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Editorial
stadtradeln.de/hamburg
IMPRESSUM
sporting hamburg
Stadtsportmagazin
Hamburg fährt vor!
01.09.– 21.09.2021
c/o steuermann sport GmbH
Am Sandtorkai 1
20457 Hamburg
Telefon 040-432 08 45 20
info@sporting-magazin.de
www.sporting-magazin.de
Herausgeber
Martin Blüthmann (V.i.S.d.P.)
martin@sporting-magazin.de
Redaktion
Martin Blüthmann, Alexander
Böker, Andreas Hardt, Marco
Santoro, Lisa Staisch, Manuela
Tanzen, Lars Wichert
Lektorat, Schlussredaktion
Manuela Tanzen
manuela@sporting-magazin.de
Art Direction und Layout
Arndt Grutke
arndt@sporting-magazin.de
Druck
Eversfrank Preetz
Frank Druck GmbH & Co. KG
Industriestraße 20
24211 Preetz
Auflage: 70.000 Exemplare
Anzeigen, Mediadaten
Telefon 040-432 08 45 20
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Leserbriefe, Termine
und Kommentare
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Irrtümer und alle Rechte
vorbehalten. Nachdruck sowie
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des Verlags. Für unverlangt
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übernommen; der Verlag setzt
bei Eingang voraus, dass alle
Rechte und Honorarfragen
geklärt sind. Erscheinungsort
und Gerichtsstand ist Hamburg.
© Foto: sporting hamburg
Liebe Leser*innen!
Nicht, dass wir uns von
Haus aus langweilen,
aber nach dem Special
„K!DS RAUS!“ im Juni
haben wir Euch mit
RADius hoffentlich
wieder eine runde
Sache vorbereitet.
Wir hatten einfach Bock drauf, und das Rad an sich
gibt ja auch vieles her, an Styles, an Facetten, an
Perspektiven: vielfältiges Sportgerät, Fortbewegungsmittel/Mobilitätswende, Umweltmaßnahme
usw. Einem Teil davon haben wir uns, zusammen mit dem Radsport
Verband Hamburg und auf unsere Art und Weise, genähert, um Euch zu unterhalten,
zu motivieren und zu informieren, was alles geht und sich dreht.
Sehr erfreulich und supernett war in diesem Zusammenhang eine Rennrad-Ausfahrt
mit unserem Verkehrssenator Anjes Tjarks. Wir haben uns extra eine Rennziege
ausgeliehen, um mitzukommen, haben uns dann aber auf der Fahrt nach Wedel den
Schneid nicht abkaufen lassen. Sowieso nicht.
Sehr am Herzen liegt uns unsere RADGEBER-Aktion, denn derweil wir hier entspannt
und wie selbstverständlich von unterschiedlichsten Rädern und ihren Fahrer*innen
schreiben, gibt es zu viele Hamburger*innen, die sich ein Rad nicht leisten können.
Und deswegen bitten wir Euch inständig: Schaut im Keller nach und überlegt, ob da
nicht das eine oder andere Rad ungebraucht rumsteht, weil Ihr vor der Tür längst
ein schickes E-City-Bike geparkt habt. Alle nötigen Infos zu RADGEBER findet Ihr auf
den Seiten 8/9.
Viel Spaß beim Lesen – und beim Radfahren natürlich.
Martin Blüthmann
(martin@sporting-magazin.de)
gefördert durch
Eine Kampagne des
sporting hamburg erscheint
monatlich. Anzeigen- und
Redaktionsschluss jeweils am
15. des Vormonats.
© Titelfoto: www.vecteezy.com/
© Foto: Mediaserver Hamburg/
Doublevision/Konstantin Beck
3
sporting-Lars: Bahnrad
Rennhärte für
Tokio
Sieht schon mal cool aus: Leon bei der Einkleidung für Tokio.
© Fotos: Leon Rohde
Wenn sporting hamburg ein
Fahrrad-Sonderheft rausbringt,
dann darf da natürlich Leon Rohde
nicht fehlen. Leon (26) ist Hamburgs
Olympia-Teilnehmer im Radsport,
auf der Bahn, in der Vierer Mannschaftsverfolgung.
Unser Treffen war für eine gemeinsame lockere Radausfahrt geplant,
doch auf gut deutsch gesagt ist Leon noch richtig „im Arsch“, weshalb
er lieber noch frei machen möchte. Er ist gerade von einer Rundfahrt
aus Polen zurück, wo er mit dem Bahnvierer und den beiden Ersatzmännern
im Profifeld als Team Deutschland gestartet ist. „Ich bin die
ganze Zeit am Anschlag gefahren, das Profil der Strecke war sehr bergig,
da sind kleine, leichte Fahrer im Vorteil. Aber um richtig Rennhärte zu
sammeln, war die Tour genau richtig“, sagt Leon. Rennhärte ist das
richtige Stichwort, normalerweise kämpfen die Bahnradsportler wie jede
andere Sportart vor den Zielwettkämpfen auf Worldcups gegeneinander,
jeder Sportler kann seine Leistungsfähigkeit einschätzen und diese
mit den anderen Nationen vergleichen. Dieser Vergleich fehlt Leon
so gut wie komplett, denn seit März 2020 gab es lediglich ein Rennen
auf dem Oval in der Halle, alle anderen internationalen Wettkämpfe
sind ausgefallen, und für das letzte Kräftemessen bei der EM in Minsk
Ende Juni hat der Bund Deutscher Radfahrer (BRD) seine Mannschaft
zu Recht aufgrund der politischen Situation zurückgezogen.
So war das letzte und einzige Bahnevent mit dem Vierer im Mai in
Hongkong. „Es war sehr bizarr, wir sind von der Ankunft bis zum Abflug
eigentlich nur in Quarantäne gewesen. Vom Flughafen wurden wir abgeholt,
es ging direkt ins Hotel. Das Essen bekamen wir auf die Zimmer,
die konnten wir nur verlassen, wenn der Fahrstuhl für uns angestellt
wurde, und dann führte der Weg mit einem Extra-Shuttle direkt zur
Halle“, beschreibt Leon. „Der Vergleich dort im echten Wettkampf tat
gut, es waren nur nicht alle Nationen am Start, deshalb wird es bei
den Olympischen Spielen schon spannend werden, wie wir als Vierer
leistungsmäßig liegen.“ Das Ziel für seine ersten Olympischen Spiele
ist gesteckt, das kleine Finale erreichen und dort um Bronze mitfahren
wäre sein Traum. Insgesamt sind acht Mannschaften qualifiziert, Dänemark,
Großbritannien und Australien sind die großen Favoriten. Um
das kleine Finale oder auch eine Bronze-Medaille zu erreichen, muss
wahrscheinlich der deutsche Rekord 3:50 min auf 4.000 m geknackt
werden, alles andere ist zu langsam im internationalen Vergleich. Wie
das geht, den deutschen Rekord zu knacken, das hat Leon schon
einmal mit dem Vierer bewiesen, deshalb ist er sehr zuversichtlich.
Die nächsten Wochen bis zum Start verbringt Leon größtenteils im
Mannschaftstraining auf der Bahn in Frankfurt an der Oder, Finetuning.
Spezifische Intervalle, Wechsel und Tempohärte stehen auf dem Programm.
Der Vierer ist ein Mannschaftswettbewerb durch und durch,
da muss man sich bis auf den Millimeter auf den anderen verlassen
können, sonst liegt der Vierer auf der Bahn – daran muss neben der
Fitness gefeilt werden. „Ich freue mich auf die Olympischen Spiele, für
einen Sportler ist es das Größte, auch wenn die Spiele dieses Jahr etwas
anders sein werden, die Abreise nach unserem Wettkampf muss zum
Beispiel schon 48 Stunden danach erfolgen“, bedauert Leon ein wenig.
Dennoch, die Vorfreude merkt man ihm an. Und das Gefühl, das er mit
der Einkleidung und allem, was jetzt kommt, verspürt, kann ich nur
zu gut nachempfinden, eine mega Zeit, das weiß ich aus Erfahrung.
Als Letztes kann ich Leon noch seine Lieblings-Trainingstour in Hamburg
entlocken: Beim Anleger Teufelsbrück geht’s los, über die Dörfer Richtung
Elmshorn bis nach Brunsbüttel, dort einmal ums Kraftwerk und dann
am Deich mit Blick auf die grasenden Schafe komplett zurück. „Ist zwar
etwas länger, aber den Wechsel von den Dörfern auf dem Hinweg zum
Deich auf dem Rückweg, den finde ich sehr schön, bei der Tour kann ich
entspannen“, lacht er.
Für die Fahrradstadt
Hamburg wünscht er
sich noch mehr große
Fahrstraßen und
ein entspannteres
Miteinander auf den
Straßen, gegenseitige
Rücksichtnahme.
Dem kann ich mich
nur anschließen. Also,
Leon, hau rein und
viel Erfolg für Tokio.
4
Leons Lieblings-Trainingsstrecke in Hamburg: von Teufelsbrück nach Brunsbüttel und auf anderem Weg zurück.
Leidenschaft Radfahren
© Fotos: Doris Lucas
LoveBikeLena, Langstreckenfahrerin und Bloggerin.
Der Kuchen-
Weg
Wenn’s eine packt, packt’s eine – das trifft es eigentlich
ganz gut bei Lena, Lena Zwanzleitner (35). Der
Name klingt eher nach österreichischem Berggasthof
in 10. Generation, aber nein, sie ist waschechte
Hamburgerin, um das mal klarzustellen. Und sie
kam über den Betriebssport zum Radfahren.
25 Jahre war das Rad zuvor ausschließlich ein Fortbewegungsmittel
gewesen, aber die Berichterstattung über die Tour de France hat sie wohl
immer beeindruckt und im Geheimen ... ob frau das auch kann/könnte,
also sie jetzt? Und so entwickelte sich eigentlich ihre Rad-Karriere, die
sie nicht mal als Karriere versteht – Hobby trifft es ganz gut, naja: ein
intensives. In ihrer Radsportgruppe war sie die einzige Frau, abgesehen
von den Gattinnen, die ihre Helden bei Events anfeuerten und die Versorgung
übernahmen. Sie war auch die Unerfahrenste, Jüngste, aber
mit dieser Radgruppe entwickelte sich ihr Ego auf zwei Rädern, Step
by Step. „Die Gruppe war toll“, sagt sie, „jeder hat jedem geholfen, es
wurde gemeinsam trainiert, Ausfahrten, Trainingslager, die ersten kleinen
Events“, nach ähnlichem Schema wie auch die erste Teilnahme bei den
Cyclassics. „Erst: Kannst Du nicht, nach dem 2. Bier: Kannst Du doch.“ Die
Herausforderungen wuchsen wie ihre Leidenschaft, die Vätternrundan
in Schweden, ihr erster dickerer Brocken: 300 km um den zweitgrößten
See Europas (wusstet Ihr natürlich, wir nicht). „Das Ganze ist in Schweden
ein Volksfest, alle sind auf den Beinen, den Rädern, es gibt dauernd was
zu essen, Zeit war nicht wichtig, durchkommen schon.“ Und sie stellte
fest: „Ich kann auch 300 km“, bitte sehr. Und dann näherte sie sich als
Support für zwei Kameraden dem Klassiker schlechthin, der Wiege
der Tour de France: dem Radrennen Paris–Brest–Paris, erstmals 1891
veranstaltet, rund 1.200 km, einmal von der Hauptstadt an den äußersten,
westlichen Zipfel Frankreichs am Atlantik und zurück, natürlich. Die Krux
dabei: in max. 90 Stunden. „Schlafen kann man, wenn man schnell genug
unterwegs ist“, grinst sie. Wobei ihre Eindrücke nur so halb-sexy waren,
„die lösen sich auf, zum Schluss“, die Radfahrer, „und viele leiden sehr,
übermäßig …“, etwas übertrieben, entnehmen wir ihren Schilderungen.
