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bull_10_05_Jugend

Credit Suisse bulletin, 2010/05

Credit Suisse bulletin, 2010/05

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Seit 1895 das Magazin der Credit Suisse Nummer 5 Dezember 20<strong>10</strong><br />

<strong>Jugend</strong><br />

Mit dem erstmals ermittelten <strong>Jugend</strong>barometer<br />

schliesst die Credit Suisse eine gesellschaftspolitische<br />

Wissenslücke. Die Umfrage wurde in der<br />

Schweiz, in den USA und in Brasilien durchgeführt.<br />

Sudan Junge IKRK-Delegierte vor ihrem ersten Einsatz<br />

England Mit harten Bandagen für den Frieden kämpfen<br />

Malawi Neues Projekt der Roger Federer Foundation<br />

<strong>bull</strong>etin plus Sorgenbarometer


Panamakanal<br />

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2.Tag: Stadtrundfahrt Miami, anschliessend Transfer zum Hafen<br />

von Fort Lauderdale. Einschiffen, Auslaufen 16.30h<br />

3.Tag: Auf See<br />

4.Tag: Auf See<br />

5.Tag: Cartagena (Kolumbien) 07.00-15.00h<br />

6.Tag: Colon (Panama) 09.00-19.00h<br />

7.Tag: Panamakanal<br />

8.Tag: Auf See<br />

9.Tag: Puntarenas (Costa Rica) 07.00-19.00h<br />

<strong>10</strong>.Tag: Auf See<br />

11.Tag: Puerto Quetzal (Guatemala) 07.00-16.00h<br />

12.Tag: Auf See<br />

13.Tag: Acapulco (Mexiko)<br />

07.00-17.00h<br />

14.Tag: Auf See<br />

15.Tag: Cabo San Lucas (Mexiko) 07.00-15.00h<br />

16.Tag: Auf See<br />

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Acapulco oder eine Einführung in die Mexikanische Küche<br />

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Hauptrestaurant, mehrere Spezialitätenrestaurants (gegen Aufpreis), Cafés und Bars.<br />

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KREUZFAHRTEN WELTWEIT


Editorial 3<br />

Es ist unerlässlich, die jungen Menschen in die Politik, die Programme und<br />

Entscheidungsprozesse mit einzubeziehen, die ihrer eigenen und unserer Zukunft<br />

zugutekommen können. Diese Forderung stellte UNO-Generalsekretär<br />

Ban Ki-moon im August 20<strong>10</strong> in New York anlässlich der Eröffnung des Internationalen<br />

Jahrs der <strong>Jugend</strong>.<br />

kooaba<br />

kooaba erkennt Fotos von CDs, Büchern<br />

und Zeitungen und liefert Infos aus dem Web.<br />

Doch wichtigste Grundvoraussetzung, um diese Herausforderung ernst zu nehmen,<br />

ist ein besseres Verständnis der <strong>Jugend</strong>. Deshalb lancierte die Credit Suisse das<br />

internationale <strong>Jugend</strong>barometer, das den Anliegen von <strong>Jugend</strong>lichen zwischen 16<br />

und 25 Jahren in der Schweiz, in den USA und in Brasilien auf den Grund geht. Diese<br />

in ihrer Art einzigartige Studie ist eine konsequente Erweiterung des Credit Suisse<br />

Sorgenbarometers, das in der Schweiz seit über drei Jahrzehnten erhoben wird.<br />

Credit Suisse und <strong>Jugend</strong> – das passt zusammen, obwohl wir ein Unternehmen mit<br />

einer 150-jährigen Geschichte sind. Unser Ziel, eine der angesehensten Banken<br />

der Welt zu werden, können wir nur erreichen, wenn wir die weltweit besten<br />

Talente gewinnen und an uns binden können. Es freut mich deshalb sehr, dass wir<br />

in der Schweiz die Zahl der Lehrstellen innerhalb von drei Jahren um 25 Prozent<br />

erhöhen und dass wir unsere Lernenden auch nach Abschluss ihrer Grundausbildung<br />

fast ausnahmslos weiterbeschäftigen. Ein wichtiges Argument, nicht zuletzt<br />

für Mittel- und Hochschulabsolventen, sind die weltweiten Weiterbildungsmöglichkeiten,<br />

die wir unseren Mitarbeitenden bieten können. Im vergangenen Jahr<br />

lancierten wir zudem in der Schweiz eine breit angelegte Kampagne zur Bekämpfung<br />

der wachsenden <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit.<br />

Foto: Credit Suisse<br />

Gold Winner<br />

Gold Winner<br />

Preisträger<br />

Der Credit Suisse ist es ganz generell ein grosses Anliegen, möglichst vielen<br />

<strong>Jugend</strong>lichen – nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit – bessere Zukunftsperspektiven<br />

zu bieten. Dieses Ziel streben wir mit unserer globalen Bildungsinitiative<br />

an, deren breite Ausrichtung wir in diesem Heft unter anderem am Beispiel<br />

unserer Partnerschaft mit Worldfund veranschaulichen. Bei allen unseren Anstrengungen,<br />

unsere gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen, arbeiten wir<br />

mit kompetenten Partnerorganisationen zusammen. Dazu gehört seit 2009 auch die<br />

Roger Federer Foundation, die mit den zusätzlichen Mitteln aus der Partnerschaft<br />

mit der Credit Suisse ein neues Projekt im Bereich der frühkindlichen Entwicklung<br />

und Bildung in Malawi initiiert hat.<br />

Abschliessend nochmals zurück zum Credit Suisse <strong>Jugend</strong>barometer: Bei den<br />

Resultaten sticht für mich eine Erkenntnis heraus. Die <strong>Jugend</strong>lichen in allen drei<br />

Ländern betonten zwei gemeinsame Hauptanliegen: Sie möchten ein gutes<br />

Familienleben beziehungsweise eine gute Partnerschaft führen und als Persönlichkeit<br />

respektiert werden. Es ist unser Ziel, ein Arbeitgeber zu sein, der jungen<br />

Menschen in aller Welt dabei hilft, ihre universellen Träume wahr werden zu lassen.<br />

Pamela Thomas-Graham, Chief Talent, Branding and Communications Officer und Mitglied der Geschäftsleitung


Inhalt 5<br />

Coverfoto: Mathias Hofstetter | Foto: Gerry Amstutz<br />

<strong>10</strong><br />

<strong>Jugend</strong> Letztes Jahr widmete das <strong>bull</strong>etin seine Jahresendausgabe<br />

dem Thema «Verantwortung». Nun richtet<br />

es sein Augenmerk ganz auf die <strong>Jugend</strong>. Neben dem<br />

ex klu siven Credit Suisse <strong>Jugend</strong>barometer werden auch<br />

verschiedene <strong>Jugend</strong>projekte vorgestellt, die die Credit<br />

Suisse insbe sondere im Bereich Bildung unterstützt.<br />

6 _ Fotoreportage Zehn zentrale Fragen an <strong>Jugend</strong>liche<br />

aus aller Welt – zehn prägnante Antworten.<br />

<strong>10</strong> _ <strong>Jugend</strong>barometer Schweiz Spannende Einblicke<br />

in die Welt der Facebook-Generation.<br />

18 _ <strong>Jugend</strong>barometer International Was <strong>Jugend</strong>liche<br />

in Brasilien und in den USA denken.<br />

20 _ Demografie Kann die «nächste Generation» den<br />

Wohlstand unserer Gesellschaft sichern?<br />

24 _ Milos Forman Die frühen Jahre des Regisseurs waren<br />

geprägt durch Nationalsozialismus und Kommunismus.<br />

27 _ Sorgenbarometer Die wichtigsten Resultate übersichtlich<br />

zusammengefasst in unserem <strong>bull</strong>etin plus.<br />

Credit Suisse<br />

28 _ News Aktuelle Bildungs- und Nachhaltigkeitsprojekte<br />

in allen Geschäftsregionen<br />

30 _ IKRK Livia Hadorn steht als IKRK-Delegierte<br />

vor ihrem ersten Einsatz<br />

34 _ Worldfund Brasiliens Wirtschaft benötigt<br />

besser ausgebildete Arbeitskräfte<br />

36 _ Fight for Peace Wie <strong>Jugend</strong>liche übers<br />

harte Boxtraining zu sich selber fi nden<br />

39 _ Junior Achievement Weltweit Wissen über<br />

die Finanzwelt vermitteln<br />

40 _ Child’s Dream Unterstützung für benachteiligte<br />

Studierende in Südostasien<br />

42 _ SRK Integrationsprogramm für <strong>Jugend</strong>liche<br />

in der Schweiz<br />

44 _ terre des hommes imagine – ein internationales<br />

Festival gegen den Rassismus<br />

48 _ Bekämpfung <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit Zwischenbilanz<br />

einer Initiative mit sieben Partnern<br />

49 _ Risikokapital SVC-AG für KMU Risikokapital<br />

will Arbeitsplätze schaffen und erhalten<br />

50 _ Informationstechnologie Schlüsselbranche<br />

kämpft um Anerkennung und Talente<br />

Roger Federer Foundation in Malawi<br />

53 _ Interview Der Tennisprofi erzählt, warum<br />

er eine eigene Stiftung gegründet hat<br />

55 _ Bildungsprojekt 92 000 Kinder in Malawi<br />

sollen direkt oder indirekt profi tieren<br />

56 _ Länderporträt Malawi – dreimal so gross wie<br />

die Schweiz und weitgehend unbekannt<br />

58 _ Wirtschaft Potenzial kann nur mit besserer<br />

Bildung ausgeschöpft werden<br />

Leader-Gesprächsrunde<br />

60 _ Fünf Persönlichkeiten Roger Federer,<br />

Yvonne Polloni (infoklick.ch), Laura Crivelli<br />

(Vertreterin der Schweizer <strong>Jugend</strong> an der<br />

UNO), Nicola Stecher (Automobilmechanikerlehrling)<br />

und Hans-Ulrich Doerig (Verwaltungsratspräsident<br />

der Credit Suisse Group)<br />

äussern sich offen zu Fragen rund ums<br />

Thema <strong>Jugend</strong>.<br />

Schlusspunkt<br />

66 _ Bildungspolitik Fritz Gutbrodt: «<strong>Jugend</strong> ist<br />

mehr als eine Altersbezeichnung.»<br />

Service<br />

51 _ Impressum<br />

Der Forest Stewardship Council (FSC) setzt mit <strong>10</strong> Prinzipien und Kriterien den Standard für eine umwelt- und<br />

sozialver trägliche Waldbewirtschaftung. Schweizer Papier (Z-Offset, mit 30% FSC-Anteil), aus europäischem Zellstoff,<br />

hergestellt von der ISO-14001-zertifi zierten Ziegler Papier AG, Grellingen.<br />

Ihr Link zu unserem Know-how: www.credit-suisse.com/<strong>bull</strong>etin


6 <strong>Jugend</strong> Fotoreportage<br />

Daniela Peer<br />

19 Jahre / Ftan, Schweiz<br />

«Zurzeit mache ich meine Matur.<br />

Als Abschlussarbeit habe ich<br />

einen Schuh designt. Wann<br />

immer möglich spiele ich<br />

Fussball in dem Frauenteam, das<br />

ich zusammen mit Kolleginnen<br />

gegründet habe.»<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Das ist meine Zukunft<br />

Darauf bin ich stolz<br />

Damit verbringe ich die meiste Zeit<br />

Das ist mein Traum<br />

Darauf kann ich nicht verzichten<br />

Ich weiss nicht, was mir meine Zukunft<br />

bringen wird, aber in jedem Fall will ich in meinem<br />

Leben immer eine Herausforderung haben.<br />

1<br />

6 Seit Kurzem vom Gitarrenspielen.<br />

An unserer Schule hatte es kaum Frauen,<br />

die Fussball spielten. Wir konnten aber<br />

einige überzeugen mitzumachen und daraus<br />

entstand dann unser Fussballteam.<br />

2<br />

7 Das Wissen der Menschheit<br />

und die Folgen davon.<br />

Mit Fussball spielen, Sprachen lernen,<br />

Musik machen.<br />

3<br />

8 Für meine Fussballsachen und für Kleider.<br />

Meinen Weg zu gehen und das zu erreichen,<br />

was ich mir vornehme.<br />

Auf die Natur: Mit ihr bin ich aufgewachsen,<br />

ohne sie zu leben, kann ich mir nicht vorstellen.<br />

4<br />

5<br />

9 Meine Eltern und meine Schwester.<br />

<strong>10</strong> Zu wissen, dass mir immer jemand<br />

die Hand reicht, um mich hochzuziehen,<br />

wenn ich unten bin.<br />

Portraits: Thomas Stöckli | Fotos: Daniela Peer | Julien Sandoz<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


Fotoreportage <strong>Jugend</strong> 7<br />

Julien Sandoz<br />

23 Jahre / Genf, Schweiz<br />

«Ich arbeite als Entwickler von<br />

Uhrwerken bei einer Manufaktur<br />

in Genf. Meine Leidenschaft gilt<br />

dem Sport, besonders dem<br />

Motorsport. Meine Familie und<br />

meine Freunde sind mir<br />

wichtig, sie motivieren mich,<br />

Tag für Tag weiterzukommen.»<br />

Davon bin ich (im Moment) fasziniert<br />

Das macht mir Angst<br />

Dafür gebe ich am meisten Geld aus<br />

Diese Personen bedeuten mir am meisten<br />

Das bedeutet Hoffnung für mich<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

<strong>10</strong><br />

In meiner Arbeit Erfolg haben und<br />

mein Leben in Genf aufbauen.<br />

1<br />

6 Von jeder Art von Motorsport, besonders vom<br />

Motorradsport. Neben der schönen Mechanik und<br />

dem Wettkampf fasziniert mich dort vor allem der<br />

Sportsgeist der Teilnehmer.<br />

Auf das Gelingen meiner schulischen Laufbahn,<br />

die mir – vor nunmehr einem Jahr – zu einer<br />

guten Arbeitsstelle bei der Manufaktur Roger<br />

Dubuis verholfen hat.<br />

2<br />

7 Die Zeit, die vergeht. Auch wer in der Uhrenindustrie<br />

arbeitet, kann nichts gegen die Zeit bewirken.<br />

Mit meiner Arbeit, bei der ich mich stark<br />

einbringe, und vielen Sportarten.<br />

3<br />

8 Für Fahrspesen: den Arbeitsweg<br />

oder um meine Familie, meine Freundin<br />

und die Freunde zu besuchen.<br />

Wie ein Vogel fliegen oder mich irgendwohin<br />

beamen zu können. Und etwas<br />

realistischer: auf persönlicher und beruflicher<br />

Ebene im Leben Erfolg zu haben.<br />

4<br />

9 Meine Familie und meine Freundin.<br />

Auf meinen Computer ! Er ist mein<br />

Arbeitsgerät und mit seiner Hilfe<br />

pflege ich den Kontakt mit meinen<br />

Freunden und der Familie.<br />

5<br />

<strong>10</strong> Die Lust und die Motivation,<br />

die an meinem Arbeitsplatz herrschen –<br />

sie lassen mich auf eine gute<br />

Zukunft hoffen.<br />

Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>


8 <strong>Jugend</strong> Fotoreportage<br />

Carlo Mina<br />

18 Jahre / Ponte Brolla, Schweiz<br />

«Ich liebe den Winter und den Schnee.<br />

In den Bergen – beim Skifahren –<br />

fühle ich mich leicht und frei. Ins<br />

Fotografieren investiere ich viel Freizeit,<br />

ich möchte gerne richtig gut werden<br />

darin. Noch aber geht mein Wirtschaftsstudium,<br />

das ich in Locarno<br />

absolviere, vor.»<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Das ist meine Zukunft<br />

Darauf bin ich stolz<br />

Damit verbringe ich die meiste Zeit<br />

Das ist mein Traum<br />

Darauf kann ich nicht verzichten<br />

Die Fotografie! Zurzeit kann ich mir für<br />

meine Zukunft nichts anderes vorstellen.<br />

1<br />

6 Von allem, das mit Fliegen, Himmel<br />

und Luft zu tun hat. Denn: Ist das nicht der<br />

älteste Traum der Menschheit ?<br />

Auf meine guten Schulnoten.<br />

2<br />

7<br />

Luftverschmutzung, Ölkatastrophen,<br />

globale Erwärmung, Verkehr. Ich hoffe,<br />

dass die Kinder unserer Generation<br />

trotz dieser Dinge noch unberührte Natur<br />

erleben werden können.<br />

Wie die meisten meiner Kollegen verbringe<br />

ich viel Zeit in meinem Zimmer.<br />

3<br />

8 Für mein erstes und grosses Hobby: Skifahren.<br />

Ein Chalet weit weg von der Stadt, hoch oben in den<br />

Bergen, die ich liebe. Dort wäre ich frei von allen<br />

Gedanken und ich könnte mit den Menschen, die ich<br />

am meisten mag, viel Spass haben.<br />

Mich mit meinen Freunden auf einen Drink<br />

zu treffen, am Wochenende auszugehen und<br />

über die Probleme des Lebens zu lachen.<br />

5<br />

4<br />

9 Meine Familie und meine Freundin.<br />

<strong>10</strong> Wunderschöne Dinge wie Liebe, blauer<br />

Himmel, Regenbogen und Wildtiere.<br />

Portraits: Thomas Stöckli | Fotos: Carlo Mina | Eva Wettler<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


Fotoreportage <strong>Jugend</strong> 9<br />

Eva Wettler<br />

23 Jahre / Zürich, Schweiz<br />

«Mein Labrador ist mein Ein<br />

und Alles, mit ihm bin ich oft in<br />

der Natur. Kochen und Backen<br />

sind meine grossen Hobbys.<br />

Ich bin gelernte Pharmaassistentin,<br />

aber zurzeit orientiere<br />

ich mich beruflich neu.»<br />

Davon bin ich (im Moment) fasziniert<br />

Das macht mir Angst<br />

Dafür gebe ich am meisten Geld aus<br />

Diese Personen bedeuten mir am meisten<br />

Das bedeutet Hoffnung für mich<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

<strong>10</strong><br />

Meine Zukunft liegt vor mir, ich kann<br />

sie aber noch nicht genau sehen.<br />

Deshalb gilt für mich: Der Weg ist das Ziel.<br />

1<br />

6 Von der Liebe, die bis ins hohe Alter hält.<br />

Auf meine Hündin. Dass sie sich so<br />

gut entwickelt hat und so geworden ist,<br />

wie sie ist.<br />

2<br />

7 Alleine im Dunkeln zu tappen,<br />

vor verschlossenen Türen zu stehen.<br />

In meinem Zimmer oder Bett.<br />

3<br />

8 Für feines Essen und gute Zutaten<br />

zum Kochen und Backen.<br />

Das Reisen.<br />

4<br />

9 Meine Freunde.<br />

Auf meine Lieblingsmusik und meine Lebensfibel,<br />

das «Handbuch des Kriegers des Lichts»<br />

von Paulo Coelho.<br />

5<br />

<strong>10</strong> Ein Karussell: Die Hoffnung erschliesst<br />

sich für mich darin, dass das Leben immer<br />

weitergeht, sich alles weiterdreht.<br />

Redaktion: Regula Brechbühl<br />

Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>


<strong>10</strong> <strong>Jugend</strong> <strong>Jugend</strong>barometer Schweiz<br />

Mit Pizza am Handy<br />

und im Internet<br />

Das erstmals erhobene Credit Suisse <strong>Jugend</strong>barometer widmet sich den 16- bis 25-jährigen<br />

Einwohnerinnen und Einwohnern unseres Landes. Was ist bei ihnen in, was out ? Wie<br />

stellen sie sich zu den Chancen und Gefahren von Facebook? Streben sie eine berufliche<br />

Karriere an, und wie sieht ihr idealer Arbeitgeber aus?<br />

Von Andreas Schiendorfer und Mandana Razavi<br />

Der grosse gemeinsame Nenner bei den in der Schweiz lebenden<br />

<strong>Jugend</strong>lichen sind neben Elementen der Cyberwelt wie SMS und<br />

Facebook, E-Mail und Smartphone vor allem Pizza und Pasta, die<br />

man nicht selten vor dem Fernsehapparat geniesst, am ehesten beim<br />

Anschauen einer Fernsehserie. Die <strong>Jugend</strong>lichen machen so oft als<br />

möglich Ferien im Ausland und besuchen regelmässig Clubs oder<br />

private Parties und laden sich gerne Musik und Filme aus dem Netz<br />

herunter. Bei alledem sind sie gesundheits- und körperbewusst.<br />

Sport und Fitness stehen bei ihnen hoch im Kurs, die Ernährung soll<br />

gesund sein, man kleidet sich gerne modisch, aber, dem Portemonnaie<br />

angepasst, doch eher günstig. Letztlich geht es den <strong>Jugend</strong>lichen<br />

darum, sich selbst zu sein, sich selbst zu verwirklichen.<br />

Diese Schilderung der <strong>Jugend</strong>lichen enthält keine grossen Überraschungen,<br />

man ist versucht, sie als oberflächlich und klischeehaft<br />

zu bezeichnen. Indes sie stimmt. Alle erwähnten Eigenschaften werden<br />

im Credit Suisse <strong>Jugend</strong>barometer von mindestens 80 Prozent<br />

der Befragten als «in» bezeichnet. In die Top Twenty der aktuellen<br />

Trends schafften es auch Fussball, House und Electro Music sowie<br />

der öffentliche Verkehr, der wohl in kaum einem anderen Land bei<br />

<strong>Jugend</strong>lichen eine derart hohe Akzeptanz geniesst.<br />

Insgesamt 35 Stichworte wurden von mehr als zwei Dritteln<br />

der <strong>10</strong>11 online befragten <strong>Jugend</strong>lichen als trendy eingestuft, deren<br />

52 noch von einer Mehrheit. Dabei wird manifest, dass Trends durchaus<br />

widersprüchlich sein können. So werden zwar neben einer gesunden<br />

Ernährung (Rang 13/82%) auch Bioprodukte (Rang 45/56%)<br />

geschätzt, aber doch deutlich weniger als Fast Food (Rang 25/76%).<br />

Neben den bereits angesprochenen italienischen Spezialitäten (Rang<br />

2/93%) ist auch Asiatisches (Rang 25/76%) beliebt, während vegetarisches<br />

Essen doch eher eine Spezialität der vorangegangenen<br />

Generationen zu sein scheint, ohne aber deswegen gleich als ><br />

1 Fitness und Fussball sind im Trend<br />

Welche Sportarten bei den <strong>Jugend</strong>lichen als in gelten, zeigt die Grafik.<br />

Doch was üben sie tatsächlich aus? Wellness (56%), Fitness (52%),<br />

Skifahren (46%), Snowboard (44%), Fussball und Wandern (41%).<br />

2 Sparen fürs eigene Haus<br />

Die meisten Schweizer <strong>Jugend</strong>lichen<br />

sind vorausschauend und vorsichtig,<br />

wie die finanziellen Trends zeigen.<br />

3 Die sieben Top-Trends<br />

Elemente der Cyberwelt sind besonders<br />

in und stehen an der Spitze von<br />

insgesamt 80 befragten Stichworten.<br />

88<br />

81<br />

80<br />

79<br />

73<br />

72<br />

71<br />

65<br />

65<br />

45<br />

44<br />

36<br />

85<br />

71<br />

67<br />

46<br />

25<br />

11<br />

Zustimmung in %<br />

0% 25% 50% 75%<br />

Sport allgemein<br />

Fitness-/Krafttraining<br />

Fussball<br />

Snowboarden<br />

Wellness<br />

Skifahren<br />

Jogging<br />

Biken / Radfahren<br />

Hip-Hop-Tanz<br />

Kitesurfen<br />

Inlineskaten<br />

Wandern<br />

Eigenes Haus /Eigene Wohnung besitzen e<br />

Regelmässig sparen<br />

Möchte später Vermögen besitzen<br />

Besitzt eine Kreditkarte<br />

Spendet wohltätigen Zwecken<br />

Legt Geld in Investmen<br />

t-Fonds an<br />

Legt Geld in Aktien an<br />

9<br />

95<br />

93<br />

92<br />

91<br />

90<br />

90<br />

89<br />

SMS<br />

Italienische Speisen<br />

S<br />

E-Mails<br />

Facebook<br />

Fernsehen<br />

Smartphone<br />

Ferien im Ausland<br />

s<br />

Fotos Seite 11–14: Gerry Amstutz<br />

f<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


<strong>Jugend</strong>barometer Schweiz <strong>Jugend</strong> 11<br />

A <strong>Jugend</strong>liche kleiden sich modisch und hören Popmusik<br />

Welchen Kleidungsstil bevorzugen die <strong>Jugend</strong>lichen beziehungsweise was darf die gewünschte Kleidung kosten?<br />

Und welche Musik gilt – neben länderspezifischen Genres – als in? Die Unterschiede nivellieren sich, wenn man untersucht,<br />

was die <strong>Jugend</strong>lichen wirklich spielen oder hören. Dann holen Klassik und Jazz auf. Die Vergleichswerte aus den USA und<br />

Brasilien stammen von der dort parallel durchgeführten Credit Suisse <strong>Jugend</strong>barometer-Umfrage (siehe S. 18).<br />

House/Electro<br />

Pop<br />

Pop<br />

81<br />

81<br />

78<br />

74<br />

62<br />

79<br />

67<br />

75<br />

78<br />

54<br />

68<br />

79<br />

43<br />

49<br />

50<br />

28<br />

48<br />

40<br />

80<br />

46<br />

76<br />

79<br />

74<br />

58<br />

78<br />

76<br />

81<br />

52<br />

60<br />

58<br />

25<br />

29<br />

32<br />

13<br />

29<br />

35<br />

Hat grosse Bedeutung für den <strong>Jugend</strong>lichen;<br />

Zustimmung in %<br />

0%<br />

25% 50% 75%<br />

Modisch – günstig<br />

Elegant<br />

Exklusiv – teuer<br />

Marken, die Kollegen tragen<br />

Marken, die kein Bekannter e trägt<br />

Praktisch – billig<br />

House /Electro<br />

Hip-Hop<br />

Pop<br />

Rock /Metal<br />

Jazz<br />

Klassik<br />

Schweiz<br />

USA<br />

Brasilien<br />

Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>


12 <strong>Jugend</strong> <strong>Jugend</strong>barometer Schweiz<br />

out bezeichnet werden zu müssen (Rang<br />

57/44%). Rund 60 Prozent der <strong>Jugend</strong>lichen<br />

möchten Kinder haben (Rang 42/59%)<br />

und diese gemeinsam mit dem Partner erziehen<br />

(Rang 38/64%). Darüber hinaus ist<br />

die Gleichstellung von Mann und Frau etwa<br />

gleich vielen <strong>Jugend</strong>lichen etwas Selbstverständliches<br />

(Rang 42/59%). Dies kann<br />

jedoch auch, basierend auf dem Wunsch<br />

der Selbstverwirklichung, viele sexuelle Erlebnisse<br />

(Rang 44/58%) beinhalten.<br />

Jazz- und Klassikfans als Outsider<br />

Hier gilt es nun aber einzuhaken und darauf<br />

hinzuweisen, dass es teilweise eine grosse<br />

Diskrepanz gibt zwischen dem, was die<br />

<strong>Jugend</strong>lichen in ihrem Umfeld als in erkennen<br />

und dem, was in ihrem eigenen Leben<br />

wirklich relevant ist. So nutzen nur ein Drittel<br />

der <strong>Jugend</strong>lichen die sexuelle Offenheit<br />

unserer Gesellschaft aktiv für sich selbst<br />

(Rang 53/33%). Ähnliche Unterschiede<br />

stellt man auch in der Musik fest. Deutlich<br />

mehr <strong>Jugend</strong>liche hören Popmusik (Rang<br />

14/78%) als House/Electro oder Hip-Hop,<br />

die sie aber doch als ausgesprochen in<br />

bezeichnen (siehe Grafik 3). Neben solchen<br />

als Trends gewissermassen «überschätzten»<br />

Genres treten solche, die im<br />

Leben einer respektablen Gruppe <strong>Jugend</strong>licher<br />

eine wichtige Rolle spielen, die aber<br />

sogar sie selbst eher als out ansehen –<br />

und sich damit als Outsider einstufen. Dies<br />

gilt insbesondere für die Klassik, die in der<br />

Trendtabelle abgeschlagen auf Rang 80<br />

(13%) liegt, aber in der «Realitätsliste»<br />

i mmerhin auf Rang 50 (35%). Und es trifft<br />

zu für weit verbreitete «normale» Tätigkeiten<br />

wie Wandern und, weniger prägnant,<br />

Briefeschreiben.<br />

Was als Trend angesehen wird, ist nicht<br />

zuletzt eine Frage der Vermarktung und<br />

des eigenen Willens. Mag sein, dass sich<br />

beispielsweise manch ein Jazzliebhaber<br />

(Rang 51/34%) in der Rolle des Spezialfalls<br />

gefällt und gar nicht trendy sein möchte.<br />

Bestimmten nach dem zweiten Weltkrieg<br />

fast ausschliesslich die USA – etwa mit Coca-<br />

Cola und Bluejeans – was im Trend liegt, hat<br />

sich das mittlerweile relativiert. Diese Vorreiterrolle<br />

anerkennen nur noch 53 Prozent der<br />

Befragten, deutlich mehr, nämlich 63 Prozent,<br />

sehen im Internet den bestimmenden Trendsetter.<br />

Zwar erreichen diese Trends die<br />

Schweiz mit etwas Verspätung, doch ist dies<br />

letztlich nicht gravierend, weil für die <strong>Jugend</strong>lichen<br />

Trends scheinbar weder in ihrem unmittelbaren<br />

Umfeld noch bei ihnen selbst eine<br />

grosse Rolle spielen. Vielleicht ist das die<br />

eigentliche Erkenntnis unserer Trendanalyse:<br />

Es ist im Trend, sich nicht mehr allzu stark von<br />

Trends beeinfl ussen zu lassen. <<br />

Internet oder<br />

Pendlerblatt:<br />

Was nutzt die <strong>Jugend</strong><br />

am häufigsten?<br />

Auch in der Schweiz erlebt das Internet<br />

mit seinen verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten<br />

einen wahren Siegeszug.<br />

Daneben bleiben aber das Mobiltelefon<br />

und nicht zuletzt die Gratiszeitungen<br />

von Bedeutung.<br />

Facebook verändert die Welt – oder doch<br />

nicht ? Obwohl 85 Prozent aller <strong>Jugend</strong>lichen<br />

in der Schweiz einen Facebook-Account<br />

haben, sind sich diese gar nicht einig darüber,<br />

ob die Internetplattform die Welt umgestaltet<br />

oder nicht: 46 Prozent denken<br />

eher ja, 47 Prozent eher nein. Fast gleich<br />

viele <strong>Jugend</strong>liche glauben sogar, bei Facebook<br />

handle es sich nur um einen vorübergehenden<br />

Trend.<br />

Die Studie macht deutlich, dass die <strong>Jugend</strong>lichen<br />

viele persönliche Daten in ihrem<br />

Mitgliederprofil für eine Teil-Öffentlichkeit<br />

sichtbar machen – doch wissen sie dies sehr<br />

wohl und nehmen es bewusst in Kauf (88%).<br />

Auch gaben drei Viertel der befragten Facebook-Mitglieder<br />

an, dieses Medium sei eher<br />

oberflächlich: Nur sechs Prozent wollen deshalb<br />

möglichst viele «Facebook-Freunde»<br />

haben, zudem kennen über vier Fünftel alle<br />

ihre Internetbekannten auch im realen Leben.<br />

Projektleiter Lukas Golder, gfs.bern, meint<br />

dazu: «Facebook mag für einen Teil der <strong>Jugend</strong><br />

ein vorübergehender Trend sein und die<br />

Welt nicht verändern. In der kurzen Zeit des<br />

Zur Erhebung des Credit Suisse <strong>Jugend</strong>barometers<br />

Für das Credit Suisse <strong>Jugend</strong>barometer befragte das Forschungsinstitut gfs.bern online<br />

insgesamt <strong>10</strong>11 in der Schweiz lebende <strong>Jugend</strong>liche im Alter zwischen 16 und 25 Jahren.<br />

Dies zwischen August und Oktober 20<strong>10</strong> und nach vorgängiger telefonischer Kontaktnahme.<br />

Damit unterscheidet sich die Erhebungsweise sehr stark von jener des Sorgenbarometers,<br />

wo ausschliesslich Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Angesicht<br />

zu Angesicht befragt werden. Der Forschungsbericht «Internet setzt globale Trends,<br />

löst aber die lokalen Probleme nicht » von gfs.bern, rund <strong>10</strong>0 verschiedene Grafiken sowie Bestehens hat die Plattform aber trotzdem<br />

vertiefende Auswertungen findet man unter www.credit-suisse.com/jugendbarometer. einen sehr bedeutenden Platz ergattert. ><br />

4 Wetter, Musik und regionale News<br />

Die <strong>Jugend</strong>lichen informieren sich regelmässig. Neben Wetter, Musik und Sport<br />

finden auch regionale Aktualitäten sowie Politik und Wirtschaft ein beachtliches<br />

Interesse. In der guten alten Zeit dürfte es kaum höher gewesen sein.<br />

5 Die wichtigen Informationsquellen<br />

Die von <strong>Jugend</strong>lichen genutzten Quellen (Mehrfachnennungen). Die Rangliste bei<br />

nur einer Hauptquelle: Gratiszeitung (25%), Fernsehen (21%), Internet-Newsseiten<br />

(18%), Radio (11%), bezahlte Zeitungen (8%), Facebook/soziale Netze (7%).<br />

61<br />

56<br />

54<br />

52<br />

43<br />

40<br />

39<br />

39<br />

35<br />

33<br />

29<br />

75<br />

70<br />

51<br />

49<br />

35<br />

30<br />

23<br />

22<br />

14<br />

14<br />

Zustimmung in %<br />

0% 25% 50% 75%<br />

Wetter<br />

Musik<br />

Regionale Aktualität<br />

Sport<br />

Politik<br />

Anlässe, Partys,<br />

Ausgehen<br />

Wirtschaft<br />

People / VIPs<br />

Neue Produkte/Marken<br />

Kultur<br />

Computer/Games<br />

Gratiszeitungen:<br />

«20 Minuten»,<br />

«Blick am Abend»<br />

TV<br />

Internet: Newsseiten/Zeitungsseiten<br />

Radio<br />

Internet: Facebook<br />

e<br />

Bezahlte Tageszeitungen<br />

Wochenzeitungen<br />

n<br />

News Apps auf Smartphones<br />

Internet: Blogs und Maildienste ie<br />

Internet: soziale Netzwerke<br />

Andere Quellen l<br />

9<br />

Schweiz<br />

USA<br />

Brasilien<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


<strong>Jugend</strong>barometer Schweiz <strong>Jugend</strong> 13<br />

B Facebook verändert die Welt – oder doch nicht ?<br />

93 Prozent der befragten <strong>Jugend</strong>lichen in Brasilien sind Mitglied bei Facebook. In den USA sind es 88 Prozent und in der<br />

Schweiz 85 Prozent. Die Cyberwelt kennt eben keine Grenzen. Und die Zustimmungsquote bei den Mitgliedern ist bei unseren<br />

Fragen rund um die Bedeutung von Facebook für sie ganz persönlich in den drei Ländern meistens ähnlich; aber man findet<br />

doch einzelne markante Unterschiede.<br />

Datenmissbrauch Freunde bewusst akzeptieren Freunde bewusst akzeptieren<br />

88<br />

85<br />

56<br />

83<br />

88<br />

87<br />

83<br />

71<br />

63<br />

72<br />

52<br />

53<br />

69<br />

68<br />

73<br />

63<br />

71<br />

76<br />

56<br />

50<br />

40<br />

47<br />

79<br />

56<br />

41<br />

50<br />

40<br />

34<br />

54<br />

60<br />

27<br />

47<br />

47<br />

25<br />

38<br />

53<br />

Hat grosse Bedeutung für den <strong>Jugend</strong>lichen;<br />

Zustimmung in %<br />

0% 25% 50% 75%<br />

Daten können missbraucht werden<br />

Akzeptiere Freunde bewusst<br />

Gleiche Freunde wie im realen Leben<br />

Oberflächlich<br />

Hochladen von Fotos<br />

Nutze gleichzeitig auch andere Angebote<br />

Hole mir Tipps für Anlässe und Parties<br />

Verändert die Welt<br />

Vorübergehender Trend<br />

Wichtigstes Kommunikationsmittel<br />

Schreibe mindestens einen Beitrag täglich<br />

Dient mir zur Ausspionierung<br />

Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>


14 <strong>Jugend</strong> <strong>Jugend</strong>barometer Schweiz<br />

C Beruflicher Erfolg misst sich nicht an der Lohnhöhe<br />

Worin unterscheidet sich die Meinung der Schweizer <strong>Jugend</strong>lichen am meisten von jener in Amerika und Brasilien?<br />

