Ahoi Leipzig, Mai 2021
Das Stadtmagazin für Leipzig und Region
Das Stadtmagazin für Leipzig und Region
- TAGS
- stadtmagazin
- leipzig
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Kolumne<br />
Großes Foto: Ausgeklügelte<br />
Elektronik steckt<br />
in „air-Q“<br />
Unten: „air-Q“ sorgt für<br />
bessere Raumluft; über<br />
die App hat man diese<br />
ganz einfach im Blick<br />
Eine Seite Vernunft<br />
Arne Linde ist Galeristin der ASPN-Galerie und blickt auf ein sehr ruhiges<br />
Kunstjahr zurück. Was kommt nach der Zeit des Innehaltens?<br />
KUNST MUSS AN DIE<br />
LUFT – FENSTER AUF!<br />
Es ist nun möglich, dass Kunsträume wieder öffnen.<br />
Wir werden wieder Ausstellungen sehen<br />
und jenseits von Bildschirmen Kunst wahrnehmen!<br />
Und wir werden auch noch etwas erleben,<br />
was mich mit großer Neugier und Vorfreude erfüllt:<br />
a ir - Q<br />
Es liegt was<br />
in der Luft<br />
In Plagwitz qualmten einst<br />
Industrieschornsteine. Nun<br />
widmet sich hier ein Start-up<br />
rund um Mario Körösi mit<br />
seinem innovativen Produkt<br />
„air-Q“ der sauberen Atemluft<br />
in geschlossenen Räumen.<br />
Das Hightech-Produkt „air-Q“<br />
sieht aus wie ein weißer WLAN-<br />
Router in Muschelform, an ihm<br />
leuchten grüne und blaue LEDs.<br />
Im Idealfall, denn im Gehäuse stecken<br />
noch gelbe oder rote Lichtgeber,<br />
die man aber lieber nicht sehen<br />
will. „Rot signalisiert Aktionsbedarf,<br />
weil die schlechte Raumluft schnell<br />
die Gesundheit beeinträchtigt“, erklärt<br />
Mario Körösi die Farbampel.<br />
Er ist kaufmännischer Geschäftsführer<br />
der Corant GmbH, die hinter dem<br />
„air-Q“ steht. Im Extremrot-Bereich<br />
wird ein akustischer Alarm ausgelöst<br />
– so bei Rauch- und Kohlenmonoxid-<br />
Belastung. Selbst Schimmelbildung<br />
kann vom Gerät erkannt werden.<br />
Abseits des Alarms steht jedoch<br />
fest: „Keiner weiß, was wir tatsächlich<br />
atmen“, beschreibt Daniel Lehmann<br />
das grundlegende Problem mit der<br />
Raumluft. Vom Physiker stammt die<br />
Idee für den „air-Q“: „Auf einer Party<br />
fiel mir auf, wie stark sich die Verschlechterung<br />
der Luft im Raum auf<br />
die Stimmung der Gäste auswirkte.“<br />
So machte er per Zufall aus schlechter<br />
Luft ein Technologie-Produkt.<br />
Der „air-Q“ hat neben Lehmann,<br />
Körösi und dem dritten Gründer und<br />
IT-Spezialisten Alexander Stinka noch<br />
andere Geburtshelfer: Die mehr als<br />
zweijährige Entwicklungsphase sowie<br />
der Bau der ersten Prototypen wären<br />
Nachgefragt bei Mario Körösi,<br />
kaufmännischer Geschäftsführer<br />
Warum <strong>Leipzig</strong>?<br />
Hier ist das Netzwerk zum Aus tausch mit Start-ups<br />
und zur Investorenfindung groß und die meisten<br />
Leute bei uns sind Leip ziger. Unsere wissenschaftliche<br />
Basis liegt in Chemnitz, deswegen haben wir<br />
dort ursprünglich gegründet.<br />
Dein Geheimtipp in <strong>Leipzig</strong>?<br />
Der „China Brenner“ an der Gie ßerstraße aufgrund<br />
der authen tischen südchinesischen Küche.<br />
Das Team hinter „air-Q“ (v.l.n.r.):<br />
Dr. Daniel Lehmann, Mario Körösi und<br />
Alexander Stinka<br />
nicht möglich gewesen, wäre das Projekt<br />
nicht seit 2018 von der Sächsischen<br />
Aufbaubank gefördert worden.<br />
MEHR INVESTOREN,<br />
MEHR UMSATZ<br />
Anfang 2019 stieg der Technologiegründerfonds<br />
Sachsen (TGFS) als erster<br />
Investor mit ein. „Zuerst haben<br />
wir ohne Einkommen an dem Gerät<br />
