19.02.2021 Aufrufe

Indsutrieanzeiger 03.2021

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

23.02.2021 Ausgabe 03 | 2021 www.industrieanzeiger.de<br />

Patentstrategie<br />

Marketing<br />

Leichtbau-Award<br />

Produktionsplanung<br />

Mix aus Kern- und Vollanmeldung<br />

ergibt enorme Einsparpotenziale<br />

» Seite 22<br />

Die Marke kann den Change-<br />

Prozess im Unternehmen treiben<br />

» Seite 26<br />

Holzteile aus dem 3D-Drucker<br />

imitieren leichte Pflanzenzellen<br />

» Seite 50<br />

Forschung am Nutzen von KI<br />

in der Fertigungsfeinplanung<br />

» Seite 56<br />

TOPSTORY<br />

Nachhaltigkeit<br />

Nachhaltiges Handeln in Fertigungsbetrieben<br />

– unsere Serie<br />

zeigt, worauf es ankommt<br />

» Seite 30<br />

Wissen für Entscheider in der Produktion


eLogistics verbindet.<br />

C-Teile-Management<br />

in der Industrie 4.0<br />

kk-elogistics.de<br />

2 Industrieanzeiger » 03|2021


» EDITORIAL<br />

Auf eine erfolgreiche Zukunft<br />

Auch in Zeiten von Corona sollten unser Gedanken<br />

nicht nur um das Virus und dessen Auswirkungen<br />

kreisen. Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer<br />

Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen.<br />

Umwelt- und Klimaschutz gehören sicher dazu.<br />

Und in diesem Zusammenhang auch der in letzter<br />

Zeit häufig gebrauchte Begriff „Nachhaltigkeit“. Für<br />

Unternehmen, insbesondere für produzierende, wird<br />

nachhaltiges Handeln immer wichtiger. Nicht nur,<br />

weil es die Gesetzgeber vieler Länder vorschreiben.<br />

Große Kunden verlangen immer öfter einen Nachweis,<br />

dass ihre Zulieferer und Ausrüster CO 2<br />

-neutral<br />

agieren. Und die Verbraucher werden künftig Produkte<br />

bevorzugen, die die Umwelt nicht oder nur<br />

wenig belasten.<br />

Doch ein Fehler wird dabei leider allzu oft begangen:<br />

Man betrachtet nur jene Wirkungen eines<br />

Produktlebens, die einen direkt betreffen. So heißt<br />

es beispielsweise, ein Elektroauto sei umweltfreundlicher<br />

als eines mit Verbrennungsmotor.<br />

Stimmt. Aber nur lokal in der Nutzung. Und nur<br />

unter der Voraussetzung, dass der benötigte Strom<br />

regenerativ gewonnen wurde. Zudem ignorieren<br />

Politik und Befürworter die enormen Umweltwirkungen,<br />

die das Herstellen oder das Verwerten<br />

eines E-Autos verursachen.<br />

Wer wirklich nachhaltig und im Sinne eines gesünderen<br />

Klimas sowie einer besseren Umwelt handeln<br />

will, der muss ganzheitlich denken und alle Bereiche<br />

berücksichtigen, die sich schädlich auswirken. Das<br />

macht die Sache kompliziert. Aber einfache Antworten<br />

gibt es hier nicht. Auch wenn wir uns das<br />

alle wünschen.<br />

Die Phänomene in den unterschiedlichsten Bereichen<br />

zu erforschen, ist hochkomplex, wie unsere<br />

Topstory ab Seite 30 zeigt. Wissenschaftler der unterschiedlichsten<br />

Disziplinen arbeiten an Modellen,<br />

die sich vernetzen lassen. Sie ermöglichen damit,<br />

Umweltwirkungen mit überschau barem Aufwand zu<br />

untersuchen, Effekte zu erkennen und die Auswirkungen<br />

unseres Handelns tatsächlich – und nicht<br />

nur vermeintlich – zu minimieren. Genau darin liegt<br />

die Chance Deutschlands für eine weiterhin erfolgreiche<br />

Zukunft im internationalen Wettbewerb.<br />

Doch Nachhaltigkeit ist weit mehr als der sorgsame<br />

Umgang mit Ressourcen und Umwelt. Dass hier soziale<br />

und – ja – auch wirtschaftliche Aspekte ebenso<br />

zu berücksichtigen sind, wird von manchem Aktivisten<br />

übersehen. Weil das Thema so groß und umfassend<br />

ist – selbst dann, wenn man es auf die Fertigungstechnik<br />

fokussiert –, haben wir beschlossen,<br />

der „Nachhaltigen Produktion“ eine dreiteilige Serie<br />

zu widmen. Mehr dazu in unserer Topstory.<br />

Zu guter Letzt noch etwas in eigener Sache: Wie Sie<br />

sicherlich schon bemerkt haben, erscheint diese<br />

Industrieanzeiger-Ausgabe in einem neuen Gewand.<br />

Die Konradin-Industrie-Gruppe geht den Weg zu<br />

einem neuen Corporate Design und hat deshalb ein<br />

einheitliches Layout für unsere Industrie-Fachzeitschriften<br />

eingeführt. Wir hoffen, dass es Ihnen gefällt<br />

und wünschen eine informative Lektüre.<br />

Mona Willrett<br />

Redakteurin Industrieanzeiger<br />

mona.willrett@konradin.de<br />

Folgen Sie uns auch auf diesen Kanälen:<br />

Twitter:<br />

hier.pro/DfK03<br />

LinkedIn:<br />

hier.pro/3G7xq<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 3


» INHALT 03 2021 143. JAHRGANG<br />

Die Fertigung nachhaltiger<br />

zu gestalten,<br />

setzt ganzheitliches<br />

Denken über den<br />

gesamten Lebenszyklus<br />

eines Produkts voraus.<br />

TOPSTORY<br />

Serie:<br />

Nachhaltige<br />

Produktion<br />

» Seite 30<br />

Bild: josefkubes/adobe.stock.com<br />

NEWS & MANAGEMENT<br />

Industrienews<br />

Maschinenbau spürt leichten Rückenwind 10<br />

Konzept der digitalen Hannover Messe 2021 11<br />

Elektroindustrie erwartet 5 % Produktionsplus 14<br />

Harting mit leichtem Umsatzzuwachs 16<br />

Menschen 18<br />

Weidmüller baut neues Logistikzentrum 19<br />

Ideengeber<br />

Wie Quer- und Weiterdenker mit kreativem Input<br />

ein Unternehmen voranbringen 20<br />

Patentstrategie<br />

Bedarfsorientierter Mix aus Kern- und Vollanmeldungen<br />

führt zu enormen Einsparpotenzialen 22<br />

Managementnormen<br />

Wie vorteilhaft zertifizierte Qualitäts-, Umwelt- und<br />

Energiemanagementsysteme für Kaiser+Kraft sind 24<br />

Marketing<br />

Die Marke kann als wirkungsvoller Treiber in<br />

Transformationsprozessen genutzt werden 26<br />

Entwicklungsprojekt<br />

Ein global einsetzbares Stammdatenma nagement für<br />

Unternehmen könnte die Datenpflege stark vereinfachen 28<br />

TECHNIK & WISSEN<br />

TOPSTORY<br />

Serie Nachhaltige Produktion<br />

Erst eine ganzheitliche Sicht erlaubt es, Produkte<br />

und Fertigungsprozesse zu bewerten 30<br />

Digitaler Werkzeugbau<br />

Der datengetriebene Werkzeugbau ist die nächste<br />

Stufe der Entwicklung 36<br />

Präzisionswerkzeuge<br />

Messsystem erkennt kleinste Störungen und optimiert<br />

Zerspanprozesse in Echtzeit 38<br />

Serienfertigung<br />

Sonder-Schwenkeinrichtung steigert den Output<br />

eines Fräszentrums um 20 % 40<br />

Bearbeitungszentrum<br />

Universalmaschine zerspant mit langem Werkzeug<br />

in tiefen Kavitäten prozesssicher und präzise 42<br />

3D-Druck-Fabrik<br />

So funktionieren automatisierte Serien: Siemens baut<br />

die AM-Fabrik für Schuhsohlen zuerst virtuell auf 44<br />

3D-Druckerflotte<br />

Markforged nutzt künstliche Intelligenz, um seine<br />

3D-Drucker im Markt zu beschleunigen 46<br />

3D-Multimaterialdruck<br />

Dem neuesten 3D-Drucker von Lithoz gelingt es,<br />

Keramik und Metall simultan zu drucken 49<br />

Leichtbau Award<br />

Der „ThinKing Award 2020“ zeichnet als Gewinner<br />

ein 3D-druckbares Bio-Material aus 50<br />

Wolfram-Spritzguss<br />

Werkzeugbauer Leonhardt gelingt es, Wolfram<br />

durch Spritzgießen in Form zu bringen 52<br />

Business-Software<br />

ERP-Lösung von AMS.Solution ermöglicht papierlose<br />

Prozesse bei Sondermaschinenbauer Baljer & Zembrod 54<br />

Produktionsplanung<br />

Softwareanbieter untersucht den Nutzen von KI im<br />

Einsatz in der Fertigungsfeinplanung 56<br />

4 Industrieanzeiger » 03|2021


Bild: Leichtbau BW<br />

Leichtbau Professorin Marie-Pierre Laborie freut<br />

sich über den ThinKing Award für die Uni Freiburg.<br />

» Seite 50<br />

Patentstrategie-<br />

Mix aus 30 % Vollund<br />

70 % Kernanmeldungen<br />

(im Bild)<br />

senkt Kosten.<br />

» Seite 22<br />

Bild: Gottschald<br />

PRODUKTE & SERVICE<br />

Editorial 03<br />

Augenblicke der Technik 06<br />

Tipps der Redaktion 08<br />

Produkte 58<br />

Vorschau 64<br />

Impressum 64<br />

Wir berichten über 64<br />

Zuletzt 66<br />

ZUM TITELBILD<br />

Beim Zerspanen von Aluminium-Legierungen kommen wegen<br />

der starken Adhäsionsneigung Werkzeuge mit scharfen Schneiden,<br />

polierten Spanflächen sowie Beschichtungen mit guten<br />

Gleiteigenschaften zum Einsatz. Bild: Horn/Sauermann<br />

FOLGEN SIE UNS AUCH AUF DIESEN KANÄLEN:<br />

Twitter:<br />

hier.pro/DfK03<br />

LinkedIn:<br />

hier.pro/3G7xq<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 5<br />

info@lederer-online.com


» Augenblicke<br />

der Technik<br />

6 Industrieanzeiger » 03|2021


ie kla<br />

lass<br />

isch<br />

chen<br />

Fab<br />

rikh<br />

al<br />

len we<br />

rden<br />

im Zuge<br />

von<br />

Ind<br />

ndus<br />

trie<br />

4 .0<br />

zu<br />

ne<br />

hmen<br />

end vom Date<br />

nman<br />

anag<br />

agem<br />

emen<br />

ent un<br />

d von digi<br />

tale<br />

len Fer-<br />

ti<br />

gu<br />

ngsp<br />

spro<br />

roze<br />

zess<br />

en dom<br />

inie<br />

ie<br />

rt. Di<br />

e phys<br />

ysis<br />

isch<br />

e Präs<br />

äsen<br />

enz von Mit-<br />

arbe<br />

beit<br />

iter<br />

n für Pr<br />

edic<br />

icti<br />

ve<br />

Mai<br />

ainten<br />

ance<br />

und<br />

Mon<br />

itor<br />

orin<br />

ing ist desw<br />

sweg<br />

egen<br />

en<br />

in<br />

reg<br />

egel<br />

elmä<br />

mäßi<br />

ßige<br />

gen Ab<br />

stän<br />

ände<br />

den er<br />

fo<br />

rder<br />

erli<br />

ch. Mitt<br />

tten<br />

im Prod<br />

ukti<br />

tions-<br />

lä<br />

rm<br />

ist<br />

das<br />

ein<br />

e ec<br />

hte He<br />

raus<br />

usfo<br />

forderung und aus Sicht des Ar<br />

beit<br />

its-<br />

sc<br />

hu<br />

tzes<br />

ehe<br />

her bede<br />

denk<br />

nkli<br />

ch. Die Lösu<br />

sung<br />

des<br />

Pro<br />

robl<br />

ems sind mobile,<br />

sc<br />

hall<br />

llge<br />

gedä<br />

dämm<br />

mmte<br />

Arb<br />

rbei<br />

eits<br />

tska<br />

kabi<br />

bine<br />

nen de<br />

s Fr<br />

ankf<br />

kfurte<br />

ter Unterneh<br />

ehme<br />

ns<br />

Of-<br />

fi<br />

ce<br />

bric<br />

icks<br />

ks. Das neue<br />

Kon<br />

onze<br />

zept<br />

„Shop<br />

opfl<br />

floor Box“<br />

ermöglicht eine<br />

smar<br />

te<br />

Int<br />

egra<br />

rati<br />

tion<br />

von<br />

digitaler<br />

Arb<br />

rbeits<br />

tswe<br />

lt und indus<br />

tr<br />

ie<br />

ller<br />

Pro<br />

ro-<br />

dukt<br />

ktio<br />

n.<br />

Zu den zentralen Elem<br />

ementen der Ar<br />

beit<br />

skabin<br />

inen<br />

geh<br />

ören<br />

Me<br />

diab<br />

oards,<br />

übe<br />

ber die sich<br />

Bildsch<br />

chir<br />

me und Net<br />

etzw<br />

zwer<br />

erko<br />

ptionen in-<br />

te<br />

grierere<br />

n lassen. Die Boxe<br />

xen sind<br />

som<br />

omit<br />

bes<br />

estens<br />

aus<br />

usge<br />

gest<br />

atte<br />

tet für di<br />

e<br />

Live<br />

-Aus<br />

uswertung vo<br />

n Masc<br />

schi<br />

ne<br />

ndaten. Natü<br />

türlic<br />

ich gibt<br />

es auch<br />

Kab<br />

inen<br />

für<br />

ganz norm<br />

al<br />

e Besprechungen. Ein<br />

e Va<br />

rian<br />

te dav<br />

on ist<br />

im Bil<br />

d zu<br />

seh<br />

en. In der übernächsten Ausg<br />

sgab<br />

e we<br />

rden<br />

wir<br />

die<br />

Lö-<br />

su<br />

ng aus<br />

führ<br />

hrlicher vorstellen.<br />

Bil<br />

ild:<br />

Off<br />

icebrick<br />

cks<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 7


» TIPPS DER REDAKTION<br />

Bild: Fauna<br />

Brille als Hörmittel<br />

Fauna sieht aus wie eine Brille, bietet aber<br />

mehr als eine klassische Sehhilfe. Mit ihr<br />

können die Träger nämlich auch hören. Vier<br />

integrierte Mikrolautsprecher und zwei Mikrofone<br />

sorgen dafür, dass Musik, Podcasts,<br />

und Hörbücher, aber auch Telefonate bequem<br />

über die Brille angehört werden können. Geladen<br />

wird sie mit einem Lade-Etui, das<br />

gleichzeitig als Powerbank fungiert.<br />

Bild: Fischertechnik<br />

Frischluft-Workout<br />

mit Fun-Faktor<br />

Nie wieder Langeweile beim Training.<br />

Ellipti Go setzt dem ein<br />

Ende. Der Crosstrainer auf Rädern<br />

verbindet Ganzkörpertraining<br />

mit dynamischem Fahrspaß<br />

und Bewegung an der frischen<br />

Luft. Mit ihm können Sportliche<br />

eine Geschwindigkeit von bis zu<br />

40 km/h erreichen.<br />

Bild: Ellipti Go<br />

Fahrt in die<br />

H 2<br />

-Zukunft<br />

Mit dem Baukasten H 2<br />

Fuel Cell Car<br />

lässt sich ein Fahrzeug bauen und<br />

mittels einer Brennstoffzelle in Bewegung<br />

setzen. Der Baukasten enthält<br />

117 Teile. Die mitgelieferte<br />

Brennstoffzelle wird mit dem Netzteil<br />

verbunden – und die Elektrolyse<br />

startet: Destilliertes Wasser<br />

spaltet sich in Sauerstoff und in<br />

Wasserstoff, die in zwei beschrifteten<br />

Behältern gespeichert werden.<br />

Schluss mit schlechten Gerüchen<br />

Ozon ist ein bewährtes Mittel zur Wasserentkeimung.<br />

Nach Bränden etwa reinigen große Ozon-Generatoren die<br />

Luft von Rauch und Schadstoffen. Mit der gleichen Profitechnik<br />

arbeitet der kompakte Keim- und Geruchskiller,<br />

ohne Kabel und Steckdose – egal ob im Kühlschrank,<br />

Abstellraum, Gäste-WC oder Auto.<br />

Bild: Seecode<br />

@Eine Übersicht sowie weitere<br />

Informationen zu den einzelnen Tipps<br />

erhalten Sie hier:<br />

www.industrieanzeiger.de/<br />

tipps<br />

8 Industrieanzeiger » 03|2021


SIE HABEN EINE IDEE FÜR EIN<br />

NEUES FORSCHUNGSZENTRUM?<br />

WIR BIETEN IHNEN DIE CHANCE, SIE UMZUSETZEN!<br />

WORUM GEHT ES BEIM WETTBEWERB<br />

„WISSEN SCHAFFT PERSPEKTIVEN FÜR<br />

DIE REGION!“?<br />

Mit dem Strukturstärkungsgesetz Kohleregio nen<br />

tragen Bund und Länder dazu bei, dass die Kohle -<br />

reviere attraktiv und lebenswert bleiben. Das<br />

Bundes forschungsministerium investiert hierfür<br />

massiv in Forschung und Innovation. Ziel des<br />

Wett bewerbs „Wissen schafft Perspektiven<br />

für die Region!“ ist die Neugründung von zwei<br />

exzellenten Großforschungszentren in der sächsischen<br />

Lausitz und im mitteldeutschen Revier.<br />

WAS BIETEN WIR?<br />

Das BMBF und der Freistaat Sachsen bieten<br />

Ihnen die einzigartige Chance, Ihre innovative<br />

Idee für ein neues Großforschungszentrum zu<br />

verwirklichen. Beide Forschungszentren dürfen<br />

sich im Rahmen des Strukturstärkungsgesetzes<br />

langfristig auf ein Budget von bis zu 170 Millionen<br />

Euro pro Jahr freuen. Die thematische Ausrichtung<br />

und der Standort der beiden neuen Forschungszentren<br />

werden in dem themen offenen<br />

Wettbewerb festgelegt. Damit bieten wir Ihnen<br />

ein Höchstmaß an Gestaltungsspielraum!<br />

WEN SUCHEN WIR?<br />

Für dieses bundesweit einzigartige Vorhaben<br />

suchen wir die besten Köpfe mit den besten<br />

Ideen. Aufgerufen sind herausragende Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler im In- und<br />

Ausland, die eine innovative Idee für ein neues<br />

Forschungszen trum haben und dafür brennen,<br />

die wissenschaftliche und wirtschaftliche<br />

Zukunft Deutschlands und Sachsens mitzugestalten.<br />

Sie sind Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler<br />

und wollen Teil eines zukunftsweisenden<br />

Großprojekts werden? Dann bewerben<br />

Sie sich! Ihre Idee zählt!<br />

WIE MACHEN SIE MIT?<br />

Reichen Sie Ihre Ideen bis zum 30. April 2021<br />

ein. Wir erwarten zunächst eine Konzeptskizze<br />

(in Englisch oder in Deutsch; Umfang max. 20<br />

Seiten), die insbesondere Folgendes überzeugend<br />

darstellt:<br />

• eine ambitionierte Forschungsmission, die den<br />

Bogen von der Grundlagenforschung bis hin<br />

zur Anwendung spannt und große gesellschaftliche<br />

Herausforderungen adressiert;<br />

• ein innovatives Konzept zur Kooperation<br />

zwischen Wissenschaft und Wirtschaft (inkl.<br />

einer Transferstrategie);<br />

• einen Vorschlag für einen möglichen Kern an<br />

Ressourcen (inkl. Personal).<br />

Die besten Ideenskizzen werden in einer sechsmonatigen<br />

Konzep tionsphase weiter ausgearbeitet<br />

und dazu vom BMBF mit bis zu 500.000 Euro<br />

gefördert. Unterstützung erhalten Sie hierbei<br />

von einer ausge wiesenen Perspektivkommission<br />

unter dem Vorsitz von Wolfgang A. Herrmann,<br />

langjäh riger Präsident der TU München. Weitere<br />

Mitglieder sind u. a. der deutsche Nobelpreis träger<br />

für Chemie Stefan Hell und der deutsche ESA-<br />

Astronaut Alexander Gerst.<br />

Die Förderbekanntmachung und weitere<br />

Informationen finden Sie auf:<br />

bmbf.de/de/wissen-schafft-perspektivenfuer-die-region-13122.html<br />

Bitte richten Sie Ihre Anfragen an:<br />

WissenSchafftPerspektiven@bmbf.bund.de<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 9


» NACHRICHTEN<br />

Aufholjagd startet von<br />

niedrigem Niveau aus<br />

Das Jahr 2020 steht aus Sicht der deutschen Maschinenbauer<br />

für das schlechteste Ergebnis seit der Finanzkrise des Jahres<br />

2009. Die Auftragslage entspannt sich zwar sukzessive, doch<br />

die Aufholjagd startet von einem niedrigen Niveau aus.<br />

Bild: Industrieblick/stock.adobe.com<br />

Die Corona-Krise hat die deutschen<br />

Maschinenbauer weiterhin fest im<br />

Griff. Zweistellige Minus raten bei Produktion<br />

und Bestellungen verhageln den Unternehmen<br />

die Jahres bilanz 2020. So geht<br />

das Statistische Bundesamt davon aus,<br />

dass die Produktion im Vorjahr um 12 %<br />

gegenüber 2019 gesunken ist, bei den<br />

Bestelleingängen beträgt der Rückgang<br />

nach Angaben des Maschinenbauverbands<br />

VDMA 11 %. Damit steht 2020 für<br />

das schlechteste Ergebnis seit der Finanzkrise<br />

des Jahres 2009, als die Maschinenbauer<br />

Einbrüche von fast 25 % bei der<br />

Produktion hinnehmen mussten.<br />

Für das laufende Jahr rechnet die exportorientierte<br />

deutsche Schlüsselbranche<br />

mit einem Produktionszuwachs von<br />

4 %. Dies stellt laut VDMA-Chefvolkswirt<br />

Ralph Wiechers „nur den Beginn einer<br />

Aufholphase von niedrigem Niveau aus<br />

dar“. Die vage Zuversicht gründet auf<br />

einer konjunkturellen Belebung im vierten<br />

Quartal des vergangenen Jahres und dem<br />

Schwung, mit dem die Unternehmen ins<br />

neue Jahr gingen. So verbuchten die<br />

Firmen im Dezember ein Auftragsplus von<br />

7 % im Vergleich zum Vorjahresmonat.<br />

Allerdings vermeldeten vier von fünf Unternehmen<br />

trotz des Jahresendspurts Umsatzeinbußen.<br />

Jeder fünfte Betrieb konnte<br />

ein Umsatzminus vermeiden, jeder sechste<br />

erzielte im vorigen Geschäftsjahr ein Umsatzplus<br />

zwischen 0 und 10 %. Aber auch die<br />

Unternehmen mit Umsatzrückgängen weisen<br />

geringere Verluste aus als noch im letzten<br />

Sommer befürchtet. Auf Basis der Umsatzzahlen<br />

2020 melden 42 % der Unternehmen<br />

Umsatzeinbußen in Höhe von 10 bis<br />

30 %. Nach einer Blitzumfrage des VDMA<br />

von Ende Januar hat sich die Auftragslage<br />

in den vergangenen Monaten sukzessive<br />

verbessert. Zwar berichten 14 % der 575<br />

befragten Mitglieder noch von gravierenden<br />

Auftragseinbußen und 39 % melden<br />

merkliche Einbußen im Ordereingang.<br />

Hingegen sehen sich 15 % der Unternehmen<br />

nun nicht mehr durch Ordereinbußen<br />

oder Stornierungen beeinträchtigt.<br />

Insgesamt sind die Unternehmen etwas<br />

optimistischer in Bezug auf die Auftragslage<br />

in den nächsten drei Monaten. 23 %<br />

erwarten, dass sich die nachfrageseitige<br />

Entspannung fortsetzen wird. „Die Zuversicht<br />

unter den Maschinenbauern bezogen<br />

auf die Nachfrage ist beachtlich. Immerhin<br />

gibt es in vielen Ländern nach wie<br />

vor hohe Infektionsraten sowie Lockdowns<br />

und damit einhergehend eine große<br />

Verunsicherung“, sagt Wiechers.<br />

Auch wenn 2021 sehr unbequem wird,<br />

sind viele Firmen zuversichtlich, die Folgen<br />

der Pandemie in diesem Jahr Schritt<br />

für Schritt überwinden zu können. Etwa<br />

75 % rechnen mit einem Umsatzwachstum.<br />

Fast jedes zweite Unternehmen stuft<br />

ein Plus zwischen 0 und 10 % als realistisch<br />

ein. 43 % erwarten Fortschritte insbesondere<br />

in China und Nordamerika. In<br />

China halten weitere 14 % es für möglich,<br />

dass sich die dortige Lage deutlich verbessert.<br />

Die Entwicklung auf den europäischen<br />

Absatzmärkten einschließlich<br />

Deutschlands sehen die Maschinenbauer<br />

dagegen weniger positiv.<br />

(dk)<br />

www.vdma.org<br />

Vom Corona-bedingten<br />

Einbruch bei den Aufträgen<br />

sind viele Bereiche<br />

der Schlüsselbranche<br />

Maschinenbau<br />

betroffen.<br />

10 Industrieanzeiger » 03|2021


Hannover Messe 2021<br />

Expo, Konferenz und Networking auf der digitalen Fachschau<br />

Aufgrund der Corona-Pandemie findet die<br />

Hannover Messe auch in diesem Jahr<br />

nicht als Präsenzveranstaltung, sondern<br />

rein digital statt. Dafür stellt der Messeveranstalter,<br />

die Deutsche Messe AG, drei<br />

Formate zur Verfügung: Produktpräsentationen<br />

der ausstellenden Unternehmen in<br />

Form einer digitalen Expo, ein umfassendes<br />

Konferenzprogramm sowie ein Software-basiertes<br />

Networking. Vom 12. bis<br />

16. April werden Unternehmen aus der<br />

produzierenden Industrie unter dem Leitthema<br />

„Industrial Transformation“ so ihre<br />

Technologien und Ideen für die Fabriken,<br />

Energiesysteme und Lieferketten der Zukunft<br />

auf der Weltleitmesse der Industrie<br />

präsentieren.<br />

Die klassischen Produktvorstellungen und<br />

Themen der ausstellenden Unternehmen<br />

sind über die digitale Ausstellung abgebildet:<br />

„Der virtuelle Besucher wird sich<br />

schnell einen Überblick über Produkt -<br />

innovationen verschaffen und über neue<br />

Tools direkten Kontakt zu den für ihn<br />

relevanten Unternehmen aufnehmen<br />

können“, erläuterte Jochen Köckler, CEO<br />

der Deutschen Messe.<br />

Begleitet wird die virtuelle Ausstellung<br />

von einer Online-Konferenz, bei der Vertreter<br />

von Unternehmen sowie aus wissenschaftlichen<br />

Institutionen und aus der<br />

Politik über aktuelle Themen sprechen.<br />

Am Montag, den 12. April, stehen wirtschaftspolitische<br />

Themen auf der Agenda,<br />

eröffnet wird der Tag von Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel. Außerdem wird am<br />

ersten Messetag der Hermes Award als<br />

einer der begehrtesten Industriepreise<br />

weltweit ausgelobt. Vom 13. bis 15. April<br />

steht die industrielle Transformation im<br />

Fokus der Konferenz: Hauptthemen sind<br />

Energie- & Ressourceneffizienz, intelligente<br />

Produktion & IT-Infrastruktur, klimaneutrale<br />

Produktion & Mobilität sowie<br />

Supply Chain, Logistik & Mobilität. Und<br />

der Freitag, 16. April, rundet das Programm<br />

mit dem Women Power Karrierekongress<br />

ab. In diesem Rahmen wird auch<br />

live der Engineer Powerwoman Award<br />

verliehen.<br />

Als Neuheit des digitalen Events gibt es<br />

für jeden Besucher die Möglichkeit zur<br />

Interaktion in Form von Online-Networking.<br />

Dafür legt man ein digitales Profil<br />

an und kann sich über eigene Dashboards<br />

Bild: Nora Nuissl<br />

In einem Live-Stream<br />

stellte Jochen Köckler,<br />

CEO der Deutschen<br />

Messe AG, die Trends<br />

der diesjährigen<br />

digitalen Edition<br />

der Hannover Messe<br />

2021 vor.<br />

interessante Termine oder Kontakte hinterlegen.<br />

Im Sinne eines Matchmakings<br />

erhält der Besucher zudem Vorschläge für<br />

Unternehmen, die zu seinen angegebenen<br />

Interessen passen könnten.<br />

Das Partnerland der digitalen Hannover<br />

Messe in diesem Jahr ist Indonesien. Über<br />

diese Partnerschaft freute sich Botschafter<br />

Arif Havas Oegroseno besonders, da es<br />

das erste asiatische Land mit einer offiziellen<br />

Partnerschaft zur Hannover Messe<br />

sei. „Technisch gesehen ist Indonesien in<br />

einer Rezession, aber die Bereiche digitale<br />

Wirtschaft, Automation sowie die Exporte<br />

und Investitionen in unser Land steigen“,<br />

erklärte Oegroseno. Vor allem mit der politisch-strategischen<br />

Roadmap „Making<br />

Indonesia 4.0” will sich das Land als<br />

attraktiver globaler Wirtschaftspartner<br />

sowie für Deutschland präsentieren. (nu)<br />

www.hannovermesse.de<br />

Vertiefte Partnerschaft<br />

Bosch plant ab 2024 Serienfertigung von Kraftwerken auf SOFC-Basis<br />

Bild: Bosch<br />

Fertigung von Festoxid-Brennstoffzellen am<br />

Bosch-Standort in Bamberg: Siebdruckprozess für<br />

den Aufbau einer keramischen Schicht.<br />

2024 will Bosch mit der Serienfertigung<br />

dezentraler Kraftwerke auf Basis der Festoxidbrennstoffzellen-(SOFC-)-Technologie<br />

