Die Besonderheiten des Fünfseenlandes sammeln wir einmal jährlich mit schönen Bildern und Geschichten in unserem SeeMagazin. „Genießerland Fünfseenland“ ist der Schwerpunkt der diesjährigen Ausgabe. In unserem Special lernen Sie Menschen kennen, die Köstliches herstellen, dabei der Region zutiefst verbunden sind. Außerdem zeigt TV-Moderator Willi Weitzel, was man Spannendes am Ufer des Ammersees entdeckt und ein Förster erklärt, warum der Wald unseren Respekt verdient.
Jahresausgabe 2021 | №17
€ 7,50
für
Einheimische
& Gäste
Glücksgefühle
Erstaunlich, was die Natur in
uns bewegen kann
Traumziele
Urlaub zu Hause: Entdecken Sie
neue Lieblingsplätze am See
Köstliche Ideen & Inspirationen
– ein Heft für alle, die das Leben feiern
Editorial
Bevor wir in der Redaktion mit dem neuen See -
Magazin starten, legen wir immer einen Schwerpunkt
fest. Dieses Jahr lautete das Motto: „Genießerland
Fünfseenland“. Und was soll ich sagen? Nie fiel es uns
leichter, Themen zu finden. Denn Genuss, möchte ich
behaupten, wurde hier erfunden! Keiner von uns hätte
vor einem Jahr erwartet, dass die Pandemie so lange
anhält. Wie lange wir „einfach zu Hause“ sein werden.
Das hat den Blick geschärft für die Welt, die uns umgibt
– und uns noch dankbarer gemacht gegenüber der
Natur und unserer außergewöhnlichen Heimat.
In unserem Special lernen Sie Menschen kennen,
die Köstliches herstellen, dabei der Region zutiefst verbunden
sind. „Support your local“: Es ist wichtiger denn
je, dass wir den Handel und das Gastgewerbe unterstützen.
Entdecken Sie zum Beispiel Mozzarella aus
Ziegenmilch, Sesampaste in allen nur erdenklichen
Variationen und Schoko-Hits aus dem Automaten –
wir sind begeistert, wie viel Neues hier entsteht. Aber
Achtung: gut möglich, dass Ihnen nach der Lektüre der
Magen knurrt (ab Seite 58). Apropos entdecken: TV-Moderator
Willi Weitzel zeigt, was man Spannendes am
Ufer des Ammersees entdeckt, wenn man sich einmal
mit Kindern auf Augenhöhe begibt (Seite 48). Förster
Markus Noack erklärt, warum der Wald unseren Respekt
verdient (Seite 76). Mit unserer Strecke „Gestern
Garten, morgen Paradies“ haben wir uns einen persönlichen
Wunsch erfüllt (Seite 102). Ebenso war es eine
große Freude „ease lake life“ kennenzulernen (Seite 60).
Beides so schöne Inspirationsquellen
für neu entdeckte
Garten-Anbau-Leidenschaften.
Und welche ungeahnte
Freiheit ein E-Bike mit sich
bringt, lesen Sie auf Seite 72.
Am meisten lachen musste
ich, als ich zum ersten Mal Sehnen den Sommer herbei:
Sabine Schönmann und Elke Ross
die Bilder des ELLE Kollektivs
sah: eine geniale Thea-
(re.), Leitung Marketing und Sales
tertruppe. Ihr neues Stück,
das sie im Sommer aufführen, möchte ich auf keinen
Fall verpassen (Seite 116). Wo ist der See am schönsten?
Zweifellos auf dem Wasser – das finden auch unsere
Redakteurin Alissa Selge und Fotografin Jasmin van de
Loo. Um ihren Job hat sie die ganze Redaktion beneidet,
denn sie durften testweise mit E-Boot und Picknickkorb
über den See schippern (Seite 12).
Übrigens: Wer Handtuch und Sommerlektüre stilvoll
einpacken möchte, kann das bald mit den clever
gemachten, recycelten Falt-Taschen des neuen Labels
SNIB.world aus Ammerland. Im Spätsommer ist’s
so weit: Wir freuen uns auf eine eigene SeeMagazin-
Edition. Näheres verraten wir rechtzeitig über unsere
Social-Media-Kanäle …
Wir wünschen Ihnen genussreiche Momente am
See und viel Freude beim Lesen!
Cover: Getty Images/Bernhard Lang; Fotos: Privat
Elina Gathof (li.) fotografierte
fürs SeeMagazin schon
Alpakas und Schwarznasenschafe.
Diesmal waren es
Kamele (Sie lesen richtig!),
Seite 84. Jasmin van de Loo
(Mi.) kam mit Sommerteint
von diesem Auftrag zurück.
Warum, sehen Sie ab Seite 12
Das Fünfseenland macht es einem
leicht, seinen Job zu lieben: Conny
Mirbach fotografierte Schauspieler Felix
Klare für das SeeGespräch, Seite 32
48
TV-Moderator
Willi Weitzel
erforscht gern die Welt – und
sein Zuhause, den Ammersee
58
Eine Region zum
Genießen: Menschen
aus dem Fünfseenland
inspirieren
zu kulinarischen
Entdeckungen
SeeLeben
SeeMensch
SeeHaus
12
Mit E auf dem See
Elektroboote werden immer
beliebter. Was macht ihren Reiz
aus? Wir haben es getestet!
20
Sind wir schon da?
Das Gute liegt so nah: Mit
frischem Blick ähnelt das Fünfseenland
manchem Traumziel
in der Ferne
76
Mehr Vielfalt,
bitte!
Markus Noack setzt sich
als Revierförster für
einen nachhaltigen Umgang
mit dem Wald ein
80
Segeln soll sie!
Ein historisches Segelboot
versinkt im Ammersee. Ein
Schock für den Besitzer – aber
Aufgeben ist keine Option ...
122
Viva la Riva
Italienische Riva-Boote
auf dem Starnberger See:
Das lässt die Herzen
von Skippern höherschlagen
32
„Theater vermisse ich
momentan sehr“
Schauspieler Felix Klare über
seine Arbeit, das Familienleben
und die wohltuende Weite des
Ammersees
40
Jonny gibt das
Tempo vor
Vom Starnberger See zum
Mittelmeer: Eine junge Frau
erlebt mit Esel Jonny
die Wanderung ihres Lebens
48
Die Welt steckt
voller Wunder
Fernsehmoderator Willi
Weitzel lebt in Herrsching –
und liebt es, die heimische
Natur zu erkunden
54
Küsse im All
Mitten im Fünfseenland wird
die nächste Mission zur ISS
geplant. Ein Gespräch mit
Flugdirektorin Daria Margiotta
92
Wie schön du bist,
altes Haus!
Ein ehemaliger Bauernhof
in Seeshaupt ist heute
das stylische Zuhause einer
Patchworkfamilie
96
Einfach angedockt
Das Wort „Anbau“ wird dem
Schwarzen Haus in Breitbrunn
wahrlich nicht gerecht
102
Gestern Garten,
morgen Paradies
Naturgärten sind gut für
Bienen, Vögel und Frösche –
und für die Seele
Fotos: Michela Morosini, ease lake life, Jasmin van de Loo, Jan Greune; Illustrationen: Lia-Charleen Royla
4
12
Das
ultimative See-Vergnügen: Mit dem
E-Boot weit rausfahren, dann auf dem SUP
entspannen und den Ausblick genießen
122
Rasanter Luxus:
Riva-Boote gelten
als Rolls-Royce
auf dem Wasser
SeeKultur SeeGenuss SeeStandards
84
Kommt ein Zebra
zum Kamel …
Auf der Circus Krone-Farm
nahe Weßling verbringen
ehemalige Circustiere ihren
Lebensabend
108
SeeTipps: Bücher
Neuer Lese- und Podcast-Stoff
für Sommertage
111
43 Stufen in den
Himmel
Eine künstlerische
Zwischennutzung in Starnberg
116
Lokal verehrt und
heiß begehrt
Unbedingt ansehen! Die
Theatergruppe ELLE Kollektiv
ist so schräg wie besonders
58
Genießerland
In der Region gibt es jede Menge
kulinarische Highlights.
Wir zeigen die Menschen, die
dahinterstehen
70
Automatengaudi
Diese Helfer versorgen Sie
rund um die Uhr
72
2027 Kilometer
Glücksgefühle
Hügel in Sicht? Na, wenn schon!
Wie unsere Autorin ihre Heimat
dank E-Bike neu entdeckt
112
Einer schöner als
der andere
Fünf Seen, ein Geschwisterpaar:
Julia und Steffen Greiner
aka Seehoch5 teilen fantastische
Fotografien
46
SeeTipps:
Starnberger See
Bildhauerkurse, schicke
Sneaker und
sanfte Naturkosmetik
82
SeeTipps:
Ammersee
Unikate aus Porzellan,
Wandertouren und
recycelte Taschen
100
SeeTipps:
Wörthsee, Weßlinger
See und Pilsensee
Französische Leckereien,
Letterpress-Postkarten und
Picknick-Hotspot
106
Impressum
130
Zum guten Schluss
Aufgrund der Corona-Pandemie können Termine und Veranstaltungen,
die wir im Heft nennen, kurzfristig verschoben werden. Wir
empfehlen Ihnen daher, sich auf der Website der Veranstalter oder im
Internet nochmals zu informieren. Vielen Dank für Ihr Verständnis!
5
3seelige
Momente
FOTOS
JAN GREUNE
SeeLeben
Mit allen Sinnen genießen: Am
Starnberger See stellt sich die Frage: Kann
man Stille sehen? Ja, man kann!
7
SeeLeben
Grüße aus Münsing: Die Schirmchen
der Pusteblumen können kilometerweit
fliegen. Jetzt kräftig Luft holen und dann ...
8
SeeLeben
Ein Blick über die Roseninsel, der
das Herz weitet. Wirklich, dieser See ist
von der Sonne geküsst.
11
SeeLeben
Mit E auf
dem See
TEXT
FOTOS
ALISSA SELGE
JASMIN VAN DE LOO
12
SeeLeben
Elektroboote werden immer
beliebter, auch auf dem Ammersee. Mal
abgesehen von den Vorteilen für die
Umwelt: Was macht ihren Reiz aus? Ein Test
I
ch laufe in der späten Nachmittagssonne über
den Steg, habe die Schuhe schon ausgezogen
und spüre das warme Holz unter den Füßen. Der Ammersee
liegt ruhig vor mir, blau und blendend – ich kann es kaum
erwarten, der Hitze des Ufers zu entfliehen, in gewisser Weise
auch meinem Alltag. Wie ich mich darauf freue, in der
Mitte des Sees ins Wasser zu springen, weit weg von anderen
Schwimmern und Ausflüglern!
Spätestens nach einem langen Badetag am See träumt
man davon, ein eigenes Boot zu besitzen. Aber das ist im
Fünfseenland gar nicht so einfach. Die 150 Genehmigungen
für Boote mit Verbrennungsmotor sind für den Ammersee
längst ausgeschöpft, genauso die 250 Genehmigungen für
den Starnberger See. Die Nachfrage ist deutlich höher: Um
die 1000 Bewerber stehen auf der Liste und müssen im
Schnitt sieben bis neun Jahre warten, bis es klappt. Bei Elektrobooten
ist die Anzahl der Genehmigungen dagegen nicht
begrenzt. Man muss lediglich einen Antrag auf der Website
des Landkreises Landsberg am Lech ausfüllen, die Bearbeitungszeit
von bis zu vier Wochen abwarten und kann dann
theoretisch in den neuen Lebensabschnitt als E-Boot-Besitzer
starten. Dementsprechend ist die Nachfrage in den vergangenen
Jahren deutlich gestiegen: Aktuell sind 750 Boote
mit elektrischem Antrieb auf dem Ammersee zugelassen,
auf dem Starnberger See sogar über 1400. Dieser Trend
schont die heimische Umwelt: kein Lärm – der nicht nur
Menschen, sondern auch Vögel und Fische stören kann –,
keine Emissionen, kein Austritt von Öl oder Benzin. Das ist
super, zweifellos. Aber kann ein E-Boot an den „Glamour“
eines Motorboots herankommen? Wie fühlt sich das Fahren
und Lenken an? Zeit für einen Test.
13
SeeLeben
Meine Freundin Line reicht mir die Hand, dann stehe ich neben
ihr und unserer Fotografin Jasmin auf dem Boot, das uns
die MY-Electroboat GmbH für einen Tag zur Verfügung gestellt
hat. Um die sieben Meter lang und zweieinhalb Meter
breit ist es, ein fest montiertes Dach spendet Schatten und
eine breite Sitzfläche lädt zum Sonnenbaden ein. Der Boden
schwankt noch ein paar Minuten unter den Füßen, bis wir alles
vom Steg aufs Boot gehievt haben. Wir haben viel vor und
dabei: Picknickkorb, Badesachen, Strohhut, Handtücher, sogar
zwei SUP-Boards im Gepäck. Es kann losgehen!
Ich stelle mich ans Steuer, schiebe den Geschwindigkeitsregler
nach vorn, schon hebt sich das Boot aus dem Wasser
und gleitet mit ordentlich Tempo dem Himmel entgegen. Hey,
das klappt ja geschmeidiger als gedacht. Ich hatte Respekt davor,
das Boot zu lenken, aber es reagiert auf jede meiner Bewegungen
und legt sich angenehm weich in die Kurven. Ich
genieße den Fahrtwind, reize die Höchstgeschwindigkeit von
60 Stundenkilometern aber erst mal nicht aus. Was für ein
Gefühl: Wir fliegen über die Wasseroberfläche, ich höre die
Wellen, der Wind pfeift – zugleich scheint alles ganz ruhig zu
sein. Ich bin verblüfft, wie erleichtert ich mich plötzlich fühle:
Alles fällt von mir ab. Kurz darauf tauschen wir. Line über-
Anker setzen, Seil vertäuen
und entspannen!
Das Schönste daran: ein
Stück vom See für sich
allein zu haben
Das E-Boot ist angenehm
leicht zu steuern,
legt sich weich in die
Kurven und erreicht
ohne knatternden Motorenlärm
die Höchstgeschwindigkeit
von
60 Stundenkilometern
14
SeeLeben
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penatibus et magnis
dis parturient montes,
nimmt das Steuer und ich setze mich ans Heck, halte die Beine
in die Schleppe aus weißem Schaum und muss lachen, weil
der Sog des Wassers an den Fußsohlen kitzelt.
Vor der Kirche St. Alban in Dießen halten wir an. In der
Abendsonne packe ich unser Picknick aus. Bei Wassermelone,
Trauben und Baguette mit Camembert stoßen wir auf
unseren Ausflug an, es hat beinahe etwas Mondänes. Das
Holz des Bootes heizt sich auf und wir breiten ein zusätzliches
Sonnensegel aus, trotzdem ist uns nach einer Abkühlung
zumute. Also fahren wir noch ein paar Meter weiter zu
einem Abschnitt, an dem wir ganz für uns sind. Ich lasse den
Anker vorsichtig in den See gleiten (ich will auf keinen Fall
den Lack zerkratzen!) und belege das weiße Seil an der Klampe
(das sagt man so zum Festmachen des Taus, wie ich später
lerne). Über die Leiter, die man am Heck ausklappen kann,
steigen wir langsam in den kühlen See. Die ersten Schwimmzüge
sind herrlich erfrischend, und als wir wieder aus dem
Wasser auftauchen, fliegen ein paar Wildgänse über unsere
Köpfe in Richtung Ostufer. Meine Sinne sind geschärft, ich
bin ganz bei mir, ganz im Jetzt – ein Moment großen Glücks.
Auf den SUP-Boards, die wir mitgebracht haben, lassen wir
uns schließlich im Abendlicht treiben. Dann wird uns langsam
kalt, die Sonne geht bald unter.
„Noch eine letzte Runde?“ Genug Akku haben wir noch.
Ich fahre uns in die Mitte des Ammersees, halte an. 72 Meter
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SeeLeben
Perspektivwechsel:
Mit dem E-Boot lernt
man den See von
einer ganz neuen
Seite kennen
»72 Meter liegen unter uns, sagt die Anzeige.
Wir wagen einen Sprung bei Sonnenuntergang«
liegen unter uns, sagt mir die Anzeige (zum Vergleich: die
Kuppel der Münchner Theatinerkirche ist 70 Meter hoch!).
Wir wagen einen Sprung bei Sonnenuntergang. Das Wasser
betäubt Arme und Beine, es ist hier kälter als am Ufer. Ich
lerne den See von einer anderen Seite kennen, erlebe das
Wasser als etwas Sinnliches, Knisterndes. Unbeschreiblich,
dort zu schwimmen, wo der See am tiefsten ist und man das
Ufer nur in der Ferne erkennen kann. Der Perspektivwechsel
fasziniert mich, ich klettere aber trotzdem schneller
wieder aufs Boot als Line, denn ein wenig unheimlich ist
mir die Tiefe schon. Wenn uns nicht so kalt wäre, könnten
wir jetzt noch hier sitzen, zusehen, wie sich die Dämmerung
über den See legt, und am Himmel Sterne zählen. Aber die
Gänsehaut kriecht mir schon über die Unterarme und so
wickeln wir uns zitternd in die Handtücher und geben ein
letztes Mal Gas. Der Fahrtwind streicht mir durch die nassen
Haare und ich fühle mich so euphorisch und schwerelos
wie seit Monaten nicht.
Auf dem Nachhauseweg fange ich an zu träumen. Mit so
einem Boot morgens vorm Frühstück rausfahren, immer
wenn man möchte, ein Stück See für sich haben – das wär’s.
16
SeeLeben
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Cum sociis natoque penatibus
et magnis dis
parturient montes
17
SeeLeben
Allerdings ist der Kauf eines E-Boots ein teures Vergnügen.
Den Preis für die Anschaffung (vergleichbar mit einem Neuwagen
gehobener Klasse) sowie jährliche Gebühren für die
Schlösser- und Seenverwaltung muss man einplanen. Und
selbst wenn das keine Rolle spielen sollte, benötigt man neben
der Genehmigung und dem amtlichen Kennzeichen des
Landratsamts noch einen Liegeplatz mit einer Lademöglichkeit.
Vielleicht also doch erst mal nur mieten. Aber das am
liebsten, sooft es geht – für ein bisschen mehr Abstand zu
allem und ein bisschen mehr Nähe zu mir selbst.
E-Boote im
Fünfseenland
Zum Glück kann man E-Boote auch
mieten. Wie bei Autos gibt es verschiedene
Preisklassen und Qualitätsunterschiede.
Bei folgenden
Stellen kann man sich erkundigen:
Starnberger See
gastl-boote.de
bootsverleih-fischerei.de
fischermichel.de
segelschule-tutzing.de
yachthafen-goetzke.de
Ammersee
ernst-st-alban.de
elgoro.de
Wörthsee
segelschule-woerthsee.de
strandbadraabe.de
18
wir sind auf der Suche nach dir
SeeLeben
www.reitberger-optik.com
19
Perchastr. 3a in Berg/ Starnberger See
SeeLeben
SIND
WIR SCHON
DA?
Mit frischem Blick sieht das Fünfseenland
tatsächlich so aus, als wäre man schnell mal zu seinen
Traumzielen gereist. Auf ins Abenteuer!
FOTOS
JANINA LASZLO
SCHACKY-PARK
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WALDBADEN WIE
IN JAPAN
Sicher, so viele Moosarten
wie Kyotos Tempelgärten
bietet der Schacky-Park in
Dießen am Ammersee nicht.
Dafür gibt es hier uralte Bäume,
friedliche Wäldchen und
die perfekte Mischung aus
gepflegtem Park und freier
Natur. Das Teehaus im japanischen
Stil samt passender
Steinlaterne ist übrigens wie
der Park über 100 Jahre alt
und aufwendig restauriert
worden. Kleine Teiche mit
Hängebuchen, Wasserläufe
und Brücken bieten ideale
Plätze für meditative
Momente. Wer Lust auf eine
japanische Teestunde hat,
nimmt sich seinen Matcha-
Tee einfach in der Thermoskanne
mit. Und, nicht wundern:
Die Park-Gründer,
Ludwig Freiherr von Schacky
und seine Frau Julia, mischten
die Asiatika ganz entspannt
mit italienisch anmutenden
Bauten und Statuen.
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WÖRTHSEE
AUS DER LUFT: ZWEI
KROKODILE, DIE SICH
FREUNDLICH BEGRÜSSEN.
AM BODEN: KINDERSTUBE
FÜR FISCHE UND VÖGEL
SeeLeben
JADEFARBENES WASSER WIE IN FLORIDA
Nichts gegen die Everglades, aber irgendwie ist es doch ein sehr beruhigendes Gefühl, dass im
Wörthsee keine Krokodile schwimmen. Welse beachtlicher Größe werden hier zwar alle paar Jahre
geangelt, ziehen sich aber ansonsten in die Tiefen (bis 34 Meter) zurück. Das Wasser hat hier Model-
Qualität: für seine Sauberkeit ausgezeichnet, die Temperatur im Sommer nahezu perfekt, die Farbe
sagenhaft zartgrün. Apropos sagenhaft: Die Wörth oder auch Mausinsel mit Schloss und eigener Zufahrt
(in Privatbesitz) sorgt mit einer Sage für das nötige Quäntchen Grusel- und Märchenschauder.
Rund um die Insel tobt zum Glück das Leben: In den Schilfbereichen laichen Fische und brüten Vögel
– der schmale Wasserarm zwischen Festland und Insel ist deshalb, sorry, Schongebiet.
23
SeeLeben
PÄHLER SCHLUCHT
SATTGRÜNE WILDNIS WIE AUF LA RÉUNION
Nun gut, die Vegetation auf der Insel im Indischen Ozean ist eher Regenwald als bayerischer Buchenwald.
Mit ihrer Wildheit kann es die Pähler Schlucht aber durchaus aufnehmen: großartiges Tuffgestein,
porös und sehr brüchig, ein Wasserfall, der 16 Meter herabsaust, umgestürzte Bäume in der
Schlucht und dazwischen jede Menge spannender Vegetation. Wilder als all dieses sind jedoch die Besucher,
die in Scharen kommen, sogar mit E-Bikes (sind hier verboten!): Naturinteressierte, die leider
doch ihren Plastikmüll liegen lassen, den Naturschutz und sämtliche Warnschilder ignorieren. To-do
für alle: achtsames Wandern lernen und lehren. Diese Beauty hat es verdient.
24
SeeLeben
ALS SEIDIGER VORHANG
FÄLLT DAS WASSER IN DIE
TIEFE. WICHTIGE NEBEN-
ROLLE: DIE HORIZONTALEN
TUFFSTEINSCHICHTEN
25
SeeLeben
BACHERNER BIRKENWIESE
26
SeeLeben
TRAUMTÄNZER MIT
SCHLAKSIGEN BEINEN –
DIE BIRKEN FÜHREN IHREN
GANZ EIGENEN REIGEN AUF
BIRKENWALD WIE IN ESTLAND
Bayerische Gemeinden werden die Birke vielleicht nicht zum Nationalheiligtum erklären, aber ihre
Schönheit, wie hier auf der Birkenwiese bei Bachern, wird garantiert gewürdigt. Dem Zauber ihrer
weiß-grauen, schillernden Rinde kann sich kaum jemand entziehen, als Gruppe bekommen sie etwas
irritierend Lebendiges. Wenn ihre zarten Blätter in Wind und Sonne flirren – und das machen
sie oft auf dieser freundlichen Wiese –, kann man ihnen beim Tuscheln lauschen, dabei beobachten,
wie viele Schmetterlingsraupen sich an ihren Blättern laben, und sinnieren, warum sie als Symbol
der Fruchtbarkeit gelten. Früher nutzte man auch bei uns ihren Saft, die Rinde und die Knospen.
Sollten Sie hier also doch mal Feen beim abendlichen Tanz treffen – nicht wundern.
27
SeeLeben
EIN STEG, SO DEZENT
WIE MÖGLICH: NICHT AUF
PFÄHLEN, SONDERN
SCHWIMMEND IM MOOR
VERLEGT
ARTENREICHES MOOR WIE IN IRLAND
Doch, Irland wird bestimmt wieder besucht. Aber hier im Bacherner Moos können wir schon mal
dieses Kleinod studieren: 35 Hektar Niedermoor, offenes Hoch- und Übergangsmoor mit Feuchtgebüschen,
Großseggenried und einer Torfschicht, die bis zu sechs Meter tief ist. Der wichtige CO 2 -
Speicher ist ein Paradies für besondere Flora und Fauna – und dabei extrem empfindlich gegen
Menschenfüße und Fahrräder. Wie gut, dass dieser Holzsteg uns mitten hindurchführt. Ob die Iren
auch so gute Ideen haben?
HOLZWEG AM WÖRTHSEE
28
Advertorial
BIOHOTEL SCHLOSSGUT OBERAMBACH
Viel Neues bringt
der Frühling
Fotos: Robert Kittel/Schlossgut Oberambach
Es hat sich viel getan in den vergangenen Monaten
im Schlossgut Oberambach: Die Website hat ein
neues Design und zwei multifunktionale Displays werten
die Tagungsräume auf. Die sicht- und spürbarste Veränderung
jedoch ist das eigens für das Biohotel entwickelte Farbkonzept.
Die verwendeten Materialien sind atmungsaktiv
und frei von Mikroplastik.
Interaktive Bildschirme. Seit Kurzem gibt es im
Schlossgut Oberambach auch zwei interaktive Multitouch-
Displays von weframe. Die 86 und 65 Zoll großen Monitore
lösen Beamer, Flipchart, Pinnwand und Co. ab. Stattdessen
präsentieren Seminarleiter kabellos und schreiben direkt auf
dem Bildschirm. Die Teilnehmer schalten sich entweder live
zu oder arbeiten vor Ort digital mit Laptop, Tablet oder
Smartphone interaktiv mit. Das gesamte Meeting wird digital
gesichert und kann nachbearbeitet oder an die Teilnehmer
verschickt werden. Die Displays lassen sich flexibel in
allen fünf Konferenzräumen einsetzen.
Vorbild Natur. „Die Lage ist eins unserer wichtigsten
Alleinstellungsmerkmale“, sagt Hoteldirektorin Stefanie
Moser. Die Natur soll sich auch im herrschaftlichen Landsitz
widerspiegeln. Die Entscheidung für ein beruhigendes
und öffnendes Grün im ebenerdigen „Starnberg“ fiel
schnell. Von den Fenstern des 115 Quadratmeter großen
Raums, der gleichermaßen für Tagungen, Hochzeiten und
Yogaseminare genutzt wird, blickt man auf Wald und Wiesen.