Möglichst viel Geld zu verdienen, scheint kein vorrangiges Ziel zu sein. Und die Bedeutung der Universitätsbildung wird –<br />

wohl zugunsten der Lehre – relativiert.<br />

Beruflicher Erfolg<br />

89<br />

84<br />

91<br />

81<br />

88<br />

95<br />

88<br />

83<br />

91<br />

57<br />

80<br />

63<br />

40<br />

77<br />

76<br />

77<br />

72<br />

74<br />

33<br />

59<br />

51<br />

37<br />

56<br />

47<br />

44<br />

55<br />

41<br />

55<br />

52<br />

40<br />

49<br />

48<br />

47<br />

40<br />

47<br />

49<br />

Hat grosse Bedeutung für den <strong>Jugend</strong>lichen;<br />

Zustimmung in %<br />

0% 25% 50% 75%<br />

Beruflicher Erfolg<br />

Lebenslange Weiterbildung<br />

Berufswechsel, e falls keine e Freude<br />

Froh über Job<br />

Universität ist beste Karrieregrundlage<br />

e<br />

Lehre ist Türöffner für Weiterbildung<br />

Möglichst viel Geld verdienen<br />

Schule bereitet gut auf Berufswelt vor<br />

Benachteiligung wegen <strong>Jugend</strong>lichkeit<br />

Schlechte Schulnoten = schlechte Berufschancen<br />

Benachteiligung als Frau<br />

Freizeit ist wichtiger<br />

Schweiz<br />

USA<br />

Brasilien<br />

Lebenslange Weiterbildung<br />

Lebenslange Weiterbildung<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


<strong>Jugend</strong>barometer Schweiz <strong>Jugend</strong> 15<br />

Es ist so Dreh- und Angelpunkt der <strong>Jugend</strong><br />

im Web-2.0-Zeitalter, dass es auch in nächster<br />

Zeit die grössten Verän derungen im Lebensstil<br />

der <strong>Jugend</strong>lichen bewirken könnte.»<br />

«Simsen» kommt vor telefonieren<br />

Ein Leben ohne Mobiltelefon ist für die befragten<br />

<strong>Jugend</strong>lichen heute ebenfalls kaum<br />

mehr denkbar. Simsen, also SMS schreiben,<br />

ist die wichtigste Form, um mit den Freunden<br />

in Kontakt zu treten (71%). Wenige Prozentpunkte<br />

dahinter folgt das mobile Telefonieren.<br />

Facebook liegt zwar auf Platz drei, ist aber<br />

schon abgeschlagen mit nur einem guten<br />

Viertel Zustimmung. «Im Zusammenhang mit<br />

der Bedeutung für die Kontaktpflege ist<br />

immer von SMS und Mobilfunk die Rede», so<br />

Lukas Golder. «Dies blendet die immense<br />

Bedeutung, die das Internet für die <strong>Jugend</strong><br />

hat, etwas aus. 79 Prozent der Befragten<br />

nutzen das Internet pro Tag mindestens eine<br />

Stunde. Es ist damit das am meisten genutzte<br />

Medium – vor TV und Facebook.»<br />

Wollen sie sich über das aktuelle Tagesgeschehen<br />

informieren, nutzen ein Viertel<br />

der <strong>Jugend</strong>lichen in erster Linie Gratiszeitungen.<br />

Dahinter folgen Fernsehen ( 21%),<br />

Internet-Newsseiten (18%) sowie Radio<br />

(11%). Können mehrere Quellen genannt<br />

werden, ändert sich an der Spitze nichts:<br />

I mmerhin nähert sich dann Facebook dem<br />

Spitzentrio an.<br />

Entgegen dem Image als «Informationsmuffel»,<br />

das den <strong>Jugend</strong>lichen anhaftet,<br />

informieren sich übrigens die meisten mindestens<br />

mehrmals pro Woche über das Tagesgeschehen.<br />

Nur drei Prozent informieren sich<br />

gar nie aktiv. Am meisten interessieren dabei<br />

das Wetter, Musikthemen, regionale Aktualität<br />

sowie Sport. Valérie Clapasson Fahrni<br />

Ein guter Chef, Freude an der Arbeit und<br />

Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

Karrierebewusst sind die Schweizer <strong>Jugend</strong>lichen in hohem Masse, gleichzeitig<br />

aber auch bereit, dafür den nötigen Einsatz zu leisten. Sie sind glücklich mit<br />

ihrer beruflichen Situation und wollen ihre Weiterbildungschancen wahrnehmen.<br />

Drei Viertel der <strong>Jugend</strong>lichen geben explizit<br />

an, in ihrem Beruf Karriere machen zu wollen.<br />

Dazu sind sie bereit, die nötige Flexibilität<br />

aufzubringen, ein Praktikum oder<br />

auch einen Auslandaufenthalt zu absolvieren.<br />

Bei all diesen Fragen stimmten zwischen<br />

71 und 77 Prozent der <strong>Jugend</strong>lichen<br />

zu. Ebenso viele geben an, mit ihrer aktuellen<br />

beruflichen Situation «glücklich» zu<br />

sein. Dazu passt, dass sich weniger als ein<br />

Drittel der <strong>Jugend</strong>lichen konkret nach einer<br />

neuen Stelle umsehen.<br />

Der Berufstraum stand zwar nur bei<br />

einem Drittel von klein auf fest, doch sind<br />

nun über die Hälfte der <strong>Jugend</strong>lichen überzeugt,<br />

den Traumberuf wirklich gefunden zu<br />

haben. Bei etwa 30 Prozent bedurfte es<br />

dazu aber eines längeren Kampfes.<br />

Hochschulen verlieren an Akzeptanz<br />

Natürlich sind die <strong>Jugend</strong>lichen froh, überhaupt<br />

einen guten Job zu haben (57%),<br />

doch würden sie ihn trotzdem wechseln,<br />

wenn er ihnen keine Freude bereitete<br />

(88%). Diese Freude ist die wahre Basis<br />

der Karriere: Wer etwas gerne macht, so<br />

die <strong>Jugend</strong>lichen, macht auch Karriere<br />

(89%). Nicht einmal die Hälfte sieht hingegen<br />

ein Universitätsstudium als beste<br />

Grundlage für den beruflichen Erfolg an<br />

(40%), letztlich lässt, so die Überzeugung<br />

einer klaren Mehrheit (77%), auch eine<br />

Lehre alle Optionen offen. Dass man sich<br />

ein Leben lang auf seinem Beruf weiterbilden<br />

muss, ist hingegen für fast alle (81%)<br />

eine Selbstverständlichkeit.<br />

Internationale Konzerne bevorzugt<br />

Am liebsten würden die <strong>Jugend</strong>lichen bei<br />

einem international tätigen Grossunternehmen<br />

arbeiten (70%) oder bei einem KMU<br />

mit familiärem Charakter (68%). Ein ausschliesslich<br />

im Heimmarkt tätiges Grossunternehmen<br />

kommt eher weniger in Frage<br />

(52%), und ein Job in der öffentlichen Verwaltung<br />

(45%) oder in einem staatsnahen<br />

Betrieb (42%) ist für eine Mehrheit nicht<br />

erstrebenswert.<br />

Schliesslich lässt sich auch ein Bild des<br />

idealen Arbeitgebers zeichnen: Entscheidend<br />

sind der «gute Chef» (97%) sowie eine grosszügige<br />

und tolerante Haltung der Unternehmensspitze<br />

gegenüber den Mitarbeitenden<br />

(95%). Wichtig sind eine moderne, kreative<br />

Ausrichtung, geeignete Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

im In- und Ausland sowie<br />

moderne Arbeitsplätze. In dritter Priorität<br />

sollte der Arbeitgeber umweltfreundlich<br />

sein, Frauen eine Karrierechance bieten<br />

und sich sozial und gemeinnützig verhalten.<br />

Das Engagement des Arbeitgebers als<br />

Kultur- und Sportsponsor (48%) hingegen<br />

ist ebenso wenig von zentraler Bedeutung<br />

wie die Möglichkeit, von zu Hause aus<br />

arbeiten zu können (37%).<br />

Andreas Schiendorfer, Mandana Razavi<br />

6 Individuelle Einstellung zum Beruf<br />

<strong>Jugend</strong>liche wollen Karriere machen. Dafür sind sie bereit,<br />

die nötige Flexibilität zu beweisen und auch Praktika sowie<br />

Auslandaufenthalte zu absolvieren.<br />

7 Anstellungswunsch<br />

Im Moment sind Arbeitsplätze<br />

in der Privatwirtschaft gefragter<br />

als staatliche oder staatsnahe.<br />

8 Der ideale Arbeitgeber<br />

Welche Eigenschaften des Arbeitgebers sind den<br />

Schweizer <strong>Jugend</strong>lichen besonders wichtig? Die<br />

entscheidende Rolle spielt der direkte Vorgesetzte.<br />

77<br />

76<br />

75<br />

73<br />

71<br />

53<br />

49<br />

38<br />

30<br />

70<br />

68<br />

52<br />

45<br />

42<br />

97<br />

95<br />

87<br />

84<br />

83<br />

72<br />

71<br />

68<br />

48<br />

Bereit zu Flexibilität<br />

x<br />

Glücklich im Beruf<br />

Bereit zu Auslandaufenthalt<br />

a<br />

u<br />

Karrierebewusst<br />

Bereit für Praktikum<br />

Berufstraum erfüllt<br />

Ziel Selbständigkeit<br />

Berufswunsch stets klar<br />

Suche neue Stelle<br />

Global tätige Grossunternehmen e<br />

Privates KMU<br />

Grossunternehmen e im Markt Schweiz<br />

Öffentliche Hand (Bund, Kanton,<br />

Gemeinde) ei<br />

Staatsnaher Betrieb ( SBB, Post)<br />

Guter Chef<br />

Grosszügigkeit und Toleranz<br />

k<br />

Modern und kreativ<br />

Gute Weiterbildung<br />

Moderne Arbeitsplätze<br />

Umweltfreundlich<br />

d<br />

Frauenförderung ru<br />

Soziales Engagement<br />

a<br />

Kultur- und Sportsponsoring<br />

n<br />

0% 25% 50% 75%<br />

Zustimmung in %<br />

Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>


16 <strong>Jugend</strong> Fotoreportage<br />

Jonathan Lopez<br />

18 Jahre / Queens, New York<br />

«Wenn ich nicht in der Schule bin<br />

oder lerne – ich besuche das<br />

Community College in Brooklyn –<br />

erkunde ich mit meiner Kamera<br />

die Stadt und vergesse dabei<br />

alles um mich herum. Besonders<br />

abgesperrte Gelände und Graffiti<br />

ziehen mich an.»<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Das ist meine Zukunft<br />

Darauf bin ich stolz<br />

Damit verbringe ich die meiste Zeit<br />

Das ist mein Traum<br />

Darauf kann ich nicht verzichten<br />

Meine Fotografien von urbaner Umgebung.<br />

Damit möchte ich mir einen Namen<br />

machen, dafür steht meine Signatur auf<br />

dem Skateboard.<br />

1<br />

6 Skateboarding. Zum einen ist es der Geschwindigkeitsrausch,<br />

zum anderen das Wissen, das ich<br />

mir über meine Stadt aneigne, während ich sie mit<br />

dem Skateboard bereise.<br />

Als ich meine Fotos in einer<br />

Gruppenausstellung zeigen konnte,<br />

bei der ein Lehrer einen Vortrag<br />

hielt über das Thema der Ausstellung<br />

«Urbanes New York».<br />

2<br />

7 Ein Niemand, nur ein verschwommener<br />

Fleck zu sein.<br />

Ich halte mich oft in den Tunneln<br />

der New Yorker U-Bahn auf.<br />

Sie stacheln meine Neugierde an.<br />

Mich mit meinem eigenen Stil von anderen<br />

zu unterscheiden und damit erfolgreich zu sein.<br />

Genauso, wie sich der Mann im roten Anzug<br />

von seiner Umgebung abhebt.<br />

Auf meine Freunde. Wir sind<br />

zusammen aufgewachsen und<br />

arbeiten jetzt zusammen.<br />

3<br />

5<br />

4<br />

8 Für Gitarren und das dazugehörige Equipment;<br />

Musik gehört einfach zu meinem Leben.<br />

9 Meine 17 Jahre jüngere Schwester<br />

Jaylisse. Sie sieht zu mir nicht nur<br />

als Bruder auf, sondern betrachtet mich<br />

auch als einen verantwortungsbewussten<br />

Erwachsenen.<br />

<strong>10</strong> Dieses Gebäude war ein Meilenstein im<br />

Zuge der Gentrifizierung Brooklyns.<br />

Bis heute ist es immer noch nicht abgerissen<br />

und das macht Hoffnung, weil das<br />

Gebäude seinem Schicksal getrotzt hat.<br />

Portraits: Katja Heinemann | Tatiana Cardeal | Fotos: Jonathan Lopez | Isabelli Gonçalves Luzia<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


Fotoreportage <strong>Jugend</strong> 17<br />

Isabelli Gonçalves Luzia<br />

18 Jahre / São Paulo, Brasilien<br />

«Ich unterrichte Malerei für<br />

Kinder und arbeite bei der<br />

gemeinnützigen Organisation<br />

‹Rede Cultural Beija-Flôr ›<br />

mit <strong>Jugend</strong>lichen im Bereich<br />

Soziale Kommunikation. Mein<br />

Berufswunsch ist Journalistin.»<br />

Davon bin ich (im Moment) fasziniert<br />

Das macht mir Angst<br />

Dafür gebe ich am meisten Geld aus<br />

Diese Personen bedeuten mir am meisten<br />

Das bedeutet Hoffnung für mich<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

<strong>10</strong><br />

Niemand kann die Zukunft bestimmen, nur in der<br />

Gegenwart nehmen Wünsche wirklich Gestalt an.<br />

Meine Wünsche: Ich möchte Journalistin werden<br />

und im Bereich der Edu-Kommunikation arbeiten.<br />

1<br />

6 Vom Glauben an das Leben, weil es so viele<br />

Möglichkeiten und Wege bietet.<br />

Auf den Ort, in dem ich lebe.<br />

Er ist meine Heimat, hier sind meine<br />

sozialen und kulturellen Wurzeln.<br />

2<br />

7 Der Tod, weil er für mich ein grosses Fragezeichen ist.<br />

Es ist beängstigend, daran zu denken, dass ich es<br />

nicht schaffen könnte, alle meine Träume zu verwirklichen,<br />

und dass er mich aus meiner Familie und aus<br />

meinem Alltagsleben reissen könnte.<br />

«Rede Cultural Beija-Flôr»: mein zweites<br />

Zuhause, meine Arbeit, meine Inspiration<br />

und mein Schlachtfeld. Hier lerne ich<br />

und mache bereichernde Erfahrungen zu<br />

Weisheit, Kunst und dem Leben selbst.<br />

3<br />

8 Für öffentliche Verkehrsmittel, um beispielsweise zum<br />

Unterricht oder zu Wettbewerben zu gelangen.<br />

So lange wie möglich glücklich zu sein,<br />

mit Menschen zu arbeiten und immer an sie zu glauben.<br />

Dafür steht auch das Lächeln meiner Schwester.<br />

4<br />

9 Meine Eltern. Sie sind meine Wurzeln. Mit ihrer Hilfe<br />

bewahre ich immer mein Gleichgewicht, und sie<br />

sind diejenigen, die mich in Momenten der Schwäche<br />

stärken und mit mir Momente der Freude teilen.<br />

Gegen die soziale Ungerechtigkeit<br />

anzukämpfen. Jeder Mensch<br />

verdient Respek t !<br />

5<br />

<strong>10</strong> Dass ich immer, wenn ein Tag<br />

zu Ende geht, die Möglichkeit habe,<br />

es am nächsten besser zu machen.<br />

Redaktion: Regula Brechbühl<br />

Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>


18 <strong>Jugend</strong> <strong>Jugend</strong>barometer USA/Brasilien<br />

Als Persönlichkeit<br />

respektiert werden<br />

Vielen amerikanischen <strong>Jugend</strong>lichen ist die Wirtschaftskrise fast schockartig eingefahren.<br />

Und nach wie vor bestimmt die Angst vor dem Terrorismus ihren Alltag. Doch eigentlich<br />

möchten sie am liebsten zusammen mit ihrer Familie das Leben geniessen. In Brasilien<br />

hingegen dominiert trotz Wirtschaftsaufschwung der Wunsch nach optimaler Ausbildung,<br />

und als Hauptbelastung wird die Korruption empfunden.<br />

Von Andreas Schiendorfer und Mandana Razavi<br />

Die <strong>Jugend</strong>lichen in Brasilien sehen ihre eigene Zukunft optimistisch<br />

und deutlich positiver als ihre Alterskollegen in den USA. Bei der<br />

<strong>Jugend</strong>barometer-Umfrage beträgt in Brasilien die Differenz zwischen<br />

den «eher zuversichtlichen» 16- bis 25-Jährigen und jenen,<br />

die ihre Perspektiven «eher düster » einschätzen, nicht weniger als<br />

62 Prozentpunkte, in den USA hingegen sind es lediglich 46 Prozentpunkte.<br />

Umgekehrt blicken die Amerikaner alles in allem der<br />

Zukunft der Gesellschaft noch leicht zuversichtlich entgegen, während<br />

die Brasilianer nachgerade schwarzsehen.<br />

Dementsprechend orten mehr als zwei Drittel der jungen Brasilianerinnen<br />

und Brasilianer in ihrem Land oftmaliges Regierungsversagen,<br />

und etwa gleich viele sind «voll einverstanden» damit, dass<br />

es gründlicher Reformen bedarf. In den USA sind die Vergleichswerte<br />

deutlich tiefer: Gut ein Drittel beklagt sich über häufiges Regierungsversagen,<br />

doch nur etwas mehr als ein Fünftel findet, dass<br />

unbedingt Reformen durchgeführt werden müssen.<br />

Ein Grund für die allgemeine Skepsis in Brasilien scheint die Korruption<br />

zu sein, welche die <strong>Jugend</strong>lichen als ihre Hauptsorge bezeichnen<br />

(siehe Grafik <strong>10</strong>). Tatsächlich ist Brasilien im Korruptionsranking<br />

20<strong>10</strong> von Transparency International weit hinten auf Rang 69 klassiert,<br />

während die USA mit Rang 22 besser dastehen. Deshalb mag<br />

es überraschen, dass die Korruption auch in den USA als ernst zu<br />

nehmendes Problem (Rang 7) eingestuft wird.<br />

Die Arbeitslosigkeit hat in Brasilien im August 20<strong>10</strong> mit 6,7 Prozent<br />

ein historisches Rekordtief erreicht; seit dem Spitzenwert im<br />

Jahr 2004 mit 12,3 Prozent konnte das aufstrebende Schwellenland<br />

seine Situation stetig verbessern. Doch irgendwie scheint die <strong>Jugend</strong><br />

noch nicht so recht an einen nachhaltigen Aufschwung auf dem<br />

Arbeitsmarkt zu glauben, da die Arbeitslosigkeit trotz allem als zweitgrösstes<br />

Problem eingestuft wird und gleichzeitig als jenes, das<br />

man am dringendsten beheben sollte. In den USA sind die Umfragewerte<br />

betreffend Arbeitslosigkeit sogar noch etwas höher. Zudem<br />

9 Hauptsorgen in den USA<br />

Terrorismus und Arbeitslosigkeit überschatten alles<br />

andere – egal, ob die <strong>Jugend</strong>lichen fünf Sorgen<br />

(Grafik unten) oder nur eine einzige nennen konnten.<br />

<strong>10</strong> Hauptsorgen in Brasilien<br />

Trotz Wirtschaftsaufschwung und steigender Beschäftigungsquote<br />

bereitet in Brasilien die Arbeitslosigkeit<br />

die grössten Sorgen – hinter der Korruption.<br />

11 Ansehen im Ausland<br />

Die <strong>Jugend</strong>lichen in Brasilien stufen<br />

das Ansehen ihres Landes im Ausland<br />

positiver ein als die Amerikaner.<br />

67<br />

61<br />

41<br />

33<br />

26<br />

23<br />

23<br />

22<br />

20<br />

62<br />

46<br />

41<br />

30<br />

29<br />

28<br />

27<br />

21<br />

20<br />

30<br />

35<br />

15<br />

16<br />

35<br />

31<br />

15<br />

11<br />

Zustimmung in %<br />

0% 25% 50% 75%<br />

Terrorismus<br />

Arbeitslosigkei<br />

t /<strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit<br />

t<br />

Benzin-/Erdölpreis<br />

Gesundheitsfragen<br />

Schul- und Bildungswesen<br />

Wirtschaftskris r e/Konjunktur<br />

Korruption<br />

Energiefragen/Kernenergie<br />

Finanz-/Bankenkrise<br />

Korruption<br />

Arbeitslosigkei<br />

t /<strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit<br />

Gesundheitsfragen<br />

Altersvorsorge<br />

Persönliche Sicherhei<br />

t/Kriminalität<br />

Schul- und Bildungswesen<br />

Löhne /Lohnentwicklung<br />

Benzin-/Erdölpreis<br />

Drogen<br />

Sehr gut<br />

5<br />

7<br />

Eher gut<br />

Weiss nicht /keine Angabe<br />

Eher schlecht<br />

h<br />

Sehr schlecht<br />

USA<br />

Brasilien<br />

f<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


<strong>Jugend</strong>barometer USA/Brasilien <strong>Jugend</strong> 19<br />

Foto: Gerry Amstutz<br />

verläuft hier die Entwicklung genau umgekehrt. Die Arbeitslosigkeit<br />

stieg von tiefen 4,6 Prozent (2008) fast sprunghaft auf 9,6 Prozent<br />

im August 20<strong>10</strong>; die <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit liegt derzeit gemäss den<br />

«Global Employment Trends for Youth 20<strong>10</strong>» der Internationalen<br />

Arbeitsorganisation ILO mit horrenden 18 Prozent sogar weit über<br />

dem weltweiten Durchschnitt. Überhaupt ist die wirtschaftliche Entwicklung<br />

der letzten drei Jahre Amerikas <strong>Jugend</strong> wie ein Schock<br />

eingefahren, wenn man ihre Hauptsorgen betrachtet: Wirtschaftskrise<br />

(Rang 6), Finanzkrise (Rang 9), Börsenkrise (Rang 11). Und<br />

trotzdem steht die Angst vor dem Terrorismus – für Aussenstehende<br />

sicher überraschend – nach wie vor an oberster Stelle. Offensichtlich<br />

ist es auch fast ein Jahrzehnt nach 9/11 nicht möglich, hier zu einer<br />

normalen Tagesordnung überzugehen.<br />

Die Wirtschaftskrise nagt gehörig am Selbstbewusstsein der<br />

Amerikaner: Zwar sind nach wie vor 70 Prozent (eher oder sehr) stolz<br />

auf ihr Land und damit deutlich mehr als Brasilianer (51%), doch<br />

glauben nur noch 35 Prozent, dass das Ansehen Amerikas im Ausland<br />

«gut» ist; 50 Prozent hingegen stufen es explizit als «schlecht»<br />

ein. Die entsprechenden Werte Brasiliens sind allerdings nicht<br />

markant besser. Zum Vergleich: Die jungen Schweizer strotzen<br />

gegenwärtig nur so vor Stolz auf ihr Land (76%) und vor Glauben<br />

an eine positive Reputation im Ausland (82%).<br />

Die Wirtschaftskrise scheint zudem in den USA ein überwunden<br />

geglaubtes Phänomen wieder nach oben zu spülen: den Rassismus.<br />

Zwar liegt die Fremdenfeindlichkeit nur ex aequo auf Platz 11, wenn<br />

man fünf Probleme nennen kann. Muss man sich aber auf ein einziges<br />

Thema beschränken, so rückt der Rassismus nach Arbeitslosigkeit<br />

und Bildungswesen bereits in die Top drei vor, wenn auch mit<br />

erheblichem Abstand. Rund zwei Drittel der Amerikaner erachten<br />

die steigende Ausländerzahl zu jeweils gleichen Anteilen als kleineres,<br />

grosses oder sehr grosses Problem, während es in Brasilien nur<br />

rund die Hälfte sind. Als «eher angespannt» bezeichnen in den USA<br />

fast 50 Prozent, in Brasilien hingegen nur <strong>10</strong> Prozent der <strong>Jugend</strong>lichen<br />

ihr Verhältnis zu den Ausländern. Dass es sich weiter verschlechtern<br />

wird, nehmen nur ein Siebtel der Brasilianer, aber doch<br />

ein Drittel der amerikanischen <strong>Jugend</strong>lichen an.<br />

Diese kritische Einstellung Ausländern gegenüber kann nicht nur<br />

mit der Angst um den eigenen Arbeitsplatz erklärt werden. Vielmehr<br />

scheint es sich um eine generelle Furcht vor dem Unbekannten zu<br />

handeln, denn kennt man die Ausländer erst einmal persönlich, so<br />

stuft man sie fast ausnahmslos als «nett» ein. Eine entsprechende<br />

Einschätzung gaben 68 Prozent der Amerikaner, 79 Prozent der<br />

Brasilianer und sogar 87 Prozent der Schweizer ab. In allen drei<br />

Ländern anerkennen auch rund zwei Drittel der <strong>Jugend</strong>lichen, dass<br />

man von qualifizierten ausländischen Arbeitskräften profitiert.<br />

Betrachten wir die Grafik D (rechts) betreffend Lebenseinstellung,<br />

so sticht der hohe Stellenwert von Familie und Partnerschaft ins<br />

Auge. Während die Schweizer daneben verlässliche Freunde besonders<br />

hoch gewichten, ist dies in Brasilien der Zugang zu guter Ausund<br />

Weiterbildung beziehungsweise in den USA der Lebensgenuss.<br />

<strong>Jugend</strong>liche buhlen zwar nicht unbedingt um öffentliche Anerkennung,<br />

doch ist es ihnen wichtig, als Persönlichkeit respektiert zu<br />

werden. Ein Wunsch, den es unbedingt zu berücksichtigen gilt. <<br />

Die Online-Befragung wurde zwischen August und Oktober 20<strong>10</strong> bei<br />

987 16- bis 25-jährigen <strong>Jugend</strong>lichen in den USA sowie 761 <strong>Jugend</strong>lichen<br />

in Brasilien vom Research-Unternehmen Evalueserve in<br />

Zusammenarbeit mit gfs.bern durchgeführt. Weiterführende Grafiken<br />

und Analysen unter www.credit-suisse.com/jugendbarometer.<br />

D Die Lebenseinstellung der <strong>Jugend</strong>lichen<br />

Unbestritten wichtig ist in allen drei Ländern der Wunsch nach einer<br />

erfüllenden Partnerschaft beziehungsweise Familiensituation, in der Schweiz<br />

wird dies ergänzt durch den Wunsch nach verlässlichen Freunden.<br />

Verlässliche Freunde haben<br />

90<br />

76<br />

86<br />

Gutes Familienleben/Partnerschaft<br />

n<br />

87<br />

79<br />

87<br />

Spannenden Beruf haben<br />

82<br />

63<br />

85<br />

Leben in vollen Zügen geniessen<br />

81<br />

82<br />

71<br />

Als Persönlichkeit respektiert werden<br />

80<br />

78<br />

89<br />

Verlässliche Freunde<br />

Gute Aus- und Weiterbildung haben<br />

75<br />

73<br />

90<br />

Leben geniessen<br />

Gute Aus- und Weiterbildung<br />

Verantwortungsbewusst leben<br />

71<br />

77<br />

82<br />

Gesteckte Ziele mit Fleiss erreichen<br />

60<br />

73<br />

81<br />

0% 25% 50% 75%<br />

Hat grosse Bedeutung für den <strong>Jugend</strong>lichen;<br />

Zustimmung in %<br />

Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>


20 <strong>Jugend</strong> Demografie<br />

Die <strong>Jugend</strong> ist die<br />

Lokomotive des<br />

künftigen Wohlstands<br />

Eine Bevölkerung mit vielen jungen Menschen bringt wirtschaftliche Vorteile. Zum demografischen<br />

Fluch kann sie werden, wenn die Jungen nicht in die Gesellschaft integriert sind,<br />

erklärt Dr. Amlan Roy, Head of Global Demographics and Pensions Research Credit Suisse.<br />

36,9<br />

Jahre<br />

36,6<br />

Jahre<br />

36,9<br />

Jahre<br />

38,7<br />

Jahre<br />

18,8<br />

Jahre<br />

27,7<br />

Jahre<br />

Nordamerika<br />

Kanada<br />

USA<br />

Lateinamerika<br />

Martinique<br />

Guatemala<br />

Durchschnittsalter des ältesten<br />

Landes auf dem Kontinent<br />

Durchschnittsalter des jüngsten<br />

Landes auf dem Kontinent<br />

Durchschnittsalter<br />

des Kontinents<br />

Interview: Dorothée Enskog<br />

<strong>bull</strong>etin: Wie lautet die demografische Definition von «<strong>Jugend</strong>»?<br />

Dr. Amlan Roy: Die Definition von <strong>Jugend</strong> unterscheidet sich von Land<br />

zu Land. Im Allgemeinen ist aber damit eine Person im Alter zwischen<br />

16 und 35 oder gar 40 gemeint. Wer älter ist, gilt als mittelalterlich,<br />

zu mindest in den meisten Industrieländern. Je höher die Lebenserwartung,<br />

desto höher steigt die untere Altersgrenze des <strong>Jugend</strong>segments.<br />

Früher erfolgte in Europa der Einstieg ins Berufsleben im Alter von<br />

16 oder 18 Jahren. Heute sind die meisten Berufseinsteiger 22 Jahre<br />

alt oder noch älter, da ein Hochschulabschluss immer zentraler wird,<br />

um den begehrten ersten Job zu erhalten. Das heisst zwar nicht unbedingt,<br />

dass die <strong>Jugend</strong> von heute smarter ist, aber die Diplome bilden<br />

einen entscheidenden Faktor im Rahmen des Screening­Mechanismus<br />

der Arbeitgeber. Letztere sind viel selektiver geworden. Eigentlich<br />

ist es ein Abbild des gesellschaftlichen Wandels: Heute leben wir<br />

länger und wir steigen später und mit einer breiteren Palette an Fähigkeiten<br />

sowie einer umfassenderen Ausbildung ins Berufsleben ein.<br />

Auch die Definition von <strong>Jugend</strong> ist dem Wandel unterworfen. Vor<br />

dem Hintergrund einer sich immer schneller verändernden Welt verändert<br />

sich auch die <strong>Jugend</strong> immer schneller. Das Verhalten eines<br />

jungen Menschen vor 20 Jahren ist mit jenem eines heute 20­Jährigen<br />

in keiner Weise zu vergleichen. Diese Analogie gilt zwar für<br />

alle Alterskategorien, ist aber bei den <strong>Jugend</strong>lichen am ausgeprägtesten.<br />

Vor 20 Jahren gab es zum Beispiel weder Mobiltelefon noch<br />

Internet. Diese Technologien haben unsere Art zu leben, zu arbeiten<br />

und zu konsumieren total verändert. Dies hat auch Auswirkungen<br />

auf das Wirtschaftswachstum und auf die Finanzmärkte.<br />

Welcher Kontinent hat den höchsten Anteil junger Menschen?<br />

Afrika ist mit einem Durchschnittsalter von 19,7 Jahren der jüngste<br />

Kontinent und Niger mit einem Durchschnittsalter von 15 Jahren das<br />

weltweit jüngste Land. Das andere Extrem bildet Europa, das mit ><br />

Illustrationen: Bruno Muff<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


Demografie <strong>Jugend</strong> 21<br />

Afrika ist der jüngste Kontinent, Niger die jüngste Nation<br />

Afrika verfügt über die jüngste Bevölkerung, Europa über die älteste. Niger ist mit einem<br />

Durchschnittsalter von 15 Jahren die weltweit jüngste Nation, während Japan mit einem Durchschnittsalter<br />

von 44,7 Jahren das Land mit der ältesten Bevölkerung ist.<br />

32,6<br />

Jahre<br />

44,3 30<br />

Jahre Jahre 40,2<br />

Jahre<br />

44,7<br />

Jahre<br />

Jahre 19,7<br />

Jahre<br />

15<br />

Deutschland<br />

Albanien<br />

16,9<br />

Jahre<br />

29<br />

Jahre<br />

Afrika<br />

Mauritius<br />

Niger<br />

Europa<br />

Asien<br />

Japan<br />

Afghanistan<br />

Die Länder mit der weltweit ältesten Bevölkerung<br />

sind ausnahmslos Industrienationen.<br />

Die höchsten Durchschnittsalter finden sich in den Industrienationen, die alle mit einer rapide<br />

alternden Bevölkerung konfrontiert sind. Die Regierungen sind gefordert, nachhaltige Lösungen<br />

für die explodierenden Gesundheits- und Rentenkosten zu finden.<br />

Quelle: UN, Credit Suisse Demographics Research<br />

Schweiz<br />

41,9<br />

Finnland<br />

42<br />

Channel Islands<br />

42,2<br />

Italien<br />

43,3<br />

Deutschland<br />

44,3<br />

Japan<br />

44,7<br />

Durchschnittsalter der<br />

sechs bevölkerungsmässig<br />

jüngsten Länder der Welt<br />

Durchschnittsalter der<br />

sechs bevölkerungsmässig<br />

ältesten Länder der Welt<br />

Niger<br />

15<br />

Uganda<br />

15,6<br />

Demokratische Republik<br />

Kongo<br />

16,6<br />

Burkina<br />

Faso<br />

16,7<br />

Sambia<br />

16,8<br />

Malawi<br />

16,8<br />

Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>


22 <strong>Jugend</strong> Demografi e<br />

einem Durchschnittsalter von 40,2 Jahren der bevölkerungsmässig<br />

älteste Kontinent ist. Das Land mit der weltweit ältesten Bevölkerung<br />

ist jedoch Japan; das Durchschnittsalter beträgt dort 44,7 Jahre.<br />

Worin liegen die Vorteile einer jungen Bevölkerung?<br />

Junge Menschen kosten den Staat weniger als alte, weil er nicht für<br />

jene hohen Gesundheits­ und Pensionskosten aufkommen muss, die<br />

eine ältere Bevölkerung generiert. In Agrarökonomien wie Mexiko<br />

haben grosse Familien den Vorteil, dass mehr Hände auf dem Feld<br />

mit anpacken können. Einen weiteren positiven Faktor bildet die so<br />

genannte demografische Dividende, eine Theorie, der sich unter<br />

anderem auch die Harvard­Ökonomen David Bloom und David Canning<br />

bedienen, um den Beitrag der Demografie zum wirtschaftlichen<br />

Wachstum in Lateinamerika und Asien zu erklären. Sie schreiben bis<br />

zu 40 Prozent des Wirtschaftswachstums in den beiden Regionen<br />

in den 1970er­, 1980er­ und 1990er­Jahren der demografischen<br />

Dividende zu. Diese Theorie besagt, dass die zunehmende Industrialisierung<br />

eine Wanderbewegung von ländlichen in urbane Räume<br />

auslöste. In den städtischen Ballungszentren war Kinderarbeit aber<br />

nicht so gefragt wie auf dem Land. Darüber hinaus war das Grossziehen<br />

von Kindern in Städten teuer. Deshalb hatten Familien weniger<br />

Kinder, investierten aber umso mehr in deren Ausbildung. Die neue<br />

Generation gut ausgebildeter Kinder trat in den 80er­ und 90er­<br />

Jahren in den asiatischen und lateinamerikanischen Arbeitsmarkt ein<br />

Durchschnittliche jährliche Veränderung der<br />

Weltbevölkerung zwischen 1950 und 2<strong>05</strong>0<br />

Die Weltbevölkerung wuchs zwischen 1985 und 1990 um etwa<br />

90 Millionen Menschen jährlich. Diese Zahl ist inzwischen auf 80 Millionen<br />

pro Jahr gesunken, sodass die Weltbevölkerung heute rund<br />

6,9 Milliarden Menschen umfasst. Gemäss Hochrechnungen dürfte im<br />

Jahr 2<strong>05</strong>0 mit 9,2 Milliarden Menschen der Höchststand erreicht sein.<br />

Quelle: UN, Credit Suisse Demographics Research<br />

Zeitraum<br />

2045–<br />

2<strong>05</strong>0<br />

2040–<br />

2045<br />

2035–<br />

2040<br />

2030–<br />

2035<br />

2025–<br />

2030<br />

2020–<br />

2025<br />

2015–<br />

2020<br />

20<strong>10</strong>–<br />

2015<br />

20<strong>05</strong>–<br />

20<strong>10</strong><br />

2000–<br />

20<strong>05</strong><br />

1995–<br />

2000<br />

1990–<br />

1995<br />

1985–<br />

1990<br />

1980–<br />

1985<br />

1975–<br />

1980<br />

1970–<br />

1975<br />

1965–<br />

1970<br />

1960–<br />

1965<br />

1955–<br />

1960<br />

1950–<br />

1955<br />

30 40 50 60 70 80 90<br />

Bevölkerungswachstum pro Jahr in Millionen<br />

und steuerte ihren Anteil – die «demografische Dividende» – an das<br />

hohe BIP­Wachstum zwischen 1980 und 2000 bei.<br />

Gibt es auch Nachteile?<br />

Eine Bevölkerung mit einem hohen Anteil an ungebildeten jungen<br />

Menschen kann zu einem demografischen Nachteil werden, insbesondere<br />

wenn die Aussichten für diese <strong>Jugend</strong> düster sind. Wenn<br />

diese jungen Menschen, vor allem die Männer, nicht gut in die Gesellschaft<br />

eingebunden sind, können sie irregeführt werden und sich<br />

auf kontraproduktive Aktivitäten einlassen, sie können anfälliger sein<br />

für Propaganda und Gehirnwäsche, zu gesellschaftlichen Unruhestiftern<br />

werden und sich im Extremfall gar einer terroristischen Sache<br />

verschreiben. Die Geschichte hat gezeigt, dass es mehr Zerstörung<br />

und Kriege gibt, wenn eine Gesellschaft über einen hohen Anteil an<br />

jungen Männern verfügt. Schauen wir uns nur das Gebaren des<br />

römischen, türkischen oder mongolischen Imperiums an, als dort<br />

eine solche Bevölkerungsstruktur vorherrschte.<br />

Welches ist die ideale Altersstruktur einer Bevölkerung?<br />

Gesellschaften brauchen einen gut ausgebildeten, offenen, heterogenen<br />

Mix von Menschen, die sich in verschiedenen Rollen ergänzen<br />

können – von Handwerkern bis zu Intellektuellen. Die USA haben<br />

dies erkannt und ziehen einen Vorteil aus der Kombination von älteren<br />

und jungen, dynamischen Arbeitern.<br />

Also ist die Komplementarität der Fähigkeiten entscheidend?<br />

Richtig. In der westlichen Welt besteht eine Gefahr: Die <strong>Jugend</strong> neigt<br />

vermehrt dazu, so genannte weiche Fächer wie Marketing, Soziologie<br />

oder Ökonomie zu studieren. «Harte» Fächer wie Ingenieurwesen,<br />

Naturwissenschaften und Mathematik sind weniger gefragt, weil<br />

Wissenschaftler und Forscher vergleichsweise geringer geschätzt<br />

werden. Um jedoch in den Industrieländern weiterhin Innovation und<br />

ein ausgewogenes, branchenübergreifendes Wachstum zu generieren,<br />

braucht es ein solides Gleichgewicht zwischen Wissenschaftlern<br />

und Ingenieuren, welche auf der einen Seite die technische Innovation<br />

vorantreiben und den Vertretern der weicheren Disziplinen wie<br />

Werbung, Verkauf und Wirtschaft auf der anderen Seite.<br />

Zudem verschmäht die westliche <strong>Jugend</strong> die manuellen Berufe.<br />