beginnen. Dazu hat der Konzern eine<br />

vertiefende Zusammenarbeit mit dem britischen<br />

Brennstoffzellenexperten Ceres<br />

Power vereinbart. Beide Firmen wollen<br />

nach erfolgreicher Musterbauphase zunächst<br />

die Vorindustrialisierung der stationären<br />

Brennstoffzelle vorantreiben.<br />

Bosch strebt eine Fertigungskapazität von<br />

SOFC-Anlagen von circa 200 MW Leistung<br />

pro Jahr an. Damit könnten 400.000<br />

Haushalte mit Strom versorgt werden.<br />

Das deutsche Technologieunternehmen<br />

plant, einen dreistelligen Millionenbetrag<br />

in die geplante Serienfertigung zu investieren.<br />

Die Produktion soll an den Standorten<br />

Bamberg, Wernau und Homburg<br />

angesiedelt werden, die Entwicklung in<br />

Stuttgart-Feuerbach und Renningen.<br />

www.bosch.de<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 11


» NACHRICHTEN<br />

Ticker<br />

» Arburg | Die Arburg-Unternehmerfamilien<br />

Hehl und Keinath<br />

haben zum 1. Januar 2021 den<br />

Antriebstechnikspezialisten AMK<br />

Arnold Müller aus Kirchheim/Teck<br />

übernommen. AMK ist seit über<br />

zwei Jahrzehnten ein enger Entwicklungspartner<br />

des Loßburger<br />

Maschinenbauers für die elektrische<br />

Antriebstechnik. Das Unternehmen<br />

firmiert künftig unter<br />

AMKmotion GmbH & Co. KG<br />

» Eckelmann | Seit 2006 Tochterunternehmen<br />

des Automatisierungsexperten<br />

Eckelmann AG,<br />

firmiert der Steurungstechnikan -<br />

bieter Ferrocontrol mit Sitz in Herford<br />

jetzt unter Eckelmann FCS<br />

GmbH. Dies sei der letzte logische<br />

Schritt der Integration, heißt es<br />

aus der Wiesbadener Zentrale.<br />

» Eplan | Anfang 2021 hat Lösungsanbieter<br />

Eplan das Partner<br />

Network (EPN) gestartet. Darin<br />

gebündelt wird weltweit das Knowhow<br />

von Kooperationspartnern mit<br />

Blick auf erhöhten Kundennutzen.<br />

Basis sind verbindliche, gemeinsam<br />

defninierte Ziele hinsichtlich der<br />

Weiterentwicklung und des Supports<br />

von Schnittstellen.<br />

» Hootsuite | Die Social-Media-<br />

Management-Plattform Hootsuite<br />

ist seit Januar neues Fördermitglied<br />

des Bundesverbands Industrie<br />

Kommunikation e. V. (bvik). Der<br />

B2B-Marketing-Spezialist wird vor<br />

allem das Thema Social Media<br />

vorantreiben und Expertise sowie<br />

langjährige Erfahrung aus diesem<br />

Bereich in den Verband einbringen.<br />

Bild: bedja/adobe.stock.com<br />

Studie<br />

Corona als Triebfeder für Datennutzung<br />

Viele Unternehmen in Europa sehen<br />

Corona als Triebfeder für die Nutzung<br />

von Daten in Geschäftsprozessen und<br />

Betrieb. Dass die verstärkte Datennutzung<br />

sogar als Innovationstreiber<br />

gesehen wird, meinen 82 % der Befragten<br />

in Frankreich, in Großbritannien<br />

und den Niederlanden sind dies<br />

80 %, in Deutschland immerhin noch<br />

68 %. Dies ergab eine Studie des US-<br />

Softwarehauses Splunk, das mit seiner<br />

Plattform auf die Verarbeitung<br />

von Big Data spezialisiert ist. Das<br />

unabhängige Institut Censuswide hat<br />

803 Führungskräfte von Unternehmen<br />

mit mehr als 100 Mitarbeitern<br />

befragt, darunter 202 aus Deutschland.<br />

Das Fazit: Die Firmen scheinen<br />

sich die neuen Möglichkeiten des Datenzeitalters<br />

zunutze zu machen. Gegenüber<br />

den europäischen Nachbarn<br />

ist das Vertrauen in die Belastbarkeit<br />

Das Datenzeitalter beschleunigt die Digitalisierung<br />

in den Unternehmen.<br />

der IT-Infrastruktur nicht so stark<br />

gesunken. Grundsätzlich scheinen<br />

sich deutsche Firmen also der Krise<br />

gewachsen zu fühlen. Dennoch sehen<br />

sie mehrheitlich Optimierungspotenzial<br />

(68 %), wenn es um ihre Datenverarbeitung<br />

geht. Immerhin 21 %<br />

sind überzeugt, dass ihre Datenstrategie<br />

für ihr Unternehmen gut funktioniert<br />

und Mehrwerte schafft.<br />

www.splunk.com<br />

Zulieferindustrie<br />

Besser bewertete Lage macht Mut<br />

Die heimischen Zulieferer starten mit<br />

gemischten Gefühlen ins neue Jahr.<br />

Ihre Geschäftslage im Januar schätzen<br />

die deutschen Zulieferer vergleichbar<br />

jener Mitte 2019 ein. Zwar<br />

hatte die Entwicklung laut der ArGeZ<br />

Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie<br />

im Vormonat „deutlich an Fahrt verloren“.<br />

Insgesamt aber erholt sich die<br />

Lage der Teile- und Systemlieferanten<br />

durchweg seit sieben Monaten. So<br />

psychologisch wichtig dieses Signal<br />

bei der Lagebeurteilung zum Jahresstart<br />

aber ist, so wenig verändert sich<br />

die Erwartungshaltung der Zulieferer<br />

seit letzten Juli. Negativ auf die Erwartungen<br />

der Zulieferer wirken sich<br />

die in der breiten Öffentlichkeit viel<br />

diskutierten Probleme bei der Herstellung,<br />

Beschaffung und Verabreichung<br />

von genügend Impfstoff aus.<br />

Deshalb sei es schwierig zu beurteilen,<br />

betonen die ArGeZ-Analysten,<br />

inwiefern die Erholung der aktuellen<br />

Geschäftslage daher im ersten Quartal<br />

einen Rückschlag erleiden werde.<br />

Insbesondere das Auftreten ansteckenderer<br />

Virusmutationen bedroht<br />

ihrer Ansicht nach die weitere Entwicklung.<br />

Der Dämpfer in der Erwartungshaltung<br />

sei allerdings noch moderat.<br />

Zudem würde die verbesserte<br />

Bewertung der aktuellen Lage Mut<br />

machen, teilt die ArGeZ weiter mit.<br />

www.argez.de<br />

Bild: Nico El Nino/stock.adobe.com<br />

12 Industrieanzeiger » 03|2021


Intec/Z connect 2021<br />

Leipziger Messeverbund geht ins Netz<br />

Corona-bedingt können sich Besucher und<br />

Aussteller des Leipziger Messeverbunds<br />

Intec und Z dieses Jahr virtuell treffen. Die<br />

„Intec/Z connect 2021“ wird vom 2. bis 3.<br />

März rein digital ausgerichtet. Die Leipziger<br />

Messe will der Metallbearbeitungsund<br />

Zulieferindustrie damit eine effiziente<br />

Plattform für den Austausch auch in<br />

Messen Intec und Z:<br />

2021 nicht ortsge -<br />

bunden.<br />

schwierigen Zeiten bieten. Herzstück des<br />

Events ist ein hochkarätiger Online-Kongress<br />

zu aktuellen Branchenthemen. Überdies<br />

präsentieren Aussteller im Expo-Bereich<br />

live ihre aktuellen Entwicklungen. Eine<br />

digitale Networking-Plattform zum gezielten<br />

Knüpfen von Geschäftskontakten<br />

rundet das Angebot des digitalen Events<br />

ab. Aktuellen Fragen der Branche widmet<br />

sich das virtuelle Kongressprogramm an<br />

den beiden Tagen in zwei parallelen Foren<br />

mit den Titeln „Trends in der Fertigungstechnik<br />

und Zulieferindustrie“ sowie<br />

„Additiv + Hybrid – Fertigung im Wandel“.<br />

www.messe-intec.de<br />

Bild: Leipziger Messe<br />

Jahresbilanz IFS<br />

Wachstum<br />

trotz Corona<br />

IFS, Anbieter von Business<br />

Software, hat trotz der erschwerten<br />

Rahmenbedingungen<br />

durch die Coronakrise<br />

im Geschäftsjahr 2020<br />

Wachstum verzeichnen können.<br />

So erhöhten sich beispielsweise<br />

die Umsätze im<br />

Bereich Service Management<br />

um 105 %. Die Software-Erlöse<br />

wuchsen um<br />

26 % und die Cloud-Umsätze<br />

verzeichneten ein Plus<br />

von 60 %. Wiederkehrende<br />

Umsätze stiegen im Vergleich<br />

zum Vorjahr um 43 %<br />

(7211 Mio. Schwedische<br />

Kronen) und machen 80 %<br />

der gesamten Software-Umsätze<br />

aus.<br />

Zu den Meilensteinen im<br />

vergangenen Jahr zählt laut<br />

Unternehmensaussagen etwa<br />

die Übernahme von Clevest,<br />

durch die IFS sein Service-Management-Angebot<br />

ausbauen konnte. Auch die<br />

Markteinführung der IFS-<br />

Remote-Assistance-Lösung,<br />

die als „Business Innovation<br />

of the Year“ im Rahmen der<br />

Technology Excellence<br />

Awards ausgezeichnet wurde,<br />

trug zum Wachstum des<br />

Unternehmens bei.<br />

www.ifs.com<br />

Fortschrittmacher.<br />

Digitalisierung.<br />

Unsere Bearbeitungszentren sind oft das Herzstück der Produktion.<br />

Um Effizienz, Präzision und Produktivität für Sie zu steigern,<br />

bieten wir zahlreiche Lösungen. Hermle unterstützt Sie als Vorreiter<br />

und Technologieführer auf Ihrem Weg. So stellen unsere digitalen<br />

Bausteine die Weichen für eine smartere Produktion.<br />

www.hermle.de<br />

Maschinenfabrik Berthold Hermle AG, info@hermle.de<br />

1772805-1.indd 1 22.01.21 08:15<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 13


» NACHRICHTEN<br />

Rückblick<br />

Open Industry 4.0 Alliance will wachsen<br />

Der Verein Open Industry 4.0 Alliance<br />

blickt trotz aller Einschränkungen und<br />

Hindernisse auf ein erfolgreiches Jahr<br />

2020 zurück. So konnte die Allianz ihre<br />

Mitgliederzahl um etwa 60 % gegenüber<br />

2019 steigern und umfasst jetzt 71 Mitglieder.<br />

Diese kommen neben Deutschland<br />

aus Finnland, Irland, Israel, Japan,<br />

Kanada, Niederlande, Schweden, Schweiz<br />

und Großbritannien. Nach dem in 2020<br />

begonnenen Showcase der Vintage-Bohrmaschine<br />

soll in diesem Jahr der Plan<br />

einer Modellfabrik umgesetzt werden.<br />

Das Tech Committee der Open<br />

Industry 4.0 Alliance mit Coronagemäßem<br />

Sicherheitsabstand.<br />

Strategisch legt die Allianz ihren Fokus<br />

in 2021 verstärkt auf das Thema Internationalisierung.<br />

„Während internationale Gremien die Industriestandards<br />

definieren, treibt unsere<br />

Allianz deren Umsetzung voran. Unsere<br />

Mitglieder implementieren zielgerichtet<br />

Teilmengen relevanter Standards in konkreten<br />

Projekten zum Nutzen ihrer Kunden<br />

– und stellen diese Best Practices anschließend<br />

den anderen Allianz-Mitgliedern<br />

zur Verfügung. Viele Mitglieder agieren<br />

global, kommen aber ursprünglich aus<br />

Europa. Jetzt richten wir unsere Aufmerksamkeit<br />

auf den Nahen Osten und China“,<br />

erklärt Nils Herzberg, Sprecher des Vorstands<br />

der Open Industry 4.0 Alliance.<br />

www.openindustry4.com<br />

Bild: Open Industry 4.0 Alliance<br />

Produktion der Zukunft<br />

Erstes Gaia-X Projekt startet in Kaiserslautern<br />

Bild: DIgilife/stock.adobe.com<br />

Im Projekt smartMA-X für die Plattform Gaia-X<br />

erhoffen sich die Teilnehmer konkrete Forschungen<br />

im Bereich industrieller KI-Anwendungen.<br />

Die Grundidee der ins Leben gerufenen<br />

europäischen sicheren Plattform Gaia-X<br />

ist, dass dort Fertigungsfähigkeiten<br />

(Skills) angeboten werden, die europaweit<br />

frei auf dem Markt zur Verfügung stehen<br />

und genutzt werden können: quasi Production-as-a-Service.<br />

Nun hat die Technologieinitiative Smart<br />

Factory-KL dafür ein erstes konkretes<br />

Projekt gestartet: „Zuerst müssen wir<br />

unseren Demonstrator praktisch an das<br />

Gaia-X Netzwerk andocken“, erklärt Keran<br />

Sivalingam, Projektleiter von smart-<br />

MA-X, wie das Teilprojekt heißt. „Wir<br />

möchten definieren, wie Maschinen mit<br />

ihren Skills überhaupt Teil des Gaia-X<br />

Netzwerkes werden können.“<br />

Eine weitere Aufgabe des Projekts smart-<br />

MA-X ist laut des Teams die Arbeit mit<br />

Maschinendaten, die mit zunehmender<br />

Digitalisierung überall in großem Umfang<br />

generiert werden.<br />

Der Partnerkreis der Smart Factory-KL<br />

plant für 2021, einen fassbaren Smart-<br />

Maintenance-Use-Case zu präsentieren.<br />

www.data-infrastructure.eu<br />

ZVEI-Ausblick<br />

Elektroindustrie erwartet für 2021 Wachstum von 5 %<br />

Das Krisenjahr 2020 hat auch die Elektroindustrie<br />

hart getroffen: Bei allen wich -<br />

tigen Kennziffern musste die Branche<br />

Verluste hinnehmen, wie der ZVEI mitteilte.<br />

„Dennoch hat sich die Elektroindustrie<br />

etwas besser geschlagen als manch andere<br />

Branche des verarbeitenden Gewerbes“,<br />

bewertete ZVEI-Präsident Dr. Gunther<br />

Kegel die Lage. Die Produktion ging<br />

im Vergleich zu 2019 um 7 % zurück, der<br />

Umsatz um 6 %. Mit 180 Mrd. Euro erreichten<br />

die Erlöse nur das Niveau von<br />

2016. Die Zahl der Beschäftigten in der<br />

Branche ging dank Kurzarbeit nur moderat<br />

auf 873.000 zurück.<br />

Für 2021 erwartet der ZVEI bei der Produktion<br />

ein Plus von 5 %. Damit würden<br />

etwa zwei Drittel der Verluste aus dem<br />

vergangenen Jahr aufgeholt, so Kegel.<br />

Eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau erwartet<br />

der Verband im Laufe des Jahres<br />

2022.<br />

„Der grenzüberschreitende Warenverkehr<br />

ist kein wesentlicher Faktor im Pandemiegeschehen<br />

und muss aufrechterhalten<br />

bleiben. Anderenfalls droht Europa erneut<br />

ein massiver wirtschaftlicher Einbruch“,<br />

ergänzte Wolfgang Weber, Vorsitzender<br />

der ZVEI-Geschäftsführung. So sind die<br />

Branchenexporte der Elektroindustrie<br />

nach Europa im Zeitraum von Januar bis<br />

November 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />

um 6,5 % auf rund 118 Mrd.<br />

Euro zurückgegangen. In die Eurozone<br />

sanken sie sogar um 8,4 % auf knapp<br />

58 Mrd. Euro. In Asien dagegen war der<br />

Rückgang mit -2,5 %, insgesamt 42 Mrd.<br />

Euro, im Vergleich deutlich kleiner. (nu)<br />

www.zvei.org<br />

14 Industrieanzeiger » 03|2021


Jahresbilanz<br />

Leuze beendet 2020 mit geringem Umsatzminus<br />

Mit einem Umsatz von 210 Mio. Euro –<br />

und damit einem leichten Umsatzrückgang<br />

von etwa 5 % gegenüber Vorjahr<br />

(222 Mio. Euro Umsatz im Jahr 2019) –<br />

hat Leuze, Sensorikspezialist aus dem baden-württembergischen<br />

Owen, das Geschäftsjahr<br />

2020 abgeschlossen.<br />

„Für ein Corona-Jahr ein Ergebnis, mit<br />

dem wir durchaus zufrieden sind“, bilanzierte<br />

CEO Ulrich Balbach in einer Pressekonferenz.<br />

Das lediglich geringe Umsatzminus im<br />

Pandemiejahr erklärte der Geschäftsführer<br />

zum einen mit einer frühen Reaktion<br />

des Unternehmens auf das Pandemiege-<br />

schehen: „Wir fuhren das ganze Jahr über<br />

‚auf Sicht‘“, so Balbach.<br />

Zudem liefert der Sensorikproduzent breit<br />

aufgestellt in unterschiedliche Branchen.<br />

Trotz des Umsatzrückgangs sind die Mitarbeiterzahlen<br />

bei Leuze 2020 mit weltweit<br />

1200 Beschäftigten in 21 eigenen<br />

Vertriebsgesellschaften stabil geblieben.<br />

Für 2021 hat sich der Hersteller zum Ziel<br />

gesetzt, seine Marktposition weiter auszubauen,<br />

wieder an die eigene Vor-Corona-Wachstums-Phase<br />

anzuknüpfen und<br />

in den nächsten Jahren seinen Umsatz<br />

nochmals zu verdoppeln, so Balbach. (nu)<br />

www.leuze.com<br />

Studie<br />

Maschinenbauer sind auf digitaler Überholspur<br />

Der Maschinen- und Anlagenbau ist unter<br />

den Schlüsselbranchen in Deutschland am<br />

aufgeschlossensten gegenüber der Digitalisierung.<br />

Neun von zehn Unternehmen<br />

(93 %) sind offen für digitale Technologien<br />

und Neuerungen, im Branchenschnitt<br />

sind es 85 %, so eine repräsentative Umfrage<br />

von Bitkom Research im Auftrag des<br />

IT-Dienstleisters Tata Consultancy Services<br />

(TCS). Und die Studie unter 955 Unternehmen<br />

mit 100 oder mehr Mitarbeitern<br />

zeigt auch: Kein einziges Unternehmen<br />

lehnt die Digitalisierung mehr ab.<br />

Die Branche spürt die Auswirkungen der<br />

Coronakrise deutlich: Acht von zehn<br />

(80 %) Unternehmen haben aufgrund der<br />

Erfahrungen in den vergangenen Monaten<br />

ihre Investitionen in digitale Geräte,<br />

Technologien und Anwendungen erhöht –<br />

ebenfalls mehr als in den anderen untersuchten<br />

Branchen.<br />

Mehr als jeder zweite Maschinen- und<br />

Anlagenbauer (53 %) ist überzeugt, dass<br />

Künstliche Intelligenz eine Schlüsseltechnologie<br />

für die eigene Wettbewerbsfähigkeit<br />

ist. Bei den Unternehmen, die sich<br />

bereits mit KI beschäftigt haben und entsprechende<br />

Anwendungen einsetzen, dies<br />

planen oder darüber diskutieren, liegt der<br />

Anteil mit 80 % sogar noch deutlich darüber.<br />

www.tcs.com<br />

Maschinenbauer<br />

wollen künstliche<br />

Intelligenz einsetzen,<br />

um Kosten zu sparen.<br />

Bild: TCS<br />

Drehverbindung mit Direktantrieb<br />

Franke-Torque:<br />

superkompakt,<br />

superindividuell<br />

Ein Franke-Torqueantrieb Typ LTD<br />

bietet außergewöhnliche Vorteile.<br />

Wegen der integrierten Franke-<br />

Lagertechnik benötigt er geringstmöglichen<br />

Raum und lässt sich<br />

ideal an spezifische Anforderungen<br />

anpassen.<br />

Bild: TCS<br />

www.franke-gmbh.de<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 15


Geschäftsbilanz 2019/2020<br />

Harting verzeichnet leichtes Umsatzplus<br />

Der Harting-Vorstand<br />

hält für das laufende<br />

Geschäftsjahr 2020/21<br />

ein moderates Umsatzplus<br />

im leicht einstelligen<br />

Bereich für möglich.<br />

die architekten für mes<br />

Anwender-Workshop<br />

29.04.2021 10:00 - 16:30 Uhr<br />

MES für mein Unternehmen – Den IIoT und<br />

I4.0 Hype praktisch umsetzen in eine MES-<br />

Strategie, einen MES-Bebauungsplan, MES-<br />

Auswahl- und -Implementierungsprojekte<br />

Themenüberblick:<br />

Die Automatisierungspyramide löst sich auf -<br />

Braucht man noch ein MES oder ist MES nur<br />

eine Übergangstechnologie?<br />

Wie sieht ein MES-Bebauungsplan zwischen<br />

ERP- und SCADA-Level aus?<br />

Warum sich die MES-Welt von der ERP-Welt<br />

emanzipieren muss?<br />

Wie sieht eine MES-Roadmap vor dem Hinter<br />

grund des eigenen „IIoT-Reifegrades“ aus?<br />

Welche Systeme gibt es? – Marktüberblick!<br />

MES Checkliste zur Konzeption und Auswahl<br />

Erfolgreiche MES-Projekte und<br />

MES-Organisationen!<br />

HIR - die Architekten für MES<br />

HIR unterstützt Industrieunternehmen bei<br />

der strategischen Analyse und operativen<br />

Gestaltung ihrer Prozesse und IT-Systeme<br />

im MES-Umfeld. Namhafte große Konzerne<br />

und mittelständische Unternehmen aus unterschiedlichen<br />

Branchen bestätigen unsere<br />

MES-Kompetenz<br />

Die Harting-Technologiegruppe aus<br />

Espelkamp hat ihren Umsatz im Geschäftsjahr<br />

2019/20 um 1,2 % auf<br />

759 Mio. Euro gesteigert. Im Vorjahr<br />

erwirtschaftete das Familienunternehmen<br />

750 Mio. Euro.<br />

Zudem investierte das Unternehmen<br />

mit rund 65 Mio. Euro nahezu dasselbe<br />

Rekordvolumen an Investitionen<br />

des Vorjahres, wie es eigens verkündete.<br />

Ein Großteil floss in die Digitalisierung<br />

der Produktion der Tochter-<br />

gesellschaft Harting Electric in Espelkamp.<br />

Hinsichtlich der Entwicklung des laufenden<br />

Geschäftsjahres äußerte sich<br />

der Vorstandsvorsitzende zurückhaltend:<br />

Die Geschäftslage hänge sehr<br />

stark von der weiteren Entwicklung<br />

der Pandemie ab.<br />

Dennoch hält er ein moderates Umsatzplus<br />

im leicht einstelligen Bereich<br />

für möglich.<br />

www.harting.com<br />

Webinar von Stahl Crane Systems<br />

Hebezeuge im stahlharten Einsatz<br />

Am 9. März findet das Webinar<br />

„Extreme Umgebungsbedingungen:<br />

Hebezeuge im harten Einsatz – stahlhart“<br />

von Stahl Crane Systems statt.<br />

Viele Branchen wie Gießereien, Galvanikanwender,<br />

Stahlindustrie, Oberflächenbearbeitungsindustrie<br />

oder<br />

Beton-Verarbeitungsindustrie fordern<br />

Hebezeuge besonders durch Staub,<br />

Schmutz und rauen Einsatz heraus,<br />

wie der Hebezeug- und Krantechnikhersteller<br />

erklärt. Optimale Produkte<br />

Bild: Harting<br />

und Lösungen für Brückenkransysteme<br />

müssen dabei fehlerfrei arbeiten.<br />

Referent Marc Döttling, Produktmanager<br />

bei Stahl Crane Systems, geht<br />

daher auf die spezifischen Bedingungen<br />

in den genannten Branchen ein<br />

und macht deutlich, worauf beim<br />

Einsatz von Krantechnik zum Heben<br />

und Bewegen von Lasten zu achten<br />

ist. Zur Anmeldung geht es hier:<br />

http://hier.pro/l3fP2<br />

Auszug MES-Referenzen<br />

Moderation: Dr. Harald Hoff<br />

Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Teilnahmegebühr: EUR 195,00<br />

pro Person zzgl. MwSt. In dieser Gebühr sind enthalten: Teilnahme<br />

am Workshop, Tagungsunterlagen, Erfrischungen während<br />

der Pausen und ein Mittagessen.<br />

Anmeldung zum Anwender-Workshop unter:<br />

kontakt@hirgmbh.de<br />

Bild: Stahl Crane Systems<br />

Das Webinar von Stahl<br />

Crane Systems zeigt,<br />

worauf beim Einsatz<br />

von Krantechnik zum<br />

Heben und Bewegen<br />

von Lasten zu achten<br />

ist.<br />

16 Industrieanzeiger » 03|2021<br />

oder Anmeldung unter:<br />

www.automatisierungstreff.com/workshops


NACHRICHTEN «<br />

Werkzeugbau<br />

Produktive Unternehmen haben Erfolg<br />

In ihrem monatlichen Kennzahlen-Report<br />

vergleicht die Marktspiegel Werkzeugbau<br />

eG Firmen aus dem deutschsprachigen<br />

Formen-, Modell- und Werkzeugbau. Ziel<br />

der Genossenschaft ist es, die Wettbewerbsfähigkeit<br />

zu sichern. Der Januar-Report<br />

rückt das Thema Produktivität in den<br />

Fokus. Denn die Branche steht unter Zugzwang.<br />

Die Unternehmen sollen schneller<br />

und günstiger fertigen und im Idealfall in<br />

einer noch besseren Qualität. Um eine<br />

Spindelstunde zu generieren, beträgt der<br />

durchschnittliche Personalaufwand laut<br />

Datenauswertungen der Mitgliedsunternehmen<br />

aus dem Jahr 2019 1,41 h. An<br />

diesem Kennwert lässt sich die Produktivität<br />

eines Betriebes beurteilen, wie Jens<br />

Lüdtke, Vorstandsmitglied der Marktspiegel<br />

Werkzeugbau eG, erklärt. Hierbei wird<br />

betrachtet, wie viel Manpower für die Bedienung,<br />

Programmierung und Planung<br />

aufgewendet werden muss, um eine produktive<br />

Spindelstunde zu generieren. Laut<br />

Lüdtke ist dieser Wert zu hoch und ein Indikator<br />

dafür, wie standardisiert und automatisiert<br />

die Prozesskette abläuft und<br />

Jens Lüdtke ist Experte im Werkzeug-, Formenund<br />

Maschinenbau sowie Vorstandsmitglied und<br />

Gutachter der Marktspiegel Werkzeugbau eG.<br />

wie mannlos die Maschinen produzieren.<br />

Für eine produktive Spindelstunde sollte<br />

seiner Ansicht nach nicht mehr als 1 h<br />

personaler Aufwand benötigt werden.<br />

www.marktspiegel-werkzeugbau.com<br />

Bild: Marktspiegel Werkzeugbau<br />

Umweltschutz<br />

Thyssenkrupp Steel fährt Wasserstoffversuche im Hochofen<br />

Bild: Thyssenkrupp Steel<br />

Wasserstoffeinsatz am Stahlstandort von Thyssenkrupp<br />

Steel in Duisburg<br />

Thyssenkrupp Steel hat die erste Phase<br />

seiner Wasserstoffversuche, am „Hochofen<br />

9“ in Duisburg erfolgreich abgeschlossen.<br />

In den vergangenen Monaten<br />

wurden mehrere Versuche an einer der 28<br />

Blasformen des Hochofens durchgeführt,<br />

darunter Langzeittests. Der Wasserstoff<br />

ersetzt dabei Kohlenstaub als zusätzliches<br />

Reduktionsmittel. Ziel ist es, CO 2<br />

-Emissionen<br />

zu reduzieren, denn anders als<br />

Kohlenstoff reagiert der Wasserstoff im<br />

Hochofen nicht zu CO 2<br />

, sondern zu Wasser.<br />

Die Duisburger haben dabei wichtige<br />

Erkenntnisse gesammelt, um die Versuche<br />

im nächsten Schritt auf alle Blasformen<br />

auszuweiten und die Technologie in den<br />

industriellen Großeinsatz zu übertragen.<br />

Die Einblasversuche in einen laufenden<br />

Hochofen sind Teil der Klimastrategie, mit<br />

der der Stahlkocher bis 2030 seine<br />

CO 2<br />

-Emissionen um 30 % reduzieren will.<br />

Das Projekt wird vom Land NRW gefördert,<br />

vom Betriebsforschungsinstitut des<br />

VdEH wissenschaftlich begleitet und Air<br />

Liquide stellt den Wasserstoff bereit.<br />

www.thyssenkrupp-steel.com<br />

Anzeige<br />

Aluminium stellt spezielle Anforderungen an Zerspanwerkzeuge<br />

Gute Gleiteigenschaften minimieren Verschleiß<br />

23.02.2021 Ausgabe 03 | 2021 www.industrieanzeiger.de<br />

Die Zugfestigkeit, Dehnung, Härte und<br />

Festigkeit von Aluminium (Al) lässt sich<br />

durch Legierungselemente wie Silizium,<br />

Magnesium, Kupfer, Zink und Mangan<br />

beeinflussen. Der Werkstoff kann beim<br />

Zerspanen durch die Wärmeentwicklung<br />

weich werden, das Schneidwerkzeug verkleben<br />

und durch den gestörten Spänefluss<br />

auch zerstören. Wichtig ist deshalb<br />

die fachgerechte Abstimmung zwischen<br />

Werkstoff und Schnittparametern. Sie ist<br />

abhängig von der Al-Legierung, dem<br />

Schneidwerkzeug, der Vorschubgeschwindigkeit<br />

und Drehzahl sowie Art<br />

und Menge des Kühlschmiermittels. Beim<br />

Zerspanen von Al-Legierungen kommen<br />

wegen der starken Adhäsionsneigung<br />

spezielle Schneidengeometrien mit scharfen<br />

Schneiden, polierten Spanflächen<br />

sowie Beschichtungen mit hohen Gleit -<br />

eigenschaften zum Einsatz.<br />

www.phorn.de<br />

Patentstrategie<br />

Marketing<br />

Leichtbau-Award Produktionsplanung<br />

Mix aus Kern- und Vollanmeldung Die Marke kann den Change- Holzteile aus dem 3D-Drucker Forschung am Nutzen von KI<br />

ergibt enorme Einsparpotenziale Prozess im Unternehmen treiben imitieren leichte Pflanzenzellen in der Fertigungsfeinplanung<br />

» Seite 22<br />

» Seite 26<br />

» Seite 50<br />

» Seite 56<br />

TOPSTORY<br />

Nachhaltigkeit<br />

Nachhaltiges Handeln in Fertigungsbetrieben<br />

– unsere Serie<br />

zeigt, worauf es ankommt<br />

» Seite 30<br />

Wissen für Entscheider in der Produktion<br />

Bild: Paul Horn<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 17


» MENSCHEN<br />

Bild: Inform<br />

Führungswechsel<br />

in der EBM-Papst-Gruppe<br />

Ab Juli wird Thomas Wagner (Bild), seit 2002 Geschäftsführer<br />

Produktion und stellvertretender Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung der Mulfinger EBM-<br />

Papst Gruppe, den Vorsitz der Geschäftsführung<br />

übernehmen. Er folgt auf Stefan Brandl (52), der<br />

nach über 30 Jahren im Unternehmen zur Dräxlmaier<br />

Group, Vilsbiburg, wechselt. Thomas Nürnberger,<br />

CEO von EBM-Papst China, verantwortet ab April in<br />

der Gruppengeschäftsführung das Vertriebsressort.<br />

Bild: Philipp Reinhard<br />

Bild: Ziehl-Abegg<br />

Vier Neue ergänzen das Inform-Führungsteam<br />

Die vier neuen Geschäftsführer Peter Frerichs, Dr. Jörg Herbers, Dr.<br />

Andreas Meyer und Matthias Berlit (von links) unterstützen seit Januar<br />

Adrian Weiler (Mitte) im Führungsteam des Aachener Optimierungsspezialisten<br />

und Softwareanbieters Inform GmbH. Im Fokus ihrer Arbeit steht<br />

für die kommenden Jahre das nachhaltige Wachstum, der Ausbau internationaler<br />

Aktivitäten und die Weiterentwicklung agiler Arbeitsmodelle.<br />

Mapal erweitert die<br />

Geschäftsleitung<br />

Die Mapal Fabrik für Präzisionswerkzeuge<br />

Dr. Kress KG, Aalen, hat die Geschäftsleitung<br />

von drei auf fünf Mitglieder erweitert: Neu im Führungsteam<br />

um Dr. Jochen Kress, Dr. Ralf Herkenhoff und Dr. Michael<br />

Fried sind seit Oktober 2020 Siegfried Wendel (unten) sowie<br />

Jacek Kruszynski (oben). CSO Wendel verantwortet künftig<br />

den weltweiten Vertrieb. Kruszynski ist neuer CTO für die Bereiche<br />

Produkt- und Marktsegmentmanagement sowie F&E.<br />

Bild: Mapal<br />

Neue Generation im<br />

Ziehl-Abegg-Aufsichtsrat<br />

Unternehmer Uwe Ziehl (Mitte) hat zum<br />

Jahreswechsel den Vorsitz im Aufsichtsrat<br />

der Ziehl-Abegg SE, Künzelsau, abgegeben.<br />

Nachfolger als Vorsitzender des<br />

obersten Führungsgremiums ist sein Sohn<br />

Dennis Ziehl (links ), der die Geschäfte<br />

der Ziehl Industrie-Elektronik GmbH in<br />

Schwäbisch Hall führt. Sindia Ziehl ist<br />

nun ebenfalls Mitglied des Aufsichtsrats.<br />

Dennis und Sindia Ziehl sind die Ur-Enkel<br />

des Firmengründers Emil Ziehl.<br />

Finanzexperte für<br />

die AKF-Spitze<br />

Bernhard Ismann (Bild) wurde<br />

zum Geschäftsführer der AKF<br />

Bank und AKF Leasing, Wuppertal,<br />

bestellt. Er ergänzt das Führungsteam<br />

des Finanzierungspartners für den Mittelstand.<br />

Als Generalbevollmächtigter hatte der<br />

53-Jährige bereits 2019 die Aufgabe des früheren Geschäftsführers<br />

Ulrich Weyer übernommen. Ismann leitet künftig die<br />

Abteilungen Finanzen und Rechnungswesen, Recht, Risikomanagement,<br />

Services, Unternehmensentwicklung und Controlling.<br />

Bild: AKF<br />

18 Industrieanzeiger » 03|2021


NACHRICHTEN «<br />

Investition<br />

Weidmüller baut neues Logistikzentrum<br />

Unweit von Eisenach baut Weidmüller,<br />

Anbieter von elektrischer Verbindungstechnik<br />

und Elektronik, ein neues Logistikzentrum<br />

auf einem etwa 72.000 m²<br />

großen Grundstück. Die Bauarbeiten laufen<br />

seit Herbst 2020, die Fertigstellung ist<br />

im Jahr 2022 geplant. Mit dieser Inves -<br />

tition im zweistelligen Millionenbereich –<br />

laut eigenen Aussagen der größten Einzelinvestition<br />

in der Firmengeschichte –<br />

will das Familienunternehmen die Weichen<br />

für weiteres Wachstum stellen.<br />

Die Bauarbeiten für<br />

das neue Weidmüller-<br />

Logistikzentrum laufen<br />

seit Herbst 2020, die<br />

Fertigstellung ist für<br />

das Jahr 2022 geplant.<br />

Das neue Logistik-Zentrum, das unter<br />

dem Projekttitel Next Generation Logistics<br />

(NGL) läuft, wird der globale Umschlagplatz<br />

für alle Produkte aus den<br />

Werken in Deutschland, Rumänien und<br />

Tschechien. „Mit einer neuen Logistikkonzeption<br />

können wir die Marktanforderungen<br />

– vom Versand unserer Lieferanten<br />

bis zum Wareneingang unserer Kunden –<br />

zielgerichtet und bestmöglich umsetzen“,<br />

erklärte Vertriebsvorstand Dr. Timo Berger.<br />

www.weidmueller.com<br />

Bild: Weidmüller<br />

Förderrichtlinie<br />

BMWi fördert die Entwicklung innovativer Schutzausrüstung<br />

Bild: Augenfutter S. Pech/stock.adobe.com<br />

Bis zum 1. Juli 2021 können Unternehmen<br />

Förderanträge für innovative persönliche<br />

Schutzausrüstung einreichen.<br />

Ende letzten Jahres trat die „Richtlinie für<br />

die Bundesförderung von Forschungsund<br />

Technologievorhaben zur Produktion<br />

innovativer persönlicher Schutzausrüstung“<br />

in Kraft. Seitdem können Forschungseinrichtungen<br />

und Unternehmen<br />

Förderanträge für Innovationsprojekte im<br />

Bereich persönlicher Schutzausrüstung<br />

bis zum 1. Juli 2021 einreichen.<br />

Ziel der Förderrichtlinie ist es, entlang der<br />

gesamten Wertschöpfungskette von<br />

Schutzausrüstung Anreize für verstärkte<br />

Innovationstätigkeit zu setzen, um die internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit deutscher<br />