Der 52 Quadratmeter große Meetingraum „Bernried“,
der zweite von insgesamt fünf Tagungsräumen, befindet
sich im zweiten Stock und erstrahlt entsprechend seiner
„himmlischen“ Nähe im zartblauen Anstrich.
Bedürfnisse erkennen und erfüllen. Das Restaurant
soll ein Ort sein, an dem die Menschen zur Ruhe kommen
und sich gern aufhalten. „Der sandfarbene Muschelkalk korrespondiert
wunderbar mit dem terrakottafarbenen Boden“,
sagt Stefanie Moser. Die indirekte Beleuchtung im Gewölbe
und die Stühle mit dunkelrotem Wollfilzbezug ergeben ein
harmonisches Gesamtbild. „Wir wollen modern, aber zeitlos
sein“, so die Hoteldirektorin. „Die Menschen sollen sich bei
uns willkommen und so wohl wie zu Hause fühlen. Das können
Farben bewirken.“
Schlossgut Oberambach
Oberambach 1
82541 Münsing
Tel. 08177 9323
info@schlossgut.de
www.schlossgut.de
Das Panoramabild des Starnberger Sees,
auf das während der MRT-Untersuchung der Blick
fällt, sorgt für eine entspannte Atmosphäre
DIE RADIOLOGIE STARNBERG
Diagnostik und Vorsorge mit
Hightech
Eine sichere und zuverlässige Diagnostik und Vorsorge
sind wichtige Bausteine für eine optimale
und lückenlose medizinische Versorgung. Das Fünfseenland
ist in diesem Bereich mit DIE RADIOLOGIE bestens aufgestellt.
Die seit 2017 in Starnberg ansässige Praxis beweist mit
Patientennähe, individuellem Service und Wohlfühlatmosphäre,
dass Spitzenmedizin auf höchstem Niveau persönlich
und menschlich sein kann.
DIE RADIOLOGIE ist ein Praxisverbund von radiologischen,
strahlentherapeutischen und nuklearmedizinischen
Fachärzten und zählt mit über 10 Standorten in und um München
zu den größten und leistungsstärksten Radiologiepraxen
in Bayern und ganz Deutschland. Sehr viel positive Resonanz
erfährt DIE RADIOLOGIE auch in Starnberg. Das belegen
unzählige exzellente Bewertungen zufriedener Patienten. Der
Standort ist neben der fachlichen Kompetenz vor allem wegen
seines ansprechenden Ambientes und der persönlichen
Betreuung beliebt und gehört zu den am
besten bewerteten Arztpraxen Deutschlands.
„Unser Standort verbindet die Vorteile einer
etablierten Praxis vor Ort mit der Infrastruktur
einer Großpraxis. Wir arbeiten
hier in Starnberg mit einem erfahrenen
und bewährten Team aus hochqualifizierten
Ärzten und Mitarbeitern. Zudem
haben wir ein großes Experten-Netzwerk
im Rücken, das jede nur erdenkliche Facette
der Radiologie abdeckt“, erklärt Standortleiter
Prof. Dr. med. Mike Notohamiprodjo.
& Herz
Für erstklassige Bildqualität, geringstmögliche Strahlenexposition
und maximalen Komfort setzt DIE RADIOLOGIE
in Starnberg ausschließlich auf neueste Technik und innovative
Untersuchungsmethoden. So ermöglicht der Einsatz
moderner 3 Tesla-MRT-Technik das gesamte Spektrum der
MRT-Diagnostik – von der hochaufgelösten orthopädischen
Bildgebung über die dynamische Untersuchung der inneren
Organe bis zur Diagnostik von Brust und Prostata. Selbst
komplexere Untersuchungen, wie die Abklärung neurologischer
Fragestellungen und Ganzkörperuntersuchungen,
sind optimal umzusetzen. Am Computertomographen
sind zudem internistischonkologische,
neurologische und orthopädische
Bildgebung sowie kardiologische
Koronarkalkmessungen möglich. Privatdozent
Dr. med. Sven Thieme, der seit 2018
im Team ist, erläutert: „Die bestmögliche,
präzise auf die Fragestellung abgestimmte
Untersuchung mit schonenden Methoden
ist uns ebenso wichtig wie die enge, vertrauensvolle
Zusammenarbeit mit unseren Kollegen
aus Klinik und Praxis.“
Anzeige
Führend beim Einsatz künstlicher Intelligenz
Eine weitere Besonderheit bietet DIE RADIOLOGIE Starnberg
mit dem Einsatz und der Entwicklung von künstlicher
Intelligenz (KI) bei der Befundung als optimale Ergänzung zu
der Erfahrung des Mediziners: „Mit Hilfe der KI können mit
dem menschlichen Auge gar nicht wahrnehmbare Veränderungen
trotzdem nachgewiesen werden“, erläutert Prof. Notohamiprodjo,
der die Erprobung neuer Methoden aus seiner
Zeit als langjährig leitender Oberarzt an der Universitätsklinik
Tübingen mit nach Starnberg gebracht hat. DIE RADIOLOGIE
ist eine der bundesweit führenden radiologischen Einrichtungen
hinsichtlich Entwicklung, Erprobung und Integration von
klinisch relevanten KI-Lösungen. „Die KI ersetzt auf absehbare
Zeit keinesfalls den Radiologen. Der Arzt trifft immer die
endgültige Diagnose und das wird auch noch lange so bleiben.
Künstliche Intelligenz kann den Arzt aber effektiv unterstützen
und ermöglicht in immer komplexeren Krankheitsbildern
noch genauere Diagnosen, zum Beispiel bei der Erkennung
von kleinsten Veränderungen des Gehirns und der Lunge."
Wertvolles gehört in gute Hände
Bei aller Technik werden Menschlichkeit und individuelle
Versorgung bei DIE RADIOLOGIE nicht vergessen. „Die
Gesundheit und das Wohlergehen unserer Patienten sind kostbar
und stehen für uns immer an erster Stelle. Wir orientieren
uns ganz an den Bedürfnissen unserer Patienten und nehmen
uns Zeit, Untersuchungen genau auf den jeweiligen Patienten
anzupassen, unseren Patienten ihren Befund zu erklären und
ihnen so auch mögliche Ängste zu nehmen.“ Auch Serviceleistungen,
wie eine zeitnahe Terminvergabe, verlängerte Öffnungszeiten
und eine angenehme Atmosphäre mit einfühlsamer
Betreuung sind bei DIE RADIOLOGIE Starnberg
selbstverständlich. „Die Patienten erleben bei ihrem gesamten
Praxisbesuch ein freundliches, kompetentes Team in einem
ansprechenden Umfeld. Wir möchten die Fragen der Patienten
vertrauensvoll beantworten und so für mehr Klarheit sorgen.
Mit der exakten Diagnose liefern wir die Grundlage für
optimal angepasste Behandlungsmöglichkeiten“, verdeutlicht
Prof. Notohamiprodjo.
»Wir sehen uns als beratende
Partner auf Augenhöhe.«
Prof. Dr. med. Mike Notohamiprodjo
DIE RADIOLOGIE bietet Ihnen in Starnberg
3T-Hightech Kernspintomographie (halboffen)
und Computertomographie für die
• Bildgebung des Bewegungsapparates
• Bildgebung der Bauchorgane
• Onkologische Diagnostik
• Neurologische Diagnostik
• MRT-Brust- und Prostatadiagnostik
• Kardiologische Koronarkalkmessungen
• Früherkennung
DIE RADIOLOGIE Starnberg
Berger Str. 8-10
82319 Starnberg
Tel. 08151 650 660
www.die-radiologie-starnberg.de
SeeMensch
„Theater
vermisse ich
momentan
sehr“
Für die deutsche TV-Landschaft ist der vielseitige
Schauspieler Felix Klare ein Glücksfall. Dabei
fand er eher spontan (und mithilfe des
Berufsbildungszentrums!) zu seiner Bestimmung.
Ein Gespräch über die Arbeit, Familie
und sein neues Zuhause am Ammersee
INTERVIEW
FOTOS
SANDRA DJAJADISASTRA
CONSTANTIN MIRBACH
32
Felix Klare liebt den Blick
über den See. Normalerweise
paddelt er mit dem
SUP-Board übers Wasser.
Das E-Boot gehört nicht
ihm – er steuert es uns
zuliebe fürs Foto
SeeMensch
Das Wetter könnte nicht besser sein.
Es ist einer dieser unerwartet schönen
Tage in der Vorsaison, an denen die Sonne den See in
ein seidiges Licht taucht. Felix Klare kommt mit einem
E-Lastenbike entspannt zum Interview geradelt. Seit
2018 lebt der 42-Jährige mit Ehefrau Zora Thiessen und
den gemeinsamen vier Kindern – zwei Mädchen und zwei
Jungs im Alter von sechs bis 18 Jahren – am Ammersee.
Es ist warm genug, dass wir das Gespräch im Freien
führen können. Nicht unerheblich, denn die Nachrichten
melden hohe Inzidenzwerte. Nach wie vor gelten strenge
Kontaktbeschränkungen. Schulen schließen oder öffnen,
Läden schließen oder öffnen. Die Gastronomie kämpft,
Theater, Kinos und Museen bleiben zu. Kurz: Viele sind
pandemiemüde, verunsichert und genervt. Auch Felix
Klare. Er findet, dass wir bessere Konzepte für die
Zukunft brauchen.
Fernsehzuschauer kennen Sie unter anderem als „Tatort“-
Kommissar im Team Stuttgart sowie aus Primetime-
Filmen wie „Unschuldig“. Vor Kurzem haben Sie eine
Miniserie abgedreht, in der Sie – salopp formuliert – die
Seiten wechseln: Sie spielen einen Frauenmörder.
Ja, und diese Rolle hat, ehrlich gesagt, total Spaß gemacht.
Weil sie so extrem war. So etwas findet man selten im
Film, eher im Theater, wo ich herkomme.
Was ist so anders am Theaterschauspielen?
Oh, die Unterschiede sind groß. Theater ist live. Man
ist physisch anwesend: in der Realität, auf der Bühne.
Aber es kann behauptet werden, man befinde sich auf
dem Mond. Ich habe die ersten zehn Jahre Theater gemacht.
Ich vermisse es momentan sehr!
Dabei sind Sie eher zufällig Schauspieler geworden.
Stimmt, dabei hat mir entscheidend das Berufsinformationszentrum
in München geholfen. Weil ich nicht
wusste, was ich machen sollte, habe ich mich dort beraten
lassen und zwei, drei Stunden in Ordnern geblättert, in
denen Berufe erklärt wurden. Als ich bei S wie Schauspiel
ankam, hatte ich den Eindruck: Alles, was du vorher gelesen
hast, steckt hier mit drin. Ich muss mich nicht für
eine Sache entscheiden, sondern kann von allem ein bisschen
machen. Das war ein großes Plus für diese Sparte.
Wie sind Sie weiter vorgegangen?
Ich habe mich bei den fünf Schauspielschulen beworben,
die im Ordner aufgelistet waren. Es gibt ja deutlich
mehr, aber das wusste ich nicht. Ich war diesbezüglich
einfach sehr naiv mit 19. Ich habe ein paar Stunden
Schauspielunterricht genommen, und dann hat es ganz
schön schnell mit der Ernst-Busch-Schule in Berlin geklappt.
Mein erster Schauspiellehrer ist übrigens viele
Jahre später mein Trauzeuge geworden.
»Ich mag den feinfühligen
Humor eines
Loriot oder Gerhard
Polt – so etwas würde
ich gerne machen«
Felix Klare
Ihre Frau Zora Thiessen ist ebenfalls Schauspielerin. In
dem ARD-Scheidungsdrama „Weil du mir gehörst“, für das
Sie 2020 den Bayerischen Fernsehpreis erhielten, spielt sie
in einer Nebenrolle. Besprechen Sie Drehbücher mit ihr?
Tatsächlich früher mehr als jetzt. Aber ja: Ich erzähle
meiner Frau von den Themen und frage sie nach ihrer Meinung.
Gerade wenn ich unsicher bin.
Wie viele Filmangebote beziehungsweise Drehbücher
haben Sie aktuell auf dem Tisch?
Derzeit sind es schönerweise, aber auch untypischerweise
viele: drei Serien, zwei Filme und ein neuer „Tatort“.
Es hat sicher mit Corona zu tun, dass sich so viel aufstaut.
Lesen Sie Drehbücher quer?
Nein, das habe ich mal probiert, das funktioniert
nicht. Ich muss jedes Drehbuch step by step lesen. Am
liebsten auch in Händen halten. Auf dem Computer oder
Tablet lese ich nur sehr ungern – ich bin kein Freund von
Technik, war ich noch nie. Das erste Lesen ist für mich fast
das entscheidendste, ich bringe dabei sofort meine ersten
Impulse zu Papier. Etwa: „Hier muss etwas anderes
passieren“ oder „Diesen Satz würde ich ganz anders
sagen“. Ich mache Fragezeichen, wenn ich etwas nicht
verstehe. Deshalb dauert das erste Lesen wirklich lange.
Konkret?
Ich sitze an einem Drehbuch zu einem 90-minütigen
Film drei bis vier Stunden. Beim zweiten Lesen gehe ich,
wenn es mich interessiert, nochmals länger rein.
In einem Interview sagten Sie mal, dass Sie sehr gerne Komödien
spielen würden.
Das stimmt. Sie waren an der Schauspielschule mein
Steckenpferd. Ich hoffe, dass das immer noch so ist. Aber
dafür wurde ich bisher fast noch nie besetzt.
Wie erklären Sie sich das?
Vielleicht liegt es daran, dass es hierzulande nicht viele
wirklich gute Komödien gibt, wie ich finde. Komödie ist
eines der schwierigsten Genres. Es gibt zwar viele kommerzielle
Schenkelklopfer mit „geschriebenen“ Gags, aber die
funktionieren für mich nicht.
34
SeeMensch
35
SeeMensch
Felix Klare lässt sich ungern auf eine Rolle festlegen.
Es ist ihm wichtig, nicht nur als „Tatort“-Kommissar
wahrgenommen zu werden. Bald ist er übrigens als
Serienkiller in einer Miniserie des MDR zu sehen
36
SeeMensch
Vor fünf Jahren kauften Felix Klare und seine
Frau Zora Thiessen einen Bungalow am
Ammersee, den sie zum Großteil selbst renovierten.
Dabei half Klare, dass er ein Berufsgrundschuljahr
als Schreiner absolviert
hat, bevor er auf die Schauspielschule ging
37
SeeMensch
Welche Komödien mögen Sie?
Die von Loriot oder Gerhard Polt, sie haben einen sehr
feinfühligen Humor. So etwas würde ich sehr gerne machen.
Komisches muss aus der Situation entstehen, aus
dem genauen Beobachten, das Timing ist sehr wichtig.
Gute komödiantische Schauspielerinnen und Schauspieler
sind übrigens oft auch richtig gute dramatische Charakterdarstellerinnen
und -darsteller.
Ihre vier Kinder sind zwischen sechs und 18 Jahre alt.
Wofür gelten Sie innerhalb der Familie als Experte?
Wenn ich zu Hause bin, muss ich ganz normal mit anpacken:
einkaufen, Essen machen, beim Homeschooling
helfen, Gespräche führen, spielen, das ganze Programm.
Unser Ältester ist fast schon ausgezogen. Er hat in München
ein Zimmer, kommt aber jedes Wochenende nach
Hause. Wenn der Älteste weg ist und Nummer zwei an die
erste Position rückt, ändert sich etwas im Gefüge. Da gibt
es übrigens eine sehr interessante Buchempfehlung:
„Brüder und Schwestern, Geburtenfolge als Schicksal“
von Karl König. Habe ich schon öfter verschenkt.
Welche Bücher verschenken Sie sonst noch gerne?
Meistens ein Buch, das ich aktuell lese, damit ich mit
dem Beschenkten darüber reden kann. Ich bin ansonsten
ein großer Fan von Haruki Murakami, ich mag die mystischen
Ebenen seiner Romane. Ich habe fast alle gelesen.
Wissen Sie auch, was Ihre Frau gerade liest?
Ja, ich habe ihr „Ungezähmt“ von Glennon Doyle geschenkt,
es war die Empfehlung einer Freundin. Kein Roman,
sondern die Lebensgeschichte einer Frau, die sich
von gesellschaftlichen Zwängen befreit.
Die Pandemie bestimmt seit mehr als einem Jahr unser
Leben. Wie haben Sie die vergangenen Monate erlebt?
Ich bin eigentlich nur froh, dass wir jetzt auf dem
Land wohnen. Das hat sehr viel ausgemacht. Da gibt es
ganz andere Schicksale. Menschen, die sich trennen. Menschen,
bei denen es zu Hause drunter und drüber geht. Das
Verhältnis von Regeln und Maßnahmen zu dieser Krankheit
ist aktuell völlig aus dem Gleichgewicht geraten. Nur
ein Beispiel: Vor einem guten Jahr hat man gesagt „Die
Schüler schwänzen freitags Schule und gehen für die Umwelt
und ihre Zukunft auf die Straße und demonstrieren.
Das geht ja gar nicht.“ Haben ein Herr Söder und Konsorten
gesagt. Und was passiert gerade? Letztlich geht diese
ganze Situation wieder auf Kosten der Ärmsten und der
Kinder. Da bin ich schon ziemlich sauer.
Was erhoffen Sie sich von der Politik?
Dass sich nach Corona etwas grundlegend ändern
muss, ist doch eigentlich logisch. Weil: Wenn ich krank bin
und mit Ach und Krach wieder gesunde, werde ich mein
Verhalten, welches zu dieser Krankheit geführt hat, sehr
genau anschauen und dann ändern, damit mir das nicht
wieder passiert. Sonst kommt doch die Krankheit entweder
genauso oder in veränderter Form wieder. Wenn man dies
auf die Weltbevölkerung, die am Coronavirus leidet,
bezieht, sollten wir dann zum Beispiel weiterhin Tiere in
Massen töten und Fleisch essen? Wie sieht es mit unserer
Umwelt aus? Wir können und dürfen nicht weitermachen
wie bisher. Es gibt übrigens keine einzige Partei, die vor der
Bundestagswahl über den aktuellen Tellerrand hinausguckt.
Die eine Prognose gibt, wie unsere Welt in zwei, drei,
fünf Jahren aussehen könnte – nach dieser Pandemie.
Was hat Sie eigentlich an den Ammersee verschlagen?
Wir haben in München schön gewohnt, mit Garten sogar,
allerdings zur Miete. Wir wollten etwas kaufen, aber in
der Stadt war das pervers teuer. Dann kam uns 2016 dieser
kernsanierungsbedürftige Bungalow am Ammersee entgegengeflattert.
Es gab einiges zu tun und ich habe sehr
viel selber gemacht. Meine Frau und ich haben uns mit
dem Umbau bewusst Zeit gelassen, damit es später nicht
heißt: Tschüss, war total stressig, ich gehe jetzt meinen
Weg und du deinen. Das gibt es ja auch, und das wollten
wir vermeiden (lacht). Ende 2018 sind wir eingezogen
und bis auf die Terrasse, die ich diesen Sommer noch
baue, ist es eigentlich fertig.
Was lieben Sie am Ammersee?
Die Natur ist einfach gigantisch. Ich wohne nur ein
paar Minuten vom Wasser weg und ich genieße diesen
weiten Blick über den See. Er ist so schön beruhigend.
Wann ist der erste Zeitpunkt im Jahr, an dem Sie ins
Wasser springen?
Eisbaden war ich dieses Jahr schon. Vielmehr: Eistunken.
Im Januar, als es richtig kalt war. Mit Daunenjacke,
Mütze und Wärmflasche am Ufer. Ich habe das noch ein-,
zweimal wiederholt, meine Kinder sogar öfter.
Sind Sie schon mal zu weit draußen gewesen?
Ja, beim Stand-up-Paddling.
Wenn Freunde zu Besuch kommen, was zeigen Sie ihnen
vom See?
Wir schnappen uns Fahrräder und radeln am Ufer
entlang – ich liebe das.
Felix Klare wurde am 12. Oktober 1978 in Heidelberg geboren und
ist in Bayern aufgewachsen. Seine Eltern (beide Ärzte) waren 1974
mit seinen drei älteren Geschwistern aus der DDR in den Westen
geflohen. Nach seiner Ausbildung an der Ernst-Busch-Schauspielschule
in Berlin arbeitete Klare u. a. am Hamburger Schauspielhaus,
Berliner Ensemble, Maxim-Gorki-Theater in Berlin, Münchner Residenztheater
und an den Kammerspielen. Seit 2008 ist er mit Schauspielkollege
Richy Müller im Stuttgarter „Tatort“ zu sehen. Als er
die Rolle im Alter von 28 Jahren übernahm, war er der jüngste „Tatort“-Kommissar
überhaupt. Dabei hatte er noch nie einen „Tatort“
gesehen, er besaß zu dieser Zeit nicht einmal einen Fernseher.
38
SeeMensch
»Zu Hause muss ich ganz
normal mit anpacken:
einkaufen, Essen
machen, Homeschooling,
spielen, zuhören«
Felix Klare
39
SeeMensch
Ganz links: Iffeldorf, an Tag vier der großen Reise. Danach ist Esel Jonny ganz
schön rumgekommen: Er ist mit Frauchen Lotta über die Alpen (am Glockenturm
im Reschensee vorbei) bis nach Venedig getrottet sowie – bei einer späteren Tour
– in Andalusien über den Strand von Valdevaqueros und Punta Paloma spaziert
JONNY GIBT DAS
TEMPO VOR
Wandert man vom Starnberger See immer Richtung
Süden, landet man früher oder später am Mittelmeer.
Wie lange das dauert? Hängt vom Esel ab!
TEXT
KARIN LOCHNER
Die Julisonne brennt. Immer wieder
muss das wundersame Wanderduo
eine Pause im Schatten einlegen. Der Schotterweg schlängelt
sich durch das tiefe Tal parallel zur Loisach. In der Ferne
erhebt sich die Bergkette mit der Zugspitze, davor offene
Felder mit Scheunen und Geräteschuppen, klein wie Spielzeughäuschen.
Dort übernachten die beiden am liebsten:
Lotta, Schauspielerin von Beruf, und Jonny, ein Esel wie aus
dem Bilderbuch.
Hat Lotta einen Platz gefunden, wo sie mit dem Segen
des Bauern übernachten dürfen, nimmt sie Jonny die Packtaschen
ab – jeder von beiden trägt 20 Prozent des eigenen
Körpergewichts. Mit vier Pfosten und einem Band steckt sie
das Lager für die Nacht ab, versorgt Jonny mit einer Ladung
sonnenwarmem Heu und baut anschließend ihr Zelt auf.
Fünf, sechs Stunden Tagesmarsch haben die beiden hinter
sich, nie laufen sie länger. „Wir wollten keinen Rekord aufstellen,
sondern einfach die Zeit genießen“, erklärt Lotta
und krault Jonny. 80 Tage werden sie unterwegs sein, bis sie
von Percha aus die Adriaküste erreichen. Wie kommt man
auf die Idee, mit einem Esel auf eine solche Reise zu gehen?
Dies ist die Geschichte eines Kindheitstraums, und es
geht ihr ein Verlust voraus.
2013 macht Lotta Abitur, 2017 schließt sie die Schauspielschule
ab. Schon währenddessen nimmt sie Aufträge
für Werbevideos und kleinere Rollen beim „Tatort“ und der
BR-Serie „Dahoam is Dahoam“ an. Oft sagt sie sich: „Wenn
es passt, ziehe ich mit Esel los.“ Doch wann passt es schon?
Erst als ihr Vater an Krebs erkrankt und kurz darauf stirbt,
wird ihr klar, dass man Träume nicht auf die lange Bank
schieben darf. Eigentlich war es sein Lebenstraum gewesen,
mit einem Traktor und Zirkuswagen zu reisen.
Fotos: Lotta Lubkoll
40
SeeMensch
41
Großes Foto unten: Pause
am Caldonazzosee.
Jonny liebt Ohrenmassagen
– was man daran
erkennt, dass er seinen
Hals lang macht, die Unterlippe
schlapp hängen
lässt und die Augen
schließt. „Sein Genießerblick“,
so Lotta
Bild rechts: Kurz vorm
Ziel (das Meer bei Chioggia)
müssen sie noch
eine Hürde nehmen: Unter
einem Bahngleis ist
der Weg knöcheltief mit
Wasser gefüllt. Eine Alternative
gibt es nicht.
Die Sonnenspiegelung
und das Nass sind Jonny
unheimlich, er bockt
„Wir schleppen viel zu viel Ballast mit uns herum. Unterwegs
wurde mir klar: Je mehr ich von diesem Ballast abwerfe,
desto freier fühle ich mich“, erzählt Lotta. „Was ich im Leben
brauche? Ein Bett, ein Bad, eine warme Dusche, fließend
Wasser, eine Küche und Strom sind purer Luxus. Es ist toll,
diese Dinge wieder schätzen zu lernen.“ Um Wünsche zu verwirklichen,
muss man die Komfortzone verlassen, da ist sich
Lotta sicher. Sie hat Jonny über Ebay Kleinanzeigen bei einem
Berliner Pferdehändler gefunden und einige Monate in
einem Hof am Ostufer des Starnberger Sees untergebracht,
bevor sie im Sommer 2018 gemeinsam losziehen. Zehn bis
15 Kilometer schaffen sie pro Tag, nach 600 Kilometern erreichen
sie ihr Ziel: das Meer südlich von Chioggia. Doch statt
vor Freude herumzuhüpfen – sie hatten es tatsächlich geschafft!
–, steht Lotta an diesem Morgen still am Strand von
Sottomarina. Sie muss an ihren Vater denken: „Wenn er uns
jetzt sehen könnte.“
Natürlich hätte Lotta mit einer Freundin reisen können
oder mit ihrem Freund, aber sie wollte allein sein. Singen,
tanzen, lachen und um ihren Vater weinen, ohne sich erklären
zu müssen. Außerdem: Lotta kann selten still sitzen. Ein
Esel dagegen hat ein sanftes Gemüt, ist kaum aus der Ruhe
zu bringen. Jonny zwingt Lotta dazu, den Moment bewusst
zu erleben. Zu spüren, was ihr guttut. „Andere Menschen
meditieren oder machen Yoga“, sagt Lotta. „Ich gehe mit
Jonny im Wald spazieren.“
Über Ländergrenzen zu laufen, war jedes Mal ein
„Wahnsinnsgefühl“. Vor allem aber sind es die vielen Begegnungen,
die unvergesslich bleiben, die Hilfsbereitschaft
und Warmherzigkeit, die man ihr entgegenbringt. Etwa
am Reschenpass in Tirol: Lotta fühlt sich mit ihrer Kraft
am Ende, sie glaubt, den Pass nicht bewältigen zu können,
und will gerade einen Transporter bestellen, da zeigt ihr
Fotos: Lotta Lubkoll, Stefan Hober
42
SeeMensch
ein Einheimischer einen alten Schmugglerweg, der auch
für Esel geeignet ist. Einmal durfte Jonny bei einer Familie
im Vinschgau, die ihnen einen Schlafplatz anbot, ins Haus.
