Logistikkompetenz in der Entsorgung - oeko-logistik.de
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LOGistik<br />
ntsorgungs<br />
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong><br />
Strukturen und Leistungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik<br />
von <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Ergebnisse e<strong>in</strong>er empirischen Studie bei<br />
Unternehmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft<br />
<strong>in</strong> Deutschland<br />
Arne Lemke<br />
Dres<strong>de</strong>n, 2004
Inhalt<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004<br />
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
1 EINE NEUE SICHTWEISE AUF DIE ENTSORGUNGSLOGISTIK.....................................................................................1<br />
1.1 <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Kreislauf- und Abfallwirtschaft .................................................1<br />
1.2 <strong>Entsorgung</strong> aus Sicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik ..................................................................................2<br />
1.3 Die <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> als Logistik von <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen ....................................7<br />
1.4 Untersuchung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen....................................9<br />
2 MARKTSTRATEGIE UND GESCHÄFTSFELDER DER ENTSORGUNGSUNTERNEHMEN .................................................12<br />
2.1 Unternehmensstrategie und Positionierung <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft...................................12<br />
2.2 Die Marktsituation <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft aus Sicht <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen ............14<br />
2.3 Geschäftsfel<strong><strong>de</strong>r</strong> und Leistungsangebot von <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen .............................17<br />
3 ORGANISATION DER ENTSORGUNGSLOGISTIK......................................................................................................19<br />
3.1 Operative Abwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> Prozessschritte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> ..................................19<br />
3.2 Fremdvergabe operativer Standardleistungen durch <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen ................22<br />
4 KUNDENMANAGEMENT UND KUNDENORIENTIERUNG IN DER ENTSORGUNG .....................................................23<br />
4.1 Market<strong>in</strong>g-Strategie <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen ........................................................23<br />
4.2 Die Auswahl von Kun<strong>de</strong>n ...........................................................................................24<br />
4.3 Die Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammenarbeit mit Kun<strong>de</strong>n .....................................................................25<br />
5 LOGISTIKMANAGEMENT IN ENTSORGUNGSUNTERNEHMEN .................................................................................28<br />
5.1 Logistikstrategie <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen..............................................................28<br />
5.2 Verankerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen...................................................29<br />
5.3 Logistische Entscheidungen <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen................................................30<br />
5.4 Aufgabenumfang <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>...........................................................32<br />
5.5 Fremdvergabe adm<strong>in</strong>istrativer Logistikaufgaben durch <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen.............34<br />
5.6 Management von Logistikkosten <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>.......................................................35<br />
6 UMWELTMANAGEMENT IN ENTSORGUNGSUNTERNEHMEN ..................................................................................40<br />
6.1 Umfang und Charakter <strong>de</strong>s Umweltmanagements <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen ...............40<br />
6.2 Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und Maßnahmen für die Ausgestaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Umweltorientierung .....41<br />
7 GEGENSTAND UND AUSPRÄGUNG LOGISTISCHER ERFOLGSFAKTOREN IN ENTSORGUNGSUNTERNEHMEN.........43<br />
7.1 Allgeme<strong>in</strong>e Erkenntnisse aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Untersuchung ............................................................43<br />
7.2 Ausprägung logistischer Erfolgsfaktoren <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen..............................44<br />
Literatur 48
1 E<strong>in</strong>e neue Sichtweise auf die <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong><br />
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
1.1 <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Kreislauf- und Abfallwirtschaft<br />
Die <strong><strong>de</strong>r</strong>zeitige Situation <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft ist durch stetig steigen<strong>de</strong> Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen an die fortschreiten<strong>de</strong><br />
Getrennterfassung von Abfällen zur Verwertung gekennzeichnet. Parallel hierzu nimmt<br />
die Diskussion über die Wirtschaftlichkeit öffentlicher Dienstleistungen zu, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong> sparsamerer<br />
Umgang mit Haushaltsmitteln gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t wird. 1 Ökologische Problemstellungen fließen verstärkt <strong>in</strong><br />
das Aufgabengebiet <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> <strong>in</strong>nerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft e<strong>in</strong>, da logistische Prozesse<br />
und Systeme zur Verwertung und Beseitigung von Abfällen Umwelte<strong>in</strong>wirkungen <strong>in</strong> erheblichem<br />
Ausmaß verursachen. Dabei treten Konflikte zwischen ökonomischen und ökologischen Zielen<br />
auf, wenn aufgrund e<strong>in</strong>er ökologisch geprägten Logistikkonzeption Mehrkosten entstehen, die<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Auftraggeber nicht zu zahlen bereit ist. 2<br />
Die Abfallwirtschaft konzentrierte bisher ihre Anstrengungen auf die Reduktion <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallmengen,<br />
auf <strong>de</strong>n Ausbau und die technische Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwertung und auf die sichere Beseitigung<br />
von Abfällen. Da <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Bereichen <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwertung und Beseitigung <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong> hohes technisches<br />
Niveau erreicht ist, stehen nunmehr die Logistikprozesse bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Siedlungsabfallentsorgung<br />
im Mittelpunkt. Hier liegen große E<strong>in</strong>sparpotenziale, <strong>de</strong>nn mehr als die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>skosten<br />
wird durch die Logistik verursacht. 3 Der hohe Logistikkostenanteil, im Vergleich zur Versorgungs<strong>logistik</strong>,<br />
resultiert vor<strong><strong>de</strong>r</strong>gründig aus <strong>de</strong>m niedrigen Wert <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfälle und Wertstoffe. Deshalb<br />
stellt sich die Frage nach Möglichkeiten zur Optimierung logistischer Prozesse im <strong>Entsorgung</strong>sbereich.<br />
Parallel dazu erfolgt e<strong>in</strong>e Aus<strong>de</strong>hnung <strong><strong>de</strong>r</strong> mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kreislaufwirtschaft verbun<strong>de</strong>nen Umweltziele auf<br />
entsorgungslogistische Prozesse. Stan<strong>de</strong>n bisher Verwertungsquoten o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Deponiesicherheit im<br />
Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund, widmet sich die Umweltpolitik zunehmend <strong>de</strong>n Umweltleistungen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong>.<br />
4 Daraus resultieren verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te Leistungsanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen an diejenigen Akteure, die mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Durchführung von <strong>Entsorgung</strong>saufgaben beauftragt wer<strong>de</strong>n.<br />
<strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> wird als e<strong>in</strong>e Dienstleistungsfunktion <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft angesehen. Dort wird<br />
sie geme<strong>in</strong>sam mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallbehandlung, <strong><strong>de</strong>r</strong> Deponierung und <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallverwertung als e<strong>in</strong><br />
Teilprozess angeordnet. Anwendungsbereich <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> ist die <strong>Entsorgung</strong> i.w.S., also<br />
sowohl die <strong>Entsorgung</strong>, die Beseitigung als auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>e<strong>in</strong>satz von Abfällen.<br />
LEMSER benennt als Aufgabenbereiche <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> das Erfassen und Sammeln von Abfällen,<br />
das Konfektionieren und Umschlagen, das Transportieren und För<strong><strong>de</strong>r</strong>n, das Zwischenlagern<br />
sowie die Auswertung und Bereitstellung von Informationen. 5<br />
BILITESWKI verweist <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er umfassen<strong>de</strong>n Grundlagenbetrachtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft auf die zunehmen<strong>de</strong><br />
Be<strong>de</strong>utung ökonomischer E<strong>in</strong>flüsse auf die Abfallwirtschaft sowie auf die Notwendigkeit<br />
umfassen<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>skonzepte. 6 Logistische Aufgaben <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft wer<strong>de</strong>n jedoch<br />
1 Vgl. Dornbusch et al. (2000)<br />
2 Vgl. Kaluza/Dullnig/Goebel (2001), S. 12<br />
3 Bis zu 56% <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Industrie; vgl. dazu Gammel<strong>in</strong> (2002).<br />
4 Vgl. bspw. BMBF (1999)<br />
5 Vgl. Lemser (1999), S. 210 ff.<br />
6 Vgl. Bilitewski/Härdtle/Marek (2000), S. 6 und S. 667.<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 1
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
lediglich <strong>in</strong> Bezug auf die Sammlung, <strong>de</strong>n Transport und <strong>de</strong>n Umschlag von Abfällen betrachtet. 7<br />
Strategische und planerische Aufgaben zur umfassen<strong>de</strong>n und ganzheitlichen Betrachtung von <strong>Entsorgung</strong>,<br />
Abfallbehandlung und -beseitigung wer<strong>de</strong>n nicht <strong>in</strong> Bezug zur Logistik gesetzt. Typische<br />
logistische Planungsaufgaben wie Mengenanalysen und -planungen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Standortplanungen wer<strong>de</strong>n<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklung von <strong>in</strong>tegrierten <strong>Entsorgung</strong>ssystemen angeführt, ohne jedoch Planungsgrundsätze<br />
zu systematisieren. 8<br />
E<strong>in</strong>e stärkere Berücksichtigung von Aspekten <strong><strong>de</strong>r</strong> Kreislaufwirtschaft im strategischen Management<br />
von Unternehmen for<strong><strong>de</strong>r</strong>t KIRCHGEORG. 9 Er argumentiert, zum Schließen <strong>de</strong>s Stoffkreislaufs müssten<br />
die Schnittstellen zur Zuführung von Altprodukten <strong>in</strong> das <strong>Entsorgung</strong>ssystem („Po<strong>in</strong>t of Return“) sowie<br />
vom <strong>Entsorgung</strong>ssystem zum Verwerter („Po<strong>in</strong>t of Entry“) gestaltet wer<strong>de</strong>n. Die Übernahmebzw.<br />
Sammelprozesse und die Behandlungsprozesse erweitern die bestehen<strong>de</strong>n Unternehmensaufgaben.<br />
10 Die Übertragung solcher Aufgaben an spezialisierte Dienstleister o<strong><strong>de</strong>r</strong> die komplette<br />
Fremdvergabe <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> von Herstellern an <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen wird jedoch nicht angesprochen,<br />
obwohl die Be<strong>de</strong>utung von Leistungsmerkmalen wie die Rückgabefähigkeit und die<br />
Recycl<strong>in</strong>gfähigkeit für die Wettbewerbsfähigkeit von Herstellern betont wird. 11<br />
Um vor allem die im KrW-/AbfG auftreten<strong>de</strong>n Regelungslücken zu schließen, for<strong><strong>de</strong>r</strong>t LÖWE e<strong>in</strong><br />
Stoffstrommanagement für die Abfallwirtschaft. 12 Dabei sollen die verschie<strong>de</strong>nen Akteure <strong>in</strong> „vertikalen<br />
Konstellationen“ zusammenkommen. Mit diesem Stoffstrommanagement sollen <strong>Entsorgung</strong>saspekte<br />
bereits <strong>in</strong> die Produkt- und Leistungsentwicklung e<strong>in</strong>gebracht wer<strong>de</strong>n und frühzeitig<br />
Aufkommensmengen an Abfällen abgeschätzt wer<strong>de</strong>n. 13 In <strong>de</strong>m Entwurf wer<strong>de</strong>n zwar die Ansätze<br />
für die Planung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> nicht <strong>de</strong>tailliert entwickelt und auch die Verantwortlichkeiten<br />
dafür nicht Abfallerzeugern o<strong><strong>de</strong>r</strong> Entsorgern zugeordnet. Jedoch tauchen hier erstmals langfristige,<br />
unternehmensübergreifen<strong>de</strong> Planungsaspekte und I<strong>de</strong>en zu <strong><strong>de</strong>r</strong>en frühzeitiger Berücksichtigung<br />
im Logistiksystem auf.<br />
1.2 <strong>Entsorgung</strong> aus Sicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik<br />
Für die Betrachtung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> bzw. <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> existieren <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik verschie<strong>de</strong>ne<br />
Ansätze. Sie basieren auf <strong>de</strong>n Aufgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> Kreislaufwirtschaft o<strong><strong>de</strong>r</strong> beziehen sich auf die<br />
betrachteten Objekte bzw. auf die Flussrichtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Objekte zur Abgrenzung von an<strong><strong>de</strong>r</strong>en logistischen<br />
Aktivitäten. Kennzeichen aller dieser Ansätzen ist jedoch die Perspektive <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallerzeuger<br />
als Ausgangspunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Betrachtungen.<br />
In <strong>de</strong>n meisten Ansätzen wird betont, dass durch die steigen<strong>de</strong>n Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kreislaufwirtschaft<br />
Aufgaben <strong>de</strong>s Logistikmanagements sowie damit verbun<strong>de</strong>ne logistische Gestaltungspr<strong>in</strong>zipien<br />
auf die <strong>Entsorgung</strong> zu übertragen s<strong>in</strong>d. Zur <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> gehören <strong>de</strong>mnach die Planung,<br />
Konzeption und Steuerung von <strong>Entsorgung</strong>slösungen sowie Metho<strong>de</strong>n und Instrumente zur<br />
Lösung entsorgungslogistischer Problemstellungen.<br />
7 Vgl. Bilitewski/Härdtle/Marek (2000), S. 75 ff.<br />
8 Vgl. Bilitewski/Härdtle/Marek (2000), S. 668 f.<br />
9 Vgl. Kirchgeorg (2001), S. 5.<br />
10 Vgl. Kirchgeorg (2001), S. 6.<br />
11 Vgl. Kirchgeorg (2001), S. 7.<br />
12 Vgl. Löwe (2000), S. 269.<br />
13 Vgl. Löwe (2000), S. 272 f.<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 2
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Die <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> stellt e<strong>in</strong> System zum raum-zeitlichen Transfer von Abfällen vom Entstehungsort<br />
bis zum endgültigen Verbleiben dar. Ursprünglich wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff „<strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong>“<br />
ausschließlich im betrieblichen Bereich verwen<strong>de</strong>t. 14 Dort ergänzt die <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> die traditionell<br />
<strong>in</strong> Beschaffungs-, Produktions- und Distributions<strong>logistik</strong> unterteilte Unternehmens<strong>logistik</strong> zur<br />
<strong>Entsorgung</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> bei betrieblichen Prozessen anfallen<strong>de</strong>n Rückstän<strong>de</strong>. 15 Die <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> ist<br />
<strong>de</strong>mnach e<strong>in</strong> phasenspezifischer Teilprozess <strong><strong>de</strong>r</strong> betrieblichen Leistungserstellung und orientiert sich<br />
<strong>in</strong> entgegensetzter Richtung <strong>de</strong>s versorgen<strong>de</strong>n Güterstroms. Sie wird dabei i.e.S. anlagenbezogen<br />
verstan<strong>de</strong>n, die entsorgungslogistischen Prozesse en<strong>de</strong>n mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Übergabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfälle an externe<br />
Entsorger. 16<br />
RINSCHEDE und WEHKING <strong>de</strong>f<strong>in</strong>ieren <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> objektbezogen als „… Sammlung, Transport,<br />
Umschlag und Lagerung aller <strong>in</strong> Industriebetrieben, im Han<strong>de</strong>l bzw. <strong>in</strong> Privathaushalten anfallen<strong>de</strong>n<br />
Abfall-, Rest- und Schadstoffe.“ 17 .<br />
In Auslegung <strong>de</strong>s KrW-/AbfG erweitert JANSEN die logistischen Prozesse <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> um die<br />
Behandlung von Abfällen. 18<br />
Die <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> hat die <strong>Entsorgung</strong>sprozesse zu gestalten, Abfälle zu behan<strong>de</strong>ln o<strong><strong>de</strong>r</strong> zu<br />
entsorgen. Damit erweitert HEISERICH die operative Sichtweise um Managementaufgaben. 19 Als<br />
grundsätzliche Aufgabenstellungen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> sieht er die Organisation <strong>de</strong>s Materialflusses<br />
(also die Bewältigung <strong><strong>de</strong>r</strong> operativen Prozessdurchführung) sowie die umweltverträgliche<br />
Gestaltung von entsorgungslogistischen Konzepten („Umweltschutz <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik“) an. 20 Er verweist<br />
zu<strong>de</strong>m auf die Notwendigkeit, Konzepte zur Abfallverr<strong>in</strong>gerung und -vermeidung zu entwickeln.<br />
Dazu wer<strong>de</strong>n logistische Zielstellungen für die <strong>Entsorgung</strong> konkretisiert: Die <strong>Entsorgung</strong>skosten<br />
s<strong>in</strong>d zu m<strong>in</strong>imieren, es s<strong>in</strong>d technologische Impulse zur Abfallbehandlung zu geben und die<br />
Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>e<strong>in</strong>steuerung behan<strong>de</strong>lter Abfälle ist zu organisieren. E<strong>in</strong>e Verknüpfung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong><br />
mit e<strong>in</strong>em ganzheitlichen Umweltmanagement ist erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich. 21 In <strong>de</strong>n „ganzheitlichen“ Konzepten<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> s<strong>in</strong>d <strong>Entsorgung</strong>saufgaben und klassische Logistikaufgaben verknüpft<br />
und wer<strong>de</strong>n „... arbeitsteilig von Transport- und <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen durchgeführt.“ 22 .<br />
Die Entsorger s<strong>in</strong>d damit <strong>in</strong> die Logistikstrukturen <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallerzeuger <strong>in</strong>tegriert, wobei nicht erläutert<br />
wird, <strong>in</strong> welcher Art und Weise und unter welcher Kompetenzverteilung.<br />
STÖLZLE weist auf die <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> als logistisches Subsystem h<strong>in</strong> und <strong>de</strong>f<strong>in</strong>iert somit die <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong><br />
als „… die Anwendung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikkonzeption auf Abfälle, um mit allen Tätigkeiten<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> raumzeitlichen Transformation, e<strong>in</strong>schließlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Mengen- und Sortenän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, e<strong>in</strong>en<br />
ökonomisch und ökologisch effizienten Abfall-Fluss zu gestalten.“ 23<br />
14 Vgl. bspw. Jünemann (1991), S. 5; Jansen (1998), S. 1.<br />
15 Vgl. Isermann/Houtman (1998), S. 310.<br />
16 Vgl. Salhofer (2001), S. 14.<br />
17 R<strong>in</strong>sche<strong>de</strong>/Wehk<strong>in</strong>g (1995), S. 21.<br />
18 Vgl. Jansen (1998), S. 41.<br />
19 Vgl. Heiserich (2000), S. 289.<br />
20 Vgl. Heiserich (2000), S. 313.<br />
21 Vgl. Heiserich (2000), S. 297.<br />
22 Heiserich (2000), S. 315.<br />
23 Stölzle (1993), S. 162 f.<br />
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<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Als konstitutive Elemente <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> können:<br />
• die Fixierung auf Reststoffe;<br />
• die explizite E<strong>in</strong>beziehung von Umweltschutzzielen;<br />
• die Beschränkung <strong>de</strong>s Aufgabenumfel<strong>de</strong>s auf räumliche, zeitliche, mengen- und artgemäße<br />
Transformationsprozesse sowie<br />
• die Anwendung auf e<strong>in</strong>e <strong>Entsorgung</strong> i.w.S., d.h. sowohl unter E<strong>in</strong>beziehung <strong><strong>de</strong>r</strong> Beseitigung<br />
von Reststoffen als auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>e<strong>in</strong>steuerung<br />
angeführt wer<strong>de</strong>n. 24<br />
Akteure <strong>in</strong> entsorgungslogistischen Systemen s<strong>in</strong>d Hersteller und Konsumenten als Abfallerzeuger,<br />
„Distributionsmittler o<strong><strong>de</strong>r</strong> -helfer“ bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Rückführung sowie „entsorgungslogistische Spezialisten“<br />
für die <strong>Entsorgung</strong>saufgaben i.e.S.. Die Rolle <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen wird nicht weiter spezifiziert.<br />
25 Die Gestaltung entsorgungslogistischer Aufgabenbereiche wird auf e<strong>in</strong>er unternehmensbezogenen,<br />
mikrologistischen Betrachtungsebene für Industrieunternehmen vorgenommen. 26<br />
SCHULTE ordnet die <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> als e<strong>in</strong>en Teilbereich <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> an. 27 Aufbereitungs-<br />
und <strong>Entsorgung</strong>sprozesse i.e.S. gehören <strong>de</strong>mnach nicht zu entsorgungslogistischen Aktivitäten,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n stellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die Ausgestaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> dar (vgl.<br />
Abbildung 1). Diese wird vor allem als <strong>in</strong>nerbetriebliche <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> <strong>in</strong>dustrieller Abfallerzeuger<br />
dargestellt. 28 Die Verknüpfung mit unternehmensexternen <strong>Entsorgung</strong>sprozessen und mit<br />
<strong>de</strong>n Logistiksystemen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen wird nicht betrachtet.<br />
Kernleistungen<br />
T-U-L<br />
<strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong><br />
Zusatzleistungen<br />
Sammeln<br />
Sortieren<br />
Informationsleistungen<br />
Auftragsabwicklung<br />
Trennung<br />
z.B. Demontage<br />
<strong>Entsorgung</strong><br />
Aufbereitung<br />
Umwandlung<br />
z.B. Zerkle<strong>in</strong>erung<br />
Verwendung<br />
Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>verwendung<br />
Weiterverwendung<br />
Abbildung 1: Systematisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> nach SCHULTE 29<br />
<strong>Entsorgung</strong> i.e.S.<br />
Verwertung<br />
Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>verwertung<br />
Weiterverwertung<br />
Beseitigung<br />
Deponierung<br />
Verbrennung<br />
Kompostierung<br />
PFOHL überträgt die verrichtungsspezifischen logistischen Subsysteme <strong><strong>de</strong>r</strong> Versorgungs<strong>logistik</strong> auf<br />
die <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong>. Er benennt Auftragsabwicklung, Lagerhaltung und Lagerhaus, Verpackung<br />
und Transport sowie h<strong>in</strong>zukommend Sammlung und Trennung als Subsysteme <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>slo-<br />
24 Vgl. Stölzle (1993), S. 162.<br />
25 Vgl. Stölzle (1993), S. 195.<br />
26 Vgl. Stölzle (1993), S. 221 ff.<br />
27 Vgl. Schulte (1999b), S. 415.<br />
28 Vgl. Schulte (1999b), S. 421 ff.<br />
29 Vgl. Schulte (1999b), S. 416.<br />
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<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
gistik. 30 Die Kennzeichnung dieser Subsysteme erfolgt aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Perspektive von Industrieunternehmen,<br />
also von Abfallerzeugern. Dementsprechend wer<strong>de</strong>n auch Empfehlungen für die Ausgestaltung<br />
dieser Subsysteme gegeben. E<strong>in</strong>e Verknüpfung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Behandlung und Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>e<strong>in</strong>steuerung<br />
von Recycl<strong>in</strong>gmaterialien wird zwar zur besseren Auslastung von Recycl<strong>in</strong>ganlagen<br />
<strong>in</strong> Ansätzen empfohlen. Weiterführend verweist PFOHL dazu auf e<strong>in</strong>e Aufgabenteilung <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>swirtschaft,<br />
die aber nicht erläutert wird. 31<br />
Die <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> nimmt im Ansatz von WILDEMANN zunächst e<strong>in</strong>e bereichsübergreifen<strong>de</strong><br />
Querschnittsfunktion im Unternehmen e<strong>in</strong>. Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Realisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kreislaufwirtschaft ist e<strong>in</strong>e Betrachtung<br />
über e<strong>in</strong>zelne Unternehmen h<strong>in</strong>aus und die Umsetzung <strong>in</strong>tegrierter, ganzheitlicher <strong>Entsorgung</strong>skonzepte<br />
erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich. 32 Unternehmen als Abfallerzeuger sollten, sofern e<strong>in</strong>e eigenständige<br />
<strong>Entsorgung</strong> nicht möglich ist, Kooperationen mit „Rückstandsmittlern“ schließen. Diese Partner<br />
übernehmen dann die Zuführung <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfälle zur Verwendung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Verwertung. 33 Als <strong>Entsorgung</strong>sprozesse<br />
wer<strong>de</strong>n technische und logistische Prozesse <strong>in</strong> e<strong>in</strong> versorgungszentriertes Prozessmo<strong>de</strong>ll<br />
e<strong>in</strong>geordnet. <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen als Akteure treten erstmals im Zusammenhang mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Auftragsabwicklung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> auf. 34 Sie sollten zu<strong>de</strong>m entsorgungslogistische Prozesse übernehmen,<br />
die Abfallerzeuger nicht selbst durchführen können o<strong><strong>de</strong>r</strong> wollen. 35<br />
E<strong>in</strong>en unternehmensübergreifen<strong>de</strong>n Ansatz unter E<strong>in</strong>beziehung verschie<strong>de</strong>nster Akteure stellt BRUNS<br />
<strong>in</strong> ihrem Entwurf von <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong>systemen dar. 36 Die Kennzeichnung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong><br />
als offenes, sozio-technisches System soll vor allem e<strong>in</strong>e Untersuchung <strong><strong>de</strong>r</strong> Beziehungen zwischen<br />
<strong>de</strong>n Akteuren ermöglichen. Ziel ist die Vernetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallerzeuger und <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwerter von<br />
Recycl<strong>in</strong>gmaterialien. Die erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen logistischen Leistungen zur Vernetzung wer<strong>de</strong>n aus Sicht<br />
dieser bei<strong>de</strong>n Akteursgruppen <strong>in</strong> Form von Leistungsanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen beschrieben. 37<br />
Als wesentliche Aufgabe e<strong>in</strong>er nachhaltigen Kreislaufwirtschaft sieht NEHER das effektive und effiziente<br />
Management <strong><strong>de</strong>r</strong> Objektflüsse. 38 Diese Aufgabe sollte das Logistikmanagement übernehmen,<br />