Hier kommt die Einwanderung ins Spiel. Sie ist eine echte Win­win­<br />

Situation, vorausgesetzt, beide Seiten sehen Aufwand und Ertrag<br />

der Einwanderung im richtigen Licht. Einerseits müssen sich die<br />

Immigranten anpassen und versuchen, sich zu integrieren. Andererseits<br />

müssen sich die Einheimischen vor Augen halten, dass die<br />

Immigranten jene Arbeiten ausführen, die nötig sind, sie selbst jedoch<br />

verschmähen.<br />

Was ist typisch für die heutige <strong>Jugend</strong>?<br />

Die Jungen sind heute viel früher schon Multitaskers – mit beeindruckenden<br />

technologischen Fähigkeiten. Als Fünfjährige können<br />

sie bereits 15 verschiedene technologische Geräte bedienen. In<br />

jenem Alter durften wir früher in Entwicklungsländern kaum den<br />

Plattenspieler oder den Fernseher im Wohnzimmer berühren, denn<br />

die waren damals sehr teuer. Die heutige <strong>Jugend</strong> ist auch hoch<br />

kreativ (im Zusammenhang mit Facebook, Twitter, Google oder eBay)<br />

und sieht Perspektiven, die wir uns kaum vorstellen können. Die<br />

Kehrseite dieses Phänomens besteht darin, dass bei Kindern, die<br />

mit DVD­, MP3­Playern und dem Internet umgehen können, die<br />

Sozialkompetenz, der Gemeinschaftssinn und die physische Fitness<br />

weniger ausgeprägt sind als bei vorangegangenen Generationen.<br />

Welches ist global die grösste demografische Herausforderung?<br />

Dass so viele Mädchen nicht die Möglichkeit haben, ihr Leben frei zu<br />

leben und zu geniessen. In China und Indien gibt es rund 20 Prozent<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


Demografie <strong>Jugend</strong> 23<br />

Illustration: Bruno Muff | Foto: Credit Suisse<br />

mehr männliche als weibliche junge Menschen; insgesamt verfügt<br />

Indien über acht Prozent mehr Männer als Frauen. In den Industrieländern<br />

sind die Verhältnisse umgekehrt: Es gibt etwas mehr Frauen<br />

als Männer. In vielen armen Ländern sind die Frauen benachteiligt.<br />

Dabei bilden sie einen zentralen Faktor für echtes Wachstum in<br />

jenen Volkswirtschaften. Sie sind die Mütter von morgen und die<br />

Rollenmodelle für künftige Generationen. Mädchen muss eine angemessene<br />

Bildung ermöglicht werden, bereiten sie doch den Boden<br />

für eine gesündere, offenere, dynamischere und friedlichere Gesellschaft.<br />

Sie müssen die Möglichkeit erhalten, wirtschaftlich aktiv und<br />

finanziell unabhängig zu sein.<br />

Wie soll man auf die rapide alternde Bevölkerung reagieren?<br />

Frühpensionierungen sollten erschwert werden. In Frankreich und<br />

Deutschland zum Beispiel treten die Menschen im Durchschnitt zwei<br />

bis vier Jahre vor dem offiziellen Rentenalter in den Ruhestand. Wir<br />

weisen die Regierungen immer wieder darauf hin, dass es schlicht<br />

nicht haltbar ist, dass man sich angesichts einer Lebenserwartung<br />

von 85 oder 90 mit 65 pensionieren lässt und von einer grosszügigen<br />

Rente lebt. Um einen Konflikt zwischen den Generationen zu vermeiden,<br />

müssen dies sowohl die Alten wie die Jungen einsehen. Sie<br />

müssen gemeinsam zur Lösung der Probleme beitragen. Zudem<br />

müssen junge Menschen arbeitstätig und produktiv sein. Die globale<br />

<strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit erreichte 2009 ein Rekordniveau; 19 Prozent<br />

der 15­ bis 24­Jährigen waren ohne Arbeit. Länder mit einem<br />

hohen Anteil an nicht mehr erwerbstätigen Menschen können sich<br />

Arbeitslosigkeit schlicht nicht leisten. In Schwellenländern muss der<br />

Anteil der Frauen an der erwerbstätigen Bevölkerung erhöht werden.<br />

In Indien und in der Türkei beträgt die Differenz in der Erwerbs quote<br />

zwischen Männern und Frauen rund 50 Prozent. Doch damit Frauen<br />

am Erwerbsleben teilhaben können, müssen die Regierungen den<br />

ärmsten Mädchen Zugang zu Nahrung, sauberem Wasser, Elektrizität<br />

und Gesundheitsversorgung ermöglichen. Danach gilt es, diese<br />

Mädchen auszubilden.<br />

Dies bedingt bei den Männern eine Änderung der Mentalität.<br />

Das Argument, Ausbildung sei zu teuer, ist eine unhaltbare Ausrede.<br />

Die Kosten für Schreibstifte und Schulbücher haben sich in den vergangenen<br />

40 Jahren massiv reduziert. Man darf auch informelle Bildungskanäle<br />

wie das Fernsehen nicht vergessen; sie tragen ebenfalls<br />

zur Bildung und Befähigung von Frauen in ärmeren Ländern bei. Es<br />

braucht auf allen Ebenen und für alle Altersgruppen Bildung – für Kinder,<br />

<strong>Jugend</strong>liche, mittelalterliche und alte Menschen –, damit wir die<br />

Herausforderungen einer alternden Gesellschaft bewältigen können.<br />

Stehen wir nicht vor unlösbaren Ressourcenproblemen?<br />

Nachhaltigkeit ist selbstverständlich ein Thema. Wir müssen mehr<br />

Sorge zu den Ressourcen tragen. Die Menschen müssen von Anfang<br />

an für das Recycling sensibilisiert werden und ganz allgemein dafür,<br />

wie eine Veränderung des Lebensstils die Umwelt positiv beeinflussen<br />

kann. Wer arm ist und ums nackte Überleben kämpft, misst der<br />

Nachhaltigkeit nicht oberste Priorität zu.<br />

Wann wird die Weltbevölkerung ihren Höchststand erreichen?<br />

Gemäss Schätzungen dürfte die Weltbevölkerung um 2<strong>05</strong>0 mit<br />

9,2 Milliarden Menschen ihren Höchststand erreichen – gegenüber<br />

6,9 Milliarden heute. Dies ist jedoch eine Prognose; das menschliche<br />

Verhalten verändert sich schnell. Fruchtbarkeits­ und Sterblichkeitsraten<br />

können sich als Folge von Verhaltensänderungen, Anreizen<br />

oder Naturkatastrophen verändern. Das Bevölkerungswachstum verlangsamt<br />

sich bereits, was positiv für unsere endlichen natürlichen<br />

Ressourcen ist. <<br />

Dr. Amlan Roy ist Leiter des Global Demographics<br />

and Pensions Research der Credit Suisse mit<br />

Sitz in London. Er liefert globalen Kunden wie Zentralbanken,<br />

Finanzministerien, Pensionskassen,<br />

Versicherungen oder Echtgeldkonten in 35 Ländern<br />

strategische Researchdaten und referiert jährlich<br />

an über 40 Konferenzen und Gross anlässen.<br />

Darüber hinaus ist er Senior Research Associate<br />

der Financial Markets Group der London School<br />

of Economics und Gastprofessor unter anderem<br />

an der London Business School, der Stanford<br />

University und der Univer sität Zürich. Früher entwickelte<br />

er für die Credit Suisse als Schwellenländer-<br />

Strategieexperte Risiko- und Unabhängigkeitsbewertungsmodelle<br />

für Länder und Währungen in<br />

über 36 Schwellenmärkten. Bevor er 1988 bei<br />

der Credit Suisse einstieg, war Amlan über zehn<br />

Jahre an US- und UK-Universitäten als Professor<br />

für Finanz und Wirtschaft tätig und erhielt fünf<br />

Lehrauszeichnungen. Amlan promovierte an der<br />

University of Iowa in Finanz ökonomie und verfügt<br />

über einen MBA des Indian Institute of Management<br />

in Ahmedabad sowie über ein BA (Honours)<br />

in Ökonomie des St. Stephen’s College der University<br />

of Delhi.<br />

Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>


24 <strong>Jugend</strong> Milos Forman<br />

Milos Forman:<br />

Eine <strong>Jugend</strong> in Böhmen<br />

Sein Lebenswerk umfasst Filme wie «Einer flog über das Kuckucksnest», «Amadeus»<br />

oder «Goyas Geister ». Dafür wurde der zweifache Oscar-Preisträger am Zurich<br />

Film Festival mit dem «Goldenen Auge» geehrt. Seine <strong>Jugend</strong> war eine schwierige Zeit,<br />

die er mit dem typischen tschechischen Lächeln gemeister hat. Text: Andreas Schiendorfer<br />

Fotos: Muster Mustermann | Muster Mustermann<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


Milos Forman <strong>Jugend</strong> 25<br />

Fotos: United Artists, Fantasy Films, Kobal Collection | Zurich Film Festival<br />

Der Kreis möchte sich schliessen. Milos Forman, in Böhmen aufgewachsen,<br />

plant zusammen mit seinem <strong>Jugend</strong>freund Vaclav Havel<br />

einen Film über das Münchner Abkommen von 1938. Im Zuge ihrer<br />

Appeasement-Politik befürworten damals Grossbritannien, Frankreich<br />

und Italien die Angliederung des Sudetenlands ans Deutsche<br />

Reich auf Kosten der Tschechoslowakischen Republik. Im Zentrum<br />

des Films soll die Sicht des französischen Premierministers Edouard<br />

Daladier stehen, der 30 Jahre nach dem Abkommen und angesichts<br />

seines nahen Todes die ganze Wahrheit erzählt über die Ereignisse,<br />

die den Gang der Weltgeschichte mitbestimmten.<br />

Das Drehbuch ist vorhanden, doch am Rande des Zurich Film<br />

Festival erklärt Milos Forman, der Film sei «on hold» und werde aus<br />

finanziellen Gründen wohl nicht zustande kommen. Rückschläge gehören<br />

zum Künstlerleben. Bereits sein letztes Filmprojekt über den<br />

Pokerspieler Amarillo Slim wurde nicht realisiert. Diesmal ist es aber<br />

besonders schmerzlich, weil der Film Formans Rückkehr in seine<br />

Heimat und in die eigene Kindheit abgeschlossen hätte. Wenigstens<br />

kann er in Zürich den Film «A Walk Worthwhile» zeigen, die Verfilmung<br />

der in den 1960er-Jahren entstandenen Jazzoper von<br />

Jiri Slitr und Jiri Suchy, die Milos Forman mit seinen Söhnen Petr<br />

und Matej im Nationaltheater in Prag wiederaufgeführt hat.<br />

Milos Forman reagiert auf die Enttäuschung mit seiner besten<br />

Waffe: dem Humor. Mit einem vielsagenden Lächeln, begleitet von<br />

einem Achselzucken. «Humor », sagt er, «spielte schon immer eine<br />

grosse Rolle in der tschechischen Kultur. Denken Sie nur an den<br />

braven Soldaten Schwejk, unseren Nationalhelden. Wir sind ein<br />

kleines Land, umgeben von mächtigen Nachbarn, die seit 2000<br />

Jahren versuchen, uns zu beherrschen – da wird Humor zu einer<br />

wichtigen Waffe im Überlebenskampf.» Das Gleiche gilt indes auch<br />

für das Individuum in der totalitären Gesellschaft. Humor ist, präzisiert<br />

Forman, der einzige Schutz gegen die Dummheit, in seiner<br />

eigenen Geschichte ist es zuerst die Dummheit des Nationalsozialismus,<br />

dann des Kommunismus. Als Künstler profitiert Forman ganz<br />

konkret. Seine ersten Filme sind geprägt durch eine Komik, die man<br />

durchaus als Kritik an den bestehenden Zuständen verstehen kann.<br />

Doch die kommunistische Zensur, die in der Ära Chruschtschow<br />

etwas gelockert ist, wird mit der Begründung «ist ja nur Spass, gar<br />

nicht ernst gemeint » getäuscht. Vorerst.<br />

Die Zensur hat jedoch, wie er in Zürich betont, auch ihr Gutes.<br />

«In Amerika greifen die Studios sehr direkt und mitunter massiv in<br />

einen Film ein. Im Kommunismus wird der Film als Ganzes verboten»,<br />

meint er. «Irgendwann aber ist jede Diktatur zu Ende, dann kann der<br />

Film in seiner originalen Form gezeigt und gesehen werden.»<br />

Doch am Anfang ist der Anfang: Geboren wird Jan Tomas «Milos»<br />

Forman im tschechischen Caslav (Tschaslau) im Jahre 1932, eine<br />

wirtschaftlich und politisch schwierige Zeit, die in den Zweiten Weltkrieg<br />

mündet. Wird er, wie man meist liest, traumatisiert, weil seine<br />

Eltern im Konzentrationslager sterben? Die Wahrheit ist ambivalent.<br />

Milos Forman schildert den Tag der Verhaftung. «Ich war acht Jahre<br />

alt und ging in die Schule, in der auch mein Vater unterrichtete. Eines<br />

Tages kam der Direktor in meine Klasse und bat mich, ihm zu folgen.<br />

Draussen stand mein Vater, umringt von Männern in langen Ledermänteln,<br />

und meinte zu mir: ‹Sagst du bitte der Mama, dass alles in<br />

Ordnung ist und ich bald wiederkomme?› Und der Schuldirektor sagte:<br />

‹Milos, du musst heute nicht mehr zurück in den Unterricht. Geh<br />

heim und gib deiner Mutter diesen Brief.› Und ich war glücklich. Ich<br />

lief begeistert durch die Stadt, kam freudestrahlend heim, alberte<br />

mit meiner Mutter und gab ihr den Brief des Direktors. Sie öffnete ><br />

Milos Forman wurde am 18. Februar 1932 im tschechischen<br />

Caslav geboren. 1968 emigrierte er in die<br />

USA. Der zweifache Oscar-Preisträger ist Vater zweier<br />

Zwillingspaare. Das passt. Er ist selbst Zwilling, ist<br />

Tscheche und Amerikaner zugleich, meint in slawisch<br />

gefärbtem Englisch: «Ich denke, ich bin ein amerikanischer<br />

Filmemacher mit einem tschechischen<br />

Herzen. Das merke ich vor allem daran, dass ich nach<br />

wie vor tschechische Poesie sehr schätze, während<br />

ich Lyrik auf Englisch noch immer nicht ganz<br />

verstehe. In welcher Sprache ich träume, kann ich<br />

nicht sagen.»<br />

Zurich Film Festival<br />

Das «europäische Sundance Film Festival» hat sich der Nachwuchsförderung<br />

verschrieben. Werden Stars wie Stephen Frears,<br />

Oliver Stone, Costa-Gavras, Sylvester Stallone oder Morgan<br />

Freeman eingeladen und geehrt oder wirken wie Peter Fonda und<br />

Frank Langella als Jurypräsidenten, dann unterhalten sie sich in<br />

der Master Class immer auch mit jungen Regisseuren oder Drehbuch<br />

autoren. Ein Teil unserer Informationen über Milos Forman<br />

stammt von einer solchen Begegnung.<br />

Hier die diesjährigen Gewinner des «Goldenen Auges»: Srdjan<br />

Koljevic, Serbien, Florian Cossen, Deutschland, Janus Metz,<br />

Dänemark. Milos Forman erhielt seinen ersten Oscar elf Jahre<br />

nach seinem Schweizer Preis … siehe Seite 26<br />

www.zurichfilmfestival.org<br />

Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>


26 <strong>Jugend</strong> Milos Forman<br />

ihn, wurde bleich und brach plötzlich in Tränen aus.» Seine Verwandten<br />

erzählen ihm nichts vom Horror der Nazis, sagen bloss,<br />

seine Eltern seien in einem Lager und kämen sicher irgendwann zurück.<br />

Die einzigen Lager aber, die der kleine Milos kennt, sind Pfadfinderlager.<br />

«Ich habe es damals nicht verstanden, und eigentlich<br />

verstehe ich bis heute nicht, was passiert ist», gesteht Forman. «Man<br />

hat mich vor dem Wissen um diese Gräuel geschützt. Ich hatte in<br />

meiner Kindheit durchaus glückliche Momente.»<br />

Die Eltern werden umgebracht: Mutter Anna 1943 im Konzentrationslager<br />

Auschwitz, Vater Rudolf 1944 in Buchenwald. Doch ist<br />

er überhaupt sein richtiger Vater ? Auch dazu gibt Milos Forman bereitwillig<br />

Auskunft: «Ich weiss es nicht. Jahre später bekam ich die<br />

kaum lesbaren Aufzeichnungen einer Jüdin zugeschickt: Meine Mutter<br />

habe ihr kurz vor ihrem Tod gesagt, mein wahrer Vater sei ein<br />

jüdischer Architekt, der sich rechtzeitig nach Südamerika habe absetzen<br />

können. Ich hatte nie zuvor davon gehört, und ich konnte nicht<br />

überprüfen, ob es stimmt. Doch für mich spielt es keine Rolle. Für<br />

mich ist Rudolf Forman mein Vater.»<br />

Die Angst vor der Macht der Worte<br />

Selbst die Gründe für Formans Verhaftung bleiben im Dunkeln. Zwar<br />

hat er einer Untergrundbewegung angehört, aber vorgeworfen wird<br />

ihm vor allem, dass er in der Schule verbotene Autoren liest: William<br />

Shakespeare. Josef und Karel Capek. Ernest Hemingway. Die Angst<br />

vor der Macht der Worte.<br />

Als Jahre später die jungen Künstler Milos Forman und Vaclav<br />

Havel einen Film über Franz Kafka drehen wollen, wird dies von den<br />

Kommunisten verhindert.<br />

Wann aber stellt sich beim kleinen Milos der kinomagische Moment<br />

ein? Wann beschliesst er, sein Leben dem Film zu widmen? Wiederum<br />

eine überraschende Antwort: «Mein zwölf Jahre älterer Bruder<br />

arbeitete als Bühnenbildner bei einer Operettenwandertruppe. Als<br />

diese gegen Kriegsende in unserer Stadt auftrat, nahm er mich mit<br />

«Der Schwarze<br />

Peter » (1964)<br />

«Amadeus»<br />

(1984)<br />

«Liebe einer<br />

Blondine» (1965)<br />

«Der Mondmann»<br />

(1999)<br />

«Der Feuerwehrball»<br />

(1967)<br />

«Goya’s Ghosts»<br />

(2006)<br />

«Hair » (1979)<br />

«A Walk Worthwhile»<br />

(2009)<br />

Filmografie Den entscheidenden Preis erhielt<br />

Milos Forman zu Beginn der Karriere: in Locarno das<br />

«Goldene Segel» für den Erstling «Der Schwarze<br />

Peter». Dies bot ihm Schutz vor der kommunistischen<br />

Willkür und stellte letztlich die Basis für seine grossen<br />

Erfolge dar. Je einen Oscar als Regisseur erhielt<br />

Forman 1975 für «Einer flog über das Kuckucksnest»<br />

(Bild Seite 24) sowie 1984 für «Amadeus». Zusammen<br />

holten diese Filme 13 Academy Awards.<br />

13 weitere Nominationen gab es für «Liebe einer<br />

Blondine», den «Der Feuerwehrball», «Ragtime»<br />

(1981), «Valmont» (1989) sowie «Larry Flint –<br />

Die nackte Wahrheit» (1996).<br />

hinter die Kulissen. Niemand liess sich von mir beeindrucken. Man<br />

schwatzte und rauchte, zog sich um. Diese prachtvollen Frauen körper,<br />

diese berauschenden Düfte! Ein Paradies für einen heranwachsenden<br />

Jungen. Sie waren meine Götter. Doch plötzlich merkte ich, alle<br />

diese Götter hörten auf einen einzigen Mann, einen Super-Gott: den<br />

Theaterregisseur. Das wollte ich werden.»<br />

Ergo meldet sich Forman nach dem Internat in Podebrady bei<br />

einer Theaterschule an – im Mai. Doch Bescheid, negativen Bescheid,<br />

erhält er erst im September, unmittelbar vor Semesterbeginn. Es<br />

droht die Einberufung ins Militär. Nur drei rettende Studienrichtungen<br />

stehen ihm so kurzfristig noch offen: Bergbau, Jurisprudenz oder<br />

Drehbuchautor an der Filmhochschule. Forman wählt das kleinste<br />

Übel, das natürlich nicht weit von seinen Intentionen entfernt ist –<br />

und wird dann mehr und mehr von der Faszination des Films ergriffen.<br />

Charlie Chaplin, Buster Keaton, John Ford.<br />

Die Ausbildung ist hervorragend, die Filmhochschule FAMU in<br />

Prag geniesst Weltruf. Warum? «Wir hatten herausragende, systemkritische<br />

Intellektuelle. Die Kommunisten getrauten sich nicht, sie<br />

umzubringen, aber ihren Beruf in der Öffentlichkeit ausüben durften<br />

sie nicht mehr. Also steckte man sie in die Schule. Dort sah sie niemand,<br />

dort konnten sie keinen Schaden anrichten. Für uns ein grosses<br />

Glück.» Milan Kundera. Martin Fric. Alfred Radok.<br />

Drehbuchautor, Schauspieler, Regieassistent<br />

Milos Forman schreibt ab Mitte der 1950er-Jahre Drehbücher (meist<br />

mit Ivan Passar), ist Schauspieler, Regieassistent, Regisseur. Vier<br />

Jahre, 1958 bis 1962, ist er mit der Schauspielerin Jana Brejchova<br />

verheiratet, danach ab 1964 mit der Schauspielerin Vera Kresadlova,<br />

die ihm die Zwillinge Petr und Matej schenkt. Bereits sein erster<br />

grosser Film «Der schwarze Peter » findet im Ausland grossen Anklang,<br />

gewinnt 1964 in Locarno das «Goldene Segel», was ihn bis<br />

heute mit der Schweiz verbindet. Die <strong>Jugend</strong> ist nun vorbei.<br />

Doch die Zäsur, die die erste Lebensphase wirklich beendet, sollte<br />

erst noch kommen. Nach zwei weiteren Filmen sucht Milos Forman<br />

in Paris Gelder für sein nächstes Projekt. Genau zu dieser Zeit beenden<br />

die Sowjetrussen mit ihren Panzern den Prager Frühling unter<br />

Alexander Dubcek. «Der Feuerwehrball» wird verboten, das Prager<br />

Filmstudio distanziert sich von Forman. Nach einer kurzen Rückkehr<br />

in die Heimat entschliesst er sich zur Emigration in die USA. Sein<br />

nächster Film, «Taking Off», wird zwar kein Kassenschlager, gewinnt<br />

aber als amerikanischer Beitrag an den Filmfestspielen in Cannes<br />

den Grossen Preis der Jury. Eine Provokation für die Kommunisten.<br />

Ist danach der Kontakt zu seiner Familie abgebrochen? «Nein, wir<br />

telefonierten miteinander und schrieben Briefe, wissend, dass das<br />

Telefon abgehört wird und die Briefe gelesen werden.»<br />

Die linientreuen Funktionäre sind schon zuvor tätig: Forman lernt<br />

an einem Filmfestival den grossen Kirk Douglas kennen, dieser<br />

will mit ihm einen Film drehen. Doch Forman wartet vergeblich auf<br />

das Drehbuch. Er ist enttäuscht, aber nicht überrascht. Typisch Amerikaner.<br />

Jahre später engagiert Kirks Sohn Michael Douglas ihn völlig<br />

ahnungslos für einen Film. Milos Forman staunt. Es ist das gleiche<br />

Drehbuch! Jahre zuvor ist es von der Zensur abgefangen worden.<br />

Auch Kirk war damals enttäuscht, dass der junge Tscheche nicht auf<br />

sein Angebot reagierte. Das ist die Geschichte hinter der Geschichte<br />

von «Einer flog über das Kuckucksnest». Besonders die Schlussszene<br />

liebt Forman: «Dies war der Traum, den wir im Kommunismus<br />

lebten: einfach irgendetwas in die Hand zu nehmen und es quer<br />

durch die Bar zu werfen. Das ist Freiheit.» <<br />

Fotos: Ceskoslovensky Film; Barrandov Studios; Ceskoslovensky, Barrandov, Carlo Ponti; United Artists; Saul Zaentz Company; Universal, Duhamel, François; Antena 3 TV, Saul Zaentz Productions; The Kobal Collection | Zurich Film Festival<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


ulletin plus –<br />

das Heft im Heft für<br />

Schweizer Leser<br />

Sorgenbarometer 20<strong>10</strong> – wo drückt die Schweizer der Schuh?<br />

Seit 34 Jahren wird im Auftrag des <strong>bull</strong>etin die Umfrage «Sorgenbarometer» durch -<br />

geführt. Längst ist sie zum Standardinstrument für Politiker, Journalisten und Wirtschaftsführer<br />

geworden, die wissen wollen, wie die Stimmung in der Schweizer Bevölkerung<br />

ist, was die Stimmbürger wirklich bewegt. Neben dem interessanten Langzeitvergleich<br />

gibt es immer wieder erstaunliche Ergebnisse, die es zu analysieren gilt. Hätten Sie<br />

gedacht, dass das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung stark abgenommen hat und insbesondere<br />

die bürgerliche Mittelschicht die Ausländerintegration als Problem wahrnimmt ?<br />

Oder dass das Vertrauen in die Kirchen so hoch ist wie nie in den letzten 30 Jahren?<br />

PDF-Versionen (d/f/i) unter www.credit-suisse.com/<strong>bull</strong>etin.<br />

Magazin der Credit Suisse | Dezember 20<strong>10</strong><br />

20<strong>10</strong><br />

Sorgenbarometer<br />

Seite 4 Sorgenbarometer Wirtschaftsoptimismus, aber Sicherheitsängste | Seite <strong>10</strong> Spezialanalyse Sprachregionen<br />

Gibt es den «Röstigraben» ? | Seite 12 Spezialanalyse Generationen Wie die Alten so die Jungen? | Seite 14 Interview<br />

Nationalratspräsident 2011 Jean-René Germanier: «Die Schweiz braucht keinen Komplex zu haben»


28 Credit Suisse<br />

Credit Suisse Schweiz<br />

Business / Sponsoring / In der Gesellschaft<br />

Business School<br />

Bachelor für Bankbranche<br />

Auf Initiative der Business School<br />

wurde 2004 in Zusammenarbeit mit<br />

der Zürcher Hochschule Winterthur<br />

(ZHAW) ein berufsbegleitender<br />

Studiengang im Bereich<br />

Banking lanciert. Damit beschritt<br />

die Credit Suisse in der Schweiz<br />

einen Pionierweg. Die praxisorientierte<br />

Ausbildung schult neben<br />

bankspezifischem Fachwissen vor<br />

allem Wirtschaft, Recht und Mathematik<br />

und vermittelt zudem Sozialund<br />

Managementkompetenzen.<br />

Das Programm wurde inzwischen<br />

auf weitere Fachhochschulen ausgeweitet<br />

und nun als Standard<br />

für die gesamte Finanzbranche in<br />

der Schweiz übernommen. «Der<br />

Bachelor of Science in Business<br />

Administration, Vertiefung Banking<br />

and Finance, zählt heute zur wichtigsten<br />

Erst-Weiterbildung für den<br />

Bankennachwuchs in der Schweiz<br />

und ist eine hervorragende Grundlage<br />

für eine erfolgreiche Berufslaufbahn»,<br />

sagt Werner Widmer,<br />

Leiter Education Landscape bei der<br />

Business School. «Zudem ist er<br />

ein gutes Beispiel dafür, wie die<br />

Credit Suisse Unternehmertum,<br />

Bildung und Nachwuchsförderung<br />

erfolgreich verbindet.» Am 7. Oktober<br />

wurden Studierende der letzten<br />

Credit Suisse internen Klassen<br />

diplomiert. 23 Absolventen konnten<br />

von Reto Isenegger, COO Region<br />

Schweiz, Glückwünsche für<br />

ihre ausserordentliche Leistung<br />

entgegennehmen.<br />

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Nüschelerstrasse 35 Zürich-City<br />

Tel. 044-211 30 00<br />

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C R U I S E S<br />

Swiss Innovation Forum<br />

Innovative Unternehmen<br />

Die Unternehmen Malcisbo,<br />

Zürich (Kategorie Seed), Optotune,<br />

Dübendorf (Start-up) und HeiQ<br />

Materials, Bad Zurzach (Maturity<br />

Stage) erhielten im November auf<br />

dem Novartis Campus den Swiss<br />

Technology Award 20<strong>10</strong>. Als Hauptpartner<br />

des Swiss Innovation Forum<br />

war die Credit Suisse in der Jury<br />

durch Hans Baumgartner, Leiter<br />

KMU-Geschäft Schweiz, vertreten.<br />

MicroBike<br />

Pedal against poverty<br />

Die Credit Suisse unterstützt den<br />

Mikrofinanzsektor über ihre Geschäftsinteressen<br />

hinaus, einerseits<br />

mit Spenden, andererseits durch<br />

Mitarbeitende, die helfen, Kompetenzen<br />

in diesem Sektor aufzubauen.<br />

Zudem sammelten die<br />

Credit Suisse New York Ad vocates<br />

im Rahmen der MicroBike-Initiative<br />

von ACCION International 5200<br />

US-Dollar für die Mikrofinanzprogramme<br />

der Organisation in Lateinamerika,<br />

Afrika und Asien.<br />

Convention of Biological Diversity<br />

Leben in Harmonie –<br />

auch in der Zukunft<br />

Die Besorgnis über die Konsequenzen<br />

des Verlusts der Biodiversität<br />

findet Ausdruck im Übereinkommen<br />

über die biologische Vielfalt («Convention<br />

of Biological Diversity»).<br />

192 Staaten haben sich mit diesem<br />

Vertrag zur Erhaltung der natürlichen<br />

Lebensräume, Arten und<br />

Gene verpflichtet. An einer jährlichen<br />

Konferenz, die dieses Jahr in<br />

Nagoya, Japan, stattfand, wird<br />

regelmässig die aktuelle Situation<br />

diskutiert. Auch die Credit Suisse<br />

setzt sich mit diesem Thema auseinander<br />

und integriert ökolo gische<br />

Aspekte in ihre Geschäftstätigkeit.<br />

An einer Nebenveran staltung<br />

der Finanzinitiative des Umweltprogramms<br />

der Ve reinten Nationen<br />

(UNEP FI) präsentierte sie – vertreten<br />

durch John Tobin und Ben<br />

Ridley von Credit Suisse Sustainability<br />

Affairs – ihren Umgang mit<br />

den Chancen und Risiken im Bereich<br />

der Forstwirtschaft.<br />

World Wide Fund for Nature<br />

Neue Bäume für Indonesien<br />

Im Rahmen von Credit Suisse<br />

Cares for Climate haben wir eine<br />

Partnerschaft mit WWF newTrees<br />

abgeschlossen. Bei dieser Wiederaufforstungsinitiative<br />

übernehmen<br />

Einzelpersonen die Patenschaft<br />

für Setzlinge und leisten so einen<br />

Beitrag gegen den Verlust der<br />

Biodiversität und gegen Kohlenstoffemissionen<br />

als Folge inten -<br />

siver Waldnutzung. Auf der indonesischen<br />

Insel Lombok wurde<br />

eine Waldzone von 15 Hektaren<br />

(6000 Bäume) für Baumpatenschaften<br />

von Credit Suisse Mitarbeitenden<br />

reserviert. Pflanzung<br />

und Unterhalt werden von lokalen<br />

Gemeinschaften übernommen.<br />

Anzeige<br />

Die Initiative trägt darüber hinaus<br />

zu einer verbesserten Wasserbewirtschaftung<br />

bei und bietet der<br />

Be völkerung eine alternative Einnahmequelle.<br />

Tag der offenen Minergie-P-Häuser<br />

Energieeffizientes Bauen<br />

Viele Bauherrschaften, Hausbesitzer<br />

und Investoren in der Schweiz<br />

beachten mittlerweile den Minergie<br />

® -Standard, eine Norm für energieeffizientes<br />

Bauen. Dies muss<br />

keineswegs zu Komforteinbussen<br />

führen. So ist es beispielsweise<br />

möglich, ein Gleichgewicht zwischen<br />

Heizen und Abwärme zu schaffen,<br />

das dennoch sehr gute Wohnqualität<br />

garantiert. Interessierte erhielten<br />

im November die Möglichkeit,<br />

rund 160 Minergie-P-Häuser in der<br />

Deutschschweiz zu besichtigen. Als<br />

Patronatspartnerin unterstützte die<br />

Credit Suisse die von der Geschäftsstelle<br />

Minergie und der IG Passivhaus<br />

Schweiz orga nisierte Veranstaltung<br />

bereits zum dritten Mal.<br />

www.minergie.ch<br />

Junge Wirtschaftskammer<br />

Credit Suisse Mitarbeiter<br />

als neuer Nationalpräsident<br />

Am Nationalkongress der Jungen<br />

Wirtschaftskammer der Schweiz<br />

(JCIS) in Kreuzlingen wurde Pietro<br />

Vicari, Firmenkundenmitarbeiter<br />

in Lugano, als Nachfolger von<br />

Liliane Kramer Berner zum neuen<br />

Nationalpräsidenten gewählt. Diana<br />

Costa, Credit Suisse St. Moritz,<br />

l eitet eine der vier JCIS-Regionen.<br />

Fotos: Parixit Parekh, Credit Suisse | Minergie | Corriere del Ticino<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 29<br />

Direct Net E-Dokumente<br />

Papierflut vermindern<br />

Privat- und Firmenkunden der<br />

Credit Suisse können neu ihre<br />

Bank belege im Direct Net elektronisch<br />

empfangen. Die Umwelt<br />

profitiert gleich doppelt: Es wird<br />

Papier gespart, und die Bank<br />

l eistet für Kunden, die bis Ende<br />

Jahr auf E-Dokumente wechseln,<br />

eine Spende von jeweils zehn<br />

Franken an die Stiftung Landschaftsschutz<br />

Schweiz.<br />

www.credit-suisse.com/edocuments<br />

Paare durch: das Ehepaar Sara<br />

und Christoph Hürlimann vom Zahn -<br />

arztzentrum.ch, Winterthur (Kategorie<br />

Emerging Entrepreneurs), die<br />

Brüder Christof und Markus Züger,<br />

Züger Frischkäse, Oberbüren<br />

( Industrie), sowie die Studienfreunde<br />

Moritz Lechner und Felix Mayer,<br />

Sensirion, Stäfa (High Tech/Life<br />

Sciences). Daneben wurde auch<br />

Rolf Boffa, Qualipet, Zürich (Dienstleistung<br />

und Handel), von Ernst &<br />

Young und Programmpartner Credit<br />

Suisse als Entrepreneur of the<br />

Year 20<strong>10</strong> ausgezeichnet.<br />

Plan Girls Report 20<strong>10</strong><br />

Mädchen im digitalen Raum<br />

Das Kinderhilfswerk Plan International,<br />

Partnerorganisation der<br />

Credit Suisse Bildungsinitiative,<br />

setzt sich für die Rechte der Kinder<br />

und insbesondere der Mädchen<br />

ein. Die neue Ausgabe des Berichts<br />

«Because I am a Girl», der im<br />

Forum St. Peter in Zürich den Mitarbeitenden<br />

der Credit Suisse sowie<br />

geladenen Gästen vorgestellt<br />

wurde, befasst sich mit der Situation<br />

von Mädchen und jungen Frauen<br />

in den zwei rasant wachsenden<br />

Bereichen Städte und digitale Welt.<br />

www.plan-schweiz.ch<br />

Entrepreneur of the Year ® 20<strong>10</strong><br />

Im Duo erfolgreich<br />

In vier Kategorien wurden von<br />

einer unabhängigen Jury die besten<br />

Unternehmer des Landes erkoren.<br />

Dabei setzten sich gleich dreimal<br />

Nachhaltige Investments<br />

G20-Gipfel in Seoul zeichnet<br />

BOP (Base of the Pyramid)<br />

Fund aus<br />

Die Investitionstätigkeit in KMUs<br />

leistet in Entwicklungsländern<br />

einen wesentlichen Beitrag zur wirtschaft<br />

lichen Entwicklung und Integration<br />

von Menschen am unteren<br />

Ende der Einkommenspyramide.<br />

In diesem Zusammenhang suchten<br />

die 20 wichtigsten Industrie- und<br />

Schwellenländer (G20) im No vember<br />

in Seoul nach den besten<br />

Lösungsansätzen und zeichneten<br />

14 Anlageprodukte aus. Die Firma<br />

responsAbility Social Investments<br />

AG wurde für ihren nachhaltigen<br />

Anlagefonds BOP (Base of the<br />

Pyramid) gewürdigt. Dieser Fonds,<br />

dessen Hauptinvestor die Credit<br />

Suisse ist, erlaubt es Anlegern,<br />

durch Förderung von KMUs und<br />

Mikro finanzinstitutionen einen<br />

Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung<br />

von Volkswirtschaften zu<br />

leisten und gleichzeitig eine finanzielle<br />

Rendite anzustreben.<br />

Preisträger und Förderer (von links). Vorne: Giada Peter, Lorenzo Puglisi, Diego<br />