Unternehmen zu stärken und einen<br />

Beitrag zur Erhaltung von Produktionskapazitäten<br />

in Deutschland zu leisten. Mit<br />

dieser Fördermaßnahme sollen vor allem<br />

kleinere und mittlere Unternehmen unterstützt<br />

sowie die verstärkte Kooperation<br />

mit weiteren Unternehmen der Branche<br />

sowie wissenschaftlichen Einrichtungen<br />

angeregt und gestärkt werden, heißt es.<br />

www.place2tex.com<br />

Was hat eine aufregende Haarfarbe<br />

mit Blutanalysen im Labor zu tun?<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 19


» NEWS & MANAGEMENT<br />

Quer- und Weiterdenker<br />

im Unternehmen geben<br />

den kreativen Input und<br />

entwickeln Vorwärtsdrang,<br />

damit wirklich große Ideen<br />

entstehen.<br />

Bild: Alexander Limbach/stock.adobe.com<br />

Wie Quer- und Weiterdenker ein Unternehmen voranbringen<br />

Bühne frei für Zukunftsgestalter<br />

Wer die Zukunft erreichen will, braucht neue Ideen. Andere Ideen. Bessere Ideen.<br />

Viele solcher Ideen. Ideen, die dann auch in die Umsetzung gehen. Dieser Beitrag zeigt,<br />

wie ein erfolgversprechender Ideenentwicklungsprozess ablaufen kann.<br />

» Anne M. Schüller, Bestsellerautorin und Businesscoach in München<br />

Was die Unternehmen jetzt am dringendsten<br />

brauchen, sind innovative Gedanken und pfiffige<br />

Initiativen, um weiterhin attraktiv für die Kunden<br />

zu sein. Neuerungen können aber nur dort entstehen,<br />

wo es den passenden Nährboden gibt: die<br />

Erlaubnis zum Widerspruch, ein freizügiges Teilen<br />

Buch zum Thema<br />

Querdenker verzweifelt gesucht<br />

Warum die Zukunft der Unternehmen<br />

in den Händen unkonventioneller<br />

Ideengeber liegt<br />

Mit einem Vorwort von Gunter Dueck<br />

Anne M. Schüller, Gabal Verlag 2020,<br />

240 S., 29,90 Euro,<br />

ISBN: 978-3-86936-998-3<br />

guter Ideen, eine ergebnisoffene Lernkultur und Freiraum<br />

zum Experimentieren.<br />

Die wichtigste Fähigkeit, die ein Anbieter dazu benötigt,<br />

ist die ständige Bereitschaft zum Umdenken<br />

und Andersmachen. Denn das, was im Markt etabliert<br />

und üblich ist, sorgt für Isomorphie: Alles gleicht<br />

sich immer mehr an. Und das macht die Preise kaputt.<br />

Nur das Besondere, Faszinierende, Bemerkenswerte<br />

hat eine glanzvolle Zukunft. Das schafft man<br />

nicht mit Regelbetrieb, sondern nur mit Regelbruch.<br />

So gilt es, gemeinsam mit kreativen Gleichgesinnten<br />

viele gute neue Ideen zu entwickeln und die jeweils<br />

passendsten rasch und agil umzusetzen. Dazu<br />

braucht es auch Über-den-Tellerrand-Schauer und<br />

Um-die-Ecke-Denker. Solche Menschen werden<br />

interne Quer- und Weiterdenker oder auch Organisationsrebellen<br />

genannt. Sie sind Infragesteller, Andersmacher,<br />

Vorwärtsbringer, Zukunftsgestalter. Sie<br />

sprühen vor Ideen, wie man das, was in die Jahre gekommen<br />

ist, besser machen könnte, sollte und müsste.<br />

Sie reden Klartext, wenn sie Verfahrensweisen<br />

aufgespürt haben, die aus der Zeit gefallen sind. Sie<br />

20 Industrieanzeiger » 03|2021


zeigen auf alles, was für Kollegen und Kunden eine<br />

Zumutung ist. Sie sind offen für Fortschritt und treiben<br />

mit frischem Wind den Wandel voran. Und all<br />

das tun sie, weil ihre Firma ihnen wirklich am Herzen<br />

liegt.<br />

So gelingt die Priorisierung der<br />

erfolgversprechendsten Ideen<br />

Von der Entwicklung neuer Ideen bis<br />

zur Machbarkeit<br />

Damit am Ende wirklich große Ideen entstehen,<br />

braucht es anfangs eine Prise Verrücktheit, also überzogene,<br />

gewagte, kuriose, schrullige, spektakuläre,<br />

skurrile Ausgangsideen. Sie sollen unser Denken beflügeln.<br />

Verrückte Ideen sind oft auch die Basis für<br />

außergewöhnlich gute Ideen. Zudem lernt man nicht<br />

nur von guten, sondern auch von schlechten Ideen.<br />

Insofern haben größere Ideenprojekte zwei voneinander<br />

getrennte Phasen: die Phase der Ideenfindung<br />

und die Phase der Überführung in die Realität. Die<br />

Zusammensetzung der Gruppe kann dabei variieren:<br />

•Die Kreativgruppe besteht aus Menschen, die eine<br />

besondere Eignung für Neuanfänge, Übergänge<br />

und Vorreitertum haben: Visionäre, Pioniere und<br />

Regelbrecher. Sie geben den kreativen Input und<br />

entwickeln Vorwärtsdrang. Sie<br />

stellen die abwegigsten Fragen,<br />

sie denken das Undenkbare und<br />

träumen sich in die schönsten<br />

Luftschlösser rein. Sie sehen in<br />

allem Neuen ein Eldorado von<br />

Chancen und nicht gleich Gefahr.<br />

Für Routinevorgänge und Kleinteiligkeit fehlt<br />

diesem Typ Mensch das Talent. Superkreative ziehen<br />

oft derart viel „Kick“ aus dem reinen Erfindungsprozess,<br />

dass sie die Lust verlieren, sobald es<br />

an die Umsetzung geht.<br />

• Die Umsetzungsgruppe besteht aus Menschen, die<br />

pragmatisch, strukturiert und umsetzungstalentiert<br />

sind. Denn in Phase zwei kehrt man auf den<br />

Boden der Tatsachen zurück. Man filtert, priorisiert<br />

und konzentriert sich auf die wirklich brauchbaren<br />

Ideen. Hierbei geht es um Machbarkeit auf hohem<br />

Niveau, und das erfordert einen anderen Menschentyp:<br />

Routiniers, Macher, konstruktive Skeptiker,<br />

Detailverliebte. Werden diese jedoch zu früh in<br />

ein Projekt einbezogen, ersticken sie jede verrückte<br />

Idee schon im Keim. Sie stellen hingegen sicher,<br />

dass wirklich an alles gedacht wird, und dass das<br />

Ganze am Ende auch funktioniert.<br />

Bevor es mit der Ideenfindung tatsächlich losgeht,<br />

muss das ursächliche Problem verstanden und<br />

durchdrungen werden. Also macht man zunächst eine<br />

Vorrecherche. Hiernach formuliert man eine konkrete<br />

Frage: „Wie können wir … ?“ Erst danach beginnt<br />

die Suche nach Ideen. In dieser Phase werfen<br />

» Eine Prise<br />

Verrücktheit am<br />

Anfang. «<br />

Zur Priorisierung einer Idee kann man sich an den „6 R“<br />

orientieren:<br />

• Ist die Idee relevant für den internen/externen Kunden?<br />

Bringt sie Nutzen?<br />

• Ist die Idee revolutionär im Sinne von anders und überraschend<br />

neu?<br />

• Ist die Idee rasch umsetzbar, zumindest in einer ersten<br />

Probeversion?<br />

• Ist die Idee robust, das heißt, hält sie dem Einsatz in<br />

der Praxis stand?<br />

• Ist die Idee reproduzierbar, lässt sie sich weiterentwickeln<br />

oder skalieren?<br />

• Ist die Idee rentierlich, kann man also damit (zügig)<br />

Geld verdienen?<br />

Dies lässt sich in Form einer Entscheidungs matrix repräsentieren.<br />

Dabei geht es, wie die Abbildung zeigt, um die Achsen<br />

Nützlichkeit/potenzielle Nachfrage und Machbarkeit/<br />

Wirtschaftlichkeit.<br />

die Teilnehmer ihre Einfälle wie bunte Bälle in den<br />

Raum, ohne sie zu bewerten. Sie schärfen ihre Gedankenrohlinge<br />

im Austausch und pflegen die Kunst<br />

des gemeinsamen Denkens, wodurch sich Geistesblitze<br />

auf spannende Weise miteinander verknüpfen.<br />

Nach der Ideenfindung folgt die Priorisierung.<br />

Hierbei kann man sich an den „6 R“ orientieren (siehe<br />

Kasten). Dabei hat Vorrang, was aus Sicht des Kunden<br />

maßgeblich ist. Erst dann geht es darum, ob und<br />

wie man zur Umsetzung in der Lage ist.<br />

Bild: Autorin<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 21


» NEWS & MANAGEMENT<br />

Agile Patentstrategie als Chance in der Corona-Krise<br />

Ein guter Mix zahlt sich aus<br />

Patentaktivitäten müssen mehr denn je schnell und punktgenau konfigurierbar und umsetzbar<br />

sein. Nur so können sie mit geringem Kosteneinsatz eine maximale Erfolgswahrscheinlichkeit<br />

bieten. Die von Gottschald Patentanwälte entwickelte agile Patentstrategie sieht einen bedarfsorientierten<br />

Mix aus Kern- und Vollanmeldungen vor – mit enormen Einsparpotenzialen.<br />

» Dr.-Ing. Jan Gottschald, Dipl.-Ing. Jérôme Krüger, Partner von Gottschald Patentanwälte, Düsseldorf<br />

Die Corona-Krise hat das Wettbewerbsumfeld in<br />

vielen Branchen radikal verändert. Märkte sind<br />

binnen kürzester Zeit weggebrochen und müssen neu<br />

aufgebaut werden. Kundenbedürfnisse ändern sich.<br />

In diesen Zeiten dynamischer<br />

Markt- und Wettbewerbsveränderungen<br />

wird allen Unternehmen<br />

ein hohes Maß an Beweglichkeit<br />

und Flexibilität<br />

abverlangt.<br />

Experten der Unternehmensberatung<br />

Accenture fordern<br />

ganz allgemein mehr Agilität in Unternehmen:<br />

„Die agile Transformation“ bezeichnet diejenigen<br />

unternehmensinternen Veränderungsprozesse, die<br />

notwendig sind, um in einer von Veränderung und<br />

geringer Planbarkeit geprägten Umwelt für die Herausforderungen<br />

der Zukunft gerüstet zu sein. Meist<br />

gehen diese Veränderungsprozesse mit der Einführung<br />

digitaler Arbeitsweisen und Automatisierung<br />

einher.<br />

Diese Entwicklung macht vor Patentabteilungen<br />

nicht halt. Sie stehen nun vor der Aufgabe, bei<br />

» Die Bereitstellung<br />

unterschiedlicher Patent -<br />

typen trägt zu einer agilen<br />

Patentstrategie bei. «<br />

höchstem Kostendruck neue Märkte abzusichern.<br />

Und dies angesichts eines immer härter werdenden<br />

Wettbewerbs. Agilität, das heißt eine agile Patentstrategie,<br />

ist wie in allen anderen Unternehmensbereichen<br />

auch hier die Lösung<br />

(siehe Kasten).<br />

Patentaktivitäten müssen<br />

infolgedessen zur dynamischen<br />

Anpassung an die Unternehmenssituation<br />

schnell<br />

und punktgenau konfigurierbar<br />

und umsetzbar sein, so<br />

dass sie mit geringem Kosteneinsatz eine maximale<br />

Erfolgswahrscheinlichkeit bieten.<br />

Neben dem administrativen Bereich, in dem ein<br />

Trend zur Digitalisierung bereits feststellbar ist, sind<br />

hiervon vor allem die Patentanmeldeaktivitäten betroffen.<br />

Bei diesen hat das Prinzip der Agilität noch<br />

keinen Einzug gefunden. Hier besteht dringender<br />

Handlungsbedarf. Bei Gottschald Patentanwälte wurde<br />

erkannt, dass der Forderung nach Agilität mit unterschiedlichen<br />

Patentanmeldetypen Rechnung getragen<br />

werden kann. Deshalb haben die Düsseldorfer die<br />

Vollanmeldung<br />

Kernanmeldung<br />

Eine agile Patent -<br />

strategie sieht einen<br />

bedarfsorientierten<br />

Mix aus Kern- und<br />

Vollanmeldungen vor.<br />

Der Mix aus 70 %<br />

Kernanmeldungen<br />

und 30 % Vollan -<br />

meldungen beispielsweise<br />

ergibt ein<br />

Einsparpotenzial von<br />

insgesamt 35 %.<br />

Leistung: Full-Protection/Vollschutz<br />

• Individueller Zuschnitt mit allen peripheren Aspekten<br />

• Klassischer Manufakturansatz<br />

Patentkosten = 100%<br />

Leistung: Core-Protection/Kernschutz<br />

• Reduzierung auf den Kern der Erfindung<br />

• Industrieller Systemansatz<br />

Patentkosten = 50%<br />

Bild: Gottschald Patentanwälte<br />

22 Industrieanzeiger » 03|2021


unterschiedlichen Patentanmeldetypen der Vollanmeldung<br />

und der Kernanmeldung entwickelt, die abhängig<br />

von der technischen, wirtschaftlichen und strategischen<br />

Bedeutung der Erfindung ausgewählt werden<br />

können. Diese Patentanmeldetypen unterscheiden sich<br />

in ihrem jeweiligen Funktions- und Kostenumfang:<br />

• Die Vollanmeldung folgt dem klassischen Manufakturansatz.<br />

Die Anmeldung ist individuell zugeschnitten<br />

und umfasst alle denkbaren, peripheren<br />

Aspekte. Das Sicherheitspotenzial im Hinblick auf<br />

die Durchsetzbarkeit der Anmeldung ist maximal.<br />

• Die Kernanmeldung ist dagegen auf den Kern der<br />

Erfindung fokussiert und reduziert periphere Aspekte<br />

auf ein Minimum. So beschränkt sich der<br />

Patentanwalt bei der Kernanmeldung zunächst<br />

einmal auf die fünf wesentlichen Patentansprüche.<br />

Systembasierte und<br />

praxiserprobte Lösung<br />

Ein eigens entwickelter, industrieller Systemansatz<br />

erlaubt dann auf dieser Basis, die weiteren Teile der<br />

Patentanmeldung teilautomatisiert zu erzeugen.<br />

Durch diese Maßnahmen sind die Kosten für eine<br />

Kernanmeldung im Vergleich zu einer klassischen<br />

Vollanmeldung um bis zu 50 % geringer. Dennoch ist<br />

ein vergleichsweise hohes Sicherheitspotenzial gewährleistet.<br />

Denn die Kernanmeldung nutzt weiterhin<br />

wesentliche Vorteile des Manufakturansatzes,<br />

nämlich die Erstellung der Patentansprüche durch<br />

den Patentanwalt, wobei alle strategischen rechtlichen<br />

Aspekte, insbesondere der höchstrichterlichen<br />

Rechtsprechung, berücksichtigt werden.<br />

Eine agile Patentstrategie sieht einen bedarfsorientierten<br />

Mix aus Kern- und Vollanmeldungen vor.<br />

Bei einem Mix aus 70 % Kernanmeldungen und 30 %<br />

Vollanmeldungen ergibt sich damit beispielsweise<br />

ein Einsparpotenzial von insgesamt 35 %.<br />

Wegbereiter der agilen Patentstrategie<br />

Die Infrastruktur bei Gottschald ist schon von sich<br />

her agil. Der erste Schritt hierfür war die Gründung<br />

der TechnologieCenter GmbH (TechCenter) im Jahr<br />

2011. Hier ist besonders, dass ein Patentingenieur mit<br />

einem Patentanwalt aus der Kanzlei als interdiszi -<br />

plinäres Team gemeinsam die beste Lösung für die<br />

Patentanmeldung findet. Technisches Expertenwissen<br />

der industrieerfahrenen Patentingenieure trifft<br />

auf juristische Fachkompetenz der Patentanwälte der<br />

Kanzlei. Mit dem TechCenter wird ein neuer Ansatz<br />

beim Erstellen von Patentanmeldungen verfolgt, bei<br />

dem der Patentingenieur die technische Diskussion<br />

und die Aufbereitung der Erfindung mit den Erfindern<br />

und Patentabteilungen der Industrie übernimmt. Der<br />

Patentanwalt konzentriert sich dann auf die juristischen<br />

Aspekte. Die Effektivität dieser Systematik<br />

zeigt sich in der besonders hohen Erteilungs rate bei<br />

Patentanmeldungen und der überdurchschnittlichen<br />

Erfolgsquote bei Einspruchs- und Streitverfahren.<br />

Diese Infrastruktur kommt der Erzeugung der<br />

Kernanmeldung zu Gute: Nachdem der Patentanwalt<br />

die Patentansprüche und ein formalisiertes Auftragsblatt<br />

(Orderliste) angefertigt hat, erzeugt der Patentingenieur<br />

im TechCenter nach einem standardisierten<br />

Regelwerk, basierend auf der Orderliste und den<br />

Patentansprüchen, die Beschreibung und die Figuren<br />

der Patentanmeldung. Nach der finalen Überprüfung<br />

durch den Patentanwalt ist die Kernanmeldung einreichungsfähig.<br />

Die für eine agile Patentstrategie geschaffene Auswahlmöglichkeit<br />

zwischen den Patenttypen der Vollanmeldung<br />

und der Kernanmeldung stellt auch neue<br />

Anforderungen an die Patentabteilungen. Neben der<br />

Entscheidung, welcher Patenttyp ausgewählt werden<br />

soll, muss mit der Beauftragung der Patentanmeldung<br />

mitgeteilt werden, welche Aspekte der Erfindung<br />

den Kern darstellen sollen. Dies ist ebenfalls<br />

Teil der agilen Transformation des Unternehmens.<br />

Diesen Mehraufwand rechtfertigt aber das enorme<br />

Einsparpotenzial.<br />

INFO<br />

Der industrielle Systemansatz<br />

hin zur<br />

Kernanmeldung bietet<br />

großes Potenzial für<br />

weitere, softwareunterstützte<br />

Automatisierungsschritte.<br />

Zur agilen Patentstrategie von Gottschald:<br />

https://gottschald-ip.de<br />

Bild: Gottschald Patentanwälte<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 23


Lager bei Kaiser+Kraft: Der TÜV Süd<br />

hat die Erfüllung der Anforderungen<br />

aus den ISO-Normen 9001, 14001<br />

sowie 50001 bestätigt.<br />

Bild: Kaiser+Kraft<br />

Einführung von Managementnormen<br />

Klare Vorteile im Wettbewerb<br />

Ein Qualitäts-, Umwelt- und Energiemanagementsystem, auditiert und zertifiziert durch den<br />

TÜV Süd, bietet Unternehmen und Organisationen klare Vorteile. Trotzdem scheuen viele die<br />

Herausforderung, ein entsprechendes Managementsystem einzuführen. Das Beispiel des<br />

B2B-Versandhändlers Kaiser+Kraft zeigt, wie es funktionieren kann.<br />

» Natalia Cichos-Terrero, freie Journalistin in Stuttgart<br />

Im Jahr 2019 gab es eine Novelle des Energiedienstleistungsgesetzes<br />

(EDL-G). Neu ist seitdem,<br />

dass laut der Gesetzgebung große Unternehmen<br />

(Nicht-KMUs) zu einem Energieaudit alle vier Jahre<br />

verpflichtet sind. Unternehmen, die nach der ISO-<br />

Norm 50001 oder EMAS zertifiziert sind, müssen kein<br />

verpflichtendes Energieaudit durchführen. Doch der<br />

Aufwand oder die Kosten, die sich hinter der Implementierung<br />

einer solchen Norm im Unternehmen<br />

verbergen, schrecken viele ab.<br />

Auch Kaiser+Kraft, ein B2B-Versandhändler aus<br />

Stuttgart, hatte sich die Frage gestellt, welchen<br />

Weg man einschlägt. Die Entscheidung<br />

für die Einführung von<br />

Managementnormen war schnell<br />

getroffen: „Wir haben uns zum<br />

Ziel gesetzt, Vorbild in unserer<br />

Branche, dem B2B-Handel mit<br />

Betriebs-, Büro- und<br />

Lagerausstattung, zu sein. Da gehört<br />

es unserer Ansicht nach dazu,<br />

IM FOKUS<br />

Allein durch das Energie -<br />

managementsystem konnte<br />

Kaiser+Kraft seit 2015 über<br />

130.000 Euro und mehr als<br />

630.000 kWh einsparen.<br />

nicht nur die Mindestanforderungen von Gesetzen zu<br />

erfüllen“, erklärt Rolf Schiffel, Geschäftsführer Supply<br />

Chain Management bei Kaiser+Kraft.<br />

Und so hatte der Versandhändler schon 1996 erstmals<br />

die ISO-Norm 9001 für das Qualitätsmanagement<br />

und 2015 die ISO-Norm 14001 für das Umweltmanagement<br />

eingeführt – Zertifizierungen, die<br />

für Unternehmen nicht obligatorisch sind. Ein Jahr<br />

später folgte dann die ISO-Norm 50001 (Energiemanagement).<br />

„Für uns war von Beginn an klar, dass wir<br />

uns damit vom Wettbewerb abheben werden“, nennt<br />

der Geschäftsführer ein wichtiges Kriterium.<br />

„Wir nutzen unser Integriertes Managementsystem<br />

als verlässliche<br />

Leitplanke, um uns wirtschaftliche<br />

und ökologische Ziele zu setzen<br />

und zu erreichen. Sowohl ein<br />

Qualitäts- als auch ein Umweltoder<br />

Energie managementsystem<br />

sind wichtig für unseren Geschäftserfolg“,<br />

so Schiffel weiter.<br />

24 Industrieanzeiger » 03|2021


NEWS & MANAGEMENT «<br />

Im Vorjahr wurde erstmals auch die Eigenfertigung<br />

von Kaiser+Kraft in Haan nach der Qualitätsmanagementnorm<br />

zertifiziert. Seit 2016 hat sie erfolgreich<br />

ein Energiemanagementsystem nach der ISO-Norm<br />

50001 aufgebaut und zertifizieren lassen. In der<br />

Eigenfertigung werden Transportgeräte und Betriebsausstattung<br />

entwickelt und produziert. Eine<br />

Besonderheit: Die Eigenfertigung wurde vergangenes<br />

Jahr mit dem Energie-Innovations-Preis NRW für<br />

Unternehmen 2020 in der Kategorie Digitalisierung<br />

ausgezeichnet. Durch das innovative Beleuchtungssystem<br />

spart Kaiser+Kraft bis zu 70 % der Stromkosten<br />

pro Jahr und möchte damit zeigen, wie viele<br />

Möglichkeiten Unternehmen im effizienten Umgang<br />

mit Energie haben.<br />

Allein durch das Energiemanagementsystem konnte<br />

Kaiser+Kraft seit 2015 über 130.000 Euro und<br />

mehr als 630.000 kWh einsparen. „Auch wenn der<br />

Aufwand samt Kosten in der Anfangsphase nicht zu<br />

unterschätzen sind, im Nachhinein zahlt es sich aus,<br />

in die Einführung einer Managementnorm zu investieren“,<br />

ist Rolf Schiffel überzeugt. Seit letztem Jahr<br />

sind auch die Gesellschaften von Kaiser+Kraft in Österreich<br />

und der Schweiz nach der ISO-Norm 50001<br />

zertifiziert. Ein Qualitäts- und Umweltmanagementsystem<br />

gab es bereits zuvor in beiden Ländern.<br />

Voraussetzungen für Unternehmen<br />

Konkrete Kosten entfallen für das TÜV-Audit – sowohl<br />

für das erste Zertifizierungsaudit, die Überwachungsaudits<br />

und die alle drei Jahre stattfindenden<br />

Wiederholungsaudits als auch für die Zertifikate. Eine<br />

Zertifizierung macht laut Kaiser+Kraft für jedes<br />

Unternehmen Sinn. Kleinere Firmen profitieren sogar<br />

davon, dass die Einführung weniger komplex ist als<br />

bei größeren. Und führt man eine Managementnorm<br />

ein, so kann man bei der nächsten auf bestehenden<br />

Strukturen aufbauen. Wichtig ist jedoch zu wissen,<br />

dass jede Managementnorm ihren eigenen Charakter<br />

mit klar definierten Anforderungen hat, nach denen<br />

zertifiziert wird.<br />

Gibt es verschiedene Unternehmensstandorte, sollte<br />

es an jedem Standort einen Verantwortlichen<br />

geben, der die Umsetzung der Anforderungen eines<br />

Managementsystems vorantreibt. Damit die Einführung<br />

eines solchen Systems überhaupt Sinn macht,<br />

sollten Unternehmen ihre Prozesse analysieren, dokumentieren<br />

und weiterentwickeln – dabei sollte die<br />

ganze Belegschaft einbezogen werden, um Transparenz<br />

und Akzeptanz gewährleisten zu können. „Durch<br />

die regelmäßige Betrachtung von Prozessen findet<br />

man schnell Einsparmaßnahmen. Zudem können die<br />

Mitarbeitenden mit einem Managementsystem besser<br />

mit ins Boot geholt werden als mit unregelmäßigen<br />

Aktivitäten“, nennt der Geschäftsführer weitere<br />

Vorteile.<br />

Zuschüsse für die Einführungen<br />

Unter bestimmten Voraussetzungen gibt es Förderprogramme,<br />

die die Teilkosten für die Erst-Zertifizierung,<br />

aber auch für Messeinrichtungen oder Schulungen<br />

für die Einführung von bestimmten Managementsystemen<br />

erstatten. Eine Anlaufstelle ist hier<br />

etwa das De-Minimis-Fördermittelprogramm. Entsprechende<br />

Richtlinien gibt es bei der Leitstelle für<br />

Gewerbeförderungsmittel des Bundes, einer Vorprüfstelle<br />

im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft<br />

und Technologie (BMWi) für das Bundesamt<br />

für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA).<br />

„Durch die Zertifizierungen profitieren wir von<br />

nachhaltiger Qualitätssicherung, Prozessverbesserungen<br />

und Einsparpotenzialen. Die Managementnormen<br />

helfen uns, Kundenzufriedenheit, Kundenorientierung<br />

und Prozesseffizienz immer weiter zu verbessern.<br />

Dies sind wichtige Erfolgsfaktoren im globalen<br />

Wettbewerb, die den entscheidenden Unterschied<br />

ausmachen“, fasst Rolf Schiffel zusammen.<br />

www.kaiserkraft.de<br />

INFO<br />

Nützliche Informationen zur Zertifizierung und<br />

Auditierung bietet die Seite des TÜV Süd:<br />

http://hier.pro/tI0Vm<br />

Die Eigenfertigung in<br />

Haan ist sowohl im<br />

Qualitäts- als auch im<br />

Energiemanagement<br />

zertifiziert. Die Energieagentur<br />

NRW hat<br />

sie vergangenes Jahr<br />

mit dem Energie-Innovations-Preis<br />

NRW für<br />

Unternehmen 2020<br />

ausgezeichnet.<br />

Bild: Kaiser+Kraft<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 25


Der Change-Prozess<br />

in Unternehmen ist<br />

in vollem Gange.<br />

Die Marke kann<br />

hierbei als Treiber im<br />

B2B- Umfeld dienen.<br />

Bild: Biesalski & Company<br />

bvik-Experten informieren über das Marketing der Zukunft<br />

B2B-Marke(-ting) in der Transformation<br />

Marketing muss sich selbst verändern, um Transformationsprozesse im Unternehmen maßgeblich<br />

mitzugestalten. Die Marke kann dabei als wirkungsvoller Treiber für den Wandel genutzt werden.<br />

Um als ,Change-Manager’ ernst genommen zu werden, ist der Erfolgsnachweis unerlässlich.<br />

» Alexander Biesalski, Managing Partner, Biesalski & Company GmbH und bvik-Vorstand<br />

Die Marke macht im B2B-Bereich laut<br />

der Markenwert-Datenbank Biesalski<br />

& Company mehr als 30 Prozent des Unternehmenswertes<br />

aus. Damit sind Marken<br />

neben Patenten das wertvollste Asset.<br />

Das kommt nicht von ungefähr. Bereits<br />

seit Jahren setzen viele erfolgreiche Player<br />

in Industriegüterbranchen auf die Kraft<br />

des „guten Namens“. Unternehmen haben<br />

erkannt, dass exzellente Qualität und innovative<br />

Produkte nicht ausreichen, um<br />

im harten globalen Wettbewerb und in<br />

dynamischen Mark tumfeldern zu bestehen.<br />

Es braucht mehr, wie die nachfolgenden<br />

Erfolgsmuster zeigen:<br />

• Kundenversteher: In B2B-Geschäftsmodellen<br />

ist die Nähe zum Kunden seit<br />

jeher ein wichtiger Erfolgsfaktor. Ge-<br />

meint ist die Fähigkeit, die Kundenbedürfnisse<br />

in den Mittelpunkt aller Prozesse<br />

und Handlungen zu stellen. Diejenigen,<br />

die kundenseitig sowohl den<br />

Entscheidern als auch der Organisation<br />

zum Erfolg verhelfen, werden auch zukünftig<br />

eine starke Wettbewerbsposition<br />

haben.<br />

• Nutzenstifter: Weltmarktführende<br />

Unternehmen sind erfolgreich, weil es<br />

ihnen gelingt, mit echten Innovationen<br />

einen einzigartigen Kundennutzen zu<br />

schaffen und neue Märkte oder Nischen<br />

zu besetzen. Trumpf-Laser,<br />

Wago-Klemme oder Peri-Schalung sind<br />

quasi Synonyme dieser Erfolgsmuster.<br />

• Agilitätsvorreiter: Die Welt verändert<br />

sich. Globale Megatrends wie Konnektivität,<br />

Neo-Ökologie und Urbanisierung<br />

schaffen einerseits Unsicherheit<br />

und verlangen andererseits konkrete<br />

Lösungen. Die erfolgreichen B2B-Unternehmen<br />

der Zukunft agieren schnell<br />

und flexibel. Damit positionieren sie<br />

sich als vertrauensvoller Partner zur<br />

Lösung der zukünftigen Herausforderungen.<br />

Alle drei Erfolgsmuster basieren auf einer<br />

konsequenten Marktorientierung, sprich<br />

Outside-In-Ausrichtung. Der Marke<br />

kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu.<br />

Denn erfolgreiche Markenarbeit bedeutet,<br />

Kunden und Märkte in den Fokus zu rücken.<br />

In markenorientierten Unternehmen<br />

wird somit die nach innen gerichtete und<br />

produktzentrierte Sicht abgelöst. Damit<br />

26 Industrieanzeiger » 03|2021


NEWS & MANAGEMENT «<br />

Die zukünftige Rolle des<br />

Marketings im B2B-Umfeld<br />

ist vielfältig. Der Einfluss<br />

auf den Unternehmenserfolg<br />

ist dabei wichtig, wie eine<br />

Befragung unter B2B-Marketern<br />

im Rahmen einer bvik-<br />

Veranstaltung zeigte.<br />

Bild: Biesalski & Company<br />

gelingt es diesen Unternehmen besser, die<br />

für den Kundenbedarf richtige Lösung<br />

schneller zu finden. Die Marke dient als<br />

„Kundenorientierungsprogramm“.<br />

Neudefinition der Rolle des<br />

Marketings<br />

In einer marktorientierten Unternehmensführung<br />

ist die Relevanz des Marketings<br />

eigentlich unumstritten. Eigentlich!<br />

Zahlreiche Studien proklamieren jedoch<br />

den Bedeutungsverlust des Marketings in<br />

Unternehmen. Im Kern wird die Reduktion<br />

der Verantwortlichkeit auf die externe<br />

Kommunikation beschrieben. Vor diesem<br />

Hintergrund wurde in einem Workshop<br />

des Bundesverband Industriekommunikation<br />

(bvik) mit knapp 40 Mitgliedern die<br />

Frage gestellt: Welche Rolle soll das Marketing<br />

in der Zukunft einnehmen (siehe<br />

Grafik)?<br />

Die Ergebnisse sind eindeutig. Die befragten<br />

Marketing-Manager möchten zukünftig<br />

maßgeblichen Einfluss auf den<br />

Unternehmenserfolg nehmen: angefangen<br />

von einer konsequenten Marktorientierung<br />

über Trendscouting bis hin zur<br />

Rolle als Change-Manager zur Gestaltung<br />

einer zukunftsgerichteten Transformation.<br />

Das Thema Change ist ein hochrelevantes<br />

Gestaltungsfeld. Unternehmen und<br />

Mitarbeiter müssen heute flexibler, dynamischer<br />

und agiler sein als je zuvor, um in<br />

Zeiten ständigen Wandels konkurrenzfähig<br />

zu bleiben. Die meisten Organisationen<br />

haben die Notwendigkeit für Veränderungen<br />

zwar erkannt, jedoch scheitert<br />

es oftmals an der operativen Umsetzung<br />

der Veränderungsprojekte. Widerstände<br />

der Beteiligten, mangelnde Kommunika -<br />

tion, fehlende Motivation oder die Nicht-<br />

Erkenntnis des übergreifenden Veränderungsziels<br />

hemmen zumeist den Veränderungsprozess.<br />

Für eine erfolgreiche Transformation<br />

ist es entscheidend, all diese<br />

Hürden und Herausforderungen zu überwinden.<br />

Marke als Change-Treiber nutzen<br />

Idealerweise finden sich dafür in der Organisation<br />

Ankerpunkte, die auf eine sehr<br />

positive Art und Weise auf Prozesse und<br />

Menschen wirken. Diese sollten die gemeinsame<br />

Basis sowohl für die Veränderung<br />

der Organisation und ihrer Kultur an<br />

sich als auch für die Veränderung im Kopf<br />

der Menschen widerspiegeln. Die Marke<br />

kann diese Rolle als verbindendes Element<br />

einnehmen.<br />

Sie ist in der Lage, eine richtungsweisende<br />

Change-Perspektive aufzuzeigen,<br />

auf die sich alle Stakeholder eines Unternehmens<br />

beziehen können. Aufgrund dieser<br />

Fähigkeit eignet sich Marke ideal als<br />

Führungsinstrument, um insbesondere<br />

auch Veränderungen auf Verhaltensebene<br />

erfolgreich zu gestalten.<br />

Für einen nachhaltigen Change-Erfolg<br />

ist es unerlässlich, den eingeschlagenen<br />

Transformationsweg zu verstetigen. Entscheidend<br />

ist es, den Fortschritt kontinuierlich<br />

zu messen und auf dieser Grund -<br />

lage steuerbar zu machen. Voraussetzung<br />

für die Bewusstmachung des Change-<br />

Erfolgs ist die Gegenüberstellung des gemessenen<br />

Ergebnisses mit definierten und<br />

konkret formulierten Zielen.<br />

Mit der Marke als Veränderungstreiber<br />

hat das Marketing die Chance, die eigene<br />

Rolle zu stärken und den ersehnten Einfluss<br />

zu nehmen. Marketing steht seit<br />

jeher für mehr als nur Kommunikation.<br />

Marke sollte der Begleiter einer marktorientierten<br />

Transformation sein. Damit<br />

kommt Marketing dem klassischen Verständnis<br />

deutlich näher, als es heute in<br />

vielen Unternehmen praktiziert wird. Eine<br />

Renaissance ist wünschenswert.<br />

https://biesalski-company.com<br />

https://bvik.org<br />

FAZIT<br />

Die Marke eignet sich ideal<br />

als Führungsinstrument, um<br />

insbesondere auch Veränderungen<br />

auf Verhaltensebene<br />

erfolgreich zu gestalten.<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 27