um nicht nur wie bisher Teilbereiche <strong><strong>de</strong>r</strong> Kreislaufwirtschaft zu optimieren und um bspw. umweltrelevante<br />
Probleme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Gesamtbezug zu setzen. Die Herstellerorientierung bisheriger Ansätze<br />
für e<strong>in</strong>e nachhaltige Ausgestaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kreislaufwirtschaft wird kritisiert. E<strong>in</strong>bezogen wer<strong>de</strong>n<br />
sollten künftig vor allem die Konsumenten. Der Autor for<strong><strong>de</strong>r</strong>t die technische und organisatorische<br />
Integration von entsorgungslogistischen Aufgaben <strong>in</strong> bestehen<strong>de</strong> Logistiksysteme, ohne Akteure<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> Verantwortliche dafür zu benennen. 39 Die Planung von <strong>Entsorgung</strong>s- und Behandlungskapazitäten<br />
sowie die Steuerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Redistribution sollte von <strong>de</strong>n Produzenten, also <strong>de</strong>n Abfallerzeugern,<br />
vorgenommen wer<strong>de</strong>n. 40<br />
30 Vgl. Pfohl (2004a), S. 239 f.<br />
31 Vgl. Pfohl (2004a), S. 240.<br />
32 Vgl. Wil<strong>de</strong>mann (1997a), S. 242.<br />
33 Vgl. Wil<strong>de</strong>mann (1997a), S. 244.<br />
34 Vgl. Wil<strong>de</strong>mann (1997a), S. 251.<br />
35 Vgl. Wil<strong>de</strong>mann (1997a), S. 253.<br />
36 Vgl. Bruns (1997), S. 33 f.<br />
37 Vgl. Bruns (1997), S. 74 f.<br />
38 Vgl. Neher (1999), S. 284.<br />
39 Vgl. Neher (1999), S. 288.<br />
40 Vgl. Neher (1999), S. 291.<br />
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<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
BAUMGARTEN löst sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>m von ihm entworfenen Prozessmo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik von Unternehmensgrenzen.<br />
In se<strong>in</strong>er prozessorientierten Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik stehen zuerst sequentiell und parallel<br />
verzahnte Prozessketten, die unternehmens<strong>in</strong>tern, aber auch unternehmensübergreifend <strong>de</strong>n Innovations-<br />
und Wertschöpfungsprozess abbil<strong>de</strong>n. 41 Im Prozesskettenmo<strong>de</strong>ll wird die Logistik nicht<br />
mehr <strong>in</strong> ihre Funktionen Beschaffungs<strong>logistik</strong>, Produktions<strong>logistik</strong>, Distributions- und <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong>,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>in</strong> die betrieblichen Hauptprozesse Entwicklung, Versorgung, Auftragsabwicklung<br />
sowie <strong>Entsorgung</strong> unterteilt (vgl. Abbildung 2). 42<br />
Komponenten<br />
Teile<br />
Wertstoffe<br />
Reststoffe<br />
Entwicklung<br />
Bedarfsermittlung<br />
Distribution<br />
Abbildung 2: <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> <strong>in</strong>nerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> prozessorientierten Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik 43<br />
Für die Beschaffungs-, Produktions- und Distributions<strong>logistik</strong> s<strong>in</strong>d die Versorgung und die Auftragsabwicklung<br />
die be<strong>de</strong>utendsten Hauptprozesse. Die Prozesskette <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> ist <strong>in</strong> die Teilprozesse<br />
Rückführung, Behandlung und Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>e<strong>in</strong>steuerung unterteilt. Sie ist überdies nicht mehr an<br />
Betriebsgrenzen gebun<strong>de</strong>n.<br />
Zu diesem Mo<strong>de</strong>ll ist kritisch anzumerken, dass die <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> als abstrakter Prozess verstan<strong>de</strong>n<br />
wird. Die Prozesskette <strong>Entsorgung</strong> ist funktionsbezogen geglie<strong><strong>de</strong>r</strong>t, was für die Versorgungs<strong>logistik</strong><br />
explizit vermie<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>. Das Mo<strong>de</strong>ll ist stark an versorgen<strong>de</strong>n Prozessen orientiert,<br />
so dass Aspekte <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft und <strong><strong>de</strong>r</strong> ausführen<strong>de</strong>n <strong>Entsorgung</strong>swirtschaft nur ungenügend<br />
abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Es unterschei<strong>de</strong>t beispielsweise nicht zwischen Verwertung und Beseitigung von<br />
Abfällen.<br />
EMMERMANN greift dieses Prozesskettenmo<strong>de</strong>ll auf und <strong>de</strong>tailliert die Prozesskette <strong>Entsorgung</strong>. 44 Sie<br />
ist <strong>in</strong>tegraler Bestandteil <strong>de</strong>s Prozesskreislaufes und besteht aus <strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n Materialfluss zuständigen<br />
Teilprozessen Redistribution, Produktrecycl<strong>in</strong>g, Materialrecycl<strong>in</strong>g, Distribution sowie <strong>de</strong>n unterstützen<strong>de</strong>n<br />
Prozessen Informationsmanagement und Mitarbeiterführung. 45 Die Teilprozesse Produkt-<br />
und Materialrecycl<strong>in</strong>g wer<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft zugeordnet. Dabei wird aber explizit auf<br />
41 Vgl. Baumgarten/Walter (2000), S. 7.<br />
42 Vgl. Baumgarten/Walter (2000), S. 7.<br />
43 Nach Baumgarten (1995), S. 150 sowie Emmermann (1996), S. 82.<br />
44 Vgl. Emmermann (1996), S. 78 ff.<br />
45 Vgl. Emmermann (1996), S. 81.<br />
Versorgung<br />
E<strong>in</strong>kauf<br />
Auftragsdurchlauf<br />
Beschaffungs<strong>logistik</strong><br />
Materialrecycl<strong>in</strong>g<br />
Informationsfluss Materialfluss<br />
<strong>Entsorgung</strong><br />
Informationsmanagement<br />
Auftragsabwicklung<br />
PPS Produktion Distribution<br />
Produktrecycl<strong>in</strong>g<br />
Mitarbeiterführung und -entwicklung<br />
Prozessketten zur Gütererzeugung<br />
(Versorgungs<strong>logistik</strong> i.w.S.)<br />
Redistribution<br />
Altgüter<br />
Wertstoffe<br />
Reststoffe<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 6
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
die dar<strong>in</strong> enthaltenen logistischen Aktivitäten verwiesen. 46 Die unterschiedlichen Abfallerzeuger und<br />
die daher verschie<strong>de</strong>nen Quellen von Abfällen – aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Prozesskette Versorgung (z.B. Verpackungsabfälle),<br />
aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Prozesskette Auftragsabwicklung (Produktions- und Verpackungsabfälle)<br />
sowie aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Nutzungsphase (Konsumtionsabfälle und Altprodukte) – können <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Prozessmo<strong>de</strong>ll<br />
nicht e<strong>in</strong><strong>de</strong>utig zugeordnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Als Betrachtungsschwerpunkt und Anwendungsgebiet dieses Prozessmo<strong>de</strong>lls wird die <strong>Entsorgung</strong><br />
als betriebliche Funktion bezeichnet. Vornehmlich sollen Schwachstellen bei gewerblichen Abfallerzeugern<br />
beseitigt und die „<strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong>“ <strong>in</strong> Industrie- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Han<strong>de</strong>lsunternehmen implementiert<br />
wer<strong>de</strong>n. 47 Lösungsansätze für Unternehmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft als Akteure <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Teilprozessen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> wer<strong>de</strong>n nicht aufgezeigt.<br />
Obwohl Def<strong>in</strong>itionen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>en übergreifen<strong>de</strong>n Charakter darstellen, wur<strong>de</strong>n<br />
bisher nur e<strong>in</strong>zelne Phasen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> getrennt betrachtet. Die betriebswirtschaftliche<br />
Forschung zur <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> bezweckte die M<strong>in</strong>imierung von <strong>Entsorgung</strong>skosten aus <strong>in</strong>nerbetrieblicher<br />
Sicht. <strong>Entsorgung</strong>skosten sollen bspw. durch die Beachtung von <strong>Entsorgung</strong>sparadigmen<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklung und Herstellung von Gütern bee<strong>in</strong>flusst wer<strong>de</strong>n. Systemgrenze war folglich die<br />
Betriebsgrenze. 48 Die eigentlichen <strong>Entsorgung</strong>sprozesse wer<strong>de</strong>n externen <strong>Entsorgung</strong>sdienstleistern<br />
zugeordnet, als Blackbox betrachtet und s<strong>in</strong>d nicht Gegenstand logistischer Betrachtungen. Sie<br />
wur<strong>de</strong>n im Rahmen von abfallwirtschaftlichen Studien, zumeist aus technisch-technologischer Sicht<br />
untersucht. 49 E<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation bei<strong><strong>de</strong>r</strong> Sichtweisen fehlte.<br />
1.3 Die <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> als Logistik von <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Stellt man die abfallwirtschaftliche Betrachtung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> und die logistische Betrachtung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> gegenüber und prüft die Eignung bei<strong><strong>de</strong>r</strong> Sichtweisen für das Management von<br />
<strong>Entsorgung</strong>sunternehmen, so s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Reihe von Überschneidungen, aber auch Lücken erkennbar.<br />
Die abfallwirtschaftliche Sichtweise <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> basiert auf <strong>de</strong>n operativen Aufgaben <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Abfallentsorgung. Aus <strong>de</strong>n ökonomischen und ökologischen Zielstellungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft wird<br />
e<strong>in</strong> Handlungsrahmen für die <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> aufgezeigt. Die Darstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgaben erfolgt<br />
h<strong>in</strong>gegen sehr stark technik- und technologielastig. Daraus entsteht <strong><strong>de</strong>r</strong> E<strong>in</strong>druck, die Abfallentsorgung<br />
besteht aus isolierten, eigenständigen Systemen, für die jeweils spezifische planerische und<br />
konzeptionelle Lösungen gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n müssen. E<strong>in</strong>e über mehrere Prozessschritte reichen<strong>de</strong><br />
strategische Ausrichtung o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Beschreibung von Schnittstellen sowie Konzepten zu <strong><strong>de</strong>r</strong>en Abstimmung<br />
ist zu vermissen. Die Diskussion <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgabenverteilung auf die verschie<strong>de</strong>nen Akteure<br />
erfolgt nicht über die Rollenzuordnung entsprechend <strong><strong>de</strong>r</strong> gesetzlichen Bestimmungen h<strong>in</strong>aus.<br />
Die Logistiksicht auf die <strong>Entsorgung</strong> überträgt <strong>in</strong> verschie<strong>de</strong>nen Ansätzen logistische Gestaltungspr<strong>in</strong>zipien<br />
auf die <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong>. E<strong>in</strong> wichtiger Schritt zur Weiterentwicklung gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong> abfallwirtschaftlichen<br />
Betrachtung ist die Prozessorientierung von <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallentstehung bis zum Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>e<strong>in</strong>satz<br />
von Recycl<strong>in</strong>gmaterialien bzw. bis zur Ablagerung von Reststoffen. Damit wird es möglich,<br />
alle zur <strong>Entsorgung</strong> erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen abfallwirtschaftlichen und logistischen Prozesse anhand <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
sie verknüpfen<strong>de</strong>n Material- und Informationsflüsse zu kennzeichnen. Schnittstellen, Abhängigkei-<br />
46 Vgl. Emmermann (1996), S. 85 f.<br />
47 Vgl. Emmermann (1996), S. 157.<br />
48 Vgl. Stölzle (1993).<br />
49<br />
RINSCHEDE und WEHKING beschreiben verschie<strong>de</strong>ne Verfahrensvarianten <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>, gehen aber kaum auf <strong>in</strong>nerbetriebliche<br />
Wirkungen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> e<strong>in</strong> (vgl. R<strong>in</strong>sche<strong>de</strong>/Wehk<strong>in</strong>g (1995), weiterführend auch Emmermann/Waltemath (1999))<br />
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<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
ten und Steuerungsaspekte können so effektiver im Rahmen <strong>de</strong>s Logistikmanagements behan<strong>de</strong>lt<br />
wer<strong>de</strong>n. Die E<strong>in</strong>ordnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Prozesse <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Verantwortungsbereich <strong>de</strong>s<br />
Logistikmanagements reicht von <strong>de</strong>n klassischen Logistikprozessen Transport, Umschlag und Lagerung<br />
bis h<strong>in</strong> zu Prozessen <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallbehandlung.<br />
E<strong>in</strong>er wirklich ganzheitlichen Betrachtung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> steht aber die starke Fokussierung<br />
auf die Abfallerzeuger entgegen. In <strong>de</strong>n meisten <strong><strong>de</strong>r</strong> dargestellten entsorgungslogistischen Ansätzen<br />
soll die <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Sicht und anhand <strong><strong>de</strong>r</strong> Belange <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Versorgungs<strong>logistik</strong><br />
agieren<strong>de</strong>n Unternehmen gestaltet wer<strong>de</strong>n. <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen wer<strong>de</strong>n nicht als Akteure<br />
mit eigenen logistischen Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen o<strong><strong>de</strong>r</strong> eigenem Logistikknow-how angesehen. Sie wer<strong>de</strong>n<br />
logistisch relativ unbestimmt als „Spezialisten für bestimmte <strong>Entsorgung</strong>saufgaben“ bezeichnet.<br />
Diese Spezialisten sollen <strong>in</strong> die <strong>Entsorgung</strong>sstrukturen <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallerzeuger <strong>in</strong>tegriert wer<strong>de</strong>n.<br />
Jedoch kann dieser Integrationsgedanke nur umgesetzt wer<strong>de</strong>n, wenn die Abfallentsorgung als<br />
Leistungserstellung <strong>de</strong>s <strong>Entsorgung</strong>sunternehmens verstan<strong>de</strong>n wird. Dann ist erkenntlich, dass dazu<br />
e<strong>in</strong> Logistiksystem analog <strong><strong>de</strong>r</strong> „Versorgungs<strong>logistik</strong>“ <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Industrie erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich ist. Die Verknüpfung<br />
von <strong>in</strong>dustriellen Abfallerzeugern und <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen erfolgt bspw. an <strong><strong>de</strong>r</strong> Schnittstelle<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Produktions<strong>logistik</strong> <strong>de</strong>s Abfallerzeugers mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Beschaffungs<strong>logistik</strong> <strong>de</strong>s <strong>Entsorgung</strong>sunternehmens.<br />
Folgen<strong>de</strong> Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen bestehen an die Gestaltung e<strong>in</strong>es Mo<strong>de</strong>lls für die Logistik von <strong>Entsorgung</strong>sunternehmens:<br />
• die Verknüpfung von <strong>Entsorgung</strong> und Verwertung;<br />
• die Orientierung an <strong><strong>de</strong>r</strong> Sichtweise <strong>de</strong>s <strong>Entsorgung</strong>sunternehmens;<br />
• die <strong>in</strong>tegrative Betrachtung ökonomischer (logistischer) und ökologischer (umweltbezogener<br />
und abfallwirtschaftlicher) Zielstellungen;<br />
• die Ausrichtung an logistischen Gestaltungspr<strong>in</strong>zipien.<br />
Zur <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> gehören im Verständnis dieser Arbeit das entsorgungslogistische System zur<br />
Durchführung aller mit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> verbun<strong>de</strong>nen Aufgaben und die Umsetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikkonzeption<br />
beim Management entsorgungslogistischer Systeme. Sie umfasst die Planung, Gestaltung,<br />
Durchführung, Steuerung und Kontrolle aller Material- und Informationsflüsse im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>.<br />
Die <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> stellt das spezifische Logistiksystem von <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
dar.<br />
Die neue <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> soll ganzheitlich vom Abfallerzeuger über abfallwirtschaftliche Behandlungsstufen<br />
bis zur Verwertung bzw. Beseitigung betrachtet wer<strong>de</strong>n. Sie umfasst die logistischen<br />
Aktivitäten <strong><strong>de</strong>r</strong> Prozesskette <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>.<br />
Fokus ist nunmehr die Logistik von <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen. Entsorger wer<strong>de</strong>n dar<strong>in</strong> als ausführen<strong>de</strong><br />
Institutionen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kreislaufwirtschaft und <strong>Entsorgung</strong> verstan<strong>de</strong>n. Sie agieren wirtschaftlich<br />
und haben ähnliche logistische Prozesse wie produzieren<strong>de</strong> Unternehmen. Aus ihrer eigenen Sicht<br />
besitzen sie sowohl e<strong>in</strong>e Versorgungs<strong>logistik</strong> als auch e<strong>in</strong>e <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong>. Die Versorgungs<strong>logistik</strong><br />
ist direkt mit <strong>de</strong>m Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong> Kreislaufführung von Stoffen, d. h. <strong><strong>de</strong>r</strong>en Zuführung zu <strong>de</strong>n Verwertern,<br />
zu erklären. 50 Quellen <strong><strong>de</strong>r</strong> Versorgungs<strong>logistik</strong> s<strong>in</strong>d die Abfallerzeuger, Senken s<strong>in</strong>d die<br />
Verwerter <strong><strong>de</strong>r</strong> Recycl<strong>in</strong>gmaterialien bzw. Deponien für nicht verwertbare Abfälle (vgl. Abbildung 3).<br />
Die <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Entsorger ist <strong>in</strong> ihre eigenen <strong>Entsorgung</strong>sprozesse <strong>in</strong>tegriert. Die während<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sbetrieben anfallen<strong>de</strong>n betrieblichen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Prozessabfälle wer<strong>de</strong>n<br />
50 Vgl. <strong>de</strong>n steigen<strong>de</strong>n Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwertung von Abfällen Bilitewski (2000) sowie Thomé-Kozmiensky (2001), S. 369.<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 8
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sbetrieben anfallen<strong>de</strong>n betrieblichen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Prozessabfälle wer<strong>de</strong>n <strong>in</strong><br />
die eigenen Prozessstrukturen <strong>in</strong>tegriert.<br />
Beschaffungsmarkt<br />
Absatzmarkt<br />
Deponie<br />
Rohstoffe<br />
Komponenten<br />
Teile<br />
Recycl<strong>in</strong>gmaterial<br />
Reststoffe<br />
Abbildung 3: Die neue Sichtweise auf die <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong><br />
In Anlehnung an die Betrachtungsweise <strong><strong>de</strong>r</strong> Versorgungs<strong>logistik</strong> ist die Prozesskette <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong><br />
<strong>in</strong> die funktionsorientierten Prozesse Abfallbeschaffung, Produktion/ Behandlung und<br />
Verwertung/Beseitigung unterteilt. Der letzte Prozessschritt ist <strong>in</strong> zwei parallele Prozesse unterteilt,<br />
da die Senken <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Abfallobjekt verschie<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d. So wer<strong>de</strong>n Abfälle zur Verwertung<br />
nach ihrer Behandlung wie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Wirtschaftskreislauf e<strong>in</strong>gesteuert, woh<strong>in</strong>gegen nicht verwertbare<br />
Abfälle zur Beseitigung dauerhaft und für <strong>de</strong>n Mensch und die Umwelt verträglich aus<br />
<strong>de</strong>m Kreislauf ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n. Abbildung 3 ver<strong>de</strong>utlicht <strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Kreislaufwirtschaft und <strong><strong>de</strong>r</strong> neuen <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong>.<br />
Diese Sichtweise auf die <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> soll es ermöglich, Prozesse <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> mit entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Prozessen <strong><strong>de</strong>r</strong> Versorgung zu vergleichen und zu bewerten. Auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong><strong>de</strong>r</strong> Versorgungs<strong>logistik</strong><br />
existieren hoch entwickelte Konzepte, die ihre Praxistauglichkeit mehrfach bewiesen<br />
haben. Auch For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Verankerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik im Management <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
s<strong>in</strong>d für die versorgungsorientierte Logistik bereits <strong>in</strong> stärkerem Maße umgesetzt. Wer<strong>de</strong>n jetzt<br />
diese Konzepte als Referenz für entsorgungslogistische Prozesse herangezogen, so kann e<strong>in</strong> funktionales<br />
Benchmark<strong>in</strong>g 51 durchgeführt wer<strong>de</strong>n und e<strong>in</strong> Logistik-Transfer 52 stattf<strong>in</strong><strong>de</strong>n. Schwachstellen<br />
können aufge<strong>de</strong>ckt und Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt wer<strong>de</strong>n.<br />
1.4 Untersuchung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Perspektive <strong><strong>de</strong>r</strong> „neuen“ <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> soll das Logistiksystem, das Logistikmanagement<br />
und die <strong>Logistikkompetenz</strong> von <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen untersucht wer<strong>de</strong>n. Dabei wird<br />
51 Vgl. Emmermann/Waltemath (1999) S. 56; Pfohl (2004b), S. 223 ff.<br />
52 Vgl. Kilimann (1996), S. 47 ff.<br />
Distribution<br />
Beseitigung<br />
Sichtweise <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallerzeuger<br />
Versorgungs<strong>logistik</strong> zur Gütererzeugung<br />
Beschaffung<br />
Sichtweise <strong><strong>de</strong>r</strong> Entsorger<br />
Produktion Distribution Nutzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Güter<br />
<strong>Entsorgung</strong> i.e.S. (Rückführung, Behandlung, Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>e<strong>in</strong>steuerung)<br />
Versorgungs<strong>logistik</strong> zur Verwertung / Beseitigung<br />
Produktion /<br />
Behandlung Behandlung<br />
„Klassische“ <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong><br />
<strong>Entsorgung</strong> i.e.S. (Abfallbeschaffung)<br />
Abfälle<br />
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<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
überprüft, wie logistische Erfolgsfaktoren aktuell bei Unternehmen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sbranche ausgeprägt<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Die Bestandsaufnahme logistischer Aufgaben, Strukturen und Fähigkeiten <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sbranche<br />
wur<strong>de</strong> <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er empirischen Studie durchgeführt. Bun<strong>de</strong>sweit wur<strong>de</strong>n 919 <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
per Fragebogen zu verschie<strong>de</strong>nen Aspekten ihres Han<strong>de</strong>lns befragt. Im Vorfeld <strong><strong>de</strong>r</strong> Untersuchung<br />
konnten nur wenige Erkenntnisse über die E<strong>in</strong>beziehung von Umweltaspekten <strong>in</strong> die<br />
Organisation <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> ausgemacht wer<strong>de</strong>n. Informationen zu Logistikleistungen, logistischen<br />
Strukturen und zur Ausprägung <strong>de</strong>s Logistikmanagements <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft liegen im Gegensatz<br />
zu an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Branchen nicht <strong>in</strong> ausreichen<strong>de</strong>m Umfang, <strong>in</strong> genügen<strong><strong>de</strong>r</strong> Spezifität bzw. Aktualität<br />
vor. Entsprechen<strong>de</strong> Studien aus Industrie und Han<strong>de</strong>l, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Ergebnisse später als Vergleichsmaßstab<br />
herangezogen wer<strong>de</strong>n, betrachten entsorgungslogistische Aspekte stets aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Sicht <strong>in</strong>dustrieller<br />
Abfallerzeuger. Daher war es zunächst notwendig, bestimmte strukturelle Daten und grundlegen<strong>de</strong><br />
Informationen zur Logistik <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen zu erheben. Die Darstellung, wie<br />
entsorgungslogistische Prozesse und Strukturen organisiert und das Logistikmanagement <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
ausgestaltet s<strong>in</strong>d, hat explorativen Charakter.<br />
Das Untersuchungs<strong>de</strong>sign kann wie folgt charakterisiert wer<strong>de</strong>n:<br />
Merkmal Ausprägung<br />
Erhebungsform schriftliche Befragung von Unternehmen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sbranche<br />
Grundgesamtheit <strong>de</strong>utsche <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen, Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s BDE (919)<br />
Befragte Personen Verantwortliche für Logistik im betreffen<strong>de</strong>n Unternehmen<br />
Erhebungs<strong>in</strong>strument Standardisierter Fragebogen mit geschlossenen und offenen Antwortkategorien<br />
Befragungszeitraum September 2002 bis Februar 2003<br />
Ort <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragung Zusendung per Post<br />
Stichprobenumfang nicht zutreffend;<br />
Befragung <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundgesamtheit<br />
gewonnene Stichprobe 76 auswertbare Fragebögen, Nettostichprobe = 8,3%<br />
EDV-Auswertung SPSS v11.0 und MS-Excel<br />
Tabelle 1: Untersuchungs<strong>de</strong>sign bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Analyse <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Logistikkompetenz</strong> von <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Der Fragebogen wur<strong>de</strong> von 77 <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten 919 <strong>de</strong>utschen <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen bearbeitet.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>s Umfangs <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragung und <strong><strong>de</strong>r</strong> Detailliertheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Fragen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Neuartigkeit <strong>de</strong>s<br />
Themas und damit e<strong>in</strong>hergehen<strong><strong>de</strong>r</strong> Unwissenheit wur<strong>de</strong> die Beantwortung jedoch teilweise vorzeitig<br />
abgebrochen. An<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits erschwerte e<strong>in</strong>e teils fehlerhafte Bearbeitung auch vollständig<br />
beantworteter Fragebögen die Auswertung. Somit lagen am En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Erhebungsphase 76 vollständig<br />
und korrekt ausgefüllte und auswertbare Fragebögen für die Analyse vor. Damit wur<strong>de</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Rücklaufquote von 8,3% erreicht.<br />
Die Struktur <strong>de</strong>s Fragebogens ist <strong>in</strong> Abbildung 4 überblicksartig dargestellt. Der vollständige Fragebogen<br />
ist im Anhang enthalten. Gleichzeitig wird <strong>de</strong>utlich, wie die <strong>in</strong> Kapitel 5 erarbeiteten logistischen<br />
Erfolgsfaktoren <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragung berücksichtigt wur<strong>de</strong>n. Dabei wur<strong>de</strong>n die Ausprägungen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Erfolgsfaktoren nicht unmittelbar abgefragt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n anhand <strong>de</strong>taillierter Teilaspekte ermittelt.<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 10
Statistisches Datenblatt<br />
Arten entsorgter Abfälle, Mengenströme vom und zum Unternehmen<br />
Erhebungsbogen<br />
A – Allgeme<strong>in</strong>e Angaben<br />
