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Jahrbuch 2020

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Jahrbuch

DRK Kreisverband Stuttgart e.V.

2020

www.drk-stuttgart.de


DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020 DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020

Inhalt

DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020

03 Vorwort

04 DRK STUTTGART & COVID-19

05 • Einsätze Bereitschaften

05 • Teststation Reitstadion

05 • Coronamobil

06 • Testaktion an Weihnachten

07 • Einsatz in den Impfzentren

08 DRK Rettungshundestaffel

10 Bergwacht

11 Hilfe für Obdachlose

12 Jugendrotkreuz

14 Erste-Hilfe Ausbildung

15 Flüchtlingshilfe

16 Telefonischer Besuchsdienst

16 Kleiderstube

17 Wunschzeit

18 Hausnotruf

19 Therapiehundegruppe

20 Wohnberatung

22 Gesundheit und Bewegung

23 DRK Seniorenzentren

25 • Tolle Aktion des VfB Stuttgart Fritzle Clubs

26 • Muttertag 2020 im Haus im Sommerrain

26 • Impfstart in den Seniorenzentren

27 Fünf Fragen an die Pflege

28 DAS JAHR 2020: NEUIGKEITEN – GESCHEHNISSE – ANGEBOTE

30 Der Rettungsdienst

31 „Die Krawallnacht“

31 Blutspendedienst

32 Lebensretter hautnah – Das DRK Stuttgart in der Fernsehwelt

33 Mehrgenerationenwohnen auf dem Killesberg

33 Spatenstich Seniorenzentrum Waiblingen-Beinstein

34 Konventionsarbeit

36 Eine neue Zentrale für die Bereitschaften Weilimdorf,

Zuffenhausen und die Rettungshundestaffel

37 Aktivierender Hausbesuch

37 Leben mit Krebs

37 Türkischer Nachmittag

38 Wir Gedenken

40 2020 in Zahlen und Fakten

42 Ehrung langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

43 Impressum

Liebe Rotkreuzfamilie,

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit vielen Monaten bestimmt Corona unser Leben und

auch den Alltag innerhalb des DRK. Die Aufgabe des

Roten Kreuzes ist es, in schlechten bzw. schwierigen

Zeiten für unsere Mitmenschen da zu sein – Hilfe anbieten

zu können, wo sie benötigt wird und in der Krise

einen klaren Kopf zu behalten. All dies hat der DRK

Kreisverband in den vergangenen Monaten im Hauptund

Ehrenamt mit Bravour gemeistert.

Wir waren immer da, wir waren präsent – ob unterstützend

direkt für unsere Landeshauptstadt oder unmittelbar

und direkt erlebbar für unsere Bürgerinnen

und Bürger in Stuttgart. Mit einem gewissen Stolz dürfen

wir von uns behaupten, dass wenn die Krise am

größten ist, wir zu Höchstform auflaufen. Viele positive,

dankende und lobende Rückmeldungen aus der

Bürgerschaft bestätigen uns dies. Dafür gebührt allen

Rotkreuzlerinnen und Rotkreuzlern, egal ob im Ehrenoder

Hauptamt, unser ganz besonderer Dank! Die Mitarbeitetenden,

wie auch die ehrenamtlichen Helferinnen

und Helfer, haben Großartiges geleistet. Jede und

Jeder hat sich in den Dienst der Sache gestellt. So war

es uns auch möglich, bisher ohne Kurzarbeit durch die

Pandemie zu kommen. Das war und ist nicht selbstverständlich.

Ihr

Walter Sopp

Präsident

Unser Engagement hat uns in der Stadt hohe Anerkennung

gebracht. Viele Verantwortliche sowie Politikerinnen

und Politiker haben erkannt, dass ein leistungsstarkes

Rotes Kreuz in Krisenzeiten der „Fels in der

Brandung“ ist und dabei helfen kann, viele kritischen

Situation im Gemeinwesen zu meistern. In guten Zeiten

nimmt man das nicht sonderlich wahr, da sind wir ein

Wohlfahrtsverband unter vielen. Doch die Pandemie

zeigt, dass sind wir nicht! Das DRK ist ein besonderer

Verband, der sich mit anderen nicht vergleichen lässt.

Aber nicht nur der Verband an sich, auch die Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter in der Pflege und dem

Rettungsdienst erfahren in der Pandemie erhöhte Aufmerksamkeit

und volle Wertschätzung. So erfreulich

dies für die Mitarbeiterschaft ist, so traurig ist es auch,

dass erst eine Krise kommen muss, damit diese Berufsgruppen

die hochverdiente Anerkennung erfahren

dürfen, die eigentlich selbstverständlich sein müsste.

Hoffen wir, dass dies auch über die Pandemie hinaus

Bestand hat!

Unsere vielen Unterstützungs- und Hilfsmaßnamen,

die wir in der Pandemie durchgeführt haben, wären

nicht möglich gewesen ohne das große Engagement

aller Ehren- und Hauptamtlichen, sowie den vielen externen

Unterstützern und Spendern. Hierfür danken

wir Ihnen und bitten darum, dass Sie auch weiterhin an

unserer Seite stehen, um gemeinsam die anstehenden

Aufgaben bewältigen zu können!

Ihr

Frieder Frischling

Kreisgeschäftsführer

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DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020 DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020

DRK STUTTGART & COVID-19

Ende Dezember 2019 wurden der Weltgesundheitsorganisation die ersten

Fälle einer Infektion mit Covid-19 gemeldet. Ende Januar erreichte das

Coronavirus Europa, Ende Februar 2019 Baden-Württemberg – und damit

auch Stuttgart und das Aufgabengebiet des DRK-Kreisverband Stuttgart e.V.

EINSÄTZE BEREITSCHAFTEN

Das Aufkommen der Pandemie rief vor allem unsere ehrenamtlichen

Bereitschaften auf den Plan. Vielerorts wurden zahlreiche Helfende

benötigt, um die Pandemie einzudämmen und zu bekämpfen. Aber der

Ausbruch der Covid-Pandemie bedeutete nicht nur für unsere ehrenamtlichen

Bereitschaften nie dagewesene Veränderungen. Auch für unsere

hauptamtlichen Dienste war nichts mehr wie zuvor. Im Folgenden gibt

es eine Übersicht über die zahlreichen Einsätze der Bereitschaften und

der einzelnen Fachbereiche des DRK Stuttgart.

Aufgrund der Tatsache, dass wir es

hier mit einer noch nie dagewesenen

Bedrohung zu tun hatten und

der immer höher werdenden Zahl

an Unterstützungsanforderungen,

wurde im DRK-Kreisverband Stuttgart

unser komplexes Hilfeleistungssystem

aktiviert. Die gesamtverbandliche

Koordinierung aller

Maßnahmen oblag damit den Beauftragten

für den Katastrophenschutz

und den Verantwortlichen

für das Krisenmanagement. So

konnten wir sicher gehen, dass wir

als Kreisverband koordinierte Hilfe

aus einer Hand leisten konnten und

können.

Vor allem der Fachbereich „Sanitätsdienst,

Katastrophenschutz und

Bereitschaften“ (SKB) erlebte eine

„Achterbahnfahrt“: zunächst fielen

alle Aufträge im Bereich Sanitätsdienste

weg, gleichzeitig gab

es jedoch immer mehr Aufgaben

im Hinblick auf die Pandemiebekämpfung.

Sehr früh – bereits am

28.02.2020 – erreichte die SKB das

erste Hilfeersuchen des Klinikum

Stuttgarts zur Unterstützung beim

Aufbau einer Fieberambulanz.

Mit dem Ausrufen des komplexen

Hilfeleistungssystems, änderte sich

die Aufgabenstellung der SKB

komplett. Wo vorher Sanitätsdienste

geplant und durchgeführt, Ausweise

und Akten von Ehrenamtlichen

gepflegt und verwaltet oder

Katastrophen-Schutz-Fahrzeuge

und -Einheiten verwaltet wurden,

mussten nun Schutzunterkünfte,

Fieberambulanzen, mobile Abstriche

und viele andere Dinge geplant

und deren Durchführung durch

Ehren- und Hauptamt begleitet

werden.

Von Anfang an im Einsatz:

Unsere ehrenamtlichen Bereitschaften

Die Begleitung und Leitung in der

Krise wurde zentraler Bestandteil

des Fachbereichs SKB und ist

es bis zum heutigen Tag. In dieser

Zeit wurde der Anteil der hauptamtlichen

Kräfte im Sanitätsdienst

fast verdoppelt. Viele Voll- und Teilzeitstellen

wurden geschaffen. Mit

dem komplexen Hilfeleistungssystem

konnte in allen Bereichen des

Kreisverbandes Kurzarbeit vermieden

werden, da die Mitarbeitenden

in den Abschnitten der Pandemiebekämpfung

eingesetzt werden

konnten.

Alle Aufgaben liefen im Fachbereich

SKB zusammen. In Zusammenarbeit

mit dem Krisenmanager, den

RKB und der Kreisbereitschaftsleitung

konnten die Stärke des DRK

Stuttgart eindrücklich unter Beweis

gestellt werden.

© Bildnachweis: DRK Stuttgart Ehrenamt

Teststation Reitstadion

Im Auftrag der Stadt Stuttgart und dem Stuttgarter

Gesundheitsamt, wurde Anfang März

2020 im alten Reitstadion am Cannstatter

Wasen eine Corona-Teststelle eingerichtet.

Unter der Leitung der Kreisbereitschaftsleitung

und eines Führungsassistenten, wurden

dort täglich nahezu 200 Personen auf das

Coronavirus getestet. Der DRK-Landesverband

Baden-Württemberg stellte hierzu die

Mobile medizinische Versorgungseinheit

(MMVE) zur Unterstützung bereit. Die besondere

Herausforderung am Reitstadion war die

zur Verfügung stehende Infrastruktur, welche

teilweise mit Hilfe des Technischen Hilfswerks

und der Feuerwehr ertüchtigt werden musste

(Zelte/Zeltheizungen). Gut einen Monat lang,

bis Anfang April arbeiteten an der Teststelle

im Reitstadion im Zwei-Schicht-System, rund

9 ehrenamtliche Einsatzkräfte und 2 Ärzte,

mit über 1400 Dienststunden und über 1300

getesteten Personen.

Coronamobil

Seit Anfang März fuhr über mehrere Monate

das Coronamobil durch die Stuttgarter Straßen.

Teilweise bis zu zwei Fahrzeuge waren

im Einsatz. Besetzt mit einer Fahrerin bzw.

einem Fahrer und einem Arzt bzw. einer

Ärztin, haben die Teams Coronaabstriche an

Haustüren vorgenommen. In der Regel für

Menschen, die in häuslicher Absonderung

waren oder aufgrund von gesundheitlicher

Beeinträchtigung nicht zu einer Teststelle

gehen konnten. Die Adressen wurden über

das Stuttgarter Gesundheitsamt übermittelt.

Auf der DRK-Wasenwache wurde von ehrenamtlichen

Einsatzkräften der Bereitschaften

die Routenplanung vorgenommen und den

Coronamobilen mitgegeben. Mitunter mussten

die Teams auch während ihrer Fahrten

die Routen umplanen, da auch im laufenden

Betrieb immer wieder Meldungen eingingen.

Ein ganz besonderer Dank gilt Roland Bisco

aus der Bereitschaft Plieningen für sein Engagement.

Über einen Monat fuhr er durchgängig

eines der Coronamobile. Ein weiterer

Dank geht an die Helfenden der Bereitschaft

Cannstatt, die auf der Wasenwachen die

Koordinierung der Fahrzeuge übernommen

haben.

Einer unserer ersten Einsätze:

die Corona-Teststelle im Reitstadion

in Bad Cannstatt

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DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020 DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020

Testaktion an Weihnachten

Das Sozial- und Gesundheitsministerium in Baden-

Württemberg stellte den DRK-Verbänden in Baden-

Württemberg Corona-Schnelltests zur Verfügung mit

denen die Bevölkerung kurz vor Weihnachten kostenlos

getestet werden sollte. Durch das Testen wollte

man Familien ermöglichen, gemeinsam mit ihren Angehörigen

Weihnachten zu feiern. Vor allem, wenn diese

einer Risikogruppe angehören. Dafür sollten am 23.

und 24. Dezember Teststellen im ganzen Land aufgebaut

und betrieben werden.

In Stuttgart erfolgte die Organisation und Durchführung

der Schnelltests durch unsere Bereitschaften.

Dazu wurden an sieben verschiedenen Teststellen im

Stadtgebiet die Unterkünfte der ansässigen Bereitschaften

zur Verfügung gestellt. Die Teststellen wurden

von jeder Bereitschaft selbstständig betrieben. Die

Planung und Überwachung lief zentral über die Kreisbereitschaftsleitung.

An jedem der beiden Tage waren

in Summe über 100 ehrenamtlich Helfende aus den

Stuttgarter Bereitschaften im Einsatz. Am 23.12. wurden

die Helfenden durch die Bereitschaft Ost mit Linsen

und Spätzle bzw. Käsespätzle bestens versorgt.

Trotz der Feiertage waren die Teststellen rege besucht.

Mehrere tausend Bürgerinnen und Bürger haben sich

testen lassen. Die Aktion wurde äußerst positiv aufgenommen.

Neben der regionalen Presse war auch ein

Vertreter der dpa vor Ort. Noch heute finden sich davon

Bilder in den aktuellen Nachrichten.

Auch bekannte Persönlichkeiten Stuttgarts waren von

der Aktion begeistert. Die Teststellen wurden vom

neuen OB Dr. Nopper, Frau Dr. Sußmann, Vertetern

des THW und der Bundeswehr, von Dr. Stefan Kaufmann

mdB und vielen Bezirksvorstehenden besucht.

Das Abbauen der einzelnen Teststationen dauerte

teilweise bis in die Abendstunden. Glücklicherweise

konnten aber alle Einsatzkräfte rechtzeitig zur Bescherung

wieder Zuhause sein.