Ansaldi, Eleonora Giubilei; Mitte: Beatrice Marchesi, Nadia Lischer, Gerardo<br />

Bramati; hinten: Giancarlo Dillena, «Corriere del Ticino», Alberto Petruzzella<br />

und Gabriela Cotti Musio, Credit Suisse Tessin, Bernardo Zumthor, SUPSI.<br />

Die zukünftigen Dichter und Denker<br />

Diesen September verlieh die Credit Suisse bereits zum<br />

zweiten Mal Studierenden der Università della Svizzera<br />

Italiana und der Scuola Universitaria Professionale della<br />

Svizzera Italiana (SUPSI) den Credit Suisse Award for<br />

Excellent Writing. Die Auszeichnungen werden in Zusammenarbeit<br />

mit dem «Corriere del Ticino» vergeben, der<br />

monatlich die unabhängige Studentenzeitung «L’Universo»<br />

herausgibt. Die Artikel, Editorials und Vertiefungsberichte<br />

der Studierenden zu aktuellen Themen zeichnen sich<br />

durch ihre hohe Qualität aus. Die Vergabe der Awards soll<br />

nicht zuletzt weitere Studenten motivieren, ihre Meinung<br />

im «L’Universo» zu äussern.<br />

Texte und Redaktion: Fabienne de Lannay, Andreas Schiendorfer,<br />

Mandana Razavi<br />

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Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>


30 Credit Suisse<br />

«Ich habe ein Grundvertrauen<br />

in die Menschen»<br />

Fremde Länder und Kulturen sehen: ein Wunsch, den Livia Hadorn wohl mit<br />

vielen Studenten teilte. Während jedoch die meisten eher abenteuerliche Reisen<br />

mit diesem Wunsch verbinden, steht für Livia Hadorn das Thema der humanitären<br />

Hilfe im Vordergrund. Nun steht die Bielerin vor ihrem ersten Einsatz als<br />

Delegierte beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK).<br />

<strong>bull</strong>etin: Wieso haben Sie sich dazu<br />

entschlossen, als Delegierte für das IKRK<br />

zu arbeiten?<br />

Livia Hadorn: Ich habe in Genf internationale<br />

Beziehungen studiert. Danach habe<br />

ich in England ein Nachdiplomstudium im<br />

Bereich der Menschenrechte absolviert.<br />

Während meines Studiums habe ich<br />

natürlich immer wieder vom IKRK gehört<br />

und mir damals schon überlegt, mich als<br />

Delegierte zu bewerben. Allerdings habe<br />

ich im Anschluss an mein Studium dann<br />

Stellen bei der UNO und beim Expertenpool<br />

des EDA gefunden, die mich nach Somalia,<br />

in den Kongo und nach Nepal geführt<br />

haben. Mit der Zeit merkte ich jedoch, dass<br />

ich mich stärker auf die humanitäre Hilfe<br />

konzentrieren wollte. Der Gedanke ans<br />

IKRK hat mich somit nie ganz losgelassen.<br />

Irgendwann war der Entschluss gefasst<br />

und ich habe meine Bewerbung eingereicht.<br />

Als Delegierte werden Sie viel und oft<br />

im Ausland sein. Was sagten Ihre Familie<br />

und Freunde zu Ihrem Entschluss?<br />

Da ich bereits ein Jahr in England studiert<br />

hatte, war die Tatsache, dass ich wieder im<br />

Ausland arbeiten wollte, kein allzu grosser<br />

Schritt mehr für sie. Dennoch war es für<br />

meine Familie nicht leicht, als sie hörten,<br />

dass ich nach Somalia gehen würde – zumal<br />

das Land als gefährlich gilt. Aber wenn<br />

man wieder gesund aus so einem Einsatz<br />

zurückkommt, legen sich anfängliche<br />

Bedenken auch bei den Freunden und<br />

Angehörigen. Mittlerweile haben sich wohl<br />

alle an die Tatsache gewöhnt, dass ich<br />

vorläufig weiterhin im Ausland arbeiten<br />

werde.<br />

Dennoch: Zwischen England<br />

und Somalia besteht ein erheblicher<br />

Unterschied …<br />

Natürlich fühlt es sich zu Beginn etwas<br />

seltsam an, in einem solchen Land tätig zu<br />

sein. Doch ich war immer schon der<br />

Auffassung, dass man überall auf Menschen<br />

trifft, mit denen man sich austauschen<br />

kann. Sie heissen einen willkommen<br />

und helfen einem dabei, sich zurechtzufinden.<br />

Und zudem ist es auch spannend,<br />

neue Länder und Kulturen zu entdecken.<br />

Ist es schwierig, während eines<br />

Einsatzes den Kontakt zu den<br />

Angehörigen aufrechtzuerhalten?<br />

Bisher war es das nicht. In Afrika ist die<br />

Mobiltelefon- und Internetabdeckung<br />

Ihr erster Einsatz als IKRK-Delegierte wird die Bielerin Livia Hadorn in den Sudan führen.<br />

Um sich auf ihre Tätigkeit vorzubereiten, simuliert sie mit ihren Kollegen im Trainingskurs<br />

mittlerweile sehr gut. Es ist viel einfacher<br />

Gefangenenbesuche in den Kellerräumen des IKRK-Hauptquartiers in Genf. geworden, Kontakt zu den Angehöri- ><br />

Fotos: Cédric Widmer | Thierry Roge, Reuters<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts gab es<br />

weder systematische Kriegskrankenpflege<br />

noch gesicherte Einrichtungen zur Unterbringung<br />

und Behandlung von Verwundeten.<br />

Nach der Schlacht um Solferino (1859)<br />

gründete Henry Dunant das IKRK.<br />

Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 3/<strong>10</strong>


32 Credit Suisse<br />

Anlässlich des <strong>10</strong>0. Todesjahres von Dunant veranstaltete die Appenzeller Gemeinde Heiden,<br />

wo Dunant die letzten 23 Jahre seines Lebens verbrachte, besondere Feierlichkeiten:<br />

Im Dunant-Museum wurde eine Sonderausstellung gezeigt, und in der evangelischen Kirche<br />

wurde das szenische Musikwerk «Henry Dunant – ein dramatisches Menschenleben»<br />

aufgeführt. Bild: die Sängerin Christina Daletska, die 2009 auch am von der Credit Suisse<br />

unterstützten Young Singers Project teilnahm, in der Rolle der Bertha von Suttner. Geschrieben<br />

wurde das Libretto von Altbundesrat Hans-Rudolf Merz.<br />

Das Vermächtnis von Henry Dunant<br />

Henry Dunant, 1828 in Genf geboren,<br />

war Schweizer Geschäftsmann und<br />

Humanist. Getragen vom Wunsch,<br />

Hilfe für Kriegsverwundete zu erbringen,<br />

war er 1863 massgeblich an der<br />

Gründung des Internationalen Komitees der Hilfsgesellschaften<br />

für die Verwundetenpflege beteiligt,<br />

aus dem später das Internationale Komitee vom Roten<br />

Kreuz (IKRK) hervorging. Ausgelöst wurde dieser<br />

Wunsch durch eine Geschäftsreise, die ihn 1859<br />

nach Norditalien brachte. Dort erlebte er aus nächster<br />

Nähe das Leid und Elend der verwundeten Soldaten<br />

nach der Schlacht von Solferino – Erlebnisse,<br />

die er später in seinem Buch «Eine Erinnerung<br />

an Solferino» verarbeitete. Dunant war überzeugt:<br />

«Alle können auf die eine oder andere Weise, jeder<br />

in seinem Kreise und seiner Kraft gemäss, irgendetwas<br />

zu diesem guten Werke beitragen.»<br />

gen zu halten, und so fällt das Weggehen<br />

heute vermutlich leichter als früher. Auf der<br />

anderen Seite darf man angesichts dieser<br />

Kontaktmöglichkeiten nach Hause nicht<br />

vergessen, auch tatsächlich beim neuen<br />

Land und seinen Leuten «anzukommen».<br />

Der enge Austausch mit den Menschen am<br />

Einsatzort ist schliesslich sehr wichtig für<br />

unsere Tätigkeit.<br />

Der Abschied von daheim ist Ihnen<br />

also nie schwergefallen?<br />

Bisher nicht. Ich freue mich sehr auf<br />

meinen ersten Einsatz im Rahmen meiner<br />

neuen beruflichen Tätigkeit. Im Trainingskurs,<br />

den ich zurzeit mit anderen angehenden<br />

IKRK-Delegierten besuche, bereite<br />

ich mich gründlich auf diese Zeit vor. Aber<br />

nach all den spannenden «Trockenübungen»<br />

möchte ich nun auch sehen, wie die<br />

Umsetzung klappt. Die Vorfreude obsiegt<br />

also ganz klar über den Abschieds -<br />

schmerz.<br />

Bevor der erste Einsatz stattfindet,<br />

absolvieren neue IKRK-Delegierte also<br />

jeweils den von Ihnen erwähnten<br />

Trainingskurs. Wie muss man sich den<br />

vor stellen?<br />

Der so genannte Integrationskurs, den ich<br />

zusammen mit weiteren Kollegen und<br />

Kolleginnen absolviere, dauert insgesamt<br />

drei Wochen. Die letzte Woche dient der<br />

Einarbeitung in den Bereich «Protection»,<br />

der sich mit Themen wie dem Schutz der<br />

zivilen Bevölkerung in bewaffneten<br />

Konflikten, Gefangenenbesuchen oder<br />

Familienzusammenführungen befasst.<br />

Wir beschäftigen uns allerdings nicht nur<br />

theoretisch mit unserer künftigen Aufgabe,<br />

sondern wir simulieren und üben beispielsweise<br />

auch Besuche bei Gefangenen<br />

oder das Passieren eines Checkpoints.<br />

Wir lernen, wie man mit Militärs, bewaffneten<br />

Gruppen oder Gefangenen spricht:<br />

Vom Tonfall bis zur Wortwahl muss dabei<br />

auf vieles geachtet werden. Zudem<br />

erstellen wir Pläne für Hilfeleistungen und<br />

logistische Abläufe etc. Auf diese Weise<br />

lernen wir, schon im Vorfeld auf die<br />

richtigen Dinge zu achten.<br />

Wie geht es nach dem Training weiter ?<br />

Die ersten zwei Jahre gelten quasi als<br />

«Lehrjahre» für die neuen Delegierten. Das<br />

IKRK achtet darauf, dass man während<br />

dieser Zeit in zwei verschiedenen Ländern<br />

arbeitet, um zwei unterschiedliche Kontexte<br />

kennenzulernen und dadurch möglichst<br />

viele Erfahrungen zu sammeln.<br />

Fotos: Musikwerk | Fotoarchiv Rietmann | Céderic Widmer<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 33<br />

In den letzten Wochen und Tagen haben<br />

Sie diverse Situationen – wie Gefangenenbesuche<br />

– nachgestellt und geübt.<br />

Denken Sie wirklich, dass sich der Ernstfall<br />

proben lässt ?<br />

Ich bin davon überzeugt, dass man so<br />

einiges üben kann. In den Trainings<br />

merken wir auch, wie wir oft die gleichen<br />

Fehler machen. Es bringt viel, wenn man<br />

darauf hingewiesen und entsprechend<br />

korrigiert wird. Aus Fehlern kann man viel<br />

lernen. Auf dem Feld arbeiten wir dann<br />

jedoch mit erfahreneren Kollegen zusammen,<br />

die darauf achten, dass alles<br />

richtig läuft.<br />

Wissen Sie schon, in welches Land<br />

Sie einmal geschickt werden? Gibt es<br />

eine Wunschdestination?<br />

Der Entscheid, in welches Land man<br />

geschickt wird, fällt meist kurz vor dem<br />

Integrationskurs. Wählen kann man nicht.<br />

Ich werde meinen ersten Einsatz im Sudan<br />

leisten und freue mich sehr darüber. Eine<br />

Wunschdestination in dem Sinne gab es<br />

für mich nicht – zumal ich davon überzeugt<br />

bin, dass vieles auch von den Leuten<br />

abhängt, mit denen man zusammenarbeitet.<br />

Wenn man Teil eines guten Teams ist,<br />

in dem man sich gegenseitig unterstützt,<br />

kann es auch an einem Ort, an dem die<br />

Lebensbedingungen schwierig sind, sehr<br />

interessant werden. Aber ich gebe offen<br />

zu, dass ich beispielsweise grossen<br />

Respekt davor hätte, in den Irak zu gehen.<br />

Sie sind jung, gut ausgebildet, das<br />

Leben liegt vor Ihnen ... Der Job als<br />

Delegierte ist allerdings nicht immer ganz<br />

ungefährlich. Haben Sie keine Angst, dass<br />

etwas passieren könnte?<br />

Eigentlich nicht. Wir werden ja auf unseren<br />

Einsatz vorbereitet. Natürlich diskutiert<br />

man ab und zu darüber, was passieren<br />

könnte. Aber ich mag mir das einfach nicht<br />

im Detail ausmalen. Ich habe ein Grundvertrauen<br />

in mich und meine Fähigkeiten,<br />

aber auch in andere Menschen. Ausser-<br />

Im Anschluss an die simulierten Gefangenenbesuche<br />

finden ausführliche Besprechungen in der Gruppe<br />

statt: Die neuen Delegierten bekommen umfassendes<br />

Feedback, um sich bestmöglich auf ihren Ein -<br />

satz vorbereiten zu können.<br />

dem: Würde ich mich ständig fragen, was<br />

passieren könnte, wäre ich wohl ausserstande,<br />

meine Aufgabe noch zu erfüllen.<br />

Dann wäre das schlicht der falsche Job<br />

für mich. Ich versuche, mich auf die Leute<br />

zu konzentrieren, die ich mit meiner Arbeit<br />

unterstütze.<br />

Was sind Ihre Erwartungen an Ihren<br />

ersten Einsatz ?<br />

Ich habe keine grossen Erwartungen.<br />

Aber ich freue mich sehr und bin sicher,<br />

dass es spannend wird. Zudem werde ich<br />

versuchen, mir schnellstmöglich viele<br />

Informationen über das Land und die<br />

Kultur anzueignen.<br />

Was möchten Sie durch Ihre Arbeit<br />

beim IKRK bewirken?<br />

Das mag jetzt vielleicht egoistisch klingen,<br />

aber ich habe diese Tätigkeit in erster Linie<br />

deshalb gewählt, weil ich sie spannend<br />

finde. Natürlich ist es mir auch wichtig, mit<br />

meiner Arbeit Menschen in Not unterstützen<br />

zu können, aber ich bin davon überzeugt,<br />

dass mich nur echtes Interesse an<br />

einer Tätigkeit einen wirklich guten Job<br />

machen lässt. Zudem glaube ich, dass man<br />

auch realistisch sein muss: Für einige<br />

Menschen können wir etwas bewirken und<br />

zum Positiven hin verändern. Vielen kann<br />

man jedoch nicht helfen, weil sich Dinge<br />

oft nur langsam ändern lassen.<br />

Denken Sie nicht, dass die Motivation<br />

auf Dauer leidet, wenn sich durch Ihre<br />

Arbeit keine Fortschritte abzeichnen?<br />

Man darf sich durch solche Tatsachen nicht<br />

entmutigen lassen. Viele, wenn nicht sogar<br />

alle Veränderungen beginnen im Kleinen<br />

und sind anfangs kaum sichtbar. Aber sie<br />

finden statt. Frustriert wäre ich höchstens,<br />

wenn man beispielsweise mich und meine<br />

Fähigkeiten unterschätzte, ohne mich zu<br />

kennen. Oder wenn man mir keine Möglichkeit<br />

gäbe, mich einzubringen. Aber dies<br />

ist für eine IKRK-Delegierte vermutlich<br />

nicht anders als für jeden anderen Arbeitnehmer.<br />

Mandana Razavi<br />

Die Credit Suisse ist überzeugt, dass die unter nehme rische Verantwortung gegen über<br />

der Gesellschaft und der Umwelt ein wichtiger Faktor für den wirtschaft lichen Erfolg ist.<br />

Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>


34 Credit Suisse<br />

Brasiliens Wirtschaftsboom<br />

braucht bessere Bildung<br />

Das Bildungssystem bringt zu wenig qualifizierte Fachkräfte für ein nachhaltiges<br />

Wachstum hervor. Besonders in den Bereichen der Mathematik und<br />

der Naturwissenschaften bestehen Lücken. Das Lernprogramm STEM der<br />

Organisation Worldfund bietet hierfür Lösungen.<br />

«Mathematik war für mich immer Teil einer<br />

anderen Welt – einer Welt, an der ich nicht<br />

teilhaben wollte, weil sie zu langweilig und zu<br />

schwierig für mich schien. Das STEM-Programm<br />

hat mir einfachere und interessantere<br />

Wege gezeigt, mit Zahlen umzugehen. Der<br />

Unterricht macht mir jetzt viel mehr Spass.»<br />

Amanda, 15, ist Schülerin an der Nobrega-<br />

Mittelschule im Norden Brasiliens. Sie gehört<br />

zu den benachteiligten Schülern und Schülerinnen<br />

aus weniger entwickelten Landesteilen,<br />

die seit August 2009 durch das Lernprogramm<br />

STEM der Wohltätigkeitsorganisation<br />

Worldfund in die Gebiete der Technik,<br />

Mathematik, der Ingenieur- und Naturwissenschaften<br />

eingeführt werden. Im Wissen<br />

darum, dass Kurse, die nicht kontextbezogen<br />

sind, <strong>Jugend</strong>lichen das Lernen erschweren,<br />

legt dieses Programm den Fokus bewusst<br />

nicht nur auf die Vermittlung von akademischem<br />

Wissen, sondern insbesondere auch<br />

auf die Weitergabe von praktischen Fähigkeiten.<br />

Projektorientierte Lehrveranstaltungen<br />

machen Schülerinnen und Schüler auf<br />

unterhaltsame Weise mit der Welt der Zahlen<br />

und Fakten vertraut und sprechen dadurch<br />

auch solche an, die immer glaubten, mit dem<br />

Thema nichts anfangen zu können.<br />

Qualität der Bildung verbessern<br />

Das Lernprogramm STEM (Science, Technology, Engineering and Mathematics) trägt zur Verbesserung<br />

des Bildungsangebots an öffentlichen Schulen Brasiliens bei. Es vermittelt benachteiligten <strong>Jugend</strong>lichen<br />

die nötigen Kompetenzen, die sie brauchen, um später in der Arbeitswelt eine Chance zu haben.<br />

Als Partner von Worldfund unterstützt die<br />

Credit Suisse das Programm in drei Sekundarschulen<br />

in Recife, Pernambuco, an der<br />

Nordküste des Landes. Sie setzt sich so<br />

für die Verbesserung der Qualität und der<br />

Zweckmässigkeit des Bildungsangebotes in<br />

Brasilien ein. «Die brasilianische Wirtschaft<br />

wies in den vergangenen Jahren ein solides<br />

Wachstum auf und die Zeichen stehen auch<br />

für die Zukunft gut. Ich halte es für sehr<br />

wahrscheinlich, dass das Land auch in den<br />

nächsten Jahren auf dem Wachstumspfad<br />

bleiben wird», erklärt Antonio Quintella,<br />

CEO der Region Americas der Credit<br />

Suisse. Mit dem ökonomischen Fortschritt<br />

würden jedoch neue Herausforderungen<br />

an Brasilien herantreten, insbesondere im<br />

Bildungswesen. Tatsächlich erweist sich<br />

dieser Bereich immer mehr als eines der<br />

grössten Hindernisse im Bestreben des Landes,<br />

seine Wirtschaft zu beschleunigen und<br />

sich als einflussreiche Nation zu etablieren.<br />

Obwohl die Regierung es bereits geschafft<br />

hat, Bildung für die Mehrheit der Bevölkerung<br />

zugänglich zu machen, kann die Qualität des<br />

Bildungsangebotes an öffentlichen Schulen<br />

bisher nicht mit dem wirtschaftlichen Wachs-<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 35<br />

Foto: Worldfund<br />

tum des Landes mithalten. So zählt die<br />

Schulleistung brasilianischer Schüler gemäss<br />

der aktuellen PISA-Studie der OECD weltweit<br />

zu den unteren zehn Prozent. Dieses verbesserungsbedürftige<br />

Resultat steht einer grossen<br />

Nachfrage nach qualifizierten Arbeitern<br />

gegenüber, die nicht gedeckt werden kann –<br />

besonders im Technologie- und Industriesektor.<br />

Gemäss einem Bericht der brasilianischen<br />

Regierung vom März 20<strong>10</strong> genügen<br />

mehr als 22 Prozent der ungefähr 25 Millionen<br />

Arbeitnehmer den Ansprüchen des<br />

Arbeitsmarktes nicht.<br />

Lernfreundliches Umfeld fördern<br />

Genau deshalb braucht es Programme wie<br />

STEM, die den Schwerpunkt auf praxisorientierten<br />

Unterricht legen. Ein produktives<br />

Lernumfeld, das zukünftige Talente hervorbringt,<br />

kann jedoch nur entstehen, wenn die<br />

Lehrkräfte ihre Schülerinnen und Schüler zu<br />

motivieren wissen. Ein essenzieller Bestandteil<br />

des Programms ist somit die Lehrerfortbildung.<br />

In entsprechenden Fortbildungsseminaren<br />

lernen Lehrer für Mathematik und<br />

Naturwissenschaften ihren Unterricht wirkungsvoller<br />

und sinnvoller zu gestalten.<br />

Andreira Vieira, eine Lehrerin, die von STEM<br />

ausgebildet wird, erläutert: «Wir werden mit<br />

interaktiven Lerntechniken und -modulen<br />

vertraut gemacht, durch die wir trockene<br />

Schülerinnen und Schüler lösen in Gruppenarbeit<br />

naturwissenschaftliche Aufgaben.<br />

Die Credit Suisse setzt sich für Bildung ein<br />

Mit der weltweiten Bildungsinitiative unterstützt<br />

die Credit Suisse ausgewählte internationale Organisationen<br />

mit dem Ziel, Tausenden von Kindern und<br />

<strong>Jugend</strong>lichen im schulpflichtigen Alter Zugang zu<br />

einem Ausbildungsplatz zu verschaffen und die<br />

Qualität der Bildungsangebote zu verbessern. Mehrjährige<br />

Unterstützungsbeiträge ermöglichen es den<br />

Partnerorganisationen – neben Worldfund sind dies<br />

auch Camfed, Care, Teach for All, Room to Read und<br />

Plan International –, ihre Projekte auszubauen und<br />

auf Länder auszuweiten. Zu den Massnahmen der Initiative<br />

gehören das Bereitstellen von Stipendien und<br />

Lehrmaterialien, der Bau von Schulen, die Lehrerausbildung<br />

sowie das Schaffen eines lernfreundlichen<br />

Umfelds. Um den Nutzen und die Nachhaltigkeit der<br />

Projekte zu erhöhen, wird auch Aufklärungsarbeit<br />

geleistet. www.credit-suisse.com/verantwortung/initiativen<br />

Fakten durch Experimente veranschaulichen<br />

können und den Schülern und Schülerinnen<br />

beibringen, eigenständig und kreativ<br />

zu denken.»<br />

Die <strong>Jugend</strong>lichen werden sowohl auf den<br />

direkten Einstieg in den Arbeitsmarkt als<br />

auch auf den tertiären Bildungssektor vorbereitet.<br />

Ziel ist es, sie zu ermutigen, eine<br />

Laufbahn in den Bereichen Mathematik,<br />

Natur- und Ingenieurwissenschaften oder<br />

Technik einzuschlagen. Die Rechnung<br />

scheint aufzugehen, wie Andreira Vieira<br />

bestätigt: «Wir bemerken, dass sich die<br />

Schüler und Schülerinnen seit der Einführung<br />

des Programms vermehrt Gedanken über<br />

ihre Zukunft machen – darüber, wie es nach<br />

der Schule weitergehen soll. Wir freuen uns<br />

sehr, dass die Studenten jetzt vermehrt sehen,<br />

welche Möglichkeiten es gibt. Zudem<br />

konnten wir verbesserte Resultate in den<br />

schulischen Leistungen feststellen.» Auch<br />

Amanda hat ihre Einstellung geändert: «Ich<br />

kann nicht sagen, dass ich die naturwissenschaftlichen<br />

und mathematischen Fächer nun<br />

absolut beherrsche, aber ich kann sie jetzt<br />

viel besser verstehen. Ich habe gemerkt, wie<br />

wichtig eine gute Ausbildung für meine Zukunft<br />

ist und dass ich zu vielem fähig bin,<br />

wenn ich mich wirklich bemühe.»<br />

Ursprünglich als Nachmittagsprogramm<br />

für interessierte und begabte Schülerinnen<br />

und Schüler gedacht, wurde das Programm<br />

aufgrund der unglaublichen Nachfrage –<br />

20<strong>10</strong> zeigten rund 70 Prozent der Schülerinnen<br />

und Schüler Interesse an einem Platz im<br />

STEM-Programm – nach nur einem Jahr bereits<br />

auf 21 Schulen ausgeweitet und gehört<br />

inzwischen zum festen Lehrplan. So kommt<br />

das Programm mittlerweile rund 5000 <strong>Jugend</strong>lichen<br />

zugute (im Vergleich: 2009 waren<br />

es erst 140). Auch die Eltern der <strong>Jugend</strong>lichen<br />

waren sehr an einem Ausbau interessiert.<br />

Den Erfolg möglich gemacht hat nicht<br />

zuletzt die Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen:<br />

«Die Partnerschaft mit der<br />

Credit Suisse gab Worldfund die entscheidende<br />

Unterstützung für das Wachstum und<br />

den Erfolg von STEM Brasil», sagt Luanne<br />

Zurlo, Gründerin und Direktorin von Worldfund.<br />

Und sie fügt an: «Unsere Partnerunternehmen<br />

sind die Schlüsselkomponente für<br />

unseren öffentlich-privaten Ansatz, der lokale<br />

Regierungen und multilaterale Entwicklungsagenturen<br />

dazu aufruft, die Lehrstandards<br />

in Lateinamerika zu verbessern, um so<br />

die soziale und wirtschaftliche Entwicklung<br />

zu fördern.» Fabienne de Lannay<br />

Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>


36 Credit Suisse<br />

Mit harten Bandagen für<br />

den Frieden kämpfen<br />

Das Projekt Fight for Peace will in Rio de Janeiro und London <strong>Jugend</strong>liche<br />

von der Strasse holen und ihr Selbstwertgefühl mit Kampfsport stärken.<br />

Es wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2007 mit dem Sport for<br />

Good Award an den Laureus World Sports Awards. Ein Besuch in London.<br />

Fährt man von Londons Zentrum mit der modernen<br />

Hochbahn (DLR) Richtung Docklands<br />

im Osten der Stadt, kommt man vorbei an<br />

der imposanten Skyline von Canary Wharf,<br />

wo rund 80 000 Banker täglich die Geschicke<br />

der globalen Finanzwelt mitgestalten; wenig<br />

später folgt der London City Airport. Spätestens<br />

hier verlassen die letzten Geschäftsleute<br />

und Touristen den fahrerlosen Zug.<br />

Nächster Halt ist King George V in North<br />

Woolwich, ein eher ärmliches, etwas heruntergekommenes<br />

Arbeiterquartier, wohin<br />

sich nur selten ein Tourist verirrt. Von der<br />

Haltestelle aus sind es noch etwa zehn Minuten<br />

zu Fuss bis zu einem eingezäunten<br />

Gebäudekomplex aus Backstein, der früher<br />

eine Primarschule war. In einem kleinen<br />

Nebengebäude sind die Büros und Gruppenräume<br />

von Fight for Peace London untergebracht.<br />

Hier treffen wir Luke Dowdney,<br />

den Gründer und Direktor. Die internationale<br />

Non-Profit-Orga nisation Fight for Peace<br />

(FFP), die in Rio de Janeiro und London Akademien<br />

betreibt, sucht über das harte Training<br />

von Kampfsport arten den Zugang zu<br />

<strong>Jugend</strong>lichen auf der Strasse in wirtschaftlich<br />

schwachen Stadtteilen.<br />

Luke führt uns hinüber in die noch leere<br />

Trainingshalle. Es riecht hier nach kaltem<br />

Schweiss. Die Halle ist nicht sehr gross, aber<br />

erstrahlt, frisch gestrichen in den FFP-Farben<br />

Blau und Weiss, in neuem Glanz. An der<br />

grossen Wand hängt ein übergrosses Poster<br />

von Roberto Queiroz, dem erfolgreichsten<br />

Boxer von FFP, der vor Kurzem den brasilianischen<br />

Meistertitel im Halbweltergewicht<br />

errang. Daneben sind Plakate mit den verschiedenen<br />

Leitmotiven von FFP und Bilder<br />

von Anlässen aufgehängt. Rund die Hälfte<br />

der Halle wird von einem mächtigen Kampfring<br />

eingenommen. Die andere Hälfte ist mit<br />

Matten ausgelegt. Den Wänden entlang gibt<br />

es rund ein Dutzend Trainingssäcke und ein<br />

paar Kraft- und Ausdauergeräte.<br />

Persönliches Gespräch als Gegenleistung<br />

Zinedine Amer kommt seit zwei Jahren in die Akademie. Seit einem halben Jahr hat er eine Lizenz des<br />

Englischen Boxverbands (ABA) und hofft nun auf einen ersten Ernstkampf in den nächsten Monaten.<br />

Luke stellt uns drei Mitglieder des FFP-<br />

<strong>Jugend</strong>rates vor und erklärt: «Ich lass gerne<br />

die <strong>Jugend</strong>lichen selbst über ihre Erfahrungen<br />

bei Fight for Peace erzählen.» Darauf<br />

lässt er uns alleine. Reinaldo ist 22 Jahre alt<br />

und seit zwei Jahren dabei. Eigentlich ist sein<br />

Sport Muay Thai, im deutschsprachigen<br />

Raum besser als Thaiboxen bekannt. Das<br />

wird in der Halle zweimal die Woche trainiert.<br />

Doch in der Phase der Vorbereitung auf einen<br />

Ernstkampf absolviert er häufig noch ><br />

Fotos: Thomas Eugster<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 37<br />

Leslee Constable ist eigentlich Thaiboxer. Da bei<br />

FFP das Training gratis ist, nutzt er auch gerne die<br />

zusätzliche Trainingsmöglichkeit mit Boxen.<br />

Luke Dowdney gründete Fight for Peace. Der<br />

Sozialanthropologe promovierte mit einer Studie<br />

über die Gewalt im Leben von Strassenkindern.<br />

Reinaldo Dos Santos kam durch einen Freund<br />

zu FFP. Er macht für sein Training bis zu fünfmal<br />

die Woche eineinhalb Stunden Hin- und Rückweg.<br />

Danielle Pierre trainiert regelmässig bei Fight<br />

for Peace und ist auch als Helferin in anderen<br />

Bereichen des <strong>Jugend</strong>projekts aktiv.<br />

Khalid Hakim trainiert extrem hart in der<br />

Akademie, und das dreimal die Woche. Er möchte<br />

unbedingt ein professioneller Boxer werden.<br />

Leon Osei kommt regelmässig zum Training des<br />

Muay Thai. Am ersten Thaibox-Interclub-Wettkampf<br />

beeindruckte er mit ausgfeilten Bewegungsabläufen.<br />

Champions im Ring – und im Leben<br />

Luta pela Paz, die brasilianische Version von Fight<br />

for Peace, wurde 2000 in Rio de Janeiro gegründet.<br />

2007 folgte die Londoner Akademie. Im Video<br />

kommen <strong>Jugend</strong>liche aus beiden Städten zu Wort.<br />

Sie zeigen, wo sie wohnen, wie sie leben, was sie<br />

umtreibt. Und sie steigen in den Ring, tanzen Capoeira,<br />

boxen sich durch. Im Leben sind alle von ihnen<br />

bereits Champions. www.fi ghtforpeace.net<br />

Interview mit Luke Dowdney<br />

Video-Interview mit dem Gründer Luke Dowdney und<br />

Eindrücke vom Besuch der Londoner Akademie.<br />

Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>


38 Credit Suisse<br />

zusätzliche Boxtrainings, die dreimal in der<br />

Woche angeboten werden. «Damals war ich<br />

in einer etwas schwierigen Phase meines<br />

Lebens und immer sehr nervös», erzählt Reinaldo.<br />

Dann habe ihn ein Freund mit zum<br />

Boxtraining genommen und das hat ihm<br />

offenbar so gefallen, dass er heute bis zu<br />

fünfmal in der Woche die rund eineinhalb<br />

Stunden Weg hin und wieder zurück in Kauf<br />

nimmt. Für Leslee (20 Jahre alt) wurde sein<br />

alter Club zu teuer. Bei FFP ist das Training<br />

gratis. Dafür ist einmal monatlich die Teilnahme<br />

an einem persönlichen Entwicklungsgespräch<br />

Pflicht. «Dem Projekt einmal im<br />

Monat etwas zurückzugeben, ist nicht zu viel<br />

verlangt», sagt Leslee. Auch er ist eigentlich<br />

Thaiboxer und nutzt an diesem Abend die<br />

zusätzliche Trainingsmöglichkeit mit Boxen.<br />

Für Shakeela (21) ist das Training an sich<br />

weniger wichtig. Sie hat auch gar nicht ernsthaft<br />

vor, irgendwann einmal wirklich in den<br />

Ring zu steigen. Trotzdem begleitete sie<br />

eines Tages zwei Freundinnen zu Fight for<br />

Peace und kommt seither regelmässig. Sie<br />

schätzt dabei insbesondere die familiäre Atmosphäre.<br />

«Hier gehen wir uns gegenseitig<br />

etwas an und wir kümmern uns auch um einander.<br />

Die Betreuer setzen sich für dich ein<br />

und sie versuchen, dir bei der Lösung deiner<br />

Probleme zu helfen. So etwas habe ich vorher<br />

noch nie erlebt.»<br />

Der ganzheitliche Ansatz des FFP-Konzepts<br />

baut auf fünf Säulen auf: 1. Boxund<br />

Kampfsporttraining, 2. Persönlichkeitsentwicklung<br />

und Bildung, 3. Unterstützung<br />

und Beratung bei individuellen Problemen,<br />

4. Berufsausbildung und Zugang zur Arbeitswelt,<br />

5. <strong>Jugend</strong>-Leadership, indem die Teilnehmenden<br />

selber im Projekt Verantwortung<br />

übernehmen und Vorbilder werden.<br />

Mit dem harten Training kommt der Stolz<br />

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«Wenn du weisst, wie man<br />

kämpft, musst du draussen<br />

nicht mehr kämpfen. Wer den<br />

Ehrenkodex bricht und eine<br />

Strassenschlägerei anfängt,<br />

verrät den Club.»<br />

Reinaldo und Leslee, Fight for Peace<br />

Ausgangs- und Anziehungspunkt bleibt<br />

für die meisten Teilnehmenden aber das harte<br />

Kampfsporttraining. Darauf gründet ihr<br />

Stolz. Leslee: «Wir bauen über das harte Training<br />

sukzessive Respekt vor uns selber und<br />

gegenüber den anderen im Club auf. Wir sind<br />

aber nicht nur im Training diszipliniert. Bei<br />

uns gibt es niemanden, der mit Hosen in den<br />

Knien unten auf der Strasse rumhängt.» Alle<br />

drei wehren sich dagegen, dass sie die erlernte<br />

Kampfsportart auf der Strasse missbrauchen<br />

könnten: «Wenn du weisst, wie man<br />

kämpft, musst du draussen nicht mehr kämpfen»,<br />

sagt Reinaldo und Leslee ergänzt: «Wer<br />

den Ehrenkodex bricht und eine Strassenschlägerei<br />

anfängt, verrät den Club. Denn<br />

wenn Fight for Peace einen schlechten Ruf<br />

bekommt, dann steigen irgendwann die<br />

Sponsoren aus.»<br />

Mittlerweile hat sich die Halle mit rund<br />

40 <strong>Jugend</strong>lichen im Alter zwischen 14 und<br />

25 gefüllt, sechs davon sind Mädchen, und<br />

Luke kommt in die Halle gestürmt. Die kleine<br />

Diskussionsrunde wird abrupt aufgelöst.<br />

Rei naldo und Leslee müssen sich rasch fürs<br />

Training umziehen. Inzwischen treiben Luke<br />

und Boxtrainer Hakim mit lauten Befehlen<br />

die Gruppe zum lockeren Dauerlauf an. Es<br />

folgen verschiedene Aufwärmübungen. Der<br />

Abend verläuft fortan im Dreiminutentakt<br />

einer schrillen Glocke, die wie während eines<br />

Boxkampfs Anfang und Ende einer Runde<br />

markiert. Dazwischen gibts kurze Pausen<br />

zum Verschnaufen. Es folgen spezielle<br />

Schlagabtausch-Übungen zu zweit, Sprints<br />

am Sack und immer wieder Seilhüpfen.<br />

Luke macht die Runde, gibt da mal eine<br />

Anweisung zum besseren Winkel beim Haken,<br />

korrigiert dort eine Fussstellung. Dann<br />

knöpft er sich die beiden Jungs vor, die am<br />

folgenden Wochenende einen Kampf haben.<br />

Sie werden mit so genannten Tatzen – das sind<br />

fl ache, gepolsterte Handschuhe – mit knappen<br />

Befehlen zu speziellen Schlagabfolgen angepeitscht<br />

und auf den Ernstkampf gedrillt.<br />

Einer der beiden trainiert im Regen trainer und<br />

muss offensichtlich noch Gewicht runterschwitzen.<br />

Rund eineinhalb Stunden dauert<br />

das harte Training. Die Mischung der Teilnehmenden<br />

könnte vielfältiger nicht sein, was<br />

Alter, Grad des Könnens, körperliche Verfassung<br />

und Herkunft angeht. Doch alle<br />

trainieren diszipliniert und ausdauernd miteinander.<br />

Mit Anerkennung werden am<br />

Schluss die harten Sparring-Runden der lizenzierten<br />

Boxer im Ring verfolgt.<br />

Kinder mit Maschinengewehren<br />

Luke Dowdney, der in England aufwuchs und<br />

über zehn Jahre in Brasilien lebte, war selber<br />

Amateurboxer. Er studierte in Schottland an<br />

der Universität Edinburgh Sozialanthropologie.<br />

Seine Doktorarbeit schrieb er in Brasilien<br />

über die Gewalt und das Leben der Strassenkinder.<br />

Im Zuge seiner Felduntersuchungen<br />

traf er immer wieder Kinder, die kaum älter<br />

als zehn Jahre waren und in den Favelas,<br />

den Armenvierteln von Rio de Janeiro, mit<br />

Maschinengewehren unterwegs waren. Das<br />

schockierte und beelendete ihn. Er wollte<br />

etwas Handfestes dagegen tun. Darauf<br />

gründete er im Jahr 2000 in Rio de Janeiro<br />

die Non-Profit-Organisation Fight for Peace.<br />

2007 folgte dann im Beisein von Schwergewichtsweltmeister<br />

Wladimir Klitschko die<br />

feierliche Eröffnung der zweiten Akademie in<br />

London.<br />

Mittlerweile sind alle Boxhandschuhe und<br />

Springseile wieder in den Kästen verstaut.<br />

Die <strong>Jugend</strong>lichen verschwinden in kleinen<br />

Gruppen schwatzend in die Dunkelheit von<br />

North Woolwich. Luke nimmt sich nochmals<br />

Zeit für ein kurzes Gespräch und das Posieren<br />

für ein paar letzte Bilder im Ring. Nun<br />

müsse er aber los, er habe der Freundin versprochen,<br />

dass sie noch auf ihren neuen Job<br />

anstossen würden. Dann bespricht er mit<br />

einem Helfer noch ein paar offene Punkte<br />

des nächsten Tages, schaut sich kurz in der<br />

Halle um und löscht die Lichter. Es ist 21.30<br />

Uhr, als Luke schliesslich eilig auf sein Motorrad<br />

steigt und in Richtung London City<br />

davonfährt. Daniel Huber<br />

Die Credit Suisse EMEA Foundation arbeitet seit<br />

zwei Jahren mit Fight for Peace zusammen. Sie<br />

unterstützt insbesondere die Ausbildungsprogramme<br />

der Akademie in North Woolwich. Bei den<br />

Renovationsarbeiten der Turnhalle halfen unter<br />

anderen auch Freiwillige der Credit Suisse.<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 39<br />

