir sollten hohe Umwelt- und Sozialstandards<br />
nicht als Bedrohung sehen, sondern als Chance“,<br />
meint Prof. Christoph Herrmann. „Natürlich<br />
müssen sich Produkte und Fertigungsprozesse am<br />
Ende rechnen, aber ausschließlich ökonomisch motiviertes<br />
Handeln wird künftig weder Innovationen<br />
hervorbringen noch zur Standortsicherung bei -<br />
tragen“, ist der Leiter des Fraunhofer-IST und des<br />
Instituts für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik<br />
(IWF) an der TU Braunschweig überzeugt.<br />
Das zeige auch der Erfolg vieler Unternehmen, die<br />
sich in den letzten Jahren als Innovationsführer<br />
etabliert haben – oft gerade, weil sie ihren ökologischen<br />
Fußabdruck im Blick hatten.<br />
„Um das große Ziel der ökologischen Nachhaltigkeit<br />
zu erreichen, müssen die resultierenden Anforderungen<br />
in den Vordergrund rücken“, sagt Herrmann.<br />
„Das setzt allerdings<br />
voraus, dass wir lernen, die<br />
Wechselwirkungen zwischen<br />
technisch-wirtschaftlichen<br />
Maßnahmen und deren Auswirkungen<br />
auf die Umwelt zu<br />
verstehen.“ Das sei nicht nur<br />
angesichts politischer Vorgaben wie dem European<br />
Green Deal zwingend notwendig. Der Wissenschaftler<br />
sieht das Ziel, bis Mitte des Jahrhunderts klimaneutral<br />
zu produzieren, zwar als ambitioniert, aber<br />
durchaus realisierbar. Allerdings erfordere dieser Weg<br />
in vielen Köpfen ein Umdenken, denn die bislang übliche<br />
Strategie, derartige Herausforderungen möglichst<br />
stark zu vereinfachen, habe in der Vergangenheit<br />
selten zum bestmöglichen Ergebnis geführt.<br />
Dass dieses Umdenken in der Industrie längst begonnen<br />
hat, zeigt eine Reihe von Beispielen. So produzieren<br />
der Werkzeugmaschinenbauer DMG Mori<br />
oder der Technologiekonzern Bosch nach eigenen<br />
Angaben bereits heute CO 2<br />
-neutral. Bis 2050 sollen<br />
selbst jene Wertschöpfungsstufen, die Bosch nicht<br />
alleine verantwortet, klimaneutral sein. Vorstandschef<br />
Dr. Volkmar Denner sagt: „Es reicht nicht, auf<br />
den Klimaschutz zu hoffen. Unternehmen sollten<br />
kurzfristig die CO 2<br />
-Neutralität wagen.“<br />
Die Methoden und Modelle<br />
existieren, was oft fehlt,<br />
sind die nötigen Daten<br />
Alle Produkt-Lebensphasen zählen<br />
Auch Autobauer Daimler hat angekündigt, bis 2039<br />
solle die Pkw-Neufahrzeugflotte CO 2<br />
-neutral sein –<br />
von der Entwicklung über die Rohstoffgewinnung<br />
und die Produktion bis hin zur Nutzung und zum Recycling.<br />
Schon bei der elektrischen Luxuslimousine<br />
EQS, die noch in diesem Jahr auf den Markt kommen<br />
soll, wollen die Stuttgarter wichtige Meilensteine<br />
setzen – etwa durch den Bezug CO 2<br />
-neutral hergestellter<br />
Batterien. Fast die Hälfte der rund 2000 Lieferanten<br />
von Mercedes-Benz Cars soll sich bereits<br />
verpflichtet haben, nur noch CO -neutrale Teile zu<br />
2<br />
liefern. Das zeigt: Zulieferer und Fertigungsunternehmen,<br />
die dieses neue Qualitätsmerkmal<br />
nicht ernst nehmen, werden<br />
es schwer haben.<br />
IM BLICK<br />
Doch wenn Politiker und Industrie Nachhaltigkeit umfasst viel<br />
immer öfter von CO – oder gar<br />
2 mehr als das Schonen von<br />
klimaneutraler Produktion reden, Ressourcen und Umwelt.<br />
dann geht das Herrmann nicht weit Soziale und Wirtschaftliche<br />
genug: „Wenn wir Umweltprobleme Aspekte sind ebenso<br />
nicht von einer Lebensphase eines Produkts<br />
in eine andere verschieben wollen,<br />
wichtig.<br />
dann lässt sich die Produktion nicht vom gesamten<br />
Lebenszyklus trennen.“ Notwendig sei daher<br />
ein wissenschaftlich fundierter, objektiver Rahmen,<br />
der für neue Produkte eine quantitative Umweltbewertung<br />
ermöglicht und Alternativen<br />
vergleichbar macht –<br />
von der Entwicklung über die<br />
Rohstoffgewinnung und die<br />
Produktion bis hin zur Nutzung<br />
und dem Recycling.<br />
Die Umweltwirkung von<br />
Produkten lässt sich laut dem Braunschweiger Forscher<br />
mit Ökobilanzen bereits heute in vielen Fällen<br />
gut abschätzen. „Von der Methodenseite her sind wir<br />
schon gut aufgestellt. Was uns allerdings noch vor<br />
echte Herausforderungen stellt, ist die Verfügbarkeit<br />
von Daten.“ Deshalb seien zuverlässige Ökobilanzen<br />
heute zwar bereits möglich, in der Regel aber – wenn<br />
die verfügbaren Informationen über Produkte, Prozesse<br />
oder Materialien lückenhaft oder zu wenig<br />
aussagekräftig sind – mit einem großen Aufwand<br />
Bild: Tom Oettle<br />
Nachhaltig handeln<br />
Nachhaltiges und umweltschonendes Handeln ist in unser<br />
aller Interesse. Allerdings erfordert es ganzheitliche Ansätze,<br />
um die tatsächlichen Ursachen für Umweltwirkungen zu<br />
finden. Mitunter zeigt sich dann, dass vermeintlich umweltfreundliche<br />
Technologien und Lösungen manchmal gar<br />
nicht so sauber sind. Ideologiegetriebene<br />
Forderungen sind jedenfalls<br />
wenig hilfreich. Vielmehr brauchen<br />
wir neutrale Untersuchungen, um<br />
jene Stellschrauben zu finden, die<br />
den größten Nutzen versprechen.<br />
Mona Willrett<br />
Redakteurin Industrieanzeiger<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 31
TOPSTORY » Nachhaltige Produktion<br />
Bild: IWF<br />
„Wir dürfen unsere<br />
Kraft nicht für Maßnahmen<br />
verschwenden,<br />
die zwar einfach umzusetzen<br />
sind, deren<br />
Wirkung aber überschaubar<br />
bleibt“, warnt<br />
Prof. Christoph Herrmann,<br />
Leiter des<br />
Fraunhofer IST und<br />
des Instituts für Werkzeugmaschinen<br />
und<br />
Fertigungstechnik<br />
(IWF).<br />
Modelle liefern Vergleichsdaten<br />
Für die aufwändigen Bilanzen müssen die Forscher<br />
eine Vielzahl von Produkt- und Produktionsparameverbunden.<br />
„Insofern sind Ökobilanzen bislang noch<br />
ein Werkzeug, das tendenziell eher größere Unternehmen<br />
nutzen“, sagt Herrmann. Zudem fehle angesichts<br />
der Vielzahl von Fertigungstechnologien noch<br />
ein Ansatz, wie sich Daten in enger Kooperation zwischen<br />
Wissenschaft und Industrie qualitätsgesichert<br />
erfassen, zusammenführen und bereitstellen lassen.<br />
Handlungsleitfaden für Unternehmen<br />
Das zu ändern, ist das Ziel der Wissenschaftlichen<br />
Gesellschaft für Produktionstechnik. Im Frühjahr will<br />
die WGP ein Positionspapier veröffentlichen, das jenen<br />
Unternehmen, die eine ökologisch nachhaltigere<br />
Produktion anstreben, als Handlungsleitfaden dienen<br />
soll. Zudem wollen die Initiatoren<br />
mit dem Positionspapier<br />
auf weiße Felder hinweisen,<br />
die es besonders zu beachten<br />
gilt. „Zu unseren weiteren Zielen<br />
gehört es, diese weißen<br />
Felder auf der Karte hin zu<br />
einer nachhaltigen Produktion zu schließen“, ergänzt<br />
Herrmann, der auch Mitglied der WGP-Arbeitsgruppe<br />
„Objektivierung“ und Koordinator des Positionspapiers<br />
ist. Diese aufwändige Arbeit müsse sonst von<br />
jedem Unternehmen aufs Neue erledigt werden.<br />
„Je tiefer wir einsteigen, umso deutlicher sehen<br />
wir, wo noch Lücken bestehen“, sagt der Forscher.<br />
„Wir können bereits recht zuverlässig ermitteln, wie<br />
viel Energie nötig ist, um ein bestimmtes Material zu<br />
gewinnen oder es zu recyceln. Liegen die erforder -<br />
lichen Daten vor, lässt sich mit unseren Berechnungsmodellen<br />
der Einfluss auf den Klimawandel gut<br />
abschätzen. Geht es jedoch um andere Umweltwirkungen<br />
– etwa die Human- oder die Ökotoxizität,<br />
den Wasser- oder den Landverbrauch – dann besteht<br />
noch immer Forschungsbedarf. Sowohl hinsichtlich<br />
Wir müssen differenzieren<br />
zwischen lokalen und<br />
globalen Umwelteffekten<br />
der Modelle als auch der Datenbasis.“ Dazu komme,<br />
dass zwischen lokalen und globalen Umweltwirkungen<br />
differenziert werden muss. Der Klimawandel ist<br />
ein globales Phänomen, Wasser- und Landverbrauch<br />
oder der Schadstoffeintrag in Boden, Luft und Wasser<br />
sind regionale Effekte. „Hier brauchen wir die<br />
lokalen Daten, die nicht immer verfügbar sind“, gibt<br />
Herrmann zu bedenken. Diese Betrachtung sei aber<br />
wichtig, denn ein Konzept, das in Deutschland funktioniere,<br />
könne in einer anderen Region weniger<br />
positiv wirken. Doch selbst wenn die entsprechenden<br />
Daten vorliegen, besteht noch immer die Herausforderung,<br />
sie so aufzubereiten, dass sie ingenieurwissenschaftlich<br />
nutzbar und zielgruppengerecht zu<br />
visualisieren sind. Erst dann ist<br />
eine sinnvolle Interpretation<br />
möglich.<br />
Als eine der größten nationalen<br />
wissenschaftlichen Gesellschaften<br />
im Bereich der<br />
Produktion, verfügt die WGP<br />
über eine sehr gute Ausstattung und Infrastruktur.<br />
Die angeschlossenen Institute arbeiten eng mit der<br />
Industrie zusammen und können insofern auf eine<br />
breite Datenbasis zugreifen. „Gleichzeitig können wir<br />
innerhalb der WGP einen Qualitätssicherungsstandard<br />
implementieren, indem die einen Kollegen die<br />
Daten erheben und andere diese Informationen anschließend<br />
einem kritischen Review unterziehen“, erläutert<br />
Herrmann. Der Forscher betont, das Positionspapier<br />
solle keine statische Vorgabe sein, sondern<br />
ein dynamischer Leitfaden, der mit wachsendem<br />
Kenntnisstand immer wieder aktualisiert wird.<br />
Bild: Kseniya Ragozina/adobe.stock.com<br />
Bild: Johannes Wölper / TU Braunschweig<br />
Elektromobilität schont nicht überall die Umwelt. Das erforderliche Lithium<br />
wird in Südamerika abgebaut und damit das dortige Ökosystem zerstört.<br />
Neue Technologien der Mixed Reality bieten die Chance, komplexe Öko -<br />
bilanzierungen für jedermann verständlich zu machen.<br />
32 Industrieanzeiger » 03|2021
LCA als Instrument zur Schaffung ökologischer Transparenz<br />
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ter berücksichtigen. Ohne computerunterstützte<br />
Modellberechnungen ist das nicht möglich. Deshalb<br />
arbeiten die Wissenschaftler mit dem sogenannten<br />
Integrated Computational Life Cycle Engineering.<br />
Das IC-LCE koppelt Modelle der Produktion mit solchen,<br />
die die Nutzungsphase beschreiben oder Aussagen<br />
über das Recycling eines Produkts liefern. Damit<br />
können die Experten die Life Cycle Performance<br />
neuer Produkt- und Produktionstechnologien abschätzen<br />
und sowohl technisch-wirtschaftliche<br />
Kenngrößen – etwa die Lebenszykluskosten – als<br />
auch ökologische Effekte bewerten. „Heutige Computer<br />
und Software-Werkzeuge sind leistungsfähig<br />
genug, um selbst komplexe Gesamtmodelle integrativ<br />
zu modellieren und zu simulieren“, erklärt Herrmann,<br />
der seit Jahren in diesem Bereich forscht.<br />
„Selbst verschiedene Hintergrundsysteme, die technologische,<br />
geographische oder zeitliche Variablen<br />
berücksichtigen, lassen sich abbilden und ermöglichen<br />
so anwendungsnahe Forschung.“<br />
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Belastungen nicht nur verschieben<br />
Um die Gefahr zu bannen, mit einer gut gemeinten<br />
Maßnahme schädliche Wirkungen von einem Bereich<br />
in einen anderen zu verschieben – etwa von der Produktion<br />
ins Recycling oder von der Nutzung in die<br />
Rohstoffgewinnung –, müssen Entwickler<br />
•den gesamten Lebenszyklus eines Produkts betrachten,<br />
• sämtliche Wirkungskategorien untersuchen sowie<br />
• Vorder- und Hintergrundsystem berücksichtigen.<br />
Zum Vordergrundsystem gehören die Produkte und<br />
Leistungen, die ein Unternehmen herstellt oder anbietet<br />
und somit direkt verantwortet. Teil des Hintergrundsystems<br />
ist beispielsweise der Energiekreislauf<br />
von der Herstellung eines Produkts über dessen Nutzung<br />
bis hin zur Entsorgung.<br />
Beide Systeme hängen eng zusammen. Das zeigt<br />
auch das Beispiel Elektromobilität. Wird ein E-Auto<br />
in einer Region betrieben, in der Strom aus Kohle erzeugt<br />
wird, ist mit Blick auf die Emissionen am Ende<br />
<br />
<br />
<br />
Um Umweltwirkungen<br />
eliminieren zu können,<br />
müssen zunächst ihre<br />
tatsächlichen Ursachen<br />
gefunden werden. Dabei<br />
hilft die Ökobilanz.<br />
Serie „Nachhaltige Produktion“<br />
Verantwortung zu übernehmen für den eigenen ökologischen<br />
Fußabdruck – das wird auch für produzierende Unternehmen<br />
immer wichtiger. Schon heute verlangen einige<br />
Großkunden von ihren Lieferanten den Nachweis, dass die<br />
gelieferten Teile oder Produkte CO 2<br />
-neutral hergestellt wurden.<br />
Was das für Fertigungsbetriebe bedeutet, beleuchten<br />
wir in unserer dreiteiligen Serie „Nachhaltige Produktion“.<br />
Dabei fokussieren wir uns auf folgende zentrale Fragen:<br />
• Teil 1, Industrieanzeiger 3-2021:<br />
Reicht es, die Fertigung zu optimieren, oder ist ein<br />
ganzheitlicher Ansatz wichtig?<br />
• Teil 2, Industrieanzeiger 5-2021:<br />
Wie können Fertigungsbetriebe ihr eigenes Handeln<br />
nachhaltiger gestalten?<br />
• Teil 3, Industrieanzeiger 8-2021:<br />
Wie verhelfen Fertigungsausrüster ihren Kunden zu mehr<br />
Nachhaltigkeit und zu nachhaltigeren Produkten?<br />
Bild: WZL/IPT<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 33
TOPSTORY » Nachhaltige Produktion<br />
Das Gewinnen der<br />
Rohstoffe sowie die<br />
Nutzung und Verwertung<br />
von Produkten<br />
belasten die Umwelt<br />
oft viel stärker als die<br />
Produktion.<br />
nichts gewonnen. „Hinzu kommt, dass etwa beim VW<br />
ID3 mehr als 43 Prozent des von der Fahrzeugherstellung<br />
verursachten CO 2<br />
-Äquivalents auf die Batterie<br />
entfallen. Eine nachhaltige Batteriefertigung ist<br />
also elementar für eine gesunde Ökobilanz der Elektromobilität“,<br />
betont Herrmann.<br />
Doch die Umweltverträglichkeit batterieelektrischer<br />
Fahrzeuge hängt nicht nur von der Art der<br />
Stromerzeugung sowie von der Produktion, dem Recyceln<br />
oder der Entsorgung des Energiespeichers ab.<br />
Durch die neue Art der Mobilität steigt der Bedarf an<br />
Lithium massiv. Dessen Gewinnung zerstört jedoch<br />
das Ökosystem in den südamerikanischen Abbaugebieten<br />
und lässt die Bevölkerung arm, ohne Grundwasser<br />
und mit verseuchten Böden zurück. Auch das<br />
muss in die Bilanzen einfließen, die den E-Antrieb<br />
mit modernen Verbrennungsmotoren vergleichen.<br />
Bild: Cronimet Ferroleg<br />
Werden Produkte wie<br />
diese Zerspanwerkzeuge<br />
am Ende ihres Lebens<br />
recycelt und in<br />
den Kreislauf zurückgeführt,<br />
schont das<br />
Ressourcen und damit<br />
auch die Umwelt.<br />
Angesichts der Vielzahl an Stellschrauben lassen<br />
sich jene, die das größte Verbesserungspotenzial versprechen,<br />
nur mithilfe Computer-unterstützter Experimente<br />
finden. Integrated Computational Life Cycle<br />
Engineering hilft Experten, sehr schnell und mit<br />
überschaubarem Aufwand viele unterschiedliche<br />
Szenarien zu simulieren und so herauszufinden, an<br />
welcher Stelle die größten Effekte zu erzielen sind.<br />
„Wir dürfen unsere Kraft und Zeit nicht für Maßnahmen<br />
verschwenden, die zwar gut klingen und einfach<br />
umzusetzen sind, deren Wirkung aber überschaubar<br />
bleibt“, mahnt Herrmann. Solche Modell-Untersuchungen<br />
seien in einigen großen Unternehmen bereits<br />
im Einsatz, berichtet der Forscher. „Wir müssen<br />
allerdings dahin kommen, dass diese Werkzeuge<br />
auch für Unternehmen beherrschbar sind, die keine<br />
eigene Abteilung fürs Life Cycle Engineering haben.“<br />
Aber selbst dann werde den Betrieben ein gewisses<br />
Maß an Kompetenzaufbau nicht erspart bleiben.<br />
Prof. Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft,<br />
betont: „Wir stehen vor globalen Herausforderungen,<br />
die hochkomplexe Fragen aufwerfen.<br />
Um Antworten darauf zu finden, brauchen wir<br />
exzellente innovative Forschung.“ Dabei würden einzeln<br />
agierende Disziplinen schnell an Grenzen stoßen.<br />