2

3

Einsatz in den Impfzentren

Seit dem 27.12.20 sind unsere Bereitschaften an der

Impfstelle in der Liederhalle im Einsatz. Täglich arbeiten

hier zwischen 6 und 10 DRK Helferinnen und Helfer

im Zweischichtsystem von 07:00 - 21:00 Uhr. Egal ob

Silvester, Neujahr, Ostern oder 1. Mai – unsere Helfenden

sind zur Stelle. Die Schichten der Impfstelle sind

ausschließlich ehrenamtlich besetzt. Bis Ende April

hatten die ehrenamtlichen DRK Einsatzkräfte bereits

über 8400 Dienststunden absolviert. Dabei sind die

Stunden für die Dienstkoordination und Materialwirtschaft,

die bei der Stuttgarter Kreisbereitschaftsleitung

liegen, zeitlich nicht berücksichtigt.

Ein solches „Mammutprojekt“ hat es bis dato in Stuttgart

noch nicht gegeben. Nur durch den Zusammenhalt

und die Zusammenarbeit aller Organisationsstrukturen

des DRK Stuttgart war die Umsetzung möglich.

Zusammenfassend lässt sich auch für diesen Abschnitt

eine äußerst positive Bilanz ziehen. Wir als DRK

Stuttgart werden vor Ort wahrgenommen und erfahren

einen riesigen Imagegewinn und können nur den

Hut vor unseren ehrenamtlichen Einsatzkräften ziehen.

Viele nutzen Ihren Urlaub, ihre Gleitzeit oder Überstunden,

um in der Impfstelle oder an den vielen anderen

Stationen zu helfen.

Stimmen der Helfenden:

„Man erlebt so viel Dankbarkeit“

„Nur gemeinsam kommen wir durch die

Krise. Und GEMEINSAM schreiben wir

inzwischen groß!“

1

„Das ist echte Rotkreuzarbeit“

„Ich freue mich auf jede Schicht, da die

Leute vor Ort so nett sind.“

(1), (2), (3) Die Bereitschaften im Einsatz:

Impressionen der Corona-Testaktion zu Weihnachten

© Bildnachweis: DRK Stuttgart Ehrenamt

Zu Spitzenzeiten waren an allen Einsatzabschnitten täglich insgesamt 32 DRK Helferinnen und

Helfer, welche vorwiegend aus dem Ehrenamt kamen, im Einsatz. Für die Kreisbereitschaftsleitung

war es ein enormer Aufwand, die eingesetzten Kräfte zu koordinieren, Krankheitsfälle zu kompensieren

aber leider auch Quarantänefälle bei den Helfenden zu bearbeiten. Im Zeitraum zwischen

dem 28.2.20 und 15.07.20 wurden in den Abschnitten Fieberambulanz Katharinenhospital und

Robert Bosch Krankenhaus, beim Cononamobil, dem Reitstadion sowie an den verschiedenen

Abschnitten zur Unterstützung über 16.000 Dienststunden geleistet!

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DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020 DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020

DRK Rettungshundestaffel

2020 war auch für die DRK Rettungshundestaffel

Stuttgart anders als die anderen Jahre.

Das Training begann im Januar in den üblichen

Waldgebieten.

Die zwei wöchentlichen Trainingseinheiten

wurden mit Pandemiebeginn ab März abgesagt,

um die Einsatzfähigkeit, d. h. die Gesundheit

der Staffelmitglieder zu erhalten.

Zwei Teams, die für ihre Flächenprüfung in den

Startlöchern standen, mussten sich in Geduld

üben. Alle geplanten Prüfungen wurden abgesagt.

Auch der von der Staffel angebotene

Kurs Erste Hilfe am Hund konnte nicht stattfinden.

Die hierdurch entstandene freie Zeit wurde

von manchen Zweibeinern in Sanitätsdienste

investiert. So waren in den Corona-Ambulanzen

am Robert-Bosch-Krankenhaus sowie am

Katharinenhospital immer wieder Hundeführer

und Hundeführerinnen anzutreffen.

Andere Staffelmitglieder betätigten sich kreativ

und verfassten die Spürnasengeschichten,

die samt Zeichnungen auf der facebook-Präsenz

der Staffel von der Rettungshundearbeit

aus Hundesicht berichteten.

Um die Zeit aber auch im Sinne der Rettungshundearbeit

zu nutzen wurde ein Fortbildungskonzept

auf die Beine gestellt. Die Umstellung

auf Onlinetreffen und virtuelle Weiterbildungen

trug zur Wissenserweiterung der Hundeführer

und Hundeführerinnen bei. Im Homeoffice

wurde zudem mit den Hunden geübt. Zwar

lässt sich die Menschensuche nicht ohne

Staffel trainieren, die Nasenleistung kann aber

durch Suchspiele durchaus aufrechterhalten

werden. So wurden Futterbeutel in Wald und

Wiese versteckt, Leckerchen in Wohnungen

verteilt oder der Ehepartner bzw. die Ehepartnerin

beim Spaziergang spontan hinter einem

Baum platziert.

Die Wiederaufnahme des Trainings ab Juni war

von großer Freude geprägt. Der Arbeitseifer

der Hunde überschattete die Anstrengungen,

die das neue, pandemiegerechte Trainingskonzept

mit sich brachte. Nur in Kleinstgruppen

unter Beachtung sämtlicher Hygienemaßnahmen

inkl. dem Tragen von FFPII-Masken ist

die Arbeit mit den Hunden durchaus anders,

aber dennoch machbar. So gelang dann auch

die Prüfungsvorbereitung für die wartenden

Azubis, von denen sich ein Team seit November

geprüftes Flächensuchteam nennen darf.

Das Engagement in der Pandemiebekämpfung

blieb trotz Hundetraining ungebrochen.

Einzelne, die es zeitlich ermöglichen konnten

halfen vor allem in der Quarantänestation

Ulmer Straße, zum Jahresausklang dann auch

bei Schnelltestaktionen und der Eröffnung des

Zentralen Impfzentrums in der Liederhalle.

Das intensive Training der Hunde ermöglicht es der Rettungshundestaffel, vermisste

Personen zu finden. So wird die Staffel vor allem bei Suchen in weitläufigen

Waldgebieten oder freien Flächen eingesetzt. Trotz Pandemie blieb die Bereitschaft

Rettungshunde auch im Jahr 2020 an 365 Tagen rund um die Uhr einsatzbereit.

Die Staffel wurde zu 5 Einsätzen in der Flächensuche alarmiert. Weitere 4 Einsätze

von Maintrailern benachbarter Rettungshundeteams wurden durch die

DRK Rettungshundestaffel Stuttgart begleitet.

Das DRK Stuttgart verfügte im Jahr 2020 über 8 geprüfte Flächensuchhunde und

3 geprüfte Trümmersuchhunde. 11 Hunde befanden sich in der ca. 2,5-jährigen

Ausbildung zum Rettungshund, 3 Hunde begleiteten die Staffel in ihrem Ruhestand.

© Bildnachweis: DRK Stuttgart Ehrenamt

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DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020 DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020

Bergwacht

Hilfe für Obdachlose

Die Mitglieder der Bergwacht Stuttgart sind ganzjährig aktiv. An jedem

Wochenende und an allen Feiertagen ist die Bergrettungswache in Schopfloch

durchgehend mit einer Rettungsmannschaft besetzt. Im Dienst- und Einsatzgebiet

auf der Schwäbischen Alb werden die Sommer- und Winterrettungsübungen

durchgeführt. Die ehrenamtlich Helfenden der Bergwacht sind bei allen Arten

von Unfällen im Gelände sowie bei First-Responder-Einsätzen schnell zur Stelle.

Außerdem leistet die Bergwacht im Naturschutz wertvolle Aufklärungsarbeit und

übernimmt Pflegeaufgaben im Biosphärenreservat Schwäbische Alb.

Auch im Jahr 2020 wurde der Dienstbetrieb

unserer DRK Bergwacht unter Corona-

Schutzauflagen jederzeit aufrechterhalten.

Das bedeutete, dass die Dienstgruppen sich

zumeist auf Tagdienste beschränkt und sich

nach Möglichkeit überwiegend draußen, mit

Abstand und mit Mund-Nasen-Schutz aufgehalten

haben. Auch Übungen und Ausbildungen

konnten aufgrund des Abstandsgebots

nicht vollumfänglich durchgeführt

werden. Die Dienstabende konnten nur noch

online stattfinden.

Zudem wurde die Gruppengröße im Dienstbetrieb

auf ein Mindestmaß reduziert und

bei Bedarf durch die Einsatzreserve unterstützt.

Familienmitglieder, die Senioren- und

die Jugendgruppe konnten im vergangenen

Jahr dadurch leider kaum wie üblich in den

Dienstbetrieb integriert werden. Hierdurch

hat das üblicherweise gut ausgeprägte Gemeinschaftsgefühl

gelitten.

Da sich die Schwäbische Alb während der

Pandemie zu einem überaus beliebten Ausflugsziel

entwickelt hat, wurden die Einsatzkräfte

der Bergwacht auch im Jahr 2020 bei

Einsätzen verschiedenster Art gefordert. Die

ansteigende Zahl der Touristinnen und Touristen

bedingte auch eine Steigerung der

Bergrettungseinsätze.

Das neue geländegängige Bergrettungsfahrzeug

(ATV) hat sich hierbei bereits bestens

bewährt. So konnten beispielsweise auch im

Winter verunglückte Schlittenfahrende mit

Hilfe des ATV, das während der Wintermonate

mit einem Raupensatz ausgestattet ist,

unkompliziert aus dem Hang abtransportiert

werden.

Während der reguläre Dienstbetrieb durch

die Schutzmaßnahmen deutliche Einschränkungen

aufwies, konnten die Pflegemaßnahmen

im Rahmen des Naturschutzes uneingeschränkt

durchgeführt werden, da hier der

Abstand überaus gut gewahrt werden kann.

Aber nicht nur die Aufgaben der Bergrettung

wurden während der Pandemie wahrgenommen.

Auch an den Stuttgarter Krankenhäusern

und Quarantänestationen engagierten

sich einige Einsatzkräfte ehrenamtlich.

Alles in allem konnte die Bergwacht Stuttgart

trotz der außergewöhnlichen Situation ihren

Aufgaben gerecht werden und den Bergrettungsdient

aufrechterhalten. Alle Mitglieder

erwarten jedoch sehnlich wieder Normalität

im Dienstbetrieb und bei der Kameradschaftspflege.

© Bildnachweis: DRK Kreisverband Stuttgart e.V.

Neuer Rekord: an 86 Nächten war der Kältebus im Winter 2020/2021 auf

den Straßen Stuttgarts unterwegs. Im Februar 2021 waren in 6 Nächten

sogar kurzfristig zwei Kältebusse unterwegs. Aufgrund der eisigen

Temperaturen wurde dieser zweite Kältebus zeitgleich auf Tour geschickt.

1488 Menschen wurden insgesamt in dieser Wintersaison angetroffen und

mit Tee, Schlafsäcken, Isomatten, Decken, warmer Kleidung und Snacks

versorgt.

Durch Corona war das Kältebus-

Team jede Nacht auf 2 Helfende

aus den Bereitschaften begrenzt,

die jeweils mit entsprechenden

Hygienemaßnahmen und FFP2

Masken Nacht für Nacht die

Schlafplätze der Wohnungslosen

aufsuchten. Die wohnungslosen

Menschen in Stuttgart sind zu Corona

Zeiten zusätzlich stark eingeschränkt,

da sie nur noch schlecht

Zugang zu sanitären Anlagen haben,

die durch die Auflagen nur

bedingt erreichbar oder sogar ganz

geschlossen werden mussten.

Leider konnte, ebenfalls pandemiebedingt,

keine Weihnachtspäckchen

Aktion analog der Vorjahre

durchgeführt werden. Daher wurden

im kleinen Rahmen Päckchen

für die Bedürftigen gepackt und an

den Weihnachtsfeiertagen auf der

Tour mit ausgegeben.

Enorme Unterstützung in Form

verschiedenster Spenden erreichte

uns von Dezember bis Februar.

Durch die eisigen Temperaturen

war der Kältebus bereits von November

bis weit in den März im

Einsatz.

Besonders hervorzuheben ist in

diesem Jahr die durchgehende Hilfe

durch die „Wooligans“. Ein Verein,

der es sich zur Hauptaufgabe

gemacht hat für wohnungslose

Menschen zu stricken. So konnte

der Kältebus auch in diesem Jahr

die sehr beliebten selbstgestrickten

Socken, Mützen, Schals und

Handschuhe verteilen.

Kältebus-Team im Einsatz:

Das Kältebus-Team versorgt einen

wohnungslosen Menschen mit

Schlafsack und Isomatte

GUT ZU WISSEN

Im Winter 2020/2021 war der

Kältebus von Ende November bis

Ende Februar in 86 Nächten, auch

an Heilig Abend, auf den Straßen

Stuttgarts unterwegs. Die Teams

konnten 1488 Personen helfen.

Einige Male war auch der Rettungsdienst

im Einsatz.

Der Kältebus des DRK-Kreisverbandes Stuttgart ist seit Dezember 2013 ab einer Temperatur von

0 Grad C im Zeitraum zwischen Dezember und Februar in Stuttgart im Einsatz. Er fährt zwischen

22.00 und 02.00 Uhr öffentliche Plätze im Stadtgebiet an, um wohnungslosen Personen Hilfe und

Unterstützung anzubieten. Die Tour umfasst 30 Stationen, diese Liste wird aber täglich aktualisiert

und Stationen auch individuell angefahren. Bei Bedarf werden Personen auch in Notunterkünfte

gefahren. Unterstützung erhält das Projekt Kältebus durch den Verein Helfende Hände e.V.

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DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020 DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020

Jugendrotkreuz

In Stuttgart engagieren sich rund 200 Kinder und Jugendliche im Alter von

sechs bis 27 Jahren in Jugendrotkreuzgruppen oder im Schulsanitätsdienst.