Er stolzierte in Küche und Wohnzimmer herum: „Wie bei
Pippi Langstrumpf!“ Oft kamen Menschen auf sie zu, um
ihr Kuchen, eine Wassermelone, eine Cola zu schenken.
Für Jonny gab es altes Brot und Möhren. Ein italienischer
Sender berichtete über sie, sie wurde eine lokale Berühmtheit
und kurz vor Ende ihrer Reise in etlichen Dörfern erwartet.
Einmal dankte ihr ein junger Mann: Er habe seine
Eltern schon lange nicht mehr so herzlich lachen sehen wie
mit ihr. Um die Momente festzuhalten und mit anderen zu
teilen, schreibt und filmt Lotta während der Reise. Esel Jonny
hat deshalb weit über 3000 Follower auf Instagram, sie
selbst – als Lotta Langstrumpf – knapp die Hälfte.
Was hat sie in dieser Zeit gelernt? „Gelassenheit und Geduld“,
erklärt sie. „An keinem Tag wusste ich, was hinter der
nächsten Kurve liegt, wo wir Wasser oder etwas zu essen bekommen,
wie weit wir laufen und wo wir schlafen würden.
Trotzdem hat es immer funktioniert.“
Nach ihrer Rückkehr – Lotta und Jonny wurden von ihrer
Familie mit dem Pferdeanhänger in Italien abgeholt – beginnt
sie eine Ausbildung zur Survival-Trainerin, sie leitet
heute als Erlebnispädagogin Ferienfreizeiten für machteuchschmutzig.de
in München und bei Starnberg, wo sogar
Esel Jonny dabei sein darf. „Mit Kindern draußen im Wald
ein Tipi zu bauen, die Natur besser kennenzulernen und mit
Jonny auf Entdeckungstour zu gehen, macht mir genauso viel
Freude wie den Kids“, lacht Lotta. Sie ist noch einmal mit Jonny
los, hat einen Winter in Portugal und Spanien verbracht
(„Das Klima ist für Esel angenehmer, und er liebt es, sich am
Strand im Sand zu wälzen“) – weitere Touren werden sicher
folgen. „Die Entscheidung, mit Jonny wandern zu gehen, war
absolut richtig. Es war die unglaublichste Reise meines Lebens
und ich bin dankbar für jeden Augenblick.“
Lotta Lubkoll hat ein Buch über ihre
Erlebnisse geschrieben: „Wandern, Glück
und lange Ohren“ (Malik Verlag, 17 Euro).
Kurz nach Erscheinen im März landete es
bereits auf der „Spiegel“-Bestsellerliste.
Mehr über Lottas Abenteuer und Arbeit
findet man auch auf eseljonny.de
Wir suchen uns den besten
Friseur, die beste Kosmetikerin,
den besten Zahnarzt. Sind wir
unzufrieden, wird eben gewechselt.
Bei einer ästhetisch-medizinischen
Korrektur, ganz besonders bei
einem Facelift, haben wir nur
einmal die Wahl. Umso höher ist das
Anforderungsprofil des Operateurs.
Mit Recht erwarten wir: vollendete
Kunstfertigkeit, präzise Technik,
Respekt für unsere Individualität,
einen untrüglichen Sinn für Ästhetik
und die Expertise größtmöglicher
Erfahrung. Schließlich geht es
um unser höchstes Gut – unseren
gesunden Körper.
DR. SCHRANK, SCHINDLBECK-KLINIK HERRSCHING
Verantwortungsvolle Kunst
Talent, Streben nach Perfektion, Leidenschaft, Können:
Genau dafür steht Dr. Christian Schrank seit
Jahrzehnten. Zusammen mit Dr. Yoram Levy arbeitete er
viele Jahre wissenschaftlich und praktisch kongenial
zusammen. Als Team haben sie einzigartig positive Zahlen
und Ergebnisse vorzuweisen. Dr. Yoram Levy, Facharzt für
Chirurgie und Plastische Chirurgie, hat die hoch entwickelte
Technik des Face-Neck-Lifts mit dynamischem
SMAS (Superficial Musculoaponeurotic System) nach
Deutschland gebracht und hier zur Vollendung geführt.
Dr. Christian Schrank, seit 20 Jahren in der Plastischen
und Ästhetischen Chirurgie tätig, leitet die Sektion Face-
Neck-Lift der Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie, gibt
Operationskurse und ermöglicht die Weiterbildung für
Fachärzte in der eigenen Abteilung.
Seit seinen Assistenzarztjahren liebt er die medizinische
Fachrichtung, die er gewählt hat: „Mich begeistern das
ungeheuer breite Spektrum, das die Plastische Chirurgie
bietet, und die Möglichkeit, in der Ästhetischen Chirurgie
kreativ sein zu können. Gleichzeitig besteht die besondere
Herausforderung darin, dass unsere Ergebnisse natürlich
und unoperiert aussehen sollen und eine ästhetische Harmonie
des Erscheinungsbildes ergeben.
Dr. Schrank praktiziert in der renommierten Schindlbeck-
Klinik in Herrsching am Ammersee. In der Praxis erleben
Patienten modernste Medizin in einem stilvoll
funktionalen Ambiente. Die Behandlung verläuft nach
höchsten professionellen Maßstäben, die Atmosphäre ist
geprägt von menschlicher Wärme, fürsorglichem Service
und absoluter Diskretion. Angeboten wird das gesamte
Spektrum der gesichts- und körperformenden Maßnahmen
wie Stirn-Brauen-Lift oder Face-Neck-Lift, Augenlid-,
Nasen-, Kinn- und Ohrenkorrekturen sowie die sogenannten
nichtinvasiven Techniken mit Botulinum toxin A
(Botox), Eigenfett und Fillern. Weiter Brustvergrößerung,
-verkleinerung und -straffung, Bauch-, Oberschenkel-,
Oberarm- und Gesäßstraffung, Fettabsaugung (Liposuktion)
und Hautoberflächenkorrektur.
Dr. Schranks ausgewiesener Schwerpunkt ist das Face-
Neck-Lift mit dynamischem SMAS – eine State-of-the-Art-
Methode, die von den führenden Plastischen Chirurgen der
westlichen Welt angewandt wird. Für Dr. Schrank die beste
Operationstechnik: „Es ist ein Irrglaube, dass es bei einem
Facelift darum geht, die Haut zu straffen. Die Spannung von
der Oberfläche auf die Tiefe zu übertragen, das ist die Kunst.
Wir heben die abgesunkenen und erschlafften Areale des
Gesichts. Die Haut wird nur angepasst.“
Ein gelungenes Facelift verändert also nicht die Textur und
Spannkraft der Haut, sondern korrigiert die erschlafften
Strukturen darunter. Ziel ist das frisch, erholt, natürlich
schön – und vor allem unoperiert aussehende Gesicht. „Wir
wollen Frauen hübscher und Männer attraktiver machen,
Foto: Markus Gmeiner
Anzeige
ohne sie zu verändern. Es geht darum, die Individualität
eines Menschen zu bewahren, die Harmonie wiederherzustellen,
die Natur möglichst ideal zu imitieren“, so der Spezialist.
Daran, dass nichtinvasive Techniken ein Facelift ersetzen
können, glaubt er nicht. „Selbstverständlich arbeiten wir
auch mit Botox, Hyaluronsäure-Fillern und Eigenfett-Injektionen.
Wir setzen diese Techniken aber insbesondere für die
Verfeinerung unserer OP-Ergebnisse ein“, erklärt der Facharzt.
Die Facelift-Operation ist dank modernster Anästhesiemethoden
weitgehend schmerzfrei und wird in Dämmerschlafnarkose
ausgeführt. Ein bis zwei Tage Klinikaufenthalt
genügen, danach sollte man noch drei bis sechs Wochen auf
Sport und Sonne verzichten.
Die Gespräche vor einem Eingriff verlaufen entspannt und
sind so ausführlich, wie es dem Thema angemessen ist. „Wir
versuchen objektiv, individuell, aber auch auf der Basis unseres
Schönheitssinns zu beraten. Den muss ein Plastisch-
Ästhetischer Chirurg einfach haben“, sagt Dr. Schrank.
Wann und ob der richtige Zeitpunkt für ein Facelift oder eine
andere ästhetische Korrektur gekommen ist, sollte jeder
Mensch für sich selbst und in Einklang mit dem behandelnden
Plastischen Chirurgen entscheiden. Meist spürt der Patient
die größer werdende Diskrepanz zwischen dem gefühlten
Alter und dem äußeren Erscheinungsbild.
Die meisten Patienten fangen ab der fünften Lebensdekade
an, diese Unstimmigkeit zu spüren. Da das Gesicht durch das
Face-Neck-Lift mit dynamischem SMAS ein inneres Stützkorsett
erhält, ist die optische Verjüngung in der Regel haltbar.
Anders als bei minimal angepriesenen Eingriffen, wie
zum Beispiel Fadenliftings, Volumenunterspritzungen oder
den sogenannten Vampirlifts. „Diese sogenannten ‚neuen‘
Techniken, sollen dem Patienten eine kurze Rekonvaleszenzzeit
vermitteln“, warnt der Experte. „Da die meisten hoffen,
mit minimalem Aufwand ein maximales Ergebnis zu
erhalten, fallen sie darauf herein und sind später enttäuscht.
Es kommt öfters zu Verziehungen, gestrafftem, maskenhaftem
Aussehen und unnatürlich ‚fratzenhafter‘ Mimik“, klärt
er weiter auf.
Ein optimales Ergebnis kann nur durch einen individuell
angepassten Eingriff gewährleistet werden, der nun mal größeren
Aufwand erfordert. „Ich glaube, wir schulden den
Patienten nicht nur Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen,
sondern auch die Verpflichtung, ihnen als Ratgeber
auf Augenhöhe entgegenzutreten“, schließt Dr. Schrank ab.
DR. SCHRANK
SCHINDLBECK-KLINIK HERRSCHING
Seestraße 43
82211 Herrsching
Tel. 08152 291 50
info@dr-schrank.de,
info@levy-schrank.com
www.dr-schrank.de
Dr. Yoram Levy und
Dr. Christian Schrank
verbindet die langjährige
Erfahrung in der
Plastischen und Ästhetischen
Chirurgie
SeeTipps
1b
STARNBERG
SEEZAUBER
Mit klarem Wasser und schöner
Bergkulisse begeistert der Starnberger
See Gäste wie Einheimische immer wieder.
Vielleicht tragen aber auch diese
Tipps ein kleines bisschen dazu bei?
WIELING
8
6c
3a
3c
MAISING
6b 5
PÖCKING
FELDAFING
6d
BERG
7
1 FLOTT UNTERWEGS
a Ob mit Kind, Hund oder Picknick-Equipment: Auf dem
Lastenrad geht’s schnell und kultig um den See. Hübsche
elektrische Modelle verleiht Velo Bavaria in St. Heinrich.
Auch die Bike-Lieferung an den Wunschort ist möglich!
www.velo-bavaria.de
b Einen kostenlosen Afterwork-Trailride für Anfänger
und Fortgeschrittene bietet das Radhaus Starnberg: Jeden
Mittwochabend geht es für zwei Stunden aufs Bike. Treffpunkt
ist die Filiale Stockdorf. Nach Absprache wird alle
zwei Wochen auch ein Repair Workshop veranstaltet.
Instagram: @radhausstarnberg
2 SCHICKE SCHUHE
Mit einer weißen Vespa fing es an: Nachdem
Sophia Wimmer ihr Geburtstagsgeschenk
mit bunten Motiven pimpte, „fuhr“ sie
mit Turnschuhen fort. Heute verkauft die
18-Jährige selbst dekorierte Sneaker und
zaubert ziemlich abgefahrene Designs.
www.sosostaysunique.com
TUTZING
3b
BERNRIED
6a
SEESHAUPT
4
AMMERLAND
2
SEEHEIM
AMBACH
1a
9
MÜNSING
3 SCHÖNER LERNEN
a Selbst kreativ werden und eine Skulptur gestalten
– vom Steinrohling bis zur fertigen Figur – ist das Ziel
beim Bildhauerkurs in Wieling vom 10.–17. Juli 2021.
www.scultura.eu/kursangebote/starnberger-see
b Das Kloster Bernried in idyllischer Lage direkt
am See bietet mit seinen Seminaren wie „Meditativer
Tanz “ oder „Auszeit mit Musik“ die perfekte
Umgebung, um sich künstlerisch zu entspannen.
www.bildungshaus-bernried.de
c Bei den „Walk n draw“-Sessions von Künstler
Michael Darling geht es zu Fuß durch die Maisinger
Schlucht und um den Starnberger See. Dabei verwandeln
Teilnehmer die eindrucksvolle Kulisse in kleine
Kunstwerke. Anmeldung vorab per Mail.
www.sketchclub-munich.de
4 ECHT KNACKIG
Köstlich und sagenhaft crunchy: Die Bionüsse der 2Die4-
Partner Agni Thalgott aus Berg und Filip Good aus
Ammerland werden nicht geröstet, sondern aktiviert und
dazu in Quellwasser eingelegt und schonend getrocknet.
Im Sommer zieht ihre Produktion von Niederbayern nach
Königsdorf um. Eine Auswahl der feinen Nüsse haben der
„Loth Hof Laden“ und „Mein Lieber Schwan“ in Münsing.
www.2die4livefoods.com
5 FRISCH GERÄUCHERT
Fischwirtschaftsmeister Ludwig Erhard zeigt, wie
man Renken und Forellen professionell räuchert. Beim
Workshop in der Fischerei „Zum Fischer Sepp“ in Possenhofen
erlernt man das traditionelle Handwerk und
lauscht spannenden Geschichten zur Fischerei.
www.zum-fischer-sepp.de
Text: Marlene Irausek, Line Kipp; Illustrationen: Lia-Charleen Royla
46
SeeTipps
6 GENUSSGEWINN
a Jan und Lisa sind die neuen Pächter „Unserer
Dorfwirtschaft“ in Seeshaupt. In ihrem zeitgeistigen
Wirtshaus bieten sie moderne bayerische Küche,
Soulfood und ausgewählte Craftbiere an.
www.dorfwirtschaft-seeshaupt.de
b Das Gasthaus Schauer in Possenhofen erstrahlt in
neuem Glanz und ist wieder Aushängeschild für guten
Geschmack: im hellen Gastraum wie auf dem Teller.
www.gasthaus-schauer.com
c Im Ascheringer „Fairzehrstüberl“ gibt es faire
Produkte sowie hessische Currywurst vom Waldecker
Land und frisch gebackene Kuchen für auf die Hand
oder zum Verweilen im gemütlichen Ladencafé.
www.fairzehrstueberl.jimdofree.com
d Ein (Terrassen-)Platz an der Sonne bleibt das „Hotel
Schloss Berg“ am Starnberger See: Als neue Betreiber
bewahren die Augustiner-Brauerei und die Mahavi
Group mit ihrem „Strandhotel Berg“ einen beliebten
Treffpunkt für Einheimische und Ausflugsgäste.
www.strandhotel-berg.de
7 STICH FÜR STICH
Die Bergerin Sophia Fröhlich verwandelt mit
ihrer Nähmaschine Masken, Kirschtäschchen
und mehr in personalisierte Hingucker.
www.sophias-stickwerkstatt.de
8 HIPPE KLASSIKER
Das „Starnberger Brauhaus“ bleibt der klassischen Tradition
treu und braut Helles, Keller-, Weiß- und Starkbier. Geliefert
werden die „Starnberger Biere“ der jungen Privatbrauerei
bundesweit. In Feldafing ist jetzt ein neues Brauereigebäude
entstanden, um noch mehr gutes Bier zu machen.
www.starnberger-brauhaus.de
9 VITAMIN BEE
Naturkosmetik aus Bienenprodukten für jeden Hauttyp
produziert Just Bee Nice aus Münsing. Zusätzlich
unterstützt das Unternehmen den Anbau von Blühwiesen,
damit die kleinen Brummer mehr Lebensraum
und genügend Nektar zum Sammeln finden.
www.justbeenice.de
STRAHLENDE
AUSSICHTEN
Tolle Zähne, toller Sommer – dann ist auch alles
andere nur noch halb so wild!
kfo5seen.de . Kreuzstraße 22 . 82319 Starnberg . Tel. 08151/7503407 . info@kfo5seen.de
SeeMensch
Die Welt steckt
voller Wunder
Wenn es um spannende Wissensformate
für Kinder und Jugendliche
geht, führt kein Weg an Willi Weitzel
(„Willi wills wissen“) vorbei. In den
letzten 20 Jahren hat er unzählige
Sendungen, Filme und Reportagen für
Fernsehen und Kino gedreht.
Ein Entdeckertreffen nahe seinem
Wohnort Herrsching am Ammersee
INTERVIEW
FOTOS
GORDON DETELS
MICHELA MOROSINI
Pünktlicher und besser vorbereitet kann
man nicht sein. Um exakt 14 Uhr an einem
Montag Ende April biegt Willi Weitzel mit seinem Auto
auf den Parkplatz des Naturschutz- und Jugendzentrums
Wartaweil am Ammersee ein. Hier, am Ufer und im Waldstück
der zentralen Bildungseinrichtung des BUND Naturschutz
in Bayern, soll die Fotoproduktion für das SeeMagazin
stattfinden. Willi Weitzel, passend zur Umgebung in
Gummistiefeln, hat an alles gedacht. Auf dem Dach des Autos
ist sein Kanu festgezurrt, im Kofferraum warten Utensilien,
die ein echter Naturfreund braucht, auf den Einsatz:
Fernglas, Lupe, Kescher und Petrischale. Für den 48-Jährigen,
der aktuell jeden Samstag um 19 Uhr mit seiner Wissenssendung
„Gut zu Wissen“ im Bayerischen Rundfunk zu
sehen ist, sind es Alltagsgegenstände, keine Requisiten. Der
gebürtige Hesse, der als Reporter deutschland- und weltweit
unterwegs ist, liebt es, das Fünfseenland zu erkunden,
seit 2013 seine Heimat. Wann immer es geht, ist er mit seiner
Familie oder allein am und auf dem Ammersee unterwegs.
Um privat auszuleben, was er auch beruflich macht:
neugierig die Welt entdecken und erkunden.
Gibt es nach eineinhalb Jahren, in denen aufgrund von
Corona kaum andere Aktivitäten als die in der Natur
möglich waren, noch etwas am Ammersee zu entdecken
und zu bestaunen?
O ja, ich finde es erstaunlich, wie vielfältig und abwechslungsreich
die Natur je nach Jahreszeit immer wieder
ist. Man kann hier in der Dämmerung mit Glück einen
Fuchs sehen, am südlichen Zipfel des Sees Treibholz sammeln
oder an der Mündung der Ammer seltene Vögel beobachten.
Auch unsere Haustiere kommen vom See: Wir haben
unzählige Einmachgläser mit Deckeln bei uns stehen, in denen
je nach Jahreszeit Kaulquappen, Spinnen oder andere
Insekten sind, die dann wochenlang bei uns wohnen. Im
Frühling beispielsweise hatten wir Raupen, erst kürzlich ist
der letzte Schmetterling geschlüpft.
Was ist das Besondere am Ammersee?
Ich schätze an Natur im Allgemeinen, wie sie einen
zur Ruhe bringt. Hier liebe ich speziell den weiten Horizont.
Bei gutem Wetter die Alpen im Hintergrund schimmern
zu sehen, ist schon einzigartig. Was die Men-
48
SeeMensch
Am Wochenende kommen viele Balkonbesitzer. Wie
nehmen Sie das wahr?
Wir als Familie halten uns dann am Wochenende entweder
einfach vom See fern, wir haben ihn ja täglich. Oder
wir sind mit dem Kanu auf dem See. Damit findet man auch
am Samstag und Sonntag genug ruhige Stellen – und guckt
von dort aus aufs volle Ufer. Ich gönne den Tagesausflug
jedem Münchner von Herzen und bin der Letzte, der ihnen
Vorwürfe macht. Nur ein paar Bierflaschen weniger im
Wald zwischen Herrsching und Andechs von denen, die
schon vor dem Brauereibesuch vorglühen, wären schön.
Sammeln Sie die Flaschen dann ein?
Es gibt tatsächlich einiges an Müll. Darum habe ich bei
Spaziergängen meistens eine Tüte dabei und picke ihn auf.
Meine Töchter meckern schon immer: „Papa, jetzt nimm
das nicht auch noch mit!“ Wobei sie natürlich alle drei ein
Umweltbewusstsein haben. Meine 13-Jährige zum Beispiel
ist ein großer Meeresfan und hat ein Aquarium. Fisch auf
dem Teller ist da natürlich ein No-Go. Sie war auch schon in
erster Reihe bei Fridays for Future dabei. Aber noch bin ich
nicht unter Beschuss geraten, mein ökologisches Verhalten
scheint vorbildlich genug zu sein. Noch.
Würden Sie sich als Umweltschützer bezeichnen?
Nein. Ich versuche zwar durch meine Bekanntheit und
Verbindung zu Kindern, das Interesse an der kleinen, interessanten
Welt vor der Haustür zu wecken – und zu zeigen,
wie wichtig es ist, sie zu schützen. Und wir als Familie besitzen
ein Lastenfahrrad, haben ein Elektroauto angeschafft
und versehen unser Haus gerade mit Solarzellen, um Ammerseer
Sonnenstrom zu tanken. Aber ich bin in keinem
Umweltschutzverein aktiv, schätze allerdings Menschen
sehr, die sich in dem Bereich engagieren.
Fürs Fotoshooting kam Willi Weitzel extra mit dem
Familien-Kanu angereist: vor allem an ufervollen Sommer-
Wochenenden der „place to be“, um den See zu genießen
schen hier angeht, schätze ich die Mischung aus
Tradition, auch wegen des Klosters Andechs, und die
Weltoffenheit, bedingt durch die Nähe zu München.
Was genau war der Grund hierherzuziehen?
Da ich selbst in einer Kleinstadt aufgewachsen bin,
war mein Ziel immer, vor 40 von der Stadt aufs Land zu
wechseln. Vor allem wollte ich meinen Kindern das bieten,
was auch ich als kleiner Junge hatte – wenngleich
mein Naturerlebnis damals bei Weitem nicht so exklusiv
war wie das, was sie hier bekommen. Der Unterschied
zwischen der Natur hier und dem kleinen Balkon in der
Stadt ist auf jeden Fall riesig.
Dafür engagieren Sie sich quasi als unterhaltsamer
Fernsehlehrer. Ihre Zielgruppe waren von Beginn an
Kinder, für die Sie unter anderem soziale, ökologische und
Umweltthemen einfach erklärt aufbereiten. Wie kam es
dazu? Als Sie 2001 mit „Willi wills wissen“ beim Bayerischen
Rundfunk anfingen, waren Sie ja noch weit davon
entfernt, Papa zu sein.
Ich hatte große Lust aufs Fernsehen, habe es mir aber
nicht zugetraut und sah mich, geschützt hinter dem
Mikrofon, als Radiomoderator: Willi, der Morning Show
Man, sozusagen. Ich wollte unbedingt zu Bayern 3, wurde
aber zum Kinderfunk geschickt und habe dort erst ein
Praktikum gemacht, war dann lange freier Mitarbeiter.
Später, als ich an der Uni an meiner Abschlussarbeit zum
Thema Kinderfernsehen saß, kam eines Tages ein Anruf,
dass man dort wen suchen würde. Da wusste ich: Das muss
klappen, das ist schicksalhaft. So fing es an.
Kinder schauen im wahrsten Sinne aus einer anderen
Perspektive auf die Welt. Wie lernt man den Blick?
50
»Ich habe viel von
Kindern gelernt.
Angefangen beim
simplen Auf-die-
Knie-Gehen«
Willi Weitzel
Es gibt reichlich zu entdecken –
man muss nur genau hinsehen:
Mit Willi Weitzel (Reporter, Moderator,
Abenteurer, Welterforscher,
Produzent und Vater von drei
Töchtern) wird ein Spaziergang
schnell zur Expedition ins Tierreich
51
In dem Fall erreichte mich ein Hilferuf von Amphibienforschern
und Zoos in Europa. Sie machten mich auf das
Amphibiensterben aufmerksam, sagten: „Wir haben tollste
Terrarien eingerichtet, aber keiner bleibt bei Fröschen oder
Salamandern stehen. Alle rennen immer nur zu Löwe, Faultier
und Co.“ So stellte ich mir die Frage, wie man das Thema
interessant verpacken könnte. Die Antwort ist ein emotionaler
und spannender Familienfilm, für den ich in Ländern
wie Bolivien, Ägypten und Panama unterwegs war. Der Film
ist ein gutes Beispiel für das, was mich immer wieder aufs
Neue an meinem Beruf reizt: sperrige Themen so simpel
und anschaulich zu erzählen, dass sie viele Menschen, in
meinem Fall Kinder, begeistern.
Welche Berufsbezeichnung würden Sie sich denn geben?
Ich sehe mich als Fürsprecher der Kinder. Und das
wiederum ist auch untrennbar mit Umweltschutz verbunden.
Denn egal, ob es das Zigarettenkippen- oder Eislöffelchen-Aufsammeln
am Ufer des Ammersees ist oder ein
Kinofilm über Frösche und Amphibienschutz: Alles hängt
zusammen und betrifft die Zukunft unserer Kinder. Ich
möchte im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten
alles dafür tun, die Erde den Kindern so gut wie möglich
zu überlassen. Sodass sie auch noch über sie staunen, in
Frieden auf ihr leben und sich an ihr erfreuen können.
Willi Weitzel sieht sich als Fürsprecher der Kinder: Er tut
alles, um ihnen eine möglichst gute Erde zu hinterlassen – dafür
sammelt er auch regelmäßig Müll am Ufer auf
Anfangs beim Radio habe ich oft mit Grundschülern
als Kinderreportern gearbeitet und voll von ihnen profitiert.