Wahrscheinlich wollte sie nach der üblichen Überlegerei bis zu „ich
möchte das auch machen“ zumindest auch beweisen, dass Frauen
nicht so schnell aufzulösen sind. Jedenfalls
bewältigte sie das Piece in 2019 (findet
nur alle vier Jahre statt) in 83 Stunden, und
sie saß bei unserem Gespräch leibhaftig
vor uns. Seitdem ist sie kein Maniac, bei
weitem nicht, aber eine, der man zuhört,
sowieso. Und sie sagt: „Mir geht es nicht
um Wattzahlen und Zeiten, mir geht es ums
Ankommen“, der Spaß, das Erlebnis steht
im Vordergrund. Und wenn viele Männer
ihre Leiden zelebrieren, ist sie zwar nicht minder platt,
„möchte aber lächelnd durchs Ziel fahren.“
Lena, beruflich Projektmanagerin bei der TK, ist Mitglied
beim MC Pirate (der Kiez-Ausgabe eines Radsportvereins)
und coacht nebenbei Radgruppen für Frauen und
Männer. Die Monsterstrecke Paris–Brest–Paris ist sie
auf einem klassischen Rennrad unterwegs gewesen,
die Straßen sind asphaltiert, „und wer schnell Strecke
machen muss, fährt Rennrad“, sagt sie und trägt auch
für uns zur Aufklärung bei: „Früher waren die Reifen
sehr schmal, heute sind die Rennräder durchaus etwas bequemer, der
Lenker aber bekanntermaßen geschwungen.“ Aus den Staaten kommt
hingegen der Gravel-Trend, das sind Rennräder mit etwas breiteren Reifen,
einen Ticken entspannter, der Rahmen etwas bequemer, deswegen
auch für die laaaaangen Schotterpisten in Iowa. „Die fahren von alleine
geradeaus“, sagt sie. „Riss und Lenker orientieren sich aber am Rennrad,
mit denen kannst Du auch richtig schnell fahren“, erklärt sie weiter. Und
dann gibt es die Cyclocross-Variante. Man nannte das damals auch
Querfeldein. Sie gilt als die Winter-Variante, so von wegen Matsch und
nass, wenn’s raufgeht, wird das Rad geschultert, die Mountainbiker (nur
so für die Abgrenzung) würden rauf fahren. „Beim Cyclocross haben
wir immer noch den Rennlenker, aber noch etwas breitere Reifen. Für
kleinere Radien, engere Kurven ist der Rahmen etwas kompakter, sehr
komplett“, Wendekreis ist das Stichwort. Mit dem Gravel Bike fährt
man an sich schönere Strecken, sagt sie, auch abseits des Verkehrs.
„Auf den an Asphalt gebundenen Rennrädern teilt man sich eben die
Fahrbahn mit Autos.“ Das macht es hier und da spannend, so von wegen
Abstand etc. ... Lena fährt alle drei Varianten, gleichverteilt, Hauptsache
zwei Räder, Hauptsache entspannt. Das ist auch ihre Haltung, die sie
in ihrem eigenen Blog pflegt. Auf Love Bike Lena, dem Fahrradblog für
Frauen, dem tatsächlich monatlich 5.000–6.000 Menschen folgen, und
bei weitem nicht nur Frauen, geht es um alle Themen rund ums Rad,
genährt von Lenas Erfahrungen, angereichert mit ihren Erlebnissen und
ihrer Haltung, was offensichtlich vielen gefällt und hilft. „Es geht doch
darum, das zu tun, was einem guttut. Und mir gefällt es besser, auf einer
Ausfahrt irgendwo anzuhalten und ein Stück hausgemachten Kuchen
zu essen, als irgendein Powergel.“ Und wahrscheinlich tut der Kuchen
ebenso gut und streichelt on top die Seele.
Mehr davon auf Love Bike Lena: www.lovebikelena.de
© Foto: privat
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Paris–Brest–Paris: 1.223,9 km Strecke, 11.781 m Höhenmeter, Lenas Zeit 83 h 7 min. Unser Respekt: groß.
BEMER RADGEBER
Diese Aktion wird unterstützt von
© Fotos: sporting hambuurg
Große Aktion!
Wir sammeln Eure gebrauchten Räder. Bitte!
Nun haben wir in diesem Heft so viel über
Fahrräder und begeisterte Radfahrer*innen
berichtet, um Euch zu informieren, zu unterhalten
UND zu begeistern, denn Euch zu
bewegen, ist ein Teil unserer Idee. Aber jetzt
wollen wir Euch gleich doppelt bewegen.
Wir bitten Euch nämlich, einmal im Keller oder in der Garage nachzuschauen,
ob da nicht noch ein Fahrrad steht, das eigentlich gar nicht
mehr gebraucht wird. Wir sammeln ab sofort mit der Aktion RADGEBER
gebrauchte, also von Euch nicht mehr gebrauchte Fahrräder, für die
Familien und Menschen in Hamburg, die gern mobil und unabhängig
wären, sich aber kein eigenes Rad leisten können. Davon gibt es in
Hamburg leider viel zu viele, und wir wollen einfach Abhilfe schaffen.
Kann ja nicht sein, dass viele Fahrradhändler nahezu ausverkauft sind,
die Menschen sich neue Räder kaufen, und genau diese glücklichen
Menschen nicht vorher schon ein Rad hatten?! Also müsste das eine oder
andere Fahrrad übrig sein und ungenutzt da rumstehen, womöglich sogar
den Keller verstopfen. An anderer Stelle freut sich jemand, wenn sie oder
er erstmalig ein eigenes Rad bekommt, fahren darf. Oder Ihr habt noch
Kinderräder, die für Eure Kids nunmehr zu klein sind. Her damit. Ihr könnt
sie natürlich für 20 Euro auf dem Flohmarkt verkaufen,
aber ehrlich gesagt, dann könnt Ihr sie auch uns geben,
finden wir dann mal. Wir geben die Räder nämlich an
die Hamburger Organisationen Hanseatic Help e. V. und
Westwind Hamburg e. V., die sich genau das zur Aufgabe
gemacht haben: bedürftige Familien und Menschen
mit und ohne Migrationshintergrund mit gebrauchten
Fahrrädern glücklich zu machen. Hier werden die Räder
sogar zunächst auf ihre Verkehrssicherheit geprüft,
ggf. repariert. Aber bitte: Bringt uns keinen Schrott,
wenn wir ehrlich sein dürfen. Wir sind sehr glücklich,
dass der neue Hauptsponsor der BEMER Cyclassics,
nämlich genau die BEMER Group, uns bei diesem Projekt unterstützt.
Marketingchef Bernhard Bock ist ganz begeistert: „More Health. More
Life. More Sports. BEMER steht für Wohlbefinden auf vielen Ebenen. Unter
anderem auch für Wohlbefinden auf der sozialen Ebene. Fahrräder für
Kinder bedeuten Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität. Darum
unterstützt BEMER diese Aktion von ganzem Herzen.“
Auch sehr dankbar sind wir über den Support von My-
Place – SelfStorage, denn genau bei den Freunden von
MyPlace – SelfStorage könnt Ihr ab sofort Eure Räder
abgeben (Mo–Fr 08:30–17:30 Uhr, Sa 09:00–13:00 Uhr).
Folgende Standorte bieten sich an: ALTONA, Stresemannstraße
290; GROSS BORSTEL, Papenreye 47–49;
CITY SÜD, Nordkanalstraße 23; STELLINGEN, Kieler
Straße 302 und WANDSBEK, Friedrich-Ebert-Damm 103.
Großes Finale ist dann bei den BEMER Cyclassics selbst,
denn natürlich könnt Ihr uns auch am 22. August Eure
Räder auf der Eventfläche am Jungfernstieg übergeben.
Vielen Dank für Eure Unterstützung.
Bei Fragen wendet Euch gern auch an uns unter
info@sporting-magazin.de, Betreff: Mein Rad für Euch!
Wir brauchen Eure
gebrauchten Räder …
… für alle Hamburger*innen, die gar kein Rad haben. Denn davon gibt es leider reichlich. Das ist
unser Sommerwunsch, ganz einfach, ganz sinnvoll: Ihr kauft neu, die alten bitte zu uns, vielmehr ab
sofort zu unseren Freunden von MyPlace – SelfStorage, denn die können richtig lagern:
ALTONA, Stresemannstraße 290; GROSS BORSTEL, Papenreye 47–49;
CITY SÜD, Nordkanalstraße 23; STELLINGEN, Kieler Straße 302 und
WANDSBEK, Friedrich-Ebert-Damm 103.
Oder am 22. August direkt bei den BEMER Cyclassics auf
der Eventfläche.
Wir freuen uns auf Euch und Eure Räder.
© Foto:PR
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Westwind und Hanseatic Help geben die gespendeten Räder dann dahin, wo sie gebraucht werden.
sporting-Lars: Mountainbike
© Fotos: Lars Wichert
sporting-Lars hat Spaß in den Harburger Bergen.
© Fotos: HaBeMTB
Trail-Spaß in den
Harburger
Bergen
Als ich vor einigen Jahren nach Hamburg
kam und meine Wohnung Harburg
hatte, fing ich mit dem Mountainbikefahren
an. Ihr wundert Euch, man kann
in Hamburg richtig gut mountainbiken?
Nur mal als Eckdaten, in den Harburger Bergen kann man sehr leicht
mal in einer 60–70 km-Runde auch auf seine 1.000 hm kommen, also
profiliert ist das Gelände auf jeden Fall. Auch 2017 als Vorbereitung
für das härteste Mehrtages-Mountainbike-Rennen der Welt, den Cape
Epic in Südafrika, habe ich den Wald vor meiner Haustür genutzt. Die
Bedingungen dort waren teilweise sehr gut mit denen in Südafrika
zu vergleichen, Zickzack-Profil und tiefer, lockerer Sand, lassen wir
die Temperaturen während meiner Vorbereitung, es war Winter, mal
außen vor. Etwas fehlte mir aber: so richtig schön gebaute Trails, mal
was Flowiges, gerne auch anspruchsvolle Wege, etwas Beschilderung.