Deshalb seien gerade jetzt gemeinschaftliches<br />
Handeln und wechselseitige Inspiration wichtig. In<br />
interdisziplinären Gruppen würden alte Gewissheiten<br />
eher hinterfragt, und nur das führe zu jenen radikalen<br />
Entdeckungen, die wir dringend benötigen, um<br />
die Herausforderungen einer globalisierten Welt zu<br />
bewältigen. Zudem sei das die zentrale Strategie, um<br />
Deutschland zukunftsfähig zu halten.<br />
Bild: IWF<br />
34 Industrieanzeiger » 03|2021
Produktionsferne Disziplinen wie die Meteorologie<br />
oder die Geologie lassen sich relativ gut in eine Ökobilanzierung<br />
einbinden, weil Fertigungsingenieure<br />
deren Modelle – die beispielsweise das Klima beschreiben<br />
– nutzen können, ohne sich in deren Details<br />
auszukennen. Dennoch ist ein Grundverständnis<br />
für die Materie wichtig, um die Ergebnisse sinnvoll<br />
interpretieren zu können.<br />
Im Sinne der Nachhaltigkeit sollten Produkte künftig<br />
wieder vermehrt so gestaltet werden, dass sie reparierbar<br />
sind, am Ende ihres Lebens recycelt und die<br />
Rohstoffe einem geschlossenen Kreislauf zugeführt<br />
werden können. Letzteres ist<br />
bislang nur eingeschränkt<br />
möglich, weil die Qualität recycelter<br />
Materialien nicht jener<br />
der ursprünglichen Werkstoffe<br />
entspricht. Auch hier<br />
sieht Herrmann noch Entwicklungsbedarf.<br />
Ob sich all das umsetzen lässt, hängt<br />
laut dem Forscher von künftigen Geschäftsmodellen<br />
ab. „Je besser wir es schaffen, beim Verbraucher die<br />
Funktion eines Produkts in den Fokus zu rücken, statt<br />
wie bisher den Wunsch, es zu besitzen, umso eher<br />
wird es gelingen, mit robusteren Produkten am<br />
Markt erfolgreich zu sein.“ Sharing-Konzepte seien<br />
ein Weg, Produkte besser auszulasten und damit ihren<br />
Nutzungsgrad zu erhöhen. Und clevere Finanzierungsmodelle<br />
könnten dazu beitragen, dass es auch<br />
für einkommensschwächere Gruppen erschwinglich<br />
und attraktiv wird, hochwertigere Produkte zu nutzen,<br />
statt Billigware zu kaufen, die oft bereits nach<br />
einer kurzen Nutzungsdauer entsorgt wird. „Effizienz<br />
und Innovation weiterhin ausschließlich unter dem<br />
Gesichtspunkt ständig steigenden Outputs zu sehen,<br />
wird langfristig jedenfalls nicht zum Erfolg führen“,<br />
ist der Institutsleiter überzeugt.<br />
Erneuerbare Energie als Standortvorteil<br />
Produktionsforscher Herrmann geht davon aus, dass<br />
künftig klimatische und geografische Kriterien bei<br />
der Auswahl von Produktionsstandorten mitentscheiden.<br />
So werde man Serverfarmen immer eher in<br />
kalten Regionen errichten. Der Wissenschaftler gibt<br />
zu bedenken: „Wenn wir in Deutschland über den<br />
Sinn und Nutzen von erneuerbaren<br />
Energieformen diskutieren,<br />
wird eines oft vergessen:<br />
Die dafür erforderliche Infrastruktur<br />
wird künftig ein erheblicher<br />
Standortvorteil sein.<br />
Soll beispielsweise die Automobilindustrie<br />
klimaneutral produzieren, dann kann<br />
sie das nur dort, wo Ökostrom in ausreichender Menge<br />
zur Verfügung steht.“<br />
Dass die Debatten über Nachhaltigkeit oft eher<br />
emotional als rational geführt werden, liege an der<br />
fehlenden objektiven Diskussionsgrundlage. „Um das<br />
zu ändern, müssen wir bereits in den Schulen und<br />
Hochschulen das nötige Wissen vermitteln, damit ein<br />
breiter Teil der Bevölkerung wieder qualifiziert an der<br />
Diskussion teilnehmen kann“, mahnt Herrmann. Insgesamt<br />
sieht er Deutschland aber gut aufgestellt.<br />
„Wir haben ein gemäßigtes Klima und gleichzeitig<br />
bereits eine gute Basis für erneuerbare Energie. Diese<br />
Standortvorteile sollten wir nutzen und ausbauen.“<br />
Ständig steigender Output<br />
reicht nicht, um innovativ<br />
und erfolgreich zu bleiben<br />
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Industrieanzeiger » 03|2021 35
Der erste digitale Werkzeugbautag wurde<br />
aus einem improvisierten Studio heraus<br />
moderiert. Referenten und Teilnehmer<br />
waren online zugeschaltet.<br />
Bild: IPT<br />
Digitalisierung sichert die Wettbewerbsfähigkeit des Werkzeug- und Formenbaus<br />
Nächste Stufe der Entwicklung<br />
Viele Werkzeugbaubetriebe stehen vor großen Herausforderungen. Entscheidend für ihre Zukunftsfähigkeit<br />
ist es, schnell und effizient auf Veränderungen reagieren zu können. Das soll<br />
die nächste Entwicklungsstufe hin zum datengetriebenen Werkzeugbau möglich machen.<br />
» Mona Willrett, Redakteurin Industrieanzeiger<br />
Nachhaltigkeit, Digitalisierung und der Umgang<br />
mit Krisen waren zentrale Themen des ersten<br />
digitalen Werkzeugbautags, der Corona-bedingt das<br />
traditionelle Kolloquium „Werkzeugbau mit Zukunft“<br />
ersetzte. In seinem Einführungsvortrag beschrieb<br />
Prof. Thomas Bergs den datengetriebenen Werkzeugbau<br />
als nächste Entwicklungsstufe – nach den Phasen<br />
der Industrialisierung und der Automatisierung.<br />
Nur so könne die Branche aktuelle und künftige Herausforderungen<br />
meistern, zu denen unter anderem<br />
eine in den letzten Jahren dramatisch gesunkene<br />
Umsatzrendite, der Rückgang der Produktionsauslastung<br />
im Maschinenbau oder der Strukturwandel in<br />
der Automobilindustrie gehörten. Das Konzept des<br />
datengetriebenen Werkzeugbaus gibt den Betrieben<br />
laut Bergs die Möglichkeit,<br />
• alle relevanten Informationen durchgängig zu visualisieren<br />
und so für eine hohe Transparenz aller<br />
wichtigen Abläufe im Unternehmen zu sorgen,<br />
• mithilfe digitaler Zwillinge jederzeit den Lebensweg<br />
der Werkzeuge nachvollziehen und deren aktuellen<br />
Status abrufen zu können sowie<br />
• durch den Einsatz von maschinellem Lernen die<br />
Prognosefähigkeit erheblich zu verbessern.<br />
Allerdings gelte es dabei auch, eine hohe Datensicherheit<br />
zu gewährleisten, ergänzte Bergs.<br />
Aktuell sei die Branche noch auf dem Weg, den<br />
Automatisierungsgrad stetig zu steigern. Gut 79 %<br />
der Werkzeugbaubetriebe nutzten aber bereits Einrichtungen,<br />
um in der Fertigung Daten zu erfassen.<br />
Knapp 68 % setzten Apps in der mechanischen Fertigung<br />
ein, rund 32 % in der Qualitätssicherung.<br />
36 Industrieanzeiger » 03|2021
TECHNIK & WISSEN«<br />
Der Wissenschaftler, der den Direktorien des veranstaltenden<br />
Aachener Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie<br />
(IPT) und des Werkzeugmaschinenlabors<br />
WZL der RWTH Aachen angehört, sieht<br />
drei Handlungsfelder, um die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Branche zu sichern:<br />
• eine resiliente Produktion zur Steigerung der Widerstandsfähigkeit<br />
der Betriebe,<br />
• Life Cycle Assessment als strategischen Ansatz für<br />
die Produktion und<br />
• die Stärkung der Industrie durch eine skalierbare<br />
Produktion von Brennstoffzellen.<br />
Resilienz beschreibt Bergs als die Fähigkeit eines Unternehmens,<br />
sich permanent an interne und externe<br />
Veränderungen und Störungen anzupassen. Elementar<br />
sei, neue Marktpotenziale zu erkennen und durch<br />
frühzeitige und schnelle Adaption des Produktportfolios<br />
neue Geschäftsfelder zu erschließen.<br />
Doch nicht nur die Fähigkeit mit Veränderungen<br />
des Marktes umzugehen sei wichtig. Auch innerbetrieblich<br />
seien adaptive Prozessketten – etwa in der<br />
Fertigung – eine Voraussetzung für Resilienz und Zukunftsfähigkeit.<br />
Fällt beispielsweise eine wichtige<br />
Maschine unerwartet aus, könnte der Fertigungsplaner<br />
die Prozesskette kurzfristig anpassen, indem er<br />
auf andere interne oder externe Ressourcen zugreift.<br />
Das setzt allerdings den schnellen und einfachen Zugang<br />
zu Informationen über die Verfügbarkeit der Alternativen<br />
voraus. Durch eine solche „Mikro-Resilienz“<br />
ließe sich nicht nur das Verschwenden von Zeit<br />
und Ressourcen im Betrieb minimieren. Sie trägt<br />
auch dazu bei, Lieferketten zu sichern und stellt somit<br />
für den Kunden einen Mehrwert dar. Denn: Ein so<br />
Große Potenziale aus der heutigen Praxis<br />
organisierter Werkzeugbau kann in einer Notsituation<br />
schnell reagieren und helfen.<br />
Bergs betonte aber auch, dass es nicht ratsam sei,<br />
sich auf alle potenziellen Bedrohungen vorzubereiten.<br />
Er sagte: „Handeln Sie mit Augenmaß. Denken<br />
Sie sowohl an die Strategie als auch an die technische<br />
Umsetzung.“<br />
Ökologischer Fußabdruck wird wichtig<br />
Auch für Werkzeugbaubetriebe gewinnt der ökologische<br />
Fußabdruck zunehmend an Bedeutung. Gesetzgeber,<br />
Kunden, aber auch die Gesellschaft werden<br />
künftig umweltverträglicheres Agieren fordern. Als<br />
Instrument, um ökologische Transparenz zu schaffen,<br />
stellte Bergs das Life Cycle Assessment (LCA) vor, mit<br />
dessen Hilfe sich Umweltwirkungen identifizieren<br />
und bewerten lassen. Dazu ist jedoch eine durchgehende<br />
Digitalisierung erforderlich. Daten aus den unterschiedlichsten<br />
Quellen werden im digitalen Zwilling<br />
verknüpft, der die Basis für die Ökobilanzierung<br />
bildet. Blockchain-Technologien sollen die Validität<br />
der Daten sichern und so Vertrauen schaffen.<br />
In vielen Zukunftsszenarien spielt elektrische Energie<br />
die zentrale Rolle. Die Brennstoffzelle gewinnt<br />
deshalb an Bedeutung. Um den daraus resultierenden<br />
Bedarf an Bipolarplatten decken zu können, gilt<br />
es, noch eine Reihe fertigungstechnologischer Herausforderungen<br />
zu meistern. Insofern ist Bergs<br />
überzeugt, dass der Werkzeugbau auch künftig erfolgreich<br />
im Wettbewerb bestehen kann. Er forderte<br />
die Branche aber auf, jetzt gemeinsam zu handeln,<br />
denn der Wettbewerb komme nicht aus dem deutschen<br />
Kollegenkreis, sondern von woanders.<br />
Der Werkzeug- und<br />
Formenbau hat in den<br />
vergangenen Jahrzehnten<br />
eine enorme Entwicklung<br />
durchlaufen.<br />
Grad der operativen und technologischen Exzellenz<br />
Traditioneller<br />
Werkzeugbau<br />
Industrialisierter<br />
Werkzeugbau<br />
2000 2010<br />
<br />
Automatisierter<br />
Werkzeugbau<br />
Heute<br />
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Datengetriebener<br />
Werkzeugbau<br />
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Bild: WZL/IPT<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 37
» TECHNIK & WISSEN<br />
Messsystem optimiert Zerspanprozesse in Echtzeit<br />
Sensor erkennt kleinste Störungen<br />
Um anspruchsvolle Drehprozesse zu optimieren, haben Horn und Kistler gemeinsam ein<br />
Überwachungssystem entwickelt. Das Piezo Tool System erfasst selbst kleine Änderungen der<br />
Prozessdaten und gibt dem Nutzer neue Möglichkeiten, seine Fertigung zu optimieren.<br />
Das Piezo Tool System<br />
im Einsatz.<br />
Aufgrund von Materialschwankungen, engen Toleranzen<br />
oder dem Einsatz filigraner Werkzeuge<br />
wird manche Zerspanungsaufgabe zur Herausforderung.<br />
Steigender Kostendruck erschwert die<br />
Situation zusätzlich. Vor allem bei Arbeiten im<br />
Grenzbereich ist es deshalb<br />
sinnvoll, den Prozess zu überwachen.<br />
Doch bislang übliche Überwachungssystem<br />
Methoden – etwa das Messen fungiert auch als<br />
von Spindelstromänderungen<br />
Maschinenanalysetool<br />
oder des Körperschalls – liefern<br />
in vielen Fällen keine aussagekräftigen<br />
oder zu ungenaue Ergebnisse. Um hier<br />
Abhilfe zu schaffen, haben die Tübinger Paul Horn<br />
GmbH und die Kistler Instrumente AG gemeinsam<br />
das Piezo Tool System (PTS) entwickelt, das kleinste<br />
Änderungen der Prozessdaten nahe der Zerspanstelle<br />
erfasst – in Echtzeit. Anhand der aufgenommenen<br />
Daten kann der Maschinenbediener Materialfehler,<br />
Schneidendefekte, Spanklemmer oder einen Werkzeugbruch<br />
erkennen sowie Rückschlüsse ziehen auf<br />
die Reststandzeit des Werkzeugs.<br />
Bild: Horn/Sauermann<br />
Kistler testete das System in der eigenen Fertigung.<br />
Dort waren unerklärliche Standzeitschwankungen<br />
beim Schlichten einer kritischen Ausdreh -<br />
bearbeitung von Mikrohülsen aufgetreten. Um der<br />
Ursache auf die Spur zu kommen, statteten die Techniker<br />
im ersten Schritt die Schlichtwerkzeuge mit<br />
dem PTS aus und erfassten die Prozessdaten bis zum<br />
Standzeitende. Anschließend bestückten sie weitere<br />
Werkzeuge mit Sensoren. Es zeigte sich: Der Fehler<br />
lag in der vorgelagerten Schruppbearbeitung. Hier<br />
kam es immer wieder zu Ratterschwingungen, die<br />
sich auf die Lebensdauer des Schlichtwerkzeugs<br />
auswirkten. Die Schruppbearbeitung wurde umgestellt,<br />
die Überwachung des Schlichtens beibehalten.<br />
Nun produziert Kistler wirtschaftlicher und mit einer<br />
deutlich verbesserten Lebenszeit der Werkzeuge.<br />
Möglichst nah an der Schneide<br />
Diese Erfahrung motivierte die Verantwortlichen, das<br />
PTS-System für weitere Anwendungsfälle zu nutzen,<br />
beispielsweise auf Mehrspindeldrehautomaten mit<br />
modularen Werkzeugen. Den Sensor in der Kassettenschnittstelle<br />
zu platzieren, erwies sich dabei als<br />
weniger vorteilhaft, da die Kassetten alle drei Monate<br />
gewechselt wurden. Die Analyse der Festigkeit im<br />
Grundhalter führte zum Einbau des Sensors im Kraftfluss.<br />
Die Festigkeit des Halters änderte sich nur minimal.<br />
Das Messergebnis war<br />
jedoch sehr gut.<br />
Der Piezo-Quarz-Sensor<br />
wird ins Werkzeug integriert<br />
und gibt eine zur Belastung<br />
proportionale, messbare Ladung<br />
ab. Der richtige Einbau<br />
und die passende Ausrichtung des Quarzes sind für<br />
die Qualität des Messergebnisses maßgebend. Der<br />
Sensor sollte möglichst nah an der Zerpanstelle sitzen,<br />
was insbesondere beim Messen kleinster Kräfte<br />
beim Mikrodrehen von Vorteil ist.<br />
Die Signale werden in der so genannten PTS-Box<br />
umgewandelt und verstärkt. Die PTS-Software sorgt<br />
anschließend für die visuelle Darstellung auf einem<br />
separaten Bildschirm. Der Nutzer kann sich wahlweise<br />
die durchschnittliche oder die maximale Belas-<br />
38 Industrieanzeiger » 03|2021
Messkette für Langdreher,<br />
Werkzeug Typ<br />
224 und Datenausgabe<br />
mit PTS.<br />
tung sowie auftretende Vibrationen anzeigen lassen.<br />
Das System zeichnet Prozesskräfte in hoher Auf -<br />
lösung auf, so dass jede minimale Änderung des<br />
Kraftverlaufs sichtbar wird.<br />
Weil die Sensoren derzeit noch ein Kabel benötigen,<br />
kommen sie aktuell nur an Werkzeugen mit stehenden<br />
Haltern zum Einsatz, etwa in Langdrehmaschinen<br />
oder Mehrspindeldrehautomaten. Für die<br />
Zukunft wollen die Entwickler aber auch eine kabellose<br />
Datenübertragung realisieren, womit das System<br />
auch bei rotierenden Werkzeugen nutzbar wäre.<br />
PTS ist keine Plug-and-Play-Lösung. Das System<br />
fordert vom Bediener eine gewisse Sensibilität, wichtige<br />
Informationen zu erkennen und deuten zu können.<br />
Das Erfassen der Prozessdaten ist unabhängig<br />
vom Alter der Maschinen. Oft genügt es, das kritischste<br />
Werkzeug eines Herstellungsprozesses zu<br />
betrachten. Da nur die relevanten Daten aufgezeichnet<br />
werden, besteht nicht die Gefahr, eine riesige<br />
Datenblase zu generieren. Unerlässlich ist jedoch, die<br />
gewonnenen Informationen sinnvoll zu analysieren<br />
und im Rahmen eventueller Industrie-4.0-Projekte<br />
aufzubereiten. Nur so gelingt es, die Wertschöpfungskette<br />
tatsächlich zu optimieren.<br />
Bild: Horn<br />
Grundhalter Typ 968<br />
für Index-Mehrspindler<br />
mit integriertem<br />
PTS-Sensor.<br />
Bild: Horn/Sauermann<br />
Letztlich könnte das Einspielen der Daten in KI-<br />
Systeme den Mitarbeiter dabei unterstützen, Prozesse<br />
nicht nur besser zu verstehen und entsprechend<br />
zu agieren, sondern auch Rüstzeiten zu minimieren<br />
und Maschinenstillstände möglichst zu verhindern.<br />
So kann PTS die Maschinenauslastung und damit die<br />
Produktion maßgeblich verbessern.<br />
