Geschäftsbericht 2009 - VR-Bank Rhein-Sieg eG
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Jeder Mensch hat etwas, dass ihn antreibt<br />
Unser Vorstandsduo im Interview<br />
Herr Dr. Schilling, die Bundesregierung<br />
hat die so genannte „<strong>Bank</strong>enabgabe“<br />
beschlossen? Demnach zahlen<br />
alle <strong>Bank</strong>en für den Ernstfall in<br />
einen Topf ein. Auch die Volksbanken<br />
und Raiffeisenbanken, obwohl sie an<br />
der <strong>Bank</strong>enkrise nicht beteiligt waren.<br />
Wie ist Ihre Meinung dazu?<br />
Dr. Martin Schilling: Ich halte die <strong>Bank</strong>enabgabe<br />
für falsch. Meiner Meinung<br />
nach handelt es sich nur um Augenwischerei.<br />
Die Bundesregierung will damit<br />
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<strong>VR</strong>-<strong>Bank</strong> <strong>Rhein</strong>-<strong>Sieg</strong> <strong>eG</strong> I <strong>Geschäftsbericht</strong><br />
lediglich signalisieren, dass sie etwas<br />
tut, nämlich die ach so bösen <strong>Bank</strong>en<br />
bestraft. Sind wir mal ehrlich: Die Strafsteuer<br />
tut den <strong>Bank</strong>en nicht weh und<br />
hilft im Ernstfall wenig. Bei der Höhe<br />
des Fonds handelt es sich um eine lächerlich<br />
kleine Summe: die Rede ist<br />
von 1,2 Milliarden Euro pro Jahr. Doch<br />
was will man mit solch einer geringen<br />
Summe im Ernstfall anfangen, bedenkt<br />
man, dass alleine die Commerzbank in<br />
der jüngsten Krise 18 Milliarden Euro<br />
vom Staat erhalten hat? Und warum<br />
müssen wir angeschlossen werden, haben<br />
wir doch das beste Sicherungssystem<br />
überhaupt, nämlich die Bestandsgarantie<br />
im Verbund.<br />
Mir bereitet große Sorge, dass ganz<br />
offensichtlich nur wenige <strong>Bank</strong>en, und<br />
hier klammere ich unsere <strong>Bank</strong> bewusst<br />
aus, aus der Krise etwas gelernt haben.<br />
Schon wieder wird gezockt, was das<br />
Zeug hält, es werden hohe Boni bezahlt<br />
und Milliardengewinne erwirtschaftet.<br />
Wie soll das, bitte schön, möglich sein?<br />
Doch nur dann, wenn man mit dem anvertrauten<br />
Geld spielt und hohe Risiken<br />
eingeht.<br />
Ich bleibe dabei, mich der Meinung<br />
von Ludwig Poullain, dem ehemaligen<br />
Vorstandsvorsitzenden der West LB, anzuschließen,<br />
der in einem Handelsblatt-<br />
Interview klar sagte: „Ich habe schon<br />
damals gesagt: Lasst die IKB vor die<br />
Wand fahren …, dann hätten die Täter<br />
in anderen <strong>Bank</strong>en Angst bekommen.<br />
<strong>Bank</strong>er sind von Natur aus ängstlich,<br />
das gehört zu ihrem Wesen. Es hilft nur,<br />
was Furcht einflößt.“<br />
Die Genossenschaftsbanken, die soli-<br />
des <strong>Bank</strong>geschäft gemacht haben, sollen<br />
nun mit in diesen Topf einzahlen.<br />
Das kann nicht der richtige Weg sein.<br />
Mittlerweile hat die Bundesregierung<br />
zumindest dahingehend eingewirkt,<br />
dass eine deutliche Differenzierung<br />
zwischen den Institutsgruppen im Hinblick<br />
auf die Zahlungen in den Stabilitätsfonds<br />
angebracht ist.<br />
Herr Biller, Sie sind neu im Vorstand<br />
der <strong>VR</strong>-<strong>Bank</strong>. Seit langer Zeit wurde<br />
diese Position erstmals wieder aus<br />
den eignen Reihen der <strong>Bank</strong> besetzt.<br />
Welche Vorteile sehen Sie darin?<br />
Peter Biller: Ja, tatsächlich ist es über<br />
25 Jahre her, dass ein Vorstandsmitglied<br />
aus den eigenen Reihen der <strong>Bank</strong> berufen<br />
wurde. Mich freut diese Entscheidung<br />
sehr, zeigt sie doch, dass unser<br />
Aufsichtsrat die Potentiale bei den eigenen<br />
Mitarbeitern sieht und auch von<br />
deren Aus- und Weiterbildungsqualität<br />
überzeugt ist. Immerhin kommen über<br />
