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Zwischen Wahlkampf und Regierungsverantwortung - Centrum für ...

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zusätzlich <strong>für</strong> Kontinuität sorgte. Dagegen bestanden zwischen den Spitzenakteuren der<br />

1983 bereits seit einigen Monaten amtierenden Koalition aus CDU, CSU <strong>und</strong> FDP trotz<br />

weitreichender inhaltlicher Übereinstimmungen eklatante Animositäten. So favorisierte<br />

nicht nur Kohl, der mit Strauß bereits um zwei Kanzlerkandidaturen ringen sowie die<br />

Umsetzung des ‚Kreuther Trennungsbeschlusses’ von 1976 abwenden hatte müssen,<br />

sondern auch Genscher einen Verbleib des CSU-Vorsitzenden in München. Dieser<br />

wiederum hatte seiner Verachtung gegenüber den Liberalen sowie deren Parteiführung<br />

während der Oppositionsjahre so deutlich Ausdruck verliehen, dass sein persönliches<br />

Verhältnis zu Genscher – diesen hatte er erst 1978 als „armenische Mischung aus<br />

marokkanischem Teppichhändler, türkischem Rosinenhändler, griechischem<br />

Schiffsmakler <strong>und</strong> jüdischem Geldverleiher" 32 bezeichnet – nie wieder ungetrübt<br />

genannt werden konnte.<br />

3. Resultate: Ämterbesetzung <strong>und</strong> Programm<br />

Personalfragen spielten in den Koalitionsverhandlungen im Rahmen der drei<br />

untersuchten Machtwechsel meist eine untergeordnete Rolle, da ein Großteil der<br />

Entscheidungen bezüglich der Besetzung der jeweiligen Kabinette bereits im Vorfeld<br />

der Verhandlungen getroffen worden war. Allgemein sind es nur wenige Akteure,<br />

welche letztendlich die künftigen Minister bestimmen. Diese Auswahl ist traditionell<br />

allein den jeweils betroffenen Parteien vorbehalten <strong>und</strong> nur in Ausnahmefällen<br />

Gegenstand parteiübergreifender Gespräche. Zusätzlich zu den Personalfragen bilden<br />

die Koalitionsverhandlungen auch das Forum, auf dem über die Verteilung der Ressorts<br />

zwischen den Koalitionsparteien sowie über den Zuschnitt der Häuser gesprochen wird.<br />

1983 hing die Verteilung der Ministerposten stark vom Versprechen Kohls an die FDP<br />

ab, den Verlusten der Liberalen bei der Wahl vom 6. März 1983 bei der<br />

Regierungsbildung nicht Rechnung zu tragen. So erhielt die FDP drei<br />

B<strong>und</strong>esministerien <strong>und</strong> war damit am Kabinettstisch nur drei Mal weniger stark<br />

vertreten als die CDU, die mehr als fünf Mal so viele Stimmen erhalten hatte (Rudzio<br />

2002: 52 ff.). Auch durch die Aufnahme des Chefs des B<strong>und</strong>eskanzleramts in das<br />

Kabinett sowie die Schaffung des B<strong>und</strong>esumweltministeriums im Laufe der<br />

Legislaturperiode <strong>und</strong> durch die damit entstandenen zwei zusätzlichen Posten <strong>für</strong> die<br />

CDU konnte dieses Ungleichgewicht nicht vollständig ausgeglichen werden. Dagegen<br />

hatte Strauß durch seine offensive Forderung, Außen- oder Wirtschaftsminister werden

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