ML_04//2021 Die neue Orgel in der Tonhalle Zürich (1)
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Konzertsäle<br />
betrachtet – wie die e<strong>in</strong>zelnen Gänge e<strong>in</strong>es<br />
Gourmet-Menüs <strong>der</strong> besten Art im<br />
Hatten die Säle <strong>der</strong> Musikkollegien die<br />
Ansprüche vorab an e<strong>in</strong> entsprechendes Kasten unten zeigen.<br />
Vere<strong>in</strong>slokal zu erfüllen, bedurfte es später<br />
grösseren Räumen, die auch Gästen – Orchester-Angelegenheiten und e<strong>in</strong><br />
zunächst und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e den Damen Fest<br />
<strong>der</strong> Kollegiumsmitglie<strong>der</strong> – Platz bieten <strong>Die</strong> Begleitaufgaben <strong>in</strong> Oratorien mit diesen<br />
Ausmassen und Anfor<strong>der</strong>ungen s<strong>in</strong>d<br />
konnten. 1806 wird für diesen Zweck das<br />
Cas<strong>in</strong>o erbaut, das den zu kle<strong>in</strong> gewordenen<br />
Saal im Kornhaus als Konzertlokal wenn Ouvertüren o<strong>der</strong> gar S<strong>in</strong>fonien auf<br />
erheblich gross. Ganz abgesehen davon,<br />
<strong>der</strong> Stadt <strong>Zürich</strong> ersetzt. 1834 wird das dem Programm stehen. <strong>Zürich</strong> behilft sich<br />
Theater eröffnet und 1868 folgt die – zunächst mit dem ad hoc Zuzug von auswärtigen<br />
Kräften, doch auf die Länge ist<br />
nachmalige «alte» – <strong>Tonhalle</strong> am See.<br />
das – nicht zuletzt auch f<strong>in</strong>anziell – we<strong>der</strong><br />
Menüs<br />
verantwortbar noch tragbar. So nimmt<br />
Wurde selbstverständlich auch im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Zusammenkünfte <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> gegründeter Orchestervere<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Tätig-<br />
im Rahmen <strong>der</strong> AMG <strong>Zürich</strong> dessen neu<br />
Musikkollegien gesungen, kommt es <strong>in</strong> keit 1862 auf.<br />
<strong>der</strong> folgenden Zeitspanne zu weiteren Und dann rüstet sich die Limmatstadt zur<br />
Gründungen von S<strong>in</strong>ggeme<strong>in</strong>schaften Durchführung des Schweizer Musikfestes<br />
und Chören, wobei das 1805 von Hans von 1867. Das alte Kornhaus wird zur<br />
Georg Nägeli (1773–1836) <strong>in</strong>itiierte Zürcher<br />
S<strong>in</strong>g<strong>in</strong>stitut als «Brandbeschleuniger» und Sänger nehmen teil und e<strong>in</strong> Orches-<br />
<strong>Tonhalle</strong> umgebaut, 603 Sänger<strong>in</strong>nen<br />
im positiven S<strong>in</strong>n wirkt. Nur vor e<strong>in</strong>em ter mit 101 Mann steht zur Verfügung.<br />
solchen H<strong>in</strong>tergrund ist die Realisation Friedrich Hegar ist Chefdirigent, <strong>der</strong> Kirchenmusiker<br />
Theodor Kirchner dessen<br />
von grossen konzertanten kirchenmusikalischen<br />
Aufführungen möglich, die Stellvertreter und im Komitee arbeiten<br />
sich – für die Jahre von 1812 bis um 1850 unter an<strong>der</strong>en Karl Attenhofer und Ignaz<br />
Johann He<strong>in</strong>rich Rolle 1716–1785 Lazarus<br />
Georg Friedrich Händel 1685–1759 Samson / Der Messias<br />
Franz Joseph Haydn 1732–1809 <strong>Die</strong> Schöpfung /<br />
<strong>Die</strong> Sieben Worte des Erlösers<br />
Wolfgang Amadeus Mozart 1756–1791 Requiem<br />
Ludwig van Beethoven 1770–1827 C-Dur-Messe / Christus am Ölberg<br />
Friedrich Schnei<strong>der</strong><br />
1786–1853 <strong>Die</strong> Sündflut<br />
Johann Gottfried Schicht 1753–1823 Das Ende des Gerechten<br />
Sigismund Ritter von Neukomm 1778–1858 Christi Grablegung<br />
Ferd<strong>in</strong>and von Hiller<br />
1811–1885 <strong>Die</strong> Zerstörung Jerusalems<br />
Felix Mendelssohn Bartholdy 1809–1847 Elias/Paulus/Lobgesang<br />
Louis Spohr 1784–1859 <strong>Die</strong> letzten D<strong>in</strong>ge /<br />
Des Heilands letzte Stunde<br />
Robert Schumann<br />
1810–1856 Das Paradies und die Peri<br />
Carl Greith<br />
1828–1887 Der Heilige Gallus<br />
<strong>Die</strong> <strong>Tonhalle</strong>-<strong>Orgel</strong> von Johann Nepomuk Kuhn<br />
(Opus 20, 1872, II/P/31)<br />
Heim mit. Der positive Schwung, den<br />
das Fest auslöst, wird ausgenützt: <strong>Zürich</strong><br />
erhält 1868 se<strong>in</strong>e <strong>Tonhalle</strong>-Gesellschaft;<br />
<strong>der</strong> schon genannte Friedrich Hegar wird<br />
zum Kapellmeister gewählt. Am Tag <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>weihung des <strong>neue</strong>n Pavillons bei <strong>der</strong><br />
<strong>Tonhalle</strong>, am 23. August, f<strong>in</strong>det das E<strong>in</strong>weihungskonzert<br />
unter Mitwirkung des<br />
<strong>Tonhalle</strong>-Orchesters, des Sängervere<strong>in</strong>s<br />
Harmonie, <strong>der</strong> Männerchöre <strong>Zürich</strong> und<br />
Aussersihl statt.<br />
<strong>Orgel</strong> <strong>der</strong> alten <strong>Tonhalle</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Tonhalle</strong> auf dem Zürcher Sechseläutenplatz<br />
entwickelt sich zu e<strong>in</strong>em musikalischen<br />
Magnet – im Sommer mit eher<br />
unterhaltenden Programmen, im W<strong>in</strong>ter<br />
mit den angesagtesten Werken bekannter<br />
Komponisten. Als 1870 das Deutsche Requiem<br />
von Johannes Brahms – 1868 komponiert!<br />
– erstmals <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> aufgeführt<br />
wird, ist die <strong>Tonhalle</strong> zum Bersten voll.<br />
Und als 1871 Beethovens Missa solemnis<br />
als vollständige(!) Schweizer Erstaufführung<br />
erkl<strong>in</strong>gt, f<strong>in</strong>den sich im Publikum<br />
Foto: Archiv <strong>Orgel</strong>bau Kuhn AG, Männedorf