Der inhaltliche Schwerpunkt in den Gruppenstunden liegt beim Thema Erste-Hilfe.

Die Kinder und Jugendlichen lernen das Helfen in Notsituationen.

Das fördert Verantwortungsbewusstsein, Teamfähigkeit oder Zivilcourage.

Spiel und Spaß kommen natürlich nicht zu kurz.

Es war teilweise anstrengend die Kids auf Abstand

zu halten. Neben den üblichen Risiken, die man beim

Klettern im Auge behalten muss, musste natürlich zusätzlich

auf die Einhaltung der Hygienemaßnahmen

geachtet werden. Das Lüften war im Freien kein Problem

;-)

Für zwei Kinder, die die Grundlagenprüfung absolvieren

wollten, wurde solange es noch ging in Präsenz,

später online die Prüfungsvorbereitung gemacht. Die

Grundlagenprüfung ist der erste Schritt zum aktiven

Bergretter. Wer diese besteht, gilt offiziell als Anwärter

und läuft im Dienstbetrieb mit.

Bis zum Frühjahr lief im Jugendrotkreuz alles weitgehend

normal. Der neu im Programm angebotene

Grundkurs „Notfalldarstellung“ war gut besucht und

das Feedback der Teilnehmenden durchweg positiv.

Auch die geplanten Babysitter-Kurse waren ausgebucht.

Die neuen hochmotivierten Referentinnen freuten

sich ebenfalls auf den Kurs. Dann kam der Lockdown

und am Ende des Jahres konnte letztendlich nur

ein Kurs durchgeführt werden.

Das Jahr 2020 war im JRK Zuffenhausen geprägt

durch die Einschränkungen des Corona Virus. Gruppenstunden

konnten nicht stattfinden. Dazu kam der

Umzug der DRK Bereitschaft, deren Räumlichkeiten

das Jugendrotkreuz (JRK) bisher genutzt hatte. Inzwischen

sind alle Materialien aus der alten Unterkunft

ausgeräumt und im JRK Haus Fasanenhof zwischengelagert.

Aktuell ist das JRK Zuffenhausen auf der Suche

nach neuen Räumlichkeiten.

Bisher konnte die Prüfung coronabedingt leider noch

nicht stattfinden.

Die JRK Gruppe Vaihingen hat im Januar voller Elan

wieder mit den JRK-Gruppen angefangen. Das Programm

bis zu den Sommerferien wurde erstellt. Geplant

wurde auch ein 2-tägiger Ausflug nach den Sommerferien.

In einer Vaihinger Schule wurde mit drei

Jugendrotkreuz-Mitgliedern eine Erste-Hilfe-Präsentation

durchgeführt.

Doch wie erging es den einzelnen Jugendrotkreuz-

Gruppen während der Corona-Pandemie?

Im JRK Degerloch war der Jahresplan schwerpunktmäßig

auf das aktuelle Filmprojekt ausgelegt. Freitags

und zusätzlich in Kleingruppen wurde das Projekt gut

vorangebracht. Im Juni sollte Premiere sein. Doch

nach den Faschingsferien mussten alle Treffen eingestellt

werden. Jeder glaubte an ein baldiges Wiedersehen

– ein Irrglaube!

Die Gruppe begann sehr zeitnah sich regelmäßig in

Teams zu treffen – und warten bis heute auf den Drehbeginn

des geplanten Films...

Aktuell finden 14-tägig online Gruppenabende statt,

um zu spielen, Vorträgen zu lauschen oder auch zu

diskutieren. Allerdings fehlt allen der direkte Kontakt

sehr.

Im Dezember starteten die Gruppenleiter eine Besuchsrunde

mit Weihnachtspäckchen und konnten so

einige der Kinder kurz sehen und sprechen.

In der zweiten Jahreshälfte verabschiedeten sich

die „alten“ Gruppenleiter des JRK Fasanenhof. Die

Gruppenleitung wurde kommissarisch durch zwei Mitglieder

der Kreisjugendleitung übernommen. Mit der

Gruppenarbeit sollte es ab Oktober weitergehen, die

Coronamaßnahmen und der Lockdown ließen dies

dann bis zum Jahresende nicht mehr zu.

Die Kreisjugendleitung startete Renovierungsarbeiten,

um das JRK Haus Fasanenhof für mehrere Gemeinschaften,

Aufgaben und Gruppen nutzbar zu machen.

Dies konnte durch ehrenamtlich Helfende und unter

Pandemiebedingungen geschehen. Es geht langsam

voran.

Die Bergwachtjugend hat im Frühjahr ihre Aktivitäten

zunächst ins Internet verlagert. Die Gruppenleitung hat

Rätsel und Aufgaben erstellt, die die Kids zu Hause

machen konnten. Da aber alles, sogar die Schule, für

die Kinder plötzlich online war und die Gruppe stark

von der Gemeinschaft und den gemeinsamen Unternehmungen

lebt, war die Resonanz nicht so hoch wie

bei den üblichen Albwochenenden.

Ein echter Lichtblick war das Klettern in Kleingruppen

im Sommer. Das hat allen Kindern, Jugendlichen und

natürlich auch der Leitung sehr gutgetan.

© Bildnachweis: Mitte+unten Marcus Steinbruecker/DRK

Bis zu den Faschingsferien konnten sie sich völlig unbeschwert

treffen. Am letzten Gruppenabend vor dem

Lockdown wurde gemeinsam gekocht. Dieser Abend

hat allen sehr viel Spaß gemacht. Alle haben gemeinsam

auf der Dachterrasse gesessen und gelacht.

Keinem war zu dem Zeitpunkt bewusst, dass sie sich

an diesem Tag zum letzten Mal alle zusammentreffen

durften.

Seit Mitte März 2020 hat keine regelmäßige Gruppenstunde

mehr stattgefunden. Ab und zu konnte in

Kleinstgruppen noch gebastelt bzw.Material und Anregungen

für zu Hause mitgegeben werden.

Insgesamt mussten fast alle geplanten Veranstaltungen

und Projekte des Jugendrotkreuz abgesagt oder

verschoben werden. Die Arbeit, durch die die Kinder

profitieren ist deutlich zurückgegangen. Der Aufwand

für die JugendleiterInnen allerdings weniger. Viel wurde

geplant, Corona Regelungen, Updates und Empfehlungen

gelesen und versucht Hygienekonzepte aufzustellen,

um Treffen durchzuführen. Meistens haben

sich die Umstände dann plötzlich geändert, sodass

persönliche Treffen doch wieder abgesagt werden

mussten.

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DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020 DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020

Erste-Hilfe Ausbildung

Flüchtlingshilfe

Die Corona-Pandemie stellte den Fachbereich Ausbildung vor einige Veränderungen.

Im März 2020 hieß es plötzlich: keine Erste-Hilfe-Kurse

mehr. Teilweise halfen die Mitarbeitenden des Bereichs „Sanitätsdienst,

Katastrophenschutz und Bereitschaften“ in den neuen Quarantäneunterkünften

aus, teilweiße wurden Überstunden abgebaut. Am Anfang noch

spannend neu, überwog schnell der Drang zurück in den gewohnten Alltag.

Schutzunterkunft:

In der Corona-Schutzunterkunft

gibt es strenge Hygienemaßnahmen

Die Freude war daher groß als im Mai wieder ausgebildet

werden durfte. Das Kurskonzept benötigte für

den Infektionsschutz geringe Anpassungen. So werden

nun beispielsweise schon zu Kursbeginn die TeilnehmerInnen

einer festen Gruppe zugewiesen, in der

sie im Abstand von 1,5 m an einem Tisch zusammensitzen.

Zusätzlich gab es viele kleinere Dinge, an die sich jeder

Dozent bzw. jede Dozentin gewöhnen musste: Wurde

früher nur einmal in der Stunde gelüftet, hieß es jetzt

mindestens zwei Mal pro Stunde die Fenstern aufzumachen.

Hier kamen im Sommer die milden Temperaturen

sehr gelegen, die ein Unterrichten bei offenem

Fenster ermöglichten. Die zusätzlichen Desinfektionsarbeiten,

die während und nach den Kursen zum

neuen Standard wurden, sind lästig, aber ein kleiner

Preis dafür wieder unterrichten zu dürfen.

Die hauptamtlichen Ausbilderinnen und Ausbilder haben

sich aufgrund ihrer Vielzahl an Kursen schnell an

den neuen Alltag gewöhnt, für die ehrenamtlichen ist

und war es schwieriger. Nicht alle im Jahr 2019 aktiven

Ausbildenden, unterrichteten auch im Jahr 2020

weiter.

Herz-Lungen-Massage –

Übung am Dummy

Alles in allem lässt sich aber sagen, dass die Änderungen

sowohl von den Dozentinnen und Dozenten

als auch von den Kursteilnehmenden gut angenommen

wurden. Dank der guten Maßnahmen können wir

glücklicherweise von keiner Weitergabe einer Covid-19

Infektion in unseren Lehrgängen berichten.

Im Vergleich zum Vorjahr konnten 2020 nur knapp

mehr als die Hälfte der Ersthelfenden ausgebildet werden

(von 2019: 8500 TN auf 2020: 4700 TN). Gründe

hierfür sind, dass Kurse aufgrund gesetzlicher Bestimmungen

entfallen mussten und aufgrund der räumlichen

Bedingungen auch die Teilnehmerzahl je Kurs

deutlich reduziert werden musste.

Dafür kamen neue Lehrfelder im Bildungsbereich

hinzu. Worte wie Hygiene, Händedesinfektion und

Aerosole sind nicht mehr nur in der Fachwelt in jedermanns

Mund. Zahllose Schulungen zum richtigen

Erlernen der neuen Maßnahmen waren die Folge.

Zusammenfassend gab es wohl, wie in allen anderen

Bereichen auch, noch nie ein so turbulentes Jahr

wie 2020. Mit großer Flexibilität haben alle haupt- und

auch ehrenamtlichen Ausbildenden die Situation bisher

gesund gemeistert.

© Bildnachweis: links pixabay, rechts DRK Kreisverband Stuttgart e.V.

Corona hatte auch die Flüchtlingshilfe

fest im Griff. Das Jahr 2020

war für die Menschen in den Stuttgarter

Gemeinschaftsunterkünften

für Geflüchtete kein einfaches

Jahr. Die Pandemiebedingungen

wirkten sich dort noch um ein Vielfaches

schwerer aus. Zwar konnten

alle Unterkünfte auf die neue

Platzkapazität umgestellt werden,

sodass die sehr beengten Wohnverhältnisse

zumindest etwas entzerrt

wurden, dennoch war insbesondere

eine Absonderung für die

Menschen in Gemeinschaftsunterkünften

nur schwer bis gar nicht

möglich.

Dies führte zur Planung, Aufbau

und Inbetriebnahme sogenannter

Schutzunterkünfte für Menschen

für die keine eigene Absonderung

möglich ist. Nicht nur Menschen

aus Gemeinschaftsunterkünften

oder Wohnheimen, auch Wohnungslose

waren hiervon betroffen.

In diesen Schutzunterkünften gibt

es eine 24 h sanitätsdienstliche

Betreuung, Vollverpflegung und pädagogische

Ansprechpartner. Zeitweise

waren bis zu drei Schutzunterkünfte

zeitgleich geöffnet.

Mittlerweile betreut das DRK Stuttgart

noch eine Schutzunterkunft,

die nunmehr seit 14 Monaten und

dank der kontinuierlichen Unterstützung

der Helfenden aus den

Bereitschaften im 24/7 Modus läuft.

Eine weitere Sorge, waren und sind

die psychischen Probleme, die

Existenzängste und die Isolation,

die sich auch in allen Unterkünften

schnell bemerkbar machte. Besonders

betroffen auch hier wieder:

Kinder, welche in der Pandemiezeit

durch mangelnden Zugang zu

Internet und ohne geeignete elektronische

Hardware nur schwer bis

gar nicht den Anforderungen des

„Homeschooling“ gerecht werden

konnten.

Auch die Kontaktbeschränkungen

und immer wiederkehrende lokale

Infektionsausbrüche gehörten zum

Alltag in den Unterkünften. Zusätzlich

gab es lockdownbedingt zahlreiche

Arbeitnehmerentlassungen

aus dem Niedriglohnsektor. Ein

großes Thema, das uns noch bis

heute beschäftigt und viele Menschen

in den Unterkünften betrifft.

Schutzunterkunft:

Ein DRK Mitarbeiter bei der Arbeit

GUT ZU WISSEN

Das DRK Stuttgart betreut aktuell

7 Gemeinschaftsunterkünfte mit

ca. 1.000 Geflüchteten und eine

Schutzunterkunft mit einer Platzkapazität

von 72. Die Schutzunterkunft

läuft seit nunmehr

14 Monaten im 24/7 Modus.

14 15



DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020 DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020

Telefonischer Besuchsdienst

Wunschzeit

Während des ersten Lockdowns meldeten sich zahlreiche

Bürgerinnen und Bürger telefonisch bei uns. Viele

hatten plötzlich mehr Zeit alleine und suchten daher

Kontakt. Diese Chancen haben wir als DRK Stuttgart

ergriffen und ein neues Angebot entwickelt.

Kurzerhand wurde ein Callcenter im großen Saal der

Geschäftsstelle auf die Beine gestellt. Ziel war es, unsere

Mitglieder telefonisch zu kontaktieren und ihnen

ein Ohr zu leihen, um sich Sorgen von der Seele zu

sprechen oder einfach ein bisschen zu reden.

Nachdem einige Ehrenamtliche für das neue Angebot

gefunden werden konnten, war nun die Aufgabe, ältere

Menschen aktiv anzurufen und ihnen ein Gespräch am

Telefon anzubieten. Die Adressen wurden hierbei aus

dem Kreis unserer Hausnotrufkundinnen und -kunden

gewonnen.

Kleiderstube

Es zeigte sich, dass dies eine ideale Form des Engagements

darstellte. Die Kontaktbeschränkungen wurden

eingehalten und die Senioren und Seniorinnen haben

sich sehr über die Anrufe gefreut. Es entstanden schöne

Gespräche und über die Wochen dieses Dienstes auch

kleine Freundschaften.