Foto: Credit Suisse<br />

<strong>Jugend</strong>liche gründen Firma<br />

Das Finanzwesen ist für die meisten <strong>Jugend</strong>lichen ein Buch mit sieben Siegeln.<br />

Seit 91 Jahren verhilft deshalb die Organisation Junior Achievement – seit<br />

2009 mit Unterstützung der Credit Suisse – Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen zu ihren<br />

ersten praktischen Erfahrungen mit Geld und Wirtschaft.<br />

Nicht jeder hat das Glück von Diego Iturburu,<br />

sich von Kindheit an in der Welt der roten und<br />

schwarzen Zahlen zurechtzufinden. Als Sohn<br />

eines Buchhalters aus Montevideo, Uruguay,<br />

lernte der 32-Jährige schon von klein auf,<br />

mit Zahlen umzugehen und Geldflüsse zu<br />

verstehen – ganz im Gegensatz zu vielen<br />

Menschen, insbesondere <strong>Jugend</strong>lichen, die<br />

als so genannte finanzielle Analphabeten<br />

nicht in der Lage sind, die Funktionsweise<br />

des Finanzsystems und dessen wirtschaftliche<br />

Zusammenhänge richtig einzuordnen.<br />

Als Freiwilliger Wissen vermitteln<br />

Als sich deshalb für den Credit Suisse Mitarbeitenden<br />

die Gelegenheit bot, sich als<br />

Freiwilliger für das Programm Junior Achievement<br />

(JA) der Region Americas zu melden<br />

und so <strong>Jugend</strong>lichen Wissen zur Finanzwelt<br />

und zum Wirtschaftssystem zu vermitteln,<br />

zögerte er keine Sekunde. Iturburu, selber<br />

als Kommerzassistent der Credit Suisse<br />

Niederlassung in Montevideo tätig, arbeitete<br />

im JA-Projekt mit einer 16-köpfigen Gruppe<br />

von Schülern. Unter seiner Leitung gründeten<br />

die <strong>Jugend</strong>lichen eine Firma, erstellten<br />

einen Geschäftsplan, kreierten ein Produkt,<br />

produzierten, vermarkteten und verkauften<br />

es und liquidierten ihr Unternehmen schliesslich<br />

wieder. «Die Teilnehmenden lernten, miteinander<br />

zu arbeiten, Geschäftsleitungsentscheide<br />

zu treffen oder an Sitzungen teilzunehmen»,<br />

erklärt Iturburu. Als Produkt<br />

stell ten die Schüler eigenhändig gepolsterte,<br />

auch als Armstütze verwendbare Tische her<br />

und verkauften die multifunktionalen Designobjekte<br />

tatsächlich bis auf das letzte Stück.<br />

Mit dem Profit wurde, wie bei allen erfolgreichen<br />

JA-Produkten, eine soziale Einrichtung<br />

gesponsert, denn zur Philosophie der<br />

Projekte gehört, dass Philanthropie ein Teil<br />

von verantwortungsvollem Unternehmertum<br />

Das Engagement der Credit Suisse<br />

Seit 2009 unterstützt die Credit Suisse die internationale Organisation<br />

Junior Achievement (JA), die Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen<br />

in verschiedenen Projekten Wissen über die Finanzwelt vermittelt.<br />

Die Bank ermöglicht ihren Mitarbeitenden, als Freiwillige ihr<br />

Wissen weiterzugeben. Bisher engagierten sich global rund 450<br />

Mitarbeitende in mehr als 3000 Stunden Freiwilligenarbeit. Seit<br />

der Gründung von JA im Jahr 1919 nahmen rund <strong>10</strong>0 Millionen<br />

Kinder und <strong>Jugend</strong>liche in 123 Ländern an den JA-Projekten teil.<br />

www.credit-suisse.com/citizenship/de/philanthropy_volunteering.jspd<br />

Diego Iturburu (Zweiter von links) engagiert sich<br />

als Freiwilliger bei Junior Achievement Uruguay.<br />

Paola Rapeti (Dritte von links) ist die Direktorin der<br />

Organisation im Land.<br />

ist. Iturburus Schützlinge gewannen mit ihrer<br />

Musterfirma den Wettbewerb für das beste<br />

regionale JA-Unternehmen.<br />

Angebote für alle Altersstufen<br />

«Empirisches Lernen» war die Leitidee, mit<br />

der Junior Achievement vor fast <strong>10</strong>0 Jahren<br />

gegründet wurde. Lange Zeit wurden<br />

mit dem so genannten JA Company Program<br />

nur Kurse für <strong>Jugend</strong>liche auf Highschool-<br />

Niveau angeboten. Inzwischen reicht das<br />

Angebot von Projekten für den Kindergarten<br />

bis zu praktischen Workshops für Studenten.<br />

Donna Abdulla, Managerin der Entwicklungsabteilung<br />

im Hauptquartier von<br />

JA Worldwide in Colorado Springs, hat selbst<br />

Erstklässler in die Grundbegriffe der «fiscal<br />

fitness» eingeweiht: «Wir brachten ihnen bei,<br />

zwischen Wünschen – einem Basketball –<br />

und Bedürfnissen – einem Wintermantel – zu<br />

unterscheiden», erinnert sie sich erfreut.<br />

Potenzial entfalten<br />

Das Angebot trifft den Nerv der Zeit, wie eine<br />

aktuelle Umfrage unter <strong>Jugend</strong>lichen zwischen<br />

12 und 17 belegt: Die Mehrzahl der<br />

Teenager hatte unrealistische Vorstellungen<br />

über ihr Einkommen als Erwachsene, das sie<br />

meist weit über dem ihrer Eltern ansiedelten,<br />

und sie gestanden, so gut wie nichts von<br />

Darlehen zu verstehen. Trotzdem sahen sich<br />

die meisten von ihnen als zukünftige Kreditkartenhalter.<br />

Auch Diego Iturburu stellte fest, dass die<br />

Teilnehmenden die Finanzwelt nicht gut<br />

genug kannten: «Die <strong>Jugend</strong>lichen zeigten<br />

sich sehr überrascht, wie grosse, vermeintlich<br />

unverwundbare Geldinstitutionen im Zuge der<br />

Finanzkrise einfach verschwanden», meinte<br />

er. Jenseits der Vermittlung von Wissen und<br />

Kompetenz sieht er seine Aufgabe darin, die<br />

Finanzwelt zu entmystifi zieren und die neue<br />

Generation zu verantwortungsvollem Handeln<br />

anzuleiten. Wie alle JA-Freiwilligen fühlt sich<br />

auch Iturburu vom Enthusiasmus der Teilnehmenden<br />

für seinen Einsatz belohnt: «Die<br />

<strong>Jugend</strong>lichen sagten uns immer wieder, dass<br />

sie keine Ahnung gehabt hätten, wozu sie<br />

fähig seien.» Eine weitere Umfrage bestätigt<br />

genau diese Aussage: Drei Viertel aller JA-<br />

Alumni fühlen sich in der Lage, ihr eigenes<br />

Unternehmen zu eröffnen, während nur 40<br />

Prozent der Kontrollgruppe so viel Selbstvertrauen<br />

in ihr Finanzwissen aufbringen.<br />

Claudia Steinberg/cfv<br />

<br />

Weitere Informationen<br />

fi nden Sie unter www.ja.org.<br />

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«Mein Wissen soll primär<br />

der Gemeinschaft dienen»<br />

Die ersten vier von der Credit Suisse unterstützten Stipendiaten aus Südostasien<br />

haben in Zusammenarbeit mit der Hilfsorganisation Child’s Dream im<br />

Frühjahr 20<strong>10</strong> erfolgreich ihr Universitätsstudium abgeschlossen. Dazu gehört<br />

auch Mehm Hong Da. Hier spricht er über die Veränderungen, die der Auslandaufenthalt<br />

mit sich brachte. Es ist die Geschichte eines grossen Traums.<br />

Mehm Hong Da: «Auf Prüfungen bereitete ich<br />

mich immer sehr gewissenhaft vor. Ich wollte mich<br />

der Ehre eines Stipendiums würdig erweisen.»<br />

«In der eisigen Kälte des Winters weitet die<br />

goldene Brandgans ihre Schwingen und flieht<br />

aus der Geborgenheit des Dschungels vor<br />

dem Feind.» So lauten die Anfangszeilen<br />

eines bekannten Volkslieds in meiner Muttersprache.<br />

Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit<br />

sind Begriffe, von denen mein Volk von der<br />

ersten bis zur vierten Generation nur träumen<br />

kann. Bevor ich nach Thailand kam, gehörte<br />

die Flucht zu meinem Leben wie das Wasser<br />

zum Fluss. Um überhaupt an Bildung heranzukommen,<br />

lebte ich seit meiner Kindheit an<br />

über 20 verschiedenen Orten. So etwas wie<br />

einen Lieblingsplatz kenne ich daher nicht.<br />

Bildung ist in meinen Augen das wichtigste<br />

Gut, damit man der Armut und Abhängigkeit<br />

entrinnen kann. Es geht dabei nicht primär<br />

um die Erfüllung meiner persönlichen Wünsche.<br />

In Asien steht der Gemeinschaftssinn<br />

im Vordergrund. Über das Wohl der Gemeinschaft<br />

definiert sich das Wohl des Individuums.<br />

Sich Wissen anzueignen, soll in erster<br />

Linie der Gemeinschaft dienen.<br />

Als ich mich 2004 bei einer vor Ort stationierten<br />

Hilfsorganisation für ein Maturitätsprogramm<br />

bewarb, war ich sehr aufgeregt.<br />

Würde ich es schaffen? Würden sie mich<br />

auswählen? Ich wusste, dass in dem kurzen<br />

Zeitfenster für die Anmeldung viele Bewerbungen<br />

eingereicht wurden.<br />

Die definitive Zusage war der grösste<br />

Wendepunkt und nebst der späteren Aufnahme<br />

in das Universitäts-Stipendienprogramm<br />

der glücklichste Tag in meinem<br />

Leben. Was für eine einmalige Chance! Ich<br />

durfte Axt und Säge aus meinem alten Plantagenleben<br />

gegen Kugelschreiber und Computer<br />

eintauschen. Ich durfte wachsen, um ein<br />

grosser Baum mit starken Ästen zu werden,<br />

der eines Tages zahlreichen Vögeln Zuflucht<br />

bieten würde. Ich war bereit, alles dafür zu<br />

tun: das Risiko einzugehen, mein Land zu<br />

verlassen, aber auch meine Familie für mehrere<br />

Jahre nicht mehr zu sehen.<br />

Das Grösste in Chiang Mai war für mich<br />

zunächst, dass ich in die Schule gehen konnte,<br />

ohne dass es für mich gefährlich war. Und<br />

dann die vielen Bücher ! Es war, als ob man<br />

einen Verdurstenden in einen Brunnen werfen<br />

würde. Anders kann ich es nicht beschreiben.<br />

Während der Vorbereitungen auf die Matura<br />

lernte ich auch meine Frau kennen. Sie hatte<br />

ebenfalls ein Stipendium. Nach bestandener<br />

Matura meldeten wir uns beide für ein Studium<br />

der Kommunikationswissenschaft in<br />

Bangkok an. Für die Anmeldung musste ich<br />

unter anderem einen Lebenslauf verfassen.<br />

Das war für mich der schwierigste Teil.<br />

Bei der Ankunft in Bangkok kam ich aus<br />

dem Staunen nicht mehr heraus. Alles war<br />

neu für mich: die grosse Stadt, die modernen<br />

Gebäude, der Verkehr. Da wartete viel Arbeit<br />

auf mich. Als ich durch die Tore der Universität<br />

schritt, sprach ich in Gedanken zu meinem<br />

Vater: «Dein Sohn besucht eine internationale<br />

Universität. Er ist jetzt ein richtiger<br />

Mann. Du kannst stolz auf dich sein, Vater.»<br />

Die grösste Herausforderung in Bangkok<br />

stellte die Wohnungssuche dar. Ich musste<br />

sorgfältig mit meinem Stipendiengeld haushalten.<br />

Die Miete durfte also nicht zu hoch<br />

sein. Am meisten im Weg stand mir jedoch<br />

meine Herkunft. Viele Vermieter hatten offenbar<br />

schlechte Erfahrungen mit einigen<br />

meiner Landsleute gemacht. Es half auch<br />

nicht, dass ich ihnen meinen gültigen Pass<br />

zeigte, um zu beweisen, dass ich kein illegaler<br />

Migrant war.<br />

Die erste Wohnung war ein stickiges, enges<br />

Loch ohne viel Licht. Mit der Hilfe eines<br />

Agenten fand ich zum Glück nach sechs<br />

Monaten eine bessere Bleibe. Die zweite<br />

Herausforderung war die Sprache. Die Hausbesitzer<br />

redeten nur Thailändisch und verstanden<br />

kein Englisch. Mit meinen wachsenden<br />

Thai-Kenntnissen löste sich dieses Problem<br />

nach einem Jahr schliesslich von allein.<br />

Aufgrund meiner mehrjährigen Er fahrung als<br />

Lehrer fand ich mich rasch im Studienalltag<br />

zurecht und konnte mich gut organisieren.<br />

Auf die Prüfungen bereitete ich mich immer<br />

sehr sorgfältig vor. Ich wollte mich der Ehre<br />

eines Stipendiums würdig erweisen. Unter<br />

den Kommilitonen befanden sich auch<br />

Landsleute. Es ist bei uns Sitte, dass die<br />

Erfahrenen sich um die Neulinge kümmern.<br />

Die Hilfsbereitschaft und Solida rität war<br />

Studium dank Spenden an die Organisation Child’s Dream<br />

Die 2003 von den Schweizern Daniel Siegfried und Marc Jenni<br />

gegründete Hilfsorganisation Child’s Dream unterstützt benachteiligte<br />

Kinder in der Mekong-Subregion. Mit zunehmender<br />

Aktivität wurde Child’s Dream jedoch auf komplexere Probleme<br />

aufmerksam, die ganze Gemeinschaften betrafen. Deshalb riefen<br />

Siegfried und Jenni 2006 die Schwesterorganisation diversethics<br />

Foundation ins Leben. Die beiden Organisationen arbeiten<br />

seither in Projekten in der ganzen Region eng zusammen. Mit<br />

ihrer Hilfe studieren im Moment 90 begabte junge Menschen an<br />

Universitäten in Thailand und Hongkong, 380 Studierende<br />

werden in eigenen Mittelschulen in Flüchtlingslagern unterrichtet.<br />

www.childsdream.org/de/projekte/hoehere-ausbildung/universitaets-stipendienprogramm/<br />

Foto: Credit Suisse<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 41<br />

dementsprechend gross. Ich habe aber auch<br />

Studierende aus Amerika, Polen oder Mexiko<br />

kennengelernt.<br />

An der Uni wurden auch Sportkurse angeboten.<br />

Ich besuchte allerdings nur einmal<br />

pro Woche die Tennisstunde. Ins Kino oder<br />

in einen Nachtclub ging ich nie, wie das meine<br />

internationalen Kommilitonen zu tun pflegten.<br />

Ein Kinoeintritt kostet vier Dollar. Das<br />

ist viel Geld für mich. Diesen Betrag hätte<br />

ich von meinem Essensgeld abziehen müssen<br />

und das wollte ich nicht. Filme konnte ich ja<br />

übers Internet schauen.<br />

Am Sonntag erteilte ich interessierten<br />

Landsleuten Englischunterricht. Manchmal<br />

übersetzten wir auch Songtexte. Zu meinen<br />

englischen Lieblingsliedern gehören «My<br />

Heart Will Go On» von Celine Dion und «Wind<br />

of Change» von den Scorpions, die Hymne<br />

der Wende, als 1989 die Berliner Mauer fiel.<br />

Im Frühling 20<strong>10</strong> schloss ich meinen BA<br />

in Kommunikationswissenschaft mit Bestnoten<br />

ab. Ich bin sehr stolz darauf, zu den<br />

ersten vier Stipendiaten der Credit Suisse<br />

und den ersten acht von Child’s Dream<br />

zu gehören. Ende August kehrten meine<br />

schwangere Frau und ich in unsere Heimat<br />

zurück. Ich berate nun selbst potenzielle Anwärter<br />

für ein Auslandstudium, dafür reise<br />

ich auch in abgelegene Regionen.<br />

Vor wenigen Tagen kam unsere Tochter<br />

zur Welt. Sie hat noch keinen Namen. Das<br />

müssen wir zuerst mit unseren Eltern besprechen.<br />

Ich bin sehr glücklich, habe aber auch<br />

Angst um sie. Vor allem, was ihre Ausbildung<br />

anbelangt. Das Schulgeld für eine internationale<br />

Schule kann ich nicht bezahlen.<br />

Zu Hause ist alles viel komplizierter als<br />

in Thailand. Das Gesundheitswesen, der<br />

Transport, die Kommunikation – vor allem<br />

der Zugang zu Telefon und Internet –, überall<br />

liegen Steine im Weg. Später könnte ich mir<br />

auch vorstellen, im Bildungswesen politische<br />

Verantwortung zu übernehmen. Bildung ist<br />

die Grundlage für tiefgreifende Veränderungen<br />

in meiner Heimat. Ich träume davon,<br />

eines Tages in einer Demokratie zu leben. Ob<br />

ich diesen Tag je erleben werde, weiss ich<br />

nicht. Das Motto von Child’s Dream lautet:<br />

«Auch benachteiligte Kinder haben Träume!»<br />

Ich bin zwar kein Kind mehr, aber diesen<br />

Traum gebe ich nicht auf. Maria Ryser<br />

«Die Studierenden müssen sehr<br />

hart für ihren Erfolg arbeiten»<br />

Susan Sy, Credit Suisse Mitarbeiterin<br />

in Singapur, erklärt das<br />

Engagement der Credit Suisse<br />

für höhere Ausbildungen in<br />

Südostasien.<br />

<strong>bull</strong>etin: Seit 2006 unterstützt<br />

die Credit Suisse in<br />

Südostasien benachteiligte<br />

Studierende. Wie kam<br />

es zum Engagement ?<br />

Susan Sy: Das Stipendienprogramm<br />

ist ein Angebot der<br />

Organisation Child’s Dream,<br />

mit der wir schon längere Zeit<br />

eine erfolgreiche Partnerschaft<br />

führen. Es ermöglicht<br />

begabten jungen Erwachsenen<br />

ein Studium, zu dem sie<br />

ohne Hilfe keinen Zugang<br />

hätten. Die Credit Suisse ist<br />

überzeugt, dass Ausbildung<br />

den Grundstein für die<br />

nachhaltige Entwicklung<br />

einer Gemeinschaft bildet.<br />

Welche Bedingungen sollten<br />

Studierende erfüllen?<br />

Wir erwarten eine sorgfältige<br />

Verwaltung der Stipendiengelder<br />

sowie ausreichende<br />

Studienleistungen.<br />

Der Betrag, der ihnen zur<br />

Verfügung gestellt wird,<br />

muss sämtliche Ausgaben<br />

wie Studiengebühren,<br />

Wohn-, Essens- und Materialkosten<br />

decken. Child’s<br />

Dream sorgt durch ein<br />

enges Coaching der Studierenden<br />

für einen reibungslosen<br />

Ablauf. Pro Jahr<br />

fi nden jeweils mehrere<br />

Standortgespräche statt.<br />

Detaillierte Angaben über<br />

die Verwendung der Gelder<br />

sowie über den aktuellen<br />

Stand des Studiums entnehmen<br />

wir den individuellen<br />

Berichten, die wir nach<br />

jedem Gespräch erhalten.<br />

Welche Aufgabe fällt bei<br />

diesem Mandat Ihnen zu?<br />

Ich überprüfe jeden Bericht<br />

und stelle sicher, dass<br />

der Betrag korrekt verwaltet<br />

wurde. Danach geben<br />

wir unsere Empfehlungen<br />

an das zuständige Komitee<br />

weiter, das letztlich über die<br />

Stipendienvergabe für ein<br />

weiteres Jahr entscheidet.<br />

Was ist Ihr Eindruck von<br />

den Studierenden?<br />

Meines Erachtens handelt<br />

es sich um sehr intelligente<br />

Menschen, die wirklich hart<br />

für ihren Erfolg arbeiten und<br />

denen sehr bewusst ist,<br />

dass sie mit diesem Sti pendium<br />

eine einmalige Gelegenheit<br />

erhalten haben. Wir<br />

sind sehr stolz darauf, dass<br />

unsere ersten Stipendiaten<br />

im Frühjahr 20<strong>10</strong> ihren BA<br />

mit Bestnoten abgeschlossen<br />

haben.<br />

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42 Credit Suisse<br />

I ntegration leben<br />

Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) wendet sich mit seinem Angebot<br />

«mitten unter uns» an Kinder und <strong>Jugend</strong>liche mit Migrationshintergrund.<br />

Durch regelmässige Besuche bei deutsch sprechenden Gastgebenden sollen<br />

sie die Möglichkeit erhalten, an ihrer Sprachkompetenz zu arbeiten und sich<br />

mit den kulturellen Gepflogenheiten in der Schweiz auseinanderzusetzen.<br />

Gastkindern im Sprachtreff und unterstützen<br />

sie beim gemeinsamen Spielen, Basteln und<br />

Essen in ihrer Sprachintegration. Natascha<br />

und Gobika sind sich zum ersten Mal im<br />

Sprachtreff Schlieren begegnet. Als Mitarbeiterin<br />

der Credit Suisse nahm Natascha<br />

im Rahmen des Corporate Volunteering am<br />

Angebot teil. Die Schweizerin mit griechischen<br />

Wurzeln war von Anfang an Feuer und<br />

Flamme für die ehrenamtliche Tätigkeit. Ein<br />

halbes Jahr lang engagierte sie sich gemeinsam<br />

mit anderen Volunteers für eine Gruppe<br />

Kinder und <strong>Jugend</strong>licher. Seit dem Sommer<br />

arbeitet sie nicht mehr im Sprachtreff, stattdessen<br />

erhält sie nun einmal wöchentlich<br />

Besuch von Gobika.<br />

In wöchentlichen Treffen bei deutschsprachigen Gastgeberinnen und Gastgebern erhalten Kinder und<br />

<strong>Jugend</strong>liche mit Migrationshintergrund Unterstützung: Beim gemeinsamen Hausaufgabenmachen, beim<br />

Essen, Spielen und Basteln wird nicht nur die Sprachkompetenz gefördert.<br />

«Ein Bünzli? Das ist ein Mensch, der alles<br />

wahnsinnig genau und sich selbst sehr ernst<br />

nimmt», erklärt Natascha Karasounas. Mit<br />

einem Augenzwinkern fügt sie hinzu: «Den<br />

Schweizern sagt man nach, sie seien Bünzlis.»<br />

Gobika Ganesharaj stimmt ins Gelächter<br />

mit ein. Die Stimmung ist heiter. Obwohl sich<br />

die 13-jährige Tamilin und ihre 29-jährige<br />

Gastgeberin Natascha erst seit Anfang dieses<br />

Jahres kennen, erweckt ihr vertrauter<br />

Umgang miteinander den Eindruck, sie seien<br />

Schwestern. Es wird gescherzt, diskutiert,<br />

gelernt und vor allem ist jede Frage einer<br />

Antwort würdig – und diese Gelegenheit nutzt<br />

Gobika. Selbstsicher fragt sie nach, wenn sie<br />

ein Wort nicht versteht, und Natascha antwortet<br />

stets geduldig und einfühlsam.<br />

Kennengelernt haben sich die beiden<br />

durch «mitten unter uns», ein Angebot des<br />

SRK, das fremdsprachige Kinder und <strong>Jugend</strong>liche<br />

in verschiedenen Schweizer Kantonen<br />

bei der Integration unterstützt durch Förderung<br />

der Sprachkompetenz und Begegnungen<br />

zwischen Menschen verschiedener Herkunft.<br />

Zu diesem Zweck werden Gastverhältnisse<br />

hergestellt, bei denen jeweils ein<br />

fremdsprachiges Kind über mindestens ein<br />

halbes Jahr einmal wöchentlich während zwei<br />

bis drei Stunden am Alltag eines freiwilligen<br />

deutschsprachigen Gastgebers teilhat. Auf<br />

diese Weise sollen Vorurteile ab- und Verständnis<br />

aufgebaut werden.<br />

Neben diesen Einzelgastverhältnissen befinden<br />

sich im Kanton Zürich zurzeit so<br />

genannte Sprachtreffs im Aufbau. Freiwillige<br />

Betreuer treffen sich wöchentlich mit ihren<br />

Selbstvertrauen durch Erfolgserlebnisse<br />

Die Erfahrung, ausserhalb der Schule eine<br />

deutsch sprechende Kontaktperson zu haben,<br />

ist neu für Gobika, die zwar in der<br />

Schweiz geboren, bis zum Spielgruppeneintritt<br />

aber kaum in Kontakt mit der deutschen<br />

Sprache gekommen ist. In ihrer Familie wird<br />

überwiegend tamilisch gesprochen. Gobikas<br />

mangelnde Deutschkenntnisse und die fehlende<br />

Hilfestellung führten schliesslich zu<br />

schlechten Schulnoten und Verunsicherung.<br />

Von ihrem Lehrer wurde Gobika dann auf<br />

«mitten unter uns» hingewiesen. In Natascha<br />

hat sie nun jemanden gefunden, der sich ihrer<br />

Probleme annimmt.<br />

Bei den wöchentlichen Treffen werden<br />

die Hausaufgaben besprochen, Lerntechniken<br />

entwickelt und Sprachspiele gespielt.<br />

Zwischendurch liegt auch mal ein Besuch in<br />

der Buchhandlung oder im japanischen Restaurant<br />

drin. Meistens kochen die beiden<br />

jedoch bei Natascha zu Hause, demnächst<br />

gibt es Raclette. Auch die Fasnacht oder das<br />

Sechseläuten will Natascha ihrem Schützling<br />

näherbringen: «Sie soll die schweizerischen<br />

Bräuche erleben und verschiedene Facetten<br />

unserer Kultur kennenlernen.» Die Sympathie<br />

für ihre junge Gastgeberin und die Motivation,<br />

Über die Zusammenarbeit der Credit Suisse mit dem SRK<br />

Seit 2008 hat die Credit Suisse im Rahmen von Corporate Volunteering<br />

eine Partnerschaft mit dem SRK. Bisher haben sich insgesamt 670 Mitarbeitende<br />

und Pensionierte der Credit Suisse für verschiedene Volunteering-Aktivitäten<br />

des SRK engagiert. Neben dem Integrationsangebot<br />

«mitten unter uns» haben sie mit eintägigen Freiwilligeneinsätzen die<br />

Geschenk aktion «2 x Weihnachten» und den Rotkreuz-Fahrdienst<br />

unterstützt. Zudem haben rund 3600 Mitarbeitende an von der Credit<br />

Suisse organisierten Blutspende-Aktionen teilgenommen.<br />

Mehr Informationen unter: www.credit-suisse.com/citizenship/de/volunteering_partners.jsp<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 43<br />

die Gobika durch die Besuche erhält, sind ihr<br />

deutlich anzumerken. Ihre schulischen Leistungen<br />

haben sich so stark verbessert, dass ihr<br />

Ziel, von der Sek B in die Sek A zu wechseln,<br />

immer näher rückt. «Ich will nämlich auch einmal<br />

das KV machen und für die Credit Suisse arbeiten.<br />

Natascha ist mein Vorbild», verrät Gobika<br />

strahlend. Die Erfolgserlebnisse der letzten Monate<br />

haben das Selbstvertrauen der 13-Jährigen<br />

enorm gestärkt. Aus einer schwachen,<br />

unsicheren Schülerin ist ein selbstbewusstes,<br />

zielstrebiges Mädchen geworden. «Natascha<br />

hat mir sehr geholfen», meint der Teenager.<br />

«Durch sie habe ich viel Neues gelernt und ich<br />

glaube nun, dass ich den Aufstieg in die Sek A<br />

schaffen kann. Ausserdem ist Nati auch eine<br />

Freundin für mich geworden. Sie ist einfach toll.»<br />

Ein Gewinn für alle<br />

Fotos: Patrick Kälin<br />

Von Erfahrungen wie diesen berichtet auch<br />

Björn Callensten, Bereichsleiter Integration<br />

beim SRK Kanton Zürich: «Sowohl von Seiten<br />

der Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen als auch von Seiten<br />

der Eltern und Lehrpersonen wird das Angebot<br />

sehr geschätzt. Die Kinder zeigen Verbesserungen<br />

in ihrer Sprachfähigkeit, treten<br />

selbstbewusster auf, melden sich im schulischen<br />

wie auch im ausserschulischen Bereich<br />

mehr zu Wort und bewegen sich dadurch einfacher<br />

in der Gesellschaft. Von den Gastgebenden<br />

erhalten wir ebenfalls sehr positive Rückmeldungen.<br />

Viele Freiwillige setzen sich über<br />

mehrere Jahre hinweg für ‹mitten unter uns› ein,<br />

da sie es als sinnvolle Form erachten, selber<br />

aktiv zu werden und Integration zu leben.» Und<br />

er fügt hinzu: «Über neue Volunteers, die bereit<br />

sind, sich für ‹mitten unter uns› zu engagieren,<br />

freuen wir uns natürlich immer sehr.»<br />

Auch Natascha sieht die ehrenamtliche Tätigkeit<br />

als durchwegs positive Erfahrung. Die<br />

Treffen mit Gobika gäben ihr das Gefühl, etwas<br />

bewegen zu können, bemerkt sie. Ausserdem<br />

komme sie mit einer neuen Kultur in Kontakt,<br />

verliere Berührungsängste und könne ganz<br />

nebenbei liebe Menschen kennenlernen. Sie<br />

würde jederzeit wieder Freiwilligenarbeit leisten:<br />

«Für mich sind die Besuche ebenfalls eine Bereicherung.<br />

Die enorme Dankbarkeit und Wertschätzung,<br />

die ich zurückbekomme, wiegen die<br />

aufgewendete Zeit allemal auf.» Was sie damit<br />

meint, wird spätestens klar, als Gobika in die<br />

Küche rennt und mit einem Brief zurückkommt,<br />

den sie gemeinsam mit einer Freundin aus dem<br />

Sprachtreff vor einiger Zeit für Natascha verfasst<br />

hat: «Liebe Nati. Wir lieben dich. Es macht<br />

riesigen Spass mit dir. Danke für deine Hilfe.»<br />

So schön kann Integration sein. Vanessa Egli<br />

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44 Credit Suisse<br />

Kenia auch so grossen Anklang?<br />

Aarón Zea ( 20 Jahre alt, aus Medellín, Ko-<br />

lumbien): Unser imagine ist viel kleiner und<br />

findet daher nur an einem Tag statt. Wir<br />

konnten bis zu 7000 Besucher pro Anlass<br />

mobilisieren. Das klingt vielleicht bescheiden,<br />

aber dank dem Engagement von kolumbianischen<br />

Stars wie der Gruppe Naki mit ihrer<br />

charismatischen Sängerin oder den fröhlichen<br />

Parlantes haben wir einen festen Platz<br />

in Medellíns Konzertagenda.<br />

Naomi Wanjiru (20 Jahre alt, aus Embu,<br />

Kenia): Unser erstes imagine fand in Embu<br />

statt, einer kleinen Stadt in der Nähe des<br />

Mount Kenya. Als zum Abschluss Jimmie Gait<br />

aus Nairobi auftrat, war das Publikum nicht<br />

mehr zu bremsen – der Mann riss die rund<br />

2000 <strong>Jugend</strong>lichen mit und am Ende überzogen<br />

wir um mindestens eine Stunde!<br />

imagine ist in der Schweiz das grösste<br />

Projekt von terre des hommes. Da kann es<br />

sich ja nicht bloss um Feste feiern handeln.<br />

Lea Martens (22 Jahre alt, aus Basel): imagine<br />

ist ein Festival gegen Rassismus und<br />

Ausgrenzung. Es steht für <strong>Jugend</strong>, Kultur und<br />

Sensibilisierung. Auch im Schweizer Alltag<br />

ist Rassismus leider verbreitet. Schimpfwörter<br />

wie «Neger » oder «Kanake» hört man oft.<br />

Als besonders schockierend empfand ich im<br />

Frühling 20<strong>10</strong> den 65. Gedenktag zur Bombardierung<br />

der Stadt Dresden in Deutschland:<br />

Ich war aus der Schweiz angereist um<br />

ein antirassistisches Zeichen zu setzen.<br />

Unserer friedlichen Kundgebung standen<br />

imagine – eine <strong>Jugend</strong>,<br />

die feiert und handelt<br />

imagine – in Kenia, Brasilien, Kolumbien und der Schweiz feiern junge<br />

Menschen für eine Welt ohne Rassismus und Ausgrenzung. Die Musikfestivals<br />

organisieren die <strong>Jugend</strong>lichen selber, mit Workshops motivieren sie<br />

Gleichaltrige. Ein interkontinentales Gespräch über das Projekt von terre<br />

des hommes schweiz.<br />

You may say I’m a dreamer<br />

But I’m not the only one<br />

I hope someday you’ll join us<br />

And the world will be as one<br />

(«Imagine», 1971, John Lennon)<br />

Am imagine-Roundtable (von links): Aarón Zea (20) aus Medellín, Kolumbien;<br />

Naomi Wanjiru (20) aus Embu, Kenia, und Lea Martens (22) aus Basel, Schweiz.<br />

Auch wenn John Lennon mit seinem Song<br />

«Imagine» für eine Welt ohne Grenzen, Gier,<br />

Mord, Hunger oder Besitz plädiert – der legendäre<br />

Song des Beatles- Barden stand bei<br />

der Namensgebung des <strong>Jugend</strong>festivals<br />

nicht Pate: Bei terre des hommes schweiz<br />

steht imagine für eine <strong>Jugend</strong>kampagne<br />

gegen Rassismus und Ausgrenzung. Mit den<br />

Festivals wollen junge Menschen etwas bewegen,<br />

etwas Grosses auf die Beine stellen.<br />

imagine ist heute das wichtigste Projekt der<br />

Entwicklungsorganisation in der Schweiz und<br />

das grösste Gratisfestival der Nordwestschweiz.<br />

Seit 2006 organisieren auch in Brasilien,<br />

Kolumbien sowie neu in Kenia <strong>Jugend</strong>liche<br />

Konzerte für eine bessere Zukunft.<br />

<strong>bull</strong>etin lädt per E-Mail zu einem virtuellen<br />

Roundtable-Gespräch mit drei <strong>Jugend</strong>lichen<br />

aus Medellín in Kolumbien, Embu in Kenia<br />

und Basel in der Schweiz:<br />

<strong>bull</strong>etin: In der Schweiz besuchten rund<br />

35 000 Menschen das imagine-Festival.<br />

Findet das Happening in Kolumbien und<br />

Fotos: Lilian Buss | imagine Embu | Iris Brugger | imaginefestival.ch<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 45<br />