Betriebsgröße, wirtschaftliche Verflechtungen<br />
B - Geschäftsfel<strong><strong>de</strong>r</strong> und Kun<strong>de</strong>nbeziehungen<br />
Leistungsangebot, Markt, Kun<strong>de</strong>ngruppen, Prozesspartner<br />
C - Management <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong><br />
Marktstrategie, Marktdynamik, Logistikcontroll<strong>in</strong>g<br />
D - Logistik- und Transportplanung<br />
Kooperationen, Gestaltungskriterien, Verkehrsmittelwahl<br />
E - Verkehrsvermeidung und -verlagerung<br />
alternative Transportmittel, Chancen und Probleme alternativer Verkehre<br />
F - Umweltmanagement<br />
Umweltstrategie, umweltgerichtete Maßnahmen, Ökologie-Controll<strong>in</strong>g<br />
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Zuordnung <strong><strong>de</strong>r</strong> logistischen Erfolgsfaktoren<br />
zu <strong>de</strong>n Untersuchungsbereichen<br />
Flexibilität<br />
Outsourc<strong>in</strong>g<br />
Messung und Kontrolle<br />
Fluss- bzw. Prozessorientierung<br />
Kun<strong>de</strong>norientierung<br />
Informationsaustausch<br />
Kooperation<br />
Standardisierung<br />
Integration<br />
Umweltmanagement<br />
Abbildung 4: Aufbau und Struktur <strong>de</strong>s Fragebogens, Berücksichtigung logistischer Erfolgsfaktoren <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragung<br />
Die Analyse <strong>de</strong>s empirischen Materials ist <strong>in</strong> mehrere Teile geglie<strong><strong>de</strong>r</strong>t (vgl. Abbildung 5). Zunächst<br />
wer<strong>de</strong>n e<strong>in</strong>ige strukturelle Daten zum strategischen Umfeld <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen analysiert<br />
(Kapitel 2 – Marktstrategie und Geschäftsfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen). Ausgehend von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
strategischen Ausrichtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen wer<strong>de</strong>n Geschäftsfel<strong><strong>de</strong>r</strong>, angebotene Leistungen und<br />
Kooperationsumfänge bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Leistungserstellung dargestellt. Anschließend wird die Prozesskette<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> vom Abfallerzeuger bis zu <strong>de</strong>n Verwertern von Recycl<strong>in</strong>gmaterialien <strong>de</strong>tailliert<br />
untersucht (Kapitel 3 – Organisation <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong>). Dabei steht die operative Abwicklung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> und die Aufgabenverteilung zwischen <strong>de</strong>n Akteuren <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong><br />
im Mittelpunkt.<br />
Kun<strong>de</strong>nmanagement und Kun<strong>de</strong>norientierung bil<strong>de</strong>n e<strong>in</strong>en eigenen Untersuchungsschwerpunkt<br />
(Kapitel 4 – Kun<strong>de</strong>nmanagement und Kun<strong>de</strong>norientierung). Hier wer<strong>de</strong>n von <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>nauswahl<br />
bis zur Kun<strong>de</strong>n<strong>in</strong>tegration <strong>in</strong> die Leistungserstellung Aspekte untersucht, die vor allem <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewertung<br />
<strong>de</strong>s logistischen Erfolgsfaktors Kun<strong>de</strong>norientierung dienen. Danach wird das Logistikmanagement<br />
<strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen dargestellt, um Erkenntnisse zur Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik, <strong>de</strong>n<br />
Entwicklungsstand <strong>de</strong>s Logistikmanagements und die strategisch-planerische <strong>Logistikkompetenz</strong> zu<br />
gew<strong>in</strong>nen (Kapitel 5 – Logistikmanagement <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen).<br />
Separat wird das Umweltmanagement <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen untersucht. Zur Bee<strong>in</strong>flussung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Umweltleistung <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> ist es von Be<strong>de</strong>utung, die E<strong>in</strong>stellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen zu<br />
umweltbezogenen Fragestellungen und das Niveau <strong>de</strong>s Umweltmanagements zu ermitteln (Kapitel<br />
6 – Umweltmanagement <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen).<br />
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Organisation <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong><br />
Marktstrategie und Geschäftsfel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
von <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Logistikmanagement <strong>in</strong><br />
<strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Kun<strong>de</strong>nmanagement/<br />
Kun<strong>de</strong>norientierung<br />
Abbildung 5: Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Darstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Untersuchungsergebnisse<br />
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Gegenstand und Ausprägung logistischer Erfolgsfaktoren <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen Umweltmanagement als Erfolgsfaktor<br />
Zur Beurteilung <strong>de</strong>s Entwicklungsstan<strong>de</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik sowie <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Logistikkompetenz</strong> wer<strong>de</strong>n logistische<br />
Erfolgsfaktoren herangezogen, die e<strong>in</strong>en hohen logistischen Erfolg bed<strong>in</strong>gen. Durch die Orientierung<br />
dieser Faktoren an <strong><strong>de</strong>r</strong> versorgen<strong>de</strong>n Logistik wird implizit e<strong>in</strong> Bezug zu dieser hergestellt<br />
und e<strong>in</strong>e vergleichen<strong>de</strong> Bewertung ermöglicht.<br />
2 Marktstrategie und Geschäftsfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Umweltmanagement <strong>in</strong><br />
<strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
2.1 Unternehmensstrategie und Positionierung <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft<br />
Zur Verknüpfung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> von Abfallerzeugern und <strong><strong>de</strong>r</strong> Versorgung von Verwertern müssen<br />
<strong>Entsorgung</strong>sunternehmen komplexe Koord<strong>in</strong>ations- und Ausgleichsfunktionen übernehmen. Die<br />
duale Ausrichtung auf verschie<strong>de</strong>ne Kun<strong>de</strong>ngruppen verlangt von ihnen e<strong>in</strong> breites Leistungsspektrum<br />
<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong>. Aus ihrer unternehmerischen Herkunft ergibt sich u. U. e<strong>in</strong><br />
bestimmtes Rollenverständnis <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft. Ausdruck <strong>de</strong>ssen ist das Selbstverständnis <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Entsorgung</strong>sunternehmen, d. h. ob sie sich eher als Erbr<strong>in</strong>ger von <strong>Entsorgung</strong>sleistungen o<strong><strong>de</strong>r</strong> eher<br />
als Versorger im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>e<strong>in</strong>steuerung von Recycl<strong>in</strong>gmaterialien sehen.<br />
Daraus können Schlussfolgerungen für die Zuordnung <strong><strong>de</strong>r</strong> betrieblichen Funktionen Beschaffung<br />
und Absatz sowie die Bewertung von Abfallerzeugern und Verwertern von Recycl<strong>in</strong>gmaterialien <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e Lieferanten- bzw. Kun<strong>de</strong>nstruktur gezogen wer<strong>de</strong>n. Neben heute vorhan<strong>de</strong>nen Geschäftsfel<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
und Leistungsangeboten <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Unternehmen s<strong>in</strong>d ihre Erwartungen zur Entwicklungen<br />
im <strong>Entsorgung</strong>smarkt bzw. <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft von Interesse.<br />
Fast die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Unternehmen versteht sich vornehmlich als Entsorger (vgl. Abbildung<br />
6). Nur 14% <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen sehen sich ausschließlich als Anbieter von Recycl<strong>in</strong>gmaterialien.<br />
Versorgungsleistungen für die Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>e<strong>in</strong>steuerung wer<strong>de</strong>n von e<strong>in</strong>em großen Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen<br />
(41%) als mit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sleistung verbun<strong>de</strong>n angesehen. Die <strong>Entsorgung</strong> von Abfallerzeugern<br />
ist die Basis zur Herstellung von Recycl<strong>in</strong>gmaterialien und hat für diese <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Beschaffungsfunktion. <strong>Entsorgung</strong> und Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>e<strong>in</strong>steuerung wer<strong>de</strong>n als mite<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> verbun<strong>de</strong>ne<br />
Kompetenzen angesehen und gleichwertig betrieben.<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 12
Selbstverständnis von <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen - heute<br />
Hersteller/Anbieter<br />
von Recycl<strong>in</strong>gmaterial<br />
14%<br />
bei<strong>de</strong>s<br />
41%<br />
Entsorger<br />
45%<br />
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Abbildung 6: Unternehmenszweck und Hauptaufgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Dieses Verständnis wird sich <strong>in</strong> Zukunft weiter zu Gunsten <strong><strong>de</strong>r</strong> Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>e<strong>in</strong>steuerung verschieben (vgl.<br />
Abbildung 6). Obgleich <strong><strong>de</strong>r</strong> Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> „Versorger“ <strong>in</strong> Zukunft nur ger<strong>in</strong>gfügig wächst, ist die Abnahme<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> sich ausschließlich als Entsorger klassifizieren<strong>de</strong>n Unternehmen markanter. Künftig sieht<br />
sich die größte Gruppe als „Integrator“ von <strong>Entsorgung</strong>s- und Versorgungsleistungen.<br />
Noch <strong>de</strong>utlicher wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Wan<strong>de</strong>l bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Betrachtung <strong>de</strong>s Verständnisses <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> (vgl.<br />
Abbildung 7): Es s<strong>in</strong>kt <strong><strong>de</strong>r</strong> Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen, welche die <strong>Entsorgung</strong> vornehmlich als gesetzliche<br />
Pflicht sehen, und es steigt die Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen, welche überdies die Vermarktung<br />
von Sekundärrohstoffen als Chance sehen, so dass zukünftig bei<strong>de</strong> Interpretationen gleichermaßen<br />
vorzuf<strong>in</strong><strong>de</strong>n se<strong>in</strong> wer<strong>de</strong>n. Dem Verwertungsgeschäft ist damit e<strong>in</strong>e zunehmen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung<br />
beizumessen.<br />
Die <strong>Entsorgung</strong> von Abfallerzeugern …<br />
… dient hauptsächlich zur Beschaffung von Abfällen<br />
für Recycl<strong>in</strong>g (heute).<br />
… dient hauptsächlich zur Beschaffung von Abfällen<br />
für Recycl<strong>in</strong>g (künftig).<br />
Die Belieferung von Verwertern mit Recycl<strong>in</strong>gmaterial …<br />
N=73<br />
… dient hauptsächlich <strong><strong>de</strong>r</strong> vorschriftsmäßigen<br />
<strong>Entsorgung</strong> (heute).<br />
… dient hauptsächlich <strong><strong>de</strong>r</strong> vorschriftsmäßigen<br />
<strong>Entsorgung</strong> (künftig).<br />
N=73<br />
Abbildung 7: Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> Be<strong>de</strong>utung von Verwertung<br />
Selbstverständnis von <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen - künftig<br />
Hersteller/Anbieter<br />
von Recycl<strong>in</strong>gmaterial<br />
16%<br />
bei<strong>de</strong>s<br />
44%<br />
Strategische Positionierung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Entsorger<br />
40%<br />
Die <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen erkennen ihre Scharnierfunktion zwischen Abfallentsorgung und<br />
Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>e<strong>in</strong>steuerung. Sie wollen an dieser Schnittstelle künftig e<strong>in</strong>e aktivere, gestalten<strong>de</strong> Rolle übernehmen.<br />
Bisher war die Abfallentsorgung vor allem auf e<strong>in</strong>e ordnungsgemäße Abwicklung ausgerichtet.<br />
Die Verwertung behan<strong>de</strong>lter Abfälle dient knapp <strong><strong>de</strong>r</strong> Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Unternehmen als<br />
Maßnahme zur Umsetzung <strong>de</strong>s <strong>Entsorgung</strong>sauftrags.<br />
Von e<strong>in</strong>er größeren Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen (+3%) wird e<strong>in</strong> steigen<strong>de</strong>s Marktpotenzial beim Absatz<br />
von Recycl<strong>in</strong>gmaterialien erkannt. Diese Unternehmen sehen die Verwertung nicht nur als Fortführung<br />
bzw. Vollendung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> an. Die <strong>Entsorgung</strong> von Abfallerzeugern nimmt verstärkt<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 13<br />
66%<br />
63%<br />
51%<br />
60%<br />
34%<br />
37%<br />
ne<strong>in</strong> ja<br />
49%<br />
40%<br />
100% 80% 60% 40% 20% 0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Nennungen, Mehrfachnennungen möglich.
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
e<strong>in</strong>e Beschaffungsfunktion e<strong>in</strong> und dient nicht nur dazu, Abfallerzeuger vorschriftsgemäß ihrer Abfälle<br />
zu entledigen.<br />
In <strong><strong>de</strong>r</strong> Konsequenz nehmen die Verwerter von Recycl<strong>in</strong>gmaterialien e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong><strong>de</strong>utige Kun<strong>de</strong>nrolle<br />
e<strong>in</strong>. Als Empfänger logistischer Leistungen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>e<strong>in</strong>steuerung müssen ihre Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />
und ihre Liefer- und Abnahmebed<strong>in</strong>gungen klare Vorgaben für die Gestaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong><br />
im Verwertungsbereich se<strong>in</strong>.<br />
Dagegen weist <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sbereich für die meisten <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen sowohl <strong>de</strong>n Charakter<br />
<strong>de</strong>s Absatzmarkts für <strong>Entsorgung</strong>sleistungen als auch <strong>de</strong>n e<strong>in</strong>es Beschaffungsmarkts für Abfälle<br />
zur Herstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Recycl<strong>in</strong>gmaterialien auf. Die Abfallerzeuger müssen anhand <strong>de</strong>s Recycl<strong>in</strong>gpotenzials<br />
ihrer Abfälle <strong>in</strong> Kun<strong>de</strong>n und Lieferanten klassifiziert wer<strong>de</strong>n. Allerd<strong>in</strong>gs ist mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Abfallbeschaffung auch stets e<strong>in</strong>e <strong>Entsorgung</strong>sleistung verbun<strong>de</strong>n, so dass im E<strong>in</strong>zelfall und unter<br />
Abwägung <strong><strong>de</strong>r</strong> Machtposition zwischen Abfallerzeuger und <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen festzustellen<br />
ist, wer die Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen an die <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> <strong>in</strong> diesem Bereich diktiert.<br />
Daraus resultieren jedoch für das e<strong>in</strong>zelne <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen erhebliche Schwierigkeiten für<br />
die Beschaffung, da nicht, wie <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong>dustriellen Versorgungs<strong>logistik</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> Abnehmer e<strong>in</strong><strong>de</strong>utig die<br />
Lieferanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen festlegen kann.<br />
2.2 Die Marktsituation <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft aus Sicht <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Marktstruktur und Marktsituation <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft s<strong>in</strong>d bisher von <strong>de</strong>n Erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>nissen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
staatlichen Dase<strong>in</strong>svorsorge geprägt wor<strong>de</strong>n. Daraus resultierte das Pr<strong>in</strong>zip <strong><strong>de</strong>r</strong> Nähe und <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sautarkie.<br />
<strong>Entsorgung</strong>slogistische Strukturen und Lösungen orientieren sich vor allem an<br />
Verwaltungsgrenzen.<br />
Wesentliche Faktoren <strong><strong>de</strong>r</strong> künftigen Marktentwicklung s<strong>in</strong>d die ab Juni 2005 gelten<strong>de</strong>n Regelungen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> TASi und die Abkehr von <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sautarkie. Durch die Deregulierung <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft<br />
und e<strong>in</strong>e (auch durch die TASi-Umsetzung 2005 ausgelöste) Zunahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Kooperationen<br />
seitens <strong><strong>de</strong>r</strong> öffentlich-rechtlichen <strong>Entsorgung</strong>sträger wird die Tätigkeit von <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
künftig nicht mehr regional geprägt se<strong>in</strong>. Die Unternehmen müssen e<strong>in</strong>en größeren <strong>Entsorgung</strong>smarkt<br />
erschließen und auch Verwerter außerhalb ihres <strong>Entsorgung</strong>sgebietes mit Recycl<strong>in</strong>gmaterialien<br />
beliefern.<br />
Zunächst sieht noch e<strong>in</strong>e Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen (61%) mit <strong><strong>de</strong>r</strong> TASi-Umsetzung<br />
ke<strong>in</strong>e Probleme, aus <strong>de</strong>m bisherigen <strong>Entsorgung</strong>sgebiet ausreichend Abfälle zur Auslastung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Behandlungsanlagen sowie zur Herstellung von Recycl<strong>in</strong>gmaterialien zu erhalten (vgl. Abbildung<br />
8). Diese Unternehmen gehen davon aus, dass zusätzliche überregionale Abfalltransporte zur Abfallbeschaffung<br />
nicht notwendig se<strong>in</strong> wer<strong>de</strong>n.<br />
Jedoch wird es <strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>s <strong>Entsorgung</strong>sgebietes e<strong>in</strong> höheres Transportaufkommen zwischen <strong>de</strong>n<br />
Behandlungsstandorten geben. Die dann vorgeschriebene Vorbehandlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfälle vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Beseitigung<br />
sowie die notwendige Behandlung zur Verwertung erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t zusätzliche technologische<br />
und logistische Prozessschritte (Puffern, Sortieren, Bün<strong>de</strong>ln, Behan<strong>de</strong>ln), die an unterschiedlichen<br />
Standorten erfolgen. Daraus resultieren mehr Transporte <strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>s Behandlungsprozesses.<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 14
… aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> TASi ab Juni 2005:<br />
Abbildung 8: Erwartete Auswirkungen <strong><strong>de</strong>r</strong> TA Siedlungsabfall ab 2005<br />
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Die gesetzlich gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>te <strong>Entsorgung</strong>sautarkie hat zum Aufbau von Überkapazitäten bei <strong>de</strong>n Behandlungsanlagen,<br />
zu steigen<strong>de</strong>n Abfallgebühren und zu e<strong>in</strong>er fragwürdigen Deklaration von Abfällen<br />
durch die öffentlich-rechtlichen <strong>Entsorgung</strong>sträger geführt. 53 Deren Kooperationsbestrebungen,<br />
z.B. durch die Gründung körperschaftsübergreifen<strong><strong>de</strong>r</strong> Zweckverbän<strong>de</strong>, sollen die negativen<br />
wirtschaftlichen Folgen <strong><strong>de</strong>r</strong> Autarkieregelungen überw<strong>in</strong><strong>de</strong>n. Damit wür<strong>de</strong> – nach E<strong>in</strong>schätzung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Entsorgung</strong>sunternehmen – gleichzeitig <strong><strong>de</strong>r</strong> Wettbewerb im <strong>Entsorgung</strong>sbereich zunehmen. Die<br />
Entsorger müssten <strong>in</strong> stärkerem Maße um Kun<strong>de</strong>n und Abfälle konkurrieren. Dieser Wettbewerb<br />
wür<strong>de</strong> häufig über <strong>de</strong>n Preis ausgetragen und letztlich zu e<strong>in</strong>er Marktkonzentration führen, da dann<br />
etliche Unternehmen aus <strong>de</strong>m Markt ausschei<strong>de</strong>n.<br />
E<strong>in</strong> weiterer Effekt <strong><strong>de</strong>r</strong> überregionalen Kooperation <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sträger wäre die Verlängerung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Transportwege <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfälle zu <strong>de</strong>n Behandlungsanlagen.<br />
Vor allem rechnen die <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen mit e<strong>in</strong>er erhöhten Anzahl von Transporten unterschiedlicher<br />
Abfallfraktionen (vgl. Abbildung 8). Das reduziert die Bün<strong>de</strong>lungsmöglichkeiten von<br />
Transporten und wirkt sich damit negativ auf die Wirtschaftlichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
aus. Hier s<strong>in</strong>d neue Konzepte für <strong>de</strong>n Transport fraktionierten Abfalls zu <strong>de</strong>n Behandlungsanlagen<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> die stärkere Verknüpfung von ver- und entsorgen<strong>de</strong>n Verkehren gefragt.<br />
Die <strong>Entsorgung</strong>sbranche ist durch hohen Konkurrenzdruck gekennzeichnet (vgl. Abbildung 9). Bereits<br />
heute schätzt die Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Unternehmen (63%) <strong>de</strong>n Konkurrenzdruck im <strong>Entsorgung</strong>smarkt<br />
als hoch e<strong>in</strong> (vgl. Abbildung 9). 90% <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen s<strong>in</strong>d <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Konkurrenzdruck dort künftig weiter ansteigen wird.<br />
Beim Absatz von Recycl<strong>in</strong>gmaterial spürt dagegen nur knapp die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen e<strong>in</strong>en<br />
hohen Konkurrenzdruck. Aber auch bei <strong>de</strong>n Versorgungsleistungen s<strong>in</strong>d nahezu alle Befragten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ansicht, dass sich künftig <strong><strong>de</strong>r</strong> Wettbewerb weiter verschärft.<br />
53 Vgl. Ewers/Tegner (1998), S. 8f.<br />
Von <strong>de</strong>n Entsorgern erwartete Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong>de</strong>s <strong>Entsorgung</strong>smarktes ...<br />
Längere Transportwege, um ausreichen<strong>de</strong><br />
Abfallmengen zu erhalten (N=71)<br />
Mehr Transporte verschie<strong>de</strong>ner Abfallfraktionen<br />
zwischen Behandlungsstandorten (N=70)<br />
… bei e<strong>in</strong>em Wegfall <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sautarkie:<br />
Längere Transportwege für Abfälle (N=64)<br />
Mehr Wettbewerb um Abfallmengen<br />
und um Abfallerzeuger (N=71)<br />
Verr<strong>in</strong>gerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Anzahl selbstständiger<br />
<strong>Entsorgung</strong>sunternehmen (N=67)<br />
ne<strong>in</strong><br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 15<br />
61%<br />
39%<br />
28%<br />
13%<br />
19%<br />
39%<br />
61%<br />
72%<br />
87%<br />
81%<br />
100% 80% 60% 40% 20% 0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Nennungen, Mehrfachnennungen möglich.<br />
ja
hoch<br />
63%<br />
Konkurrenzdruck …<br />
… bei <strong>Entsorgung</strong>sleistungen … beim Absatz von Recycl<strong>in</strong>gmaterialien<br />
Abbildung 9: Konkurrenzdruck <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sbranche<br />
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Die damit <strong>in</strong>sgesamt steigen<strong>de</strong> Konkurrenzsituation <strong>in</strong> bei<strong>de</strong>n Bereichen ist auf zunehmen<strong>de</strong> Deregulierungsbestrebungen<br />
zurückzuführen. Gleichzeitig ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Markt für <strong>de</strong>n Absatz von Recycl<strong>in</strong>gmaterialien<br />
noch nicht voll entwickelt. E<strong>in</strong> verstärktes Umweltbewusstse<strong>in</strong> bei Auftraggebern, verschärfte<br />
rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, e<strong>in</strong> zunehmend europäisierter Wettbewerb, <strong><strong>de</strong>r</strong> permanent<br />
wachsen<strong>de</strong> Kostendruck und s<strong>in</strong>ken<strong>de</strong> Abfallmengen wer<strong>de</strong>n zu e<strong>in</strong>em stärkeren Preiskampf führen<br />
und die Konzentrationsten<strong>de</strong>nzen weiter verstärken.<br />
Die E<strong>in</strong>schätzungen <strong>de</strong>s Wettbewerbs wer<strong>de</strong>n durch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Untersuchungen bestätigt. Demnach<br />
bezeichnen 85% <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen die Marktsituation als „angespannt“,<br />
54% <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen sehen die Konzentrationsten<strong>de</strong>nzen als Risiko an. 54<br />
Die <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen können <strong>de</strong>fensiv, offensiv und/o<strong><strong>de</strong>r</strong> kooperativ auf die verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ten<br />
Marktbed<strong>in</strong>gungen reagieren. Ke<strong>in</strong>e Strategie dom<strong>in</strong>iert dabei klar. Am häufigsten wer<strong>de</strong>n die Sicherung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> vorhan<strong>de</strong>nen Aufträge durch langfristige Verträge (<strong>de</strong>fensiv, 65% <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Unternehmen)<br />
sowie die Ausweitung <strong>de</strong>s Leistungsangebots <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> (offensiv, 64% <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen)<br />
genannt (vgl. Abbildung 10). Langfristige Verträge mit <strong>de</strong>n <strong>Entsorgung</strong>strägern sollen<br />
durch e<strong>in</strong>e exklusive B<strong>in</strong>dung <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallerzeuger an das <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen Mengenaufkommen<br />
und Leistungsabnahme garantieren.<br />
Abbildung 10: Reaktionen <strong><strong>de</strong>r</strong> Entsorger auf Marktverän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />
Innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>fensiven Strategie vertraut nur knapp die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
(46%) auf e<strong>in</strong>e auch künftig entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle <strong><strong>de</strong>r</strong> öffentlich-rechtlichen <strong>Entsorgung</strong>sträger beim<br />
Marktzugang und bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Auftragsvergabe. E<strong>in</strong>e knappe Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Unternehmen<br />
54 Vgl. Plaut (2002), S. 17.<br />
ger<strong>in</strong>g<br />
3%<br />
mittel<br />
35%<br />
hoch<br />
46%<br />
N=72 N=67<br />
N=74<br />
Sicherung politischer Rücken<strong>de</strong>ckung<br />
von Kommunen/Landkreisen<br />
Sicherung vorhan<strong>de</strong>ner <strong>Entsorgung</strong>saufträge<br />
durch langfristige Verträge<br />
Suche nach Kooperationspartnern<br />
Ausweitung <strong>de</strong>s räumlichen Marktgebietes<br />
Aufbau von Verwertungskapazitäten<br />
Angebot neuer <strong>Entsorgung</strong>sleistungen<br />
Aufbau zusätzlicher Geschäftsfel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 16<br />
ger<strong>in</strong>g<br />
16%<br />
mittel<br />
37%<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
20%<br />
Künftiger Konkurrenzdruck ...<br />
90%<br />
10%<br />
… bei <strong>Entsorgung</strong>sleistungen<br />
(N=70)<br />
Reaktion <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen auf die erwarteten Marktverän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />
39%<br />
46%<br />
47%<br />
47%<br />
59%<br />
65%<br />
64%<br />
+<br />
−<br />
94%<br />
6%<br />
… beim Absatz von<br />
Recycl<strong>in</strong>gmaterial (N=64)<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%<br />
Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Nennungen, Mehrfachnennungen möglich.