Als Local kennt man viele Wege in den Harburger Bergen, nicht alle
sind genehmigt bzw. abgesprochen, aber so ein richtig ausgebautes
Streckennetz, das fehlte. Da ging der Blick schon fast neidisch nach
Dänemark, wo es sehr viele gebaute Trails gibt, obwohl noch weniger
Berge als in Hamburg. Das mit dem Fehlen der Trails und dem ausgebauten,
beschilderten Routennetz ist aber nun passé, dank HaBe
MTB (Harburger Berge Mountainbike e. V.). Der Verein wurde 2020
gegründet und hat seit Kurzem einen Vertrag mit dem Forstamt, dass
man im Einvernehmen Trails errichten darf. „Ein Mountainbike-Verein
mit Wohlwollen des Forstes“, wie sie selber sagen. Häufig sind Mountainbiker
dem Forstamt und anderen Nutzern im Wald ein Dorn im Auge,
der Boden wird zu sehr verdichtet, die Landschaft kaputtgemacht und
generell wird keine Rücksicht genommen ... Genau das sind Punkte, die
mit dem Forstamt gemeinsam offen bearbeitet werden. Der Verein
hat die „Trail Toleranz“ aufgestellt: 7 Punkte beschreiben knackig, wie
man sich im Wald, auf den Trails und mit anderen Nutzern zu verhalten
hat, für ein rücksichtsvolles Miteinander. Jonas Höhne, 1. Vorsitzender
des Vereins, sagt auch: „Mit dem Verein wollen wir eine Community
schaffen und das Mindset vom Mountainbiken schärfen. Es ist ein
individueller Sport, das Spielen in und mit der Natur, deshalb ist es
wichtig, dass wir diese nicht zerstören.“ Dazu gehört zum Beispiel,
dass man auf den Trails bleibt und diese nicht verlässt. „Gerade mit
dem Angebot der genehmigten Trails vom Verein versuchen wir, den
Reiz an illegalen Abfahrten zu mindern“, meint Jonas. In den Harburger
Bergen wird das „Schweizer Modell“ verfolgt, heißt: Wandernde und
Fahrradfahrer*innen können/dürfen/sollen die gleichen Wege benutzen,
so entsteht ein Verständnis für die jeweils anderen. Aktuell klappt es
noch nicht immer, so gibt es einige, die glauben, „Privat-Polizei“ spielen
zu müssen, da sind dann die Trails beschädigt, Markierungsschilder
entfernt oder die Trails mit Baumstämmen blockiert. „Das ist schon
echt ärgerlich, denn alles, was hier entsteht, ist genehmigt und
abgestimmt“, sagt Jonas.
Der Verein wurde mit 8 Leuten gegründet, mittlerweile sind 110
Mitglieder dabei, Ziel von Jonas ist es, auf circa 400–500 begeisterte
Mitglieder zu kommen. Alles auch unter dem Motto „Support Your
Local Trailbuilder“, denn nur durch die enorme ehrenamtliche Arbeit
können die Trails Bestand haben. „Gerade die Pflege bedeutet extrem
viel Arbeit, da der Boden sehr sandig ist und die Kurven teilweise
schnell ausgefahren sind. Wir versuchen einen nachhaltigen Trailbau
zu verwirklichen“, so Jonas. Für den Verein ist Mountainbiken kein
Rennsport, sondern ein Erholungssport im Einklang mit der Natur.
Wer auch mal schauen will, was in den Harburger Bergen so abgeht,
kann sich auf www.habemtb.de informieren, da gibt’s auch ein
Streckennetz mit unterschiedlichen Farben, je nach Schwierigkeitsgrad.
Wer richtig sportlich unterwegs sein möchte, kann auch eine der beiden
vorgeschlagenen Routen abfahren, da sind dann schon viele der 22
Trails enthalten. Zukünftig werden an der Kärntner Hütte und bei der
Majestätischen Aussicht Tafeln stehen, die zeigen, wo die Routen bzw.
Trails langführen. Demnächst sollen auch Touren angeboten werden,
für Interessent*innen, die alleine eventuell noch etwas Respekt haben.
Also, entweder abwarten, bis die Touren angeboten werden, oder Ihr
schnappt Euch Euer Rad, geht raus und dann mal den Feuerlöscher oder
den Autobahntrail testen, den Regenwurm langschlängeln oder (für
die Mutigen) einen Sprung auf dem Bacardi-Rumble wagen. Wer sich
fragt, was für ein Rad das Beste ist, dem sei auf jeden Fall ein Hardtail
mit Frontfederung empfohlen, die Sprünge und anspruchsvollen Trails
sind mit vollgefederten Rädern besser zu fahren. Egal wie, geht raus,
habt Spaß und unterstützt HaBe MTB.
© Fotos: HaBeMTB
10
HaBe MTB zeigt: Mountainbiken geht auch im Einvernehmen mit dem Forstamt.
BEMER Cyclassics
Zum Geburtstag ein neuer
Partner
© Fotos: Joosep Martinson/
Getty Images for Cyclassics
© Foto: IRONMAN
Die Freude ist groß, auf beiden Seiten, aber von Seiten wollen
wir gar nicht schreiben, denn es sind ja jetzt die gemeinsamen
BEMER Cyclassics. Und das zum 25. Jubiläum, das ja
wegen C. aufgeschoben werden musste.
Harte Zeiten liegen hinter allen Beteiligten,
weswegen Oliver Schiek, Managing Director
IRONMAN Germany, nach mehr als einem
Jahr Krisenmanagement ziemlich emotional
sagt: „Der Sport lebt und den besten Beweis
dafür liefern wir Euch. Wir
Oliver Schiek (IRONMAN)
sind überglücklich und stolz,
mit dem Unternehmen BE-
MER einen neuen und starken Titelpartner
an unserer Seite zu haben. Inmitten einer
Krise wie dieser ist die Schließung einer solchen strategischen
Partnerschaft über mehrere Jahre ein enormer Vertrauensbeweis, für
den wir BEMER extrem dankbar sind.“ Und wir erst. Denn was wäre
Hamburg ohne den Radklassiker? Also sind tolle, enthusiastische
Partner gefragt. Wir schnacken mit Marketingchef Bernhard Bock,
weil wir mehr über BEMER erfahren wollen, wissen möchten, was
sie so zur Party nach Hamburg mitbringen. Die Zentrale von BEMER
ist nämlich in Liechtenstein, diesem kleinen, netten und hübschen
Land, das ungefähr so viele Einwohner hat wie Ottensen (Naaa, die
Hauptstadt heißt ...? Nur so für Stadt-Land-Fluss.) und wo alles so
bezaubernd ist wie im Miniatur Wunderland. Von da strahlt Bernhard
Bock in unserem Gespräch und er erzählt uns erstmal, was BEMER
so macht, was BEMER umtreibt. Overall steht BEMER, seit knapp
25 Jahren am Markt und in Familienbesitz, nämlich für netto/netto
mehr Lebensqualität. Ein großes Wort, aber die Gesundheit steht
im Vordergrund. Nun reden wir nicht von Wundermitteln, weiteren
wahnwitzigen Nahrungsergänzungsmitteln, sondern BEMER kommt
aus der Medizintechnik, Technik ist das Stichwort: Wir reden von
Geräten, als Gürtel, als Matte zum Drauflegen und Applikationen,
die über ein Steuergerät die Blutzirkulation in den kleinsten Gefäßen
im Körper fördern. Über ein erzeugtes Magnetfeld wird ein
physikalisches Signal in den Körper transportiert, es reichen nur 2
x 8 Minuten am Tag, wird die Mikrozirkulation vorangetrieben, was
unterschiedlichste positive Auswirkungen hat, zum Beispiel die
Sauerstoffaufnahme, die Aufnahme von wichtigen Nährstoffen etc.
Andererseits wird alles, was raus muss, schneller und nachhaltiger
abtransportiert. Und das hat eben deutliche Effekte auf den Schlaf,
auf Heilungsprozesse, bis hin zur Prävention.
Viele Felder, die für alle Menschen mehr als relevant sind, die aber
gerade auch für Sportler*innen und aktive Menschen wichtig
sind, wenn wir zum Beispiel von Sportverletzungen sprechen,
oder eben einfach nur von Regenerationsprozessen bis hin zu
weg-mit-dem-Muskelkater oder raus-mit-der-Milchsäure, dem
Lactat. Und deswegen eben auch die BEMER Cyclassics: „Weil
neben Spitzensportler*innen,, die von uns sehr profitieren können,
gerade auch viele Freizeitsportler*innen, Jedermänner und -frauen
am Start sind und wir alle diese Menschen erreichen wollen, denn
wir können einen Beitrag zur Steigerung der Leistungsfähigkeit, zur
Erhöhung der Lebensqualität leisten“, erklärt Bernhard Bock, selbst
ehemaliger Eishockeyprofi, und die wissen, was Leistungsfähigkeit
heißt. „Wir wollen unsere Therapie bekannt machen, haben den
Radsport ausgewählt, weil letztlich jeder Mensch auch Rad fährt und
Radfahren ja gerade durch Corona noch wieder einen weiteren Schub
bekommen hat.“ Er weiter: „Alle interessierten Hamburger*innen
können anlässlich der BEMER Cyclassics auf dem Rathausmarkt
bei uns vorbeischauen und sich informieren.“ Bernhard Bock wird
aber zwischendurch nicht am Stand sein. Denn er fährt seit fünf
Jahren Rad, zwar noch nie bei einem Rennen, aber er wird selbst
und selbstverständlich mit einem BEMER-Team am Start sein. „Zu
Hause fahre ich, um den Kopf auszulüften, als Ausgleich, hier in
Hamburg muss ich ja dabei sein. Diese wunderschöne Stadt ist so
facettenreich, das gucke ich mir von der Radstrecke an, ich freue
mich wahnsinnig drauf.“ Er hat so recht.
© Foto: BEMER
© Foto: BEMER
12
Bernhard Bock (BEMER)
Interview
© Foto: Hamburger Senat
Anjes Tjarks (Bündnis 90/Die Grünen) ist seit Juni 2020 Senator für Verkehr und Mobilitätswende.
© Foto: sporting hamburg
Strecke machen
© Foto: Henning Angerer
mit Anjes Tjarks!
Wenn man ein Fahrrad-Special auflegt, ist es mal gar nicht (Achtung:)
verkehrt, wenn man sich dazu mit dem Verkehrssenator
auseinandersetzt. Und zwar mit Anjes Tjarks, dem Senator für
Verkehr und Mobilitätswende, und warum setzt man sich dann
nicht auch gleich noch gemeinsam aufs Rad?
Wir treffen uns am Ortseingang Blankenese, sporting mit geliehenem
Rad und Helm, er, durchaus im Radsportbereich unterwegs, will im Herbst
noch mit Kumpels in Frankreich die Seealpen bis Nizza durchfahren, im
Schnitt 1.000 Höhenmeter. OK, er fährt vor. Während der ersten Kilometer
klärt er auf – und wir sind mitten im Thema, er gefühlt mitten auf der
Fahrbahn. „Zu eng am Rand schummeln sich die Autos auf der gleichen
Fahrbahn sehr an einem vorbei, das ist gefährlich. Bedenkt man die 1,5
Meter Abstand, die eingehalten werden müssen, müssen Autos also
schlichtweg warten, um an uns vorbeizufahren, und auf die andere Spur
rüber“, macht Sinn, wieder was dazugelernt, und wir machen Strecke
nach Wedel, kurze Abendrunde. In Wedel, in der Kehre an der Elbe,
finden wir Platz, Zeit und Atem für die Kernfrage. Seine drei größten
Herausforderungen in Sachen Radfahren in Hamburg, wollen wir wissen:
„Infrastruktur, Abstellmöglichkeiten, Waseberg“, seine Antwort.
Waseberg ist schnell abgehandelt, überraschend steile Auffahrt in
Hamburg, bekannt von den Cyclassics oder wenn man mal am Elbstrand
war – immer zu lang. Findet Ihr albern? Runterfahren ist easy, aber fahrt
den mal rauf, schafft es wenigstens bis zur Holzbrücke, und dann könnt
Ihr mitreden ;-). Infrastruktur ist nicht so schnell erledigt: „Strecke
machen ist das Ding, wir haben im letzten Jahr 62 Kilometer Radwege
gebaut, das ist sensationell viel“, erklärt Anjes Tjarks „Mit der Zahl 62
sind wir in Deutschland spitze“, und das soll so weitergehen. Warum
es dann in der HafenCity kaum Fahrradwege gibt, wollen wir wissen.