Was besonders schön war: Auch aus der Feuerbacher

Bereitschaft haben Mitglieder telefoniert und so wurde

es ein „echtes“ DRK Projekt.

Fast alle Ehrenamtlichen, die am Telefonischen Besuchsdienst

mitgewirkt haben, hatten in der Folge

Interesse an einem weiteren Ehrenamt bei uns. Der

Telefonische Besuchsdienst konnte bis jetzt aufrechterhalten

werden – und wird sicher auch noch nach der

Pandemie weitergeführt.

Beim DRK Stuttgart wollen wir nicht stehen bleiben.

Für unsere Sozialarbeit bedeutet dies, neue

Angebote zu etablieren und einen Beitrag zu gesellschaftlichen

Entwicklungen beizusteuern. Daher

wurde im Frühjahr 2020 das Projekt „WunschZeit –

wir erfüllen Wünsche“ geboren.

In unserer Gesellschaft gibt es aus den unterschiedlichsten

Gründen viel verborgene Armut und

Einsamkeit. Alleinstehende, finanziell schlecht gestellte

oder auch körperlich eingeschränkte Menschen

sind oft vom sozialen Leben ausgeschlossen.

Doch gerade die Corona Pandemie hat es uns

alle spüren lassen: Wir benötigen Teilhabe am gesellschaftlichen

Leben. Ein Theaterbesuch, ein Stadionbesuch,

ein Tagesausflug in die Lieblingsstadt

oder Essen gehen. Für Menschen, für die das Projekt

„WunschZeit“ ins Leben gerufen wurde, sind

genau solche Aktivitäten unbezahlbar und nicht zu

realisieren. All diese Menschen können sich an das

Projekt „WunschZeit“ wenden, mit der Bitte Ihnen

beim Erfüllen ihrer Wünsche zu helfen. Wir geben

Hilfestellung, vermitteln Sicherheit und Vertrauen.

Für einsame, kranke und arme Menschen ist es oftmals

schwierig, sich die eigene Situation einzugestehen

und aktiv um Gesellschaft und Beistand zu

bitten. Aus diesem Grund können sich auch Dritte

an uns wenden – einfach über ein Kontaktformular

auf der Homepage des DRK Kreisverband Stuttgart.

Durch gute Kooperationen zum Sozialamt,

Jungendamt etc. hoffen wir Bedarfe direkt gemeldet

zu bekommen. Im nächsten Schritt werden die

eingetroffenen Wünsche gesichtet und so gut es

geht in die Realität umgesetzt.

Für das Angebot „WunschZeit“ braucht es die

ganze DRK Gemeinschaft mit all ihrer Vielfalt und

ihren unterschiedlichen Menschen. Gemeinsam

kann hier viel Gutes bewirkt werden.

2020 leisteten zehn Helfende rund 1.650 ehrenamtliche

Stunden in unserer DRK Kleiderstube. Sie nahmen

Kleider- und Haushaltswarenspenden entgegen, sortierten

diese und lagerten die Artikel ein. Jede Woche

werden rund 300 Kleidungsstücke, Bettwäsche, Spielzeug

und Haushaltsartikel gegen einen symbolischen

Beitrag ausgegeben.

Die Bereitschaft der Menschen, gut erhaltene Kleidung

und Sachgegenstände zu spenden, ist hoch – und

wuchs vor allem in der Pandemie weiter an. Die Ehrenamtlichen

passten sich nach der anfangs pandemiebedingten

Schließung, entsprechend den für den

Einzelhandel geltenden Regelungen an. So konnte die

Kleiderstube langsam den Betrieb wieder aufnehmen.

Mit Unterstützung der Stadt Stuttgart können Kleidungsstücke

auch an 53 DRK-Kleidercontainern abgegeben

werden. Diese waren in der Pandemie teilweise

extrem überfüllt, sodass zeitweise keine Kleiderspenden

mehr angenommen werden konnten. Durch die

Beschränkungen aufgrund von Corona war und ist es

schwer, den Kleiderkreislauf aufrecht zu erhalten und

die Menge an gespendeter Kleidung zu bearbeiten.

Viele der Kleiderspenden gehen an Personen, die aufgrund

von Unglücken ihr Hab und Gut verloren haben.

Auch über die Krankenhaus-Sozialdienste erhalten

bedürftige Menschen die Kleiderspenden des Roten

Kreuzes in Stuttgart. Die KIeiderausgabe, der DRK-

Kältebus, die Bahnhofsmission und der Verein Helfende

Hände e.V. disponiert die Kleiderstube ebenfalls.

Vor allem die sichtbare Freude und Dankbarkeit der auf

die Kleider angewiesenen Menschen, entschädigt die

teilweise sehr anstrengende Arbeit unserer Helfenden

und sorgt auch im nächsten Jahr für genug Motivation

unsere Kleiderstube mit viel Engagement zu betreiben.

Erfahrungsbericht

Projektkoordinatorin

Sylvia Anwender

Im Sommer 2020 konnten wir trotz Pandemie mit 4 Geschwistern einen Wilhelmabesuch

realisieren. Noch nie bin ich an jedem einzelnen Tiergehege so lange gestanden und habe

die Tiere beobachtet. Mit den Kindern und Jugendlichen sind wir durch den ganzen Park

geschlendert und haben uns dafür den ganzen Tag Zeit genommen. Als wir am späten

Nachmittag zum Parkplatz zurückgelaufen sind, kam die Frage eines der Kinder:

Machst du wieder mal einen Ausflug mit uns?

Es war so schön, dass du so viel Zeit für uns hattest.

Nicht die Tiere waren das Thema, nicht die Einladung zum Essen, sondern einfach nur die

Tatsache, dass die Kinder gespürt haben, hier hat jemand Zeit für mich. Die schönen Dinge

müssen oft gar nicht viel kosten und berühren gerade deshalb die Herzen.

16 17



DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020 DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020

Hausnotruf

Therapiehundegruppe

Das Corona Jahr 2020 war auch für den Hausnotruf

eine große Herausforderung und sowohl die Mitarbeitetenden

als auch die Kundinnen und Kunden

mussten sich den besonderen Umständen anpassen.

Bei Kundenkontakt Maske tragen, lüften und Abstand

halten ist selbstverständlich, jedoch für die

Arbeit mit Menschen eher befremdlich. Gerade

im Bereich Hausnotruf, in dem es wichtig ist, eine

Vertrauensbasis zum Kunden oder zur Kundin aufzubauen,

erschwert es den persönlichen Kontakt.

Dieses Problem versuchten wir zu lösen, indem

sich die Mitarbeitenden vor Betreten der Kundenwohnung

kurz ohne Maske vorstellen, um ein

sicheres, persönliches Gefühl zu übermitteln und

dem DRK ein Gesicht zu geben.

Vereinzelt mussten Geräteinstallationen vor Ort abgebrochen

werden, da es auch ältere Menschen

und Angehörige gab, die sich weigerten, Maske zu

tragen oder sich nicht an die erlaubte Anzahl der

Personen hielten. Diese Situation war für die Mitarbeitenden

vor Ort oftmals eine Herausforderung.

Durch den Lockdown ist für die meisten Kundinnen

und Kunden des Hausnotrufs, das soziale Netz

aus Familie und alltäglichen Kontakten fast völlig

zusammengebrochen. In diesen ersten Wochen

hatten wir einen erheblichen Rückgang an Hilfseinsätzen,

da sich unsere Hausnotruf-Kundinnen und

Kunden nicht getraut haben, den Hausnotrufalarm

Call-us

auszulösen, um einen persönlichen Kontakt zu vermeiden.

Nach zwei bis drei Wochen hatte sich das

glücklicherweise wieder normalisiert.

Eine Vielzahl der Kundinnen und Kunden war stark

von Einsamkeit betroffen. Häufig war der Hausnotruf

der einzige Kontakt nach außen und auch hier

wurde bei Bedarf gerne bei Alltagstätigkeiten unterstützt.

Auch im Büroalltag musste sich den Veränderungen

gestellt werden: Zu Beginn der Pandemie

wurde das Hausnotruf-Team verkleinert bzw. getrennt,

um bei einer eventuellen Quarantäne den

Betrieb aufrechterhalten zu können. Aber aufgrund

der geringen Personenzahl des Hausnotruf-Teams

war das nicht lange machbar, ohne erhebliche

Einschränkungen bei der Durchführung

v o n Te r m i n e n v o r O r t u n d d e s E i n s a t z d i e n s t e s .

Als dann tatsächlich innerhalb des Teams ein positiver

Corona Fall bekannt wurde und fast alle Mitarbeitenden

in Quarantäne mussten, konnten mit

einer Notbesetzung und der Unterstützung der geringfügig

Beschäftigen, der Betrieb aufrechterhalten

werden.

Bisher sind wir im gesamten DRK Stuttgart und

auch im Hausnotruf gut durch diese Krise gekommen

und hoffen, dass in der kommenden Zeit

wieder mehr persönliche Kontakte möglich sein

werden.

Die Call-us GmbH bildet die Basis für den Hausnotruf und ist eine Tochtergesellschaft von

neun baden-württembergischen DRK-Kreisverbänden mit Sitz im Henry-Dunant-Haus in

Stuttgart. Mit rund 16.000 aufgeschalteten Endgeräten gehört Call-us bundesweit zu den

fünf größten DRK-Hausnotrufzentralen. Alle Mitarbeitenden haben eine medizinische

Aus- und Weiterbildung und können so in Notfällen gezielt die notwendigen Hilfsmaßnahmen

einleiten. Monatlich werden im 24-Stunden-Betrieb rund 14.000 Alarme bearbeitet,

davon rund fünf Prozent mit anschließenden rettungsdienstlichen Einsätzen.

© Bildnachweis: DRK Kreisverband Stuttgart e.V.

Im Jahr 2019 organisierte das DRK Göppingen

eine Auftaktveranstaltung zum Thema Therapiehundearbeit.

Ziel der Einladung war es, möglichst

viele Kreisverbände zur Gründung einer eigenen

Therapiehundegruppe zu bewegen – und das hatte

Erfolg.

Für das DRK Stuttgart nahm sich unsere Projektkoordinatorin

der allgemeinen Sozialarbeit, Sylvia

Anwender, der herausfordernden Aufgabe an, eine

Gruppe für unseren Kreisverband zu gründen.

Nach einigen Monaten konnte eine Therapiehundeführerin

gefunden werden. Vizepräsidentin Ursel

Müller-Eckstein stellte den Kontakt zu Sibylle Goltz

her und lieferte somit einen wichtigen Baustein

zur Gründung der Gruppe. Mit Frau Goltz konnte

ein hochmotiviertes und engagiertes Gründungsmitglied

gewonnen werden. Von den Göppinger

Kolleginnen und Kollegen wechselte dann der bereits

ausgebildete Hundeführer Klaus Freymann in

unsere Gruppe. Somit bestand die Gruppe Anfang

2020 aus Sibylle Goltz mit ihrer Labradorhündin

Diana und Klaus Freymann mit seinem Mischlingshund

Tobi sowie Sylvia Anwender als Organisatorin.

Das Ziel war es zunächst, unsere eigenen Senioreninrichtungen

mit dem Besuch der Hunde zu erfreuen.

Das DRK Seniorenzentrum Haus im Sommerrain

war bereit, mit der neu gegründeten Therapiehundegruppe

die ersten Schritte zu gehen.

Kaum konnte mit den ersten Besuchen begonnen

werden, überrollte Deutschland die Covid-19 Pandemie.

Nun hieß es: Nichts geht mehr! Doch dank

des großen Engagements der beiden Hundeführenden,

die in aller Schnelle ein Agility-Programm mit

den Hunden entwickelten, konnten die Besuche

bald weitergehen. Statt Einzelbesuchen im Zimmer

der Bewohnerinnen und Bewohner, gab es nun ein

fröhliches, kurzweiliges Vorführprogramm im Hof.

Eine gute Alternative war gefunden.

Für das Zusammenwachsen der Gruppe war diese

Form der Einsätze wichtig. Die Therapiehundegruppe

des DRK Stuttgart dankt allen Mitarbeitenden

im Haus im Sommerrain, welche die Therapiehundegruppe

von Anfang an bei den ersten Gehversuchen

in der Therapiehundearbeit unterstützt

haben. Freudig werden neue Herausforderungen

erwartet, in die sich hoffentlich bald wieder voll gestürzt

werden kann.

1

2

(1) Labradorhündin Diana im Einsatz

(2) Mischlingshund Tobi genießt die Streicheleinheiten

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DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020 DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020

Wohnberatung

Wohnen herangeführt. Dies geschah mit 135 Personen

bei Führungen und 33 Personen in der Einzelberatung.

Die meisten älteren, kranken oder Menschen mit Behinderung möchten so lange wie

möglich eigenständig und selbstbestimmt in der vertrauten Umgebung leben.

Die Wohnberatungsstelle des Roten Kreuzes hilft ihnen dabei. Die Wohnberater beraten

und begleiten Interessenten telefonisch oder persönlich vor Ort bei der Entwicklung von

bedarfsgerechten Anpassungsmöglichkeiten.

Die Wohnberatung des DRK Stuttgart erlebte

durch den Weggang der Fachbereichsleiterin Anja

Schwarz einen fachlichen und personellen Umbruch.

Die Stelle der Fachbereichsleitung wurde

DRK-intern neu definiert und lag mit allen Leitungsaufgaben

bis zum 31.12.20 brach.

Aber auch coronabedingt stellte das Jahr 2020 die

Wohnberatung vor große Herausforderungen. Der

überwiegende Teil der ehrenamtlichen Wohnberaterinnen

und -berater gehört zur Gruppe der vulnerablen

Personen. Dies ergab ab Mitte März für alle

Ehrenamtlichen einen Abbruch aller Formen der

Präsenzberatung, Vor-Ort Schulungen sowie der

Vor-Ort-Kommunikation.

