bull_10_05_Jugend
Credit Suisse bulletin, 2010/05
Credit Suisse bulletin, 2010/05
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Seit 1895 das Magazin der Credit Suisse Nummer 5 Dezember 20<strong>10</strong><br />
<strong>Jugend</strong><br />
Mit dem erstmals ermittelten <strong>Jugend</strong>barometer<br />
schliesst die Credit Suisse eine gesellschaftspolitische<br />
Wissenslücke. Die Umfrage wurde in der<br />
Schweiz, in den USA und in Brasilien durchgeführt.<br />
Sudan Junge IKRK-Delegierte vor ihrem ersten Einsatz<br />
England Mit harten Bandagen für den Frieden kämpfen<br />
Malawi Neues Projekt der Roger Federer Foundation<br />
<strong>bull</strong>etin plus Sorgenbarometer
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KREUZFAHRTEN WELTWEIT
Editorial 3<br />
Es ist unerlässlich, die jungen Menschen in die Politik, die Programme und<br />
Entscheidungsprozesse mit einzubeziehen, die ihrer eigenen und unserer Zukunft<br />
zugutekommen können. Diese Forderung stellte UNO-Generalsekretär<br />
Ban Ki-moon im August 20<strong>10</strong> in New York anlässlich der Eröffnung des Internationalen<br />
Jahrs der <strong>Jugend</strong>.<br />
kooaba<br />
kooaba erkennt Fotos von CDs, Büchern<br />
und Zeitungen und liefert Infos aus dem Web.<br />
Doch wichtigste Grundvoraussetzung, um diese Herausforderung ernst zu nehmen,<br />
ist ein besseres Verständnis der <strong>Jugend</strong>. Deshalb lancierte die Credit Suisse das<br />
internationale <strong>Jugend</strong>barometer, das den Anliegen von <strong>Jugend</strong>lichen zwischen 16<br />
und 25 Jahren in der Schweiz, in den USA und in Brasilien auf den Grund geht. Diese<br />
in ihrer Art einzigartige Studie ist eine konsequente Erweiterung des Credit Suisse<br />
Sorgenbarometers, das in der Schweiz seit über drei Jahrzehnten erhoben wird.<br />
Credit Suisse und <strong>Jugend</strong> – das passt zusammen, obwohl wir ein Unternehmen mit<br />
einer 150-jährigen Geschichte sind. Unser Ziel, eine der angesehensten Banken<br />
der Welt zu werden, können wir nur erreichen, wenn wir die weltweit besten<br />
Talente gewinnen und an uns binden können. Es freut mich deshalb sehr, dass wir<br />
in der Schweiz die Zahl der Lehrstellen innerhalb von drei Jahren um 25 Prozent<br />
erhöhen und dass wir unsere Lernenden auch nach Abschluss ihrer Grundausbildung<br />
fast ausnahmslos weiterbeschäftigen. Ein wichtiges Argument, nicht zuletzt<br />
für Mittel- und Hochschulabsolventen, sind die weltweiten Weiterbildungsmöglichkeiten,<br />
die wir unseren Mitarbeitenden bieten können. Im vergangenen Jahr<br />
lancierten wir zudem in der Schweiz eine breit angelegte Kampagne zur Bekämpfung<br />
der wachsenden <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit.<br />
Foto: Credit Suisse<br />
Gold Winner<br />
Gold Winner<br />
Preisträger<br />
Der Credit Suisse ist es ganz generell ein grosses Anliegen, möglichst vielen<br />
<strong>Jugend</strong>lichen – nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit – bessere Zukunftsperspektiven<br />
zu bieten. Dieses Ziel streben wir mit unserer globalen Bildungsinitiative<br />
an, deren breite Ausrichtung wir in diesem Heft unter anderem am Beispiel<br />
unserer Partnerschaft mit Worldfund veranschaulichen. Bei allen unseren Anstrengungen,<br />
unsere gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen, arbeiten wir<br />
mit kompetenten Partnerorganisationen zusammen. Dazu gehört seit 2009 auch die<br />
Roger Federer Foundation, die mit den zusätzlichen Mitteln aus der Partnerschaft<br />
mit der Credit Suisse ein neues Projekt im Bereich der frühkindlichen Entwicklung<br />
und Bildung in Malawi initiiert hat.<br />
Abschliessend nochmals zurück zum Credit Suisse <strong>Jugend</strong>barometer: Bei den<br />
Resultaten sticht für mich eine Erkenntnis heraus. Die <strong>Jugend</strong>lichen in allen drei<br />
Ländern betonten zwei gemeinsame Hauptanliegen: Sie möchten ein gutes<br />
Familienleben beziehungsweise eine gute Partnerschaft führen und als Persönlichkeit<br />
respektiert werden. Es ist unser Ziel, ein Arbeitgeber zu sein, der jungen<br />
Menschen in aller Welt dabei hilft, ihre universellen Träume wahr werden zu lassen.<br />
Pamela Thomas-Graham, Chief Talent, Branding and Communications Officer und Mitglied der Geschäftsleitung
Inhalt 5<br />
Coverfoto: Mathias Hofstetter | Foto: Gerry Amstutz<br />
<strong>10</strong><br />
<strong>Jugend</strong> Letztes Jahr widmete das <strong>bull</strong>etin seine Jahresendausgabe<br />
dem Thema «Verantwortung». Nun richtet<br />
es sein Augenmerk ganz auf die <strong>Jugend</strong>. Neben dem<br />
ex klu siven Credit Suisse <strong>Jugend</strong>barometer werden auch<br />
verschiedene <strong>Jugend</strong>projekte vorgestellt, die die Credit<br />
Suisse insbe sondere im Bereich Bildung unterstützt.<br />
6 _ Fotoreportage Zehn zentrale Fragen an <strong>Jugend</strong>liche<br />
aus aller Welt – zehn prägnante Antworten.<br />
<strong>10</strong> _ <strong>Jugend</strong>barometer Schweiz Spannende Einblicke<br />
in die Welt der Facebook-Generation.<br />
18 _ <strong>Jugend</strong>barometer International Was <strong>Jugend</strong>liche<br />
in Brasilien und in den USA denken.<br />
20 _ Demografie Kann die «nächste Generation» den<br />
Wohlstand unserer Gesellschaft sichern?<br />
24 _ Milos Forman Die frühen Jahre des Regisseurs waren<br />
geprägt durch Nationalsozialismus und Kommunismus.<br />
27 _ Sorgenbarometer Die wichtigsten Resultate übersichtlich<br />
zusammengefasst in unserem <strong>bull</strong>etin plus.<br />
Credit Suisse<br />
28 _ News Aktuelle Bildungs- und Nachhaltigkeitsprojekte<br />
in allen Geschäftsregionen<br />
30 _ IKRK Livia Hadorn steht als IKRK-Delegierte<br />
vor ihrem ersten Einsatz<br />
34 _ Worldfund Brasiliens Wirtschaft benötigt<br />
besser ausgebildete Arbeitskräfte<br />
36 _ Fight for Peace Wie <strong>Jugend</strong>liche übers<br />
harte Boxtraining zu sich selber fi nden<br />
39 _ Junior Achievement Weltweit Wissen über<br />
die Finanzwelt vermitteln<br />
40 _ Child’s Dream Unterstützung für benachteiligte<br />
Studierende in Südostasien<br />
42 _ SRK Integrationsprogramm für <strong>Jugend</strong>liche<br />
in der Schweiz<br />
44 _ terre des hommes imagine – ein internationales<br />
Festival gegen den Rassismus<br />
48 _ Bekämpfung <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit Zwischenbilanz<br />
einer Initiative mit sieben Partnern<br />
49 _ Risikokapital SVC-AG für KMU Risikokapital<br />
will Arbeitsplätze schaffen und erhalten<br />
50 _ Informationstechnologie Schlüsselbranche<br />
kämpft um Anerkennung und Talente<br />
Roger Federer Foundation in Malawi<br />
53 _ Interview Der Tennisprofi erzählt, warum<br />
er eine eigene Stiftung gegründet hat<br />
55 _ Bildungsprojekt 92 000 Kinder in Malawi<br />
sollen direkt oder indirekt profi tieren<br />
56 _ Länderporträt Malawi – dreimal so gross wie<br />
die Schweiz und weitgehend unbekannt<br />
58 _ Wirtschaft Potenzial kann nur mit besserer<br />
Bildung ausgeschöpft werden<br />
Leader-Gesprächsrunde<br />
60 _ Fünf Persönlichkeiten Roger Federer,<br />
Yvonne Polloni (infoklick.ch), Laura Crivelli<br />
(Vertreterin der Schweizer <strong>Jugend</strong> an der<br />
UNO), Nicola Stecher (Automobilmechanikerlehrling)<br />
und Hans-Ulrich Doerig (Verwaltungsratspräsident<br />
der Credit Suisse Group)<br />
äussern sich offen zu Fragen rund ums<br />
Thema <strong>Jugend</strong>.<br />
Schlusspunkt<br />
66 _ Bildungspolitik Fritz Gutbrodt: «<strong>Jugend</strong> ist<br />
mehr als eine Altersbezeichnung.»<br />
Service<br />
51 _ Impressum<br />
Der Forest Stewardship Council (FSC) setzt mit <strong>10</strong> Prinzipien und Kriterien den Standard für eine umwelt- und<br />
sozialver trägliche Waldbewirtschaftung. Schweizer Papier (Z-Offset, mit 30% FSC-Anteil), aus europäischem Zellstoff,<br />
hergestellt von der ISO-14001-zertifi zierten Ziegler Papier AG, Grellingen.<br />
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6 <strong>Jugend</strong> Fotoreportage<br />
Daniela Peer<br />
19 Jahre / Ftan, Schweiz<br />
«Zurzeit mache ich meine Matur.<br />
Als Abschlussarbeit habe ich<br />
einen Schuh designt. Wann<br />
immer möglich spiele ich<br />
Fussball in dem Frauenteam, das<br />
ich zusammen mit Kolleginnen<br />
gegründet habe.»<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Das ist meine Zukunft<br />
Darauf bin ich stolz<br />
Damit verbringe ich die meiste Zeit<br />
Das ist mein Traum<br />
Darauf kann ich nicht verzichten<br />
Ich weiss nicht, was mir meine Zukunft<br />
bringen wird, aber in jedem Fall will ich in meinem<br />
Leben immer eine Herausforderung haben.<br />
1<br />
6 Seit Kurzem vom Gitarrenspielen.<br />
An unserer Schule hatte es kaum Frauen,<br />
die Fussball spielten. Wir konnten aber<br />
einige überzeugen mitzumachen und daraus<br />
entstand dann unser Fussballteam.<br />
2<br />
7 Das Wissen der Menschheit<br />
und die Folgen davon.<br />
Mit Fussball spielen, Sprachen lernen,<br />
Musik machen.<br />
3<br />
8 Für meine Fussballsachen und für Kleider.<br />
Meinen Weg zu gehen und das zu erreichen,<br />
was ich mir vornehme.<br />
Auf die Natur: Mit ihr bin ich aufgewachsen,<br />
ohne sie zu leben, kann ich mir nicht vorstellen.<br />
4<br />
5<br />
9 Meine Eltern und meine Schwester.<br />
<strong>10</strong> Zu wissen, dass mir immer jemand<br />
die Hand reicht, um mich hochzuziehen,<br />
wenn ich unten bin.<br />
Portraits: Thomas Stöckli | Fotos: Daniela Peer | Julien Sandoz<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
Fotoreportage <strong>Jugend</strong> 7<br />
Julien Sandoz<br />
23 Jahre / Genf, Schweiz<br />
«Ich arbeite als Entwickler von<br />
Uhrwerken bei einer Manufaktur<br />
in Genf. Meine Leidenschaft gilt<br />
dem Sport, besonders dem<br />
Motorsport. Meine Familie und<br />
meine Freunde sind mir<br />
wichtig, sie motivieren mich,<br />
Tag für Tag weiterzukommen.»<br />
Davon bin ich (im Moment) fasziniert<br />
Das macht mir Angst<br />
Dafür gebe ich am meisten Geld aus<br />
Diese Personen bedeuten mir am meisten<br />
Das bedeutet Hoffnung für mich<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
<strong>10</strong><br />
In meiner Arbeit Erfolg haben und<br />
mein Leben in Genf aufbauen.<br />
1<br />
6 Von jeder Art von Motorsport, besonders vom<br />
Motorradsport. Neben der schönen Mechanik und<br />
dem Wettkampf fasziniert mich dort vor allem der<br />
Sportsgeist der Teilnehmer.<br />
Auf das Gelingen meiner schulischen Laufbahn,<br />
die mir – vor nunmehr einem Jahr – zu einer<br />
guten Arbeitsstelle bei der Manufaktur Roger<br />
Dubuis verholfen hat.<br />
2<br />
7 Die Zeit, die vergeht. Auch wer in der Uhrenindustrie<br />
arbeitet, kann nichts gegen die Zeit bewirken.<br />
Mit meiner Arbeit, bei der ich mich stark<br />
einbringe, und vielen Sportarten.<br />
3<br />
8 Für Fahrspesen: den Arbeitsweg<br />
oder um meine Familie, meine Freundin<br />
und die Freunde zu besuchen.<br />
Wie ein Vogel fliegen oder mich irgendwohin<br />
beamen zu können. Und etwas<br />
realistischer: auf persönlicher und beruflicher<br />
Ebene im Leben Erfolg zu haben.<br />
4<br />
9 Meine Familie und meine Freundin.<br />
Auf meinen Computer ! Er ist mein<br />
Arbeitsgerät und mit seiner Hilfe<br />
pflege ich den Kontakt mit meinen<br />
Freunden und der Familie.<br />
5<br />
<strong>10</strong> Die Lust und die Motivation,<br />
die an meinem Arbeitsplatz herrschen –<br />
sie lassen mich auf eine gute<br />
Zukunft hoffen.<br />
Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>
8 <strong>Jugend</strong> Fotoreportage<br />
Carlo Mina<br />
18 Jahre / Ponte Brolla, Schweiz<br />
«Ich liebe den Winter und den Schnee.<br />
In den Bergen – beim Skifahren –<br />
fühle ich mich leicht und frei. Ins<br />
Fotografieren investiere ich viel Freizeit,<br />
ich möchte gerne richtig gut werden<br />
darin. Noch aber geht mein Wirtschaftsstudium,<br />
das ich in Locarno<br />
absolviere, vor.»<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Das ist meine Zukunft<br />
Darauf bin ich stolz<br />
Damit verbringe ich die meiste Zeit<br />
Das ist mein Traum<br />
Darauf kann ich nicht verzichten<br />
Die Fotografie! Zurzeit kann ich mir für<br />
meine Zukunft nichts anderes vorstellen.<br />
1<br />
6 Von allem, das mit Fliegen, Himmel<br />
und Luft zu tun hat. Denn: Ist das nicht der<br />
älteste Traum der Menschheit ?<br />
Auf meine guten Schulnoten.<br />
2<br />
7<br />
Luftverschmutzung, Ölkatastrophen,<br />
globale Erwärmung, Verkehr. Ich hoffe,<br />
dass die Kinder unserer Generation<br />
trotz dieser Dinge noch unberührte Natur<br />
erleben werden können.<br />
Wie die meisten meiner Kollegen verbringe<br />
ich viel Zeit in meinem Zimmer.<br />
3<br />
8 Für mein erstes und grosses Hobby: Skifahren.<br />
Ein Chalet weit weg von der Stadt, hoch oben in den<br />
Bergen, die ich liebe. Dort wäre ich frei von allen<br />
Gedanken und ich könnte mit den Menschen, die ich<br />
am meisten mag, viel Spass haben.<br />
Mich mit meinen Freunden auf einen Drink<br />
zu treffen, am Wochenende auszugehen und<br />
über die Probleme des Lebens zu lachen.<br />
5<br />
4<br />
9 Meine Familie und meine Freundin.<br />
<strong>10</strong> Wunderschöne Dinge wie Liebe, blauer<br />
Himmel, Regenbogen und Wildtiere.<br />
Portraits: Thomas Stöckli | Fotos: Carlo Mina | Eva Wettler<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
Fotoreportage <strong>Jugend</strong> 9<br />
Eva Wettler<br />
23 Jahre / Zürich, Schweiz<br />
«Mein Labrador ist mein Ein<br />
und Alles, mit ihm bin ich oft in<br />
der Natur. Kochen und Backen<br />
sind meine grossen Hobbys.<br />
Ich bin gelernte Pharmaassistentin,<br />
aber zurzeit orientiere<br />
ich mich beruflich neu.»<br />
Davon bin ich (im Moment) fasziniert<br />
Das macht mir Angst<br />
Dafür gebe ich am meisten Geld aus<br />
Diese Personen bedeuten mir am meisten<br />
Das bedeutet Hoffnung für mich<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
<strong>10</strong><br />
Meine Zukunft liegt vor mir, ich kann<br />
sie aber noch nicht genau sehen.<br />
Deshalb gilt für mich: Der Weg ist das Ziel.<br />
1<br />
6 Von der Liebe, die bis ins hohe Alter hält.<br />
Auf meine Hündin. Dass sie sich so<br />
gut entwickelt hat und so geworden ist,<br />
wie sie ist.<br />
2<br />
7 Alleine im Dunkeln zu tappen,<br />
vor verschlossenen Türen zu stehen.<br />
In meinem Zimmer oder Bett.<br />
3<br />
8 Für feines Essen und gute Zutaten<br />
zum Kochen und Backen.<br />
Das Reisen.<br />
4<br />
9 Meine Freunde.<br />
Auf meine Lieblingsmusik und meine Lebensfibel,<br />
das «Handbuch des Kriegers des Lichts»<br />
von Paulo Coelho.<br />
5<br />
<strong>10</strong> Ein Karussell: Die Hoffnung erschliesst<br />
sich für mich darin, dass das Leben immer<br />
weitergeht, sich alles weiterdreht.<br />
Redaktion: Regula Brechbühl<br />
Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>
<strong>10</strong> <strong>Jugend</strong> <strong>Jugend</strong>barometer Schweiz<br />
Mit Pizza am Handy<br />
und im Internet<br />
Das erstmals erhobene Credit Suisse <strong>Jugend</strong>barometer widmet sich den 16- bis 25-jährigen<br />
Einwohnerinnen und Einwohnern unseres Landes. Was ist bei ihnen in, was out ? Wie<br />
stellen sie sich zu den Chancen und Gefahren von Facebook? Streben sie eine berufliche<br />
Karriere an, und wie sieht ihr idealer Arbeitgeber aus?<br />
Von Andreas Schiendorfer und Mandana Razavi<br />
Der grosse gemeinsame Nenner bei den in der Schweiz lebenden<br />
<strong>Jugend</strong>lichen sind neben Elementen der Cyberwelt wie SMS und<br />
Facebook, E-Mail und Smartphone vor allem Pizza und Pasta, die<br />
man nicht selten vor dem Fernsehapparat geniesst, am ehesten beim<br />
Anschauen einer Fernsehserie. Die <strong>Jugend</strong>lichen machen so oft als<br />
möglich Ferien im Ausland und besuchen regelmässig Clubs oder<br />
private Parties und laden sich gerne Musik und Filme aus dem Netz<br />
herunter. Bei alledem sind sie gesundheits- und körperbewusst.<br />
Sport und Fitness stehen bei ihnen hoch im Kurs, die Ernährung soll<br />
gesund sein, man kleidet sich gerne modisch, aber, dem Portemonnaie<br />
angepasst, doch eher günstig. Letztlich geht es den <strong>Jugend</strong>lichen<br />
darum, sich selbst zu sein, sich selbst zu verwirklichen.<br />
Diese Schilderung der <strong>Jugend</strong>lichen enthält keine grossen Überraschungen,<br />
man ist versucht, sie als oberflächlich und klischeehaft<br />
zu bezeichnen. Indes sie stimmt. Alle erwähnten Eigenschaften werden<br />
im Credit Suisse <strong>Jugend</strong>barometer von mindestens 80 Prozent<br />
der Befragten als «in» bezeichnet. In die Top Twenty der aktuellen<br />
Trends schafften es auch Fussball, House und Electro Music sowie<br />
der öffentliche Verkehr, der wohl in kaum einem anderen Land bei<br />
<strong>Jugend</strong>lichen eine derart hohe Akzeptanz geniesst.<br />
Insgesamt 35 Stichworte wurden von mehr als zwei Dritteln<br />
der <strong>10</strong>11 online befragten <strong>Jugend</strong>lichen als trendy eingestuft, deren<br />
52 noch von einer Mehrheit. Dabei wird manifest, dass Trends durchaus<br />
widersprüchlich sein können. So werden zwar neben einer gesunden<br />
Ernährung (Rang 13/82%) auch Bioprodukte (Rang 45/56%)<br />
geschätzt, aber doch deutlich weniger als Fast Food (Rang 25/76%).<br />
Neben den bereits angesprochenen italienischen Spezialitäten (Rang<br />
2/93%) ist auch Asiatisches (Rang 25/76%) beliebt, während vegetarisches<br />
Essen doch eher eine Spezialität der vorangegangenen<br />
Generationen zu sein scheint, ohne aber deswegen gleich als ><br />
1 Fitness und Fussball sind im Trend<br />
Welche Sportarten bei den <strong>Jugend</strong>lichen als in gelten, zeigt die Grafik.<br />
Doch was üben sie tatsächlich aus? Wellness (56%), Fitness (52%),<br />
Skifahren (46%), Snowboard (44%), Fussball und Wandern (41%).<br />
2 Sparen fürs eigene Haus<br />
Die meisten Schweizer <strong>Jugend</strong>lichen<br />
sind vorausschauend und vorsichtig,<br />
wie die finanziellen Trends zeigen.<br />
3 Die sieben Top-Trends<br />
Elemente der Cyberwelt sind besonders<br />
in und stehen an der Spitze von<br />
insgesamt 80 befragten Stichworten.<br />
88<br />
81<br />
80<br />
79<br />
73<br />
72<br />
71<br />
65<br />
65<br />
45<br />
44<br />
36<br />
85<br />
71<br />
67<br />
46<br />
25<br />
11<br />
Zustimmung in %<br />
0% 25% 50% 75%<br />
Sport allgemein<br />
Fitness-/Krafttraining<br />
Fussball<br />
Snowboarden<br />
Wellness<br />
Skifahren<br />
Jogging<br />
Biken / Radfahren<br />
Hip-Hop-Tanz<br />
Kitesurfen<br />
Inlineskaten<br />
Wandern<br />
Eigenes Haus /Eigene Wohnung besitzen e<br />
Regelmässig sparen<br />
Möchte später Vermögen besitzen<br />
Besitzt eine Kreditkarte<br />
Spendet wohltätigen Zwecken<br />
Legt Geld in Investmen<br />
t-Fonds an<br />
Legt Geld in Aktien an<br />
9<br />
95<br />
93<br />
92<br />
91<br />
90<br />
90<br />
89<br />
SMS<br />
Italienische Speisen<br />
S<br />
E-Mails<br />
Facebook<br />
Fernsehen<br />
Smartphone<br />
Ferien im Ausland<br />
s<br />
Fotos Seite 11–14: Gerry Amstutz<br />
f<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
<strong>Jugend</strong>barometer Schweiz <strong>Jugend</strong> 11<br />
A <strong>Jugend</strong>liche kleiden sich modisch und hören Popmusik<br />
Welchen Kleidungsstil bevorzugen die <strong>Jugend</strong>lichen beziehungsweise was darf die gewünschte Kleidung kosten?<br />
Und welche Musik gilt – neben länderspezifischen Genres – als in? Die Unterschiede nivellieren sich, wenn man untersucht,<br />
was die <strong>Jugend</strong>lichen wirklich spielen oder hören. Dann holen Klassik und Jazz auf. Die Vergleichswerte aus den USA und<br />
Brasilien stammen von der dort parallel durchgeführten Credit Suisse <strong>Jugend</strong>barometer-Umfrage (siehe S. 18).<br />
House/Electro<br />
Pop<br />
Pop<br />
81<br />
81<br />
78<br />
74<br />
62<br />
79<br />
67<br />
75<br />
78<br />
54<br />
68<br />
79<br />
43<br />
49<br />
50<br />
28<br />
48<br />
40<br />
80<br />
46<br />
76<br />
79<br />
74<br />
58<br />
78<br />
76<br />
81<br />
52<br />
60<br />
58<br />
25<br />
29<br />
32<br />
13<br />
29<br />
35<br />
Hat grosse Bedeutung für den <strong>Jugend</strong>lichen;<br />
Zustimmung in %<br />
0%<br />
25% 50% 75%<br />
Modisch – günstig<br />
Elegant<br />
Exklusiv – teuer<br />
Marken, die Kollegen tragen<br />
Marken, die kein Bekannter e trägt<br />
Praktisch – billig<br />
House /Electro<br />
Hip-Hop<br />
Pop<br />
Rock /Metal<br />
Jazz<br />
Klassik<br />
Schweiz<br />
USA<br />
Brasilien<br />
Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>
12 <strong>Jugend</strong> <strong>Jugend</strong>barometer Schweiz<br />
out bezeichnet werden zu müssen (Rang<br />
57/44%). Rund 60 Prozent der <strong>Jugend</strong>lichen<br />
möchten Kinder haben (Rang 42/59%)<br />
und diese gemeinsam mit dem Partner erziehen<br />
(Rang 38/64%). Darüber hinaus ist<br />
die Gleichstellung von Mann und Frau etwa<br />
gleich vielen <strong>Jugend</strong>lichen etwas Selbstverständliches<br />
(Rang 42/59%). Dies kann<br />
jedoch auch, basierend auf dem Wunsch<br />
der Selbstverwirklichung, viele sexuelle Erlebnisse<br />
(Rang 44/58%) beinhalten.<br />
Jazz- und Klassikfans als Outsider<br />
Hier gilt es nun aber einzuhaken und darauf<br />
hinzuweisen, dass es teilweise eine grosse<br />
Diskrepanz gibt zwischen dem, was die<br />
<strong>Jugend</strong>lichen in ihrem Umfeld als in erkennen<br />
und dem, was in ihrem eigenen Leben<br />
wirklich relevant ist. So nutzen nur ein Drittel<br />
der <strong>Jugend</strong>lichen die sexuelle Offenheit<br />
unserer Gesellschaft aktiv für sich selbst<br />
(Rang 53/33%). Ähnliche Unterschiede<br />
stellt man auch in der Musik fest. Deutlich<br />
mehr <strong>Jugend</strong>liche hören Popmusik (Rang<br />
14/78%) als House/Electro oder Hip-Hop,<br />
die sie aber doch als ausgesprochen in<br />
bezeichnen (siehe Grafik 3). Neben solchen<br />
als Trends gewissermassen «überschätzten»<br />
Genres treten solche, die im<br />
Leben einer respektablen Gruppe <strong>Jugend</strong>licher<br />
eine wichtige Rolle spielen, die aber<br />
sogar sie selbst eher als out ansehen –<br />
und sich damit als Outsider einstufen. Dies<br />
gilt insbesondere für die Klassik, die in der<br />
Trendtabelle abgeschlagen auf Rang 80<br />
(13%) liegt, aber in der «Realitätsliste»<br />
i mmerhin auf Rang 50 (35%). Und es trifft<br />
zu für weit verbreitete «normale» Tätigkeiten<br />
wie Wandern und, weniger prägnant,<br />
Briefeschreiben.<br />
Was als Trend angesehen wird, ist nicht<br />
zuletzt eine Frage der Vermarktung und<br />
des eigenen Willens. Mag sein, dass sich<br />
beispielsweise manch ein Jazzliebhaber<br />
(Rang 51/34%) in der Rolle des Spezialfalls<br />
gefällt und gar nicht trendy sein möchte.<br />
Bestimmten nach dem zweiten Weltkrieg<br />
fast ausschliesslich die USA – etwa mit Coca-<br />
Cola und Bluejeans – was im Trend liegt, hat<br />
sich das mittlerweile relativiert. Diese Vorreiterrolle<br />
anerkennen nur noch 53 Prozent der<br />
Befragten, deutlich mehr, nämlich 63 Prozent,<br />
sehen im Internet den bestimmenden Trendsetter.<br />
Zwar erreichen diese Trends die<br />
Schweiz mit etwas Verspätung, doch ist dies<br />
letztlich nicht gravierend, weil für die <strong>Jugend</strong>lichen<br />
Trends scheinbar weder in ihrem unmittelbaren<br />
Umfeld noch bei ihnen selbst eine<br />
grosse Rolle spielen. Vielleicht ist das die<br />
eigentliche Erkenntnis unserer Trendanalyse:<br />
Es ist im Trend, sich nicht mehr allzu stark von<br />
Trends beeinfl ussen zu lassen. <<br />
Internet oder<br />
Pendlerblatt:<br />
Was nutzt die <strong>Jugend</strong><br />
am häufigsten?<br />
Auch in der Schweiz erlebt das Internet<br />
mit seinen verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten<br />
einen wahren Siegeszug.<br />
Daneben bleiben aber das Mobiltelefon<br />
und nicht zuletzt die Gratiszeitungen<br />
von Bedeutung.<br />
Facebook verändert die Welt – oder doch<br />
nicht ? Obwohl 85 Prozent aller <strong>Jugend</strong>lichen<br />
in der Schweiz einen Facebook-Account<br />
haben, sind sich diese gar nicht einig darüber,<br />
ob die Internetplattform die Welt umgestaltet<br />
oder nicht: 46 Prozent denken<br />
eher ja, 47 Prozent eher nein. Fast gleich<br />
viele <strong>Jugend</strong>liche glauben sogar, bei Facebook<br />
handle es sich nur um einen vorübergehenden<br />
Trend.<br />
Die Studie macht deutlich, dass die <strong>Jugend</strong>lichen<br />
viele persönliche Daten in ihrem<br />
Mitgliederprofil für eine Teil-Öffentlichkeit<br />
sichtbar machen – doch wissen sie dies sehr<br />
wohl und nehmen es bewusst in Kauf (88%).<br />
Auch gaben drei Viertel der befragten Facebook-Mitglieder<br />
an, dieses Medium sei eher<br />
oberflächlich: Nur sechs Prozent wollen deshalb<br />
möglichst viele «Facebook-Freunde»<br />
haben, zudem kennen über vier Fünftel alle<br />
ihre Internetbekannten auch im realen Leben.<br />
Projektleiter Lukas Golder, gfs.bern, meint<br />
dazu: «Facebook mag für einen Teil der <strong>Jugend</strong><br />
ein vorübergehender Trend sein und die<br />
Welt nicht verändern. In der kurzen Zeit des<br />
Zur Erhebung des Credit Suisse <strong>Jugend</strong>barometers<br />
Für das Credit Suisse <strong>Jugend</strong>barometer befragte das Forschungsinstitut gfs.bern online<br />
insgesamt <strong>10</strong>11 in der Schweiz lebende <strong>Jugend</strong>liche im Alter zwischen 16 und 25 Jahren.<br />
Dies zwischen August und Oktober 20<strong>10</strong> und nach vorgängiger telefonischer Kontaktnahme.<br />
Damit unterscheidet sich die Erhebungsweise sehr stark von jener des Sorgenbarometers,<br />
wo ausschliesslich Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Angesicht<br />
zu Angesicht befragt werden. Der Forschungsbericht «Internet setzt globale Trends,<br />
löst aber die lokalen Probleme nicht » von gfs.bern, rund <strong>10</strong>0 verschiedene Grafiken sowie Bestehens hat die Plattform aber trotzdem<br />
vertiefende Auswertungen findet man unter www.credit-suisse.com/jugendbarometer. einen sehr bedeutenden Platz ergattert. ><br />
4 Wetter, Musik und regionale News<br />
Die <strong>Jugend</strong>lichen informieren sich regelmässig. Neben Wetter, Musik und Sport<br />
finden auch regionale Aktualitäten sowie Politik und Wirtschaft ein beachtliches<br />
Interesse. In der guten alten Zeit dürfte es kaum höher gewesen sein.<br />
5 Die wichtigen Informationsquellen<br />
Die von <strong>Jugend</strong>lichen genutzten Quellen (Mehrfachnennungen). Die Rangliste bei<br />
nur einer Hauptquelle: Gratiszeitung (25%), Fernsehen (21%), Internet-Newsseiten<br />
(18%), Radio (11%), bezahlte Zeitungen (8%), Facebook/soziale Netze (7%).<br />
61<br />
56<br />
54<br />
52<br />
43<br />
40<br />
39<br />
39<br />
35<br />
33<br />
29<br />
75<br />
70<br />
51<br />
49<br />
35<br />
30<br />
23<br />
22<br />
14<br />
14<br />
Zustimmung in %<br />
0% 25% 50% 75%<br />
Wetter<br />
Musik<br />
Regionale Aktualität<br />
Sport<br />
Politik<br />
