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Leseprobe "Alles, was du für mich bist"

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steigt mir in den Kopf, und <strong>für</strong> einen kurzen Augenblick<br />

löscht sie dort alle Gedanken aus. Das tut wirklich gut. Et<strong>was</strong><br />

an Lindas Rat bringt eine Saite in mir zum Schwingen. Sei <strong>du</strong><br />

selbst. Das Problem ist: Es gibt zig Versionen von mir. Gerade<br />

habe ich sie aufgezählt. Tochter, Schwesterersatz, Physiotherapeutin,<br />

Unternehmerin, Kind, Freundin. Wie soll ich entscheiden,<br />

wer die echte Nuria ist? Und wenn ich sie gefunden<br />

habe, wer verspricht mir, dass die anderen diese Version von<br />

mir mögen?<br />

Als ich das leere Limonadenglas zurück auf den Tisch stelle,<br />

spricht Linda weiter. »Weißt <strong>du</strong>, es ist nämlich so. Wenn <strong>du</strong> jemandem<br />

et<strong>was</strong> vorspielen musst, damit er dich ernst nimmt, ist<br />

er sowieso nicht der Richtige. Ich lehne <strong>mich</strong> mal ganz weit aus<br />

dem Fenster und vermute, es liegt auch an Ramón, dass <strong>du</strong> so<br />

frustriert bist. Weil er mitmacht, wenn Damián dich aufzieht.<br />

Stimmt’s?«<br />

Ich sauge mein Lippenpiercing in den Mund und nicke.<br />

Linda in die Augen zu sehen, bringe ich nicht fertig. Das alles<br />

ist viel zu beschämend.<br />

Ich will ernst genommen werden? Dass ich nicht lache. Welche<br />

vernünftige Erwachsene hält seit über zehn Jahren an einer<br />

Fantasie fest und gibt das auch noch zu?<br />

Doch Linda ist nicht der Typ, der sich über andere lustig<br />

macht. Ihre Stimme ist sachlich, als sie fortfährt, vollkommen<br />

neutral. »Wenn Ramón dich seit Jahren nicht auf eine Weise<br />

sieht, wie <strong>du</strong> es dir wünschst, wird er nicht damit anfangen,<br />

weil <strong>du</strong> dich <strong>für</strong> ihn verstellst.«<br />

Ich setze zu einem Protest an, aber sie lässt <strong>mich</strong> nicht zum<br />

Zug kommen und spricht weiter. »Keine Angst, das hier wird<br />

keine Andere-Mütter-haben-auch-schöne-Söhne-Rede. Du<br />

brauchst <strong>mich</strong> gar nicht so anzuschauen.«<br />

»Wie schaue ich dich denn an?«<br />

»Als könntest <strong>du</strong> dir nur mit Mühe ein Augenverdrehen<br />

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