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Depressionen & Burn-out<br />

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Depressionen & Burn-out<br />

Die Pandemie hat einiges durcheinander gebracht. Was hat sich in<br />

Bezug auf Ihre Arbeitsweise verändert? Sind vielleicht neue Kommunikationsformen<br />

entstanden?<br />

Ja, die Pandemie war für so manchen Kollegen eine Herausforderung.<br />

Denn unter den Bedingungen, dass man den Klienten nicht<br />

unmittelbar treffen darf, ist ein Umstieg notwendig gewesen. Für<br />

mich war das nichts Neues. Ich habe es selbst schon vorher ausnahmsweise<br />

probiert. Auch wenn es nicht immer optimal ist, so ist<br />

es doch möglich, auch digital also per Computer mit dem Klienten<br />

zu arbeiten. Ich habe die Vorteile zu schätzen gelernt, weil auch die<br />

zeitliche Flexibilität größer ist. Aber auch Klienten erkennen die Vorteile.<br />

Wenn die Pandemie einigermaßen überwunden ist, werde ich<br />

es beibehalten, weil ich dann auch mal schnell reagieren kann, wenn<br />

jemand ganz schnell Hilfe und Unterstützung benötigt. Aber auch<br />

ein direktes Treffen ist dann sicherlich wieder möglich.<br />

MIT ÄNGSTEN UMGEHEN<br />

Ängste sind fester Bestandteil unseres Lebens. Und das nicht nur in Zeiten der Pandemie. Woher sie<br />

kommen, wovor sie uns warnen und wie wir damit umgehen können, erzählt die Bergisch Gladbacher<br />