gearbeitet“, berichtet der dreifache<br />
Familienvater Körösi. „Seit dem Einstieg<br />
des TGFS können wir uns jeden<br />
Monat selbst ein kleines Gehalt auszahlen.“<br />
Mittlerweile – unterstützt<br />
durch zwei weitere Investoren – hat<br />
die junge Firma mehrere Räume im<br />
Business Innovation Center (BIC) an<br />
der Karl-Heine-Straße gemietet, um<br />
dem Wachstum auf elf Mitarbeiter gerecht<br />
zu werden. Entwicklung, Marketing<br />
und Produktion sind nun im<br />
Gebäude zusammengefasst. Auch soll<br />
<strong>2021</strong> die Umsatzmarke von einer Million<br />
Euro durchbrochen werden. [evg]<br />
Mehr über saubere Luft unter<br />
www.air-q.com; ein vollständiges<br />
Interview könnt ihr auf<br />
www.made-in-leipzig.rocks nachlesen.<br />
Foto: air-Q (3), Arthur Zalewski<br />
An Kunst begeistert mich, dass sie das Gegenteil<br />
von kleinkariert und vorhersehbar ist. Sie<br />
zählt nicht die Stellen hinterm Komma, sondern<br />
reißt die Fenster auf und sucht nach der<br />
Unendlichkeit. Sie kommt vom graden Weg<br />
ab, erforscht das Unterholz und stellt unbequeme<br />
Fragen. Kunst ist unvernünftig, fest<br />
gefügte Strukturen reißt sie behände ein.“<br />
Als vor mehr als einem Jahr die Pandemie uns alle zum<br />
Innehalten zwang, galt das auch für die bildende Kunst.<br />
Die Arbeit in den Ateliers wurde unterbrochen, geplante<br />
Ausstellungen auf Eis gelegt und Kunsträume<br />
geschlossen. Wir alle starrten auf Infektionszahlen,<br />
sorgten uns um die Gesundheit von Familie und<br />
Freundeskreis und nach ein paar Wochen dann auch um<br />
unsere wirtschaftliche Situation. Ja, wir haben im letzten<br />
Jahr alle gelitten, und – schlimmer noch – die tatsächlichen<br />
Auswirkungen von einem Jahr Pandemie-Pause werden für<br />
die Kunstwelt jetzt erst richtig spürbar: Geplante Ausstellungstermine<br />
stauen sich und die nächsten Monate scheinen<br />
schon übervoll, wobei unklar ist, was überhaupt stattfinden<br />
kann.<br />
Die Konten aller Beteiligten leeren sich weiterhin stetig.<br />
Psychisch macht sich eine ungeheure Erschöpfung breit<br />
und parallel dazu sucht der ausgebremste Tatendrang<br />
nach Wegen, sich zu entfalten. Die Vernunft hat alle<br />
Hände voll zu tun, die divergierenden Kräfte<br />
im Zaum zu halten.<br />
Corona wird gewirkt haben auf die Prozesse in den<br />
Ateliers und Denkräumen, in den Werkstätten und Kollektiven.<br />
Wir werden über Digitalität und Ängste zu sprechen<br />
haben, über Gerechtigkeit und Solidarität in Gesundheitsfragen,<br />
über Klimawandel, darüber, was Familie ist,<br />
und über das Phänomen, dass ein winziges Virus uns vor<br />
Augen geführt hat, dass wir ein einziges globales Biom und<br />
Ökosystem sind.<br />
Wir werden damit konfrontiert sein, dass der Stille der<br />
letzten Monate eine intensive und ungestüme Phase folgt,<br />
in der Kunst tut, was sie tun muss: hinterfragen,<br />
revoltieren, Fenster aufreißen! Wir<br />
werden lernen, laborieren und debattieren und es wird sehr,<br />
sehr lebendig werden! Räume auf für neue Diskurse und<br />
frische Luft herein (das soll ja ohnehin auch gegen Viren<br />
helfen) – was für eine ermutigende Perspektive!<br />
Arne Linde leitet die ASPN-Galerie in der<br />
Baumwollspinnerei seit 2005. Derzeit ist<br />
eine Einzelausstellung von Jochen<br />
Plogsties zu sehen. www.ASPNgalerie.de<br />
38 MAI <strong>2021</strong> 39<br />
<strong>Ahoi</strong><br />
LEIPZIG