Anlässe, Partys,<br />
Ausgehen<br />
Wirtschaft<br />
People / VIPs<br />
Neue Produkte/Marken<br />
Kultur<br />
Computer/Games<br />
Gratiszeitungen:<br />
«20 Minuten»,<br />
«Blick am Abend»<br />
TV<br />
Internet: Newsseiten/Zeitungsseiten<br />
Radio<br />
Internet: Facebook<br />
e<br />
Bezahlte Tageszeitungen<br />
Wochenzeitungen<br />
n<br />
News Apps auf Smartphones<br />
Internet: Blogs und Maildienste ie<br />
Internet: soziale Netzwerke<br />
Andere Quellen l<br />
9<br />
Schweiz<br />
USA<br />
Brasilien<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
<strong>Jugend</strong>barometer Schweiz <strong>Jugend</strong> 13<br />
B Facebook verändert die Welt – oder doch nicht ?<br />
93 Prozent der befragten <strong>Jugend</strong>lichen in Brasilien sind Mitglied bei Facebook. In den USA sind es 88 Prozent und in der<br />
Schweiz 85 Prozent. Die Cyberwelt kennt eben keine Grenzen. Und die Zustimmungsquote bei den Mitgliedern ist bei unseren<br />
Fragen rund um die Bedeutung von Facebook für sie ganz persönlich in den drei Ländern meistens ähnlich; aber man findet<br />
doch einzelne markante Unterschiede.<br />
Datenmissbrauch Freunde bewusst akzeptieren Freunde bewusst akzeptieren<br />
88<br />
85<br />
56<br />
83<br />
88<br />
87<br />
83<br />
71<br />
63<br />
72<br />
52<br />
53<br />
69<br />
68<br />
73<br />
63<br />
71<br />
76<br />
56<br />
50<br />
40<br />
47<br />
79<br />
56<br />
41<br />
50<br />
40<br />
34<br />
54<br />
60<br />
27<br />
47<br />
47<br />
25<br />
38<br />
53<br />
Hat grosse Bedeutung für den <strong>Jugend</strong>lichen;<br />
Zustimmung in %<br />
0% 25% 50% 75%<br />
Daten können missbraucht werden<br />
Akzeptiere Freunde bewusst<br />
Gleiche Freunde wie im realen Leben<br />
Oberflächlich<br />
Hochladen von Fotos<br />
Nutze gleichzeitig auch andere Angebote<br />
Hole mir Tipps für Anlässe und Parties<br />
Verändert die Welt<br />
Vorübergehender Trend<br />
Wichtigstes Kommunikationsmittel<br />
Schreibe mindestens einen Beitrag täglich<br />
Dient mir zur Ausspionierung<br />
Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>
14 <strong>Jugend</strong> <strong>Jugend</strong>barometer Schweiz<br />
C Beruflicher Erfolg misst sich nicht an der Lohnhöhe<br />
Worin unterscheidet sich die Meinung der Schweizer <strong>Jugend</strong>lichen am meisten von jener in Amerika und Brasilien?<br />
Möglichst viel Geld zu verdienen, scheint kein vorrangiges Ziel zu sein. Und die Bedeutung der Universitätsbildung wird –<br />
wohl zugunsten der Lehre – relativiert.<br />
Beruflicher Erfolg<br />
89<br />
84<br />
91<br />
81<br />
88<br />
95<br />
88<br />
83<br />
91<br />
57<br />
80<br />
63<br />
40<br />
77<br />
76<br />
77<br />
72<br />
74<br />
33<br />
59<br />
51<br />
37<br />
56<br />
47<br />
44<br />
55<br />
41<br />
55<br />
52<br />
40<br />
49<br />
48<br />
47<br />
40<br />
47<br />
49<br />
Hat grosse Bedeutung für den <strong>Jugend</strong>lichen;<br />
Zustimmung in %<br />
0% 25% 50% 75%<br />
Beruflicher Erfolg<br />
Lebenslange Weiterbildung<br />
Berufswechsel, e falls keine e Freude<br />
Froh über Job<br />
Universität ist beste Karrieregrundlage<br />
e<br />
Lehre ist Türöffner für Weiterbildung<br />
Möglichst viel Geld verdienen<br />
Schule bereitet gut auf Berufswelt vor<br />
Benachteiligung wegen <strong>Jugend</strong>lichkeit<br />
Schlechte Schulnoten = schlechte Berufschancen<br />
Benachteiligung als Frau<br />
Freizeit ist wichtiger<br />
Schweiz<br />
USA<br />
Brasilien<br />
Lebenslange Weiterbildung<br />
Lebenslange Weiterbildung<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
<strong>Jugend</strong>barometer Schweiz <strong>Jugend</strong> 15<br />
Es ist so Dreh- und Angelpunkt der <strong>Jugend</strong><br />
im Web-2.0-Zeitalter, dass es auch in nächster<br />
Zeit die grössten Verän derungen im Lebensstil<br />
der <strong>Jugend</strong>lichen bewirken könnte.»<br />
«Simsen» kommt vor telefonieren<br />
Ein Leben ohne Mobiltelefon ist für die befragten<br />
<strong>Jugend</strong>lichen heute ebenfalls kaum<br />
mehr denkbar. Simsen, also SMS schreiben,<br />
ist die wichtigste Form, um mit den Freunden<br />
in Kontakt zu treten (71%). Wenige Prozentpunkte<br />
dahinter folgt das mobile Telefonieren.<br />
Facebook liegt zwar auf Platz drei, ist aber<br />
schon abgeschlagen mit nur einem guten<br />
Viertel Zustimmung. «Im Zusammenhang mit<br />
der Bedeutung für die Kontaktpflege ist<br />
immer von SMS und Mobilfunk die Rede», so<br />
Lukas Golder. «Dies blendet die immense<br />
Bedeutung, die das Internet für die <strong>Jugend</strong><br />
hat, etwas aus. 79 Prozent der Befragten<br />
nutzen das Internet pro Tag mindestens eine<br />
Stunde. Es ist damit das am meisten genutzte<br />
Medium – vor TV und Facebook.»<br />
Wollen sie sich über das aktuelle Tagesgeschehen<br />
informieren, nutzen ein Viertel<br />
der <strong>Jugend</strong>lichen in erster Linie Gratiszeitungen.<br />
Dahinter folgen Fernsehen ( 21%),<br />
Internet-Newsseiten (18%) sowie Radio<br />
(11%). Können mehrere Quellen genannt<br />
werden, ändert sich an der Spitze nichts:<br />
I mmerhin nähert sich dann Facebook dem<br />
Spitzentrio an.<br />
Entgegen dem Image als «Informationsmuffel»,<br />
das den <strong>Jugend</strong>lichen anhaftet,<br />
informieren sich übrigens die meisten mindestens<br />
mehrmals pro Woche über das Tagesgeschehen.<br />
Nur drei Prozent informieren sich<br />
gar nie aktiv. Am meisten interessieren dabei<br />
das Wetter, Musikthemen, regionale Aktualität<br />
sowie Sport. Valérie Clapasson Fahrni<br />
Ein guter Chef, Freude an der Arbeit und<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
Karrierebewusst sind die Schweizer <strong>Jugend</strong>lichen in hohem Masse, gleichzeitig<br />
aber auch bereit, dafür den nötigen Einsatz zu leisten. Sie sind glücklich mit<br />
ihrer beruflichen Situation und wollen ihre Weiterbildungschancen wahrnehmen.<br />
Drei Viertel der <strong>Jugend</strong>lichen geben explizit<br />
an, in ihrem Beruf Karriere machen zu wollen.<br />
Dazu sind sie bereit, die nötige Flexibilität<br />
aufzubringen, ein Praktikum oder<br />
auch einen Auslandaufenthalt zu absolvieren.<br />
Bei all diesen Fragen stimmten zwischen<br />
71 und 77 Prozent der <strong>Jugend</strong>lichen<br />
zu. Ebenso viele geben an, mit ihrer aktuellen<br />
beruflichen Situation «glücklich» zu<br />
sein. Dazu passt, dass sich weniger als ein<br />
Drittel der <strong>Jugend</strong>lichen konkret nach einer<br />
neuen Stelle umsehen.<br />
Der Berufstraum stand zwar nur bei<br />
einem Drittel von klein auf fest, doch sind<br />
nun über die Hälfte der <strong>Jugend</strong>lichen überzeugt,<br />
den Traumberuf wirklich gefunden zu<br />
haben. Bei etwa 30 Prozent bedurfte es<br />
dazu aber eines längeren Kampfes.<br />
Hochschulen verlieren an Akzeptanz<br />
Natürlich sind die <strong>Jugend</strong>lichen froh, überhaupt<br />
einen guten Job zu haben (57%),<br />
doch würden sie ihn trotzdem wechseln,<br />
wenn er ihnen keine Freude bereitete<br />
(88%). Diese Freude ist die wahre Basis<br />
der Karriere: Wer etwas gerne macht, so<br />
die <strong>Jugend</strong>lichen, macht auch Karriere<br />
(89%). Nicht einmal die Hälfte sieht hingegen<br />
ein Universitätsstudium als beste<br />
Grundlage für den beruflichen Erfolg an<br />
(40%), letztlich lässt, so die Überzeugung<br />
einer klaren Mehrheit (77%), auch eine<br />
Lehre alle Optionen offen. Dass man sich<br />
ein Leben lang auf seinem Beruf weiterbilden<br />
muss, ist hingegen für fast alle (81%)<br />
eine Selbstverständlichkeit.<br />
Internationale Konzerne bevorzugt<br />
Am liebsten würden die <strong>Jugend</strong>lichen bei<br />
einem international tätigen Grossunternehmen<br />
arbeiten (70%) oder bei einem KMU<br />
mit familiärem Charakter (68%). Ein ausschliesslich<br />
im Heimmarkt tätiges Grossunternehmen<br />
kommt eher weniger in Frage<br />
(52%), und ein Job in der öffentlichen Verwaltung<br />
(45%) oder in einem staatsnahen<br />
Betrieb (42%) ist für eine Mehrheit nicht<br />
erstrebenswert.<br />
Schliesslich lässt sich auch ein Bild des<br />
idealen Arbeitgebers zeichnen: Entscheidend<br />
sind der «gute Chef» (97%) sowie eine grosszügige<br />
und tolerante Haltung der Unternehmensspitze<br />
gegenüber den Mitarbeitenden<br />
(95%). Wichtig sind eine moderne, kreative<br />
Ausrichtung, geeignete Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
im In- und Ausland sowie<br />
moderne Arbeitsplätze. In dritter Priorität<br />
sollte der Arbeitgeber umweltfreundlich<br />
sein, Frauen eine Karrierechance bieten<br />
und sich sozial und gemeinnützig verhalten.<br />
Das Engagement des Arbeitgebers als<br />
Kultur- und Sportsponsor (48%) hingegen<br />
ist ebenso wenig von zentraler Bedeutung<br />
wie die Möglichkeit, von zu Hause aus<br />
arbeiten zu können (37%).<br />
Andreas Schiendorfer, Mandana Razavi<br />
6 Individuelle Einstellung zum Beruf<br />
<strong>Jugend</strong>liche wollen Karriere machen. Dafür sind sie bereit,<br />
die nötige Flexibilität zu beweisen und auch Praktika sowie<br />
Auslandaufenthalte zu absolvieren.<br />
7 Anstellungswunsch<br />
Im Moment sind Arbeitsplätze<br />
in der Privatwirtschaft gefragter<br />
als staatliche oder staatsnahe.<br />
8 Der ideale Arbeitgeber<br />
Welche Eigenschaften des Arbeitgebers sind den<br />
Schweizer <strong>Jugend</strong>lichen besonders wichtig? Die<br />
entscheidende Rolle spielt der direkte Vorgesetzte.<br />
77<br />
76<br />
75<br />
73<br />
71<br />
53<br />
49<br />
38<br />
30<br />
70<br />
68<br />
52<br />
45<br />
42<br />
97<br />
95<br />
87<br />
84<br />
83<br />
72<br />
71<br />
68<br />
48<br />
Bereit zu Flexibilität<br />
x<br />
Glücklich im Beruf<br />
Bereit zu Auslandaufenthalt<br />
a<br />
u<br />
Karrierebewusst<br />
Bereit für Praktikum<br />
Berufstraum erfüllt<br />
Ziel Selbständigkeit<br />
Berufswunsch stets klar<br />
Suche neue Stelle<br />
Global tätige Grossunternehmen e<br />
Privates KMU<br />
Grossunternehmen e im Markt Schweiz<br />
Öffentliche Hand (Bund, Kanton,<br />
Gemeinde) ei<br />
Staatsnaher Betrieb ( SBB, Post)<br />
Guter Chef<br />
Grosszügigkeit und Toleranz<br />
k<br />
Modern und kreativ<br />
Gute Weiterbildung<br />
Moderne Arbeitsplätze<br />
Umweltfreundlich<br />
d<br />
Frauenförderung ru<br />
Soziales Engagement<br />
a<br />
Kultur- und Sportsponsoring<br />
n<br />
0% 25% 50% 75%<br />
Zustimmung in %<br />
Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>
16 <strong>Jugend</strong> Fotoreportage<br />
Jonathan Lopez<br />
18 Jahre / Queens, New York<br />
«Wenn ich nicht in der Schule bin<br />
oder lerne – ich besuche das<br />
Community College in Brooklyn –<br />
erkunde ich mit meiner Kamera<br />
die Stadt und vergesse dabei<br />
alles um mich herum. Besonders<br />
abgesperrte Gelände und Graffiti<br />
ziehen mich an.»<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Das ist meine Zukunft<br />
Darauf bin ich stolz<br />
Damit verbringe ich die meiste Zeit<br />
Das ist mein Traum<br />
Darauf kann ich nicht verzichten<br />
Meine Fotografien von urbaner Umgebung.<br />
Damit möchte ich mir einen Namen<br />
machen, dafür steht meine Signatur auf<br />
dem Skateboard.<br />
1<br />
6 Skateboarding. Zum einen ist es der Geschwindigkeitsrausch,<br />
zum anderen das Wissen, das ich<br />
mir über meine Stadt aneigne, während ich sie mit<br />
dem Skateboard bereise.<br />
Als ich meine Fotos in einer<br />
Gruppenausstellung zeigen konnte,<br />
bei der ein Lehrer einen Vortrag<br />
hielt über das Thema der Ausstellung<br />
«Urbanes New York».<br />
2<br />
7 Ein Niemand, nur ein verschwommener<br />
Fleck zu sein.<br />
Ich halte mich oft in den Tunneln<br />
der New Yorker U-Bahn auf.<br />
Sie stacheln meine Neugierde an.<br />
Mich mit meinem eigenen Stil von anderen<br />
zu unterscheiden und damit erfolgreich zu sein.<br />
Genauso, wie sich der Mann im roten Anzug<br />
von seiner Umgebung abhebt.<br />
Auf meine Freunde. Wir sind<br />
zusammen aufgewachsen und<br />
arbeiten jetzt zusammen.<br />
3<br />
5<br />
4<br />
8 Für Gitarren und das dazugehörige Equipment;<br />
Musik gehört einfach zu meinem Leben.<br />
9 Meine 17 Jahre jüngere Schwester<br />
Jaylisse. Sie sieht zu mir nicht nur<br />
als Bruder auf, sondern betrachtet mich<br />
auch als einen verantwortungsbewussten<br />
Erwachsenen.<br />
<strong>10</strong> Dieses Gebäude war ein Meilenstein im<br />
Zuge der Gentrifizierung Brooklyns.<br />
Bis heute ist es immer noch nicht abgerissen<br />
und das macht Hoffnung, weil das<br />
Gebäude seinem Schicksal getrotzt hat.<br />
Portraits: Katja Heinemann | Tatiana Cardeal | Fotos: Jonathan Lopez | Isabelli Gonçalves Luzia<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
Fotoreportage <strong>Jugend</strong> 17<br />
Isabelli Gonçalves Luzia<br />
18 Jahre / São Paulo, Brasilien<br />
«Ich unterrichte Malerei für<br />
Kinder und arbeite bei der<br />
gemeinnützigen Organisation<br />
‹Rede Cultural Beija-Flôr ›<br />
mit <strong>Jugend</strong>lichen im Bereich<br />
Soziale Kommunikation. Mein<br />
Berufswunsch ist Journalistin.»<br />
Davon bin ich (im Moment) fasziniert<br />
Das macht mir Angst<br />
Dafür gebe ich am meisten Geld aus<br />
Diese Personen bedeuten mir am meisten<br />
Das bedeutet Hoffnung für mich<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
<strong>10</strong><br />
Niemand kann die Zukunft bestimmen, nur in der<br />
Gegenwart nehmen Wünsche wirklich Gestalt an.<br />
Meine Wünsche: Ich möchte Journalistin werden<br />
und im Bereich der Edu-Kommunikation arbeiten.<br />
1<br />
6 Vom Glauben an das Leben, weil es so viele<br />
Möglichkeiten und Wege bietet.<br />
Auf den Ort, in dem ich lebe.<br />
Er ist meine Heimat, hier sind meine<br />
sozialen und kulturellen Wurzeln.<br />
2<br />
7 Der Tod, weil er für mich ein grosses Fragezeichen ist.<br />
Es ist beängstigend, daran zu denken, dass ich es<br />
nicht schaffen könnte, alle meine Träume zu verwirklichen,<br />
und dass er mich aus meiner Familie und aus<br />
meinem Alltagsleben reissen könnte.<br />
«Rede Cultural Beija-Flôr»: mein zweites<br />
Zuhause, meine Arbeit, meine Inspiration<br />
und mein Schlachtfeld. Hier lerne ich<br />
und mache bereichernde Erfahrungen zu<br />
Weisheit, Kunst und dem Leben selbst.<br />
3<br />
8 Für öffentliche Verkehrsmittel, um beispielsweise zum<br />
Unterricht oder zu Wettbewerben zu gelangen.<br />
So lange wie möglich glücklich zu sein,<br />
mit Menschen zu arbeiten und immer an sie zu glauben.<br />
Dafür steht auch das Lächeln meiner Schwester.<br />
4<br />
9 Meine Eltern. Sie sind meine Wurzeln. Mit ihrer Hilfe<br />
bewahre ich immer mein Gleichgewicht, und sie<br />
sind diejenigen, die mich in Momenten der Schwäche<br />
stärken und mit mir Momente der Freude teilen.<br />
Gegen die soziale Ungerechtigkeit<br />
anzukämpfen. Jeder Mensch<br />
verdient Respek t !<br />
5<br />
<strong>10</strong> Dass ich immer, wenn ein Tag<br />
zu Ende geht, die Möglichkeit habe,<br />
es am nächsten besser zu machen.<br />
Redaktion: Regula Brechbühl<br />
Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>
18 <strong>Jugend</strong> <strong>Jugend</strong>barometer USA/Brasilien<br />
Als Persönlichkeit<br />
respektiert werden<br />
Vielen amerikanischen <strong>Jugend</strong>lichen ist die Wirtschaftskrise fast schockartig eingefahren.<br />
Und nach wie vor bestimmt die Angst vor dem Terrorismus ihren Alltag. Doch eigentlich<br />
möchten sie am liebsten zusammen mit ihrer Familie das Leben geniessen. In Brasilien<br />
hingegen dominiert trotz Wirtschaftsaufschwung der Wunsch nach optimaler Ausbildung,<br />
und als Hauptbelastung wird die Korruption empfunden.<br />
Von Andreas Schiendorfer und Mandana Razavi<br />
Die <strong>Jugend</strong>lichen in Brasilien sehen ihre eigene Zukunft optimistisch<br />
und deutlich positiver als ihre Alterskollegen in den USA. Bei der<br />
<strong>Jugend</strong>barometer-Umfrage beträgt in Brasilien die Differenz zwischen<br />
den «eher zuversichtlichen» 16- bis 25-Jährigen und jenen,<br />
die ihre Perspektiven «eher düster » einschätzen, nicht weniger als<br />
62 Prozentpunkte, in den USA hingegen sind es lediglich 46 Prozentpunkte.<br />
Umgekehrt blicken die Amerikaner alles in allem der<br />
Zukunft der Gesellschaft noch leicht zuversichtlich entgegen, während<br />
die Brasilianer nachgerade schwarzsehen.<br />
Dementsprechend orten mehr als zwei Drittel der jungen Brasilianerinnen<br />
und Brasilianer in ihrem Land oftmaliges Regierungsversagen,<br />
und etwa gleich viele sind «voll einverstanden» damit, dass<br />
es gründlicher Reformen bedarf. In den USA sind die Vergleichswerte<br />
deutlich tiefer: Gut ein Drittel beklagt sich über häufiges Regierungsversagen,<br />
doch nur etwas mehr als ein Fünftel findet, dass<br />
unbedingt Reformen durchgeführt werden müssen.<br />
Ein Grund für die allgemeine Skepsis in Brasilien scheint die Korruption<br />
zu sein, welche die <strong>Jugend</strong>lichen als ihre Hauptsorge bezeichnen<br />
(siehe Grafik <strong>10</strong>). Tatsächlich ist Brasilien im Korruptionsranking<br />
20<strong>10</strong> von Transparency International weit hinten auf Rang 69 klassiert,<br />
während die USA mit Rang 22 besser dastehen. Deshalb mag<br />
es überraschen, dass die Korruption auch in den USA als ernst zu<br />
nehmendes Problem (Rang 7) eingestuft wird.<br />
Die Arbeitslosigkeit hat in Brasilien im August 20<strong>10</strong> mit 6,7 Prozent<br />
ein historisches Rekordtief erreicht; seit dem Spitzenwert im<br />
Jahr 2004 mit 12,3 Prozent konnte das aufstrebende Schwellenland<br />
seine Situation stetig verbessern. Doch irgendwie scheint die <strong>Jugend</strong><br />
noch nicht so recht an einen nachhaltigen Aufschwung auf dem<br />
Arbeitsmarkt zu glauben, da die Arbeitslosigkeit trotz allem als zweitgrösstes<br />
Problem eingestuft wird und gleichzeitig als jenes, das<br />
man am dringendsten beheben sollte. In den USA sind die Umfragewerte<br />
betreffend Arbeitslosigkeit sogar noch etwas höher. Zudem<br />
9 Hauptsorgen in den USA<br />
Terrorismus und Arbeitslosigkeit überschatten alles<br />
andere – egal, ob die <strong>Jugend</strong>lichen fünf Sorgen<br />
(Grafik unten) oder nur eine einzige nennen konnten.<br />
<strong>10</strong> Hauptsorgen in Brasilien<br />
Trotz Wirtschaftsaufschwung und steigender Beschäftigungsquote<br />
bereitet in Brasilien die Arbeitslosigkeit<br />
die grössten Sorgen – hinter der Korruption.<br />
11 Ansehen im Ausland<br />
Die <strong>Jugend</strong>lichen in Brasilien stufen<br />
das Ansehen ihres Landes im Ausland<br />
positiver ein als die Amerikaner.<br />
67<br />
61<br />
41<br />
33<br />
26<br />
23<br />
23<br />
22<br />
20<br />
62<br />
46<br />
41<br />
30<br />
29<br />
28<br />
27<br />
21<br />
20<br />
30<br />
35<br />
15<br />
16<br />
35<br />
31<br />
15<br />
11<br />
Zustimmung in %<br />
0% 25% 50% 75%<br />
Terrorismus<br />
Arbeitslosigkei<br />
t /<strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit<br />
t<br />
Benzin-/Erdölpreis<br />
Gesundheitsfragen<br />
Schul- und Bildungswesen<br />
Wirtschaftskris r e/Konjunktur<br />
Korruption<br />
Energiefragen/Kernenergie<br />
Finanz-/Bankenkrise<br />
Korruption<br />
Arbeitslosigkei<br />
t /<strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit<br />
Gesundheitsfragen<br />
Altersvorsorge<br />
Persönliche Sicherhei<br />
t/Kriminalität<br />
Schul- und Bildungswesen<br />
Löhne /Lohnentwicklung<br />
Benzin-/Erdölpreis<br />
Drogen<br />
Sehr gut<br />
5<br />
7<br />
Eher gut<br />
Weiss nicht /keine Angabe<br />
Eher schlecht<br />
h<br />
Sehr schlecht<br />
USA<br />
Brasilien<br />
f<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
<strong>Jugend</strong>barometer USA/Brasilien <strong>Jugend</strong> 19<br />
Foto: Gerry Amstutz<br />
verläuft hier die Entwicklung genau umgekehrt. Die Arbeitslosigkeit<br />
stieg von tiefen 4,6 Prozent (2008) fast sprunghaft auf 9,6 Prozent<br />
im August 20<strong>10</strong>; die <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit liegt derzeit gemäss den<br />
«Global Employment Trends for Youth 20<strong>10</strong>» der Internationalen<br />
Arbeitsorganisation ILO mit horrenden 18 Prozent sogar weit über<br />
dem weltweiten Durchschnitt. Überhaupt ist die wirtschaftliche Entwicklung<br />
der letzten drei Jahre Amerikas <strong>Jugend</strong> wie ein Schock<br />
eingefahren, wenn man ihre Hauptsorgen betrachtet: Wirtschaftskrise<br />
(Rang 6), Finanzkrise (Rang 9), Börsenkrise (Rang 11). Und<br />
trotzdem steht die Angst vor dem Terrorismus – für Aussenstehende<br />
sicher überraschend – nach wie vor an oberster Stelle. Offensichtlich<br />
ist es auch fast ein Jahrzehnt nach 9/11 nicht möglich, hier zu einer<br />
normalen Tagesordnung überzugehen.<br />
Die Wirtschaftskrise nagt gehörig am Selbstbewusstsein der<br />
Amerikaner: Zwar sind nach wie vor 70 Prozent (eher oder sehr) stolz<br />
auf ihr Land und damit deutlich mehr als Brasilianer (51%), doch<br />
glauben nur noch 35 Prozent, dass das Ansehen Amerikas im Ausland<br />
«gut» ist; 50 Prozent hingegen stufen es explizit als «schlecht»<br />
ein. Die entsprechenden Werte Brasiliens sind allerdings nicht<br />
markant besser. Zum Vergleich: Die jungen Schweizer strotzen<br />
gegenwärtig nur so vor Stolz auf ihr Land (76%) und vor Glauben<br />
an eine positive Reputation im Ausland (82%).<br />
Die Wirtschaftskrise scheint zudem in den USA ein überwunden<br />
geglaubtes Phänomen wieder nach oben zu spülen: den Rassismus.<br />
Zwar liegt die Fremdenfeindlichkeit nur ex aequo auf Platz 11, wenn<br />
man fünf Probleme nennen kann. Muss man sich aber auf ein einziges<br />
Thema beschränken, so rückt der Rassismus nach Arbeitslosigkeit<br />
und Bildungswesen bereits in die Top drei vor, wenn auch mit<br />
erheblichem Abstand. Rund zwei Drittel der Amerikaner erachten<br />
die steigende Ausländerzahl zu jeweils gleichen Anteilen als kleineres,<br />
grosses oder sehr grosses Problem, während es in Brasilien nur<br />
rund die Hälfte sind. Als «eher angespannt» bezeichnen in den USA<br />
fast 50 Prozent, in Brasilien hingegen nur <strong>10</strong> Prozent der <strong>Jugend</strong>lichen<br />
ihr Verhältnis zu den Ausländern. Dass es sich weiter verschlechtern<br />
wird, nehmen nur ein Siebtel der Brasilianer, aber doch<br />
ein Drittel der amerikanischen <strong>Jugend</strong>lichen an.<br />
Diese kritische Einstellung Ausländern gegenüber kann nicht nur<br />
mit der Angst um den eigenen Arbeitsplatz erklärt werden. Vielmehr<br />
scheint es sich um eine generelle Furcht vor dem Unbekannten zu<br />
handeln, denn kennt man die Ausländer erst einmal persönlich, so<br />
stuft man sie fast ausnahmslos als «nett» ein. Eine entsprechende<br />
Einschätzung gaben 68 Prozent der Amerikaner, 79 Prozent der<br />
Brasilianer und sogar 87 Prozent der Schweizer ab. In allen drei<br />
Ländern anerkennen auch rund zwei Drittel der <strong>Jugend</strong>lichen, dass<br />
man von qualifizierten ausländischen Arbeitskräften profitiert.<br />
Betrachten wir die Grafik D (rechts) betreffend Lebenseinstellung,<br />
so sticht der hohe Stellenwert von Familie und Partnerschaft ins<br />
Auge. Während die Schweizer daneben verlässliche Freunde besonders<br />
hoch gewichten, ist dies in Brasilien der Zugang zu guter Ausund<br />
Weiterbildung beziehungsweise in den USA der Lebensgenuss.<br />
<strong>Jugend</strong>liche buhlen zwar nicht unbedingt um öffentliche Anerkennung,<br />
doch ist es ihnen wichtig, als Persönlichkeit respektiert zu<br />
werden. Ein Wunsch, den es unbedingt zu berücksichtigen gilt. <<br />
Die Online-Befragung wurde zwischen August und Oktober 20<strong>10</strong> bei<br />
987 16- bis 25-jährigen <strong>Jugend</strong>lichen in den USA sowie 761 <strong>Jugend</strong>lichen<br />
in Brasilien vom Research-Unternehmen Evalueserve in<br />
Zusammenarbeit mit gfs.bern durchgeführt. Weiterführende Grafiken<br />
und Analysen unter www.credit-suisse.com/jugendbarometer.<br />
D Die Lebenseinstellung der <strong>Jugend</strong>lichen<br />
Unbestritten wichtig ist in allen drei Ländern der Wunsch nach einer<br />
erfüllenden Partnerschaft beziehungsweise Familiensituation, in der Schweiz<br />
wird dies ergänzt durch den Wunsch nach verlässlichen Freunden.<br />
Verlässliche Freunde haben<br />
90<br />
76<br />
86<br />
Gutes Familienleben/Partnerschaft<br />
n<br />
87<br />
79<br />
87<br />
Spannenden Beruf haben<br />
82<br />
63<br />
85<br />
Leben in vollen Zügen geniessen<br />
81<br />
82<br />
71<br />
Als Persönlichkeit respektiert werden<br />
80<br />
78<br />
89<br />
Verlässliche Freunde<br />
Gute Aus- und Weiterbildung haben<br />
75<br />
73<br />
90<br />
Leben geniessen<br />
Gute Aus- und Weiterbildung<br />
Verantwortungsbewusst leben<br />
71<br />
77<br />
82<br />
Gesteckte Ziele mit Fleiss erreichen<br />
60<br />
73<br />
81<br />
0% 25% 50% 75%<br />
Hat grosse Bedeutung für den <strong>Jugend</strong>lichen;<br />
Zustimmung in %<br />
Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>
20 <strong>Jugend</strong> Demografie<br />
Die <strong>Jugend</strong> ist die<br />
Lokomotive des<br />
künftigen Wohlstands<br />
Eine Bevölkerung mit vielen jungen Menschen bringt wirtschaftliche Vorteile. Zum demografischen<br />
Fluch kann sie werden, wenn die Jungen nicht in die Gesellschaft integriert sind,<br />
erklärt Dr. Amlan Roy, Head of Global Demographics and Pensions Research Credit Suisse.<br />
36,9<br />
Jahre<br />
36,6<br />
Jahre<br />
36,9<br />
Jahre<br />
38,7<br />
Jahre<br />
18,8<br />
Jahre<br />
27,7<br />
Jahre<br />
Nordamerika<br />
Kanada<br />
USA<br />
Lateinamerika<br />
Martinique<br />
Guatemala<br />
Durchschnittsalter des ältesten<br />
Landes auf dem Kontinent<br />
Durchschnittsalter des jüngsten<br />
Landes auf dem Kontinent<br />
Durchschnittsalter<br />
des Kontinents<br />
Interview: Dorothée Enskog<br />
<strong>bull</strong>etin: Wie lautet die demografische Definition von «<strong>Jugend</strong>»?<br />
Dr. Amlan Roy: Die Definition von <strong>Jugend</strong> unterscheidet sich von Land<br />
zu Land. Im Allgemeinen ist aber damit eine Person im Alter zwischen<br />
16 und 35 oder gar 40 gemeint. Wer älter ist, gilt als mittelalterlich,<br />
zu mindest in den meisten Industrieländern. Je höher die Lebenserwartung,<br />
desto höher steigt die untere Altersgrenze des <strong>Jugend</strong>segments.<br />
Früher erfolgte in Europa der Einstieg ins Berufsleben im Alter von<br />
16 oder 18 Jahren. Heute sind die meisten Berufseinsteiger 22 Jahre<br />
alt oder noch älter, da ein Hochschulabschluss immer zentraler wird,<br />
um den begehrten ersten Job zu erhalten. Das heisst zwar nicht unbedingt,<br />
dass die <strong>Jugend</strong> von heute smarter ist, aber die Diplome bilden<br />
einen entscheidenden Faktor im Rahmen des ScreeningMechanismus<br />
der Arbeitgeber. Letztere sind viel selektiver geworden. Eigentlich<br />
ist es ein Abbild des gesellschaftlichen Wandels: Heute leben wir<br />
länger und wir steigen später und mit einer breiteren Palette an Fähigkeiten<br />
sowie einer umfassenderen Ausbildung ins Berufsleben ein.<br />