Gelingt es, Zusammenhänge und Muster abzuleiten,<br />
können daraus faktenbasierte Prognosen entstehen.<br />
Vorbeugemaßnahmen werden möglich, störfallrelevante<br />
Einflussgrößen eliminiert. Treten Abweichungen<br />
mit unbekannter Ursache auf, so kann dies<br />
auch auf den Zustand der Maschinen hindeuten und<br />
helfen, Wartungsintervalle zu optimieren. In diesem<br />
Fall fungiert PTS als Maschinenanalysetool.<br />
Hilft dem Nutzer, schnell zu agieren<br />
Das System ist ein gutes Instrument, um die Auslastung<br />
von Produktionsanlagen, die Qualität von Produkten<br />
oder die operative Effizienz zu verbessern.<br />
Mit zunehmender Digitalisierung und Datensteuerung<br />
etabliert es sich am Markt. Möglich gemacht<br />
hat dies auch die schnelle Datenverarbeitung entlang<br />
der ganzen Prozesskette. Noch arbeitet PTS unterstützend.<br />
Die generierten Fast-Echtzeit-Daten helfen<br />
dem Maschinenbediener, schnell zu agieren.<br />
In Kooperation mit Maschinenherstellern wird jedoch<br />
daran gearbeitet, PTS in die Steuerung zu implementieren.<br />
Künftig wäre es also auch denkbar,<br />
dass das System über die Maschinensteuerung<br />
selbstständig einen Prozess optimiert.<br />
Daneben liefert das PTS den Produktionsverantwortlichen<br />
auf unterschiedlichen Ebenen neue Fakten<br />
über Werkzeuge und Anlagen. Mit diesen Erkenntnissen<br />
aus Top-Performer-Werken oder Anlagen lassen<br />
sich dann weniger produktive optimieren. (mw)<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 39
» TECHNIK & WISSEN<br />
Sonder-Schwenkeinrichtung schafft Platz für Mehrfach-Spannvorrichtung<br />
Output-Steigerung dank<br />
besonderer Konstruktion<br />
Der Automobilzulieferer AVCI suchte nach einer Lösung, um mehrere Teile in einer Auf -<br />
spannung bearbeiten zu können. Peiseler modifizierte dafür eine Schwenkeinrichtung für<br />
eine Hyundai WIA- Maschine und schuf so die Basis für einen um 20 % höheren Output.<br />
» Christian Mannigel, Fachautor in Handeloh<br />
Erstmalig setzte Peiseler<br />
mit dieser Lösung<br />
eine mittig platzierte<br />
Planscheibe um und<br />
realisierte damit einen<br />
größeren Störkreis.<br />
Bild: Peiseler<br />
Automobilzulieferer sind einem besonderen Kosten-<br />
und Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Das gilt<br />
auch für den Lohnfertiger AVCI. Die Solinger bearbeiten<br />
unter anderem spezielle Halterungen für den<br />
Antrieb von Cabrio-Verdecken. Diese Aluminium-<br />
Druckgussteile sorgen im Vergleich zu den früher<br />
verwendeten Stahl-Tiefziehblechen für eine Gewichtseinsparung<br />
von 15 bis 20 kg pro Verdeck.<br />
Bislang nutzte AVCI eine 5-Achs-Maschine, um<br />
Bohrungen in verschiedenen Winkeln sowie Gewinde<br />
in diese Teile einzubringen oder Auflageflächen<br />
nachzufräsen. „Da diese Maschine aber nur eine Bearbeitungsstation<br />
und somit kein hauptzeitparalleles<br />
Rüsten bot, kam die Überlegung auf, alternativ eine<br />
3-Achs-Maschine mit Werkstückwechseltisch mit<br />
zusätzlichen Zweiachs-Schwenkeinrichtungen aufzurüsten“,<br />
sagt Lutz Wassem, Fertigungsleiter bei<br />
AVCI. Damit wäre die Maschine hauptzeitparallel<br />
rüstbar. Nebenzeiten würden nur noch im Sekundenbereich<br />
für den Werkstückwechsel anfallen.<br />
Eine wesentliche Herausforderung beim Umsetzen<br />
dieser Idee war jedoch die Anforderung von AVCI, für<br />
die Fertigung großer Stückzahlen auf jeder Seite eine<br />
Mehrfachspannvorrichtung mit entsprechenden<br />
Störkreisen auf der C-Achse montieren zu können.<br />
Die auf dem Markt angebotenen Schwenkbrücken<br />
kamen wegen ihres asymmetrischen Aufbaus nicht in<br />
Frage. Insofern galt es, einen Anbieter zu finden, der<br />
die Planscheibe nicht seitlich, sondern mittig unter<br />
Beibehaltung der Stabilität positioniert und damit<br />
40 Industrieanzeiger » 03|2021
einen genügend großen Störkreis bietet. Mit diesem<br />
Wunsch wandte sich AVCI an Aro-tec. Bei den Bielefeldern<br />
hatte der Zulieferer schon früher Werkzeugmaschinen<br />
von Hyundai WIA erworben und gute Erfahrungen<br />
gemacht.<br />
Zwar gab es laut Michael Kesterke, Sales Engineer<br />
bei Aro-tec, auch Anbieter, die ein komplettes<br />
Be arbeitungszentrum mit Werkstückwechsel und<br />
Schwenkeinrichtung angeboten hätten, doch die<br />
konnten preislich nicht mithalten. Die Folge wären<br />
zu hohe Stückkosten für die wettbewerbsintensive<br />
Automobilbranche gewesen. Doch dann fanden die<br />
beiden Unternehmen mit Peiseler einen Hersteller<br />
von Wendern, Drehtischen, Zweiachs-Schwenkeinrichtungen,<br />
Schwenkköpfen und Werkzeugwechseltischen,<br />
der zugleich bekannt ist für die Entwicklung<br />
komplexer Sonderkonstruktionen.<br />
Mehr Teile in kürzerer Zeit<br />
Für das gemeinsame Projekt bedeutete dies den<br />
Durchbruch. Peiseler zeigte sich als einziger Anbieter<br />
offen für das Finden einer passenden Lösung. Da eine<br />
Zusatzachse immer viel Platz benötigt, galt die Prämisse,<br />
diese so klein und schlank wie möglich zu<br />
bauen, ohne aber Stabilitätseinbußen zu haben. Und<br />
das als Plug-and-Play-Lösung. Denn die vierte und<br />
fünfte Achse, die das Wenden des Werkstücks ermöglicht,<br />
sollte in kurzer Zeit leicht entfernt werden<br />
können, um die Maschine auch normal 3-achsig einsetzen<br />
zu können.<br />
Die Konstrukteure von Peiseler verlängerten für<br />
den angestrebten größeren Störkreis das Wiegengehäuse<br />
rechts und links mit zwei veränderten Gusshauben.<br />
Statt eines ursprünglich maximalen Durchmessers<br />
von 180 mm kann dieser nun bis zu 650 mm<br />
betragen. Zwar ist für AVCI nicht die Größe des<br />
Werkstücks relevant, doch erlaubt diese bauliche<br />
Veränderung das Einrichten einer hydraulischen Vorrichtung<br />
mit mehreren Spannnestern. Das schafft die<br />
Möglichkeit, mehrere kleinere Teile nebeneinander zu<br />
bearbeiten. Zusammen mit einem Palettenwechsler<br />
ermöglicht das eine deutlich höhere Stückzahl bei<br />
zugleich erheblich reduzierter Fertigungszeit.<br />
„Die Entwicklung einer Schwenkeinrichtung mit<br />
vergrößertem Störkreis und das erstmalige Umsetzen<br />
einer solchen Variantenkonstruktion aus bestehenden<br />
Baukastenkomponenten war für uns völlig neu“,<br />
stellt Markus Kocherscheid fest, der seitens des<br />
Peiseler-Vertriebs Aro-tec betreut. Neben den mechanischen<br />
Veränderungen sei die Anpassung an die<br />
Steuerung der Hyundai WIA F 600 D eine Herausforderung<br />
gewesen. Die Maschine mit der Schwenk -<br />
einrichtung läuft seit einem Jahr im Drei-Schicht-<br />
Betrieb mit wechselnden Automotive-Bauteilen.<br />
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Herausforderung standen die Werkzeugbauer der Siegfried Hofmann GmbH. Zudem musste der<br />
Prozess automatisiert ablaufen, um die Baukammern von 3D-Druckern wirtschaftlich in Serie<br />
herstellen zu können. Gemeinsam mit den Spezialisten des Maschinenbauers Grob fanden die<br />
Oberfranken eine passende Lösung.<br />
» Katharina Kreher, Marketingreferentin, Grob-Werke GmbH & Co. KG<br />
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Bild: Hofmann<br />
Bereits seit einiger Zeit hatte die<br />
Werkzeugbau Siegfried Hofmann<br />
GmbH jährlich etwa fünf bis zehn<br />
3D-Drucker gebaut. Quasi in Handarbeit.<br />
Als es vor etwa fünf Jahren darum ging,<br />
die Baukammer – das Kernstück eines<br />
3D-Druckers – im industriellen Maßstab<br />
zu fertigen, war guter Rat zunächst teuer.<br />
In dieser etwa 700 mm tiefen Kammer<br />
fährt ein Stempel auf und ab, vergleichbar<br />
mit einem Kolben in einem Verbrennungsmotor.<br />
Dies alles muss hochgenau<br />
erfolgen und insbesondere die Oberfläche<br />
darf keine Absätze aufweisen. Unebenheiten<br />
in den Kammern wurden in der<br />
Vergangenheit aufwändig maschinell<br />
oder händisch nachbearbeitet.<br />
Als die Nachfrage stieg, wollten die<br />
Verantwortlichen die Fertigungsabläufe<br />
automatisieren, um höhere Stückzahlen<br />
zu realisieren. Das Ganze natürlich wirtschaftlich<br />
und bei gleicher Qualität.<br />
90 % des Materials zerspant<br />
Mit dem Basiswissen über die Herstellung<br />
dieser Kammern – Preis, Fertigungszeit<br />
und Aufwand beim Finishing – suchten<br />
die Hofmann-Techniker eine passende<br />
Maschine. Dabei spielten sie unterschiedliche<br />
Szenarien durch. Auch andere Fertigungsverfahren<br />
waren dabei nicht ausgeschlossen.<br />
Die Kammern zu ziehen oder<br />
zu pressen, schied aber schon allein deshalb<br />
aus, weil man sich dann auf eine<br />
Geometrie hätte festlegen müssen, die<br />
nicht mehr so einfach änderbar wäre.<br />
Da die großen Baukammern aus dem<br />
Vollen gefräst und 90 % des Materials<br />
zerspant werden mussten, interessierten<br />
sich die Spezialisten von Hofmann zunächst<br />
nur für Horizontal-Zentren. „Die<br />
Überlegungen gingen sogar so weit, eine<br />
Sondermaschine bauen zu lassen“, berichtet<br />
Markus Gräf, Leiter der Hofmann-<br />
Prozessentwicklung. „Wir waren zu diesem<br />
Zeitpunkt der Meinung , dass es keine<br />
Maschine auf dem Markt gibt, die den<br />
hohen Anforderungen gerecht wird.“<br />
Eine Idee, die dann aber wieder verworfen<br />
wurde, weil auch dadurch die Flexibilität<br />
verloren gegangen wäre. Schon bei<br />
42 Industrieanzeiger » 03|2021
der kleinsten Änderung der<br />
Kammer hätte eine<br />
neue Sondermaschine<br />
angeschafft<br />
werden müssen. „So<br />
entschlossen wir uns entgegen<br />
unserer Auffassung, dass<br />
die Anforderung für eine Universalmaschine<br />
eigentlich zu speziell sei, genau in<br />
diesem Marktsegment weiter zu suchen“,<br />
berichtet Gräf.<br />
Aufgrund bisheriger Erfahrungen mit<br />
einer Werkzeugmaschine mit Flachführungen,<br />
die im Führungsbereich sehr stabil<br />
war, sollte die neue Maschine wiederum<br />
die gleichen baulichen Voraussetzungen<br />
erfüllen. „Schnell stellten wir allerdings<br />
fest“, so Gräf, „dass es zumindest<br />
auf dem europäischen Markt keine Maschine<br />
mit Flachführungen mehr gab. Die<br />
einzige Möglichkeit wäre eine Neuanschaffung<br />
des alten Modells gewesen,<br />
einer Maschine mit 20 Jahre alter Technik,<br />
zu einem utopischen Preis und das<br />
mit dem bekannt hohen Nacharbeitsaufwand.“<br />
Obwohl bei Hofmann die Meinung<br />
vorherrschte, Flachführungen seien Rollenführung<br />
überlegen, testete man eine<br />
5-Achs-Universalmaschine des Typs G550<br />
von Grob, die mit hochwertigen Rollenführungen<br />
und einer Option für überlange<br />
Werkzeuge ausgestattet war.<br />
Spindel liefert Top-Oberflächen<br />
Da bei Grob die Z-Achse nicht aus der<br />
Führung herausfährt, spielt es keine Rolle,<br />
in welcher Achsposition sich die Spindel<br />
gerade befindet. Der Abstand von Spindelnase<br />
zu Führung bleibt konstant. Der<br />
Spindelstock wird mit je drei Führungsschuhen<br />
pro Führungsschiene geführt,<br />
was ein Durchbiegen des Spindelstockes<br />
verhindert und konstante Stabilität über<br />
den kompletten Verfahrbereich in Richtung<br />
der Werkzeugachse gewährleistet.<br />
Gepaart mit der Grob-eigenen Spindeltechnologie,<br />
hat das zur Folge, dass die<br />
hergestellten Oberflächen eine sehr hohe<br />
Güte erreichen. Ein für die Bearbeitung<br />
bei Hofmann wichtiger Aspekt, weil zum<br />
einen tief in die Taschen gefahren wird<br />
und zum anderen eine hoch genaue Oberflächenqualität<br />
erforderlich ist.<br />
Bei den<br />
Tests überzeugte<br />
die G550 in erster Linie<br />
mit ihrem schlüssigen Maschinenkonzept.<br />
Durch die horizontale<br />
Spindel und die Möglichkeit, das<br />
Werkzeug komplett aus dem Arbeitsraum<br />
zurückziehen zu können, gibt es keine<br />
Kollisionsbereiche beim Schwenken des<br />
Bauteiles. Gerade bei tiefen Teilen hat die<br />
horizontale Spindel einen bedeutenden<br />
Vorteil: Die Späne fallen einfach vom<br />
Tisch und die Wärme der Späne hat keinen<br />
Einfluss auf die Präzision. Positiv ist<br />
auch, dass die Werkzeugstandzeit sich<br />
verlängert, da sich keine Späne-Nester im<br />
Bauteil bilden. Das Ergebnis sind Ober -<br />
flächen, die keiner manuellen Nacharbeit<br />
bedürfen. Weiter tragen ein eigensteifes<br />
Maschinenbett und breite, groß dimensionierte<br />
Linearführungen zum leistungsstarken<br />
Maschinenkonzept bei.<br />
Doch es blieb zunächst eine Gratwanderung,<br />
die G550 und ihre Parameter auf<br />
den Bedarf bei Hofmann einzustellen. Bis<br />
zu sechs Spezialisten von Grob waren vor<br />
Ort, um die sehr speziellen Anforderungen<br />
umzusetzen. Um noch mehr Stabilität<br />
beim Bearbeiten der Baukammern zu er-<br />
Bild: Grob<br />
Die von Grob entwickelte HSK-A100-Spindel<br />
liefert ein Drehmoment von 340 Nm. Durch ihren<br />
speziellen Aufbau ist sie sehr robust und für<br />
universelle Einsatzzwecke geeignet.<br />
Bild: Grob<br />
Die Gesamtlänge der<br />
Anlage bestehend aus je<br />
drei Fräszentren der Typen<br />
G550 und G750 misst 60 m. Das<br />
3D-Layout zeigt einen 21 m langen<br />
Ausschnitt mit zwei G750.<br />
zielen, wurde die Maschine mit einer leistungsstarken<br />
HSK-A100-Motorspindel<br />
ausgestattet, mit der allerdings die geforderte<br />
Oberflächenqualität zunächst nicht<br />
erfüllt werden konnte. Erst nachdem eine<br />
neue Grob-Motorspindel mit HSK-A100<br />
und 340 Nm Drehmoment installiert wurde,<br />
hatten die Oberflächen die erhoffte<br />
Qualität. „Wir waren sehr froh über diese<br />
Neuentwicklung“, erinnert sich Markus<br />
Gräf. „Damit war unsere Sorge unberechtigt,<br />
dass die zunächst nicht zufriedenstellende<br />
Oberflächenqualität an den Lagern<br />
oder Führungen lag.“<br />
Baukammern wachsen weiter<br />
Als schließlich die Genauigkeit bei einer<br />
bestimmten Teilegröße dargestellt werden<br />
konnte, forderte der Markt noch größere<br />
Kammern. Hofmann bestellte zwei<br />
Jahre nach der Erstinstallation einer G550<br />
mit der G750 eine entsprechend größere<br />
Maschine mit noch längeren Werkzeugen.<br />
Jetzt konnten die Erfahrungen umgesetzt<br />
und die größeren Kammern mit neu angepassten<br />
Parametern produziert werden.<br />
Ein echte 3D-Fertigung mit hohen Regelgeschwindigkeiten<br />
und schnell umschaltbaren<br />
Achsen, alles das was die Maschinen<br />
bieten konnten. Heute sind bei Hofmann<br />
drei G550 und drei G750 für die<br />
Produktion der Baukammern im Einsatz.<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 43
Die virtuelle Referenzfabrik für die additive<br />
Schuhsohlen-Fertigung: So stellen sich Siemens,<br />
EOS und DyeMansion die Industrialisierung des<br />
selektiven Lasersinterns mit Polymeren entlang<br />
der gesamten Fertigungskette vor.<br />
Bild: Siemens<br />
Additive Referenzfabrik: Digitaler Zwilling läuft schon<br />
So funktioniert 3D-Druck in Serie<br />
Siemens stellte die additive Referenzfabrik für individualisierte Schuhsohlen vorerst rein virtuell<br />
vor – und nutzte dafür die digitale Messe „Formnext Connect“ im November. Die mit EOS und<br />
DyeMansion konzipierte Automationslösung soll 2021 real werden. Das hat System: Das Digitale<br />
kommt künftig immer zuerst.<br />
» Olaf Stauß, Redakteur Konradin-Verlag<br />
Die Formnext Connect bot für Siemens eine ideale<br />
Plattform, um ein ehrgeiziges, digitales Projekt<br />
mit seinen Vorzügen vorzustellen: die Industrialisierung<br />
des 3D-Drucks in einer durchgängig digitalen<br />
Prozesskette. Zuerst entsteht der „digitale Zwilling“<br />
einer additiven Fertigung (AM) und auf dieser Grundlage<br />
im zweiten Schritt die reale Fabrik. Genau diesen<br />
Ansatz hatte Siemens mit EOS und DyeMansion<br />
virtuell umgesetzt und als „Highlight“ auf der Online-Messe<br />
präsentiert: die „erste virtuelle AM-Refe -<br />
renz fabrik“ für selektives Lasersintern mit Polymeren<br />
inklusive industriellem Post-Processing.<br />
In der virtuellen Fabrik laufen die digitalen Zwillinge<br />