Wenn ich am Ende die Sendung zusammengeschnitten
habe, musste ich häufig feststellen: „Mist, ich habe 20 Fragen
gestellt, die Kinder sieben. Aber alle ihre Fragen waren
besser als meine.“ So habe ich viel gelernt: angefangen beim
simplen Auf-die-Knie-Gehen und die Welt aus Kinderaugen
zu betrachten. Und dann sieht die Steckdose eben aus wie
eine Schweinsnase, um mal ein simples Beispiel zu geben.
Damit wären wir wieder am Anfang: Was bestaunen Sie mit
Ihren Kindern im Sommer, wohin geht es in den Urlaub?
Ich setze erneut auf die vielen Möglichkeiten der Region
hier. Ich glaube, aktuell ist noch nicht die Zeit für große
Urlaubsreisen. Klar gibt es bei uns in der Familie Fernweh,
aber ich sehe uns eher am und auf dem Ammersee, maximal
an der Nordsee. Ich freue mich auf den Sommer!
Wie bewahrt man sich die kindliche Neugierde?
Ich weiß es nicht, bei mir bleibt sie zum Glück. Ich gebe
zu, dass ich immer schon einen sehr naiven Ansatz hatte,
auf die Welt zuzugehen. Das ist wohl genetisch bedingt. Ich
stelle eben einfache Fragen, bin keiner, der hochtrabend redet.
Wobei ich zugeben muss, dass ich mittlerweile auch von
meinen Kindern profitiere, von ihrem staunenden Blick
auch auf Details. Manchmal ärgere ich mich sogar ein bisschen,
wenn ich mit ihnen unterwegs bin und sie etwas vor
mir sehen und hinterfragen. Das spornt mich dann an.
Und wer von Ihnen hatte die Idee zu „Willi und die Wunderkröte“,
Ihrem zweiten Kinofilm, der Ende des Jahres
rauskommt?
In seinem zweiten Kinofilm „Willi und die Wunderkröte“ macht Willi
Weitzel anhand von vom Aussterben bedrohten Amphibien die Zusammenhänge
von Naturschutz und Nachhaltigkeit erfahrbar. Verpackt
ist das Tierschutzthema kindgerecht in Form einer spannenden
Geschichte, die mit der elfjährigen Luna und ihrer Oma beginnt.
Die zwei überreden Willi zu einer Forschungsreise in Sachen Frösche,
auf der er unter anderem Exemplare entdeckt, die durchsichtig sind,
Nachwuchs im Maul aufziehen oder fliegen können. Während Willis
Abwesenheit schüttet ein Bauer im Dorf den Teich zu, in dem Luna
Frösche gefunden hat – und die nun kein Zuhause mehr haben. Willi
soll Luna mit den Bildern und Geschichten von seiner Expedition nun
helfen, die Menschen vom Wert der kleinen Tiere zu überzeugen …
Infos zum Kinostart und zu weiteren Projekten von Willi Weitzel
unter williweitzel.com
Fotos: Markus Dietrich, Filmtank/Clara Metz
52
Advertorial
GLASMACHER SCHULBERATUNG
Teamwork
Felix und Paul vom Starnberger See verbrachten zwei
tolle Jahre an der Bournemouth Collegiate School
an der englischen Südküste, die mit dem britischen Schulabschluss
endeten.
House. Der Housemaster
und meine Mitbewohner
dort waren
wie meine Familie.
Warum habt ihr euch für England entschieden?
Felix: Nach England ging es, weil es meiner Meinung
nach sprachlich mehr zu bieten hat als andere englischsprachige
Länder. Außerdem ist es nicht ganz so weit weg.
Was macht den englischen Schulalltag besonders?
Paul: Es ist ein ganz anderes Miteinander von Schülern
und Lehrern. In England geht es primär darum, als Team
zusammenzuarbeiten.
Welches Erlebnis hat euch dort am meisten geprägt?
Felix: Das Leben im Internat. Ich habe sehr enge
Freundschaften mit meinen Mitbewohnern geschlossen
und viel Zeit mit Sport verbracht, der auf dem Schulgelände
angeboten wird.
Paul: Ganz klar das Zusammenleben im Boarding
Wem würdet ihr eure
Schule empfehlen?
Paul: Geselligen Typen, da Gemeinschaft
großgeschrieben wird in den Internatshäusern.
Bezogen auf den Sport, lohnt sich die Schule für ältere
SchülerInnen (15+) vor allem beim Schwimmen und Tennis.
Hand aufs Herz – konnte das Essen im Internat mit der
Küche zu Hause konkurrieren?
Felix: Das Essen in der Kantine war wirklich gut! Das
ganze Personal war motiviert, gesundes und vielfältiges
Essen anzubieten. Ohne Zweifel gab es Tage, an denen es
nicht so schmeckte, aber im Großen und Ganzen war ich
positiv überrascht.
Paul: Das Küchenpersonal konnte definitiv mit dem
Humor von Papa und der Herzlichkeit von Mama mithalten.
ERFOLGREICHE
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Glückliche Kinder sind unsere Mission.
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Küsse
SeeMensch
im All
Mitten im Fünfseenland liegt das Deutsche Zentrum
für Luft- und Raumfahrt: Dort wird gerade die neue
ISS-Mission „Cosmic Kiss“ vorbereitet – unter der Leitung
der Flugdirektorin Daria Margiotta. Ein Gespräch über
Kindheitsträume und den Alltag von Astronauten
INTERVIEW
ALISSA SELGE
Fotos: iStock/Scibak
Nur wenige Autominuten vom Weßlinger
See entfernt liegt das Deutsche
Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), eines der größten
Forschungszentren Deutschlands. Rund 1800 Mitarbeiter untersuchen
in Oberpfaffenhofen Zusammenhänge zwischen
Energie und Verkehr, Sicherheit und Digitalisierung – und
dem Weltall. Das DLR ist im Auftrag der Bundesregierung
für die Planung und Umsetzung der deutschen Raumfahrt
zuständig. Für Daria Margiotta, 36, ist es Alltag, Kollegen in
400 Kilometern Entfernung zu betreuen. Die gebürtige Sizilianerin,
die in Turin Luft- und Raumfahrttechnik studiert
hat, kümmert sich als Flugdirektorin um Astronauten auf
der Internationalen Raumstation ISS (International Space
Station). Mit ihrem 13-köpfigen Team stellt Margiotta sicher,
dass alle Aktivitäten für die Crewmitglieder im Weltraum ungefährlich
sind. Sie koordiniert internationale Forschungsteams,
entwirft Zeitpläne und entwickelt Flugregeln sowie
Konzepte für Weltraummissionen. Eine dieser Missionen trägt
den poetischen Namen „Cosmic Kiss“: Im Oktober 2021 wird
ESA-Astronaut Matthias Maurer als erster Deutscher in einer
SpaceX-Raumkapsel des kommerziellen NASA-Programms
in den Weltraum starten und dort mit drei Kollegen aus den
USA ein halbes Jahr leben und arbeiten. Daria Margiotta
steckt mitten in den Vorbereitungen, als wir mit ihr sprechen.
55
SeeMensch
Das DLR sitzt seit stolzen 84 Jahren in Oberpfaffenhofen. Wer dagegen ganz neu in die Materie Weltraum
einsteigen möchte, dem empfiehlt Daria Margiotta die Filme „Apollo 13“ und „Proxima – Die Astronautin“
Mit welchem Ziel fliegt die „Cosmic Kiss“-Crew zur ISS?
Auf der Raumstation können wir Experimente durchführen,
die in keinem Labor der Welt möglich sind. Die
Ergebnisse ermöglichen hoffentlich eine bessere Vorbereitung
auf zukünftige Missionen, zum Beispiel zum
Mond oder zum Mars. Wir konzentrieren uns bei den Forschungen
aber auch auf einen respektvolleren Umgang
mit unserem Heimatplaneten Erde.
Wie bereiten Sie die Mission vor?
In Zusammenarbeit mit Forschern aus der ganzen
Welt prüfen wir Experimente, außerdem verabreden wir
uns mit der ISS-Crew zum Video-Call, um ein gemeinsames
Verständnis für die Anforderungen dieser vollgepackten
Mission zu entwickeln. Und wir erarbeiten einen
genauen Stundenplan für die gesamte Dauer der Mission.
Wie sieht so ein Stundenplan für einen Astronauten aus?
Unter der Woche stehen zuerst Frühstück und etwas
Zeit für die persönliche Hygiene auf dem Programm.
Dann gibt es eine Morgenkonferenz mit den Flight Control
Teams auf der Erde: Ganz wichtig ist, dass die Astronauten
sich zuerst melden, da wir sie nicht stören wollen.
Anschließend arbeiten sie sechseinhalb Stunden und bewegen
sich. Nach einer weiteren Konferenz gibt es Abendessen
und bestenfalls acht Stunden Schlaf.
Und am Wochenende?
Auch Astronauten haben Freizeit! Samstags und
sonntags werden in der Regel keine Experimente durchgeführt,
dafür reinigen die Crew-Mitglieder ihre Zimmer,
halten sich fit und telefonieren mit ihren Familien. Man
kann sich auf der ISS auch einen Film anschauen – aber die
Erde zu beobachten, ist vermutlich spannender.
Was sind die Voraussetzungen für die Experimente, die im
Weltall durchgeführt werden sollen?
Die Astronauten sollen physikalische Versuche und Experimente
rund um Humanphysiologie, Werkstoffwissenschaften
und Technologie durchführen. Manche beschäftigen
sich mit dem Entstehungsprozess von Planeten im
Universum, andere drehen sich um Pflanzensamen im
Weltraum oder um nachhaltige Ernährung. Bei unseren
Vorbereitungen stellen wir sicher, dass die Experimente
nicht gefährlich und nicht zu zeitaufwendig sind.
Worum beneiden Sie Matthias Maurer, wenn er ab Oktober
auf der ISS sein wird?
Er wird eine atemberaubende Aussicht auf die Erde haben
… und Schwerelosigkeit spüren! Ich wollte schon als Kind
Wissenschaftlerin werden und habe fürs All gebrannt. Ich
würde sofort an einer Weltraummission teilnehmen – wenn
ich mein einjähriges Kind mitnehmen könnte.
56
Für mehr Freude am Golf:
Golfunterricht unterstützt mit
Techniken der Meditation.
Denn nicht nur der Körper
braucht Training.
Welche Forschungsprojekte faszinieren Sie sonst noch?
Humanphysiologische und biologische Experimente,
mit denen wir versuchen, unser Leben und unsere Gesundheit
auf der Erde zu verstehen und zu verbessern.
Welcher Part Ihrer Arbeit macht Ihnen am meisten Spaß?
Das Treffen mit Astronauten und das Reisen um die ganze
Welt, um die Raumfahrtbehörden anderer Staaten zu besuchen,
etwa die japanische JAXA, die NASA, die russische
Raumfahrtbehörde RSA in Moskau oder die Europäische
Weltraumorganisation ESA in den Niederlanden. Ich hoffe
sehr, dass das nach der Pandemie wieder möglich ist!
Workshops
Einzeltraining
Golfreisen
Wenn die Leute hören, was Sie beruflich machen: Welche Frage
wird Ihnen immer wieder gestellt?
„Wo ist die ISS?“ Ich antworte dann: 400 Kilometer über
meinem Büro. Abends kann ich sie manchmal sogar sehen.
Viele fragen aber auch, warum so große Summen in Raumfahrtprojekte
gesteckt werden. Dabei investiert die Bundesregierung
einen Betrag, der nicht mal 0,1 Prozent unserer
Steuern ausmacht. Ist das wirklich zu viel Geld?
Ihr größter beruflicher Traum für die Zukunft?
Ich träume davon, eine Mission zum Mond zu steuern!
Und dass die Weltraumforschung weiterhin den Frieden in
der Welt und das menschliche Genie fördern kann.
Nicole Gögele
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Co-Trainerin der
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Mannschaft
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Was denken Sie, wenn Sie in einer sternenklaren Nacht den
Blick zum Himmel richten?
Es ist unglaublich, dass jemand dort war oder sogar
gerade da ist … Und: dass wir ein kleiner, aber wichtiger
Teil eines großen, schönen Plans sind.
Daria Margiotta, 36, schrieb ihre Masterarbeit über
Weltraummüll und erkannte dabei, dass sie sich
auch beruflich mit dem All beschäftigen möchte. Seit
acht Jahren ist sie in leitender Position im DLR tätig
Fotos: DLR, Privat; Illustration: Lia-Charleen Royla
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SeeGenuss
Foto: ease lake life
58
SeeGenuss
Kreativ lecker!
Hier geht’s
zum Genuss
Keine Frage, das Fünfseenland ist an landschaftlicher
Schönheit kaum zu überbieten. Aber auch
kulinarisch gibt es eine Menge zu entdecken. In unserem
Genuss-Special lernen Sie Menschen kennen, die aus
ihrer Passion eine Profession gemacht haben
TEXT
ANGELIKA DIETRICH & ALISSA SELGE
59
SeeGenuss
THORSTENS
GENUSSTIPP:
„,Yuvals Tahina‘: die
unglaublich leckere
Sesampaste, die auf
Gut Kerschlach in
Pähl hergestellt
wird“
Fotos: ease lake life
60
VERENAS
GENUSSTIPP:
„Im ,Gleis 3‘ in
Utting gibt es koreanische
Snacks. Die
kriegt man hier nicht
an jeder Ecke – wir
lieben sie!“
Experimentierfreudig:
Verena Vogel und Thorsten
Rother bloggen über
kulinarische Abenteuer vor
ihrer Haustür
Angefangen hat alles mit einer Kühlbox.
Verena und Thorsten sind echte
Nordlichter, haben lange in Kiel und Hamburg gelebt, bevor
sie sich – unabhängig voneinander – im Fünfseenland
niederlassen. 2019 lernen sie sich auf einem Spielplatz in
Herrsching kennen, verlieben sich und erkunden seitdem
mit ihren beiden Kindern das Umland. Eines aber treibt
die junge Patchworkfamilie mitten am Tag immer wieder
nach Hause: der Hunger. „Wir haben ja norddeutsche Wurzeln,
wir gehen also auch ans Wasser, wenn es bewölkt ist.
Dass dann oft die Kioske zu sind, war ein Problem“, lacht
Thorsten, der seit Kindertagen leidenschaftlich gern kocht.
Eine Kühlbox mit geschmierten Broten wäre die naheliegende
Lösung. Aber sie haben eine noch bessere Idee: Sie
finden ein Lastenrad, das sie mithilfe eines Tischlers zu
einer mobilen Miniküche umfunktionieren. Spargelsalat
aus der Pfanne, Zanderfilet auf Süßkartoffelmus und Tagliatelle
mit Shiitake-Pilzen: Der Hobby-Gastronomie am
See steht nichts mehr im Weg. Als dann pandemiebedingt
die Restaurants schließen und Freunde des Pärchens immer
wieder nach Rezeptideen fragen, beschließen Verena
und Thorsten, einen Blog zu gründen. Dort schreiben sie
über ihre Liebe zum Seenland, übers Kochen und Backen.
Außerdem möchten sie Erzeuger aus der Region fördern:
Auf easelakelife.de findet man auf einen Blick Listen von
Kaffeeröstereien, Eierautomaten & Co. Vor einem Jahr
haben die Betriebswirtin und der Fotograf außerdem das
Gärtnern für sich entdeckt und pflanzen auf einem Stück
Mietacker beherzt eigenes Gemüse an. Auch diese Leidenschaft
teilen sie auf dem Blog und in ihrem neuen Podcast
„AufSEE“. Wenn die beiden über ihre Projekte sprechen,
wirkt ihr Tatendrang regelrecht ansteckend. Das nächste
Vorhaben: Dinner-Workshops im kommenden Herbst. Teilnehmer
sollen sich gegenseitig inspirieren, Rezepte austauschen
und Gerichte mit Zutaten aus der Region zaubern.
www.easelakelife.de
61
Was war der Anlass, eine Manufaktur für Tahina zu
YUVALS
GENUSSTIPP:
„Ein Espresso in der
,Tagesbar‘ auf Gut
Kerschlach mit
Blick auf ein wunderschönes
Alpenpanorama“
Einzigartig: In seiner
Manufaktur stellt Yuval
Königstein, 40, ausschließlich
Sesampaste her
gründen?
Ich komme aus dem Norden Israels und die Küche des
Nahen Ostens ist geprägt von frischem Gemüse, von
Kräutern und Tahina – also Sesampaste. Ich liebe Tahina,
konnte aber in Deutschland kein Tahina in Bioqualität
finden, das annähernd so gut schmeckte wie jenes, das ich
aus Israel kannte. Also bestellte ich eine Mühle und
probierte, Tahina selbst herzustellen; anfangs in der
Garage meines Schwiegervaters. Allmählich wurde aus der
kleinen Idee ein Projekt, schließlich begannen wir mit der
Produktion. Seit Oktober 2020 sind wir auf Gut Kerschlach.
Sportlich: Mit seinem
Bruder Marc erfand
Patrick Cipic Grübener einen
Turbo-Energiesnack
Meine ersten Nuss-Frucht-Riegel habe
ich vor etwa zehn Jahren hergestellt,
als meine Frau und ich auf vegane Ernährung umstellten
und ich gesunde Snacks für unterwegs suchte. Später, als
unsere Kinder noch klein waren und wir öfters in der Nacht
nach Kroatien fuhren, die Heimat meiner Frau, hielt ich
mich mit Energydrinks wach. Aber am nächsten Tag fühlte
ich mich richtig fertig. Deshalb suchte ich nach etwas Aufputschendem,
das gleichzeitig gesund ist. Ich kam auf die
Idee, meine Riegel mit natürlichem Koffein anzureichern:
mit Guaraná und Matcha. Zufällig tüftelte mein Bruder Marc
zur gleichen Zeit an Riegeln. Er ist Maschinenbauingenieur
und fährt in seiner Freizeit Ultra-Radmarathons: Da braucht
er Premium-Verpflegung. Von herkömmlichen Riegeln be-
CHRISTIANS
GENUSSTIPP:
„Die Fischpflanzerl
vom Fischer Sebald
aus Ammerland.
Die gibt’s jeden
Donnerstag frisch im
Loth Hof Laden“
Woher beziehen Sie Ihren Sesam?
Aus Äthiopien und Ägypten, immer in Bioqualität.
Trotzdem ist jede Charge ein bisschen anders, zum
Beispiel kann die Schale ein klein wenig dicker sein. Wir
müssen die Produktion immer neu anpassen: etwa die
Röstzeiten verändern. Es gibt unglaublich viele Sorten und
nur wenige eignen sich besonders gut für die Herstellung
von Tahina. Neben der Bioqualität ist uns der Geschmack
wichtig, er hängt von der Sorte und den Anbaubedingungen
ab. Sesam aus Südamerika etwa schmeckt sehr
dominant, der aus Indien oder Uganda bitter.
Wie essen Sie Tahina am liebsten?
Als Dip: Tahina mit Wasser anrühren – im Verhältnis
3 : 5 –, etwas Zitronensaft und Salz zugeben. Wer mag,
kann den Dip noch mit Kräutern oder einem Löffel Honig
verfeinern. Passt perfekt zu Gemüse und Brot.
www. koenigsteinmuehle.de
Fotos: Dirk Tacke, Werkvoll by Lena Peter
62
SeeGenuss
kam er häufig Magenprobleme. So experimentierten wir
gemeinsam: ich in unserer Küche in Dießen, er bei sich zu
Hause in Siegen in Nordrhein-Westfalen.
Nach vielen Fehlversuchen professionalisierten wir
unsere Arbeit. Wir besorgten uns den gleichen Mixer, arbeiteten
mit genauen Tabellen und stimmten unsere Entwicklungsumgebung
immer besser ab. So wurden auch die Riegel
immer besser. Weil immer mehr Freunde und Sportler
danach fragten, gründeten wir das Start-up ,Vollgas Riegel‘.
Unsere Ansprüche sind hoch: Die Riegel sollen so pur wie
möglich sein, ohne Industriezucker und Aromen. Sie sollen
leicht aus der Packung kommen – idealerweise mit einer
Hand, wenn man auf dem Rad oder im Auto unterwegs ist –,
die Zähne nicht verkleben und leicht zu kauen sein. Deshalb
verwenden wir keine großen Nussstücke. Und nur geschroteten
Leinsamen, weil ganze Körner oft in den Zähnen
hängen bleiben. Auf Wunsch unserer Sportler-Community
gibt es jetzt auch Fruchtriegel mit mehr langkettigen Kohlehydraten
und weniger Koffein. Seit wir im November die
Bayern 3 Start-up Challenge gewonnen haben, ist die Nachfrage
explodiert. Gerade bauen wir den Vertrieb aus – ,Vollgas
Riegel‘ gibt es bereits in etwa 50 Bioläden und einigen Supermärkten
– Tendenz steigend.“ www.vollgasriegel.de
Die Brüder Marc, 32, und Patrick, 39,
geben mit ihrem Energieriegel Vollgas
PATRICKS
GENUSSTIPP:
„Ich bin bin ein Fan
der vegetarischen
Pizza und der Linguine
mit Steinpilzen
vom ,Seerestaurant
St. Alban‘“
Vielseitig: Christian Kohn, 66, führt nicht nur einen
Hofladen, sondern auch Radiohörer an gutes Essen heran
Wie Christian Kohn zum Genießer
wurde? Sein Vater, Kammersänger
an der Bayerischen Staatsoper in München, ging nach
Opernaufführungen gern gut essen. „Denn Singen“, so Sohn
Christian Kohn, „ist ja ein anstrengender Beruf.“ Schon
als Bub war er oft dabei. Hinzu kam, dass seine Mutter, von
Beruf Konzertpianistin, eine hervorragende Köchin war.
Daraus entwickelte sich Kohns Vorliebe für gutes Essen und
später der Wunsch, es selbst zuzubereiten: Christian Kohn,
gelernter Schreiner, Bankkaufmann und studierter Baubiologe,
und seine Frau Bettina, Orgelbauerin, zogen eigenes
Obst und Gemüse. Sie hielten Ziegen und stellten Ziegenkäse
her. Sie kauften Hühner, mahlten Korn, backten ihr Brot.
Als sie 1990 mit vier Kindern und drei Freunden nach
Münsing zogen, lernte das Paar Klaus Mair vom Lothhof kennen,
der sich mit dem Gedanken trug, einen Hofladen zu eröffnen.
Weil Kohn Schreiner ist, einer der Freunde Architekt
und Bettina Kohn in einem Naturkostladen arbeitete, ergab
es sich fast wie von selbst, dass die Kohns in die Hofladenpläne
involviert wurden. „Bioläden“, erzählt Kohn, „sahen damals
anders aus als heute: Modell handgestrickte Haferflocke. In
einem Ikea-Regal fristeten ein paar verschrumpelte Äpfel
ihr Dasein.“ Inzwischen sind beide Inhaber des Hofladens:
Die Rindersalami, Pfefferwurzen, Eier und Nudeln stammen
vom Lothhof. Saisonales Gemüse liefert die Gärtnerei Biberkor,
den Großteil des übrigen Sortiments beziehen sie vom
Biogroßhändler Ökoring, weil der, wie Kohn sagt, „die mit
Abstand meiste Regionalität im Sortiment hat“. Vor dem Laden
Sonnenschirme und Gartenmöbel: Sein Studio für ökologisches
Wohnen und Design ist sein zweites Standbein.
Sein drittes: „Kochen mit Kohn“ auf Bayern2. Etwa acht
Sendungen gibt es pro Jahr: Kohn bereitet zu einem Thema
stets drei Rezepte vor und beantwortet live die Fragen der
Hörer. Sorge, dass er mal keine Antwort parat hat, hat er
nicht: „Ich habe keine Scheu, das auch zu sagen.“
Seine Kochkunst entwickelte sich nebenbei: Zu neunt
lebten sie auf dem Hof, oft blieben noch Handwerker oder
Freunde zum Essen, täglich zwölf bis 14 Leute. Das Kochen
übernahm fast immer Kohn. Weil er Lust dazu hatte. Als
eine BR-Redakteurin mit am Tisch saß, befand diese: „Du
gehörst mit deiner Kocherei und Stimme ins Radio!“ Kochen
und gemeinsames Essen ist für Kohn ein Kulturgut.
„Ein zutiefst sinnliches und soziales Erlebnis, das durch
nichts zu ersetzen ist.“ www.lothhofladen.de
63
SeeGenuss
Rundum frisch:
Franziska Eigner hat sich
mit ihrer Ziegenbande
auf Mozzarella, Feta und
Quark spezialisiert
Auf die Ziegen kam Franziska Eigner
durch Zufall. Auf dem Hof, auf dem sie
ein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvierte, zogen zwei
Ziegen ein, und Franziska Eigner verliebte sich in den Charakter
dieser Tiere. Warum also nicht selbst Ziegen halten?
Schließlich wollte sie nach ihrem Studium der ökologischen
Landwirtschaft Nutztiere halten, die Milch geben. Eine alte
Rasse sollte es sein: Eigner entschied sich für die Thüringer
Wald Ziege. Sie steht auf der Roten Liste der Gesellschaft zur
Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen, ist vom Aussterben
bedroht und die letzte deutsche Ziegenrasse.
Etwa 140 von den hellgraubraunen Ziegen mit dem kurzen
Fell tummeln sich derzeit auf den Weiden am Ammersee,
davon 32 Milchziegen. Aus deren Milch stellt Franziska
Eigner zusammen mit ihrem Vater jede Woche mehrere
Kilo Quark her, Dutzende Feta, Mozzarellakugeln und Camembert
sowie verschiedene Sorten Frischkäse. Mal mit
Bärlauchpesto verfeinert, mal mit Rote-Bete-Meerrettich.
Alles Käsesorten, die nicht lange reifen müssen, denn für den
Reifeprozess fehlt der Platz.
Das Käsen lernten Vater und Tochter auf einem Hofkäsereilehrgang,
danach richteten sie in der ehemaligen Werkstatt
des Vaters eine Käserei ein, gleich neben dem elterlichen
Wohnhaus in Holzhausen. Sonntags steht für Franzi Eigner
und ihren Vater der Camembert auf dem Wochenplan, der
dauert am längsten. Sind Schimmelkulturen und Lab in
die Milch gegeben, wird die Masse erst geschnitten, dann
eine Stunde lang alle fünf Minuten umgerührt. „Je härter
der Käse werden soll, desto kleiner muss der Bruch sein“,
erklärt die Ziegenzüchterin. Mozzarella, Topfen und Frischkäse
sind unkomplizierter, wichtig ist, dass sie über Nacht
Zeit zum Austropfen haben. Donnerstags und samstags
geht es auf die Wochenmärkte nach Inning und Utting.