Auch die Definition von <strong>Jugend</strong> ist dem Wandel unterworfen. Vor<br />
dem Hintergrund einer sich immer schneller verändernden Welt verändert<br />
sich auch die <strong>Jugend</strong> immer schneller. Das Verhalten eines<br />
jungen Menschen vor 20 Jahren ist mit jenem eines heute 20Jährigen<br />
in keiner Weise zu vergleichen. Diese Analogie gilt zwar für<br />
alle Alterskategorien, ist aber bei den <strong>Jugend</strong>lichen am ausgeprägtesten.<br />
Vor 20 Jahren gab es zum Beispiel weder Mobiltelefon noch<br />
Internet. Diese Technologien haben unsere Art zu leben, zu arbeiten<br />
und zu konsumieren total verändert. Dies hat auch Auswirkungen<br />
auf das Wirtschaftswachstum und auf die Finanzmärkte.<br />
Welcher Kontinent hat den höchsten Anteil junger Menschen?<br />
Afrika ist mit einem Durchschnittsalter von 19,7 Jahren der jüngste<br />
Kontinent und Niger mit einem Durchschnittsalter von 15 Jahren das<br />
weltweit jüngste Land. Das andere Extrem bildet Europa, das mit ><br />
Illustrationen: Bruno Muff<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
Demografie <strong>Jugend</strong> 21<br />
Afrika ist der jüngste Kontinent, Niger die jüngste Nation<br />
Afrika verfügt über die jüngste Bevölkerung, Europa über die älteste. Niger ist mit einem<br />
Durchschnittsalter von 15 Jahren die weltweit jüngste Nation, während Japan mit einem Durchschnittsalter<br />
von 44,7 Jahren das Land mit der ältesten Bevölkerung ist.<br />
32,6<br />
Jahre<br />
44,3 30<br />
Jahre Jahre 40,2<br />
Jahre<br />
44,7<br />
Jahre<br />
Jahre 19,7<br />
Jahre<br />
15<br />
Deutschland<br />
Albanien<br />
16,9<br />
Jahre<br />
29<br />
Jahre<br />
Afrika<br />
Mauritius<br />
Niger<br />
Europa<br />
Asien<br />
Japan<br />
Afghanistan<br />
Die Länder mit der weltweit ältesten Bevölkerung<br />
sind ausnahmslos Industrienationen.<br />
Die höchsten Durchschnittsalter finden sich in den Industrienationen, die alle mit einer rapide<br />
alternden Bevölkerung konfrontiert sind. Die Regierungen sind gefordert, nachhaltige Lösungen<br />
für die explodierenden Gesundheits- und Rentenkosten zu finden.<br />
Quelle: UN, Credit Suisse Demographics Research<br />
Schweiz<br />
41,9<br />
Finnland<br />
42<br />
Channel Islands<br />
42,2<br />
Italien<br />
43,3<br />
Deutschland<br />
44,3<br />
Japan<br />
44,7<br />
Durchschnittsalter der<br />
sechs bevölkerungsmässig<br />
jüngsten Länder der Welt<br />
Durchschnittsalter der<br />
sechs bevölkerungsmässig<br />
ältesten Länder der Welt<br />
Niger<br />
15<br />
Uganda<br />
15,6<br />
Demokratische Republik<br />
Kongo<br />
16,6<br />
Burkina<br />
Faso<br />
16,7<br />
Sambia<br />
16,8<br />
Malawi<br />
16,8<br />
Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>
22 <strong>Jugend</strong> Demografi e<br />
einem Durchschnittsalter von 40,2 Jahren der bevölkerungsmässig<br />
älteste Kontinent ist. Das Land mit der weltweit ältesten Bevölkerung<br />
ist jedoch Japan; das Durchschnittsalter beträgt dort 44,7 Jahre.<br />
Worin liegen die Vorteile einer jungen Bevölkerung?<br />
Junge Menschen kosten den Staat weniger als alte, weil er nicht für<br />
jene hohen Gesundheits und Pensionskosten aufkommen muss, die<br />
eine ältere Bevölkerung generiert. In Agrarökonomien wie Mexiko<br />
haben grosse Familien den Vorteil, dass mehr Hände auf dem Feld<br />
mit anpacken können. Einen weiteren positiven Faktor bildet die so<br />
genannte demografische Dividende, eine Theorie, der sich unter<br />
anderem auch die HarvardÖkonomen David Bloom und David Canning<br />
bedienen, um den Beitrag der Demografie zum wirtschaftlichen<br />
Wachstum in Lateinamerika und Asien zu erklären. Sie schreiben bis<br />
zu 40 Prozent des Wirtschaftswachstums in den beiden Regionen<br />
in den 1970er, 1980er und 1990erJahren der demografischen<br />
Dividende zu. Diese Theorie besagt, dass die zunehmende Industrialisierung<br />
eine Wanderbewegung von ländlichen in urbane Räume<br />
auslöste. In den städtischen Ballungszentren war Kinderarbeit aber<br />
nicht so gefragt wie auf dem Land. Darüber hinaus war das Grossziehen<br />
von Kindern in Städten teuer. Deshalb hatten Familien weniger<br />
Kinder, investierten aber umso mehr in deren Ausbildung. Die neue<br />
Generation gut ausgebildeter Kinder trat in den 80er und 90er<br />
Jahren in den asiatischen und lateinamerikanischen Arbeitsmarkt ein<br />
Durchschnittliche jährliche Veränderung der<br />
Weltbevölkerung zwischen 1950 und 2<strong>05</strong>0<br />
Die Weltbevölkerung wuchs zwischen 1985 und 1990 um etwa<br />
90 Millionen Menschen jährlich. Diese Zahl ist inzwischen auf 80 Millionen<br />
pro Jahr gesunken, sodass die Weltbevölkerung heute rund<br />
6,9 Milliarden Menschen umfasst. Gemäss Hochrechnungen dürfte im<br />
Jahr 2<strong>05</strong>0 mit 9,2 Milliarden Menschen der Höchststand erreicht sein.<br />
Quelle: UN, Credit Suisse Demographics Research<br />
Zeitraum<br />
2045–<br />
2<strong>05</strong>0<br />
2040–<br />
2045<br />
2035–<br />
2040<br />
2030–<br />
2035<br />
2025–<br />
2030<br />
2020–<br />
2025<br />
2015–<br />
2020<br />
20<strong>10</strong>–<br />
2015<br />
20<strong>05</strong>–<br />
20<strong>10</strong><br />
2000–<br />
20<strong>05</strong><br />
1995–<br />
2000<br />
1990–<br />
1995<br />
1985–<br />
1990<br />
1980–<br />
1985<br />
1975–<br />
1980<br />
1970–<br />
1975<br />
1965–<br />
1970<br />
1960–<br />
1965<br />
1955–<br />
1960<br />
1950–<br />
1955<br />
30 40 50 60 70 80 90<br />
Bevölkerungswachstum pro Jahr in Millionen<br />
und steuerte ihren Anteil – die «demografische Dividende» – an das<br />
hohe BIPWachstum zwischen 1980 und 2000 bei.<br />
Gibt es auch Nachteile?<br />
Eine Bevölkerung mit einem hohen Anteil an ungebildeten jungen<br />
Menschen kann zu einem demografischen Nachteil werden, insbesondere<br />
wenn die Aussichten für diese <strong>Jugend</strong> düster sind. Wenn<br />
diese jungen Menschen, vor allem die Männer, nicht gut in die Gesellschaft<br />
eingebunden sind, können sie irregeführt werden und sich<br />
auf kontraproduktive Aktivitäten einlassen, sie können anfälliger sein<br />
für Propaganda und Gehirnwäsche, zu gesellschaftlichen Unruhestiftern<br />
werden und sich im Extremfall gar einer terroristischen Sache<br />
verschreiben. Die Geschichte hat gezeigt, dass es mehr Zerstörung<br />
und Kriege gibt, wenn eine Gesellschaft über einen hohen Anteil an<br />
jungen Männern verfügt. Schauen wir uns nur das Gebaren des<br />
römischen, türkischen oder mongolischen Imperiums an, als dort<br />
eine solche Bevölkerungsstruktur vorherrschte.<br />
Welches ist die ideale Altersstruktur einer Bevölkerung?<br />
Gesellschaften brauchen einen gut ausgebildeten, offenen, heterogenen<br />
Mix von Menschen, die sich in verschiedenen Rollen ergänzen<br />
können – von Handwerkern bis zu Intellektuellen. Die USA haben<br />
dies erkannt und ziehen einen Vorteil aus der Kombination von älteren<br />
und jungen, dynamischen Arbeitern.<br />
Also ist die Komplementarität der Fähigkeiten entscheidend?<br />
Richtig. In der westlichen Welt besteht eine Gefahr: Die <strong>Jugend</strong> neigt<br />
vermehrt dazu, so genannte weiche Fächer wie Marketing, Soziologie<br />
oder Ökonomie zu studieren. «Harte» Fächer wie Ingenieurwesen,<br />
Naturwissenschaften und Mathematik sind weniger gefragt, weil<br />
Wissenschaftler und Forscher vergleichsweise geringer geschätzt<br />
werden. Um jedoch in den Industrieländern weiterhin Innovation und<br />
ein ausgewogenes, branchenübergreifendes Wachstum zu generieren,<br />
braucht es ein solides Gleichgewicht zwischen Wissenschaftlern<br />
und Ingenieuren, welche auf der einen Seite die technische Innovation<br />
vorantreiben und den Vertretern der weicheren Disziplinen wie<br />
Werbung, Verkauf und Wirtschaft auf der anderen Seite.<br />
Zudem verschmäht die westliche <strong>Jugend</strong> die manuellen Berufe.<br />
Hier kommt die Einwanderung ins Spiel. Sie ist eine echte Winwin<br />
Situation, vorausgesetzt, beide Seiten sehen Aufwand und Ertrag<br />
der Einwanderung im richtigen Licht. Einerseits müssen sich die<br />
Immigranten anpassen und versuchen, sich zu integrieren. Andererseits<br />
müssen sich die Einheimischen vor Augen halten, dass die<br />
Immigranten jene Arbeiten ausführen, die nötig sind, sie selbst jedoch<br />
verschmähen.<br />
Was ist typisch für die heutige <strong>Jugend</strong>?<br />
Die Jungen sind heute viel früher schon Multitaskers – mit beeindruckenden<br />
technologischen Fähigkeiten. Als Fünfjährige können<br />
sie bereits 15 verschiedene technologische Geräte bedienen. In<br />
jenem Alter durften wir früher in Entwicklungsländern kaum den<br />
Plattenspieler oder den Fernseher im Wohnzimmer berühren, denn<br />
die waren damals sehr teuer. Die heutige <strong>Jugend</strong> ist auch hoch<br />
kreativ (im Zusammenhang mit Facebook, Twitter, Google oder eBay)<br />
und sieht Perspektiven, die wir uns kaum vorstellen können. Die<br />
Kehrseite dieses Phänomens besteht darin, dass bei Kindern, die<br />
mit DVD, MP3Playern und dem Internet umgehen können, die<br />
Sozialkompetenz, der Gemeinschaftssinn und die physische Fitness<br />
weniger ausgeprägt sind als bei vorangegangenen Generationen.<br />
Welches ist global die grösste demografische Herausforderung?<br />
Dass so viele Mädchen nicht die Möglichkeit haben, ihr Leben frei zu<br />
leben und zu geniessen. In China und Indien gibt es rund 20 Prozent<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
Demografie <strong>Jugend</strong> 23<br />
Illustration: Bruno Muff | Foto: Credit Suisse<br />
mehr männliche als weibliche junge Menschen; insgesamt verfügt<br />
Indien über acht Prozent mehr Männer als Frauen. In den Industrieländern<br />
sind die Verhältnisse umgekehrt: Es gibt etwas mehr Frauen<br />
als Männer. In vielen armen Ländern sind die Frauen benachteiligt.<br />
Dabei bilden sie einen zentralen Faktor für echtes Wachstum in<br />
jenen Volkswirtschaften. Sie sind die Mütter von morgen und die<br />
Rollenmodelle für künftige Generationen. Mädchen muss eine angemessene<br />
Bildung ermöglicht werden, bereiten sie doch den Boden<br />
für eine gesündere, offenere, dynamischere und friedlichere Gesellschaft.<br />
Sie müssen die Möglichkeit erhalten, wirtschaftlich aktiv und<br />
finanziell unabhängig zu sein.<br />
Wie soll man auf die rapide alternde Bevölkerung reagieren?<br />
Frühpensionierungen sollten erschwert werden. In Frankreich und<br />
Deutschland zum Beispiel treten die Menschen im Durchschnitt zwei<br />
bis vier Jahre vor dem offiziellen Rentenalter in den Ruhestand. Wir<br />
weisen die Regierungen immer wieder darauf hin, dass es schlicht<br />
nicht haltbar ist, dass man sich angesichts einer Lebenserwartung<br />
von 85 oder 90 mit 65 pensionieren lässt und von einer grosszügigen<br />
Rente lebt. Um einen Konflikt zwischen den Generationen zu vermeiden,<br />
müssen dies sowohl die Alten wie die Jungen einsehen. Sie<br />
müssen gemeinsam zur Lösung der Probleme beitragen. Zudem<br />
müssen junge Menschen arbeitstätig und produktiv sein. Die globale<br />
<strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit erreichte 2009 ein Rekordniveau; 19 Prozent<br />
der 15 bis 24Jährigen waren ohne Arbeit. Länder mit einem<br />
hohen Anteil an nicht mehr erwerbstätigen Menschen können sich<br />
Arbeitslosigkeit schlicht nicht leisten. In Schwellenländern muss der<br />
Anteil der Frauen an der erwerbstätigen Bevölkerung erhöht werden.<br />
In Indien und in der Türkei beträgt die Differenz in der Erwerbs quote<br />
zwischen Männern und Frauen rund 50 Prozent. Doch damit Frauen<br />
am Erwerbsleben teilhaben können, müssen die Regierungen den<br />
ärmsten Mädchen Zugang zu Nahrung, sauberem Wasser, Elektrizität<br />
und Gesundheitsversorgung ermöglichen. Danach gilt es, diese<br />
Mädchen auszubilden.<br />
Dies bedingt bei den Männern eine Änderung der Mentalität.<br />
Das Argument, Ausbildung sei zu teuer, ist eine unhaltbare Ausrede.<br />
Die Kosten für Schreibstifte und Schulbücher haben sich in den vergangenen<br />
40 Jahren massiv reduziert. Man darf auch informelle Bildungskanäle<br />
wie das Fernsehen nicht vergessen; sie tragen ebenfalls<br />
zur Bildung und Befähigung von Frauen in ärmeren Ländern bei. Es<br />
braucht auf allen Ebenen und für alle Altersgruppen Bildung – für Kinder,<br />
<strong>Jugend</strong>liche, mittelalterliche und alte Menschen –, damit wir die<br />
Herausforderungen einer alternden Gesellschaft bewältigen können.<br />
Stehen wir nicht vor unlösbaren Ressourcenproblemen?<br />
Nachhaltigkeit ist selbstverständlich ein Thema. Wir müssen mehr<br />
Sorge zu den Ressourcen tragen. Die Menschen müssen von Anfang<br />
an für das Recycling sensibilisiert werden und ganz allgemein dafür,<br />
wie eine Veränderung des Lebensstils die Umwelt positiv beeinflussen<br />
kann. Wer arm ist und ums nackte Überleben kämpft, misst der<br />
Nachhaltigkeit nicht oberste Priorität zu.<br />
Wann wird die Weltbevölkerung ihren Höchststand erreichen?<br />
Gemäss Schätzungen dürfte die Weltbevölkerung um 2<strong>05</strong>0 mit<br />
9,2 Milliarden Menschen ihren Höchststand erreichen – gegenüber<br />
6,9 Milliarden heute. Dies ist jedoch eine Prognose; das menschliche<br />
Verhalten verändert sich schnell. Fruchtbarkeits und Sterblichkeitsraten<br />
können sich als Folge von Verhaltensänderungen, Anreizen<br />
oder Naturkatastrophen verändern. Das Bevölkerungswachstum verlangsamt<br />
sich bereits, was positiv für unsere endlichen natürlichen<br />
Ressourcen ist. <<br />
Dr. Amlan Roy ist Leiter des Global Demographics<br />
and Pensions Research der Credit Suisse mit<br />
Sitz in London. Er liefert globalen Kunden wie Zentralbanken,<br />
Finanzministerien, Pensionskassen,<br />
Versicherungen oder Echtgeldkonten in 35 Ländern<br />
strategische Researchdaten und referiert jährlich<br />
an über 40 Konferenzen und Gross anlässen.<br />
Darüber hinaus ist er Senior Research Associate<br />
der Financial Markets Group der London School<br />
of Economics und Gastprofessor unter anderem<br />
an der London Business School, der Stanford<br />
University und der Univer sität Zürich. Früher entwickelte<br />
er für die Credit Suisse als Schwellenländer-<br />
Strategieexperte Risiko- und Unabhängigkeitsbewertungsmodelle<br />
für Länder und Währungen in<br />
über 36 Schwellenmärkten. Bevor er 1988 bei<br />
der Credit Suisse einstieg, war Amlan über zehn<br />
Jahre an US- und UK-Universitäten als Professor<br />
für Finanz und Wirtschaft tätig und erhielt fünf<br />
Lehrauszeichnungen. Amlan promovierte an der<br />
University of Iowa in Finanz ökonomie und verfügt<br />
über einen MBA des Indian Institute of Management<br />
in Ahmedabad sowie über ein BA (Honours)<br />
in Ökonomie des St. Stephen’s College der University<br />
of Delhi.<br />
Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>
24 <strong>Jugend</strong> Milos Forman<br />
Milos Forman:<br />
Eine <strong>Jugend</strong> in Böhmen<br />
Sein Lebenswerk umfasst Filme wie «Einer flog über das Kuckucksnest», «Amadeus»<br />
oder «Goyas Geister ». Dafür wurde der zweifache Oscar-Preisträger am Zurich<br />
Film Festival mit dem «Goldenen Auge» geehrt. Seine <strong>Jugend</strong> war eine schwierige Zeit,<br />
die er mit dem typischen tschechischen Lächeln gemeister hat. Text: Andreas Schiendorfer<br />
Fotos: Muster Mustermann | Muster Mustermann<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
Milos Forman <strong>Jugend</strong> 25<br />
Fotos: United Artists, Fantasy Films, Kobal Collection | Zurich Film Festival<br />
Der Kreis möchte sich schliessen. Milos Forman, in Böhmen aufgewachsen,<br />
plant zusammen mit seinem <strong>Jugend</strong>freund Vaclav Havel<br />
einen Film über das Münchner Abkommen von 1938. Im Zuge ihrer<br />
Appeasement-Politik befürworten damals Grossbritannien, Frankreich<br />
und Italien die Angliederung des Sudetenlands ans Deutsche<br />
Reich auf Kosten der Tschechoslowakischen Republik. Im Zentrum<br />
des Films soll die Sicht des französischen Premierministers Edouard<br />
Daladier stehen, der 30 Jahre nach dem Abkommen und angesichts<br />
seines nahen Todes die ganze Wahrheit erzählt über die Ereignisse,<br />
die den Gang der Weltgeschichte mitbestimmten.<br />
Das Drehbuch ist vorhanden, doch am Rande des Zurich Film<br />
Festival erklärt Milos Forman, der Film sei «on hold» und werde aus<br />
finanziellen Gründen wohl nicht zustande kommen. Rückschläge gehören<br />
zum Künstlerleben. Bereits sein letztes Filmprojekt über den<br />
Pokerspieler Amarillo Slim wurde nicht realisiert. Diesmal ist es aber<br />
besonders schmerzlich, weil der Film Formans Rückkehr in seine<br />
Heimat und in die eigene Kindheit abgeschlossen hätte. Wenigstens<br />
kann er in Zürich den Film «A Walk Worthwhile» zeigen, die Verfilmung<br />
der in den 1960er-Jahren entstandenen Jazzoper von<br />
Jiri Slitr und Jiri Suchy, die Milos Forman mit seinen Söhnen Petr<br />
und Matej im Nationaltheater in Prag wiederaufgeführt hat.<br />
Milos Forman reagiert auf die Enttäuschung mit seiner besten<br />
Waffe: dem Humor. Mit einem vielsagenden Lächeln, begleitet von<br />
einem Achselzucken. «Humor », sagt er, «spielte schon immer eine<br />
grosse Rolle in der tschechischen Kultur. Denken Sie nur an den<br />
braven Soldaten Schwejk, unseren Nationalhelden. Wir sind ein<br />
kleines Land, umgeben von mächtigen Nachbarn, die seit 2000<br />
Jahren versuchen, uns zu beherrschen – da wird Humor zu einer<br />
wichtigen Waffe im Überlebenskampf.» Das Gleiche gilt indes auch<br />
für das Individuum in der totalitären Gesellschaft. Humor ist, präzisiert<br />
Forman, der einzige Schutz gegen die Dummheit, in seiner<br />
eigenen Geschichte ist es zuerst die Dummheit des Nationalsozialismus,<br />
dann des Kommunismus. Als Künstler profitiert Forman ganz<br />
konkret. Seine ersten Filme sind geprägt durch eine Komik, die man<br />
durchaus als Kritik an den bestehenden Zuständen verstehen kann.<br />
Doch die kommunistische Zensur, die in der Ära Chruschtschow<br />
etwas gelockert ist, wird mit der Begründung «ist ja nur Spass, gar<br />
nicht ernst gemeint » getäuscht. Vorerst.<br />
Die Zensur hat jedoch, wie er in Zürich betont, auch ihr Gutes.<br />
«In Amerika greifen die Studios sehr direkt und mitunter massiv in<br />
einen Film ein. Im Kommunismus wird der Film als Ganzes verboten»,<br />
meint er. «Irgendwann aber ist jede Diktatur zu Ende, dann kann der<br />
Film in seiner originalen Form gezeigt und gesehen werden.»<br />
Doch am Anfang ist der Anfang: Geboren wird Jan Tomas «Milos»<br />
Forman im tschechischen Caslav (Tschaslau) im Jahre 1932, eine<br />
wirtschaftlich und politisch schwierige Zeit, die in den Zweiten Weltkrieg<br />
mündet. Wird er, wie man meist liest, traumatisiert, weil seine<br />
Eltern im Konzentrationslager sterben? Die Wahrheit ist ambivalent.<br />
Milos Forman schildert den Tag der Verhaftung. «Ich war acht Jahre<br />
alt und ging in die Schule, in der auch mein Vater unterrichtete. Eines<br />
Tages kam der Direktor in meine Klasse und bat mich, ihm zu folgen.<br />
Draussen stand mein Vater, umringt von Männern in langen Ledermänteln,<br />
und meinte zu mir: ‹Sagst du bitte der Mama, dass alles in<br />
Ordnung ist und ich bald wiederkomme?› Und der Schuldirektor sagte:<br />
‹Milos, du musst heute nicht mehr zurück in den Unterricht. Geh<br />
heim und gib deiner Mutter diesen Brief.› Und ich war glücklich. Ich<br />
lief begeistert durch die Stadt, kam freudestrahlend heim, alberte<br />
mit meiner Mutter und gab ihr den Brief des Direktors. Sie öffnete ><br />
Milos Forman wurde am 18. Februar 1932 im tschechischen<br />
Caslav geboren. 1968 emigrierte er in die<br />
USA. Der zweifache Oscar-Preisträger ist Vater zweier<br />
Zwillingspaare. Das passt. Er ist selbst Zwilling, ist<br />
Tscheche und Amerikaner zugleich, meint in slawisch<br />
gefärbtem Englisch: «Ich denke, ich bin ein amerikanischer<br />
Filmemacher mit einem tschechischen<br />
Herzen. Das merke ich vor allem daran, dass ich nach<br />
wie vor tschechische Poesie sehr schätze, während<br />
ich Lyrik auf Englisch noch immer nicht ganz<br />
verstehe. In welcher Sprache ich träume, kann ich<br />
nicht sagen.»<br />
Zurich Film Festival<br />
Das «europäische Sundance Film Festival» hat sich der Nachwuchsförderung<br />
verschrieben. Werden Stars wie Stephen Frears,<br />
Oliver Stone, Costa-Gavras, Sylvester Stallone oder Morgan<br />
Freeman eingeladen und geehrt oder wirken wie Peter Fonda und<br />
Frank Langella als Jurypräsidenten, dann unterhalten sie sich in<br />
der Master Class immer auch mit jungen Regisseuren oder Drehbuch<br />
autoren. Ein Teil unserer Informationen über Milos Forman<br />
stammt von einer solchen Begegnung.<br />
Hier die diesjährigen Gewinner des «Goldenen Auges»: Srdjan<br />
Koljevic, Serbien, Florian Cossen, Deutschland, Janus Metz,<br />
Dänemark. Milos Forman erhielt seinen ersten Oscar elf Jahre<br />
nach seinem Schweizer Preis … siehe Seite 26<br />
www.zurichfilmfestival.org<br />
Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>
26 <strong>Jugend</strong> Milos Forman<br />
ihn, wurde bleich und brach plötzlich in Tränen aus.» Seine Verwandten<br />
erzählen ihm nichts vom Horror der Nazis, sagen bloss,<br />
seine Eltern seien in einem Lager und kämen sicher irgendwann zurück.<br />
Die einzigen Lager aber, die der kleine Milos kennt, sind Pfadfinderlager.<br />
«Ich habe es damals nicht verstanden, und eigentlich<br />
verstehe ich bis heute nicht, was passiert ist», gesteht Forman. «Man<br />
hat mich vor dem Wissen um diese Gräuel geschützt. Ich hatte in<br />
meiner Kindheit durchaus glückliche Momente.»<br />
Die Eltern werden umgebracht: Mutter Anna 1943 im Konzentrationslager<br />
Auschwitz, Vater Rudolf 1944 in Buchenwald. Doch ist<br />
er überhaupt sein richtiger Vater ? Auch dazu gibt Milos Forman bereitwillig<br />
Auskunft: «Ich weiss es nicht. Jahre später bekam ich die<br />
kaum lesbaren Aufzeichnungen einer Jüdin zugeschickt: Meine Mutter<br />
habe ihr kurz vor ihrem Tod gesagt, mein wahrer Vater sei ein<br />
jüdischer Architekt, der sich rechtzeitig nach Südamerika habe absetzen<br />
können. Ich hatte nie zuvor davon gehört, und ich konnte nicht<br />
überprüfen, ob es stimmt. Doch für mich spielt es keine Rolle. Für<br />
mich ist Rudolf Forman mein Vater.»<br />
Die Angst vor der Macht der Worte<br />
Selbst die Gründe für Formans Verhaftung bleiben im Dunkeln. Zwar<br />
hat er einer Untergrundbewegung angehört, aber vorgeworfen wird<br />
ihm vor allem, dass er in der Schule verbotene Autoren liest: William<br />
Shakespeare. Josef und Karel Capek. Ernest Hemingway. Die Angst<br />
vor der Macht der Worte.<br />
Als Jahre später die jungen Künstler Milos Forman und Vaclav<br />
Havel einen Film über Franz Kafka drehen wollen, wird dies von den<br />
Kommunisten verhindert.<br />
Wann aber stellt sich beim kleinen Milos der kinomagische Moment<br />
ein? Wann beschliesst er, sein Leben dem Film zu widmen? Wiederum<br />
eine überraschende Antwort: «Mein zwölf Jahre älterer Bruder<br />
arbeitete als Bühnenbildner bei einer Operettenwandertruppe. Als<br />
diese gegen Kriegsende in unserer Stadt auftrat, nahm er mich mit<br />
«Der Schwarze<br />
Peter » (1964)<br />
«Amadeus»<br />
(1984)<br />
«Liebe einer<br />
Blondine» (1965)<br />
«Der Mondmann»<br />
(1999)<br />
«Der Feuerwehrball»<br />
(1967)<br />
«Goya’s Ghosts»<br />
(2006)<br />
«Hair » (1979)<br />
«A Walk Worthwhile»<br />
(2009)<br />
Filmografie Den entscheidenden Preis erhielt<br />
Milos Forman zu Beginn der Karriere: in Locarno das<br />
«Goldene Segel» für den Erstling «Der Schwarze<br />
Peter». Dies bot ihm Schutz vor der kommunistischen<br />
Willkür und stellte letztlich die Basis für seine grossen<br />
Erfolge dar. Je einen Oscar als Regisseur erhielt<br />
Forman 1975 für «Einer flog über das Kuckucksnest»<br />
(Bild Seite 24) sowie 1984 für «Amadeus». Zusammen<br />
holten diese Filme 13 Academy Awards.<br />
13 weitere Nominationen gab es für «Liebe einer<br />
Blondine», den «Der Feuerwehrball», «Ragtime»<br />
(1981), «Valmont» (1989) sowie «Larry Flint –<br />
Die nackte Wahrheit» (1996).<br />
hinter die Kulissen. Niemand liess sich von mir beeindrucken. Man<br />
schwatzte und rauchte, zog sich um. Diese prachtvollen Frauen körper,<br />
diese berauschenden Düfte! Ein Paradies für einen heranwachsenden<br />
Jungen. Sie waren meine Götter. Doch plötzlich merkte ich, alle<br />
diese Götter hörten auf einen einzigen Mann, einen Super-Gott: den<br />
Theaterregisseur. Das wollte ich werden.»<br />
Ergo meldet sich Forman nach dem Internat in Podebrady bei<br />
einer Theaterschule an – im Mai. Doch Bescheid, negativen Bescheid,<br />
erhält er erst im September, unmittelbar vor Semesterbeginn. Es<br />
droht die Einberufung ins Militär. Nur drei rettende Studienrichtungen<br />
stehen ihm so kurzfristig noch offen: Bergbau, Jurisprudenz oder<br />
Drehbuchautor an der Filmhochschule. Forman wählt das kleinste<br />
Übel, das natürlich nicht weit von seinen Intentionen entfernt ist –<br />
und wird dann mehr und mehr von der Faszination des Films ergriffen.<br />
Charlie Chaplin, Buster Keaton, John Ford.<br />
Die Ausbildung ist hervorragend, die Filmhochschule FAMU in<br />
Prag geniesst Weltruf. Warum? «Wir hatten herausragende, systemkritische<br />
Intellektuelle. Die Kommunisten getrauten sich nicht, sie<br />
umzubringen, aber ihren Beruf in der Öffentlichkeit ausüben durften<br />
sie nicht mehr. Also steckte man sie in die Schule. Dort sah sie niemand,<br />
dort konnten sie keinen Schaden anrichten. Für uns ein grosses<br />
Glück.» Milan Kundera. Martin Fric. Alfred Radok.<br />
Drehbuchautor, Schauspieler, Regieassistent<br />
Milos Forman schreibt ab Mitte der 1950er-Jahre Drehbücher (meist<br />
mit Ivan Passar), ist Schauspieler, Regieassistent, Regisseur. Vier<br />
Jahre, 1958 bis 1962, ist er mit der Schauspielerin Jana Brejchova<br />
verheiratet, danach ab 1964 mit der Schauspielerin Vera Kresadlova,<br />
die ihm die Zwillinge Petr und Matej schenkt. Bereits sein erster<br />
grosser Film «Der schwarze Peter » findet im Ausland grossen Anklang,<br />
gewinnt 1964 in Locarno das «Goldene Segel», was ihn bis<br />
heute mit der Schweiz verbindet. Die <strong>Jugend</strong> ist nun vorbei.<br />
Doch die Zäsur, die die erste Lebensphase wirklich beendet, sollte<br />
erst noch kommen. Nach zwei weiteren Filmen sucht Milos Forman<br />
in Paris Gelder für sein nächstes Projekt. Genau zu dieser Zeit beenden<br />
die Sowjetrussen mit ihren Panzern den Prager Frühling unter<br />
Alexander Dubcek. «Der Feuerwehrball» wird verboten, das Prager<br />
Filmstudio distanziert sich von Forman. Nach einer kurzen Rückkehr<br />
in die Heimat entschliesst er sich zur Emigration in die USA. Sein<br />
nächster Film, «Taking Off», wird zwar kein Kassenschlager, gewinnt<br />
aber als amerikanischer Beitrag an den Filmfestspielen in Cannes<br />
den Grossen Preis der Jury. Eine Provokation für die Kommunisten.<br />
Ist danach der Kontakt zu seiner Familie abgebrochen? «Nein, wir<br />
telefonierten miteinander und schrieben Briefe, wissend, dass das<br />
