23.12.2012 Aufrufe

Zwischen Wahlkampf und Regierungsverantwortung - Centrum für ...

Zwischen Wahlkampf und Regierungsverantwortung - Centrum für ...

Zwischen Wahlkampf und Regierungsverantwortung - Centrum für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

13<br />

nicht nur einen Vorgeschmack auf seinen künftigen Umgang mit dem grünen<br />

Koalitionspartner, sondern zielte auch darauf ab, seine innerparteilichen Widersacher in<br />

die Schranken zu weisen. Bündnis ‘90/Die Grünen vermochten vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

dieser Strategie Schröders – dazu kamen ihr schwaches Abschneiden bei der<br />

B<strong>und</strong>estagswahl sowie ihre fehlende Regierungserfahrung auf B<strong>und</strong>esebene – nur<br />

wenig Einfluss auf sachpolitische Entscheidungen zu nehmen (Bergmann 1999: 325).<br />

Um ihrer Anhängerschaft trotzdem Erfolge vorweisen zu können, richteten die Grünen<br />

den Fokus ihrer Verhandlungsstrategie auf die Maximierung von Regierungsämtern,<br />

deren Besetzung der Parteiführung als Mittel zur Befriedung der zahlreichen<br />

Parteiflügel <strong>und</strong> -gruppierungen diente. Aufgr<strong>und</strong> dessen gingen die Bündnisgrünen mit<br />

der bewusst hohen Forderung von vier Ministerposten in die Gespräche, wodurch<br />

zumindest auf diesem Feld Verhandlungsspielraum gewonnen werden konnte. Dabei<br />

stützten sie ihre Forderung insbesondere auf die nötige Einhaltung der Frauenquote. Als<br />

Reaktion wollte die SPD ihrem Partner nur zwei Ministerien zugestehen, um das<br />

Verhandlungsergebnis von drei Ministern vorzubereiten, <strong>und</strong> sprach zudem kühl von<br />

einem Zweckbündnis, um zu demonstrieren, dass die Grünen ersetzlich seien, 17 was den<br />

‚Projekt’-Charakter der Koalition fraglich erscheinen lässt, den auch Egle <strong>und</strong><br />

Zohlnhöfer anzweifeln (2007). Tatsächlich konstatierten Beobachter schon bald nach<br />

der Wahl Schröders, dass der vermeintlich durch die rot-grüne Regierung vollzogene<br />

„Zeitenwechsel“ (Weidenfeld 1999: 60 ff.) in Wirklichkeit nicht nur politisch bedingt,<br />

sondern vielmehr auch auf verschiedenste andere, zum Teil langfristige Faktoren<br />

zurückzuführen war.<br />

Während die Verteilung der Ressorts gewöhnlich zu Konflikten zwischen den<br />

angehenden Koalitionsparteien führt, löste dieser Vorgang 1998 insbesondere<br />

innerparteiliche Auseinandersetzungen bei SPD <strong>und</strong> Bündnis ‘90/Die Grünen aus. Im<br />

Blickpunkt der politischen Berichterstattung stand dabei vor allem das Ringen um die<br />

Macht zwischen dem designierten B<strong>und</strong>eskanzler Schröder <strong>und</strong> dem Parteivorsitzenden<br />

Oskar Lafontaine. Dessen Versuch, das ihm bereits zugewiesene Finanzministerium um<br />

die Verantwortlichkeiten <strong>für</strong> Gr<strong>und</strong>satzfragen der Wirtschaftspolitik <strong>und</strong> Konjunktur<br />

sowie Europaangelegenheiten zu erweitern <strong>und</strong> damit zu einem ‚Superministerium’<br />

nach angelsächsischen Vorbild auszubauen, stieß auf heftigen Widerstand seitens<br />

Schröders, aber auch des Koalitionspartners. Die grüne Personaldebatte dagegen war<br />

gezeichnet von ausgeprägten Kämpfen zwischen dem linken Flügel um Jürgen Trittin<br />

<strong>und</strong> den von Fischer geführten ‚Realos’ (Bergmann 1999: 319 f.).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!