Coaching-Expertin Dolores Holzer im Interview.<br />

In Ihrer Praxis beschäftigen Sie sich mit Ängsten in jeglicher Form.<br />

Was ist besonders an dem Thema „Angst“?<br />

Zunächst einmal ist Angst ein natürliches Gefühl. Dieses Gefühl ist<br />

normalerweise als ein Alarmsignal positiv zu betrachten. Es kann<br />

sich unter Stress oder psychischer Belastung so verändern, dass es<br />

zu Panikattacken werden kann oder das eigene Leben in seiner Qualität<br />

behindert, weil das komplette Leben nur noch das Thema Angst<br />

beinhaltet.<br />

Sind Ängste normal, tragen wir sie alle in uns? Gibt es unterschiedliche<br />

Ängste und wodurch unterscheiden sie sich?<br />

Wie es schon in meiner Antwort vorher angeklungen ist, sind Ängste<br />

Emotionen, die jeder Mensch hat. Es ist völlig normal, und es ist auch<br />

nichts Schlimmes zuzugeben, dass jemand in konkreten Lebenssituationen<br />

Angst hat. Es gehört zu den grundlegenden Emotionen eines<br />

Menschen und ist evolutionsmäßig als Überlebensstrategie zu<br />

sehen. Wenn ich auf eine Klassifikation von Ängsten abstelle, dann<br />

gibt es unterschiedliche Arten von Ängsten, die die Lebensqualität<br />

verringern, weil diese überhand nehmen und sich alle Gedanken<br />

um diese Ängste drehen. Meistens ist es so, dass die Ängste sich<br />

unmerklich steigern. Panikattacken dagegen (auch eine Form) treten<br />

urplötzlich auf. Es gibt ganz allgemein Ängste, die sich auf das<br />

komplette Leben auswirken und andere (diese nennen sich Phobien),<br />

die sich auf spezielle Gegenstände, Tiere oder Situationen beziehen.<br />

Hier gibt es so viele unterschiedliche wie man sich Gegenstände, Tiere<br />

oder Situationen vorstellen kann.<br />

Inwieweit begleiten Ängste unseren Alltag und ab wann wird Angst<br />

gefährlich?<br />

Ich würde es nicht so ausdrücken, dass Angst „gefährlich“ ist, sondern<br />

die Lebensqualität des Menschen verringert sich. Wenn sich<br />

das Leben immer mehr um das Thema Angst dreht und die normalen<br />

alltäglichen Pflichten oder Handlungen nicht mehr ohne Gedanken<br />

an Angst durchgeführt werden können, dann ist es auf jeden Fall<br />

wichtig sich Hilfe zu holen. Es leidet dann auch der Selbstwert darunter<br />

und so kommt eines zum anderen. Die Angst selbst ist nicht<br />

schlimm, sondern es geht darum, richtig mit dieser umgehen zu lernen<br />

und diese dann Schritt für Schritt zu verringern.<br />

Dolores Holzer, Coaching-Expertin aus Bergisch Gladbach<br />

Wann kommen Sie ins Spiel? Wann suchen Menschen Ihre Hilfe<br />

auf?<br />

Das ist sehr unterschiedlich von Klient zu Klient. Der eine kommt früher,<br />

der andere später. Je später es ist, desto länger kann der Prozess<br />

sein. Die Angst einfach zu verringern, ist dabei das kleinere Thema,<br />

wichtig ist zu erkennen, wieso es möglicherweise dazu gekommen<br />

ist, um sein eigenes Verhalten anzupassen, damit es nicht wieder<br />

passiert, weil man für sich selbst sorgt. Aber es ist immer wichtig,<br />

herauszufinden, ob es organische Ursachen oder andere Störungen<br />

gibt, die Ursache oder Begleitsymptom der Angst ist. Auch das ist<br />

sehr wichtig, herauszufinden. Deshalb ist möglicherweise auch der<br />

Hausarzt wichtig, der eine organische Ursache für die Angst ausschließt.<br />

Lassen sich Ängste „wegcoachen“?<br />

Es macht keinen Sinn, Ängste wegzucoachen. Das Ergebnis sollte<br />

sein, dass die Angst als Warnsignal wahr genommen werden kann,<br />

dass Angst also unter bestimmten Bedingungen als positiv erkannt<br />

wird und nur keine überhandnimmt bzw. nicht zu einem Grübeln<br />

über die eigene Angst führt, also ein angenehmeres Leben ist das<br />

Ziel.<br />

Können Sie uns Ihren Therapieansatz und Ihre Herangehensweise<br />

grob beschreiben?<br />

Wie ich mit dem Klienten oder Patienten arbeite, hängt von den<br />

Voraussetzungen ab, welche Grundlage die Angst hat, wie der<br />

Klient eingestellt ist, was für Vorlieben der Klient hat. Wenn die<br />

Angst beispielsweise ein Symptom einer leichten Depression oder<br />

Belastungsstörung ist, dann ist die Vorgehensweise eine andere als<br />

wenn es sich um eine reine Phobie handelt. Es kann nicht immer<br />

nach dem selben Ansatz gearbeitet werden, sondern ist immer klientenspezifisch<br />

und auf die spezielle Situation abgestellt.<br />

Sind manche Menschen empfänglicher für Ängste oder sogar<br />

Angststörungen?<br />

Wenn ein Mensch von seinen Eigenschaften her eher ein ängstlicher<br />

Typ ist, dann kann es sein, dass dieser sich eher in diese Gedanken<br />

vertieft und damit leichter in eine Angststörung gerät. Das muss aber<br />

nicht sein. Denn wenn dieser Mensch sich mit positiver Psychologie<br />

auseinander setzt, dann kann genau diese Person sich in das Gegenteil<br />

entwickeln und damit weniger anfällig sein. Aber auch das<br />

bedeutet keine Sicherheit, denn es kommt auch darauf an, was jeweils<br />

im Leben eines Menschen passiert, welchen Situationen die jeweilige<br />

Person ausgesetzt ist. Wenn eine Person zum Beispiel einen<br />

Überfall erlebt, dann kann ein sehr positiv eingestellter Mensch sehr<br />

ängstlich werden, was nachvollziehbar ist.<br />

Ist Angst ein guter Berater?<br />

In normalen Situationen ist Angst die Voraussetzung, um ohne weiteres<br />

Nachdenken sehr schnell reagieren zu können, deswegen gibt<br />

es auch die physiologischen Reaktionen des Körpers. Dieser wird<br />

einfach für ein schnelles Handeln vorbereitet. Wenn man so will, ist<br />

Angst erst mal ein guter Berater.<br />

Dolores Holzer<br />

Heilpraktikerin (Psychotherapie), CAT Coaching & Training<br />

Asselborner Weg 75a, 51429 Bergisch Gladbach<br />

Tel.: +49 176 64017402<br />

info@dolores-holzer.de<br />

www.dolores-holzer.de<br />

www.xing.com/profile/Dolores_Holzer/cv<br />

www.youtube.com/watch?v=u5A4yoN9QCk&t=7s<br />

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