NeueSzene 2021-06 E-Paper
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Zoom
37
Seit seiner Gründung 1946 setzt sich der Stadtjugendring (SJR) für die Interessen von Kindern und
Jugendlichen in Augsburg ein und ist heute nicht mehr aus der Stadtgesellschaft wegzudenken.
Mit politischen Kampagnen wie Rathausboss 2020 oder Veranstaltungen wie dem Modular
und X-Large hat der SJR das Lebensgefühl junger Menschen in Augsburg nachhaltig geprägt.
Wir sprachen mit Geschäftsführer Helmut Jesske und dem Vorsitzenden Jonas Riegel über den
Stellenwert junger Menschen in der Stadtpolitik, wie Jugendarbeit in Corona-Zeiten funktioniert
und an welche Erlebnisse mit dem SJR sie besonders gerne zurückdenken. Wir freuen uns auf die
geplanten Jubiläumsaktionen und sagen schon mal: Prost, auf die nächsten 75 Jahre!
Von Lina Frijus-Plessen
Jonas Riegel - Foto: Andreas Keilholz
EErst mal kurz zu den Basics: Wofür steht der
Stadtjugendring aus eurer Sicht, welchen
Auftrag erfüllt er für Augsburg?
Jonas: Der SJR ist ein Pain in the Ass für
alle, die denken, dass die Welt nur den älteren
Menschen gehört. Wir setzen uns dafür ein, dass
sich die Welt frisch und jugendgerecht gestaltet
und vertreten die Jugendverbände und jungen
Menschen in Augsburg. Wir sind gegenüber der
Stadtpolitik und allen Kooperationspartnern in
unserem Netzwerk ein Ansprechpartner für die
Belange der Jugend. Weil wir sehr nah mit jungen
Menschen zusammen agieren, wissen wir einfach,
wie es ihnen geht und welche Bedürfnisse sie
haben.
Helmut: Wir betreiben siebzehn Einrichtungen
für Jugendarbeit im Stadtgebiet, wie Jugendhäuser
und Jugendzentren. Darüber hinaus gibt es
Mitarbeiter*innen, die als Streetworker unterwegs
sind oder sich um die pädagogische Betreuung in
offenen Ganztagsschulen kümmern. Außerdem
stellen wir immer wieder Projekte in unterschiedlichen
Bereichen wie Sport, Musik, Politik und
Jugendkultur auf die Beine.
Modular 2019 - Foto: Andreas Keilholz
Welche Themen liegen euch dabei persönlich
besonders am Herzen?
Helmut: Mir ist es ganz besonders wichtig,
dass die Interessen von Kindern und Jugendlichen
in der Stadtgesellschaft gehört und dann auch
tatsächlich berücksichtigt werden. Eine zweite
Sache, die mir sehr am Herzen liegt und die ich
jetzt auch schon lange begleite, ist der Bereich
Jugendkultur mit solchen Großprojekten wie
dem Modular, Pop-City, X-Large.
Jonas: Ich finde es vor allen Dingen wichtig,
dass junge Menschen das Gefühl haben,
dass sie ihre Zukunft selbst gestalten können
und sie dafür in der Politik gehört werden.
Politiker*innen dürfen nicht immer nur die
Bedürfnisse ihrer Generation in den Vordergrund
rücken, sondern müssen hinreichend in die
Zukunft schauen und darauf achten, was eigentlich
notwendig ist, um den jungen Menschen und
zukünftigen Generationen eine lebenswerte Welt
zu hinterlassen.
Ihr seid beide natürlich zu jung, um die
Anfänge selbst miterlebt zu haben, aber wenn
ihr heute auf die 75 Jahre Geschichte des SJR
zurückblickt, wie hat er sich seitdem verändert?
Jonas: Wir haben für unsere Jubiläumszeitschrift
letztens mit einem ehemaligen SJR-
Vorsitzenden gesprochen. Der hat uns berichtet,
dass es damals in den 70er Jahren vor allem um
den Aufbau von Jugendhäusern und -zentren
ging, aber auch darum, eine gewisse Widerständigkeit
gegenüber der Politik und den politischen
Geschehnissen in der Stadt aufrechtzuerhalten.
Dieses Engagement halten wir heute nach wie
vor hoch, auch wenn sich die Welt außenherum
natürlich stark verändert hat. Gerade von diesem
Wandel und der Offenheit für Veränderungen lebt
der SJR aber auch.
Helmut: Genauso ist es. Unsere Einrichtungen
und Angebote müssen immer so gestaltet
sein, dass Jugendliche tatsächlich Bock haben,
zu kommen. Deshalb müssen wir uns ständig
anpassen und den Finger am Puls der Zeit haben,
um zu erkennen, was junge Menschen gerade
wollen. Vor 75 Jahren waren die gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen natürlich noch ganz andere
als heute. Damals stand der SJR erst mal vor der
Aufgabe, Aufbauarbeit zu leisten und dafür zu
sorgen, dass man etwas zu essen und ein Dach
über dem Kopf hatte. Was allerdings seit den
Anfängen gleichgeblieben ist, ist die kritische
Solidarität, in der der SJR zu dieser Stadt steht.
Egal, wer im Laufe der Jahre im Stadtrat saß, der
SJR war immer auch eine unbequeme Stimme
der jungen Menschen und ist das bis heute.
Welche Projekte oder Erfahrungen zählen
denn für euch zu den ganz besonderen Highlights
der letzten Jahre?
Jonas: Für mich war das Modular Festival
immer ein riesiges Highlight. In der feiernden
Menge zu stehen und zu sehen, wie alle Rädchen
ineinandergreifen, die Ehrenamtlichen
Spaß haben und der ganze SJR dort vertreten ist.
Eigentlich hatte ich mich total darauf gefreut,
so ein Modular als Vorsitzender durchzuführen,
Helmut Jesske - Foto: Andreas Keilholz