» NEWS & MANAGEMENT<br />

Konzepte für das digitale Stammdaten- und Zertifikatsmanagement<br />

Mehr Souveränität über Daten<br />

Ein Projektteam bei Bosch Research arbeitet derzeit an der Entwicklung eines international<br />

einsetzbaren interoperablen Stammdaten- und Zertifikatsmanagements für Unternehmen.<br />

Damit könnten sich Unternehmen jeglicher Größe viel Zeit und manuellen Aufwand für die<br />

Datenpflege ersparen, da so künftig jede juristische oder natürliche Person ihre Stammdaten<br />

selbst pflegen kann.<br />

Heutzutage pflegen Unternehmen<br />

Stammdaten von Geschäftspartnern,<br />

also Grundinformationen über betrieblich<br />

relevante Objekte wie Produkte, Dienstleistungen,<br />

Lieferanten oder Kunden<br />

mehrfach in verschiedenen eigenen IT-<br />

Systemen – und zusätzlich die eigenen<br />

Stammdaten in den Systemen Dritter. Damit<br />

investiert jede Firma einen großen<br />

Aufwand, um eine hohe Datenqualität zu<br />

erreichen. Zusätzlich müssen Zulieferer<br />

jährlich Hunderte von Zertifikaten bei<br />

Kunden wie Automobilherstellern vorlegen.<br />

Nachgewiesene Nachhaltigkeitszertifikate<br />

spielen zudem eine immer größere<br />

Rolle. In der Praxis verursacht das oft<br />

einen großen manuellen Aufwand auf<br />

beiden Seiten, der zeitintensiv und fehleranfällig<br />

ist. Hier setzt das neuartige Konzept<br />

der Self Sovereign Identity (SSI) an,<br />

an dem das Team des strategischen Vorausentwicklungsprojekts<br />

„Economy of<br />

Things“ (EoT) von Bosch Research gemeinsam<br />

mit Partnern arbeitet.<br />

„Wir entwickeln eine Lösung, die auf<br />

den Prinzipien der sogenannten SSI-Technologie<br />

beruht“, erklärt Werner Folkendt,<br />

Industrie-Experte im Entwicklungsteam<br />

bei Bosch. „Das heißt, jede juristische<br />

oder auch natürliche Person pflegt ihre<br />

Stammdaten selbst, ist quasi Souverän<br />

ihrer Daten. Eine sogenannte Firmenagentensoftware<br />

erstellt dann für juris -<br />

tische Personen eine sogenannte DID, das<br />

steht für Decentralized Identifier, also<br />

eine dezentrale, selbstverwaltete ID-<br />

Nummer. Diese DID und die damit verbundenen<br />

Firmenstammdaten sind vergleichbar<br />

mit einer digitalen Visitenkarte,<br />

die man bei sich in einer virtuellen Firmen-Brieftasche<br />

trägt und bei Bedarf sei-<br />

Grafik: Bosch<br />

28 Industrieanzeiger » 03|2021


nen Geschäftspartnern zusammen<br />

mit anderen elektronischen<br />

Ausweisen wie<br />

Bankkarten oder Steuernummern<br />

vorlegt“, präzisiert<br />

Folkendt.<br />

Ist eine derartige Visitenkarte<br />

mitsamt den elektronischen<br />

Ausweisen einmal erstellt,<br />

könne sie in Form einer „beglaubigten Kopie“<br />

an die Firmenagentensoftware von<br />

Partnerfirmen gesendet und mit anderen<br />

ausgetauscht werden. Dies geschieht laut<br />

des EoT-Teams über sichere Verbindungskanäle,<br />

die die SSI-Technologie zur Verfügung<br />

stellt. Mit diesen Verbindungskanälen<br />

können die Daten verschlüsselt und<br />

kryptographisch abgesichert übertragen<br />

werden. Phishing-Probleme werden so<br />

vermieden, heißt es, da jeder Partner<br />

weiß, wer am anderen Ende des Verbindungskanals<br />

die Daten erhält.<br />

Zudem werden die Daten bei keinem<br />

Intermediär gespeichert. Dasselbe gilt für<br />

Firmenzertifikate. Die Firmenagentensoftware<br />

merkt sich die Geschäftspartner<br />

für jede verteilte Visitenkarte und jedes<br />

Zertifikat. Änderungen und Aktualisierungen<br />

lassen sich so auf Knopfdruck oder<br />

automatisch und in beiden Fällen maschinenlesbar<br />

mitteilen und abfragen. Das sei<br />

effizienter und weniger fehleranfällig.<br />

Individuelle Signatur der Daten<br />

schützt vor Manipulationen<br />

Des Weiteren wenden die Forscher bei der<br />

SSI-Technologie das Konzept von Verifiable<br />

Credentials an. Ein standardisiertes<br />

Format macht so ausgetauschte Stammdaten<br />

und Zertifikate maschinenlesbar.<br />

Die vom Herausgeber der Daten hinzugefügte<br />

Signatur sorgt zudem für Manipulationssicherheit.<br />

Erstmals können so<br />

Adressen oder Zertifikate automatisiert<br />

ausgetauscht, geprüft und in die Systeme<br />

der Geschäftspartner übernommen wer-<br />

Das Prinzip der Self Sovereign<br />

Identity, an dem Bosch Research<br />

arbeitet, sorgt für höhere<br />

Datenqualität und -souveränität<br />

beim digitalen Stammdaten- und<br />

Zertifikatsmanagement.<br />

IM ÜBERBLICK<br />

den, wie der Projektleiter<br />

betont.<br />

All das werde hinter<br />

den Kulissen<br />

von der Softwarelösung<br />

übernommen.<br />

„Dieses Prinzip<br />

erfordert keine zentrale<br />

IT-Plattform. Das ist ein<br />

bedeutendes Merkmal unseres<br />

Konzepts. Technisch betrachtet basiert<br />

die Lösung zum einen auf einem Distributed-Ledger-System,<br />

zum anderen auf<br />

einer Firmenagentensoftware bei jedem<br />

Unternehmen. Diese wird als Open-Source-Software<br />

entwickelt und zur Verfügung<br />

gestellt“, konkretisiert Folkendt.<br />

Ziel des Projekts ist die<br />

Implementierung eines international<br />

einsetzbaren interoperablen<br />

Stammdaten- und<br />

Zertifikatsmanagements<br />

für Unternehmen.<br />

Flexible Lösungen für kleine<br />

und mittlere Unternehmen<br />

Die Lösung eignet sich nicht nur für große<br />

Unternehmen, auch an kleinere Betriebe<br />

hat das EoT-Team bereits gedacht: Denn<br />

nicht jeder kann und möchte Knotenpunkte<br />

betreiben und eine Agentensoftware<br />

installieren. In diesem Fall werden<br />

Serviceprovider als Stammdatenverwalter<br />

diese Aufgabe übernehmen. Ebenfalls mit<br />

dem Prinzip dezentraler Datenhaltung<br />

und dem Aspekt, dass die Daten dem<br />

Eigner gehören. Nur der automatisierte<br />

Transfer wird nach extern vergeben.<br />

Service Provider können dadurch ihr<br />

Produktangebot ausweiten und ebenfalls<br />

von der Technologie profitieren. Bei<br />

Kleinstunternehmen werden Apps auf<br />

Mobiltelefonen zum Einsatz kommen, die<br />

die Daten auf Basis derselben Prinzipien<br />

und Peer-to-Peer austauschen. Je nach<br />

Funktionsumfang ist eine Anbindung an<br />

das Distributed-Ledger-System gegebenenfalls<br />

erforderlich, heißt es.<br />

Für alle Anwendungsfälle baut das EoT-<br />

Team aktuell gemeinsam mit Partnern<br />

erste Prototypen sowie eine erste produktiv<br />

einsetzbare Lösung (ein sogenanntes<br />

minimum viable product). Ziel ist die<br />

Implementierung eines international einsetzbaren<br />

interoperablen Stammdatenund<br />

Zertifikatsmanagements für Unternehmen.<br />

(nu)<br />

www.bosch.com<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 29


TOPSTORY » Nachhaltige Produktion<br />

Bild: josefkubes/adobe.stock.com<br />

Viele Unternehmen<br />

haben ihren ökologischen<br />

Fußabdruck bereits<br />

deutlich reduziert.<br />

Nachhaltige Produkte und eine saubere Produktion setzen ganzheitliches Denken voraus<br />

Damit‘s der Welt<br />

morgen gut geht<br />

Der ökologische Fußabdruck spielt auch für Fertigungsbetriebe eine zunehmend<br />

wichtige Rolle. Politische Vorgaben wie der European Green Deal forcieren den<br />

Übergang zu einer sauberen, kreislauforientierten Wirtschaft. Was das für Fertigungstechniker<br />

sowie deren Zulieferer und Ausrüster heißt, beleuchten wir in einer<br />

dreiteiligen Serie über nachhaltige Produktion.<br />

» Mona Willrett, Redakteurin Industrieanzeiger<br />

30 Industrieanzeiger » 03|2021


Wir sollten hohe Umwelt- und Sozialstandards<br />

nicht als Bedrohung sehen, sondern als Chance“,<br />

meint Prof. Christoph Herrmann. „Natürlich<br />

müssen sich Produkte und Fertigungsprozesse am<br />

Ende rechnen, aber ausschließlich ökonomisch motiviertes<br />

Handeln wird künftig weder Innovationen<br />

hervorbringen noch zur Standortsicherung bei -<br />

tragen“, ist der Leiter des Fraunhofer-IST und des<br />

Instituts für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik<br />

(IWF) an der TU Braunschweig überzeugt.<br />

Das zeige auch der Erfolg vieler Unternehmen, die<br />

sich in den letzten Jahren als Innovationsführer<br />

etabliert haben – oft gerade, weil sie ihren ökologischen<br />

Fußabdruck im Blick hatten.<br />

„Um das große Ziel der ökologischen Nachhaltigkeit<br />

zu erreichen, müssen die resultierenden Anforderungen<br />

in den Vordergrund rücken“, sagt Herrmann.<br />

„Das setzt allerdings<br />

voraus, dass wir lernen, die<br />

Wechselwirkungen zwischen<br />

technisch-wirtschaftlichen<br />

Maßnahmen und deren Auswirkungen<br />

auf die Umwelt zu<br />

verstehen.“ Das sei nicht nur<br />

angesichts politischer Vorgaben wie dem European<br />

Green Deal zwingend notwendig. Der Wissenschaftler<br />

sieht das Ziel, bis Mitte des Jahrhunderts klimaneutral<br />

zu produzieren, zwar als ambitioniert, aber<br />

durchaus realisierbar. Allerdings erfordere dieser Weg<br />

in vielen Köpfen ein Umdenken, denn die bislang übliche<br />

Strategie, derartige Herausforderungen möglichst<br />

stark zu vereinfachen, habe in der Vergangenheit<br />

selten zum bestmöglichen Ergebnis geführt.<br />

Dass dieses Umdenken in der Industrie längst begonnen<br />

hat, zeigt eine Reihe von Beispielen. So produzieren<br />

der Werkzeugmaschinenbauer DMG Mori<br />

oder der Technologiekonzern Bosch nach eigenen<br />

Angaben bereits heute CO 2<br />

-neutral. Bis 2050 sollen<br />

selbst jene Wertschöpfungsstufen, die Bosch nicht<br />

alleine verantwortet, klimaneutral sein. Vorstandschef<br />

Dr. Volkmar Denner sagt: „Es reicht nicht, auf<br />

den Klimaschutz zu hoffen. Unternehmen sollten<br />

kurzfristig die CO 2<br />

-Neutralität wagen.“<br />

Die Methoden und Modelle<br />

existieren, was oft fehlt,<br />

sind die nötigen Daten<br />

Alle Produkt-Lebensphasen zählen<br />

Auch Autobauer Daimler hat angekündigt, bis 2039<br />

solle die Pkw-Neufahrzeugflotte CO 2<br />

-neutral sein –<br />

von der Entwicklung über die Rohstoffgewinnung<br />

und die Produktion bis hin zur Nutzung und zum Recycling.<br />

Schon bei der elektrischen Luxuslimousine<br />

EQS, die noch in diesem Jahr auf den Markt kommen<br />

soll, wollen die Stuttgarter wichtige Meilensteine<br />

setzen – etwa durch den Bezug CO 2<br />

-neutral hergestellter<br />

Batterien. Fast die Hälfte der rund 2000 Lieferanten<br />

von Mercedes-Benz Cars soll sich bereits<br />

verpflichtet haben, nur noch CO -neutrale Teile zu<br />

2<br />

liefern. Das zeigt: Zulieferer und Fertigungsunternehmen,<br />

die dieses neue Qualitätsmerkmal<br />

nicht ernst nehmen, werden<br />

es schwer haben.<br />

IM BLICK<br />

Doch wenn Politiker und Industrie Nachhaltigkeit umfasst viel<br />

immer öfter von CO – oder gar<br />

2 mehr als das Schonen von<br />

klimaneutraler Produktion reden, Ressourcen und Umwelt.<br />

dann geht das Herrmann nicht weit Soziale und Wirtschaftliche<br />

genug: „Wenn wir Umweltprobleme Aspekte sind ebenso<br />

nicht von einer Lebensphase eines Produkts<br />

in eine andere verschieben wollen,<br />

wichtig.<br />

dann lässt sich die Produktion nicht vom gesamten<br />

Lebenszyklus trennen.“ Notwendig sei daher<br />

ein wissenschaftlich fundierter, objektiver Rahmen,<br />

der für neue Produkte eine quantitative Umweltbewertung<br />

ermöglicht und Alternativen<br />

vergleichbar macht –<br />

von der Entwicklung über die<br />

Rohstoffgewinnung und die<br />

Produktion bis hin zur Nutzung<br />

und dem Recycling.<br />

Die Umweltwirkung von<br />

Produkten lässt sich laut dem Braunschweiger Forscher<br />

mit Ökobilanzen bereits heute in vielen Fällen<br />

gut abschätzen. „Von der Methodenseite her sind wir<br />

schon gut aufgestellt. Was uns allerdings noch vor<br />

echte Herausforderungen stellt, ist die Verfügbarkeit<br />

von Daten.“ Deshalb seien zuverlässige Ökobilanzen<br />

heute zwar bereits möglich, in der Regel aber – wenn<br />

die verfügbaren Informationen über Produkte, Prozesse<br />

oder Materialien lückenhaft oder zu wenig<br />

aussagekräftig sind – mit einem großen Aufwand<br />

Bild: Tom Oettle<br />

Nachhaltig handeln<br />

Nachhaltiges und umweltschonendes Handeln ist in unser<br />

aller Interesse. Allerdings erfordert es ganzheitliche Ansätze,<br />

um die tatsächlichen Ursachen für Umweltwirkungen zu<br />

finden. Mitunter zeigt sich dann, dass vermeintlich umweltfreundliche<br />

Technologien und Lösungen manchmal gar<br />

nicht so sauber sind. Ideologiegetriebene<br />

Forderungen sind jedenfalls<br />

wenig hilfreich. Vielmehr brauchen<br />

wir neutrale Untersuchungen, um<br />

jene Stellschrauben zu finden, die<br />

den größten Nutzen versprechen.<br />

Mona Willrett<br />

Redakteurin Industrieanzeiger<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 31


TOPSTORY » Nachhaltige Produktion<br />

Bild: IWF<br />

„Wir dürfen unsere<br />

Kraft nicht für Maßnahmen<br />

verschwenden,<br />

die zwar einfach umzusetzen<br />

sind, deren<br />

Wirkung aber überschaubar<br />

bleibt“, warnt<br />

Prof. Christoph Herrmann,<br />

Leiter des<br />

Fraunhofer IST und<br />

des Instituts für Werkzeugmaschinen<br />

und<br />

Fertigungstechnik<br />

(IWF).<br />

Modelle liefern Vergleichsdaten<br />

Für die aufwändigen Bilanzen müssen die Forscher<br />

eine Vielzahl von Produkt- und Produktionsparameverbunden.<br />

„Insofern sind Ökobilanzen bislang noch<br />

ein Werkzeug, das tendenziell eher größere Unternehmen<br />

nutzen“, sagt Herrmann. Zudem fehle angesichts<br />

der Vielzahl von Fertigungstechnologien noch<br />

ein Ansatz, wie sich Daten in enger Kooperation zwischen<br />

Wissenschaft und Industrie qualitätsgesichert<br />

erfassen, zusammenführen und bereitstellen lassen.<br />

Handlungsleitfaden für Unternehmen<br />

Das zu ändern, ist das Ziel der Wissenschaftlichen<br />

Gesellschaft für Produktionstechnik. Im Frühjahr will<br />

die WGP ein Positionspapier veröffentlichen, das jenen<br />

Unternehmen, die eine ökologisch nachhaltigere<br />

Produktion anstreben, als Handlungsleitfaden dienen<br />

soll. Zudem wollen die Initiatoren<br />

mit dem Positionspapier<br />

auf weiße Felder hinweisen,<br />

die es besonders zu beachten<br />

gilt. „Zu unseren weiteren Zielen<br />

gehört es, diese weißen<br />

Felder auf der Karte hin zu<br />

einer nachhaltigen Produktion zu schließen“, ergänzt<br />

Herrmann, der auch Mitglied der WGP-Arbeitsgruppe<br />

„Objektivierung“ und Koordinator des Positionspapiers<br />

ist. Diese aufwändige Arbeit müsse sonst von<br />

jedem Unternehmen aufs Neue erledigt werden.<br />

„Je tiefer wir einsteigen, umso deutlicher sehen<br />

wir, wo noch Lücken bestehen“, sagt der Forscher.<br />

„Wir können bereits recht zuverlässig ermitteln, wie<br />

viel Energie nötig ist, um ein bestimmtes Material zu<br />

gewinnen oder es zu recyceln. Liegen die erforder -<br />

lichen Daten vor, lässt sich mit unseren Berechnungsmodellen<br />

der Einfluss auf den Klimawandel gut<br />

abschätzen. Geht es jedoch um andere Umweltwirkungen<br />

– etwa die Human- oder die Ökotoxizität,<br />

den Wasser- oder den Landverbrauch – dann besteht<br />

noch immer Forschungsbedarf. Sowohl hinsichtlich<br />

Wir müssen differenzieren<br />

zwischen lokalen und<br />

globalen Umwelteffekten<br />

der Modelle als auch der Datenbasis.“ Dazu komme,<br />

dass zwischen lokalen und globalen Umweltwirkungen<br />

differenziert werden muss. Der Klimawandel ist<br />

ein globales Phänomen, Wasser- und Landverbrauch<br />

oder der Schadstoffeintrag in Boden, Luft und Wasser<br />

sind regionale Effekte. „Hier brauchen wir die<br />

lokalen Daten, die nicht immer verfügbar sind“, gibt<br />

Herrmann zu bedenken. Diese Betrachtung sei aber<br />

wichtig, denn ein Konzept, das in Deutschland funktioniere,<br />

könne in einer anderen Region weniger<br />

positiv wirken. Doch selbst wenn die entsprechenden<br />

Daten vorliegen, besteht noch immer die Herausforderung,<br />

sie so aufzubereiten, dass sie ingenieurwissenschaftlich<br />

nutzbar und zielgruppengerecht zu<br />

visualisieren sind. Erst dann ist<br />

eine sinnvolle Interpretation<br />

möglich.<br />

Als eine der größten nationalen<br />

wissenschaftlichen Gesellschaften<br />

im Bereich der<br />

Produktion, verfügt die WGP<br />

über eine sehr gute Ausstattung und Infrastruktur.<br />

Die angeschlossenen Institute arbeiten eng mit der<br />

Industrie zusammen und können insofern auf eine<br />

breite Datenbasis zugreifen. „Gleichzeitig können wir<br />

innerhalb der WGP einen Qualitätssicherungsstandard<br />

implementieren, indem die einen Kollegen die<br />

Daten erheben und andere diese Informationen anschließend<br />

einem kritischen Review unterziehen“, erläutert<br />

Herrmann. Der Forscher betont, das Positionspapier<br />

solle keine statische Vorgabe sein, sondern<br />

ein dynamischer Leitfaden, der mit wachsendem<br />

Kenntnisstand immer wieder aktualisiert wird.<br />

Bild: Kseniya Ragozina/adobe.stock.com<br />

Bild: Johannes Wölper / TU Braunschweig<br />

Elektromobilität schont nicht überall die Umwelt. Das erforderliche Lithium<br />

wird in Südamerika abgebaut und damit das dortige Ökosystem zerstört.<br />

Neue Technologien der Mixed Reality bieten die Chance, komplexe Öko -<br />

bilanzierungen für jedermann verständlich zu machen.<br />

32 Industrieanzeiger » 03|2021


LCA als Instrument zur Schaffung ökologischer Transparenz<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

ter berücksichtigen. Ohne computerunterstützte<br />

Modellberechnungen ist das nicht möglich. Deshalb<br />

arbeiten die Wissenschaftler mit dem sogenannten<br />

Integrated Computational Life Cycle Engineering.<br />

Das IC-LCE koppelt Modelle der Produktion mit solchen,<br />

die die Nutzungsphase beschreiben oder Aussagen<br />

über das Recycling eines Produkts liefern. Damit<br />

können die Experten die Life Cycle Performance<br />

neuer Produkt- und Produktionstechnologien abschätzen<br />

und sowohl technisch-wirtschaftliche<br />

Kenngrößen – etwa die Lebenszykluskosten – als<br />

auch ökologische Effekte bewerten. „Heutige Computer<br />

und Software-Werkzeuge sind leistungsfähig<br />

genug, um selbst komplexe Gesamtmodelle integrativ<br />

zu modellieren und zu simulieren“, erklärt Herrmann,<br />

der seit Jahren in diesem Bereich forscht.<br />

„Selbst verschiedene Hintergrundsysteme, die technologische,<br />

geographische oder zeitliche Variablen<br />

berücksichtigen, lassen sich abbilden und ermöglichen<br />

so anwendungsnahe Forschung.“<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Belastungen nicht nur verschieben<br />

Um die Gefahr zu bannen, mit einer gut gemeinten<br />

Maßnahme schädliche Wirkungen von einem Bereich<br />

in einen anderen zu verschieben – etwa von der Produktion<br />

ins Recycling oder von der Nutzung in die<br />

Rohstoffgewinnung –, müssen Entwickler<br />

•den gesamten Lebenszyklus eines Produkts betrachten,<br />

• sämtliche Wirkungskategorien untersuchen sowie<br />

• Vorder- und Hintergrundsystem berücksichtigen.<br />

Zum Vordergrundsystem gehören die Produkte und<br />

Leistungen, die ein Unternehmen herstellt oder anbietet<br />

und somit direkt verantwortet. Teil des Hintergrundsystems<br />

ist beispielsweise der Energiekreislauf<br />

von der Herstellung eines Produkts über dessen Nutzung<br />

bis hin zur Entsorgung.<br />

Beide Systeme hängen eng zusammen. Das zeigt<br />

auch das Beispiel Elektromobilität. Wird ein E-Auto<br />

in einer Region betrieben, in der Strom aus Kohle erzeugt<br />

wird, ist mit Blick auf die Emissionen am Ende<br />

<br />

<br />

<br />

Um Umweltwirkungen<br />

eliminieren zu können,<br />

müssen zunächst ihre<br />

tatsächlichen Ursachen<br />

gefunden werden. Dabei<br />

hilft die Ökobilanz.<br />

Serie „Nachhaltige Produktion“<br />

Verantwortung zu übernehmen für den eigenen ökologischen<br />

Fußabdruck – das wird auch für produzierende Unternehmen<br />

immer wichtiger. Schon heute verlangen einige<br />

Großkunden von ihren Lieferanten den Nachweis, dass die<br />

gelieferten Teile oder Produkte CO 2<br />

-neutral hergestellt wurden.<br />

Was das für Fertigungsbetriebe bedeutet, beleuchten<br />

wir in unserer dreiteiligen Serie „Nachhaltige Produktion“.<br />

Dabei fokussieren wir uns auf folgende zentrale Fragen:<br />

• Teil 1, Industrieanzeiger 3-2021:<br />

Reicht es, die Fertigung zu optimieren, oder ist ein<br />

ganzheitlicher Ansatz wichtig?<br />

• Teil 2, Industrieanzeiger 5-2021:<br />

Wie können Fertigungsbetriebe ihr eigenes Handeln<br />

nachhaltiger gestalten?<br />

• Teil 3, Industrieanzeiger 8-2021:<br />

Wie verhelfen Fertigungsausrüster ihren Kunden zu mehr<br />

Nachhaltigkeit und zu nachhaltigeren Produkten?<br />

Bild: WZL/IPT<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 33


TOPSTORY » Nachhaltige Produktion<br />

Das Gewinnen der<br />

Rohstoffe sowie die<br />

Nutzung und Verwertung<br />

von Produkten<br />

belasten die Umwelt<br />

oft viel stärker als die<br />

Produktion.<br />

nichts gewonnen. „Hinzu kommt, dass etwa beim VW<br />

ID3 mehr als 43 Prozent des von der Fahrzeugherstellung<br />

verursachten CO 2<br />

-Äquivalents auf die Batterie<br />

entfallen. Eine nachhaltige Batteriefertigung ist<br />

also elementar für eine gesunde Ökobilanz der Elektromobilität“,<br />

betont Herrmann.<br />

Doch die Umweltverträglichkeit batterieelektrischer<br />

Fahrzeuge hängt nicht nur von der Art der<br />

Stromerzeugung sowie von der Produktion, dem Recyceln<br />

oder der Entsorgung des Energiespeichers ab.<br />

Durch die neue Art der Mobilität steigt der Bedarf an<br />

Lithium massiv. Dessen Gewinnung zerstört jedoch<br />

das Ökosystem in den südamerikanischen Abbaugebieten<br />

und lässt die Bevölkerung arm, ohne Grundwasser<br />

und mit verseuchten Böden zurück. Auch das<br />

muss in die Bilanzen einfließen, die den E-Antrieb<br />

mit modernen Verbrennungsmotoren vergleichen.<br />

Bild: Cronimet Ferroleg<br />

Werden Produkte wie<br />

diese Zerspanwerkzeuge<br />

am Ende ihres Lebens<br />

recycelt und in<br />

den Kreislauf zurückgeführt,<br />

schont das<br />

Ressourcen und damit<br />

auch die Umwelt.<br />

Angesichts der Vielzahl an Stellschrauben lassen<br />

sich jene, die das größte Verbesserungspotenzial versprechen,<br />

nur mithilfe Computer-unterstützter Experimente<br />

finden. Integrated Computational Life Cycle<br />

Engineering hilft Experten, sehr schnell und mit<br />

überschaubarem Aufwand viele unterschiedliche<br />

Szenarien zu simulieren und so herauszufinden, an<br />

welcher Stelle die größten Effekte zu erzielen sind.<br />

„Wir dürfen unsere Kraft und Zeit nicht für Maßnahmen<br />

verschwenden, die zwar gut klingen und einfach<br />

umzusetzen sind, deren Wirkung aber überschaubar<br />

bleibt“, mahnt Herrmann. Solche Modell-Untersuchungen<br />

seien in einigen großen Unternehmen bereits<br />

im Einsatz, berichtet der Forscher. „Wir müssen<br />

allerdings dahin kommen, dass diese Werkzeuge<br />

auch für Unternehmen beherrschbar sind, die keine<br />

eigene Abteilung fürs Life Cycle Engineering haben.“<br />

Aber selbst dann werde den Betrieben ein gewisses<br />

Maß an Kompetenzaufbau nicht erspart bleiben.<br />

Prof. Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft,<br />

betont: „Wir stehen vor globalen Herausforderungen,<br />

die hochkomplexe Fragen aufwerfen.<br />

Um Antworten darauf zu finden, brauchen wir<br />

exzellente innovative Forschung.“ Dabei würden einzeln<br />

agierende Disziplinen schnell an Grenzen stoßen.<br />

Deshalb seien gerade jetzt gemeinschaftliches<br />

Handeln und wechselseitige Inspiration wichtig. In<br />

interdisziplinären Gruppen würden alte Gewissheiten<br />

eher hinterfragt, und nur das führe zu jenen radikalen<br />

Entdeckungen, die wir dringend benötigen, um<br />

die Herausforderungen einer globalisierten Welt zu<br />

bewältigen. Zudem sei das die zentrale Strategie, um<br />

Deutschland zukunftsfähig zu halten.<br />

Bild: IWF<br />

34 Industrieanzeiger » 03|2021


Produktionsferne Disziplinen wie die Meteorologie<br />

oder die Geologie lassen sich relativ gut in eine Ökobilanzierung<br />

einbinden, weil Fertigungsingenieure<br />

deren Modelle – die beispielsweise das Klima beschreiben<br />

– nutzen können, ohne sich in deren Details<br />

auszukennen. Dennoch ist ein Grundverständnis<br />

für die Materie wichtig, um die Ergebnisse sinnvoll<br />

interpretieren zu können.<br />

Im Sinne der Nachhaltigkeit sollten Produkte künftig<br />

wieder vermehrt so gestaltet werden, dass sie reparierbar<br />

sind, am Ende ihres Lebens recycelt und die<br />

Rohstoffe einem geschlossenen Kreislauf zugeführt<br />

werden können. Letzteres ist<br />

bislang nur eingeschränkt<br />

möglich, weil die Qualität recycelter<br />

Materialien nicht jener<br />

der ursprünglichen Werkstoffe<br />

entspricht. Auch hier<br />

sieht Herrmann noch Entwicklungsbedarf.<br />

Ob sich all das umsetzen lässt, hängt<br />

laut dem Forscher von künftigen Geschäftsmodellen<br />

ab. „Je besser wir es schaffen, beim Verbraucher die<br />

Funktion eines Produkts in den Fokus zu rücken, statt<br />

wie bisher den Wunsch, es zu besitzen, umso eher<br />

wird es gelingen, mit robusteren Produkten am<br />

Markt erfolgreich zu sein.“ Sharing-Konzepte seien<br />

ein Weg, Produkte besser auszulasten und damit ihren<br />

Nutzungsgrad zu erhöhen. Und clevere Finanzierungsmodelle<br />

könnten dazu beitragen, dass es auch<br />

für einkommensschwächere Gruppen erschwinglich<br />

und attraktiv wird, hochwertigere Produkte zu nutzen,<br />

statt Billigware zu kaufen, die oft bereits nach<br />

einer kurzen Nutzungsdauer entsorgt wird. „Effizienz<br />

und Innovation weiterhin ausschließlich unter dem<br />

Gesichtspunkt ständig steigenden Outputs zu sehen,<br />

wird langfristig jedenfalls nicht zum Erfolg führen“,<br />

ist der Institutsleiter überzeugt.<br />

Erneuerbare Energie als Standortvorteil<br />

Produktionsforscher Herrmann geht davon aus, dass<br />

künftig klimatische und geografische Kriterien bei<br />

der Auswahl von Produktionsstandorten mitentscheiden.<br />

So werde man Serverfarmen immer eher in<br />

kalten Regionen errichten. Der Wissenschaftler gibt<br />

zu bedenken: „Wenn wir in Deutschland über den<br />

Sinn und Nutzen von erneuerbaren<br />

Energieformen diskutieren,<br />

wird eines oft vergessen:<br />

Die dafür erforderliche Infrastruktur<br />

wird künftig ein erheblicher<br />

Standortvorteil sein.<br />

Soll beispielsweise die Automobilindustrie<br />

klimaneutral produzieren, dann kann<br />

sie das nur dort, wo Ökostrom in ausreichender Menge<br />

zur Verfügung steht.“<br />

Dass die Debatten über Nachhaltigkeit oft eher<br />

emotional als rational geführt werden, liege an der<br />

fehlenden objektiven Diskussionsgrundlage. „Um das<br />

zu ändern, müssen wir bereits in den Schulen und<br />

Hochschulen das nötige Wissen vermitteln, damit ein<br />

breiter Teil der Bevölkerung wieder qualifiziert an der<br />

Diskussion teilnehmen kann“, mahnt Herrmann. Insgesamt<br />

sieht er Deutschland aber gut aufgestellt.<br />

„Wir haben ein gemäßigtes Klima und gleichzeitig<br />

bereits eine gute Basis für erneuerbare Energie. Diese<br />

Standortvorteile sollten wir nutzen und ausbauen.“<br />

Ständig steigender Output<br />

reicht nicht, um innovativ<br />

und erfolgreich zu bleiben<br />

YOU CAN<br />

THE<br />

COUNTERPART<br />

ON US<br />

EXKLUSIV.<br />

ERP FÜR LOSGRÖSSE 1+<br />

OF MEETING<br />

EXPECTATIONS<br />

www.ams-erp.com/webinare<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 35