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
sche<strong>in</strong>t hier eher von e<strong>in</strong>er weiteren Deregulierung und e<strong>in</strong>er damit verbun<strong>de</strong>nen abnehmen<strong>de</strong>n<br />
Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> Körperschaften auszugehen.<br />
Die offensive Strategie wird durch entsorgungs- und verwertungsnahe Maßnahmen geprägt. Neue,<br />
zusätzliche Geschäftsfel<strong><strong>de</strong>r</strong> wollen nur 39% <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen aufbauen. Deutlich mehr Unternehmen<br />
bevorzugen e<strong>in</strong>e räumliche Aus<strong>de</strong>hnung, die Ausweitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallverwertung und dom<strong>in</strong>ieren<br />
das Angebot neuer <strong>Entsorgung</strong>sleistungen für die bisherigen Kun<strong>de</strong>n.<br />
59% <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen wollen ihre Position im Markt durch Kooperationen sichern. Der<br />
Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen, die kooperative Maßnahmen erwägen, ist damit <strong>de</strong>utlich höher als <strong>in</strong><br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Untersuchungen: Nach PLAUT sehen nur 31% <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Kooperationen mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Marktpartnern als Chance, um im Wettbewerb zu bestehen. Dennoch<br />
streben 46% <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen mittelfristig strategische Partnerschaften an. 55<br />
2.3 Geschäftsfel<strong><strong>de</strong>r</strong> und Leistungsangebot von <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Obwohl sich nur 86% <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen als Entsorger und Anbieter von Recycl<strong>in</strong>gmaterialien<br />
bezeichnen, bieten 98% die Belieferung von Verwertern tatsächlich auch an. Damit wird<br />
sogar <strong><strong>de</strong>r</strong> Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>fachen <strong>Entsorgung</strong> (89%) übertroffen, was die bereits jetzt hohe Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallverwertung <strong>in</strong>nerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft zeigt. Abfallmanagement und -beratung bieten<br />
mehr als 80% <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen an, wobei tatsächliche Planungsleistungen nur noch <strong>in</strong> 60% <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Fälle Teil <strong>de</strong>s Leistungsumfanges s<strong>in</strong>d. Der Betrieb von Deponien sowie von Müllverbrennungsanlagen<br />
steht bei e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gen Anbieterzahl im Leistungskatalog. Hervorzuheben ist daneben <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
hohe Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong>jenigen <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen (85%), die Abfallbehandlungsanlagen betreiben.<br />
Damit stehen <strong>de</strong>n meisten <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen eigene Kapazitäten zur Herstellung von Recycl<strong>in</strong>gmaterialien<br />
zur Verfügung.<br />
zunehmen<strong>de</strong><br />
Leistungskomplexität<br />
E<strong>in</strong>fache <strong>Entsorgung</strong><br />
Transporte<br />
Betrieb von Recycl<strong>in</strong>ganlagen<br />
Betrieb von MVA / MBA<br />
Betrieb von Abfall<strong>de</strong>ponien<br />
Belieferung von Verwertern mit Recycl<strong>in</strong>gmaterial<br />
Abfallwirtsch. Aufgaben für kommunale E<strong>in</strong>richtungen<br />
Abfallmanagement und -beratung<br />
Planungsleistungen<br />
N=75<br />
Abbildung 11: Angebotene Leistungen von <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Wird nun ergänzend betrachtet, wie die angebotenen Leistungen erbracht wer<strong>de</strong>n, ergibt sich e<strong>in</strong><br />
differenzierteres Bild (vgl. Abbildung 12). Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass alle Leistungen<br />
überwiegend <strong>in</strong> Eigenregie <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen erstellt wer<strong>de</strong>n. Der Schwerpunkt liegt<br />
dabei auf <strong>de</strong>n Aufgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> klassischen <strong>Entsorgung</strong>. Da die Mehrzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
selbst über Behandlungsanlagen verfügt, können diese Leistungen vornehmlich <strong>in</strong> Eigenregie<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
55 Vgl. Plaut (2002), S. 17.<br />
Leistungsangebot <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 17<br />
29%<br />
42%<br />
61%<br />
78%<br />
81%<br />
85%<br />
85%<br />
89%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Nennungen<br />
98%
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Zu beachten ist die Unterscheidung zwischen „Erstellung <strong>in</strong> Eigenregie“ und „Kooperation mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
<strong>Entsorgung</strong>sunternehmen“ <strong>in</strong> diesem Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Analyse. Es geht hierbei noch nicht um die<br />
Fremdvergabe entsorgungslogistischer Leistungen z.B. an Logistikdienstleister, diese wird erst <strong>in</strong><br />
Abschnitt 3.1 sowie <strong>in</strong> Abschnitt 5.5 betrachtet.<br />
Unternehmen verschie<strong>de</strong>nster Branchen messen heutzutage Kooperationen und unternehmensübergreifen<strong>de</strong>n<br />
Abstimmungsprozessen e<strong>in</strong>e hohe Be<strong>de</strong>utung zu. Dieses lässt sich auch auf die<br />
<strong>Entsorgung</strong>swirtschaft übertragen. Kun<strong>de</strong>nnutzen, Qualität und Umweltschutz können bei e<strong>in</strong>er<br />
Orientierung an <strong><strong>de</strong>r</strong> gesamten Prozesskette wirksamer gesteuert und gesichert wer<strong>de</strong>n als bei isolierter<br />
Betrachtung <strong><strong>de</strong>r</strong> beteiligten Akteure. Voraussetzung für die Organisation und Koord<strong>in</strong>ation<br />
unternehmensübergreifen<strong><strong>de</strong>r</strong> Abläufe <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> logistischen Prozesskette ist, abgesehen vom funktionieren<strong>de</strong>n<br />
und arbeitsteiligen Zusammenwirken <strong><strong>de</strong>r</strong> verschie<strong>de</strong>nen Akteure, die Bereitschaft Informationen<br />
auszutauschen. 56<br />
Angesichts umfangreicher und kosten<strong>in</strong>tensiver Vorgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> TASi und <strong>de</strong>s KrW-/AbfG können<br />
auch <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen durch Kooperationen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Durchführung ihrer <strong>Entsorgung</strong>saufgaben<br />
vielfältige Vorteile anstreben. Unter wirtschaftlichen Aspekten ist nicht davon auszugehen,<br />
dass je<strong>de</strong>s <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen alle erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen Abfallentsorgungs-, Behandlungs- und<br />
Beseitigungsanlagen unbed<strong>in</strong>gt selbst vorhalten muss. E<strong>in</strong>e erreichbare höhere Auslastung von<br />
<strong>Entsorgung</strong>skapazitäten und die Erzielung von Skaleneffekten sprechen für e<strong>in</strong>e Kooperation. 57<br />
Kooperationen bieten für Unternehmen marktgerichtete und <strong>in</strong>tern wirksame Vorteile. Effizienzpotenziale<br />
könnten durch Synergieeffekte und operative Kostensenkungen durch e<strong>in</strong>e bessere Kapazitätsauslastung<br />
realisiert wer<strong>de</strong>n. Durch die Zusammenarbeit spezialisierter Partner kann die logistische<br />
Leistungsfähigkeit verbessert wer<strong>de</strong>n. Die wechselseitige Nutzung <strong>de</strong>s Partner-Know-hows<br />
kann zur Erweiterung <strong>de</strong>s Leistungsportfolios für die Kun<strong>de</strong>n verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Stehen e<strong>in</strong>em <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
durch se<strong>in</strong>e Kooperationspartner umfassen<strong><strong>de</strong>r</strong>e und vielfältigere Kapazitäten<br />
und Verfahren zur Verfügung, kann es die Flexibilität <strong><strong>de</strong>r</strong> Leistungserstellung erhöhen. Durch horizontale<br />
Kooperationen können schneller neue Märkte erschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei e<strong>in</strong>er Kooperation von <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen können sich speziell Synergieeffekte und Größenvorteile<br />
<strong>in</strong> folgen<strong>de</strong>n Bereichen e<strong>in</strong>stellen:<br />
• bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Akquisition von Abfällen;<br />
• bei spezialisierten Verwertungs- und Aufbereitungstechniken und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Weiterentwicklung<br />
sowie<br />
• bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Vermarktung von Recycl<strong>in</strong>gmaterialien als Sekundärrohstoffe. 58<br />
Aus <strong>de</strong>n o.g. Grün<strong>de</strong>n haben sich für viele Verwertungswege Verfahrensspezialisten etabliert. Sie<br />
versuchen, große Abfallströme vertraglich an sich zu b<strong>in</strong><strong>de</strong>n, um Größen- und Verbundvorteile<br />
realisieren zu können. Die meisten Kooperationen s<strong>in</strong>d beim Betrieb von Behandlungsanlagen<br />
(MVA, MBA) zu verzeichnen (43% <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Unternehmen). Die Motivation zum E<strong>in</strong>gehen von<br />
Kooperationen <strong>in</strong> diesem Bereich liegt <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> geme<strong>in</strong>samen Investition <strong>in</strong> solche Anlagen, um <strong>de</strong>n<br />
Investitionsaufwand und das Risiko zu teilen sowie durch die geme<strong>in</strong>same Nutzung e<strong>in</strong>e höhere<br />
Anlagenauslastung zu erreichen.<br />
56 Vgl. Baumgarten et al. (1998), S. 125-126.<br />
57 Vgl. Cantner (1997), S. 76-79.<br />
58 Vgl. Rutkowsky (1998), S. 85.<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 18
zunehmen<strong>de</strong><br />
Leistungskomplexität<br />
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Abbildung 12: Organisation <strong><strong>de</strong>r</strong> Leistungserstellung <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen (Eigenerstellung vs. Kooperationen)<br />
Zur Belieferung von Verwertern mit Recycl<strong>in</strong>gmaterial gehen nahezu ebenso viele <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Kooperationen e<strong>in</strong>. Hier stehen eher <strong><strong>de</strong>r</strong> schnelle Marktzugang durch die Nutzung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Kun<strong>de</strong>nbeziehungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Partner sowie die Teilhabe am Know-how <strong>in</strong> diesem sich entwickeln<strong>de</strong>n<br />
Marktsegment im Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund.<br />
Kooperationen zur Erbr<strong>in</strong>gung von abfallwirtschaftlichen Aufgaben für Kommunen ver<strong>de</strong>utlichen<br />
die Notwendigkeit, zur <strong>Entsorgung</strong> von Siedlungsabfällen aus privaten Haushalten mit kommunalen<br />
Unternehmen zusammenzuarbeiten.<br />
3 Organisation <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong><br />
Leistungserstellung <strong>in</strong> <strong>de</strong>n <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
<strong>in</strong> Eigenregie (alle<strong>in</strong>) <strong>in</strong> Kooperation mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
E<strong>in</strong>fache <strong>Entsorgung</strong><br />
Transporte<br />
Betrieb von Behandlungsanlagen<br />
Betrieb von MVA / MBA<br />
Betrieb von Abfall<strong>de</strong>ponien<br />
Belieferung von Verwertern mit Recycl<strong>in</strong>gmaterial<br />
Abfallwirtsch. Aufgaben für kommunale E<strong>in</strong>richtungen<br />
N=75<br />
Planungsleistungen<br />
Abfallmanagement und -beratung<br />
3.1 Operative Abwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> Prozessschritte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong><br />
Die Aufgaben zur <strong>Entsorgung</strong> von Abfallerzeugern, zur Behandlung, zur Beseitigung und zur Auslieferung<br />
von Abfällen an Verwerter s<strong>in</strong>d zur „Prozesskette <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong>“ zusammengefasst.<br />
Dar<strong>in</strong> wer<strong>de</strong>n die Aufgaben <strong>in</strong> zeitlicher und sachlogischer Reihenfolge angeordnet.<br />
Abfallerzeuger<br />
Abholen<br />
und<br />
Sammeln<br />
Abfallbeschaffung<br />
(<strong>Entsorgung</strong> i.e.S.)<br />
Puffern<br />
Vorsortieren/<br />
Bün<strong>de</strong>ln<br />
Transportieren<br />
Abbildung 13: Prozesskette "<strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong>" zur Untersuchung <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgabenanteile <strong><strong>de</strong>r</strong> Akteure<br />
Die Teilprozesse <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> wer<strong>de</strong>n geme<strong>in</strong>sam von Abfallerzeugern, Entsorgern und<br />
Dienstleistern erbracht (vgl. Abbildung 14). Im folgen<strong>de</strong>n Abschnitt wird untersucht, wie und durch<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 19<br />
57%<br />
58%<br />
65%<br />
63%<br />
76%<br />
77%<br />
84%<br />
70%<br />
81%<br />
43%<br />
42%<br />
35%<br />
37%<br />
24%<br />
23%<br />
16%<br />
30%<br />
19%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Sortieren<br />
Produktion /<br />
Abfallbehandlung<br />
Behan<strong>de</strong>ln<br />
Puffern<br />
Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Nennungen<br />
Bereitstellen<br />
Distribution<br />
(Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>e<strong>in</strong>steuerung)<br />
Transport<br />
zur<br />
Verwertung<br />
Transport<br />
zur<br />
Beseitigung<br />
Abfallbeseitigung<br />
Abfallverwerter<br />
Deponie
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
welche Akteure die e<strong>in</strong>zelnen Prozesse <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> durchgeführt wer<strong>de</strong>n. In <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Abbildung 14 s<strong>in</strong>d Betriebskonstellationen, bei <strong>de</strong>nen mehrere Prozesspartner parallel die entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Aufgaben übernehmen, separat ausgewiesen.<br />
Abfälle beschaffen<br />
Abfälle behan<strong>de</strong>ln<br />
Abfälle verwerten/beseitigen<br />
Abholen und Sammeln (N=72)<br />
Puffern von Abfällen (N=66)<br />
Vorsortieren/Bün<strong>de</strong>ln (N=60)<br />
Transport zur Behandlungsanlage (N=71)<br />
Sortieren von Abfällen (N=64)<br />
Behan<strong>de</strong>ln von Abfällen (N=66)<br />
Puffern von Recycl<strong>in</strong>gmaterial (N=62)<br />
Bereitstellung zur Verwertung (N=66)<br />
Transport zum Verwerter (N=66)<br />
Transport zur therm. Verwertung (N=53)<br />
Transport zur Deponie (N=65)<br />
Akteure <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Prozesskette <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> - heute<br />
15,0%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%<br />
Abbildung 14: Aufgabenverteilung <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Prozesskette <strong>Entsorgung</strong> – heute 59<br />
Abfallerzeuger s<strong>in</strong>d vornehmlich an Prozessschritten <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallbeschaffung (<strong>Entsorgung</strong> i.e.S.)<br />
beteiligt. Sie übernehmen hauptsächlich erzeugernahe Prozessschritte bis zur Bereitstellung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Abfälle zur Behandlung. Bemerkenswerte Anteile ergeben sich bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallsammlung, beim<br />
Vorsortieren und Bün<strong>de</strong>ln, beim Transport <strong>in</strong> Br<strong>in</strong>gsystemen sowie beim Sortieren von Abfällen.<br />
Dienstleister haben Schwerpunkte bei Transportprozessen. Im <strong>Entsorgung</strong>sbereich ergänzen sie<br />
dabei die Leistungen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen (Sammlung, Sammelverkehre zur Behandlungsanlage;<br />
≈24%), im versorgen<strong>de</strong>n Bereich substituieren sie sogar an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Prozesspartner (Transport<br />
zur Verwertung; 32-39%).<br />
<strong>Entsorgung</strong>sunternehmen haben dabei die höchsten Aufgabenanteile über alle Prozessschritte. Sie<br />
übernehmen <strong>in</strong> größtem Maße Aufgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> klassischen Abfallwirtschaft, d. h. die Abfallbeschaffung,<br />
die komplette Abfallbehandlung und die Transporte zur Deponie. Somit übernehmen die<br />
Entsorger neben <strong><strong>de</strong>r</strong> Behandlung aktuell hauptsächlich die <strong>Entsorgung</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallerzeuger, <strong>de</strong>n<br />
Transport von Gefahrstoffen sowie <strong>de</strong>n Transport zur Deponie.<br />
Zusätzlich zur Betrachtung <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen Struktur <strong><strong>de</strong>r</strong> Prozesskette wur<strong>de</strong> untersucht, wie sich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Aufgabenumfang <strong>in</strong> Zukunft aus Sicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Entsorger än<strong><strong>de</strong>r</strong>n sollte.<br />
59 Mehrfachantworten (<strong><strong>de</strong>r</strong> gleichzeitige E<strong>in</strong>satz verschie<strong>de</strong>ner Partner bei e<strong>in</strong>zelnen Aufgaben) s<strong>in</strong>d separat ausgewiesen.<br />
7,8%<br />
9,1%<br />
15,3%<br />
23,9%<br />
39,4%<br />
27,7%<br />
32,1%<br />
50,7%<br />
37,9%<br />
47,2%<br />
55,4%<br />
62,5%<br />
71,7%<br />
78,8%<br />
Abfallerzeuger<br />
Entsorger<br />
85,9%<br />
97,0%<br />
95,2%<br />
83,3%<br />
Logistikdienstleister<br />
mehrere Partner parallel<br />
100%<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 20
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Die Anteile <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Dienstleister wer<strong>de</strong>n an nahezu allen Aufgaben<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Prozesskette <strong>Entsorgung</strong> ansteigen (vgl. Abbildung 15). Die <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen wollen<br />
ihre Aufgabenanteile über die gesamte Prozesskette erhöhen. Dienstleister übernehmen künftig<br />
verstärkt Transportprozesse. Zusätzlich zu ihrem bereits heute hohen Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Transporte zu Verwertern<br />
wer<strong>de</strong>n ihnen mehr Transportaufgaben im <strong>Entsorgung</strong>sbereich sowie zur Abfallbeseitigung<br />
übertragen. Außer<strong>de</strong>m erhalten sie zunehmend die Verantwortung für das Vorhalten von Recycl<strong>in</strong>gmaterialien.<br />
Dementsprechend verr<strong>in</strong>gern sich die Aufgabenanteile <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallerzeuger und <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwerter von<br />
Recycl<strong>in</strong>gmaterialien (<strong>in</strong> Abbildung 15 nicht dargestellt). Diesen Akteuren <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft wer<strong>de</strong>n<br />
als Kun<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen künftig <strong>in</strong> größerem Maße Komplettleistungen angeboten.<br />
Logistische Aufgaben wer<strong>de</strong>n <strong>in</strong> die <strong>Entsorgung</strong>s- und Versorgungskonzepte <strong>in</strong>tegriert.<br />
Aufgabenanteile <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Prozesskette <strong>Entsorgung</strong> – heute und künftig<br />
Entsorger<br />
Logistik-Dienstleister<br />
Abholen und Sammeln (N=37)<br />
Puffern von Abfällen (N=32)<br />
Vorsortieren/Bün<strong>de</strong>ln (N=25)<br />
Transport zur Behandlungsanlage (N=37)<br />
Sortieren von Abfällen (N=28)<br />
Behan<strong>de</strong>ln von Abfällen (N=34)<br />
Puffern von Recycl<strong>in</strong>gmaterial (N=35)<br />
Bereitstellung zur Verwertung (N=34)<br />
Transport zum Verwerter (N=37)<br />
Transport zur thermischen Verwertung (N=27)<br />
Transport zur Deponie (N=33)<br />
Aufgabenanteil - heute<br />
Aufgabenanteil - künftig<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Abbildung 15: Aufgabenverteilung Entsorger und Dienstleister – zukünftig 60<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Zusammenfassend ist festzustellen, dass <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen i.d.R. <strong>de</strong>n größten Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> operativen<br />
Aufgaben <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Prozesskette übernehmen. Dienstleister kommen speziell bei<br />
Transportaufgaben zum E<strong>in</strong>satz. Auch künftig bleibt diese Struktur <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgabenverteilung erhalten.<br />
60 Für die Darstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> künftigen Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgabenverteilung wur<strong>de</strong> gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong> Abbildung 12 e<strong>in</strong>e verr<strong>in</strong>gerte Stichprobe<br />
verwen<strong>de</strong>t. In die Gegenüberstellung heute – künftig <strong>in</strong> Abbildung 15 s<strong>in</strong>d nur diejenigen Respon<strong>de</strong>nten e<strong>in</strong>bezogen wor<strong>de</strong>n,<br />
die „heute“ und „künftig“ beantwortet haben. Dadurch ergibt sich e<strong>in</strong> leicht verän<strong><strong>de</strong>r</strong>tes Aufgabenprofil „heute“ gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong> Darstellung<br />
<strong>in</strong> Abbildung 14.<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 21
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
3.2 Fremdvergabe operativer Standardleistungen durch <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Der Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Dienstleister an <strong>de</strong>n Transportleistungen <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> ist im Vergleich zu an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Branchen noch relativ ger<strong>in</strong>g (vgl. Abbildung 16). Transporte s<strong>in</strong>d als Standardleistungen logistische<br />
Kernaufgaben, die häufig fremdvergeben wer<strong>de</strong>n. Aktuell ist <strong><strong>de</strong>r</strong> höchste Outsourc<strong>in</strong>ganteil<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Belieferung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwerter mit Recycl<strong>in</strong>gmaterialien – also bei e<strong>in</strong>er Versorgungsfunktion –<br />
festzustellen. Dort bestehen erhebliche logistische Leistungsanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Versorgungs<strong>logistik</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Verwerter.<br />
Der gegenüber an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Branchen, zu <strong>de</strong>nen auch die Verwerter gehören, wesentlich ger<strong>in</strong>gere<br />
Outsourc<strong>in</strong>ganteil macht e<strong>in</strong>en Nachholbedarf bei <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen gegenüber Industrieund<br />
Han<strong>de</strong>lsunternehmen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Dienstleister<strong>in</strong>tegration <strong>in</strong> die Leistungserstellung erkennbar.<br />
Unternehmen an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Branchen nutzen heute bereits <strong>de</strong>utlich stärker die Fähigkeiten spezialisierter<br />
Logistikdienstleister zur Senkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Transportkosten, zur Erhöhung <strong><strong>de</strong>r</strong> logistischen Leistungsqualität<br />
und zur Erhöhung <strong><strong>de</strong>r</strong> Flexibilität. Der Rückstand <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen kann auf mehrere<br />
Grün<strong>de</strong> zurückgeführt wer<strong>de</strong>n. Zunächst wer<strong>de</strong>n bei Transporten <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> oft Spezialbehälter<br />
und Spezialfahrzeuge e<strong>in</strong>gesetzt. Viele <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen betreiben daher eigene<br />
Fuhrparks und müssen diese Kapazitäten vorrangig auslasten. Daneben kann das Angebot an<br />
qualifizierten Dienstleistern nicht ausreichend se<strong>in</strong>, um mehr Aufgaben an Logistikdienstleister übertragen<br />
zu können. Be<strong>de</strong>utung und Aufgabenumfang <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikdienstleister bei Transporten <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Abfallwirtschaft wer<strong>de</strong>n jedoch <strong>in</strong> Zukunft stark ansteigen, so dass sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Abstand zu an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Branchen verr<strong>in</strong>gert.<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
75%<br />
+2%<br />
91%<br />
Han<strong>de</strong>l Konsumgüter-<br />
<strong>in</strong>dustrie<br />
Fremdvergabe operativer Standardaufgaben - Transporte<br />
78%<br />
Automobil-<br />
<strong>in</strong>dustrie<br />
Abbildung 16: Vergleich <strong>de</strong>s Outsourc<strong>in</strong>ganteils bei Transporten mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Branchen 61<br />
Die Schwierigkeit bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Fremdvergabe transportlogistischer Leistungen besteht dar<strong>in</strong>, dass die<br />
Nachfrage auch nach Standardleistungen zunehmend <strong>in</strong>dividualisiert wird. Hier ist e<strong>in</strong> entsprechen<strong>de</strong>s<br />
Leistungsangebot im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich. Logistikdienstleister müssen<br />
branchenspezifische Lösungen entwickeln, um <strong>de</strong>n <strong>in</strong>dividuellen Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen von Abfallerzeugern<br />
