Erfolg_Ausgabe Nr. 6-8 - Jun-Aug 2019
Die Zeitung "Erfolg" ist offizielles Organ des Schweizerischen KMU Verbandes
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Ausgabe 6/8 Juni / Juli / August 2019 / ERFOLG Gesundheit
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An Krebs erkrankt –
wie weiter im Arbeitsalltag?
auf der Sachebene zu reflektieren. Dies könnte
sowohl für die Mitarbeitenden im Betrieb wie
auch für die Führungsebene und die Stellvertretung
der erkrankten Person eine gute Lösung zur
Auseinandersetzung sein. Leider haben wir dazumal
das Angebot der Krebsliga nicht gekannt.»
Absenzen in Unternehmen sind ein brisantes
Thema. Insbesondere dann, wenn jemand
wegen einer Krebsdiagnose von einem Tag
auf den anderen ausfällt. Viele Unternehmen
sind auf diese Situation nicht vorbereitet. Die
Krebsliga unterstützt KMU’s mit spezifischen
Angeboten.
Barbara Beringer führt im Sozialbereich ein KMU
mit 15 Angestellten. Sie erinnert sich gut an
den Tag, als sie die Diagnose Brustkrebs bekam:
«Von einem Moment auf den anderen war alles
anders.» Die heute 57-jährige konnte ihrer Stellvertreterin
gerade noch die wichtigsten Dossiers
übergeben, anschliessend war sie für längere
Zeit abwesend. «Im Nachhinein würde ich Vieles
anders machen. Es war nicht optimal, konnte ich
meine Mitarbeitenden nicht persönlich über meine
Erkrankung informieren. Sie waren betroffen
und verunsichert und wussten für eine gewisse
Zeit nicht, wie es weitergehen würde. Sicher war
es für sie auch schwierig, darüber zu sprechen.»
Obwohl selber nicht betroffen, liegt auch Lucia
Kleiner viel an der Thematisierung von Krebserkrankungen
am Arbeitsplatz. Sie ist in der Geschäftsleitung
einer innovativen Verpackungsfirma
im aargauischen Wohlen verantwortlich für
die Unternehmenskommunikation. Sie erzählt:
«Wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter
an Krebs erkrankt und wiederholt bei der Arbeit
fehlt, müssen diese Abwesenheiten von anderen
aufgefangen werden. Das kann zu Unsicherheiten
innerhalb der Belegschaft führen». Der Firma
liege viel daran, auch bei schwierigen Themen
ihre soziale Verantwortung gegenüber den rund
90 Mitarbeitenden wahrzunehmen. Deshalb
machte sie vom Beratungs-Angebot der Krebsliga
Gebrauch. Lucia Kleiner möchte diese Erfahrung
mit einer externen Beratung nicht missen:
«Es macht Sinn eine externe Person hinzuzuziehen.
Dies gerade weil Krebs am Arbeitsplatz ein
Thema ist, das erstens sehr viele Menschen betrifft
und zweitens darüber zu sprechen Vielen
schwer fällt.»
HR nimmt zentrale Rolle ein
Eine Krebsdiagnose kann nicht nur für die betroffene
Person und ihre Angehörigen ein Schock
sein. Auch Vorgesetzte und HR-Verantwortliche
sehen sich oft mit zahlreichen Fragen und Unsicherheiten
konfrontiert. Dabei nehmen sie eine
zentrale Rolle ein, weiss Erika Karlen-Oszlai, Fachspezialistin
Krebs und Arbeit bei der Krebsliga:
«Mit einer achtsamen und bewussten Begleitung
der Mitarbeitenden können sie das Arbeitsklima
und den Wiedereingliederungsprozess massgeblich
beeinflussen».
Referat hilft Belegschaft weiter
Das Angebot der Krebsliga gestaltete sich für die
Verpackungsfirma in Wohlen von Anfang an ideal,
erklärt Lucia Kleiner: «Zuerst wurde das Thema
in der Gruppe von führenden Mitarbeitenden
diskutiert und am Nachmittag folgte ein Referat
vor allen Mitarbeitenden.» Dabei sei es wichtig
darauf hinzuweisen, dass es bei dem Referat
nicht um eine medizinische Aufklärung über die
möglichen Krebserkrankungen gehe. Vielmehr
geht es darum, unterstützendes Wissen weiterzugeben:
Wo können die Mitarbeitenden mehr
Informationen bekommen? Welche Institutionen
können weiterhelfen?
Auch Barbara Beringer, Geschäftsführerin eines
KMU’s, könnte sich vorstellen, dass sie in einer
vergleichbaren Situation vom unterstützenden
Angebot der Krebsliga Gebrauch machen würde:
«Hilfe von aussen kann helfen, die vielen Fragen
Der Weg zurück in die Normalität
Die Krebserkrankung von Barbara Beringer liegt
nun gut drei Jahre zurück. Ihrem Vorgesetzten
ist sie sehr dankbar, stärkte er ihr während ihrer
Abwesenheit den Rücken: «Ich musste nie Angst
haben, dass mir gekündigt werden würde. Das
gab mir viel Halt und Kraft.» Zudem konnte sie
für spezielle Themen die Verantwortung behalten,
was ihr eine gewisse Tagestruktur während
der Krankheitsphase gab. Wie vor ihrer Erkrankung
arbeitet sie jetzt wieder in der Funktion der
Geschäftsleiterin. Was bleibt: «Die Krankheit hat
mich nicht grundsätzlich verändert. Aber im Berufsleben
nehme ich die Dinge ruhiger. Ich leiste
weniger Überzeit als vorher und setze die Prioritäten
beruflich und privat anders. Gespräche
über Tod und Sterben nehme ich gelassener, da
ich mich mit den tabuisierten Fragen auseinandergesetzt
habe und gegebenenfalls auch eine
persönliche Betroffenheit einbringen kann.»
Bei Lucia Kleiner im Betrieb hat die Hilfestellung
der Krebsliga den Alltag nicht grundsätzlich verändert,
das Thema Krebs sei durch das Referat
nicht zu einem alltäglichen geworden. Eine Tabuisierung
sei aber definitiv nicht mehr vorhanden.
Die Mitarbeitenden wüssten nun, an welche
Stellen sie sich bei Unsicherheiten wenden können,
und die führenden Mitarbeitenden müssten
nicht mehr erst eine Schwelle überwinden, sondern
wüssten nun, wie sie auf Betroffene zugehen
können.
Text Joëlle Beeler
Angebot der Krebsliga
Telefoncoaching für Arbeitgeber, Personalverantwortliche,
Vorgesetzte oder Arbeitnehmer:
0848 114 118 (8 Rp./Min ab Festnetz) von
Montag bis Freitag von 9.00 bis 16.00 Uhr.
Die Beratung gibt es in Deutsch, Französisch,
Italienisch und Englisch. Weitere Kontaktmöglichkeit
über krebsundarbeit@krebsliga.ch.
Mehr Informationen zum Thema
«Krebsbetroffene am Arbeitsplatz» unter
www.krebsliga.ch/arbeitgeber