jener Maschinen, die später in der realen Fabrik<br />
produzieren. Hergestellt wird die Mittelsohle für<br />
einen Sportschuh, bei dem Design, Passform und Farbe<br />
individuell variieren. Als Präsentationstool nutzten<br />
die Partner teilweise Virtual Reality (VR).<br />
Entscheidend für eine hohe Produktivität bei<br />
größtmöglicher Flexibilität sei die automatisierte<br />
Verkettung aller Fertigungsschritte aller Anbieter, die<br />
aufeinander abgestimmt sein müssten, betonte<br />
Dr. Karsten Heuser, Vice President Additive Manufacturing<br />
(AM) bei Siemens Digital Industries. Dies<br />
erfordere eine durchgängige IT-Integration von der<br />
Konstruktion über den Druck bis hin zur Nachbearbeitung.<br />
„Das gilt für Serienteile wie auch für eine<br />
hochflexible Lot-size-1-Fertigung für individualisierte<br />
Produkte oder für Ersatzteile.“<br />
220.000 Schuhsohlenpaare werden<br />
gedruckt – in 1215 Varianten<br />
In 2021 soll die reale Produktion für jährlich 220.000<br />
Paare im „Additive Manufacturing Experience Center“<br />
(AMEC) in Erlangen in Betrieb gehen. Bis zu<br />
1215 unterschiedliche Ausprägungen der Mittelsohle<br />
sollen sich jährlich realisieren lassen.<br />
Hinter den realen Anlagen, die in der virtuellen<br />
Referenzfabrik abgebildet sind, steckt das ingenieurtechnische<br />
Know-how von sechs Firmenpartnern. Sie<br />
44 Industrieanzeiger » 03|2021
TECHNIK & WISSEN «<br />
Bild: DyeMansion<br />
sind alle für AM tätig. Neben EOS (Lasersinter-Anlage)<br />
und DyeMansion (Post-Processing) gehören dazu<br />
die Maschinenhersteller Nabertherm (Wärmemanagement),<br />
Ossberger (Entpacken und Depowdering),<br />
Azo (Pulvermanagement) und Grenzebach (Intralogistik/Fahrerlose<br />
Transportfahrzeuge AGV).<br />
Für die Volumenfertigung durch Lasersintern kommt<br />
die EOS P500 zum Einsatz, die sich laut Siemens nahtlos<br />
in eine automatisierte Produktion integrieren lässt.<br />
Markus Glasser, Senior Vice President EMEA bei EOS,<br />
nennt sie eine Fertigungsplattform im industriellen<br />
Maßstab. „Einer der wesent lichen Vorteile ist die weitreichende<br />
Automatisierbarkeit bei gleichbleibend<br />
hoher Bauteilqualität. Das erlaubt die Herstellung von<br />
additiv gefertigten Komponenten sogar über Nacht.“<br />
Anprobe mit dem digitalen Zwilling<br />
Die NX-Designtools von Siemens bieten die Möglichkeit,<br />
komplexe Gitterstrukturen zu gestalten. Den so<br />
entworfenen digitalen Schuhsohlen-Zwilling kann<br />
der Anwender nutzen, um den späteren Einsatz zu<br />
simulieren, wie ganz real bei der Mittelsohle des<br />
Sportschuhs am menschlichen Fuß.<br />
Designstudie der Sportschuh-Anwendung: Für das Finish des<br />
Oberteils setzt DyeMansion das Verfahren Polyshot Surfacing<br />
(PSS) ein, für die Mittelsohle das VaporFuse Surfacing (VFS).<br />
Beim industriellen Post-Processing hat sich<br />
Siemens für DyeMansion als Partner entschieden.<br />
Das junge Unternehmen deckt alle Trends ab, die derzeit<br />
von Bedeutung sind. Zum einen Nachhaltigkeit:<br />
Die bereits auf der Formnext 2019 vorgestellte<br />
Powerfuse S ist eine Anlage, die additive Bauteile<br />
umweltfreundlich chemisch glättet – sogar lebensmittelverträglich.<br />
Bei dem Verfahren VaporFuse Surfacing<br />
(VFS) zirkuliert das ungiftige Lösungsmittel als<br />
Dampf in einem geschlossenen Kreislauf, greift in die<br />
Polymerketten ein und glättet die Kunststoffober -<br />
flächen so, dass sie Spritzgussqualität erreichen soll.<br />
Die Umwelt wird geschont. Diese Nachhaltigkeit<br />
brachte DyMansion den Zuschlag der EU, am „Accelerator-Programm“<br />
des „Green Deal“ teilzunehmen.<br />
Bild: EOS<br />
3-stufiges Finishing integriert<br />
Zum anderen haben sich die jungen Entwickler auf<br />
die Fahne geschrieben, ihre Systeme nach dem Vorbild<br />
von Industrie 4.0 voll vernetzungsfähig in die<br />
digitale Prozesskette zu integrieren. Zu deren Funktionen<br />
gehören das Reinigen, Glätten und Färben.<br />
DyeMansion hat dafür einen dreistufigen „Print-to-<br />
Product-Workflow“ entwickelt. Die integrierte<br />
Siemens-Automatisierung lässt sich in die industrielle<br />
Shop-Floor-IT des Anwenders einbinden und<br />
macht die damit verbundenen Vorteile für Bedienerführung,<br />
Transparenz und Wartung nutzbar.<br />
Für 2021 plant Siemens, die Schlüsselprozesse aus<br />
dem Use Case mit den Schuhsohlen entlang der<br />
Wertschöpfungskette auch im realen AMEC in Erlangen<br />
zu installieren, um die Industrialisierung von AM<br />
mit Partnern voranzutreiben. Ziel ist es, digitale Zwillinge<br />
so zu nutzen, dass bereits der erste Druckversuch<br />
gelingt.<br />
Aus der Referenzfabrik für das industrielle Laser -<br />
sintern von Polymeren mit Post-Prozessing zieht<br />
Siemens-Manager Dr. Heuser ein euphorisches<br />
Resümee: „Mit unseren durchgängigen Digitalisierungs-<br />
und Automatisierungslösungen ist uns mit<br />
den Partnern EOS und DyeMansion eine nahtlos integrierte<br />
End-to-End-Wertschöpfungskette gelungen.“<br />
Präsentation<br />
Hier gehts zur virtuellen Fabrik:<br />
http://hier.pro/k6Vy5<br />
Das Lasersintern übernimmt<br />
eine EOS P500,<br />
die sich nahtlos in eine<br />
automatisierte Produktion<br />
integrieren lässt.<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 45
» TECHNIK & WISSEN<br />
Metallteile entstehen auf den Markforged-Druckern schichtweise<br />
aus Kunststoffbindematerial, in das Metallpulver integriert ist.<br />
Abschließend müssen die Teile in den Sinterofen.<br />
Bild: Markforged<br />
Markforged verdoppelt 3D-Druckgeschwindigkeit mittels KI<br />
KI bringt den 3D-Druck auf Trapp<br />
Markforged stellt 3D-Drucker her, die Teile aus Metall oder Endlosfaser-verstärktem Kunststoff<br />
fertigen. Die Bauteile sind hochbelastbar und können Lieferengpässe überbrücken. Durch<br />
Künstliche Intelligenz (KI) lernen die Geräte mit jedem neuen Auftrag hinzu: KI hebt den<br />
3D-Druck auf ein neues Niveau.<br />
» Lutz Feldmann, Regional Channel Manager Zentraleuropa bei Markforged<br />
Die additive Fertigung begann zweigleisig: Zum<br />
einen mit kostspieliger Hardware und Schutzequipment<br />
zum Bedienen der Anlagen im B2B-<br />
Bereich, zum anderen als Hobby für jedermann. Die<br />
geringe Stabilität und Belastbarkeit der Ergebnisse<br />
reichte zu Beginn allenfalls für Prototypen. Vor allem<br />
für die Industrie stellte sich die Frage, ob der Nutzen<br />
die hohen Kosten rechtfertigen würde. Im Zweifelsfall<br />
waren bessere Ergebnisse immer nur mit neuer,<br />
teurer Hardware zu erzielen. Dahinter steckt ein<br />
prinzipielles Problem, das noch immer gilt.<br />
Die Herausforderung für die Hersteller der meisten<br />
3D-Drucker besteht darin, zur entwickelten Hardware<br />
eine passende Software auszuwählen. Das<br />
nachträgliche Verbessern der Geräte wird aufwändig<br />
und komplex. Diesen Herstellern fehlen schlichtweg<br />
die Fachkenntnisse im Bereich Softwareentwicklung.<br />
Markforged, Anbieter von 3D-Druckern für Teile aus<br />
Metall und Endlosfaser-verstärkten Kunststoff, setzt<br />
daher auf eine ganz eigene Cloud-native Software.<br />
Damit lassen sich die Drucker nach dem Kauf stetig<br />
verbessern und mit Updates versorgen.<br />
46 Industrieanzeiger » 03|2021
Markforged produziert zweierlei Arten von Geräten:<br />
Auf den einen entstehen Metallteile ähnlich wie<br />
beim Filament-Druck aus Metallpulvern, die in einem<br />
Kunststoffbindemittel enthalten sind. Abschließend<br />
muss das Bindemittel entfernt und das Teil gesintert<br />
werden. Die zweite Geräteart produziert Composite-<br />
Teile mit Endlosfaser (siehe Kasten). Drei Jahre nach<br />
Auslieferung der ersten Serie im Jahre 2014 ist es<br />
Markforged durch diverse Software-Updates gelungen,<br />
die Leistung spürbar zu steigern – ganz ohne<br />
neue Hardware.<br />
Heute erfolgt das 3D-Drucken bereits in doppelter<br />
Geschwindigkeit. Das ist eine der vielen Verbesserungen,<br />
die fortschrittliche Softwareentwicklung bewirken<br />
konnte: Die Software-Updates optimieren die<br />
Steuerung der Hardware über die Cloud – beispielsweise<br />
die Bewegung des Druckknopfes oder auch die<br />
Temperatur. Die Flotte von bis heute 12.000 Mark -<br />
forged-Druckern wird durch kontinuierliche Updates<br />
ständig optimiert.<br />
KI macht Druckprozess immer besser<br />
Additive Fertigung war lange ein sehr manueller<br />
Prozess, bei dem die Kunden häufig manuelle Einstellungen<br />
vornehmen mussten, um nützliche Teile<br />
zu erhalten. Passt das Endprodukt nicht genau,<br />
müssen Hersteller die Datei manuell anpassen und<br />
der Prozess beginnt von vorne. Das bedeutet, dass für<br />
ein einziges Teil einige Druckdurchläufe notwendig<br />
werden können – was den Prozess fehleranfällig,<br />
aufwendig und ineffizient macht. Künstliche Intelligenz<br />
(KI) kann diesen Prozess verschlanken und Mitarbeitern<br />
viel Zeit sparen.<br />
Dazu sind die Drucker mit Sensoren ausgestattet,<br />
die Metadaten aus der Produktion sammeln. Darunter<br />
beispielsweise die Geschwindigkeit des Druck -<br />
kopfes oder der Druck, mit der die Düse das jeweilige<br />
Material ausgibt. Durch die Vernetzung tausender<br />
Drucker lassen sich die Daten der gesamten Flotte<br />
Markforged<br />
Markforged stellt 3D-Drucker her, deren robusten Teile aus<br />
Metall, Endlosfaser-verstärkten Kunststoffen und anderen<br />
hochwertigen Materialien für die Industrie geeignet sind.<br />
Ingenieure und Designer auf der ganzen Welt verlassen<br />
sich auf die Metall- und Verbundwerkstoff-Drucker. Zu den<br />
deutschen Kunden zählen Porsche/Volkswagen und<br />
Siemens. Markforged wurde 2013 gegründet und beschäftigt<br />
weltweit mehr als 300 Mitarbeiter. Hauptsitz ist<br />
Watertown im US-Bundesstaat Massachusetts.<br />
https://markforged.com.<br />
auswerten und Schlussfolgerungen ziehen. Anhand<br />
der gewonnenen Metadaten lässt sich verstehen, wie<br />
sich die Materialien abhängig von den Drucker -<br />
einstellungen verhalten werden.<br />
Die Software kann auf dieser Basis selbstständig<br />
bewerten, ob Drucker beispielsweise bestimmte<br />
Winkel generell etwas zu groß oder zu klein drucken.<br />
Mit dem nächsten Software-Update lässt sich dies<br />
anpassen, sodass die Winkel korrekt gedruckt werden.<br />
Manuelle Korrekturen sind nicht mehr nötig,<br />
was die Prozesse enorm vereinfacht. Auch in Zukunft<br />
sollen Machine Learning und KI einen großen Stellenwert<br />
einnehmen und weiter ausgebaut werden,<br />
um den 3D-Druck auf das nächste Level zu heben.<br />
Datenübertragung nur verschlüsselt<br />
Um einen Nutzen aus den Druckerdaten zu ziehen,<br />
werden lediglich die verschlüsselten Metadaten benötigt.<br />
Es werden keinerlei Informationen über das<br />
gedruckte Teil an sich an die Software weitergege-<br />
Bilder: Markforged<br />
So sehen auf 3D-Druckern von<br />
Markforged gefertigte Metallteile<br />
aus, wenn sie aus dem Sinterofen<br />
kommen.<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 47
» TECHNIK & WISSEN<br />
Composite-Druck mit Endlosfaser<br />
Um Materialien in 3D zu drucken, die in ihren<br />
Möglichkeiten Metall gleichen, werden häufig Carbonfasern<br />
in thermoplastisches Material eingelegt.<br />
Gedrucktes Composite-Bauteil<br />
mit Endlosfaser<br />
Dazu werden sie üblicherweise in kleine Stücke gebrochen<br />
(0,1 bis wenige mm) und dem Matrixmaterial zugemischt.<br />
Das daraus gedruckte Teil wird stärker und hitzeresistenter.<br />
Die Besonderheit der Carbonfaser, ihre Zugfestigkeit, geht damit allerdings<br />
verloren. Um die Zugfestigkeit beizubehalten, entwickelte Markforged eine<br />
Bild: Markforged<br />
neue Art Verbundwerkstoff. Onyx ist ein mit Mikrocarbonfasern gefülltes Nylon. Eine<br />
zweite Düse bringt die Carbonfasern zusätzlich in einem durchgehenden Strang in das Nylon ein, ganz ohne<br />
Längenlimit. Dies macht das Verbundmaterial so stabil wie Aluminium bei einem Bruchteil des Gewichts.<br />
Über eine Software können die Nutzer individuell entscheiden, an welchen Stellen und in welcher Form die<br />
Carbonstränge eingelegt werden sollen. Das Material wird dabei gleichmäßig aus der Düse ausgegeben.<br />
Onyx hält somit weitaus größeren Belastungen stand als herkömmliche Materialien und ermöglicht ein<br />
Drucken hochwertiger und robuster Ersatzteile „on demand“ oder auch die Maßfertigung von Teilen nach<br />
individuellen Kundenwünschen.<br />
ben. Die Datenübertragung an die Markforged-Cloud<br />
erfolgt stets verschlüsselt, sodass die Vertraulichkeit<br />
zu jedem Zeitpunkt garantiert ist. Dennoch besteht<br />
die Möglichkeit, dass Techniker von Markforged sich<br />
auch spezifischer Teile annehmen, um gemeinsam<br />
mit den Nutzern der 3D-Drucker bestmögliche<br />
Ergebnisse zu erarbeiten. Das geschieht lediglich<br />
unter strengem Datenschutz und mit expliziter<br />
Zustimmung des Kunden.<br />
Das Ausgangsmaterial<br />
sind immer Filament -<br />
spulen, unabhängig<br />
vom Material. Hier aus<br />
dem Kunststoffmate -<br />
rial Onyx plus den<br />
Spulen für die Endlosfaser-Verstärkung<br />
durch die zweite Düse.<br />
Bild: Markforged<br />
Darüber hinaus ist Markforged der erste und ein -<br />
zige AM-Plattform-Anbieter, der nach ISO 27001 zertifiziert<br />
ist. Dies bedeutet, dass das Unternehmen in<br />
eine Reihe von Sicherheitsprozeduren für Informa -<br />
tionssysteme investiert, diese aufgebaut und unabhängig<br />
verifiziert hat, um Kundendaten mit bestmöglicher<br />
Vertraulichkeit und Sicherheit zu verwalten.<br />
Blick in die Zukunft<br />
Der vernetzte und auf KI basierende 3D-Druck<br />
ermöglicht es, dass die gesamte Druckerflotte mit<br />
jedem Auftrag „dazulernt“. Er bietet produzierenden<br />
Unternehmen einen enormen Mehrwert: Dank neuer<br />
Materialien können längst nicht mehr nur Proto -<br />
typen gedruckt werden. Der 3D-Drucker ermöglicht<br />
die schnelle Herstellung auch geringerer Mengen<br />
eines neu entwickelten Teils, beispielsweise um eine<br />
agile Testphase für ein Minimal Viable Product<br />
durchzuführen. Schnell individuellen Kunden -<br />
wünschen gerecht zu werden, verschafft einen starken<br />
Wettbewerbsvorteil.<br />
Außerdem ist der 3D-Drucker in der Lage, im Falle<br />
von Lieferschwierigkeiten fehlende Teile am Ort des<br />
Bedarfs in kurzer Zeit selbst herzustellen, etwa<br />
Ersatzteile. Dies verhilft in Krisenzeiten zu mehr<br />
Resilienz. Die Anschaffung eines leistungsfähigen<br />
3D-Druckers wird in den kommenden Jahren einem<br />
Großteil der Fertigungsbetriebe helfen, ihre eigenen<br />
Abläufe effizienter zu gestalten und in ihrer eigenen<br />
digitalen Transformation vorwärts zu kommen.<br />
48 Industrieanzeiger » 03|2021
Bild: Lithoz<br />
Bild: Lithoz<br />
3D-gedrucktes Zahnrad aus den zwei unterschiedlichen Keramikwerkstoffen<br />
ZTA und Aluminiumoxid.<br />
Der Lithoz-Drucker ermöglicht es beispielsweise, Implantate als Knochen -<br />
ersatz aus zwei verschiedenen Keramiken an einem Stück zu drucken.<br />
Lithoz-Anlage druckt Keramik, Metall und Polymere gleichzeitig<br />
3D-Drucker kombiniert Materialien<br />
Mit dem CeraFab Multi 2M30 hat Lithoz ein Gerät entwickelt, das den Multimaterial-<br />
3D-Druck in einem einzigen Bauteil ermöglicht. Neben Keramik kombiniert es auch<br />
Metall und Polymere. Die Forscher der FGK Glas/Keramik GmbH sehen den 3D-Drucker<br />
als nützlich für die Materialforschung – und sind daher erste Käufer.<br />
Das Forschungsinstitut für Anorganische Werkstoffe<br />
(FGK) in Mainz ist auf F+E von Keramik<br />
konzentriert – und hat damit ein ähnliches Materialspektrum<br />
im Fokus wie das Wiener Unternehmen<br />
Lithoz, das sich unter anderem auf den 3D-Druck von<br />
Hochleistungs- und bioresorbierbaren Keramiken<br />
spezialisiert hat. Beide stehen sich nahe. „Wir sind<br />
überzeugt, dass wir mit dem CeraFab Multi 2M30<br />