Der erste digitale Werkzeugbautag wurde<br />

aus einem improvisierten Studio heraus<br />

moderiert. Referenten und Teilnehmer<br />

waren online zugeschaltet.<br />

Bild: IPT<br />

Digitalisierung sichert die Wettbewerbsfähigkeit des Werkzeug- und Formenbaus<br />

Nächste Stufe der Entwicklung<br />

Viele Werkzeugbaubetriebe stehen vor großen Herausforderungen. Entscheidend für ihre Zukunftsfähigkeit<br />

ist es, schnell und effizient auf Veränderungen reagieren zu können. Das soll<br />

die nächste Entwicklungsstufe hin zum datengetriebenen Werkzeugbau möglich machen.<br />

» Mona Willrett, Redakteurin Industrieanzeiger<br />

Nachhaltigkeit, Digitalisierung und der Umgang<br />

mit Krisen waren zentrale Themen des ersten<br />

digitalen Werkzeugbautags, der Corona-bedingt das<br />

traditionelle Kolloquium „Werkzeugbau mit Zukunft“<br />

ersetzte. In seinem Einführungsvortrag beschrieb<br />

Prof. Thomas Bergs den datengetriebenen Werkzeugbau<br />

als nächste Entwicklungsstufe – nach den Phasen<br />

der Industrialisierung und der Automatisierung.<br />

Nur so könne die Branche aktuelle und künftige Herausforderungen<br />

meistern, zu denen unter anderem<br />

eine in den letzten Jahren dramatisch gesunkene<br />

Umsatzrendite, der Rückgang der Produktionsauslastung<br />

im Maschinenbau oder der Strukturwandel in<br />

der Automobilindustrie gehörten. Das Konzept des<br />

datengetriebenen Werkzeugbaus gibt den Betrieben<br />

laut Bergs die Möglichkeit,<br />

• alle relevanten Informationen durchgängig zu visualisieren<br />

und so für eine hohe Transparenz aller<br />

wichtigen Abläufe im Unternehmen zu sorgen,<br />

• mithilfe digitaler Zwillinge jederzeit den Lebensweg<br />

der Werkzeuge nachvollziehen und deren aktuellen<br />

Status abrufen zu können sowie<br />

• durch den Einsatz von maschinellem Lernen die<br />

Prognosefähigkeit erheblich zu verbessern.<br />

Allerdings gelte es dabei auch, eine hohe Datensicherheit<br />

zu gewährleisten, ergänzte Bergs.<br />

Aktuell sei die Branche noch auf dem Weg, den<br />

Automatisierungsgrad stetig zu steigern. Gut 79 %<br />

der Werkzeugbaubetriebe nutzten aber bereits Einrichtungen,<br />

um in der Fertigung Daten zu erfassen.<br />

Knapp 68 % setzten Apps in der mechanischen Fertigung<br />

ein, rund 32 % in der Qualitätssicherung.<br />

36 Industrieanzeiger » 03|2021


TECHNIK & WISSEN«<br />

Der Wissenschaftler, der den Direktorien des veranstaltenden<br />

Aachener Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie<br />

(IPT) und des Werkzeugmaschinenlabors<br />

WZL der RWTH Aachen angehört, sieht<br />

drei Handlungsfelder, um die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Branche zu sichern:<br />

• eine resiliente Produktion zur Steigerung der Widerstandsfähigkeit<br />

der Betriebe,<br />

• Life Cycle Assessment als strategischen Ansatz für<br />

die Produktion und<br />

• die Stärkung der Industrie durch eine skalierbare<br />

Produktion von Brennstoffzellen.<br />

Resilienz beschreibt Bergs als die Fähigkeit eines Unternehmens,<br />

sich permanent an interne und externe<br />

Veränderungen und Störungen anzupassen. Elementar<br />

sei, neue Marktpotenziale zu erkennen und durch<br />

frühzeitige und schnelle Adaption des Produktportfolios<br />

neue Geschäftsfelder zu erschließen.<br />

Doch nicht nur die Fähigkeit mit Veränderungen<br />

des Marktes umzugehen sei wichtig. Auch innerbetrieblich<br />

seien adaptive Prozessketten – etwa in der<br />

Fertigung – eine Voraussetzung für Resilienz und Zukunftsfähigkeit.<br />

Fällt beispielsweise eine wichtige<br />

Maschine unerwartet aus, könnte der Fertigungsplaner<br />

die Prozesskette kurzfristig anpassen, indem er<br />

auf andere interne oder externe Ressourcen zugreift.<br />

Das setzt allerdings den schnellen und einfachen Zugang<br />

zu Informationen über die Verfügbarkeit der Alternativen<br />

voraus. Durch eine solche „Mikro-Resilienz“<br />

ließe sich nicht nur das Verschwenden von Zeit<br />

und Ressourcen im Betrieb minimieren. Sie trägt<br />

auch dazu bei, Lieferketten zu sichern und stellt somit<br />

für den Kunden einen Mehrwert dar. Denn: Ein so<br />

Große Potenziale aus der heutigen Praxis<br />

organisierter Werkzeugbau kann in einer Notsituation<br />

schnell reagieren und helfen.<br />

Bergs betonte aber auch, dass es nicht ratsam sei,<br />

sich auf alle potenziellen Bedrohungen vorzubereiten.<br />

Er sagte: „Handeln Sie mit Augenmaß. Denken<br />

Sie sowohl an die Strategie als auch an die technische<br />

Umsetzung.“<br />

Ökologischer Fußabdruck wird wichtig<br />

Auch für Werkzeugbaubetriebe gewinnt der ökologische<br />

Fußabdruck zunehmend an Bedeutung. Gesetzgeber,<br />

Kunden, aber auch die Gesellschaft werden<br />

künftig umweltverträglicheres Agieren fordern. Als<br />

Instrument, um ökologische Transparenz zu schaffen,<br />

stellte Bergs das Life Cycle Assessment (LCA) vor, mit<br />

dessen Hilfe sich Umweltwirkungen identifizieren<br />

und bewerten lassen. Dazu ist jedoch eine durchgehende<br />

Digitalisierung erforderlich. Daten aus den unterschiedlichsten<br />

Quellen werden im digitalen Zwilling<br />

verknüpft, der die Basis für die Ökobilanzierung<br />

bildet. Blockchain-Technologien sollen die Validität<br />

der Daten sichern und so Vertrauen schaffen.<br />

In vielen Zukunftsszenarien spielt elektrische Energie<br />

die zentrale Rolle. Die Brennstoffzelle gewinnt<br />

deshalb an Bedeutung. Um den daraus resultierenden<br />

Bedarf an Bipolarplatten decken zu können, gilt<br />

es, noch eine Reihe fertigungstechnologischer Herausforderungen<br />

zu meistern. Insofern ist Bergs<br />

überzeugt, dass der Werkzeugbau auch künftig erfolgreich<br />

im Wettbewerb bestehen kann. Er forderte<br />

die Branche aber auf, jetzt gemeinsam zu handeln,<br />

denn der Wettbewerb komme nicht aus dem deutschen<br />

Kollegenkreis, sondern von woanders.<br />

Der Werkzeug- und<br />

Formenbau hat in den<br />

vergangenen Jahrzehnten<br />

eine enorme Entwicklung<br />

durchlaufen.<br />

Grad der operativen und technologischen Exzellenz<br />

Traditioneller<br />

Werkzeugbau<br />

Industrialisierter<br />

Werkzeugbau<br />

2000 2010<br />

<br />

Automatisierter<br />

Werkzeugbau<br />

Heute<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Datengetriebener<br />

Werkzeugbau<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Bild: WZL/IPT<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 37


» TECHNIK & WISSEN<br />

Messsystem optimiert Zerspanprozesse in Echtzeit<br />

Sensor erkennt kleinste Störungen<br />

Um anspruchsvolle Drehprozesse zu optimieren, haben Horn und Kistler gemeinsam ein<br />

Überwachungssystem entwickelt. Das Piezo Tool System erfasst selbst kleine Änderungen der<br />

Prozessdaten und gibt dem Nutzer neue Möglichkeiten, seine Fertigung zu optimieren.<br />

Das Piezo Tool System<br />

im Einsatz.<br />

Aufgrund von Materialschwankungen, engen Toleranzen<br />

oder dem Einsatz filigraner Werkzeuge<br />

wird manche Zerspanungsaufgabe zur Herausforderung.<br />

Steigender Kostendruck erschwert die<br />

Situation zusätzlich. Vor allem bei Arbeiten im<br />

Grenzbereich ist es deshalb<br />

sinnvoll, den Prozess zu überwachen.<br />

Doch bislang übliche Überwachungssystem<br />

Methoden – etwa das Messen fungiert auch als<br />

von Spindelstromänderungen<br />

Maschinenanalysetool<br />

oder des Körperschalls – liefern<br />

in vielen Fällen keine aussagekräftigen<br />

oder zu ungenaue Ergebnisse. Um hier<br />

Abhilfe zu schaffen, haben die Tübinger Paul Horn<br />

GmbH und die Kistler Instrumente AG gemeinsam<br />

das Piezo Tool System (PTS) entwickelt, das kleinste<br />

Änderungen der Prozessdaten nahe der Zerspanstelle<br />

erfasst – in Echtzeit. Anhand der aufgenommenen<br />

Daten kann der Maschinenbediener Materialfehler,<br />

Schneidendefekte, Spanklemmer oder einen Werkzeugbruch<br />

erkennen sowie Rückschlüsse ziehen auf<br />

die Reststandzeit des Werkzeugs.<br />

Bild: Horn/Sauermann<br />

Kistler testete das System in der eigenen Fertigung.<br />

Dort waren unerklärliche Standzeitschwankungen<br />

beim Schlichten einer kritischen Ausdreh -<br />

bearbeitung von Mikrohülsen aufgetreten. Um der<br />

Ursache auf die Spur zu kommen, statteten die Techniker<br />

im ersten Schritt die Schlichtwerkzeuge mit<br />

dem PTS aus und erfassten die Prozessdaten bis zum<br />

Standzeitende. Anschließend bestückten sie weitere<br />

Werkzeuge mit Sensoren. Es zeigte sich: Der Fehler<br />

lag in der vorgelagerten Schruppbearbeitung. Hier<br />

kam es immer wieder zu Ratterschwingungen, die<br />

sich auf die Lebensdauer des Schlichtwerkzeugs<br />

auswirkten. Die Schruppbearbeitung wurde umgestellt,<br />

die Überwachung des Schlichtens beibehalten.<br />

Nun produziert Kistler wirtschaftlicher und mit einer<br />

deutlich verbesserten Lebenszeit der Werkzeuge.<br />

Möglichst nah an der Schneide<br />

Diese Erfahrung motivierte die Verantwortlichen, das<br />

PTS-System für weitere Anwendungsfälle zu nutzen,<br />

beispielsweise auf Mehrspindeldrehautomaten mit<br />

modularen Werkzeugen. Den Sensor in der Kassettenschnittstelle<br />

zu platzieren, erwies sich dabei als<br />

weniger vorteilhaft, da die Kassetten alle drei Monate<br />

gewechselt wurden. Die Analyse der Festigkeit im<br />

Grundhalter führte zum Einbau des Sensors im Kraftfluss.<br />

Die Festigkeit des Halters änderte sich nur minimal.<br />

Das Messergebnis war<br />

jedoch sehr gut.<br />

Der Piezo-Quarz-Sensor<br />

wird ins Werkzeug integriert<br />

und gibt eine zur Belastung<br />

proportionale, messbare Ladung<br />

ab. Der richtige Einbau<br />

und die passende Ausrichtung des Quarzes sind für<br />

die Qualität des Messergebnisses maßgebend. Der<br />

Sensor sollte möglichst nah an der Zerpanstelle sitzen,<br />

was insbesondere beim Messen kleinster Kräfte<br />

beim Mikrodrehen von Vorteil ist.<br />

Die Signale werden in der so genannten PTS-Box<br />

umgewandelt und verstärkt. Die PTS-Software sorgt<br />

anschließend für die visuelle Darstellung auf einem<br />

separaten Bildschirm. Der Nutzer kann sich wahlweise<br />

die durchschnittliche oder die maximale Belas-<br />

38 Industrieanzeiger » 03|2021


Messkette für Langdreher,<br />

Werkzeug Typ<br />

224 und Datenausgabe<br />

mit PTS.<br />

tung sowie auftretende Vibrationen anzeigen lassen.<br />

Das System zeichnet Prozesskräfte in hoher Auf -<br />

lösung auf, so dass jede minimale Änderung des<br />

Kraftverlaufs sichtbar wird.<br />

Weil die Sensoren derzeit noch ein Kabel benötigen,<br />

kommen sie aktuell nur an Werkzeugen mit stehenden<br />

Haltern zum Einsatz, etwa in Langdrehmaschinen<br />

oder Mehrspindeldrehautomaten. Für die<br />

Zukunft wollen die Entwickler aber auch eine kabellose<br />

Datenübertragung realisieren, womit das System<br />

auch bei rotierenden Werkzeugen nutzbar wäre.<br />

PTS ist keine Plug-and-Play-Lösung. Das System<br />

fordert vom Bediener eine gewisse Sensibilität, wichtige<br />

Informationen zu erkennen und deuten zu können.<br />

Das Erfassen der Prozessdaten ist unabhängig<br />

vom Alter der Maschinen. Oft genügt es, das kritischste<br />

Werkzeug eines Herstellungsprozesses zu<br />

betrachten. Da nur die relevanten Daten aufgezeichnet<br />

werden, besteht nicht die Gefahr, eine riesige<br />

Datenblase zu generieren. Unerlässlich ist jedoch, die<br />

gewonnenen Informationen sinnvoll zu analysieren<br />

und im Rahmen eventueller Industrie-4.0-Projekte<br />

aufzubereiten. Nur so gelingt es, die Wertschöpfungskette<br />

tatsächlich zu optimieren.<br />

Bild: Horn<br />

Grundhalter Typ 968<br />

für Index-Mehrspindler<br />

mit integriertem<br />

PTS-Sensor.<br />

Bild: Horn/Sauermann<br />

Letztlich könnte das Einspielen der Daten in KI-<br />

Systeme den Mitarbeiter dabei unterstützen, Prozesse<br />

nicht nur besser zu verstehen und entsprechend<br />

zu agieren, sondern auch Rüstzeiten zu minimieren<br />

und Maschinenstillstände möglichst zu verhindern.<br />

So kann PTS die Maschinenauslastung und damit die<br />

Produktion maßgeblich verbessern.<br />

Gelingt es, Zusammenhänge und Muster abzuleiten,<br />

können daraus faktenbasierte Prognosen entstehen.<br />

Vorbeugemaßnahmen werden möglich, störfallrelevante<br />

Einflussgrößen eliminiert. Treten Abweichungen<br />

mit unbekannter Ursache auf, so kann dies<br />

auch auf den Zustand der Maschinen hindeuten und<br />

helfen, Wartungsintervalle zu optimieren. In diesem<br />

Fall fungiert PTS als Maschinenanalysetool.<br />

Hilft dem Nutzer, schnell zu agieren<br />

Das System ist ein gutes Instrument, um die Auslastung<br />

von Produktionsanlagen, die Qualität von Produkten<br />

oder die operative Effizienz zu verbessern.<br />

Mit zunehmender Digitalisierung und Datensteuerung<br />

etabliert es sich am Markt. Möglich gemacht<br />

hat dies auch die schnelle Datenverarbeitung entlang<br />

der ganzen Prozesskette. Noch arbeitet PTS unterstützend.<br />

Die generierten Fast-Echtzeit-Daten helfen<br />

dem Maschinenbediener, schnell zu agieren.<br />

In Kooperation mit Maschinenherstellern wird jedoch<br />

daran gearbeitet, PTS in die Steuerung zu implementieren.<br />

Künftig wäre es also auch denkbar,<br />

dass das System über die Maschinensteuerung<br />

selbstständig einen Prozess optimiert.<br />

Daneben liefert das PTS den Produktionsverantwortlichen<br />

auf unterschiedlichen Ebenen neue Fakten<br />

über Werkzeuge und Anlagen. Mit diesen Erkenntnissen<br />

aus Top-Performer-Werken oder Anlagen lassen<br />

sich dann weniger produktive optimieren. (mw)<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 39


» TECHNIK & WISSEN<br />

Sonder-Schwenkeinrichtung schafft Platz für Mehrfach-Spannvorrichtung<br />

Output-Steigerung dank<br />

besonderer Konstruktion<br />

Der Automobilzulieferer AVCI suchte nach einer Lösung, um mehrere Teile in einer Auf -<br />

spannung bearbeiten zu können. Peiseler modifizierte dafür eine Schwenkeinrichtung für<br />

eine Hyundai WIA- Maschine und schuf so die Basis für einen um 20 % höheren Output.<br />

» Christian Mannigel, Fachautor in Handeloh<br />

Erstmalig setzte Peiseler<br />

mit dieser Lösung<br />

eine mittig platzierte<br />

Planscheibe um und<br />

realisierte damit einen<br />

größeren Störkreis.<br />

Bild: Peiseler<br />

Automobilzulieferer sind einem besonderen Kosten-<br />

und Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Das gilt<br />

auch für den Lohnfertiger AVCI. Die Solinger bearbeiten<br />

unter anderem spezielle Halterungen für den<br />

Antrieb von Cabrio-Verdecken. Diese Aluminium-<br />

Druckgussteile sorgen im Vergleich zu den früher<br />

verwendeten Stahl-Tiefziehblechen für eine Gewichtseinsparung<br />

von 15 bis 20 kg pro Verdeck.<br />

Bislang nutzte AVCI eine 5-Achs-Maschine, um<br />

Bohrungen in verschiedenen Winkeln sowie Gewinde<br />

in diese Teile einzubringen oder Auflageflächen<br />

nachzufräsen. „Da diese Maschine aber nur eine Bearbeitungsstation<br />

und somit kein hauptzeitparalleles<br />

Rüsten bot, kam die Überlegung auf, alternativ eine<br />

3-Achs-Maschine mit Werkstückwechseltisch mit<br />

zusätzlichen Zweiachs-Schwenkeinrichtungen aufzurüsten“,<br />

sagt Lutz Wassem, Fertigungsleiter bei<br />

AVCI. Damit wäre die Maschine hauptzeitparallel<br />

rüstbar. Nebenzeiten würden nur noch im Sekundenbereich<br />

für den Werkstückwechsel anfallen.<br />

Eine wesentliche Herausforderung beim Umsetzen<br />

dieser Idee war jedoch die Anforderung von AVCI, für<br />

die Fertigung großer Stückzahlen auf jeder Seite eine<br />

Mehrfachspannvorrichtung mit entsprechenden<br />

Störkreisen auf der C-Achse montieren zu können.<br />

Die auf dem Markt angebotenen Schwenkbrücken<br />

kamen wegen ihres asymmetrischen Aufbaus nicht in<br />

Frage. Insofern galt es, einen Anbieter zu finden, der<br />

die Planscheibe nicht seitlich, sondern mittig unter<br />

Beibehaltung der Stabilität positioniert und damit<br />

40 Industrieanzeiger » 03|2021


einen genügend großen Störkreis bietet. Mit diesem<br />

Wunsch wandte sich AVCI an Aro-tec. Bei den Bielefeldern<br />

hatte der Zulieferer schon früher Werkzeugmaschinen<br />

von Hyundai WIA erworben und gute Erfahrungen<br />

gemacht.<br />

Zwar gab es laut Michael Kesterke, Sales Engineer<br />

bei Aro-tec, auch Anbieter, die ein komplettes<br />

Be arbeitungszentrum mit Werkstückwechsel und<br />

Schwenkeinrichtung angeboten hätten, doch die<br />

konnten preislich nicht mithalten. Die Folge wären<br />

zu hohe Stückkosten für die wettbewerbsintensive<br />

Automobilbranche gewesen. Doch dann fanden die<br />

beiden Unternehmen mit Peiseler einen Hersteller<br />

von Wendern, Drehtischen, Zweiachs-Schwenkeinrichtungen,<br />

Schwenkköpfen und Werkzeugwechseltischen,<br />

der zugleich bekannt ist für die Entwicklung<br />

komplexer Sonderkonstruktionen.<br />

Mehr Teile in kürzerer Zeit<br />

Für das gemeinsame Projekt bedeutete dies den<br />

Durchbruch. Peiseler zeigte sich als einziger Anbieter<br />

offen für das Finden einer passenden Lösung. Da eine<br />

Zusatzachse immer viel Platz benötigt, galt die Prämisse,<br />

diese so klein und schlank wie möglich zu<br />

bauen, ohne aber Stabilitätseinbußen zu haben. Und<br />

das als Plug-and-Play-Lösung. Denn die vierte und<br />

fünfte Achse, die das Wenden des Werkstücks ermöglicht,<br />

sollte in kurzer Zeit leicht entfernt werden<br />

können, um die Maschine auch normal 3-achsig einsetzen<br />

zu können.<br />

Die Konstrukteure von Peiseler verlängerten für<br />

den angestrebten größeren Störkreis das Wiegengehäuse<br />

rechts und links mit zwei veränderten Gusshauben.<br />

Statt eines ursprünglich maximalen Durchmessers<br />

von 180 mm kann dieser nun bis zu 650 mm<br />

betragen. Zwar ist für AVCI nicht die Größe des<br />

Werkstücks relevant, doch erlaubt diese bauliche<br />

Veränderung das Einrichten einer hydraulischen Vorrichtung<br />

mit mehreren Spannnestern. Das schafft die<br />

Möglichkeit, mehrere kleinere Teile nebeneinander zu<br />

bearbeiten. Zusammen mit einem Palettenwechsler<br />

ermöglicht das eine deutlich höhere Stückzahl bei<br />

zugleich erheblich reduzierter Fertigungszeit.<br />

„Die Entwicklung einer Schwenkeinrichtung mit<br />

vergrößertem Störkreis und das erstmalige Umsetzen<br />

einer solchen Variantenkonstruktion aus bestehenden<br />

Baukastenkomponenten war für uns völlig neu“,<br />

stellt Markus Kocherscheid fest, der seitens des<br />

Peiseler-Vertriebs Aro-tec betreut. Neben den mechanischen<br />

Veränderungen sei die Anpassung an die<br />

Steuerung der Hyundai WIA F 600 D eine Herausforderung<br />

gewesen. Die Maschine mit der Schwenk -<br />

einrichtung läuft seit einem Jahr im Drei-Schicht-<br />

Betrieb mit wechselnden Automotive-Bauteilen.<br />

Hochpräzise Wellenfedern<br />

mit einer Bauraumeinsparung von bis zu 50%<br />

Schutz für<br />

Mensch und<br />

Maschine<br />

Individuelle Faltenbälge, Abdeckungen, Unfallschutz:<br />

• Faltenbälge<br />

• Gleitbahnschützer<br />

• Kastenbälge<br />

• Jalousien<br />

• Gummiformteile<br />

THE ENGINEER’S CHOICE<br />

50%<br />

Kontaktieren Sie Sie unsere unsere Produktingenieure<br />

+49 (0) (0) 234 92361 00<br />

www.tfcdeutschland.com www.tfc-de.com | | | vertrieb@tfc.eu.com<br />

CAD Downloads - Kostenlose Muster - Beratung bei Designauswahl<br />

• Rollbandabdeckungen<br />

• Spiralfedern<br />

• Schürzen<br />

• Kompensatoren<br />

• Manschetten<br />

www.faltenbalg.net<br />

info@faltenbalg.net<br />

Tel. +49 (0) 202 / 8 45 82<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 41<br />

Fax +49 (0) 202 / 8 28 85


» TECHNIK & WISSEN<br />

Mit langem Werkzeug hochgenau und zuverlässig in Serie fertigen<br />

Prozesssicher in tiefen Kavitäten<br />

Tiefe Kavitäten mit langen Werkzeugen hochgenau und prozesssicher zu bearbeiten, vor dieser<br />

Herausforderung standen die Werkzeugbauer der Siegfried Hofmann GmbH. Zudem musste der<br />

Prozess automatisiert ablaufen, um die Baukammern von 3D-Druckern wirtschaftlich in Serie<br />

herstellen zu können. Gemeinsam mit den Spezialisten des Maschinenbauers Grob fanden die<br />

Oberfranken eine passende Lösung.<br />

» Katharina Kreher, Marketingreferentin, Grob-Werke GmbH & Co. KG<br />

Ein aus dem Vollen gefrästes<br />

Maschinenbauteil<br />

aus Aluminium.<br />

Die Oberflächenqualität<br />

wurde ohne Nachbearbeitung<br />

auf einer<br />

Grob G750 gefertigt.<br />

Bild: Hofmann<br />

Bereits seit einiger Zeit hatte die<br />

Werkzeugbau Siegfried Hofmann<br />

GmbH jährlich etwa fünf bis zehn<br />

3D-Drucker gebaut. Quasi in Handarbeit.<br />

Als es vor etwa fünf Jahren darum ging,<br />

die Baukammer – das Kernstück eines<br />

3D-Druckers – im industriellen Maßstab<br />

zu fertigen, war guter Rat zunächst teuer.<br />

In dieser etwa 700 mm tiefen Kammer<br />

fährt ein Stempel auf und ab, vergleichbar<br />

mit einem Kolben in einem Verbrennungsmotor.<br />

Dies alles muss hochgenau<br />

erfolgen und insbesondere die Oberfläche<br />

darf keine Absätze aufweisen. Unebenheiten<br />

in den Kammern wurden in der<br />

Vergangenheit aufwändig maschinell<br />

oder händisch nachbearbeitet.<br />

Als die Nachfrage stieg, wollten die<br />

Verantwortlichen die Fertigungsabläufe<br />

automatisieren, um höhere Stückzahlen<br />

zu realisieren. Das Ganze natürlich wirtschaftlich<br />

und bei gleicher Qualität.<br />

90 % des Materials zerspant<br />

Mit dem Basiswissen über die Herstellung<br />

dieser Kammern – Preis, Fertigungszeit<br />

und Aufwand beim Finishing – suchten<br />

die Hofmann-Techniker eine passende<br />

Maschine. Dabei spielten sie unterschiedliche<br />

Szenarien durch. Auch andere Fertigungsverfahren<br />

waren dabei nicht ausgeschlossen.<br />

Die Kammern zu ziehen oder<br />

zu pressen, schied aber schon allein deshalb<br />

aus, weil man sich dann auf eine<br />

Geometrie hätte festlegen müssen, die<br />

nicht mehr so einfach änderbar wäre.<br />

Da die großen Baukammern aus dem<br />

Vollen gefräst und 90 % des Materials<br />

zerspant werden mussten, interessierten<br />

sich die Spezialisten von Hofmann zunächst<br />

nur für Horizontal-Zentren. „Die<br />

Überlegungen gingen sogar so weit, eine<br />

Sondermaschine bauen zu lassen“, berichtet<br />

Markus Gräf, Leiter der Hofmann-<br />

Prozessentwicklung. „Wir waren zu diesem<br />

Zeitpunkt der Meinung , dass es keine<br />

Maschine auf dem Markt gibt, die den<br />

hohen Anforderungen gerecht wird.“<br />

Eine Idee, die dann aber wieder verworfen<br />

wurde, weil auch dadurch die Flexibilität<br />

verloren gegangen wäre. Schon bei<br />

42 Industrieanzeiger » 03|2021


der kleinsten Änderung der<br />

Kammer hätte eine<br />

neue Sondermaschine<br />

angeschafft<br />

werden müssen. „So<br />

entschlossen wir uns entgegen<br />

unserer Auffassung, dass<br />

die Anforderung für eine Universalmaschine<br />

eigentlich zu speziell sei, genau in<br />

diesem Marktsegment weiter zu suchen“,<br />

berichtet Gräf.<br />

Aufgrund bisheriger Erfahrungen mit<br />

einer Werkzeugmaschine mit Flachführungen,<br />

die im Führungsbereich sehr stabil<br />

war, sollte die neue Maschine wiederum<br />

die gleichen baulichen Voraussetzungen<br />

erfüllen. „Schnell stellten wir allerdings<br />

fest“, so Gräf, „dass es zumindest<br />

auf dem europäischen Markt keine Maschine<br />

mit Flachführungen mehr gab. Die<br />

einzige Möglichkeit wäre eine Neuanschaffung<br />

des alten Modells gewesen,<br />

einer Maschine mit 20 Jahre alter Technik,<br />

zu einem utopischen Preis und das<br />

mit dem bekannt hohen Nacharbeitsaufwand.“<br />

Obwohl bei Hofmann die Meinung<br />

vorherrschte, Flachführungen seien Rollenführung<br />

überlegen, testete man eine<br />

5-Achs-Universalmaschine des Typs G550<br />

von Grob, die mit hochwertigen Rollenführungen<br />

und einer Option für überlange<br />

Werkzeuge ausgestattet war.<br />

Spindel liefert Top-Oberflächen<br />

Da bei Grob die Z-Achse nicht aus der<br />

Führung herausfährt, spielt es keine Rolle,<br />

in welcher Achsposition sich die Spindel<br />

gerade befindet. Der Abstand von Spindelnase<br />

zu Führung bleibt konstant. Der<br />

Spindelstock wird mit je drei Führungsschuhen<br />

pro Führungsschiene geführt,<br />

was ein Durchbiegen des Spindelstockes<br />

verhindert und konstante Stabilität über<br />

den kompletten Verfahrbereich in Richtung<br />

der Werkzeugachse gewährleistet.<br />

Gepaart mit der Grob-eigenen Spindeltechnologie,<br />

hat das zur Folge, dass die<br />

hergestellten Oberflächen eine sehr hohe<br />

Güte erreichen. Ein für die Bearbeitung<br />

bei Hofmann wichtiger Aspekt, weil zum<br />

einen tief in die Taschen gefahren wird<br />

und zum anderen eine hoch genaue Oberflächenqualität<br />

erforderlich ist.<br />

Bei den<br />

Tests überzeugte<br />

die G550 in erster Linie<br />

mit ihrem schlüssigen Maschinenkonzept.<br />

Durch die horizontale<br />

Spindel und die Möglichkeit, das<br />

Werkzeug komplett aus dem Arbeitsraum<br />

zurückziehen zu können, gibt es keine<br />

Kollisionsbereiche beim Schwenken des<br />

Bauteiles. Gerade bei tiefen Teilen hat die<br />

horizontale Spindel einen bedeutenden<br />

Vorteil: Die Späne fallen einfach vom<br />

Tisch und die Wärme der Späne hat keinen<br />

Einfluss auf die Präzision. Positiv ist<br />

auch, dass die Werkzeugstandzeit sich<br />

verlängert, da sich keine Späne-Nester im<br />

Bauteil bilden. Das Ergebnis sind Ober -<br />

flächen, die keiner manuellen Nacharbeit<br />

bedürfen. Weiter tragen ein eigensteifes<br />

Maschinenbett und breite, groß dimensionierte<br />

Linearführungen zum leistungsstarken<br />

Maschinenkonzept bei.<br />

Doch es blieb zunächst eine Gratwanderung,<br />

die G550 und ihre Parameter auf<br />

den Bedarf bei Hofmann einzustellen. Bis<br />

zu sechs Spezialisten von Grob waren vor<br />

Ort, um die sehr speziellen Anforderungen<br />

umzusetzen. Um noch mehr Stabilität<br />

beim Bearbeiten der Baukammern zu er-<br />

Bild: Grob<br />

Die von Grob entwickelte HSK-A100-Spindel<br />

liefert ein Drehmoment von 340 Nm. Durch ihren<br />

speziellen Aufbau ist sie sehr robust und für<br />

universelle Einsatzzwecke geeignet.<br />

Bild: Grob<br />

Die Gesamtlänge der<br />

Anlage bestehend aus je<br />

drei Fräszentren der Typen<br />

G550 und G750 misst 60 m. Das<br />

3D-Layout zeigt einen 21 m langen<br />

Ausschnitt mit zwei G750.<br />

zielen, wurde die Maschine mit einer leistungsstarken<br />

HSK-A100-Motorspindel<br />

ausgestattet, mit der allerdings die geforderte<br />

Oberflächenqualität zunächst nicht<br />

erfüllt werden konnte. Erst nachdem eine<br />

neue Grob-Motorspindel mit HSK-A100<br />

und 340 Nm Drehmoment installiert wurde,<br />

hatten die Oberflächen die erhoffte<br />

Qualität. „Wir waren sehr froh über diese<br />

Neuentwicklung“, erinnert sich Markus<br />

Gräf. „Damit war unsere Sorge unberechtigt,<br />

dass die zunächst nicht zufriedenstellende<br />

Oberflächenqualität an den Lagern<br />

oder Führungen lag.“<br />

Baukammern wachsen weiter<br />

Als schließlich die Genauigkeit bei einer<br />

bestimmten Teilegröße dargestellt werden<br />

konnte, forderte der Markt noch größere<br />

Kammern. Hofmann bestellte zwei<br />

Jahre nach der Erstinstallation einer G550<br />

mit der G750 eine entsprechend größere<br />

Maschine mit noch längeren Werkzeugen.<br />

Jetzt konnten die Erfahrungen umgesetzt<br />

und die größeren Kammern mit neu angepassten<br />

Parametern produziert werden.<br />

Ein echte 3D-Fertigung mit hohen Regelgeschwindigkeiten<br />

und schnell umschaltbaren<br />

Achsen, alles das was die Maschinen<br />

bieten konnten. Heute sind bei Hofmann<br />

drei G550 und drei G750 für die<br />

Produktion der Baukammern im Einsatz.<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 43