Er so: „Kommt, ändern wir, zunächst mal mit Pop-up Lanes, Beispiel
Sandtorkai.“ Er erklärt weiter: „Das Wie der Radwege, wenn man sich
mehr Radverkehr wünscht, ist hierbei ein wichtiger Punkt: Früher waren
Radwege teils 50 cm breit, jetzt am liebsten 2,25 m, optimal wären für
mich 2,50 m plus 50 cm Protektion mittels Kantstein. Macht 3 Meter, das
ist fast eine ganze Fahrbahn – natürlich nicht überall umzusetzen, aber
´ne Messlatte brauchen wir.“ Dazu kommt die Frage des Belags, Asphalt ist
wünschenswert. Und: „Bei der Einrichtung unseres Radschnellwegenetzes
müssen ja überall da, wo sie langgeführt werden sollen, entsprechend
Maßnahmenblätter für jeden Straßenzug erstellt werden, das sind über
300 für das gesamte Projekt, ist so“, auf dem Weg zu einem Radwege-Netz.
Wie Schnell- bzw. Einfallstraßen sollen die Radwege nämlich Hamburg
sternförmig ansteuern, um auch ein Pendeln aus Rissen oder Bergedorf
in die City per Rad zu ermöglichen.
An Bahnstationen wird es
sichere Abstellmöglichkeiten
geben, damit man
ggf. in die Öffis wechseln
kann, bei gutem Wetter
wie heute fährt man dann einfach weiter. Zumal das Schnellwegenetz
innerstädtisch dann ins Veloroutennetz mündet, klingt auch nett, und in
den Bezirken dann an die gleichermaßen auszubauenden Schulradwege
angeschlossen werden soll. „Ein großer Teil der Fahrradfahrer, so rein
statistisch, sind Schüler*innen, das unterschätzt man immer“, führt er
weiter aus, als wir nach Fakten fragen. Mittlerweile beantwortet HaRa-
ZäN, das Hamburger Radverkehrszählnetz, diese Fragen. Das sind über
100 Wärmebildkameras an neuralgischen Punkten, die den Radverkehr
messen. „Die Radnutzung hat sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt“,
erklärt Anjes Tjarks, was ja einer Bestätigung bzw. einer Verpflichtung
gleichkommt, Stichwort: Henne/Ei. Und dann wird es auch noch grüner,
was bei ihm ja nicht überrascht, Beispiel Königstraße in Altona: Bei der
Errichtung der Bikelane dort, da werden nämlich auch gerade drei Schulen
gleichzeitig gebaut, pflanzt er für die dafür zu fällenden drei Bäume 50
neue Bäume, macht netto 47 plus – Deal. BlueGreenStreet ist da die
Idee, denn recht aufwendig wird sogar Regenwasser zur Bewässerung
dieser Bäume gesammelt. „Straßenplanung ist eben mehr“, erklärt er.
„Lärmbelastung ist ein Thema, auch Genderfragen, warum fahren Männer
in Hamburg doppelt so viel Auto wie Frauen?“, er weiter: „Fragt man die
Frauen, fühlen sie sich im öffentlichen Raum, im Verkehr der Großstadt oft
nicht gleichermaßen sicher.“ Viele Aufgaben bei der Infrastrukturplanung,
sicherlich auch hinsichtlich der Nutzung des Fahrrads, viele Themen …
und dabei müssen wir noch zurück nach Hamburg ...
Abschließend, beim Aufsteigen, noch 10 Sprint-Fragen: Mit einem
Polorad kann Anjes Tjarks nicht so viel anfangen, OK, er ist auch erst 40,
die Cyclassics ist er mit 16 schon gefahren, aktuell ist da nichts geplant,
E-Bikes findet er cool, haben für ihn Suchtpotenzial, „deswegen hab ich
noch keins.“ Aber: „Toll, gerade für ältere Herrschaften, erst recht, wenn
sie dafür das Auto stehen lassen“, grinst er. Radtour oder Wanderung?
„Definitiv Radtour, da haben sogar unsere Kids Spaß.“ Reifen flicken, macht
er, sonst kann er da nicht so viel, gibt er ehrlich zu. Wann er sich das
letzte Mal über einen Autofahrer aufgeregt hat, können wir uns selber
beantworten, wir waren nämlich dabei, also vor 15 Minuten. Anjes Tjarks:
„Abstand ist das häufigste Thema, deswegen Protected Bike Lanes.
Aber so grundsätzlich bin ich zum Glück niemand, der sich gern aufregt.“
Oben: Ausfahrt mit sporting-Herausgeber Martin Blüthmann. Unten: Anjes Tjarks kommt zu fast allen Terminen mit dem Fahrrad.
15
Nachwuchs auf Rädern
© Foto: Leo Diekmann
© Foto: Selma Lantzsch
© Foto: Mario Vonhof
Marla sieht man eher selten stehend und ohne Fahrradhelm - für Euch ausnahmsweise einmal (rechts).
© Foto: Marcus Kaben
„Komplett
leerfahren.“
© Foto: Fabienne Jährig
© Foto: Wolfgang Stärke
Wer im Radsport mitreden will, und es gibt ja von
Sattelhöhen über Socken bis Trainingsstrecken
ex trem viel zu besprechen, wird dann in den nächsten
Jahren Marla kennenlernen.
Marla Sigmund ist der Lichtblick des Hamburger Radsport-Verbands,
so in Sachen Leistungssport. Derweil Leon Rohde Tokio rocken
will, rockt Marla denn vielleicht Paris, denn sie ist gerade erst
18 geworden. Wir sprechen mit ihr zwei Tage später als geplant,
sie war im Trainingslager in Nieder-Österreich gestürzt, fast Gehirnerschütterung,
Marla grinst die irgendwie weg: „Geht schon
wieder.“ Marla ist tough, heißt das. Sie ist im U19-Kader Bahn UND
Straße des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), noch nicht mal
TEAM HAMBURG-Mitglied, obwohl sie wohl könnte. Alex Harms,
aufgepasst, Marla kommt :-).
Marla ist die Tochter von Kathi Sigmund, und die ist Vizepräsidentin
im Verband und Trainerin beim FC St. Pauli. Und wer jetzt denkt,
Marla ist auf dem Rad zur Welt gekommen, ein vergleichbares
Schicksal erleiden ja z. B.
viele Segler*innen, der
fährt auf dem Holzweg,
denn Familie Sigmund
ist gemeinsam beim Radsport
gelandet. „Ich habe
erst mit 14 angefangen“,
sagt sie, „fahre erst seit
vier Jahren.“ Ihre größten
Erfolge in ihren jungen
Radler-Jahren sind aber beachtlich:
EM-Dritte U19 im
Bahnrad-Vierer, Deutsche
Meisterin U17 und 7. Platz
bei einer sehr angesagten
niederländischen Radrundfahrt,
der Watersly
Ladies Challenge, als
Nesthaken sozusagen. Wer
also in Mathe nicht immer
krank war, stellt fest, dass sie nach
nicht mal zwei Jahren Radsport Deutsche
Meisterin wurde. Talent geht/
fährt so. Sie ist zurückhaltend und
relativiert im wahrsten Wortsinne:
„Ich war relativ schnell relativ gut“,
meint sie ernst. „Meine Lehrer*innen
und Schulkamerad*innen haben das,
was ich mache, lange gar nicht als Sport verstanden“, erzählt sie,
„aber ich habe mein Ding durchgezogen.“ „Harte Arbeit“, sagt sie
selbst. Beeindruckend. Dennoch sieht sie entspannt aus. Verbissen
geht anders. „Ich mache keine halben Sachen“, ihr Kiez, ihre Party
am Wochenende: auf dem Rad, ihre Freundinnen und Freunde sind
ihre Trainingsparter*innen. Auf die Schule nimmt sie Rücksicht, die
Schule offensichtlich auch auf sie: „Mein Abi war trotzdem ganz gut,
obwohl ich selten da war.“ Gruß an das Helene-Lange-Gymnasium,
well done. 1,7 der Notendurchschnitt, ein beeindrucktes well done
auch für Marla. Sie startet für die Radsport-Gemeinschaft Hamburg
(RG-Hamburg), ihr Trainer in Hamburg ist Leo Diekmann. „Mich reizt
die Geschwindigkeit“, sagt sie, von Beginn an, was im Grunde ja
die Fähigkeit, sich quälen zu können, impliziert. „Ich kann mich
komplett leerfahren“, sagt sie dann auch. Mit 18.
Was ihr mehr liegt, wollen wir wissen, Straße oder Bahn, denn
man könnte ja denken das schließt sich aus. Tut es aber nicht.
„Beides“, sagt Marla natürlich, weil so unterschiedlich: „Die kurzen
Strecken auf der Bahn tun von Anfang an weh“, sagt sie, „da musst
Du durchballern.“ Sie weiter: „Auf der Straße ist vielmehr Taktik im
Spiel: Windschatten, Sprintstrecken, flach, bergauf, wo überhol ich,
wo nehme ich raus, da wird immer wieder neu gedacht.“ Das ist
alles ihrs, man spürt es mit jeder ihrer Schilderungen. Die Frage
nach Vision erübrigt sich fast, denn sie fährt ja beides, auf der
Bahn könnte es mal olympisch werden, auf der Straße entwickelt
sich sogar gerade eine World Tour für Frauen, „denn die sind im
Radsport im Kommen.“ Da will sie mit einem/ihrem Team dann in
die Weltspitze. Selbstverständlich. In diesem Jahr hat sie in jeder
Disziplin noch Deutsche Meisterschaften vor der Nase (Zeitfahren,
Straße, Bahn, also drei), je nach Abschneiden dann Europameisterschaften
(macht sechs) und ggf. Weltmeisterschaften (wären dann
neun). Schluck. Musst Du „durchballern“, Marla.
16 17
Cyclocross
Dann eben tragen!
© Fotos: Silke Heaney
Wir treffen uns mit Ilka Kunz, der Geschäftsstellenleiterin
des Hamburger Radsport-
Verbands, in Volksdorf.
Derweil die Mountainbiker (das sind die mit den dicken Reifen und
dem geraden Lenker, die, die gern steil rauf- und runterfahren, nicht
-tragen) sich ja vorzugsweise an den Elbhängen oder den Harburger
Bergen austoben, fahren die Cyclocrosser mit ihren robusteren
Rennrädern durchaus auch Hänge, überwinden Hindernisse aber,
indem sie ihre Bikes schultern und einfach weiter ... laufen.
Früher nannte man das Querfeldein. Da ist Dynamik gefragt, vor
allen Dingen aber Geschicklichkeit, und deswegen ist tatsächlich
ein wesentliches Motiv des Vereins Cycloscross Hamburg e. V. auch:
das Fitmachen von Kindern für den Hamburger Straßenverkehr. Und
deswegen dürfen sogar jeden Samstag ab 13 Uhr (nach Voranmeldung:
kidskross@cyclocross-hamburg.de) die Kids ab 6 Jahren aus
ganz Hamburg da ran, Mitglied oder nicht, egal. Hauptsache rauf
und runter. „Kids on Bikes“, sagt Ilka, ist das Motto von „Kids Kross“,
die Idee dabei: „Gleichgewicht, Radbeherrschung, Umgang mit dem
Rad an sich, Angst nehmen, Sicherheit fühlen.“
Das Cyclocross-Land wird vom Verein selbst betrieben, das Gelände
in Volksdorf wird ihnen vom Förster überlassen, Gegenleistung:
Geländepflege. Nett. Der Verein hat ca. 100 Mitglieder, 30 sind
davon Kids, die regelmäßig kommen und sich dann aber auch auf
Wettkämpfe (ab 10/11 Jahren) vorbereiten. Vorneweg: Jugendtrainerin
Valerie oder 1. Vorsitzender, Trainer und Bau-mal-eben-eine-neue-
Strecke Joerg Steffens (54).