genau das System gefunden haben, mit dem wir<br />
Keramiken in der erforderlichen Qualität herstellen<br />
und unsere Ziele erreichen können“, sagt Dr. Marcus<br />
Emmel vom FGK.<br />
Laut Hersteller Lithoz sehen die Mainzer den<br />
Multimaterial-Drucker als „nützliche Ergänzung für<br />
die Welt des 3D-Drucks und der Materialforschung“.<br />
Sie wollen ihn mit Forschungspartnern in ihrem<br />
neuen Kompetenz zentrum für Additive Manufacturing<br />
3DK einsetzen. Die Vision: Gezielte Funktionsund<br />
Eigenschaftskombinationen, die nur additiv realisiert<br />
werden können, sollen die Möglichkeiten von<br />
keramischen Werkstoffen stark erweitern.<br />
Doch die Perspektiven, die der 3D-Multimaterialdrucker<br />
eröffnet, gehen weit über Keramik hinaus, so<br />
die Sicht von Lithoz. Die als offenes System konzipierte<br />
Maschine sei in der Lage, Materialien wie<br />
unterschiedliche Keramiken, Metalle und Polymere in<br />
einem einzigen Bauteil zu kombinieren,<br />
sowohl zwischen als auch innerhalb der<br />
einzelnen additiven Schichten. Die Möglichkeiten<br />
sollen sogar so weit gehen, dass<br />
(gedruckte) Leiterplatten, Piezos, Sensoren oder<br />
Energiespeicher in einem Druckjob in das Werkstück<br />
integriert werden könnten.<br />
Die Funktionsweise beruht auf der LCM-Technologie<br />
(Lithography-based Ceramic Manufacturing).<br />
Vereinfacht gesagt arbeitet der CeraFab Multi 2M30<br />
mit zwei rotierenden Wannen, gefüllt mit verschiedenen<br />
photohärtbaren Suspensionen – „Schlicker“ im<br />
Falle von Keramiken. Kundenseitig könne eine weitere<br />
Plattform angepasst werden, heißt es. Die transparenten<br />
Wannen bewegen sich über das projizierende<br />
LED-System, um die jeweiligen Schichten von<br />
unten aushärten zu lassen.<br />
Funktional gradierte Materialien rücken damit<br />
ebenso in Reichweite wie komplexe Multiwerkstoff-<br />
Geometrien. Was sie nutzen, zeigt ein für die Medizin<br />
angedachtes Beispiel: Als Knochenersatz wird ein<br />
Implantat mit einer hochfesten Schale aus Zirkonoxid<br />
und einem stark bioresorbierbaren Material im<br />
Inneren 3D-gedruckt. Mit fortschreitender Heilung<br />
resorbiert der Körper beide Anteile komplett. (os)<br />
www.lithoz.com<br />
DAS HIGHLIGHT<br />
Ein 3D-Drucker kombiniert<br />
in nur einem Job<br />
verschiedene Funktionen<br />
aus ganz verschiedenen<br />
Materialien<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 49
Bild: Leichtbau BW<br />
„ThinKing Award 2020“ für 3D-druckbaren Holzwerkstoff<br />
Leichtbau gegen die Klimakrise<br />
Mit dem „ThinKing Award 2020“ zeichnete die Landesagentur Leichtbau BW die besten Leicht -<br />
bau-Innovationen in 2020 aus. Der zum dritten Mal vergebene Preis lässt deutlich werden, wie<br />
sehr die Akteure inzwischen ihren Blick auch auf Nachhaltigkeit richten.<br />
» Olaf Stauß, Redakteur Konradin-Verlag<br />
Mit den monatlichen ThinKings hat die Landesagentur<br />
Leichtbau BW einen tollen Weg gefunden,<br />
innovative Leichtbaulösungen zu präsentieren“,<br />
sagte die baden-württembergische Wirtschafts -<br />
ministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut in ihrem<br />
Grußwort zur Preisverleihung. „Ich bin der festen<br />
Überzeugung, dass Leichtbau eines der großen<br />
Zukunftsthemen ist.“ Für diese Sicht erhielt die<br />
Ministerin prompt die Bestätigung durch die anschließend<br />
vergebenen Awards.<br />
Mindestens zwei der ausgezeichneten Entwicklungen<br />
dienen nicht nur zur Gewichtsreduktion, sondern<br />
haben auch das Potenzial, die Nachhaltigkeit in der<br />
Technik voran zu bringen. Und die Awards zeigen,<br />
dass die Leichtbau-Community auf nachhaltige<br />
Lösungen aus ist und sie präferiert.<br />
So ging der erste Platz des ThinKing Award 2020<br />
an die Professur für Forstliche Biomaterialien an der<br />
Universität Freiburg und ihre Leichtbaulösung<br />
„Woodmimetics3D“. Den Forschern ist es gelungen,<br />
eine holzbasierte Biopaste zu entwickeln, die sich<br />
additiv zu technischen Teilen verarbeiten lässt. Ihr<br />
wichtigster Rohstoff ist der Holzwerkstoff Lignin.<br />
Katja Schlichting, junge Gründerin des mehrfach<br />
ausgezeichneten Start-ups Q.Big 3D und Jurymitglied,<br />
brachte es in ihrer Laudatio auf den Punkt:<br />
„Nachhaltige Technik wird die Aufgabe unserer Generation<br />
sein. Umso mehr freue ich mich, dass eine<br />
solche Entwicklung den ersten Platz errungen hat.“<br />
Woodmimetics3D konnte die Fachjury gleich mit<br />
mehreren Pluspunkten überzeugen: Das Holzmaterial<br />
ist deutlich leichter als Metall, lässt sich im<br />
50 Industrieanzeiger » 03|2021
Nachhaltigkeit pur: Der 1. Platz des ThinKing Award<br />
2020 prämiiert ein Bio-Material zum 3D-Drucken<br />
von Leichtbauteilen. Es geht an die Uni Freiburg und<br />
das Freiburger Materialforschungszentrum. Professorin<br />
Marie-Pierre Laborie nimmt den Preis für das<br />
gesamte Team entgegen.<br />
Community Award<br />
3D-Druck zu Gitterstrukturen und Formteilen verarbeiten<br />
und besteht ausschließlich aus nachwachsenden<br />
Rohstoffen. Deswegen ist es auch zu 100 %<br />
biologisch abbaubar. Neben Lignin enthält der Bio-<br />
Werkstoff auch Hydroxypropylcellulose – ein aus der<br />
Pharma-, Kosmetik und Lebensmittelindustrie bekannter<br />
Zusatzstoff (E463) – sowie Wasser, Ethanol<br />
und Essigsäure als Lösungsmittel.<br />
3D-Holzdruck imitiert das<br />
Pflanzenwachstum<br />
„Die Grundidee stammt aus dem Verständnis zellu -<br />
lären Pflanzenwachstums“, erklärt die Freiburger<br />
Professorin Marie-Pierre Laborie und verweist auf<br />
Forschungen aus Paris. „Altert die Zelle, so lagert sich<br />
in der Zellwand immer mehr Lignin ein, so dass sie<br />
verholzt und stabiler wird.“ Dieses Prinzip imitierten<br />
die Freiburger für das 3D-Druckmaterial.<br />
Dass Leichtbau auch zu großem Schick führen<br />
kann, beweist Platz 2 des ThinKing Award 2020. Die<br />
Carl Stahl ARC GmbH ermöglicht mit ihren<br />
wind durchlässigen „leichten Lichtnetzen“ elegante<br />
Tragkonstruktionen für Lichtinstallationen in der<br />
Architektur. Die dreidimensional verformbaren Stahlnetze<br />
schmücken nicht nur die Stuttgarter Wilhelma,<br />
sondern bereits verschiedenste Bauwerke weltweit.<br />
„Die ThinKings zeigen eine große Breite des Leichtbaus<br />
für viele Branchen – 2020 haben alle Nominierten<br />
über fünf Millionen Menschen erreicht“, merkte<br />
Dr. Wolfgang Seeliger stolz an, Geschäftsführer der<br />
Leichtbau BW. Im Falle der Lichtnetze ermöglicht deren<br />
geringes Gewicht eine hohe Gestaltungsfreiheit.<br />
„Wir haben es geschafft, großflächige Installationen<br />
beherrschbar zu machen“, sagt Tobias Jung, der<br />
Geschäftsführer von Carl Stahl ARC. „Es gibt derzeit<br />
kein vergleichbares Produkt am Markt.“<br />
ThinKing Award<br />
Präsentationen mit Videos gibt’s hier:<br />
http://hier.pro/4QLfj<br />
Bild: Fraunhofer ICT<br />
Das Nockenwellenmodul aus Kunststoff mit integrierten Lagern<br />
Per Online-Voting stimmten Leichtbau-Experten für den<br />
„Community Award“ als vierte Auszeichnung. Ihre Wahl fiel<br />
auf ein Nockenwellenmodul aus faserverstärkten Duromeren<br />
mit metallischen Lagern – angedacht für Serien. Diese Bauweise<br />
senkt das Gewicht und die Montagekosten. Gelungen<br />
ist sie dem Mahle-Konzern mit dem Fraunhofer ICT und<br />
weiteren Partnern in einem BMWi-Verbundprojekt. „Wir<br />
sind sehr dankbar für die Teamleistung aller Projektbeteiligten“,<br />
sagt Katrin Schindele von Mahle – und lässt<br />
durchblicken, dass selbst gestandene Industrieingenieure<br />
immensen Respekt vor dem Projekt hatten …<br />
Bereits Platz 3 setzt wieder ein Zeichen für Nachhaltigkeit.<br />
Die Centrotherm international AG entwickelte<br />
für die Herstellung von Carbonfasern – einem<br />
Hightech-Material des Leichtbaus – einen neuartigen<br />
Ofenprozess, um die Fasern zu stabilisieren. Das<br />
vielversprechende Niederdruckverfahren arbeitet mit<br />
quasi digitalen Heizzonen und ersetzt den Prozessschritt<br />
im Umluftofen. Die Carbonfaser wird dadurch<br />
um rund 25 % günstiger, ohne dass sie an Qualität<br />
veliert. Der Energiebedarf sinkt sogar um 30 %.<br />
Das Beste aber: Auch Cellulose lässt sich mit<br />
diesem Prozess zu Carbon verarbeiten. Damit wird<br />
der Weg frei für die biobasierte Carbonfaser mit<br />
deutlich reduziertem CO 2<br />
-Footprint. Gunter Fauth,<br />
COO von Centrotherm: „Wir sind besonders stolz,<br />
dass viele namhafte Marktteilnehmer unsere neue<br />
Technologie getestet haben und von den Ergebnissen<br />
sehr positiv überrascht sind.“<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 51
» TECHNIK & WISSEN<br />
Fertigungsmethode für dünnwandige Teile<br />
Wolfram lässt sich spritzgießen<br />
Wolfram ist ein Werkstoff, der in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich ist und eine exzellente<br />
Abschirmwirkung bietet, etwa gegen Röntgenstrahlen. Dass das Hartmetall selten genutzt wird,<br />
liegt daran, dass es schwer zu verarbeiten ist. Doch das Formenbauunternehmen Leonhardt hat<br />
nun ein Verfahren zum Spritzgießen sehr dünner Wolframbauteile entwickelt.<br />
» Ursula Mellema, Fachjournalistin in Leipzig<br />
Der Mut, neue Wege zu gehen, hat das Familienunternehmen<br />
Leonhardt aus Hochdorf bei<br />
Kirchheim/Teck schon öfters zu weltweit beachteten<br />
Entwicklungen geführt. Jüngstes Beispiel sind Kollimatoren<br />
aus Wolfram. Kollimatoren oder auch<br />
Strahl leitraster werden bei bildgebenden medizinischen<br />
Diagnostikanlagen, beispielsweise Computertomographie,<br />
verwendet. Sie dienen dazu, störende<br />
Streustrahlung zu absorbieren und ein gut auswertbares<br />
Bild zu erzeugen. Leonhardt hat dafür nicht nur<br />
ein äußerst anspruchsvolles Werkzeug gebaut,<br />
sondern auch eine spezielle Spritzgießtechnologie<br />
entwickelt.<br />
„Mich hat begeistert, welch fotorealistische Bilder<br />
des menschlichen Körpers die Computer-Tomographie<br />
ermöglicht. Das hat uns angespornt, eine<br />
Lösung zu suchen und zu finden“, sagt Geschäfts -<br />
inhaber Dr. h.c. Wolfgang Leonhardt. Als Material für<br />
Kollimatoren wird ein Werkstoff mit einer sehr hohen<br />
Dichte und damit einer sehr guten Abschirmung<br />
benötigt. Wolfram erfüllt unter anderem diese<br />
Anforderungen.<br />
Wolfram ist thermisch extrem stabil<br />
Mit 19,25 g/cm 3 je Kubikzentimeter weist das Hartmetall<br />
die gewünschte Abschirmwirkung auf. Außerdem<br />
ist Wolfram als das chemische Element mit dem<br />
höchsten Schmelzpunkt thermisch sehr stabil. Allerdings<br />
ist es sehr abrasiv und nur schwer zu verarbeiten.<br />
Je mehr Verunreinigungen enthalten sind, umso<br />
spröder wird das Material.<br />
Geometrisch sind Kollimatoren durch konische<br />
Öffnungen und sehr dünne Wandbereiche von 0,1 bis<br />
0,15 mm Dicke gekennzeichnet. Für das zuverlässige<br />
Filtern der Gammastrahlen bedarf es auch einer sehr<br />
hohen Oberflächengüte. Die ersten Proto typen des<br />
Kollimators hat Leonhardt mittels Selektiven Laser -<br />
sinterns gefertigt. Das additive Verfahren hat den<br />
Vorteil, dass auch sehr komplexe geometrische<br />
Strukturen gefertigt werden können und sich<br />
Konturänderungen schnell umsetzen lassen.<br />
Bei den lasergesinterten Prototypen erreicht Leonhardt<br />
Wandstärken zwischen den Öffnungen für den<br />
Strahlendurchgang von 0,12 mm, auch die Eckradien<br />
der Öffnungen entsprechen den Anforderungen. Ein<br />
entscheidender Nachteil ist die für das Lasersintern<br />
typische, für die exakte Filterung von Gammastrah-<br />
Bild: Leonhardt<br />
Der spritzgegossene Kollimator hat Wandstärken<br />
von 0,1 bis 0,15 mm und eckige<br />
Öffnungen – eine sehr anspruchsvolle<br />
Kontur für das Verar beiten von Wolfram.<br />
Doch Abschirmwirkung und Oberflächengüte<br />
erfüllen die Sollwerte.<br />
52 Industrieanzeiger » 03|2021
Bild: Leonhardt<br />
Inhaber Wolfgang Leonhardt: „Die fotorealistischen Bilder der Computer-<br />
Tomographie haben uns begeistert und angespornt, eine Lösung zu finden.“<br />
Bild: Leonhardt<br />
Werkzeugeinsatz für das Spritzgießen des Wolfram-Kollimators.<br />
len jedoch unzureichende Oberflächenqualität. Auch<br />
nachträgliches elektrochemisches Polieren kann<br />
daran nur wenig ändern.<br />
Ausgehend von Erfahrungen bei anderen Projekten<br />
und nach intensiver Recherche entscheidet sich<br />
Leonhardt, den Kollimator im MIM-Verfahren (Metal<br />
Injection Molding) herzustellen. Angesichts des<br />
Eigenschaftsprofils keine leichte Aufgabe: Es musste<br />
zunächst ein Bindemittel entwickelt<br />
werden, mit dem das<br />
Wolframpulver fließ- und<br />
damit spritzfähig wird. Nach<br />
vielen Versuchen stellt sich ein<br />
Compound aus Wolfram und<br />
PEEK als am besten geeignet<br />
heraus. Die Technologie hat<br />
sich Leonhardt patentieren lassen, das Unternehmen<br />
ist derzeit der einzige Anbieter, der Wolfram auf<br />
diese Art verarbeiten kann.<br />
„Heute sind wir technologisch in der Lage, das<br />
Spritzgießen filigraner Wolframbauteile mit Wandstärken<br />
von 0,12 mm aus Metallpulver mit bis zu<br />
95 % Wolframanteil zu beherrschen“, hebt Wolfgang<br />
Leonhardt hervor.<br />
Die Herausforderung:<br />
460 Öffnungen entformen<br />
Auch die Konstruktion und der Bau des Spritzgießwerkzeugs<br />
ist in diesem Fall aufwendig, denn die<br />
460 Öffnungen des Kollimators sind – wie beschrieben<br />
– nur durch sehr dünne Wandbereiche voneinander<br />
getrennt. Für die Machbarkeitsversuche hat man<br />
sowohl zylindrische als auch eckige Kerne getestet,<br />
mit Wanddicken zwischen 0,1 und 0,15 mm.<br />
» Heute können wir<br />
Wolframbauteile mit<br />
Wandstärken bis 0,12 mm<br />
spritzgießen. «<br />
Jedem Werkzeugbauer ist klar, dass bei solch<br />
dünnen Wänden die Entformung äußerst anspruchsvoll<br />
ist. Die geforderten konischen Kerne müssten in<br />
bestimmten Winkeln einzeln entformt werden. Auch<br />
das ist machbar, waren sich die Leonhardt-Spezialisten<br />
sicher. Die mit den Testwerkzeugen gefertigten<br />
Kollimatoren wiesen nämlich nicht nur die geforderte<br />
Festigkeit auf, sondern auch die nötige Oberflächengüte<br />
(R a<br />
= 0,7 μm).<br />
Mit dem Spritzgießen von<br />
dünnwandigen Bauteilen aus<br />
Wolfram hat sich Leonhardt<br />
eine weitere Technologie angeeignet,<br />
die ihn von anderen<br />
Anbietern abhebt. Auch wenn<br />
das Projekt derzeit auf Eis<br />
liegt: Mit der Expertise ist das Unternehmen gerüstet,<br />
Wolframbauteile für weitere Anwendungen zu<br />
produzieren.<br />
Die konsequente Ausrichtung auf Innovationen<br />
und Zukunftstechnologien zeigt sich bei Leonhardt in<br />
einem weiteren Beispiel. Seine Expertisen für das<br />
Glanzfräsen und für die Mikrobearbeitung kann das<br />
Unternehmen unter anderem bei der Herstellung von<br />
hochpräzisen Stacks für Brennstoffzellen nutzen.<br />
Derzeit werden Stacks mit Wandstärken von<br />
0,07 mm in Hochdorf gefertigt, künftig werden es<br />
0,05 mm sein. Außerdem ist eine Parallelität von<br />
2 μm auf der Fläche eines A4-Blattes einzuhalten.<br />
„Mit unseren Präzisions-Fräszentren können wir<br />
mikrometergenau arbeiten und erreichen dabei reproduzierbar<br />
Oberflächenrauheiten von gerade einmal<br />
0,2 Mikrometern“, so Wolfgang Leonhardt.<br />
www.leonhardt-gravuren.de<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 53
Um einen transparenten Überblick über Gesamtauslastung,<br />
Kostenentwicklung und den Fortgang<br />
der einzelnen Projekte im Haus zu haben, setzt<br />
der Maschinenbauer Baljer & Zembrod auf die<br />
ERP-Lösung von AMS.Solution.<br />
Bild: Asada/stock.adobe.com<br />
Software für Produktion in Losgröße 1+<br />
Mehr Durchblick in der Planung mit<br />
durchgängiger ERP-Software<br />
Baljer & Zembrod, ein Anbieter von Holzbearbeitungsmaschinen, wollte einen besseren<br />