Telefon abgehört wird und die Briefe gelesen werden.»<br />
Die linientreuen Funktionäre sind schon zuvor tätig: Forman lernt<br />
an einem Filmfestival den grossen Kirk Douglas kennen, dieser<br />
will mit ihm einen Film drehen. Doch Forman wartet vergeblich auf<br />
das Drehbuch. Er ist enttäuscht, aber nicht überrascht. Typisch Amerikaner.<br />
Jahre später engagiert Kirks Sohn Michael Douglas ihn völlig<br />
ahnungslos für einen Film. Milos Forman staunt. Es ist das gleiche<br />
Drehbuch! Jahre zuvor ist es von der Zensur abgefangen worden.<br />
Auch Kirk war damals enttäuscht, dass der junge Tscheche nicht auf<br />
sein Angebot reagierte. Das ist die Geschichte hinter der Geschichte<br />
von «Einer flog über das Kuckucksnest». Besonders die Schlussszene<br />
liebt Forman: «Dies war der Traum, den wir im Kommunismus<br />
lebten: einfach irgendetwas in die Hand zu nehmen und es quer<br />
durch die Bar zu werfen. Das ist Freiheit.» <<br />
Fotos: Ceskoslovensky Film; Barrandov Studios; Ceskoslovensky, Barrandov, Carlo Ponti; United Artists; Saul Zaentz Company; Universal, Duhamel, François; Antena 3 TV, Saul Zaentz Productions; The Kobal Collection | Zurich Film Festival<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
ulletin plus –<br />
das Heft im Heft für<br />
Schweizer Leser<br />
Sorgenbarometer 20<strong>10</strong> – wo drückt die Schweizer der Schuh?<br />
Seit 34 Jahren wird im Auftrag des <strong>bull</strong>etin die Umfrage «Sorgenbarometer» durch -<br />
geführt. Längst ist sie zum Standardinstrument für Politiker, Journalisten und Wirtschaftsführer<br />
geworden, die wissen wollen, wie die Stimmung in der Schweizer Bevölkerung<br />
ist, was die Stimmbürger wirklich bewegt. Neben dem interessanten Langzeitvergleich<br />
gibt es immer wieder erstaunliche Ergebnisse, die es zu analysieren gilt. Hätten Sie<br />
gedacht, dass das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung stark abgenommen hat und insbesondere<br />
die bürgerliche Mittelschicht die Ausländerintegration als Problem wahrnimmt ?<br />
Oder dass das Vertrauen in die Kirchen so hoch ist wie nie in den letzten 30 Jahren?<br />
PDF-Versionen (d/f/i) unter www.credit-suisse.com/<strong>bull</strong>etin.<br />
Magazin der Credit Suisse | Dezember 20<strong>10</strong><br />
20<strong>10</strong><br />
Sorgenbarometer<br />
Seite 4 Sorgenbarometer Wirtschaftsoptimismus, aber Sicherheitsängste | Seite <strong>10</strong> Spezialanalyse Sprachregionen<br />
Gibt es den «Röstigraben» ? | Seite 12 Spezialanalyse Generationen Wie die Alten so die Jungen? | Seite 14 Interview<br />
Nationalratspräsident 2011 Jean-René Germanier: «Die Schweiz braucht keinen Komplex zu haben»
28 Credit Suisse<br />
Credit Suisse Schweiz<br />
Business / Sponsoring / In der Gesellschaft<br />
Business School<br />
Bachelor für Bankbranche<br />
Auf Initiative der Business School<br />
wurde 2004 in Zusammenarbeit mit<br />
der Zürcher Hochschule Winterthur<br />
(ZHAW) ein berufsbegleitender<br />
Studiengang im Bereich<br />
Banking lanciert. Damit beschritt<br />
die Credit Suisse in der Schweiz<br />
einen Pionierweg. Die praxisorientierte<br />
Ausbildung schult neben<br />
bankspezifischem Fachwissen vor<br />
allem Wirtschaft, Recht und Mathematik<br />
und vermittelt zudem Sozialund<br />
Managementkompetenzen.<br />
Das Programm wurde inzwischen<br />
auf weitere Fachhochschulen ausgeweitet<br />
und nun als Standard<br />
für die gesamte Finanzbranche in<br />
der Schweiz übernommen. «Der<br />
Bachelor of Science in Business<br />
Administration, Vertiefung Banking<br />
and Finance, zählt heute zur wichtigsten<br />
Erst-Weiterbildung für den<br />
Bankennachwuchs in der Schweiz<br />
und ist eine hervorragende Grundlage<br />
für eine erfolgreiche Berufslaufbahn»,<br />
sagt Werner Widmer,<br />
Leiter Education Landscape bei der<br />
Business School. «Zudem ist er<br />
ein gutes Beispiel dafür, wie die<br />
Credit Suisse Unternehmertum,<br />
Bildung und Nachwuchsförderung<br />
erfolgreich verbindet.» Am 7. Oktober<br />
wurden Studierende der letzten<br />
Credit Suisse internen Klassen<br />
diplomiert. 23 Absolventen konnten<br />
von Reto Isenegger, COO Region<br />
Schweiz, Glückwünsche für<br />
ihre ausserordentliche Leistung<br />
entgegennehmen.<br />
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Tel. 044-211 30 00<br />
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Swiss Innovation Forum<br />
Innovative Unternehmen<br />
Die Unternehmen Malcisbo,<br />
Zürich (Kategorie Seed), Optotune,<br />
Dübendorf (Start-up) und HeiQ<br />
Materials, Bad Zurzach (Maturity<br />
Stage) erhielten im November auf<br />
dem Novartis Campus den Swiss<br />
Technology Award 20<strong>10</strong>. Als Hauptpartner<br />
des Swiss Innovation Forum<br />
war die Credit Suisse in der Jury<br />
durch Hans Baumgartner, Leiter<br />
KMU-Geschäft Schweiz, vertreten.<br />
MicroBike<br />
Pedal against poverty<br />
Die Credit Suisse unterstützt den<br />
Mikrofinanzsektor über ihre Geschäftsinteressen<br />
hinaus, einerseits<br />
mit Spenden, andererseits durch<br />
Mitarbeitende, die helfen, Kompetenzen<br />
in diesem Sektor aufzubauen.<br />
Zudem sammelten die<br />
Credit Suisse New York Ad vocates<br />
im Rahmen der MicroBike-Initiative<br />
von ACCION International 5200<br />
US-Dollar für die Mikrofinanzprogramme<br />
der Organisation in Lateinamerika,<br />
Afrika und Asien.<br />
Convention of Biological Diversity<br />
Leben in Harmonie –<br />
auch in der Zukunft<br />
Die Besorgnis über die Konsequenzen<br />
des Verlusts der Biodiversität<br />
findet Ausdruck im Übereinkommen<br />
über die biologische Vielfalt («Convention<br />
of Biological Diversity»).<br />
192 Staaten haben sich mit diesem<br />
Vertrag zur Erhaltung der natürlichen<br />
Lebensräume, Arten und<br />
Gene verpflichtet. An einer jährlichen<br />
Konferenz, die dieses Jahr in<br />
Nagoya, Japan, stattfand, wird<br />
regelmässig die aktuelle Situation<br />
diskutiert. Auch die Credit Suisse<br />
setzt sich mit diesem Thema auseinander<br />
und integriert ökolo gische<br />
Aspekte in ihre Geschäftstätigkeit.<br />
An einer Nebenveran staltung<br />
der Finanzinitiative des Umweltprogramms<br />
der Ve reinten Nationen<br />
(UNEP FI) präsentierte sie – vertreten<br />
durch John Tobin und Ben<br />
Ridley von Credit Suisse Sustainability<br />
Affairs – ihren Umgang mit<br />
den Chancen und Risiken im Bereich<br />
der Forstwirtschaft.<br />
World Wide Fund for Nature<br />
Neue Bäume für Indonesien<br />
Im Rahmen von Credit Suisse<br />
Cares for Climate haben wir eine<br />
Partnerschaft mit WWF newTrees<br />
abgeschlossen. Bei dieser Wiederaufforstungsinitiative<br />
übernehmen<br />
Einzelpersonen die Patenschaft<br />
für Setzlinge und leisten so einen<br />
Beitrag gegen den Verlust der<br />
Biodiversität und gegen Kohlenstoffemissionen<br />
als Folge inten -<br />
siver Waldnutzung. Auf der indonesischen<br />
Insel Lombok wurde<br />
eine Waldzone von 15 Hektaren<br />
(6000 Bäume) für Baumpatenschaften<br />
von Credit Suisse Mitarbeitenden<br />
reserviert. Pflanzung<br />
und Unterhalt werden von lokalen<br />
Gemeinschaften übernommen.<br />
Anzeige<br />
Die Initiative trägt darüber hinaus<br />
zu einer verbesserten Wasserbewirtschaftung<br />
bei und bietet der<br />
Be völkerung eine alternative Einnahmequelle.<br />
Tag der offenen Minergie-P-Häuser<br />
Energieeffizientes Bauen<br />
Viele Bauherrschaften, Hausbesitzer<br />
und Investoren in der Schweiz<br />
beachten mittlerweile den Minergie<br />
® -Standard, eine Norm für energieeffizientes<br />
Bauen. Dies muss<br />
keineswegs zu Komforteinbussen<br />
führen. So ist es beispielsweise<br />
möglich, ein Gleichgewicht zwischen<br />
Heizen und Abwärme zu schaffen,<br />
das dennoch sehr gute Wohnqualität<br />
garantiert. Interessierte erhielten<br />
im November die Möglichkeit,<br />
rund 160 Minergie-P-Häuser in der<br />
Deutschschweiz zu besichtigen. Als<br />
Patronatspartnerin unterstützte die<br />
Credit Suisse die von der Geschäftsstelle<br />
Minergie und der IG Passivhaus<br />
Schweiz orga nisierte Veranstaltung<br />
bereits zum dritten Mal.<br />
www.minergie.ch<br />
Junge Wirtschaftskammer<br />
Credit Suisse Mitarbeiter<br />
als neuer Nationalpräsident<br />
Am Nationalkongress der Jungen<br />
Wirtschaftskammer der Schweiz<br />
(JCIS) in Kreuzlingen wurde Pietro<br />
Vicari, Firmenkundenmitarbeiter<br />
in Lugano, als Nachfolger von<br />
Liliane Kramer Berner zum neuen<br />
Nationalpräsidenten gewählt. Diana<br />
Costa, Credit Suisse St. Moritz,<br />
l eitet eine der vier JCIS-Regionen.<br />
Fotos: Parixit Parekh, Credit Suisse | Minergie | Corriere del Ticino<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
Credit Suisse 29<br />
Direct Net E-Dokumente<br />
Papierflut vermindern<br />
Privat- und Firmenkunden der<br />
Credit Suisse können neu ihre<br />
Bank belege im Direct Net elektronisch<br />
empfangen. Die Umwelt<br />
profitiert gleich doppelt: Es wird<br />
Papier gespart, und die Bank<br />
l eistet für Kunden, die bis Ende<br />
Jahr auf E-Dokumente wechseln,<br />
eine Spende von jeweils zehn<br />
Franken an die Stiftung Landschaftsschutz<br />
Schweiz.<br />
www.credit-suisse.com/edocuments<br />
Paare durch: das Ehepaar Sara<br />
und Christoph Hürlimann vom Zahn -<br />
arztzentrum.ch, Winterthur (Kategorie<br />
Emerging Entrepreneurs), die<br />
Brüder Christof und Markus Züger,<br />
Züger Frischkäse, Oberbüren<br />
( Industrie), sowie die Studienfreunde<br />
Moritz Lechner und Felix Mayer,<br />
Sensirion, Stäfa (High Tech/Life<br />
Sciences). Daneben wurde auch<br />
Rolf Boffa, Qualipet, Zürich (Dienstleistung<br />
und Handel), von Ernst &<br />
Young und Programmpartner Credit<br />
Suisse als Entrepreneur of the<br />
Year 20<strong>10</strong> ausgezeichnet.<br />
Plan Girls Report 20<strong>10</strong><br />
Mädchen im digitalen Raum<br />
Das Kinderhilfswerk Plan International,<br />
Partnerorganisation der<br />
Credit Suisse Bildungsinitiative,<br />
setzt sich für die Rechte der Kinder<br />
und insbesondere der Mädchen<br />
ein. Die neue Ausgabe des Berichts<br />
«Because I am a Girl», der im<br />
Forum St. Peter in Zürich den Mitarbeitenden<br />
der Credit Suisse sowie<br />
geladenen Gästen vorgestellt<br />
wurde, befasst sich mit der Situation<br />
von Mädchen und jungen Frauen<br />
in den zwei rasant wachsenden<br />
Bereichen Städte und digitale Welt.<br />
www.plan-schweiz.ch<br />
Entrepreneur of the Year ® 20<strong>10</strong><br />
Im Duo erfolgreich<br />
In vier Kategorien wurden von<br />
einer unabhängigen Jury die besten<br />
Unternehmer des Landes erkoren.<br />
Dabei setzten sich gleich dreimal<br />
Nachhaltige Investments<br />
G20-Gipfel in Seoul zeichnet<br />
BOP (Base of the Pyramid)<br />
Fund aus<br />
Die Investitionstätigkeit in KMUs<br />
leistet in Entwicklungsländern<br />
einen wesentlichen Beitrag zur wirtschaft<br />
lichen Entwicklung und Integration<br />
von Menschen am unteren<br />
Ende der Einkommenspyramide.<br />
In diesem Zusammenhang suchten<br />
die 20 wichtigsten Industrie- und<br />
Schwellenländer (G20) im No vember<br />
in Seoul nach den besten<br />
Lösungsansätzen und zeichneten<br />
14 Anlageprodukte aus. Die Firma<br />
responsAbility Social Investments<br />
AG wurde für ihren nachhaltigen<br />
Anlagefonds BOP (Base of the<br />
Pyramid) gewürdigt. Dieser Fonds,<br />
dessen Hauptinvestor die Credit<br />
Suisse ist, erlaubt es Anlegern,<br />
durch Förderung von KMUs und<br />
Mikro finanzinstitutionen einen<br />
Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung<br />
von Volkswirtschaften zu<br />
leisten und gleichzeitig eine finanzielle<br />
Rendite anzustreben.<br />
Preisträger und Förderer (von links). Vorne: Giada Peter, Lorenzo Puglisi, Diego<br />
Ansaldi, Eleonora Giubilei; Mitte: Beatrice Marchesi, Nadia Lischer, Gerardo<br />
Bramati; hinten: Giancarlo Dillena, «Corriere del Ticino», Alberto Petruzzella<br />
und Gabriela Cotti Musio, Credit Suisse Tessin, Bernardo Zumthor, SUPSI.<br />
Die zukünftigen Dichter und Denker<br />
Diesen September verlieh die Credit Suisse bereits zum<br />
zweiten Mal Studierenden der Università della Svizzera<br />
Italiana und der Scuola Universitaria Professionale della<br />
Svizzera Italiana (SUPSI) den Credit Suisse Award for<br />
Excellent Writing. Die Auszeichnungen werden in Zusammenarbeit<br />
mit dem «Corriere del Ticino» vergeben, der<br />
monatlich die unabhängige Studentenzeitung «L’Universo»<br />
herausgibt. Die Artikel, Editorials und Vertiefungsberichte<br />
der Studierenden zu aktuellen Themen zeichnen sich<br />
durch ihre hohe Qualität aus. Die Vergabe der Awards soll<br />
nicht zuletzt weitere Studenten motivieren, ihre Meinung<br />
im «L’Universo» zu äussern.<br />
Texte und Redaktion: Fabienne de Lannay, Andreas Schiendorfer,<br />
Mandana Razavi<br />
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«Ich habe ein Grundvertrauen<br />
in die Menschen»<br />
Fremde Länder und Kulturen sehen: ein Wunsch, den Livia Hadorn wohl mit<br />
vielen Studenten teilte. Während jedoch die meisten eher abenteuerliche Reisen<br />
mit diesem Wunsch verbinden, steht für Livia Hadorn das Thema der humanitären<br />
Hilfe im Vordergrund. Nun steht die Bielerin vor ihrem ersten Einsatz als<br />
Delegierte beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK).<br />
<strong>bull</strong>etin: Wieso haben Sie sich dazu<br />
entschlossen, als Delegierte für das IKRK<br />
zu arbeiten?<br />
Livia Hadorn: Ich habe in Genf internationale<br />
Beziehungen studiert. Danach habe<br />
ich in England ein Nachdiplomstudium im<br />
Bereich der Menschenrechte absolviert.<br />
Während meines Studiums habe ich<br />
natürlich immer wieder vom IKRK gehört<br />
und mir damals schon überlegt, mich als<br />
Delegierte zu bewerben. Allerdings habe<br />
ich im Anschluss an mein Studium dann<br />
Stellen bei der UNO und beim Expertenpool<br />
des EDA gefunden, die mich nach Somalia,<br />
in den Kongo und nach Nepal geführt<br />
haben. Mit der Zeit merkte ich jedoch, dass<br />
ich mich stärker auf die humanitäre Hilfe<br />
konzentrieren wollte. Der Gedanke ans<br />
IKRK hat mich somit nie ganz losgelassen.<br />
Irgendwann war der Entschluss gefasst<br />
und ich habe meine Bewerbung eingereicht.<br />
Als Delegierte werden Sie viel und oft<br />
im Ausland sein. Was sagten Ihre Familie<br />
und Freunde zu Ihrem Entschluss?<br />
Da ich bereits ein Jahr in England studiert<br />
hatte, war die Tatsache, dass ich wieder im<br />
Ausland arbeiten wollte, kein allzu grosser<br />
Schritt mehr für sie. Dennoch war es für<br />
meine Familie nicht leicht, als sie hörten,<br />
dass ich nach Somalia gehen würde – zumal<br />
das Land als gefährlich gilt. Aber wenn<br />
man wieder gesund aus so einem Einsatz<br />
zurückkommt, legen sich anfängliche<br />
Bedenken auch bei den Freunden und<br />
Angehörigen. Mittlerweile haben sich wohl<br />
alle an die Tatsache gewöhnt, dass ich<br />
vorläufig weiterhin im Ausland arbeiten<br />
werde.<br />
Dennoch: Zwischen England<br />
und Somalia besteht ein erheblicher<br />
Unterschied …<br />
Natürlich fühlt es sich zu Beginn etwas<br />
seltsam an, in einem solchen Land tätig zu<br />
sein. Doch ich war immer schon der<br />
Auffassung, dass man überall auf Menschen<br />
trifft, mit denen man sich austauschen<br />
kann. Sie heissen einen willkommen<br />
und helfen einem dabei, sich zurechtzufinden.<br />
Und zudem ist es auch spannend,<br />
neue Länder und Kulturen zu entdecken.<br />
Ist es schwierig, während eines<br />
Einsatzes den Kontakt zu den<br />
Angehörigen aufrechtzuerhalten?<br />
Bisher war es das nicht. In Afrika ist die<br />
Mobiltelefon- und Internetabdeckung<br />
Ihr erster Einsatz als IKRK-Delegierte wird die Bielerin Livia Hadorn in den Sudan führen.<br />
Um sich auf ihre Tätigkeit vorzubereiten, simuliert sie mit ihren Kollegen im Trainingskurs<br />
mittlerweile sehr gut. Es ist viel einfacher<br />
Gefangenenbesuche in den Kellerräumen des IKRK-Hauptquartiers in Genf. geworden, Kontakt zu den Angehöri- ><br />
Fotos: Cédric Widmer | Thierry Roge, Reuters<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts gab es<br />
weder systematische Kriegskrankenpflege<br />
noch gesicherte Einrichtungen zur Unterbringung<br />
und Behandlung von Verwundeten.<br />
Nach der Schlacht um Solferino (1859)<br />
gründete Henry Dunant das IKRK.<br />
Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 3/<strong>10</strong>
32 Credit Suisse<br />
Anlässlich des <strong>10</strong>0. Todesjahres von Dunant veranstaltete die Appenzeller Gemeinde Heiden,<br />
wo Dunant die letzten 23 Jahre seines Lebens verbrachte, besondere Feierlichkeiten:<br />
Im Dunant-Museum wurde eine Sonderausstellung gezeigt, und in der evangelischen Kirche<br />
wurde das szenische Musikwerk «Henry Dunant – ein dramatisches Menschenleben»<br />
aufgeführt. Bild: die Sängerin Christina Daletska, die 2009 auch am von der Credit Suisse<br />
unterstützten Young Singers Project teilnahm, in der Rolle der Bertha von Suttner. Geschrieben<br />
wurde das Libretto von Altbundesrat Hans-Rudolf Merz.<br />
Das Vermächtnis von Henry Dunant<br />
Henry Dunant, 1828 in Genf geboren,<br />
war Schweizer Geschäftsmann und<br />
Humanist. Getragen vom Wunsch,<br />
Hilfe für Kriegsverwundete zu erbringen,<br />
war er 1863 massgeblich an der<br />
Gründung des Internationalen Komitees der Hilfsgesellschaften<br />
für die Verwundetenpflege beteiligt,<br />
aus dem später das Internationale Komitee vom Roten<br />
Kreuz (IKRK) hervorging. Ausgelöst wurde dieser<br />
Wunsch durch eine Geschäftsreise, die ihn 1859<br />
nach Norditalien brachte. Dort erlebte er aus nächster<br />
Nähe das Leid und Elend der verwundeten Soldaten<br />
nach der Schlacht von Solferino – Erlebnisse,<br />
die er später in seinem Buch «Eine Erinnerung<br />
an Solferino» verarbeitete. Dunant war überzeugt:<br />
«Alle können auf die eine oder andere Weise, jeder<br />
in seinem Kreise und seiner Kraft gemäss, irgendetwas<br />
zu diesem guten Werke beitragen.»<br />
gen zu halten, und so fällt das Weggehen<br />
heute vermutlich leichter als früher. Auf der<br />
anderen Seite darf man angesichts dieser<br />
Kontaktmöglichkeiten nach Hause nicht<br />
vergessen, auch tatsächlich beim neuen<br />
Land und seinen Leuten «anzukommen».<br />
Der enge Austausch mit den Menschen am<br />
Einsatzort ist schliesslich sehr wichtig für<br />
unsere Tätigkeit.<br />
Der Abschied von daheim ist Ihnen<br />
also nie schwergefallen?<br />
Bisher nicht. Ich freue mich sehr auf<br />
meinen ersten Einsatz im Rahmen meiner<br />
neuen beruflichen Tätigkeit. Im Trainingskurs,<br />
den ich zurzeit mit anderen angehenden<br />
IKRK-Delegierten besuche, bereite<br />
ich mich gründlich auf diese Zeit vor. Aber<br />
nach all den spannenden «Trockenübungen»<br />
möchte ich nun auch sehen, wie die<br />
Umsetzung klappt. Die Vorfreude obsiegt<br />
also ganz klar über den Abschieds -<br />
schmerz.<br />
Bevor der erste Einsatz stattfindet,<br />
absolvieren neue IKRK-Delegierte also<br />
jeweils den von Ihnen erwähnten<br />
Trainingskurs. Wie muss man sich den<br />
vor stellen?<br />
Der so genannte Integrationskurs, den ich<br />
zusammen mit weiteren Kollegen und<br />
Kolleginnen absolviere, dauert insgesamt<br />
drei Wochen. Die letzte Woche dient der<br />
Einarbeitung in den Bereich «Protection»,<br />
der sich mit Themen wie dem Schutz der<br />
zivilen Bevölkerung in bewaffneten<br />
Konflikten, Gefangenenbesuchen oder<br />
Familienzusammenführungen befasst.<br />
Wir beschäftigen uns allerdings nicht nur<br />
theoretisch mit unserer künftigen Aufgabe,<br />
sondern wir simulieren und üben beispielsweise<br />
auch Besuche bei Gefangenen<br />
oder das Passieren eines Checkpoints.<br />
Wir lernen, wie man mit Militärs, bewaffneten<br />
Gruppen oder Gefangenen spricht:<br />
Vom Tonfall bis zur Wortwahl muss dabei<br />
auf vieles geachtet werden. Zudem<br />
erstellen wir Pläne für Hilfeleistungen und<br />
logistische Abläufe etc. Auf diese Weise<br />
lernen wir, schon im Vorfeld auf die<br />
richtigen Dinge zu achten.<br />
Wie geht es nach dem Training weiter ?<br />
Die ersten zwei Jahre gelten quasi als<br />
«Lehrjahre» für die neuen Delegierten. Das<br />
IKRK achtet darauf, dass man während<br />
dieser Zeit in zwei verschiedenen Ländern<br />
arbeitet, um zwei unterschiedliche Kontexte<br />
kennenzulernen und dadurch möglichst<br />
viele Erfahrungen zu sammeln.<br />
Fotos: Musikwerk | Fotoarchiv Rietmann | Céderic Widmer<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
Credit Suisse 33<br />
In den letzten Wochen und Tagen haben<br />
Sie diverse Situationen – wie Gefangenenbesuche<br />
– nachgestellt und geübt.<br />
Denken Sie wirklich, dass sich der Ernstfall<br />
proben lässt ?<br />
Ich bin davon überzeugt, dass man so<br />
einiges üben kann. In den Trainings<br />
merken wir auch, wie wir oft die gleichen<br />
Fehler machen. Es bringt viel, wenn man<br />
darauf hingewiesen und entsprechend<br />
korrigiert wird. Aus Fehlern kann man viel<br />
lernen. Auf dem Feld arbeiten wir dann<br />
jedoch mit erfahreneren Kollegen zusammen,<br />
die darauf achten, dass alles<br />
richtig läuft.<br />
Wissen Sie schon, in welches Land<br />
Sie einmal geschickt werden? Gibt es<br />
eine Wunschdestination?<br />
Der Entscheid, in welches Land man<br />
geschickt wird, fällt meist kurz vor dem<br />
Integrationskurs. Wählen kann man nicht.<br />
Ich werde meinen ersten Einsatz im Sudan<br />
leisten und freue mich sehr darüber. Eine<br />
Wunschdestination in dem Sinne gab es<br />
für mich nicht – zumal ich davon überzeugt<br />
bin, dass vieles auch von den Leuten<br />
abhängt, mit denen man zusammenarbeitet.<br />
Wenn man Teil eines guten Teams ist,<br />
in dem man sich gegenseitig unterstützt,<br />
kann es auch an einem Ort, an dem die<br />
Lebensbedingungen schwierig sind, sehr<br />
interessant werden. Aber ich gebe offen<br />
zu, dass ich beispielsweise grossen<br />
Respekt davor hätte, in den Irak zu gehen.<br />
Sie sind jung, gut ausgebildet, das<br />
Leben liegt vor Ihnen ... Der Job als<br />
Delegierte ist allerdings nicht immer ganz<br />
ungefährlich. Haben Sie keine Angst, dass<br />
etwas passieren könnte?<br />
Eigentlich nicht. Wir werden ja auf unseren<br />
Einsatz vorbereitet. Natürlich diskutiert<br />
man ab und zu darüber, was passieren<br />
könnte. Aber ich mag mir das einfach nicht<br />
im Detail ausmalen. Ich habe ein Grundvertrauen<br />
in mich und meine Fähigkeiten,<br />
aber auch in andere Menschen. Ausser-<br />
Im Anschluss an die simulierten Gefangenenbesuche<br />
finden ausführliche Besprechungen in der Gruppe<br />
statt: Die neuen Delegierten bekommen umfassendes<br />
Feedback, um sich bestmöglich auf ihren Ein -<br />
satz vorbereiten zu können.<br />
dem: Würde ich mich ständig fragen, was<br />
passieren könnte, wäre ich wohl ausserstande,<br />
meine Aufgabe noch zu erfüllen.<br />
Dann wäre das schlicht der falsche Job<br />
für mich. Ich versuche, mich auf die Leute<br />
zu konzentrieren, die ich mit meiner Arbeit<br />
unterstütze.<br />
Was sind Ihre Erwartungen an Ihren<br />
ersten Einsatz ?<br />
Ich habe keine grossen Erwartungen.<br />
Aber ich freue mich sehr und bin sicher,<br />
dass es spannend wird. Zudem werde ich<br />
versuchen, mir schnellstmöglich viele<br />
Informationen über das Land und die<br />
Kultur anzueignen.<br />
Was möchten Sie durch Ihre Arbeit<br />
beim IKRK bewirken?<br />
Das mag jetzt vielleicht egoistisch klingen,<br />
aber ich habe diese Tätigkeit in erster Linie<br />
deshalb gewählt, weil ich sie spannend<br />
finde. Natürlich ist es mir auch wichtig, mit<br />
meiner Arbeit Menschen in Not unterstützen<br />
zu können, aber ich bin davon überzeugt,<br />
dass mich nur echtes Interesse an<br />
einer Tätigkeit einen wirklich guten Job<br />
machen lässt. Zudem glaube ich, dass man<br />
auch realistisch sein muss: Für einige<br />
Menschen können wir etwas bewirken und<br />
zum Positiven hin verändern. Vielen kann<br />
man jedoch nicht helfen, weil sich Dinge<br />
oft nur langsam ändern lassen.<br />
Denken Sie nicht, dass die Motivation<br />
auf Dauer leidet, wenn sich durch Ihre<br />
Arbeit keine Fortschritte abzeichnen?<br />
Man darf sich durch solche Tatsachen nicht<br />
entmutigen lassen. Viele, wenn nicht sogar<br />
alle Veränderungen beginnen im Kleinen<br />
und sind anfangs kaum sichtbar. Aber sie<br />
finden statt. Frustriert wäre ich höchstens,<br />
wenn man beispielsweise mich und meine<br />
Fähigkeiten unterschätzte, ohne mich zu<br />
kennen. Oder wenn man mir keine Möglichkeit<br />
gäbe, mich einzubringen. Aber dies<br />
ist für eine IKRK-Delegierte vermutlich<br />
nicht anders als für jeden anderen Arbeitnehmer.<br />
Mandana Razavi<br />
Die Credit Suisse ist überzeugt, dass die unter nehme rische Verantwortung gegen über<br />
der Gesellschaft und der Umwelt ein wichtiger Faktor für den wirtschaft lichen Erfolg ist.<br />
Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>
34 Credit Suisse<br />
Brasiliens Wirtschaftsboom<br />
braucht bessere Bildung<br />
Das Bildungssystem bringt zu wenig qualifizierte Fachkräfte für ein nachhaltiges<br />
Wachstum hervor. Besonders in den Bereichen der Mathematik und<br />
der Naturwissenschaften bestehen Lücken. Das Lernprogramm STEM der<br />
Organisation Worldfund bietet hierfür Lösungen.<br />
«Mathematik war für mich immer Teil einer<br />
anderen Welt – einer Welt, an der ich nicht<br />
teilhaben wollte, weil sie zu langweilig und zu<br />
schwierig für mich schien. Das STEM-Programm<br />
hat mir einfachere und interessantere<br />
Wege gezeigt, mit Zahlen umzugehen. Der<br />
Unterricht macht mir jetzt viel mehr Spass.»<br />
Amanda, 15, ist Schülerin an der Nobrega-<br />
Mittelschule im Norden Brasiliens. Sie gehört<br />
zu den benachteiligten Schülern und Schülerinnen<br />
aus weniger entwickelten Landesteilen,<br />
die seit August 2009 durch das Lernprogramm<br />
STEM der Wohltätigkeitsorganisation<br />
Worldfund in die Gebiete der Technik,<br />
Mathematik, der Ingenieur- und Naturwissenschaften<br />
eingeführt werden. Im Wissen<br />
darum, dass Kurse, die nicht kontextbezogen<br />
sind, <strong>Jugend</strong>lichen das Lernen erschweren,<br />
legt dieses Programm den Fokus bewusst<br />
nicht nur auf die Vermittlung von akademischem<br />
Wissen, sondern insbesondere auch<br />
auf die Weitergabe von praktischen Fähigkeiten.<br />
Projektorientierte Lehrveranstaltungen<br />
machen Schülerinnen und Schüler auf<br />
unterhaltsame Weise mit der Welt der Zahlen<br />
und Fakten vertraut und sprechen dadurch<br />
auch solche an, die immer glaubten, mit dem<br />
Thema nichts anfangen zu können.<br />
Qualität der Bildung verbessern<br />
Das Lernprogramm STEM (Science, Technology, Engineering and Mathematics) trägt zur Verbesserung<br />
des Bildungsangebots an öffentlichen Schulen Brasiliens bei. Es vermittelt benachteiligten <strong>Jugend</strong>lichen<br />
die nötigen Kompetenzen, die sie brauchen, um später in der Arbeitswelt eine Chance zu haben.<br />
Als Partner von Worldfund unterstützt die<br />