80 Prozent unserer Führungskräfte<br />
auch aus den eigenen Reihen der <strong>Bank</strong>.<br />
Bei mir liegt der große Vorteil einer solchen<br />
Besetzung natürlich darin, dass ich<br />
schon über 22 Jahre bei der <strong>Bank</strong> tätig<br />
bin und daher ganz genau weiß, wie<br />
unsere Region, unsere Kunden und unsere<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
denken. Mein Ziel ist es, für alle ein verlässlicher<br />
Partner zu sein. Als Vorstand<br />
verstehe ich mich als Vorbild für alle<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zu<br />
meinem Selbstverständnis gehört, dass<br />
ich solide <strong>Bank</strong>geschäfte mit Anstand<br />
betreiben möchte. Ein ausgeprägtes<br />
Beziehungsmanagement, verbunden<br />
mit einem ordentlichen und fairen Umgang<br />
mit den Menschen, ist für mich<br />
eine Selbstverständlichkeit. Im Klartext<br />
heißt das, dann für einander da zu sein,<br />
wenn man gebraucht wird. Diese Unternehmenskultur<br />
gilt es zu erhalten<br />
und zu festigen.<br />
Die dritte Frage richtet sich an beide<br />
Herren des Vorstandes. Die <strong>VR</strong>-<strong>Bank</strong><br />
hat ein gutes Geschäftsjahr hinter<br />
sich. Wo sehen Sie die Herausforderungen<br />
für die nächsten drei bis fünf<br />
Jahre? Was muss die <strong>Bank</strong> tun, um<br />
ihre Position im heimischen Markt zu<br />
stärken?<br />
Dr. Martin Schilling: Die größte Herausforderung<br />
in den nächsten Jahren wird<br />
darin bestehen, die Kunden wieder in<br />
die <strong>Bank</strong> hereinzuholen. Diesbezüglich<br />
haben die <strong>Bank</strong>en in den letzten zehn<br />
Jahren viele Fehler gemacht. Online-<br />
<strong>Bank</strong>ing und SB-Zonen in den Foyers<br />
der Geschäftsstellen haben dazu geführt,<br />
dass der Kontakt zu den Kunden<br />
merklich abgenommen hat. Jetzt wird<br />
es darum gehen, Ideen zu entwickeln,<br />
dass unsere Kunden wieder gerne zu<br />
uns in die Filialen kommen. Wir müssen<br />
Anreize bieten, unsere Kunden freundlich<br />
empfangen und ihnen signalisieren,<br />
dass wir uns über jeden Besuch und jedes<br />
Gespräch freuen. Dazu werden wir<br />
zum einen in unsere Geschäftsstellen<br />
investieren, zum anderen aber auch,<br />
wenn notwendig in Mitarbeiter. Mittelfristig<br />
streben wir ein Verhältnis von 70<br />
Prozent Marktmitarbeitern zu 30 Prozent<br />
Backoffice-Mitarbeitern an. Mein<br />
Ziel ist es, dass Mitglieder und Kunden<br />
stolz auf ihre <strong>VR</strong>-<strong>Bank</strong> <strong>Rhein</strong>-<strong>Sieg</strong> sind.<br />
Peter Biller: In der Marktfolge arbeiten<br />
wir weiter an einer Prozess-Optimie-<br />
rung, um Mitarbeiterkapazitäten in den<br />
Markt verlagern zu können. Wir sehen<br />
hier noch Potential. Außerdem wird<br />
uns das Thema Kosteneffizienz permanent<br />
begleiten. Daher denken wir ganz<br />
offen über mögliche Kooperationen<br />
mit anderen Genossenschaftsbanken<br />
im <strong>Rhein</strong>-<strong>Sieg</strong>-Kreis nach. Wir tun dies<br />
aus einer Position der Stärke heraus<br />
und nicht, weil unsere Geschäftsergebnisse<br />
uns dazu zwingen. Wir wollen<br />
selber agieren und gestalten und nicht<br />
„Verlässlichkeit.“<br />
reagieren müssen. Hier folgen wir auch<br />
einer Empfehlung unseres Bundesverbandes,<br />
der zu sinnvoller Zusammenarbeit<br />
auffordert. Kooperation heißt für<br />
uns, Tätigkeiten in unseren Häusern zu<br />
belassen und nicht etwa auszulagern.<br />
Für den Kunden spielt es doch keine<br />
Rolle, wer und wo die Sachbearbeitung<br />
erledigt wird, Hauptsache sie liegt in<br />
qualitativ guten Händen und wird zügig<br />
erledigt.<br />
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