und Verwertern von Recycl<strong>in</strong>gmaterialien als Kun<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen zu genügen.<br />
Erfahrungen mit operativen Abstimmungsproblemen und mangeln<strong>de</strong>m Informationsfluss zwischen<br />
<strong>de</strong>n Akteuren wirken ebenfalls als H<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>nis für weiteres Outsourc<strong>in</strong>g. E<strong>in</strong> Problem dürfte<br />
auch die ger<strong>in</strong>ge Wertigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Transportgüter Abfall bzw. Recycl<strong>in</strong>gmaterial se<strong>in</strong>.<br />
61 Daten zu Han<strong>de</strong>l, Konsumgüter- und Automobil<strong>in</strong>dustrie: vgl. Baumgarten/Thoms 2002, S. 69.<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 22<br />
+8,5%<br />
24%<br />
… zur<br />
Behandlungsanlage<br />
erwarteter Anstieg <strong>de</strong>s Outsourc<strong>in</strong>ganteils<br />
+17,4%<br />
39%<br />
... zum<br />
Verwerter<br />
32%<br />
... zur<br />
thermischen<br />
Verwertung<br />
<strong>Entsorgung</strong>: Transporte …<br />
+16% +17,8%<br />
28%<br />
... zur<br />
Deponie
4 Kun<strong>de</strong>nmanagement und Kun<strong>de</strong>norientierung <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong><br />
4.1 Market<strong>in</strong>g-Strategie <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Der Markterfolg e<strong>in</strong>es Unternehmens wird <strong>in</strong> erheblichem Maße von <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikleistung bee<strong>in</strong>flusst.<br />
Da e<strong>in</strong>e Differenzierung über produktbezogene Merkmale und Imagefaktoren für Unternehmen<br />
zunehmend schwieriger ist, können Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit, Kun<strong>de</strong>ngew<strong>in</strong>nung und -b<strong>in</strong>dung<br />
sowie Umsatzwachstum eher durch <strong>Logistikkompetenz</strong> erreicht wer<strong>de</strong>n. 62 Mit Hilfe <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik können<br />
Unternehmen e<strong>in</strong>e Differenzierung ihres Leistungsangebotes erreichen. Informationen zum<br />
Verhalten und zu Wünschen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d daher <strong>in</strong> Leistungsanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen zu transferieren.<br />
Market<strong>in</strong>g stellt die Schnittstelle zum Kun<strong>de</strong>n dar. Ziel von Market<strong>in</strong>gaktivitäten muss es se<strong>in</strong>, sämtliche<br />
Prozesse auf die Zufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n und auf die Aufrechterhaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>nbeziehung<br />
auszurichten. Dieses Denken <strong>in</strong> Kun<strong>de</strong>nvorteilen entspricht <strong><strong>de</strong>r</strong> Marktorientierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik.<br />
63 Die Integration von Market<strong>in</strong>g und Logistik kann daher als Indikator für <strong>de</strong>n Umfang <strong><strong>de</strong>r</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung<br />
mit Kun<strong>de</strong>n, Kun<strong>de</strong>nanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen sowie mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklung von Absatzkonzepten<br />
(Markt, Leistungsgestaltung, Preis) herangezogen wer<strong>de</strong>n. Daher ist die Logistik e<strong>in</strong>e geeignete<br />
Plattform zur Koord<strong>in</strong>ation <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>nb<strong>in</strong>dungsmaßnahmen. 64<br />
Der Kun<strong>de</strong> <strong>in</strong>itiiert und steuert die Auftragsabwicklung. Zur Umsetzung dieses Pull-Pr<strong>in</strong>zips ist die<br />
durchgängige, stärkere und zeitige E<strong>in</strong>beziehung <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n <strong>in</strong> die Lieferkette erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich. Zur<br />
Kun<strong>de</strong>norientierung <strong>de</strong>s gesamten Unternehmens s<strong>in</strong>d die Kun<strong>de</strong>nerwartungen, die tatsächlichen<br />
Kun<strong>de</strong>nbedürfnisse sowie konkurrieren<strong>de</strong> Leistungsangebote zu analysieren. 65 Kun<strong>de</strong>n müssen<br />
durch gezielte Maßnahmen langfristig zufrie<strong>de</strong>n gestellt wer<strong>de</strong>n. Die Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit ist zu<br />
messen und die gesamte Kun<strong>de</strong>nbeziehung zu „managen“, um enge Kun<strong>de</strong>nbeziehungen aufzubauen<br />
und Austrittsbarrieren zu schaffen.<br />
Um die betrieblichen Leistungen anhand <strong><strong>de</strong>r</strong> Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>n gestalten zu können, s<strong>in</strong>d<br />
umfassen<strong>de</strong> Kenntnisse über die relevanten Zielgruppen und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich. E<strong>in</strong><br />
aktives Kun<strong>de</strong>nmanagement analysiert permanent bei<strong>de</strong> Dimensionen. S<strong>in</strong>d Kun<strong>de</strong>n und Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />
bekannt, können darauf abgestimmte Leistungen beworben wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m kann das Unternehmen<br />
erkennen, ob und mit welchem Aufwand diese Kun<strong>de</strong>n <strong>in</strong> die entsorgungslogistischen<br />
Strukturen <strong>in</strong>tegriert wer<strong>de</strong>n können.<br />
ja<br />
68%<br />
62 Vgl. Lasch (1998), S. 34; Weber (2002b), S. 29.<br />
63 Vgl. Lasch (1998). S. 31.<br />
64 Vgl. Baumgarten/Thoms (2002), S. 41.<br />
65 Vgl. Lasch (1998), S. 32.<br />
Existenz von Market<strong>in</strong>g-Konzepten <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen ...<br />
ne<strong>in</strong><br />
32%<br />
Abbildung 17: Existenz von Market<strong>in</strong>gkonzepten<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 23<br />
ja<br />
60%<br />
ne<strong>in</strong><br />
40%<br />
… für <strong>Entsorgung</strong>sleistungen (N=71) … für <strong>de</strong>n Absatz von Recycl<strong>in</strong>gmaterial (N=70)
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Die Mehrzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen verfügt über Market<strong>in</strong>gkonzepte für <strong>Entsorgung</strong>sleistungen<br />
(68%) bzw. für <strong>de</strong>n Absatz von Recycl<strong>in</strong>gmaterialien (60%, vgl. Abbildung 17). Die Quote<br />
gibt an, wie viele Unternehmen sich aktiv mit <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>setzen<br />
und versuchen, diese Erkenntnisse <strong>in</strong> Konzepte für die Gestaltung von Prozessen, Leistungen<br />
und Preisen sowie für <strong>de</strong>n gezielten E<strong>in</strong>satz von Instrumenten <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>nmanagements umzusetzen.<br />
Vornehmlich größere, privatwirtschaftliche Betriebe besitzen e<strong>in</strong> Market<strong>in</strong>gkonzept. Es lässt sich<br />
auch ten<strong>de</strong>nziell e<strong>in</strong>e positive Wirkung auf <strong>de</strong>n Umsatz feststellen, <strong><strong>de</strong>r</strong> jedoch nicht statistisch signifikant<br />
nachgewiesen wer<strong>de</strong>n kann.<br />
4.2 Die Auswahl von Kun<strong>de</strong>n<br />
Da die Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>n Basis für die Leistungsgestaltung und Leistungserstellung s<strong>in</strong>d,<br />
soll ermittelt wer<strong>de</strong>n, <strong>in</strong> welchem Umfang sich <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen mit solchen Merkmalen,<br />
Kriterien und Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>n ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>setzen. Dazu wer<strong>de</strong>n kaufmännische, <strong>logistik</strong>strukturelle,<br />
kun<strong>de</strong>nanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsbezogene und <strong>in</strong>terne Kriterien unterschie<strong>de</strong>n (vgl. Abbildung 18).<br />
Zusammenarbeit mit je<strong>de</strong>m potenziellen Kun<strong>de</strong>n<br />
Kriterien <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>nauswahl<br />
Zahlungsbereitschaft <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n<br />
Vertragsdauer<br />
Geografische Lage <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>nstandorte<br />
Erwartetes Mengenaufkommen <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n<br />
Umfang <strong><strong>de</strong>r</strong> Leistungswünsche <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n<br />
Logistikanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n<br />
Mögliche Integration <strong>in</strong> bestehen<strong>de</strong> <strong>Entsorgung</strong>sstrukturen<br />
N=75<br />
Mögliche Bün<strong>de</strong>lung <strong><strong>de</strong>r</strong> Transporte mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Kun<strong>de</strong>n<br />
Ökologogisches Engagement <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n<br />
9%<br />
Abbildung 18: Kriterien bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahl von Kun<strong>de</strong>n<br />
<strong>Entsorgung</strong>sunternehmen beurteilen Kun<strong>de</strong>n zuerst nach strukturellen logistischen Kriterien wie <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
geografischen Lage und <strong>de</strong>m anfallen<strong>de</strong>n Mengenaufkommen. Danach wer<strong>de</strong>n die technische<br />
Machbarkeit und die Integration <strong>in</strong> vorhan<strong>de</strong>ne Logistiksysteme überprüft. Erst dann spielen die<br />
Leistungsanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>n e<strong>in</strong>e Rolle. Es entsteht dabei <strong><strong>de</strong>r</strong> E<strong>in</strong>druck, als seien die Kun<strong>de</strong>n<br />
an vorhan<strong>de</strong>ne Logistiksysteme anzupassen und nicht das Logistiksystem nach <strong>de</strong>n Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>n auszugestalten. Gleichwohl ist auch e<strong>in</strong>e Kooperation mit grundsätzlich je<strong>de</strong>m<br />
Kun<strong>de</strong>n, wie es rund e<strong>in</strong> Drittel <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen handhabt, nicht zielführend, da die Vorteile aus<br />
Unternehmenssicht nicht überprüft wer<strong>de</strong>n.<br />
Im Gegensatz zur Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammenarbeit mit Kun<strong>de</strong>n (vgl. Abbildung 19) spielt die Vertragsdauer<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>nauswahl nur e<strong>in</strong>e nachrangige Rolle. Dieses Kriterium ist nur für 28% <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten<br />
Unternehmen von Be<strong>de</strong>utung, obwohl mehr als doppelt so viele Unternehmen langfristige Verträge<br />
zur Sicherung ihrer Marktposition anstreben (vgl. Abbildung 10).<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 24<br />
28%<br />
35%<br />
35%<br />
43%<br />
49%<br />
47%<br />
43%<br />
64%<br />
68%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%<br />
Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Nennungen, Mehrfachnennungen möglich
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Nur für wenige <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen s<strong>in</strong>d die Kun<strong>de</strong>nanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>nauswahl<br />
be<strong>de</strong>utsam. Die Mehrzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Unternehmen prüft damit vorab nicht, welche logistischen<br />
Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen die Kun<strong>de</strong>n stellen und ob diese erfüllt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Weniger als die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen berücksichtigt bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>nauswahl<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong>en Integration <strong>in</strong> das <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong>system. Von <strong>de</strong>n übrigen Unternehmen wer<strong>de</strong>n<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Integrationsaufwand sowie mögliche Effizienzpotenziale nicht geprüft.<br />
Umweltaspekte – wie bspw. das ökologische Engagement <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>n – wer<strong>de</strong>n nur von sehr wenigen<br />
Unternehmen (9%) berücksichtigt.<br />
Dom<strong>in</strong>ante Kriterien s<strong>in</strong>d die Lage und die Zahlungsbereitschaft <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>n. Grundsätzlich lässt<br />
sich feststellen, dass ökonomische Kriterien die Kun<strong>de</strong>nauswahl klar dom<strong>in</strong>ieren und ökologische<br />
nur e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle spielen. <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen treffen ihre Auswahlentscheidung<br />
somit hauptsächlich nach kurz- bis mittelfristigen Liquiditäts- bzw. Erfolgsgesichtspunkten. Es wer<strong>de</strong>n<br />
gleichsam alle Kun<strong>de</strong>naufträge angenommen, die technisch möglich und unmittelbar gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend<br />
s<strong>in</strong>d. Strategische Überlegungen zur langfristigen Vorteilhaftigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kooperation mit<br />
Kun<strong>de</strong>n <strong>in</strong> Bezug zur Positionierung <strong>de</strong>s Unternehmens f<strong>in</strong><strong>de</strong>n kaum Beachtung.<br />
4.3 Die Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammenarbeit mit Kun<strong>de</strong>n<br />
Nahezu alle <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen streben langfristige Kun<strong>de</strong>nb<strong>in</strong>dungen an. Da die Vertragsdauer<br />
nur bei 28% <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen für die Kun<strong>de</strong>nauswahl von Be<strong>de</strong>utung ist (vgl. Abbildung<br />
18), sche<strong>in</strong>t das Vertrauen <strong>in</strong> die Kun<strong>de</strong>nb<strong>in</strong>dung unabhängig von <strong><strong>de</strong>r</strong> momentanen Dauer <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
vertraglichen B<strong>in</strong>dung zu se<strong>in</strong>. Die <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen versuchen durch ihre Leistungen zu<br />
überzeugen, so dass die Fortführung von <strong>Entsorgung</strong>saufträgen gesichert und Verträge regelmäßig<br />
erneuert wer<strong>de</strong>n. Die jeweilige Vertragslaufzeit hat also eher formalen Charakter.<br />
Langfristige Kun<strong>de</strong>nb<strong>in</strong>dungen wer<strong>de</strong>n<br />
angestrebt (N=76/73)<br />
Regelmäßiger Austausch zu Abfall- bzw.<br />
Bedarfsmengen und -arten (N=65/69)<br />
Langfristige Term<strong>in</strong>planung, abgestimmte<br />
Abholung/Belieferung (N=65/65)<br />
Entsorger übernimmt Steuerung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Entsorgung</strong>/<strong><strong>de</strong>r</strong> Belieferung (N=62/56)<br />
Pr<strong>in</strong>zipien <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammenarbeit von Entsorgern mit ihren Kun<strong>de</strong>n<br />
mit Abfallerzeugern: mit Verwertern von Recycl<strong>in</strong>gmaterial:<br />
Abbildung 19: Pr<strong>in</strong>zipien <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammenarbeit mit Kun<strong>de</strong>n<br />
<strong>Entsorgung</strong>sprozesse s<strong>in</strong>d i.d.R. durch festgelegte Touren und Abholzyklen <strong>de</strong>term<strong>in</strong>iert, wodurch<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Steuerungsbedarf ger<strong>in</strong>ger ausfällt. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Belieferung von Verwertern mit Recycl<strong>in</strong>gmaterial<br />
f<strong>in</strong><strong>de</strong>t e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiverer Informationsaustausch als bei <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> statt. Im Verwertungsbereich<br />
übernimmt e<strong>in</strong> hoher Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>n die Steuerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Belieferung noch selbst. E<strong>in</strong>erseits wer<strong>de</strong>n<br />
die <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen hier mit <strong>de</strong>n Maßstäben <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong>dustriellen Beschaffungs<strong>logistik</strong><br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 25<br />
97%<br />
68%<br />
71%<br />
66%<br />
100% 80% 60% 40% 20% 0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
78%<br />
72%<br />
54%<br />
95%<br />
Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Nennungen, Mehrfachnennungen möglich.
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
gemessen. An<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits besteht bei 46% <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwerter noch ke<strong>in</strong> ausreichend großes Vertrauen <strong>in</strong><br />
die <strong>Logistikkompetenz</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen, um ihnen die Verantwortung für die Versorgung<br />
i.d.R. komplett zu übergeben.<br />
Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> zunehmen<strong>de</strong>n Vernetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Partner <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lieferkette steigt die Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> Weitergabe<br />
und <strong>de</strong>s Austausches von Informationen an. Der Umfang <strong><strong>de</strong>r</strong> Nutzung von Kun<strong>de</strong>ndaten zur<br />
geme<strong>in</strong>samen Planung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bedarfe und Kapazitäten hat wesentlichen E<strong>in</strong>fluss auf die Effizienz von<br />
Lieferketten. 66 Vor allem Auftragsdaten und Lieferabrufe s<strong>in</strong>d die Grundlage unternehmensübergreifen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Planungen und Optimierungen.<br />
Die auszutauschen<strong>de</strong>n Daten <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> können folgen<strong>de</strong>n Kategorien zugeordnet<br />
wer<strong>de</strong>n:<br />
• produktbezogene Daten: Zuordnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfälle zu Abfallarten, stoffliche Abfalleigenschaften;<br />
• produktionsbezogene Daten: Aufkommens- und Bedarfsmengen, Aufträge, Lieferabrufe;<br />
• Daten zur Steuerung und Überwachung <strong><strong>de</strong>r</strong> Lieferbeziehung: kurzfristige logistische Steuerungs<strong>in</strong>formationen<br />
(Dispositionsdaten, Daten zur Sendungs- und Auftragsverfolgung);<br />
• Daten zur unternehmensübergreifen<strong>de</strong>n Optimierung: langfristige Planungsdaten (u.a. aus<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Produktionsplanung o<strong><strong>de</strong>r</strong> aus Forschung und Entwicklung);<br />
• Controll<strong>in</strong>gdaten: Kennzahlen für das Cost-Benefit-Shar<strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Lieferkette.<br />
In an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Branchen tauschen bereits durchschnittlich 50% <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen Lieferdaten aus. 67<br />
Der Schwerpunkt <strong>de</strong>s Datenaustausches liegt dort bei produktionsnahen Daten (Aufträge, Abrufe,<br />
Planung, Ladung). Zunehmend wer<strong>de</strong>n aber auch kollaborative Daten ausgetauscht.<br />
Die Verfügbarkeit und Nutzung <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>ndaten kann von <strong>de</strong>n <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
zur Intensivierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>nbeziehung sowie zur Optimierung <strong>de</strong>s Logistiksystems genutzt<br />
wer<strong>de</strong>n. So wird e<strong>in</strong>e zielgruppengerechte Kun<strong>de</strong>nansprache als wichtigstes Instrument e<strong>in</strong>er<br />
langfristigen Kun<strong>de</strong>nb<strong>in</strong>dung ermöglicht, da das Leistungsangebot an die tatsächlichen Kun<strong>de</strong>nbedarfe<br />
angepasst wer<strong>de</strong>n und e<strong>in</strong> proaktiver Leistungsverkauf erfolgen kann. 68 Der zielgerichtete<br />
Vertrieb ist für <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen aufgrund ihrer komplexen Kun<strong>de</strong>nbeziehungen beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />
wichtig, weil die Leistungen stark differenziert gestaltet wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
E<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>sam mit <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n vorgenommene Bedarfs- und Kapazitätsplanung hat e<strong>in</strong>e hohe<br />
Be<strong>de</strong>utung für diejenigen <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen, die Recycl<strong>in</strong>gmaterialien produzieren. In<br />
vielstufigen Lieferketten zur Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>e<strong>in</strong>steuerung dieser Sekundärrohstoffe kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Bull-Whip-Effekt<br />
vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Der Datenaustausch zwischen <strong>de</strong>n Akteuren <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> und die Weitergabe<br />
von Kun<strong>de</strong>ndaten auch an Kooperationspartner und Logistikdienstleister zur Steuerung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Warenflüsse führt zum Bestandsabbau und zur besseren Bewältigung von Nachfrageschwankungen<br />
bei <strong>de</strong>n Verwertern.<br />
Die <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> ausgetauschten Daten s<strong>in</strong>d vornehmlich produktbezogen o<strong><strong>de</strong>r</strong> haben<br />
operativen Charakter (vgl. Abbildung 20).<br />
66 Vgl. Baumgarten/Thoms (2002), S. 58.<br />
67 Vgl. Baumgarten/Thoms (2002), S. 37.<br />
68 Vgl. Baumgarten/Thoms (2002), S. 58.<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 26
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Nahezu alle <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen tauschen mit ihren Kun<strong>de</strong>n produktbezogene Daten aus.<br />
Gesetzliche Bestimmungen für <strong>de</strong>n Umgang und <strong>de</strong>n Transport von Abfällen bewirken e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tensiven<br />
Austausch von Stoff- und Mengendaten sowie von Informationen über die Abfalleigenschaften.<br />
<strong>Entsorgung</strong>sseitig dient <strong><strong>de</strong>r</strong> Austausch zur Sicherstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> E<strong>in</strong>haltung gesetzlicher Vorschriften<br />
zur <strong>Entsorgung</strong> und Beseitigung, zur E<strong>in</strong>schleusung <strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>zelnen Abfallarten <strong>in</strong> die richtigen<br />
<strong>Entsorgung</strong>swege sowie zur Sicherstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Beschaffung bestimmter Abfallarten.<br />
Abfallarten, Stoffdaten, Abfalleigenschaften (N=73)<br />
Informationsaustausch zwischen Entsorgern und ihren Kun<strong>de</strong>n<br />
Aufkommens- und Bedarfsmengen (N=70)<br />
Kurzfristige logistische Steuerungs<strong>in</strong>formationen (N=68)<br />
Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Transporteigenschaften o<strong><strong>de</strong>r</strong> -bed<strong>in</strong>gungen (N=67)<br />
Langfristige Planungsdaten (N=60)<br />
Abbildung 20: Informationsaustausch zwischen <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen und ihren Kun<strong>de</strong>n<br />
Langfristige Planungsdaten wer<strong>de</strong>n nur von 55% <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Unternehmen mit ihren Kun<strong>de</strong>n<br />
ausgetauscht. Hier besteht e<strong>in</strong> Ansatz zur Verbesserung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bedarfs- und Kapazitätsplanung <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Entsorgung</strong>sbranche. E<strong>in</strong>e be<strong>de</strong>utend größere Anzahl von Unternehmen (81%) tauschen Steuerungs<strong>in</strong>formationen<br />
mit ihren Kun<strong>de</strong>n aus.<br />
Im Vergleich mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Branchen wird <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft <strong>de</strong>nnoch e<strong>in</strong> hohes Niveau <strong>de</strong>s<br />
Datenaustausches erreicht. Gera<strong>de</strong> beim regelmäßigen Abgleich kurzfristiger Planungs- und Steuerungs<strong>in</strong>formationen<br />
mit <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n liegen die <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen über <strong>de</strong>m Industriedurchschnitt.<br />
Dort s<strong>in</strong>d 74% <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen mit ihren Kun<strong>de</strong>n und 57% <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen mit ihren<br />
Lieferanten <strong>in</strong>formatorisch vernetzt, während 71% <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen mit Abfallerzeugern<br />
bzw. 78% mit Verwertern solche Daten austauschen (vgl. Abbildung 19). 69<br />
Die H<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>nisse <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong>formatorischen Vernetzung lassen sich aus <strong>de</strong>n Erfahrungen <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Branchen durchaus auf die Abfallwirtschaft übertragen. Demnach stehen vor allem e<strong>in</strong>e mangeln<strong>de</strong><br />
Prozessstandardisierung, Schnittstellenprobleme mit <strong>in</strong>ternen und externen Informationssystemen<br />
und fehlen<strong>de</strong> Softwarefunktionalitäten <strong>de</strong>m <strong>in</strong>tensiven Informationsaustausch im Wege.<br />
69 Informatorische Vernetzung <strong>in</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Branchen: vgl. Baumgarten/Walter (2000), S. 37, sowie Baumgarten/Thoms (2002), S. 57.<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 27<br />
55%<br />
81%<br />
79%<br />
96%<br />
93%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Nennungen, Mehrfachnennungen möglich.