Credit Suisse das Programm in drei Sekundarschulen<br />
in Recife, Pernambuco, an der<br />
Nordküste des Landes. Sie setzt sich so<br />
für die Verbesserung der Qualität und der<br />
Zweckmässigkeit des Bildungsangebotes in<br />
Brasilien ein. «Die brasilianische Wirtschaft<br />
wies in den vergangenen Jahren ein solides<br />
Wachstum auf und die Zeichen stehen auch<br />
für die Zukunft gut. Ich halte es für sehr<br />
wahrscheinlich, dass das Land auch in den<br />
nächsten Jahren auf dem Wachstumspfad<br />
bleiben wird», erklärt Antonio Quintella,<br />
CEO der Region Americas der Credit<br />
Suisse. Mit dem ökonomischen Fortschritt<br />
würden jedoch neue Herausforderungen<br />
an Brasilien herantreten, insbesondere im<br />
Bildungswesen. Tatsächlich erweist sich<br />
dieser Bereich immer mehr als eines der<br />
grössten Hindernisse im Bestreben des Landes,<br />
seine Wirtschaft zu beschleunigen und<br />
sich als einflussreiche Nation zu etablieren.<br />
Obwohl die Regierung es bereits geschafft<br />
hat, Bildung für die Mehrheit der Bevölkerung<br />
zugänglich zu machen, kann die Qualität des<br />
Bildungsangebotes an öffentlichen Schulen<br />
bisher nicht mit dem wirtschaftlichen Wachs-<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
Credit Suisse 35<br />
Foto: Worldfund<br />
tum des Landes mithalten. So zählt die<br />
Schulleistung brasilianischer Schüler gemäss<br />
der aktuellen PISA-Studie der OECD weltweit<br />
zu den unteren zehn Prozent. Dieses verbesserungsbedürftige<br />
Resultat steht einer grossen<br />
Nachfrage nach qualifizierten Arbeitern<br />
gegenüber, die nicht gedeckt werden kann –<br />
besonders im Technologie- und Industriesektor.<br />
Gemäss einem Bericht der brasilianischen<br />
Regierung vom März 20<strong>10</strong> genügen<br />
mehr als 22 Prozent der ungefähr 25 Millionen<br />
Arbeitnehmer den Ansprüchen des<br />
Arbeitsmarktes nicht.<br />
Lernfreundliches Umfeld fördern<br />
Genau deshalb braucht es Programme wie<br />
STEM, die den Schwerpunkt auf praxisorientierten<br />
Unterricht legen. Ein produktives<br />
Lernumfeld, das zukünftige Talente hervorbringt,<br />
kann jedoch nur entstehen, wenn die<br />
Lehrkräfte ihre Schülerinnen und Schüler zu<br />
motivieren wissen. Ein essenzieller Bestandteil<br />
des Programms ist somit die Lehrerfortbildung.<br />
In entsprechenden Fortbildungsseminaren<br />
lernen Lehrer für Mathematik und<br />
Naturwissenschaften ihren Unterricht wirkungsvoller<br />
und sinnvoller zu gestalten.<br />
Andreira Vieira, eine Lehrerin, die von STEM<br />
ausgebildet wird, erläutert: «Wir werden mit<br />
interaktiven Lerntechniken und -modulen<br />
vertraut gemacht, durch die wir trockene<br />
Schülerinnen und Schüler lösen in Gruppenarbeit<br />
naturwissenschaftliche Aufgaben.<br />
Die Credit Suisse setzt sich für Bildung ein<br />
Mit der weltweiten Bildungsinitiative unterstützt<br />
die Credit Suisse ausgewählte internationale Organisationen<br />
mit dem Ziel, Tausenden von Kindern und<br />
<strong>Jugend</strong>lichen im schulpflichtigen Alter Zugang zu<br />
einem Ausbildungsplatz zu verschaffen und die<br />
Qualität der Bildungsangebote zu verbessern. Mehrjährige<br />
Unterstützungsbeiträge ermöglichen es den<br />
Partnerorganisationen – neben Worldfund sind dies<br />
auch Camfed, Care, Teach for All, Room to Read und<br />
Plan International –, ihre Projekte auszubauen und<br />
auf Länder auszuweiten. Zu den Massnahmen der Initiative<br />
gehören das Bereitstellen von Stipendien und<br />
Lehrmaterialien, der Bau von Schulen, die Lehrerausbildung<br />
sowie das Schaffen eines lernfreundlichen<br />
Umfelds. Um den Nutzen und die Nachhaltigkeit der<br />
Projekte zu erhöhen, wird auch Aufklärungsarbeit<br />
geleistet. www.credit-suisse.com/verantwortung/initiativen<br />
Fakten durch Experimente veranschaulichen<br />
können und den Schülern und Schülerinnen<br />
beibringen, eigenständig und kreativ<br />
zu denken.»<br />
Die <strong>Jugend</strong>lichen werden sowohl auf den<br />
direkten Einstieg in den Arbeitsmarkt als<br />
auch auf den tertiären Bildungssektor vorbereitet.<br />
Ziel ist es, sie zu ermutigen, eine<br />
Laufbahn in den Bereichen Mathematik,<br />
Natur- und Ingenieurwissenschaften oder<br />
Technik einzuschlagen. Die Rechnung<br />
scheint aufzugehen, wie Andreira Vieira<br />
bestätigt: «Wir bemerken, dass sich die<br />
Schüler und Schülerinnen seit der Einführung<br />
des Programms vermehrt Gedanken über<br />
ihre Zukunft machen – darüber, wie es nach<br />
der Schule weitergehen soll. Wir freuen uns<br />
sehr, dass die Studenten jetzt vermehrt sehen,<br />
welche Möglichkeiten es gibt. Zudem<br />
konnten wir verbesserte Resultate in den<br />
schulischen Leistungen feststellen.» Auch<br />
Amanda hat ihre Einstellung geändert: «Ich<br />
kann nicht sagen, dass ich die naturwissenschaftlichen<br />
und mathematischen Fächer nun<br />
absolut beherrsche, aber ich kann sie jetzt<br />
viel besser verstehen. Ich habe gemerkt, wie<br />
wichtig eine gute Ausbildung für meine Zukunft<br />
ist und dass ich zu vielem fähig bin,<br />
wenn ich mich wirklich bemühe.»<br />
Ursprünglich als Nachmittagsprogramm<br />
für interessierte und begabte Schülerinnen<br />
und Schüler gedacht, wurde das Programm<br />
aufgrund der unglaublichen Nachfrage –<br />
20<strong>10</strong> zeigten rund 70 Prozent der Schülerinnen<br />
und Schüler Interesse an einem Platz im<br />
STEM-Programm – nach nur einem Jahr bereits<br />
auf 21 Schulen ausgeweitet und gehört<br />
inzwischen zum festen Lehrplan. So kommt<br />
das Programm mittlerweile rund 5000 <strong>Jugend</strong>lichen<br />
zugute (im Vergleich: 2009 waren<br />
es erst 140). Auch die Eltern der <strong>Jugend</strong>lichen<br />
waren sehr an einem Ausbau interessiert.<br />
Den Erfolg möglich gemacht hat nicht<br />
zuletzt die Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen:<br />
«Die Partnerschaft mit der<br />
Credit Suisse gab Worldfund die entscheidende<br />
Unterstützung für das Wachstum und<br />
den Erfolg von STEM Brasil», sagt Luanne<br />
Zurlo, Gründerin und Direktorin von Worldfund.<br />
Und sie fügt an: «Unsere Partnerunternehmen<br />
sind die Schlüsselkomponente für<br />
unseren öffentlich-privaten Ansatz, der lokale<br />
Regierungen und multilaterale Entwicklungsagenturen<br />
dazu aufruft, die Lehrstandards<br />
in Lateinamerika zu verbessern, um so<br />
die soziale und wirtschaftliche Entwicklung<br />
zu fördern.» Fabienne de Lannay<br />
Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>
36 Credit Suisse<br />
Mit harten Bandagen für<br />
den Frieden kämpfen<br />
Das Projekt Fight for Peace will in Rio de Janeiro und London <strong>Jugend</strong>liche<br />
von der Strasse holen und ihr Selbstwertgefühl mit Kampfsport stärken.<br />
Es wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2007 mit dem Sport for<br />
Good Award an den Laureus World Sports Awards. Ein Besuch in London.<br />
Fährt man von Londons Zentrum mit der modernen<br />
Hochbahn (DLR) Richtung Docklands<br />
im Osten der Stadt, kommt man vorbei an<br />
der imposanten Skyline von Canary Wharf,<br />
wo rund 80 000 Banker täglich die Geschicke<br />
der globalen Finanzwelt mitgestalten; wenig<br />
später folgt der London City Airport. Spätestens<br />
hier verlassen die letzten Geschäftsleute<br />
und Touristen den fahrerlosen Zug.<br />
Nächster Halt ist King George V in North<br />
Woolwich, ein eher ärmliches, etwas heruntergekommenes<br />
Arbeiterquartier, wohin<br />
sich nur selten ein Tourist verirrt. Von der<br />
Haltestelle aus sind es noch etwa zehn Minuten<br />
zu Fuss bis zu einem eingezäunten<br />
Gebäudekomplex aus Backstein, der früher<br />
eine Primarschule war. In einem kleinen<br />
Nebengebäude sind die Büros und Gruppenräume<br />
von Fight for Peace London untergebracht.<br />
Hier treffen wir Luke Dowdney,<br />
den Gründer und Direktor. Die internationale<br />
Non-Profit-Orga nisation Fight for Peace<br />
(FFP), die in Rio de Janeiro und London Akademien<br />
betreibt, sucht über das harte Training<br />
von Kampfsport arten den Zugang zu<br />
<strong>Jugend</strong>lichen auf der Strasse in wirtschaftlich<br />
schwachen Stadtteilen.<br />
Luke führt uns hinüber in die noch leere<br />
Trainingshalle. Es riecht hier nach kaltem<br />
Schweiss. Die Halle ist nicht sehr gross, aber<br />
erstrahlt, frisch gestrichen in den FFP-Farben<br />
Blau und Weiss, in neuem Glanz. An der<br />
grossen Wand hängt ein übergrosses Poster<br />
von Roberto Queiroz, dem erfolgreichsten<br />
Boxer von FFP, der vor Kurzem den brasilianischen<br />
Meistertitel im Halbweltergewicht<br />
errang. Daneben sind Plakate mit den verschiedenen<br />
Leitmotiven von FFP und Bilder<br />
von Anlässen aufgehängt. Rund die Hälfte<br />
der Halle wird von einem mächtigen Kampfring<br />
eingenommen. Die andere Hälfte ist mit<br />
Matten ausgelegt. Den Wänden entlang gibt<br />
es rund ein Dutzend Trainingssäcke und ein<br />
paar Kraft- und Ausdauergeräte.<br />
Persönliches Gespräch als Gegenleistung<br />
Zinedine Amer kommt seit zwei Jahren in die Akademie. Seit einem halben Jahr hat er eine Lizenz des<br />
Englischen Boxverbands (ABA) und hofft nun auf einen ersten Ernstkampf in den nächsten Monaten.<br />
Luke stellt uns drei Mitglieder des FFP-<br />
<strong>Jugend</strong>rates vor und erklärt: «Ich lass gerne<br />
die <strong>Jugend</strong>lichen selbst über ihre Erfahrungen<br />
bei Fight for Peace erzählen.» Darauf<br />
lässt er uns alleine. Reinaldo ist 22 Jahre alt<br />
und seit zwei Jahren dabei. Eigentlich ist sein<br />
Sport Muay Thai, im deutschsprachigen<br />
Raum besser als Thaiboxen bekannt. Das<br />
wird in der Halle zweimal die Woche trainiert.<br />
Doch in der Phase der Vorbereitung auf einen<br />
Ernstkampf absolviert er häufig noch ><br />
Fotos: Thomas Eugster<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
Credit Suisse 37<br />
Leslee Constable ist eigentlich Thaiboxer. Da bei<br />
FFP das Training gratis ist, nutzt er auch gerne die<br />
zusätzliche Trainingsmöglichkeit mit Boxen.<br />
Luke Dowdney gründete Fight for Peace. Der<br />
Sozialanthropologe promovierte mit einer Studie<br />
über die Gewalt im Leben von Strassenkindern.<br />
Reinaldo Dos Santos kam durch einen Freund<br />
zu FFP. Er macht für sein Training bis zu fünfmal<br />
die Woche eineinhalb Stunden Hin- und Rückweg.<br />
Danielle Pierre trainiert regelmässig bei Fight<br />
for Peace und ist auch als Helferin in anderen<br />
Bereichen des <strong>Jugend</strong>projekts aktiv.<br />
Khalid Hakim trainiert extrem hart in der<br />
Akademie, und das dreimal die Woche. Er möchte<br />
unbedingt ein professioneller Boxer werden.<br />
Leon Osei kommt regelmässig zum Training des<br />
Muay Thai. Am ersten Thaibox-Interclub-Wettkampf<br />
beeindruckte er mit ausgfeilten Bewegungsabläufen.<br />
Champions im Ring – und im Leben<br />
Luta pela Paz, die brasilianische Version von Fight<br />
for Peace, wurde 2000 in Rio de Janeiro gegründet.<br />
2007 folgte die Londoner Akademie. Im Video<br />
kommen <strong>Jugend</strong>liche aus beiden Städten zu Wort.<br />
Sie zeigen, wo sie wohnen, wie sie leben, was sie<br />
umtreibt. Und sie steigen in den Ring, tanzen Capoeira,<br />
boxen sich durch. Im Leben sind alle von ihnen<br />
bereits Champions. www.fi ghtforpeace.net<br />
Interview mit Luke Dowdney<br />
Video-Interview mit dem Gründer Luke Dowdney und<br />
Eindrücke vom Besuch der Londoner Akademie.<br />
Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>
38 Credit Suisse<br />
zusätzliche Boxtrainings, die dreimal in der<br />
Woche angeboten werden. «Damals war ich<br />
in einer etwas schwierigen Phase meines<br />
Lebens und immer sehr nervös», erzählt Reinaldo.<br />
Dann habe ihn ein Freund mit zum<br />
Boxtraining genommen und das hat ihm<br />
offenbar so gefallen, dass er heute bis zu<br />
fünfmal in der Woche die rund eineinhalb<br />
Stunden Weg hin und wieder zurück in Kauf<br />
nimmt. Für Leslee (20 Jahre alt) wurde sein<br />
alter Club zu teuer. Bei FFP ist das Training<br />
gratis. Dafür ist einmal monatlich die Teilnahme<br />
an einem persönlichen Entwicklungsgespräch<br />
Pflicht. «Dem Projekt einmal im<br />
Monat etwas zurückzugeben, ist nicht zu viel<br />
verlangt», sagt Leslee. Auch er ist eigentlich<br />
Thaiboxer und nutzt an diesem Abend die<br />
zusätzliche Trainingsmöglichkeit mit Boxen.<br />
Für Shakeela (21) ist das Training an sich<br />
weniger wichtig. Sie hat auch gar nicht ernsthaft<br />
vor, irgendwann einmal wirklich in den<br />
Ring zu steigen. Trotzdem begleitete sie<br />
eines Tages zwei Freundinnen zu Fight for<br />
Peace und kommt seither regelmässig. Sie<br />
schätzt dabei insbesondere die familiäre Atmosphäre.<br />
«Hier gehen wir uns gegenseitig<br />
etwas an und wir kümmern uns auch um einander.<br />
Die Betreuer setzen sich für dich ein<br />
und sie versuchen, dir bei der Lösung deiner<br />
Probleme zu helfen. So etwas habe ich vorher<br />
noch nie erlebt.»<br />
Der ganzheitliche Ansatz des FFP-Konzepts<br />
baut auf fünf Säulen auf: 1. Boxund<br />
Kampfsporttraining, 2. Persönlichkeitsentwicklung<br />
und Bildung, 3. Unterstützung<br />
und Beratung bei individuellen Problemen,<br />
4. Berufsausbildung und Zugang zur Arbeitswelt,<br />
5. <strong>Jugend</strong>-Leadership, indem die Teilnehmenden<br />
selber im Projekt Verantwortung<br />
übernehmen und Vorbilder werden.<br />
Mit dem harten Training kommt der Stolz<br />
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«Wenn du weisst, wie man<br />
kämpft, musst du draussen<br />
nicht mehr kämpfen. Wer den<br />
Ehrenkodex bricht und eine<br />
Strassenschlägerei anfängt,<br />
verrät den Club.»<br />
Reinaldo und Leslee, Fight for Peace<br />
Ausgangs- und Anziehungspunkt bleibt<br />
für die meisten Teilnehmenden aber das harte<br />
Kampfsporttraining. Darauf gründet ihr<br />
Stolz. Leslee: «Wir bauen über das harte Training<br />
sukzessive Respekt vor uns selber und<br />
gegenüber den anderen im Club auf. Wir sind<br />
aber nicht nur im Training diszipliniert. Bei<br />
uns gibt es niemanden, der mit Hosen in den<br />
Knien unten auf der Strasse rumhängt.» Alle<br />
drei wehren sich dagegen, dass sie die erlernte<br />
Kampfsportart auf der Strasse missbrauchen<br />
könnten: «Wenn du weisst, wie man<br />
kämpft, musst du draussen nicht mehr kämpfen»,<br />
sagt Reinaldo und Leslee ergänzt: «Wer<br />
den Ehrenkodex bricht und eine Strassenschlägerei<br />
anfängt, verrät den Club. Denn<br />
wenn Fight for Peace einen schlechten Ruf<br />
bekommt, dann steigen irgendwann die<br />
Sponsoren aus.»<br />
Mittlerweile hat sich die Halle mit rund<br />
40 <strong>Jugend</strong>lichen im Alter zwischen 14 und<br />
25 gefüllt, sechs davon sind Mädchen, und<br />
Luke kommt in die Halle gestürmt. Die kleine<br />
Diskussionsrunde wird abrupt aufgelöst.<br />
Rei naldo und Leslee müssen sich rasch fürs<br />
Training umziehen. Inzwischen treiben Luke<br />
und Boxtrainer Hakim mit lauten Befehlen<br />
die Gruppe zum lockeren Dauerlauf an. Es<br />
folgen verschiedene Aufwärmübungen. Der<br />
Abend verläuft fortan im Dreiminutentakt<br />
einer schrillen Glocke, die wie während eines<br />
Boxkampfs Anfang und Ende einer Runde<br />
markiert. Dazwischen gibts kurze Pausen<br />
zum Verschnaufen. Es folgen spezielle<br />
Schlagabtausch-Übungen zu zweit, Sprints<br />
am Sack und immer wieder Seilhüpfen.<br />
Luke macht die Runde, gibt da mal eine<br />
Anweisung zum besseren Winkel beim Haken,<br />
korrigiert dort eine Fussstellung. Dann<br />
knöpft er sich die beiden Jungs vor, die am<br />
folgenden Wochenende einen Kampf haben.<br />
Sie werden mit so genannten Tatzen – das sind<br />
fl ache, gepolsterte Handschuhe – mit knappen<br />
Befehlen zu speziellen Schlagabfolgen angepeitscht<br />
und auf den Ernstkampf gedrillt.<br />
Einer der beiden trainiert im Regen trainer und<br />
muss offensichtlich noch Gewicht runterschwitzen.<br />
Rund eineinhalb Stunden dauert<br />
das harte Training. Die Mischung der Teilnehmenden<br />
könnte vielfältiger nicht sein, was<br />
Alter, Grad des Könnens, körperliche Verfassung<br />
und Herkunft angeht. Doch alle<br />
trainieren diszipliniert und ausdauernd miteinander.<br />
Mit Anerkennung werden am<br />
Schluss die harten Sparring-Runden der lizenzierten<br />
Boxer im Ring verfolgt.<br />
Kinder mit Maschinengewehren<br />
Luke Dowdney, der in England aufwuchs und<br />
über zehn Jahre in Brasilien lebte, war selber<br />
Amateurboxer. Er studierte in Schottland an<br />
der Universität Edinburgh Sozialanthropologie.<br />
Seine Doktorarbeit schrieb er in Brasilien<br />
über die Gewalt und das Leben der Strassenkinder.<br />
Im Zuge seiner Felduntersuchungen<br />
traf er immer wieder Kinder, die kaum älter<br />
als zehn Jahre waren und in den Favelas,<br />
den Armenvierteln von Rio de Janeiro, mit<br />
Maschinengewehren unterwegs waren. Das<br />
schockierte und beelendete ihn. Er wollte<br />
etwas Handfestes dagegen tun. Darauf<br />
gründete er im Jahr 2000 in Rio de Janeiro<br />
die Non-Profit-Organisation Fight for Peace.<br />
2007 folgte dann im Beisein von Schwergewichtsweltmeister<br />
Wladimir Klitschko die<br />
feierliche Eröffnung der zweiten Akademie in<br />
London.<br />
Mittlerweile sind alle Boxhandschuhe und<br />
Springseile wieder in den Kästen verstaut.<br />
Die <strong>Jugend</strong>lichen verschwinden in kleinen<br />
Gruppen schwatzend in die Dunkelheit von<br />
North Woolwich. Luke nimmt sich nochmals<br />
Zeit für ein kurzes Gespräch und das Posieren<br />
für ein paar letzte Bilder im Ring. Nun<br />
müsse er aber los, er habe der Freundin versprochen,<br />
dass sie noch auf ihren neuen Job<br />
anstossen würden. Dann bespricht er mit<br />
einem Helfer noch ein paar offene Punkte<br />
des nächsten Tages, schaut sich kurz in der<br />
Halle um und löscht die Lichter. Es ist 21.30<br />
Uhr, als Luke schliesslich eilig auf sein Motorrad<br />
steigt und in Richtung London City<br />
davonfährt. Daniel Huber<br />
Die Credit Suisse EMEA Foundation arbeitet seit<br />
zwei Jahren mit Fight for Peace zusammen. Sie<br />
unterstützt insbesondere die Ausbildungsprogramme<br />
der Akademie in North Woolwich. Bei den<br />
Renovationsarbeiten der Turnhalle halfen unter<br />
anderen auch Freiwillige der Credit Suisse.<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
Credit Suisse 39<br />
Foto: Credit Suisse<br />
<strong>Jugend</strong>liche gründen Firma<br />
Das Finanzwesen ist für die meisten <strong>Jugend</strong>lichen ein Buch mit sieben Siegeln.<br />
Seit 91 Jahren verhilft deshalb die Organisation Junior Achievement – seit<br />
2009 mit Unterstützung der Credit Suisse – Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen zu ihren<br />
ersten praktischen Erfahrungen mit Geld und Wirtschaft.<br />
Nicht jeder hat das Glück von Diego Iturburu,<br />
sich von Kindheit an in der Welt der roten und<br />
schwarzen Zahlen zurechtzufinden. Als Sohn<br />
eines Buchhalters aus Montevideo, Uruguay,<br />
lernte der 32-Jährige schon von klein auf,<br />
mit Zahlen umzugehen und Geldflüsse zu<br />
verstehen – ganz im Gegensatz zu vielen<br />
Menschen, insbesondere <strong>Jugend</strong>lichen, die<br />
als so genannte finanzielle Analphabeten<br />
nicht in der Lage sind, die Funktionsweise<br />
des Finanzsystems und dessen wirtschaftliche<br />
Zusammenhänge richtig einzuordnen.<br />
Als Freiwilliger Wissen vermitteln<br />
Als sich deshalb für den Credit Suisse Mitarbeitenden<br />
die Gelegenheit bot, sich als<br />
Freiwilliger für das Programm Junior Achievement<br />
(JA) der Region Americas zu melden<br />
und so <strong>Jugend</strong>lichen Wissen zur Finanzwelt<br />
und zum Wirtschaftssystem zu vermitteln,<br />
zögerte er keine Sekunde. Iturburu, selber<br />
als Kommerzassistent der Credit Suisse<br />
Niederlassung in Montevideo tätig, arbeitete<br />
im JA-Projekt mit einer 16-köpfigen Gruppe<br />
von Schülern. Unter seiner Leitung gründeten<br />
die <strong>Jugend</strong>lichen eine Firma, erstellten<br />
einen Geschäftsplan, kreierten ein Produkt,<br />
produzierten, vermarkteten und verkauften<br />
es und liquidierten ihr Unternehmen schliesslich<br />
wieder. «Die Teilnehmenden lernten, miteinander<br />
zu arbeiten, Geschäftsleitungsentscheide<br />
zu treffen oder an Sitzungen teilzunehmen»,<br />
erklärt Iturburu. Als Produkt<br />
stell ten die Schüler eigenhändig gepolsterte,<br />
auch als Armstütze verwendbare Tische her<br />
und verkauften die multifunktionalen Designobjekte<br />
tatsächlich bis auf das letzte Stück.<br />
Mit dem Profit wurde, wie bei allen erfolgreichen<br />
JA-Produkten, eine soziale Einrichtung<br />
gesponsert, denn zur Philosophie der<br />
Projekte gehört, dass Philanthropie ein Teil<br />
von verantwortungsvollem Unternehmertum<br />
Das Engagement der Credit Suisse<br />
Seit 2009 unterstützt die Credit Suisse die internationale Organisation<br />
Junior Achievement (JA), die Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen<br />
in verschiedenen Projekten Wissen über die Finanzwelt vermittelt.<br />
Die Bank ermöglicht ihren Mitarbeitenden, als Freiwillige ihr<br />
Wissen weiterzugeben. Bisher engagierten sich global rund 450<br />
Mitarbeitende in mehr als 3000 Stunden Freiwilligenarbeit. Seit<br />
der Gründung von JA im Jahr 1919 nahmen rund <strong>10</strong>0 Millionen<br />
Kinder und <strong>Jugend</strong>liche in 123 Ländern an den JA-Projekten teil.<br />
www.credit-suisse.com/citizenship/de/philanthropy_volunteering.jspd<br />
Diego Iturburu (Zweiter von links) engagiert sich<br />
als Freiwilliger bei Junior Achievement Uruguay.<br />
Paola Rapeti (Dritte von links) ist die Direktorin der<br />
Organisation im Land.<br />
ist. Iturburus Schützlinge gewannen mit ihrer<br />
Musterfirma den Wettbewerb für das beste<br />
regionale JA-Unternehmen.<br />
Angebote für alle Altersstufen<br />
«Empirisches Lernen» war die Leitidee, mit<br />
der Junior Achievement vor fast <strong>10</strong>0 Jahren<br />
gegründet wurde. Lange Zeit wurden<br />
mit dem so genannten JA Company Program<br />
nur Kurse für <strong>Jugend</strong>liche auf Highschool-<br />
Niveau angeboten. Inzwischen reicht das<br />
Angebot von Projekten für den Kindergarten<br />
bis zu praktischen Workshops für Studenten.<br />
Donna Abdulla, Managerin der Entwicklungsabteilung<br />
im Hauptquartier von<br />
JA Worldwide in Colorado Springs, hat selbst<br />
Erstklässler in die Grundbegriffe der «fiscal<br />
fitness» eingeweiht: «Wir brachten ihnen bei,<br />
zwischen Wünschen – einem Basketball –<br />
und Bedürfnissen – einem Wintermantel – zu<br />
unterscheiden», erinnert sie sich erfreut.<br />
Potenzial entfalten<br />
Das Angebot trifft den Nerv der Zeit, wie eine<br />
aktuelle Umfrage unter <strong>Jugend</strong>lichen zwischen<br />
12 und 17 belegt: Die Mehrzahl der<br />
Teenager hatte unrealistische Vorstellungen<br />
über ihr Einkommen als Erwachsene, das sie<br />
meist weit über dem ihrer Eltern ansiedelten,<br />
und sie gestanden, so gut wie nichts von<br />
Darlehen zu verstehen. Trotzdem sahen sich<br />
die meisten von ihnen als zukünftige Kreditkartenhalter.<br />
Auch Diego Iturburu stellte fest, dass die<br />
Teilnehmenden die Finanzwelt nicht gut<br />
genug kannten: «Die <strong>Jugend</strong>lichen zeigten<br />
sich sehr überrascht, wie grosse, vermeintlich<br />
unverwundbare Geldinstitutionen im Zuge der<br />
Finanzkrise einfach verschwanden», meinte<br />
er. Jenseits der Vermittlung von Wissen und<br />
Kompetenz sieht er seine Aufgabe darin, die<br />
Finanzwelt zu entmystifi zieren und die neue<br />
Generation zu verantwortungsvollem Handeln<br />
anzuleiten. Wie alle JA-Freiwilligen fühlt sich<br />
auch Iturburu vom Enthusiasmus der Teilnehmenden<br />
für seinen Einsatz belohnt: «Die<br />
<strong>Jugend</strong>lichen sagten uns immer wieder, dass<br />
sie keine Ahnung gehabt hätten, wozu sie<br />
fähig seien.» Eine weitere Umfrage bestätigt<br />
genau diese Aussage: Drei Viertel aller JA-<br />
Alumni fühlen sich in der Lage, ihr eigenes<br />
Unternehmen zu eröffnen, während nur 40<br />
Prozent der Kontrollgruppe so viel Selbstvertrauen<br />
in ihr Finanzwissen aufbringen.<br />
Claudia Steinberg/cfv<br />
<br />
Weitere Informationen<br />
fi nden Sie unter www.ja.org.<br />
Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>
40 Credit Suisse<br />
«Mein Wissen soll primär<br />
der Gemeinschaft dienen»<br />
Die ersten vier von der Credit Suisse unterstützten Stipendiaten aus Südostasien<br />
haben in Zusammenarbeit mit der Hilfsorganisation Child’s Dream im<br />
Frühjahr 20<strong>10</strong> erfolgreich ihr Universitätsstudium abgeschlossen. Dazu gehört<br />
auch Mehm Hong Da. Hier spricht er über die Veränderungen, die der Auslandaufenthalt<br />
mit sich brachte. Es ist die Geschichte eines grossen Traums.<br />
Mehm Hong Da: «Auf Prüfungen bereitete ich<br />
mich immer sehr gewissenhaft vor. Ich wollte mich<br />
der Ehre eines Stipendiums würdig erweisen.»<br />
«In der eisigen Kälte des Winters weitet die<br />
goldene Brandgans ihre Schwingen und flieht<br />
aus der Geborgenheit des Dschungels vor<br />
dem Feind.» So lauten die Anfangszeilen<br />
eines bekannten Volkslieds in meiner Muttersprache.<br />
Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit<br />
sind Begriffe, von denen mein Volk von der<br />
ersten bis zur vierten Generation nur träumen<br />
kann. Bevor ich nach Thailand kam, gehörte<br />
die Flucht zu meinem Leben wie das Wasser<br />
zum Fluss. Um überhaupt an Bildung heranzukommen,<br />
lebte ich seit meiner Kindheit an<br />
über 20 verschiedenen Orten. So etwas wie<br />
einen Lieblingsplatz kenne ich daher nicht.<br />
Bildung ist in meinen Augen das wichtigste<br />
Gut, damit man der Armut und Abhängigkeit<br />
entrinnen kann. Es geht dabei nicht primär<br />
um die Erfüllung meiner persönlichen Wünsche.<br />
In Asien steht der Gemeinschaftssinn<br />
im Vordergrund. Über das Wohl der Gemeinschaft<br />
definiert sich das Wohl des Individuums.<br />
Sich Wissen anzueignen, soll in erster<br />
Linie der Gemeinschaft dienen.<br />
Als ich mich 2004 bei einer vor Ort stationierten<br />
Hilfsorganisation für ein Maturitätsprogramm<br />
bewarb, war ich sehr aufgeregt.<br />
Würde ich es schaffen? Würden sie mich<br />
auswählen? Ich wusste, dass in dem kurzen<br />
Zeitfenster für die Anmeldung viele Bewerbungen<br />
eingereicht wurden.<br />
Die definitive Zusage war der grösste<br />
Wendepunkt und nebst der späteren Aufnahme<br />
in das Universitäts-Stipendienprogramm<br />
der glücklichste Tag in meinem<br />
Leben. Was für eine einmalige Chance! Ich<br />
durfte Axt und Säge aus meinem alten Plantagenleben<br />
gegen Kugelschreiber und Computer<br />
eintauschen. Ich durfte wachsen, um ein<br />
grosser Baum mit starken Ästen zu werden,<br />
der eines Tages zahlreichen Vögeln Zuflucht<br />
bieten würde. Ich war bereit, alles dafür zu<br />
tun: das Risiko einzugehen, mein Land zu<br />
verlassen, aber auch meine Familie für mehrere<br />
Jahre nicht mehr zu sehen.<br />
Das Grösste in Chiang Mai war für mich<br />
zunächst, dass ich in die Schule gehen konnte,<br />