Aktuelle Neuheit im Sortiment: vegetarische Burger Patties,
mit verschiedenen Marinaden.
www.ziegenbande.de
Am Westufer des Ammersees züchtet Franziska
Eigner, 32, die Thüringer Wald Ziege: eine
Rasse, die vom Aussterben bedroht ist. 140 Tiere
leben auf ihrem Hof
FRANZISKAS
GENUSSTIPP:
„Wer Eis liebt, sollte
das Bauernhof-Eis
des Seekuhhofs der
Familie Knoller in
Dießen probieren“
Fotos: Ruth Schmoldt/Klare Linie
64
65
SeeGenuss
KATRINS
GENUSSTIPP:
„Der Aprikosen-
Käse-Kuchen von
der ,Konditorei
Harter‘ in
Stockdorf“
Edel süß: Mit Frailice
macht Katrin Bauer, 27, aus
Stockdorf aus Erdbeeren
Frucht-Schätze
Wie kamen Sie auf die Idee, aus Erdbeeren,
Schokolade, Blüten und Blattgold
kleine Kunstwerke zu kreieren?
Während eines Auslandssemesters
in Istanbul wollte ich meiner Mutter zum
Muttertag etwas Besonderes schicken. Im Internet
bin ich dann auf Schokoerdbeeren gestoßen. Viel
schickere als die, die man auf Jahrmärkten findet. Allerdings
gab es diese nur in den USA und in Russland – nicht
in Deutschland. So hatte ich meine Marktlücke gefunden.
Ein Jahr später, im Mai 2019, konnte ich meiner Mutter
solche Früchte aus eigener Produktion schicken.
Worauf kommt es bei der Zubereitung an?
Man muss abwägen, welches Topping mit welcher
Schokoladensorte harmoniert. Die Schokolade muss die
richtige Temperatur haben, damit sie nicht zu fest oder zu
flüssig ist – sonst halten die Blüten oder Nüsse nicht. Besonders
tricky zu verarbeiten ist Blattgold: Da mussten wir viel
experimentieren. Ich habe mich gleich am Anfang mit einem
Designer zusammengetan, der die Verpackung entwickelt
hat. Jeder Versandkarton ist mit Isoliermaterial und
einem Kühlakku versehen.
Wer bei Ihnen bestellt, muss bei der Lieferung zu Hause
sein, oder?
Genau, wir verschicken nicht auf gut Glück. Erdbeeren
sind sehr empfindlich, wir wollen, dass sie so frisch wie
möglich bei unseren Kunden ankommen. Unsere Früchte
haben keine Lagerzeit. Sobald wir sie aus dem Großmarkt
bekommen, werden sie verarbeitet und noch am gleichen
Tag verschickt. Am nächsten Tag sind sie bis mittags
beim Kunden. Deshalb muss man bei der Bestellung sein
Wunschdatum angeben.
Was passiert mit den Früchten, die Sie nicht verarbeiten
können?
Die verkaufen wir über die App too good to go – da müssen
wir nichts wegwerfen. An guten Tagen haben wir nur
fünf bis acht Prozent Ausschuss, an schlechten ist es schon
mal ein Drittel.
Wie sieht die perfekte Erdbeere aus?
Es muss eine hartschalige Erdbeere sein, eine Sorte mit
wenig Zucker, die sind haltbarer. Sie darf keine Druckstelle
haben, muss sich fest anfühlen und saftig schmecken. In
der Erdbeersaison kommen unsere Früchte aus Deutschland,
sonst aus Holland oder Griechenland. Wir versuchen
immer, bestmöglich auf kurze Wege zu achten, gleichzeitig
hat die Qualität unserer Beeren oberste Priorität.
Wer sind Ihre Kunden?
Firmenkunden, die ein besonderes Geschenk suchen,
und viele Frauen: Zu fünfzig Prozent verschenken sie die
Schokoerdbeeren an Freunde, Verwandte, zu Geburtstagen,
Jubiläen. Die andere Hälfte kauft die Früchte für
sich. Unser Bestseller ist die Mixed Box: eine Mischung aus
allen Kollektionen.
www.frailice.de
66
Advertorial
LANDGASTHOF RITTERGÜTL
Ein Logenplatz für Genießer
Fotos: Lucian Marian IMAGE Foto-Video
Hier, direkt am Hochufer über dem Isartal, erschließt sich einem ein malerischer
Blick auf die Alpen. Am besten lässt sich die atemberaubende
Aussicht bei einem frisch gezapften Bier im idyllischen Gastgarten des Landgasthof
Rittergütl genießen. Bereits seit 1978 heißt die Wirtschaft Gäste willkommen und ist
ein beliebter Treffpunkt für Feinschmecker aus nah und fern. Küchenchef Richard
Weiß leitete den Betrieb fast 20 Jahre – mit Alexander Linde hat er einen würdigen
Nachfolger gefunden. Ruhigen Gewissens überlässt er die Führung seiner Traditionsgaststätte
2019 dem motivierten, jungen Koch und seiner Lebensgefährtin.
Erfahrungen sammelte Linde in der Sternegastronomie sowohl in der Schweiz und
in München als auch in Österreich unter anderem im Hotel Sacher in Salzburg und
in der Privatbrauerei Trumer. Bekannt war und ist das Rittergütl vor allem für seine
feine bayerische Küche. Serviert werden neben beliebten Klassikern wie Schweinsbraten
und Wiener Schnitzel auch Spezialitäten wie Südtiroler Schlutzkrapfen mit
Spinatfüllung, Salbeibutter und Parmesan oder gebratenes Saiblingsfilet mit Wurzelgemüse,
Brunnenkresse und Kartoffelgratin. Selbst gemachte Desserts und Kaffee
von der Rösterei Dinzler vervollständigen das vielseitige Angebot. Da die Wirtsleute
großen Wert auf saisonale Zutaten aus der Region legen, richtet sich die
Speisekarte vor allem auch danach, was die Jahreszeit zu bieten hat. Gerne stellen
Linde und sein Team auch individuelle Menüs für besondere Anlässe zusammen.
Egal ob auf der überdachten Terrasse oder in der gemütlichen Gaststube – im Rittergütl
lässt es sich ganz wunderbar zusammenkommen.
Landgasthof Rittergütl
Ebenhauser Straße 26
82057 Irschenhausen
Tel. 08178 3803
info@ritterguetl.de
www.ritterguetl.de
67
SeeGenuss
Einfach lecker: Birgit
Fazis liebt die bodenständige
Küche. Wie sie Foodbloggerin
und Kochbuchautorin
wurde, verrät sie hier
BIRGITS
GENUSSTIPP:
„Die selbst gemachten
Nudeln mit Tomatensugo
oder Bolognesesoße
aus dem Dahoam-
Shop des ,Staudenwirts‘
in Finning kann ich
nur empfehlen“
Man braucht nur wenig zum
Glück, findet Birgit Fazis,
44. Mit ihrem Mann und den drei
Töchtern lebt sie auf einem
kleinen Bauernhof in Inning
Hauptsache, unkompliziert:
Dinkelbaguette, Möhrentarte und
noch mehr leckere Rezepte sind
gerade in Fazis’ Buch „Brot
& Honig“ (Jan Thorbecke Verlag)
erschienen
68
WIR SIND AN IHRER SEESEITE!
Fotos: Birgit und Emma Fazis/2021 Jan Thorbecke Verlag Ostfildern, Stephanie Winkler/2021 Jan Thorbecke Verlag Ostfildern
Ein Weihnachtsurlaub in Schweden
vor vier Jahren hat unser komplettes
Leben auf den Kopf gestellt. Wir hatten nur wenig
Gepäck dabei, keine Plätzchen, kein Raclette-Geschirr,
kaum Geschenke. Den Baum, den wir im Wald schlagen
durften, schmückten wir mit Lebkuchen und Sternen
aus Bügelperlen. Wir merkten, wie wenig wir eigentlich
brauchen. Das war der Stein, der alles ins Rollen brachte.
Wir entrümpelten das ganze Haus – auch die Küche. Ich
fand ein Raclette-Gewürz, das vor zwölf Jahren abgelaufen
war. Was man alles hortet und manchmal nur kauft,
weil man es für ein einziges Gericht braucht! Ich begann,
möglichst einfach und reduziert zu leben und zu kochen.
Alles, was nicht unbedingt nötig ist, lasse ich weg.
Und ich mache möglichst viel selbst. Ob das jetzt saure
Gurken sind oder Brot mit selbst gezüchtetem Sauerteig.
Wenn man erst mal weiß, wie bekömmlich selbst gebackenes
Brot ist, kann man nicht mehr zurück. Brot ist
für mich ein sehr emotionales Lebensmittel, das ich über
alles liebe. Wenn ich eine gute Stulle Brot mit Honig esse,
bin ich sofort in meiner Kindheit, in der Küche meiner
Oma, die mir ein Brot mit eigenem Honig schmiert.
Mit dem Bloggen begann ich vor elf Jahren, nach der
Geburt meiner zweiten Tochter, weil ich Beschäftigung
für meine grauen Zellen brauchte. Ich fing mit DIY-Tipps
wie einem selbst gebauten Puppenhaus an, kam aber
relativ schnell aufs Kochen: weil ich ein genussliebender
Mensch bin, gerne koche und esse und für meine Familie
jeden Tag etwas zubereite. Mein allererstes Rezept war
eine Ofentomatensauce von Tim Mälzer, die so lecker
war, dass ich fast in Ohnmacht gefallen wäre vor Glück.
Die musste ich einfach posten. Mit der Zeit kamen immer
mehr eigene Kreationen dazu, Firmen fragten wegen Kooperationen
an und der Traum entstand, mein eigenes
Kochbuch zu schreiben, ‚Meine kleine Küche am See‘, wurde
konkret. 2015, nach der Geburt meiner dritten Tochter,
hörte ich auf, als Sozialpädagogin zu arbeiten, und konzentrierte
mich nur noch auf meine Bücher und Rezepte.
Rezepte zu entwickeln, fällt mir nicht schwer. Ich bin
wie ein Schwamm und sauge auf, wenn ich durch Zeitschriften
blättere, oder es lacht mich im Supermarkt etwas
an. Dann probiere ich rum. Das Schöne ist, dass man
sofort ein direktes Ergebnis und ein unmittelbares Feedback
hat: Es schmeckt oder es schmeckt nicht. Meine Gerichte
fotografiere ich selbst – und danach essen wir sie
auf. Ich verwende kein Haarspray, damit das Essen schön
glänzt, oder Rasierschaum für Sahne.
Mein aktuelles Buch ‚Brot & Honig‘ ist übrigens nur
entstanden, weil ich an anderen Brotbackbüchern gescheitert
bin. Die waren mir zu kompliziert. Ich habe mein
Brotrezept so runtergebrochen, dass ich bei den Mengenangaben
glatte Zahlen habe und jeder es hinkriegt.“
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in Berg. Gerne hätten wir wieder öfter nasse
Füße, möchten die Wellen frühmorgens schon plätschern
hören, mit dem SUP od. Kajak auf den See starten
und würden sogar Mücken mit Handkuss in Kauf
nehmen: für einen festen Badeplatz am Ostufer des
Starnberger Sees. Ob zur Miete oder Pacht und sehr
gerne auch nur zur gelegentlichen Mitbenutzung, ob
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am See, das wär’s! Wir freuen uns über jede Zuschrift!
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3
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1. Söcking Kostenloses Lesefutter: Das Konzept „Bücherschrank“ wird immer populärer, auch im Fünfseenland. Jeder kann ein Buch
hinbringen, mitnehmen, zurückstellen. Dieser umfunktionierte Kühlschrank steht in der Andechser Straße vor der Pâtisserie „Süßer Zauber“.
Ein weiterer neben dem Kiosk am „Steg 1“ in Possenhofen. 2. St. Heinrich Hausgemachte Rouladen, Nudeln oder feiner Bio-Frischkäse:
Der Lebensmittelautomat „Beim Fischer“ in der Buchscharnstraße 10 ist reich an allem, was das Genießerherz begehrt – nicht nur für
Campinggäste. Praktisch: Leere Milchflaschen können wieder zurückgebracht werden, dafür sind Körbe vorgesehen. 3. Bernried Perfekt, wenn
man ein Mitbringsel braucht oder sich selbst beschenken möchte: Die Chocolaterie Clement Chococult hat direkt am Bahnhof in Bernried
(vor ihrem Geschäft) einen Automaten installiert, den man über ein Touchpad bedient. Etwas gefährlich für Naschkatzen: Die Auswahl an
Pralinen und Schokoladen ist verführerisch. 4. Weilheim Grillwurst oder Himbeersorbet gefällig? Beim „Dachsbräu“ (Murnauer Straße 5) stehen
direkt nebeneinander ein Grillfleischautomat (den gleichen findet man auch in Stockdorf, Gautinger Straße 6) und ein Eisautomat der
Pollinger Eismanufaktur – Sie haben die Qual der Wahl!
70
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Michaela + Paul Otto und
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Bäckerei. In Münsing. Am Starnberger See.
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übrigens auch in Berg.
Was fürs Leben gilt,
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Zeit ist das höchste Gut.
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71
SeeGenuss
2027 Kilometer
GLÜCKSGEFÜHLE
Dass ein E-Bike bei Steigungen hilft, ist bekannt. Dass es Auge
und Herz öffnet, weniger. Unsere Autorin hat tolle Feldwege
entdeckt, Touristentrupps klug umkurvt und das Schwimmen am
frühen Morgen genossen
TEXT
UTE PRÖTTEL
Foto: Jan Greune
73
SeeGenuss
SCHONDORF
UTTING
BREITBRUNN
DENKLINGEN
DIESSEN
HERRSCHING
TUTZING
PÖCKING
FELDAFING
BERNRIED
SEESHAUPT
STARNBERG
BERG
AMMERLAND
SEEHEIM
AMBACH
H
eute 18 Kilometer geradelt, um in der
Drogerie neue Masken zu holen. Das
wäre natürlich auch auf kürzerem Weg gegangen, doch seit
ich vor einem Jahr aufs E-Bike umgestiegen bin, sind extraweite
Wege die Sterne an meinem Sporthimmel, vor allem,
wenn sie neu, möglichst autofrei und schön sind. Glücklicherweise
ist das Fünfseenland voll davon: um die Seen, zwischen
den Seen, die Hügel drumherum hinauf und hinab.
Genau, Hügel: Was früher daran mühsam war, zaubert mir
jetzt ein Lächeln ins Gesicht.
Eigentlich muss ich mich bedanken bei diesen Heerscharen
von Spaziergängern und Radlern, die Corona im April
2020 an den Starnberger See gespült hatte. Radeln war
durch sie zum anstrengenden Slalomparcours geworden.
Also einfach ein bisschen ausweichen, abseits der Seen radeln?
Geht, ist aber hügelig. War mir auch mit Mountainbike
schnell zu anstrengend, wenn ich für fast jede Tour erst mal
bergauf radeln muss. Mit frischen 50plus und mauen Aussichten
auf Sommerurlaub war das E-Bike nun auch irgendwie
legitim, dachte ich mir. Außerdem ließe sich mit elektrischem
Rückenwind die nähere und weitere Umgebung ganz
neu erkunden.
Und so war es. Schnell fand ich heraus, dass nicht nur der
Uferweg durch das Badegebiet in Percha von Berg nach Starnberg
führt. Heute radel ich erst mal vom See weg Richtung
Annakapelle. Lasse dort die Lindenallee rechts liegen und
nehme den Feldweg geradeaus durch den Wald. Nach zwei
weiten Kurven öffnet sich die Landschaft und lässt mein Herz
höherschlagen. Ich biege nach links ab, folge dem Weg Richtung
Martinsholzen. Rechter Hand führt der Feldweg auf die
Straße zwischen Farchach und Harkirchen, linker Hand
durch das Gehöft von Martinsholzen und durch den Wald
weiter nach Kempfenhausen und Harkirchen. Beides schön,
diese Landschaft enttäuscht einen so schnell nicht. Die einseitige
Baumallee nach Harkirchen hinein ist ein Traum.
Im Ort biege ich links Richtung Kirche ab und folge dann
dem in sanften Bögen über das Feld führenden Weg Richtung
Percha. Haben Sie mitgeschrieben? Egal. Denn allein auf dieser
kurzen Strecke führen viele Wege nach Starnberg.
Wenn die beliebten Uferwege überlaufen sind, weil verständlicherweise
halb München und halb Augsburg an die
Seen strebt, bleiben dem Einheimischen nur Rücksichtnahme
– und kluge Ausweichmanöver, in räumlicher wie in
zeitlicher Dimension. Wie wäre es, fragte ich mich, die beliebten
Ausflugswege nur noch sehr früh oder sehr spät zu
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nutzen? Ziemlich gut – so zieht beispielsweise der Kiosk am
„Steg 1“ schon in aller Herrgottsfrühe die Jalousien hoch
und hat immer, wirklich immer köstlichen Streuselkuchen.
Oder ich verwandle mich, wenn das Wasser angenehmere
Temperaturen erreicht hat, in eine Frühschwimmerin,
freue mich beim Abtrocknen über die Geräusche aus dem
nahen Kiosk in St. Heinrich und genieße, sobald der Laden
geöffnet ist, herrlich frischen Kaffee. Wenn dann der erste
flamingopinke Schwimmreifen auftaucht, bin ich schon
wieder auf und davon.
An manchen Wochenend- oder Ferientagen empfiehlt es
sich allerdings, die bekanntesten und auf beinahe 500 Kilometern
gut ausgeschilderten Wege einfach den Gästen zu
überlassen. Und tatsächlich: Auf den Feldwegen durch die
Wadlhauser Gräben, in denen die Windkraftwerke der Gemeinde
Berg stehen, trifft man dann den einen oder anderen
Nachbarn, der gerade den gleichen Ausweich-Gedanken hatte.
Diese Wege in zweiter Reihe sind nicht selten genauso
charmant wie die beliebten Touren um die Seen und halten
Aussichten parat, die das Herz hüpfen lassen. Da ist zum Beispiel
der Waldrand hinter Mörlbach (oder: die Strecke von
Machtlfing nach Kerschlach. Oder der Weg oberhalb von
Pähl ...) – an klaren Tagen hat man von dort einen wirklich
spektakulären Bergblick.
Was ich bei aller Begeisterung dringend empfehle: immer
den Akku im Auge behalten. Lieber gegen Ende der Tour auf
niedrigster E-Stufe zurückrollen, als komplett ohne Akku zu
sein. Meiner war bei Attenhausen auf einmal leer, das Zuhause
lag noch einige Hügel entfernt und die Beine waren nach
siebzig Kilometern schwer. Denn auch wenn es E-Kilometer
waren: Beim Radeln ohne E ist ganz schnell Schluss mit der
Ausschüttung von Glückshormonen. Wie gut, dass es unterwegs
auch Möglichkeiten zum Aufladen gibt: In Utting, am
„Pavillion am See“, oder am Buchheim-Museum beispielsweise
befindet sich eine Ladestation, und an der Museumskasse
gibt es gegen Hinterlegung eines Pfands eine Auswahl an Ladekabeln.
Besonders erfreulich lässt sich Akkuladung sparen
oder der Radius vergrößern, wenn man auf dieser Tour mal
auf Schiff oder Bahn umsteigt. Von Starnberg oder Berg nach
Seeshaupt oder Tutzing lässt es sich per Schiff wunderbar abkürzen,
ebenso von Herrsching nach Dießen oder Schondorf.
An einem der letzten Tage der Seenschifffahrt habe ich
mich deshalb noch mal von Berg mit dem Schiff nach Tutzing
begeben und bin von dort über Kerschlach und Pähl
Richtung Dießen geradelt. Ziel war der Schacky-Park. Dabei
wollte ich aber auf gar keinen Fall über die enge und viel befahrene
Birkenallee zwischen Fischen und Dießen radeln
und orientierte mich von Pähl Richtung Raisting. Belohnt
wurde ich mit einem wunderschönen autofreien Radweg etwas
südlich der Staatsstraße, vorbei an den Raistinger Wiesen,
einem vogelreichen Feuchtgebiet. Und spürte wieder:
Wenn ich nicht auf Autos achten muss, kann ich den Ausblick
in die Natur, auf die Berge und das Dießener Münster so
richtig genießen.
Mein persönlicher Triumph über dieses unfassbare,
fordernde Jahr 2020: die 2027 E-Kilometer auf der Anzeige,
als ich das Bike im November winterfest gemacht habe. Ob
das dieses Jahr zu toppen ist?
Ute Pröttel lebt seit 25 Jahren in Berg. Im
Sommer 2020 hat sie Feldwege erkundet,
die sie bis dahin noch nicht kannte. Ihre
genialste Tour abseits des Fünfseenlands
führte sie (nach Café und Kuchen an „Steg 1“!)
von Tutzing mit der Reggio bis Klais, von
dort über Wallgau und Walchensee den
Kesselberg hinunter bis Kochel und dort
wieder hinein in die Bahn.
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Der Wald ist ein (lebens)wichtiges
Gut für uns alle. Damit das auch so
bleibt, leisten Leute wie der Gautinger
Revierförster Markus Noack ganze Arbeit
INTERVIEW
MARLENE IRAUSEK
Foto: Bayrisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten/Stephan Thierfelder
Förster werden wollte Markus Noack
schon als Kind. Und das, obwohl er in
Karlsfeld, der waldärmsten Gemeinde im waldärmsten
Landkreis in ganz Bayern, aufgewachsen ist. Oder vielleicht
gerade deshalb? Ganz sicher aber entschied er sich
für den Beruf wegen der Kinderbücher von Erich Kloss, in
denen ein Stadtkind unvergessliche Abenteuer im Wald
erlebt. Dieses wildromantische Bild von der Natur hat
Noack von Anfang an begeistert und nicht mehr losgelassen.
Heute ist der 30-Jährige Revierförster in Gauting und
betreut insgesamt über 4000 Hektar Wald.
Was sehen Sie als Erstes, wenn Sie in den Wald gehen?
Ganz unterschiedlich. Was einem Förster leider immer
ins Auge springt, sind Schadflächen, etwa ein Sturmwurf.
Aber mir fallen auch naturbelassene Baumbestände
mit vielen Laubbäumen und Totholz auf, denn eigentlich
wäre mein Revier fast ein reiner Buchenwald. Man hat einen
Blick dafür, wenn ein Baum besondere Tierspuren
aufweist, wie eine Baumhöhle, in der vielleicht ein Specht
oder Waldkauz wohnt.
Was genau sind Ihre Aufgaben?
Ich steuere als Förster durch die gezielte Entnahme von
Bäumen, wie sich der Wald entwickelt, und berate Privatwaldbesitzer,
sodass auch die nächsten Generationen
klimastabile Wälder haben. Ich bin auch eine Art Bürgertelefon.
Mich rufen Leute an, wenn ihnen im Wald etwas
komisch vorkommt. Da muss man viel erklären. Es kann
sein, dass man einen gesunden Baum wegschneiden muss,
um einem anderen zu helfen, der mehr Wasser und Licht
braucht. Der Wald hat in der Gesellschaft als Erholungsort
und Lebensraum an Bedeutung gewonnen. Die früher
selbstverständliche Holznutzung ist vielen oft gar nicht
bewusst. Aber jeder hat seine Interessen am Wald:
Die Holzindustrie sieht den Rohstoff. Die Naturschützer
hätten oft gerne wieder einen Urwald. Wanderer
77
SeeLeben
Es gibt eine besondere Baumart hier in der Gegend.
Ja, die Elsbeere, eine seltene, einheimische Laubbaumart.
Sie steht an Waldrändern, blüht weiß und hat Beeren, die
man essen oder zu Schnaps brennen kann. Normalerweise
ist sie in den wärmeren Regionen in Nordbayern, auf der
fränkischen Platte in Unterfranken, zu finden. Es gibt hier
jedoch ein Elsbeerenvorkommen, das sich genetisch unterscheidet
und auf das Fünfseenland begrenzt ist.
Was würden Sie sich von jedem wünschen, der im Wald
unterwegs ist?
Respekt. Der Wald ist für alle da. Das Naturschutzgesetz
garantiert ein freies Betretungsrecht. Ausnahmen sind nur
Forstkulturen, die man vor Wild schützen muss. Zum Zwecke
der Erholung darf jeder Mensch jede Waldfläche zu Fuß
betreten. Ein Riesenprivileg, das man nicht ausnutzen,
sondern schätzen sollte. Vor allem im Winter und zu den
Brut- und Setzzeiten der Vögel und des Wildes sollten
Waldteile fernab von Wegen gemieden werden, um den
Lebensraum der Tiere zu achten.
Markus Noack studierte an der Fachhochschule
Weihenstephan Forstingenieurwesen:
„Die wenigsten wissen, dass der Beruf
ein vollumfassendes Studium voraussetzt“
Um die 70 Prozent seiner Arbeitszeit verbringt
Noack draußen. Im Bild mit seinem
Jagdhund Findus beim Bäumemarkieren
wollen sich entspannen – und Jäger einen Lebensraum
für das Wild. Ich versuche, alle Funktionen, die so ein Wald
erfüllt, zu vereinen.
Welche Probleme hat der Wald im Fünfseenland?
Die Wälder bestehen großteils aus Fichten, die von Natur
aus nicht hier wären. Es ist eine Baumart, die eigentlich in
der Polarzone und im Gebirge beheimatet ist. Solange sie genug
Wasser hat, wächst sie auch in der Wärme gut. Bis vor
circa fünf Jahren hatte sie bei uns beste Bedingungen. Es gab
ausreichend Regen und die Böden waren das ganze Jahr
über feucht. Aber im Frühjahr 2015 hat Sturm Niklas südlich
von München viele Fichten umgeworfen und einen idealen
Brutraum für den Borkenkäfer geschaffen, der es nur auf
Fichten abgesehen hat. Mit diesen Schadflächen kämpfen
wir immer noch.
Worauf achten Sie, um den Wald gesund zu halten?