5 Logistikmanagement <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
5.1 Logistikstrategie <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Aus <strong>de</strong>n abfallwirtschaftlichen Aufgaben ergeben sich für <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen umfangreiche<br />
logistische Planungs- und Steuerungsaufgaben. Um die Prozesse, Strukturen und Ressourcen zur<br />
Erfüllung dieser Aufgaben anhand logistischer Pr<strong>in</strong>zipien planen, gestalten und steuern zu können,<br />
s<strong>in</strong>d klare strategische Vorgaben erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich. Aus diesen können Programme und Teilpläne abgeleitet<br />
wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m ermöglichen Logistikstrategien durch e<strong>in</strong>e kun<strong>de</strong>nbezogene Leistungserstellung<br />
sowie durch das Bestreben <strong><strong>de</strong>r</strong> Kostenm<strong>in</strong>imierung die Umsetzung von Geschäftsfeldstrategien.<br />
70<br />
Fast drei Viertel <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen verfügen jedoch nicht über e<strong>in</strong>e Logistikstrategie<br />
(Abbildung 21). Die Logistik wird lediglich als Funktion bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Erbr<strong>in</strong>gung von <strong>Entsorgung</strong>sleistungen<br />
und <strong><strong>de</strong>r</strong> Belieferung von Verwertern angesehen. Damit wer<strong>de</strong>n aber auch die<br />
wettbewerbsrelevanten Wirkungen o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Möglichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kostensenkung nicht systematisch genutzt.<br />
N=67<br />
Abbildung 21: Besitzen <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen e<strong>in</strong>e Logistik-Strategie?<br />
E<strong>in</strong>e fehlen<strong>de</strong> Logistikstrategie ist beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s aufgrund <strong>de</strong>s Umfangs <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikaufgaben <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Abfallwirtschaft und <strong>de</strong>s damit e<strong>in</strong>hergehen<strong>de</strong>n Kostene<strong>in</strong>flusses 71 sehr kritisch zu betrachten.<br />
Die <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen mit eigener Logistikstrategie verfolgen ke<strong>in</strong>e <strong><strong>de</strong>r</strong> häufig <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Literatur<br />
beschriebenen Standardstrategien <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik 72 . Ihre strategischen Aussagen orientieren sich<br />
eher an logistischen Metho<strong>de</strong>n und Instrumenten (Tourenoptimierung, Benchmark<strong>in</strong>g) o<strong><strong>de</strong>r</strong> be<strong>in</strong>halten<br />
lediglich implizit H<strong>in</strong>weise auf beabsichtigte Vorgehensweisen. So versuchen e<strong>in</strong>ige Unternehmen<br />
die Abwicklungskosten zu senken sowie Leerfahrten durch e<strong>in</strong>e möglichst hohe Auslastung<br />
eigener Transportkapazitäten zu vermei<strong>de</strong>n. Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> neue Ansatz <strong><strong>de</strong>r</strong> Komb<strong>in</strong>ation von ver- und<br />
entsorgen<strong>de</strong>m Verkehr wird mehrmals genannt. Der E<strong>in</strong>satz von Dienstleistern wird gleichzeitig<br />
neben <strong>de</strong>m E<strong>in</strong>satz eigener Fahrzeuge o<strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>em eigenen Conta<strong>in</strong>erdienst aufgeführt.<br />
70 Vgl. Weber/Kummer (1998), S. 168 f.<br />
71 Siehe Abschnitt 5.6 Management von Logistikkosten, S. 35.<br />
72 Siehe bspw. Pfohl (2004b), S. 106 ff.; Ballou (1993), S. 34 ff.<br />
Vorhan<strong>de</strong>nse<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Logistik-Strategie <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
ne<strong>in</strong><br />
72%<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 28<br />
ja<br />
28%
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Diese Angaben bestätigen die Ergebnisse <strong><strong>de</strong>r</strong> Analyse <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>nauswahl: Das Vorgehen ist wenig<br />
strategisch geplant und die operative Umsetzung wird allenfalls durch Richtl<strong>in</strong>ien gestützt. Logistik<br />
dient <strong>de</strong>n Unternehmen vornehmlich zur Kostenreduzierung operativer Aufgaben. Das strategische<br />
Potenzial <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik wird von e<strong>in</strong>em Großteil <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen noch nicht erkannt<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> unterschätzt.<br />
5.2 Verankerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Logistische Aufgaben f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> betrieblichen Funktionsbereiche. Zu ihrer<br />
optimalen Erfüllung müssen Prozesse, Strukturen und Steuerungskonzepte an <strong>de</strong>n Pr<strong>in</strong>zipien <strong>de</strong>s<br />
„Logistik<strong>de</strong>nkens“ ausgerichtet wer<strong>de</strong>n. Nur wenn die Aufgaben bereichs- und unternehmensübergreifend<br />
geplant und gesteuert wer<strong>de</strong>n, kann von e<strong>in</strong>em ganzheitlichen Logistikmanagement gesprochen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Verankerung <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Führungspyrami<strong>de</strong> können Rückschlüsse auf die Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Unternehmen gezogen wer<strong>de</strong>n. Grundsätzlich erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> steigen<strong>de</strong> Aufgabenumfang<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik und ihre wachsen<strong>de</strong> strategische Be<strong>de</strong>utung e<strong>in</strong>e Verankerung sowohl auf operativer<br />
als auch auf strategischer Ebene. 73 Der Querschnittscharakter logistischer Entscheidungsfel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t e<strong>in</strong>e Ansiedlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik <strong>in</strong> <strong>de</strong>n obersten Entscheidungsebenen <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />
Die Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik als strategischer Wettbewerbsfaktor spiegelt sich <strong>in</strong> ihrer hierarchischer<br />
Verankerung wi<strong><strong>de</strong>r</strong>: Logistikrelevante Entscheidungen wer<strong>de</strong>n auf Vorstands- bzw. Geschäftsführungsebene<br />
gefällt. E<strong>in</strong>e hohe hierarchische E<strong>in</strong>ordnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik weist auf <strong><strong>de</strong>r</strong>en Be<strong>de</strong>utung als<br />
strategisches Instrument <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmensführung h<strong>in</strong>. 74<br />
Ausgehend von <strong><strong>de</strong>r</strong> Tatsache, dass die Abfallwirtschaft e<strong>in</strong> von logistischen Prozessen stark geprägter<br />
Bereich ist, sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik e<strong>in</strong> hoher Stellenwert im System zur betrieblichen Entscheidungsf<strong>in</strong>dung<br />
e<strong>in</strong>geräumt wer<strong>de</strong>n. Das kann jedoch bei <strong>de</strong>n befragten Unternehmen nur <strong>in</strong> 27% <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Fälle festgestellt wer<strong>de</strong>n (vgl. Abbildung 22). Die Verankerung auf Vorstandsebene betrifft aber<br />
ten<strong>de</strong>nziell kle<strong>in</strong>ere Unternehmen, <strong>in</strong> <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftsführer vermutlich <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Planungen<br />
selbst erledigt. Der tatsächliche Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen, welche die Logistik aus strategischer Sicht<br />
<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftsführung e<strong>in</strong>ordnen, s<strong>in</strong>kt dadurch noch e<strong>in</strong>mal. Die Möglichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> zentralen Koord<strong>in</strong>ation<br />
durch e<strong>in</strong>e Stabsstelle nutzen nur 2% <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten. 75<br />
9% <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen versuchen durch e<strong>in</strong>en eigenen Bereich Logistik zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st<br />
abteilungsübergreifend Synergien zu nutzen. E<strong>in</strong>e eigene Logistikabteilung, die hierarchisch<br />
neben an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Abteilungen steht, besitzen 17% <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen. Der größte Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen<br />
(38%) hat die Logistik <strong>in</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Funktionsbereiche o<strong><strong>de</strong>r</strong> Abteilungen e<strong>in</strong>geglie<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Diese<br />
E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung wird <strong>de</strong>m Querschnittscharakter <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik nicht gerecht.<br />
73 Vgl. Baumgarten/Thoms (2002), S. 11.<br />
74 Vgl. Baumgarten/Walter (2000), S. 10.<br />
75 Diese Organisationsform ist <strong>in</strong> Abbildung 22 nicht dargestellt, da Baumgarten/Thoms (2002) sie nicht aufgreifen und damit ke<strong>in</strong><br />
Vergleich mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Branchen möglich ist.<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 29
Vorstandsbereich/Geschäftsführungsebene<br />
Bereichsebene<br />
(Haupt-)Abteilungsebene<br />
<strong>in</strong> Funktionsbereich/Abteilung e<strong>in</strong>gelie<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />
<strong>Entsorgung</strong>: N=64<br />
Verankerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik im Unternehmen<br />
Abbildung 22: Stellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik im Unternehmen 76<br />
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Diese Werte zeigen, dass Logistik oft noch nicht als wettbewerbsrelevant verstan<strong>de</strong>n wird. Im Branchenvergleich<br />
bestätigt sich dieser E<strong>in</strong>druck. Bei <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen dom<strong>in</strong>iert die <strong>de</strong>zentrale<br />
E<strong>in</strong>glie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik, <strong>in</strong> <strong>de</strong>n oberen Managementebenen ist sie im Vergleich mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Branchen <strong>de</strong>utlich weniger vertreten.<br />
Aus dieser <strong>de</strong>zentralen Organisation logistischer Strukturen müssen nicht zw<strong>in</strong>gend Nachteile erwachsen.<br />
Die E<strong>in</strong>glie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik <strong>in</strong> Funktionsbereiche o<strong><strong>de</strong>r</strong> Abteilungen ermöglicht e<strong>in</strong>e<br />
Spezialisierung auf die Logistikanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundfunktionen <strong>de</strong>s <strong>Entsorgung</strong>sunternehmens<br />
(<strong>Entsorgung</strong>, Behandlung, Distribution). Bereichsspezifische Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen können aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Nähe zu <strong>de</strong>n <strong>in</strong>ternen und externen Kun<strong>de</strong>n besser erkannt und umgesetzt wer<strong>de</strong>n. Schwieriger<br />
wird jedoch die Koord<strong>in</strong>ation logistischer Prozesse über die jeweiligen Bereichs- bzw. Abteilungsgrenzen<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> sogar über die Unternehmensgrenzen h<strong>in</strong>aus.<br />
E<strong>in</strong>e bereichs- und unternehmensübergreifen<strong>de</strong> Koord<strong>in</strong>ation von Prozessketten, gera<strong>de</strong> <strong>in</strong> komplexen<br />
Liefernetzwerken, erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t die Anordnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftsführungsebene. Eigenständige<br />
logistische Organisationse<strong>in</strong>heiten verbessern die Koord<strong>in</strong>ation logistischer Aufgaben und<br />
ermöglichen e<strong>in</strong>e stärkere Spezialisierung. Fach- und Entscheidungskompetenzen stimmen stärker<br />
übere<strong>in</strong>.<br />
8% <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen haben auf <strong>de</strong>n übergreifen<strong>de</strong>n Charakter <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik<br />
e<strong>in</strong>erseits und die an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits stärker gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Führungsfunktion mit e<strong>in</strong>er zentralen und <strong>de</strong>zentralen<br />
E<strong>in</strong>ordnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik <strong>in</strong> die Organisationsstruktur <strong>de</strong>s Unternehmens reagiert (<strong>in</strong><br />
Abbildung 22 nicht dargestellt). Damit sollen jeweils die Vorteile <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n Organisationsformen<br />
gebün<strong>de</strong>lt und ihre Nachteile kompensiert wer<strong>de</strong>n.<br />
5.3 Logistische Entscheidungen <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Vertiefend zur organisatorischen E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik im Unternehmen kann <strong><strong>de</strong>r</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>de</strong>s<br />
Logistikmanagements im Unternehmen sowie <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgabenumfang <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik untersucht wer<strong>de</strong>n.<br />
Diese Betrachtungen erlauben die weiterführen<strong>de</strong> Überprüfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikauffassung <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen,<br />
da nicht nur aufbauorganisatorische Regelungen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Ausgestaltung und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
76 Daten zu Han<strong>de</strong>l/Industrie: vgl. Baumgarten/Thoms (2002), S. 11.<br />
5%<br />
5%<br />
17%<br />
11%<br />
9%<br />
28%<br />
29%<br />
48%<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 30<br />
17%<br />
27%<br />
64%<br />
38%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%<br />
Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen, Mehrfachnennungen möglich<br />
Han<strong>de</strong>l<br />
Industrie<br />
<strong>Entsorgung</strong>
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Ablauf <strong>de</strong>s Logistikmanagements und <strong><strong>de</strong>r</strong> logistischen Leistungserstellung im Detail e<strong>in</strong>bezogen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Grundsätzlich sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgabenumfang mit zunehmen<strong><strong>de</strong>r</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik steigen, da nur<br />
so die Integration und Koord<strong>in</strong>ation aller <strong>de</strong>n Material- und Informationsfluss betreffen<strong>de</strong>n Aktivitäten<br />
effizient erfolgen kann. Der Umfang <strong><strong>de</strong>r</strong> logistischen Entscheidungen im Unternehmen ver<strong>de</strong>utlicht<br />
im Zusammenhang mit <strong><strong>de</strong>r</strong> organisatorischen Verankerung die Be<strong>de</strong>utung, <strong>de</strong>n Stellenwert<br />
und <strong>de</strong>n E<strong>in</strong>fluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik auf die Unternehmensentwicklung.<br />
Da gemäß e<strong>in</strong>es umfassen<strong>de</strong>n, führungsorientierten Logistikverständnisses bei fast allen Entscheidungen,<br />
Prozessen und Aktivitäten Bezüge zur Logistik bestehen, muss die Logistik bei <strong><strong>de</strong>r</strong>en Planung<br />
und Gestaltung mitwirken bzw. kann diese Aufgaben übernehmen. 77<br />
Der Verantwortungsumfang <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik kann als Indikator für <strong>de</strong>n Entwicklungsstand <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik<br />
im Unternehmen und die tatsächliche Logistikauffassung herangezogen wer<strong>de</strong>n. E<strong>in</strong>e umfassen<strong>de</strong><br />
E<strong>in</strong>beziehung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik <strong>in</strong> betriebliche Entscheidungen zeugt vor allem von e<strong>in</strong>em ganzheitlichen<br />
logistischen Denken.<br />
Unternehmensstrategische Entscheidungen wer<strong>de</strong>n bei e<strong>in</strong>er Vielzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
nicht <strong>de</strong>n logistischen Entscheidungen zugerechnet. Bei Entscheidungen über die Marktausrichtung<br />
und über Geschäftsfel<strong><strong>de</strong>r</strong> berücksichtigen nur 45% <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen logistische Aspekte (vgl.<br />
Abbildung 23). Die eigene <strong>Logistikkompetenz</strong> wird so von <strong>de</strong>n übrigen Unternehmen nicht zur<br />
Marktpositionierung genutzt.<br />
unternehmensstrategisch<br />
<strong>logistik</strong>-strategisch<br />
<strong>logistik</strong>operativ<br />
N=66<br />
Abbildung 23: Logistische Entscheidungen <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Bei strukturellen Entscheidungen mit großer Auswirkung auf die Logistikkosten wer<strong>de</strong>n von noch<br />
weniger Unternehmen logistische Belange e<strong>in</strong>bezogen. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahl von Kun<strong>de</strong>n sollten <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen mit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>de</strong>s <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen verglichen wer<strong>de</strong>n, um<br />
daraus die Machbarkeit o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Umfang notwendiger Anpassungsmaßnahmen zu ermitteln. Nur<br />
35% <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Unternehmen berücksichtigen das.<br />
77 Vgl. Weber (2002b), S. 15.<br />
Logistische Entscheidungen <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Strategische Entscheidungen über<br />
Geschäftsfel<strong><strong>de</strong>r</strong>, Märkte, Regionen<br />
Auswahl von Kun<strong>de</strong>n<br />
Standortwahl<br />
Fremdvergabe von Leistungen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong><br />
Gestaltung von Transportketten<br />
Verkehrsträgerauswahl<br />
Auswahl von Transportdienstleistern<br />
Infrastrukturgestaltung<br />
Auswahl von Conta<strong>in</strong>ern und Behältern<br />
Tourenplanung<br />
Beschaffung/E<strong>in</strong>kauf von Betriebsmitteln<br />
35%<br />
30%<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 31<br />
18%<br />
27%<br />
45%<br />
42%<br />
61%<br />
65%<br />
59%<br />
67%<br />
76%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%<br />
Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Nennungen, Mehrfachnennungen möglich.
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Standortentscheidungen legen die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen logistischer Prozesse langfristig fest. Lage<br />
und Infrastruktur e<strong>in</strong>es Standortes, <strong><strong>de</strong>r</strong> Zugang zu Verkehrsträgern und die Entfernung zu externen<br />
Quellen und Senken bestimmen die Höhe <strong><strong>de</strong>r</strong> operativen Logistikkosten. 78 Jedoch zählen nur 30%<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen die Standortwahl zu logistischen Entscheidungen. Diese wer<strong>de</strong>n <strong>in</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft eher nach <strong>de</strong>m Pr<strong>in</strong>zip <strong><strong>de</strong>r</strong> Vermeidung öffentlichen Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stan<strong>de</strong>s getroffen.<br />
Akzeptanzprobleme <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Bevölkerung stellen dabei e<strong>in</strong> großes H<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>nis für <strong>de</strong>n Neu- und Ausbau<br />
von <strong>Entsorgung</strong>sanlagen aller Art dar. So kann i.d.R. an potenziellen Standorten für Deponien<br />
und thermischen Abfallbehandlungsanlagen e<strong>in</strong>e ten<strong>de</strong>nzielle Ablehnung <strong><strong>de</strong>r</strong> ortsansässigen Bevölkerung<br />
festgestellt wer<strong>de</strong>n. 79 Diese Ablehnung verstärkt sich zumeist bei <strong><strong>de</strong>r</strong> angestrebten <strong>Entsorgung</strong><br />
gebietsfrem<strong>de</strong>n Abfalls. Dadurch wer<strong>de</strong>n Optimierungsbemühungen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Anlagennutzung<br />
erschwert.<br />
Auch unmittelbar <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik zuzurechnen<strong>de</strong> Managementaufgaben zählen nicht unbed<strong>in</strong>gt bei<br />
<strong>de</strong>n meisten <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen zur Logistik. Die größten Aufgabenanteile liegen bei Managementaufgaben<br />
im Zusammenhang mit Transporten. Lediglich die Verkehrsträgerauswahl und die<br />
Infrastrukturgestaltung zählen <strong>de</strong>utlich weniger Unternehmen unmittelbar zur Logistik.<br />
E<strong>in</strong>e große Anzahl von <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen berücksichtigt bisher nicht die Wirkung langfristiger<br />
und strategischer Entscheidungen auf die Logistikleistungen und die Logistikkosten. Diese Unternehmen<br />
erkennen nicht, dass die damit geschaffenen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen das Logistikmanagement<br />
e<strong>in</strong>schränken können und im operativen Logistikmanagement sowie <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Steuerung logistischer<br />
Prozesse nur ger<strong>in</strong>ge Handlungsspielräume verbleiben. E<strong>in</strong>e ganzheitliche Betrachtung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Logistik im strategischen Management wird noch nicht von <strong><strong>de</strong>r</strong> Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Unternehmen<br />
vorgenommen. Kostensenkungsspielräume, Flexibilität und Agilität s<strong>in</strong>d bei <strong>de</strong>n übrigen Unternehmen<br />
damit e<strong>in</strong>geschränkt. Unter ungünstigen Umstän<strong>de</strong>n können aus Entscheidungen ohne Berücksichtigung<br />
logistischer Belange sogar Kostennachteile entstehen o<strong><strong>de</strong>r</strong> bestimmte Leistungen gar<br />
nicht erstellt wer<strong>de</strong>n.<br />
5.4 Aufgabenumfang <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong><br />
Logistische Aufgaben können <strong>in</strong> operative (Basisaufgaben) sowie <strong>in</strong> strategische und koord<strong>in</strong>ieren<strong>de</strong><br />
Aufgaben unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Operative Aufgaben <strong>in</strong>nerhalb von Logistiksystemen wer<strong>de</strong>n<br />
auch als das „Rückgrat“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik bezeichnet. Sie be<strong>in</strong>halten die klassischen T-U-L-Prozesse <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Logistik, erweiterte Aufgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> operativen Steuerung sowie zusätzlich bspw. auch Qualitätskontrollen,<br />
Service o<strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>ndienst. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Industrie stellen hier die produktionssynchrone Materialzuführung<br />
und die Produktionsentsorgung die Aufgabenschwerpunkte dar. Im Han<strong>de</strong>l liegen die<br />
Hauptaufgaben <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Retourenabwicklung sowie <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Preisauszeichnung. 80<br />
Mit zunehmen<strong><strong>de</strong>r</strong> Charakterisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik als Führungsfunktion steigt <strong><strong>de</strong>r</strong> Anteil strategischer<br />
und koord<strong>in</strong>ieren<strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgaben. Diese wer<strong>de</strong>n als „adm<strong>in</strong>istrative Aufgaben“ ausgewiesen. Ihr<br />
Kennzeichen ist die unternehmensstrategische Be<strong>de</strong>utung und die unternehmensübergreifen<strong>de</strong> Ausrichtung.<br />
Zu <strong>de</strong>n adm<strong>in</strong>istrativen Kernaufgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik zählen bspw. Logistikplanung, Lagerund<br />
Bestandsmanagement und Transportplanung. Erweiterte Kernaufgaben s<strong>in</strong>d die Disposition,<br />
die Auftragsabwicklung, die Tourenplanung und die IT-Planung. Adm<strong>in</strong>istrative Zusatzaufgaben<br />
78 Vgl. Gu<strong>de</strong>hus (1999), S. 717.<br />
79 Vgl. Cantner (1997), S. 385 f.<br />
80 Vgl. Baumgarten/Thoms (2002), S. 9.<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 32
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
können u.a. die IT-Integration, die Entwicklung spezieller Logistiksoftware und die Dokumentenverwaltung<br />
be<strong>in</strong>halten.<br />
Adm<strong>in</strong>istrative Logistikaufgaben stehen unmittelbar mit klassischen operativen Aufgaben im Zusammenhang.<br />
Der zunehmen<strong>de</strong> Umfang strategischer Aufgaben ver<strong>de</strong>utlicht <strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik<br />
zu e<strong>in</strong>em Instrument <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmensführung. Wesentliche adm<strong>in</strong>istrative Aufgaben <strong>in</strong> Industrie<br />
und Han<strong>de</strong>l s<strong>in</strong>d <strong><strong>de</strong>r</strong> Abbau von Informations<strong>de</strong>fiziten und die Integration von IT-<br />
Systemen. 81<br />
Die Aufgabenunterteilung kann jedoch nicht immer trennscharf vorgenommen wer<strong>de</strong>n. Vor allem<br />
Steuerungsaufgaben bil<strong>de</strong>n e<strong>in</strong>e Schnittmenge operativer und adm<strong>in</strong>istrativer Aufgaben. Es f<strong>in</strong><strong>de</strong>t<br />
zu<strong>de</strong>m e<strong>in</strong>e Aufgabenverschiebung <strong>in</strong> Richtung <strong><strong>de</strong>r</strong> adm<strong>in</strong>istrativen Aufgaben statt – gleichzeitig<br />
steigt damit auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Umfang <strong><strong>de</strong>r</strong> operativen Aufgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik und <strong>de</strong>monstriert so die wachsen<strong>de</strong><br />
Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik für die Wertschöpfung.<br />
Kernaufgaben und erweiterte adm<strong>in</strong>istrative Aufgaben gehören bei fast allen <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
zur Logistik (vgl. Abbildung 24). Lediglich das Lagermanagement (58%) und die Auftragsabwicklung<br />
(73%) zählen nur bei e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren Anzahl von Unternehmen dazu. Da die Lagerung<br />
von Abfällen genehmigungspflichtig ist, s<strong>in</strong>d Lagerprozesse und Lagerstufen <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong><br />
im Gegensatz zu an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Branchen seltener. Daraus ist die ger<strong>in</strong>gere Aufgabenzuordnung<br />
beim Lagermanagement zu erklären.<br />
adm<strong>in</strong>. Kernaufgaben<br />
erweiterte<br />
adm<strong>in</strong>strative<br />
Aufgaben Aufgaben<br />
adm<strong>in</strong>istrative Zusatzaufgaben<br />
N=71<br />
Logistikplanung für eigenes Unternehmen<br />
Conta<strong>in</strong>er- und Behältermanagement<br />
Erarbeiten von <strong>Entsorgung</strong>skonzepten<br />
Abbildung 24: Aufgabenumfang <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Zusatzaufgaben, die lediglich <strong>in</strong>direkt und nur unter e<strong>in</strong>em ganzheitlichen Logistikverständnis <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Logistik zugeordnet wer<strong>de</strong>n können, wer<strong>de</strong>n immerh<strong>in</strong> von etwa <strong><strong>de</strong>r</strong> Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen genannt.<br />
Informations- und Kommunikationssysteme zum Management <strong>de</strong>s Informationsflusses spielen<br />
<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sbranche offensichtlich noch ke<strong>in</strong>e überragen<strong>de</strong> Rolle o<strong><strong>de</strong>r</strong> wer<strong>de</strong>n nicht im<br />
81 Vgl. Baumgarten/Thoms (2002), S. 10.<br />
Aufgabenumfang <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Lagermanagement<br />
Transportplanung<br />
Tourenplanung und -optimierung<br />
Disposition<br />
Auftragsabwicklung<br />
Logistikberatung bei Kun<strong>de</strong>n<br />
IT-Beratung<br />
Vertriebsplanung<br />
Kun<strong>de</strong>nmanagement<br />
Qualitätsmanagement<br />
Umweltmanagement<br />
18%<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 33<br />
45%<br />
52%<br />
55%<br />
52%<br />
58%<br />
62%<br />
69%<br />
73%<br />
86%<br />
83%<br />
86%<br />
86%<br />
92%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Nennungen <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Unternehmen
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Zusammenhang mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik gesehen. Möglicherweise wer<strong>de</strong>n dadurch Potenziale zur Koord<strong>in</strong>ation<br />
mit externen Partnern (Verständnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik als Koord<strong>in</strong>ationsfunktion) o<strong><strong>de</strong>r</strong> zur Automatisierung<br />
physischer Prozesse verschenkt.<br />
5.5 Fremdvergabe adm<strong>in</strong>istrativer Logistikaufgaben durch <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Outsourc<strong>in</strong>g wird als logistischer Erfolgsfaktor vornehmlich zur Senkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikkosten betrachtet<br />
(vgl. Abschnitt 5.6.3). Um diese Erfolgswirkungen zu nutzen, müssen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Fremdvergabe<br />
logistischer Leistungen unternehmensspezifische, <strong>in</strong>dividualisierte Lösungen nachgefragt wer<strong>de</strong>n.<br />
Das erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t e<strong>in</strong> entsprechen<strong>de</strong>s Leistungsangebot <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikdienstleister. Bereits bei Transportaufgaben<br />
wur<strong>de</strong> e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Verbreitung <strong>de</strong>s Outsourc<strong>in</strong>gs dieser Leistungen durch <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
festgestellt (vgl. Abschnitt 3.1).<br />
Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Fremdvergabe von adm<strong>in</strong>istrativen Logistikaufgaben ist die Ausprägung <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfolgswirkung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik für das Unternehmen verstärkt zu beachten. Diese Leistungen haben großen E<strong>in</strong>fluss<br />