ohne dass es für mich gefährlich war. Und<br />
dann die vielen Bücher ! Es war, als ob man<br />
einen Verdurstenden in einen Brunnen werfen<br />
würde. Anders kann ich es nicht beschreiben.<br />
Während der Vorbereitungen auf die Matura<br />
lernte ich auch meine Frau kennen. Sie hatte<br />
ebenfalls ein Stipendium. Nach bestandener<br />
Matura meldeten wir uns beide für ein Studium<br />
der Kommunikationswissenschaft in<br />
Bangkok an. Für die Anmeldung musste ich<br />
unter anderem einen Lebenslauf verfassen.<br />
Das war für mich der schwierigste Teil.<br />
Bei der Ankunft in Bangkok kam ich aus<br />
dem Staunen nicht mehr heraus. Alles war<br />
neu für mich: die grosse Stadt, die modernen<br />
Gebäude, der Verkehr. Da wartete viel Arbeit<br />
auf mich. Als ich durch die Tore der Universität<br />
schritt, sprach ich in Gedanken zu meinem<br />
Vater: «Dein Sohn besucht eine internationale<br />
Universität. Er ist jetzt ein richtiger<br />
Mann. Du kannst stolz auf dich sein, Vater.»<br />
Die grösste Herausforderung in Bangkok<br />
stellte die Wohnungssuche dar. Ich musste<br />
sorgfältig mit meinem Stipendiengeld haushalten.<br />
Die Miete durfte also nicht zu hoch<br />
sein. Am meisten im Weg stand mir jedoch<br />
meine Herkunft. Viele Vermieter hatten offenbar<br />
schlechte Erfahrungen mit einigen<br />
meiner Landsleute gemacht. Es half auch<br />
nicht, dass ich ihnen meinen gültigen Pass<br />
zeigte, um zu beweisen, dass ich kein illegaler<br />
Migrant war.<br />
Die erste Wohnung war ein stickiges, enges<br />
Loch ohne viel Licht. Mit der Hilfe eines<br />
Agenten fand ich zum Glück nach sechs<br />
Monaten eine bessere Bleibe. Die zweite<br />
Herausforderung war die Sprache. Die Hausbesitzer<br />
redeten nur Thailändisch und verstanden<br />
kein Englisch. Mit meinen wachsenden<br />
Thai-Kenntnissen löste sich dieses Problem<br />
nach einem Jahr schliesslich von allein.<br />
Aufgrund meiner mehrjährigen Er fahrung als<br />
Lehrer fand ich mich rasch im Studienalltag<br />
zurecht und konnte mich gut organisieren.<br />
Auf die Prüfungen bereitete ich mich immer<br />
sehr sorgfältig vor. Ich wollte mich der Ehre<br />
eines Stipendiums würdig erweisen. Unter<br />
den Kommilitonen befanden sich auch<br />
Landsleute. Es ist bei uns Sitte, dass die<br />
Erfahrenen sich um die Neulinge kümmern.<br />
Die Hilfsbereitschaft und Solida rität war<br />
Studium dank Spenden an die Organisation Child’s Dream<br />
Die 2003 von den Schweizern Daniel Siegfried und Marc Jenni<br />
gegründete Hilfsorganisation Child’s Dream unterstützt benachteiligte<br />
Kinder in der Mekong-Subregion. Mit zunehmender<br />
Aktivität wurde Child’s Dream jedoch auf komplexere Probleme<br />
aufmerksam, die ganze Gemeinschaften betrafen. Deshalb riefen<br />
Siegfried und Jenni 2006 die Schwesterorganisation diversethics<br />
Foundation ins Leben. Die beiden Organisationen arbeiten<br />
seither in Projekten in der ganzen Region eng zusammen. Mit<br />
ihrer Hilfe studieren im Moment 90 begabte junge Menschen an<br />
Universitäten in Thailand und Hongkong, 380 Studierende<br />
werden in eigenen Mittelschulen in Flüchtlingslagern unterrichtet.<br />
www.childsdream.org/de/projekte/hoehere-ausbildung/universitaets-stipendienprogramm/<br />
Foto: Credit Suisse<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
Credit Suisse 41<br />
dementsprechend gross. Ich habe aber auch<br />
Studierende aus Amerika, Polen oder Mexiko<br />
kennengelernt.<br />
An der Uni wurden auch Sportkurse angeboten.<br />
Ich besuchte allerdings nur einmal<br />
pro Woche die Tennisstunde. Ins Kino oder<br />
in einen Nachtclub ging ich nie, wie das meine<br />
internationalen Kommilitonen zu tun pflegten.<br />
Ein Kinoeintritt kostet vier Dollar. Das<br />
ist viel Geld für mich. Diesen Betrag hätte<br />
ich von meinem Essensgeld abziehen müssen<br />
und das wollte ich nicht. Filme konnte ich ja<br />
übers Internet schauen.<br />
Am Sonntag erteilte ich interessierten<br />
Landsleuten Englischunterricht. Manchmal<br />
übersetzten wir auch Songtexte. Zu meinen<br />
englischen Lieblingsliedern gehören «My<br />
Heart Will Go On» von Celine Dion und «Wind<br />
of Change» von den Scorpions, die Hymne<br />
der Wende, als 1989 die Berliner Mauer fiel.<br />
Im Frühling 20<strong>10</strong> schloss ich meinen BA<br />
in Kommunikationswissenschaft mit Bestnoten<br />
ab. Ich bin sehr stolz darauf, zu den<br />
ersten vier Stipendiaten der Credit Suisse<br />
und den ersten acht von Child’s Dream<br />
zu gehören. Ende August kehrten meine<br />
schwangere Frau und ich in unsere Heimat<br />
zurück. Ich berate nun selbst potenzielle Anwärter<br />
für ein Auslandstudium, dafür reise<br />
ich auch in abgelegene Regionen.<br />
Vor wenigen Tagen kam unsere Tochter<br />
zur Welt. Sie hat noch keinen Namen. Das<br />
müssen wir zuerst mit unseren Eltern besprechen.<br />
Ich bin sehr glücklich, habe aber auch<br />
Angst um sie. Vor allem, was ihre Ausbildung<br />
anbelangt. Das Schulgeld für eine internationale<br />
Schule kann ich nicht bezahlen.<br />
Zu Hause ist alles viel komplizierter als<br />
in Thailand. Das Gesundheitswesen, der<br />
Transport, die Kommunikation – vor allem<br />
der Zugang zu Telefon und Internet –, überall<br />
liegen Steine im Weg. Später könnte ich mir<br />
auch vorstellen, im Bildungswesen politische<br />
Verantwortung zu übernehmen. Bildung ist<br />
die Grundlage für tiefgreifende Veränderungen<br />
in meiner Heimat. Ich träume davon,<br />
eines Tages in einer Demokratie zu leben. Ob<br />
ich diesen Tag je erleben werde, weiss ich<br />
nicht. Das Motto von Child’s Dream lautet:<br />
«Auch benachteiligte Kinder haben Träume!»<br />
Ich bin zwar kein Kind mehr, aber diesen<br />
Traum gebe ich nicht auf. Maria Ryser<br />
«Die Studierenden müssen sehr<br />
hart für ihren Erfolg arbeiten»<br />
Susan Sy, Credit Suisse Mitarbeiterin<br />
in Singapur, erklärt das<br />
Engagement der Credit Suisse<br />
für höhere Ausbildungen in<br />
Südostasien.<br />
<strong>bull</strong>etin: Seit 2006 unterstützt<br />
die Credit Suisse in<br />
Südostasien benachteiligte<br />
Studierende. Wie kam<br />
es zum Engagement ?<br />
Susan Sy: Das Stipendienprogramm<br />
ist ein Angebot der<br />
Organisation Child’s Dream,<br />
mit der wir schon längere Zeit<br />
eine erfolgreiche Partnerschaft<br />
führen. Es ermöglicht<br />
begabten jungen Erwachsenen<br />
ein Studium, zu dem sie<br />
ohne Hilfe keinen Zugang<br />
hätten. Die Credit Suisse ist<br />
überzeugt, dass Ausbildung<br />
den Grundstein für die<br />
nachhaltige Entwicklung<br />
einer Gemeinschaft bildet.<br />
Welche Bedingungen sollten<br />
Studierende erfüllen?<br />
Wir erwarten eine sorgfältige<br />
Verwaltung der Stipendiengelder<br />
sowie ausreichende<br />
Studienleistungen.<br />
Der Betrag, der ihnen zur<br />
Verfügung gestellt wird,<br />
muss sämtliche Ausgaben<br />
wie Studiengebühren,<br />
Wohn-, Essens- und Materialkosten<br />
decken. Child’s<br />
Dream sorgt durch ein<br />
enges Coaching der Studierenden<br />
für einen reibungslosen<br />
Ablauf. Pro Jahr<br />
fi nden jeweils mehrere<br />
Standortgespräche statt.<br />
Detaillierte Angaben über<br />
die Verwendung der Gelder<br />
sowie über den aktuellen<br />
Stand des Studiums entnehmen<br />
wir den individuellen<br />
Berichten, die wir nach<br />
jedem Gespräch erhalten.<br />
Welche Aufgabe fällt bei<br />
diesem Mandat Ihnen zu?<br />
Ich überprüfe jeden Bericht<br />
und stelle sicher, dass<br />
der Betrag korrekt verwaltet<br />
wurde. Danach geben<br />
wir unsere Empfehlungen<br />
an das zuständige Komitee<br />
weiter, das letztlich über die<br />
Stipendienvergabe für ein<br />
weiteres Jahr entscheidet.<br />
Was ist Ihr Eindruck von<br />
den Studierenden?<br />
Meines Erachtens handelt<br />
es sich um sehr intelligente<br />
Menschen, die wirklich hart<br />
für ihren Erfolg arbeiten und<br />
denen sehr bewusst ist,<br />
dass sie mit diesem Sti pendium<br />
eine einmalige Gelegenheit<br />
erhalten haben. Wir<br />
sind sehr stolz darauf, dass<br />
unsere ersten Stipendiaten<br />
im Frühjahr 20<strong>10</strong> ihren BA<br />
mit Bestnoten abgeschlossen<br />
haben.<br />
Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>
42 Credit Suisse<br />
I ntegration leben<br />
Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) wendet sich mit seinem Angebot<br />
«mitten unter uns» an Kinder und <strong>Jugend</strong>liche mit Migrationshintergrund.<br />
Durch regelmässige Besuche bei deutsch sprechenden Gastgebenden sollen<br />
sie die Möglichkeit erhalten, an ihrer Sprachkompetenz zu arbeiten und sich<br />
mit den kulturellen Gepflogenheiten in der Schweiz auseinanderzusetzen.<br />
Gastkindern im Sprachtreff und unterstützen<br />
sie beim gemeinsamen Spielen, Basteln und<br />
Essen in ihrer Sprachintegration. Natascha<br />
und Gobika sind sich zum ersten Mal im<br />
Sprachtreff Schlieren begegnet. Als Mitarbeiterin<br />
der Credit Suisse nahm Natascha<br />
im Rahmen des Corporate Volunteering am<br />
Angebot teil. Die Schweizerin mit griechischen<br />
Wurzeln war von Anfang an Feuer und<br />
Flamme für die ehrenamtliche Tätigkeit. Ein<br />
halbes Jahr lang engagierte sie sich gemeinsam<br />
mit anderen Volunteers für eine Gruppe<br />
Kinder und <strong>Jugend</strong>licher. Seit dem Sommer<br />
arbeitet sie nicht mehr im Sprachtreff, stattdessen<br />
erhält sie nun einmal wöchentlich<br />
Besuch von Gobika.<br />
In wöchentlichen Treffen bei deutschsprachigen Gastgeberinnen und Gastgebern erhalten Kinder und<br />
<strong>Jugend</strong>liche mit Migrationshintergrund Unterstützung: Beim gemeinsamen Hausaufgabenmachen, beim<br />
Essen, Spielen und Basteln wird nicht nur die Sprachkompetenz gefördert.<br />
«Ein Bünzli? Das ist ein Mensch, der alles<br />
wahnsinnig genau und sich selbst sehr ernst<br />
nimmt», erklärt Natascha Karasounas. Mit<br />
einem Augenzwinkern fügt sie hinzu: «Den<br />
Schweizern sagt man nach, sie seien Bünzlis.»<br />
Gobika Ganesharaj stimmt ins Gelächter<br />
mit ein. Die Stimmung ist heiter. Obwohl sich<br />
die 13-jährige Tamilin und ihre 29-jährige<br />
Gastgeberin Natascha erst seit Anfang dieses<br />
Jahres kennen, erweckt ihr vertrauter<br />
Umgang miteinander den Eindruck, sie seien<br />
Schwestern. Es wird gescherzt, diskutiert,<br />
gelernt und vor allem ist jede Frage einer<br />
Antwort würdig – und diese Gelegenheit nutzt<br />
Gobika. Selbstsicher fragt sie nach, wenn sie<br />
ein Wort nicht versteht, und Natascha antwortet<br />
stets geduldig und einfühlsam.<br />
Kennengelernt haben sich die beiden<br />
durch «mitten unter uns», ein Angebot des<br />
SRK, das fremdsprachige Kinder und <strong>Jugend</strong>liche<br />
in verschiedenen Schweizer Kantonen<br />
bei der Integration unterstützt durch Förderung<br />
der Sprachkompetenz und Begegnungen<br />
zwischen Menschen verschiedener Herkunft.<br />
Zu diesem Zweck werden Gastverhältnisse<br />
hergestellt, bei denen jeweils ein<br />
fremdsprachiges Kind über mindestens ein<br />
halbes Jahr einmal wöchentlich während zwei<br />
bis drei Stunden am Alltag eines freiwilligen<br />
deutschsprachigen Gastgebers teilhat. Auf<br />
diese Weise sollen Vorurteile ab- und Verständnis<br />
aufgebaut werden.<br />
Neben diesen Einzelgastverhältnissen befinden<br />
sich im Kanton Zürich zurzeit so<br />
genannte Sprachtreffs im Aufbau. Freiwillige<br />
Betreuer treffen sich wöchentlich mit ihren<br />
Selbstvertrauen durch Erfolgserlebnisse<br />
Die Erfahrung, ausserhalb der Schule eine<br />
deutsch sprechende Kontaktperson zu haben,<br />
ist neu für Gobika, die zwar in der<br />
Schweiz geboren, bis zum Spielgruppeneintritt<br />
aber kaum in Kontakt mit der deutschen<br />
Sprache gekommen ist. In ihrer Familie wird<br />
überwiegend tamilisch gesprochen. Gobikas<br />
mangelnde Deutschkenntnisse und die fehlende<br />
Hilfestellung führten schliesslich zu<br />
schlechten Schulnoten und Verunsicherung.<br />
Von ihrem Lehrer wurde Gobika dann auf<br />
«mitten unter uns» hingewiesen. In Natascha<br />
hat sie nun jemanden gefunden, der sich ihrer<br />
Probleme annimmt.<br />
Bei den wöchentlichen Treffen werden<br />
die Hausaufgaben besprochen, Lerntechniken<br />
entwickelt und Sprachspiele gespielt.<br />
Zwischendurch liegt auch mal ein Besuch in<br />
der Buchhandlung oder im japanischen Restaurant<br />
drin. Meistens kochen die beiden<br />
jedoch bei Natascha zu Hause, demnächst<br />
gibt es Raclette. Auch die Fasnacht oder das<br />
Sechseläuten will Natascha ihrem Schützling<br />
näherbringen: «Sie soll die schweizerischen<br />
Bräuche erleben und verschiedene Facetten<br />
unserer Kultur kennenlernen.» Die Sympathie<br />
für ihre junge Gastgeberin und die Motivation,<br />
Über die Zusammenarbeit der Credit Suisse mit dem SRK<br />
Seit 2008 hat die Credit Suisse im Rahmen von Corporate Volunteering<br />
eine Partnerschaft mit dem SRK. Bisher haben sich insgesamt 670 Mitarbeitende<br />
und Pensionierte der Credit Suisse für verschiedene Volunteering-Aktivitäten<br />
des SRK engagiert. Neben dem Integrationsangebot<br />
«mitten unter uns» haben sie mit eintägigen Freiwilligeneinsätzen die<br />
Geschenk aktion «2 x Weihnachten» und den Rotkreuz-Fahrdienst<br />
unterstützt. Zudem haben rund 3600 Mitarbeitende an von der Credit<br />
Suisse organisierten Blutspende-Aktionen teilgenommen.<br />
Mehr Informationen unter: www.credit-suisse.com/citizenship/de/volunteering_partners.jsp<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
Credit Suisse 43<br />
die Gobika durch die Besuche erhält, sind ihr<br />
deutlich anzumerken. Ihre schulischen Leistungen<br />
haben sich so stark verbessert, dass ihr<br />
Ziel, von der Sek B in die Sek A zu wechseln,<br />
immer näher rückt. «Ich will nämlich auch einmal<br />
das KV machen und für die Credit Suisse arbeiten.<br />
Natascha ist mein Vorbild», verrät Gobika<br />
strahlend. Die Erfolgserlebnisse der letzten Monate<br />
haben das Selbstvertrauen der 13-Jährigen<br />
enorm gestärkt. Aus einer schwachen,<br />
unsicheren Schülerin ist ein selbstbewusstes,<br />
zielstrebiges Mädchen geworden. «Natascha<br />
hat mir sehr geholfen», meint der Teenager.<br />
«Durch sie habe ich viel Neues gelernt und ich<br />
glaube nun, dass ich den Aufstieg in die Sek A<br />
schaffen kann. Ausserdem ist Nati auch eine<br />
Freundin für mich geworden. Sie ist einfach toll.»<br />
Ein Gewinn für alle<br />
Fotos: Patrick Kälin<br />
Von Erfahrungen wie diesen berichtet auch<br />
Björn Callensten, Bereichsleiter Integration<br />
beim SRK Kanton Zürich: «Sowohl von Seiten<br />
der Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen als auch von Seiten<br />
der Eltern und Lehrpersonen wird das Angebot<br />
sehr geschätzt. Die Kinder zeigen Verbesserungen<br />
in ihrer Sprachfähigkeit, treten<br />
selbstbewusster auf, melden sich im schulischen<br />
wie auch im ausserschulischen Bereich<br />
mehr zu Wort und bewegen sich dadurch einfacher<br />
in der Gesellschaft. Von den Gastgebenden<br />
erhalten wir ebenfalls sehr positive Rückmeldungen.<br />
Viele Freiwillige setzen sich über<br />
mehrere Jahre hinweg für ‹mitten unter uns› ein,<br />
da sie es als sinnvolle Form erachten, selber<br />
aktiv zu werden und Integration zu leben.» Und<br />
er fügt hinzu: «Über neue Volunteers, die bereit<br />
sind, sich für ‹mitten unter uns› zu engagieren,<br />
freuen wir uns natürlich immer sehr.»<br />
Auch Natascha sieht die ehrenamtliche Tätigkeit<br />
als durchwegs positive Erfahrung. Die<br />
Treffen mit Gobika gäben ihr das Gefühl, etwas<br />
bewegen zu können, bemerkt sie. Ausserdem<br />
komme sie mit einer neuen Kultur in Kontakt,<br />
verliere Berührungsängste und könne ganz<br />
nebenbei liebe Menschen kennenlernen. Sie<br />
würde jederzeit wieder Freiwilligenarbeit leisten:<br />
«Für mich sind die Besuche ebenfalls eine Bereicherung.<br />
Die enorme Dankbarkeit und Wertschätzung,<br />
die ich zurückbekomme, wiegen die<br />
aufgewendete Zeit allemal auf.» Was sie damit<br />
meint, wird spätestens klar, als Gobika in die<br />
Küche rennt und mit einem Brief zurückkommt,<br />
den sie gemeinsam mit einer Freundin aus dem<br />
Sprachtreff vor einiger Zeit für Natascha verfasst<br />
hat: «Liebe Nati. Wir lieben dich. Es macht<br />
riesigen Spass mit dir. Danke für deine Hilfe.»<br />
So schön kann Integration sein. Vanessa Egli<br />
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44 Credit Suisse<br />
Kenia auch so grossen Anklang?<br />
Aarón Zea ( 20 Jahre alt, aus Medellín, Ko-<br />
lumbien): Unser imagine ist viel kleiner und<br />
findet daher nur an einem Tag statt. Wir<br />
konnten bis zu 7000 Besucher pro Anlass<br />
mobilisieren. Das klingt vielleicht bescheiden,<br />
aber dank dem Engagement von kolumbianischen<br />
Stars wie der Gruppe Naki mit ihrer<br />
charismatischen Sängerin oder den fröhlichen<br />
Parlantes haben wir einen festen Platz<br />
in Medellíns Konzertagenda.<br />
Naomi Wanjiru (20 Jahre alt, aus Embu,<br />
Kenia): Unser erstes imagine fand in Embu<br />
statt, einer kleinen Stadt in der Nähe des<br />
Mount Kenya. Als zum Abschluss Jimmie Gait<br />
aus Nairobi auftrat, war das Publikum nicht<br />
mehr zu bremsen – der Mann riss die rund<br />
2000 <strong>Jugend</strong>lichen mit und am Ende überzogen<br />
wir um mindestens eine Stunde!<br />
imagine ist in der Schweiz das grösste<br />
Projekt von terre des hommes. Da kann es<br />
sich ja nicht bloss um Feste feiern handeln.<br />
Lea Martens (22 Jahre alt, aus Basel): imagine<br />
ist ein Festival gegen Rassismus und<br />
Ausgrenzung. Es steht für <strong>Jugend</strong>, Kultur und<br />
Sensibilisierung. Auch im Schweizer Alltag<br />
ist Rassismus leider verbreitet. Schimpfwörter<br />
wie «Neger » oder «Kanake» hört man oft.<br />
Als besonders schockierend empfand ich im<br />
Frühling 20<strong>10</strong> den 65. Gedenktag zur Bombardierung<br />
der Stadt Dresden in Deutschland:<br />
Ich war aus der Schweiz angereist um<br />
ein antirassistisches Zeichen zu setzen.<br />
Unserer friedlichen Kundgebung standen<br />
imagine – eine <strong>Jugend</strong>,<br />
die feiert und handelt<br />
imagine – in Kenia, Brasilien, Kolumbien und der Schweiz feiern junge<br />
Menschen für eine Welt ohne Rassismus und Ausgrenzung. Die Musikfestivals<br />
organisieren die <strong>Jugend</strong>lichen selber, mit Workshops motivieren sie<br />
Gleichaltrige. Ein interkontinentales Gespräch über das Projekt von terre<br />
des hommes schweiz.<br />
You may say I’m a dreamer<br />
But I’m not the only one<br />
I hope someday you’ll join us<br />
And the world will be as one<br />
(«Imagine», 1971, John Lennon)<br />
Am imagine-Roundtable (von links): Aarón Zea (20) aus Medellín, Kolumbien;<br />
Naomi Wanjiru (20) aus Embu, Kenia, und Lea Martens (22) aus Basel, Schweiz.<br />
Auch wenn John Lennon mit seinem Song<br />
«Imagine» für eine Welt ohne Grenzen, Gier,<br />
Mord, Hunger oder Besitz plädiert – der legendäre<br />
Song des Beatles- Barden stand bei<br />
der Namensgebung des <strong>Jugend</strong>festivals<br />
nicht Pate: Bei terre des hommes schweiz<br />
steht imagine für eine <strong>Jugend</strong>kampagne<br />
gegen Rassismus und Ausgrenzung. Mit den<br />
Festivals wollen junge Menschen etwas bewegen,<br />
etwas Grosses auf die Beine stellen.<br />
imagine ist heute das wichtigste Projekt der<br />
Entwicklungsorganisation in der Schweiz und<br />
das grösste Gratisfestival der Nordwestschweiz.<br />
Seit 2006 organisieren auch in Brasilien,<br />
Kolumbien sowie neu in Kenia <strong>Jugend</strong>liche<br />
Konzerte für eine bessere Zukunft.<br />
<strong>bull</strong>etin lädt per E-Mail zu einem virtuellen<br />
Roundtable-Gespräch mit drei <strong>Jugend</strong>lichen<br />
aus Medellín in Kolumbien, Embu in Kenia<br />
und Basel in der Schweiz:<br />
<strong>bull</strong>etin: In der Schweiz besuchten rund<br />
35 000 Menschen das imagine-Festival.<br />
Findet das Happening in Kolumbien und<br />
Fotos: Lilian Buss | imagine Embu | Iris Brugger | imaginefestival.ch<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
Credit Suisse 45<br />
Laute Musik und leise Provokation: Das imagine-<strong>Jugend</strong>projekt von terre des hommes schweiz begeistert<br />
Tausende junger Menschen in Embu (Kenia), Medellín (Kolumbien) und Basel (Schweiz).<br />
imagine – Engagement der Credit Suisse<br />
Die Credit Suisse Foundation ist seit Mai 2009 Partnerin von<br />
terre des hommes schweiz und unterstützt das Projekt<br />
«imagine – das Festival gegen Rassismus». Dank dieser<br />
Unterstützung legt die Festivalorganisation noch mehr Wert<br />
auf Nachhaltigkeit und professionalisiert den öffentlichen<br />
Auftritt. Die Partnerschaft mit terre des hommes schweiz ist<br />
Teil des gesellschaftlichen Engagements der Credit Suisse<br />
Foundation, die sich in der Schweiz für eine sensibilisierte<br />
Gesellschaft, junge musikalische Talente sowie die Integration<br />
von benachteiligten Personen einsetzt.<br />
dann 7000 Rechtsradikale gegenüber.<br />
Sie skandierten rassistische Parolen und<br />
schwangen Hakenkreuze. Mit imagine sprechen<br />
wir <strong>Jugend</strong>liche an, weil wir super Musik<br />
mit unserem Engagement verbinden. Dabei<br />
wollen wir uns nicht anbiedern, sondern mit<br />
«leiser Provokation» zum Denken anregen.<br />
Wie provoziert man denn leise?<br />
Lea Martens: 20<strong>10</strong> lautete das Festival-<br />
Motto: «Propaganda! – Wenn Märchen Bilder<br />
bilden …» Dazu bauten wir 30 hölzerne Silhouetten<br />
von Menschen mit Sprechblasen.<br />
Da war zu lesen: «Alle Alphornbläser sind<br />
Rassisten», «Jeder Immigrant ist ein Ausländer<br />
» oder «Schneewittchen war vielleicht<br />
fett». Wer gerät da nicht ins Grübeln? In Kolumbien<br />
konzentriert ihr euch jedoch auf andere<br />
Themen, oder ?<br />
Aarón Zea: Ja, das stimmt. Die sozialen<br />
Verhältnisse sind auch ganz anders: In<br />
unserem Bezirk Valle de Aburrá gelten rund<br />
1,5 Millionen als arm und 343 000 Menschen<br />
sind obdachlos. Landflucht, Gewalt und Vertreibung<br />
sind an der Tagesordnung. Es drängen<br />
sich viele verschiedene Menschen auf<br />
engstem Raum. Unser Festivalmotto hiess<br />
darum «Gleichheit trotz Unterschied». Die<br />
Musiker haben sich vor dem Konzert mit dem<br />
Thema befasst und ihre Gedanken in ihren<br />
Auftritt miteinbezogen. Das Publikum verstand<br />
die Botschaft – das Leben in einer<br />
Grossstadt gelingt nur mittels gegenseitiger<br />
Achtung und Respekt voreinander.<br />
Lea Martens: Als ich euch im Rahmen des<br />
imagine-Austauschprogramms besuchte,<br />
war ich beeindruckt, wie stark du dich auch<br />
ausserhalb von imagine engagierst…<br />
Aarón Zea: Ja, ich arbeite mit einer Gruppe<br />
gegen die Ausgrenzung von Lesben,<br />
Schwulen, Bisexuellen und Transgenders,<br />
helfe bei der «Gay Pride» mit und veranstalte<br />
für den Kinoklub der Universität eine «Rosa-<br />
Filmreihe». Da ich ausserhalb der Stadt wohne,<br />
beschäftigen mich die Gegensätze zwischen<br />
Stadt und Land. In einem Zentrum für<br />
<strong>Jugend</strong>förderung widme ich mich dem Naturschutz<br />
und helfe mit, eine Grünfläche der<br />
Stadt zu bewirtschaften.<br />
Naomi, wie sieht es in Kenia aus?<br />
Naomi Wanjiru: Korruption und Arbeitslosigkeit<br />
grassieren, aber Aids ist unter <strong>Jugend</strong>lichen<br />
das grosse Problem. In unserem Land<br />
sind 7.1 Prozent der Menschen HIV-positiv.<br />
Lange war die Sexualität in den Lehrplänen<br />
der Schule tabu und die Verwendung von<br />
Präservativen wurde bekämpft. Aids galt<br />
als Folge böser Hexerei oder als Strafe ><br />
Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>
46 Credit Suisse<br />
Gottes. Unser Organisationskomitee, die<br />
Embu Youth Aids Advocats, engagierte<br />
sich bereits vor imagine in der Aids-<br />
Prävention. Am Festival stellten wir Fragen:<br />
Gibt es eine Gesellschaft, in der<br />
Menschen nicht aufgrund ihrer ethnischen<br />
Herkunft oder einer Krankheit diskriminiert<br />
werden, in der Menschenrechte<br />
oder die gerechte Verteilung der Ressourcen<br />
selbstverständlich sind? Das Festivalmotto<br />
lieferte die Antwort: «It’s possible!»<br />
Ich war selber lange arbeitslos und hoffe<br />
nun, mit meinem Freiwilligeneinsatz bei<br />
imagine Erfahrungen fürs Berufsleben zu<br />
sammeln.<br />
Wird denn euer Engagement von<br />
offizieller Seite her respektiert ?<br />
Aarón Zea: Seit dem ersten imagine in<br />
2007 anerkennt die Stadt Medellín unseren<br />
Anlass als Plattform der Koexistenz.<br />
Die Behörden zeigen sich kooperativ.<br />
Lea Martens: «Das Festival gegen<br />
Rassismus» ist ein Bestandteil von Basels<br />
<strong>Jugend</strong>kultur. Nun wollen wir mehr Leute<br />
ansprechen und erweitern das Angebot.<br />
So brachte die Band Watcha Clan aus Marseille<br />
mit einem Gemisch aus World ’n’ Bass<br />
und Elektro die Menge zum Kochen und<br />
überraschte das Basler Sinfonieorchester<br />
auf dem Barfüsserplatz mit Musik aus<br />
den Filmen «Titanic», «Once upon a time in<br />
the West» und Mozarts «Jupiter-Sinfonie<br />
KV 551».<br />
Naomi Wanjiru: Überzeugend an imagine<br />
ist, dass es sich um eine Ganzjahresveranstaltung<br />
handelt. Wir bieten nicht<br />
nur das Konzert, sondern organisieren in<br />
Schulen und Kirchen Workshops. So versuchen<br />
wir noch mehr <strong>Jugend</strong>liche für<br />
unser wichtiges Anliegen zu sensibilisieren<br />
und zu gewinnen.<br />
Aarón Zea: Auch in Medellín führten<br />
wir bis heute rund 50 Workshops zu den<br />
Themen Diskriminierung und Ausgrenzung<br />
durch. Dabei steht immer wieder die<br />
Situation der <strong>Jugend</strong> im Mittelpunkt –<br />
denn diese bereitet Menschen weltweit<br />
Sorgen. Zusammen erarbeiten wir dann<br />
Lösungen für spezifische Probleme in der<br />
Gegend der Teilnehmer.<br />
Lea Martens: Abgesehen von den<br />
Workshops finden in der Schweiz so genannte<br />
premagines statt. Diese Vorveranstaltungen<br />
sind im Gegensatz zum<br />
grossen Festival nicht gratis. Der Erlös<br />
generiert zusammen mit dem Ertrag aus<br />
den Workshops, dem Catering und den<br />
An den imagine-Festivals werden auch junge<br />
Künstlerinnen und Künstler aufgerufen, das Motto<br />
des Projektes von terre des hommes schweiz<br />
umzusetzen (Bild ohne Titel, von Stephanie Santschi).<br />
Imagine no possessions<br />
I wonder if you can<br />
No need for greed or hunger<br />
A brotherhood of man<br />
Imagine all the people<br />
Sharing all the world<br />
Hören Sie über diese QR Codes Musik<br />
vom imagine-Festival.<br />
So gehts: Den BeeTagg Reader gratis auf das<br />
Smartphone laden, Code fotografi eren, Link erhalten.<br />
The Heavy<br />
(Grossbritannien)<br />
(«Imagine», 1971, John Lennon)<br />
Watcha Clan<br />
(Frankreich)<br />
Standmieten 14 Prozent des Festivalbudgets.<br />
Der grosse Rest wird von terre<br />
des hommes schweiz, diversen Sponsoren<br />
sowie Kantonen und Gemeinden<br />
getragen.<br />
premagines, Workshops, ein zwei<br />
Tage dauerndes Festival – das organisiert<br />
