Weltladen_Magazin_2021_1
Das neue Magazin der österreichischen Fachgeschäfte für Fairen Handel ist da! Zum Thema "Fair macht Frauen stark" gibt es Stories und Produkte. Schnuppern Sie den Duft der Fairen Welt! Holen Sie sich ihre Papierausgabe in Ihrem Weltladen. 86 mal in Österreich.
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IM WELTLADEN
DIE KLEINEN HOFFNUNGS-
TRÄGER AUS KHIWAI
Andrea Reitinger, EZA Fairer Handel
Die Frauen bei TARA stellen den Schmuck aus Materialien wie Jute,
Raffia (Bast der gleichnamigen Palme) und recycelten Saris her.
Handgemachte Schmuckstücke
aus Fairem Handel
von TARA aus Indien stärken
Menschen wie Mosmeen
dabei, selbstbestimmter zu
leben.
Mosmeen wird dieses Jahr 38
Jahre alt. Sie lebt in Khiwai,
einem Dorf im indischen Uttar
Pradesh. Das traditionelle
Rollenverständnis – Frauen
bleiben zuhause und kümmern
sich um Haushalt und Familie,
Männer um die Erwerbsarbeit
– ist stark verwurzelt.
„Frauen heiraten früh und
haben kein Mitspracherecht“,
sagt Mosmeen. „Wirtschaftlich
sind sie von ihren Ehemännern
und Eltern abhängig.“ Als ihre
drei Kinder, zwei Töchter und
ein Sohn, noch klein waren, hat
ihr Mann sie verlassen. Seither
ist sie Alleinerzieherin. Ihre
Eltern unterstützen sie. Doch
Mosmeen hat auch ihr eigenes
Einkommen. Sie stellt Schmuck
her: „Ich arbeite seit 17 Jahren
als Kunsthandwerkerin und
gründete und koordiniere
die Werkstatt Khiwai Mahila
Samooh.“ Unterstützt wurde
und wird sie dabei von TARA,
einer indischen Sozial- und
Vermarktungsorganisation mit
über 40 Jahren Erfahrung und
Engagement im Fairen Handel.
Im Fokus stehen benachteiligte
Handwerker*innen, meist Angehörige
der untersten Kaste.
„Armut hat nicht nur mit
knappen Geldmitteln zu tun. Es
geht auch um Rechte und um
Beziehungen, es geht darum,
wie mit Menschen umgegangen
wird und wie sie sich selbst
wahrnehmen. Es geht um Ohnmacht,
um Ausgeschlossensein,
um den Verlust der Würde“,
stellt ihre Vorgesetzte Moon
Sharma fest. Diese Erfahrung
kennt auch Mosmeen. „Früher
hatten wir nicht genug Arbeit.
Wir bekamen Aufträge von
Zwischenhändlern. Doch die
hatten weder Werte noch Ethik.
Manchmal haben sie uns nicht
einmal bezahlt. Die Arbeit mit
TARA hat uns geholfen, uns zu
organisieren, zu lernen, neue
Schmuckdesigns auszuprobieren
und unser eigenes Geld zu
verdienen. Das hat mir und
meinen Handwerkskolleginnen
Selbstvertrauen gegeben. Ich
bin glücklich, dass alle meine
drei Kinder zur Schule gehen.
Da ich selbst nicht in der Lage
war, zur Schule zu gehen, bin
ich wirklich stolz darauf.“
Das Jahr der Pandemie hat
die Handwerker*innen von
TARA stark getroffen. In vielen
Werkstätten musste die Arbeit
eingestellt werden. Aus dem
Corona-Soforthilfefonds der
ARGE Weltläden wurde auch
Mosmeens Gruppe unterstützt.
Die Handwerker*innen
EZA Fairer Handel / Karin Hackl
verwendeten die Gelder in den
Wochen des Lockdowns, um
Miete, Strom, Medikamente
und Lebensmittel zu bezahlen.
„Das hat uns sehr geholfen“,
sagt Mosmeen. „Danke, dass ihr
– so weit weg – an uns gedacht
habt.“ Mittlerweile wird in den
Werkstätten wieder gearbeitet.
Die neuesten Kreationen von
Mosmeen und ihren Kolleginnen
sind in Österreich angekommen.
Sie sind mehr als
gekonntes Handwerk. Sie stehen
auch für einen zuversichtlicheren
Blick in die Zukunft.
Mosmeen: „Ich bin froh, dass
ich nach einem langen Kampf
selbständig geworden bin und
auch andere Handwerkerinnen
in meinem Dorf unterstützen
kann. Es ist wichtig,
dass Frauen selbstbestimmt
und unabhängig werden. Der
Faire Handel hilft uns dabei,
unsere Hoffnungen auf ein
besseres Leben zu erfüllen.“
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