Weil die Cyclocrosser*innen, wenn ein
Hindernis oder eine Treppe kommt, ihr
Rad tragen, muss das Auf- und Abspringen
geübt sein. Dafür braucht’s
aber auch am Rad keine Federung wie
bei den Mountainbikern (da sind sie
hart im Nehmen), „ ... wie ein Rennrad
fürs Gelände“, sagt Ilka. Und Gelände
ist ja ein dehnbarer Begriff: Matsch –
Schmutz auf jeden Fall – ist Programm,
wahrscheinlich sogar ein bisschen
gewollt, unterstellen wir mal.
Deswegen ist Cyclocross ein Ganzjahressport, immer in der Natur,
so richtig, nicht mal eben nur draußen. Fahrradwege sind für
Cyclocrosser*innen wahrscheinlich die Pest. Für enthusiastische
Radsportler*innen gilt Cyclocross im Winter auch als die Alternative
zum Rennradfahren im Sommer, denn wer will auf Eis und
Schneematsch mit seinem Rennrad auf die Nase fallen. Dann lieber
breitere Reifen, und: „Keiner fährt um Pfützen und Matschhänge
herum – einfach immer durch!“ Die meisten fahren offensichtlich
wohl sowieso beides, denn auch Bahnradtraining und Training für
das Fahren auf der Straße bietet der Verein. Auf dem Crossgelände
in Volksdorf wird im Grunde die ganze Woche trainiert, zweimal gibt
es hierfür feste Zeiten und Trainings, die Mitglieder und auch die
Kids, die samstags das Gelände entern, kommen aus ganz Hamburg
nach Volksdorf. Und wenn vom Verein niemand da ist, das Gelände
ist offen und darf auch so genutzt werden. Das ist großzügig und
sicher ein Geheimtipp, nicht nur für die Nachbarschaft.
Weitere Infos unter: www.cyclocross-hamburg.de
18
Neugierig geworden? Am Samstag, 07. August startet ab 15 Uhr der SOMMERCROSS für alle
Alters-und Rennklassen im Cross-Land.
Immer mitten durch's Gelände, Radweg ist ein Fremdwort, und bei Hindernissen wird das Bike geschultert.
Klimaschutz
Kursangebot
© Fotos: Klima-Bündnis
© Fotos: ParkSportInsel
Mehr STADTRADELN
ist das Ziel!
Radfahrkurse für
Wiederaufsteiger*innen
(60+)
Egal, warum und auf welchem Rad Du unterwegs
bist: BMX, Gravel, Lasten, Renn,
Cyclocross, Mountainbike – Du bist klima.
Das ist eins-plus, um nicht prima zu sagen.
Mit dem Rad schlägt man im Grunde diverse große Fliegen gleichzeitig,
aber vor allen Dingen tut man auch derGesundheitdemKlima gut. Wer
mehr Rad fährt, fährt weniger Auto, und weniger Autos machen weniger
Stau, weniger Dreck, weniger Lärm – und man bewegt sich, auch sehr gut,
und das ultimativ klimaneutral. Allerbest. Um uns das noch bewusster
zu machen, für ein kollektives Erlebnis, wird im September stadtgeradelt.
Vom 01. bis zum 21.09. sollen, wollen die Hamburger*innen Teil einer
europaweiten Bewegung von vielen Städten und Kommunen sein. Die
Idee ist, dass in allen teilnehmenden Kommunen und Städten innerhalb
von drei Wochen möglichst viele Kilometer zusammen geradelt werden.
Hamburg performte in den letzten Jahren immer besser, konnte die
Kilometerzahl seit der ersten Teilnahme in 2018 mehr als verdoppeln,
auf zuletzt 2020 fast 1,8 Mio. km bei knapp 600 mitradelnden Hamburger
Teams. Wir wollen natürlich weiter nach vorn und noch mehr für das
Klima tun, und außerdem sind wir Active City und wollen zeigen, wo
der Hammer hängt. Aktuell machen schon mehr als 2.000 Kommunen
und Städte mit, Hamburg will die 2 Mio.-Marke knacken, und das lassen
wir uns doch wohl nicht zweimal sagen. Geradelt wird in Teams, zwei
Personen reichen schon, anmelden, sonst gibt’s nichts zu zählen, müsst
Ihr Euch auf www.stadtradeln.de/hamburg. Ihr könnt Euch auch
anderen Teams anschließen.
Veranstaltet wird STADTRADELN, eine Kampagne des Klima-Bündnis, in
Hamburg vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) Hamburg,
im Auftrag der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft
(BUKEA). Schirmherr ist Umweltsenator Jens Kerstan. Er findet: „Auto
stehenlassen, Bus und Bahn sausen lassen und rauf aufs Rad! [...] Wer in
den drei Wochen möglichst viel Fahrrad fährt, trägt aktiv zum Klimaschutz
bei.“ Motiviert Eure Kollegen, Euren Verein, die Nachbarn und pfeffert
zusammen einen raus. Schnell muss nicht, Spaß muss. Jeder Kilometer
zählt. Und wir zählen auf Euch.
Aufsteiger sind super, sowieso,
Wieder-Aufsteiger erst recht,
und die erzählen sogar ein bisschen
mehr Geschichte, denn es
gab ja auch mal ein Absteigen.
Das hat sich auch der rührige Verein ParkSportInsel e. V. zusammen mit
der Radfahrschule Elbinsel so gedacht und Fahrradkurse 60+ initiiert.
Was für eine schöne Idee. Es gibt viele Gründe, warum Hamburger*innen
dann irgendwann meinen, nicht mehr Rad fahren zu können. Körperliche
Fitness oder Beweglichkeit lassen das gefühlt nicht mehr zu, anderer
möglicher Grund: Es ist gar kein Fahrrad mehr da, wie also soll man? Oder
man traut sich nicht mehr, fühlt sich im Straßenverkehr unsicher – und
dann kommt eins zum andern und es wird gefährlich.
Andererseits ist man und frau auf dem Rad doch herrlich mobil, erweitert
seinen Radius um das Zuhause um einige Kilometer, das können Dimensionen
sein, und vielleicht braucht es nur einen Anstoß. Unter Umständen
hilft es auch, wenn man Menschen trifft, denen es genauso geht, und man
mit ihnen gemeinsam
Mut fassen kann. Rauf
aufs Rad und ab die
Post. Und wir schwören:
Der Spaß steigt
mit auf.
Unterstützt von der SECURVITA Krankenkasse bietet die ParkSportInsel
im Lohmühlenpark in St. Georg neben den „Fit im Park!“-Kursen für
Ältere jetzt auch Wiederaufsteigerkurse für Wieder-Radfahrer*innen von
60 bis 90 mit der Radfahrlehrerin und Ergotherapeutin Felicitas Gierse.
Sie gehen über 2 × 2,5 Stunden und kosten 10 EUR. Darin enthalten ist
sogar eine Ergonomie-Beratung, hier geht es unter anderem um die
Frage, welches Rad für Dich geeignet ist. Am Ende des Kurses gibt es
dann eine gemeinsame Ausfahrt. Wir finden, das klingt tipptopp. Wichtig
ist den Veranstaltern, dass Ihr Euch vorab einmal telefonisch bei Frau
Gierse meldet. Hier könnt Ihr natürlich auch Eure Wünsche äußern,
und vielleicht nimmt Frau Gierse Euch die letzten Hemmungen und Ihr
radelt bald lauthals singend durch Euren Stadtteil. Das würden wir uns
wünschen, und Euch richtig schöne Erlebnisse. Ein Wiederaufstieg darf
gefeiert werden.
Weitere Infos und Kurstermine unter
www.parksportinsel.de/news/wiederaufsteigerkurse,
Anmeldungen und
Vorgespräch bei Frau Gierse: 040-18 14 33 32.
20
Die geradelten Kilometer können online eingetragen werden. Oder Ihr nutzt die STADTRADELN-App(kürzung).
Daumen hoch vom teilnehmenden Wiederaufsteiger! Rechts: Radfahrlehrerin Felicitas Gierse.
© Foto: privat
Lastenräder
© Foto: sporting hamburg
© Foto: sporting hamburg
© Foto: sporting hamburg
groß. Am besten ist immer: Ausprobieren. „Unsere Kunden schicken
wir auf Probefahrt durch den Schanzenpark. Man muss sich mit dem
Modell wohl fühlen.“ Ca. alle sechs Monate gehört das Rad dann
zur Inspektion, Ahoi Velo bieten für einen kleinen Taler auch einen
Abholservice an. Bei frostigen Temperaturen gehört der Akku nach
dem Fahren ins Haus, so ist er auch vor Langfingern geschützt.
I want to ride
my bicycle…
Wohin geht die Reise noch? „Begeistert bin ich z. B. vom Konzept der
Rikschas in Altenheimen! Allgemein spüre ich ein stetig wachsendes
Interesse. Vermehrt erreichen mich tatsächlich Anfragen für Automessen
– Blickwinkel öffnen sich, das Lastenrad ist der SUV von morgen.“
Und dass der Lenker so weit entfernt sein kann vom Vorderrad, war uns auch neu. Hier ein Eigenbau.
Anzeige
© Foto: sporting hamburg
22
Was vor einigen Jahren noch exotisch, ist heute nicht
mehr aus dem hiesigen Straßenbild wegzudenken.
Ob mit Kindern, Paketen, Einkäufen oder Hunden
beladen, Lastenfahrräder sind inzwischen mehr als
ein Trend auf Hamburgs Straßen.
René Reckschwardt, Gründer und CEO von Ahoi Velo Cargobikes, begrüßt
diesen Sinneswandel: „Es ist ein neuer grüner Zeitgeist eingezogen.
Die Leute legen Wert auf Nachhaltigkeit und schätzen Produkte made
in Germany. Immer mehr Kunden kommen zu uns mit dem Wunsch,
ihr Auto abzuschaffen und aufs Rad umzusteigen. Das wird langfristig
auch das Straßenbild und die Infrastruktur beeinflussen. Als ehemaliger
Stadtplaner sehe ich hier großes Potenzial für die angespannte
Verkehrssituation in der Hansestadt.“
Den größten Teil der Kundschaft machen Familien aus.
Die Fahrradanhänger und Sitze auf dem Gepäckträger
haben ausgedient, Kinder müssen nicht länger nur
mit den Rucksäcken der Eltern schnacken … Ab jetzt
sitzen sie in der ersten Reihe, im Blickfeld ihrer Eltern.