Unser Ziel ist es, auf möglichst großer Fläche möglichst
viele verschiedene Baumarten großzuziehen. Bei angepassten
Wildbeständen schafft die Natur das selbst. Wenn in reinen
Fichtenwäldern jedoch Mutterbäume und somit Samen fehlen,
müssen wir Förster die nicht vorhandenen Baumarten
aktiv pflanzen und der Natur unter die Arme greifen. Wir können
ungefähr vorhersagen, wie sich das Klima in den nächsten
Jahren entwickelt. Aber was Schädlinge betrifft, haben
wir keine Ahnung. Wir wissen nicht, ob die Baumarten, auf
die wir jetzt setzen, in 30 Jahren von einem eingeschleppten
Schädling dahingerafft werden. Deshalb können Mischwälder
die einzige vernünftige Lösung sein.
Fotos: Bayrisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
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Wenn ein historisches Segelboot wie die „Sir Shackleton“ im
Ammersee versinkt, könnte man als Besitzer still verzweifeln und aufgeben.
Oder den Schatz mit viel Power und einer guten Idee retten
TEXT
SILKE HEUSCHMANN
Bis 2022 will Klaus Gattinger (o.)
die „Sir“ seetüchtig machen
Den 18. August 2020 wird Klaus Gattinger
garantiert nie vergessen. Den Moment,
in dem ihn die Nachricht erreichte, dass sein geliebter
Zweimaster vor St. Alban gesunken ist. „Ein Schock. Wir
hätten nie gedacht, dass dieses robuste Schiff jemals in Gefahr
geraten könnte“, erzählt der Schiffseigner. Seit mehr als
acht Jahren hatte die „Sir“ ihm und seinem Team als Seminar-
und Ausflugsschiff gedient, das man für besondere Anlässe
samt Skipper mieten konnte. Auch wir beim SeeMagazin
hatten für die Titelgeschichte der Ausgabe 2018 einen
unvergesslichen Sternschnuppen-Segeltörn mit ihr erlebt.
Und plötzlich lag die ganze Pracht in sieben Metern Tiefe,
Fische schwammen durch die Kajüte. Schuld war eine Kleinigkeit:
ein altersschwacher Schlauchstutzen am Kühlwasserfilter.
Fünf Tage nach dem Unglück wurde das zehn Tonnen
schwere Holzschiff zwar geborgen und zum Trocknen
an Land gebracht, aber damit war auch schnell klar, dass
fast alles an Bord zerstört ist: Maschine, Segel, Innenausbau,
die Ausstattung von Schwimmwesten bis Bordtechnik, ein
Teil des Mastes und des Rumpfes – sogar der Lack der über
100 Jahre alten Teakplanken ist ramponiert. Gattinger: „Das
muss alles abgeschliffen und in zehn Schichten aufwendig
neu aufgetragen werden.“ Diese Riesenreparatur ist ein
Wagnis und wird trotz Versicherungszahlung und geplanter
Eigenleistung sehr kostspielig werden.
Also doch lieber verschrotten? „Dazu ist
die ,Sir‘ zu schade“, so Gattinger. „Die
Grundkonstruktion aus Teak ist kostbar
und noch gut erhalten, das sagen auch die
Gutachter.“ Um die Arbeiten schnell anpacken
zu können, hat der Besitzer ein
Crowd funding ins Leben gerufen: Wer das
schöne Schiff bald wieder auf dem See sehen
möchte, kann die Restaurierung unterstützen
– und sich je nach Summe auf
ein besonderes Dankeschön freuen. Unbezahlbar:
das gute Gefühl, einem Schiff
mit spannender Geschichte ein neues
Leben einzu hauchen.
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Fotos: Constantin Mirbach, Thorsten Jordan; Illustration: Lia-Charleen Royla
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Mit luftgefüllten Hebesäcken schwimmt das elf Meter lange
Boot wieder knapp über Wasser und wird leer gepumpt
Jetzt anmelden
und an unserem
R1 CYBER
TRAINING
teilnehmen!
Team-Erfolg (16:30 Uhr)
Neben der Wasserwacht und der Feuerwehr aus Dießen half
ein Bergeteam aus Nussdorf am Attersee
www.r1-sportsclub.de
R1 Sportsclub Starnberg / Enzianstraße 2 / 82319 Starnberg
Tel: +49 (0) 8151 4471549 / Mail: info@r1-sportsclub.de
SeeTipps
AUF ZUM
AMMERSEE
Hochwertiges aus dem Fünfseenland:
Ob Natur pur oder fantasievolle Kreationen
aus Holz, Keramik und alten Segeln –
hier blüht Kreativität auf
1 HANDGEFERTIGT
a Becher, Butterdosen und Hausnummern
– Unikate aus Porzellan in den
verschiedensten Formen und Farben
stellt „AmSee Keramik“ in Raisting her.
Bestellungen auch über Call and
Collect sowie online.
www.ammersee-keramik.de
b Übrigens: Traditionell findet der
Dießener Töpfermarkt im Mai zu Christi
Himmelfahrt statt. Aufgrund der besonderen
Zeit ist der Termin dieses Jahr auf
22.–25. Juli 2021 verschoben.
2 TOP INFORMIERT
„Frischen digitalen Wind im Blätterwald“ bietet Herrsching
online, die Online-Zeitung für Neuigkeiten rund
um den Ammersee. Informative sowie launige Texte
und kurze Videos über alles, was die Region bewegt.
www.herrsching.online
3 NATURNAH
Weidemilch und Freilandeier verkaufen
Josef, Annett und Max Knoller direkt
vom Hof. Die Familie führt bereits
in dritter Generation den Milchkuhbetrieb
an der Vogelherdstraße in Dießen.
Sympathische Einblicke in den
abwechslungsreichen Alltag ihres Naturland-Betriebs
mit 80 Milchkühen,
100 Hühnern und Hündin Abby gibt es
auf Instagram: @seekuhhof.
www.seekuhhof.de
SCHONDORF
8
UTTING
OBERMÜHLHAUSEN
DENKLINGEN
4 GUT VERPACKT
Was wird eigentlich aus alten Segeln? Diese Frage stellte
sich Lena Ohlen beim Segeln über den Ammersee.
Ihre Idee für Maibag war geboren: hippe Taschen aus
gebrauchtem Segelstoff. Das Upcycling findet inzwischen
in der Schneiderei der Diakonie München statt.
Produziert werden Taschen mit See-Gefühl, die den
Charme des Fünfseenlands widerspiegeln.
www.maibag.de
1b 7 3
DIESSEN
1a
RAISTING
5 SCHNAPSIDEE
Achim März weiß, wie guter Obstbrand gemacht wird.
Seit 2011 betreibt er auf seinem Ignazhof in Widdersberg
eine eigene Brennerei. Ob Marille, Haselnuss oder
Birne-Honig: sehr lecker und eine schöne Geschenkidee
aus der Region. Gibt es zum Beispiel im „Seensucht“-Laden
in Herrsching.
www.seensuchtAmmersee.de
BREITBRUNN
4
2 5
HERRSCHING
9
ANDECHS
6
PÄHL
Text: Marlene Irausek, Line Kipp; Illustrationen: Lia-Charleen Royla
82
SeeTipps
6 DOLCE VITA
Die Hofmarkmühle in Pähl ist ein richtiger Hingucker.
Seit 2020 kochen und servieren hier Gabi & Riccardo mit
ihrem Team. In ihrer „Müllers Lust“ gibt es echte italienische
Küche in bayerischer Gemütlichkeit. Ob drinnen,
umgeben von schönen Antiquitäten, oder draußen im
idyllischen Garten – gegessen, getrunken und gefeiert
wird in besonderer Atmosphäre.
www.muellers-lust.com
7 SÜDSEE-BRISE
Das „Strandhotel“ an der Dießener Strandpromenade
hat neue Besitzer: Metzgermeister Johann Rieß verpasst
dem Haus mit dazugehörigem Restaurant und Strandbad
einen neuen Anstrich und Namen: Der Zusatz „Süd
See“ verweist auf die Lage am Südende des Ammersees.
www.strandhotel-diessen.de
8 IM KOLLEKTIV
Es gibt eine neue Werkstattgemeinschaft in Obermühlhausen.
In der ehemaligen Schreinerei Seemüller am
Mühlbach 1 haben Holzbildhauerin Marysola Meiler
de França, Kettensägerin Brigitte Gattinger, Zimmerer
Maximilian Koch und das Schreiner-Team Valentin
Koch und Kevin Brieger endlich einen Platz für ihr
Schaffen gefunden. Jetzt verbindet die fünf Handwerker
und Künstler nicht nur der Werkstoff Holz, sondern
auch die gemeinsam genutzten Räumlichkeiten.
Ansprechpartner: Valentin Koch, 0176 22060442
9 WEGWEISER
„Hurra draußen“ ist das Motto von Gitta, Helmut und
ihrem Cockerpoo Pelle. Eine große Auswahl herrlicher
Wandertouren zwischen München und den
Alpen zeigen sie auf ihrem Blog. Einer unserer Favoriten
ist die Route von Herrsching über das Kiental zum
Kloster Andechs. Schöne Alternative: zuerst entlang
des Ammersees über Ramsee hinspazieren.
www.hurra-draussen.de
DR. DR. NIKOLAUS BUCHHEIM & MICHAEL GAISSMAIER
www.zm-see.de | Tel.: (08157) 9 333-0
Bahnhofstr. 40 | 82340 Feldafing
DR. DR. NIKOLAUS BUCHHEIM & DR. MICHAEL GAISSMAIER
www.zm-see.de
Bahnhofstr. 40 | 82340 Feldafing
Tel.: (08157) 9333-0
SeeKultur
84
SeeKultur
Kommt ein
ZEBRA zum
KAMEL ...
Kein Witz, sondern ein Platz für alte Tiere: Auf der Circus
Krone-Farm nahe Weßling verbringen ehemalige
Showstars miteinander ihren Lebensabend. Wer will, kann
ihnen sogar einen Besuch abstatten
TEXT
FOTOS
MARLENE IRAUSEK
ELINA GATHOF
Illustrationen: Lia-Charleen Royla
Der Blick fällt als Erstes auf ein imposantes
Eisentor mit Pferdekopf-Emblem.
Rechts und links daneben prangen auf den Säulen zwei
goldene Kronen. Bis vergangenen Sommer wussten nur wenige,
was sich hinter der meterhohen Absperrung verbirgt.
Das ehemalige Haflingergestüt unweit der A 96 gehört der
Familie Krone, einer der berühmtesten Circusdynastien der
Welt. 1937 wurde das Anwesen, das zwölf Hektar umfasst,
von Carl Krone erworben, ab 1946 verpachtet und erst seit
Beginn der 90er-Jahre wieder von den Eigentümern als
Rückzugsort genutzt. Hügel, Wiesen und Wälder umrahmen
das wunderschöne Bauerngutshaus und die dazugehörigen
Stallungen. Pferde, die in der Manege noch aktiv sind, haben
mehrmals pro Tag Auslauf auf den großzügigen Weiden. Vor
allem aber ist die Farm das Zuhause ehemaliger Showstars:
Tiere, die nicht mehr in Circusnummern eingesetzt werden,
verbringen hier ihren Lebensabend.
Auch Circusdirektorin Jana Mandana Lacey-Krone und ihr
Mann Martin Lacey jr. genießen mit ihrer Familie nach
Ende jeder Sommer-Tournee ein paar Tage Auszeit in Weßling.
Normalerweise geben sie von März bis November rund
330 Vorstellungen in 25 Gastspielstätten. Zusammen mit
260 Mitarbeitern und 100 Tieren ziehen sie dann mit ihrer
kleinen Waggon-Stadt durch ganz Deutschland. Sogar eine
Schule ist in einem der Circuswagen untergebracht, damit
die Kinder keinen Lernstoff verpassen. Unterrichtet wird
nach dem bayerischen Lehrplan, die Circusschule ist staatlich
anerkannt, aber nicht staatlich subventioniert.
Aber seit mehr als einem Jahr steht Wagen Nummer 49, in
dem die Circusschule untergebracht ist, auf dem Gelände der
Krone-Farm und hat sich keinen Meter bewegt. Die gestartete
Deutschland-Tournee musste nach Ausbruch der Pandemie
am 13. März 2020 in Augsburg abgebrochen werden. Seitdem
hat nicht eine Vorstellung mehr stattgefunden. Ein Großteil
der Artisten sind in ihre Heimatländer zurückgekehrt.
Rund 100 Mitarbeiter sind derzeit
noch im Einsatz. Sie pflegen und trainieren
die Tiere, die im Krone-Bau in München
und auf der Farm in Weßling untergebracht sind.
Weil die laufenden Kosten selbst in Ruhezeiten immens
hoch sind – auf circa 3000 Euro pro Tag
belaufen sich allein Futter- und Pflegekosten –,
braucht es neue Geschäftsideen. Und so
öffnete der Circus im Juni 2020 das
erste Mal die Tore zu seiner Farm.
Jeden Samstag und Sonntag
konnten bis zu 100 Besucher an
einer Führung über das
85
SeeKultur
Gelände teilnehmen und mehr über den Alltag der Krone-Seniorenresidenz
und ihrer Bewohner erfahren.
Um die 50 Tiere werden hier in der Pandemiezeit versorgt.
Dazu zählt neben pensionierten Pferden, Eseln, Lamas
und Kamelen auch eine gerettete Ziegenherde. Zurzeit ist die
Farm auch die Heimat von zwei jungen Zebras, die von Tiertrainerin
Susan Lacey, der Schwiegermutter der Circusdirektorin,
für zukünftige Auftritte vorbereitet
werden. Auch mit den
„Senioren“ beschäftigt sie sich täglich.
„Das muss so sein, damit die Tiere
sich nicht langweilen“, erklärt
Frank J. Keller. Er ist Tierschutzbeauftragter
und sogenannter circensi-
Frank J. Keller, 57, ist
Tierschutzbeauftragter
des Circus Krone und
führt die Besucher über
die Farm. Dort zu sehen
ist unter anderem ein
Waggon, in dem Elefanten
transportiert wurden.
Der Circus ließ ihn
1925 extra anfertigen
Ungewöhnliche WG:
Auf der Farm teilen sich
Zebras und Kamele ein
Gehege. Während der
Führung darf man sie
mit Karotten füttern
Illustration: Lia-Charleen Royla
scher Berater des Familienunternehmens. Der gebürtige
Stuttgarter ist seit 1989 beim Circus Krone angestellt und
hauptsächlich in der Organisation tätig. Er kümmert sich
etwa um die Zusammenstellung von Programmen sowie um
die Kontakte zu den Veterinärbehörden. Für die Shows werden
jedes Jahr aufs Neue Artisten aus der ganzen Welt verpflichtet.
Sie begleiten das Stammpersonal über die Sommermonate
auf Tour oder zeigen ihr Können bei den
Wintervorstellungen im Circus Krone-Bau.
Seit vergangenem Sommer führt Keller auch Besucher
über die Farm – mit Headset, Humor und spannenden Hofgeschichten.
Die Tour startet auf der Wiese neben dem Parkplatz.
Ein nostalgisch anmutender roter Verkaufsstand bietet
Erfrischungen, Popcorn und Süßkram – ein bisschen
Circusfeeling mitten auf dem Land. Dazu trägt auch das
temporäre Gehege gegenüber bei, in dem die jungen und aktiven
Raubkatzen von Alexander Lacey untergebracht sind.
Auch der ältere Bruder von Circusdirektor Martin Lacey jr.
musste seine Tour aufgrund von Corona unterbrechen. Sein
Wohnwagen ist immer noch neben dem Gutshaus geparkt.
Über einen Schotterweg geht es zu den Stallungen: Hier gibt
es sogar eine „Probemanege“, denn die Tiere sind ja tägliche
Auftritte gewohnt. „Sie werden regelmäßig geistig und körperlich
gefordert, damit sie nicht in eine Krise geraten“, erklärt
Keller. Klingt plausibel – uns Menschen geht es ja nicht
anders. Ein Blickfang am Eingang sind die Ahnentafeln der
pensionierten Circuspferde, auf denen Name, Rasse und Alter
vermerkt sind: Viele Araber und Friesen sind darunter,
aber auch Lipizzaner und Palominos. Diese Rassen eignen
sich aufgrund ihres edlen Aussehens und ihres Wesens besonders
gut für die Dressur.
Über eine der Wiesen gelangt man zu den restlichen
Stellplätzen in einem großen Zelt. Hier sind neben dem ältesten
Bewohner der Farm – mit 37 Jahren ein Esel – auch
Lamas und Kamele untergebracht.
Ein Highlight ist das kleine Circusmuseum in einer alten
Holzscheune. Zu bewundern gibt es nostalgische Kutschen,
ein Klavier, auf dem Elefanten „geklimpert“ haben,
sowie alte Circusschilder und Programme – wenige Dinge,
die aber ausreichen, die Gedanken in vergangene Zeiten zu
entführen. Weil das Museum so gut ankommt, ist eine Vergrößerung
geplant. Gleich daneben verbringen in einem
alten Circuswagen mit Auslauf die pensionierten indischen
Tiger von Susan Lacey ihren Lebensabend. Ein paar
Eindrücke ihrer Karriere sind entlang des Zaunes auf Bildern
verewigt. Völlig unbeeindruckt von den Zuschauern,
halten sie ein Schläfchen in der Sonne. Tiger schlafen circa
18 bis 20 Stunden pro Tag – im Circus ebenso wie in freier
»Pferde sind fester Bestandteil
des klassischen Circusprogramms.
Daher gibt es
bei Krone keine Show, in der
sie nicht gezeigt werden«
Frank J. Keller
87
SeeKultur
Fast wie auf Tour: Am
Parkplatz des zwölf Hektar
großen Areals findet
auch der Verkaufsstand
Verwendung. Über Popcorn,
Zuckerwatte und Co.
freuen sich die kleinen
und großen Besucher
89
SeeKultur
Wildbahn. Hinter dem Gehege stehen alte Transportwagen
für die Tiere. Das klingt erst mal unspannend, ist aber sehr
lustig: Giraffe Juma zum Beispiel reiste in einem hydraulisch
verstellbaren Wagen, damit man mit ihr auch durch
Tunnel fahren konnte. Auch Nilpferddame Poppäa hatte
ihr eigenes Gefährt, mit Wasserbecken und Trockendeck.
Fun Fact am Rande: Sie lebt derzeit in München und bekommt
wegen ihrer Kreislaufprobleme jeden Tag eine
Thermoskanne Kaffee gereicht.
Apropos: Wer zwischendurch eine Erfrischung braucht,
kann sich am Eiswagen etwas holen. Es gibt auch Snacks für
die Tiere. Mit Karotten darf man die Kamele und Zebras im
angrenzenden Paddock füttern. Stunden könnte man den
Kamelen beim Kauen zuschauen. Man muss dabei einfach
lachen. Ein bisschen absurd ist das schon: Kamele neben
Zebras auf einer sattgrünen bayerischen Wiese.
Die Führungen über das Gelände sollen durch die Krise
helfen, zumindest etwas. Circusse werden in Deutschland
nämlich nicht als kulturell relevant anerkannt und somit
auch nicht subventioniert. Da noch nicht absehbar ist, wie es
sich mit öffentlichen Veranstaltungen weiterentwickelt, soll
die Krone-Farm auch diesen Sommer wieder öffnen, sofern
die Auflagen es zulassen. Denn: „The show must go on!“
Damit den ehemaligen
Circusstars nicht langweilig
wird, werden sie
regelmäßig beschäftigt:
Tiertrainerin Susan
Lacey bei der Arbeit in
der Probemanege
90
SeeKultur
Advertorial
LA VILLA AM STARNBERGER SEE
Sommerfreuden
Nach einem halben Jahr Ruhe ist die Vorfreude
groß, das Leben wieder mit allen Sinnen zu genießen.
LA VILLA, mitten im Grünen fernab aller Hektik, ist
genau der richtige Platz dafür. Das historische Anwesen am
Ufer des Starnberger Sees fasziniert seit 160 Jahren mit seinem
ganz besonderen Charme. Das Team rund um
Geschäftsführerin Katja Lindo und Direktorin Margarete
Schultes freut sich darauf, die Gäste endlich wieder vor Ort zu
begrüßen. Ob Tagungen, Hochzeitsfeiern und fröhliche
Familien- und Geschäftsfeierlichkeiten: Die eingespielte
Mannschaft kann es kaum erwarten, gemeinsam mit den
Gästen zu planen und Kurzurlaubern einen unvergesslichen
Aufenthalt zu bereiten. Ein köstliches Mittag- oder Abendessen
und ein besonders gutes Fläschchen Wein im Menürestaurant
der historischen Villa erfreuen Körper, Geist und Seele.
Küchenchef Christoph Gessner zaubert erstklassige Gerichte
mit besten Zutaten aus der Region. Sommelier Thorsten Brück
serviert dazu erlesene Gewächse aus dem wohlsortierten Keller,
unter anderem den Wein „Gemeinsam“, welchen er mitkreiert
hat, sowie die neue LA VILLA Premium Weinedition.
In den vergangenen Monaten wurde in der Villa eifrig gewerkelt.
Der historische Ort hält auch digitale Alternativen bereit.
Als Tagungslocation bietet LA VILLA Möglichkeiten und
Lösungen an, um Events stattfinden zu lassen – unkompliziert
und unabhängig von Ort, Zeit und Reisevorgaben. „Es ist
uns wichtig, unseren Gästen auch neue Perspektiven anzubieten.
Wir möchten, dass sie zusammenkommen, kreativ
und produktiv sein können – und zwar an diesem besonderen
Platz, bei uns in LA VILLA“, so Katja Lindo. Ihr Ziel: mit nachhaltigen
Veränderungen den Weg in die Zukunft bereiten und
gleichzeitig die ursprüngliche Seele von LA VILLA bewahren.
LA VILLA am Starnberger See
Tagungen – Festlichkeiten – Hotel
Ferdinand-von-Miller-Straße 39–41
82343 Niederpöcking
Tel. 08151 770 60
info@lavilla.de
www.lavilla.de
SeeHaus
Links: Die Außenwand
des Bauernhauses bekam
einen Kalkputz, die
Fassade der Scheune ist
mit gealtertem Fichtenholz
verschalt
Rechts: Durch das offene
Gebälk blickt man auf
die moderne Stahltreppe,
die das alte Wohnhaus
mit der ehemaligen
Scheune verbindet
WIE SCHÖN
DU BIST,
ALTES HAUS!
In diesem Seeshaupter Bauernhof wurden
200 Jahre Baugeschichte für die Familie
weitergeschrieben. So historisch und atmosphärisch
wie zeitgemäß und zukunftsfähig
TEXT KATHARINA MATZIG
FOTOS SORIN MORAR
LUST AUF NOCH MEHR
HÄUSER DES JAHRES?
Neben diesem Bauernhof in
der Nähe des Starnberger Sees
kann man im aktuellen Bildband
„Häuser des Jahres“ 49
weitere, ebenfalls prämierte
Einfamilienhäuser entdecken.
Dazu werden innovative Baulösungen
von der Außenwand
bis zum Badezimmer vorgestellt.
Ideal für Bauherren und
Architekten, die sich für eigene
Projekte inspirieren lassen
möchten (Callwey Verlag,
59,95 Euro)
92
SeeHaus
Links: Wertige, natürliche
Materialien wie die
Eichenvollholz-Dielen
und der Kalkverputz sorgen
für Gemütlichkeit in
den Wohnräumen. Und
bieten eine Bühne für
Hingucker aus Stahl,
etwa die Treppe ins
Dachgeschoss oder das
Regal in der Küche
Unten: Eine handwerkliche,
traditionelle
Bearbeitung belebt die
Atmosphäre und den unaufgeregten
Charme des
Bauernhauses. Zu sehen
in Details wie den Armaturen
und Waschbecken
aus Messing im Bad
»Wenn ein Haus den
Menschen mit einer
Stimmung umgibt –
nicht nur mit Wänden –,
entsteht Architektur«
Sebastian Wiedemann
Ein 200 Jahre alter Bauernhof in einem
kleinen Weiler in Oberbayern unweit des
Starnberger Sees, gebettet in ein Dorf zwischen hoch liegender
Kapelle und Wirtschaft mit Maibaum: ein Idyll. Eine Sanierung
in den späten 80er-Jahren und eine Patina, die statt
als romantisch nur als Bauschaden zu bezeichnen war: ein
Alb. Es brauchte Mut auf Bauherrenseite, hier einen Ort für
die große Patchworkfamilie zu erträumen. Und es brauchte
die Kompetenz des Münchner Architekturbüros swa.studio
von Sebastian Wiedemann, um das Baukunststück zu meistern,
trotz umfassender Sanierung ein Domizil zu schaffen,
das zwar in nahezu allen Bereichen neu entwickelt wurde
und den Ansprüchen an zeitgemäßes Wohnen entspricht,
dabei aber die Qualitäten des Altbestands herausarbeitet
und dessen Atmosphäre bewahrt. Kurz gesagt: ein Wunder.
Es ist gelungen, in dem Haus lässt sich heute prima wohnen.
Der Grundriss wurde neu organisiert und großzügig
zoniert. Gelebt und gegessen wird in der Küche, die im
alten Hühnerstall Platz findet. Eine Blickachse quer durch
das Haus reicht bis in den Musikraum im alten Kuhstall.
Die Raumaufteilung in den Obergeschossen des Haupt-
hauses wurde hingegen weitgehend beibehalten, auch
um den alten Boden erhalten zu können. Ein Multifunktionsraum
zwischen Scheune und Wohnhaus, abgetrennt
durch eine Stahl-Glas-Fassade, verbindet und erschließt
über einen Steg aus Stahl das Dachgeschoss. Neu ausgebaut,
bietet es dem Master-Bedroom mit einem offenen,
fugenlosen Bad aus Tadelakt, einem wasserfesten mineralischen
Glanzputz, Platz.
In den übrigen Bereichen beschränken sich die Materialien
auf gebrannten Kalk als Oberfläche für Wände und Böden,
unbehandelte Hölzer wie Räuchereiche, geölten Stahl, Messing
sowie Naturstein – handwerklich verarbeitet, nicht
industriell. Die meisten Elemente bis hin zu den Armaturen
wurden entworfen und angefertigt, auch das Beleuchtungskonzept
und die Lampen sowie die Lichtinstallation in der
Scheune sind eigens entwickelt. Denn, da waren sich Bauherren
und Architekten sicher, eine Sanierung des alten
Gemäuers mit herkömmlichen, „modernen“ Materialien
hätte den Charme nicht wiederbelebt. Atmosphäre entsteht
vielmehr durch den Transfer und die Übersetzung der Qualitäten
des Altbaus in einen zeitgemäßen Entwurf.