Laute Musik und leise Provokation: Das imagine-<strong>Jugend</strong>projekt von terre des hommes schweiz begeistert<br />

Tausende junger Menschen in Embu (Kenia), Medellín (Kolumbien) und Basel (Schweiz).<br />

imagine – Engagement der Credit Suisse<br />

Die Credit Suisse Foundation ist seit Mai 2009 Partnerin von<br />

terre des hommes schweiz und unterstützt das Projekt<br />

«imagine – das Festival gegen Rassismus». Dank dieser<br />

Unterstützung legt die Festivalorganisation noch mehr Wert<br />

auf Nachhaltigkeit und professionalisiert den öffentlichen<br />

Auftritt. Die Partnerschaft mit terre des hommes schweiz ist<br />

Teil des gesellschaftlichen Engagements der Credit Suisse<br />

Foundation, die sich in der Schweiz für eine sensibilisierte<br />

Gesellschaft, junge musikalische Talente sowie die Integration<br />

von benachteiligten Personen einsetzt.<br />

dann 7000 Rechtsradikale gegenüber.<br />

Sie skandierten rassistische Parolen und<br />

schwangen Hakenkreuze. Mit imagine sprechen<br />

wir <strong>Jugend</strong>liche an, weil wir super Musik<br />

mit unserem Engagement verbinden. Dabei<br />

wollen wir uns nicht anbiedern, sondern mit<br />

«leiser Provokation» zum Denken anregen.<br />

Wie provoziert man denn leise?<br />

Lea Martens: 20<strong>10</strong> lautete das Festival-<br />

Motto: «Propaganda! – Wenn Märchen Bilder<br />

bilden …» Dazu bauten wir 30 hölzerne Silhouetten<br />

von Menschen mit Sprechblasen.<br />

Da war zu lesen: «Alle Alphornbläser sind<br />

Rassisten», «Jeder Immigrant ist ein Ausländer<br />

» oder «Schneewittchen war vielleicht<br />

fett». Wer gerät da nicht ins Grübeln? In Kolumbien<br />

konzentriert ihr euch jedoch auf andere<br />

Themen, oder ?<br />

Aarón Zea: Ja, das stimmt. Die sozialen<br />

Verhältnisse sind auch ganz anders: In<br />

unserem Bezirk Valle de Aburrá gelten rund<br />

1,5 Millionen als arm und 343 000 Menschen<br />

sind obdachlos. Landflucht, Gewalt und Vertreibung<br />

sind an der Tagesordnung. Es drängen<br />

sich viele verschiedene Menschen auf<br />

engstem Raum. Unser Festivalmotto hiess<br />

darum «Gleichheit trotz Unterschied». Die<br />

Musiker haben sich vor dem Konzert mit dem<br />

Thema befasst und ihre Gedanken in ihren<br />

Auftritt miteinbezogen. Das Publikum verstand<br />

die Botschaft – das Leben in einer<br />

Grossstadt gelingt nur mittels gegenseitiger<br />

Achtung und Respekt voreinander.<br />

Lea Martens: Als ich euch im Rahmen des<br />

imagine-Austauschprogramms besuchte,<br />

war ich beeindruckt, wie stark du dich auch<br />

ausserhalb von imagine engagierst…<br />

Aarón Zea: Ja, ich arbeite mit einer Gruppe<br />

gegen die Ausgrenzung von Lesben,<br />

Schwulen, Bisexuellen und Transgenders,<br />

helfe bei der «Gay Pride» mit und veranstalte<br />

für den Kinoklub der Universität eine «Rosa-<br />

Filmreihe». Da ich ausserhalb der Stadt wohne,<br />

beschäftigen mich die Gegensätze zwischen<br />

Stadt und Land. In einem Zentrum für<br />

<strong>Jugend</strong>förderung widme ich mich dem Naturschutz<br />

und helfe mit, eine Grünfläche der<br />

Stadt zu bewirtschaften.<br />

Naomi, wie sieht es in Kenia aus?<br />

Naomi Wanjiru: Korruption und Arbeitslosigkeit<br />

grassieren, aber Aids ist unter <strong>Jugend</strong>lichen<br />

das grosse Problem. In unserem Land<br />

sind 7.1 Prozent der Menschen HIV-positiv.<br />

Lange war die Sexualität in den Lehrplänen<br />

der Schule tabu und die Verwendung von<br />

Präservativen wurde bekämpft. Aids galt<br />

als Folge böser Hexerei oder als Strafe ><br />

Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>


46 Credit Suisse<br />

Gottes. Unser Organisationskomitee, die<br />

Embu Youth Aids Advocats, engagierte<br />

sich bereits vor imagine in der Aids-<br />

Prävention. Am Festival stellten wir Fragen:<br />

Gibt es eine Gesellschaft, in der<br />

Menschen nicht aufgrund ihrer ethnischen<br />

Herkunft oder einer Krankheit diskriminiert<br />

werden, in der Menschenrechte<br />

oder die gerechte Verteilung der Ressourcen<br />

selbstverständlich sind? Das Festivalmotto<br />

lieferte die Antwort: «It’s possible!»<br />

Ich war selber lange arbeitslos und hoffe<br />

nun, mit meinem Freiwilligeneinsatz bei<br />

imagine Erfahrungen fürs Berufsleben zu<br />

sammeln.<br />

Wird denn euer Engagement von<br />

offizieller Seite her respektiert ?<br />

Aarón Zea: Seit dem ersten imagine in<br />

2007 anerkennt die Stadt Medellín unseren<br />

Anlass als Plattform der Koexistenz.<br />

Die Behörden zeigen sich kooperativ.<br />

Lea Martens: «Das Festival gegen<br />

Rassismus» ist ein Bestandteil von Basels<br />

<strong>Jugend</strong>kultur. Nun wollen wir mehr Leute<br />

ansprechen und erweitern das Angebot.<br />

So brachte die Band Watcha Clan aus Marseille<br />

mit einem Gemisch aus World ’n’ Bass<br />

und Elektro die Menge zum Kochen und<br />

überraschte das Basler Sinfonieorchester<br />

auf dem Barfüsserplatz mit Musik aus<br />

den Filmen «Titanic», «Once upon a time in<br />

the West» und Mozarts «Jupiter-Sinfonie<br />

KV 551».<br />

Naomi Wanjiru: Überzeugend an imagine<br />

ist, dass es sich um eine Ganzjahresveranstaltung<br />

handelt. Wir bieten nicht<br />

nur das Konzert, sondern organisieren in<br />

Schulen und Kirchen Workshops. So versuchen<br />

wir noch mehr <strong>Jugend</strong>liche für<br />

unser wichtiges Anliegen zu sensibilisieren<br />

und zu gewinnen.<br />

Aarón Zea: Auch in Medellín führten<br />

wir bis heute rund 50 Workshops zu den<br />

Themen Diskriminierung und Ausgrenzung<br />

durch. Dabei steht immer wieder die<br />

Situation der <strong>Jugend</strong> im Mittelpunkt –<br />

denn diese bereitet Menschen weltweit<br />

Sorgen. Zusammen erarbeiten wir dann<br />

Lösungen für spezifische Probleme in der<br />

Gegend der Teilnehmer.<br />

Lea Martens: Abgesehen von den<br />

Workshops finden in der Schweiz so genannte<br />

premagines statt. Diese Vorveranstaltungen<br />

sind im Gegensatz zum<br />

grossen Festival nicht gratis. Der Erlös<br />

generiert zusammen mit dem Ertrag aus<br />

den Workshops, dem Catering und den<br />

An den imagine-Festivals werden auch junge<br />

Künstlerinnen und Künstler aufgerufen, das Motto<br />

des Projektes von terre des hommes schweiz<br />

umzusetzen (Bild ohne Titel, von Stephanie Santschi).<br />

Imagine no possessions<br />

I wonder if you can<br />

No need for greed or hunger<br />

A brotherhood of man<br />

Imagine all the people<br />

Sharing all the world<br />

Hören Sie über diese QR Codes Musik<br />

vom imagine-Festival.<br />

So gehts: Den BeeTagg Reader gratis auf das<br />

Smartphone laden, Code fotografi eren, Link erhalten.<br />

The Heavy<br />

(Grossbritannien)<br />

(«Imagine», 1971, John Lennon)<br />

Watcha Clan<br />

(Frankreich)<br />

Standmieten 14 Prozent des Festivalbudgets.<br />

Der grosse Rest wird von terre<br />

des hommes schweiz, diversen Sponsoren<br />

sowie Kantonen und Gemeinden<br />

getragen.<br />

premagines, Workshops, ein zwei<br />

Tage dauerndes Festival – das organisiert<br />

ihr <strong>Jugend</strong>lichen doch nicht alleine!<br />

Da steckt zumindest eine Konzertagentur<br />

dahinter.<br />

Lea Martens: Wir sind ein Team von 40<br />

<strong>Jugend</strong>lichen im durchschnittlichen Alter<br />

von 19 Jahren und organisieren das Festival<br />

selbst. Im Büro von terre des hommes<br />

schweiz verfügen wir über einen<br />

Arbeitsplatz sowie drei Dockingstationen<br />

für Laptops. Nur für die übergeordnete<br />

Koordination steht uns jemand zur<br />

Seite. Ich kümmere mich beispielsweise<br />

um die Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Aarón Zea: Auch bei uns tragen wir<br />

Jun gen die Verantwortung für das Projekt.<br />

Selber amtiere ich in der Funktion<br />

des Koordinators. Wir werden von der<br />

Organisation Corporación Región, einer<br />

Partnerorganisation von terre des hommes<br />

schweiz, begleitet.<br />

Profitiert ihr auch persönlich von<br />

dieser Arbeit ?<br />

Naomi Wanjiru: Ich sammle viele Erfahrungen.<br />

Das grosse imagine-Festival in<br />

Basel und die aktive Teilnahme an Workshops<br />

in der Schweiz sind für mich unvergesslich.<br />

Der internationale Austausch<br />

gibt unserem Einsatz noch mehr Gewicht.<br />

Ich hoffe, dass das imagine in Kenia weiter<br />

wächst und sich als Plattform für verantwortungsvolle,<br />

junge Bürger etabliert,<br />

die unser Land in eine bessere Zukunft<br />

führen.<br />

Lea Martens: Ja, mein Lampenfi eber<br />

hat sich durch meine Arbeit bei imagine<br />

sehr verringert. Jetzt freue ich mich auf<br />

das Festival am <strong>10</strong>./11. Juni 2011. Es wird<br />

unser zehnjähriges Jubiläum! Als Geburtstagsgeschenk<br />

wünsche ich mir, dass wir<br />

in Zukunft nicht nur an einem Platz, sondern<br />

gleich an mehreren Orten in Basel<br />

gegen Rassismus und Ausgrenzung singen<br />

und tanzen werden.<br />

Aarón Zea: Nach einer Pause planen<br />

wir für 2011 das nächste Festival und bauen<br />

damit weiter an unserem Traum, eines<br />

Tages Ausgrenzung und Diskriminierung<br />

endgültig aus Medellín verbannt zu haben.<br />

Bernard van Dierendonck<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


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weil es so ist, wie es ist.»<br />

Melanie Winiger<br />

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und trotzdem kraftvoll. Wasser, das ist natürliche Reinheit.<br />

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48 Credit Suisse<br />

Stützen unserer Zukunft<br />

Die <strong>Jugend</strong>lichen von heute sorgen dafür, dass die Schweizer<br />

Wirtschaft auch in Zukunft funktioniert. Deshalb ist es<br />

besonders bedauerlich, dass die <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit derzeit<br />

ungewöhnlich hoch ist. Das darf nicht so bleiben.<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

Gemeinsam die <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit<br />

bekämpfen ist ein Gebot der Stunde<br />

Im Dezember 2009 hat die Credit Suisse die Initiative Gemeinsam gegen<br />

die <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit lanciert sowie die Gründung einer unabhängigen<br />

Risikokapitalgesellschaft und die Aufstockung der eigenen Lehrstellen in<br />

Aussicht gestellt. Wenig später folgte die IT-Initiative. Eine Zwischenbilanz.<br />

Die Wirtschaftskrise wirkte sich bei den<br />

<strong>Jugend</strong>lichen besonders gravierend aus.<br />

Im September 2009 waren 29 999 in der<br />

Schweiz lebende <strong>Jugend</strong>liche im Alter zwischen<br />

15 und 24 Jahren arbeitslos. Innert<br />

Jahresfrist war damit die Arbeitslosenquote<br />

um 2,3 Prozent auf hohe 5,4 Prozent angestiegen.<br />

Deshalb teilte die Credit Suisse<br />

im Dezember mit, sie stelle 30 Millionen<br />

Schweizer Franken zur Verfügung, um die<br />

<strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit in den nächsten<br />

fünf Jahren gezielt zu bekämpfen. «Ziel ist<br />

es, <strong>Jugend</strong>liche in der Schweiz bei der Lehrstellensuche<br />

und der Integration in den<br />

2009 20<strong>10</strong><br />

Das Problem der <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit ist noch nicht gelöst<br />

Die Arbeitslosigkeit und insbesondere die <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit ist die grösste Sorge<br />

der Schweizer Bevölkerung. Dies zeigt das Sorgenbarometer des <strong>bull</strong>etin jedes Jahr<br />

auf. Die Solidarität der ganzen Bevölkerung hat innert Jahresfrist zu einem spürbaren<br />

Rückgang der <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit geführt, doch gilt es, dies nachhaltig zu sichern<br />

und eine weitere Reduktion anzustreben. Quelle: <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit.ch<br />

Arbeitsmarkt zu unterstützen», gibt Fritz<br />

Gutbrodt, Direktor des Jubiläumsfonds der<br />

Credit Suisse Foundation, nochmals die<br />

Stossrichtung bekannt. «Wir streben eine<br />

landesweite, geografisch ausgewogene Wirkung<br />

an und arbeiten mit kompetenten Non-<br />

Profit- Organisationen zusammen. Neue Initiativen<br />

sollen dabei die staatlichen Massnahmen<br />

ergänzen.»<br />

Nach einem Jahr darf man bei dieser Initiative,<br />

für deren Evaluation die Fachhochschule<br />

Nordwestschweiz gewonnen werden<br />

konnte, ein erstes positives Fazit ziehen.<br />

«Wir fanden vier national und drei regional<br />

tätige Partner, die sich mit grossem Engagement<br />

an den Aufbau neuer Projekte oder<br />

an eine geografische Ausdehnung bewährter<br />

Tätigkeiten machten», so Fritz Gutbrodt<br />

weiter. «Auch budgetmässig befinden wir uns<br />

auf Kurs. Bislang wurden sechs Millionen<br />

Franken investiert.»<br />

Von drei Partnerorganisationen sind in den<br />

vergangenen Ausgaben des <strong>bull</strong>etin bereits<br />

Porträts publiziert worden, die auch unter<br />

www.credit-suisse.com /verantwortung<br />

nachgelesen werden können: die neu auch<br />

in den Kantonen Graubünden und Glarus<br />

wirkende Stiftung Die Chance, die Stiftung<br />

Intégration Pour Tous, die dieses Jahr ihr<br />

Projekt jeunes@work auf den Kanton Jura<br />

ausgedehnt hat, sowie die national tätige<br />

Stiftung Speranza, die daran ist, mit dem<br />

«Assessment Berufliche Neuausrichtung» ein<br />

neues Angebot aufzubauen. Die Porträts der<br />

übrigen Partner werden im Laufe der nächsten<br />

Ausgaben folgen, ihre Tätigkeit sei aber<br />

bereits jetzt in Kürze vorgestellt.<br />

Hilfe von cf2 bis QPlus<br />

600 arbeitslose Lehrabgängerinnen und<br />

-abgänger werden jährlich durch die zehn<br />

regionalen Stellen des Schweizerischen<br />

Arbeiterhilfswerks SAH betreut, bis sie eine<br />

langfristige und befriedigende Festanstellung<br />

gefunden haben. Der Fokus liegt dabei<br />

auf dem Ausgleich ihrer Defizite praktischer<br />

wie theoretischer Natur. Auf der Website<br />

www.ct2.ch werden ein kostenloser Service<br />

für frische und künftige Lehr- und Studienabgänger<br />

sowie eine individuelle Beratung<br />

für Arbeitsplatzsuche und Jobsuche-Workshops<br />

angeboten. Das Projekt wurde am<br />

15. September 20<strong>10</strong> an einer Medienkonferenz<br />

vorgestellt und stiess landesweit auf<br />

breites Interesse.<br />

Infoklick, der Verein für Kinder- und <strong>Jugend</strong>förderung,<br />

bietet mit dem Projekt QPlus<br />

jenen <strong>Jugend</strong>lichen, die sich freiwillig in der<br />

<strong>Jugend</strong>kultur engagieren, Ausbildungskurse<br />

an in den Bereichen Gastronomie, Eventmanagement,<br />

Gebäudeunterhalt, Ton- und<br />

Lichttechnik, Sicherheit sowie Administration.<br />

Qualifikationen und Kompetenzen werden<br />

mit einem Zertifikat ausgewiesen. Nach<br />

dem erfolgreichen Pilotprojekt in Solothurn<br />

rechnet man bei den sieben Regionalstellen<br />

fortan mit jährlich 5000 Kursteilnehmenden.<br />

Die erst 2006 eingeführte Attestlehre ist<br />

in der Öffentlichkeit und auch in der Berufswelt<br />

noch wenig bekannt. Um Unternehmen<br />

für die Fähigkeiten und Einsatzmöglich-<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 49<br />

keiten von Attestlehrabgängern zu sensibilisieren,<br />

haben sich die Attestlehrverbunde<br />

Lernwerk, Overall, fribap, Bildungsnetz<br />

Zug und Chance (nicht zu verwechseln mit<br />

Die Chance) im Netzwerk EBA zusammengeschlossen.<br />

Zudem wollen sie jährlich 150<br />

Attestlehrabgänger im Mittelland unterstützen.<br />

SVC-AG für KMU Risikokapital entspricht<br />

einem Bedürfnis der Schweizer Wirtschaft<br />

Am 20. September konnte die erste Investition der neuen Risikokapitalgesellschaft<br />

in die agrofrucht-Inn ag den Medien vermeldet werden. Wenig später folgten<br />

Investitionen in die innovativen Unternehmen Poken, Silentsoft und sonic emotion.<br />

Auch das Tessin soll profitieren<br />

Im Kanton Tessin richtet sich das von der<br />

Credit Suisse mitfinanzierte Angebot ausnahmsweise<br />

nicht an schulisch schwache<br />

<strong>Jugend</strong>liche, sondern an jährlich rund 200<br />

Absolventen der Kantonshandelsschulen.<br />

Die Pilotphase mit der Scuola Cantonale di<br />

Commercio di Bellinzona ist bereits erfolgreich<br />

durchgeführt worden.<br />

«Bislang konnten 400 <strong>Jugend</strong>liche in die<br />

verschiedenen Programme unserer Partner<br />

involviert werden», führt Dirk Büchi,<br />

Programmmanager der <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeits-Initiative<br />

bei der Credit Suisse, aus.<br />

«Ab 2011 sollen es jeweils 7500 sein. Wir<br />

sind überzeugt, dass damit die beruflichen<br />

Aussichten dieser <strong>Jugend</strong>lichen entscheidend<br />

verbessert werden und gleichzeitig ein<br />

wichtiger Beitrag zur Stärkung des Standorts<br />

Schweiz geleistet wird.» schi<br />

1<br />

2<br />

Fotos: Martin Stollenwerk | Patrick Kälin | Cédric Widmer<br />

4,3%<br />

Mit 24 035 betroffenen Personen<br />

betrug die Arbeitslosigkeit der 15- bis<br />

24-Jährigen im September 20<strong>10</strong> noch<br />

4,3 Prozent. Bei den <strong>Jugend</strong>lichen im<br />

Lehrlingsalter lag sie mit 3,1 Prozent<br />

deutlich unter jener der 20- bis 24-Jährigen<br />

mit 5,2 Prozent: Viele Arbeitgeber<br />

und nicht zuletzt die öffentliche<br />

Hand sehen sich nicht in der Lage,<br />

den <strong>Jugend</strong>lichen nach Abschluss<br />

ihrer Ausbildung eine Festanstellung<br />

anzubieten. Um die Situation zu<br />

entschärfen, hat sich die Credit Suisse<br />

bereit erklärt, innerhalb von drei<br />

Jahren 150 zu sätzliche Lehrstellen<br />

zu schaffen (+ 25 Prozent) und die<br />

Lernenden nach Abschluss ihrer<br />

Ausbildung weiter zubeschäftigen.<br />

3<br />

Vier Entrepreneurs der Zukunft 1 Renato Pellegrini, sonic emotion, Oberglatt, sorgt für ein einmaliges<br />

3D-Sound-Erlebnis. 2 Charles Upchurch, Silentsoft, Morges, hilft, in Immobilien den Energieverbrauch<br />

zu planen und zu senken. 3 Philipp Käppeli, agrofrucht-Inn ag, Cham/Merenschwand, trocknet Erdbeeren<br />

frisch und fruchtig. 4 Stéphane Doutriaux, Poken, Lausanne, verbindet die virtuelle mit der realen Welt.<br />

4<br />

90 Prozent der Unternehmenskredite in der<br />

Schweiz – rund 265 Milliarden Schweizer<br />

Franken – gehen an KMU und bilden neben<br />

dem Eigenkapital deren wichtigste Finanzierungsquelle.<br />

Im Vergleich dazu haben<br />

Mezzanine - oder Venture-Capital-Finanzierungen<br />

bislang eine untergeordnete<br />

Rolle gespielt. 2009 beliefen sich die Investitionen<br />

mit Venture Capital nur auf<br />

etwas mehr als 400 Millionen Schweizer<br />

Franken. Bei den Mezzanine-Finanzierungen,<br />

die in der Schweiz fast nur von der Credit<br />

Suisse ermöglicht werden, beträgt das aktuelle<br />

Volumen insgesamt weniger als <strong>10</strong>0 Millionen<br />

Franken. Die beiden Schweizer Grossbanken<br />

haben rund 40 Prozent aller Unternehmenskredite<br />

gesprochen und – entgegen<br />

zwischenzeitlich geäusserter Befürchtungen –<br />

den Kredithahn in der Krise von 2008/09<br />

nicht zugedreht. Die Credit Suisse jedenfalls<br />

hat ihr Volumen nochmals um drei Prozent<br />

vergrössert. Trotzdem gerieten manche Unternehmen<br />

zuletzt in eine schwierige Situation,<br />

weil neue Aufträge ausblieben. Und für<br />

junge Unternehmen wurde es in der Regel<br />

schwieriger, sich das für ihre innovativen<br />

Ideen benötigte Eigenkapital zu beschaffen.<br />

Die Credit Suisse ist zwar bereits mit zehn<br />

Millionen Franken an der vor genau zehn Jahren<br />

gegründeten Investmentgesellschaft<br />

Venture Incubator beteiligt (siehe <strong>bull</strong>etin<br />

4/20<strong>10</strong>, S. 40), entschloss sich aber an- ><br />

Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>


50 Credit Suisse<br />

gesichts der aktuellen Wirtschaftslage, als<br />

Ergänzung eine neue, mit <strong>10</strong>0 Millionen Franken<br />

ausgestattete Risikokapitalgesellschaft<br />

zu schaffen. Die SVC-AG für KMU Risikokapital<br />

konnte im Mai 20<strong>10</strong> gegründet und<br />

bereits am 3. Juni zum Auftakt ihrer operativen<br />

Tätigkeit von Hans-Ulrich Meister, CEO<br />

Credit Suisse Schweiz, und Hans-Ulrich<br />

Müller, Präsident Swiss Venture Club, der<br />

Öffentlichkeit vorgestellt werden.<br />

Dank starker Partner unabhängig<br />

«Mit der Credit Suisse und dem Swiss Venture<br />

Club verfügen wir über zwei bestens<br />

vernetzte Partner mit viel Know-how in den<br />

für uns relevanten Bereichen», erklärt Reto<br />

Isenegger, Verwaltungsratspräsident der<br />

SVC-AG für KMU Risikokapital und COO der<br />

Credit Suisse Schweiz. «Wichtig ist für uns,<br />

dass wir trotzdem unsere Entscheide in völliger<br />

Unabhängigkeit fällen können.»<br />

Zwar sind die Investitionen an klar definierte<br />

Kriterien gebunden, und sie fliessen<br />

erst, wenn die Marktakzeptanz erwiesen ist,<br />

dafür kann aber nachher die SVC-AG für<br />

KMU Risikokapital bei den Unternehmen alle<br />

relevanten Wachstumsschritte bis hin zu<br />

Nachfolgefinanzierungen begleiten. Dank<br />

dieser ausgesprochen breiten Ausrichtung<br />

wird die SVC-AG auf dem Markt als willkommene<br />

Ergänzung anerkannt. Dementsprechend<br />

hoch ist bereits jetzt die Resonanz bei<br />

den Schweizer Unternehmern.<br />

In den ersten fünf Monaten sind bereits<br />

Anzeige<br />

250 ernst zu nehmende Anfragen von KMU<br />

mit Schweizer Domizil eingereicht worden.<br />

Vertreten sind alle Branchen, breit gestreut<br />

in der ganzen Schweiz: 60 Prozent Deutschschweizer<br />

Un ternehmen, 35 Prozent Westschweizer<br />

und 5 Prozent Tessiner Firmen.<br />

«Bereits konnten die ersten vier Investments<br />

getätigt werden», führt Reto Isenegger aus<br />

und verweist auf die jungen, vielversprechenden<br />

Unternehmen agrofrucht-Inn ag,<br />

Cham/Merenschwand, Poken, Lausanne,<br />

Silentsoft, Morges, und sonic emotion, Oberglatt,<br />

deren Porträts man auf der Website<br />

www.svc-risikokapital.ch findet. Dank der<br />

Tatsache, dass das Investment Committee<br />

mit Präsident Andreas Koopmann, Chairman<br />

Alstom, an der Spitze ungefähr alle zwei Monate<br />

zusammenkommt, befinden sich zehn<br />

weitere Investitionen im fortgeschrittenen<br />

Stadium. Erfreulich ist auch, dass CEO<br />

Johannes Suter immer wieder eingeladen<br />

wird, die Besonderheiten der SVC-AG für<br />

KMU Risiko kapital vorzustellen, beispielsweise<br />

am Europa Forum Luzern. Deshalb<br />

dürften auch 2011 zahlreiche weitere Fi -<br />

nanzierungs gesuche eingehen. Bis die gesamte<br />

Summe von <strong>10</strong>0 Millionen Franken<br />

in Tranchen von 200 000 Franken bis in<br />

der Regel zwei Millionen Franken investiert<br />

ist, sind noch viele Anträge zu prüfen, und<br />

da bis dann bereits wieder Kapital zurückfliesst,<br />

das vollumfänglich reinvestiert<br />

wird, geht diesem Motor schweizerischer<br />

Innovation auch danach der Treibstoff nicht<br />

aus. schi<br />

Die <strong>Jugend</strong>lichen für die Informations technologie<br />

und deren vielfältige Berufswelt begeistern<br />

Ohne Informationstechnologie (IT) steht die Welt still, und gerade die Finanzinstitute<br />

sind auf eine funktionierende IT angewiesen. Über 17 000 IT-Fachkräfte<br />

beschäftigt allein die Credit Suisse weltweit. Eigentlich müssten es noch mehr<br />

sein. Deshalb engagiert sie sich bei der Förderung des IT-Nachwuchses.<br />

Vergegenwärtigt man sich, wie sehr die IT<br />

unser Leben im positiven Sinne beeinflusst,<br />

dann ist es höchst erstaunlich, wie selten in<br />

der Schweiz diese Berufsrichtung eingeschlagen<br />

wird. Im Jahr 2007 begannen beispielsweise<br />

nur rund <strong>10</strong>0 Personen ein entsprechendes<br />

Studium an der ETH Zürich.<br />

Und lediglich 1600 junge Männer und Frauen<br />

starteten 2008 ihre berufliche Grundausbildung<br />

in der IT, während nicht weniger als<br />

11 260 eine Berufslehre im kaufmännischen<br />

Bereich wählten. Dies liegt auch daran, dass<br />

die Zahl der angebotenen Lehrstellen viel<br />

zu klein ist. Als Folge davon herrscht in der<br />

Schweiz ein eklatanter Mangel an IT-Spezialisten,<br />

der nur zum Teil durch die Zuwanderung<br />

ausländischer Fachleute wettgemacht<br />

werden kann.<br />

Die Diskussion um den Fachkräftemangel<br />

ist häufig durch das Fehlen von verlässlichen<br />

Daten für einzelne Berufsfelder erschwert,<br />

insbesondere wenn ein längerer Zeitraum<br />

betrachtet werden soll. Das Berufsfeld der<br />

ICT ist in (amtlichen) Statistiken und Prognosen<br />

schwer zu fassen. Denn das, was Laien<br />

unter dem Begriff IT zusammenfassen, gliedert<br />

sich in Tat und Wahrheit in zahlreiche<br />

unterschiedliche Tätigkeitsbereiche. Das von<br />

der Credit Suisse unterstützte Programm<br />

ICT-Berufsbildung Schweiz hat deshalb das<br />

Berufsfeld in seiner ganzen Breite untersucht.<br />

Im Rahmen einer qualitativen Berufsfeldanalyse<br />

wurden die Tätigkeitsbereiche<br />

definiert. Zusätzlich wurde mit einer quantitativen<br />

Analyse ermittelt, wie viele ICT-Fachkräfte<br />

heute bereits fehlen und wie viele<br />

Fachkräfte in welchen Bereichen auszubilden<br />

sind. Darauf basierend sollen nun konkrete<br />

Massnahmen und Projekte definiert werden.<br />

«Zeitgemäss überarbeitete Lehrgänge<br />

werden eine qualitativ hochstehende Ausbildung<br />

sicherstellen, interdisziplinäres und<br />

integriertes Denken fördern und dadurch<br />

wesentlich zur Attraktivität der IT beitragen»,<br />

erklärt Karl Landert, CIO Credit Suisse<br />

und Vorstandsmitglied von ICT Switzerland.<br />

«Wir haben ein grosses Interesse an der erfolgreichen<br />

Umsetzung dieses Programms,<br />

denn auch wir sind auf gut ausgebildete<br />

IT-Mitarbeitende angewiesen. Fast jeder<br />

vierte Arbeitsplatz der Credit Suisse in der<br />

Schweiz ist ein IT-Arbeitsplatz. Darüber hinaus<br />

ist ein hohes Bildungsniveau eine grundlegende<br />

Voraussetzung für einen weiterhin<br />

prosperierenden Schweizer Werk- und Wirtschaftsplatz.<br />

Wir engagieren uns deshalb in<br />

der im März 20<strong>10</strong> vom Dachverband ICTswitzerland<br />

gegründeten Stiftung und sind bereit,<br />

während der nächsten Jahre bis zu zehn Millionen<br />

Franken zu investieren.» Schweizweit<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 51<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Credit Suisse AG<br />

Postfach 2<br />

CH-8070 Zürich<br />

Telefon +41 44 333 11 11<br />

Fax +41 44 332 55 55<br />

Redaktion<br />

Mandana Razavi (mar; Corporate Citizenship/Projektleitung),<br />

Daniel Huber (dhu; Chefredaktion), Andreas Schiendorfer (schi;<br />

Markt Schweiz/Sponsoring), Dorothee Enskog (de; Wirtschaft<br />

International), Regula Brechbühl (rb), Michael Krobath (mk),<br />

Fabienne de Lannay (fdl), Valérie Clapasson Fahrni (cfv)<br />

E-Mail<br />

redaktion.<strong>bull</strong>etin@credit-suisse.com<br />

Mitarbeit an dieser Ausgabe<br />

Elisabeth Christen, Vanessa Egli, Ruth Hafen, Judith Reker,<br />

Maria Ryser, Claudia Steinberg, Bernard van Dierendonck,<br />

Adelheid von Liechtenstein, Isabelli Gonçalves Luzia, Jonathan<br />

Lopez, Carlo Mina, Daniela Peer, Julien Sandoz, Eva Wettler<br />

Internet<br />

www.credit-suisse.com/<strong>bull</strong>etin<br />

Marketing<br />

Veronica Zimnic (vz)<br />

Korrektorat<br />

Claudia Marolf, notabene<br />

Übersetzungen<br />

Credit Suisse Language Services<br />

Gestaltung<br />

www.arnold.inhaltundform.com:<br />

Michael Suter, Monika Häfliger, Michele Iseppi, Luzian Meier,<br />

Karin Cappellazzo (Projektmanagement ), Carola Bächi<br />

(Korrektorat)<br />

Inserate<br />

print-ad kretz gmbh, Andrea Hossmann und Esther Kretz,<br />

General-Wille-Strasse 147, CH-8706 Feldmeilen,<br />

Telefon +41 44 924 20 70, <strong>bull</strong>etin@kretzgmbh.ch<br />

Im November wurde im Verkehrshaus der Schweiz die i-factory eröffnet. Wer sich für die faszinierende<br />