Die virtuelle Referenzfabrik für die additive<br />

Schuhsohlen-Fertigung: So stellen sich Siemens,<br />

EOS und DyeMansion die Industrialisierung des<br />

selektiven Lasersinterns mit Polymeren entlang<br />

der gesamten Fertigungskette vor.<br />

Bild: Siemens<br />

Additive Referenzfabrik: Digitaler Zwilling läuft schon<br />

So funktioniert 3D-Druck in Serie<br />

Siemens stellte die additive Referenzfabrik für individualisierte Schuhsohlen vorerst rein virtuell<br />

vor – und nutzte dafür die digitale Messe „Formnext Connect“ im November. Die mit EOS und<br />

DyeMansion konzipierte Automationslösung soll 2021 real werden. Das hat System: Das Digitale<br />

kommt künftig immer zuerst.<br />

» Olaf Stauß, Redakteur Konradin-Verlag<br />

Die Formnext Connect bot für Siemens eine ideale<br />

Plattform, um ein ehrgeiziges, digitales Projekt<br />

mit seinen Vorzügen vorzustellen: die Industrialisierung<br />

des 3D-Drucks in einer durchgängig digitalen<br />

Prozesskette. Zuerst entsteht der „digitale Zwilling“<br />

einer additiven Fertigung (AM) und auf dieser Grundlage<br />

im zweiten Schritt die reale Fabrik. Genau diesen<br />

Ansatz hatte Siemens mit EOS und DyeMansion<br />

virtuell umgesetzt und als „Highlight“ auf der Online-Messe<br />

präsentiert: die „erste virtuelle AM-Refe -<br />

renz fabrik“ für selektives Lasersintern mit Polymeren<br />

inklusive industriellem Post-Processing.<br />

In der virtuellen Fabrik laufen die digitalen Zwillinge<br />

jener Maschinen, die später in der realen Fabrik<br />

produzieren. Hergestellt wird die Mittelsohle für<br />

einen Sportschuh, bei dem Design, Passform und Farbe<br />

individuell variieren. Als Präsentationstool nutzten<br />

die Partner teilweise Virtual Reality (VR).<br />

Entscheidend für eine hohe Produktivität bei<br />

größtmöglicher Flexibilität sei die automatisierte<br />

Verkettung aller Fertigungsschritte aller Anbieter, die<br />

aufeinander abgestimmt sein müssten, betonte<br />

Dr. Karsten Heuser, Vice President Additive Manufacturing<br />

(AM) bei Siemens Digital Industries. Dies<br />

erfordere eine durchgängige IT-Integration von der<br />

Konstruktion über den Druck bis hin zur Nachbearbeitung.<br />

„Das gilt für Serienteile wie auch für eine<br />

hochflexible Lot-size-1-Fertigung für individualisierte<br />

Produkte oder für Ersatzteile.“<br />

220.000 Schuhsohlenpaare werden<br />

gedruckt – in 1215 Varianten<br />

In 2021 soll die reale Produktion für jährlich 220.000<br />

Paare im „Additive Manufacturing Experience Center“<br />

(AMEC) in Erlangen in Betrieb gehen. Bis zu<br />

1215 unterschiedliche Ausprägungen der Mittelsohle<br />

sollen sich jährlich realisieren lassen.<br />

Hinter den realen Anlagen, die in der virtuellen<br />

Referenzfabrik abgebildet sind, steckt das ingenieurtechnische<br />

Know-how von sechs Firmenpartnern. Sie<br />

44 Industrieanzeiger » 03|2021


TECHNIK & WISSEN «<br />

Bild: DyeMansion<br />

sind alle für AM tätig. Neben EOS (Lasersinter-Anlage)<br />

und DyeMansion (Post-Processing) gehören dazu<br />

die Maschinenhersteller Nabertherm (Wärmemanagement),<br />

Ossberger (Entpacken und Depowdering),<br />

Azo (Pulvermanagement) und Grenzebach (Intralogistik/Fahrerlose<br />

Transportfahrzeuge AGV).<br />

Für die Volumenfertigung durch Lasersintern kommt<br />

die EOS P500 zum Einsatz, die sich laut Siemens nahtlos<br />

in eine automatisierte Produktion integrieren lässt.<br />

Markus Glasser, Senior Vice President EMEA bei EOS,<br />

nennt sie eine Fertigungsplattform im industriellen<br />

Maßstab. „Einer der wesent lichen Vorteile ist die weitreichende<br />

Automatisierbarkeit bei gleichbleibend<br />

hoher Bauteilqualität. Das erlaubt die Herstellung von<br />

additiv gefertigten Komponenten sogar über Nacht.“<br />

Anprobe mit dem digitalen Zwilling<br />

Die NX-Designtools von Siemens bieten die Möglichkeit,<br />

komplexe Gitterstrukturen zu gestalten. Den so<br />

entworfenen digitalen Schuhsohlen-Zwilling kann<br />

der Anwender nutzen, um den späteren Einsatz zu<br />

simulieren, wie ganz real bei der Mittelsohle des<br />

Sportschuhs am menschlichen Fuß.<br />

Designstudie der Sportschuh-Anwendung: Für das Finish des<br />

Oberteils setzt DyeMansion das Verfahren Polyshot Surfacing<br />

(PSS) ein, für die Mittelsohle das VaporFuse Surfacing (VFS).<br />

Beim industriellen Post-Processing hat sich<br />

Siemens für DyeMansion als Partner entschieden.<br />

Das junge Unternehmen deckt alle Trends ab, die derzeit<br />

von Bedeutung sind. Zum einen Nachhaltigkeit:<br />

Die bereits auf der Formnext 2019 vorgestellte<br />

Powerfuse S ist eine Anlage, die additive Bauteile<br />

umweltfreundlich chemisch glättet – sogar lebensmittelverträglich.<br />

Bei dem Verfahren VaporFuse Surfacing<br />

(VFS) zirkuliert das ungiftige Lösungsmittel als<br />

Dampf in einem geschlossenen Kreislauf, greift in die<br />

Polymerketten ein und glättet die Kunststoffober -<br />

flächen so, dass sie Spritzgussqualität erreichen soll.<br />

Die Umwelt wird geschont. Diese Nachhaltigkeit<br />

brachte DyMansion den Zuschlag der EU, am „Accelerator-Programm“<br />

des „Green Deal“ teilzunehmen.<br />

Bild: EOS<br />

3-stufiges Finishing integriert<br />

Zum anderen haben sich die jungen Entwickler auf<br />

die Fahne geschrieben, ihre Systeme nach dem Vorbild<br />

von Industrie 4.0 voll vernetzungsfähig in die<br />

digitale Prozesskette zu integrieren. Zu deren Funktionen<br />

gehören das Reinigen, Glätten und Färben.<br />

DyeMansion hat dafür einen dreistufigen „Print-to-<br />

Product-Workflow“ entwickelt. Die integrierte<br />

Siemens-Automatisierung lässt sich in die industrielle<br />

Shop-Floor-IT des Anwenders einbinden und<br />

macht die damit verbundenen Vorteile für Bedienerführung,<br />

Transparenz und Wartung nutzbar.<br />

Für 2021 plant Siemens, die Schlüsselprozesse aus<br />

dem Use Case mit den Schuhsohlen entlang der<br />

Wertschöpfungskette auch im realen AMEC in Erlangen<br />

zu installieren, um die Industrialisierung von AM<br />

mit Partnern voranzutreiben. Ziel ist es, digitale Zwillinge<br />

so zu nutzen, dass bereits der erste Druckversuch<br />

gelingt.<br />

Aus der Referenzfabrik für das industrielle Laser -<br />

sintern von Polymeren mit Post-Prozessing zieht<br />

Siemens-Manager Dr. Heuser ein euphorisches<br />

Resümee: „Mit unseren durchgängigen Digitalisierungs-<br />

und Automatisierungslösungen ist uns mit<br />

den Partnern EOS und DyeMansion eine nahtlos integrierte<br />

End-to-End-Wertschöpfungskette gelungen.“<br />

Präsentation<br />

Hier gehts zur virtuellen Fabrik:<br />

http://hier.pro/k6Vy5<br />

Das Lasersintern übernimmt<br />

eine EOS P500,<br />

die sich nahtlos in eine<br />

automatisierte Produktion<br />

integrieren lässt.<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 45


» TECHNIK & WISSEN<br />

Metallteile entstehen auf den Markforged-Druckern schichtweise<br />

aus Kunststoffbindematerial, in das Metallpulver integriert ist.<br />

Abschließend müssen die Teile in den Sinterofen.<br />

Bild: Markforged<br />

Markforged verdoppelt 3D-Druckgeschwindigkeit mittels KI<br />

KI bringt den 3D-Druck auf Trapp<br />

Markforged stellt 3D-Drucker her, die Teile aus Metall oder Endlosfaser-verstärktem Kunststoff<br />

fertigen. Die Bauteile sind hochbelastbar und können Lieferengpässe überbrücken. Durch<br />

Künstliche Intelligenz (KI) lernen die Geräte mit jedem neuen Auftrag hinzu: KI hebt den<br />

3D-Druck auf ein neues Niveau.<br />

» Lutz Feldmann, Regional Channel Manager Zentraleuropa bei Markforged<br />

Die additive Fertigung begann zweigleisig: Zum<br />

einen mit kostspieliger Hardware und Schutzequipment<br />

zum Bedienen der Anlagen im B2B-<br />

Bereich, zum anderen als Hobby für jedermann. Die<br />

geringe Stabilität und Belastbarkeit der Ergebnisse<br />

reichte zu Beginn allenfalls für Prototypen. Vor allem<br />

für die Industrie stellte sich die Frage, ob der Nutzen<br />

die hohen Kosten rechtfertigen würde. Im Zweifelsfall<br />

waren bessere Ergebnisse immer nur mit neuer,<br />

teurer Hardware zu erzielen. Dahinter steckt ein<br />

prinzipielles Problem, das noch immer gilt.<br />

Die Herausforderung für die Hersteller der meisten<br />

3D-Drucker besteht darin, zur entwickelten Hardware<br />

eine passende Software auszuwählen. Das<br />

nachträgliche Verbessern der Geräte wird aufwändig<br />

und komplex. Diesen Herstellern fehlen schlichtweg<br />

die Fachkenntnisse im Bereich Softwareentwicklung.<br />

Markforged, Anbieter von 3D-Druckern für Teile aus<br />

Metall und Endlosfaser-verstärkten Kunststoff, setzt<br />

daher auf eine ganz eigene Cloud-native Software.<br />

Damit lassen sich die Drucker nach dem Kauf stetig<br />

verbessern und mit Updates versorgen.<br />

46 Industrieanzeiger » 03|2021


Markforged produziert zweierlei Arten von Geräten:<br />

Auf den einen entstehen Metallteile ähnlich wie<br />

beim Filament-Druck aus Metallpulvern, die in einem<br />

Kunststoffbindemittel enthalten sind. Abschließend<br />

muss das Bindemittel entfernt und das Teil gesintert<br />

werden. Die zweite Geräteart produziert Composite-<br />

Teile mit Endlosfaser (siehe Kasten). Drei Jahre nach<br />

Auslieferung der ersten Serie im Jahre 2014 ist es<br />

Markforged durch diverse Software-Updates gelungen,<br />

die Leistung spürbar zu steigern – ganz ohne<br />

neue Hardware.<br />

Heute erfolgt das 3D-Drucken bereits in doppelter<br />

Geschwindigkeit. Das ist eine der vielen Verbesserungen,<br />

die fortschrittliche Softwareentwicklung bewirken<br />

konnte: Die Software-Updates optimieren die<br />

Steuerung der Hardware über die Cloud – beispielsweise<br />

die Bewegung des Druckknopfes oder auch die<br />

Temperatur. Die Flotte von bis heute 12.000 Mark -<br />

forged-Druckern wird durch kontinuierliche Updates<br />

ständig optimiert.<br />

KI macht Druckprozess immer besser<br />

Additive Fertigung war lange ein sehr manueller<br />

Prozess, bei dem die Kunden häufig manuelle Einstellungen<br />

vornehmen mussten, um nützliche Teile<br />

zu erhalten. Passt das Endprodukt nicht genau,<br />

müssen Hersteller die Datei manuell anpassen und<br />

der Prozess beginnt von vorne. Das bedeutet, dass für<br />

ein einziges Teil einige Druckdurchläufe notwendig<br />

werden können – was den Prozess fehleranfällig,<br />

aufwendig und ineffizient macht. Künstliche Intelligenz<br />

(KI) kann diesen Prozess verschlanken und Mitarbeitern<br />

viel Zeit sparen.<br />

Dazu sind die Drucker mit Sensoren ausgestattet,<br />

die Metadaten aus der Produktion sammeln. Darunter<br />

beispielsweise die Geschwindigkeit des Druck -<br />

kopfes oder der Druck, mit der die Düse das jeweilige<br />

Material ausgibt. Durch die Vernetzung tausender<br />

Drucker lassen sich die Daten der gesamten Flotte<br />

Markforged<br />

Markforged stellt 3D-Drucker her, deren robusten Teile aus<br />

Metall, Endlosfaser-verstärkten Kunststoffen und anderen<br />

hochwertigen Materialien für die Industrie geeignet sind.<br />

Ingenieure und Designer auf der ganzen Welt verlassen<br />

sich auf die Metall- und Verbundwerkstoff-Drucker. Zu den<br />

deutschen Kunden zählen Porsche/Volkswagen und<br />

Siemens. Markforged wurde 2013 gegründet und beschäftigt<br />

weltweit mehr als 300 Mitarbeiter. Hauptsitz ist<br />

Watertown im US-Bundesstaat Massachusetts.<br />

https://markforged.com.<br />

auswerten und Schlussfolgerungen ziehen. Anhand<br />

der gewonnenen Metadaten lässt sich verstehen, wie<br />

sich die Materialien abhängig von den Drucker -<br />

einstellungen verhalten werden.<br />

Die Software kann auf dieser Basis selbstständig<br />

bewerten, ob Drucker beispielsweise bestimmte<br />

Winkel generell etwas zu groß oder zu klein drucken.<br />

Mit dem nächsten Software-Update lässt sich dies<br />

anpassen, sodass die Winkel korrekt gedruckt werden.<br />

Manuelle Korrekturen sind nicht mehr nötig,<br />

was die Prozesse enorm vereinfacht. Auch in Zukunft<br />

sollen Machine Learning und KI einen großen Stellenwert<br />

einnehmen und weiter ausgebaut werden,<br />

um den 3D-Druck auf das nächste Level zu heben.<br />

Datenübertragung nur verschlüsselt<br />

Um einen Nutzen aus den Druckerdaten zu ziehen,<br />

werden lediglich die verschlüsselten Metadaten benötigt.<br />

Es werden keinerlei Informationen über das<br />

gedruckte Teil an sich an die Software weitergege-<br />

Bilder: Markforged<br />

So sehen auf 3D-Druckern von<br />

Markforged gefertigte Metallteile<br />

aus, wenn sie aus dem Sinterofen<br />

kommen.<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 47


» TECHNIK & WISSEN<br />

Composite-Druck mit Endlosfaser<br />

Um Materialien in 3D zu drucken, die in ihren<br />

Möglichkeiten Metall gleichen, werden häufig Carbonfasern<br />

in thermoplastisches Material eingelegt.<br />

Gedrucktes Composite-Bauteil<br />

mit Endlosfaser<br />

Dazu werden sie üblicherweise in kleine Stücke gebrochen<br />

(0,1 bis wenige mm) und dem Matrixmaterial zugemischt.<br />

Das daraus gedruckte Teil wird stärker und hitzeresistenter.<br />

Die Besonderheit der Carbonfaser, ihre Zugfestigkeit, geht damit allerdings<br />

verloren. Um die Zugfestigkeit beizubehalten, entwickelte Markforged eine<br />

Bild: Markforged<br />

neue Art Verbundwerkstoff. Onyx ist ein mit Mikrocarbonfasern gefülltes Nylon. Eine<br />

zweite Düse bringt die Carbonfasern zusätzlich in einem durchgehenden Strang in das Nylon ein, ganz ohne<br />

Längenlimit. Dies macht das Verbundmaterial so stabil wie Aluminium bei einem Bruchteil des Gewichts.<br />

Über eine Software können die Nutzer individuell entscheiden, an welchen Stellen und in welcher Form die<br />

Carbonstränge eingelegt werden sollen. Das Material wird dabei gleichmäßig aus der Düse ausgegeben.<br />

Onyx hält somit weitaus größeren Belastungen stand als herkömmliche Materialien und ermöglicht ein<br />

Drucken hochwertiger und robuster Ersatzteile „on demand“ oder auch die Maßfertigung von Teilen nach<br />

individuellen Kundenwünschen.<br />

ben. Die Datenübertragung an die Markforged-Cloud<br />

erfolgt stets verschlüsselt, sodass die Vertraulichkeit<br />

zu jedem Zeitpunkt garantiert ist. Dennoch besteht<br />

die Möglichkeit, dass Techniker von Markforged sich<br />

auch spezifischer Teile annehmen, um gemeinsam<br />

mit den Nutzern der 3D-Drucker bestmögliche<br />

Ergebnisse zu erarbeiten. Das geschieht lediglich<br />

unter strengem Datenschutz und mit expliziter<br />

Zustimmung des Kunden.<br />

Das Ausgangsmaterial<br />

sind immer Filament -<br />

spulen, unabhängig<br />

vom Material. Hier aus<br />

dem Kunststoffmate -<br />

rial Onyx plus den<br />

Spulen für die Endlosfaser-Verstärkung<br />

durch die zweite Düse.<br />

Bild: Markforged<br />

Darüber hinaus ist Markforged der erste und ein -<br />

zige AM-Plattform-Anbieter, der nach ISO 27001 zertifiziert<br />

ist. Dies bedeutet, dass das Unternehmen in<br />

eine Reihe von Sicherheitsprozeduren für Informa -<br />

tionssysteme investiert, diese aufgebaut und unabhängig<br />

verifiziert hat, um Kundendaten mit bestmöglicher<br />

Vertraulichkeit und Sicherheit zu verwalten.<br />

Blick in die Zukunft<br />

Der vernetzte und auf KI basierende 3D-Druck<br />

ermöglicht es, dass die gesamte Druckerflotte mit<br />

jedem Auftrag „dazulernt“. Er bietet produzierenden<br />

Unternehmen einen enormen Mehrwert: Dank neuer<br />

Materialien können längst nicht mehr nur Proto -<br />

typen gedruckt werden. Der 3D-Drucker ermöglicht<br />

die schnelle Herstellung auch geringerer Mengen<br />

eines neu entwickelten Teils, beispielsweise um eine<br />

agile Testphase für ein Minimal Viable Product<br />

durchzuführen. Schnell individuellen Kunden -<br />

wünschen gerecht zu werden, verschafft einen starken<br />

Wettbewerbsvorteil.<br />

Außerdem ist der 3D-Drucker in der Lage, im Falle<br />

von Lieferschwierigkeiten fehlende Teile am Ort des<br />

Bedarfs in kurzer Zeit selbst herzustellen, etwa<br />

Ersatzteile. Dies verhilft in Krisenzeiten zu mehr<br />

Resilienz. Die Anschaffung eines leistungsfähigen<br />

3D-Druckers wird in den kommenden Jahren einem<br />

Großteil der Fertigungsbetriebe helfen, ihre eigenen<br />

Abläufe effizienter zu gestalten und in ihrer eigenen<br />

digitalen Transformation vorwärts zu kommen.<br />

48 Industrieanzeiger » 03|2021


Bild: Lithoz<br />

Bild: Lithoz<br />

3D-gedrucktes Zahnrad aus den zwei unterschiedlichen Keramikwerkstoffen<br />

ZTA und Aluminiumoxid.<br />

Der Lithoz-Drucker ermöglicht es beispielsweise, Implantate als Knochen -<br />

ersatz aus zwei verschiedenen Keramiken an einem Stück zu drucken.<br />

Lithoz-Anlage druckt Keramik, Metall und Polymere gleichzeitig<br />

3D-Drucker kombiniert Materialien<br />

Mit dem CeraFab Multi 2M30 hat Lithoz ein Gerät entwickelt, das den Multimaterial-<br />

3D-Druck in einem einzigen Bauteil ermöglicht. Neben Keramik kombiniert es auch<br />

Metall und Polymere. Die Forscher der FGK Glas/Keramik GmbH sehen den 3D-Drucker<br />

als nützlich für die Materialforschung – und sind daher erste Käufer.<br />

Das Forschungsinstitut für Anorganische Werkstoffe<br />

(FGK) in Mainz ist auf F+E von Keramik<br />

konzentriert – und hat damit ein ähnliches Materialspektrum<br />

im Fokus wie das Wiener Unternehmen<br />

Lithoz, das sich unter anderem auf den 3D-Druck von<br />

Hochleistungs- und bioresorbierbaren Keramiken<br />

spezialisiert hat. Beide stehen sich nahe. „Wir sind<br />

überzeugt, dass wir mit dem CeraFab Multi 2M30<br />

genau das System gefunden haben, mit dem wir<br />

Keramiken in der erforderlichen Qualität herstellen<br />

und unsere Ziele erreichen können“, sagt Dr. Marcus<br />

Emmel vom FGK.<br />

Laut Hersteller Lithoz sehen die Mainzer den<br />

Multimaterial-Drucker als „nützliche Ergänzung für<br />

die Welt des 3D-Drucks und der Materialforschung“.<br />

Sie wollen ihn mit Forschungspartnern in ihrem<br />

neuen Kompetenz zentrum für Additive Manufacturing<br />

3DK einsetzen. Die Vision: Gezielte Funktionsund<br />

Eigenschaftskombinationen, die nur additiv realisiert<br />

werden können, sollen die Möglichkeiten von<br />

keramischen Werkstoffen stark erweitern.<br />

Doch die Perspektiven, die der 3D-Multimaterialdrucker<br />

eröffnet, gehen weit über Keramik hinaus, so<br />

die Sicht von Lithoz. Die als offenes System konzipierte<br />

Maschine sei in der Lage, Materialien wie<br />

unterschiedliche Keramiken, Metalle und Polymere in<br />

einem einzigen Bauteil zu kombinieren,<br />

sowohl zwischen als auch innerhalb der<br />

einzelnen additiven Schichten. Die Möglichkeiten<br />

sollen sogar so weit gehen, dass<br />

(gedruckte) Leiterplatten, Piezos, Sensoren oder<br />

Energiespeicher in einem Druckjob in das Werkstück<br />

integriert werden könnten.<br />

Die Funktionsweise beruht auf der LCM-Technologie<br />

(Lithography-based Ceramic Manufacturing).<br />

Vereinfacht gesagt arbeitet der CeraFab Multi 2M30<br />

mit zwei rotierenden Wannen, gefüllt mit verschiedenen<br />

photohärtbaren Suspensionen – „Schlicker“ im<br />

Falle von Keramiken. Kundenseitig könne eine weitere<br />

Plattform angepasst werden, heißt es. Die transparenten<br />

Wannen bewegen sich über das projizierende<br />

LED-System, um die jeweiligen Schichten von<br />

unten aushärten zu lassen.<br />

Funktional gradierte Materialien rücken damit<br />

ebenso in Reichweite wie komplexe Multiwerkstoff-<br />

Geometrien. Was sie nutzen, zeigt ein für die Medizin<br />

angedachtes Beispiel: Als Knochenersatz wird ein<br />

Implantat mit einer hochfesten Schale aus Zirkonoxid<br />

und einem stark bioresorbierbaren Material im<br />

Inneren 3D-gedruckt. Mit fortschreitender Heilung<br />

resorbiert der Körper beide Anteile komplett. (os)<br />

www.lithoz.com<br />

DAS HIGHLIGHT<br />

Ein 3D-Drucker kombiniert<br />

in nur einem Job<br />

verschiedene Funktionen<br />

aus ganz verschiedenen<br />

Materialien<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 49


Bild: Leichtbau BW<br />

„ThinKing Award 2020“ für 3D-druckbaren Holzwerkstoff<br />

Leichtbau gegen die Klimakrise<br />

Mit dem „ThinKing Award 2020“ zeichnete die Landesagentur Leichtbau BW die besten Leicht -<br />

bau-Innovationen in 2020 aus. Der zum dritten Mal vergebene Preis lässt deutlich werden, wie<br />

sehr die Akteure inzwischen ihren Blick auch auf Nachhaltigkeit richten.<br />

» Olaf Stauß, Redakteur Konradin-Verlag<br />

Mit den monatlichen ThinKings hat die Landesagentur<br />

Leichtbau BW einen tollen Weg gefunden,<br />

innovative Leichtbaulösungen zu präsentieren“,<br />

sagte die baden-württembergische Wirtschafts -<br />

ministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut in ihrem<br />

Grußwort zur Preisverleihung. „Ich bin der festen<br />

Überzeugung, dass Leichtbau eines der großen<br />

Zukunftsthemen ist.“ Für diese Sicht erhielt die<br />

Ministerin prompt die Bestätigung durch die anschließend<br />

vergebenen Awards.<br />

Mindestens zwei der ausgezeichneten Entwicklungen<br />

dienen nicht nur zur Gewichtsreduktion, sondern<br />

haben auch das Potenzial, die Nachhaltigkeit in der<br />

Technik voran zu bringen. Und die Awards zeigen,<br />

dass die Leichtbau-Community auf nachhaltige<br />

Lösungen aus ist und sie präferiert.<br />

So ging der erste Platz des ThinKing Award 2020<br />

an die Professur für Forstliche Biomaterialien an der<br />

Universität Freiburg und ihre Leichtbaulösung<br />

„Woodmimetics3D“. Den Forschern ist es gelungen,<br />

eine holzbasierte Biopaste zu entwickeln, die sich<br />

additiv zu technischen Teilen verarbeiten lässt. Ihr<br />

wichtigster Rohstoff ist der Holzwerkstoff Lignin.<br />

Katja Schlichting, junge Gründerin des mehrfach<br />

ausgezeichneten Start-ups Q.Big 3D und Jurymitglied,<br />

brachte es in ihrer Laudatio auf den Punkt:<br />

„Nachhaltige Technik wird die Aufgabe unserer Generation<br />

sein. Umso mehr freue ich mich, dass eine<br />

solche Entwicklung den ersten Platz errungen hat.“<br />

Woodmimetics3D konnte die Fachjury gleich mit<br />

mehreren Pluspunkten überzeugen: Das Holzmaterial<br />

ist deutlich leichter als Metall, lässt sich im<br />

50 Industrieanzeiger » 03|2021


Nachhaltigkeit pur: Der 1. Platz des ThinKing Award<br />

2020 prämiiert ein Bio-Material zum 3D-Drucken<br />

von Leichtbauteilen. Es geht an die Uni Freiburg und<br />

das Freiburger Materialforschungszentrum. Professorin<br />

Marie-Pierre Laborie nimmt den Preis für das<br />

gesamte Team entgegen.<br />

Community Award<br />

3D-Druck zu Gitterstrukturen und Formteilen verarbeiten<br />

und besteht ausschließlich aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen. Deswegen ist es auch zu 100 %<br />

biologisch abbaubar. Neben Lignin enthält der Bio-<br />

Werkstoff auch Hydroxypropylcellulose – ein aus der<br />

Pharma-, Kosmetik und Lebensmittelindustrie bekannter<br />

Zusatzstoff (E463) – sowie Wasser, Ethanol<br />

und Essigsäure als Lösungsmittel.<br />

3D-Holzdruck imitiert das<br />

Pflanzenwachstum<br />

„Die Grundidee stammt aus dem Verständnis zellu -<br />

lären Pflanzenwachstums“, erklärt die Freiburger<br />

Professorin Marie-Pierre Laborie und verweist auf<br />

Forschungen aus Paris. „Altert die Zelle, so lagert sich<br />

in der Zellwand immer mehr Lignin ein, so dass sie<br />

verholzt und stabiler wird.“ Dieses Prinzip imitierten<br />

die Freiburger für das 3D-Druckmaterial.<br />

Dass Leichtbau auch zu großem Schick führen<br />

kann, beweist Platz 2 des ThinKing Award 2020. Die<br />

Carl Stahl ARC GmbH ermöglicht mit ihren<br />

wind durchlässigen „leichten Lichtnetzen“ elegante<br />

Tragkonstruktionen für Lichtinstallationen in der<br />

Architektur. Die dreidimensional verformbaren Stahlnetze<br />

schmücken nicht nur die Stuttgarter Wilhelma,<br />

sondern bereits verschiedenste Bauwerke weltweit.<br />

„Die ThinKings zeigen eine große Breite des Leichtbaus<br />

für viele Branchen – 2020 haben alle Nominierten<br />

über fünf Millionen Menschen erreicht“, merkte<br />

Dr. Wolfgang Seeliger stolz an, Geschäftsführer der<br />

Leichtbau BW. Im Falle der Lichtnetze ermöglicht deren<br />

geringes Gewicht eine hohe Gestaltungsfreiheit.<br />

„Wir haben es geschafft, großflächige Installationen<br />

beherrschbar zu machen“, sagt Tobias Jung, der<br />

Geschäftsführer von Carl Stahl ARC. „Es gibt derzeit<br />

kein vergleichbares Produkt am Markt.“<br />

ThinKing Award<br />

Präsentationen mit Videos gibt’s hier:<br />

http://hier.pro/4QLfj<br />

Bild: Fraunhofer ICT<br />

Das Nockenwellenmodul aus Kunststoff mit integrierten Lagern<br />

Per Online-Voting stimmten Leichtbau-Experten für den<br />

„Community Award“ als vierte Auszeichnung. Ihre Wahl fiel<br />

auf ein Nockenwellenmodul aus faserverstärkten Duromeren<br />

mit metallischen Lagern – angedacht für Serien. Diese Bauweise<br />

senkt das Gewicht und die Montagekosten. Gelungen<br />

ist sie dem Mahle-Konzern mit dem Fraunhofer ICT und<br />

weiteren Partnern in einem BMWi-Verbundprojekt. „Wir<br />

sind sehr dankbar für die Teamleistung aller Projektbeteiligten“,<br />

sagt Katrin Schindele von Mahle – und lässt<br />

durchblicken, dass selbst gestandene Industrieingenieure<br />

immensen Respekt vor dem Projekt hatten …<br />

Bereits Platz 3 setzt wieder ein Zeichen für Nachhaltigkeit.<br />

Die Centrotherm international AG entwickelte<br />

für die Herstellung von Carbonfasern – einem<br />

Hightech-Material des Leichtbaus – einen neuartigen<br />

Ofenprozess, um die Fasern zu stabilisieren. Das<br />

vielversprechende Niederdruckverfahren arbeitet mit<br />

quasi digitalen Heizzonen und ersetzt den Prozessschritt<br />

im Umluftofen. Die Carbonfaser wird dadurch<br />

um rund 25 % günstiger, ohne dass sie an Qualität<br />

veliert. Der Energiebedarf sinkt sogar um 30 %.<br />

Das Beste aber: Auch Cellulose lässt sich mit<br />

diesem Prozess zu Carbon verarbeiten. Damit wird<br />

der Weg frei für die biobasierte Carbonfaser mit<br />

deutlich reduziertem CO 2<br />

-Footprint. Gunter Fauth,<br />

COO von Centrotherm: „Wir sind besonders stolz,<br />

dass viele namhafte Marktteilnehmer unsere neue<br />

Technologie getestet haben und von den Ergebnissen<br />

sehr positiv überrascht sind.“<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 51


» TECHNIK & WISSEN<br />

Fertigungsmethode für dünnwandige Teile<br />

Wolfram lässt sich spritzgießen<br />

Wolfram ist ein Werkstoff, der in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich ist und eine exzellente<br />