ihr <strong>Jugend</strong>lichen doch nicht alleine!<br />
Da steckt zumindest eine Konzertagentur<br />
dahinter.<br />
Lea Martens: Wir sind ein Team von 40<br />
<strong>Jugend</strong>lichen im durchschnittlichen Alter<br />
von 19 Jahren und organisieren das Festival<br />
selbst. Im Büro von terre des hommes<br />
schweiz verfügen wir über einen<br />
Arbeitsplatz sowie drei Dockingstationen<br />
für Laptops. Nur für die übergeordnete<br />
Koordination steht uns jemand zur<br />
Seite. Ich kümmere mich beispielsweise<br />
um die Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Aarón Zea: Auch bei uns tragen wir<br />
Jun gen die Verantwortung für das Projekt.<br />
Selber amtiere ich in der Funktion<br />
des Koordinators. Wir werden von der<br />
Organisation Corporación Región, einer<br />
Partnerorganisation von terre des hommes<br />
schweiz, begleitet.<br />
Profitiert ihr auch persönlich von<br />
dieser Arbeit ?<br />
Naomi Wanjiru: Ich sammle viele Erfahrungen.<br />
Das grosse imagine-Festival in<br />
Basel und die aktive Teilnahme an Workshops<br />
in der Schweiz sind für mich unvergesslich.<br />
Der internationale Austausch<br />
gibt unserem Einsatz noch mehr Gewicht.<br />
Ich hoffe, dass das imagine in Kenia weiter<br />
wächst und sich als Plattform für verantwortungsvolle,<br />
junge Bürger etabliert,<br />
die unser Land in eine bessere Zukunft<br />
führen.<br />
Lea Martens: Ja, mein Lampenfi eber<br />
hat sich durch meine Arbeit bei imagine<br />
sehr verringert. Jetzt freue ich mich auf<br />
das Festival am <strong>10</strong>./11. Juni 2011. Es wird<br />
unser zehnjähriges Jubiläum! Als Geburtstagsgeschenk<br />
wünsche ich mir, dass wir<br />
in Zukunft nicht nur an einem Platz, sondern<br />
gleich an mehreren Orten in Basel<br />
gegen Rassismus und Ausgrenzung singen<br />
und tanzen werden.<br />
Aarón Zea: Nach einer Pause planen<br />
wir für 2011 das nächste Festival und bauen<br />
damit weiter an unserem Traum, eines<br />
Tages Ausgrenzung und Diskriminierung<br />
endgültig aus Medellín verbannt zu haben.<br />
Bernard van Dierendonck<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
«Ich liebe Wasser,<br />
weil es so ist, wie es ist.»<br />
Melanie Winiger<br />
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Wasser ist mit nichts zu vergleichen. So frisch, so sanft<br />
und trotzdem kraftvoll. Wasser, das ist natürliche Reinheit.<br />
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48 Credit Suisse<br />
Stützen unserer Zukunft<br />
Die <strong>Jugend</strong>lichen von heute sorgen dafür, dass die Schweizer<br />
Wirtschaft auch in Zukunft funktioniert. Deshalb ist es<br />
besonders bedauerlich, dass die <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit derzeit<br />
ungewöhnlich hoch ist. Das darf nicht so bleiben.<br />
6%<br />
5%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
1%<br />
0%<br />
Gemeinsam die <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit<br />
bekämpfen ist ein Gebot der Stunde<br />
Im Dezember 2009 hat die Credit Suisse die Initiative Gemeinsam gegen<br />
die <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit lanciert sowie die Gründung einer unabhängigen<br />
Risikokapitalgesellschaft und die Aufstockung der eigenen Lehrstellen in<br />
Aussicht gestellt. Wenig später folgte die IT-Initiative. Eine Zwischenbilanz.<br />
Die Wirtschaftskrise wirkte sich bei den<br />
<strong>Jugend</strong>lichen besonders gravierend aus.<br />
Im September 2009 waren 29 999 in der<br />
Schweiz lebende <strong>Jugend</strong>liche im Alter zwischen<br />
15 und 24 Jahren arbeitslos. Innert<br />
Jahresfrist war damit die Arbeitslosenquote<br />
um 2,3 Prozent auf hohe 5,4 Prozent angestiegen.<br />
Deshalb teilte die Credit Suisse<br />
im Dezember mit, sie stelle 30 Millionen<br />
Schweizer Franken zur Verfügung, um die<br />
<strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit in den nächsten<br />
fünf Jahren gezielt zu bekämpfen. «Ziel ist<br />
es, <strong>Jugend</strong>liche in der Schweiz bei der Lehrstellensuche<br />
und der Integration in den<br />
2009 20<strong>10</strong><br />
Das Problem der <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit ist noch nicht gelöst<br />
Die Arbeitslosigkeit und insbesondere die <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit ist die grösste Sorge<br />
der Schweizer Bevölkerung. Dies zeigt das Sorgenbarometer des <strong>bull</strong>etin jedes Jahr<br />
auf. Die Solidarität der ganzen Bevölkerung hat innert Jahresfrist zu einem spürbaren<br />
Rückgang der <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit geführt, doch gilt es, dies nachhaltig zu sichern<br />
und eine weitere Reduktion anzustreben. Quelle: <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit.ch<br />
Arbeitsmarkt zu unterstützen», gibt Fritz<br />
Gutbrodt, Direktor des Jubiläumsfonds der<br />
Credit Suisse Foundation, nochmals die<br />
Stossrichtung bekannt. «Wir streben eine<br />
landesweite, geografisch ausgewogene Wirkung<br />
an und arbeiten mit kompetenten Non-<br />
Profit- Organisationen zusammen. Neue Initiativen<br />
sollen dabei die staatlichen Massnahmen<br />
ergänzen.»<br />
Nach einem Jahr darf man bei dieser Initiative,<br />
für deren Evaluation die Fachhochschule<br />
Nordwestschweiz gewonnen werden<br />
konnte, ein erstes positives Fazit ziehen.<br />
«Wir fanden vier national und drei regional<br />
tätige Partner, die sich mit grossem Engagement<br />
an den Aufbau neuer Projekte oder<br />
an eine geografische Ausdehnung bewährter<br />
Tätigkeiten machten», so Fritz Gutbrodt<br />
weiter. «Auch budgetmässig befinden wir uns<br />
auf Kurs. Bislang wurden sechs Millionen<br />
Franken investiert.»<br />
Von drei Partnerorganisationen sind in den<br />
vergangenen Ausgaben des <strong>bull</strong>etin bereits<br />
Porträts publiziert worden, die auch unter<br />
www.credit-suisse.com /verantwortung<br />
nachgelesen werden können: die neu auch<br />
in den Kantonen Graubünden und Glarus<br />
wirkende Stiftung Die Chance, die Stiftung<br />
Intégration Pour Tous, die dieses Jahr ihr<br />
Projekt jeunes@work auf den Kanton Jura<br />
ausgedehnt hat, sowie die national tätige<br />
Stiftung Speranza, die daran ist, mit dem<br />
«Assessment Berufliche Neuausrichtung» ein<br />
neues Angebot aufzubauen. Die Porträts der<br />
übrigen Partner werden im Laufe der nächsten<br />
Ausgaben folgen, ihre Tätigkeit sei aber<br />
bereits jetzt in Kürze vorgestellt.<br />
Hilfe von cf2 bis QPlus<br />
600 arbeitslose Lehrabgängerinnen und<br />
-abgänger werden jährlich durch die zehn<br />
regionalen Stellen des Schweizerischen<br />
Arbeiterhilfswerks SAH betreut, bis sie eine<br />
langfristige und befriedigende Festanstellung<br />
gefunden haben. Der Fokus liegt dabei<br />
auf dem Ausgleich ihrer Defizite praktischer<br />
wie theoretischer Natur. Auf der Website<br />
www.ct2.ch werden ein kostenloser Service<br />
für frische und künftige Lehr- und Studienabgänger<br />
sowie eine individuelle Beratung<br />
für Arbeitsplatzsuche und Jobsuche-Workshops<br />
angeboten. Das Projekt wurde am<br />
15. September 20<strong>10</strong> an einer Medienkonferenz<br />
vorgestellt und stiess landesweit auf<br />
breites Interesse.<br />
Infoklick, der Verein für Kinder- und <strong>Jugend</strong>förderung,<br />
bietet mit dem Projekt QPlus<br />
jenen <strong>Jugend</strong>lichen, die sich freiwillig in der<br />
<strong>Jugend</strong>kultur engagieren, Ausbildungskurse<br />
an in den Bereichen Gastronomie, Eventmanagement,<br />
Gebäudeunterhalt, Ton- und<br />
Lichttechnik, Sicherheit sowie Administration.<br />
Qualifikationen und Kompetenzen werden<br />
mit einem Zertifikat ausgewiesen. Nach<br />
dem erfolgreichen Pilotprojekt in Solothurn<br />
rechnet man bei den sieben Regionalstellen<br />
fortan mit jährlich 5000 Kursteilnehmenden.<br />
Die erst 2006 eingeführte Attestlehre ist<br />
in der Öffentlichkeit und auch in der Berufswelt<br />
noch wenig bekannt. Um Unternehmen<br />
für die Fähigkeiten und Einsatzmöglich-<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
Credit Suisse 49<br />
keiten von Attestlehrabgängern zu sensibilisieren,<br />
haben sich die Attestlehrverbunde<br />
Lernwerk, Overall, fribap, Bildungsnetz<br />
Zug und Chance (nicht zu verwechseln mit<br />
Die Chance) im Netzwerk EBA zusammengeschlossen.<br />
Zudem wollen sie jährlich 150<br />
Attestlehrabgänger im Mittelland unterstützen.<br />
SVC-AG für KMU Risikokapital entspricht<br />
einem Bedürfnis der Schweizer Wirtschaft<br />
Am 20. September konnte die erste Investition der neuen Risikokapitalgesellschaft<br />
in die agrofrucht-Inn ag den Medien vermeldet werden. Wenig später folgten<br />
Investitionen in die innovativen Unternehmen Poken, Silentsoft und sonic emotion.<br />
Auch das Tessin soll profitieren<br />
Im Kanton Tessin richtet sich das von der<br />
Credit Suisse mitfinanzierte Angebot ausnahmsweise<br />
nicht an schulisch schwache<br />
<strong>Jugend</strong>liche, sondern an jährlich rund 200<br />
Absolventen der Kantonshandelsschulen.<br />
Die Pilotphase mit der Scuola Cantonale di<br />
Commercio di Bellinzona ist bereits erfolgreich<br />
durchgeführt worden.<br />
«Bislang konnten 400 <strong>Jugend</strong>liche in die<br />
verschiedenen Programme unserer Partner<br />
involviert werden», führt Dirk Büchi,<br />
Programmmanager der <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeits-Initiative<br />
bei der Credit Suisse, aus.<br />
«Ab 2011 sollen es jeweils 7500 sein. Wir<br />
sind überzeugt, dass damit die beruflichen<br />
Aussichten dieser <strong>Jugend</strong>lichen entscheidend<br />
verbessert werden und gleichzeitig ein<br />
wichtiger Beitrag zur Stärkung des Standorts<br />
Schweiz geleistet wird.» schi<br />
1<br />
2<br />
Fotos: Martin Stollenwerk | Patrick Kälin | Cédric Widmer<br />
4,3%<br />
Mit 24 035 betroffenen Personen<br />
betrug die Arbeitslosigkeit der 15- bis<br />
24-Jährigen im September 20<strong>10</strong> noch<br />
4,3 Prozent. Bei den <strong>Jugend</strong>lichen im<br />
Lehrlingsalter lag sie mit 3,1 Prozent<br />
deutlich unter jener der 20- bis 24-Jährigen<br />
mit 5,2 Prozent: Viele Arbeitgeber<br />
und nicht zuletzt die öffentliche<br />
Hand sehen sich nicht in der Lage,<br />
den <strong>Jugend</strong>lichen nach Abschluss<br />
ihrer Ausbildung eine Festanstellung<br />
anzubieten. Um die Situation zu<br />
entschärfen, hat sich die Credit Suisse<br />
bereit erklärt, innerhalb von drei<br />
Jahren 150 zu sätzliche Lehrstellen<br />
zu schaffen (+ 25 Prozent) und die<br />
Lernenden nach Abschluss ihrer<br />
Ausbildung weiter zubeschäftigen.<br />
3<br />
Vier Entrepreneurs der Zukunft 1 Renato Pellegrini, sonic emotion, Oberglatt, sorgt für ein einmaliges<br />
3D-Sound-Erlebnis. 2 Charles Upchurch, Silentsoft, Morges, hilft, in Immobilien den Energieverbrauch<br />
zu planen und zu senken. 3 Philipp Käppeli, agrofrucht-Inn ag, Cham/Merenschwand, trocknet Erdbeeren<br />
frisch und fruchtig. 4 Stéphane Doutriaux, Poken, Lausanne, verbindet die virtuelle mit der realen Welt.<br />
4<br />
90 Prozent der Unternehmenskredite in der<br />
Schweiz – rund 265 Milliarden Schweizer<br />
Franken – gehen an KMU und bilden neben<br />
dem Eigenkapital deren wichtigste Finanzierungsquelle.<br />
Im Vergleich dazu haben<br />
Mezzanine - oder Venture-Capital-Finanzierungen<br />
bislang eine untergeordnete<br />
Rolle gespielt. 2009 beliefen sich die Investitionen<br />
mit Venture Capital nur auf<br />
etwas mehr als 400 Millionen Schweizer<br />
Franken. Bei den Mezzanine-Finanzierungen,<br />
die in der Schweiz fast nur von der Credit<br />
Suisse ermöglicht werden, beträgt das aktuelle<br />
Volumen insgesamt weniger als <strong>10</strong>0 Millionen<br />
Franken. Die beiden Schweizer Grossbanken<br />
haben rund 40 Prozent aller Unternehmenskredite<br />
gesprochen und – entgegen<br />
zwischenzeitlich geäusserter Befürchtungen –<br />
den Kredithahn in der Krise von 2008/09<br />
nicht zugedreht. Die Credit Suisse jedenfalls<br />
hat ihr Volumen nochmals um drei Prozent<br />
vergrössert. Trotzdem gerieten manche Unternehmen<br />
zuletzt in eine schwierige Situation,<br />
weil neue Aufträge ausblieben. Und für<br />
junge Unternehmen wurde es in der Regel<br />
schwieriger, sich das für ihre innovativen<br />
Ideen benötigte Eigenkapital zu beschaffen.<br />
Die Credit Suisse ist zwar bereits mit zehn<br />
Millionen Franken an der vor genau zehn Jahren<br />
gegründeten Investmentgesellschaft<br />
Venture Incubator beteiligt (siehe <strong>bull</strong>etin<br />
4/20<strong>10</strong>, S. 40), entschloss sich aber an- ><br />
Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>
50 Credit Suisse<br />
gesichts der aktuellen Wirtschaftslage, als<br />
Ergänzung eine neue, mit <strong>10</strong>0 Millionen Franken<br />
ausgestattete Risikokapitalgesellschaft<br />
zu schaffen. Die SVC-AG für KMU Risikokapital<br />
konnte im Mai 20<strong>10</strong> gegründet und<br />
bereits am 3. Juni zum Auftakt ihrer operativen<br />
Tätigkeit von Hans-Ulrich Meister, CEO<br />
Credit Suisse Schweiz, und Hans-Ulrich<br />
Müller, Präsident Swiss Venture Club, der<br />
Öffentlichkeit vorgestellt werden.<br />
Dank starker Partner unabhängig<br />
«Mit der Credit Suisse und dem Swiss Venture<br />
Club verfügen wir über zwei bestens<br />
vernetzte Partner mit viel Know-how in den<br />
für uns relevanten Bereichen», erklärt Reto<br />
Isenegger, Verwaltungsratspräsident der<br />
SVC-AG für KMU Risikokapital und COO der<br />
Credit Suisse Schweiz. «Wichtig ist für uns,<br />
dass wir trotzdem unsere Entscheide in völliger<br />
Unabhängigkeit fällen können.»<br />
Zwar sind die Investitionen an klar definierte<br />
Kriterien gebunden, und sie fliessen<br />
erst, wenn die Marktakzeptanz erwiesen ist,<br />
dafür kann aber nachher die SVC-AG für<br />
KMU Risikokapital bei den Unternehmen alle<br />
relevanten Wachstumsschritte bis hin zu<br />
Nachfolgefinanzierungen begleiten. Dank<br />
dieser ausgesprochen breiten Ausrichtung<br />
wird die SVC-AG auf dem Markt als willkommene<br />
Ergänzung anerkannt. Dementsprechend<br />
hoch ist bereits jetzt die Resonanz bei<br />
den Schweizer Unternehmern.<br />
In den ersten fünf Monaten sind bereits<br />
Anzeige<br />
250 ernst zu nehmende Anfragen von KMU<br />
mit Schweizer Domizil eingereicht worden.<br />
Vertreten sind alle Branchen, breit gestreut<br />
in der ganzen Schweiz: 60 Prozent Deutschschweizer<br />
Un ternehmen, 35 Prozent Westschweizer<br />
und 5 Prozent Tessiner Firmen.<br />
«Bereits konnten die ersten vier Investments<br />
getätigt werden», führt Reto Isenegger aus<br />
und verweist auf die jungen, vielversprechenden<br />
Unternehmen agrofrucht-Inn ag,<br />
Cham/Merenschwand, Poken, Lausanne,<br />
Silentsoft, Morges, und sonic emotion, Oberglatt,<br />
deren Porträts man auf der Website<br />
www.svc-risikokapital.ch findet. Dank der<br />
Tatsache, dass das Investment Committee<br />
mit Präsident Andreas Koopmann, Chairman<br />
Alstom, an der Spitze ungefähr alle zwei Monate<br />
zusammenkommt, befinden sich zehn<br />
weitere Investitionen im fortgeschrittenen<br />
Stadium. Erfreulich ist auch, dass CEO<br />
Johannes Suter immer wieder eingeladen<br />
wird, die Besonderheiten der SVC-AG für<br />
KMU Risiko kapital vorzustellen, beispielsweise<br />
am Europa Forum Luzern. Deshalb<br />
dürften auch 2011 zahlreiche weitere Fi -<br />
nanzierungs gesuche eingehen. Bis die gesamte<br />
Summe von <strong>10</strong>0 Millionen Franken<br />
in Tranchen von 200 000 Franken bis in<br />
der Regel zwei Millionen Franken investiert<br />
ist, sind noch viele Anträge zu prüfen, und<br />
da bis dann bereits wieder Kapital zurückfliesst,<br />
das vollumfänglich reinvestiert<br />
wird, geht diesem Motor schweizerischer<br />
Innovation auch danach der Treibstoff nicht<br />
aus. schi<br />
Die <strong>Jugend</strong>lichen für die Informations technologie<br />
und deren vielfältige Berufswelt begeistern<br />
Ohne Informationstechnologie (IT) steht die Welt still, und gerade die Finanzinstitute<br />
sind auf eine funktionierende IT angewiesen. Über 17 000 IT-Fachkräfte<br />
beschäftigt allein die Credit Suisse weltweit. Eigentlich müssten es noch mehr<br />
sein. Deshalb engagiert sie sich bei der Förderung des IT-Nachwuchses.<br />
Vergegenwärtigt man sich, wie sehr die IT<br />
unser Leben im positiven Sinne beeinflusst,<br />
dann ist es höchst erstaunlich, wie selten in<br />
der Schweiz diese Berufsrichtung eingeschlagen<br />
wird. Im Jahr 2007 begannen beispielsweise<br />
nur rund <strong>10</strong>0 Personen ein entsprechendes<br />
Studium an der ETH Zürich.<br />
Und lediglich 1600 junge Männer und Frauen<br />
starteten 2008 ihre berufliche Grundausbildung<br />
in der IT, während nicht weniger als<br />
11 260 eine Berufslehre im kaufmännischen<br />
Bereich wählten. Dies liegt auch daran, dass<br />
die Zahl der angebotenen Lehrstellen viel<br />
zu klein ist. Als Folge davon herrscht in der<br />
Schweiz ein eklatanter Mangel an IT-Spezialisten,<br />
der nur zum Teil durch die Zuwanderung<br />
ausländischer Fachleute wettgemacht<br />
werden kann.<br />
Die Diskussion um den Fachkräftemangel<br />
ist häufig durch das Fehlen von verlässlichen<br />
Daten für einzelne Berufsfelder erschwert,<br />
insbesondere wenn ein längerer Zeitraum<br />
betrachtet werden soll. Das Berufsfeld der<br />
ICT ist in (amtlichen) Statistiken und Prognosen<br />
schwer zu fassen. Denn das, was Laien<br />
unter dem Begriff IT zusammenfassen, gliedert<br />
sich in Tat und Wahrheit in zahlreiche<br />
unterschiedliche Tätigkeitsbereiche. Das von<br />
der Credit Suisse unterstützte Programm<br />
ICT-Berufsbildung Schweiz hat deshalb das<br />
Berufsfeld in seiner ganzen Breite untersucht.<br />
Im Rahmen einer qualitativen Berufsfeldanalyse<br />
wurden die Tätigkeitsbereiche<br />
definiert. Zusätzlich wurde mit einer quantitativen<br />
Analyse ermittelt, wie viele ICT-Fachkräfte<br />
heute bereits fehlen und wie viele<br />
Fachkräfte in welchen Bereichen auszubilden<br />
sind. Darauf basierend sollen nun konkrete<br />
Massnahmen und Projekte definiert werden.<br />
«Zeitgemäss überarbeitete Lehrgänge<br />
werden eine qualitativ hochstehende Ausbildung<br />
sicherstellen, interdisziplinäres und<br />
integriertes Denken fördern und dadurch<br />
wesentlich zur Attraktivität der IT beitragen»,<br />
erklärt Karl Landert, CIO Credit Suisse<br />
und Vorstandsmitglied von ICT Switzerland.<br />
«Wir haben ein grosses Interesse an der erfolgreichen<br />
Umsetzung dieses Programms,<br />
denn auch wir sind auf gut ausgebildete<br />
IT-Mitarbeitende angewiesen. Fast jeder<br />
vierte Arbeitsplatz der Credit Suisse in der<br />
Schweiz ist ein IT-Arbeitsplatz. Darüber hinaus<br />
ist ein hohes Bildungsniveau eine grundlegende<br />
Voraussetzung für einen weiterhin<br />
prosperierenden Schweizer Werk- und Wirtschaftsplatz.<br />
Wir engagieren uns deshalb in<br />
der im März 20<strong>10</strong> vom Dachverband ICTswitzerland<br />
gegründeten Stiftung und sind bereit,<br />
während der nächsten Jahre bis zu zehn Millionen<br />
Franken zu investieren.» Schweizweit<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
Credit Suisse 51<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Credit Suisse AG<br />
Postfach 2<br />
CH-8070 Zürich<br />
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Redaktion<br />
Mandana Razavi (mar; Corporate Citizenship/Projektleitung),<br />
Daniel Huber (dhu; Chefredaktion), Andreas Schiendorfer (schi;<br />
Markt Schweiz/Sponsoring), Dorothee Enskog (de; Wirtschaft<br />
International), Regula Brechbühl (rb), Michael Krobath (mk),<br />
Fabienne de Lannay (fdl), Valérie Clapasson Fahrni (cfv)<br />
E-Mail<br />
redaktion.<strong>bull</strong>etin@credit-suisse.com<br />
Mitarbeit an dieser Ausgabe<br />
Elisabeth Christen, Vanessa Egli, Ruth Hafen, Judith Reker,<br />
Maria Ryser, Claudia Steinberg, Bernard van Dierendonck,<br />
Adelheid von Liechtenstein, Isabelli Gonçalves Luzia, Jonathan<br />
Lopez, Carlo Mina, Daniela Peer, Julien Sandoz, Eva Wettler<br />
Internet<br />
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Marketing<br />
Veronica Zimnic (vz)<br />
Korrektorat<br />
Claudia Marolf, notabene<br />
Übersetzungen<br />
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Gestaltung<br />
www.arnold.inhaltundform.com:<br />
Michael Suter, Monika Häfliger, Michele Iseppi, Luzian Meier,<br />
Karin Cappellazzo (Projektmanagement ), Carola Bächi<br />
(Korrektorat)<br />
Inserate<br />
print-ad kretz gmbh, Andrea Hossmann und Esther Kretz,<br />
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Im November wurde im Verkehrshaus der Schweiz die i-factory eröffnet. Wer sich für die faszinierende<br />
Welt der IT interessiert, wird die Reise nach Luzern nicht bereuen.<br />
Beglaubigte WEMF-Aufl age 20<strong>10</strong><br />
143 892<br />
ISSN-Registrierung<br />
ISSN 1423-1360<br />
Foto: Verkehrshaus der Schweiz<br />
sollen bis 2015 über <strong>10</strong>00 neue Lehrstellen<br />
im ICT-Bereich geschaffen werden. Die<br />
Credit Suisse selbst will ihre IT-Lehrstellen<br />
in den nächsten drei Jahren von heute 50 auf<br />
über <strong>10</strong>0 mehr als verdoppeln. Auch die Zahl<br />
der Einstiegsstellen für Universitätsabgänger<br />
soll weiter erhöht werden.<br />
Zudem wird die Credit Suisse ihre Präsenz<br />
in der französischen Schweiz verstärken. Im<br />
«Quartier de l’Innovation» der EPFL Lausanne<br />
will sie unter der Leitung von Hans<br />
Martin Graf bis Ende 2011 ein neues IT-Entwicklungszentrum<br />
mit rund 250 Mitarbeitenden<br />
aufbauen (vgl. <strong>bull</strong>etin 4/20<strong>10</strong>, S. 40).<br />
Zusammenarbeit mit Universitäten<br />
«Unsere Tätigkeit wird sich in drei Bereiche<br />
gliedern», führt Hans Martin Graf aus. «Im<br />
Zentrum steht die Weiterentwicklung von<br />
klassischen Bankanwendungen in allen Bereichen<br />
der Bankinformatik. Jeweils <strong>10</strong> bis<br />
20 Prozent der Ressourcen sollen in Anwendungsinnovationen<br />
sowie in die Betreuung<br />
von Studierenden und Forschenden fliessen.»<br />
Die Zusammenarbeit mit den Universitäten<br />
und Fachhochschulen ist der Credit Suisse<br />
schon seit vielen Jahren ein spezielles Anliegen.<br />
So hat sie vor Kurzem mit der ETH<br />
Zürich das Enterprise Computing Center ECC<br />
gegründet, das sich mit Fragen der IT-Architektur<br />
und dem Bau grosser Softwaresysteme<br />
befasst. Weitere Forschungskooperationen<br />
bestehen beispielsweise mit der Hochschule<br />
für Technik und Architektur Luzern,<br />
der Fachhochschule Rapperswil oder der<br />
Universität Bern.<br />
Schliesslich sei auch auf die neue Dauerausstellung<br />
i-factory im Verkehrshaus der<br />
Schweiz in Luzern hingewiesen, die vom<br />
18. bis 20. November während der i-days eröffnet<br />
worden ist. Dort werden auf attraktive<br />
Art und Weise die grundlegenden Prinzipien<br />
der Informatik gezeigt. So sind die Weichen<br />
gestellt, damit die Schweiz in diesem zentralen<br />
Wissensbereich den Anschluss an die<br />
Weltspitze nicht verliert.<br />
schi/Elisabeth Christen<br />
Druck<br />
Swissprinters Zürich AG<br />
Redaktionskommission<br />
Richard Bachem (Head Marketing Private and Business<br />
Banking Switzerland), René Buholzer (Head Public Policy), Urs<br />
P. Gauch (Leiter Firmenkunden Schweiz – Grossunternehmen),<br />
Fritz Gutbrodt (Direktor Credit Suisse Foundation), Anja Hochberg<br />
(Head Investment Strategy Asset Management), Angelika<br />
Jahn (Investment Services & Products), Bettina Junker Kränzle<br />
(Head Internal Corporate Publishing & Services), Hanspeter<br />
Kurzmeyer (Head Private Clients Switzerland), Andrés Luther<br />
(Head Group Communications), Charles Naylor (Head Corporate<br />
Communications), Christian Vonesch (Head Private &<br />
Business Banking Aarau)<br />
Erschei nt im 116. Jahrgang<br />
(5 x pro Jahr in deutscher, französischer, italienischer und<br />
englischer Sprache) Nachdruck von Texten gestattet mit dem<br />
Hinweis «Aus dem <strong>bull</strong>etin der Credit Suisse».<br />
Adress änderungen<br />
Bitte schriftlich und unter Beilage des Original-Zustellcouverts<br />
an Ihre Credit Suisse Geschäftsstelle oder an:<br />
Credit Suisse AG, SULA 213, Postfach <strong>10</strong>0, CH-8070 Zürich.<br />
Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken.<br />
Sie bedeutet kein Angebot und keine Aufforderung seitens<br />
der Credit Suisse zum Kauf oder Verkauf von Wertschriften.<br />
Hinweise auf die frühere Performance garantieren nicht<br />
notwendigerweise positive Entwicklungen in der Zukunft.<br />
Die Analysen und Schlussfolgerungen in dieser Publikation<br />
wurden durch die Credit Suisse erarbeitet und könnten<br />
vor ihrer Weitergabe an die Kunden von Credit Suisse bereits<br />
für Transaktionen von Gesellschaften der Credit Suisse<br />
Group verwendet worden sein. Die in diesem Dokument vertretenen<br />
Ansichten sind diejenigen der Credit Suisse<br />
zum Zeitpunkt der Drucklegung. (Änderungen bleiben vorbehalten.)<br />
Credit Suisse ist eine Schweizer Bank.<br />
Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>
Credit Suisse 53<br />
Roger Federer Foundation<br />
«Es macht<br />
mir einfach Spass<br />
mir einfach Spass<br />
zu helfen»<br />
Tennisprofi Roger Federer erzählt, warum er bereits als<br />
22-Jähriger eine eigene Stiftung ins Leben rufen<br />
wollte und was ihn beim Besuch eines Schulprojektes<br />
in Äthiopien besonders berührte.<br />
Foto: Marcel Grubenmann<br />
<strong>bull</strong>etin: Sie haben die Roger Federer<br />
Foundation bereits 2003 gegründet.<br />
Wie kam ein damals erst 22-jähriger<br />
Jungprofi dazu, so etwas zu tun?<br />
Roger Federer: Mir war schon sehr früh bewusst,<br />
dass ich in dieser Richtung aktiv werden<br />
möchte. Gleichzeitig wurde ich schon<br />
damals häufig für Unterstützungen angefragt.<br />
Da habe ich mir die Frage gestellt: Wo<br />
will ich eigentlich sein in fünf oder zehn Jahren?<br />
Und mir wurde klar, dass ich lieber entlang<br />
meinen eigenen Vorstellungen Projekte<br />
unterstützen will, als ein bisschen hier und<br />
dort zu spenden. Grundsätzlich war es mir<br />
auch wichtig, mit etwas Kleinem zu starten,<br />
das parallel zu meinem sportlichen Erfolg<br />
wachsen kann. Je mehr Erfolg ich dann hatte,<br />
desto mehr Geld konnte ich auch für die Stiftung<br />
generieren. Unser Hauptziel ist es aber<br />
nicht, möglichst schnell möglichst viel Geld<br />
einzunehmen und wieder auszugeben, sondern<br />
wir verfolgen mit der Stiftung einen<br />
langfristigen Ansatz. Ich kenne viele, die die<br />
Organisation einer solchen Stiftung abschreckt.<br />
Für mich ist sie eine eigentliche<br />
Nebenschiene meines Lebens geworden, die<br />
mir sehr gefällt. >
54 Credit Suisse<br />
Und wie viel Geld gibt die Stiftung<br />
denn im Jahr aus?<br />
Mittlerweile sind wir bei rund 650 000 Franken<br />
angelangt.<br />
Wird die Stiftung finanziell einzig von<br />
Ihnen getragen?<br />
Nein, nicht nur, wir erhalten auch Unterstützung<br />
von privaten Gönnern oder generieren<br />