auf die Leistungsqualität und legen u. U. Kostenstrukturen langfristig fest. E<strong>in</strong> Outsourc<strong>in</strong>g solcher<br />
Aufgaben ist nur möglich, wenn sie nicht zur Kernkompetenz <strong>de</strong>s Unternehmens gehören und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
(potenzielle) Dienstleister e<strong>in</strong>e höhere Kompetenz auf diesem Gebiet besitzt.<br />
Adm<strong>in</strong>istrative Logistikaufgaben wer<strong>de</strong>n <strong>in</strong>sgesamt nur von wenigen <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen an<br />
Spezialisten vergeben. Aktuell weisen vor allem transportbezogene Planungs- und Steuerungsaufgaben<br />
die größten Outsourc<strong>in</strong>gumfänge auf (vgl. Abbildung 25).<br />
adm<strong>in</strong>. Kernaufgaben<br />
erweiterte<br />
adm<strong>in</strong>strative<br />
Aufgaben Aufgaben<br />
adm<strong>in</strong>istrative Zusatzaufgaben<br />
Outsourc<strong>in</strong>g adm<strong>in</strong>istrativer Logistikaufgaben durch <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Logistikplanung für eigenes Unternehmen (N=61)<br />
Lagermanagement (N=41)<br />
Conta<strong>in</strong>er- und Behältermanagement (N=59)<br />
Transportplanung (N=65)<br />
Tourenplanung und -optimierung (N=61)<br />
Disposition (N=61)<br />
Auftragsabwicklung (N=52)<br />
Erarbeiten von <strong>Entsorgung</strong>skonzepten (N=44)<br />
Logistikberatung bei Kun<strong>de</strong>n (N=49)<br />
IT-Beratung (N=13)<br />
Vertriebsplanung (N=37)<br />
Kun<strong>de</strong>nmanagement (N=39)<br />
Qualitätsmanagement (N=37)<br />
Umweltmanagement (N=32)<br />
Abbildung 25: Outsourc<strong>in</strong>g von adm<strong>in</strong>istrativen Logistikaufgaben 82<br />
82 In die Betrachtung <strong>de</strong>s Outsourc<strong>in</strong>gumfanges wur<strong>de</strong>n nur diejenigen <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Unternehmen e<strong>in</strong>bezogen, die diese Aufgaben<br />
zur Logistik zählen.<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 34<br />
2,4%<br />
0%<br />
1,6%<br />
3,8%<br />
0%<br />
2,3%<br />
0%<br />
2,7%<br />
2,7%<br />
2,6%<br />
2,6%<br />
2,7%<br />
0%<br />
0%<br />
3,1%<br />
4,9%<br />
5,1%<br />
5,1%<br />
6,1%<br />
6,1%<br />
11,5%<br />
9,8%<br />
10,8%<br />
7,7%<br />
11,5%<br />
9,8%<br />
7,7%<br />
15,4%<br />
0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% 18% 20%<br />
Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Nennungen<br />
heute<br />
künftig<br />
Ten<strong>de</strong>nz<br />
konstant
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Jedoch ist gera<strong>de</strong> bei diesen Aufgaben wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikplanung, <strong><strong>de</strong>r</strong> Transport- und Tourenplanung<br />
e<strong>in</strong>e rückläufige Entwicklung <strong>de</strong>s Outsourc<strong>in</strong>gs zu verzeichnen. Die meisten Unternehmen wollen<br />
künftig diese Aufgaben selbst wahrnehmen. Diese Ausrichtung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen stimmt<br />
grundsätzlich mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Situation <strong>in</strong> Industrie und Han<strong>de</strong>l übere<strong>in</strong>. Wenn Unternehmen die Be<strong>de</strong>utung<br />
gera<strong>de</strong> adm<strong>in</strong>istrativer Aufgaben zur Stärkung ihrer eigenen Position <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Lieferkette und gegenüber<br />
Kun<strong>de</strong>n wahrnehmen, s<strong>in</strong>kt die Bereitschaft zur Fremdvergabe dieser Aufgaben. 83<br />
Bei <strong>de</strong>m <strong>in</strong>sgesamt ger<strong>in</strong>gen Outsourc<strong>in</strong>gniveau weist die Nachfrage nach Beratungs- und Integrationsleistungen<br />
im Zusammenhang mit IT-Systemen noch <strong>de</strong>n höchsten Wert auf. Da nur wenige<br />
<strong>Entsorgung</strong>sunternehmen diese Aufgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik zurechnen (vgl. Abbildung 24), ist die<br />
Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> Informationstechnologien sowie <strong><strong>de</strong>r</strong> Bedarf an Lösungen für entsorgungslogistische<br />
Aufgaben <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Branche noch nicht <strong>de</strong>utlich erkannt wor<strong>de</strong>n.<br />
Die größten Zuwächse wird es bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Fremdvergabe <strong>de</strong>s Umweltmanagements sowie <strong>de</strong>s Lagermanagements<br />
geben. Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Lagermanagements wächst mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zunahme <strong>de</strong>s Verwertungsgeschäftes.<br />
Für die Distribution von Recycl<strong>in</strong>gmaterialien ist das Vorhalten von Bestän<strong>de</strong>n<br />
durch die <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich, um die Nachfrageschwankungen bei Verwertern<br />
ausgleichen können.<br />
Die anwachsen<strong>de</strong> Nachfrage nach Lösungen für das Umweltmanagement weist auf e<strong>in</strong>e steigen<strong>de</strong><br />
Wahrnehmung <strong>de</strong>s Faktors Umwelt bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Erbr<strong>in</strong>gung entsorgungslogistischer Leistungen h<strong>in</strong>.<br />
5.6 Management von Logistikkosten <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong><br />
Logistikkosten entstehen durch die Erbr<strong>in</strong>gung logistischer Leistung. Um die Erfolgswirksamkeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Logistik feststellen und steuern zu können, s<strong>in</strong>d umfassen<strong>de</strong> Kenntnisse dieser Kosten, Leistungen<br />
und ihrer Bee<strong>in</strong>flussungsgrößen erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich. E<strong>in</strong>e darauf ausgerichtete Kostenrechnung ermöglicht<br />
zunächst e<strong>in</strong> reaktives Kostenmanagement, d. h. die Auswertung bereits angefallener Kosten und<br />
die Möglichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Bee<strong>in</strong>flussung zukünftiger Kosten. Vorraussetzung ist die verursachungsgerechte<br />
Erfassung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kosten.<br />
E<strong>in</strong> weiterführen<strong>de</strong>s aktives Kostenmanagement soll die Kosten sowohl im Verlauf als auch <strong>in</strong> ihrer<br />
Höhe gestalten. Diese Bee<strong>in</strong>flussung wird im Voraus geplant und <strong><strong>de</strong>r</strong> Kostenverlauf somit aktiv<br />
bestimmt. Voraussetzung s<strong>in</strong>d, neben <strong><strong>de</strong>r</strong> verursachungsgerechten Kostenerfassung, standardisierte<br />
und transparente Prozesse. Die Kostenzuordnung erfolgt dabei zu <strong>de</strong>n Empfängern von logistischen<br />
Leistungen. 84<br />
Der Be<strong>de</strong>utungszuwachs <strong>de</strong>s Controll<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik wird durch die Stellung <strong>de</strong>s logistischen<br />
Erfolgsfaktors „Messung und Kontrolle“ <strong>de</strong>utlich (vgl. Abschnitt 5.6.4). Gera<strong>de</strong> um <strong>de</strong>n logistischen<br />
Pr<strong>in</strong>zipien <strong><strong>de</strong>r</strong> Ganzheitlichkeit und <strong><strong>de</strong>r</strong> Flussorientierung zu genügen, s<strong>in</strong>d traditionelle Kostenrechnungssysteme<br />
nur e<strong>in</strong>e Basis für das Logistikcontroll<strong>in</strong>g. Mit ihnen können logistische Gesamtkosten<br />
ermittelt, jedoch nicht <strong>in</strong> ihrer Zusammensetzung analysiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Abbildung 26 zeigt, auf welcher Art Logistikkosten ermittelt wer<strong>de</strong>n. Die Ausprägungen bei <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
wer<strong>de</strong>n dabei an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Branchen gegenübergestellt.<br />
83 Vgl. Baumgarten/Thoms (2002), S. 71.<br />
84 Vgl. Kotzab/Teller (2002), S. 663 ff.<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 35
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
Entsorger: N=65<br />
90%<br />
85%<br />
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Abbildung 26: Ermittlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikkosten <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen (und im Brachenvergleich) 85<br />
Fast drei Viertel <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen erfassen ihre Logistikkosten traditionell anhand von<br />
Kostenstellen, 26% auf Basis von Kostenträgern. Lediglich 17% <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen, vornehmlich<br />
mittelgroße, privatwirtschaftliche Betriebe, s<strong>in</strong>d fähig, ihre Logistikkosten auf Prozesse<br />
zurückzuführen.<br />
Während Industrieunternehmen fast ausnahmslos über logistische Kostenrechnungssysteme verfügen<br />
und damit e<strong>in</strong>en genauen Kenntnisstand über die Höhe und die Struktur <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikkosten<br />
haben, können 15% <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen überhaupt ke<strong>in</strong>e Aussagen über ihre Logistikkosten<br />
treffen. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich eher um kle<strong>in</strong>e Betriebe. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Industrie wer<strong>de</strong>n Logistikkosten<br />
von e<strong>in</strong>em höheren Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen (bis zu 45%) auf Basis von Prozessen ermittelt.<br />
<strong>Entsorgung</strong>sunternehmen s<strong>in</strong>d somit zum Großteil fähig, e<strong>in</strong>e Kostenrechnung für die Logistik zu<br />
betreiben, obwohl e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>utliche Kompetenzlücke zur Industrie erkennbar ist. Die Basierung auf<br />
Kostenstellen und Kostenträger ist jedoch we<strong><strong>de</strong>r</strong> als verursachungsgerecht noch als vollständig zu<br />
bezeichnen. E<strong>in</strong>e Betrachtung von Prozessen kann jedoch diese Nachteile überw<strong>in</strong><strong>de</strong>n. Ob e<strong>in</strong><br />
aktives Kostenmanagement betrieben wird, liegt eher an <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kostenrechnungsphilosophie<br />
und kann anhand dieser Daten nicht überprüft wer<strong>de</strong>n. Die Prozesskostenrechnung<br />
legt jedoch e<strong>in</strong> Kostenmanagement nahe, da es die Kostenplanung durch die direkte Bewertung<br />
von prozessbezogenen Aufgaben und <strong>de</strong>n Vergleich mit Dienstleistern ermöglicht. Die Kenntnis <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Prozesskosten ist Voraussetzung für die Kostenverrechnung <strong>in</strong> unternehmensübergreifen<strong>de</strong>n Prozessketten.<br />
Sie ist aber auch <strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>s Unternehmens aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> zunehmen<strong>de</strong>n Prozessorientierung<br />
e<strong>in</strong> wichtiges Instrument.<br />
E<strong>in</strong>e fehlen<strong>de</strong> Logistikkostenrechnung kann beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong>in</strong> <strong>logistik</strong><strong>in</strong>tensiven Bereichen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong><br />
zu Fehlentscheidungen und <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Folge zu erhöhten Abwicklungskosten führen. An<strong><strong>de</strong>r</strong>e Untersuchungen<br />
bestätigen dieses Problem <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sbranche: In vielen <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
fehlen Instrumente, „... die verlässlich Auskunft über die Effizienz <strong><strong>de</strong>r</strong> Leistungsprozesse geben.“<br />
86 .<br />
85 Daten zur Industrie: vgl. Baumgarten/Thoms (2002), S. 13.<br />
86 Plaut (2002), S. 17.<br />
75%<br />
Ermittlung nach<br />
Kostenstellen<br />
72%<br />
Ermittlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikkosten - <strong>Entsorgung</strong>sbranche im Vergleich<br />
36% 35%<br />
31%<br />
Ermittlung nach<br />
Kostenträgern<br />
26%<br />
45%<br />
35%<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 36<br />
20%<br />
Ermittlung nach Prozessen<br />
Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Nennungen, Mehrfachnennungen möglich.<br />
Industrie - Große Unternehmen<br />
Industrie - Mittlere Unternehmen<br />
Industrie - Kle<strong>in</strong>e Unternehmen<br />
<strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
17%<br />
25%<br />
15%<br />
0% 0%<br />
Ke<strong>in</strong>e Logistikkostenrechnung
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Alle<strong>in</strong> die Verfügbarkeit logistischer Kostenrechnungssysteme kann jedoch ke<strong>in</strong>en Aufschluss über<br />
das Niveau <strong><strong>de</strong>r</strong> Messung und Kontrolle logistischer Kosten und Leistungen geben. Zusätzlich zur<br />
Ausprägung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kostenrechnungssysteme <strong>in</strong> <strong>de</strong>n <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen wur<strong>de</strong> daher untersucht,<br />
für welche Aufgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> die Abwicklungskosten bekannt s<strong>in</strong>d (vgl.<br />
Abbildung 27).<br />
Abholen und Sammeln von Abfällen (N=51)<br />
Transport und Umschlag von Abfällen (N=56)<br />
Erfassung und Kontrolle von Kosten <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen: Bereiche und Umfang<br />
Deponierung (N=45)<br />
Recycl<strong>in</strong>g (Behandlung von Abfällen) (N=53)<br />
Vertrieb von Recycl<strong>in</strong>gmaterial (N=47)<br />
Beschaffung/E<strong>in</strong>kauf von Betriebsmitteln (N=53)<br />
23%<br />
40%<br />
Abbildung 27: Beherrschung von Abwicklungskosten<br />
E<strong>in</strong>e große Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen kennt die Gesamtkosten e<strong>in</strong>zelner Prozessschritte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong>.<br />
Die dar<strong>in</strong> enthaltenen Logistikkosten können aber teilweise nicht e<strong>in</strong>mal von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen ausgewiesen wer<strong>de</strong>n. Auffällig ist dabei zunächst e<strong>in</strong> gegensätzlicher<br />
Kenntnisstand <strong><strong>de</strong>r</strong> Kostenkategorien. Bei Aufgaben, für die die Gesamtkosten <strong>de</strong>n meisten Unternehmen<br />
bekannt s<strong>in</strong>d, kann nur e<strong>in</strong>e wesentlich ger<strong>in</strong>gere Anzahl an Unternehmen Aussagen über<br />
Art und Höhe <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikkosten treffen. Dort, wo <strong><strong>de</strong>r</strong> höchste Kenntnisstand über die Logistikkosten<br />
(bei klassischen Logistikaufgaben) zu verzeichnen ist, fällt das Niveau <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfassung und Kontrolle<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtkosten für diese Aufgaben <strong>de</strong>utlich ger<strong>in</strong>ger aus als <strong>in</strong> <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Tätigkeitsbereichen.<br />
Der höchste Kenntnisstand über Gesamt- und Logistikkosten besteht im <strong>Entsorgung</strong>sbereich. Da<br />
dieser Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> traditionelle Tätigkeitsbereich <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen ist, s<strong>in</strong>d hier gewachsene<br />
Erfahrungen und Strukturen zur Messung und Kontrolle von Kosten vorzuf<strong>in</strong><strong>de</strong>n.<br />
Der Ausweis <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikkosten bereitet vor allem bei solchen Prozessen e<strong>in</strong>er Reihe von <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Schwierigkeiten, die ke<strong>in</strong>e klassischen Logistikaufgaben betreffen. Dieses Defizit<br />
ist <strong><strong>de</strong>r</strong> fehlen<strong>de</strong>n Betrachtung von Prozesskosten geschul<strong>de</strong>t. Am <strong>de</strong>utlichsten wird das im Bereich<br />
Beschaffung und E<strong>in</strong>kauf. Hier fehlen bei <strong>de</strong>n meisten Unternehmen Kenntnisse über Prozesse und<br />
die Prozesskostenrechnung, um die mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Beschaffung verbun<strong>de</strong>nen Logistikkosten erfassen und<br />
kontrollieren zu können. Nach PLAUT s<strong>in</strong>d nur 23% <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kosten-<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 37<br />
45%<br />
63%<br />
60%<br />
82%<br />
79%<br />
71%<br />
85%<br />
96%<br />
92%<br />
98%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Nennungen, Mehrfachnennungen möglich.<br />
Gesamtkosten<br />
Logistikkosten
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
struktur <strong>in</strong> ihrem Unternehmen zufrie<strong>de</strong>n, die große Mehrheit sieht umfassen<strong>de</strong>n Handlungsbedarf.<br />
87<br />
Der durchschnittliche Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikkosten an <strong>de</strong>n Gesamtkosten beträgt bei <strong>de</strong>n befragten<br />
<strong>Entsorgung</strong>sunternehmen 22,5% (vgl. Abbildung 28). Mit diesem Wert liegt die <strong>Entsorgung</strong>sbranche<br />
im Branchenvergleich zwischen <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>l (27%) und <strong><strong>de</strong>r</strong> Industrie (11,4%). 88<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
Abbildung 28: Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikkosten an <strong>de</strong>n Gesamtkosten<br />
Die Erfolgswirkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik wird am Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikkosten an <strong>de</strong>n Gesamtkosten bzw. an<br />
<strong>de</strong>ssen Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung im Perio<strong>de</strong>nvergleich gemessen. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Betrachtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikkosten s<strong>in</strong>d<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> wachsen<strong>de</strong> Aufgabenumfang <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Unternehmen und die steigen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikleistung für die Wertschöpfung zu beachten.<br />
Die ermittelten Kennzahlen können damit nicht unmittelbar zur Bewertung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Logistikkompetenz</strong><br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> zum Vergleich zwischen Unternehmen und Branchen herangezogen wer<strong>de</strong>n. Somit hat die<br />
Gegenüberstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> branchenspezifischen Logistikkostenanteile <strong>in</strong> Abbildung 29 zunächst nur<br />
berichten<strong>de</strong>n Charakter.<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
5,7%<br />
87 Vgl. Plaut (2002), S. 17.<br />
8,2%<br />
88 Vgl. Baumgarten/Thoms (2002), S. 14.<br />
Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikkosten an <strong>de</strong>n Gesamtkosten <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
11,4% 11,4%<br />
Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikkosten an <strong>de</strong>n Gesamtkosten – <strong>Entsorgung</strong>sbranche im Vergleich<br />
12,8%<br />
22,9%<br />
Abbildung 29: Logistikkostenanteil im Branchenvergleich 89<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 38<br />
25,7%<br />
27,6%<br />
14,3%<br />
Durchschnitt 22,5 %<br />
N=35<br />
bis 1%: bis 5%: bis 10%: bis 20%: bis 30%: bis 40%: bis 50%: >50%:<br />
Logistikkostenanteil [%]<br />
22,5%<br />
Automobil<strong>in</strong>dustrie Konsumgüter<strong>in</strong>dustrie Han<strong>de</strong>l <strong>Entsorgung</strong><br />
5,7%<br />
2,9%<br />
(<strong>Entsorgung</strong>: N=35)
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Zur validierten Bewertung s<strong>in</strong>d diese Kennzahlen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Kontext zu stellen, <strong><strong>de</strong>r</strong> unternehmensspezifische<br />
Kosten-Leistungs-Komb<strong>in</strong>ationen enthält.<br />
Um <strong>de</strong>nnoch e<strong>in</strong>e vergleichen<strong>de</strong> Betrachtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikkostenanteile vornehmen zu können, wer<strong>de</strong>n<br />
die Kosten<strong>in</strong>formationen um e<strong>in</strong>ige Merkmale <strong>de</strong>s Logistikmanagements ergänzt. Dazu sollen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgabenumfang <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik, <strong><strong>de</strong>r</strong> Outsourc<strong>in</strong>ganteil sowie die Ausprägung logistischer Strukturen<br />
herangezogen wer<strong>de</strong>n. Die Ausprägungen dieser Merkmale <strong>in</strong> <strong>de</strong>n e<strong>in</strong>zelnen Branchen s<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong> Tabelle 2 zusammengestellt:<br />
Merkmal<br />
operativ-planerischer Aufgabenumfang*<br />
• Logistikplanung<br />
• Transportplanung<br />
Branche<br />
adm<strong>in</strong>istrativ-planerischer und strategischer<br />
Aufgabenumfang*<br />
• Disposition<br />
• Auftragsabwicklung<br />
• unternehmensübergreifen<strong>de</strong> Planung<br />
• IT-Planung<br />
Outsourc<strong>in</strong>ganteil*<br />
• Transport<br />
• Transportplanung<br />
• Tourenplanung<br />
• Lagermanagement<br />
Industrie Han<strong>de</strong>l <strong>Entsorgung</strong><br />
78-91%<br />
25-33%<br />
31-33%<br />
24-25%<br />
Logistikstrukturen (dom<strong>in</strong>ante Ausprägung) Bereichsebene<br />
(2.-3. Führungsebene)<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 39<br />
97%<br />
81%<br />
62%<br />
69%<br />
92%<br />
52%<br />
75%<br />
14%<br />
14%<br />
5%<br />
Vorstands- bzw.<br />
Geschäftsführungsebene<br />
86%<br />
92%<br />
86%<br />
73%<br />
62%<br />
18%<br />
24-39%<br />
10,8%<br />
11,5%<br />
2,4%<br />
<strong>de</strong>zentrale Strukturen<br />
(e<strong>in</strong>geglie<strong><strong>de</strong>r</strong>t)<br />
Logistikkosten** 8,2%-12,8% 27,6% 22,5%<br />
* Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Nennungen <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Unternehmen<br />
**Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikkosten an <strong>de</strong>n Gesamtkosten <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Unternehmen<br />
Tabelle 2: Übersicht über Kostenumfang und strukturelle Merkmale <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik 90<br />
Diese Zusammenstellung wichtiger Kennzahlen und Kenngrößen <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik stellt ke<strong>in</strong>e Bewertung<br />
an sich dar, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n lediglich e<strong>in</strong>e Gegenüberstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Merkmalsausprägungen <strong>in</strong> verschie<strong>de</strong>nen<br />
Branchen. Die Erstellung e<strong>in</strong>es Branchenvergleichs mit <strong>de</strong>m Ziel, e<strong>in</strong>e Rangfolge anhand <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Höhe <strong>de</strong>s Logistikkostenanteils vorzunehmen, ist aufgrund verschie<strong>de</strong>ner logistischer Aufgaben und<br />
unterschiedlicher Aufgabenumfänge verfehlt. Der Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikkosten an <strong>de</strong>n Gesamtkosten<br />
lässt lediglich e<strong>in</strong>ige Rückschlüsse auf die Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Branche sowie auf die<br />
durch das Logistikmanagement bee<strong>in</strong>flussbaren Kostenumfänge zu. Dabei ist jedoch <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklungsstand<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> betreffen<strong>de</strong>n Branche zu berücksichtigen, <strong>de</strong>nn e<strong>in</strong> niedriger Logistikkostenanteil<br />
könnte aus bereits realisierten logistischen Effizienzpotenzialen resultieren.<br />
Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sbranche stehen zu wenige Informationen zur Wertigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikobjekte zur<br />
Verfügung, um die Ausprägung von Preisen bzw. Kosten e<strong>in</strong>zelner logistischer Prozesse beurteilen<br />
89 Daten zu Industrie und Han<strong>de</strong>l: vgl. Baumgarten/Thoms (2002), S. 14.<br />
90 Daten zu Industrie und Han<strong>de</strong>l: vgl. Baumgarten/Thoms (2002).
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
zu können. Zu<strong>de</strong>m ist zu beachten, dass die <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung begriffenen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> erhebliche Preis- und Kostenverzerrungen bewirken.<br />
6 Umweltmanagement <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
6.1 Umfang und Charakter <strong>de</strong>s Umweltmanagements <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Aus <strong>de</strong>n umweltpolitischen Zielen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kreislaufwirtschaft ergeben sich umweltbezogene Zielvorgaben<br />
für die <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> und zahlreiche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und Restriktionen für die Planung<br />
und Steuerung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sprozesse. Umweltbezogene Ziele <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
e<strong>in</strong>e systematische Berücksichtigung von Umweltaspekten bei allen betrieblichen Planungen<br />
und Entscheidungen. Um sowohl Ziele als auch Maßnahmen umfassend und aufe<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> abgestimmt<br />
gestalten und realisieren zu können, sollten alle Aktivitäten <strong>in</strong> e<strong>in</strong> betriebliches Umweltmanagement<br />
e<strong>in</strong>gebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Jedoch betreiben nur 48% <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen e<strong>in</strong> systematisches Umweltmanagement<br />
(vgl. Abbildung 30).<br />
Systematisches<br />
Umweltmanagement<br />
wird nicht<br />
durchgeführt:<br />
52 %<br />
N=64<br />
Umweltmanagement <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Systematisches<br />
Umweltmanagement<br />
wird<br />
durchgeführt:<br />
Abbildung 30: Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen mit systematischem Umweltmanagement<br />
Die Be<strong>de</strong>utung dieses Managementkonzepts zur Umsetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Umweltanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen aus <strong>de</strong>m<br />
KrW-/AbfG o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen aus <strong>de</strong>n Bestimmungen über <strong>Entsorgung</strong>sfachbetriebe wird<br />
von mehr als <strong><strong>de</strong>r</strong> Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen nicht erkannt o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht entsprechend umgesetzt.<br />
Praktisch verstehen fast alle befragten Unternehmen (92%) unter umweltgerichtetem Han<strong>de</strong>ln die<br />
Beachtung bzw. Erfüllung gesetzlicher Vorschriften (vgl. Abbildung 31).<br />
55% <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen prüfen aktuell darüber h<strong>in</strong>aus, ob aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Umweltorientierung<br />
mittelfristig Wettbewerbsvorteile erwachsen könnten. Umweltgerichtete Maßnahmen <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong><br />
entsprechen somit vor allem <strong>de</strong>n gesetzlichen M<strong>in</strong><strong>de</strong>stfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen und gehen bisher selten<br />
darüber h<strong>in</strong>aus.<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 40<br />
48 %
N=74<br />
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Abbildung 31: Bee<strong>in</strong>flussung unternehmerischer Entscheidungen durch Umweltaspekte<br />
Die Fähigkeit, die gesetzlichen Vorschriften zum Schutz <strong><strong>de</strong>r</strong> Umwelt bei <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> e<strong>in</strong>halten zu<br />
können, wird von e<strong>in</strong>er Reihe von Unternehmen bereits als Wettbewerbsvorteil angesehen.<br />
6.2 Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und Maßnahmen für die Ausgestaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Umweltorientierung<br />
Die meisten <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen können sich vorstellen, auch über gesetzliche Vorschriften<br />
h<strong>in</strong>aus umweltgerichtete Maßnahmen umzusetzen. Wesentliche Motivation dazu s<strong>in</strong>d Kun<strong>de</strong>nanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />
(bei 84% <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen, vgl. Abbildung 32). Voraussetzung für <strong><strong>de</strong>r</strong>en Umsetzung<br />
ist allerd<strong>in</strong>gs, dass die Kun<strong>de</strong>n die Mehrkosten für beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e, umweltgerichtete Maßnahmen tragen.<br />
So soll im E<strong>in</strong>zelfall die wirtschaftliche Tragfähigkeit umweltgerichteter Maßnahmen durch<br />
höhere Preise o<strong><strong>de</strong>r</strong> Kostenkompensationen sichergestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Umsetzung umweltgerichteter Maßnahmen ohne gesetzliche Verpflichtung durch <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Von Kun<strong>de</strong>n gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>te und bezahlte Maßnahmen<br />
Maßnahmen, die <strong>de</strong>n Unternehmenswert steigern<br />
Kostensteigern<strong>de</strong> Maßnahmen, wenn diese mit<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Vorteilen verbun<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d.<br />
N=69<br />
Berücksichtigung von Umweltaspekten bzw. Umweltauswirkungen bei unternehmerischen Entscheidungen<br />
Ausschließlich durch die Beachtung<br />
gesetzlicher Vorschriften.<br />
Es wird darüber h<strong>in</strong>aus geprüft, ob auch<br />
mittelbare Wettbewerbsvorteile erreicht<br />
wer<strong>de</strong>n können.<br />
Ke<strong>in</strong>e Berücksichtigung.<br />
Qualitätsverbessern<strong>de</strong> Maßnahmen<br />
Nur kostenneutrale Maßnahmen<br />
1%<br />
16%<br />
13%<br />
Abbildung 32: Umweltgerichtete Maßnahmen ohne gesetzliche Veranlassung<br />
Die Mehrzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen ist bereit, umweltgerichtete Maßnahmen umzusetzen,<br />
wenn diese zur Steigerung <strong>de</strong>s Unternehmenswertes o<strong><strong>de</strong>r</strong> zur Verbesserung <strong><strong>de</strong>r</strong> Leistungsqualität<br />
beitragen.<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 41<br />
55%<br />
92%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Nennungen, Mehrfachnennungen möglich.<br />
75%<br />
84%<br />
83%<br />
Kosten dürften dabei durchschnittlich bis zu 34% steigen<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Nennungen, Mehrfachnennungen möglich.