Welt der IT interessiert, wird die Reise nach Luzern nicht bereuen.<br />

Beglaubigte WEMF-Aufl age 20<strong>10</strong><br />

143 892<br />

ISSN-Registrierung<br />

ISSN 1423-1360<br />

Foto: Verkehrshaus der Schweiz<br />

sollen bis 2015 über <strong>10</strong>00 neue Lehrstellen<br />

im ICT-Bereich geschaffen werden. Die<br />

Credit Suisse selbst will ihre IT-Lehrstellen<br />

in den nächsten drei Jahren von heute 50 auf<br />

über <strong>10</strong>0 mehr als verdoppeln. Auch die Zahl<br />

der Einstiegsstellen für Universitätsabgänger<br />

soll weiter erhöht werden.<br />

Zudem wird die Credit Suisse ihre Präsenz<br />

in der französischen Schweiz verstärken. Im<br />

«Quartier de l’Innovation» der EPFL Lausanne<br />

will sie unter der Leitung von Hans<br />

Martin Graf bis Ende 2011 ein neues IT-Entwicklungszentrum<br />

mit rund 250 Mitarbeitenden<br />

aufbauen (vgl. <strong>bull</strong>etin 4/20<strong>10</strong>, S. 40).<br />

Zusammenarbeit mit Universitäten<br />

«Unsere Tätigkeit wird sich in drei Bereiche<br />

gliedern», führt Hans Martin Graf aus. «Im<br />

Zentrum steht die Weiterentwicklung von<br />

klassischen Bankanwendungen in allen Bereichen<br />

der Bankinformatik. Jeweils <strong>10</strong> bis<br />

20 Prozent der Ressourcen sollen in Anwendungsinnovationen<br />

sowie in die Betreuung<br />

von Studierenden und Forschenden fliessen.»<br />

Die Zusammenarbeit mit den Universitäten<br />

und Fachhochschulen ist der Credit Suisse<br />

schon seit vielen Jahren ein spezielles Anliegen.<br />

So hat sie vor Kurzem mit der ETH<br />

Zürich das Enterprise Computing Center ECC<br />

gegründet, das sich mit Fragen der IT-Architektur<br />

und dem Bau grosser Softwaresysteme<br />

befasst. Weitere Forschungskooperationen<br />

bestehen beispielsweise mit der Hochschule<br />

für Technik und Architektur Luzern,<br />

der Fachhochschule Rapperswil oder der<br />

Universität Bern.<br />

Schliesslich sei auch auf die neue Dauerausstellung<br />

i-factory im Verkehrshaus der<br />

Schweiz in Luzern hingewiesen, die vom<br />

18. bis 20. November während der i-days eröffnet<br />

worden ist. Dort werden auf attraktive<br />

Art und Weise die grundlegenden Prinzipien<br />

der Informatik gezeigt. So sind die Weichen<br />

gestellt, damit die Schweiz in diesem zentralen<br />

Wissensbereich den Anschluss an die<br />

Weltspitze nicht verliert.<br />

schi/Elisabeth Christen<br />

Druck<br />

Swissprinters Zürich AG<br />

Redaktionskommission<br />

Richard Bachem (Head Marketing Private and Business<br />

Banking Switzerland), René Buholzer (Head Public Policy), Urs<br />

P. Gauch (Leiter Firmenkunden Schweiz – Grossunternehmen),<br />

Fritz Gutbrodt (Direktor Credit Suisse Foundation), Anja Hochberg<br />

(Head Investment Strategy Asset Management), Angelika<br />

Jahn (Investment Services & Products), Bettina Junker Kränzle<br />

(Head Internal Corporate Publishing & Services), Hanspeter<br />

Kurzmeyer (Head Private Clients Switzerland), Andrés Luther<br />

(Head Group Communications), Charles Naylor (Head Corporate<br />

Communications), Christian Vonesch (Head Private &<br />

Business Banking Aarau)<br />

Erschei nt im 116. Jahrgang<br />

(5 x pro Jahr in deutscher, französischer, italienischer und<br />

englischer Sprache) Nachdruck von Texten gestattet mit dem<br />

Hinweis «Aus dem <strong>bull</strong>etin der Credit Suisse».<br />

Adress änderungen<br />

Bitte schriftlich und unter Beilage des Original-Zustellcouverts<br />

an Ihre Credit Suisse Geschäftsstelle oder an:<br />

Credit Suisse AG, SULA 213, Postfach <strong>10</strong>0, CH-8070 Zürich.<br />

Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken.<br />

Sie bedeutet kein Angebot und keine Aufforderung seitens<br />

der Credit Suisse zum Kauf oder Verkauf von Wertschriften.<br />

Hinweise auf die frühere Performance garantieren nicht<br />

notwendigerweise positive Entwicklungen in der Zukunft.<br />

Die Analysen und Schlussfolgerungen in dieser Publikation<br />

wurden durch die Credit Suisse erarbeitet und könnten<br />

vor ihrer Weitergabe an die Kunden von Credit Suisse bereits<br />

für Transaktionen von Gesellschaften der Credit Suisse<br />

Group verwendet worden sein. Die in diesem Dokument vertretenen<br />

Ansichten sind diejenigen der Credit Suisse<br />

zum Zeitpunkt der Drucklegung. (Änderungen bleiben vorbehalten.)<br />

Credit Suisse ist eine Schweizer Bank.<br />

Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>


Credit Suisse 53<br />

Roger Federer Foundation<br />

«Es macht<br />

mir einfach Spass<br />

mir einfach Spass<br />

zu helfen»<br />

Tennisprofi Roger Federer erzählt, warum er bereits als<br />

22-Jähriger eine eigene Stiftung ins Leben rufen<br />

wollte und was ihn beim Besuch eines Schulprojektes<br />

in Äthiopien besonders berührte.<br />

Foto: Marcel Grubenmann<br />

<strong>bull</strong>etin: Sie haben die Roger Federer<br />

Foundation bereits 2003 gegründet.<br />

Wie kam ein damals erst 22-jähriger<br />

Jungprofi dazu, so etwas zu tun?<br />

Roger Federer: Mir war schon sehr früh bewusst,<br />

dass ich in dieser Richtung aktiv werden<br />

möchte. Gleichzeitig wurde ich schon<br />

damals häufig für Unterstützungen angefragt.<br />

Da habe ich mir die Frage gestellt: Wo<br />

will ich eigentlich sein in fünf oder zehn Jahren?<br />

Und mir wurde klar, dass ich lieber entlang<br />

meinen eigenen Vorstellungen Projekte<br />

unterstützen will, als ein bisschen hier und<br />

dort zu spenden. Grundsätzlich war es mir<br />

auch wichtig, mit etwas Kleinem zu starten,<br />

das parallel zu meinem sportlichen Erfolg<br />

wachsen kann. Je mehr Erfolg ich dann hatte,<br />

desto mehr Geld konnte ich auch für die Stiftung<br />

generieren. Unser Hauptziel ist es aber<br />

nicht, möglichst schnell möglichst viel Geld<br />

einzunehmen und wieder auszugeben, sondern<br />

wir verfolgen mit der Stiftung einen<br />

langfristigen Ansatz. Ich kenne viele, die die<br />

Organisation einer solchen Stiftung abschreckt.<br />

Für mich ist sie eine eigentliche<br />

Nebenschiene meines Lebens geworden, die<br />

mir sehr gefällt. >


54 Credit Suisse<br />

Und wie viel Geld gibt die Stiftung<br />

denn im Jahr aus?<br />

Mittlerweile sind wir bei rund 650 000 Franken<br />

angelangt.<br />

Wird die Stiftung finanziell einzig von<br />

Ihnen getragen?<br />

Nein, nicht nur, wir erhalten auch Unterstützung<br />

von privaten Gönnern oder generieren<br />

zusätzlich Geld durch den Verkauf von Kalendern<br />

oder anderen Artikeln der Roger<br />

Federer Foundation. Und seit 2009 kommt<br />

auch jedes Jahr ein substanzieller Beitrag von<br />

unserem neuen Partner Credit Suisse dazu.<br />

Wie gehen Sie bei der Auswahl der<br />

Projekte vor?<br />

Wir besprechen in unseren Sitzungen immer<br />

eine Reihe von Anfragen. Diese prüfen wir<br />

gemäss klaren Richtlinien, bevor wir dann<br />

unsere Entscheidungen treffen. Sehr vereinfacht<br />

ausgedrückt wollen wir in den ärmsten<br />

Ländern Afrikas etwas für die Bildung der<br />

Kinder tun – wobei uns die Bildung der Mädchen<br />

ein besonderes Anliegen ist, da sie in<br />

diesen Ländern immer noch speziell benachteiligt<br />

sind. Dabei ist es uns immer auch wichtig,<br />

dass wir Hilfe zur Selbsthilfe leisten.<br />

Wenn ein Projekt fast ausschliesslich auf<br />

Gönner-Gelder angewiesen ist, besteht immer<br />

auch die Gefahr eines Klumpenrisikos.<br />

Wir unterstützen in der Regel Projekte, die<br />

drei bis acht Jahre dauern.<br />

Warum sind eigentlich alle Ihre Projekte<br />

in Afrika angesiedelt ?<br />

Man kann nicht überall sein. Wie sonst im<br />

Leben, galt es auch hier, eine Entscheidung<br />

zu treffen. Mir war es bei der Stiftung wichtig,<br />

dass wir eine klare Botschaft haben und konsequent<br />

in eine bestimmte Richtung gehen.<br />

Und klar spielte am Anfang die persönliche<br />

Nähe zu Südafrika, wo meine Mutter herkommt,<br />

eine Rolle. Entsprechend war das<br />

erste Projekt auch in Südafrika. Aber mittlerweile<br />

haben wir unsere Engagements auf den<br />

ganzen Kontinent ausgeweitet, und wir unterstützen<br />

dort in sechs Ländern Projekte<br />

(Äthiopien, Malawi, Mali, Südafrika, Tansania<br />

und Zimbabwe).<br />

Nun gibt es sicher Leute, die sagen werden,<br />

in der Schweiz gibt es auch viele arme<br />

Kinder und Not, warum hilft Roger Federer<br />

nicht auch Bedürftigen in der Schweiz ?<br />

Die Frage ist natürlich immer: Was ist arm?<br />

Für mich ist jemand arm, der kaum oder gar<br />

nicht zur Schule gehen kann und nur knapp<br />

überlebt. In der Schweiz haben wir dieses<br />

Problem glücklicherweise nicht. Andererseits<br />

bin ich in der Schweiz im Nachwuchssport<br />

aktiv. Ich unterstütze mit der Stiftung das<br />

Patenschaftsprogramm der Schweizer Sporthilfe,<br />

das jungen Talenten in Sportarten wie<br />

Karate, Badminton, Fechten oder Mountainbiken<br />

finanziell unter die Arme greift.<br />

Wie gross ist der Aufwand, den Sie für<br />

die Stiftung betreiben?<br />

Mein zeitliches Engagement ist momentan<br />

eher klein und beschränkt sich auf einige<br />

Über die Roger Federer Foundation<br />

Die 2003 gegründete Roger Federer Foundation (RFF) ist eine gemeinnützige<br />

Förderstiftung. Sie unterstützt in ausgewählten Ländern Afrikas,<br />

die zu den ärmsten der Welt gehören, lokale oder regionale Hilfsorganisationen<br />

bei der Realisierung innovativer Projekte, für die sonst keine<br />

oder nicht ausreichende Mittel zur Verfügung stehen. Dabei fokussiert<br />

sich die RFF auf den Bereich Schule und Ausbildung für mittellose Kinder.<br />

In der Schweiz unterstützt sie sportlich talentierte, finanziell schwächer<br />

gestellte Kinder, die die von den offiziellen Sportverbänden geforderten<br />

Auflagen erfüllen. Im Jahr 2009 unterstützte die RFF mit insgesamt<br />

654 000 Franken sieben Projekte in Äthiopien, Mali, Malawi, Simbabwe,<br />

Südafrika, Tansania und der Schweiz. Davon profitierten <strong>10</strong> 015 Kinder.<br />

www.rogerfedererfoundation.org<br />

Partnerschaft mit der Credit Suisse<br />

Im Rahmen der 2009 abgeschlossenen Sponsoringpartnerschaft mit<br />

Roger Federer fliesst während zehn Jahren jährlich eine Million US-Dollar<br />

in die Roger Federer Foundation. Dieser Betrag wird massgeblich für den<br />

Aufbau eines langfristig angelegten Programms für die frühkindliche<br />

Bildung in Malawi eingesetzt (siehe Seite 55). Neben dieser Partnerschaft<br />

unterstützt die Credit Suisse ihm Rahmen ihrer globalen Bildungsinitiative<br />

weitere ausgewählte internationale Organisationen und ermöglicht dadurch<br />

Tausenden von benachteiligten jungen Menschen im schulpflichtigen<br />

Alter eine solide Ausbildung. www.credit-suisse.com/verantwortung<br />

Meetings im Jahr, da ich mit meinen Kräften<br />

relativ haushälterisch umgehen muss. Doch<br />

nach – oder vielleicht auch schon gegen Ende<br />

– meiner Karriere als Tennisprofi kann ich<br />

mir gut vorstellen, dass ich sehr viel aktiver<br />

in der Foundation tätig sein werde. Aber<br />

grundsätzlich stehe ja nicht nur ich als Chairman<br />

hinter der Stiftung, sondern da ist ein<br />

ganzes Team, allen voran meine Eltern und<br />

die neue Geschäftsführerin.<br />

Genau, Sie haben eine neue Geschäftsführerin.<br />

Zudem ist die Stiftung seit Kurzem<br />

in eigene Büroräumlichkeiten eingezogen.<br />

Steht die Stiftung an einem Wendepunkt ?<br />

Das ist so. Nicht zuletzt die Partnerschaft<br />

der Credit Suisse, aber auch andere grosszügige<br />

Zuwendungen haben bei der Stiftung<br />

zu einer Verdreifachung des Fördervolumens<br />

geführt. Deshalb haben wir uns entschieden,<br />

eine kleine Geschäftsstelle aufzubauen, die<br />

für die operativen Geschäfte der Foundation<br />

verantwortlich ist. Ich freue mich zudem,<br />

dass wir mit Janine Händel eine kompetente<br />

Fachfrau als Geschäftsführerin der Stiftung<br />

gewinnen konnten.<br />

Sie haben Anfang Jahr ein Schulprojekt<br />

in Äthiopien besucht. Wie war diese Erfahrung<br />

für Sie?<br />

Solche starken Eindrücke spüre ich immer<br />

sehr direkt im Bauch. Da passiert etwas. Es<br />

wühlt mich auf. Auf der anderen Seite fühlte<br />

ich mich danach auch irgendwie erleichtert.<br />

Ausschlaggebend dafür war aber nicht die<br />

Tatsache, dass ich bei diesem Projekt geholfen<br />

habe, sondern mehr die Bestätigung,<br />

dass es das Richtige war. Klar, mache ich<br />

diese wohltätigen Engagements aus einem<br />

Bedürfnis heraus, den Armen dieser Welt<br />

etwas von meinem Erfolg zurückzugeben.<br />

Aber grundsätzlich habe ich auch einfach<br />

Lust dazu. Man muss das nicht mit irgendwelchen<br />

schönen Worten ausschmücken. Es<br />

macht mir ganz einfach Spass zu helfen. Das<br />

ist aber nicht nur bei mir so, sondern im ganzen<br />

Team.<br />

Was nehmen Sie von einem solchen<br />

Besuch mit nach Hause?<br />

Zum einen ging es ja ganz offiziell darum, für<br />

die Stiftung den Stand des Projektes zu begutachten.<br />

Zum anderen bot der Besuch mir<br />

ganz persönlich die Möglichkeit, einen Eindruck<br />

von einem sehr faszinierenden Land zu<br />

bekommen. Die Landschaft ist ja unglaublich<br />

schön. Sehr beeindruckt war ich auch von<br />

den Menschen, die uns einen so herzlichen<br />

und warmen Empfang geboten haben und<br />

auch sehr stolz sind. Daniel Huber<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 55<br />

Foto: Per-Anders Pettersson<br />

Bildung<br />

Bessere Chancen für<br />

Malawis Kinder<br />

Im Rahmen der von der Credit Suisse 2009 mit Roger Federer eingegangenen<br />

Sponsoringpartnerschaft fl iesst bis 2019 jedes Jahr eine Million US-Dollar in die<br />

Roger Federer Foundation (RFF). Diese zusätzlichen Mittel werden von der RFF<br />

massgeblich in ein neues frühkindliches Bildungsprojekt in Malawi investiert.<br />

Waisenkinder spielen in Mphandula, einem<br />

Bauern dorf ohne sauberes Wasser und Strom rund<br />

50 Kilometer entfernt von Malawis Hauptstadt<br />

Lilongwe. Von den rund 7000 Bewohnern sind etwa<br />

500 Waisen, viele davon auch von HIV/Aids<br />

betroffen.<br />

Mirka und Roger Federer, selber Eltern von<br />

eineinhalbjährigen Zwillingen, waren von Anfang<br />

an begeistert von der Idee, mit der eigenen<br />

Förderstiftung im Bereich der frühkindlichen<br />

Bildung ein neues, langfristig angelegtes<br />

Programm zu lancieren. Sehr bewusst<br />

wird ein ganzheitlicher Programmansatz angestrebt,<br />

der neben der formalen Vorschulbildung<br />

mit Sprach- und Zahlenkompetenzen<br />

sowie den verschiedenen kognitiven Fähigkeiten<br />

auch Themen wie Gesundheit und<br />

Ernährung sowie Spiel und Sport berücksichtigt.<br />

Als Zielgruppe wurden Kinder im<br />

Alter zwischen zwei und acht Jahren definiert.<br />

Das Programm soll in Malawi ausgerollt<br />

werden, ein Land mit viel Potenzial, jedoch<br />

auch eines der ärmsten Länder weltweit<br />

überhaupt.<br />

Für die Geschäftsleiterin der Roger Federer<br />

Foundation, Janine Händel, ist die Betreuung<br />

und Förderung von kleinen Kindern<br />

im Vorschulalter besonders wichtig, weil zu<br />

diesem Zeitpunkt wichtige Weichen fürs ganze<br />

Leben gestellt werden. So belegen unter<br />

anderem Untersuchungen der Soziologin Karin<br />

Hyde, dass Kinder, die im frühen Alter gut<br />

betreut und gefördert wurden, wesentlich<br />

zielstrebiger, ausdauernder und damit erfolgreicher<br />

durch ihre spätere Schulkarriere gehen<br />

als andere. Auch wird das Risiko von<br />

Drogenabhängigkeit oder von Teenager-<br />

Schwangerschaften deutlich reduziert.<br />

Aids und Hunger treffen die Kleinsten<br />

Malawi wurde von der Roger Federer Foundation<br />

ausgewählt, weil die Situation in diesem<br />

kleinen Binnenland im Südosten Afrikas<br />

besonders verheerend ist. Der UN Human<br />

Development Report 2009 führt Malawi auf<br />

Platz 13 der ärmsten Länder der Welt auf. Zwei<br />

Drittel der 14,2 Millionen Einwohner müssen<br />

mit weniger als einem US-Dollar pro Tag auskommen.<br />

Rund die Hälfte der Malawier ist<br />

zudem jünger als 15 Jahre. Ein enormes Problem<br />

stellt Aids dar. So sollen gemäss offiziellen<br />

Schätzungen rund zwölf Prozent der<br />

erwachsenen Bevölkerung HIV-positiv sein.<br />

Von dieser Situation besonders hart betroffen<br />

sind die Kleinkinder. So gibt es in Malawi<br />

gemäss Schätzungen von UNAIDS rund eine<br />

halbe Million Halb- oder Vollwaisen. Ihre Betreuung<br />

lastet zu 50 Prozent auf den Schultern<br />

der Grosseltern. Ein Grossteil der Kleinkinder<br />

sind chronisch unterernährt und leiden<br />

häufig an Krankheiten. Entsprechend kommt<br />

es in Malawi unter den Kleinkindern überdurchschnittlich<br />

häufig zu Kleinwüchsigkeit<br />

und körperlichen Missbildungen.<br />

Wie bei all ihren Projekten suchte die<br />

Roger Federer Foundation für die Implementierung<br />

und Umsetzung der auf zehn Jahre<br />

angelegten neuen Initiative die Partnerschaft<br />

mit einer lokalen oder regionalen Organisation.<br />

Eine Expertenrunde unterstützte die<br />

Förderstiftung bei der Auswahl der nach<br />

einer Ausschreibung eingegangenen Kandidaturen.<br />

Der Stiftungsrat entschied sich<br />

schliesslich für das überzeugende Konzeptpapier<br />

von Actionaid.<br />

Partnerorganisation ist lokal verankert<br />

Actionaid ist eine Entwicklungsorganisation<br />

mit Hauptsitz in Südafrika. In über 40 Ländern<br />

hat sie sich zum Ziel gesetzt, die weltweite<br />

Armut zu bekämpfen. Actionaid ist in<br />

Malawi bereits seit 1989 tätig und hat ihr<br />

Engagement in diesem Zeitraum stetig ausgebaut.<br />

Obwohl Teil einer internationalen<br />

Dachorganisation, ist Actionaid lokal stark<br />

verankert. Die Mitarbeitenden sind aus Malawi<br />

und die Organisation wird von einem zehnköpfigen<br />

lokalen Vorstand geleitet, der an<br />

eine 30-köpfige Generalversammlung mit<br />

Vertretern aus allen Regionen und Schichten<br />

des Landes rapportiert. Abgesehen vom nationalen<br />

Hauptsitz in Malawis Hauptstadt ><br />

Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>


56 Credit Suisse<br />

Lilongwe betreibt Actionaid drei weitere<br />

regionale Büros im Norden, im Zentrum<br />

und im Süden des Landes.<br />

Ein besseres Leben für 92 000 Kinder<br />

Die Regierung von Malawi hat erkannt,<br />

wie wichtig die frühkindliche Betreuung<br />

und Entwicklung ist. Dafür sprechen ein<br />

nationales Strategiepapier, das 2003 verabschiedet<br />

wurde, wie auch verschiedene<br />

staatliche Untersuchungen und Erhebungen,<br />

die in den vergangenen zehn<br />

Jahren durchgeführt wurden. Auch gibt<br />

es in Malawi bereits heute 8917 Zentren<br />

zur Betreuung von Kindern im Vorschulalter.<br />

Doch können diese lediglich von<br />

einem Drittel aller Kinder genutzt werden.<br />

Auch die Qualität dieser Zentren hat<br />

grosses Steigerungspotenzial. Entsprechend<br />

sieht Actionaid verteilt übers ganze<br />

Land den Bau, die Renovation und den<br />

Betrieb von 80 Zentren vor. Von ihren<br />

Dienstleistungen könnten über die nächsten<br />

fünf bis neun Jahre direkt 60 000<br />

Kinder profitieren. Diese Vorzeigeinstitutionen<br />

würden aber auch zu Ausbildungszwecken<br />

von Betreuern anderer Zentren<br />

und Eltern genutzt, wodurch insgesamt<br />

16 000 arme Familien mit hochgerechnet<br />

92 000 Kindern direkt oder indirekt die<br />

Dienstleistungen der Zentren in Anspruch<br />

nehmen könnten.<br />

Nicht zuletzt durch die jahrelange Präsenz<br />

in Malawi und die Tatsache, dass sie<br />

einheimische Führungskräfte miteinbezieht,<br />

ist Actionaid schon heute von den<br />

zuständigen Ministerien, aber auch von<br />

den jeweiligen lokalen Behörden in den<br />

verschiedenen Regionen, wo die Organisation<br />

bereits tätig ist, als vertrauenswürdiger<br />

Partner akzeptiert. Nur so ist<br />

eine nachhaltige Wirkung einer solch<br />

breit angelegten Initiative bestmöglich<br />

garantiert.<br />

Damit das Programm den konkreten<br />

Bedürfnissen vor Ort entspricht und die<br />

Wirkung auch gemessen werden kann,<br />

wird Actionaid als Nächstes eine Grundlagenstudie<br />

erstellen, die Aufschluss geben<br />

soll über den Ist-Zustand sowie<br />

Potenziale im Bereich der frühkindlichen<br />

Betreuung in Malawi. Basierend auf dieser<br />

Studie erfolgt im Frühjahr 2011 der<br />

konkret ausgearbeitete Programmvorschlag<br />

von Actionaid, damit der Startschuss<br />

zu den ersten Aktivitäten Mitte<br />

2011 erfolgen kann. Daniel Huber<br />

Geschichte<br />

Malawi, Land der Sehnsucht<br />

In Afrikas Grossem Grabenbruch, dort, wo seit Millionen von Jahren drei<br />

kontinentale Platten auseinanderdriften, dort, wo diese gewaltigen<br />

Verschiebungen die höchsten Berge und tiefsten Seen Afrikas hervorbrachten,<br />

liegt Malawi. Dreimal so gross wie die Schweiz und doch eines der kleinsten<br />

Länder Afrikas.<br />

«Land des Sees», so wird Malawi auch genannt.<br />

Und das wohl nicht nur, weil der prächtige<br />

Malawisee fast ein Viertel der Fläche des<br />

Landes einnimmt. Mit einem Fischreichtum,<br />

der seinesgleichen sucht, bietet er einerseits<br />

einheimischen Fischern ein bescheidenes<br />

Auskommen. Mit seinem kristallklaren Wasser<br />

und glitzernd feinen Sandstränden ist er<br />

ausserdem ein Sehnsuchtsort vor allem für<br />

fremde Sinnsucher. Beinahe schon legendär<br />

sind die an seinen südlichen Rändern liegenden<br />

Ufer des Cape Maclear. Mit Kathmandu<br />

und Marrakesch hat man es verglichen, sicher<br />

nicht zuletzt, weil es eine ähnliche Mischung<br />

aus Aussteigern und abenteuerlustigen<br />

Weltenbummlern anzieht, eben Liebhaber<br />

von Sex, Drugs and Rock’n’Roll. Die<br />

britische Zeitung «The Guardian» brachte die<br />

Attraktion von Cape Maclear in einer Liste<br />

der «neuen Hippie-Orte» einmal so auf den<br />

Punkt: «Grosser See, billiges Gras.»<br />

Doch solche Parallelwelten sind für die<br />

Mehrheit der 14 Millionen Einwohner Malawis<br />

höchstens dort von Bedeutung, wo ihnen der<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 57<br />

Teeplantagen am Fusse des Mount Mulanje: Beinahe 20 Prozent des BIP Malawis werden mit der Teeproduktion generiert. Mount Mulanje ist der höchste Berg<br />

des Landes. Seine Flanken beherbergen eine grosse Artenvielfalt. Hier wächst zum Beispiel die Mulanje-Zeder, deren Harz eine fliegenabwehrende Wirkung hat.<br />

Foto: Jeffrey Barbee<br />

Tourismus hilft, ihre mageren Einkünfte ein<br />

bisschen aufzubessern. Neun von zehn Malawiern<br />

leben heute von weniger als zwei<br />

US-Dollar am Tag, die meisten von ihnen<br />

fristen ihr Leben als Klein- und Subsistenzbauern.<br />

Sie bauen das Hauptnahrungsmittel<br />

Mais an, pflanzen Tabak, ernten Nüsse oder<br />

sie pflücken Tee auf einer der im Südosten<br />

des Landes gelegenen grossen Plantagen.<br />

Land der 40 Sprachen<br />

Die wenigsten beherrschen die Amtssprache<br />

Englisch, doch zwei-, drei-, ja viersprachig<br />

sind viele Malawier – das Land zählt stolze 40<br />

afrikanische Sprachen. Eine davon hat es bis<br />

zur offiziellen Nationalsprache gebracht –<br />

Chichewa. So wie Englisch ein Vermächtnis<br />

der britischen Kolonialzeit ist, so ist die Nationalsprache<br />

ein Vermächtnis des ersten<br />

Staatspräsidenten Hastings Banda, dessen<br />

Muttersprache Chichewa war. Doch nicht<br />

deshalb ist Banda Malawis berühmteste und<br />

schillerndste Figur.<br />

Der in Grossbritannien und den USA ausgebildete<br />

Arzt führte das Land 1964 in die<br />

Unabhängigkeit. Jahre zuvor hatte er versucht,<br />

aus Grossbritannien als Arzt in seine<br />

Heimat zurückzukehren, doch die britischen<br />

Missionskrankenschwestern hatten sich geweigert,<br />

für einen schwarzen Arzt zu arbeiten.<br />

Auf die frühen Leistungen des Präsidenten,<br />

wie den Ausbau des Strassennetzes und<br />

einen moderaten Wirtschaftsaufschwung,<br />

folgten zunehmend diktatorische Handlungen.<br />

Er ernannte sich zum Präsidenten auf<br />

Lebenszeit. Öffentlich über das Alter des<br />

Präsidenten zu spekulieren, konnte eine<br />

Haftstrafe nach sich ziehen. (Als Banda 1997<br />

starb, wurde umso heftiger debattiert: War er<br />

nun 97 oder <strong>10</strong>1 Jahre alt geworden?) Ein<br />

ganzes Heer von Schriftstellern liess er auf<br />

den Index setzen, darunter Ernest Hemingway,<br />

Graham Greene und den nigerianischen<br />

Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka. Erst<br />

seit 1994 herrscht im Land eine Mehrparteien-<br />

Demokratie.<br />

Für Fremde ist die Versuchung gross, diesen<br />

Flecken Erde mit seinen atemberaubenden<br />

Landschaften als zeitloses, geschichtsloses<br />

Naturparadies zu betrachten. Im Norden etwa,<br />

wo die Blicke vom 2000 Meter hoch gelegenen<br />

Nyika-Plateau über sanft gewellte<br />

Bergweiden und immergrüne Wälder schweifen.<br />

Geradezu märchenhaft wird diese Region<br />

zwischen Januar und März, wenn mehr<br />

als 200 Orchideenarten in den bergigen<br />

Feuchtgebieten und auf Bäumen erblühen.<br />

Reich dank Gold, Elfenbein, Sklaven<br />

Doch das Land, das seit 1907 in seinen heutigen<br />

Grenzen existiert, war schon lange vor<br />

Hastings Banda und den Briten Spielwiese<br />

und Schlachtfeld regionaler und internationaler<br />

Interessen. Tausende von Jahren früher<br />

waren Völker aus so entfernten Regionen wie<br />

dem Kongo eingewandert. Zahlreiche afrikanische<br />

Königreiche stiegen mit dem Goldhandel<br />

auf und gingen mit ihm unter. Ein<br />

besonders mächtiges war das Königreich ><br />

Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>


58 Credit Suisse<br />

Maravi, dem das heutige Malawi seinen<br />

Namen verdankt. Im Mittelalter war Malawi<br />

Teil der internationalen Handelsrouten<br />

des Indischen Ozeans. An dessen<br />

ostafrikanischen Küsten hatten sich bis<br />

zum 14. Jahrhundert Dutzende arabischer<br />

Stadtstaaten entwickelt. Bis heute ist<br />

einer von zehn Malawiern Muslim, inmitten<br />

einer vorwiegend christlichen Bevölkerung.<br />

Egal, ob Afrikaner, Araber oder<br />

ab dem 16. Jahrhundert die christlichen<br />

Portugiesen – bei allen standen dieselben<br />

Waren hoch im Kurs. Zuerst war es Gold,<br />

dann kam das Elfenbein, schliesslich die<br />

Menschen, die als Sklaven gehandelt<br />

wurden.<br />

Einen wichtigen Beitrag zur Abschaffung<br />

der Sklaverei leistete im 19. Jahrhundert<br />

David Livingstone. Der schottische<br />

Missionar und Afrikareisende hielt sich<br />

mehrfach in Malawi auf, seine in England<br />

veröffentlichten Beschreibungen des<br />

grausamen Menschenhandels beflügelten<br />

die Antisklaverei-Bewegung. In Malawi<br />

selbst sind historische Orte nach ihm<br />

benannt. Eine ehemalige Missionsstation<br />

im Norden mit schwindelerregenden Blicken<br />

hinunter auf den Malawisee heisst<br />

Livingstonia. Die Stadt Blantyre im Süden<br />

des Landes wurde nach Livingstones<br />

schottischem Geburtsort benannt, sie ist<br />

die älteste europäische Siedlung Malawis.<br />

Gleichzeitig ist Blantyre das Wirtschaftszentrum<br />

des Landes und mit<br />

knapp 800 000 Einwohnern fast so gross<br />

wie die Hauptstadt Lilongwe. In diesen<br />

beiden Städten konzentriert sich Malawis<br />

urbane Kultur, mit zeitgenössischem<br />

Theater und einer dynamischen Musikszene.<br />

Seit die junge Band Real Elements<br />

in den 1990er-Jahren erstmals mit Hip-<br />

Hop-Songs in der Sprache Chichewa<br />

auftrat, ist dieser Musikstil auch in Malawi<br />

ein populärer Ausdruck der Weltsicht<br />

urbaner <strong>Jugend</strong>licher.<br />

Nicht unweit von Blantyre erhebt sich<br />

im Süden das höchste Gebirge Malawis.<br />

Bis auf 3000 Meter ragt das Mulanje-<br />

Massiv empor. Wie um auf einer imaginären<br />

Reise durch Malawi von Nord<br />

nach Süd noch einmal ein Ausrufezeichen<br />

hinter die Vielfalt der Landschaft<br />

zu setzen. Judith Reker<br />

Wirtschaft<br />

Den Rohstoff <strong>Jugend</strong> mit<br />

Bildung fördern<br />

Malawi ist eines der ärmsten und jüngsten Länder der Welt. Rohstoffe hat das<br />

Binnenland wenig. Für ihre Entwicklung braucht Malawis Wirtschaft dringend<br />

gut ausgebildete Arbeitskräfte. Ein grosses Potenzial liegt hier noch brach.<br />

Malawi, auch bekannt als warmes Herz<br />

Afrikas, ist eine Binnennation und Mehrparteien-Demokratie<br />

im südöstlichen Afrika<br />

(siehe Karte unten). Malawi erlangte die vollständige<br />

politische Unabhängigkeit erst<br />

1964, und die meisten sozialen und wirtschaftlichen<br />

Indikatoren zeugen von den anhaltenden<br />

Schwierigkeiten dieser jungen<br />

Demokratie bei der Armutsminderung. Im<br />

Gegensatz zu den meisten Nachbarn im Afrika<br />

südlich der Sahara hat Malawi wenig<br />

natürliche Ressourcen und verfügt über einen<br />

relativ kleinen Binnenmarkt. Die Mehrheit der<br />

Bevölkerung lebt noch immer auf dem Land.<br />

Seit Beginn des Jahrtausends ist Malawis<br />

Bevölkerung um fast 25 Prozent auf heute 14<br />

Millionen gewachsen; die Hälfte der Einwohner<br />

ist unter 15 Jahren alt (siehe Grafi k 1<br />

Seite 59).<br />

Mit einem geschätzten Pro-Kopf-BIP von<br />

330 US-Dollar ist Malawi eines der ärmsten<br />

Länder der Welt. Es gehört auch zu den am<br />

wenigsten entwickelten Ländern: Von 182<br />

Ländern im Index der menschlichen Entwicklung<br />

(HDI) liegt Malawi auf dem 160. Platz.<br />

Laut Schätzungen von UNICEF lebt etwas<br />

mehr als die Hälfte der Bevölkerung mit weniger<br />

als 32 Cent pro Tag – dazu gehören<br />

Sambia<br />

Lilongwe<br />

Tansania<br />

Mosambik<br />

Binnennation Malawi: Ausser Uran hat das Land<br />

heute wenig Ressourcen. Die meisten Menschen<br />

sind Klein- und Subsistenzbauern.<br />

rund vier Millionen Kinder, die in Armut leben.<br />

Jeder fünfte Malawier lebt in extremer Armut<br />

beziehungsweise mit weniger als 20 Cent pro<br />

Tag und kann sich nicht selbst ernähren. Ausserdem<br />

lag die HIV-/Aids-Infektionsrate<br />

2009 immer noch bei 12,7 Prozent, obwohl<br />

sie seit 20<strong>05</strong> um fast fünf Prozentpunkte<br />

zurückgegangen war. Positiv sei vermerkt,<br />

dass die Lebenserwartung im selben Zeitraum<br />

um fünf Jahre auf 53 Jahre anstieg.<br />

Die Unterernährung bei Kindern ging von der<br />

höchsten Rate im Afrika südlich der Sahara<br />

auf rund 18 Prozent zurück, während sich die<br />

Kindersterblichkeit zwischen 1990 und 2007<br />

fast halbierte – auf 120 pro <strong>10</strong>00 Einwohner.<br />

Zur Bekämpfung der Armut hat sich Malawi<br />

verschiedene Wachstums- und Entwicklungsziele<br />

gesetzt, darunter die Verbesserung<br />

der Regierungsführung und die Stärkung<br />

des Bildungssystems.<br />

Bildungssystem muss besser werden<br />

Der Bildungssektor, der für den Aufbau der<br />

immateriellen Infrastruktur in einem Entwicklungsland<br />

entscheidend ist, steht in Malawi<br />

vor grossen Herausforderungen. Das Grundschulwesen<br />

ist dürftig, und der Anteil der<br />

Hochschulstudierenden liegt weit unter jenem<br />

der Nachbarländer. Wie in vielen anderen<br />

afrikanischen Ländern bestand eines der<br />

wichtigsten Ziele seit der Unabhängigkeit<br />

darin, der Mehrheit der malawischen Bevölkerung<br />

eine Schulbildung zu ermöglichen und<br />

diese besser den Bedürfnissen der Gesellschaft<br />

anzupassen. Die neue Regierung führte<br />

das «Free Primary Education»-Programm<br />

ein – den offenen, aber nicht obligatorischen<br />

Zugang zur Grundschulbildung. Der politische<br />

Kurswechsel führte zu viel mehr Schulanmeldungen,<br />

aber auch zu Überbelegung.<br />

Weil es an Klassenzimmern, qualifizierten<br />

Lehrkräften und Unterrichtsmaterialien mangelte,<br />

beschäftigte die Regierung immer<br />

häufiger unqualifiziertes Personal. Die Folge<br />

war, dass Malawis Schüler verglichen mit den<br />

Nachbarländern schlechtere Leistungswerte<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 59<br />

erreichten. Das Verhältnis zwischen Schülern<br />

und qualifizierten Lehrkräften ist mit 88:1<br />

weiterhin sehr hoch, deshalb hat die Regierung<br />

die Lehrerausbildung intensiviert und<br />

Vorkehrungen getroffen, um die hohe Lehrerfluktuation<br />

in ländlichen Gebieten zu verringern.<br />

Schulaussteiger und HIV-/Aids-Raten<br />

sind zusätzliche Herausforderungen für<br />

Malawis Schulwesen.<br />

Laut OECD gehört der Mangel an qualifizierten<br />

Arbeitskräften, bedingt durch den<br />

begrenzten Zugang zu höherer Bildung, zu<br />

den wichtigsten beschränkenden Faktoren<br />

für den Unternehmenssektor dieses Entwicklungslandes.<br />

Die offizielle Arbeitslosigkeit<br />

erscheint mit einem Prozent insgesamt und<br />

vier Prozent bei den 15- bis 24-Jährigen zurzeit<br />

niedrig. Diese niedrigen Arbeitslosenraten<br />

lassen auf Unterbeschäftigung schliessen,<br />

denn 80 Prozent der Arbeitskräfte sind<br />

Klein- und Subsistenzbauern.<br />

Stabil durch die globale Krise<br />

Seit 2001 hat Malawi acht aufeinanderfolgende<br />

Jahre mit positivem Wirtschaftswachstum<br />

zu verzeichnen und auch die Auswirkungen<br />

der globalen Finanzkrise ziemlich<br />

gut verkraftet (siehe Grafik 2 rechts). Trotz<br />

einer Verlangsamung legte die Wirtschaftsleistung<br />

auch 2009 um fast acht Prozent zu.<br />

Ein wichtiger Grund für diese Stabilität war<br />

der Beginn der Uranförderung letztes Jahr<br />

mit einer Jahresproduktion von <strong>10</strong>4 Tonnen.<br />

Darüber hinaus wurden die Ernten – die<br />

Landwirtschaft leistet den grössten Beitrag<br />

zum realen BIP – durch landesweite Düngersubventionen<br />

und günstige Niederschläge im<br />

ganzen Land getragen. Und schliesslich blieb<br />

auch der Finanzsektor aufgrund seines geringen<br />

internationalen Integrationsgrades<br />

von den Turbulenzen auf den globalen Finanzmärkten<br />

einigermassen verschont. Im<br />

Bergbausektor beschleunigte sich das<br />

Wachstum aufgrund des Beginns der Uranförderung<br />

in Kayelekera, für die der australische<br />

Konzern Paladin Energy die Lizenz<br />

erworben hat. Die Mine produziert jährlich<br />

schätzungsweise 1500 Tonnen Uran. Deshalb<br />

dürfte Uran für Malawi zu einem Hauptexporterzeugnis<br />

und zu einer wichtigen Deviseneinnahmequelle<br />

werden. Die malawische<br />

Regierung hält eine 15-prozentige<br />

Beteiligung an der Mine und rechnet für die<br />

Anlage mit einer Lebensdauer von zwölf Jahren.<br />

Die Mine soll die Atomindustrie beliefern<br />

und nach dem «Langen Heinrich» in Namibia<br />

die zweitgrösste Uranmine Afrikas werden.<br />

Nach einer mehrjährigen unermüdlichen Expansion<br />

zeigt die Ertragsbilanz erste Anzeichen<br />

einer Stabilisierung. Um das Ungleichgewicht<br />

im Aussenhandel anzugehen, haben<br />

die Behörden erste Schritte in Richtung einer<br />

Marktliberalisierung, allmählicher Abwertung<br />

des malawischen Kwacha und zuletzt verstärkter<br />

Ausgabenkontrollen unternommen.<br />

Entscheidend ist jedoch, dass Wirtschaftspolitik<br />

und externe Unterstützung weiter angepasst<br />

werden. Vorläufige Daten für 20<strong>10</strong><br />

deuten an, dass sich das reale BIP-Wachstum<br />

verlangsamt, da die Sektoren Landwirtschaft,<br />

Forstwirtschaft und Fischerei von<br />

einer Durststrecke betroffen sind. Beträchtliches<br />

Wachstum in anderen Wirtschaftssektoren<br />

wie Bergbau und Kiesabbau dürfte die<br />

Auswirkungen des Abschwungs in der Landwirtschaft<br />

wettmachen.<br />

Vielversprechender Ausblick<br />

Malawis mittelfristige Aussichten bleiben<br />

dennoch günstig. Der Internationale Währungsfonds<br />

IWF rechnet für 20<strong>10</strong> mit einem<br />

Wachstum von sechs Prozent. Längerfristige<br />

Prognosen des IWF gehen für die nächsten<br />

fünf Jahre von einem durchschnittlichen jährlichen<br />

Wachstum von sieben Prozent aus.<br />

Die Inflation sollte 20<strong>10</strong> unter zehn Prozent<br />

bleiben, 2011 dürfte sie bei acht Prozent liegen.<br />

Obwohl die Abwertung des Wechselkurses<br />

die Importpreise drückt, sollten die<br />

solide Maisernte der letzten Saison, relativ<br />

stabile internationale Treibstoffpreise sowie<br />

eine zurückhaltende Finanz- und Geldpolitik<br />

den Inflationsdruck eindämmen. Die Entschuldungsinitiative<br />

für die hoch verschuldeten<br />

armen Länder (Heavily Indebted Poor<br />

Countries) und eine niedrigere Binnenverschuldung<br />

haben dazu beigetragen, dass die<br />

gesamte Schuldenlast kleiner wird. Angesichts<br />

der geplanten Erhöhung der Infrastrukturinvestitionen<br />

dürfte die öffentliche<br />

Verschuldung in Zukunft wieder steigen.<br />

Die Wirtschafts- und Geldpolitik steht jedoch<br />

vor weiteren Herausforderungen. Beispielsweise<br />

könnte ein unflexibler Wechselkurs<br />

zu einer Verknappung der Devisenreserven<br />

führen und die makroökonomische<br />

Stabilität gefährden. Die Abhängigkeit von<br />

der nicht bewässerten Landwirtschaft macht<br />

den Sektor zudem anfällig für Trockenheit.<br />

Am wichtigsten für Malawis wirtschaftliche<br />

Perspektiven ist jedoch, dass sich der gegenwärtige<br />

positive Trend im Bildungswesen und<br />

in der Infrastrukturentwicklung fortsetzt.<br />

Adelheid von Liechtenstein, Research Analyst<br />

1 Jung, jünger, Malawi<br />

Malawi hat eine junge Bevölkerung. Fast die<br />

Hälfte der 14 Millionen Einwohner ist unter 15.<br />

Quelle: Malawi Government National Statistical Office, Credit Suisse<br />

% YoY<br />

15<br />

<strong>10</strong><br />

5<br />

0<br />

– 5<br />

– <strong>10</strong><br />

– 15<br />

1980<br />

15–64<br />

48%<br />

1985<br />

1990<br />

65+<br />

4%<br />

2 Wirtschaft wittert Morgenluft<br />

Malawis Wirtschaft ist acht Jahre hintereinander<br />

gewachsen. 20<strong>10</strong> dürfte das<br />

Wachstum bei sechs, die nächsten fünf Jahre<br />

bei sieben Prozent liegen. Quelle: IWF, Credit Suisse<br />

1995<br />

2000<br />


60 Leader Roundtable<br />

<strong>Jugend</strong>: Zwischen<br />

Mythos und Vorurteil<br />

Fakt ist: Das Thema <strong>Jugend</strong> bewegt Menschen jeden Alters – weltweit. Darum hat das<br />