Überblick über die Gesamtauslastung, die Kostenentwicklung und den Fortgang der einzelnen<br />
Projekte. Die ERP-Lösung von AMS.Solution ermöglicht papierlose Prozesse sowie gleichzeitig<br />
eine effizientere Grob-Kapazitätsplanung.<br />
» Guido Piech, Marketing/PR-Redakteur, AMS.Solution AG, Kaarst<br />
Der Sondermaschinenbauer Baljer & Zembrod, der<br />
Holzbearbeitungsmaschinen herstellt, legt besonderen<br />
Wert auf die Rundumbetreuung der Kunden<br />
während des gesamten Projektverlaufs – von der<br />
Projektierungsphase über die Montage der Anlagen<br />
bis hin zur Abwicklung der After-Sales-Services. Da<br />
der Hersteller in Losgröße 1 produziert, standen die<br />
Verantwortlichen bei Baljer & Zembrod vor der zunehmenden<br />
Herausforderung, den Überblick über die<br />
Gesamtauslastung, die Kostenentwicklung und den<br />
Fortgang der einzelnen Projekte zu behalten, wie<br />
Einkaufsleiter Sascha Maucher erklärt. Zwar setzte<br />
das Unternehmen ein ERP-System ein, das aber nicht<br />
auf die Ansprüche von Unternehmen der Losgröße<br />
1+ zugeschnitten war und deshalb im Laufe seiner<br />
Einsatzzeit immer weiter „verbogen“ worden war.<br />
Es war klar: Ein neues ERP-System musste her. Eine<br />
wichtige Anforderung war die Durchgängigkeit des<br />
Systems, was voraussetzte, dass beispielsweise die<br />
Zeiterfassung und die Buchhaltung integriert sein<br />
mussten. Eine weitere Voraussetzung war laut Maucher<br />
eine nahtlos funktionierende Schnittstelle zur<br />
Konstruktion, also zum CAD- beziehungsweise zum<br />
PDM-System: „Unser Herzstück ist die Konstruktion.<br />
54 Industrieanzeiger » 03|2021
TECHNIK & WISSEN «<br />
Dort benötigen wir die Flexibilität von Stücklisten,<br />
die zwar noch nicht auskonstruiert sind, es aber dennoch<br />
zulassen, dass beispielsweise Langläufer bereits<br />
vorab freigegeben werden können“, so Maucher.<br />
Darüber hinaus sollte das neue ERP-System es<br />
ermöglichen, Sonderteile, also Artikel mit individueller<br />
Ausprägung, nicht im Artikelstamm anlegen zu<br />
müssen, um den Datenpflege- und Inventuraufwand<br />
auf die tatsächlich wiederverwendeten Teile zu beschränken.<br />
Nach Prüfung des Marktangebots für einzelfer -<br />
tigerspezifische Software entschied sich der Sondermaschinenbauer<br />
für das durchgängige Projektmanagement-ERP-System<br />
ams.erp des Software- und<br />
Beratungshauses AMS.Solution. Das System wurde<br />
nach einer Umsetzungszeit von sechs Monaten an<br />
einem Tag komplett livegeschaltet. Einen Parallelbetrieb<br />
für eine Übergangszeit gab es nicht.<br />
Kürzere Durchlaufzeiten mit ams.erp<br />
Zuvor erhielt die Fertigung bei dem Maschinenbauer<br />
eine Stückliste aus der Konstruktion, prüfte diese und<br />
gab die Informationen auf Papier in den Einkauf weiter.<br />
Im Einkauf wurden die Angaben auf dem Zettel<br />
dann ins System eingepflegt und daraus eine Bestellung<br />
generiert. Nun erstellt die Konstruktion eine<br />
Stückliste in ams.erp und gibt sie elektronisch frei.<br />
Der Produktionsleiter hat die Stückliste direkt auf<br />
seinem Rechner, generiert daraus die Produktionsanforderungen,<br />
die dann wiederum vom System in den<br />
Einkauf weitergeleitet werden, wo die Bestellungen<br />
erfolgen. „Dieser papierlose und transparente Prozess<br />
in einem durchgängigen System ist viel schneller und<br />
sicherer. Es gibt weder Übertragungs- noch Schreibfehler.<br />
Damit haben sich die Durchlaufzeiten und die<br />
Kosten signifikant reduziert“, bilanziert Maucher.<br />
Ein weiterer Pluspunkt ist laut des Einkaufsleiters<br />
die Möglichkeit der Kapazitätsplanung, vor allem der<br />
Grobplanung. „Wir müssen Aussagen dahingehend<br />
treffen können, ob wir zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />
noch eine Maschine bauen können oder nicht.<br />
Die Kapazitätsplanung besprechen wir jede Woche<br />
und schauen, wo noch Luft ist und wo wir eventuell<br />
Arbeitsgänge schieben können“, erläutert der Projektleiter.<br />
Nun können im ERP-System auch Angebote, die<br />
noch keine Aufträge sind, in die Planung einbezogen<br />
werden. So könne man in der Kapazitätsauswertung<br />
mithilfe von Dashboards schnell erfassen, ob ein<br />
angedachter Liefertermin überhaupt zu halten sei.<br />
Ebenso ist die Geschäftsleitung in der Lage, eigene<br />
Reports im ERP-System zu erstellen und so die aktuellen<br />
Umsatzzahlen und etwaige Zahlungsrückstände<br />
stets im Blick zu halten.<br />
Für den Holzbearbeitungsmaschinenproduzenten<br />
liefert die Implementierung der ERP-Software die<br />
notwendige Flexibilität bei der Gestaltung der<br />
Konstruktionsabläufe, insbesondere im<br />
Umgang mit Stücklisten, und gibt zudem<br />
bewährte Standardprozesse vor. Dies<br />
empfindet Maucher weder als Widerspruch<br />
noch als Einschränkung, sondern<br />
vielmehr als Leitplanke: „Ein<br />
Sondermaschinenbauer wie wir definiert<br />
sich in meinen Augen nicht über<br />
die Eigentümlichkeit seiner Prozesse,<br />
sondern über die konstruktive Besonderheit<br />
und die individuelle Qualität seiner Produkte.“<br />
Baljer & Zembrod konnte seit der Implementierung<br />
von ams.erp umsatzmäßig um 15 % zulegen,<br />
bei gleichbleibender Mitarbeiterzahl, heißt es. Im<br />
Vergleich zu anderen Sondermaschinenbauern sieht<br />
Sascha Maucher das Unternehmen an dieser Stelle<br />
sehr schlank aufgestellt.<br />
Die ERP-Software spielt Maucher zufolge auch in<br />
den Überlegungen für künftige Szenarien eine entscheidende<br />
Rolle: Sofern die Maschinenbetreiber zustimmen,<br />
werden alle Anlagen standardmäßig mit<br />
Zugängen für die Fernwartung ausgeliefert. Perspektivisch<br />
sollen die erfassten Maschinendaten in<br />
ams.erp eingespielt werden, um dort beispielsweise<br />
Service-Workflows wie die Benachrichtigung von<br />
Mitarbeitern oder die automatische Bestellung von<br />
Ersatzteilen in Gang zu setzen. Mit dem ams-Produktkonfigurator<br />
sieht Maucher zudem eine Möglichkeit,<br />
die Angebotserstellung künftig zu beschleunigen.<br />
www.ams-erp.com<br />
Bild: Baljer & Zembrod<br />
Die Anforderungen: Baljer & Zembrod<br />
produziert Holzbearbeitungsmaschinen<br />
für jeden Kunden in Losgröße 1. Außerdem<br />
wichtig: Eine nahtlos funktionierende<br />
Schnittstelle zur Konstruktion.<br />
IM ÜBERBLICK<br />
Die Konstruktion erstellt eine<br />
Stückliste in ams.erp und gibt sie<br />
elektronisch frei. Der Produk -<br />
tionsleiter generiert daraus die<br />
Produktionsanforderungen,<br />
die das System an den<br />
Einkauf weiterleitet.<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 55
Bild: Alexander Limbach/stock.adobe.com<br />
Forschungsprojekt zur Künstlichen Intelligenz<br />
Wie KI die Produktionsplanung<br />
optimieren kann<br />
Künstliche Intelligenz (KI) ist eine der Schlüsseltechnologien auf dem Weg zur Smart Factory.<br />
Kontinuierlich hält sie Einzug in den verschiedenen Bereichen der digitalen Fertigungswelt.<br />
Eines dieser Anwendungsfelder ist die Fertigungsfeinplanung. Wie man KI dort einsetzt und<br />
welchen Nutzen ein Unternehmen daraus ziehen kann, untersucht der Softwareanbieter<br />
Industrie Informatik in einem aktuellen Forschungsprojekt.<br />
» Tino Böhler, freier Journalist, Dresden<br />
Die klassische Fertigungsfeinplanung ist von einer<br />
hohen Komplexität geprägt. Bereits bei 30 Arbeitsgängen<br />
entstehen mehr Anordnungsmöglichkeiten,<br />
als es Wassermoleküle auf der Erde gibt. Hinzu<br />
kommen zahlreiche Randbedingungen und weitere<br />
Abhängigkeiten von Faktoren wie die wechselnde<br />
Dauer von Arbeitsgängen, variierende Rüstzeiten und<br />
schwankende Ressourcenverfügbarkeiten. Digitale<br />
Plantafeln liefern hier solide Entscheidungsgrund -<br />
lagen für Planer in Industriebetrieben. Wozu braucht<br />
es dann noch die Unterstützung einer KI, wenn doch<br />
bestehende Planungstools gut performen und man<br />
auf das Wissen des Fertigungsplaners setzen kann?<br />
Die Antwort darauf ist vielschichtig.<br />
Der MES-Softwareanbieter Industrie Informatik<br />
sucht gemäß dieser Frage gemeinsam mit der österreichischen<br />
Forschungseinrichtung RISC Software in<br />
einem aktuellen Projekt nach den ‚Planungsalgorithmen<br />
der nächsten Generation’. „Es war und ist unser<br />
Bestreben, bestimmte Entscheidungsstrukturen von<br />
Menschen mittels KI nachzubilden, um diese dann in<br />
der Fertigungsfeinplanung anzuwenden. Vereinfacht<br />
gesagt geht es – wie so oft – um die Extraktion von<br />
Wissen aus Daten“, erklärt Bernhard Falkner, CTO des<br />
Softwarehauses und Hauptverantwortlich für das<br />
Forschungsprojekt.<br />
Die Basis für eine KI-Anwendung ist Wissen beziehungsweise<br />
künstlich generiertes Wissen, das aus<br />
56 Industrieanzeiger » 03|2021
TECHNIK & WISSEN «<br />
Der MES-Anbieter Industrie<br />
Informatik untersucht derzeit,<br />
welchen Nutzen KI als Modul für<br />
die Fertigungsplanung bieten kann.<br />
realen Abläufen und Erfahrungen in der Produktionsplanung<br />
stammt. Beim sogenannten maschinellen<br />
Lernen werden Planungsaktionen und deren Ergebnisse<br />
berechnet und anschließend im ‚Optimizer‘ bewertet.<br />
Diese Bewertungen erfolgen anhand komplexer<br />
Algorithmen, die verschiedene Zielfunktionen als<br />
Grundlage nutzen. Feinplaner können dabei auf ein<br />
breites Spektrum dieser Zielfunktionen wie Kosten -<br />
reduktion, Verkürzung der Auftragsdurchlaufzeit,<br />
Optimierung der Rüstdauer und -kosten oder Minimierung<br />
von Auftragsverzug zurückgreifen.<br />
„Industriebetriebe verfolgen in der Regel mehr als<br />
nur ein Optimierungsziel. Diese müssen mittels gewichteter<br />
Zielfunktionen aufeinander abstimm- und<br />
parallel verfolgbar sein. Nur dann kann eine KI-<br />
Lösung den komplexen Anforderungen einer Smart<br />
Factory gerecht werden“, präzisiert Falkner.<br />
Mit einer initialen Planungssituation und der definierten<br />
Gesamtzielfunktionen als Basis kann sich der<br />
‚Optimizer‘ nun an die Arbeit machen. Das bedeutet,<br />
dass nicht-optimale und kritische Situationen im<br />
Prozess automatisch erkannt und analysiert werden.<br />
Genau an dieser Stelle werden mit sogenannten<br />
Nachbarschaftsoperatoren Verbesserungen durch -<br />
geführt und auf deren Basis ein neues Planungsbild<br />
berechnet.<br />
Planungsoptimierung durch Lerneffekt<br />
Verbessert sich nun das Ergebnis mit dem eingesetzten<br />
Nachbarschaftsoperator, so wird dieser positiv<br />
bewertet und kommt bei künftigen Simulationen mit<br />
höherer Wahrscheinlichkeit wieder zum Einsatz. Das<br />
gleiche Prinzip gilt auch in die andere Richtung. Verbessert<br />
sich eine Situation durch die Anpassungen<br />
nicht, so wird dieser Nachbarschaftsoperator seltener<br />
genutzt. Falkner sieht darin die Möglichkeit einer<br />
nahezu perfekten Fertigungsfeinplanung: „Je länger<br />
man den ‚Optimizer‘ laufen lässt, desto mehr Planungsszenarien<br />
durchläuft er und desto höher ist die<br />
Wahrscheinlichkeit eines optimalen Planungsergebnisses.“<br />
Wie setzt man KI und im speziellen Fall den ‚Optimizer‘<br />
nun in der Praxis ein? Die neuen Technologien<br />
sollten dabei nicht als Ersatz für Planungspersonal<br />
angesehen werden, sondern den Mitarbeitern die<br />
Arbeit erleichtern und dabei die Effizienz signifikant<br />
erhöhen. Vielmehr initiiert man mit dem ‚Optimizer‘<br />
einen Hintergrundprozess, der parallel zur laufenden<br />
Produktion seine Arbeit aufnimmt, Szenario für Szenario<br />
anhand aktueller wissenschaftlicher Algorithmen<br />
durchspielt und mittels Zielfunktionen bewertet.<br />
Als User hat man die Möglichkeit, jederzeit<br />
den aktuellen Stand der Planung und<br />
die Bewertung der Zielfunktion einzusehen<br />
und zu entscheiden, ab wann IM ÜBERBLICK<br />
man diese in den Echtbetrieb übernimmt.<br />
Je mehr Zeit man dem ‚Op-<br />
Planungsergebnis mit dem<br />
Verbessert sich das<br />
timizer‘ gibt, desto näher kommt ‚Optimizer‘, kommt er bei<br />
man dem ‚perfekten’ Planungsergebnis.<br />
„Die Anwendungsmöglich-<br />
höherer Wahrscheinlichkeit<br />
künftigen Simulationen mit<br />
keiten sind vielschichtig. So kann man wieder zum Einsatz.<br />
beispielsweise auch verschiedene Zielfunktionen<br />
in parallel laufenden Simulationen<br />
verfolgen und so weitere Vergleiche aufstellen“,<br />
sagt der Projektverantwortliche.<br />
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist die globale Lösungssuche<br />
des ‚Optimizers‘: Das heißt, er beschränkt<br />
sich nicht auf ein lokales Optimum, sondern bezieht<br />
Lösungswege mit ein, die ein menschlicher Planer<br />
von Hand nicht erfassen könnte. „Das Ziel und der<br />
Nutzen der künstlichen Intelligenz ist es, die Fertigungsfeinplanung<br />
technologisch gestützt – wie<br />
einen intelligenten Planer – selbstlernend agieren zu<br />
lassen“, fasst Falkner zusammen.<br />
Einen weiteren Vorteil sieht er vor allem in der<br />
integrativen Umsetzung der KI im Hintergrund. Gut<br />
gemachte KI brauche beim Endanwender kein Knowhow.<br />
Zwar muss der User eine Zieldefinition erstellen<br />
– aber dazu brauche man auch kein KI-Know-how,<br />
lediglich Know-how in der Planung. Konkret bedeutet<br />
das: KI ist als zusätzliches ‚Modul’ zur cronetwork-Feinplanung<br />
des MES-Anbieters zu sehen. Es<br />
läuft parallel dazu, die Bedienung geschieht über die<br />
bestehende Plantafel. Während des Laufbetriebs<br />
könne normal in cronetwork-Feinplanung gearbeitet<br />
werden. Es ist also kein Prozedere der Produkt-Integration<br />
– schon gar nicht für den Endanwender –<br />
notwendig.<br />
www.industrieinformatik.de<br />
Daten zum Forschungsprojekt:<br />
• Laufzeit: 3 Jahre, das Projekt ist noch nicht abge -<br />
schlossen<br />
• Forschungseinrichtung: Unabhängiges Forschungs -<br />
unternehmen RISC, Hagenberg, Österreich<br />
• Budget: keine Angaben<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 57
» PRODUKTE<br />
Hydrodehnspannfutter<br />
Neue Futter mit optischen und funktionalen Qualitäten<br />
Die neue Generation von Hydrodehnspannfuttern<br />
von Mapal ist jetzt auf dem<br />
Markt. Das spezielle Design hat neben optischen<br />
auch qualitative und funktionale<br />
Vorteile. Beide Hydrodehnspannfutter-<br />
Baureihen – Hydro Mill Chuck und Hydro<br />
DReam Chuck – vereinen erkennbar das<br />
Leistungsversprechen an Qualität und<br />
Funktion. Das gelingt durch das Zusammenspiel<br />
von geometrischen und funktionellen<br />
Eigenschaften. Das neue Spannsystem<br />
ermöglicht hohe Bearbeitungsparameter.<br />
Da es selbsterregte Schwingungen<br />
minimiert, werden eingespannte Werkzeuge<br />
keinen Mikroschwingungen ausgesetzt.<br />
Das wiederum führt zu einer reduzierten<br />
Spindellast um bis zu 15 %,<br />
ermöglicht eine deutlich längere Werkzeugstandzeit<br />
und gewährleistet hochwertige<br />
Oberflächen.<br />
Zusätzlich sorgt die durch ein speziell<br />
entwickeltes Polierverfahren erzeugte<br />
Oberfläche der Spannfutter dafür, dass sie<br />
schmutz- und korrosionsbeständiger sind.<br />
Anwender können das Werkzeug prozesssicher<br />
in der Aufnahme mit geringem<br />
Kraftaufwand spannen. Dafür sorgt das<br />
„Foolproof-Handling“, also eine einfache<br />
und selbsterklärende Handhabung der<br />
Spannfutter. Das neue Hydrodehnspannfutter<br />
Hydro Mill Chuck ist speziell für<br />
das Spannen von Fräswerkzeugen mit<br />
HA-Schaft ausgelegt. Das Hydro DReam<br />
Chuck 4,5° ist für Reib- und Bohranwendungen<br />
sowie zum Einsatz mit Schlichtfräsern<br />
optimiert.<br />
www.mapal.de<br />
Bild: Mapal<br />
Antriebssystem<br />
Motoren kompakt und mit Wasser gekühlt<br />
Mit dem neuen Portfolio im Bereich wassergekühlter<br />
Motoren hat der Antriebsspezialist<br />
Baumüller sein Produktpro-<br />
Bild: Baumüller<br />
gramm vom Servomotor in der Baugröße<br />
45 bis hin zum Torquemotor der Baugröße<br />