Abschirmwirkung bietet, etwa gegen Röntgenstrahlen. Dass das Hartmetall selten genutzt wird,<br />

liegt daran, dass es schwer zu verarbeiten ist. Doch das Formenbauunternehmen Leonhardt hat<br />

nun ein Verfahren zum Spritzgießen sehr dünner Wolframbauteile entwickelt.<br />

» Ursula Mellema, Fachjournalistin in Leipzig<br />

Der Mut, neue Wege zu gehen, hat das Familienunternehmen<br />

Leonhardt aus Hochdorf bei<br />

Kirchheim/Teck schon öfters zu weltweit beachteten<br />

Entwicklungen geführt. Jüngstes Beispiel sind Kollimatoren<br />

aus Wolfram. Kollimatoren oder auch<br />

Strahl leitraster werden bei bildgebenden medizinischen<br />

Diagnostikanlagen, beispielsweise Computertomographie,<br />

verwendet. Sie dienen dazu, störende<br />

Streustrahlung zu absorbieren und ein gut auswertbares<br />

Bild zu erzeugen. Leonhardt hat dafür nicht nur<br />

ein äußerst anspruchsvolles Werkzeug gebaut,<br />

sondern auch eine spezielle Spritzgießtechnologie<br />

entwickelt.<br />

„Mich hat begeistert, welch fotorealistische Bilder<br />

des menschlichen Körpers die Computer-Tomographie<br />

ermöglicht. Das hat uns angespornt, eine<br />

Lösung zu suchen und zu finden“, sagt Geschäfts -<br />

inhaber Dr. h.c. Wolfgang Leonhardt. Als Material für<br />

Kollimatoren wird ein Werkstoff mit einer sehr hohen<br />

Dichte und damit einer sehr guten Abschirmung<br />

benötigt. Wolfram erfüllt unter anderem diese<br />

Anforderungen.<br />

Wolfram ist thermisch extrem stabil<br />

Mit 19,25 g/cm 3 je Kubikzentimeter weist das Hartmetall<br />

die gewünschte Abschirmwirkung auf. Außerdem<br />

ist Wolfram als das chemische Element mit dem<br />

höchsten Schmelzpunkt thermisch sehr stabil. Allerdings<br />

ist es sehr abrasiv und nur schwer zu verarbeiten.<br />

Je mehr Verunreinigungen enthalten sind, umso<br />

spröder wird das Material.<br />

Geometrisch sind Kollimatoren durch konische<br />

Öffnungen und sehr dünne Wandbereiche von 0,1 bis<br />

0,15 mm Dicke gekennzeichnet. Für das zuverlässige<br />

Filtern der Gammastrahlen bedarf es auch einer sehr<br />

hohen Oberflächengüte. Die ersten Proto typen des<br />

Kollimators hat Leonhardt mittels Selektiven Laser -<br />

sinterns gefertigt. Das additive Verfahren hat den<br />

Vorteil, dass auch sehr komplexe geometrische<br />

Strukturen gefertigt werden können und sich<br />

Konturänderungen schnell umsetzen lassen.<br />

Bei den lasergesinterten Prototypen erreicht Leonhardt<br />

Wandstärken zwischen den Öffnungen für den<br />

Strahlendurchgang von 0,12 mm, auch die Eckradien<br />

der Öffnungen entsprechen den Anforderungen. Ein<br />

entscheidender Nachteil ist die für das Lasersintern<br />

typische, für die exakte Filterung von Gammastrah-<br />

Bild: Leonhardt<br />

Der spritzgegossene Kollimator hat Wandstärken<br />

von 0,1 bis 0,15 mm und eckige<br />

Öffnungen – eine sehr anspruchsvolle<br />

Kontur für das Verar beiten von Wolfram.<br />

Doch Abschirmwirkung und Oberflächengüte<br />

erfüllen die Sollwerte.<br />

52 Industrieanzeiger » 03|2021


Bild: Leonhardt<br />

Inhaber Wolfgang Leonhardt: „Die fotorealistischen Bilder der Computer-<br />

Tomographie haben uns begeistert und angespornt, eine Lösung zu finden.“<br />

Bild: Leonhardt<br />

Werkzeugeinsatz für das Spritzgießen des Wolfram-Kollimators.<br />

len jedoch unzureichende Oberflächenqualität. Auch<br />

nachträgliches elektrochemisches Polieren kann<br />

daran nur wenig ändern.<br />

Ausgehend von Erfahrungen bei anderen Projekten<br />

und nach intensiver Recherche entscheidet sich<br />

Leonhardt, den Kollimator im MIM-Verfahren (Metal<br />

Injection Molding) herzustellen. Angesichts des<br />

Eigenschaftsprofils keine leichte Aufgabe: Es musste<br />

zunächst ein Bindemittel entwickelt<br />

werden, mit dem das<br />

Wolframpulver fließ- und<br />

damit spritzfähig wird. Nach<br />

vielen Versuchen stellt sich ein<br />

Compound aus Wolfram und<br />

PEEK als am besten geeignet<br />

heraus. Die Technologie hat<br />

sich Leonhardt patentieren lassen, das Unternehmen<br />

ist derzeit der einzige Anbieter, der Wolfram auf<br />

diese Art verarbeiten kann.<br />

„Heute sind wir technologisch in der Lage, das<br />

Spritzgießen filigraner Wolframbauteile mit Wandstärken<br />

von 0,12 mm aus Metallpulver mit bis zu<br />

95 % Wolframanteil zu beherrschen“, hebt Wolfgang<br />

Leonhardt hervor.<br />

Die Herausforderung:<br />

460 Öffnungen entformen<br />

Auch die Konstruktion und der Bau des Spritzgießwerkzeugs<br />

ist in diesem Fall aufwendig, denn die<br />

460 Öffnungen des Kollimators sind – wie beschrieben<br />

– nur durch sehr dünne Wandbereiche voneinander<br />

getrennt. Für die Machbarkeitsversuche hat man<br />

sowohl zylindrische als auch eckige Kerne getestet,<br />

mit Wanddicken zwischen 0,1 und 0,15 mm.<br />

» Heute können wir<br />

Wolframbauteile mit<br />

Wandstärken bis 0,12 mm<br />

spritzgießen. «<br />

Jedem Werkzeugbauer ist klar, dass bei solch<br />

dünnen Wänden die Entformung äußerst anspruchsvoll<br />

ist. Die geforderten konischen Kerne müssten in<br />

bestimmten Winkeln einzeln entformt werden. Auch<br />

das ist machbar, waren sich die Leonhardt-Spezialisten<br />

sicher. Die mit den Testwerkzeugen gefertigten<br />

Kollimatoren wiesen nämlich nicht nur die geforderte<br />

Festigkeit auf, sondern auch die nötige Oberflächengüte<br />

(R a<br />

= 0,7 μm).<br />

Mit dem Spritzgießen von<br />

dünnwandigen Bauteilen aus<br />

Wolfram hat sich Leonhardt<br />

eine weitere Technologie angeeignet,<br />

die ihn von anderen<br />

Anbietern abhebt. Auch wenn<br />

das Projekt derzeit auf Eis<br />

liegt: Mit der Expertise ist das Unternehmen gerüstet,<br />

Wolframbauteile für weitere Anwendungen zu<br />

produzieren.<br />

Die konsequente Ausrichtung auf Innovationen<br />

und Zukunftstechnologien zeigt sich bei Leonhardt in<br />

einem weiteren Beispiel. Seine Expertisen für das<br />

Glanzfräsen und für die Mikrobearbeitung kann das<br />

Unternehmen unter anderem bei der Herstellung von<br />

hochpräzisen Stacks für Brennstoffzellen nutzen.<br />

Derzeit werden Stacks mit Wandstärken von<br />

0,07 mm in Hochdorf gefertigt, künftig werden es<br />

0,05 mm sein. Außerdem ist eine Parallelität von<br />

2 μm auf der Fläche eines A4-Blattes einzuhalten.<br />

„Mit unseren Präzisions-Fräszentren können wir<br />

mikrometergenau arbeiten und erreichen dabei reproduzierbar<br />

Oberflächenrauheiten von gerade einmal<br />

0,2 Mikrometern“, so Wolfgang Leonhardt.<br />

www.leonhardt-gravuren.de<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 53


Um einen transparenten Überblick über Gesamtauslastung,<br />

Kostenentwicklung und den Fortgang<br />

der einzelnen Projekte im Haus zu haben, setzt<br />

der Maschinenbauer Baljer & Zembrod auf die<br />

ERP-Lösung von AMS.Solution.<br />

Bild: Asada/stock.adobe.com<br />

Software für Produktion in Losgröße 1+<br />

Mehr Durchblick in der Planung mit<br />

durchgängiger ERP-Software<br />

Baljer & Zembrod, ein Anbieter von Holzbearbeitungsmaschinen, wollte einen besseren<br />

Überblick über die Gesamtauslastung, die Kostenentwicklung und den Fortgang der einzelnen<br />

Projekte. Die ERP-Lösung von AMS.Solution ermöglicht papierlose Prozesse sowie gleichzeitig<br />

eine effizientere Grob-Kapazitätsplanung.<br />

» Guido Piech, Marketing/PR-Redakteur, AMS.Solution AG, Kaarst<br />

Der Sondermaschinenbauer Baljer & Zembrod, der<br />

Holzbearbeitungsmaschinen herstellt, legt besonderen<br />

Wert auf die Rundumbetreuung der Kunden<br />

während des gesamten Projektverlaufs – von der<br />

Projektierungsphase über die Montage der Anlagen<br />

bis hin zur Abwicklung der After-Sales-Services. Da<br />

der Hersteller in Losgröße 1 produziert, standen die<br />

Verantwortlichen bei Baljer & Zembrod vor der zunehmenden<br />

Herausforderung, den Überblick über die<br />

Gesamtauslastung, die Kostenentwicklung und den<br />

Fortgang der einzelnen Projekte zu behalten, wie<br />

Einkaufsleiter Sascha Maucher erklärt. Zwar setzte<br />

das Unternehmen ein ERP-System ein, das aber nicht<br />

auf die Ansprüche von Unternehmen der Losgröße<br />

1+ zugeschnitten war und deshalb im Laufe seiner<br />

Einsatzzeit immer weiter „verbogen“ worden war.<br />

Es war klar: Ein neues ERP-System musste her. Eine<br />

wichtige Anforderung war die Durchgängigkeit des<br />

Systems, was voraussetzte, dass beispielsweise die<br />

Zeiterfassung und die Buchhaltung integriert sein<br />

mussten. Eine weitere Voraussetzung war laut Maucher<br />

eine nahtlos funktionierende Schnittstelle zur<br />

Konstruktion, also zum CAD- beziehungsweise zum<br />

PDM-System: „Unser Herzstück ist die Konstruktion.<br />

54 Industrieanzeiger » 03|2021


TECHNIK & WISSEN «<br />

Dort benötigen wir die Flexibilität von Stücklisten,<br />

die zwar noch nicht auskonstruiert sind, es aber dennoch<br />

zulassen, dass beispielsweise Langläufer bereits<br />

vorab freigegeben werden können“, so Maucher.<br />

Darüber hinaus sollte das neue ERP-System es<br />

ermöglichen, Sonderteile, also Artikel mit individueller<br />

Ausprägung, nicht im Artikelstamm anlegen zu<br />

müssen, um den Datenpflege- und Inventuraufwand<br />

auf die tatsächlich wiederverwendeten Teile zu beschränken.<br />

Nach Prüfung des Marktangebots für einzelfer -<br />

tigerspezifische Software entschied sich der Sondermaschinenbauer<br />

für das durchgängige Projektmanagement-ERP-System<br />

ams.erp des Software- und<br />

Beratungshauses AMS.Solution. Das System wurde<br />

nach einer Umsetzungszeit von sechs Monaten an<br />

einem Tag komplett livegeschaltet. Einen Parallelbetrieb<br />

für eine Übergangszeit gab es nicht.<br />

Kürzere Durchlaufzeiten mit ams.erp<br />

Zuvor erhielt die Fertigung bei dem Maschinenbauer<br />

eine Stückliste aus der Konstruktion, prüfte diese und<br />

gab die Informationen auf Papier in den Einkauf weiter.<br />

Im Einkauf wurden die Angaben auf dem Zettel<br />

dann ins System eingepflegt und daraus eine Bestellung<br />

generiert. Nun erstellt die Konstruktion eine<br />

Stückliste in ams.erp und gibt sie elektronisch frei.<br />

Der Produktionsleiter hat die Stückliste direkt auf<br />

seinem Rechner, generiert daraus die Produktionsanforderungen,<br />

die dann wiederum vom System in den<br />

Einkauf weitergeleitet werden, wo die Bestellungen<br />

erfolgen. „Dieser papierlose und transparente Prozess<br />

in einem durchgängigen System ist viel schneller und<br />

sicherer. Es gibt weder Übertragungs- noch Schreibfehler.<br />

Damit haben sich die Durchlaufzeiten und die<br />

Kosten signifikant reduziert“, bilanziert Maucher.<br />

Ein weiterer Pluspunkt ist laut des Einkaufsleiters<br />

die Möglichkeit der Kapazitätsplanung, vor allem der<br />

Grobplanung. „Wir müssen Aussagen dahingehend<br />

treffen können, ob wir zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />

noch eine Maschine bauen können oder nicht.<br />

Die Kapazitätsplanung besprechen wir jede Woche<br />

und schauen, wo noch Luft ist und wo wir eventuell<br />

Arbeitsgänge schieben können“, erläutert der Projektleiter.<br />

Nun können im ERP-System auch Angebote, die<br />

noch keine Aufträge sind, in die Planung einbezogen<br />

werden. So könne man in der Kapazitätsauswertung<br />

mithilfe von Dashboards schnell erfassen, ob ein<br />

angedachter Liefertermin überhaupt zu halten sei.<br />

Ebenso ist die Geschäftsleitung in der Lage, eigene<br />

Reports im ERP-System zu erstellen und so die aktuellen<br />

Umsatzzahlen und etwaige Zahlungsrückstände<br />

stets im Blick zu halten.<br />

Für den Holzbearbeitungsmaschinenproduzenten<br />

liefert die Implementierung der ERP-Software die<br />

notwendige Flexibilität bei der Gestaltung der<br />

Konstruktionsabläufe, insbesondere im<br />

Umgang mit Stücklisten, und gibt zudem<br />

bewährte Standardprozesse vor. Dies<br />

empfindet Maucher weder als Widerspruch<br />

noch als Einschränkung, sondern<br />

vielmehr als Leitplanke: „Ein<br />

Sondermaschinenbauer wie wir definiert<br />

sich in meinen Augen nicht über<br />

die Eigentümlichkeit seiner Prozesse,<br />

sondern über die konstruktive Besonderheit<br />

und die individuelle Qualität seiner Produkte.“<br />

Baljer & Zembrod konnte seit der Implementierung<br />

von ams.erp umsatzmäßig um 15 % zulegen,<br />

bei gleichbleibender Mitarbeiterzahl, heißt es. Im<br />

Vergleich zu anderen Sondermaschinenbauern sieht<br />

Sascha Maucher das Unternehmen an dieser Stelle<br />

sehr schlank aufgestellt.<br />

Die ERP-Software spielt Maucher zufolge auch in<br />

den Überlegungen für künftige Szenarien eine entscheidende<br />

Rolle: Sofern die Maschinenbetreiber zustimmen,<br />

werden alle Anlagen standardmäßig mit<br />

Zugängen für die Fernwartung ausgeliefert. Perspektivisch<br />

sollen die erfassten Maschinendaten in<br />

ams.erp eingespielt werden, um dort beispielsweise<br />

Service-Workflows wie die Benachrichtigung von<br />

Mitarbeitern oder die automatische Bestellung von<br />

Ersatzteilen in Gang zu setzen. Mit dem ams-Produktkonfigurator<br />

sieht Maucher zudem eine Möglichkeit,<br />

die Angebotserstellung künftig zu beschleunigen.<br />

www.ams-erp.com<br />

Bild: Baljer & Zembrod<br />

Die Anforderungen: Baljer & Zembrod<br />

produziert Holzbearbeitungsmaschinen<br />

für jeden Kunden in Losgröße 1. Außerdem<br />

wichtig: Eine nahtlos funktionierende<br />

Schnittstelle zur Konstruktion.<br />

IM ÜBERBLICK<br />

Die Konstruktion erstellt eine<br />

Stückliste in ams.erp und gibt sie<br />

elektronisch frei. Der Produk -<br />

tionsleiter generiert daraus die<br />

Produktionsanforderungen,<br />

die das System an den<br />

Einkauf weiterleitet.<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 55


Bild: Alexander Limbach/stock.adobe.com<br />

Forschungsprojekt zur Künstlichen Intelligenz<br />

Wie KI die Produktionsplanung<br />

optimieren kann<br />

Künstliche Intelligenz (KI) ist eine der Schlüsseltechnologien auf dem Weg zur Smart Factory.<br />

Kontinuierlich hält sie Einzug in den verschiedenen Bereichen der digitalen Fertigungswelt.<br />

Eines dieser Anwendungsfelder ist die Fertigungsfeinplanung. Wie man KI dort einsetzt und<br />

welchen Nutzen ein Unternehmen daraus ziehen kann, untersucht der Softwareanbieter<br />

Industrie Informatik in einem aktuellen Forschungsprojekt.<br />

» Tino Böhler, freier Journalist, Dresden<br />

Die klassische Fertigungsfeinplanung ist von einer<br />

hohen Komplexität geprägt. Bereits bei 30 Arbeitsgängen<br />

entstehen mehr Anordnungsmöglichkeiten,<br />

als es Wassermoleküle auf der Erde gibt. Hinzu<br />

kommen zahlreiche Randbedingungen und weitere<br />

Abhängigkeiten von Faktoren wie die wechselnde<br />

Dauer von Arbeitsgängen, variierende Rüstzeiten und<br />

schwankende Ressourcenverfügbarkeiten. Digitale<br />

Plantafeln liefern hier solide Entscheidungsgrund -<br />

lagen für Planer in Industriebetrieben. Wozu braucht<br />

es dann noch die Unterstützung einer KI, wenn doch<br />

bestehende Planungstools gut performen und man<br />

auf das Wissen des Fertigungsplaners setzen kann?<br />

Die Antwort darauf ist vielschichtig.<br />

Der MES-Softwareanbieter Industrie Informatik<br />

sucht gemäß dieser Frage gemeinsam mit der österreichischen<br />

Forschungseinrichtung RISC Software in<br />

einem aktuellen Projekt nach den ‚Planungsalgorithmen<br />

der nächsten Generation’. „Es war und ist unser<br />

Bestreben, bestimmte Entscheidungsstrukturen von<br />

Menschen mittels KI nachzubilden, um diese dann in<br />

der Fertigungsfeinplanung anzuwenden. Vereinfacht<br />

gesagt geht es – wie so oft – um die Extraktion von<br />

Wissen aus Daten“, erklärt Bernhard Falkner, CTO des<br />

Softwarehauses und Hauptverantwortlich für das<br />

Forschungsprojekt.<br />

Die Basis für eine KI-Anwendung ist Wissen beziehungsweise<br />

künstlich generiertes Wissen, das aus<br />

56 Industrieanzeiger » 03|2021


TECHNIK & WISSEN «<br />

Der MES-Anbieter Industrie<br />

Informatik untersucht derzeit,<br />

welchen Nutzen KI als Modul für<br />

die Fertigungsplanung bieten kann.<br />

realen Abläufen und Erfahrungen in der Produktionsplanung<br />

stammt. Beim sogenannten maschinellen<br />

Lernen werden Planungsaktionen und deren Ergebnisse<br />

berechnet und anschließend im ‚Optimizer‘ bewertet.<br />

Diese Bewertungen erfolgen anhand komplexer<br />

Algorithmen, die verschiedene Zielfunktionen als<br />

Grundlage nutzen. Feinplaner können dabei auf ein<br />

breites Spektrum dieser Zielfunktionen wie Kosten -<br />

reduktion, Verkürzung der Auftragsdurchlaufzeit,<br />

Optimierung der Rüstdauer und -kosten oder Minimierung<br />

von Auftragsverzug zurückgreifen.<br />

„Industriebetriebe verfolgen in der Regel mehr als<br />

nur ein Optimierungsziel. Diese müssen mittels gewichteter<br />

Zielfunktionen aufeinander abstimm- und<br />

parallel verfolgbar sein. Nur dann kann eine KI-<br />

Lösung den komplexen Anforderungen einer Smart<br />

Factory gerecht werden“, präzisiert Falkner.<br />

Mit einer initialen Planungssituation und der definierten<br />

Gesamtzielfunktionen als Basis kann sich der<br />

‚Optimizer‘ nun an die Arbeit machen. Das bedeutet,<br />

dass nicht-optimale und kritische Situationen im<br />

Prozess automatisch erkannt und analysiert werden.<br />

Genau an dieser Stelle werden mit sogenannten<br />

Nachbarschaftsoperatoren Verbesserungen durch -<br />

geführt und auf deren Basis ein neues Planungsbild<br />

berechnet.<br />

Planungsoptimierung durch Lerneffekt<br />

Verbessert sich nun das Ergebnis mit dem eingesetzten<br />

Nachbarschaftsoperator, so wird dieser positiv<br />

bewertet und kommt bei künftigen Simulationen mit<br />

höherer Wahrscheinlichkeit wieder zum Einsatz. Das<br />

gleiche Prinzip gilt auch in die andere Richtung. Verbessert<br />

sich eine Situation durch die Anpassungen<br />

nicht, so wird dieser Nachbarschaftsoperator seltener<br />

genutzt. Falkner sieht darin die Möglichkeit einer<br />

nahezu perfekten Fertigungsfeinplanung: „Je länger<br />

man den ‚Optimizer‘ laufen lässt, desto mehr Planungsszenarien<br />

durchläuft er und desto höher ist die<br />

Wahrscheinlichkeit eines optimalen Planungsergebnisses.“<br />

Wie setzt man KI und im speziellen Fall den ‚Optimizer‘<br />

nun in der Praxis ein? Die neuen Technologien<br />

sollten dabei nicht als Ersatz für Planungspersonal<br />

angesehen werden, sondern den Mitarbeitern die<br />

Arbeit erleichtern und dabei die Effizienz signifikant<br />

erhöhen. Vielmehr initiiert man mit dem ‚Optimizer‘<br />

einen Hintergrundprozess, der parallel zur laufenden<br />

Produktion seine Arbeit aufnimmt, Szenario für Szenario<br />

anhand aktueller wissenschaftlicher Algorithmen<br />

durchspielt und mittels Zielfunktionen bewertet.<br />

Als User hat man die Möglichkeit, jederzeit<br />

den aktuellen Stand der Planung und<br />

die Bewertung der Zielfunktion einzusehen<br />

und zu entscheiden, ab wann IM ÜBERBLICK<br />

man diese in den Echtbetrieb übernimmt.<br />

Je mehr Zeit man dem ‚Op-<br />

Planungsergebnis mit dem<br />

Verbessert sich das<br />

timizer‘ gibt, desto näher kommt ‚Optimizer‘, kommt er bei<br />

man dem ‚perfekten’ Planungsergebnis.<br />

„Die Anwendungsmöglich-<br />

höherer Wahrscheinlichkeit<br />

künftigen Simulationen mit<br />

keiten sind vielschichtig. So kann man wieder zum Einsatz.<br />

beispielsweise auch verschiedene Zielfunktionen<br />

in parallel laufenden Simulationen<br />

verfolgen und so weitere Vergleiche aufstellen“,<br />

sagt der Projektverantwortliche.<br />

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist die globale Lösungssuche<br />

des ‚Optimizers‘: Das heißt, er beschränkt<br />

sich nicht auf ein lokales Optimum, sondern bezieht<br />

Lösungswege mit ein, die ein menschlicher Planer<br />

von Hand nicht erfassen könnte. „Das Ziel und der<br />

Nutzen der künstlichen Intelligenz ist es, die Fertigungsfeinplanung<br />

technologisch gestützt – wie<br />

einen intelligenten Planer – selbstlernend agieren zu<br />

lassen“, fasst Falkner zusammen.<br />

Einen weiteren Vorteil sieht er vor allem in der<br />

integrativen Umsetzung der KI im Hintergrund. Gut<br />

gemachte KI brauche beim Endanwender kein Knowhow.<br />

Zwar muss der User eine Zieldefinition erstellen<br />

– aber dazu brauche man auch kein KI-Know-how,<br />

lediglich Know-how in der Planung. Konkret bedeutet<br />

das: KI ist als zusätzliches ‚Modul’ zur cronetwork-Feinplanung<br />

des MES-Anbieters zu sehen. Es<br />

läuft parallel dazu, die Bedienung geschieht über die<br />

bestehende Plantafel. Während des Laufbetriebs<br />

könne normal in cronetwork-Feinplanung gearbeitet<br />

werden. Es ist also kein Prozedere der Produkt-Integration<br />

– schon gar nicht für den Endanwender –<br />

notwendig.<br />

www.industrieinformatik.de<br />

Daten zum Forschungsprojekt:<br />

• Laufzeit: 3 Jahre, das Projekt ist noch nicht abge -<br />

schlossen<br />

• Forschungseinrichtung: Unabhängiges Forschungs -<br />

unternehmen RISC, Hagenberg, Österreich<br />

• Budget: keine Angaben<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 57


» PRODUKTE<br />

Hydrodehnspannfutter<br />

Neue Futter mit optischen und funktionalen Qualitäten<br />

Die neue Generation von Hydrodehnspannfuttern<br />

von Mapal ist jetzt auf dem<br />

Markt. Das spezielle Design hat neben optischen<br />

auch qualitative und funktionale<br />

Vorteile. Beide Hydrodehnspannfutter-<br />

Baureihen – Hydro Mill Chuck und Hydro<br />

DReam Chuck – vereinen erkennbar das<br />

Leistungsversprechen an Qualität und<br />

Funktion. Das gelingt durch das Zusammenspiel<br />

von geometrischen und funktionellen<br />

Eigenschaften. Das neue Spannsystem<br />

ermöglicht hohe Bearbeitungsparameter.<br />

Da es selbsterregte Schwingungen<br />

minimiert, werden eingespannte Werkzeuge<br />

keinen Mikroschwingungen ausgesetzt.<br />

Das wiederum führt zu einer reduzierten<br />

Spindellast um bis zu 15 %,<br />

ermöglicht eine deutlich längere Werkzeugstandzeit<br />

und gewährleistet hochwertige<br />

Oberflächen.<br />

Zusätzlich sorgt die durch ein speziell<br />

entwickeltes Polierverfahren erzeugte<br />

Oberfläche der Spannfutter dafür, dass sie<br />

schmutz- und korrosionsbeständiger sind.<br />

Anwender können das Werkzeug prozesssicher<br />

in der Aufnahme mit geringem<br />

Kraftaufwand spannen. Dafür sorgt das<br />

„Foolproof-Handling“, also eine einfache<br />

und selbsterklärende Handhabung der<br />

Spannfutter. Das neue Hydrodehnspannfutter<br />

Hydro Mill Chuck ist speziell für<br />

das Spannen von Fräswerkzeugen mit<br />

HA-Schaft ausgelegt. Das Hydro DReam<br />

Chuck 4,5° ist für Reib- und Bohranwendungen<br />

sowie zum Einsatz mit Schlichtfräsern<br />

optimiert.<br />

www.mapal.de<br />

Bild: Mapal<br />

Antriebssystem<br />

Motoren kompakt und mit Wasser gekühlt<br />

Mit dem neuen Portfolio im Bereich wassergekühlter<br />

Motoren hat der Antriebsspezialist<br />

Baumüller sein Produktpro-<br />

Bild: Baumüller<br />

gramm vom Servomotor in der Baugröße<br />

45 bis hin zum Torquemotor der Baugröße<br />

560 erweitert. Zahlreiche Anwendungen<br />

zum Beispiel in der Textilindustrie, der<br />

Kunststoffverarbeitung oder in Umformund<br />

Biegemaschinen profitieren von den<br />

Vorteilen der wassergekühlten Motoren.<br />

Wie es heißt, soll die Leistung der wassergekühlten<br />

Servomotoren im Vergleich zur<br />

ungekühlten Variante um bis zu 50 %<br />

höher sein. Motoren können so kleiner dimensioniert<br />

werden, sie erreichen höhere<br />

Dynamik und das bei gleichzeitig hohen<br />

Drehmomenten, die durch die sehr guten<br />

Kühleigenschaften möglich werden. Ein<br />

wichtiger Vorteil sei zudem, dass die Wärme<br />

direkt am Motor abgeführt wird.<br />

Motoren können so in der Maschine nah<br />

zusammen verbaut werden, ohne dass das<br />

System überhitzt. Das Antriebssystem<br />

fällt damit deutlich kompakter aus. Die<br />

Kühlung der Motoren kann neben Wasser<br />

auch mit Öl erfolgen. Ein Vorteil für servohydraulische<br />

Systeme, die bereits Öl in<br />

der Maschine verfügbar haben.<br />

www.baumueller.com<br />

Sicherheitsschalter<br />

Betätiger für platzkritische Anwendungen<br />

Seine Reihe an Sicherheitsschaltern<br />

PSENcode hat Pilz um einen 3 mm hohen<br />

Betätiger ergänzt. Der PSENcode low profile<br />

actuator ist mit seiner schmalen oder<br />

kompakten Bauform mit den anderen<br />

Pilz-Schaltern der Reihe kombinierbar.<br />

Die integrierte RFID-Transpondertechnologie<br />

bietet höchsten Manipulationsschutz<br />

auf kleinstem Raum, wie der Hersteller<br />

mitteilt. Der Betätiger ist kleb- und<br />

schraubbar und damit auch auf Plexiglas<br />

einsetzbar. Ein sicherer Schaltabstand von<br />

6 mm unabhängig vom Untergrund ist ein<br />

weiteres Plus, heißt es. Er eignet sich aufgrund<br />

seiner Maße vor allem für platzkritische<br />

Anwendungen, bei denen die Einbauhöhe<br />

im Fokus steht. Anwender profitieren<br />

dank dieser Einbau-Vielseitigkeit<br />

von einem hohen Freiheitsgrad beim Maschinendesign.<br />

Die codierten Sicherheitsschalter<br />

bieten sichere Überwachung bis<br />

PL e gemäß EN ISO 13489-1 beziehungsweise<br />

SIL CL 3 nach EN/IEC 6206. Dabei<br />

übernimmt PSENcode die sichere Überwachung<br />

von bis zu drei Positionen, die<br />

der Sensor sicher unterscheiden kann. Die<br />

integrierte Auswertung und die Reduzierung<br />

sicherer Eingänge am Auswertegerät<br />

mache die codierten Sicherheitsschalter<br />

PSENcode zu einer wirtschaftlichen Lösung,<br />

heißt es weiter.<br />

www.pilz.com<br />

Bild: Pilz<br />

58 Industrieanzeiger » 03|2021


Industrielle Router<br />

Per Mobilfunk remote auf die Maschine zugreifen<br />

Mit den 4G-Routern der UR-Serie bietet<br />

Spectra ein komplettes Sortiment an industriellen<br />

4G-Mobilfunk-Routern: vom<br />

Einsteiger-Modell mit reiner 4G-Routing-<br />

Funktion bis hin zur Oberklasse mit zusätzlichem<br />

WLAN, multiple GLAN, PoE,<br />

GPS, GPIO, RS-232/485 und SD-Card. Die<br />

leistungsstärkeren Modelle bieten zudem<br />

die Möglichkeit der Einbindung von User-<br />

Apps mittels eines SDK für Python und<br />

eine Unterstützung von Modbus RTU/TCP.<br />

Damit wird aus dem Router ein voll funktionales<br />

IoT-Edge-Gateway. Alle Modelle<br />

haben eine Dual-SIM-Card Schnittstelle<br />

mit automatischem „Fail Over“, unterstützen<br />

verschiedene VPN-Verbindungen<br />

(OpenVPN, IPsec oder PPTP) und bieten<br />

Managementmöglichkeiten für Web oder<br />

CLI. Der Eingangsspannungsbereich von<br />

9 bis 48 V und die Spannweite der Betriebstemperatur<br />

von -40 °C bis +70 °C<br />

sowie das kleine, robuste Metallgehäuse<br />

und die flexible DIN-Schienen- oder<br />

Wandmontage erfüllen die industriellen<br />

Ansprüche. Ein Highlight ist der ultrakompakte<br />

UR32-Router für die Anbindung<br />

einzelner Maschinensteuerungen an<br />

das Mobilfunknetz. Einfach per Web-<br />

Oberfläche den Internetzugang und das<br />

Port-Forwarding konfigurieren und schon<br />

steht dem Remote-Zugang auf die entfernte<br />

SPS nichts mehr im Weg.<br />

www.spectra.de<br />

Bild: Spectra<br />

Profinet-Businterfaces<br />

Systemredundanz-Funktion vermeidet Unterbrechungen<br />

Festo hat seine Profinet-<br />

Businterfaces für die Automatisierungsplattform<br />

CPX einem Upgrade unterzogen:<br />

Die neue Generation<br />

hat vier wesentliche<br />

neue Features erhalten.<br />

Neben der S2-Systemredundanz stehen<br />

bei den Interfaces nun drei weitere<br />

Ausstattungsmerkmale zur Verfügung:<br />

MRPD für unterbrechungsfreie Ring -<br />

redundanz, Spannungsüberwachung und<br />

NTP-Zeitsynchronisierung. Der Hersteller<br />

Bild: Festo<br />

hat bei der Entwicklung besonderen Wert<br />

darauf gelegt, dass die neuen Knoten der<br />

40er-Serie zu Ihren Vorgängern 1:1 kompatibel<br />

sind. Damit können Anwender bei<br />

bestehenden Installationen zum Beispiel<br />

alte FB34– durch neue FB44-Businter -<br />

faces austauschen, ohne<br />

in der bestehenden Konfiguration<br />

etwas ändern zu<br />

müssen. Zudem können<br />

die bestehenden Datenleitungen<br />

und Steckverbinder<br />

weiterhin verwendet<br />

werden. Selbst die alten GDSML-Dateien<br />

bleiben erhalten. Zum Wechseln der Businterfaces<br />

müssen lediglich die alten Knoten<br />

demontiert und die neuen Knoten<br />

aufgesetzt und festgeschraubt werden.<br />

www.festo.com<br />

Wellenfeder<br />

Sonderlösung für kompakte Bauräume<br />

Mit der Wellenfeder bietet Bohnert eine<br />

ideale Sonderlösung für kompakte Bauräume<br />

in vielen Branchen. Je kleiner, desto<br />

besser – diese Anforderung ist gerade<br />

im Automobilbau, der Feinmechanik oder<br />

dem Maschinen- und Apparatebau ebenso<br />

wichtig wie gesetzliche Grundlagen,<br />

Funktionalität, Qualität und Kosten. Wellenfedern<br />

sind gewundene, federnde Teile,<br />

die aus Flachmaterial gefertigt werden.<br />

Ihr besonderes Merkmal ist die Reduktion<br />

der Federhöhe gegenüber der Druckfeder<br />

um bis zu 50 % – bei gleichbleibender<br />

Federkraft und gleichbleibendem Federnweg.<br />

Das Portfolio von Bohnert bietet<br />

einlagig überlappende Wellenfedern,<br />

mehrlagige und Wellenfedern mit parallelen<br />

Enden sowie verschachtelte Varianten.<br />

Letztere Sonderform wird verwendet,<br />

wenn höhere Federkräfte mit geringem<br />

Arbeitshub benötigt werden. Zur Produktion<br />

der Wellen federn betreibt Bohnert<br />

einen Maschinenpark, der bis zu einem<br />

Materialquerschnitt von 7 mm² fertigen<br />

kann. Den Flachdraht bezieht der Hersteller<br />

von der Bruker-Spalek GmbH, die wie<br />

Bild: Bohnert<br />

Bohnert Teil der Kern-Liebers-Firmengruppe<br />

ist. Die Sonderverpackungen erstellt<br />

der Anbieter selbst und erfüllt laut<br />

eigenen Angaben auch kurzfristige Kundenwünsche<br />

flexibel und schnell.<br />

www.bohnert-federn.de<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 59


» PRODUKTE<br />

Sensoren<br />

Kombinierte Sicherheit<br />

Die bewährten Sicherheitssensoren von<br />

ABB Jokab können nun direkt mit der<br />

integrierten Sicherheitstechnik von B&R<br />

verwendet werden. Das Portfolio von ABB<br />

Jokab umfasst ein vollständiges Set an<br />

Türzuhaltungen, Lichtgittern und Schutzmatten.<br />

Durch die breite Auswahl lassen<br />

sich laut Anbieter Sicherheitskonzepte in<br />

Zukunft einfacher umsetzen. Safety-Produkte<br />

von ABB Jokab werden dafür einfach<br />

mit den sicheren B&R-I/Os verdrahtet.<br />

Sowohl die Sicherheitstechnik von<br />

B&R als auch die Jokab-Safety-Palette<br />

erfüllen die Anforderungen<br />

gemäß der Norm ISO<br />

13849-1 bis zur höchsten<br />

Sicherheitsstufe PLe / Kat. 4.<br />

Die sicheren Sensoren von<br />

ABB Jokab unterstützen die<br />

Verkabelung einer Sicherheitsfunktion<br />

mit mehreren unterschiedlichen<br />

Sensoren, die in Reihe geschaltet<br />

sind. So kann beispielsweise eine Reihenschaltung<br />

mehrerer Sicherheitstüren umgesetzt<br />

werden. Diese Möglichkeit reduziert<br />

Kabel- und Installationskosten laut<br />

des Unternehmens enorm und reduziert<br />

somit auch die Anzahl der notwendigen<br />

sicheren Eingangskanäle. Trotz der Reihenschaltung<br />

bleibt die maximale Sicherheit<br />

mit PLe / Kat. 4 gegeben.<br />

www.br-automation.com<br />

Bild: B&R<br />

Wendeplattenbohrer<br />

Beim Bohren auf der sicheren Seite<br />

Bild: Walter<br />

Mit dem Wendeschneidplatten-Vollbohrer D4120 etablierte Walter einen flexiblen Allrounder.<br />