<strong>bull</strong>etin mit Yvonne Polloni, Projektleiterin bei der Kinder- und <strong>Jugend</strong>förderung Infoclick.ch,<br />

mit Laura Crivelli, der Vertreterin der Schweizer <strong>Jugend</strong> an der UNO, dem Automechanikerlehrling<br />

Nicola Stecher, mit der Tennislegende Roger Federer sowie dem Verwaltungsratspräsidenten<br />

der Credit Suisse Group, Hans-Ulrich Doerig, eine eigene kleine Expertenrunde<br />

einberufen, die sich offen zu Fragen rund um das Thema äussert.<br />

Interview: Mandana Razavi<br />

Yvonne Polloni<br />

Projektleiterin für Bildungsprojekte<br />

bei Infoklick.ch,<br />

Kinder- und <strong>Jugend</strong>förderung<br />

Schweiz<br />

Nicola Stecher<br />

Absolviert derzeit eine<br />

Lehre zum Automobilmechaniker<br />

und befi ndet<br />

sich im 1. Lehrjahr.<br />

Laura Crivelli<br />

Sstudiert internationale Beziehungen<br />

und ist die Vertreterin<br />

der Schweizer <strong>Jugend</strong><br />

an der UNO.<br />

Roger Federer<br />

Schweizer Tennisprofi und<br />

Präsident der Roger Federer<br />

Foundation, die Schulbildung,<br />

Sport und Spiel<br />

für Kinder fördert.<br />

Hans-Ulrich Doerig<br />

Verwaltungsrats präsident<br />

der Credit Suisse Group.<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


Roundtable Leader 61<br />

Fotos: Martin Stollenwerk | Katharina Lütscher | Roger Grubenmann | Credit Suisse<br />

<strong>bull</strong>etin: Was bedeutet das Wort «<strong>Jugend</strong>» für Sie persönlich?<br />

Laura Crivelli: Für mich ist <strong>Jugend</strong> nicht an ein bestimmtes Alter<br />

gebunden, sondern an eine Geisteshaltung. So betrachte ich<br />

mich mit meinen 23 Jahren durchaus als jugendlich. Grundsätzlich<br />

bedeutet jung sein für mich flexibel sein, offen und empfänglich<br />

für Veränderungen und andere Standpunkte. Es bedeutet,<br />

alle Hebel in Bewegung zu setzen, um seine Ziele zu erreichen.<br />

Yvonne Polloni: <strong>Jugend</strong> bezeichnet die Zeit zwischen der<br />

Kindheit und dem Erwachsenenalter. Die Phase des <strong>Jugend</strong>alters<br />

ist geprägt von Entwicklungsaufgaben, die bewältigt werden<br />

müssen. Die einzelnen Heranwachsenden stehen im Spannungsfeld<br />

von persönlichen und gesellschaftlichen Anforderungen<br />

und erfahren dabei ein Auf und Ab von Emotionen.<br />

Nicola Stecher: Ja, das erlebe ich auch so. Ich glaube, die <strong>Jugend</strong><br />

ist die Zeit, in der sich wohl das meiste in meinem Leben auf die<br />

eine oder andere Art verändern wird.<br />

Hans-Ulrich Doerig: Ich verbinde <strong>Jugend</strong> mit Kraft und Neugier,<br />

dem Willen, Fragen zu stellen, Neues zu wagen. Zudem<br />

bedeutet <strong>Jugend</strong> für mich ein spielerisches, oft unangestrengtes<br />

Lernen: Wissen aneignen, ohne dass man es eigentlich merkt.<br />

Roger Federer: Das Wort <strong>Jugend</strong> erinnert mich immer an die Zeit,<br />

als ich in Basel aufwuchs. Vieles von dem, was ich bin, wurde<br />

von meiner Kindheit geprägt. Heute hat das Wort eine neue Bedeutung,<br />

denn ich habe die Möglichkeit, um die Welt zu reisen<br />

und zu erleben, wie unterschiedlich <strong>Jugend</strong>liche in den Industrieländern<br />

und in den Entwicklungsländern aufwachsen und erzogen<br />

werden. Durch diese Erfahrungen fühle ich mich verpflichtet,<br />

nach Kräften zu helfen, um die Situation benachteiligter Kinder<br />

und <strong>Jugend</strong>licher zu verbessern.<br />

Die «<strong>Jugend</strong>zeit» ist ein spannender, aber kein einfacher<br />

Lebensabschnitt: Ihre grössten Freuden und Sorgen während<br />

dieser Zeit ?<br />

Nicola Stecher: Meine grösste Freude ist ganz klar, dass ich<br />

endlich eigenes Geld verdiene und mir dadurch Unabhängigkeit<br />

verschaffe. Eine grosse Sorge, die ich hatte, war, nicht zu<br />

wissen, wie ich bei Antritt der Lehre im Betrieb aufgenommen<br />

werde.<br />

Yvonne Polloni: Auch mir bereitete in dieser Zeit vor allem<br />

das Finden einer beruflichen Perspektive Sorgen, aber auch<br />

die typischen Auseinandersetzungen, die man in dem Alter<br />

mit den Eltern hat. Die grössten Freuden erlebte ich zusammen<br />

mit meinen Freundinnen.<br />

Roger Federer: Mit meiner Familie zusammen zu sein und Sport<br />

zu treiben, gehörten bereits in meinen jungen Jahren zu meinen<br />

Höhepunkten. Ich hatte zum Glück keine grösseren Sorgen und<br />

Ängste, nur beim Fliegen war mir stets mulmig zumute…<br />

Hans-Ulrich Doerig: Im Vergleich zu anderen Ländern kann man<br />

in der Schweiz tatsächlich eine recht sorgenfreie <strong>Jugend</strong> verbringen.<br />

Das ist ein Privileg – vielleicht das grösste in unserer<br />

Gesellschaft. Zu den besonderen Freuden hat bei mir die<br />

Pfadi gehört, wo ich gelernt habe, wie man unkompliziert miteinander<br />

umgeht. Dort habe ich auch erste Führungserfahrung<br />

gesammelt.<br />

Laura Crivelli: Eine grosse Herausforderung besteht darin, diesen<br />

Lebensabschnitt, der viele wichtige Entscheidungen für unsere<br />

Zukunft verlangt, verantwortungsvoll anzugehen: Den familiären<br />

Kokon zu verlassen, das Sozialleben neu zu definieren und mit<br />

neuen Entwicklungen umzugehen, das sind Prüfungen, welche<br />

jedoch die Eigenständigkeit des jungen Menschen fördern.<br />

Als meinen grössten Erfolg werte ich mein Studium sowie<br />

mein Engagement als Vertreterin der Schweizer <strong>Jugend</strong> bei<br />

der UNO.<br />

«Die <strong>Jugend</strong> von heute!» – ein Ausruf, der häufig auf ein<br />

negatives Erlebnis mit <strong>Jugend</strong>lichen folgt. Welches Bild haben<br />

Sie von der heutigen <strong>Jugend</strong>?<br />

Hans-Ulrich Doerig: Ja, die <strong>Jugend</strong>lichen von heute leben anders,<br />

als wir es taten. Aber das läuft schliesslich schon seit Jahrhunderten<br />

so. Zur <strong>Jugend</strong> gehört die Fähigkeit, sich neuen Entwicklungen<br />

anzupassen und diese gleichzeitig zu verstärken. Damit sollte<br />

man aber nicht etwas Negatives verbinden.<br />

Nicola Stecher: Ich finde, die Erwachsenen sehen die <strong>Jugend</strong> von<br />

heute grundsätzlich viel zu negativ. Vor allem, weil ich nicht glaube,<br />

dass sie in irgendeiner Weise besser waren. Sie waren vielleicht<br />

anders als wir, aber besser ?<br />

Laura Crivelli: <strong>Jugend</strong>liche sind Akteure des Wandels: Sie nehmen<br />

mutig die Herausforderungen einer relativ instabilen Gesellschaft<br />

an, die ihrerseits vor grossen Prüfungen steht, und pochen auch<br />

immer häufiger auf ihr Recht, sich aktiv an der Lösung dieser Probleme<br />

zu beteiligen. So sind <strong>Jugend</strong>liche nicht die Leader von<br />

morgen, sondern vielmehr die Co-Leader von heute.<br />

«Die <strong>Jugend</strong>lichen sind nicht<br />

die Leader von morgen, sondern<br />

die Co-Leader von heute.»<br />

Laura Crivelli<br />

Roger Federer: Mir scheint schon, dass <strong>Jugend</strong>liche heute mit<br />

vielen anderen Ansprüchen und Versuchungen fertig werden<br />

müssen als ich damals. Ich glaube jedoch auch, dass die heutige<br />

<strong>Jugend</strong> grundsätzlich gebildeter ist und eine grössere Bereitschaft<br />

zeigt, auch selbst einen aktiven Beitrag zur Gesellschaft<br />

zu leisten. Die Beteiligung der jüngeren Generation an den<br />

Herausforderungen unserer Zeit wird die Zukunft unserer Gesellschaft<br />

positiv beeinflussen.<br />

Yvonne Polloni: Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

haben sich verändert: Als ich selbst in dem Alter war, Ende der<br />

1980er-Jahre, ging es darum, Freiräume für die <strong>Jugend</strong>kultur<br />

zu erkämpfen. Heute steht das Leistungs- und Konsumverhalten<br />

sehr stark im Zentrum der Gesellschaft und prägt das Erwachsenwerden.<br />

Ewige <strong>Jugend</strong> – ein Traum, so alt wie die Menschheit selbst.<br />

Noch ist der Verlust der körperlichen <strong>Jugend</strong> unumgehbar, aber<br />

was ist mit dem Geist, der <strong>Jugend</strong>liche auszeichnet ? Die Band<br />

Alphaville beschreibt diesen besonderen «Spirit» in ihrem Hit<br />

«Forever Young»: «Let us die young or let us live forever. We don’t<br />

have the power but we never say never.» Was ändert sich an<br />

der Lebenseinstellung eines Menschen, wenn er erwachsen wird?<br />

Roger Federer: Meiner Ansicht nach ändern sich die Einstellungen<br />

der Leute mit dem Älterwerden. Sie sehen sich mit mehr<br />

Ver antwortung konfrontiert. Auch all die positiven und nega tiven ><br />

Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>


62 Leader Roundtable<br />

Erfahrungen, die man im Laufe der Jahre macht, wirken sich<br />

unweigerlich auf die Lebenseinstellung aus.<br />

Yvonne Polloni: Diese wichtige Phase ist hauptsächlich von<br />

Experimenten geprägt, welche später im Erwachsenenleben<br />

vielfach weniger zum Zug kommen.<br />

Nicola Stecher: Ich glaube, dass der Mensch mit der Zeit vor<br />

allem verantwortungsbewusster wird. Und mir scheint, er feiert<br />

dann deutlich weniger gern als früher…<br />

Hans-Ulrich Doerig: Ja, der Umgang mit Verantwortung ändert<br />

sich. Damit ist nicht gemeint, dass Erwachsene prinzipiell<br />

«mehr » oder «grössere» Verantwortung tragen. Was sich ändert,<br />

ist der Aspekt der Langfristigkeit. Im Berufsleben muss man<br />

häufig Entscheidungen verantworten, die kurzfristig gesehen vielleicht<br />

negative Konsequenzen haben, aber langfristig doch Sinn<br />

machen. Man könnte es auch so sagen: Im Hit «Forever Young»<br />

heisst es von der <strong>Jugend</strong>: «We never say never.» In der Welt<br />

der Erwachsenen – als Führungsperson oder als Eltern – muss<br />

man häufig auch Nein sagen können oder genau abwägen,<br />

zu was man eben Ja sagt.<br />

«Wir müssen den<br />

<strong>Jugend</strong>lichen ein Angebot<br />

machen, ihre Chancen<br />

effektiv zu verbessern.»<br />

Hans-Ulrich Doerig<br />

Laura Crivelli: Ich habe den Eindruck, dass man mit dem Alter<br />

des Handelns überdrüssig wird. Negative Erfahrungen oder Angst,<br />

einen Misserfolg zu erleiden, beschneiden den Handlungsspielraum<br />

und die Risikobereitschaft des Erwachsenen. Der <strong>Jugend</strong>liche<br />

dagegen sagt niemals nie, glaubt an die Sache und an<br />

die Kraft der Veränderung!<br />

Was stellt die grösste Herausforderung für <strong>Jugend</strong>liche dar ?<br />

Laura Crivelli: Ruhe zu bewahren und allen Erwartungen der<br />

heutigen Gesellschaft gerecht zu werden! Die <strong>Jugend</strong>lichen von<br />

heute müssen im Studium brillieren und gleichzeitig Berufserfahrung<br />

sammeln, sich im Verein engagieren und mehrere<br />

Sprachen beherrschen – darunter wenn möglich Chinesisch. Sie<br />

müssen flexibel und offen sein, Risiken eingehen, aber dennoch<br />

die Nachhaltigkeit ihrer Handlungen gewährleisten und dabei<br />

nicht die Fehler der vorangegangenen Generationen wiederholen.<br />

Gleichzeitig sollten sie lokal handeln, aber global denken und<br />

eine wirtschaftlich, sozial und ökologisch instabile Welt wieder ins<br />

Lot bringen. Und natürlich sollten sie möglichst gut aussehen<br />

und sportlich sein!<br />

Nicola Stecher: Da hat sie recht. Für mich, wie auch für viele<br />

andere meines Alters, war jedoch die grösste Herausforderung<br />

ganz klar, eine Lehrstelle zu finden. Und ich bin wirklich sehr<br />

froh, dass das bei mir geklappt hat.<br />

Hans-Ulrich Doerig: Wir leben in einer Welt der Optionen und<br />

Opportunitäten. Freiheit ist die Möglichkeit, zwischen verschiedenen<br />

Angeboten wählen zu können. Das macht Märkte, Lebensgestaltung<br />

und Produkte attraktiv, aber dies kann <strong>Jugend</strong>liche<br />

verwirren. Orientierung ist auch an Wertvorstellungen geknüpft,<br />

und diese waren früher enger definiert als heute. Die Politik,<br />

die Wirtschaft und die Medien haben neben dem Elternhaus und<br />

der Schule eine grosse Verantwortung, Orientierungshilfen<br />

zu geben.<br />

Yvonne Polloni: Ich sehe das ähnlich. Die Vielfalt der Möglichkeiten<br />

verlangt Entscheidungen. Trotz der Auswahl an möglichen<br />

Varianten bedeutet dies noch lange nicht, dass der Einzelne<br />

auch wirklich die Wahl hat. Die Realität sieht etwas anders aus,<br />

wenn wir zum Beispiel die Ausbildungssituation von jungen<br />

Menschen betrachten: Nur ein Teil der Jungen kann von den erweiterten<br />

Möglichkeiten des Berufsbildungssystems profitieren.<br />

Heranwachsende mit einem tiefen Bildungsniveau und/oder<br />

sozialen Benachteiligungen sind in ihren Wahlmöglichkeiten eingeschränkt<br />

und damit auch vermehrt Frustrationen sowie<br />

Zukunftsängsten ausgesetzt.<br />

Roger Federer: Dem kann ich nur zustimmen. Bildung beziehungsweise<br />

der mangelnde Zugang zu Bildungsmöglichkeiten für<br />

Kinder und <strong>Jugend</strong>liche in vielen Ländern ist in unserer Zeit ein so<br />

grosses Problem, dass ich dessen Lösung auch für die grösste<br />

Herausforderung der nächsten Generation halte.<br />

Im August 20<strong>10</strong> waren in der Schweiz knapp 25 000 <strong>Jugend</strong>liche<br />

arbeitslos. Dies entspricht einer Arbeitslosenquote<br />

von 4,5 Prozent – gegenüber 5,3 Prozent im August 2009 und<br />

3,0 Prozent im August 2008. Wie gravierend ist Ihrer Meinung<br />

nach das Problem der <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit ? Und warum?<br />

Nicola Stecher: Die Zahlen bestätigen die schwierigen Erfahrungen<br />

bei der Lehrstellensuche, die ich und meine Kolleginnen<br />

und Kollegen gemacht haben. Ich glaube einfach, dass immer<br />

noch zu wenig getan wird, um die <strong>Jugend</strong>lichen bei der Lehrstellensuche<br />

auch wirklich zu unterstützen.<br />

Yvonne Polloni: Die individuellen und gesellschaftlichen Folgen<br />

der <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit können gravierend sein: Isolation<br />

und psychische Probleme sowie auch brachliegendes Potenzial<br />

verursachen Sozialkosten. Für die soziale Integration der <strong>Jugend</strong>lichen<br />

sind die Berufsfindung und die Arbeitsmarktintegration<br />

ein wichtiger Bestandteil vom Erwachsenwerden und ermöglichen<br />

letztendlich eine selbständige Lebensweise. Darum sind verschiedene<br />

Massnahmen gegen die <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit nötig.<br />

Laura Crivelli: Der neuste, 20<strong>10</strong> von der International Labour<br />

Organization vorgelegte Bericht zur <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit zeigt,<br />

dass <strong>Jugend</strong>liche, vor allem aufgrund ihrer grossen Flexibilität<br />

und fehlenden Erfahrung, besonders von Perioden der<br />

Wirtschafts krise betroffen sind. Als Opfer von Unterbezahlung,<br />

Überbelastung und unsicheren Verträgen erdulden sie schwierige<br />

Arbeits bedingungen, die ernste Auswirkungen auf ihr geistiges<br />

und körperliches Wohl befi nden haben können. Das Thema stellt<br />

somit eine inter nationale Herausforderung dar, die sofortige<br />

Gegenmassnahmen auf nationaler Ebene erfordert – beispielsweise<br />

durch eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen dem<br />

öffentlichen und dem privaten Sektor, um Arbeitsplätze für <strong>Jugend</strong>liche<br />

zu schaffen.<br />

Hans-Ulrich Doerig: Jeder <strong>Jugend</strong>liche ohne Arbeit ist ein<br />

Arbeitsloser zu viel. Auch wenn die Schweiz im internationalen<br />

Vergleich sehr gut dasteht, müssen wir intensiv daran arbeiten.<br />

Die Credit Suisse hat 2009 ein sechsjähriges Programm<br />

gestartet, in dem bis zu 30 Millionen Franken für Ausbildungsund<br />

Trainings programme für <strong>Jugend</strong>liche zur Verfügung gestellt<br />

werden. Wir haben dafür mit verschiedenen Organisationen ><br />

Illustrationen: Regina Vetter<br />

<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse


Roundtable Leader 63


64 Leader Roundtable


Roundtable Leader 65<br />

Illustrationen: Regina Vetter<br />

in allen Landesteilen eine Allianz geschlossen. Die Verbesserung<br />

der Aus bildung und das Training von spezifischen Fähigkeiten<br />

sind nachweisbar ein Erfolgsfaktor für aktive <strong>Jugend</strong>liche. Wir<br />

dürfen nicht auf «strukturelle» Probleme des Arbeitsmarkts verweisen,<br />

sondern müssen den <strong>Jugend</strong>lichen ein Angebot machen,<br />

ihre Chancen effektiv zu verbessern. Zum Glück sind neuerdings<br />

die Lehrstellenangebote grösser als die Anzahl der Lehrstellensuchenden.<br />

<strong>Jugend</strong>liche haben eigene Wertvorstellungen und sehnen<br />

sich nach entsprechenden Vorbildern: In den Ergebnissen des<br />

Credit Suisse <strong>Jugend</strong>barometers wurden unter anderem Mutter<br />

Theresa, Heidi Klum, David Beckham oder Nelson Mandela<br />

genannt. Was braucht es, um zum Vorbild der <strong>Jugend</strong> zu werden?<br />

Yvonne Polloni: Nach oben genannten Beispielen sind es offenbar<br />

zwei Komponenten, die ein Vorbild abgeben: Mut und Durchsetzungsvermögen<br />

für gesellschaftspolitisches Engagement sowie<br />

Zielstrebigkeit in der Verfolgung eigener Ideen.<br />

«Die Beteiligung der jüngeren<br />

Generation an den Herausforderungen<br />

unserer Zeit wird<br />

die Zukunft unserer Gesellschaft<br />

positiv beeinflussen.»<br />

Roger Federer<br />

Roger Federer: Ich glaube, Teenager brauchen heutzutage<br />

vor allem authentische und ehrliche Vorbilder – Aspekte, die ich<br />

für sehr wichtig halte.<br />

Laura Crivelli: Ich glaube, Persönlichkeitstypen wie die oben erwähnten,<br />

bieten einfach eine Orientierungshilfe. Wer ein Vorbild<br />

für die Jungen sein will, muss etwas Aussergewöhnliches geleistet<br />

haben und über eine entsprechende Medienpräsenz verfügen.<br />

Egal, ob es sich um ein humanitäres Engagement, Schönheit,<br />

ein «verrücktes» Talent oder um unermüdlichen politischen<br />

Einsatz handelt – wer zum Vorbild von Millionen <strong>Jugend</strong>lichen wird,<br />

versteht es offenbar, diese zu überraschen und zu beeindrucken.<br />

Hans-Ulrich Doerig: Dass in der Umfrage Mutter Teresa neben<br />

David Beckham zu stehen kommt, zeigt, dass Vorbilder aus<br />

ganz verschiedenen Bereichen kommen können. Was sie verbindet,<br />

ist Glaubwürdigkeit und der Mut, ihre Vision erfolgreich umzusetzen.<br />

Die emotionale Komponente spielt dabei eine wichtige<br />

Rolle. Ohne diese gibt es keine Identifikation. Das ist ein hilfreicher<br />

Hinweis für alle Führungskräfte, die nicht nur für <strong>Jugend</strong>liche ein<br />

Vorbild sein wollen. Auch wenn sie nicht so gut Fussball spielen<br />

wie David Beckham.<br />

Nicola Stecher: Ich glaube, dass die Vorstellungen von Vorbildern<br />

sehr unterschiedlich sein müssen, weil die Menschen so verschieden<br />

sind.<br />

Unsere <strong>Jugend</strong>lichen werden auch als Digital Natives bezeichnet.<br />

Sie wachsen ganz selbstverständlich mit Technologien<br />

wie Internet, Handy oder MP3 auf. Segen oder Fluch?<br />

Nicola Stecher: All diese neuen Technologien sind doch eindeutig<br />

ein Segen für die Menschen, egal wie alt sie sind. Und wer sich<br />

nicht damit befasst, hat früher oder später unweigerlich Probleme.<br />

Hans-Ulrich Doerig: Kommunikation ist heute praktisch eine<br />

Haupttätigkeit. Man kommuniziert nicht etwas, das geschehen<br />

ist, sondern das Kommunizieren ist selbst das Geschehen.<br />

«The medium is the message», wie der kanadische Medienwissenschaftler<br />

Marshall McLuhan gesagt hat. Medien sind weder<br />

Segen noch Fluch, sondern Teil der täglichen Realität. Nicht nur<br />

für die <strong>Jugend</strong>lichen.<br />

Roger Federer: Dieser Meinung bin ich auch. An all den Technologien<br />

und Innovationen der heutigen Zeit führt kein Weg vorbei. Sie<br />

bergen zwar auch Nachteile wie etwa Konzentrationsmangel, der<br />

viel zitierte Verfall der sozialen Kompetenz usw., aber wer das Verfügbare<br />

nicht zu nutzen weiss, bleibt in Zukunft einfach zurück.<br />

Yvonne Polloni: Die neuen Technologien gehören für die <strong>Jugend</strong>lichen<br />

zum Alltag. Gefordert sind die Erwachsenen und auch<br />

die Industrie, damit nötige Sicherheitsmassnahmen für den Kinderund<br />

<strong>Jugend</strong>schutz gewährleistet werden. Gleichzeitig muss eine<br />

vermehrte Aufklärung und Auseinandersetzung von Eltern und<br />

Bezugspersonen über mögliche Gefahren und Chancen stattfinden,<br />

die durch die Nutzung entstehen.<br />

Laura Crivelli: Ich selbst bin in diesem Bereich leider keine<br />

Expertin. Ich weiss gerade das Nötigste, um meine Arbeit, mein<br />

Studium und meinen virtuellen Bekanntenkreis auf Facebook<br />

und Co. auf effiziente Art zu bewältigen…<br />

Das viel zitierte Generationenproblem: Wie ist Ihr persönlicher<br />

Eindruck diesbezüglich?<br />

Yvonne Polloni: Es ist eine Tatsache, dass der demografische<br />

und soziale Wandel Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen<br />

den Generationen hat. Gegenseitige Vorurteile oder Unverständnis<br />

können Folgen davon sein. Mir scheint es daher wichtig,<br />

Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen.<br />

Laura Crivelli: Genau. So könnten beispielsweise im Bereich<br />

der Ausbildung und Beschäftigung Synergien zwischen jungen und<br />

erfahrenen Mitarbeitenden geschaffen werden, um den Knowhow-Transfer<br />

sicherzustellen. Solidarität, Dialog und Verständnis<br />

zwischen den Generationen sind Voraussetzungen für die soziale<br />

Harmonie und die nachhaltige Entwicklung.<br />

Hans-Ulrich Doerig: Was mich als Präsident der Credit Suisse<br />

beschäftigt, ist die Frage, wie Generationenwechsel geregelt werden.<br />

Die Lebenserwartung ist stark gestiegen. Häufig übernehmen<br />

beispielsweise nicht die Tochter oder der Sohn ein Geschäft,<br />

sondern die Enkelinnen und Enkel. Die Nachfolge regelung<br />

ist bei Schweizer KMUs ein grosses Thema. Es wird unterschätzt,<br />

was diesbezüglich Ausbildung und Berufserfahrung bedeutet.<br />

Können und wollen die Kinder weiterführen, was die Eltern oder<br />

Grosseltern aufgebaut haben? Das ist eine wich tige Frage für<br />

die Weiterentwicklung der Gesellschaft.<br />

Roger Federer: Das ist wirklich ein schwieriges und wie mir<br />

scheint, auch ein altes Problem, für das selbst Experten noch<br />

keine Lösung gefunden haben. Aber gerade angesichts der<br />

Schwierigkeit dieses Themas wäre es vielleicht besser, die Frage<br />

nach dem Generationenproblem nicht pausenlos an die Kinder<br />

und <strong>Jugend</strong>lichen heranzutragen und Vorschläge zu erwarten für<br />

etwas, das schon seit Generationen besteht. Manchmal entstehen<br />

die besseren Lösungsansätze, wenn man weniger Druck ausübt.<br />

Nicola Stecher: Ich bin mir auch nicht sicher: Vielleicht ist es<br />

ja ganz einfach so, dass es dieses Problem immer schon gab und<br />

daher wohl auch immer geben wird. <<br />

Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>


66 Schlusspunkt<br />

Stichworte zur Bildung einer Idee –<br />

und zur Bildungspolitik<br />

Dass «<strong>Jugend</strong>» im Wörterbuch keine Mehrzahl kennt – /ohne Plural/– soll nicht heissen, dass<br />

es von ihr einen einheitlichen Begriff gibt. Die <strong>Jugend</strong>zeit ist bestimmt durch eine Pluralisierung<br />

der Wertvorstellungen und Lebensstile. Alle wissen dies aus eigener Erfahrung, und die<br />

Karriere des Begriffs illustriert es. Historisch fällt die Idee, die wir uns von der <strong>Jugend</strong> machen,<br />

mit der Entstehung eines neuen Verständnisses von Bildung zusammen. Das ist kein Zufall.<br />

Was die <strong>Jugend</strong> einer Gesellschaft bedeutet, lässt sich an deren Bildungspolitik ablesen.<br />

W<br />

ie lange gehört man zur <strong>Jugend</strong>?<br />

Die Antwort fällt verschieden<br />

aus, je nachdem, ob<br />

man juristische, sozialwissenschaftliche<br />

oder bildungspolitische<br />

Periodisierungen konsultiert. Das <strong>Jugend</strong>strafrecht<br />

erstreckt sich auf das Alter zwischen <strong>10</strong><br />

und 18 Jahren; die Umfrage zum Credit Suisse<br />

<strong>Jugend</strong>barometer richtet sich gezielt an 18- bis<br />

25-Jährige. Wenn finanzielle Unabhängigkeit ein<br />

Kriterium für das Erwachsensein ist, macht es Sinn,<br />

dass Stipendienprogramme auch Studierende an<br />

Hochschulen unterstützen. Die Interkantonale Vereinbarung<br />

zur Harmonisierung von Ausbildungsbeiträgen,<br />

zurzeit in der Vernehmlassung, sieht eine Erhöhung der Beitragsberechtigung<br />

auf 35 Jahre vor. Keine Frage: «<strong>Jugend</strong>» ist älter<br />

geworden. Das steht nicht im Widerspruch zum Faktum, dass <strong>Jugend</strong>liche<br />

früher volljährig werden und teilnehmen an Aktivitäten, die<br />

vor zwei Generationen noch zur Welt der Erwachsenen gehörten. Die<br />

Übergänge zwischen den Lebensphasen verlaufen fliessender. Zählt<br />

man «<strong>Jugend</strong>lichkeit » als Attribut eines vom Alter unabhängigen<br />

Lebensstils hinzu, lassen sich die Limiten nach oben verschieben.<br />

Die rüstigen Rentner von gestern werden abgelöst von jugendlichen<br />

Senioren. Das ist nicht polemisch gemeint. <strong>Jugend</strong> ist heute mehr<br />

als eine Altersbezeichnung – weniger ein Begriff als vielmehr eine<br />

Idee. Mit ihr verbindet man Lebenslust, Energie und Lernbereitschaft.<br />

«<strong>Jugend</strong>» ist mit der Vorstellung von Bildung als Entwicklung des<br />

individuellen Potenzials verbunden. In einem Brief an Philipp Albert<br />

Stapfer, Minister der Helvetischen Republik, macht sich Johann Heinrich<br />

Pestalozzi 1800 stark für eine «Nationalausbildung (…), durch<br />

welche die Fundamente der Geistescultur [sic], der Sittlichkeit und<br />

der Industrie (…) in einem hohen Grad gestärkt werden müssten».<br />

Pestalozzis Überzeugung, dass Kultur, Werte und Wohlstand durch<br />

Volksbildung gefördert werden, ist vor dem Hintergrund der Wirren<br />

nach dem Einmarsch französischer Truppen zu sehen und stützt sich<br />

auf seine Erfahrung als Pädagoge am Waisen- und Armenhaus in<br />

Stans. Im Zeitalter der Industrialisierung veränderten sich die soziale<br />

Stellung von Familien und die Bedürfnisse von <strong>Jugend</strong>lichen. Pestalozzis<br />

Idee einer «Elementarbildung» verbindet Kopf, Herz und Hand<br />

und fördert so die gesamte Persönlichkeit. Seine Methode werde<br />

«Kinder unter sieben Jahren im ganzen Umfang der menschlichen<br />

Erkenntnis weiter bringen, als jetzt die glücklichsten im zwölften Jahre<br />

nicht sind», wie er schreibt. Pestalozzi war nicht nur Pionier eines<br />

holistischen Ansatzes, sondern auch ein Vorkämpfer der Frühbildung.<br />

Fritz Gutbrodt: «<strong>Jugend</strong> ist heute<br />

mehr als eine Altersbezeichnung.»<br />

Das kann man von den heutigen Politikern nicht<br />

unbedingt sagen. Während die Forschung zeigt,<br />

dass frühe Förderung den höchsten gesellschaftlichen<br />

Nutzen bringt, liegt die Schweiz in diesem<br />

Bereich weit hinten – obwohl sie sonst im internationalen<br />

Vergleich bei den Bildungsausgaben<br />

zur Spitzengruppe gehört. Das war eine der Erkenntnisse<br />

einer Tagung von «Forum Bildung»,<br />

einem Verein, der Initiativen zur Verbesserung der<br />

Bildungschancen fördert. In den Referaten namhafter<br />

Ökonomen zur Frage «Wie viel ist uns Bildung<br />

wert?» (Videos unter www.forumbildung.ch)<br />

ging es um die Wirkungsorientierung. Pestalozzis<br />

Zuversicht im bereits zitierten Brief, dass seine<br />

Pläne «ohne merkliche Erhöhung der zu diesem Zwekk [sic] gewohnten<br />

Ausgaben» realisiert werden können, war damals schon Zweckoptimismus.<br />

In einer Zeit knapper Mittel ist es nicht nur wichtig, wie<br />

viel man für die Bildung ausgibt, sondern vor allem auch: wofür.<br />

Das gehört zu den Herausforderungen für das 21. Jahrhundert:<br />

Schulerfolg wird wieder zunehmend abhängig von der Herkunft und<br />

setzt damit einen Hauptpfeiler des Bildungssystems – die Verbesserung<br />

der Chancengleichheit – unter Druck. Die Sorge, nach der<br />

Ausbildung finanziell nicht unabhängig zu werden, ist grösser geworden<br />

und betrifft das Selbstverständnis von «<strong>Jugend</strong>» als Vorbereitung<br />

auf die Arbeitsgesellschaft. Eine weitere Dimension betrifft<br />

die globale Bildungspolitik. Die Millenniumsziele zur Bekämpfung der<br />

Armut sind verknüpft mit einer Förderung der Schulen in strukturschwachen<br />

Ländern. Die Ausbildungszeit in der Schweiz beträgt rund<br />

15 Jahre. Im Sudan sind es vier, in Tansania fünf Jahre. «Nationalbildung»<br />

ist ein zentrales Element für die nachhaltige gesellschaftliche<br />

und wirtschaftliche Entwicklung von Ländern, wie Pestalozzi<br />

sehr richtig sagte.<br />

Bei allen Problemen, die es noch zu bewältigen gilt: Das 20. Jahrhundert<br />

kann als grosse Zeit der «<strong>Jugend</strong>» beschrieben werden. Das<br />

ist ein Auftrag für das 21. Jahrhundert. Auch in einer zunehmend<br />

pluralen und multikulturellen Welt ist die Bildung der <strong>Jugend</strong> von<br />

einzigartiger Bedeutung.<br />

<<br />

Fritz Gutbrodt ist Direktor der Credit Suisse Foundation und Titularprofessor<br />

an der Universität Zürich. Zudem ist er Stiftungsrat der Pestalozzi-Stiftung, die<br />

Aus- und Weiterbildung von <strong>Jugend</strong>lichen aus schweizerischen Bergregionen<br />

fördert und 2011 ihr 50-jähriges Jubiläum feiert.<br />

Foto: Giorgio von Arb<br />

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