Aufgrund eigener Risikoeinschätzung konnten

überwiegend nur zwei ehrenamtliche Wohnberatende

Beratungsbesuche durchführen. Die Vor-Ortberatung

wurde unter Einbeziehung entsprechender

Hygienemaßnahmen abgesichert und durch

eine neu konzipierte, telefonische Wohnberatung

ergänzt. Die telefonische Beratung wurde so gut

angenommen, dass Interessierte teilweise mit

8-wöchigen Wartezeiten rechnen mussten.

Insgesamt wurden 37 Hausbesuche und 30 alternative

Telefonberatungen in der Erstberatung

durchgeführt.

Im Jahr 2020 ist das Team ehrenamtlicher Wohnberater

und -beraterinnen von 11 auf 20 Personen

angewachsen. Von Januar bis Dezember 2020 waren

insgesamt 11 Personen als aktive Ehrenamtliche

geführt. Diese waren bis Mitte März noch

uneingeschränkt in der Vor-Ort-Beratung aktiv. Es

konnten 9 weitere Ehrenamtliche hinzugewonnen

werden. Diese konnten zunächst in einer Präsenzgrundschulung

und im 2. Halbjahr dann in einer angepassten

digitalen Schulungsvariante ausgebildet

werden.

Als problematisch hat sich im Coronajahr die praktische

Einarbeitung der neu ausgebildeten Wohnberatenden

dargestellt. Es konnten aufgrund der

Hygienestandards keine Hospitationen stattfinden.

Zudem hat sich ein hoher Schulungsbedarf im Umgang

mit den digitalen Medien herausgestellt. Dazu

werden im Jahr 2021 Fortbildungen entstehen, die

neue Kommunikations- und Beratungswege für

das Ehrenamt erschließen können.

Die offene Beratungsstunde in der barrierefreien

Musterwohnung des Kommunalverbandes für Jugend

und Soziales (KVJS) wurden bis Anfang März

und von Oktober bis Dezember regelmäßig unter

Änderung der Zugangsmöglichkeiten durch angepassten

Hygieneauflagen und einem Anmeldeverfahren

angeboten. Anschließend wurde die Offene

Sprechstunde in Absprache mit dem Träger (KVJS)

coronabedingt bis auf Weiteres eingestellt.

Insgesamt wurden 268 Personen im Jahr 2020 in

der Werkstatt Wohnen an das Thema altersgerecht

© Bildnachweis: shutterstock/com: links Kheat, rechts oben Halfpoint, rechts unten stockfour

Hauptamtlich wurden neue Beratungs- und Schulungsformate

entwickelt. Diese wurden über eine

digitale Plattform durchgeführt. Auf diese Weise

konnten auch Gruppenführungen mit einem digitalen

Rundgang durch die Werkstatt Wohnen angeboten

werden.

Gemeinsam mit der Alzheimer Gesellschaft wurde

ein sogenanntes Ortungsprojekt durchgeführt. Es

wurden 20 Ortungsgeräte - die dabei helfen sollen

beispielsweise Menschen mit Demenz bei unvorhergesehener

Abwesenheit wieder zu finden - von

unterschiedlichen Herstellern geliehen. Diese wurden

in fünf Testzeiträumen von Mai bis Oktober

2020 von 11 ehrenamtlichen Tester-Tandems (22

Testpersonen) unter die Lupe genommen. Damit

konnte ein erster Baustein gelegt werden, um

technische Geräte zukünftig zur Unterstützung des

Alltags in das Beratungswesen mitaufzunehmen.

Für die Zukunft könnten daraus neue Beratungssprechstunden

entstehen.

20 21



DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020 DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020

Gesundheit und Bewegung

So lange wie möglich fit und beweglich bleiben – das ist der Wunsch vieler älterer Menschen.

Das Gesundheits- und Bewegungsprogramm des Roten Kreuzes leistet dazu einen wichtigen

Beitrag. 41 ausgebildete Übungsleiterinnen begleiten die Angebote fachkundig und engagiert.

DRK-Gruppen für Gymnastik, Wassergymnastik und Tanzen gibt es in fast allen Stadtteilen

Stuttgarts. Derzeit gibt es rund 64 Gymnastikgruppen, davon drei Gruppen für türkische Frauen

und zwei für Wassergymnastik, dazu findet in 7 zusätzlichen Gruppen Seniorentanz statt.

Von den Angeboten profitieren vor allem Menschen mit chronischen Krankheiten wie

Osteoporose oder Rheuma sowie sozial Benachteiligte.

Das Gesundheitsprogramm des

DRK Stuttgart hat es im Coronajahr

schwer getroffen. Die Gruppentreffen

konnten ab Mitte März 2021

nicht mehr stattfinden. Neben den

Übungsleiterinnen gehören insbesondere

Teilnehmerinnen und

Teilnehmer unserer Bewegungsgruppenangebote

zu den besonders

gefährdeten Zielgruppen.

Aus diesem Grund konnte das

Bewegungsangebot nur sehr eingeschränkt

stattfinden und die

Tanzgruppen mussten gänzlich

ausfallen. Die Teilnehmerinnen und

Teilnehmer unserer Gymnastikgruppen

mussten monatelang auf

das Training verzichten. Dabei sind

auch die sozialen Kontakte untereinander

weggefallen. Für einen Teil

der Gruppenteilnehmerinnen und

-teilnehmer stellen die regelmäßigen

Treffen die einzige soziale Kontaktpflege

dar. Welche Auswirkungen

dies für Körper und Seele nach

sich ziehen wird bleibt abzuwarten.

Für alle Übungsleiterinnen wurde

eine Hygieneschulung zu erforderlichen

Hygienestandards durchgeführt.

Darin wurden sie auf die

besondere Verantwortung unter

den jeweils unterschiedlichen Gegebenheiten

vor Ort bei 46 unterschiedlichen

Trägern der Räumlichkeiten

vorbereitet. Mit den

Trägern der Räumlichkeiten mussten

einzelne Hygienekonzepte abgestimmt

werden. Für die meisten

Bewegungsgruppen konnten die

Angebote auf Grund der Hygieneanforderungen

nicht fortgesetzt

werden.

Die „bewegungsfreie“ Gruppenpause

wurde von vielen Übungsleiterinnen

mit hohem Engagement

gefüllt. Viele haben den telefonischen

Kontakt zu den Teilnehmenden

gehalten, Grüße, Bewegungsübungen

– schriftlich, telefonisch,

mündlich und sogar per Smartphone

– übermittelt. So konnte die

Verbindung zueinander und die

Motivation zur Bewegung fortgesetzt

werden.

Ebenso wurde die Homepage angepasst,

sodass Übungen dort

abgerufen werden können. Allen

konnte eine kleines Fotokartensortiment

„Bewegung aktiv“ mit 25

Übungen vermittelt werden.

Große Trauer löste der Tod einer

sehr beliebten Übungsleiterin für

Gymnastik und Tanzgruppen aus.

Wir gedenken Ihrer und behalten

Sie in dankbarer Erinnerung.

GUT ZU WISSEN

Insgesamt besuchten im Jahr 2020

etwa 5705 Teilnehmende in 664

Gruppentreffen von Januar bis

Mitte März und ab Oktober bis

zum Lockdown, eines der über 70

Bewegungsangebote des Roten

Kreuzes.

Gesundheitsprogramm

Eine der zahlreichen Bewegungsgruppen

des DRK Stuttgart in

Aktion

© Bildnachweis: DRK Kreisverband Stuttgart e.V.

DRK Seniorenzentren

Betreutes Wohnen bietet Sicherheit, Geborgenheit und soziale

Kontakte. Mit dem Aufkommen der Corona-Pandemie gerieten

diese Pfeiler ins Wanken. Unsere DRK-Seniorenzentren mussten

ein „gutes Maß“ zwischen dem Erhalt der Lebensqualität und

Sicherheit finden. Die Corona-Meldungen überschlugen sich,

Regelungen und Verordnungen mussten im Stundentakt umgesetzt

werden und nicht immer waren die Betroffenen mit den Maßnahmen

einverstanden. Allen war bald klar, dass Bewohnerinnen und

Bewohner sowie Angehörige gut zu begleiten und ein Stück der

verlorenen Lebensqualität mit kreativen Ideen – natürlich unter

Einhaltung der Hygieneregeln – zurückzubringen, unseren zukünftigen

Alltag gestalten würde. So sind unsere Seniorenzentren zu

einem Ort der Begegnung der besonderen Art geworden:

Online-Anrufe waren möglich, Konzerte fanden im Hof oder vor

den Balkonen statt, der Clown kam und spielte durch die Scheibe,

Theaterspiele fanden mit Abstand statt, Glühweinabende im Hof,

begleitet von Musik und einem Miteinander waren möglich. Nachfolgend

möchten wir einen Überblick über die Zeit während Corona

in unseren DRK-Senioreneinrichtungen geben.

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DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020 DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020

Besuche während der Pandemie

Im März 2020 wurden in Deutschland

die ersten strengen Ausgangs-

und Kontaktbeschränkungen

verhängt. Besuche, vor allem

in Senioreneinrichtungen, waren

nicht mehr möglich. Für die Bewohnerinnen

und Bewohner sowie alle

Mitarbeitenden und Angehörige

begann damit eine schwierige Zeit.

So schnell wie möglich wurden

Hygienekonzepte erarbeitet, um

Besuche so gut es ging wieder zu

ermöglichen und aufrecht zu erhalten.

Zu Beginn konnte der Kontakt

zu den Angehörigen lediglich durch

Telefonate, Videotelefonie oder das

Schreiben von Postkarten oder

Briefen hergestellt werden. Schnell

wurden Besuchs-Container oder

Pavillons mit Trennscheibe errichtet,

um zumindest Vor-Ort-Begegnungen

wieder ermöglichen zu

können. Ein Kraftakt für die Mitarbeitenden:

Besuchstermine vereinbaren,

Besuchsräume errichten,

darauf achten, dass Hygieneregeln

eingehalten werden, Kontaktnachverfolgung

sicherstellen, usw.

Glücklicherweise entspannte sich

die Lage im Sommer und Treffen im

Freien waren möglich. Auch in Besuchsräumen

und nach und nach

in den Zimmern der Bewohnerinnen

und Bewohner konnten Besuche

wieder stattfinden. Bis heute

begleitet die Teams unsere DRK

Seniorenzentren ein Mehraufwand,

um Besuche zu ermöglichen und

gleichzeitig Sicherheit zu garantieren.

Mit den verfügbaren Covid-Antigen-Schnelltests

und der immer

weiter fortschreitenden Impfquote,

bessert sich die Lage aber auch

hier. Hoffentlich kann bald wieder

zur alten Normalität zurückgekehrt

werden.

Häuslicher Pflegedienst

Die Ausbreitung des Coronavirus

stellt eine große Herausforderung

an den gesamten Pflegebereich

und zeigt, welche große Verantwortung

mit dem Pflegeberuf verbunden

ist. Insbesondere wenn es

sich um Pflegebedürftige handelt,

bei denen eine Coronainfektion

potentiell einen schweren Verlauf

annehmen kann, können die Sorgen

bei Angehörigen erdrückend

sein. Der Häusliche Pflegedienst

vom Deutschen Roten Kreuz Stuttgart

hat daher Mitarbeitende durch

zahlreiche Fortbildungen auf diese

Situation in kürzester Zeit vorbereitet.

Selbstverständlich stand die

Hygiene und die Schutzausrüstung

im Fokus, sodass sichergestellt

werden konnte, dass alle Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter und pflegebedürftigen

Personen geschützt

sind. Alle 48 Stunden wurden die

Mitarbeitenden vom ersten Tag an

getestet und auf die Infektionsgefahren

hingewiesen.

In dieser schwierigen Zeit konnte

unser Häuslicher Pflegedienst jeden

Tag aufs Neue beweisen, dass hinter

ihm ein hervorragendes Team

steht. Der Häusliche Pflegedienst

engagiert sich beispielsweise auch

im Haus Wohnen am Roser in

einem eigenständig errichteten

Corona-Testzentrum und testet

dort täglich Bürger und Bürgerinnen

nach Terminvereinbarung. Die

Mitarbeitenden wurden – neben

Ihren Aufgaben im Bereich Pflege –

medizinisch geschult, um eine

Nasen- und Rachenabstrich für

einen PoC-Schnelltest fachgerecht

durchführen zu können. Innerhalb

von 15 Minuten hat die getestete

Person das Ergebnis.

Im Jahr 2020 konnten insgesamt

über 110 Kundinnen und Kunden

in rund 59.000 Einsätzen von unserem

Häuslichen Pflegedienst versorgt

werden.

GUT ZU WISSEN

Seit Neuestem gibt es eine eigene Homepage

des Häuslichen Pflegedienstes: Unter

www.pflegemaus.com finden sich neben

Informationen über den Pflegedienst auch

viele Antworten auf offene Fragen zum

Thema Pflege. Weitere Infos und Geschichten

aus dem Firmenalltag gibt es auf der

Facebook-Seite und auf Instagram.

Damit möglichst viele Seniorinnen und Senioren ein weitgehend selbstbestimmtes Leben

in ihrer gewohnten Umgebung führen können, gibt es unseren Häuslichen Pflegedienst.

Mit einem breiten Angebot an Dienstleistungen, die sich immer weiterentwickeln, arbeitet der

Häusliche Pflegedienst im „Haus auf dem Killesberg“ und im „Haus Wohnen am Roser“.

Die Pflegefachkräfte und Nachbarschaftshelferinnen und -helfer stehen den Mieterinnen und

Mietern seit Oktober 2017 täglich im Haus „Wohnen am Roser„ zur Verfügung. Von Beginn an

wird dort auch die 24-Stunden-Versorgung angeboten. Durch die enge Zusammenarbeit mit

Angehörigen, ärztlichem Personal, Krankenkassen und anderen Einrichtungen kann individuell

auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden geachtet werden.

© Bildnachweis: 1 DRK Stuttgart Ehrenamt, 3+4 DRK Kreisverband Stuttgart e.V.

