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Erfolg_Ausgabe Nr. 6-8 - Jun-Aug 2019

Die Zeitung "Erfolg" ist offizielles Organ des Schweizerischen KMU Verbandes

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Ausgabe 6/8 Juni / Juli / August 2019 / ERFOLG Gesundheit

47

An Krebs erkrankt –

wie weiter im Arbeitsalltag?

auf der Sachebene zu reflektieren. Dies könnte

sowohl für die Mitarbeitenden im Betrieb wie

auch für die Führungsebene und die Stellvertretung

der erkrankten Person eine gute Lösung zur

Auseinandersetzung sein. Leider haben wir dazumal

das Angebot der Krebsliga nicht gekannt.»

Absenzen in Unternehmen sind ein brisantes

Thema. Insbesondere dann, wenn jemand

wegen einer Krebsdiagnose von einem Tag

auf den anderen ausfällt. Viele Unternehmen

sind auf diese Situation nicht vorbereitet. Die

Krebsliga unterstützt KMU’s mit spezifischen

Angeboten.

Barbara Beringer führt im Sozialbereich ein KMU

mit 15 Angestellten. Sie erinnert sich gut an

den Tag, als sie die Diagnose Brustkrebs bekam:

«Von einem Moment auf den anderen war alles

anders.» Die heute 57-jährige konnte ihrer Stellvertreterin

gerade noch die wichtigsten Dossiers

übergeben, anschliessend war sie für längere

Zeit abwesend. «Im Nachhinein würde ich Vieles

anders machen. Es war nicht optimal, konnte ich

meine Mitarbeitenden nicht persönlich über meine

Erkrankung informieren. Sie waren betroffen

und verunsichert und wussten für eine gewisse

Zeit nicht, wie es weitergehen würde. Sicher war

es für sie auch schwierig, darüber zu sprechen.»

Obwohl selber nicht betroffen, liegt auch Lucia

Kleiner viel an der Thematisierung von Krebserkrankungen

am Arbeitsplatz. Sie ist in der Geschäftsleitung

einer innovativen Verpackungsfirma

im aargauischen Wohlen verantwortlich für

die Unternehmenskommunikation. Sie erzählt:

«Wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter

an Krebs erkrankt und wiederholt bei der Arbeit

fehlt, müssen diese Abwesenheiten von anderen

aufgefangen werden. Das kann zu Unsicherheiten

innerhalb der Belegschaft führen». Der Firma

liege viel daran, auch bei schwierigen Themen

ihre soziale Verantwortung gegenüber den rund

90 Mitarbeitenden wahrzunehmen. Deshalb

machte sie vom Beratungs-Angebot der Krebsliga

Gebrauch. Lucia Kleiner möchte diese Erfahrung

mit einer externen Beratung nicht missen:

«Es macht Sinn eine externe Person hinzuzuziehen.

Dies gerade weil Krebs am Arbeitsplatz ein

Thema ist, das erstens sehr viele Menschen betrifft

und zweitens darüber zu sprechen Vielen

schwer fällt.»

HR nimmt zentrale Rolle ein

Eine Krebsdiagnose kann nicht nur für die betroffene

Person und ihre Angehörigen ein Schock

sein. Auch Vorgesetzte und HR-Verantwortliche

sehen sich oft mit zahlreichen Fragen und Unsicherheiten

konfrontiert. Dabei nehmen sie eine

zentrale Rolle ein, weiss Erika Karlen-Oszlai, Fachspezialistin

Krebs und Arbeit bei der Krebsliga:

«Mit einer achtsamen und bewussten Begleitung

der Mitarbeitenden können sie das Arbeitsklima

und den Wiedereingliederungsprozess massgeblich

beeinflussen».

Referat hilft Belegschaft weiter

Das Angebot der Krebsliga gestaltete sich für die

Verpackungsfirma in Wohlen von Anfang an ideal,

erklärt Lucia Kleiner: «Zuerst wurde das Thema

in der Gruppe von führenden Mitarbeitenden

diskutiert und am Nachmittag folgte ein Referat

vor allen Mitarbeitenden.» Dabei sei es wichtig

darauf hinzuweisen, dass es bei dem Referat

nicht um eine medizinische Aufklärung über die

möglichen Krebserkrankungen gehe. Vielmehr

geht es darum, unterstützendes Wissen weiterzugeben:

Wo können die Mitarbeitenden mehr

Informationen bekommen? Welche Institutionen

können weiterhelfen?

Auch Barbara Beringer, Geschäftsführerin eines

KMU’s, könnte sich vorstellen, dass sie in einer

vergleichbaren Situation vom unterstützenden

Angebot der Krebsliga Gebrauch machen würde:

«Hilfe von aussen kann helfen, die vielen Fragen

Der Weg zurück in die Normalität

Die Krebserkrankung von Barbara Beringer liegt

nun gut drei Jahre zurück. Ihrem Vorgesetzten

ist sie sehr dankbar, stärkte er ihr während ihrer

Abwesenheit den Rücken: «Ich musste nie Angst

haben, dass mir gekündigt werden würde. Das

gab mir viel Halt und Kraft.» Zudem konnte sie

für spezielle Themen die Verantwortung behalten,

was ihr eine gewisse Tagestruktur während

der Krankheitsphase gab. Wie vor ihrer Erkrankung

arbeitet sie jetzt wieder in der Funktion der

Geschäftsleiterin. Was bleibt: «Die Krankheit hat

mich nicht grundsätzlich verändert. Aber im Berufsleben

nehme ich die Dinge ruhiger. Ich leiste

weniger Überzeit als vorher und setze die Prioritäten

beruflich und privat anders. Gespräche

über Tod und Sterben nehme ich gelassener, da

ich mich mit den tabuisierten Fragen auseinandergesetzt

habe und gegebenenfalls auch eine

persönliche Betroffenheit einbringen kann.»

Bei Lucia Kleiner im Betrieb hat die Hilfestellung

der Krebsliga den Alltag nicht grundsätzlich verändert,

das Thema Krebs sei durch das Referat

nicht zu einem alltäglichen geworden. Eine Tabuisierung

sei aber definitiv nicht mehr vorhanden.

Die Mitarbeitenden wüssten nun, an welche

Stellen sie sich bei Unsicherheiten wenden können,

und die führenden Mitarbeitenden müssten

nicht mehr erst eine Schwelle überwinden, sondern

wüssten nun, wie sie auf Betroffene zugehen

können.

Text Joëlle Beeler

Angebot der Krebsliga

Telefoncoaching für Arbeitgeber, Personalverantwortliche,

Vorgesetzte oder Arbeitnehmer:

0848 114 118 (8 Rp./Min ab Festnetz) von

Montag bis Freitag von 9.00 bis 16.00 Uhr.

Die Beratung gibt es in Deutsch, Französisch,

Italienisch und Englisch. Weitere Kontaktmöglichkeit

über krebsundarbeit@krebsliga.ch.

Mehr Informationen zum Thema

«Krebsbetroffene am Arbeitsplatz» unter

www.krebsliga.ch/arbeitgeber

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