Das Fahrrad erweitert den Bewegungsradius für Eltern
mit Kindern, die noch nicht allein fahren oder weite
Strecken zurücklegen können. Mit einem starken Motor
(heute bis zu 100 Nm) sind selbst Waseberg und Harburger Berge zu
erklimmen, auch wenn die Räder je nach Typ bis zu 50 kg auf die Waage
bringen. „Technisch hat sich sehr viel getan. Um den Belastungen
durch den Antrieb gerecht zu werden, sind die meisten Räder heute
mit einem Riemenantrieb aus Carbon ausgestattet. Darüber hinaus
sind die Räder heute gut gefedert und teils GPS-getrackt, das Material
der Ladeboxen verspricht besonders viel Sicherheit.“
Das hat natürlich seinen Preis. Die günstigsten Lastenräder wie das
Bakfiets (made in Holland) liegen bei ca. 2.000 Euro (ohne Motor), für
den teuersten Lastenesel des deutschen Herstellers Riese & Müller
kann man bis zu 10.000 Tacken auf den Tisch legen. „Leasing ist ein
großes Thema und lohnt sich gerade für Angestellte – bis zu 40 %
des Kaufpreises an Ersparnis sind möglich. Wünschenswert wäre
natürlich auch ein Förderprogramm, wie schon in anderen Städten
bekannt.“ Generell beobachtet René aber eine große Bereitschaft, für
die Sicherheit der Kinder lieber etwas mehr auszugeben.
Bis man sich stolzer Besitzer eines Carogobikes nennen kann, können
zuweilen einige Monate verstreichen. Unser Tipp: Schon im Winter an
den Sommer denken und frühzeitig bestellen!
Aber welches Modell denn nun? 3-Rad, 2-Rad, Longtail – die Range ist
Kinder oder Hunde als Passagiere, Einkäufe, … – in so ein Lastenrad passt erstaunlich viel rein.
Sonderaktion:
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und spare 99 Euro auf jedes Rad!
© Foto: Mirja Hatje
© Foto: Timo Behnke
BMX
JumpJumpJump
Schon wieder ’ne Parallelwelt: BMX. Manche Sport-, in diesem
Fall Rad-Szenen, sind so für sich, man nimmt sie kaum wahr.
Sollte man aber, wie uns die RG-Hamburg beweist.
Wir treffen Mirja Hatje (47), BMX-Fahrerin aus Leidenschaft, und Insa
Sumann (53), ambitionierte BMX-Mutter, beide leiten gemeinsam
die BMX-Sparte in der Radsport-Gemeinschaft Hamburg. Stichwort
Gemeinschaft: „BMX ist zwar ein Einzelsport, kann aber nur in der
Gemeinschaft gelebt werden, und das zeigt die RG-Hamburg in all
ihren Sparten (Rennsport, RTF und BMX)“, sind sie sich einig. Der
Verein hat eine wunderbare, fast-noch-nagelneue (2014 fertiggestellte)
BMX-Bahn in Farmsen, was nicht gerade um die Ecke ist, aber
das tut der Begeisterung keinen Abbruch: „Zu uns kommen auch
BMX-Fahrer aus Kiel, Schwerin und sonstwo“, was für die Güte der
Bahn spricht. Bundesliga-Events finden hier statt, 2017 sogar die Dt.
Meisterschaft. Das Gelände gehört der Stadt, Active City lässt grüßen,
„das Material hat der Verein gestellt, gebaut haben die Mitglieder
selbst“, erklärt Mirja. 130 Mitglieder sind es, 80 Aktive von 5 bis 55
Jahren, 60 Kids, 20 Erwachsene, davon 3 Frauen, eine davon Mirja. Wir
reden von der Disziplin BMX Race, die ist sogar olympisch. Derweil
wir schnacken, kommt Till (13), eine der Hoffnungen des Vereins,
er fährt schon Euroläufe, ist 3. auf den Dt. Meisterschaften. „Einer
unserer 8 Trainer ist Kristaps Vekša, Ex-Elitefahrer aus Lettland, er
betreut die zwei Leistungsgruppen“, erklärt Insa, sie haben sich primär
dem Leistungssport verschrieben. Christiane Wiesner, WM-Fünfte
2019 bei den Frauen, kommt auch aus Hamburg.
Mirja: „Kids dürfen hier auf dem Rad verrückte Sachen machen, das
ist eine kleine Freiheit.“ „Das Springen ist das Unfassbare“, sagt Till.
Insa wird ernst: „Körperbeherrschung ist das eine, man lernt seinen
Körper natürlich kennen, der ist komplett angespannt“, erklärt sie
einen Sport, der sehr anstrengend ist, dem man das aber auf den
ersten Blick nicht ansieht. „Und die Kids lernen, das Fahrrad absolut
zu beherrschen“, wichtig. „Dann kommt Mut dazu, und letztlich
bedienen wir auch die Idee, sich zu messen, es geht ja darum, wer
der Schnellste ist. So kann jeder immer an sich arbeiten, eine gute
Schule“, sagt Insa.
Wer sich also mal challengen will, meldet sich beim Schnuppertraining
(Anmeldung unter www.rg-hamburg.de), kostet ´nen
10er. Dafür gibt es das komplette Equipment, Rad, Helm usw., und
´ne Menge Spaß. Den Mut müsst Ihr mitbringen, da machen wir uns
aber keine Gedanken.
© Foto: Timo Behnke
© Foto: Mirja Hatje © Foto: Edgar Galindo
© Foto: Edgar Galindo
24
Die Bahn besteht aus Wellen, hohen, flachen, Kurven, steil, weniger
steil, und die wird ganz oder in Teilstücken abgefahren, es gibt immer
was zu verbessern. Mal ist Bodenhaftung – Druck auf dem Rad –
schneller, mal machen Sprünge mehr Sinn. „Die Leidenschaft der
Kids ist unbändig“, sagt Insa. „Wer einmal hier war, kommt wieder.“
Till Behnke (13), BMX-Nachwuchstalent.
Gastbeitrag: Styleguide ;-)
© Fotos: privat
Das Auge rollt mit
Rennradfahrer*innen sind mehrheitlich extrem eitel
modebewusst. Damit bei der nächsten Modenschau,
äh, Trainingsrunde optisch alles stimmt, kommt hier
ein kleiner Styleguide für Beginner.
Jemand sollte Heidi Klum mal vorschlagen, die kommende Staffel
GNTM ausschließlich mit Rennradfahrer*innen auszutragen. Mit
ihrer angeborenen Lycra-Liebe und einem ausgeprägten Hang
zum Posing würden sich jedenfalls einige Kandidat*innen auf dem
Catwalk genauso gut verkaufen wie auf dem Sperrwerk Entenwerder.
Der Style-Faktor beim Rennradfahren ist extrem, und eine rasant
wachsende Industrie hat das dankbar erkannt.
Das Angebot an Rad-Klamotten ist daher riesig – womit auch die
Gefahr wächst, sich mit dem falschen Zeug richtig zu blamieren. Das
fängt schon beim Helm an. Man könnte denken: Da kann man nicht
viel verkehrt machen, außer irgendeinen wild gemusterten Helm
aus dem Baumarkt zu kaufen. Das stimmt nicht. Erstens: Den Helm
nicht in den Nacken schieben – sieht bekloppt aus und schützt auch
nicht besonders. Zweitens: Falls der Helm vorne so einen Schirm
aus Plastik hat – unbedingt abmachen! Und: Die Bügel der Radbrille
(obligatorisch, gerne mit supergroßem, bunt verspiegeltem Mono-
Glas) müssen ÜBER den Kinnriemen des Helms. Also erst den Helm
aufsetzen, dann die Brille. Das ist Style-technisch wirklich wichtig
und trennt Wissende von Unwissenden, Profis von Hobby-Gurken.
Die Auswahl an Trikots ist erschlagend. Ein echtes Race-Trikot
erkennt man an breiten, elastischen und extrem enganliegenden
Ärmelabschlüssen, die bei Kurzarmtrikots bis kurz vor den Ellenbogen
reichen. Trikots von Profi-Teams sind so „na ja“ und ziemlich
amateurhaft. Beim Fußball mögen diese Fan-Trikots funktionieren,
im Radsport sind sie eher peinlich. Finisher-Trikots aus dem letzten
Jahrzehnt („Ötztaler“, „Velothon“, „Rund um den Kirchturm in Oer-
Erkenschwick“) – kann man machen. Ist aber eher was für Männer
ab 50, die der Welt zeigen wollen, dass sie früher mal fitter waren.
Aktuell sind (neben Vereins- oder Teamtrikots, mit denen man nichts
falsch machen kann und die meist sogar vom Verein subventioniert
werden) einfarbige Trikots von Luxusherstellern angesagt. In schwarz,
blau, dunkelviolett oder schlammfarben; Hauptsache: dunkel. Als
Mann trägt man dazu vorzugsweise einen Vollbart. Tätowierungen
gehen natürlich immer, aber bitte kein Deppen-Tattoo (das ist der
halbkreisförmige Kettenschmiere-Abdruck, der entsteht, wenn
Ungeschickte sich das vordere Kettenblatt an der Ampel in die rechte
Wade rammen). Radhosen sollten bis kurz übers Knie reichen und
ebenfalls einen breiten, eng anliegenden Abschluss haben. Trägervarianten
schlagen trägerlose Hosen um Längen. Das passende
Polster muss man sich „erfahren“ – aber bitte ohne Unterhose! In
die Radhose steigt man blank, ehrlich!
Socken – ein Riesenthema. Stylemäßig verboten sind Sneakersocken,
also ultrakurze Füßlinge. Ein No-Go. Eine Radsocke soll zwei Fingerbreit
über dem Knöchel enden und muss weiß sein – das war früher die
Maxime. Daher sieht man solche Socken meist an broilerbraunen,
sehnigen Beinen, die mehr Lebenskilometer erstrampelt haben als
die meisten von uns mit dem Auto gefahren sind. Vorsicht also:
Fahrer*innen, die so kurze Socken tragen, haben meist was drauf.
Sind aber modisch von vorgestern. Radsocken von heute sind bunt,
reichen bis zur Wadenmitte und kosten ein kleines Vermögen. Also:
die von den gehypten Marken. Manche haben hinten Sprüche drauf
(etwa „Hell“ links, „Yeah“ rechts), zeigen hoppelnde Hasen oder
haben verrückte Muster. Andere sind aus extrem enganliegendem,
innen gummiertem Aeromaterial, das nach einer versehentlichen
Maschinenwäsche labberig wird, dann können die Dinger in den Müll.
Wer seine Aerosocken liebt, der wäscht sie per Hand. Entscheidend
für Styler ist natürlich, dass die Socken farblich zum Lenkerband
passen. Notfalls wechseln (das Lenkerband, das ist billiger).
Radschuhe müssen Schuhplatten haben, damit man mit Klickpedalen
fahren kann, das ist wirklich wichtig. BOA-Verschlüsse, das
sind so Drehknöpfe, schlagen Klettverschlüsse, auch optisch. Radhandschuhe
sind übrigens nicht mehr so angesagt, aber natürlich
total in Ordnung, wenn man die entstehende Bräunungskante am
Handgelenk verkraften kann. Eine Oberseite aus Lycra ist cooler als
eine aus Frottee, das versteht sich von selbst.
Wer sich an diese Basics hält, sollte somit auf der sicheren Seite
sein. Und wer braucht schon ein Foto von Heidi? Fotos machen wir
ja selber – vor, während und nach jeder Ausfahrt, für Insta. Damit
die Welt auch sieht, wie schön wir sind!
Alexander Böker ist im
Radsport-Verband Hamburg
für das Thema Leistungssport
verantwortlich,
fährt selber am liebsten im
Vereinstrikot – und besitzt
noch diverse Paare kurzer
Radsocken.
26 27
E-Bike
Das E-Bike spaltet –
immer weniger.
Dieses Modell hört auf den schönen Namen Riese&Müller Supercharger2.
