EDUCATION 1.21
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Thema | Dossier<br />
Zweitens: Ich hasse Sitzungen. Es wird zu viel geredet und zu<br />
wenig entschieden, weshalb sie immer zu lang dauern. Noch<br />
schlimmer zu Coronazeiten, wo alles über Zoom-Meetings läuft.<br />
Was gibt es Unangeneh meres, als an einer Sitzung in zehn<br />
gelangweilte Gesichter zu schauen? Zusätzlich auch noch sein<br />
eigenes gelangweiltes Gesicht sehen zu müssen. Und Onlinemeetings<br />
aus den improvi sierten Homeoffices lassen auch sonst<br />
tief blicken. Man sieht kitschige Engelfiguren, Katzenhintern, vorbeihuschende<br />
halbnackte Familienmitglieder und unaufgeräumte<br />
Schränke im Hintergrund. Einblicke, die ich mir – und den anderen<br />
– gern erspare.<br />
Drittens: Ich bringe mich bereits im Schulalltag ein und wirke<br />
aktiv mit: Für Schulfeste backe ich immer Muffins. Und es sind<br />
nicht die schlechtesten am Buffet.<br />
Viertens: Würde ich dem Elternrat beitreten, käme ich womöglich<br />
in das Team Gesundheit, weil das laut gesicherter Quelle nicht<br />
gerade das beliebteste Themenfeld im Elternrat ist. Neulinge landen<br />
deswegen öfter dort, heisst es. Das ist wie im Bundesrat mit<br />
dem VBS. Und dort, im Team Gesundheit, wäre ich vielleicht für<br />
die mehrmals jährlich stattfindenden Läusekontrollen in den Klassen<br />
zuständig. Ich müsste die verschwitzte Kopfhaut Hunderter<br />
Kinder und Jugendlicher nach Nissen und Läusen absuchen. Und<br />
würde wohl irgendwann auch welche finden.<br />
Bessere Argumente haben, natürlich, die Aktiven<br />
Natürlich ist es leicht, jedem dieser Gründe sofort handfeste<br />
Argumente entgegenzuschleudern, weshalb ich noch heute freiwillig<br />
in den Elternrat eintreten sollte. Und ich würde es ja<br />
auch sofort tun, wirklich. Nur … Moment, ich muss mich kurz<br />
schnäuzen.<br />
WERTVOLLE EINBLICKE<br />
IN DIE SCHULE<br />
Gabriela Heimgartner, Co-Präsidentin des Vereins Schule und<br />
Elternhaus Kanton Bern, hat viele Argumente, warum sich die<br />
Elternmitwirkung an Schulen lohnt:<br />
«Eltern und Lehrpersonen sind die wichtigsten Faktoren für<br />
den Lernerfolg der Kinder», sagt Gabriela Heimgartner. Ein konstruktiver,<br />
aktiver Elternrat könne die wertschätzende Zusammenarbeit<br />
zwischen Schule und Eltern fördern, ein positives<br />
Schul- und Lernklima mitgestalten und die Chancengerechtigkeit<br />
verbessern. «Zudem erhalten Eltern als Mitglied des Elternrates<br />
auch wertvolle Einblicke in die Schule ihres Kindes.»<br />
Der Verein Schule und Elternhaus Schweiz ist die grösste Elternorganisation<br />
der Deutschschweiz und engagiert sich seit<br />
rund 60 Jahren für die Zusammenarbeit im Bereich Schule und<br />
Elternhaus. Er informiert Eltern, Elternräte und Schulen zu Bildungsthemen<br />
und organisiert Anlässe und Weiterbildungen. Zudem<br />
ist der Verein Vernehmlassungspartner der Bildungsdirektion<br />
des Kantons Bern und Anlaufstelle für Eltern, Schulen und<br />
Behörden. «Wir unterstützen auch interessierte Eltern beim Aufbau<br />
eines Elterngremiums», so Gabriela Heimgartner, Co-Präsidentin<br />
der Sektion Bern. Die Bereitschaft von Eltern, im Elternrat<br />
mitzuwirken, nimmt sie als Wellenbewegung wahr. «Ist der<br />
Elternrat sehr aktiv, wird von der Schule einbezogen und hat<br />
Handlungsmöglichkeiten, wollen mehr Eltern im Elternrat mitwirken.<br />