95
SeeHaus
Die Fenster der Nordund
Westfassade sind
schwenkbar und
machen die umgebende
Natur zum Teil der
Wohnfläche
EINFACH
ANGEDOCKT
Wie man mit einem Anbau nicht nur mehr
Wohnfläche, sondern etwas ganz Eigenes schafft,
beweist das Schwarze Haus in Breitbrunn
INTERVIEW
FOTOS
SABINE SCHAEFER-GAISER
FLORIAN HOLZHERR
96
SeeHaus
Familienmensch: Fabian Wagner
vom Buero Wagner Architekten hat
das Haus für seinen Bruder geplant
Was sofort ins Auge springt, ist die verkohlte Holzfassade.
Ist sie von einer traditionellen ländlichen Architektur
beeinflusst oder eher von „Shou Sugi Ban“ inspiriert, einer
speziellen japanischen Holzkonservierung?
Tatsächlich wird diese Methode heute noch in Japan
verwendet. Auch bei uns kennt man sie, zum Beispiel
beim Stegbau. Aber es gibt hierzulande eine starke Bauindustrie,
die viele dieser traditionellen Methoden, die
durchaus sinnvoll waren, verdrängt hat.
Welchen funktionalen Nutzen hat die Methode?
Durch das Verbrennen der Oberfläche wird das Holz
härter und wasserabweisend. Außerdem bilden sich
durch das Erhitzen im Holz teerartige Substanzen, die es
resistent gegen Pilzbefall und Insekten machen.
Porträt: Niko Schmid-Burgk
Man wohnt ruhig in Breitbrunn am
Ostufer des Ammersees. Die Landschaft
ist zersiedelt, aber herrlich grün, der See liegt immer
in Sichtweite. Am Ortsrand des ehemaligen Fischerdorfs,
angedockt an ein Mehrfamilienhaus, steht ein kleiner kohlschwarzer
Bau, geradezu ein Gegenentwurf zur oft nichtssagenden
Uniformität sonstiger Einfamilienhäuser: Der
Architekt Fabian Wagner hat ihn für seinen Bruder geplant
– auf dem Grundstück der Eltern.
Herr Wagner, Ihr Schwarzes Haus wurde vielfach ausgezeichnet:
unter anderem 2021 mit dem „max40“-Preis, den
der Bund Deutscher Architekten an junge Architektinnen
und Architekten verleiht. Sind Sie überrascht über das
positive Feedback?
Wir ahnten, dass das Haus Potenzial hat. Als Tiny House
trifft es den Nerv der Zeit.
Obwohl es sich bei dem Gebäude um einen Anbau handelt,
hat das Schwarze Haus eine ganz eigene Identität. Warum
haben Sie das bereits bestehende Mehrfamilienhaus Ihrer
Eltern aus den 80er-Jahren nicht einfach weitergebaut?
Das Schwarze Haus sitzt zwischen zwei Bestandsbauten,
beide von namhaften Architekten. Das Mehrfamilienhaus
wurde von Sampo Widmann geplant. Und
das neue Bürogebäude dahinter, das wie ein weißes
Raumschiff aussieht, von Atelier Brückner aus Stuttgart.
Wir wollten nicht in der Sprache eines anderen Architekten
entwerfen, sondern etwas Eigenständiges entgegensetzen.
Und natürlich sollte sich der Bauherr damit identifizieren
können. Übrigens haben meine Eltern das Haus
von Sampo Widmann über den Ziegelbungalow meiner
Großmutter aus den 60er-Jahren bauen lassen. Es gab
also bereits eine Umformung. Das Haus konnte nun in der
dritten Generation weiterwachsen.
Wie viele Quadratmeter Grundfläche standen Ihnen zur
Verfügung?
Genau 5 mal 6 Meter, also 30 Quadratmeter. Insgesamt
ist das Grundstück 2000 Quadratmeter groß.
Wie ließ sich auf dieser kleinen Fläche ein lebenswertes
und ästhetisch gelungenes Zuhause für zwei Personen
entwickeln?
Im Inneren gehen Räume und Nutzungen ineinander
über, überlagern sich und ermöglichen dadurch unter
97
SeeHaus
Links: Natürlicher Holzschutz:
Das Verkohlen
der Fassade erzeugt
eine wasserabweisende
Schicht und verhindert
Pilzbefall
Rechts: Ineinander verschachtelte
Räume, fließende
Übergänge – das
Schwarze Haus überzeugt
auch mit einem durchdachten
Innenleben
schiedliche Raumerfahrungen. Große Fenster lassen den
Raum ins Freie fließen und so die Grenze zwischen innen
und außen verschwimmen.
Wie viele Räume hat der Bau genau?
Eine Küche mit Wohn- und Essbereich im Erdgeschoss
sowie ein Schlafzimmer mit Bad und separatem
WC im Untergeschoss. Während der Eingangsbereich mit
Küche niveaugleich zum Bestand liegt, schließt der Fußboden
des erhöhten Essbereichs ebenerdig an das Gelände
an und erweitert sich durch große, drehbare Öffnungen
zur Terrasse beziehungsweise zu einem Waldstück
mit 100-jährigen Eichen und einem kleinen Bach.
Welche Materialien haben Sie verwendet?
Der Bau ist aus Beton mit einer Holzschalung. Das Interieur
ist in Form und Material zurückhaltend gestaltet.
Alle Einbauten wie Küche, Schränke, Türen und Fenster
sowie der Treppenturm sind aus naturbelassener, geölter
Eiche gefertigt. Auch der Beton ist nicht chemisch versiegelt,
sondern nur mit Steinöl behandelt.
Wird der Einsatz von Beton auch energetisch genutzt?
Ja, der Fußboden und teilweise auch die Wände die
nen als thermischer Energiespeicher für die eingebaute
Flächenheizung. Wir haben während der Rohbauphase
übrigens nicht nur die Heizschlangen eingegossen, sondern
auch Armaturen oder Anschlüsse in den Beton eingebracht.
Dadurch wirkt alles sehr puristisch und klar.
Ist das Schwarze Haus auch ein Beitrag zur ländlichen
Nachverdichtung?
Sicher. Es ist einfach im Laufe der letzten Jahre ein
Thema geworden, dass wir mit unseren Ressourcen und
unserem Energieverbrauch nicht mehr so weitermachen
können wie bisher. Trotzdem ist es immer noch schwierig,
Bauherren davon zu überzeugen, Bestand zu erhalten, statt
alles abzureißen. Das muss noch stärker ins Bewusstsein
kommen. Ein Konzept wie das des Schwarzen Hauses ist
auch deshalb sinnvoll, weil es in Gegenden wie dem Fünfseenland
an erschwinglichen Grundstücken mangelt.
Ist es eigentlich von Vorteil, für seine Familie zu bauen, weil
man so mehr kreative Freiheit hat?
Es kann einfach, aber auch kompliziert sein. Ich kenne
Beispiele, wo man danach nie mehr miteinander geredet
hat. Mein Bruder und ich denken in vieler Hinsicht ähnlich.
Wir verstehen uns Gott sei Dank immer noch gut.
98
SeeTipps
6 8
WESSLING
3
ALLER GUTEN
DINGE SIND DREI
Auch die kleinsten der fünf Seen haben viel
zu bieten: Rückzugsorte, Handwerkskunst
und ganz besondere Genussmomente
am Pilsen-, Wörth- und Weßlinger See
1 BOXENSTOPP
Mit der „Festemacherei“ helfen die Brüder Sebastian
und Quirin Hirling beim Organisieren von Feierlichkeiten.
Seit April kümmern sie sich auch um die
„Seehüttˇn“, das Bistro direkt am Pilsensee. Bei gutem
Wetter bekommen Flanierende hier kühle und heiße
Erfrischungen, ausgefallene Pizzakreationen, Currywurst
und Pommes de luxe.
www.festemacherei.de
2 DETAILVERLIEBT
Designklassiker neben Vintagestücken, Holzmöbel
und ausgewählte Stoffe: In „Grundlers Gästehaus“
direkt am Wörthsee übernachtet man in liebevoll eingerichteten
Quartieren. Herzstück ist die voll ausgestattete
Gemeinschaftsküche – hier darf jeder Gast kochen,
plauschen und genießen.
www.grundlers.info
3 SZENETREFF
Nicht einfach nur ein Musikgeschäft : In der Acoustic
Corner in Oberpfaffenhofen gibt es neue und gebrauchte
Instrumente, eine Fachwerkstatt, Workshops und
auch mal spontane Musik-Sessions. Dazu werden im
„Shop in Shop Café“ Kaffeespezialitäten und frische
kleine Mahlzeiten gereicht.
www.acousticcorner.de
4 SCHÖNE AUSSICHTEN
Dieser perfekte Picknick-Spot mit Blick über den benachbarten
Ammersee liegt ganz in der Nähe des
Wörthsees: von Schlagenhofen etwa 30 Minuten Richtung
Breitbrunn laufen und direkt hinter der Kuppe
auf Höhe der Wörthseestraße 39 nach links abbiegen.
4
STEINEBACH
HECHENDORF
6 FRISCH GEDRUCKT
Architekt und Künstler Felix Flesche druckt
Postkarten im Letterpress-Druckverfahren.
Dabei entstehen einzigartige Motive.
Instagram: @felixflesche
7 ALLES BIO
HOCHSTADT
Bei „Fräulein Müllers“ gibt es Gutes aus der Region:
schmackhafte Kartoffeln, Honig und ein ganz besonderes
Sonnenblumenöl aus der hauseigenen Presse. Die Produkte
stammen von den selbst bewirtschafteten Bioäckern in
Alling und Hechendorf.
www.fraeulein-muellers.de
8 OH, LÀ, LÀ
Einzigartige Kuchen-Kreationen und traditionelle Leckereien
bietet Konditorin Karin Meisenzahl im „Amselcafé“
in Weßling. In ihrem feinen Laden mit französischem Flair
verkauft sie neben ausgefallenem Gebäck auch resche Brezen,
Semmeln und Espresso aus der Siebträgermaschine.
amselcafe.business.site
7
2
1
5 AUFGESATTELT
Tatjana Götz hat ihr Hobby zum
Beruf gemacht. Ob Schnupperstunde
oder gemeinsamer Ausritt:
In Hochstadt bietet die Pferdeliebhaberin
mit Trainer-C-Lizenz
ihren Reitschülern individuell
abgestimmten Unterricht an.
www.tatjana-goetz.de
5
Text: Marlene Irausek, Line Kipp; Illustrationen: Lia-Charleen Royla
100
Advertorial
IL PLONNER
Das Leben ist ein Fest …
Fotos: flohagena.com
wenn man es feiert! Der Dorf-Gasthof Il Plonner in
Oberpfaffenhofen ist der perfekte Ort dafür. Seit
2011 kombinieren die Inhaber Carola und Domenico Petrone
bayerische Gemütlichkeit mit italienischer Gastfreundschaft
und servieren dazu fantastische Menüs. Die Gerichte
werden immer aus frischen, regionalen und hochwertigen
Bio-Zutaten und mit viel Liebe zum Detail zubereitet. Auch
diesen Sommer lädt das Ehepaar zu gemeinsam zelebriertem
Genuss ein: zu warmen Abenden im Biergarten und
geselligen Runden bei köstlichem Essen.
Zum Beispiel zum Fine Dining, bei dem jeden Samstagabend
Genießer voll auf ihre Kosten kommen. Menüs mit
Zutaten aus der Region und fein abgestimmter Weinbegleitung
von Bio-Winzern machen den Abend zu einem ganz
besonderen Erlebnis, das zu bewusstem Genuss und
Entschleunigung ermutigt. Das Kochen wird hier als Handwerk
aus Leidenschaft verstanden, davon kann man sich
immer wieder neu überzeugen. Auch an den anderen Abenden
der Woche kann man im Gasthof die Seele baumeln
und sich verwöhnen lassen. Beim Meat with friends Barbecue
werden im Juni und Juli jeden Freitag ganze Fleischstücke
von Oberpfaffenhofener Bio-Rindern gegrillt und
zusammen genossen. Und auch die Kultur kommt nicht zu
kurz: Jeden Donnerstag spielt eine andere Band aus der
Region unter dem grünen Blätterdach der Kastanien, die im
Biergarten stehen. Wer diesen Sommer nicht in den Urlaub
fährt, macht einfach Urlaub dahoam und genießt die Abende
im August unter dem Motto „La Dolce Vita“ mit exquisiter
italienischer Küche, Feriengefühl inklusive. So wird der
Gasthof ein Rückzugsort für gemeinsame, besondere
Momente voller Lebensfreude und Gemütlichkeit. Die Gastwirte
Carola und Domenico freuen sich auf die Saison –
und darauf, zusammen das Leben zu feiern!
IL PLONNER – der Dorf-Gasthof
Carola & Domenico Petrone GbR
Gautinger Straße 52
82234 Oberpfaffenhofen
Tel. 08153 91 61 27
Fax 08153 90 70 56
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SeeHaus
102
SeeHaus
Gestern Garten,
morgen Paradies
Klar, den Bienen soll es besser gehen, Vogel- und
Froschkonzerte gern öfter erklingen. Aber einen richtigen
Naturgarten anlegen? Die Staudengärtner von
Spatz & Frank verraten, wie man ganz entspannt startet
TEXT
SILKE HEUSCHMANN
Fotos: Callwey/Marion Nickig
Linke Seite: Stauden in Hülle und Fülle. Gärtnerin Susanne Spatz- Behmenburg
kultiviert in ihrer Gärtnerei in Oberhausen rund 3000 Arten, darunter zahlreiche Wildstauden.
Rechte Seite: Nur für Babys: Das Gewächshaus dient bei Spatz & Frank zum
Vorziehen der Pflanzen im Winter – danach dürfen sie unter freiem Himmel abhärten
103
Dieses Gedankenspiel klingt vielleicht
kitschig, macht aber Spaß: Sie laufen in
der Abendsonne durch eine hohe Wiese, Ihre Fingerspitzen
streifen Gräser, rundherum ein Duft von Heu und Sommer, in
den Ohren das Zirpen der Grillen und überall ein Mix aus
kleinen, verspielten Blüten – herrlich, oder? Komisch, dass
dennoch fast jeder fleißig seinen Rasen mäht.
Spätestens durch Corona hat sich der Blick vieler Gärtnerinnen
und Gärtner auf das klassische Gartenideal verändert.
Erst mal hat die Pandemie gezeigt, was für ein Glück wir haben:
wie gut ein Balkon, ein Stück Acker, ein Garten tut, wie
sehr er uns erdet. Und gleichzeitig hat uns diese Zeit mit der
Nase darauf gestoßen, dass Nachhaltigkeit und Naturschutz
nicht nur ein nettes Hobby, sondern Notwendigkeiten sind.
Kein Wunder also, dass der Naturgarten angesagt und hoffentlich
viel mehr als eine Mode ist.
Naturgarten ... was ist das überhaupt? Klar, ein nachhaltiger
Lebensraum für Mensch und Tier. Aber ist das nicht ein
Widerspruch in sich? Natur ja, aber bitte exakt ausgesucht?
Und außerdem: Wie genau geht das? „Ich halte viel davon, einfach
mal anzufangen und sich nicht zu viele Gedanken zu machen“,
sagt die Staudengärtnerin und Landschaftsarchitektin
Susanne Spatz-Behmenburg mit entspanntem Lächeln. Aber
sollte man nicht gerade zu Beginn den Boden samt den bisherigen
Pflanzen herausholen und sehr viel Kies zum Boden-Abmagern
liefern lassen? „Ein Schmarrn“ sei das, sagt Susanne
Spatz-Behmenburg entschieden. „Natürlich sind die vielfältigen
Wildpflanzen eher an Magerstandorten zu Hause. Aber es
gibt auch viele, die in ganz normaler Erde gut zurechtkommen.“
Ihr Tipp: „Warum nicht beides in verschiedenen Beeten probieren?
Vielleicht ein Beet mit Sand abmagern. Und im anderen
die schönen Pfingstrosen von der Oma erhalten. Übrigens:
Wenn man nicht düngt, wird es von selbst immer magerer.“ In
ihrer Gärtnerei in Oberhausen beobachtet die zertifizierte
Staudenproduzentin, dass sich immer mehr Menschen für den
Naturgarten interessieren. „Unsere Wildarten sind gerade fast
ausverkauft. Seit dem Volksbegehren 2019 zur Artenvielfalt
und Naturschönheit in Bayern mit dem Motto ‚Rettet die Bienen‘
kommen neben den Naturgartenprofis auch viele Privatgärtner
zu uns.“ Viele der Bienenretter haben schon ein Bienenhotel
und suchen nach den passenden Pflanzen – die Insekten
sollen ja Nektar und Pollen finden. Und schon stößt man auf
hübsche Namen wie Pfirsichblättrige Glockenblume, Herzgespann
und Mazedonische Witwenblume. „Die Witwenblume
empfehlen wir sehr gern“, verrät Susanne Spatz-Behmenburg.
„Insekten lieben sie, sie blüht lange, lässt sich schön zwischen
andere Stauden pflanzen, weil ihre Blüte weit über dem Blattbüschel
schwebt. Sie verträgt sogar Trockenheit.“ Ebenfalls
großartig seien Wiesenrauten, Skabiosen, Elfenblumen, der
echte Salbei, der Berglauch, ach, so viele sind genial. Und natürlich
die Gräser – wenn Spatz-Behmenburg über ihre Lieblinge
spricht, spürt man eine Begeisterung, die ansteckt.
Das Schöne im Wildgarten ist: (fast) alles kann, nichts
muss und schon gar nicht sofort. Wer mag, räumt erst mal weniger
auf. Woher kommt überhaupt diese Idee, man müsse
Mit ihren vielfältigen
Farben und Formen bilden
Stauden wogende
Blütenfelder, die nie
künstlich oder übertrieben
wirken
104
SeeHaus
Aus Pflanzenspitzen hat
Staudenprofi Alexander
Frank (Spatz & Frank)
bewurzelte Stecklinge
gezogen. So spart man
Transportwege und
garantiert Bioqualität
»Ich plane in fast jedes
Staudenbeet auch Gräser mit ein.
Sie machen den Wind sichtbar«
Susanne Spatz-Behmenburg
Fotos: Callwey/Marion Nickig, Staudenspatz
105
SeeHaus
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BILDREDAKTION
Elina Gathof (Leitung),
Jasmin van de Loo
FREIE MITARBEITER
DIESER AUSGABE
AUTOREN
Gordon Detels, Angelika Dietrich,
Silke Heuschmann, Karin
Lochner, Ute Pröttel, Sabine
Schäfer-Gaiser, Katja Sebald
FOTOGRAFEN
Elina Gathof, Jan Greune,
Florian Holzherr, Janina Lazslo,
Constantin Mirbach, Michela
Morosini, Thorsten Rother,
SeeHoch5, Jasmin van de Loo
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Betrieb einer Biomasseanlage in Siltara, Raipur, Indien, und damit
eine bessere Stromversorgung der Bevölkerung aus nicht fossilen
Brennstoffen. Als erneuerbare Energiequelle werden dort biogene
Reststoffe auf Basis von Reishülsen verwendet.
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ILLUSTRATORIN
Lia-Charleen Royla (frei)
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PAPIER
Das Papier dieser Ausgabe
stammt aus nachhaltig,
ökologisch und sozial
verant wortungsbewusst
bewirtschafteten Wäldern.
klimaneutral
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gedruckt
den Garten aufklaren wie ein unordentliches Kinderzimmer?
Erlaubt man eine wilde Ecke, in der Steine, Strauchschnitt
und/oder Totholz lange lagern, ziehen bald Frösche, Eidechsen,
Wildbienen und Käfer ein. Außerdem hinterfragt der
kluge Naturgärtner gleich mehrere seiner Angewohnheiten,
zum Beispiel das Rasenmähen. Warum nicht mal die Rasenfläche
eingrenzen, die wir kurz geschoren behalten wollen,
und den Rest nur zwei- bis dreimal im Jahr kürzen? Mit etwas
Glück bildet sich eine wunderschöne, blütenreiche Wiese. Ansonsten
rät Susanne Spatz-Behmenburg zum Pflanzenpaket
„Tausende Gärten, Tausende Arten“. Unter diesem Titel will
gerade eine vom Bundesamt für Naturschutz geförderte Kampagne
mehr Artenvielfalt in die Gärten bringen. Chemischer
Dünger stört dabei, er schadet den Tieren und ist alles andere
als nachhaltig, ebenso chemische Pflanzenschutzmittel. Dafür
nutzen Naturgärtner lieber Kompost und Pflanzenjauche.
Kompost? Pflanzenjauche? Neulinge finden auf YouTube gelungene
Tutorials, die Schritt für Schritt erklären, wie man
Kompost, das „Gold des Gärtners“, selbst herstellt. „Im biologischen
Garten kann man auch mit Schafwollpellets, Hornspänen
und Vinasse düngen“, erklärt Susanne Spatz-Behmenburg.
Wer also bisher Laub und Grasschnitt zum
Wertstoffhof trug, kann sich das in Zukunft sparen. Und stattdessen
bei einer Tasse Tee planen, wie man beides mischt und
daraus beste neue Erde zaubert (Infos auf YouTube unter
„Laubkompost“). Schädlinge vermeidet man übrigens, indem
man Pflanzen an den richtigen Standort setzt. Vielleicht sind
Naturgärtner ja einfach zu faul zum Jäten? Nicht ganz. Sie
schauen nur genauer hin, versuchen zu ergründen, wer was
braucht und was wem schaden könnte. Bei Obst und Gemüse
hilft es, resistente Sorten zu wählen und Nützlinge anzulocken.
Wenn andere umgraben, rütteln ökologisch Interessierte
lieber mit der Grabegabel im Boden, um ihn zart zu lockern
– schließlich will man nicht die von Kleinstlebewesen sortierten
Erdschichten durcheinanderwirbeln. Dass man keine
Erdmischungen mit Torf kaufen sollte, hat sich auch fern des
Naturgartens schon herumgesprochen.
Bleibt noch die Hardware des Gartens, die Wege und Mauern,
da dürften sich ja klassische Gärten und Naturgärten
nicht unterscheiden, oder, Martin Schröferl? „Doch: Naturnah
zu bauen, heißt für mich, auf regionale oder gebrauchte Baustoffe
zurückzugreifen“, erklärt der Naturgartenbau-Spezialist
aus Seeshaupt. „Manchmal gibt es Restposten bei Privatleuten,
bei Abbrüchen oder am Bauhof, und oft sind die
Menschen sogar froh, Dinge loszuwerden.“ Das dürfte in Zukunft
auch für unsere selbst gezogenen Ableger, Samen aus
der wilden Wiese oder das neue Naturgarten-Know-how gelten:
einfach weitergeben. Ökologischer geht’s nicht.
Lust, noch mehr zu erfahren? Hier sind 3 Lese-Tipps!
– Reinhard Witt: „Natur für jeden Garten. Das Einsteigerbuch“
(Naturgartenverlag)
– Ulrike Aufderheide: „Tiere pflanzen. Faszinierende Partnerschaften
zwischen Pflanzen und Tieren“ (pala-verlag)
– Anja Birne: „Das große Buch der Gärtnerinnen & Gärtner“, in dem
auch Spatz & Frank porträtiert werden (Callwey Verlag)
106
Advertorial
METZGEREI LUTZ, PÖCKING UND TUTZING
Natürlich gut
Fleisch ist wertvoll. So behandelt es Metzgermeister
Oliver Lutz auch. In seinem Betrieb in Pöcking wird
noch selbst geschlachtet. Dabei achtet er bewusst darauf, mit
wem er zusammenarbeitet. Die Landwirte, von denen Lutz seine
Schlachttiere bezieht, führen ihre Höfe mit Verantwortung:
ohne Gentechnik-Fütterung, dafür mit viel Auslauf. „Bewegung
ist wichtig. Das Tier entwickelt eine bessere Muskulatur, wächst
langsamer. Die Geschmacksstoffe im Fleisch sind konzentrierter.
Das schmeckt man“, erklärt der Fachmann. Keiner seiner
Lieferanten ist weiter als 45 km entfernt, um einen stressfreien
Transport zu gewährleisten. „Bei uns wissen die Kunden genau,
worauf sie sich verlassen können: regionale und gute Produkte“,
sagt Lutz. Das Rindfleisch wird langsam und ausschließlich
am Knochen gereift. Perfekte Bedingungen für diesen traditionellen
Prozess bieten zwei moderne Reifeschränke. Verarbeitet
werden heimische Rassen wie Simmentaler Fleckvieh und
Werdenfelser Rind genauso wie Galloway oder Angus. Zu den
ganzjährigen Klassikern gibt es immer mal wieder neue Spezialitäten
wie Chianinarind, aus dem original Bistecca fiorentina
rausgeschnitten wird. Wer etwas Neues probieren möchte,
steht bei Fleischsommelier Lutz an der richtigen Theke: „Wir
beraten und empfehlen gerne!“ Es muss nicht immer nur Lende,
Filet oder T-Bone-Steak sein, auch andere schmackhafte
Zuschnitte eignen sich hervorragend für Küche oder Grill.
Metzgerei Lutz
Hauptstraße 26, 82343 Pöcking
Tel. 08157 10 90
Filiale: Hallberger Allee 1, 82327 Tutzing
Tel. 08158 907 38 88
kulinarisches@metzgerei-lutz.com
www.metzgerei-lutz.com
Öffnungszeiten:
Mo–Fr 7.30–18 Uhr und Sa 7.30–12.30 Uhr
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SeeKultur
Nach LUST
UND LAUNE
stöbern
ECHT BESONDERS
Regionaler Gaumenschmaus und
einzigartige Handwerkskunst von
Menschen aus dem Fünfseenland –
in diesem Buch werden die Macher
und Macherinnen von besonderen
Produkten mit persönlichen
Geschichten vorgestellt. Außergewöhnliche
Ausflugstipps inklusive.
J. Berg Verlag
Ob wir die Nase in ein spannendes Buch
stecken oder gebannt einem Podcast
lauschen: Diese Tipps entführen an neue
Plätze und in andere Gedankenwelten
SCHÖN SPANNEND
Lokalreporterin Petra Rosenberger
wird in die Mordermittlungen um
den jungen, frisch gewählten Landrat
Moritz Lang verwickelt, als sie
seine Leiche im Ammersee entdeckt.
Bei ihren Nachforschungen stößt sie
nicht nur auf einige höchst verdächtige
Politiker, sondern auch auf die düsteren
Geheimnisse alter Bekannter.