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Kostensteigerungen durch Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Umweltleistung wer<strong>de</strong>n nur von<br />
wenigen Unternehmen akzeptiert und müssen kompensiert wer<strong>de</strong>n. Die Kosten dürften dabei um<br />
maximal e<strong>in</strong> Drittel steigen. Da sich <strong>in</strong>sgesamt nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Anteil an <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
mit <strong>de</strong>n Kostenaspekten ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> setzt, sche<strong>in</strong>t die Erwartung <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen <strong>in</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Kompensation <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrkosten durch höhere Preise zu bestehen. Möglichkeiten zur Kostensenkung<br />
durch die Maßnahmen bestehen nach Ansicht <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Unternehmen nicht.<br />
Die Möglichkeit <strong>de</strong>s Erreichens von Wettbewerbsvorteilen wird von 80% <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen als wesentlicher<br />
Faktor für die Umsetzung umweltgerichteter Maßnahmen genannt. Diese können <strong>in</strong> Vorteilen<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Auftragsvergabe o<strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>er verstärkten Kun<strong>de</strong>nb<strong>in</strong>dung bestehen. Weitere Bed<strong>in</strong>gung<br />
ist die Akzeptanz solcher Maßnahmen bei <strong>de</strong>n Leistungsempfängern.<br />
N=70<br />
Faktoren für e<strong>in</strong> weiterführen<strong>de</strong>s Umweltengagement <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Verstärkte gesellschaftliche Anerkennung<br />
<strong>de</strong>s Umweltmanagements,<br />
z.B. durch Kun<strong>de</strong>n und Lieferanten<br />
Verstärkte politische Anerkennung<br />
<strong>de</strong>s Umweltmanagements,<br />
z.B. durch Steuersenkungen o<strong><strong>de</strong>r</strong> staatliche För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
Möglichkeiten zum Aufbau<br />
längerfristiger Wettbewerbsvorteile<br />
Abbildung 33: Faktoren für e<strong>in</strong>e Ausweitung <strong>de</strong>s Umweltengagement <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Damit s<strong>in</strong>d Erwartungen auf e<strong>in</strong>e Vergütung <strong>de</strong>s Engagements durch die Erzielung höherer Preise<br />
bei Kun<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> durch staatliche För<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen verbun<strong>de</strong>n.<br />
Es wird <strong>de</strong>utlich, dass die strategische Dimension <strong>de</strong>s Umweltschutzes durchaus verstan<strong>de</strong>n wird,<br />
die Umsetzung jedoch an externen Faktoren festgemacht wird o<strong><strong>de</strong>r</strong> durch operative Kompetenzlücken<br />
im Umweltmanagement und vor allem an e<strong>in</strong>er Quantifizierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Umweltkosten scheitert.<br />
E<strong>in</strong>e zunehmend umweltgerichtete Ausgestaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> unter diesen Bed<strong>in</strong>gungen<br />
wird jedoch von vielen Unternehmen als schwierig angesehen. Als H<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>nisse wer<strong>de</strong>n vor allem <strong>in</strong><br />
Kosten- und Qualitätsnachteile ökologisch gestalteter Logistikprozesse und e<strong>in</strong>e Gefährdung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Wirtschaftlichkeit angesehen (vgl. Abbildung 34).<br />
Gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong> For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung nach verstärkter gesellschaftlicher Anerkennung <strong><strong>de</strong>r</strong> Umweltorientierung<br />
me<strong>in</strong>en 38% <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen, dass Kun<strong>de</strong>n e<strong>in</strong> solches Engagement und damit verbun<strong>de</strong>ne höhere<br />
Kosten bzw. niedrigere Qualitätsniveaus tatsächlich nicht akzeptieren wür<strong>de</strong>n.<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 42<br />
64%<br />
69%<br />
80%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Nennungen, Mehrfachnennungen möglich.
N=66<br />
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Hemmnisse für e<strong>in</strong>e umweltorientierte Gestaltung und Steuerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Transportprozesse <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong><br />
Kosten- und Qualitätsnachteile bei<br />
umweltfreundlichen Verkehrsmitteln<br />
Gefährdung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaftlichkeit<br />
Ökologische Aspekte s<strong>in</strong>d schwierig<br />
<strong>in</strong> Planungsprozesse zu <strong>in</strong>tegrieren<br />
Ökologische Aspekte s<strong>in</strong>d schwierig<br />
<strong>in</strong> Entscheidungen zu berücksichtigen<br />
Mangeln<strong>de</strong> Akzeptanz beim Kun<strong>de</strong>n<br />
Mangeln<strong>de</strong> Akzeptanz im eigenen<br />
Unternehmen<br />
Abbildung 34: Hemmnisse für e<strong>in</strong>e weiterführen<strong>de</strong> Umweltorientierung <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong><br />
Dar<strong>in</strong> wird die E<strong>in</strong>schätzung ausgedrückt, dass die ökologischen Präferenzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>n nicht<br />
unmittelbar <strong>in</strong> höhere Preise zu überführen s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>er Reihe von <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen bereitet<br />
es Probleme, ökologische Kriterien <strong>in</strong> Planungs- und Entscheidungsprozessen zu berücksichtigen.<br />
Hier fehlen Konzepte, Instrumente und Know-how zum Umweltmanagement. Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stän<strong>de</strong> im eigenem<br />
Unternehmen treten mit 8% <strong><strong>de</strong>r</strong> Nennungen eher selten auf.<br />
E<strong>in</strong>er Fortsetzung <strong>de</strong>s Umweltengagements <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen stehen Hemmnisse im<br />
Wege. Es zeigt sich, dass vor allem wirtschaftliche Überlegungen die Fortsetzung <strong>de</strong>s Umweltengagement<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen prägen. Die Umweltorientierung wird weitestgehend als Kostenfaktor<br />
betrachtet und vornehmlich aus gesetzlicher Pflicht heraus betrieben. Ansche<strong>in</strong>end gel<strong>in</strong>gt es e<strong>in</strong>er<br />
Reihe von Unternehmen noch nicht <strong>in</strong> ausreichen<strong>de</strong>m Maße, Beziehung zwischen Umweltaspekten<br />
und Wettbewerbsvorteilen herzustellen.<br />
Entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> besteht bei diesen Unternehmen diese Beziehung nicht, o<strong><strong>de</strong>r</strong> sie ist nicht erkennbar, um<br />
sie <strong>in</strong> betrieblichen Entscheidungen berücksichtigen zu können. Hier besteht e<strong>in</strong> Bedarf an Aufklärung,<br />
an Wissen sowie an geeigneten Instrumenten, um das Umweltmanagement zu etablieren und<br />
zur Entscheidungsunterstützung heranzuziehen.<br />
7 Gegenstand und Ausprägung logistischer Erfolgsfaktoren <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
7.1 Allgeme<strong>in</strong>e Erkenntnisse aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Untersuchung<br />
8%<br />
21%<br />
20%<br />
38%<br />
Die Mehrzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen sieht sich als „Integrator“ von <strong>Entsorgung</strong>sleistungen<br />
für Abfallerzeuger bzw. -besitzer und Versorgungsleistungen für Verwerter von Recycl<strong>in</strong>gmaterialien.<br />
<strong>Entsorgung</strong>saufgaben wer<strong>de</strong>n nicht nur als gesetzliche Pflichtaufgaben angesehen.<br />
Die Verwertung dient nicht mehr ausschließlich zur ordnungsgemäßen <strong>Entsorgung</strong> von Abfällen,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n wird als Marktleistung betrachtet.<br />
Der <strong>Entsorgung</strong>smarkt hat für die Unternehmen e<strong>in</strong>e doppelte Be<strong>de</strong>utung. Er ist zunächst Absatzmarkt<br />
für <strong>Entsorgung</strong>sleistungen. Gleichzeitig stellt er <strong>de</strong>n Beschaffungsmarkt für Abfälle als Produktionsfaktor<br />
für die Herstellung von Recycl<strong>in</strong>gmaterialien für Verwerter dar.<br />
Die <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen nehmen sowohl auf <strong>de</strong>m <strong>Entsorgung</strong>smarkt als auch auf <strong>de</strong>m Verwertungsmarkt<br />
e<strong>in</strong>en hohen und weiter zunehmen<strong>de</strong>n Konkurrenzdruck wahr. Sie wollen darauf<br />
© TU Dres<strong>de</strong>n 2004 43<br />
65%<br />
79%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Nennungen, Mehrfachnennungen möglich.
<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
und auf die sich verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong>n Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>de</strong>s Marktes mit e<strong>in</strong>em Mix aus offensiven<br />
Maßnahmen (bspw. <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufbau neuer Geschäftsfel<strong><strong>de</strong>r</strong>) und <strong>de</strong>fensiven Maßnahmen (langfristige<br />
Leistungsverträge) reagieren.<br />
Die Leistungserstellung <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> Behandlung, <strong><strong>de</strong>r</strong> Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>e<strong>in</strong>steuerung und <strong><strong>de</strong>r</strong> Beseitigung<br />
erfolgt überwiegend <strong>in</strong> Eigenregie <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen. Kooperationen zwischen<br />
<strong>Entsorgung</strong>sunternehmen wer<strong>de</strong>n vor allem beim Betrieb von Behandlungsanlagen und bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Distribution von Recycl<strong>in</strong>gmaterialien e<strong>in</strong>gegangen.<br />
Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> operativen Abwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> i.w.S. haben die <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
die höchsten Aufgabenanteile über alle Prozessschritte. Spezialisierte Dienstleister kommen<br />
vor allem bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Fremdvergabe von Transportaufgaben zum E<strong>in</strong>satz. Das Outsourc<strong>in</strong>g von Transportaufgaben<br />
wird auf e<strong>in</strong>em niedrigerem Niveau gegenüber an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Branchen künftig überproportional<br />
ansteigen.<br />
7.2 Ausprägung logistischer Erfolgsfaktoren <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Ausprägung <strong>de</strong>s Erfolgsfaktors Kun<strong>de</strong>norientierung<br />
<strong>Entsorgung</strong>sunternehmen ordnen <strong>de</strong>n Verwertern von Recycl<strong>in</strong>gmaterialien e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong><strong>de</strong>utige Kun<strong>de</strong>nrolle<br />
zu. Die Belieferung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwerter ist damit an <strong>de</strong>n Maßstäben <strong><strong>de</strong>r</strong> Versorgungs<strong>logistik</strong><br />
auszurichten. Die Charakterisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallbesitzer ist dagegen nicht e<strong>in</strong><strong>de</strong>utig, es treten unterschiedliche<br />
Interpretationen von <strong><strong>de</strong>r</strong>en Kun<strong>de</strong>n- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Lieferantenstellung auf.<br />
Market<strong>in</strong>gkonzepte für die angebotenen Leistungen fehlen bei 32%-40% <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen.<br />
Market<strong>in</strong>g und Logistik s<strong>in</strong>d unzureichend verknüpft. Gera<strong>de</strong> im Absatzbereich,<br />
also bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Belieferung von Verwertern mit Recycl<strong>in</strong>gmaterial, wird die Konzeption von<br />
Komplettlösungen nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Umfang verfolgt. Da sich die Unternehmen jedoch hierbei als<br />
„Lieferanten“ an <strong>de</strong>n Ansprüchen <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwerter an e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dustrielle Versorgungs<strong>logistik</strong> messen<br />
lassen müssen, ist die Kun<strong>de</strong>norientierung noch nicht genügend ausgeprägt.<br />
Nur e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>heit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen setzt sich bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>nauswahl und Kun<strong>de</strong>n<strong>in</strong>tegration<br />
mit <strong>de</strong>n Leistungswünschen und Logistikanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>n ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>. Da e<strong>in</strong>e<br />
Integration <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>n <strong>in</strong> das vorhan<strong>de</strong>ne Logistiksystem auch nur von knapp <strong><strong>de</strong>r</strong> Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
berücksichtigt wird, ist e<strong>in</strong>e systematische Gestaltung kun<strong>de</strong>norientierter<br />
Prozesse noch nicht festzustellen. Eher wer<strong>de</strong>n die Logistiksysteme <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m eigenen<br />
Logistiksystem unzureichend verbun<strong>de</strong>n.<br />
Die meisten Unternehmen erkennen jedoch <strong>de</strong>n Vorteil stabiler Kun<strong>de</strong>nbeziehungen und streben<br />
daher langfristige Kun<strong>de</strong>nb<strong>in</strong>dungen an. Dazu versuchen sie, die Leistungserstellung regelmäßig<br />
und langfristig mit <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n abzustimmen. Auch die Übernahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Steuerungsverantwortung<br />
für <strong>Entsorgung</strong> und Belieferung durch die meisten <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen verstärkt die<br />
Kun<strong>de</strong>nb<strong>in</strong>dung.<br />
Ausprägung <strong>de</strong>s Erfolgsfaktors Informationsaustausch<br />
Die Be<strong>de</strong>utung von Informationen und <strong>de</strong>s gegenseitigen Informationsaustausches wird von <strong>de</strong>n<br />
meisten <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen erkannt und umgesetzt. Zwar dom<strong>in</strong>ieren aktuell operative und<br />
produktbezogene Daten sowie kurzfristige Steuerungs<strong>in</strong>formationen <strong>de</strong>n Austausch, aber bereits<br />
mehr als die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen tauscht mit <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n langfristige Planungsdaten<br />
aus. Der Informationsaustausch f<strong>in</strong><strong>de</strong>t regelmäßig und auf e<strong>in</strong>em hohen Beteiligungsniveau<br />
statt.<br />
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<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Verbesserungspotenziale bestehen beim Austausch langfristiger Planungsdaten, z.B. im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
langfristigen Term<strong>in</strong>planung. Ebenso müssen Informationen über Kun<strong>de</strong>nanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen vor <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Auftragsabwicklung zur logistischen Systemplanung und -gestaltung ausgetauscht wer<strong>de</strong>n.<br />
Basis für <strong>de</strong>n Informationsaustausch ist <strong><strong>de</strong>r</strong> E<strong>in</strong>satz von Informations- und Kommunikationstechnologien.<br />
Deren Be<strong>de</strong>utung für die Logistik wird von <strong>de</strong>n <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen noch nicht erkannt.<br />
Nur wenige <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Unternehmen ordnen die Verantwortung für die Entwicklung und<br />
<strong>de</strong>n Betrieb <strong><strong>de</strong>r</strong> IT-Systeme <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik zu.<br />
Ausprägung <strong>de</strong>s Erfolgsfaktors Flexibilität<br />
<strong>Entsorgung</strong>sunternehmen erwarten e<strong>in</strong>e zunehmen<strong>de</strong> Konkurrenz vor allem im <strong>Entsorgung</strong>sbereich.<br />
Diese ist durch stagnieren<strong>de</strong> bzw. s<strong>in</strong>ken<strong>de</strong> Umsätze, s<strong>in</strong>ken<strong>de</strong> Preise, e<strong>in</strong>e schlechtere Ertragslage<br />
sowie e<strong>in</strong>en zunehmen<strong>de</strong>n Wettbewerb um Kun<strong>de</strong>n und Abfälle gekennzeichnet.<br />
Die Reaktion <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen auf diese verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Marktbed<strong>in</strong>gungen besteht zunächst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Basis <strong>de</strong>fensiver Maßnahmen, die auf e<strong>in</strong>e engere und längere B<strong>in</strong>dung an die öffentlichrechtlichen<br />
<strong>Entsorgung</strong>sträger abzielen. Um flexibler <strong>de</strong>n künftigen Marktanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen entsprechen<br />
zu können, wer<strong>de</strong>n jedoch kooperative und offensive Maßnahmen <strong>in</strong> größerem Umfang verfolgt.<br />
Kooperationen sollen helfen, e<strong>in</strong>e durch aufwändigere Beschaffung und zunehmen<strong>de</strong> Transporte<br />
und Transportentfernungen komplexer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Leistungserstellung zu bewältigen.<br />
Die Ausweitung <strong>de</strong>s Leistungsangebotes zur Verr<strong>in</strong>gerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ertragsabhängigkeit von<br />
<strong>Entsorgung</strong>sleistungen und von vorhan<strong>de</strong>nen Kun<strong>de</strong>n(gruppen) ist momentan überwiegend am<br />
Kerngeschäft orientiert. Zusätzliche Geschäftsfel<strong><strong>de</strong>r</strong> zu <strong>Entsorgung</strong> und Verwertung, die auch im<br />
Angebot komplexerer Logistikleistungen bestehen könnten, streben erst 39% <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten<br />
Unternehmen an (vgl. Abschnitt 2.2).<br />
Ausprägung <strong>de</strong>s Erfolgsfaktors Outsourc<strong>in</strong>g<br />
<strong>Entsorgung</strong>sunternehmen haben an allen Prozessschritten <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> e<strong>in</strong>en wesentlichen<br />
Anteil. Es ist nicht erkennbar, <strong>in</strong> welchen Bereichen e<strong>in</strong><strong>de</strong>utig Kernkompetenzen <strong>de</strong>f<strong>in</strong>iert und<br />
zur Orientierung genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei operativen Standardaufgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>s<strong>logistik</strong> weisen <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen e<strong>in</strong>en<br />
<strong>de</strong>utlich ger<strong>in</strong>geren Outsourc<strong>in</strong>ganteil gegenüber an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Branchen auf (vgl. Abschnitt 3.1). Dass<br />
die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Outsourc<strong>in</strong>gs solcher Aufgaben an spezialisierte Dienstleister jedoch erkannt<br />
wur<strong>de</strong>, kann durch die große angestrebte Steigerung <strong>de</strong>s Outsourc<strong>in</strong>ganteils belegt wer<strong>de</strong>n.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs ist bei adm<strong>in</strong>istrativen und planerischen Logistikaufgaben e<strong>in</strong>e umgekehrte Ten<strong>de</strong>nz<br />
festzustellen. Der ohneh<strong>in</strong> niedrige Anteil fremd vergebener Leistungen bspw. bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Transportplanung,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikplanung o<strong><strong>de</strong>r</strong> beim Qualitätsmanagement, wird künftig weiter s<strong>in</strong>ken. Steigen<br />
wird dagegen die Nachfrage nach Leistungen beim Umweltmanagement und beim Lagermanagement.<br />
Positive Erfahrungen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Fremdvergabe logistischer Leistungen sche<strong>in</strong>en <strong>de</strong>mnach nur bei operativen<br />
Aufgaben gemacht wor<strong>de</strong>n se<strong>in</strong>. Bei Managementaufgaben besteht die Ten<strong>de</strong>nz, diese<br />
eher im eigenen Unternehmen zu behalten. E<strong>in</strong>e ungenügen<strong>de</strong> Ausrichtung von Logistikdienstleistern<br />
auf die Belange <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft sowie die Auffassung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen,<br />
e<strong>in</strong>e Fremdvergabe führt nicht zu ger<strong>in</strong>geren Kosten und nicht zu e<strong>in</strong>er höheren Flexibilität,<br />
können als Grün<strong>de</strong> dafür angeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Zu berücksichtigen ist jedoch, dass die Logistikkosten bei <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen nur von wenigen<br />
nach Prozessen ermittelt wer<strong>de</strong>n. Die Kosten für <strong>Entsorgung</strong>s- und Verwertungsaufgaben s<strong>in</strong>d<br />
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<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
nicht vollständig bekannt, <strong><strong>de</strong>r</strong> Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistikkosten gera<strong>de</strong> an komplexeren Aufgaben <strong>in</strong> noch<br />
ger<strong>in</strong>gerem Umfang. Das Fehlen solcher Kostenkenntnisse kann so ebenfalls als Grund dafür angeführt<br />
wer<strong>de</strong>n, dass Kostensenkungspotenziale durch Outsourc<strong>in</strong>g von Leistungen gar nicht erkannt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Ausprägung <strong>de</strong>s Erfolgsfaktors Flussorientierung<br />
Die Logistik wird bei vielen <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen nicht als Führungsfunktion angesehen. Die<br />
fehlen<strong>de</strong> Logistikstrategie bei 72% <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen und die ger<strong>in</strong>ge Berücksichtigung logistischer<br />
Aspekte bei unternehmensstrategischen Entscheidungen ver<strong>de</strong>utlicht <strong>de</strong>n ger<strong>in</strong>gen E<strong>in</strong>fluss auf die<br />
flussorientierte Gestaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>.<br />
Die E<strong>in</strong>glie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik <strong>in</strong> Funktionsbereiche und Abteilungen ist die am weitesten verbreitete<br />
Organisationsform. Damit wird e<strong>in</strong>e übergreifen<strong>de</strong> Koord<strong>in</strong>ation logistischer Aufgaben erschwert.<br />
Übergreifen<strong>de</strong> Aufgaben wie das Kun<strong>de</strong>nmanagement, das Qualitätsmanagement und das Umweltmanagement,<br />
aber auch strategische Entscheidungen über Standorte und Kun<strong>de</strong>n müssen <strong>in</strong><br />
größerem Umfang <strong><strong>de</strong>r</strong> Logistik zugeordnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Ausprägung <strong>de</strong>s Erfolgsfaktors „Messung und Kontrolle“<br />
Ungenügen<strong>de</strong> Kostenkenntnis sowie e<strong>in</strong>e überwiegend kostenstellenorientierte Ermittlung von Logistikkosten<br />
führen dazu, dass vielen <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen wichtige Voraussetzungen für das<br />
Prozessmanagement und für Entscheidungen, bspw. über die Fremdvergabe von Logistikaufgaben,<br />
fehlen.<br />
15% <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen verfügen über ke<strong>in</strong>e Logistikkostenrechnung. Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Instrumente<br />
zur Unterstützung <strong><strong>de</strong>r</strong> Flussorientierung wie die Prozesskostenrechnung wer<strong>de</strong>n nur bei<br />
wenigen Unternehmen e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Betrachtet man das Spektrum logistischer Entscheidungen, so können gera<strong>de</strong> strategische Entscheidungen<br />
über Geschäftsfel<strong><strong>de</strong>r</strong> und Märkte, über Kun<strong>de</strong>n sowie über Standorte und die Infrastruktur<br />
nur e<strong>in</strong>geschränkt getroffen wer<strong>de</strong>n. Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>nauswahl dom<strong>in</strong>ieren<br />
Erlösaspekte (Zahlungsbereitschaft <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n) die Kostenaspekte (Kun<strong>de</strong>n<strong>in</strong>tegration).<br />
Ausprägung <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfolgsfaktoren Kooperation und Integration<br />
Ungünstigere Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und e<strong>in</strong> zunehmen<strong><strong>de</strong>r</strong> Wettbewerb erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n von <strong>de</strong>n <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
künftig mehr Kooperationsbereitschaft. Gera<strong>de</strong> um komplexere Planungs- und<br />
Beratungsleistungen anbieten zu können, s<strong>in</strong>d Partner zu suchen. E<strong>in</strong> Ausbau <strong><strong>de</strong>r</strong> Kooperationen ist<br />
beim Betrieb von Behandlungsanlagen, beim Transport und beim Abfallmanagement möglich. Sie<br />
unterstützen die Realisierung von Investitionen und die Verr<strong>in</strong>gerung <strong>de</strong>s damit verbun<strong>de</strong>nen Risikos<br />
durch <strong>de</strong>n geme<strong>in</strong>samen Betrieb bei e<strong>in</strong>er höheren Anlagenauslastung.<br />
Be<strong>de</strong>utsam für <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen ist die Verknüpfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Leistungsbereiche <strong>Entsorgung</strong> und<br />
Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>e<strong>in</strong>steuerung. Die Koord<strong>in</strong>ations- und Ausgleichsfunktion wird zwar erkannt, bisher aber<br />
noch nicht mittels durchgängiger Prozesse umgesetzt. Zur Abstimmung bei<strong><strong>de</strong>r</strong> Bereiche, zur Beherrschung<br />
von Bedarfs- und Aufkommensschwankungen und zum Abbau von Bestän<strong>de</strong>n müssen die<br />
Unternehmen aktiver die Prozesse und die Schnittstellen gestalten. Vorhan<strong>de</strong>ne Abstimmungsprobleme<br />
s<strong>in</strong>d zu beseitigen, um für operative Logistikleistungen Logistikdienstleister e<strong>in</strong>setzen zu können.<br />
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<strong>Logistikkompetenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen<br />
Der Kun<strong>de</strong>n<strong>in</strong>tegration <strong>in</strong> entsorgungslogistische Systeme wird aktuell zu wenig Beachtung geschenkt.<br />
Kun<strong>de</strong>nanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen sowie Integrationsmöglichkeiten und -hemmnisse spielen bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Kun<strong>de</strong>nauswahl nur e<strong>in</strong>e nachgeordnete Rolle.<br />
Ausprägung <strong>de</strong>s Erfolgsfaktors Standardisierung<br />
Zum Abbau von H<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>nissen für die Integration von Partnern <strong>in</strong> die Prozesskette <strong>Entsorgung</strong> sowie<br />
als Voraussetzung für die Steigerung <strong>de</strong>s Outsourc<strong>in</strong>ganteils s<strong>in</strong>d Behältere<strong>in</strong>satz, Informationsaustausch<br />
und Prozesse stärker abzustimmen.<br />
Ausprägung <strong>de</strong>s Erfolgsfaktors Umweltmanagement<br />
Nur etwa die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen betreibt e<strong>in</strong> systematisches Umweltmanagement.<br />
Dieses beruht dann auf verschie<strong>de</strong>nsten Normen bzw. Standards. Die Nennungen<br />
reichen hier von <strong><strong>de</strong>r</strong> Zertifizierung als <strong>Entsorgung</strong>sfachbetrieb über DIN ISO 14000 f., EMAS bis<br />
h<strong>in</strong> zur Qualitätsmanagementnorm DIN ISO 9000.<br />
Ökologische Kriterien wer<strong>de</strong>n bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>nauswahl nur nachgeordnet berücksichtigt.<br />
Aus <strong>de</strong>n vielfältigen und umfassen<strong>de</strong>n gesetzlichen Regelungen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>saufgaben ergeben<br />
sich zahlreiche umweltgerichtete Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen an die <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen. Die E<strong>in</strong>haltung<br />
dieser Bestimmungen sehen die Unternehmen bereits als umfängliche Umweltorientierung an. Der<br />
Umweltschutz bezieht sich damit vorrangig auf die Herstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong>ssicherheit bzw. die<br />
sichere Handhabung <strong>de</strong>s Objektes Abfall bei allen <strong>Entsorgung</strong>saufgaben.<br />
Die <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen wollen Wettbewerbsvorteile und Unternehmenswertsteigerung durch<br />
umweltgerichtete Maßnahmen über die gesetzlichen Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen h<strong>in</strong>aus erreichen. Sie können<br />
diese Ziele aber nicht <strong>in</strong> Planungen und Entscheidungen ausreichend berücksichtigen, da ihnen<br />
Kenntnisse über Zusammenhänge zwischen logistischen Aufgaben und Umweltwirkungen sowie<br />
Instrumente zur E<strong>in</strong>beziehung ökologischer Aspekte <strong>in</strong> die Managementprozesse fehlen.<br />
Aus <strong>de</strong>n umfassen<strong>de</strong>n gesetzlichen Bestimmungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallwirtschaft und aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Sensibilität<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaft h<strong>in</strong>sichtlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfallentsorgung besteht e<strong>in</strong>e hohe objektive Betroffenheit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Entsorgung</strong>sunternehmen. Umweltorientierung kann damit für sie e<strong>in</strong>en Erfolgsfaktor darstellen.<br />
E<strong>in</strong>e wichtige Aufgabe für die <strong>Entsorgung</strong>sunternehmen besteht daher dar<strong>in</strong>, die Betroffenheit zu<br />
erfassen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse über Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen an <strong>de</strong>n Umweltschutz <strong>in</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> umzusetzen. Die umweltbezogenen Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen können jedoch nicht isoliert von<br />
<strong>de</strong>n Leistungsanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen an die <strong>Entsorgung</strong> betrachtet und verfolgt wer<strong>de</strong>n. Bei<strong>de</strong> Aspekte s<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong> die Planung und Steuerung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entsorgung</strong> zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />
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