1

Tolle Aktion des VfB

Stuttgart Fritzle Clubs

Zu Zeiten in denen die Bewohnerinnen und Bewohner

im DRK Seniorenzentrum Haus im Sommerrain sehr

unter den stark eingeschränkten Besuchsregelungen litten,

erreichte unser Team dort eine tolle Aktion des VfB

Stuttgart Fritzle Clubs. Dieser hatte die Kinder des Fritzle

Clubs dazu aufgerufen, den Bewohnerinnen und Bewohner

unseres Seniorenzentrums Briefe zu schicken

und somit die Tage etwas bunter zu machen.

Viele Briefe mit aufmunternden Worten, kleinen Geschichten

und hübschen Bildern erreichten die Seniorinnen

und Senioren und zauberten Ihnen ein Lächeln

auf die Lippen.

Zudem bekam das Seniorenzentrum Haus im Sommerrain

eine großzügige Maskenspende vom VfB Stuttgart.

Kreisgeschäftsführer Frieder Frischling und Einrichtungsleitung

Rada Dinkelacker-Strika nahmen die

Spende sehr gern entgegen.

2

3

(1) Bilder und Briefe der Kinder

(2) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

(3) Claus Vogt, Präsident des VfB Stuttgart

übergab die Maskenspende persönlich an

die Mitarbeitenden des Haus im Sommerrain

und an Einrichtungsleitung Rada Dinkelacker-Strika

sowie Kreisgeschäftsführer

Frieder Frischling

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DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020 DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020

Muttertag 2020 im Haus im Sommerrain

Fünf Fragen an die Pflege

Ein besonders schöner, unvergesslicher

und auch sehr emotionaler

Moment entstand am Muttertag,

in einer Zeit als noch sehr viel Unsicherheit

herrschte und in allen

Pflegeeinrichtungen keine Besuche

möglich waren – eine sehr

harte Zeit für Viele. Zum Muttertag

kam daher ein Trompetenspieler

ins Haus im Sommerrain, der die

Bewohnerinnen und Bewohner mit

einem breiten Liederangebot beglückte.

Ende des Jahres 2020 wurde der

Startpunkt für die landesweite

Impfaktion gegen Corona in

Deutschland gelegt. Hierbei hat

sich das Haus im Sommerrain im

Dezember für die Impftermine angemeldet.

Damit gehört das Seniorenzentrum

zu den erstgeimpften

Einrichtungen bundesweit, was viel

Organisation abverlangte.

Auch die Nachbarinnen und Nachbarn

des Seniorenzentrums kamen

aus Ihren Wohnungen heraus, als

die ersten Töne auf der Terrasse erklangen.

Sie winkten den Seniorinnen

und Senioren zu und plötzlich

waren alle eine Gemeinschaft, die

in einer unsicheren Situation zusammensteht.

Unvergesslich!

Ein Trompetenspieler beglückt

die Bewohnerinnen und Bewohner

des Haus im Sommerrain mit fröhlichen

Klängen

Impfstart in den Seniorenzentren

Neben detaillierter Aufklärungsarbeit

bei den Mitarbeitenden sowie

Bewohnerinnen und Bewohnern,

wöchentlichen Update-Runden und

Informationsschreiben für Angehörige,

galt es vor allem die Einwilligungen

für die Impfung einzuholen.

Konnten die Bewohnerinnen und

Bewohner die Einwilligung nicht

selbst erteilen, so mussten die

Angehörigen die entsprechenden

Unterlagen ausfüllen und der Verwaltung

im Haus im Sommerrain

zuschicken. Das kostete natürlich

Zeit.

Am Tag der Impfung wurde der

größte Raum im Haus nach den

geltenden Hygienebestimmungen

vorbereitet. Jedes Impfteam hatte

eigene Vorstellungen über den

Ablauf und die Reihenfolge der

Impfungen. Das Team unseres Seniorenzentrums

Haus im Sommerrain

konnte diese an jedem Impftag

mit allen zur Verfügung stehenden

Kräften umsetzen.

Während die Impfbereitschaft Anfang

Januar noch sehr zurückhaltend

war, konnte durch gute Aufklärungsarbeit

nach drei Impfrunden

eine hohe Impfquote bei Mitarbeitenden

sowie Bewohnerinnen und

Bewohnern erreicht werden.

Das DRK Stuttgart betreibt aktuell drei Senioreneinrichtungen: das „Haus im Sommerrain“,

das „Haus auf dem Killesberg“ und die Einrichtung „Wohnen am Roser“. Unser Seniorenzentrum

„Wohnen am Roser“ in Feuerbach verfügt über 55 barrierefreie Mietwohnungen. Ergänzt wird die

stationäre Pflege durch einen häuslichen Pflegedienst. Das Seniorenzentrum im Stadtteil Sommerrain,

nahe dem Schmidener Feld bietet 31 moderne Wohnungen für Wohnen mit Service und

102 Zimmer in fünf Pflegewohnbereichen. Im Pflegebereich unseres Seniorenzentrums Haus auf

dem Killesberg gibt es über 35 großzügige Einzelzimmer mit Balkon. Auf dem Gelände des

Seniorenzentrums Haus auf dem Killesberg wird in den nächsten Jahren ein Mehrgenerationen-

Quartier entstehen. Außerdem befindet sich aktuell das Seniorenzentrum Waiblingen-Beinstein

im Bau. Dort wird es 16 betreute Wohnungen und 30 Pflegeplätze geben.

© Bildnachweis: DRK Seniorenzentrum Haus im Sommerrain

Wie hat Corona den Arbeitsalltag unserer Pflegekräften in den

DRK Seniorenzentren beeinflusst?

Fünf Antworten von Prozessmanagerin Christina Bachmann (CB) und

Hauswirtschafterin Brunhilde Enea-Zooi (BE-Z) geben einen Einblick.

Was hat sich durch den Ausbruch des Corona-

Virus im Pflegebereich geändert?

BE-Z: Der Ausbruch des Corona-Virus hat uns alle

überrascht und auch ein Stück verändert. In dieser

schwierigen Zeit hat es sehr gut getan den Zusammenhalt

zwischen Kolleginnen und Kollegen und Vorgesetzten

zu spüren. Wir waren und sind ein gutes

Team – in guten wie in schwierigen Zeiten.

CB: Unser Arbeitsalltag hat sich vor allem durch das

Tragen von FFP2-Masken und das regelmäßige Testen

der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Bewohnerinnen

und Bewohner geändert.

Gab es auch positive Veränderungen?

CB: Ja, zum Beispiel den Zusammenhalt in der Einrichtung

zu spüren und das tolle „Hand in Hand“ arbeiten.

BE-Z: Ja, auf jeden Fall. Neben dem bereits erwähnten

Zusammenhalt zwischen Kolleginnen und Kollegen

und Vorgesetzten, schätze ich meine Gesundheit

noch viel mehr als vorher. Ich sehe viele Dinge mit anderen

Augen und versuche mir noch mehr Zeit für die

Bewohnerinnen und Bewohner zu nehmen. Die Kommunikation

zwischen allen ist intensiver und mehr geworden.

Gab es auch positive Veränderungen?

CB: Für mich war das Schlimmste, die Traurigkeit der

Bewohnerinnen und Bewohner zu sehen, als sie keinen

Besuch empfangen durften.

BE-Z: Am Anfang der Corona-Pandemie gab es viele –

teils stündlich – neue Informationen und Regeln. Diese

kurzfristig umzusetzen, war eine große Herausforderung,

die wir aber gut meistern konnten.

Welches Erlebnis ist Ihnen in Erinnerung geblieben?

BE-Z: Mir ist eine Bewohnerin besonders in Erinnerung

geblieben, die zu mir an einem für mich schwierigen

Tag gesagt hat: „Auch diese schwierige Zeit geht

vorbei.“ Das hat mir gutgetan und mich wieder aufgebaut.

CB: Ich werde wohl den Corona-Ausbruch in unserer

Einrichtung und die daraus resultierenden zusätzlichen

Einschränkungen nicht so schnell vergessen.

Was lieben Sie an Ihrem Beruf am meisten?

CB: Mir gefällt vor allem die Vielseitigkeit. Es wird NIE

langweilig!

BE-Z: Ich bin gerne für die Bewohnerinnen und Bewohner

da. Ihnen zu helfen und ihre Wünsche zu erfüllen

– soweit es mir möglich ist – erfüllt mich. Ich freue

mich jedes Mal, wenn ich ein Lächeln auf die Gesichter

der Bewohnerinnen oder Bewohner zaubern kann.

Christina Bachmann

Brunhilde Enea-Zooi

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DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020 DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020

Das Jahr 2020:

Neuigkeiten – Geschehnisse – Angebote

© Bildnachweis: DRK Stuttgart Ehrenamt und DRK Kreisverband Stuttgart e.V.

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DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020 DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020

Der Rettungsdienst

„Die Krawallnacht“

Rettungswagen des DRK Stuttgart

Im Jahr 2020 wurden die Rettungswagen und Notärzte

bzw. Notärztinnen in Stuttgart zu über 37.200 Einsätzen

geschickt. Rechnerisch gab es über das Jahr

hinweg alle 15 Minuten einen Einsatz. Um in Minutenschnelle

der Bevölkerung zu helfen, setzt allein das

Rote Kreuz in Stuttgart an 4 bzw. 3 Rettungswachen

bis zu 18 Rettungswagen und 4 Notarzteinsatzfahrzeuge

ein. An unseren Lehrrettungswachen bilden wir

derzeit 34 Notfallsanitäter und Notfallsanitäterinnen

aus, um auch für die Zukunft eine hohe Qualität im

Rettungsdienst gewährleisten zu können.

Durch die aufgrund der Corona-Pandemie bestehende

besondere Situation, ist das Berichtsjahr als absolutes

Ausnahmejahr zu bewerten. Die Zahl der Notfalleinsätze

ist im Vergleich zum Vorjahr insgesamt zwar rückläufig

gewesen, jedoch waren die Rettungsmittel durch

den erhöhten Hygieneaufwand erheblich länger in

ihren Einsätzen gebunden. Die Desinfektionseinsätze

haben sich alleine bei den Rettungswagen nahezu

verdreifacht. Auch Erkrankungsfälle in der eigenen

Belegschaft sowie Quarantäneanordnungen der Gesundheitsbehörden

für Kontaktpersonen hatten ihre

Auswirkungen.

Der Zielerreichungsgrad im Geschäftsbereich Rettungsdienst

der in der Gesamtheit 50 festgelegten

Ziele betrug 75,57 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr

(80,17 Prozent) bedeutete dies eine Verschlechterung

um 4,60 Prozent. Mit dem Ergebnis sind wir aufgrund

der pandemischen Umstände dennoch sehr zufrieden.

Darüber hinaus bestätigten auch die Ergebnisse der

medizinischen Qualitätsindikatoren der Stelle für trägerübergreifende

Qualitätssicherung im Rettungsdienst

(SQR BW), dass die Notfallversorgung in

Stuttgart insgesamt sehr gut aufgestellt ist. Neue Erkenntnisse

fließen frühzeitig in die Behandlungsabläufe

mit ein und stellen sicher, dass die heute bereits

hohe Versorgungsqualität weiter optimiert wird und

direkt beim Patienten ankommt. Die Maßnahmen ergänzen

sich mit den landesweiten Planungen wie beispielsweise

einem medizinischen Delegationskonzept,

der Umsetzung der neuen Heilkundekompetenz für

Notfallsanitäter und Notfallsanitäterinnen sowie der

Einführung eines Telenotarztsystems.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die

Notfallrettung im Rettungsdienstbereich Stuttgart auf

einem hohen Qualitätsniveau sichergestellt ist – auch

in Zeiten mit den besonderen Herausforderungen einer

Pandemie.

Dank und Anerkennung gebührt allen Mitarbeitenden

und eingesetzten Kräften im Rettungsdienst, die unter

diesen erschwerten Bedingungen rund um die Uhr ihren

Auftrag erfüllt haben, um Menschenleben zu retten

und schwere gesundheitliche Schäden abzuwenden.

© Bildnachweis: DRK Kreisverband Stuttgart e.V.

Seit Jahren stellen wir zunehmend Aggressionen und

Respektlosigkeit auch gegenüber unseren Mitarbeitenden

im Rettungsdienst fest. Die Krawalle in der Innenstadt

in der Nacht vom 20. auf den 21. Juni 2020

erlangten in Art und Ausmaß eine völlig neue Qualität

und damit einen traurigen Höhepunkt dieser Entwicklungen.

Durch die Ausschreitungen wurden in dieser Nacht alle

Einsätze des Rettungsdienstes in der Innenstadt massiv

behindert und konnten zum Teil nur unter Polizeischutz

durchgeführt werden. Dabei wurde auch eine Rettungswagenbesatzung

von den Randalierenden eingekesselt

und mit Wurfgeschossen derart angegriffen,

dass sich die Mitarbeitenden mit dem Patienten über

eine Stunde im Fahrzeug verbarrikadieren mussten.

Gemeinsam mit unseren Partnern in der Gefahrenabwehr

erfolgten die umfassende Aufarbeitung und

die Vornahme einer neuen Risikobewertung. Die notwendigen

Maßnahmen wurden dabei kurzfristig und

verantwortungsbewusst umgesetzt. Generell werden

derartige Vorfälle konsequent der Strafverfolgung zugeführt

und zur Anzeige gebracht.

Blutspendedienst

Der Blutspendedienst musste aufgrund von Corona

auch im Jahr 2020 die Blutspendeaktionen stark zurückfahren.

Auch die Aktionen in den Stadteilen, organisiert

von den Bereitschaften, waren davon betroffen.

In 2020 gab es insgesamt 33 Blutspendetermine. 2961

Menschen im Alter von 18 bis 73 Jahren spendeten

Blut. Davon waren 613 Personen Erstpenderinnen

bzw. Erstspender.