Läuft in der Schule alles rund oder hat der Elternrat wenig<br />
Gestaltungsmöglichkeiten, nimmt die Bereitschaft eher ab.»<br />
Argumente für eine Mitwirkung im Elternrat und konkrete<br />
Beispiele, wo dieser wirklich etwas bewirken kann, hat sie viele<br />
parat. «Viele Elternräte haben Mittagstische, Hausaufgabenhilfe<br />
und familienergänzende Betreuung aufgebaut, die später von<br />
der Gemeinde übernommen wurden. An vielen Schulen sind<br />
es die Elternräte, die Anlässe für Eltern zu Themen wie Lernen,<br />
neuen Medien, Mobbing, Umgang mit Geld und vielem mehr<br />
organi sieren.» Den Wirkungsbereich von Elternräten sollte man<br />
sogar noch ausbauen, findet Gabriela Heimgartner. «Die Elternstimme<br />
könnte zum Beispiel noch mehr in das Jahresprogramm<br />
und in das Leitbild der Schulen einfliessen.»<br />
PRÉCIEUSE FENÊTRE SUR L’ÉCOLE<br />
Gabriela Heimgartner, coprésidente de la section bernoise de<br />
l’association Ecole et Famille S & E Suisse, a de nombreux arguments<br />
en faveur d’une participation active des parents dans les<br />
écoles. « Les parents et les membres du corps enseignant sont<br />
essentiels pour le succès des enfants à l’école », explique Gabriela<br />
Heimgartner. Elle indique qu’un conseil de parents d’élèves<br />
constructif et actif peut favoriser la bonne collaboration entre<br />
l’école et les familles, contribuer au développement d’un climat<br />
scolaire et d’apprentissage positif et améliorer l’égalité des<br />
chances.<br />
L’association Ecole et Famille S & E Suisse est la plus grande<br />
organisation de parents de Suisse alémanique et s’engage depuis<br />
une soixantaine d’années en faveur de la collaboration entre les<br />
écoles et les familles. Elle informe les parents, les conseils de parents<br />
d’élèves et les écoles sur des sujets en lien avec la formation<br />
et organise des événements et des formations continues.<br />
En outre, l’association est l’un des partenaires de consultation de<br />
la Direction de l’instruction publique et de la culture du canton<br />
de Berne ainsi qu’une interlocutrice importante pour les parents,<br />
les écoles et les autorités. « Nous soutenons aussi les parents<br />
qui souhaitent créer un conseil de parents d’élèves », avance<br />
Gabriela Heimgartner. Elle explique par ailleurs que la disposition<br />
des parents à s’engager au sein d’un conseil de parents<br />
d’élèves est variable : « Si le conseil est très actif, que l’école l’implique<br />
dans son fonctionnement et qu’il dispose d’une marge de<br />
manœuvre, davantage de parents souhaiteront y participer. »<br />
Gabriela Heimgartner ne manque pas d’arguments et<br />
d’exemples concrets en faveur d’une participation des parents.<br />
« Beaucoup de parents ont créé des cantines, des offres d’aide<br />
aux devoirs et des structures d’accueil extrafamilial qui ont été<br />
ultérieurement reprises par leur commune. Dans de nombreuses<br />
écoles, ce sont les conseils de parents d’élèves qui organisent<br />
des événements pour les parents sur des thèmes comme l’apprentissage,<br />
les nouveaux médias, le harcèlement, la gestion de<br />
l’argent et bien d’autres encore. » Gabriela Heimgartner estime<br />
donc qu’il faudrait étendre la zone d’influence des conseils de<br />
parents d’élèves.<br />
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