© Fotos: eBikecompany
Du, auf Deinem schicken Designer-Citybike, alles Ton
in Ton, wenn möglich in mattgrau, hast, bei allem
angesagten Purismus, nicht mal auf die Gangschaltung
verzichtet, strampelst tapfer lächelnd gegen
den Wind, die Airpods mit Podcast und Böhmermann am Start
nerven langsam, aber man merkt Dir besser nichts an, und Dich
überholt eine grauhaarige Dame mit einem entwaffnenden, vor
allen Dingen entspannten Lächeln.
Sie, nicht in ihrem Mitteklasse-SUV, sondern nebst ihrem Gatten auf
dem Fahrrad, bringt Dich wieder dazu, mit Deinem Gewissen in den
Clinch zu gehen, um zu entscheiden, ob E-Bikes cool oder uncool sind.
E-Bikes spalten die Nation, wobei sich die Kerbe offensichtlich verschiebt,
zugunsten der Bikes mit den mehr oder weniger auffälligen Motoren.
Derweil bei E-Mobility in Sachen KFZ lange über Ökobilanzen und die
Halbwertzeit der Akkus diskutiert wurde, scheint das bei E-Bikes irgendwie
gar nicht das Thema zu sein. „Das ist von daher nachvollziehbar …“, sagt
Sven Krüger, Geschäftsführer bei der eBike Company in St. Georg, „...
als dass die Bilanzen tatsächlich gar nicht zu vergleichen sind.“ Und die
Tatsache, dass die Industrie es verstanden hat, die Akkus, die Motoren
nahezu komplett verschwinden zu lassen, oder auf Klingelgröße runterzudampfen,
lässt bei vielen Zweiflern und Ablehnern offensichtlich
die Hemmschwelle sinken. Das ist wohl so. Dazu kommt, dass es so
viele mutige, schicke E-Bike-Startups gibt, die designtechnisch echte
Höchstleistungen vollbringen, dass auch Opti-verwöhnte Metropolen-
Hipster Spaß an E-Bikes bekommen. „Der Markt ist inzwischen riesig“,
sagt Sven, von ca. 4,5 Mio. verkauften Rädern in Deutschland im Jahr
2020 sind 2 Mio. E-Bikes, Tendenz steigend, absolut und prozentual. Es
gibt inzwischen alle als E-Bike-Variante: Cityräder, Crossräder, Rennräder
mit Motor, damit schafft dann jeder den Waseberg, Trekking-E-Bikes,
E-Bikes XXL für über 100 kg, es gibt alles E-. So divers das Thema Radfahren
ist, so vielfältig ist auch das E-Spektrum bei Rädern, bis hin zu den
Modellen, mit denen man offiziell 45 km/h fahren kann und darf und die
man im Stadtverkehr fast als Porschekiller bezeichnen muss. Derweil
in Süddeutschland „E-Mountainbikes total durch die Decke gehen“, so
Sven, sind es, den Gesamtmarkt betrachtet, Lastenräder als E-Bikes. „Die
Käufer werden jünger. Waren es zu Beginn des Booms die Silver Ager,
sind es bei den Lastenbikes z. B. junge Familien, die ein komplett neues
Mobilitätskonzept leben.“ Leben in der Stadt, ohne Auto, aber ein E-Bike,
das gefühlt fast wie ein Kleinwagen daherkommt,
mit dem man die Wochenendeinkäufe erledigt
oder die Kids in die Kita fährt. Sven, er berät
auch die Industrie, vermittelt das Gefühl, dass
wir kaum noch von Faaaaahrräääädern sprechen.
Wir reden von Mobilitäts-Something à la Apple.
Stylisch, systemisch, gern auch mit App, Markenwelten
als Dokument für, wir denken neu, für eine
Haltung zur neuen Mobilität. „Auffällig ist“, sagt
er, „dass die Kunden super informiert sind, sich
offensichtlich lange mit der Anschaffung eines
E-Bikes beschäftigt haben.“ Dauerte früher ein
Verkaufsgespräch 3–4 Stunden, sind es heute 30
Minuten. Und er hat echte Geschosse in seinem
Store stehen, die kauft man eigentlich nicht mal
eben im Vorbeilaufen. Unser Blick fällt auf ein Stromer-Bike für bummelige
12k, „dabei sind E-Bikes schon sehr komplex , deswegen ist Service
ein wichtiger Punkt.“ Sollte man bedenken, bei einem Kauf im Netz.
„Mittelfristig werden Fahrradgeschäfte deswegen eher wie Autohäuser,
Servicestationen daherkommen“, sagt Sven. Auch interessant in diesem
Zusammenhang: Knattert ein Dampfer im Suezkanal ans Ufer, zerschießt
es über Monate die Lieferketten in ganz Europa. Blöd, wenn man auf
sein Fahrrad wartet. Deswegen orientieren sich diverse Hersteller um
und montieren inzwischen wieder in Deutschland bzw. Europa. Das hat
sicher seinen Preis. Aber zurück zum Überblick: „Preislich gibt es so ab
2.000 Euro ganz vernünftige Einsteigermodelle“, sagt Sven, die sind völlig
okay, jetzt nicht superstylisch, aber worum geht es, wenn man einfach
nur von A nach B will und dabei obiges Ehepaar zurück-überholen will ...
Sven selbst verkauft on top Emotionen, besser E-Motionen.
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E-Bikes gibt es auch zum Beispiel als E-Klapprad (großes Bild links) und als E-Pedelec. Krasser Style.
© Foto: HSB/BikeBridge
Integration durch Sport
© Foto: Harburger Turnerbund
Family Business
© Fotos: privat
…
Radfahrkurse
für Frauen
wohl wissend, dass viele der Frauen so viel Geld für
ein schönes Thema und ein großes, selbstverständlich.
Auch der Hamburger Sportbund,
abgesehen von uns allen, ist damit in Hamburg betraut, denn
Menschen mit Einwanderungsgeschichte sind im organisierten
Sport deutlich unterrepräsentiert.
Hierzu haben die Sportbünde diverse Ansätze entwickelt, vielfach geht
es zunächst auch um Beratung, Isabell Faßhauer ist hier beim HSB im
Programm „Integration durch Sport“ in Sachen Strategie und Koordination
in Charge. Bis hin zu einzelnen konkreten Projekten, denn wir machen
jetzt einen Sprung und schnacken, weil sich RADius ja ums Radfahren
dreht, mit Carla Rook (29), beim Harburger Turnerbund zuständig für
Sportentwicklung und Marketing. Und weil dieses Thema sie schon als
Studentin gepackt hatte, bietet sie seit 2019 beim HTB Fahrradkurse für
Frauen mit Migrationshintergrund an – ausschließlich für Frauen. „Wir
sind tatsächlich manches Mal gleichzeitig auch ein Schutzraum“, erklärt
sie ernst. „Die Frauen, die zu uns kommen, sollen sich gut fühlen“, sollen
Scham und Schüchternheit am liebsten zu Hause lassen, gerne auch
mal für ´ne Weile den Kopf abschalten und ihr eigenes Ding machen.
„Oft werden die Frauen in ihren Einrichtungen auf uns aufmerksam,
inzwischen bringen viele ihre Freundinnen mit.“ Und sie sind glücklich,
erst recht, wenn sie dann am Ende des Tages tatsächlich ihre ersten
Meter fahren können. „Dann gibt es lauten Jubel, das ist immer so rührend“,
beschreibt Carla die Situation, im Grunde auch ihren persönlichen
Enthusiasmus. „Wir fangen teilweise mit Schiebeübungen an, oder wir
gehen den Umweg über den Roller und das Laufrad, für die Balance.“ In
Harburg muss der Kunstrasenplatz herhalten. Die Frauen kommen aus
unterschiedlichsten Kulturkreisen: Afrika, Südamerika, Indien, Syrien,
Russland. Mobilität ist vordergründig das wesentliche Motiv. „Vielfach
sind es auch die Kinder, die ihre Mütter auffordern“, sagt Carla. „Aber
sind sie dann erfolgreich, ist der Stolz-Moment unbeschreiblich“, und wir
spüren, wie viel das den Frauen bedeutet. Es gibt Kompaktkurse oder
Kurse über ein halbes Jahr. Die kosten dann allerdings 60 EUR, das ist
für viele schon viel Geld, „Wir sind da aber nicht so streng“, sagt Carla,
sich sonst nicht ausgeben. Wer also jemanden kennt,
der jemanden kennt …
Interessierte Frauen
wenden sich an:
Koordinatorin des Projektes beim HSB:
Margarita Martinez (Mail: m.martinez@
hamburger-sportbund.de)
Harburger Turnerbund: Carla Rook (Tel.:
040 79143323 oder 0151-50853174, Mail: rook@harburgerturnerbund.de
oder info@htb65.de)
HSV: Bahiya Abulatifoso (Mail: osoleyla93@gmail.com)
SC Urania: Sylke Weise (Tel.: 040/691 50 69,
Mail: frauensport@scurania.de)
SPVGG Billstedt-Horn: Petra Pietsch (Tel.: 0175-1521592,
Mail: radfahren@billstedt-horn.de)
© Foto: Harburger Turnerbund
© Foto: Harburger Turnerbund
Nachwuchs ist
ihre Leidenschaft
Die
natürlich ausgebremst, aber jeder konnte ja für sich trainieren“, erklärt
Familie von Hacht ist im Hamburger
er. „Wir treffen uns zu Ausfahrten, Straßentraining, Grundlagen, Gruppen
Radsport ja omnipräsent. Das muss fahren, Straßenverkehr – oder es geht ins Gelände“, bei den Kids steht
Cyclocross hoch im Kurs. „Da sind schon jetzt Talente dabei, denen ich
man einfach mal so sagen.
irgendwann ´ne Medaille auf Deutschen Meisterschaften absolut zutraue.“
Noch basischer und auch nicht ohne Hintergedanken kooperieren sie
Zum einen sind sie seit Jahren der Harvestehuder Radsport Verein, in mit der Stadtteilschule Stellingen. Dort ist Ralf Hincke Verantwortlicher
unterschiedlichsten Funktionen, Gerhard von Hacht ist 1. Vorsitzender. und Radfahren klassen- und jahrgangsübergreifendes Schulfach, es gibt
Zum anderen sind sie etablierter, bestsortierter Fahrradhändler in Eppendorf,
und dann sind sie die Gründer der Marke Stevens, eine inzwischen Equipment, wird von Stevens gestellt, wir machen mehr Cross, das ist
auch eine Werkstatt. „Für die Kids ist das klasse“, sagt er. „Die Räder, das
europaweite lifestylige Marke für schnelle, schicke Fahrräder. Darüber cooler: üben Vielseitigkeit, Körperbeherrschung, Aufspringen, Abspringen,
hinaus tummeln sie sich mit dem Stevens Racing Team um ambitionierte Kantstein springen und einen Wheelie, oder fahren auf dem Vorderrad“,
Amateure, bringen sie möglichst groß raus, und dann – wir hören gleich Wheelie andersrum – klar? „Abgesehen davon, dass die Kids mal was
auf – tragen sie seit über 40 Jahren dafür Sorge, dass sich die Hamburger anderes machen als üblichen Schulsport, werden sie sicherer für den
Jugend auf die Räder macht.
Straßenverkehr, und finden wir ein Talent, wissen wir, was wir ihm oder
ihr vorschlagen.“ Lass uns raten.