Während bis März 2020 alles noch weitestgehend normal

lief und 14 Blutspendetermine stattfinden konnten,

Alle unsere Mitarbeitenden werden, sowohl in entsprechenden

Aus- und Weiterbildungen, als auch mit

regelmäßigen Fortbildungsangeboten zum Thema Deeskalation

und Umgang mit gefährlichen Einsatzsituationen,

professionell geschult und auf solche Situationen

vorbereitet. Zur Unterstützung stehen auch ein

Peer-Präventions-Team und eine Arbeitspsychologin

bereit. Die Eindrücke dieser Nacht wirkten dennoch in

vielfältiger Weise nach.

Die Aufgabe des Rettungsdienstes ist es, Leben zu

retten und schwere gesundheitliche Schäden abzuwenden.

Sicherheit und Schutz der Mitarbeitenden im

Rettungsdienst stehen daher im höchsten Interesse

des Gemeinwohls und müssen zu jeder Zeit gewährleistet

sein. Dem Staat kommt hierbei eine besondere

Schutzpflicht zu.

Gerade in der aktuellen pandemischen Situation haben

es die Menschen durch ihr eigenes Tun ganz wesentlich

selbst in der Hand, wie lange Maßnahmen zur Einschränkung

des öffentlichen Lebens noch erforderlich

bleiben. Insofern ist Solidarität nicht nur gegenüber

Einsatzkräften, sondern allgemein für unsere gesamte

Gesellschaft von großer Bedeutung.

brachen die Termine Anfang März ein. Von Mitte März

bis Anfang November konnten aufgrund von Corona

lediglich weitere 14 Blutspendetermine stattfinden.

Ein großer Dank geht an alle Leitungs- und Führungskräfte

und Aktiven in den Bereitschaften, Einsatzeinheiten,

Schnelleinsatzgruppen, den ehrenamtlichen

Ausbildern sowie Engagierten für ihre geleistete Arbeit.

Vielen Dank auch dem Präsidium, der Geschäftsführung

sowie der Abteilung Rettungsdienst.

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DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020 DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020

Lebensretter hautnah

Mehrgenerationenwohnen

auf dem Killesberg

Die Lebensretter des DRK Stuttgart:

Michael Paul und David Geserik (r.)

Das DRK Stuttgart in der Fernsehwelt

Seit September 2020 findet man den Rettungsdienst

des DRK Stuttgart regelmäßig Montagabend auf sat1.

Im Format „Lebensretter hautnah“ kann man unsere

beiden Notfallsanitäter Michael Paul und David Geserik

auf Ihren Einsätzen begleiten.

Als die Anfrage des Produktionsteams bei unserem

Rettungsdienst eintraf, herrschte zunächst Skepsis.

Schnell wurde sich dann aber darauf geeinigt es auszuprobieren,

zumal zunächst nur eine Staffel – was

eine Woche Dreharbeiten bedeutete – angesetzt war.

Mittlerweile befindet sich die Serie bereits in der 4.

Staffel. Man kann also sagen, die Teilnahme unserer

Lebensretter war und ist ein voller Erfolg. Neben den

vielen Beleidigungen und Aggressionen, mit denen

der Rettungsdienst in der alltäglichen Arbeit leider zu

kämpfen hat, war es überaus erfreulich, dass durch die

TV-Ausstrahlung die Arbeit der Rettungskräfte sichtbar

gemacht und mehr Respekt erfahren konnte. Die

beiden Protagonisten Michael Paul und David Geserik

erreichen bis heute eine Vielzahl an wertschätzenden

Briefen und Kommentaren in den Social Media-Kanälen

– sowie sogar das ein oder andere Päckchen.

Es ist erfreulich, dass unsere Lebensretter des DRK

Stuttgart durch die Teilnahme am Format „Lebensretter

hautnah“, den Beruf des Notfallsanitäters und die

damit verbundene harte Arbeit offensichtlich mehr in

das Bewusstsein der Zuschauerinnen und Zuschauer

rücken konnten. Hoffen wir, dass sich dies in mehr Respekt

gegenüber dem Rettungsdienst in Zukunft bemerkbar

macht.

Ich sehe mich nicht

als prominent. Ich

bin lediglich ein

Notfallsanitäter, der

seinen Job macht und

dabei von Kameras

begleitet wird.

David

Geserik

Trotz aller Anstrengung

und dem damit

verbundenen Aufwand,

würde ich dem

Filmteam wieder

zusagen. Es ist eine

Erfahrung, die ich

nicht missen möchte.

Michael Paul

© Bildnachweis: links Gerrit Büttgenbach SAT.1/Gerrit Büttgenbach, rechts DRK Kreisverband Stuttgart e.V.

So soll das neue Wohnquartier

auf dem Killesberg

aussehen

Der DRK-Kreisverband Stuttgart

realisiert gemeinsam mit der Siedlungswerk

GmbH den Bau eines

neuen Wohnquartiers auf dem Killesberg.

Ziel dieses Projektes wird

sein, unterschiedliche Generationen

zu vereinen und auch den Bedarf

an Pflegeplätzen und Pflegewohnungen

zu decken.

Das Bauvorhaben soll in zwei Bauabschnitten

realisiert werden. So

ist es den derzeitigen Bewohnern

des „Haus auf dem Killesberg“

möglich, im bekannten Umfeld

Spatenstich Seniorenzentrum

Waiblingen-Beinstein

Am 12. Oktober 2020 erfolgte der symbolische Spatenstich für unser DRK

Seniorenzentrum Waiblingen-Beinstein – ein erster wichtiger Schritt für

unser geplantes Neubauprojekt. Das Seniorenzentrum soll voraussichtlich

im April 2022 eingeweiht werden. Damit werden 16 betreute Wohnungen

und 30 Pflegeplätze entstehen.

Die Senioren-Wohnungen und Pflegeplätze werden bevorzugt an Beinsteiner

und Waiblinger BürgerInnen vergeben. Ein Begegnungsraum, der

gemeinsam mit Beinsteiner Vereinen und Initiativen genutzt werden soll,

soll dafür sorgen, dass es keine Berührungsängste zur neuen Pflegeeinrichtung

gibt und das Seniorenzentrum ein

Teil der Gemeinde wird.

Heute noch eine Baustelle,

bald ein Seniorenzentrum für

alle

zu bleiben und sich schrittweise

an den Neubau zu gewöhnen. Im

Jahr 2025 soll das neue Quartier

dann ganz fertiggestellt sein. Der

Wunsch und das Ziel eine lebendige

Nachbarschaft aufzubauen,

kann dann Realität werden.

Übrigens sind wir gemeinsam mit

dem Siedlungswerk mit unserem

Mehrgenerationenprojekt auf dem

Killesberg ins Netz der internationalen

Bauausstellung, IBA’27 aufgenommen

worden.

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DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020 DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020

Konventionsarbeit

Der Dokumentarfilm

Erstaufführung des Films

"Les Filles de l'escadron bleu" im

Haus der Geschichte in Stuttgart.

Das humanitäre Völkerrecht zu verbreiten, ist eine der

Kernaufgaben des Roten Kreuzes. Die im Frühjahr

nach Deutschland übergreifende Pandemie hat auch

in Folge die Konventionsarbeit massiv beeinträchtig

und geplante Projekte durcheinandergewirbelt.

Das besondere Projekt:

Rotkreuz-Film aus Frankreich

150 Jahre nach Beendigung des Deutsch-Französischen

Krieges, rund 100 Jahre nach dem ersten und

75 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges fand nun

im Zuge der deutsch-französischen Filmtage Tübingen

und ausgerichtet vom „Institut culturelle francoallemend“

die Erstaufführung des Dokumentarfilms

„L`escadron bleu“ zur Arbeit des französischen Roten

Kreuzes nach dem 2. Weltkrieg statt. Wir, das Rote

Kreuz in Stuttgart, konnten durch das Engagements

unseres Konventionsbeauftragten Christian B. Schad,

die deutsche Untertitelung ermöglichen, um so dem

Film ein breites Publikum zu verschaffen. Geplant

waren zahlreiche Aufführungen, unter anderem im

Rotkreuz-Landesmuseum in Geislingen. Letztendlich

konnte nur die Erstaufführung im Haus der Geschichte

einem begrenzten Publikum gezeigt werden.

Der Film « Les Filles de l´escadron bleu » ist ein eindrückliches

Dokument weiblicher Solidarität. Historisch

betrachtet waren es oftmals Frauen, die das

durch Männer im Krieg veranstaltet Grauen wieder in

vernünftige Bahnen zu lenken versuchten. Diese Erfahrung

machte schon Henry Dunant, als er 1859 in

der Schlacht von Solferino die Initiative ergriff, um

den Opfern von Krieg zu helfen. Er aktivierte Frauen

aus den Nachbardörfern, die ihm dabei halfen, wieder

zivilisierte Zustände herbeizuführen. Aufgrund dieser

Erfahrung wurde 1863 die bis heute größte, weltweit

tätige humanitäre Organisation gegründet: Das Rote

Kreuz. Mit der Verabschiedung der Genfer Konventionen

wurde 1864 auch das Humanitäre Völkerrecht eingeführt

und bis in die Gegenwart hinein fortentwickelt.

In allen folgenden Kriegen wurde das Rote Kreuz als

neutrale Organisation gebraucht, um die Folgen der

Barbarei für die Leitragenden zu mildern.

Die Premiere des Films fand am 1. November im Haus

der Geschichte Stuttgart statt. Dies war der passende

Ort, da sich Stuttgart rühmen darf, weltweit die erste

nationale Rotkreuz-Gesellschaft zu sein. Dreißig geladene

Gäste konnten an der einzigen Präsenzvorstellung

teilnehmen, bevor die Kinos coronabedingt

wieder schließen mussten. Alle weiteren geplanten

Vorstellungen mussten erst einmal abgesagt werden.

Im Anschluss an die Filmvorführung stand der Autor

und Co-Regisseur Philippe Maynial per Livestream

Rede und Antwort. Wie er berichtete, brauchte es zwei

Generationen, damit über die damaligen Ereignisse

gesprochen und gefilmt werden konnte. Der Einsatz

der französischen Rotkreuzlerinnen war ein Tabu, über

das man öffentlich nicht sprechen konnte. Maynial

ist der Neffe von Madleine Pauliac, der Hauptfigur. Er

hatte nicht nur ein persönliches Interesse an der Biographie

seiner Tante, ihm war es wichtig, dieses vergessene

Kapitel aus der Nachkriegsgeschichte einer

breiten Öffentlichkeit zu zeigen.

© Bildnachweis: R. Koch-Scheinpflug

Der Film „L`escadron bleu“ basiert im Wesentlichen auf den Aufzeichnungen von französischen

Rotkreuzlerinnen, die am Ende des 2. Weltkrieg den Auftrag bekommen, französische Internierte,

Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und Verwundete zurück nach Frankreich zu bringen. An der Spitze

des weiblichen Geschwaders steht die französische Militärärztin Madeleine Pauliac. Sie hat eine

Mission: Es gilt möglichst viele Landsleute aus den zahlreichen Gefangenenlagern der Deutschen

zu retten. Durchsetzungsvermögen, Überzeugung und viel Diplomatie sind dabei notwendig. Eine

Aufgabe, die kaum zu bewältigen ist, angesichts des Ausmaßes der Not. Die Frauen gehen die Strapazen

trotzdem an. Fünf Rot-Kreuz-Ambulanzen sind zu Beginn der Dokumentation von Paris aus

auf den Weg Richtung Warschau. Ihre Fahrt führt zunächst über Dachau. Am 29. April 1945 sind sie

bei der Befreiung des Konzentrationslagers durch die US-Armee dabei. Danach fahren die Ambulanzen

rund um die Uhr dem Tode entronnene Franzosen in Krankenhäuser jenseits der deutschen

Grenze, nach Mulhouse und Straßburg – gut 50 Mal, bis sie die Route nach Warschau einschlagen.

Nachdem diese erste Aufgabe erledigt ist, gelangen die zehn Frauen weit nach Osten, bis hinter

Warschau. Es gilt, der Menschlichkeit wieder ihren Stellenwert zu geben. Die kleine Gruppe der

L‘escadron bleu ist unermüdlich auf Achse, angeführt von Madeleine Pauliac. Zu ihr gehören fünf

Krankenschwestern sowie fünf Sanitäterinnen mit Fahrerlaubnis. Die jungen Frauen haben Erfahrung

in der Résistance und an der Front gesammelt. Die schockierenden Bilder, die sie nun sehen,

übertreffen alles bisher Gesehene. Für ihre Fahrt nach Osten haben sie fünf Ambulanzfahrzeuge

vom Typ Austin, ein Geschenk aus England. Die blauen Uniformen stammen von US-Boys der

Army, deshalb der Name „bleu“. Viele der rückkehrwilligen Franzosen im Osten flüchten aus Lagern

nach Warschau, um von dort nach Westen zu gelangen. Viele sind zu schwach, um die Rückreise

alleine antreten zu können. Viele der schwerkranken Franzosen werden hierher transportiert und

erstversorgt, bevor sie dann per Flugzeug und Zug nach Frankreich gebracht werden können. Rund

300.000 Personen sind betroffen. Der Film zeigt das Gebäude, welches man heute noch in dem

damaligen Originalzustand antreffen kann.

Pauliac und ihr Geschwader helfen nicht nur den Franzosen. In Danzig und rund um Warschau sind

Nonnen in Klöstern von deutschen Soldaten wie auch von Rotarmisten überfallen und vergewaltigt

worden. Einige sterben, viele werden schwanger. Madeleine Pauliac hilft ihnen heimlich bei der

Niederkunft, kümmert sich um die Neugeborenen und gründet in einem Kloster ein Waisenhaus,

auch für polnische Kinder. So können die Nonnen ihre Babys bei sich behalten. 24 Kinder vermittelt

Pauliac zur Adoption nach Frankreich und lässt sie ausfliegen. Für diese unparteiliche Hilfe bekommt

Pauliac später den höchsten Rotkreuz-Orden des polnischen Roten Kreuzes.

