Zwischen Wahlkampf und Regierungsverantwortung - Centrum für ...
Zwischen Wahlkampf und Regierungsverantwortung - Centrum für ...
Zwischen Wahlkampf und Regierungsverantwortung - Centrum für ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
5<br />
Dazu wird auf die Koalitionsverhandlungen im Prozess der Machtwechsel von 1982/83,<br />
1998 <strong>und</strong> 2005 eingegangen, wobei der erste Fall auf die Gespräche in Folge der<br />
B<strong>und</strong>estagswahl vom 6. März 1983 reduziert wird. Damit werden hier nur die drei Fälle<br />
untersucht, in denen das Wahlvolk als Souverän den Machtwechsel direkt herbeiführte<br />
beziehungsweise bestätigte, indem es die in der vorangegangenen B<strong>und</strong>estagswahl<br />
gewählte Regierung mit keiner neuen Mehrheit ausstattete. Ziel der Untersuchung wird<br />
es dabei sein, die Verhandlungsprozesse vor dem Hintergr<strong>und</strong> der stark divergierenden<br />
Ausgangssituationen zu vergleichen, also zu untersuchen, welche Funktion, was <strong>für</strong><br />
einen Charakter <strong>und</strong> eine wie weit reichende Gestaltungsmacht die<br />
Koalitionsverhandlungen im Zusammenhang mit der ‚geistig-moralischen Wende’<br />
1982/1983, dem Start des ‚rot-grünen Projekts’ 1998 <strong>und</strong> des Vollzugs der<br />
‚Zwangsheirat’ von 2005 hatten. Dazu soll nach einer Gegenüberstellung der<br />
Ausgangssituationen der untersuchten Verhandlungsr<strong>und</strong>en insbesondere auf die<br />
Prozesse der jeweiligen Koalitionsverhandlungen eingegangen werden, wobei die<br />
Kategorien ‚Interessen <strong>und</strong> Strategien’, ‚Konflikt <strong>und</strong> Konsens’ sowie ‚Ämterbesetzung<br />
<strong>und</strong> Programm’ als Analysezugänge dienen sollen, anhand derer entscheidende<br />
Dimensionen der drei Koalitionsverhandlungen ohne Verzicht auf empirische<br />
Genauigkeit verglichen werden können.<br />
II. Ein Vergleich der Ausgangssituationen<br />
Auch wenn die drei hier betrachteten Machtwechsel im gleichen parlamentarischen<br />
System vollzogen wurden, ist ein genauerer Blick auf die unterschiedlichen<br />
Ausgangssituationen der jeweiligen Regierungsbildungen <strong>für</strong> das Verständnis dieser<br />
Prozesse hilfreich. Daher sollen an dieser Stelle die Faktoren, vor deren Hintergr<strong>und</strong> die<br />
jeweiligen Koalitionsverhandlungen stattfanden <strong>und</strong> die – man denke nur an die<br />
Wahlergebnisse <strong>und</strong> die daraus resultierenden Bündnisoptionen – die<br />
Verhandlungspositionen der betroffenen Parteien <strong>und</strong> Akteure bestimmten, knapp<br />
dargelegt werden.<br />
Sowohl die außerplanmäßige B<strong>und</strong>estagswahl von 1983 als auch der Urnengang im<br />
September 2005 resultierten aus einem längeren Prozess der Machterosion der je<br />
vorangegangenen B<strong>und</strong>esregierung, der sich in beiden Fällen zusätzlich durch<br />
innerparteiliche Unstimmigkeiten in der SPD zwischen Parteibasis <strong>und</strong> Parteispitze<br />
äußerte <strong>und</strong> intensivierte. Im Gegensatz zum Fall der rot-grünen Regierung, deren