Wir sprechen mit Jens Schwedler, Ex-Rad-Profi Cyclocross, damals
noch Querfeldein, ehemaliger Weltmeister im Cyclocross, Deutscher
Meister und so – ein Pro. Er ist bei Stevens im Vertrieb unterwegs, aber
auch, „das ist eher so Freizeit“, seit 3 Jahren zuständig für die Nachwuchsförderung
beim HRV. Er soll eine Nachwuchsgruppe (12–16 Jahre)
aufbauen, mit denen Hamburg in Zukunft breiter im Radsport aufgestellt
sein soll; zzt. muss Leon Rohde allein die Fahne in Tokio hochhalten.
7 junge Menschen hat er da aktuell am Start, davon nur ein Mädchen,
die aus ganz Hamburg zu ihm gekommen sind. Wer will nicht gern bei
einem Pro trainieren? „Wichtig ist, dass sie nicht aus unserem Verein
kommen müssen, sie sollen Spaß haben, Freude daran haben, etwas
dazuzulernen, und dann schauen wir mal“, sagt Jens, „im Verein ist Sport
am schönsten“, wir erinnern uns. „In der größeren Gruppe waren wir
© Fotos: www.ego-promotion.de
© Fotos: privat
Trainingszeiten: Donnerstag 10 Uhr (in den
Ferien, sonst: 17 Uhr) und Sonntag 10 Uhr,
gefahren werden 2–3 h Rennrad oder Cross
(ab Herbst).
Treffpunkt: Radrennbahn Stellingen, Hagenbeckstraße
124, 22527 Hamburg
Eltern, die gerne mit ihren Kindern Rennrad
oder Cyclocross fahren, sind genauso gerne
gesehen wie Rennradbegeisterte, die gerne in
der Gruppe fahren oder einen Verein suchen.
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Carla mit ihrer Frauen-Fahrradgruppe.
Jens Schwedler (links), zweifacher Masters-Weltmeister, trainiert die Nachwuchsgruppe des HRV.
Gravelbike
© Foto: Nadine Pohl
Anders
Radfahren
Mal eben von Hamburg nach Berlin und zurück. Unten: Nächtliche Runde um den Bodensee, pünktlich zum Frühstuck zurück.
© Fotos: privat
schneller.“ Denn: „Eine Fahrradgeometrie schreit nach Modifizierungen“,
sagt er, und wir wundern uns. Gebraucht macht sie
günstig, „kein Rad kostet mehr als 1.000 Euro“ sagt er, aber da
steckt auch eine andere Haltung dahinter: „Für mich muss nichts
neu produziert werden“, und er sieht nicht aus wie ein Asket.
Corona hat ihn aber sehr kreativ gemacht, er baut sich im Kopf
seine eigenen Challenges, die entwickeln sich ´ne Zeitlang, und
dann brettert er los.
und Verpflegungsstationen alle 5 km. „Ich habe alle Verschleißteile
dabei, Pausen – am besten nicht.“ Als nächstes will er durch
Deutschland radeln, von Norden nach Süden, 1.000 km. In diversen
Städten, auch ein paar von denen, in denen er schon gelebt hat,
stoppen, wenn´s geht überflüssig – für die Tour nach Berlin und
zurück hat er sich auch nur 4 Min. Schlaf gegönnt, das muss reichen.
Ob jemand ein Freak ist, liegt ja immer im Auge des Betrachters.
Aber was Thorsten Graf so auf seinem Fahrrad
zu Wege/Straße bringt, ist schon sehr speziell.
Er ist Arbeitspädagoge, hat eine tolle
Tochter und eine tolle Frau, mit wahrscheinlich
dickem Fell, die sich entspannt,
weil sie ihn machen lässt, noch mal
umdreht, wenn er um 1 Uhr nachts aufsteht,
um mit dem Rad nach Berlin oder
so zu fahren. Wie fast jede*r fährt er
schon immer Rad, aber vor 10 Jahren
hat er festgestellt, dass er zu viel sitzt.
Er entschied, sich dann nunmehr nur
noch mit dem Fahrrad fortzubewegen,
in Hamburg, denn er ist an diversen
Standorten in unserer schönen Stadt im
Einsatz. Und er liebt es sowieso, in Großstädten
Rad zu fahren. „Auch Hamburg ist eine tolle Fahrradstadt“,
sagt er, und Anjes Tjarks wird es freuen.
Dabei meint Thorsten gar nicht so sehr das wachsende
Radwegenetz, sondern die Urbanität, das
Fließen des Verkehrs, die Gerüche, die Atmo, und
er mittendrin. „Und man ist genauso schnell wie
mit dem Auto.“ Dabei fotografiert er auch noch
– sehr gern und sogar gut, vom Rad aus, auch in
Wien, Barcelona, und das so klasse, dass er Wettbewerbe
gewinnt. Zur Preisverleihung nach Bremen
fährt er mit dem Rad, ist klar. Die Strecke ist er jetzt mit dem
Gravelbike gefahren, für ihn „ein Rennrad mit breiteren Reifen,
ideal bei buckeligen Pisten in hohem Tempo. Ich entscheide,
welches Rad ich nehme, immer entsprechend des Untergrunds“,
erklärt er. Längere Touren fährt er aber mit dem Rennrad, und
länger meint länger. In Summe hat er 8 Räder zuhause: 2 Falträder,
„ich liebe Falträder, die sind nicht zu verachten, sehr praktisch,“
natürlich, 1 Rennrad, 4 Gravelbikes und 1 Tandem. Die Räder haben
einiges gemein. Zum einen sind alle Teile hierfür gebraucht, eBay
lässt grüßen, wirklich alle. Und er baut sie selbstverständlich alle
selbst zusammen. „So kenne ich jedes Detail und weiß, woran es
liegen kann“, wenn´s klappert, sagen wir jetzt mal banal. „In der
Regel modifiziere ich bei meinen Rädern den Antrieb, mache sie
Grenzerfahrungen macht Thorsten öfter. Zum Beispiel: Als Ministerpräsident
Günther die Einreise nach Schleswig-Holstein verboten
hatte, hat Thorsten genau an der Landesgrenze, Innenkante
natürlich korrekterweise, die Stadt umrundet (278,62 km). Oder
er legt sich ein Rechteck auf die Karte von SH und fährt (als man
wieder durfte) innerhalb von 24 Stunden 500 km. Hamburg,
Ostsee, Nordsee, und zurück nach HH. Oder der Super Berlin
Express, in die Hauptstadt und zurück, Nebenstrecken, 747 km
in 33 Stunden. Über die zweieinhalb Stunden Pausen ärgert er
sich fast. Da macht er dann Power Naps, für ein paar Sekunden
(echt), an Haltestellen. Randbemerkung: Nach 350 km ist der
Schaltzug gerissen, 400 km ist er also ohne Gangschaltung gefahren.
„Manchmal kann ich über mich selber lachen“, sagt er
zum Glück. „Ich will wohl testen, wozu ich imstande bin“, erklärt
er, „will mich dabei aber auch um alles selber kümmern.“ Er braucht
keine High-Fly-Events mit Schlafstatt für viel Euro, Finisher-Shirt
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Unterwegs an der Ostseeküste.
Radsport-Verband Hamburg
© Foto: privat
»
IMMER FÜR
EUCH DA!
«
Flugs
(r-)eingetreten
Warum nicht vereint? Radfahren boomt, das
ist unübersehbar, was ja wunderbar ist.
Über viele Facetten können wir in dieser
Ausgabe berichten, und es gibt noch mehr:
Kunstradfahren, Rad-Polo, Hand-Bikes, …
… aber so oder so gibt es viele Gründe, in einen der
30 Hamburger Radsportvereine einzutreten. Man
muss eben nicht gleich wie Leon olympiareif
ums Rund brettern, Radfahren in Gemeinschaft
ist ja schon Grund genug, und das draußen,
am besten in der Natur. Alles richtig. „Der
Radsport-Verband Hamburg ist so divers wie
das Radfahren selbst“, sagt Alexander Böker, einer
der Vize-Präsidenten. „Natürlich geht Radfahren
auch ohne Verein, aber im Verein ist’s halt schöner.“
Alex weiter: „Wenn Gleichgesinnte gemeinsam ein
Hobby ausüben, macht’s mehr Spaß“, und wir reden nicht
zwingend von Vereinsabenden und Kuchenbuffet. Das gibt es auch,
weil es auch seinen Reiz hat, zum Beispiel bei der RG-Hamburg oder
der Harburger RG. Die Radsportgemeinschaft RG Uni hingegen feiert nur
einmal im Jahr, ist dennoch sportlich schwer aktiv, das läuft alles über
unterschiedlichste WhatsApp-Gruppen. Je nach Leistungsvermögen und
Anspruch trifft man sich zu gemeinsamen Ausfahrten. Kunstradfahrer
findet Ihr beim Sportclub Schule Tieloh und bei Bikepolo Hamburg
e. V. Bei einem Radsportverein in Hamburg reicht es nur zu einem
Rad, das sind nämlich die Einradkids vom SiB-Club, dem „Stadtteil in
Bewegung“. Wesentliches Argument für Viele ist ein sehr rationelles:
der Versicherungsschutz, denn der ist über die Mitgliedschaft beim
Hamburger Sportbund gegeben. Lustig auch die
Vorstellung, dass selbst ein cooles Trikot Grund
genug ist, einem Verein beizutreten. Der MC Pirate
ist da gut unterwegs, und natürlich der FC St. Pauli,
mit der größten Radsportsparte in Hamburg. 640
Kiez-Radler fahren im kultigen Camouflage-Trikot.
„Einen guten Überblick bekommt man ab 17 Uhr an
den neuralgischen Punkten im Hamburger Radsport,
zum Beispiel auf Entenwerder“, schildert Alex Böker,
wo man und frau sich trifft, um dann im Piraten-Camou-
Regenbogen-Trikot auf Carbon-Geschossen Richtung
Zollenspieker Fährhaus an der Elbe entlang zu
fahren. Schöne Strecke, ganz schön was los.
Deutlich entspannter sind da die Radwanderer,
das wird in gleich fünf Vereinen angeboten, die
treffen sich zu gemütlichen Ausfahrten, genießen
die Natur und das Miteinander. Grund genug,
finden wir. „Ein sehr schönes Radfahr-Revier im
Umland ist die Haseldorfer Marsch, da ist es nur
immer windig“, sagt Alex, „ganz fies: der Waseberg,
den schafft nicht jeder, der ist furchtbar steil“, lacht er.
Er weiter: „Radsport allgemein ist so niedrigschwellig, denn
im Grunde kann ja jeder Mensch Rad fahren.“ Und wenn nicht: „Viele
Vereine engagieren sich extrem in der Nachwuchs-Entwicklung, bei der
Ausbildung von Kids, die so ja auch fit für den Straßenverkehr gemacht
werden.“ Allen voran z. B. der Cyclocross e. V. oder die BMX-Sparte der
RG-Hamburg. „Aber auch in der Ausbildung von Späteinsteiger*innen
sind die Vereine unterwegs. Da wird viel Zeit und Mühe investiert, toll
gearbeitet“, sagt er, „und das stemmen die Vereine alles mit Bordmitteln,
besonders gefördert wird der Radsport in Hamburg nämlich nicht“, sagt
er und gibt uns noch mal eben einen mit. Mehr Info über die vielfältigen
Möglichkeiten, in Hamburg Rad zu fahren, und zwar organisiert, unter
www.radsport-hh.de
Wir sind da, wenn ihr uns braucht. Ganz gleich, wann oder warum.
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