560 erweitert. Zahlreiche Anwendungen<br />
zum Beispiel in der Textilindustrie, der<br />
Kunststoffverarbeitung oder in Umformund<br />
Biegemaschinen profitieren von den<br />
Vorteilen der wassergekühlten Motoren.<br />
Wie es heißt, soll die Leistung der wassergekühlten<br />
Servomotoren im Vergleich zur<br />
ungekühlten Variante um bis zu 50 %<br />
höher sein. Motoren können so kleiner dimensioniert<br />
werden, sie erreichen höhere<br />
Dynamik und das bei gleichzeitig hohen<br />
Drehmomenten, die durch die sehr guten<br />
Kühleigenschaften möglich werden. Ein<br />
wichtiger Vorteil sei zudem, dass die Wärme<br />
direkt am Motor abgeführt wird.<br />
Motoren können so in der Maschine nah<br />
zusammen verbaut werden, ohne dass das<br />
System überhitzt. Das Antriebssystem<br />
fällt damit deutlich kompakter aus. Die<br />
Kühlung der Motoren kann neben Wasser<br />
auch mit Öl erfolgen. Ein Vorteil für servohydraulische<br />
Systeme, die bereits Öl in<br />
der Maschine verfügbar haben.<br />
www.baumueller.com<br />
Sicherheitsschalter<br />
Betätiger für platzkritische Anwendungen<br />
Seine Reihe an Sicherheitsschaltern<br />
PSENcode hat Pilz um einen 3 mm hohen<br />
Betätiger ergänzt. Der PSENcode low profile<br />
actuator ist mit seiner schmalen oder<br />
kompakten Bauform mit den anderen<br />
Pilz-Schaltern der Reihe kombinierbar.<br />
Die integrierte RFID-Transpondertechnologie<br />
bietet höchsten Manipulationsschutz<br />
auf kleinstem Raum, wie der Hersteller<br />
mitteilt. Der Betätiger ist kleb- und<br />
schraubbar und damit auch auf Plexiglas<br />
einsetzbar. Ein sicherer Schaltabstand von<br />
6 mm unabhängig vom Untergrund ist ein<br />
weiteres Plus, heißt es. Er eignet sich aufgrund<br />
seiner Maße vor allem für platzkritische<br />
Anwendungen, bei denen die Einbauhöhe<br />
im Fokus steht. Anwender profitieren<br />
dank dieser Einbau-Vielseitigkeit<br />
von einem hohen Freiheitsgrad beim Maschinendesign.<br />
Die codierten Sicherheitsschalter<br />
bieten sichere Überwachung bis<br />
PL e gemäß EN ISO 13489-1 beziehungsweise<br />
SIL CL 3 nach EN/IEC 6206. Dabei<br />
übernimmt PSENcode die sichere Überwachung<br />
von bis zu drei Positionen, die<br />
der Sensor sicher unterscheiden kann. Die<br />
integrierte Auswertung und die Reduzierung<br />
sicherer Eingänge am Auswertegerät<br />
mache die codierten Sicherheitsschalter<br />
PSENcode zu einer wirtschaftlichen Lösung,<br />
heißt es weiter.<br />
www.pilz.com<br />
Bild: Pilz<br />
58 Industrieanzeiger » 03|2021
Industrielle Router<br />
Per Mobilfunk remote auf die Maschine zugreifen<br />
Mit den 4G-Routern der UR-Serie bietet<br />
Spectra ein komplettes Sortiment an industriellen<br />
4G-Mobilfunk-Routern: vom<br />
Einsteiger-Modell mit reiner 4G-Routing-<br />
Funktion bis hin zur Oberklasse mit zusätzlichem<br />
WLAN, multiple GLAN, PoE,<br />
GPS, GPIO, RS-232/485 und SD-Card. Die<br />
leistungsstärkeren Modelle bieten zudem<br />
die Möglichkeit der Einbindung von User-<br />
Apps mittels eines SDK für Python und<br />
eine Unterstützung von Modbus RTU/TCP.<br />
Damit wird aus dem Router ein voll funktionales<br />
IoT-Edge-Gateway. Alle Modelle<br />
haben eine Dual-SIM-Card Schnittstelle<br />
mit automatischem „Fail Over“, unterstützen<br />
verschiedene VPN-Verbindungen<br />
(OpenVPN, IPsec oder PPTP) und bieten<br />
Managementmöglichkeiten für Web oder<br />
CLI. Der Eingangsspannungsbereich von<br />
9 bis 48 V und die Spannweite der Betriebstemperatur<br />
von -40 °C bis +70 °C<br />
sowie das kleine, robuste Metallgehäuse<br />
und die flexible DIN-Schienen- oder<br />
Wandmontage erfüllen die industriellen<br />
Ansprüche. Ein Highlight ist der ultrakompakte<br />
UR32-Router für die Anbindung<br />
einzelner Maschinensteuerungen an<br />
das Mobilfunknetz. Einfach per Web-<br />
Oberfläche den Internetzugang und das<br />
Port-Forwarding konfigurieren und schon<br />
steht dem Remote-Zugang auf die entfernte<br />
SPS nichts mehr im Weg.<br />
www.spectra.de<br />
Bild: Spectra<br />
Profinet-Businterfaces<br />
Systemredundanz-Funktion vermeidet Unterbrechungen<br />
Festo hat seine Profinet-<br />
Businterfaces für die Automatisierungsplattform<br />
CPX einem Upgrade unterzogen:<br />
Die neue Generation<br />
hat vier wesentliche<br />
neue Features erhalten.<br />
Neben der S2-Systemredundanz stehen<br />
bei den Interfaces nun drei weitere<br />
Ausstattungsmerkmale zur Verfügung:<br />
MRPD für unterbrechungsfreie Ring -<br />
redundanz, Spannungsüberwachung und<br />
NTP-Zeitsynchronisierung. Der Hersteller<br />
Bild: Festo<br />
hat bei der Entwicklung besonderen Wert<br />
darauf gelegt, dass die neuen Knoten der<br />
40er-Serie zu Ihren Vorgängern 1:1 kompatibel<br />
sind. Damit können Anwender bei<br />
bestehenden Installationen zum Beispiel<br />
alte FB34– durch neue FB44-Businter -<br />
faces austauschen, ohne<br />
in der bestehenden Konfiguration<br />
etwas ändern zu<br />
müssen. Zudem können<br />
die bestehenden Datenleitungen<br />
und Steckverbinder<br />
weiterhin verwendet<br />
werden. Selbst die alten GDSML-Dateien<br />
bleiben erhalten. Zum Wechseln der Businterfaces<br />
müssen lediglich die alten Knoten<br />
demontiert und die neuen Knoten<br />
aufgesetzt und festgeschraubt werden.<br />
www.festo.com<br />
Wellenfeder<br />
Sonderlösung für kompakte Bauräume<br />
Mit der Wellenfeder bietet Bohnert eine<br />
ideale Sonderlösung für kompakte Bauräume<br />
in vielen Branchen. Je kleiner, desto<br />
besser – diese Anforderung ist gerade<br />
im Automobilbau, der Feinmechanik oder<br />
dem Maschinen- und Apparatebau ebenso<br />
wichtig wie gesetzliche Grundlagen,<br />
Funktionalität, Qualität und Kosten. Wellenfedern<br />
sind gewundene, federnde Teile,<br />
die aus Flachmaterial gefertigt werden.<br />
Ihr besonderes Merkmal ist die Reduktion<br />
der Federhöhe gegenüber der Druckfeder<br />
um bis zu 50 % – bei gleichbleibender<br />
Federkraft und gleichbleibendem Federnweg.<br />
Das Portfolio von Bohnert bietet<br />
einlagig überlappende Wellenfedern,<br />
mehrlagige und Wellenfedern mit parallelen<br />
Enden sowie verschachtelte Varianten.<br />
Letztere Sonderform wird verwendet,<br />
wenn höhere Federkräfte mit geringem<br />
Arbeitshub benötigt werden. Zur Produktion<br />
der Wellen federn betreibt Bohnert<br />
einen Maschinenpark, der bis zu einem<br />
Materialquerschnitt von 7 mm² fertigen<br />
kann. Den Flachdraht bezieht der Hersteller<br />
von der Bruker-Spalek GmbH, die wie<br />
Bild: Bohnert<br />
Bohnert Teil der Kern-Liebers-Firmengruppe<br />
ist. Die Sonderverpackungen erstellt<br />
der Anbieter selbst und erfüllt laut<br />
eigenen Angaben auch kurzfristige Kundenwünsche<br />
flexibel und schnell.<br />
www.bohnert-federn.de<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 59
» PRODUKTE<br />
Sensoren<br />
Kombinierte Sicherheit<br />
Die bewährten Sicherheitssensoren von<br />
ABB Jokab können nun direkt mit der<br />
integrierten Sicherheitstechnik von B&R<br />
verwendet werden. Das Portfolio von ABB<br />
Jokab umfasst ein vollständiges Set an<br />
Türzuhaltungen, Lichtgittern und Schutzmatten.<br />
Durch die breite Auswahl lassen<br />
sich laut Anbieter Sicherheitskonzepte in<br />
Zukunft einfacher umsetzen. Safety-Produkte<br />
von ABB Jokab werden dafür einfach<br />
mit den sicheren B&R-I/Os verdrahtet.<br />
Sowohl die Sicherheitstechnik von<br />
B&R als auch die Jokab-Safety-Palette<br />
erfüllen die Anforderungen<br />
gemäß der Norm ISO<br />
13849-1 bis zur höchsten<br />
Sicherheitsstufe PLe / Kat. 4.<br />
Die sicheren Sensoren von<br />
ABB Jokab unterstützen die<br />
Verkabelung einer Sicherheitsfunktion<br />
mit mehreren unterschiedlichen<br />
Sensoren, die in Reihe geschaltet<br />
sind. So kann beispielsweise eine Reihenschaltung<br />
mehrerer Sicherheitstüren umgesetzt<br />
werden. Diese Möglichkeit reduziert<br />
Kabel- und Installationskosten laut<br />
des Unternehmens enorm und reduziert<br />
somit auch die Anzahl der notwendigen<br />
sicheren Eingangskanäle. Trotz der Reihenschaltung<br />
bleibt die maximale Sicherheit<br />
mit PLe / Kat. 4 gegeben.<br />
www.br-automation.com<br />
Bild: B&R<br />
Wendeplattenbohrer<br />
Beim Bohren auf der sicheren Seite<br />
Bild: Walter<br />
Mit dem Wendeschneidplatten-Vollbohrer D4120 etablierte Walter einen flexiblen Allrounder.<br />
Jetzt vervollständigt der Werkzeughersteller sein D4120-Programm: Mit den<br />
Abmessungen 2, 3, 4 und 5 × D sind die Tübinger im Durchmesserbereich 13,5 bis<br />
59 mm breit aufgestellt. Eigens entwickelte Außen- und Zentrumsplatten sorgen für<br />
einen gezielten Ausgleich der Schnittkräfte. Die Zentrumsplatten wurden dazu etwas<br />
größer gewählt als die äußeren Wendeschneidplatten und sind mit einer Eckenschutzfase<br />
versehen. Neben höherer Prozesssicherheit trage dies entscheidend zu hoher Präzision<br />
und niedrigen Bohrgeräuschen bei, betont der Anbieter. Für hohe Oberflächengüten<br />
gibt es eine Ausführung mit Wiper- Schneide. Der Bohrkörper ist mit zwei Kühlkanälen<br />
sowie einem Messbund (Dc) zur einfachen Bohrer-Identifikation, auch im<br />
montierten Zustand, versehen. Polierte Spannuten und eine gehärtete Oberfläche optimieren<br />
Spanabtransport und Verschleißfestigkeit.<br />
www.walter-tools.com<br />
Wälzlager<br />
Keramikbeschichtung verlängert Lagerleben<br />
NSK hat die Keramikbeschichtung von<br />
Rillenkugellagern für energieeffiziente<br />
drehzahlgeregelte Elektrontriebe optimiert.<br />
Die verbesserte Beschichtung des<br />
Außenrings wirkt stromisolierend (bis<br />
zum Faktor zehn) und verhindert Stromdurchgänge.<br />
Denn es ist nicht auszuschließen,<br />
dass Störströme über Motorwelle<br />
und Lager zu den angetriebenen<br />
Komponenten gelangen. Die Neuerung<br />
verlängert die Lebensdauer der Antriebe<br />
und beugt Schäden an angrenzenden Antriebskomponenten<br />
vor. Vor allem resul-<br />
tiert die höhere Lebensdauer dieser Keramiklager<br />
daraus, dass die Schlagfestigkeit<br />
der sehr spröden Keramik mehr als dreimal<br />
so hoch ist wie die von konventionellen<br />
Beschichtungen für Keramiklager, teilt<br />
der Anbieter mit. Lebensdauerverlängernd<br />
wirkt die optimierte Keramikbeschichtung<br />
überdies, indem sie die im Lager entstehende<br />
Wärme besser abführt. Das Programm<br />
der Wälzlager mit Keramikbeschichtung<br />
für drehzahlgeregelte Antriebe<br />
wird im neuen Katalog „Wälzlager für<br />
Elektromotoren“ beschrieben. Diese Broschüre<br />
kann bei NSK angefordert oder im<br />
PDF-Format auf der NSK-Homepage heruntergeladen<br />
werden.<br />
www.nskeurope.de<br />
Bild: NSK<br />
60 Industrieanzeiger » 03|2021
Frequenzumrichter<br />
Fit für die Integration in<br />
Automatisierungsnetzwerke<br />
Die neue Baureihe AxiaVert von Bonfiglioli ist jetzt in vier Größen<br />
erhältlich, die einen Leistungsbereich von 0,25 kW bis<br />
15 kW abdecken. Versionen mit höherer Leistung werden zukünftig<br />
ergänzt. Die offenen Kommunikationsprotokolle ermöglichen<br />
entsprechend den Standards der Industrie 4.0 und dank<br />
der Kompatibilität mit einer Vielzahl von Feldbusprotokollen und<br />
Maschinensteuerungen eine reibungslose Integration in Automatisierungsnetzwerke,<br />
gibt der italienische Antriebsspezialist<br />
bekannt. Die Kommunikationsverschlüsselung ist durch das<br />
Design standardmäßig in AxiaVert integriert. Darüber hinaus ist<br />
der Umrichter dank Zustandsüberwachungsfunktionen an den<br />
wichtigsten Umrichterkomponenten<br />
sowie an den kritischen<br />
Parametern des Getriebemotors<br />
in der Lage, Echtzeitdiagnosen,<br />
Energieoptimierungen<br />
und planmäßige<br />
Wartungsinformationen in<br />
Bezug auf das Antriebssystem<br />
bis hin zur gesamten<br />
Maschine bereitzustellen.<br />
Bild: Bonfiglioli<br />
www.bonfiglioli.com<br />
Antriebstechnik<br />
Wellenkupplungen für jeden<br />
Anwendungsfall<br />
Erste Hilfe.<br />
Wer sich selbst ernähren kann,<br />
führt ein Leben in Würde.<br />
brot-fuer-die-welt.de/selbsthilfe<br />
Selbsthilfe.<br />
Anzeigendaten einfach<br />
und sicher übermitteln.<br />
Neu im Lieferprogramm<br />
von Ganter sind Wellenkupplungen<br />
aus Aluminium<br />
oder Edelstahl, die<br />
sich teils formschlüssig, teils kraftschlüssig<br />
befestigen lassen. Grundsätzlich übertragen<br />
Wellenkupplungen des Anbieters Drehbewegungen und<br />
Drehmomente von Welle zu Welle. Dabei gleichen sie auch Toleranzen<br />
und mechanische Fehler aus, die ansonsten zu Schäden<br />
an Antriebs- oder Messkonfigurationen führen. Für fast jeden<br />
Anwendungsbereich bietet Ganter eine passende Kupplungs -<br />
lösung an. Mit den neu ins Programm aufgenommenen Kupplungstypen<br />
kann sehr spezifisch auf den jeweiligen Anwendungsfall<br />
eingegangen werden. Dies ermöglichen mehrere Bohrungsdurchmesser,<br />
unterschiedliche Steife- und Härtegrade der<br />
Kupplungskörper sowie eine optionale Passfedernut. Generell<br />
gleichen alle Wellenkupplungen aus diesem Programm Versätze<br />
und Fehlausrichtungen aus, nehmen Rundlauffehler sowie Axialbewegungen<br />
auf und dämpfen Schwingungen wie auch Stöße<br />
unterschiedlich stark.<br />
www.ganternorm.com<br />
Bild: Ganter<br />
PDF<br />
<br />
<br />
www.konradin-ad.de<br />
<br />
<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 61
Industrieanzeiger präsentiert Ihnen<br />
Partner der Industrie.<br />
Hier finden Sie leistungsstarke Lieferanten, Dienstleister und kompetente lösungsorientierte Partner<br />
der Industrie!<br />
Antriebstechnik/Fluidtechnik Automatisierung<br />
Arbeitsschutz Betriebsbedarf Gebrauchtmaschinen<br />
HMI Industrie 4.0 Materialfluss/Logistik Robotik<br />
Spanende Fertigung Spanlose Fertigung<br />
Montage-, Handhabungstechnik Kunststoffverarbeitung<br />
Lasertechnik Mikrosystemtechnik/Nanotechnologie<br />
Smart Energy Oberflächentechnik Qualitätssicherung<br />
Verbindungstechnik Verpackungstechnik<br />
Werkstoffe Werkzeug-/Formenbau<br />
Werkzeugmaschinen Schmiermittel Zulieferung<br />
Weitere Fakten zu Unternehmen, Details zum Angebots- und Leistungs spektrum finden Sie im<br />
Firmenverzeichnis auf industrieanzeiger.de.<br />
Unter folgendem Link gelangen Sie zur Übersicht aller Online-Firmenprofile.<br />
Bookmark!<br />
www.industrieanzeiger.de/firmenverzeichnis<br />
ANTRIEBSTECHNIK<br />
ARBEITSSCHUTZ<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
Dr. Fritz Faulhaber GmbH & Co. KG<br />
www.faulhaber.com/de<br />
Antriebslösungen an der Grenze des technisch Machbaren<br />
mit einzigartiger Zuverlässigkeit und Präzision –<br />
dafür steht FAULHABER. Der Antriebsspezialist ist eines<br />
der innovativsten Unternehmen Deutschlands und bietet<br />
das weltweit umfangreichste Portfolio an Miniaturund<br />
Mikroantriebstechnologien. Vom leistungsstarken<br />
DC-Motor mit 200 mNm Dauerdrehmoment bis zum<br />
filigranen Mikroantrieb mit 1,9 mm Außendurchmesser<br />
umfasst das FAULHABER Standardportfolio mehr als 25<br />
Mio. Möglichkeiten, ein optimales Antriebssystem für<br />
eine Anwendung zusammenzustellen. Dieser Technologiebaukasten<br />
ist zugleich die Basis für Modifikationen,<br />
um auf besondere Kundenwünsche hinsichtlich Sonderausführungen<br />
eingehen zu können.<br />
TEKA Absaug- und<br />
Entsorgungstechnologie GmbH<br />
www.teka.eu<br />
Die TEKA Absaug- und Entsorgungstechnologie GmbH<br />
aus dem Münsterland ist seit 25 Jahren einer der führenden<br />
Hersteller von Absaug- und Filteranlagen für<br />
Industrie, Handwerk und Labore. TEKA beliefert Unternehmen<br />
aus der metallverarbeitenden Industrie, der<br />
Elektroindustrie und der Labortechnik. Die Anlagen<br />
sorgen für saubere Raumluft und einen umfassenden<br />
Gesundheitsschutz von Mitarbeitern. Die Produktpalette<br />
umfasst mobile und stationäre Absaug- und<br />
Filteranlagen, raumlufttechnische Lösungen sowie<br />
Systemlösungen für die Schneidindustrie. Das Portfolio<br />
