Sachwert Magazin 03/2021
FOLKER HELLMEYER: Der Westen in der »Wahrnehmungsfalle« MAX OTTE: Der Börsenbulle THOMAS HENNInGS: Vermögensschutz – Befinden wir uns nun auf einer Zielgeraden? SNEAKER FÜRS PORTFOLIO: So handelt die neue Generation HELGE NORBERT ZIEGLER: Die Energieeinsparverordnung ist Vergangenheit
FOLKER HELLMEYER: Der Westen in der »Wahrnehmungsfalle«
MAX OTTE: Der Börsenbulle
THOMAS HENNInGS: Vermögensschutz – Befinden wir uns nun auf einer Zielgeraden?
SNEAKER FÜRS PORTFOLIO: So handelt die neue Generation
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Raritäten
Bilder: Unsplash / SoleSavy, Sotheby’s, IMAGO / ZUMA Press
W
er hat ihn nicht, den
einen Freund, der mehr
Sneaker im Schuhschrank
stehen hat,
als er tragen kann?
Und genauso sehen sie auch aus: Weiße
Sohlen, leuchtende Farben, kaum eine
Falte im Leder erkennbar. Einst waren sie
Gebrauchsgegenstände, dann geliebte
Sammlerstücke. Immer mehr, vor allem
junge Menschen, begeistern sich für die
Turnschuhe in all ihren Farben und Variationen.
Sie haben sich das Sammeln von
Sneakern erst zum Hobby, dann zum Investitionsprojekt
gemacht – ein Zug, auf
den bekannte Marken mit Freude aufspringen.
HYPE DURCH KÜNSTLICHE
VERKNAPPUNG
Große Marken wie Nike und Adidas, deren
Sneaker sich besonderer Beliebtheit
erfreuen, haben eigens zu diesem Zweck
Strategien entwickelt, um die Aufregung
um ihre Schuhe anzuheizen: Ausgefallene
Designs, limitierte Stückzahlen, Social-Media-Posts
von Influencern, die den Schuh
im Vorab erhalten haben, um Neider anzulocken
und Fotos von langen Schlangen
vor den Geschäften, die Kaufpanik
erzeugen sollen. Durch den medialen
Trubel werden die betreffenden Sneaker
künstlich aufgewertet. Besonders für solche
Schuhe, die aus Kooperationen mit
Rappern oder bekannten Modedesignern
hervorgehen, sind Fans bereit, große
Summen auszugeben. Die klassischen
50-Euro-Nikes, die jeder noch irgendwo
im Schuhschrank stehen hat, haben mit
den »Yeezys«, die zum ersten Mal 2008 in
der Kooperation zwischen Nike und Kanye
West rausgebracht wurden, nicht mehr
viel gemein, außer dem Häkchen-Logo an
den Seiten.
Dem Sammeln dieser Schuhe gehen nicht
mehr nur Sneaker-Liebhaber aus bloßer
Freude am Schuh nach. Viele Sammler
haben ihr Hobby zum Beruf – oder zumindest
zu einer ernstzunehmenden Nebenbeschäftigung
und Vermögensanlage –
gemacht. In den vergangenen Jahren hat
sich ein weltweiter Markt für den Sneaker-
Handel entwickelt, an dem sich nicht nur
einzelne Sammler und Händler, sondern
auch große Firmen und Investoren beteiligen.
Die Investment-Bank Cowen schätzt,
dass dieser Markt bis 2030 rund 30 Milliarden
US-Dollar wert sein könnte.
DER »AKTIENMARKT DER DINGE«
Davon profitiert insbesondere die Plattform
StockX. Dort wird unter anderem
mit Sneakern, Streetwear, Designertaschen
und allem, was das Millenial-Herz
begehrt, gehandelt. Im vergangenen Jahr
machte das US-Unternehmen aus Detroit
damit einen weltweiten Umsatz von über
400 Millionen US-Dollar. Die Zahl der Käufer
hat sich um über 90 Prozent gesteigert.
Ob das mit der Langeweile im Lockdown
oder mit dem Wunsch nach finanzieller Sicherheit
in Krisenzeiten zusammenhängt,
oder ob es eine Entwicklung ist, die uns
ohnehin erreicht hätte, bleibt fürs Erste
offen.
StockX vermarktet sich selbst als »Aktienmarkt
der Dinge«. Entsprechend sind
Funktionen und Elemente des traditionellen
Aktienmarkts in der Onlinehandelsplattform
integriert. Beim Abgeben von
Geboten und Angeboten kommen Käufer
und Verkäufer nicht miteinander in Kontakt.
Die Transaktion wird vollständig über
StockX abgewickelt. Kunden haben die
Möglichkeit, ein digitales Sneaker-Portfolio
zu erstellen, vergangene Transaktionen
einzusehen, Preise zu vergleichen und die
»VIELE HABEN DIE
MÖGLICHKEIT EINES
BETRÄCHTLICHEN
NEBENVERDIENSTES
DURCH DEN HANDEL
MIT SNEAKERN, SPIEL-
KONSOLEN, SKATE-
BOARDS, POKÉMON-
SAMMELKARTEN UND
ÄHNLICHEN MILLENI-
AL-SAMMLERSTÜCKEN
ERKANNT.«
aktuellen Marktdaten zu verfolgen. Dieses
Konzept bezeichnet Greg Schwartz,
Chief Operations Officer und Mitgründer
von StockX, in der Welt am Sonntag als
den »Schlüssel« ihres Erfolgs. Zusammen
mit seinem Investor Dan Gilbert und dem
Sneaker-Experten Josh Huber hat er das
Unternehmen 2015 gegründet. »Die Preise
sind ausschließlich von Angebot und
Nachfrage beeinflusst und werden nicht
von den Verkäufern künstlich erhöht«, so
Schwartz. Dazu komme der Nervenkitzel
und die Lust am Handel.
NEUE ANLAGEFORMEN FÜR EINE
NEUE GENERATION
Vielen geht es nicht mehr um die Freude
am Schuh oder die »Lust am Handel«.
Wer wertvolle Sneaker online kaufen
möchte, konkurriert mittlerweile häufig
mit Bots, die eigens zum Kauf solcher
Schuhe programmiert worden sind.
Als der teuerste Sneaker aller Zeiten gilt
der Prototyp eines Nike Air Yeezy 1, den
Kanye West bei den Grammy Awards
2008 trug. Der Schuh soll von Kanye West,
Mike Smith und Tiffany Beers entworfen
worden sein. Ende April wurde das Sneaker-Paar
von Sotheby’s für 1,8 Millionen
US-Dollar unter den Hammer gebracht
und stellte damit den neuen Weltrekord
des teuersten Sneaker-Paars auf.
SACHWERT MAGAZIN 3/2021
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