Genau die Sorte Krimi, die man nicht
aus der Hand legen kann!
Aufbau Verlag
TIPP
HÖRBAR GUT
Bekannte Komponisten, ihre Inspirationen,
Geheimnisse und Legenden:
Musikwissenschaftler Christian
Lehmann nimmt uns mit auf eine
historische Musikreise rund um den
Starnberger See. Die schönsten Werke
können die Leser in einer Playlist auf
Spotify hören – einfach QR-Code im
Buch scannen und genießen.
KÖSTLICH SCHRÄG
Franz-Eberhofer-Fans müssen jetzt
ganz stark sein, denn der elfte Provinzkrimi
mit dem Dorfpolizisten
kommt erst im September heraus.
Aber dann gibt es wieder die geballte
Ladung Anarcho-Humor! Eberhofers
Familie scheint verrückt geworden
und ein mysteriöser Fall unlösbar zu
sein: Der Steckenbiller Lenz wird vermisst,
doch wo ist seine Leiche?
dtv Verlag
Apelles Verlag
Fotos: PR; Illustrationen: Lia-Charleen Royla
108
FUND SUCHEN EINE/N ZAHNMEDIZINISCHE/N
SeeKultur
WIEDER VEREINT
Im Podcast „Sohn sucht Vater“ erzählt
Thorsten Otto von den berührenden
Begegnungen mit seinem biologischen
Vater Willi, von dessen Existenz er erst
als Teenager erfahren hat. Offen spricht
der BR-Moderator aus Tutzing über
hohe Erwartungen, erste Enttäuschungen
und vorsichtige Annäherungen.
www.br.de/mediathek/podcast
MITTEN IM LEBEN
Tanja Valérien unterhält sich in ihrer
Podcast-Serie mit Frauen und Männern
ab 50 Jahren aufwärts über die Herausforderungen
der zweiten Lebenshälfte.
Zu ihren spannenden Gästen aus dem
heimischen Fünfseenland zählen
u. a. Katerina Jacob, Marlene Poley und
Patricia Riekel – man erfährt von persönlichen
Meilensteinen, Niederlagen
und wichtigen Erkenntnissen.
Instagram: @tanja_valerien
_podcast
NEU
INTERPRETIERT
Monika Drasch stürmte mit ihrer
grünen Geige und niederbairischen
Mundart die Bühnen der Welt. In
ihrem Podcast stellt die Wahl-
Uttingerin jeden Monat ein Lied vor,
das sich um das Kirchenjahr dreht
– mal augenzwinkernd, mal frech,
immer schön.
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SeeKultur
Der Kiosk vom ehemaligen „Seehotel Leoni“
Seeburg in Münsing
HINTER DER
FASSADE
Villa Carl in Feldafing
Prächtige, historische Villen mit großzügigen
Gartenanlagen säumen die
Ufer des Starnberger Sees. Mit neugierigen Blicken wollten
wir doch alle schon mal wissen: Was hat sich hinter
den Mauern und Hecken abgespielt? Wer verkehrte in
den hochherrschaftlichen Salons? Wo schlummern die
besten Anekdoten? In „Sehnsucht Starnberger See“ lüftet
Katja Sebald das Geheimnis in 44 „Homestorys“ der etwas
anderen Art: Der Bildband erzählt in einer imaginären
Rundfahrt um den See die Geschichten der Gebäude und
ihrer Bewohner im 19. und 20. Jahrhundert. Oft waren es
Adlige, die ihre Sommerfrische am See verbrachten und
– ganz klar auf Außenwirkung bedacht – mit pompösen
Anwesen ihren Reichtum zur Schau stellten, später kamen
zahlreiche Künstler, Stars und Sternchen dazu.
Eins haben alle Refugien gemeinsam: Sie sind Schauplätze
von Familiendramen
und Liebesgeschichten, rauschenden
Festen und fragwürdigen
Geschäften. Und
nach der Lektüre? Lädt der
Bildband ein, beim nächsten
Spaziergang selbst auf Entdeckungsreise
zu gehen und
sich hinter die Fassaden zu
träumen. Wird gemacht.
Allitera Verlag
Fotos: Jörn Kachelriess, ehret+klein
110
SeeKultur
43 STUFEN
IN DEN HIMMEL
Schon von Weitem strahlt das leuchtende
Magenta der Kunstinstallation in der
Starnberger Bahnhofstraße mit dem blauen Himmel um die
Wette. Abgesehen von der Farbe, ist sie auch aufgrund ihrer
Maße nur schwer zu übersehen: 43 Meter lang, elf Meter breit,
zehn Meter hoch ragt die „Wiege von Starnberg“ ins Stadtbild.
Die Holzkonstruktion ist allerdings nicht (nur) zum
Bestaunen da. Die Stufen zu erklimmen und den Ausblick
zu genießen, ist erwünscht! Für den Künstler, Architekten
und Galeristen Andreas Sarow aus Pforzheim ist es eines
seiner größten und aufwendigsten Kunstwerke. Beauftragt
ist die künstlerische Zwischennutzung von dem Starnberger
Projekt entwickler ehret+klein. An gleicher Stelle soll ab 2022
ein Neubau mit Wohnungen und Gewerbe entstehen. Bis
dahin hofft man auf viele neugierige Besucher, die Starnberg
aus einem neuen Blickwinkel kennenlernen möchten.
111
SeeGenuss
Einer schöner
als der andere
Jeder See hat seine besonderen Vorzüge – und weckt bei seinen
Fans ein überschwängliches Gefühl der Freude: das „Seehoch",
wie die Macher der Instagram-Seite Seehoch5 es nennen.
Hier teilen die beiden Geschwister ihre Lieblingsmotive mit uns
TEXT
FOTOS
BARBARA WEBINGER
SEEHOCH5
Starnberger See „Ein unfassbar heißer Sommer-Sonntag im vergangenen
Jahr, meine Freundin und ich beschließen: Wir machen eine Dampferfahrt, hatten wir noch nie zuvor
ausprobiert. Das Touriprogramm gewährt uns unerwartet schöne, neue Perspektiven auf Altbekanntes,
wie hier auf die Seeshaupter Uferpromenade mit St. Michael im Hintergrund.“
112
SeeGenuss
Ammersee „Auf dem
Weg nach Pähl war uns dieses Bild der saftig
grünen Wiesen mit Alpenpanorama einen
kurzen Stopp wert (oben). Am „Steg 1“
(rechts) treffen wir uns gern mit Freunden
auf ein Getränk vom Kiosk.“
Weßlinger
See „Der frühe Vogel
macht das schönste Foto!
Dieses entstand beim Spaziergang
um den See an einem
Maimorgen, mitten in der
Blütezeit der Bäume.“
113
Wörthsee „Oberndorf mit
seinen drei Badestegen ist unser Lieblingsplatz.
Hier kann man den ganzen Tag verbringen,
Frisbee spielen, pick nicken, in den See
springen. Am Wörthsee liegt übrigens auch
unser altes Segelboot. Wenn man an Deck liegt
und in den weiß-blauen Himmel blickt,
fühlt man sich ganz leicht.“
114
SeeGenuss
SEEHOCH5
Richtig los ging es mit Seehoch5 im vergangenen Jahr. Steffen
Greiner, 25, war dabei, sein BWL-Studium abzuschließen, seine
Schwester Julia, 23, als Grafikdesignerin in der Jobwelt gestartet.
Gemeinsam machten sie sich daran, Steffens bestehenden
Instagram-Account professioneller aufzuziehen. Der neue
Name Seehoch5 war schnell kreiert, auch das Logo und die passende
Webseite. Seither macht sich das Geschwisterpaar, das
am Starnberger See und in Gauting seine Kindheit verbrachte,
auf die Suche nach den schönsten See-Momenten, gibt Empfehlungen
für Restaurants und
Tipps für neue Läden. Traditionell,
regional und genussvoll sollen sie
sein. Für ihre Fotos haben sie eine
besondere Ästhetik entwickelt,
mithilfe einer Systemkamera von Fujifilm, zwei guten Objektiven
und einer Bildbearbeitungssoftware für passende Filter.
Gibt’s übrigens auch für zu Hause: Einzelne Bilder sind neuerdings
in einer limitierten Edition als Prints zu haben.
Pilsensee „Hier blickt man vom Strandbad aus auf den Pilsensee.
Es lohnt sich immer, an einen der fünf Seen zu fahren, auch wenn man in München lebt,
wie ich jetzt. Am schönsten ist es abends, wenn kaum mehr etwas los ist. Nichts
geht über ein Bad zum Sonnenuntergang – herrlich!“
115
SeeKultur
Lokal verehrt
und heiß begehrt
Eine normale Bühne gibt es beim ELLE
Kollektiv so gut wie nie. Überhaupt:
Was heißt schon normal? Die Inszenierungen
brechen mit Sehgewohnheiten
Foto: Magnus Lechner
SeeKultur
Die Aktionen der Schondorfer Theatertruppe
ELLE Kollektiv sind alles, außer gewöhnlich: Das
Publikum erlebt Stücke, die so skurril wie
relevant sind – und immer an besonderen Orten
TEXT
KATJA SEEBALD
117
SeeKultur
Leistikow, Lüps, Panizza: Man könnte
meinen, die Mitglieder des ELLE Kollektivs
hätten einzig und allein wegen ihrer berühmten
Nachnamen zusammengefunden. Und tatsächlich ist Elisabeth-Marie
Leistikow mit der legendären Nackttänzerin
Gertrud Leistikow verwandt, Luis Lüps ist der Sohn des
Architekten Wolf-Eckart Lüps und Louis Panizza zählt den
Skandalautor Oskar Panizza zu seinen Vorfahren. Verbunden
sind die beiden Schauspieler und der Bühnenbildner
jedoch durch ihre aufsehenerregenden Theaterarbeiten,
für die sie leer stehende Gebäude wie auch Schauplätze
unter freiem Himmel zu Orten machen, an denen die
Grenzen zwischen Fiktion und Realität ebenso verschwimmen
wie die zwischen Bühne und Publikum.
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich im Frühjahr 2017
die Nachricht von den geheimnisvollen nächtlichen Aktivitäten
in den Gewächshäusern einer ehemaligen Gärtnerei
an der Bahnhofstraße in Schondorf. Wer eine der wenigen
Eintrittskarten ergattert hatte, der durfte, mit einer
Stirnlampe ausgestattet, einen irritierend merkwürdigen
Theater-Parcours durchlaufen und selbst kleine Ereignisinseln
in der fast vollständigen Dunkelheit beleuchten.
„Der ErleuchtHund“ hieß das Spektakel mit Profis und
Laiendarstellern, in dem es um geheime Sehnsüchte und
das menschliche Sehnen nach Erkenntnis ging. Was so
leicht und spielerisch daherkam wie eine verrückte Party,
war der Anfang einer professionellen Zusammenarbeit,
bei der Theater immer aus einem Ort heraus entwickelt
wird. Elisabeth-Marie Leistikow und Luis Lüps hatten gemeinsam
Regie geführt und selbst einige Rollen übernommen.
Louis Panizza war für die Ausstattung verantwortlich.
Der Schondorfer Bühnenbildner und Bühnenbauer
Erwin Kloker beteiligte sich in verschiedenen Funktionen
auf und hinter der Bühne. Das ELLE Kollektiv war geboren:
Der Name der basisdemokratisch geführten Arbeitsge-
Dieses Foto lässt ahnen: Mit Louis Panizza,
Elisabeth-Marie Leistikow und Luis Lüps
wird es nie, nie, nie langweilig
meinschaft setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Vornamen
ihrer Mitglieder zusammen.
Nicht nur wegen seiner Gründung in einer Schondorfer
Gärtnerei ist das ELLE Kollektiv ein echtes „Ammersee-
Gewächs“. Louis Panizza, Jahrgang 1991 und in Dießen am
Ammersee aufgewachsen, entdeckte als Praktikant in der
Werkstatt von Erwin Kloker seine Leidenschaft fürs Bühnenbild.
Er studierte bei Katrin Brack an der Akademie der
Bildenden Künste in München und entwickelte bereits während
des Studiums Bühnenbilder für Produktionen am
Münchner Volkstheater, an den Kammerspielen und am
Nationaltheater Mannheim. 2020 wurde er mit dem Kulturförderpreis
des Landkreises Landsberg am Lech ausgezeichnet
– im März 2021 machte er sein Diplom.
Luis Lüps, 1986 in München geboren, wuchs in Utting
auf. Die beiden kennen sich seit Jugendzeiten. Lüps absolvierte
ein Schauspielstudium an der Universität der Künste
in Berlin. Bereits während des Studiums gastierte er am
Maxim-Gorki-Theater, am Deutschen Theater Berlin und
im Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Von 2012 bis 2014
war er für zwei Spielzeiten festes Ensemblemitglied am
Staatstheater Braunschweig, seither arbeitet er als freischaffender
Schauspieler. Er spielte unter anderem am
Altonaer Theater in Hamburg, am Vorarlberger Landestheater,
am Theater Heidelberg, an der Bayerischen
Staatsoper und am Stadttheater Fürth.
Elisabeth-Marie Leistikow, die 1988 in Frankfurt am
Main geboren wurde und heute in Köln lebt, studierte wie
Lüps an der Universität der Künste in Berlin. Sie war unter
anderem am Deutschen Theater Berlin, am Stadttheater
Konstanz, am Theater Pforzheim, am Stadttheater Gießen
und am Mousonturm Frankfurt zu sehen. Auch sie hat eine
ganz eigene Verbindung zu Utting: Der Allerwerteste von
Fotos: Elle Kollektiv, Yorck Dertinger
118
Advertorial
MARINA RESORT BERNRIED
Eine Auszeit im Süden
Fitnessraum. In kuschelige Bademäntel gehüllt, lassen sich
auf bequemen Liegen viele entspannte Stunden verbringen.
Da möchte man so schnell nicht wieder weg – es sei denn,
eine andere Oase für Genießer lockt. In der Lake Lounge
und der Cocktailbar des Marina Seerestaurants werden
Aperol-Sprizz und Co. gereicht. Nach dem Aperitif zaubert
die Küchenbrigade regionale und saisonale Spezialitäten
auf Ihren Terrassenbereich am Wasser. Der hoteleigene
Yachthafen mit großen und kleinen Segelbooten verleiht
allem ein fast schon südländisches Flair. Es ist zum
Träumen schön!
Ablenkung, einen Tapetenwechsel und Ausflüge in
die Natur wünschen sich gerade viele. Im Süden
von München in der idyllischen Gemeinde Bernried am
Westufer des Starnberger Sees werden Erholungsuchende
fündig: Direkt am See erstreckt sich auf über 50.000 m² das
Marina Resort und bietet genügend Platz, um mal wieder
richtig durchzuatmen. Schon mit der Ankunft beginnt die
Wohlfühl-Zeit: Der Blick auf die Alpenkulisse und das Farbenspiel
des Sees lassen die Sorgen des Alltags sofort vergessen.
In der weitläufigen Anlage mit mehreren einzeln
stehenden Hotelhäusern findet jeder Gast seinen persönlichen
Rückzugsort. Bodentiefe Panoramafenster lassen
viel Sonnenlicht in die wunderbar ruhigen und edel-gemütlich
eingerichteten Zimmer. Von überdachten Balkonen
kann man über den Hotelpark direkt auf den See blicken.
Einen tollen Ausblick ins Grüne bietet auch der kleine,
aber feine Wellnessbereich mit Innenpool, Sauna und
Marina Bernried
Am Yachthafen 1–15
82347 Bernried am Starnberger See
Tel. 08158 93 20
info@marina-bernried.de
www.marina-bernried.de
SeeKultur
Gertrud Leistikow hatte Bertolt Brecht in einer Tanzaufführung
einst so aus der Fassung gebracht, dass er ihr ein
Gedicht widmete. Brecht besaß und bewohnte immerhin
sieben Wochen seines Lebens ein Haus in Utting.
Für das ELLE Kollektiv aber blieb es nicht bei der schönen
Gründungslegende: Noch im selben Jahr nahmen sie
im Rahmen des „Panama Plus Festivals“ in München an
der Performance „Das Ministerium für Wahrheit“ teil.
2019 folgte wieder eine Inszenierung am Westufer des
Ammersees: Für „Die blondierte Stierin“ wurden nicht die
Schauspieler, sondern die Zuschauer kostümiert, sie
mussten sich die Spielorte selbst erlaufen und sogar eine
Station mit dem Zug von Schondorf nach Utting fahren.
Am Uttinger Bahnhof wurden dann auch zufällige Passanten
Teil des Stücks. Zum großen Finale musste man
von hinten ins Innere der „Stierin“ hineinklettern.
„Immersives Dorftheater“ nennen Leistikow, Lüps und
Irritieren, Spaß machen, zum Nachdenken
anregen: Das ELLE Kollektiv hebt smart
Grenzen auf – zwischen Kunst und Alltag,
zwischen Privatheit und Öffentlichkeit
Panizza ihre höchst ungewöhnlichen Inszenierungen: Die
Zuschauer sollen dabei ganz und gar in das Geschehen
eintauchen. Die Übergänge zwischen dem Bühnenraum
und seiner Umgebung, zwischen Darstellern und Publikum,
aber auch zwischen Kunst und Alltag, zwischen
Privatheit und Öffentlichkeit sind fließend. Momente der
Irritation werden bewusst herbeigeführt: Wenn gängige
Reaktionsmuster und Normen gestört werden, öffnen sich
völlig neue Begegnungsräume. Scharfe Grenzen gibt es
übrigens auch nicht zwischen einstudierten Texten und
Foto: Alina von Bredow
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SeeKultur
spontanen Reaktionen auf das, was das Publikum macht.
Wer nun allerdings meint, es gehe nur um Nonsens und
Provokation, der liegt weit daneben.
In diesem Sommer wird – mit einem Jahr coronabedingter
Verspätung – „Das Meditier“ zur Aufführung kommen:
eine Parabel über den Kampf um Deutungshoheiten,
in der die Wahrheit in den Tiefen des Ammersees verborgen
ist. Alternative Fakten und die vermeintliche Verhandelbarkeit
von Wahrheit und Wirklichkeitserfahrung waren
schon vor der Corona-Pandemie eine höchst
beunruhigende Zeitgeisterscheinung – jetzt droht die Zivilgesellschaft
daran zu zerbrechen. Ausgangspunkt für
die Aufführung ist ein privates Seegrundstück in Schondorf.
Wo genau am oder gar auf dem Wasser die Bühne
und der Zuschauerraum sein werden – das soll vorerst
noch ein Geheimnis bleiben. Sicher ist aber, dass mit dem
„Meditier“ eine Trilogie vollendet wird, deren Titel „Die
schlafende Vernunft“ sich auf die berühmten „Caprichos“
von Francisco de Goya bezieht. Aus diesem um 1795, also
ebenfalls in einer Zeit großer gesellschaftlicher Umbrüche,
entstandenen Zyklus von 80 Radierungen wurde der
Titel des Blattes mit der Nummer 43 geradezu sprichwörtlich:
„Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer.“
Im „immersiven Dorftheater“ werden gesellschaftlich
relevante Themen verhandelt, wenn auch mit einer Ästhetik
des Absurden und Skurrilen – und mit spielerischer
Leichtigkeit. Dennoch steckt harte Arbeit hinter dem ELLE
Kollektiv. „Manchmal fühlt es sich zwar so an, als wären
wir nur lose miteinander verbunden“, sagt Elisabeth-Marie
Leistikow, „aber wir sind mittlerweile eine GbR und die
aktuelle Produktion ist für uns alle ein Fulltime-Job.“ Im
Moment findet die Kommunikation ausschließlich digital
statt: „Zwei- bis dreimal in der Woche treffen wir uns in
Online-Meetings, und mindestens einmal am Tag läuft
unsere Chatgruppe heiß“, erzählt Luis Lüps. Für den
5. August ist die Premiere von „Das Meditier“ geplant. Spätestens
zum Probenbeginn wird sich das ELLE Kollektiv
wieder im echten Leben, am echten Ammersee treffen.
Was das Publikum erwartet? Wir zitieren mal „Das Meditier“:
„Wer sich schnell entspannt, ist besser als jemand,
der sich nicht so schnell entspannt. Aber immer noch besser
als jemand, der sich überhaupt nicht entspannt.“
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LUG, GERETSRIED UND MÜNCHEN
Sonnen erprobt
Wir werden ihn gerne hier verbringen – den
Sommer in unserem 5-Seen Land. Mit
seinen satten Farben inspiriert er uns
immer wieder aufs Neue, macht Lust auf Planungen im ganz
persönlichen Refugium. Schattenoasen geben Raum für Musestunden
im Garten und auf der Terrasse. Wo eventuell
Bäume ihren Dienst nicht anbieten können, ist innovative
Technik und hochwertiges Design in Sachen Sonnenschutz gefragt.
Seit 65 Jahren beschäftigt sich die Firma Lug mit den
vielfältigsten Themen im Bereich Terrassenbeschattung oder
Rollladen und Jalousien. Der familiengeführte Meisterbetrieb
vertreibt beispielsweise die stilvollen Sonnensegel von C4sun
exklusiv in Bayern und kann damit seinen Kunden eine ganz
besondere High End Lösung bieten. Mit gezielter Beratung als
auch Umsetzung gelingt die perfekte, individuelle Wohlfühlatmosphäre
unterm Sommerdach.
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Lug GmbH & Co. KG
Jeschkenstraße 29
82538 Geretsried
Tel. 08171.5190
Franziskanerstraße 14
81669 München
Tel. 089.4177 63 53
SeeLeben
VIVA LA RIVA!
Dolce Vita auf dem Starnberger See: Kaum ein Motorboot
versprüht so viel Grandezza wie das legendäre italienische Riva.
Das zeigten auch die „Riva Classics“ am Yachthafen Marina
TEXT
FOTOS
ANNA-LENA WOLFARTH
JAN GREUNE
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SeeLeben
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SeeLeben
Blickfang
Ein seltener Anblick: Sind die Boote an
den Stegen vertäut, ziehen sie Schaulustige
an. Kaum verwunderlich, denn
das schmale Heck, glänzendes Chrom,
weißes Leder und poliertes Mahagoni
sind alles andere als unauffällig.
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SeeLeben
Oldtimertreffen
Bei den „Riva Classics“ treffen sich Bootsbesitzer aus ganz
Deutschland und genießen die Ausfahrt mit ihren
Schmuckstücken. 2020 schipperten 20 der Schönheiten vor
der Alpenkulisse auf dem Starnberger See.
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SeeLeben
Ein Riva-Familientreffen auf dem Starnberger
See. Dass dies etwas Besonderes
ist, zeigte sich schon bei der Anmeldung. Nach weniger als
zwei Stunden war das Event des Riva Club Deutschland ausgebucht.
„Der Starnberger See ist wie gemacht für unsere
Rivas, schließlich wurden die Boote genau für solche Seen
gebaut“, erklärt Konrad Börries, ehemaliger Vorsitzender des
Riva Clubs Deutschland. Da aber auf dem Starnberger See die
Lizenzen für Motorboote stark limitiert sind, ist es gar nicht
so einfach, darauf fahren zu dürfen. Aus dem Fünfseenland
und ganz Deutschland sind daher die Mitglieder mit ihren
Booten angereist – einige haben ihre Oldtimer-Boote sogar
extra aus Italien geholt, nur um einmal mit ihnen den See
mit seinem Alpenpanorama genießen zu können.
Der Legende nach wurde die berühmte Riva-Werft 1842
in Sarnico am Lago d’Iseo in Norditalien gegründet. Der
junge Bootsbauer Pietro Riva reparierte dort nach einem
Sturm die massiv zerstörten Fischerboote, bald sprach sich
sein Können über die Ortsgrenzen hinaus herum, seine
Werft wuchs. Zum Kultobjekt entwickelten sich die Boote
aber erst unter seinem Enkel Carlo Riva. Wer zwischen den
1950ern und 1970ern etwas auf sich hielt, leistete sich ein
Sportboot von Carlo Riva. Der Jetset um Gunter Sachs, Sophia
Loren, Sean Connery und Brigitte Bardot, all die Schönen
und Reichen zeigten sich auf einer Riva und verliehen
dem Boot Glamour und Sex-Appeal – bis heute umweht es
ein gewisser Status. „Wir haben schon ein spezielles Faible.
Vielleicht muss man für unsere Begeisterung ein bisschen
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SeeLeben
Hafenglück
Die schönsten Orte und die
Geschichte des Sees wurden
zu Wasser erkundet.
Ausgangspunkt war die
Marina Bernried am Westufer
des Starnberger Sees.
verrückt sein“, erklärt Konrad Börries lachend. Doch auch
als Außenstehender versteht man spätestens dann die Faszination,
wenn man auf dem mahagonigetäfelten Boot einmal
Platz genommen hat und der Steuerhebel nach vorne
gedrückt wird. Dann donnern die Boote wie amerikanische
Straßenkreuzer los, man rutscht tiefer in den weißen Ledersessel
hinein und glaubt, über den See zu fliegen. Der
Eindruck, in einem Cadillac-Oldtimer zu sitzen, kommt
übrigens nicht von ungefähr, denn genau von diesen sind die
Riva-Boote inspiriert.
4352 Boote aus Holz entstanden in der Ära Carlo Riva.
Das letzte verließ 1996 das Werk. Heute soll nur noch rund die
Hälfte erhalten sein, denn viele der zwischen 1950 und 1970
gebauten Modelle wurden nach Einführung der italienischen
Luxussteuer – jetzt stark sein! – von den Besitzern zu Feuerholz
zersägt. Die noch existierenden Boote gelten als Sammlerstücke
und erzielen hohe sechsstellige Preise. Kein Wunder,
dass viele Besitzer sie nur zu besonderen Anlässen oder
gar nicht ins Wasser lassen. „Die Boote sind für das Wasser
gemacht worden und da sollen sie auch hin“, findet allerdings
Konrad Börries. Doch sicherheitshalber checken die Teilnehmer
des Riva-Treffens nach den Ausfahrten gründlich den
Motor und befreien das empfindliche Holz und Chrom von
Wasser. Sie möchten schließlich möglichst lange genießen,
wofür die Boote gebaut wurden: um Spaß zu haben. Und den
hat man nun mal dann, wenn der Fahrtwind durch die Haare
weht, die Gischt spritzt und man bei Föhn sogar eine tolle Sicht
auf die Berge genießt – so wie auf dem Starnberger See.
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