Der Film basiert auf den Recherchen des Autoren und Koproduzenten Philippe Maynial. Emmanuelle

Nobécourts 52-minütiger Dokumentarfilm von 2020 ist ein eindrucksvolles Porträt weiblicher

Solidarität und Willensstärke. Es ist eine faszinierende, berührende Erzählung, ergänzt durch Archivaufnahmen,

Fotos und schriftliche Berichte der Protagonistinnen. Er zeigt, was es bis in die Gegenwart

bedeutet, die Werte des Roten Kreuzes zu leben.

Der Film kann über das DRK-Generalsekretariat für Ausbildungszwecke bezogen werden. Für die

Konventionsarbeit innerhalb des Roten Kreuzes ist der Film ein hervorragendes Medium, um den

Auftrag der Verbreitung der Grundsätze und des humanitären Völkerrechts zu erfüllen. Auch für die

DRK-Schwesternschaft ist dieser Film ein lehrreiches Dokument weiblichen Engagements. Dem

Film ist innerhalb des Roten Kreuzes in Deutschland eine weite Verbreitung zu wünschen.

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DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020 DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020

Eine neue Zentrale für die Bereitschaften

Weilimdorf, Zuffenhausen und die

Rettungshundestaffel

Weitere Angebote des

DRK Stuttgart

Aktivierender Hausbesuch

Bereits seit mehreren Jahren war

die Bereitschaft Weilimdorf auf

der Suche nach einem neuen Bereitschaftsheim.

Akut wurde die

Sache 2017, als sich der Zustand

der alten Bereitschaft von der Bausubstanz

weiter verschlechterte.

Sehr schnell wurde deutlich, dass

es unmöglich war, neue Räumlichkeiten

zu finden, deren Miete die

alte Miete nicht um ein Vielfaches

übertreffen würde. Doch dieser

Herausforderung nahm sich die Bereitschaft

gerne an. Es stellte sich

heraus, dass die Bereitschaft Weilimdorf

als einzelne, kleine Bereitschaft

keine Chance haben würde,

ein preislich angemessenes, neues

Bereitschaftsheim zu finden.

Da bereits eine enge Verbundenheit

zu den Kameradinnen und

Kameraden aus Zuffenhausen und

der Rettungshundestaffel Stuttgart

bestand, wurde die Idee eines ehrenamtlichen

Zentrums geboren.

Ein neuer Weg, weg von einzelnen

Räumlichkeiten in den Stadtbezirken

zu einem zukunftsstarken Zentrum,

indem man sich auch auf kurzen

Dienstwegen mit Material und

Helfenden aushelfen könnte. Die

Bereitschaften blieben auch weiterhin

autark und für ihren Stadtteil

verantwortlich. Gemeinsam sollten

Aktionen für die breite Öffentlichkeit

angeboten werden, die für jede

einzelne Bereitschaft nur schwer zu

stemmen wäre.

Mitte 2019 kam dann schließlich

der Zufall zur Hilfe. Mitten im Herzen

Weilimdorfs wurden die Räumlichkeiten

eines Traditionsunternehmens

frei – über 470 qm, auf

2 Etagen. Mit Hochdruck arbeiteten

die 3 Bereitschaften unter der

Federführung der Bereitschaft Weilimdorf

an einem Konzept, dass

letztendlich auch das Präsidium

überzeugte: Gemeinsam genutzte

Räumlichkeiten, Material und Helfende,

jedoch immer noch eigenständig

und für ihre bisherigen

Aufgaben und Stadtteile verantwortlich.

Zunächst wurde eine Planungsgruppe

gegründet, bestehend aus

den Bereitschaftsleitungen und

Mitgliedern der Bereitschaften. In

dieser Gruppe wurden die Umbauten

besprochen, der Name „DRK

Zentrum Ludmannstraße“ und das

Budget geplant.

Gestartet wurde mit dem Umbau

Ende 2020 / Anfang 2021. Der noch

anhaltende Umbau wird mit viel

Freude und Tatenkraft von den Mitgliedern

aller drei Bereitschaften

mitgetragen, nur Arbeiten an Strom

und Sanitär wird an Profis übergeben.

Ziel ist es, den Umbau bis Ende Juli

2021 zu vollenden.

Für das Team Ludmannstraße,

Helge Grassl, BL. Ber. 12

Die Bereitschaften mit

vereinten Kräften und voll

Tatendrang am Werk

© Bildnachweis: links DRK Stuttgart Ehrenamt, rechts shutterstock.com/ Ipek Morel

Das Angebot „Aktivierender Hausbesuch“ wirkt Bewegungsmangel,

Vereinsamung und Isolation entgegen,

den Menschen wird neue Kraft gegeben, die Gesundheit

und Psyche wird gestärkt. 9 qualifizierte ehrenamtliche

Übungsleiterinnen haben sich 2020 in Stuttgart,

sofern es die Corona-Regelungen zugelassen haben,

um 10 alte und hochbetagte Menschen, die nicht mehr

oder nur noch sehr eingeschränkt in der Lage sind, ihre

Wohnung zu verlassen und eine Gruppe aufzusuchen,

gekümmert. Bei ihren Besuchen aktivieren sie die

„Leben mit Krebs“

„Krebs“ – diese Diagnose ist häufig der Beginn tiefgreifender

Veränderungen. Die Betroffenen sind gesundheitlich

und körperlich eingeschränkt. Hinzu kommt die

seelische Belastung der Kranken und die ihres persönlichen

Umfeldes. Hilfe zur Selbsthilfe bietet der Abendtreff

„Leben mit Krebs“. Unter der fachlich qualifizierten

Leitung von Dr. Sigrid von Kapff treffen sich an jedem

zweiten Dienstag im Monat regelmäßig rund 15 Betroffene.

Der Abendtreff bietet neben dem Austausch

Türkischer Nachmittag

Der Nachmittagstreff für Besucherinnen

und Besucher türkischer

Herkunft erfreute sich im vergangenen

Jahr weiter steigender Beliebtheit.

Eine Gruppe von durchschnittlich

45 Teilnehmenden trifft sich

am zweiten Dienstag im Monat.

Aufgrund von Corona konnten die

Treffen im Jahr 2020 nur bis März

stattfinden. Durch Fachvorträge

über die Gesundheit sowie Themen

zur Altersvorsorge und Pflege

erhalten die Besucher wichtige und

alltagspraktische Informationen.

Dabei kommen Geselligkeit und

Unterhaltung nicht zu kurz.

Menschen mit Bewegungsübungen. Einfache Übungen

tragen dazu bei, Bewegung, Kraft, Geschicklichkeit

und Koordination zu verbessern – Faktoren, die

die Lebensqualität älterer Menschen bedeutend erhöhen

und es ihnen ermöglichen den Alltag selbstständig

zu gestalten. Neben den Bewegungsübungen, die auf

den einzelnen Menschen abgestimmten sind, nehmen

persönliche Gespräche großen Raum ein. Oft ist es

auch gut einfach nur zu zuhören.

über die Erkrankung, einen Ort fester, sozialer Begegnungen

und Beziehungen. In gemütliche Atmosphäre

finden die Anwesenden Raum, um schwierige Momente,

Erfahrungen, körperliche Belastungen – hervorgerufen

durch die Therapie – und Krisen gemeinsam zu

bearbeiten und zu bewältigen. Halt geben und gezielt

informieren sind die Ziele der Selbsthilfegruppe. 2020

konnten die Gespräche und Beratungen aufgrund der

Corona-Pandemie nur telefonisch stattfinden.

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DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020 DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020

Wir Gedenken

Günther Rapp

Rainer Krause

Renate Wertwein

Wir gedenken unserer im

Jahre 2020 verstorbenen

aktiven Mitglieder.

21 August 2020

im Oktober 2020

19. Dezember 2020

Bereitschaft Münster

Bereitschaft Degerloch

Seniorenkreis

Mathilde

Baumstark

Gudrun

Breuninger

Manfred Wendler

Johann Mayer

18. August 2020

09. Juni 2020

02. Mai 2020

im Januar 2020

Bereitschaft Feuerbach

Bereitschaft Untertürkheim

Seniorenkreis

Seniorenkreis

Rainer Kandler

Günther Partsch

Hans Hufnagel

und der

verstorbenen

15. Februar 2020

29. Februar 2020

04.November.2020

413

Bereitschaft Giebel

Bereitschaft Giebel

Seniorenkreis

fördernden Mitglieder

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DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020 DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020

2020 IN ZAHLEN UND FAKTEN

Über 37.200 Notfalleinsätze. Alle 15 Minuten

ein Einsatz. 34 Notfallsanitäter in Ausbildung.

Von Ende Februar bis Anfang

April konnten über 1300 Personen

in der Teststelle am Reitstadion

getestet werden. Dabei kamen

über 1400 ehrenamtliche Dienststunden

zusammen.

2961

Menschen spendeten

bei 33 Blutspendeterminen

Blut - 613 davon

waren ErstspenderInnen.

Über 110 KundInnen

wurden vom häuslichen

Pflegedienst in rund

59.000 Einsätzen

versorgt.

Rund 200 Kinder und

Jugendliche engagieren

sich in Jugendrotkreuzgruppen

oder im Schulsanitätsdienst.

An 86 Nächten war unser Kältebus

unterwegs. Insgesamt wurden 1488

obdachlose Menschen in der Wintersaison

angetroffen und versorgt.

Insgesamt wurden über 16.000 ehrenamtliche

Dienststunden zur Bekämpfung der Corona-

Pandemie geleistet (28.02. – 15.07.2000)

Im Vergleich zum Vorjahr konnten nur

knapp mehr als die Hälfte ErsthelferInnen

ausgebildet werden (von 2019: 8.500 auf

2020: 4.700)

Rund 5700 Teilnehmer-

Innen haben in 664

Gruppentreffen eines

der 70 Bewegungsangebote

des DRK Stuttgart

besucht.

Unsere Wohnberatung konnte in 37 Hausbesuchen

und 30 Telefonberatungen durchgeführt

werden. 268 Personen konnten in der

"Werkstatt Wohnen" beraten werden.

10 HelferInnen

leisteten rund

1.650 ehrenamtliche

Dienststunden in

unserer Kleiderstube.

Aktuell werden 7 Gemeinschaftsunterkünfte und

eine Schutzunterkunft vom DRK Stuttgart mit ca.

1.000 Geflüchteten betreut.

Das DRK Stuttgart verfügt über

8 geprüfte Flächen- und 3 geprüfte

Trümmersuchhunde. 11 Hunde befinden

sich in der Ausbildung zum Rettungshund,

3 Hunde wurden in den Ruhestand begleitet.

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DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020 DRK-Stuttgart Jahrbuch 2020

DRK Kreisverband Stuttgart e.V.

ehrt langjährige Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter

Leider konnte aufgrund der Corona-Pandemie im Jahr 2020 keine Mitarbeiterehrung

gefeiert werden. Hinzu kommt, dass uns aufgrund der Datenschutzverordnung

eine Nennung der langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht

möglich ist. Dennoch soll diese Seite genutzt werden, um Danke zu sagen:

Auch wenn eine Feier und nun auch zusätzlich

eine namentliche Nennung unserer vielen,

treuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht

möglich ist, möchte ich einen großen Dank

aussprechen und hoffe, dass dieser trotz der

Umstände ankommt. Vielen Dank für Ihren

Einsatz. Was sie vor und während der Pandemie

und auch jetzt leisten – und das seit vielen

Jahren – erfüllt uns mit Freude und Stolz.

Auf hoffentlich noch viele weitere Jahre!

so der Kreisgeschäftsführer Frieder Frischling

Impressum

Herausgeber

Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Stuttgart e.V.,

Hoffentlich kann eine nachträgliche, offizielle Ehrung im Jahr 2021 nachgeholt

werden.

Reitzensteinstr. 9, 70190 Stuttgart

Gestaltung

AD Stuttgart

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Unsere Grundsätze

Menschlichkeit

Die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung,

entstanden aus dem Willen, den Verwundeten

der Schlachtfelder unterschiedslos Hilfe zu leisten, bemüht

sich in ihrer internationalen und nationalen Tätigkeit,

menschliches Leiden überall und jederzeit zu

verhüten und zu lindern. Sie ist bestrebt, Leben und

Gesundheit zu schützen und der Würde des Menschen

Achtung zu verschaffen. Sie fördert gegenseitiges

Verständnis, Freundschaft, Zusammenarbeit und

einen dauerhaften Frieden unter allen Völkern.

Unabhängigkeit

Die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung ist unabhängig.

Wenn auch die Nationalen Gesellschaften

den Behörden bei ihrer humanitären Tätigkeit als

Hilfsgesellschaften zur Seite stehen und den jeweiligen

Landesgesetzen unterworfen sind, müssen sie

dennoch eine Eigenständigkeit bewahren, die ihnen

gestattet, jederzeit nach den Grundsätzen der Rotkreuz-

und Rothalbmond-Bewegung zu handeln.

Unparteilichkeit

Die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung unterscheidet

nicht nach Nationalität, Rasse, Religion, sozialer

Stellung oder politischer Überzeugung. Sie ist

einzig bemüht, den Menschen nach dem Maß ihrer

Not zu helfen und dabei den dringendsten Fällen den

Vorrang zu geben.

Neutralität

Um sich das Vertrauen aller zu bewahren, enthält sich

die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung der Teilnahme

an Feindseligkeiten wie auch, zu jeder Zeit, an

politischen, rassischen, religiösen oder ideologischen

Auseinandersetzungen.

Freiwilligkeit

Die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung verkörpert

freiwillige und uneigennützige Hilfe ohne jedes

Gewinnstreben.

Einheit

In jedem Land kann es nur eine einzige Nationale

Rotkreuz- oder Rothalbmond-Gesellschaft geben.

Sie muss allen offen stehen und ihre humanitäre

Tätigkeit im ganzen Gebiet ausüben.

Universalität

Die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung ist weltumfassend.

In ihr haben alle Nationalen Gesellschaften

gleiche Rechte und die Pflicht, einander zu helfen.

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