im im Video Video E-Paper E-Paper COMICZEICHNER RALF KÖNIG IM WESTERNFIEBER LUCKY LUKE-HOMMAGE „ZARTER SCHMELZ” 12 TITEL
Morris, der Schöpfer von Lucky Luke, schrieb 1946 mit seinem erschienenen Western-Comic „Arizona 1880“ Geschichte. Ein bis dato 75 Jahre währender Welterfolg, der heute vom Zeichner Achdé weitergeführt wird. Und zum Jubiläum widmet Comiczeichner Ralf König dem Mustercowboy die Hommage „Zarter Schmelz“ als Hardcover- und Softcover-Ausgabe. Gemeinsam mit dem Autor blicken wir hinter die Kulissen dieser außergewöhnlichen Zusammenarbeit mit lila Kühen, Sitting Butch und zartbitteren Gerüchten. Sie sind am <strong>08</strong>. <strong>August</strong> 1960 geboren. Haben sie sich als Kind schon für Comics interessiert, diese gelesen und gesammelt? Und wenn ja, welche. Eher Abenteuercomics wie zum Beispiel Sigurd, Nick, Silberpfeil oder Bessy. Oder eher klassische Funnies wie Micky Maus, Fix & Foxi, Tim und Struppi, Asterix oder Lucky Luke? Das alles, außer Tim und Struppi. Damit kam ich nicht klar, fand ich langweilig. Aber sonst habe ich so ziemlich alle Comics gelesen, die mir damals in die Finger kamen. Mit 11 entdeckte ich dann Robert Crumbs „Fritz the Cat“. Und dazu die Pornos meines Vaters im Nachtschrank! Da war dann klar, dass ich Comics für Erwachsene zeichnen will. Für einen 11jährigen ein bemerkenswertes Ziel. Von 1981 bis 1986 haben Sie an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf Freie Kunst studiert. Hatten Sie dort ihren individuellen Stil bereits gefunden und final entwickelt? Ich tastete mich damals an meinen Stil heran. Ich war sehr beeindruckt von Claire Bretecher, die große Französin, „Die Frustrierten“ und so. In der Kunstakademie hatte man mir die Comics austreiben wollen, also habe ich tagsüber scheinbar in Ölmalerei und Bühnenbild gemacht, und abends hatte ich Zeit für meine ersten Comicalben „Schwulcomix“ 1-4, damals beim kleinen schwulen Rosa Winkel Verlag in Berlin. Als das Studium zu Ende ging, hatte ich den „Bewegten Mann“ fertig und startete damit durch. Das hat alles mit einigem Glück und Geschmeidigkeit geklappt. 13 Comic, Graphic Novel, Comic-Roman, Kurzgeschichten. Brauchen Sie diese Abwechslung um sich künstlerisch zu 100 Prozent auszuleben. Und gibt es diesbezüglich eine Wertigkeit? Für mich sind das alles Comics. Ob ich lange oder kurze Geschichten erzähle, für mich gibt es diese Etikettierung nicht. Im Gegenteil, mir sind die Graphic Novels derzeit zu anspruchsvoll. Ich weiß nicht, wen die Lebensgeschichte von Otto von Bismarck als Graphic Novel interessiert. Ich bin, wie gesagt, eher geprägt vom Underground-Stoff damals. Das waren für mich Comics für Erwachsene, wegen des Schweinkramfaktors, nicht für die Bildung. Mit welchen der von ihnen gezeichneten schwulen Charaktere könne Sie sich am meisten identifizieren? In allen ausgedachten Figuren steckt etwas vom jeweiligen Autor drin, würde ich sagen, aber klar, Konrad und Paul sind oft sehr nah dran an mir, so unterschiedlich die beiden auch sind. Ich pendele oft zwischen Vernunft und Rock’ n Roll hin und her. Sie haben sich stets gegen Vorurteile gegenüber der LGBT-Gemeinschaft engagiert. Was steht dabei für Sie aktuell im Vordergrund? Ich zeichne seit 40 Jahren schwule Comics, weil ich schwul bin und die Geschichten damit zwangsläufig auch. Wenn die Geschichten bei nichtschwulen Lesern einen aufklärerischen Effekt haben, lasse ich mir das gern gefallen, aber es war nie meine Intention. Ok, vielleicht hier und da etwas provozieren, aber immer mit Selbstironie und Humor! Ich will möglichst lustige Geschichten erzählen, nicht unbedingt aufklären, und das ist wahrscheinlich der Grund, warum so viele Heteros es lesen. TITEL