wird ergänzt durch Schneid-, Schweiß- und<br />
Brennschneidtische sowie Sicht- und Schallschutz.<br />
Ferdinand Gross GmbH & Co. KG<br />
www.schrauben-gross.de<br />
Ferdinand Gross ist Spezialist für Verbindungstechnik<br />
und C-Teile-Management und bietet Kunden und<br />
Partnern aus der Industrie maßgeschneiderte Dienstleistungen.<br />
Unser Sortiment reicht von Verbindungselementen<br />
über Werkzeuge bis zu Sonder anfertigungen.<br />
Wir sorgen für schnellste Verfügbarkeit von über<br />
107 000 Artikeln. Im Bereich C-Teile-Management<br />
bietet Ferdinand Gross kunden spezifische Lösungen<br />
zur Senkung Ihrer Beschaffungs kosten um bis zu 70 %.<br />
62 Industrieanzeiger » 03|2021
PARTNER DER INDUSTRIE<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
Keller & Kalmbach GmbH<br />
www.keller-kalmbach.de<br />
Ist Ihr C-Teile-Management fit für die Zukunft?<br />
Wir überzeugen Sie mit großem technischen<br />
Know-how bei Verbindungselementen und<br />
bieten Ihnen eine Produktpalette rund um<br />
C-Teile, die kaum Wünsche offen lässt.<br />
Wir stehen für höchste Versorgungssicherheit<br />
und entwickeln kundenindividuelle und maßgeschneiderte<br />
Logistikkonzepte für Produktion<br />
und MRO. Sorgen Sie mit dem passenden C-Teile-<br />
Konzept für effiziente Beschaffungsprozesse und<br />
Abläufe in Ihrem Unternehmen. Diskutieren Sie<br />
mit unseren Experten, wie Sie Ihre Wertschöpfung<br />
steigern können.<br />
Lederer GmbH<br />
www.c-teile-management.info<br />
Wenn es um C-Teile-Management geht, Kanban, Konsignation<br />
& Co., ist Lederer Ihr Partner: Norm- und Standardteile,<br />
Sonder- und Zeichnungsteile, Verbindungselemente<br />
u.v.m. auf Basis aller logistischen Lösungen<br />
und Systeme (eBusiness, RFID, Ein- und Mehr-Behälter-<br />
Kanban etc.). Lederer übernimmt für Sie die Lieferantensuche,<br />
Bestellung und Beschaffung, Bevorratung<br />
und Bereitstellung, Lagerbewirtschaftung und Qualitäts<br />
sicherung, Systempflege und Prozessverbesserung.<br />
– Verbindungselemente<br />
– Norm- und Standardartikel<br />
– Sonder- und Zeichnungsteile<br />
– C-Teile-Management<br />
F. REYHER Nchfg. GmbH & Co. KG<br />
www.reyher.de<br />
E-Business-Lösungen, Kanban-Versorgungssysteme,<br />
Bausätze, Konfektionierungen, Sonderteile – wenn<br />
es um Verbindungselemente und Befestigungs technik<br />
geht, ist REYHER Ihr kompetenter Partner. Hohes<br />
Qualitätsbewusstsein und ausgeprägte tech nische<br />
Kompetenz haben eine lange Unternehmens tradition.<br />
Über 130 000 verschiedene Artikel stehen bei einer<br />
Lieferbereitschaft von 99 % branchenübergreifend<br />
bereit. Kunden aus Industrie und Handel werden<br />
weltweit aus einem der modernsten und größten<br />
Schrauben-Logistikzentren schnell und zuverlässig<br />
beliefert.<br />
CNC-LASERSCHNEIDEN<br />
DRUCKLUFTTECHNIK<br />
FEDERN<br />
Schages GmbH & Co.KG<br />
www.schages.de<br />
NEU: Laserschneiden mit 10 kW-Fiberlaser<br />
Als mehrfach zertifizierter High-Tech Laser-Blechbearbeiter<br />
aus Krefeld bieten wir wirtschaftliche Lösungen<br />
für die weiterführende Metallverarbeitung.<br />
Flexibilität ist unsere Stärke<br />
– Edelstahl rostfrei bis 50 mm, Stahl/Alu bis 30 mm,<br />
Kupfer/Messing bis 18 mm<br />
– XXL-Fasenschneiden bis 3 m x 12 m<br />
– XXL-Rohrschneiden bis 12 m Länge<br />
– Kleinteile, Einzelteile, Prototypen<br />
– CNC-Abkanten bis 4 m/320 t<br />
Zertifizierungen:<br />
ISO 9001 und ISO 14001, Werkseigene PK nach EN 1090,<br />
Mat.-Kennz. nach RL 2014/68/EU.<br />
Airgroup GmbH & Co. KG<br />
www.airgroup.eu<br />
Die Airgroup, ein Servicenetz ausgewählter, zertifizierter<br />
Drucklufttechnik-Anlagenbauer und Drucklufttechnik-Serviceunternehmen.<br />
Mit 17 Partnerbetrieben<br />
an 20 Standorten und rund 430 Mitarbeitern<br />
– davon mehr als 100 Servicetechniker – garantiert<br />
Ihnen die Airgroup einen 24 Std.-Anlagenservice,<br />
einheitlich hohe Standards in Quali tät, Fachkompetenz<br />
und der Ausarbeitung innovativer Druckluftkonzepte<br />
sowie die schnelle Bereitstellung von<br />
Mietkompressoren.<br />
Airgroup GmbH & Co. KG<br />
Im Ostpark 15, 35435 Wettenberg<br />
Phone +49 641 984682-0, Fax +49 641 984682-29<br />
info@airgroup.eu, www.airgroup.eu<br />
Schweizer GmbH & Co. KG<br />
www.schweizer-federn.de<br />
Die Schweizer GmbH & Co. KG aus Reutlingen bietet<br />
bereits seit 1986 technische Federn in allen Variationen.<br />
Am Rande der schwäbischen Alb fertigen ca. 120 Mitarbeiter<br />
hochwertige Drahtfedern und Stanzbiegeteile<br />
aus allen gängigen Federmaterialien in Klein- und Großserien.<br />
Das umfangreiche Produktportfolio der Schweizer<br />
GmbH & Co. KG umfasst:<br />
• Druck-, Zug- und Schenkelfedern<br />
• Draht- und Stanzbiegeteile<br />
• Mikrofedern und Laserschneidteile<br />
KOMPONENTEN + SYSTEME<br />
ROBOTIK<br />
VERBINDUNGSTECHNIK<br />
RCT® Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />
www.rct-online.de<br />
Reichelt Chemietechnik steht für das Prinzip<br />
„Angebot und Vertrieb der kleinen Quantität“ gepaart<br />
mit einer viele Bereiche umfassenden Produktvielfalt<br />
und einem hohen technischen Beratungsservice.<br />
Das Angebot von Reichelt Chemietechnik umfasst<br />
ca. 80 000 Artikel, die aus den Bereichen Schlauchtechnik,<br />
Verbindungselemente, Durchflusstechnik,<br />
Labortechnik, Halbzeuge, Befestigungselemente,<br />
Filtration und Antriebstechnik stammen.<br />
Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />
Englerstraße 18, 69126 Heidelberg<br />
Tel. 0 62 21/3 12 50, info@rct-online.de<br />
Franke GmbH<br />
www.franke-gmbh.de<br />
Auf der Suche nach einer besonders raumsparenden<br />
Konstruktion erfand Erich Franke im Jahre 1936 einen<br />
neuen Lagertyp: das Drahtwälzlager. Sein Prinzip der<br />
vier Laufringe haben wir im Laufe der Jahre kontinuierlich<br />
weiterentwickelt. Heute ist Franke als Spezialist für<br />
Wälzlager und Linearsysteme weltweit bekannt. An<br />
unserem Stammsitz in Aalen beschäftigen wir 280 Mitarbeiter.<br />
Darüber hinaus sind wir mit zahlreichen Vertretungen<br />
weltweit präsent. Die von Erich Franke entwickelte<br />
Vier-Punkt-Geometrie bildet die ideale<br />
Voraussetzung für individuelle Produktlösungen, denn<br />
sie erlaubt größtmögliche Variabilität. Unsere Kunden<br />
haben die freie Wahl bezüglich Werkstoff, Geometrie,<br />
Größe, Bohrbild, Verzahnungen oder Abdichtungen.<br />
Albert Pasvahl GmbH & Co.<br />
www.pasvahl.de<br />
Als Schraubenspezialist mit über 80 Jahren Erfahrung<br />
stehen wir für Qualität und Zuverlässigkeit.<br />
Wir liefern bis zu 34 Millionen Spezialschrauben –<br />
direkt ab Lager:<br />
• Passschrauben<br />
• Vierkantschrauben<br />
• Verschlussschrauben<br />
• Flachkopfschrauben<br />
• Schrauben mit Zapfen/Spitze<br />
• Rändelschrauben<br />
• Messingschrauben<br />
• Sonderanfertigungen nach Vorgaben<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 63
WIR BERICHTEN ÜBER<br />
IMPRESSUM<br />
ABB 60<br />
Accenture 22<br />
Air Liquide 17<br />
AKF Bank 18<br />
AKF Leasing 18<br />
AMK Arnold Müller 12<br />
AMS.Solution 54<br />
Arburg 12<br />
ArGeZ 12<br />
Aro-tec 40<br />
AVCI 40<br />
Azo 44<br />
B&R 60<br />
Baljer & Zembrod 54<br />
Baumüller 58<br />
Bitkom Research 15<br />
Bohnert 59<br />
Bonfiglioli 61<br />
Bosch 11, 30<br />
Bosch Research 28<br />
bvik 12<br />
Carl Stahl ARC 50<br />
Centrotherm 50<br />
Ceres Power 11<br />
Daimler 30<br />
Deutsche Messe 11<br />
DMG Mori 30<br />
DyeMansion 44<br />
EBM-Papst 18<br />
Eckelmann 12<br />
Ellipti Go 8<br />
EOS 44<br />
Eplan 12<br />
VORSCHAU<br />
Fauna 8<br />
Ferrocontrol 12<br />
Festo 59<br />
Fischertechnik 8<br />
Fraunhofer ICT 51<br />
Fraunhofer IPT 36<br />
Fraunhofer-IST 30<br />
Gaia-X 14<br />
Ganter 61<br />
Gottschald Patentanwälte 22<br />
Grenzebach 44<br />
Grob 42<br />
Harting 16<br />
Harting Electric 16<br />
Hoffmann Group 65<br />
Hofmann 42<br />
Hootsuite 12<br />
Horn 38<br />
Hyundai WIA 40<br />
IFS 13<br />
Industrie Informatik 56<br />
Inform 18<br />
IWF 30<br />
Kaiser+Kraft 24<br />
Kistler 38, 65<br />
Leibniz-Gemeinschaft 30<br />
Leichtbau BW 50<br />
Leipziger Messe 13<br />
Leonhardt 52<br />
Leuze 15<br />
Mahle 51<br />
Mapal 18<br />
Markforged 46<br />
Bild: Bystronic<br />
MATERIALFLUSS<br />
Fahrerlose Transportsysteme übernehmen in<br />
der Intralogistik immer mehr Aufgaben. Für<br />
einen maximalen Automatisierungsgrad sind<br />
allerdings intelligente, induktive Schnellladesysteme<br />
gefragt.<br />
TOPSTORY<br />
Nabertherm 44<br />
NSK 60<br />
Open Industry 4.0 Alliance 14<br />
Ossberger 44<br />
Peiseler 40<br />
Pilz 58<br />
Place2tex 19<br />
Q.Big 3D 50<br />
RISC Software 56<br />
Seecode 8<br />
Siemens 44<br />
Smart Factory-KL 14<br />
SMC 65<br />
Spectra 59<br />
Splunk 12<br />
Stahl Crane Systems 16<br />
Statistisches Bundesamt 10<br />
Tata Consultancy Services (TCS) 15<br />
TÜV Süd 24<br />
Universität Freiburg 50<br />
VdEH 17<br />
VDMA 10<br />
VW 30<br />
Walter 60<br />
Weidmüller 19<br />
WGP 30<br />
WZL der RWTH Aachen 36<br />
Ziehl-Abegg 18<br />
ZVEI 14<br />
Eine komplett vernetzte<br />
Blechbearbeitung ist die<br />
Vision. Den Weg dorthin<br />
bahnen modulare Einzelsysteme,<br />
die teils selbstregulierend<br />
arbeiten und die<br />
Basis für neue digitale Geschäftsmodelle<br />
schaffen.<br />
FLUIDTECHNIK<br />
Für sein Konzept der Systempartnerschaft hat<br />
der Maschinen- und Anlagenbauer Stauff den<br />
Bremer Fluidtechnikspezialisten Kroning assoziiert.<br />
Beide Partner erläutern im Interview<br />
das neue Konzept.<br />
erscheint dienstags ISSN 0019–9036<br />
Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung e.V.<br />
(WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder des Verbandes erhalten<br />
den Industrieanzeiger im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Zusammenarbeit<br />
im Fachbereich der Gießereitechnik mit der Zentrale für<br />
Gussverwendung, Düsseldorf.<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeug-<br />
maschinen); Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs (Technologie der<br />
Fertigungsverfahren); Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />
und Qualitätsmanagement); Prof. Dr.-Ing.<br />
Dipl.-Wirt.-Ing. Günther Schuh (Produktions systematik),<br />
WZL RWTH Aachen<br />
Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Redaktion:<br />
Chefredakteur: Dipl.-Ing. (FH) Werner Götz (gö),<br />
Phone +49 711 7594–451<br />
Stellv. Chefredakteur: Dipl.-Betriebswirt (FH) Dietmar Kieser (dk),<br />
Phone +49 711 7594–454<br />
Dipl.-Inf. (FH) Uwe Schoppen (us), Phone +49 711 7594–458;<br />
M. Litt. Sanja Döttling (sd), Phone +49 711 7594–342;<br />
Kyra Kutter (kk), Phone +49 711 7594–475;<br />
B. A. (FH) Nora Nuissl (nu), Phone +49 711 7594–391;<br />
M. A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879;<br />
Susanne Schwab (su), Phone +49 711 7594–444;<br />
Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />
Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) Mona Willrett (mw),<br />
Phone +49 711 7594–285<br />
Ständige freie Mitarbeiter:<br />
Dipl.-Ing. Volker Albrecht, Karin Faulstroh (kf),<br />
Michael Grupp (mg), Sabine Koll (sk), Markus Strehlitz (ms),<br />
Henriette Steuer (hs)<br />
Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />
Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />
Layout: Laura Gehring, Jonas Groshaupt, Michael Kienzle,<br />
Ana Turina<br />
Gesamtanzeigenleiter:<br />
Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />
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15 Uhr.<br />
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entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />
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Long Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />
862589, Fax 01256 862182, E-Mail: jsp@trademedia.info;<br />
USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza,<br />
19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212 8963881,<br />
Fax +1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />
Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht unbedingt<br />
die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />
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Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich welcher Art,<br />
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Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
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Printed in Germany<br />
© 2021 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
Der Industrieanzeiger 04/2021 erscheint am 02.<strong>03.2021</strong><br />
64 Industrieanzeiger » 03|2021
PRODUKTE «<br />
Gleitschleifen<br />
Teile direkt an der Maschine finishen<br />
Damit Fertigungsbetriebe die Arbeitsschritte<br />
Entgraten und Polieren bei der<br />
Produktion von Serien mit Losgrößen unter<br />
500 Stück selbst kostengünstig durchführen<br />
können, hat die Hoffmann Group<br />
die mobile Gleitschleifmaschine Garant<br />
GMT35 entwickelt. Sie ist für das Finishen<br />
von Bauteilen aus Metall und Kunststoff<br />
optimiert und kann verschiedenste Geometrien<br />
bearbeiten. Damit ist sie zum<br />
Entgraten und Polieren von Dreh- und<br />
Frästeilen sowie von im 3D-Druckverfahren<br />
produzierten Werkstücken prädesti-<br />
Bild: Hoffmann Group<br />
niert. Der Trogvibrator hat eine Behältergröße<br />
von 35 l und kann durch eine<br />
Trennwand geteilt werden, um zwei Arbeitsschritte<br />
parallel auszuführen, das<br />
spart Zeit und Energie. Für den flexiblen<br />
Einsatz in der Fertigungshalle lässt sich<br />
die Anlage auf stabilen Rädern einfach an<br />
den Einsatzort schieben, etwa direkt neben<br />
die Bearbeitungsmaschine. Dabei<br />
arbeitet die GMT35 nicht nur besonders<br />
effizient, sondern auch sehr leise: Die<br />
Maschinenverkleidung, die Schallschutzhaube<br />
und eine 15 mm starke Polyurethanbeschichtung<br />
von Trog und Separierauslass<br />
dämpfen den Schallpegel auf
» ZULETZT<br />
Knuddeln in<br />
Pandemiezeiten<br />
Abstandhalten zu anderen ist seit Ausbruch der Coronapandemie<br />
das Gebot der Stunde. Verbote körperlicher Kontakte mit<br />
Freunden und Bekannten sollen der weiteren Verbreitung des Virus<br />
Einhalt gebieten. Allerdings können sich durch fehlenden<br />
Körperkontakt und Berührungsmangel depressive<br />
Symptome einstellen. Weltweit nehmen sich nun Haptik-<br />
Forscher in die Pflicht, damit die Spezies Mensch in umarmungsarmer<br />
Zeit die Möglichkeit fehlender Berührung zurückerlangt. Das<br />
Mittel der Wahl ist die Menschwerdung des Roboters. So beherrscht der am<br />
Stuttgarter Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme entwickelte<br />
Umarmroboter HuggieBot 3.0 bereits acht verschiedene<br />
Umarmungen. Dank einem perzeptiven Algorithmus nimmt er<br />
Gesten wahr und berechnet daraus seine Reaktion. Eine Versuchsperson<br />
bekundete neulich, der Vorgang sei sehr schön gewesen und auch natürlich, obwohl es<br />
sich um einen Roboter handele. Als sie nicht mehr so fest gedrückt habe, habe<br />
HuggieBot die Umarmung gelöst. Experten zeigen sich zwar skeptisch über derlei Entwicklungen<br />
bei den humanioden Kunstwesen. Mancher sieht bereits die genetische<br />
Wachablösung durch intelligente Roboter heraufziehen. Verschwörungstheoretiker<br />
zündeln gar mit Warnungen, die Zeit des Menschen könnte bald ablaufen. Doch<br />
Hand aufs Herz: In Vor-Corona-Zeiten wäre mancher froh darüber gewesen, wenn ihn<br />
ein lebensechter Android auf lästigen Reisen und Sitzungen vertreten hätte. Und<br />
heute wäre man dankbar, mit einer Runde HuggieBot-Knuddeln zuhause<br />
den Stress und die Schwermut signifikant verringern zu können.<br />
dk<br />
Bild: corythoman/stock.adobe.com<br />
66 Industrieanzeiger » 03|2021
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