Jetzt vervollständigt der Werkzeughersteller sein D4120-Programm: Mit den<br />

Abmessungen 2, 3, 4 und 5 × D sind die Tübinger im Durchmesserbereich 13,5 bis<br />

59 mm breit aufgestellt. Eigens entwickelte Außen- und Zentrumsplatten sorgen für<br />

einen gezielten Ausgleich der Schnittkräfte. Die Zentrumsplatten wurden dazu etwas<br />

größer gewählt als die äußeren Wendeschneidplatten und sind mit einer Eckenschutzfase<br />

versehen. Neben höherer Prozesssicherheit trage dies entscheidend zu hoher Präzision<br />

und niedrigen Bohrgeräuschen bei, betont der Anbieter. Für hohe Oberflächengüten<br />

gibt es eine Ausführung mit Wiper- Schneide. Der Bohrkörper ist mit zwei Kühlkanälen<br />

sowie einem Messbund (Dc) zur einfachen Bohrer-Identifikation, auch im<br />

montierten Zustand, versehen. Polierte Spannuten und eine gehärtete Oberfläche optimieren<br />

Spanabtransport und Verschleißfestigkeit.<br />

www.walter-tools.com<br />

Wälzlager<br />

Keramikbeschichtung verlängert Lagerleben<br />

NSK hat die Keramikbeschichtung von<br />

Rillenkugellagern für energieeffiziente<br />

drehzahlgeregelte Elektrontriebe optimiert.<br />

Die verbesserte Beschichtung des<br />

Außenrings wirkt stromisolierend (bis<br />

zum Faktor zehn) und verhindert Stromdurchgänge.<br />

Denn es ist nicht auszuschließen,<br />

dass Störströme über Motorwelle<br />

und Lager zu den angetriebenen<br />

Komponenten gelangen. Die Neuerung<br />

verlängert die Lebensdauer der Antriebe<br />

und beugt Schäden an angrenzenden Antriebskomponenten<br />

vor. Vor allem resul-<br />

tiert die höhere Lebensdauer dieser Keramiklager<br />

daraus, dass die Schlagfestigkeit<br />

der sehr spröden Keramik mehr als dreimal<br />

so hoch ist wie die von konventionellen<br />

Beschichtungen für Keramiklager, teilt<br />

der Anbieter mit. Lebensdauerverlängernd<br />

wirkt die optimierte Keramikbeschichtung<br />

überdies, indem sie die im Lager entstehende<br />

Wärme besser abführt. Das Programm<br />

der Wälzlager mit Keramikbeschichtung<br />

für drehzahlgeregelte Antriebe<br />

wird im neuen Katalog „Wälzlager für<br />

Elektromotoren“ beschrieben. Diese Broschüre<br />

kann bei NSK angefordert oder im<br />

PDF-Format auf der NSK-Homepage heruntergeladen<br />

werden.<br />

www.nskeurope.de<br />

Bild: NSK<br />

60 Industrieanzeiger » 03|2021


Frequenzumrichter<br />

Fit für die Integration in<br />

Automatisierungsnetzwerke<br />

Die neue Baureihe AxiaVert von Bonfiglioli ist jetzt in vier Größen<br />

erhältlich, die einen Leistungsbereich von 0,25 kW bis<br />

15 kW abdecken. Versionen mit höherer Leistung werden zukünftig<br />

ergänzt. Die offenen Kommunikationsprotokolle ermöglichen<br />

entsprechend den Standards der Industrie 4.0 und dank<br />

der Kompatibilität mit einer Vielzahl von Feldbusprotokollen und<br />

Maschinensteuerungen eine reibungslose Integration in Automatisierungsnetzwerke,<br />

gibt der italienische Antriebsspezialist<br />

bekannt. Die Kommunikationsverschlüsselung ist durch das<br />

Design standardmäßig in AxiaVert integriert. Darüber hinaus ist<br />

der Umrichter dank Zustandsüberwachungsfunktionen an den<br />

wichtigsten Umrichterkomponenten<br />

sowie an den kritischen<br />

Parametern des Getriebemotors<br />

in der Lage, Echtzeitdiagnosen,<br />

Energieoptimierungen<br />

und planmäßige<br />

Wartungsinformationen in<br />

Bezug auf das Antriebssystem<br />

bis hin zur gesamten<br />

Maschine bereitzustellen.<br />

Bild: Bonfiglioli<br />

www.bonfiglioli.com<br />

Antriebstechnik<br />

Wellenkupplungen für jeden<br />

Anwendungsfall<br />

Erste Hilfe.<br />

Wer sich selbst ernähren kann,<br />

führt ein Leben in Würde.<br />

brot-fuer-die-welt.de/selbsthilfe<br />

Selbsthilfe.<br />

Anzeigendaten einfach<br />

und sicher übermitteln.<br />

Neu im Lieferprogramm<br />

von Ganter sind Wellenkupplungen<br />

aus Aluminium<br />

oder Edelstahl, die<br />

sich teils formschlüssig, teils kraftschlüssig<br />

befestigen lassen. Grundsätzlich übertragen<br />

Wellenkupplungen des Anbieters Drehbewegungen und<br />

Drehmomente von Welle zu Welle. Dabei gleichen sie auch Toleranzen<br />

und mechanische Fehler aus, die ansonsten zu Schäden<br />

an Antriebs- oder Messkonfigurationen führen. Für fast jeden<br />

Anwendungsbereich bietet Ganter eine passende Kupplungs -<br />

lösung an. Mit den neu ins Programm aufgenommenen Kupplungstypen<br />

kann sehr spezifisch auf den jeweiligen Anwendungsfall<br />

eingegangen werden. Dies ermöglichen mehrere Bohrungsdurchmesser,<br />

unterschiedliche Steife- und Härtegrade der<br />

Kupplungskörper sowie eine optionale Passfedernut. Generell<br />

gleichen alle Wellenkupplungen aus diesem Programm Versätze<br />

und Fehlausrichtungen aus, nehmen Rundlauffehler sowie Axialbewegungen<br />

auf und dämpfen Schwingungen wie auch Stöße<br />

unterschiedlich stark.<br />

www.ganternorm.com<br />

Bild: Ganter<br />

PDF<br />

<br />

<br />

www.konradin-ad.de<br />

<br />

<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 61


Industrieanzeiger präsentiert Ihnen<br />

Partner der Industrie.<br />

Hier finden Sie leistungsstarke Lieferanten, Dienstleister und kompetente lösungsorientierte Partner<br />

der Industrie!<br />

Antriebstechnik/Fluidtechnik Automatisierung<br />

Arbeitsschutz Betriebsbedarf Gebrauchtmaschinen<br />

HMI Industrie 4.0 Materialfluss/Logistik Robotik<br />

Spanende Fertigung Spanlose Fertigung<br />

Montage-, Handhabungstechnik Kunststoffverarbeitung<br />

Lasertechnik Mikrosystemtechnik/Nanotechnologie<br />

Smart Energy Oberflächentechnik Qualitätssicherung<br />

Verbindungstechnik Verpackungstechnik<br />

Werkstoffe Werkzeug-/Formenbau<br />

Werkzeugmaschinen Schmiermittel Zulieferung<br />

Weitere Fakten zu Unternehmen, Details zum Angebots- und Leistungs spektrum finden Sie im<br />

Firmenverzeichnis auf industrieanzeiger.de.<br />

Unter folgendem Link gelangen Sie zur Übersicht aller Online-Firmenprofile.<br />

Bookmark!<br />

www.industrieanzeiger.de/firmenverzeichnis<br />

ANTRIEBSTECHNIK<br />

ARBEITSSCHUTZ<br />

C-TEILE-MANAGEMENT<br />

Dr. Fritz Faulhaber GmbH & Co. KG<br />

www.faulhaber.com/de<br />

Antriebslösungen an der Grenze des technisch Machbaren<br />

mit einzigartiger Zuverlässigkeit und Präzision –<br />

dafür steht FAULHABER. Der Antriebsspezialist ist eines<br />

der innovativsten Unternehmen Deutschlands und bietet<br />

das weltweit umfangreichste Portfolio an Miniaturund<br />

Mikroantriebstechnologien. Vom leistungsstarken<br />

DC-Motor mit 200 mNm Dauerdrehmoment bis zum<br />

filigranen Mikroantrieb mit 1,9 mm Außendurchmesser<br />

umfasst das FAULHABER Standardportfolio mehr als 25<br />

Mio. Möglichkeiten, ein optimales Antriebssystem für<br />

eine Anwendung zusammenzustellen. Dieser Technologiebaukasten<br />

ist zugleich die Basis für Modifikationen,<br />

um auf besondere Kundenwünsche hinsichtlich Sonderausführungen<br />

eingehen zu können.<br />

TEKA Absaug- und<br />

Entsorgungstechnologie GmbH<br />

www.teka.eu<br />

Die TEKA Absaug- und Entsorgungstechnologie GmbH<br />

aus dem Münsterland ist seit 25 Jahren einer der führenden<br />

Hersteller von Absaug- und Filteranlagen für<br />

Industrie, Handwerk und Labore. TEKA beliefert Unternehmen<br />

aus der metallverarbeitenden Industrie, der<br />

Elektroindustrie und der Labortechnik. Die Anlagen<br />

sorgen für saubere Raumluft und einen umfassenden<br />

Gesundheitsschutz von Mitarbeitern. Die Produktpalette<br />

umfasst mobile und stationäre Absaug- und<br />

Filteranlagen, raumlufttechnische Lösungen sowie<br />

Systemlösungen für die Schneidindustrie. Das Portfolio<br />

wird ergänzt durch Schneid-, Schweiß- und<br />

Brennschneidtische sowie Sicht- und Schallschutz.<br />

Ferdinand Gross GmbH & Co. KG<br />

www.schrauben-gross.de<br />

Ferdinand Gross ist Spezialist für Verbindungstechnik<br />

und C-Teile-Management und bietet Kunden und<br />

Partnern aus der Industrie maßgeschneiderte Dienstleistungen.<br />

Unser Sortiment reicht von Verbindungselementen<br />

über Werkzeuge bis zu Sonder anfertigungen.<br />

Wir sorgen für schnellste Verfügbarkeit von über<br />

107 000 Artikeln. Im Bereich C-Teile-Management<br />

bietet Ferdinand Gross kunden spezifische Lösungen<br />

zur Senkung Ihrer Beschaffungs kosten um bis zu 70 %.<br />

62 Industrieanzeiger » 03|2021


PARTNER DER INDUSTRIE<br />

C-TEILE-MANAGEMENT<br />

C-TEILE-MANAGEMENT<br />

C-TEILE-MANAGEMENT<br />

Keller & Kalmbach GmbH<br />

www.keller-kalmbach.de<br />

Ist Ihr C-Teile-Management fit für die Zukunft?<br />

Wir überzeugen Sie mit großem technischen<br />

Know-how bei Verbindungselementen und<br />

bieten Ihnen eine Produktpalette rund um<br />

C-Teile, die kaum Wünsche offen lässt.<br />

Wir stehen für höchste Versorgungssicherheit<br />

und entwickeln kundenindividuelle und maßgeschneiderte<br />

Logistikkonzepte für Produktion<br />

und MRO. Sorgen Sie mit dem passenden C-Teile-<br />

Konzept für effiziente Beschaffungsprozesse und<br />

Abläufe in Ihrem Unternehmen. Diskutieren Sie<br />

mit unseren Experten, wie Sie Ihre Wertschöpfung<br />

steigern können.<br />

Lederer GmbH<br />

www.c-teile-management.info<br />

Wenn es um C-Teile-Management geht, Kanban, Konsignation<br />

& Co., ist Lederer Ihr Partner: Norm- und Standardteile,<br />

Sonder- und Zeichnungsteile, Verbindungselemente<br />

u.v.m. auf Basis aller logistischen Lösungen<br />

und Systeme (eBusiness, RFID, Ein- und Mehr-Behälter-<br />

Kanban etc.). Lederer übernimmt für Sie die Lieferantensuche,<br />

Bestellung und Beschaffung, Bevorratung<br />

und Bereitstellung, Lagerbewirtschaftung und Qualitäts<br />

sicherung, Systempflege und Prozessverbesserung.<br />

– Verbindungselemente<br />

– Norm- und Standardartikel<br />

– Sonder- und Zeichnungsteile<br />

– C-Teile-Management<br />

F. REYHER Nchfg. GmbH & Co. KG<br />

www.reyher.de<br />

E-Business-Lösungen, Kanban-Versorgungssysteme,<br />

Bausätze, Konfektionierungen, Sonderteile – wenn<br />

es um Verbindungselemente und Befestigungs technik<br />

geht, ist REYHER Ihr kompetenter Partner. Hohes<br />

Qualitätsbewusstsein und ausgeprägte tech nische<br />

Kompetenz haben eine lange Unternehmens tradition.<br />

Über 130 000 verschiedene Artikel stehen bei einer<br />

Lieferbereitschaft von 99 % branchenübergreifend<br />

bereit. Kunden aus Industrie und Handel werden<br />

weltweit aus einem der modernsten und größten<br />

Schrauben-Logistikzentren schnell und zuverlässig<br />

beliefert.<br />

CNC-LASERSCHNEIDEN<br />

DRUCKLUFTTECHNIK<br />

FEDERN<br />

Schages GmbH & Co.KG<br />

www.schages.de<br />

NEU: Laserschneiden mit 10 kW-Fiberlaser<br />

Als mehrfach zertifizierter High-Tech Laser-Blechbearbeiter<br />

aus Krefeld bieten wir wirtschaftliche Lösungen<br />

für die weiterführende Metallverarbeitung.<br />

Flexibilität ist unsere Stärke<br />

– Edelstahl rostfrei bis 50 mm, Stahl/Alu bis 30 mm,<br />

Kupfer/Messing bis 18 mm<br />

– XXL-Fasenschneiden bis 3 m x 12 m<br />

– XXL-Rohrschneiden bis 12 m Länge<br />

– Kleinteile, Einzelteile, Prototypen<br />

– CNC-Abkanten bis 4 m/320 t<br />

Zertifizierungen:<br />

ISO 9001 und ISO 14001, Werkseigene PK nach EN 1090,<br />

Mat.-Kennz. nach RL 2014/68/EU.<br />

Airgroup GmbH & Co. KG<br />

www.airgroup.eu<br />

Die Airgroup, ein Servicenetz ausgewählter, zertifizierter<br />

Drucklufttechnik-Anlagenbauer und Drucklufttechnik-Serviceunternehmen.<br />

Mit 17 Partnerbetrieben<br />

an 20 Standorten und rund 430 Mitarbeitern<br />

– davon mehr als 100 Servicetechniker – garantiert<br />

Ihnen die Airgroup einen 24 Std.-Anlagenservice,<br />

einheitlich hohe Standards in Quali tät, Fachkompetenz<br />

und der Ausarbeitung innovativer Druckluftkonzepte<br />

sowie die schnelle Bereitstellung von<br />

Mietkompressoren.<br />

Airgroup GmbH & Co. KG<br />

Im Ostpark 15, 35435 Wettenberg<br />

Phone +49 641 984682-0, Fax +49 641 984682-29<br />

info@airgroup.eu, www.airgroup.eu<br />

Schweizer GmbH & Co. KG<br />

www.schweizer-federn.de<br />

Die Schweizer GmbH & Co. KG aus Reutlingen bietet<br />

bereits seit 1986 technische Federn in allen Variationen.<br />

Am Rande der schwäbischen Alb fertigen ca. 120 Mitarbeiter<br />

hochwertige Drahtfedern und Stanzbiegeteile<br />

aus allen gängigen Federmaterialien in Klein- und Großserien.<br />

Das umfangreiche Produktportfolio der Schweizer<br />

GmbH & Co. KG umfasst:<br />

• Druck-, Zug- und Schenkelfedern<br />

• Draht- und Stanzbiegeteile<br />

• Mikrofedern und Laserschneidteile<br />

KOMPONENTEN + SYSTEME<br />

ROBOTIK<br />

VERBINDUNGSTECHNIK<br />

RCT® Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />

www.rct-online.de<br />

Reichelt Chemietechnik steht für das Prinzip<br />

„Angebot und Vertrieb der kleinen Quantität“ gepaart<br />

mit einer viele Bereiche umfassenden Produktvielfalt<br />

und einem hohen technischen Beratungsservice.<br />

Das Angebot von Reichelt Chemietechnik umfasst<br />

ca. 80 000 Artikel, die aus den Bereichen Schlauchtechnik,<br />

Verbindungselemente, Durchflusstechnik,<br />

Labortechnik, Halbzeuge, Befestigungselemente,<br />

Filtration und Antriebstechnik stammen.<br />

Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />

Englerstraße 18, 69126 Heidelberg<br />

Tel. 0 62 21/3 12 50, info@rct-online.de<br />

Franke GmbH<br />

www.franke-gmbh.de<br />

Auf der Suche nach einer besonders raumsparenden<br />

Konstruktion erfand Erich Franke im Jahre 1936 einen<br />

neuen Lagertyp: das Drahtwälzlager. Sein Prinzip der<br />

vier Laufringe haben wir im Laufe der Jahre kontinuierlich<br />

weiterentwickelt. Heute ist Franke als Spezialist für<br />

Wälzlager und Linearsysteme weltweit bekannt. An<br />

unserem Stammsitz in Aalen beschäftigen wir 280 Mitarbeiter.<br />

Darüber hinaus sind wir mit zahlreichen Vertretungen<br />

weltweit präsent. Die von Erich Franke entwickelte<br />

Vier-Punkt-Geometrie bildet die ideale<br />

Voraussetzung für individuelle Produktlösungen, denn<br />

sie erlaubt größtmögliche Variabilität. Unsere Kunden<br />

haben die freie Wahl bezüglich Werkstoff, Geometrie,<br />

Größe, Bohrbild, Verzahnungen oder Abdichtungen.<br />

Albert Pasvahl GmbH & Co.<br />

www.pasvahl.de<br />

Als Schraubenspezialist mit über 80 Jahren Erfahrung<br />

stehen wir für Qualität und Zuverlässigkeit.<br />

Wir liefern bis zu 34 Millionen Spezialschrauben –<br />

direkt ab Lager:<br />

• Passschrauben<br />

• Vierkantschrauben<br />

• Verschlussschrauben<br />

• Flachkopfschrauben<br />

• Schrauben mit Zapfen/Spitze<br />

• Rändelschrauben<br />

• Messingschrauben<br />

• Sonderanfertigungen nach Vorgaben<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 63


WIR BERICHTEN ÜBER<br />

IMPRESSUM<br />

ABB 60<br />

Accenture 22<br />

Air Liquide 17<br />

AKF Bank 18<br />

AKF Leasing 18<br />

AMK Arnold Müller 12<br />

AMS.Solution 54<br />

Arburg 12<br />

ArGeZ 12<br />

Aro-tec 40<br />

AVCI 40<br />

Azo 44<br />

B&R 60<br />

Baljer & Zembrod 54<br />

Baumüller 58<br />

Bitkom Research 15<br />

Bohnert 59<br />

Bonfiglioli 61<br />

Bosch 11, 30<br />

Bosch Research 28<br />

bvik 12<br />

Carl Stahl ARC 50<br />

Centrotherm 50<br />

Ceres Power 11<br />

Daimler 30<br />

Deutsche Messe 11<br />

DMG Mori 30<br />

DyeMansion 44<br />

EBM-Papst 18<br />

Eckelmann 12<br />

Ellipti Go 8<br />

EOS 44<br />

Eplan 12<br />

VORSCHAU<br />

Fauna 8<br />

Ferrocontrol 12<br />

Festo 59<br />

Fischertechnik 8<br />

Fraunhofer ICT 51<br />

Fraunhofer IPT 36<br />

Fraunhofer-IST 30<br />

Gaia-X 14<br />

Ganter 61<br />

Gottschald Patentanwälte 22<br />

Grenzebach 44<br />

Grob 42<br />

Harting 16<br />

Harting Electric 16<br />

Hoffmann Group 65<br />

Hofmann 42<br />

Hootsuite 12<br />

Horn 38<br />

Hyundai WIA 40<br />

IFS 13<br />

Industrie Informatik 56<br />

Inform 18<br />

IWF 30<br />

Kaiser+Kraft 24<br />

Kistler 38, 65<br />

Leibniz-Gemeinschaft 30<br />

Leichtbau BW 50<br />

Leipziger Messe 13<br />

Leonhardt 52<br />

Leuze 15<br />

Mahle 51<br />

Mapal 18<br />

Markforged 46<br />

Bild: Bystronic<br />

MATERIALFLUSS<br />

Fahrerlose Transportsysteme übernehmen in<br />

der Intralogistik immer mehr Aufgaben. Für<br />

einen maximalen Automatisierungsgrad sind<br />

allerdings intelligente, induktive Schnellladesysteme<br />

gefragt.<br />

TOPSTORY<br />

Nabertherm 44<br />

NSK 60<br />

Open Industry 4.0 Alliance 14<br />

Ossberger 44<br />

Peiseler 40<br />

Pilz 58<br />

Place2tex 19<br />

Q.Big 3D 50<br />

RISC Software 56<br />

Seecode 8<br />

Siemens 44<br />

Smart Factory-KL 14<br />

SMC 65<br />

Spectra 59<br />

Splunk 12<br />

Stahl Crane Systems 16<br />

Statistisches Bundesamt 10<br />

Tata Consultancy Services (TCS) 15<br />

TÜV Süd 24<br />

Universität Freiburg 50<br />

VdEH 17<br />

VDMA 10<br />

VW 30<br />

Walter 60<br />

Weidmüller 19<br />

WGP 30<br />

WZL der RWTH Aachen 36<br />

Ziehl-Abegg 18<br />

ZVEI 14<br />

Eine komplett vernetzte<br />

Blechbearbeitung ist die<br />

Vision. Den Weg dorthin<br />

bahnen modulare Einzelsysteme,<br />

die teils selbstregulierend<br />

arbeiten und die<br />

Basis für neue digitale Geschäftsmodelle<br />

schaffen.<br />

FLUIDTECHNIK<br />

Für sein Konzept der Systempartnerschaft hat<br />

der Maschinen- und Anlagenbauer Stauff den<br />

Bremer Fluidtechnikspezialisten Kroning assoziiert.<br />

Beide Partner erläutern im Interview<br />

das neue Konzept.<br />

erscheint dienstags ISSN 0019–9036<br />

Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung e.V.<br />

(WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder des Verbandes erhalten<br />

den Industrieanzeiger im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Zusammenarbeit<br />

im Fachbereich der Gießereitechnik mit der Zentrale für<br />

Gussverwendung, Düsseldorf.<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeug-<br />

maschinen); Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs (Technologie der<br />

Fertigungsverfahren); Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />

und Qualitätsmanagement); Prof. Dr.-Ing.<br />

Dipl.-Wirt.-Ing. Günther Schuh (Produktions systematik),<br />

WZL RWTH Aachen<br />

Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Redaktion:<br />

Chefredakteur: Dipl.-Ing. (FH) Werner Götz (gö),<br />

Phone +49 711 7594–451<br />

Stellv. Chefredakteur: Dipl.-Betriebswirt (FH) Dietmar Kieser (dk),<br />

Phone +49 711 7594–454<br />

Dipl.-Inf. (FH) Uwe Schoppen (us), Phone +49 711 7594–458;<br />

M. Litt. Sanja Döttling (sd), Phone +49 711 7594–342;<br />

Kyra Kutter (kk), Phone +49 711 7594–475;<br />

B. A. (FH) Nora Nuissl (nu), Phone +49 711 7594–391;<br />

M. A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879;<br />

Susanne Schwab (su), Phone +49 711 7594–444;<br />

Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />

Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) Mona Willrett (mw),<br />

Phone +49 711 7594–285<br />

Ständige freie Mitarbeiter:<br />

Dipl.-Ing. Volker Albrecht, Karin Faulstroh (kf),<br />

Michael Grupp (mg), Sabine Koll (sk), Markus Strehlitz (ms),<br />

Henriette Steuer (hs)<br />

Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />

Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Layout: Laura Gehring, Jonas Groshaupt, Michael Kienzle,<br />

Ana Turina<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />

Auftragsmanagement:<br />

Matthias Rath, Phone +49 711 7594–323, Fax –1323<br />

Zurzeit gilt Preisliste 80 vom 1.10.2020.<br />

Anzeigen-Annahmeschluss für Gelegenheits anzeigen mittwochs,<br />

15 Uhr.<br />

Leserservice: Industrieanzeiger +49 711 7252–209,<br />

konradinversand@zenit-presse.de<br />

Erscheinungsweise: dienstags (20 x jährlich)<br />

Bezugspreis: Inland jährlich 208,60 € inkl. Versandkosten und<br />

MwSt; Ausland 208,60 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 7,55 €<br />

(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten).<br />

Bestellungen erbitten wir an den Verlag. Sofern die Lieferung nicht<br />

für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich bestellt war, läuft das<br />

Abonnement bis auf Widerruf. Bezugszeit: Das Abonnement kann<br />

erstmals vier Wochen zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt<br />

werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist<br />

von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />

Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer Gewalt<br />

entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />

Auslandsvertretungen:<br />

Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court,<br />

Long Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: jsp@trademedia.info;<br />

USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza,<br />

19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212 8963881,<br />

Fax +1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />

Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht unbedingt<br />

die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

keine Gewähr. Alle im Industrieanzeiger erscheinenden Beiträge<br />

sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch<br />

Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich welcher Art,<br />

nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />

Printed in Germany<br />

© 2021 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

Der Industrieanzeiger 04/2021 erscheint am 02.<strong>03.2021</strong><br />

64 Industrieanzeiger » 03|2021


PRODUKTE «<br />

Gleitschleifen<br />

Teile direkt an der Maschine finishen<br />

Damit Fertigungsbetriebe die Arbeitsschritte<br />

Entgraten und Polieren bei der<br />

Produktion von Serien mit Losgrößen unter<br />

500 Stück selbst kostengünstig durchführen<br />

können, hat die Hoffmann Group<br />

die mobile Gleitschleifmaschine Garant<br />

GMT35 entwickelt. Sie ist für das Finishen<br />

von Bauteilen aus Metall und Kunststoff<br />

optimiert und kann verschiedenste Geometrien<br />

bearbeiten. Damit ist sie zum<br />

Entgraten und Polieren von Dreh- und<br />

Frästeilen sowie von im 3D-Druckverfahren<br />

produzierten Werkstücken prädesti-<br />

Bild: Hoffmann Group<br />

niert. Der Trogvibrator hat eine Behältergröße<br />

von 35 l und kann durch eine<br />

Trennwand geteilt werden, um zwei Arbeitsschritte<br />

parallel auszuführen, das<br />

spart Zeit und Energie. Für den flexiblen<br />

Einsatz in der Fertigungshalle lässt sich<br />

die Anlage auf stabilen Rädern einfach an<br />

den Einsatzort schieben, etwa direkt neben<br />

die Bearbeitungsmaschine. Dabei<br />

arbeitet die GMT35 nicht nur besonders<br />

effizient, sondern auch sehr leise: Die<br />

Maschinenverkleidung, die Schallschutzhaube<br />

und eine 15 mm starke Polyurethanbeschichtung<br />

von Trog und Separierauslass<br />

dämpfen den Schallpegel auf


» ZULETZT<br />

Knuddeln in<br />

Pandemiezeiten<br />

Abstandhalten zu anderen ist seit Ausbruch der Coronapandemie<br />

das Gebot der Stunde. Verbote körperlicher Kontakte mit<br />

Freunden und Bekannten sollen der weiteren Verbreitung des Virus<br />

Einhalt gebieten. Allerdings können sich durch fehlenden<br />

Körperkontakt und Berührungsmangel depressive<br />

Symptome einstellen. Weltweit nehmen sich nun Haptik-<br />

Forscher in die Pflicht, damit die Spezies Mensch in umarmungsarmer<br />

Zeit die Möglichkeit fehlender Berührung zurückerlangt. Das<br />

Mittel der Wahl ist die Menschwerdung des Roboters. So beherrscht der am<br />

Stuttgarter Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme entwickelte<br />

Umarmroboter HuggieBot 3.0 bereits acht verschiedene<br />

Umarmungen. Dank einem perzeptiven Algorithmus nimmt er<br />

Gesten wahr und berechnet daraus seine Reaktion. Eine Versuchsperson<br />

bekundete neulich, der Vorgang sei sehr schön gewesen und auch natürlich, obwohl es<br />

sich um einen Roboter handele. Als sie nicht mehr so fest gedrückt habe, habe<br />

HuggieBot die Umarmung gelöst. Experten zeigen sich zwar skeptisch über derlei Entwicklungen<br />

bei den humanioden Kunstwesen. Mancher sieht bereits die genetische<br />

Wachablösung durch intelligente Roboter heraufziehen. Verschwörungstheoretiker<br />

zündeln gar mit Warnungen, die Zeit des Menschen könnte bald ablaufen. Doch<br />

Hand aufs Herz: In Vor-Corona-Zeiten wäre mancher froh darüber gewesen, wenn ihn<br />

ein lebensechter Android auf lästigen Reisen und Sitzungen vertreten hätte. Und<br />

heute wäre man dankbar, mit einer Runde HuggieBot-Knuddeln zuhause<br />

den Stress und die Schwermut signifikant verringern zu können.<br />

dk<br />

Bild: corythoman/stock.adobe.com<br />

66 Industrieanzeiger » 03|2021


Industrie<br />

fachjobs24.de – hier finden Arbeitgeber<br />

qualifizierte Fach- und<br />

Führungskräfte<br />

Sprechen Sie Nutzer von Branchen-Fachmedien an:<br />

die Interessierten und Engagierten ihres Fachs<br />

Erreichen Sie die Wechselwilligen, schon bevor<br />

sie zu aktiven Suchern werden<br />

Für optimales Personalmarketing: Präsentieren Sie<br />

sich als attraktiver Arbeitgeber der Branche<br />

EINFACH,<br />

SCHNELL UND<br />

FÜR NUR<br />

199€<br />

Preis zzgl. MwSt<br />

Einzigartiges Netzwerk zielgruppenspezifischer Branchen-Channels<br />

Augenoptik Handwerk Architektur<br />

Arbeitswelt<br />

Wissen<br />

34 Online-Partner<br />

28 Print-Partner<br />

Das Industrieanzeiger Stellenportal für » Ihren 03|2021 Erfolg! 67


Industrie<br />

Das<br />

Kompetenz-<br />

Netzwerk<br />

der Industrie<br />

17 Medienmarken für alle wichtigen<br />

Branchen der Industrie<br />

Information, Inspiration und Vernetzung<br />

für Fach- und Führungskräfte in der Industrie<br />

Praxiswissen über alle Kanäle:<br />

Fachzeitschriften, Websites, Newsletter,<br />

Whitepaper, Webinare, Events<br />

Ihr kompetenter Partner für die<br />

Zukunftsthemen der Industrie<br />

68 Industrieanzeiger » 03|2021<br />

Die passenden Medien für Sie<br />

und Ihre Branche:<br />

konradin.de/industrie<br />

media.industrie.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!