zusätzlich Geld durch den Verkauf von Kalendern<br />
oder anderen Artikeln der Roger<br />
Federer Foundation. Und seit 2009 kommt<br />
auch jedes Jahr ein substanzieller Beitrag von<br />
unserem neuen Partner Credit Suisse dazu.<br />
Wie gehen Sie bei der Auswahl der<br />
Projekte vor?<br />
Wir besprechen in unseren Sitzungen immer<br />
eine Reihe von Anfragen. Diese prüfen wir<br />
gemäss klaren Richtlinien, bevor wir dann<br />
unsere Entscheidungen treffen. Sehr vereinfacht<br />
ausgedrückt wollen wir in den ärmsten<br />
Ländern Afrikas etwas für die Bildung der<br />
Kinder tun – wobei uns die Bildung der Mädchen<br />
ein besonderes Anliegen ist, da sie in<br />
diesen Ländern immer noch speziell benachteiligt<br />
sind. Dabei ist es uns immer auch wichtig,<br />
dass wir Hilfe zur Selbsthilfe leisten.<br />
Wenn ein Projekt fast ausschliesslich auf<br />
Gönner-Gelder angewiesen ist, besteht immer<br />
auch die Gefahr eines Klumpenrisikos.<br />
Wir unterstützen in der Regel Projekte, die<br />
drei bis acht Jahre dauern.<br />
Warum sind eigentlich alle Ihre Projekte<br />
in Afrika angesiedelt ?<br />
Man kann nicht überall sein. Wie sonst im<br />
Leben, galt es auch hier, eine Entscheidung<br />
zu treffen. Mir war es bei der Stiftung wichtig,<br />
dass wir eine klare Botschaft haben und konsequent<br />
in eine bestimmte Richtung gehen.<br />
Und klar spielte am Anfang die persönliche<br />
Nähe zu Südafrika, wo meine Mutter herkommt,<br />
eine Rolle. Entsprechend war das<br />
erste Projekt auch in Südafrika. Aber mittlerweile<br />
haben wir unsere Engagements auf den<br />
ganzen Kontinent ausgeweitet, und wir unterstützen<br />
dort in sechs Ländern Projekte<br />
(Äthiopien, Malawi, Mali, Südafrika, Tansania<br />
und Zimbabwe).<br />
Nun gibt es sicher Leute, die sagen werden,<br />
in der Schweiz gibt es auch viele arme<br />
Kinder und Not, warum hilft Roger Federer<br />
nicht auch Bedürftigen in der Schweiz ?<br />
Die Frage ist natürlich immer: Was ist arm?<br />
Für mich ist jemand arm, der kaum oder gar<br />
nicht zur Schule gehen kann und nur knapp<br />
überlebt. In der Schweiz haben wir dieses<br />
Problem glücklicherweise nicht. Andererseits<br />
bin ich in der Schweiz im Nachwuchssport<br />
aktiv. Ich unterstütze mit der Stiftung das<br />
Patenschaftsprogramm der Schweizer Sporthilfe,<br />
das jungen Talenten in Sportarten wie<br />
Karate, Badminton, Fechten oder Mountainbiken<br />
finanziell unter die Arme greift.<br />
Wie gross ist der Aufwand, den Sie für<br />
die Stiftung betreiben?<br />
Mein zeitliches Engagement ist momentan<br />
eher klein und beschränkt sich auf einige<br />
Über die Roger Federer Foundation<br />
Die 2003 gegründete Roger Federer Foundation (RFF) ist eine gemeinnützige<br />
Förderstiftung. Sie unterstützt in ausgewählten Ländern Afrikas,<br />
die zu den ärmsten der Welt gehören, lokale oder regionale Hilfsorganisationen<br />
bei der Realisierung innovativer Projekte, für die sonst keine<br />
oder nicht ausreichende Mittel zur Verfügung stehen. Dabei fokussiert<br />
sich die RFF auf den Bereich Schule und Ausbildung für mittellose Kinder.<br />
In der Schweiz unterstützt sie sportlich talentierte, finanziell schwächer<br />
gestellte Kinder, die die von den offiziellen Sportverbänden geforderten<br />
Auflagen erfüllen. Im Jahr 2009 unterstützte die RFF mit insgesamt<br />
654 000 Franken sieben Projekte in Äthiopien, Mali, Malawi, Simbabwe,<br />
Südafrika, Tansania und der Schweiz. Davon profitierten <strong>10</strong> 015 Kinder.<br />
www.rogerfedererfoundation.org<br />
Partnerschaft mit der Credit Suisse<br />
Im Rahmen der 2009 abgeschlossenen Sponsoringpartnerschaft mit<br />
Roger Federer fliesst während zehn Jahren jährlich eine Million US-Dollar<br />
in die Roger Federer Foundation. Dieser Betrag wird massgeblich für den<br />
Aufbau eines langfristig angelegten Programms für die frühkindliche<br />
Bildung in Malawi eingesetzt (siehe Seite 55). Neben dieser Partnerschaft<br />
unterstützt die Credit Suisse ihm Rahmen ihrer globalen Bildungsinitiative<br />
weitere ausgewählte internationale Organisationen und ermöglicht dadurch<br />
Tausenden von benachteiligten jungen Menschen im schulpflichtigen<br />
Alter eine solide Ausbildung. www.credit-suisse.com/verantwortung<br />
Meetings im Jahr, da ich mit meinen Kräften<br />
relativ haushälterisch umgehen muss. Doch<br />
nach – oder vielleicht auch schon gegen Ende<br />
– meiner Karriere als Tennisprofi kann ich<br />
mir gut vorstellen, dass ich sehr viel aktiver<br />
in der Foundation tätig sein werde. Aber<br />
grundsätzlich stehe ja nicht nur ich als Chairman<br />
hinter der Stiftung, sondern da ist ein<br />
ganzes Team, allen voran meine Eltern und<br />
die neue Geschäftsführerin.<br />
Genau, Sie haben eine neue Geschäftsführerin.<br />
Zudem ist die Stiftung seit Kurzem<br />
in eigene Büroräumlichkeiten eingezogen.<br />
Steht die Stiftung an einem Wendepunkt ?<br />
Das ist so. Nicht zuletzt die Partnerschaft<br />
der Credit Suisse, aber auch andere grosszügige<br />
Zuwendungen haben bei der Stiftung<br />
zu einer Verdreifachung des Fördervolumens<br />
geführt. Deshalb haben wir uns entschieden,<br />
eine kleine Geschäftsstelle aufzubauen, die<br />
für die operativen Geschäfte der Foundation<br />
verantwortlich ist. Ich freue mich zudem,<br />
dass wir mit Janine Händel eine kompetente<br />
Fachfrau als Geschäftsführerin der Stiftung<br />
gewinnen konnten.<br />
Sie haben Anfang Jahr ein Schulprojekt<br />
in Äthiopien besucht. Wie war diese Erfahrung<br />
für Sie?<br />
Solche starken Eindrücke spüre ich immer<br />
sehr direkt im Bauch. Da passiert etwas. Es<br />
wühlt mich auf. Auf der anderen Seite fühlte<br />
ich mich danach auch irgendwie erleichtert.<br />
Ausschlaggebend dafür war aber nicht die<br />
Tatsache, dass ich bei diesem Projekt geholfen<br />
habe, sondern mehr die Bestätigung,<br />
dass es das Richtige war. Klar, mache ich<br />
diese wohltätigen Engagements aus einem<br />
Bedürfnis heraus, den Armen dieser Welt<br />
etwas von meinem Erfolg zurückzugeben.<br />
Aber grundsätzlich habe ich auch einfach<br />
Lust dazu. Man muss das nicht mit irgendwelchen<br />
schönen Worten ausschmücken. Es<br />
macht mir ganz einfach Spass zu helfen. Das<br />
ist aber nicht nur bei mir so, sondern im ganzen<br />
Team.<br />
Was nehmen Sie von einem solchen<br />
Besuch mit nach Hause?<br />
Zum einen ging es ja ganz offiziell darum, für<br />
die Stiftung den Stand des Projektes zu begutachten.<br />
Zum anderen bot der Besuch mir<br />
ganz persönlich die Möglichkeit, einen Eindruck<br />
von einem sehr faszinierenden Land zu<br />
bekommen. Die Landschaft ist ja unglaublich<br />
schön. Sehr beeindruckt war ich auch von<br />
den Menschen, die uns einen so herzlichen<br />
und warmen Empfang geboten haben und<br />
auch sehr stolz sind. Daniel Huber<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
Credit Suisse 55<br />
Foto: Per-Anders Pettersson<br />
Bildung<br />
Bessere Chancen für<br />
Malawis Kinder<br />
Im Rahmen der von der Credit Suisse 2009 mit Roger Federer eingegangenen<br />
Sponsoringpartnerschaft fl iesst bis 2019 jedes Jahr eine Million US-Dollar in die<br />
Roger Federer Foundation (RFF). Diese zusätzlichen Mittel werden von der RFF<br />
massgeblich in ein neues frühkindliches Bildungsprojekt in Malawi investiert.<br />
Waisenkinder spielen in Mphandula, einem<br />
Bauern dorf ohne sauberes Wasser und Strom rund<br />
50 Kilometer entfernt von Malawis Hauptstadt<br />
Lilongwe. Von den rund 7000 Bewohnern sind etwa<br />
500 Waisen, viele davon auch von HIV/Aids<br />
betroffen.<br />
Mirka und Roger Federer, selber Eltern von<br />
eineinhalbjährigen Zwillingen, waren von Anfang<br />
an begeistert von der Idee, mit der eigenen<br />
Förderstiftung im Bereich der frühkindlichen<br />
Bildung ein neues, langfristig angelegtes<br />
Programm zu lancieren. Sehr bewusst<br />
wird ein ganzheitlicher Programmansatz angestrebt,<br />
der neben der formalen Vorschulbildung<br />
mit Sprach- und Zahlenkompetenzen<br />
sowie den verschiedenen kognitiven Fähigkeiten<br />
auch Themen wie Gesundheit und<br />
Ernährung sowie Spiel und Sport berücksichtigt.<br />
Als Zielgruppe wurden Kinder im<br />
Alter zwischen zwei und acht Jahren definiert.<br />
Das Programm soll in Malawi ausgerollt<br />
werden, ein Land mit viel Potenzial, jedoch<br />
auch eines der ärmsten Länder weltweit<br />
überhaupt.<br />
Für die Geschäftsleiterin der Roger Federer<br />
Foundation, Janine Händel, ist die Betreuung<br />
und Förderung von kleinen Kindern<br />
im Vorschulalter besonders wichtig, weil zu<br />
diesem Zeitpunkt wichtige Weichen fürs ganze<br />
Leben gestellt werden. So belegen unter<br />
anderem Untersuchungen der Soziologin Karin<br />
Hyde, dass Kinder, die im frühen Alter gut<br />
betreut und gefördert wurden, wesentlich<br />
zielstrebiger, ausdauernder und damit erfolgreicher<br />
durch ihre spätere Schulkarriere gehen<br />
als andere. Auch wird das Risiko von<br />
Drogenabhängigkeit oder von Teenager-<br />
Schwangerschaften deutlich reduziert.<br />
Aids und Hunger treffen die Kleinsten<br />
Malawi wurde von der Roger Federer Foundation<br />
ausgewählt, weil die Situation in diesem<br />
kleinen Binnenland im Südosten Afrikas<br />
besonders verheerend ist. Der UN Human<br />
Development Report 2009 führt Malawi auf<br />
Platz 13 der ärmsten Länder der Welt auf. Zwei<br />
Drittel der 14,2 Millionen Einwohner müssen<br />
mit weniger als einem US-Dollar pro Tag auskommen.<br />
Rund die Hälfte der Malawier ist<br />
zudem jünger als 15 Jahre. Ein enormes Problem<br />
stellt Aids dar. So sollen gemäss offiziellen<br />
Schätzungen rund zwölf Prozent der<br />
erwachsenen Bevölkerung HIV-positiv sein.<br />
Von dieser Situation besonders hart betroffen<br />
sind die Kleinkinder. So gibt es in Malawi<br />
gemäss Schätzungen von UNAIDS rund eine<br />
halbe Million Halb- oder Vollwaisen. Ihre Betreuung<br />
lastet zu 50 Prozent auf den Schultern<br />
der Grosseltern. Ein Grossteil der Kleinkinder<br />
sind chronisch unterernährt und leiden<br />
häufig an Krankheiten. Entsprechend kommt<br />
es in Malawi unter den Kleinkindern überdurchschnittlich<br />
häufig zu Kleinwüchsigkeit<br />
und körperlichen Missbildungen.<br />
Wie bei all ihren Projekten suchte die<br />
Roger Federer Foundation für die Implementierung<br />
und Umsetzung der auf zehn Jahre<br />
angelegten neuen Initiative die Partnerschaft<br />
mit einer lokalen oder regionalen Organisation.<br />
Eine Expertenrunde unterstützte die<br />
Förderstiftung bei der Auswahl der nach<br />
einer Ausschreibung eingegangenen Kandidaturen.<br />
Der Stiftungsrat entschied sich<br />
schliesslich für das überzeugende Konzeptpapier<br />
von Actionaid.<br />
Partnerorganisation ist lokal verankert<br />
Actionaid ist eine Entwicklungsorganisation<br />
mit Hauptsitz in Südafrika. In über 40 Ländern<br />
hat sie sich zum Ziel gesetzt, die weltweite<br />
Armut zu bekämpfen. Actionaid ist in<br />
Malawi bereits seit 1989 tätig und hat ihr<br />
Engagement in diesem Zeitraum stetig ausgebaut.<br />
Obwohl Teil einer internationalen<br />
Dachorganisation, ist Actionaid lokal stark<br />
verankert. Die Mitarbeitenden sind aus Malawi<br />
und die Organisation wird von einem zehnköpfigen<br />
lokalen Vorstand geleitet, der an<br />
eine 30-köpfige Generalversammlung mit<br />
Vertretern aus allen Regionen und Schichten<br />
des Landes rapportiert. Abgesehen vom nationalen<br />
Hauptsitz in Malawis Hauptstadt ><br />
Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>
56 Credit Suisse<br />
Lilongwe betreibt Actionaid drei weitere<br />
regionale Büros im Norden, im Zentrum<br />
und im Süden des Landes.<br />
Ein besseres Leben für 92 000 Kinder<br />
Die Regierung von Malawi hat erkannt,<br />
wie wichtig die frühkindliche Betreuung<br />
und Entwicklung ist. Dafür sprechen ein<br />
nationales Strategiepapier, das 2003 verabschiedet<br />
wurde, wie auch verschiedene<br />
staatliche Untersuchungen und Erhebungen,<br />
die in den vergangenen zehn<br />
Jahren durchgeführt wurden. Auch gibt<br />
es in Malawi bereits heute 8917 Zentren<br />
zur Betreuung von Kindern im Vorschulalter.<br />
Doch können diese lediglich von<br />
einem Drittel aller Kinder genutzt werden.<br />
Auch die Qualität dieser Zentren hat<br />
grosses Steigerungspotenzial. Entsprechend<br />
sieht Actionaid verteilt übers ganze<br />
Land den Bau, die Renovation und den<br />
Betrieb von 80 Zentren vor. Von ihren<br />
Dienstleistungen könnten über die nächsten<br />
fünf bis neun Jahre direkt 60 000<br />
Kinder profitieren. Diese Vorzeigeinstitutionen<br />
würden aber auch zu Ausbildungszwecken<br />
von Betreuern anderer Zentren<br />
und Eltern genutzt, wodurch insgesamt<br />
16 000 arme Familien mit hochgerechnet<br />
92 000 Kindern direkt oder indirekt die<br />
Dienstleistungen der Zentren in Anspruch<br />
nehmen könnten.<br />
Nicht zuletzt durch die jahrelange Präsenz<br />
in Malawi und die Tatsache, dass sie<br />
einheimische Führungskräfte miteinbezieht,<br />
ist Actionaid schon heute von den<br />
zuständigen Ministerien, aber auch von<br />
den jeweiligen lokalen Behörden in den<br />
verschiedenen Regionen, wo die Organisation<br />
bereits tätig ist, als vertrauenswürdiger<br />
Partner akzeptiert. Nur so ist<br />
eine nachhaltige Wirkung einer solch<br />
breit angelegten Initiative bestmöglich<br />
garantiert.<br />
Damit das Programm den konkreten<br />
Bedürfnissen vor Ort entspricht und die<br />
Wirkung auch gemessen werden kann,<br />
wird Actionaid als Nächstes eine Grundlagenstudie<br />
erstellen, die Aufschluss geben<br />
soll über den Ist-Zustand sowie<br />
Potenziale im Bereich der frühkindlichen<br />
Betreuung in Malawi. Basierend auf dieser<br />
Studie erfolgt im Frühjahr 2011 der<br />
konkret ausgearbeitete Programmvorschlag<br />
von Actionaid, damit der Startschuss<br />
zu den ersten Aktivitäten Mitte<br />
2011 erfolgen kann. Daniel Huber<br />
Geschichte<br />
Malawi, Land der Sehnsucht<br />
In Afrikas Grossem Grabenbruch, dort, wo seit Millionen von Jahren drei<br />
kontinentale Platten auseinanderdriften, dort, wo diese gewaltigen<br />
Verschiebungen die höchsten Berge und tiefsten Seen Afrikas hervorbrachten,<br />
liegt Malawi. Dreimal so gross wie die Schweiz und doch eines der kleinsten<br />
Länder Afrikas.<br />
«Land des Sees», so wird Malawi auch genannt.<br />
Und das wohl nicht nur, weil der prächtige<br />
Malawisee fast ein Viertel der Fläche des<br />
Landes einnimmt. Mit einem Fischreichtum,<br />
der seinesgleichen sucht, bietet er einerseits<br />
einheimischen Fischern ein bescheidenes<br />
Auskommen. Mit seinem kristallklaren Wasser<br />
und glitzernd feinen Sandstränden ist er<br />
ausserdem ein Sehnsuchtsort vor allem für<br />
fremde Sinnsucher. Beinahe schon legendär<br />
sind die an seinen südlichen Rändern liegenden<br />
Ufer des Cape Maclear. Mit Kathmandu<br />
und Marrakesch hat man es verglichen, sicher<br />
nicht zuletzt, weil es eine ähnliche Mischung<br />
aus Aussteigern und abenteuerlustigen<br />
Weltenbummlern anzieht, eben Liebhaber<br />
von Sex, Drugs and Rock’n’Roll. Die<br />
britische Zeitung «The Guardian» brachte die<br />
Attraktion von Cape Maclear in einer Liste<br />
der «neuen Hippie-Orte» einmal so auf den<br />
Punkt: «Grosser See, billiges Gras.»<br />
Doch solche Parallelwelten sind für die<br />
Mehrheit der 14 Millionen Einwohner Malawis<br />
höchstens dort von Bedeutung, wo ihnen der<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
Credit Suisse 57<br />
Teeplantagen am Fusse des Mount Mulanje: Beinahe 20 Prozent des BIP Malawis werden mit der Teeproduktion generiert. Mount Mulanje ist der höchste Berg<br />
des Landes. Seine Flanken beherbergen eine grosse Artenvielfalt. Hier wächst zum Beispiel die Mulanje-Zeder, deren Harz eine fliegenabwehrende Wirkung hat.<br />
Foto: Jeffrey Barbee<br />
Tourismus hilft, ihre mageren Einkünfte ein<br />
bisschen aufzubessern. Neun von zehn Malawiern<br />
leben heute von weniger als zwei<br />
US-Dollar am Tag, die meisten von ihnen<br />
fristen ihr Leben als Klein- und Subsistenzbauern.<br />
Sie bauen das Hauptnahrungsmittel<br />
Mais an, pflanzen Tabak, ernten Nüsse oder<br />
sie pflücken Tee auf einer der im Südosten<br />
des Landes gelegenen grossen Plantagen.<br />
Land der 40 Sprachen<br />
Die wenigsten beherrschen die Amtssprache<br />
Englisch, doch zwei-, drei-, ja viersprachig<br />
sind viele Malawier – das Land zählt stolze 40<br />
afrikanische Sprachen. Eine davon hat es bis<br />
zur offiziellen Nationalsprache gebracht –<br />
Chichewa. So wie Englisch ein Vermächtnis<br />
der britischen Kolonialzeit ist, so ist die Nationalsprache<br />
ein Vermächtnis des ersten<br />
Staatspräsidenten Hastings Banda, dessen<br />
Muttersprache Chichewa war. Doch nicht<br />
deshalb ist Banda Malawis berühmteste und<br />
schillerndste Figur.<br />
Der in Grossbritannien und den USA ausgebildete<br />
Arzt führte das Land 1964 in die<br />
Unabhängigkeit. Jahre zuvor hatte er versucht,<br />
aus Grossbritannien als Arzt in seine<br />
Heimat zurückzukehren, doch die britischen<br />
Missionskrankenschwestern hatten sich geweigert,<br />
für einen schwarzen Arzt zu arbeiten.<br />
Auf die frühen Leistungen des Präsidenten,<br />
wie den Ausbau des Strassennetzes und<br />
einen moderaten Wirtschaftsaufschwung,<br />
folgten zunehmend diktatorische Handlungen.<br />
Er ernannte sich zum Präsidenten auf<br />
Lebenszeit. Öffentlich über das Alter des<br />
Präsidenten zu spekulieren, konnte eine<br />
Haftstrafe nach sich ziehen. (Als Banda 1997<br />
starb, wurde umso heftiger debattiert: War er<br />
nun 97 oder <strong>10</strong>1 Jahre alt geworden?) Ein<br />
ganzes Heer von Schriftstellern liess er auf<br />
den Index setzen, darunter Ernest Hemingway,<br />
Graham Greene und den nigerianischen<br />
Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka. Erst<br />
seit 1994 herrscht im Land eine Mehrparteien-<br />
Demokratie.<br />
Für Fremde ist die Versuchung gross, diesen<br />
Flecken Erde mit seinen atemberaubenden<br />
Landschaften als zeitloses, geschichtsloses<br />
Naturparadies zu betrachten. Im Norden etwa,<br />
wo die Blicke vom 2000 Meter hoch gelegenen<br />
Nyika-Plateau über sanft gewellte<br />
Bergweiden und immergrüne Wälder schweifen.<br />
Geradezu märchenhaft wird diese Region<br />
zwischen Januar und März, wenn mehr<br />
als 200 Orchideenarten in den bergigen<br />
Feuchtgebieten und auf Bäumen erblühen.<br />
Reich dank Gold, Elfenbein, Sklaven<br />
Doch das Land, das seit 1907 in seinen heutigen<br />
Grenzen existiert, war schon lange vor<br />
Hastings Banda und den Briten Spielwiese<br />
und Schlachtfeld regionaler und internationaler<br />
Interessen. Tausende von Jahren früher<br />
waren Völker aus so entfernten Regionen wie<br />
dem Kongo eingewandert. Zahlreiche afrikanische<br />
Königreiche stiegen mit dem Goldhandel<br />
auf und gingen mit ihm unter. Ein<br />
besonders mächtiges war das Königreich ><br />
Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>
58 Credit Suisse<br />
Maravi, dem das heutige Malawi seinen<br />
Namen verdankt. Im Mittelalter war Malawi<br />
Teil der internationalen Handelsrouten<br />
des Indischen Ozeans. An dessen<br />
ostafrikanischen Küsten hatten sich bis<br />
zum 14. Jahrhundert Dutzende arabischer<br />
Stadtstaaten entwickelt. Bis heute ist<br />
einer von zehn Malawiern Muslim, inmitten<br />
einer vorwiegend christlichen Bevölkerung.<br />
Egal, ob Afrikaner, Araber oder<br />
ab dem 16. Jahrhundert die christlichen<br />
Portugiesen – bei allen standen dieselben<br />
Waren hoch im Kurs. Zuerst war es Gold,<br />
dann kam das Elfenbein, schliesslich die<br />
Menschen, die als Sklaven gehandelt<br />
wurden.<br />
Einen wichtigen Beitrag zur Abschaffung<br />
der Sklaverei leistete im 19. Jahrhundert<br />
David Livingstone. Der schottische<br />
Missionar und Afrikareisende hielt sich<br />
mehrfach in Malawi auf, seine in England<br />
veröffentlichten Beschreibungen des<br />
grausamen Menschenhandels beflügelten<br />
die Antisklaverei-Bewegung. In Malawi<br />
selbst sind historische Orte nach ihm<br />
benannt. Eine ehemalige Missionsstation<br />
im Norden mit schwindelerregenden Blicken<br />
hinunter auf den Malawisee heisst<br />
Livingstonia. Die Stadt Blantyre im Süden<br />
des Landes wurde nach Livingstones<br />
schottischem Geburtsort benannt, sie ist<br />
die älteste europäische Siedlung Malawis.<br />
Gleichzeitig ist Blantyre das Wirtschaftszentrum<br />
des Landes und mit<br />
knapp 800 000 Einwohnern fast so gross<br />
wie die Hauptstadt Lilongwe. In diesen<br />
beiden Städten konzentriert sich Malawis<br />
urbane Kultur, mit zeitgenössischem<br />
Theater und einer dynamischen Musikszene.<br />
Seit die junge Band Real Elements<br />
in den 1990er-Jahren erstmals mit Hip-<br />
Hop-Songs in der Sprache Chichewa<br />
auftrat, ist dieser Musikstil auch in Malawi<br />
ein populärer Ausdruck der Weltsicht<br />
urbaner <strong>Jugend</strong>licher.<br />
Nicht unweit von Blantyre erhebt sich<br />
im Süden das höchste Gebirge Malawis.<br />
Bis auf 3000 Meter ragt das Mulanje-<br />
Massiv empor. Wie um auf einer imaginären<br />
Reise durch Malawi von Nord<br />
nach Süd noch einmal ein Ausrufezeichen<br />
hinter die Vielfalt der Landschaft<br />
zu setzen. Judith Reker<br />
Wirtschaft<br />
Den Rohstoff <strong>Jugend</strong> mit<br />
Bildung fördern<br />
Malawi ist eines der ärmsten und jüngsten Länder der Welt. Rohstoffe hat das<br />
Binnenland wenig. Für ihre Entwicklung braucht Malawis Wirtschaft dringend<br />
gut ausgebildete Arbeitskräfte. Ein grosses Potenzial liegt hier noch brach.<br />
Malawi, auch bekannt als warmes Herz<br />
Afrikas, ist eine Binnennation und Mehrparteien-Demokratie<br />
im südöstlichen Afrika<br />
(siehe Karte unten). Malawi erlangte die vollständige<br />
politische Unabhängigkeit erst<br />
1964, und die meisten sozialen und wirtschaftlichen<br />
Indikatoren zeugen von den anhaltenden<br />
Schwierigkeiten dieser jungen<br />
Demokratie bei der Armutsminderung. Im<br />
Gegensatz zu den meisten Nachbarn im Afrika<br />
südlich der Sahara hat Malawi wenig<br />
natürliche Ressourcen und verfügt über einen<br />
relativ kleinen Binnenmarkt. Die Mehrheit der<br />
Bevölkerung lebt noch immer auf dem Land.<br />
Seit Beginn des Jahrtausends ist Malawis<br />
Bevölkerung um fast 25 Prozent auf heute 14<br />
Millionen gewachsen; die Hälfte der Einwohner<br />
ist unter 15 Jahren alt (siehe Grafi k 1<br />
Seite 59).<br />
Mit einem geschätzten Pro-Kopf-BIP von<br />
330 US-Dollar ist Malawi eines der ärmsten<br />
Länder der Welt. Es gehört auch zu den am<br />
wenigsten entwickelten Ländern: Von 182<br />
Ländern im Index der menschlichen Entwicklung<br />
(HDI) liegt Malawi auf dem 160. Platz.<br />
Laut Schätzungen von UNICEF lebt etwas<br />
mehr als die Hälfte der Bevölkerung mit weniger<br />
als 32 Cent pro Tag – dazu gehören<br />
Sambia<br />
Lilongwe<br />
Tansania<br />
Mosambik<br />
Binnennation Malawi: Ausser Uran hat das Land<br />
heute wenig Ressourcen. Die meisten Menschen<br />
sind Klein- und Subsistenzbauern.<br />
rund vier Millionen Kinder, die in Armut leben.<br />
Jeder fünfte Malawier lebt in extremer Armut<br />
beziehungsweise mit weniger als 20 Cent pro<br />
Tag und kann sich nicht selbst ernähren. Ausserdem<br />
lag die HIV-/Aids-Infektionsrate<br />
2009 immer noch bei 12,7 Prozent, obwohl<br />
sie seit 20<strong>05</strong> um fast fünf Prozentpunkte<br />
zurückgegangen war. Positiv sei vermerkt,<br />
dass die Lebenserwartung im selben Zeitraum<br />
um fünf Jahre auf 53 Jahre anstieg.<br />
Die Unterernährung bei Kindern ging von der<br />
höchsten Rate im Afrika südlich der Sahara<br />
auf rund 18 Prozent zurück, während sich die<br />
Kindersterblichkeit zwischen 1990 und 2007<br />
fast halbierte – auf 120 pro <strong>10</strong>00 Einwohner.<br />
Zur Bekämpfung der Armut hat sich Malawi<br />
verschiedene Wachstums- und Entwicklungsziele<br />
gesetzt, darunter die Verbesserung<br />
der Regierungsführung und die Stärkung<br />
des Bildungssystems.<br />
Bildungssystem muss besser werden<br />
Der Bildungssektor, der für den Aufbau der<br />
immateriellen Infrastruktur in einem Entwicklungsland<br />
entscheidend ist, steht in Malawi<br />
vor grossen Herausforderungen. Das Grundschulwesen<br />
ist dürftig, und der Anteil der<br />
Hochschulstudierenden liegt weit unter jenem<br />
der Nachbarländer. Wie in vielen anderen<br />
afrikanischen Ländern bestand eines der<br />
wichtigsten Ziele seit der Unabhängigkeit<br />
darin, der Mehrheit der malawischen Bevölkerung<br />
eine Schulbildung zu ermöglichen und<br />
diese besser den Bedürfnissen der Gesellschaft<br />
anzupassen. Die neue Regierung führte<br />
das «Free Primary Education»-Programm<br />
ein – den offenen, aber nicht obligatorischen<br />
Zugang zur Grundschulbildung. Der politische<br />
Kurswechsel führte zu viel mehr Schulanmeldungen,<br />
aber auch zu Überbelegung.<br />
Weil es an Klassenzimmern, qualifizierten<br />
Lehrkräften und Unterrichtsmaterialien mangelte,<br />
beschäftigte die Regierung immer<br />
häufiger unqualifiziertes Personal. Die Folge<br />
war, dass Malawis Schüler verglichen mit den<br />
Nachbarländern schlechtere Leistungswerte<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
Credit Suisse 59<br />
erreichten. Das Verhältnis zwischen Schülern<br />
und qualifizierten Lehrkräften ist mit 88:1<br />
weiterhin sehr hoch, deshalb hat die Regierung<br />
die Lehrerausbildung intensiviert und<br />
Vorkehrungen getroffen, um die hohe Lehrerfluktuation<br />
in ländlichen Gebieten zu verringern.<br />
Schulaussteiger und HIV-/Aids-Raten<br />
sind zusätzliche Herausforderungen für<br />
Malawis Schulwesen.<br />
Laut OECD gehört der Mangel an qualifizierten<br />
Arbeitskräften, bedingt durch den<br />
begrenzten Zugang zu höherer Bildung, zu<br />
den wichtigsten beschränkenden Faktoren<br />
für den Unternehmenssektor dieses Entwicklungslandes.<br />
Die offizielle Arbeitslosigkeit<br />
erscheint mit einem Prozent insgesamt und<br />
vier Prozent bei den 15- bis 24-Jährigen zurzeit<br />
niedrig. Diese niedrigen Arbeitslosenraten<br />
lassen auf Unterbeschäftigung schliessen,<br />
denn 80 Prozent der Arbeitskräfte sind<br />
Klein- und Subsistenzbauern.<br />
Stabil durch die globale Krise<br />
Seit 2001 hat Malawi acht aufeinanderfolgende<br />
Jahre mit positivem Wirtschaftswachstum<br />
zu verzeichnen und auch die Auswirkungen<br />
der globalen Finanzkrise ziemlich<br />
gut verkraftet (siehe Grafik 2 rechts). Trotz<br />
einer Verlangsamung legte die Wirtschaftsleistung<br />
auch 2009 um fast acht Prozent zu.<br />
Ein wichtiger Grund für diese Stabilität war<br />
der Beginn der Uranförderung letztes Jahr<br />
mit einer Jahresproduktion von <strong>10</strong>4 Tonnen.<br />
Darüber hinaus wurden die Ernten – die<br />
Landwirtschaft leistet den grössten Beitrag<br />
zum realen BIP – durch landesweite Düngersubventionen<br />
und günstige Niederschläge im<br />
ganzen Land getragen. Und schliesslich blieb<br />
auch der Finanzsektor aufgrund seines geringen<br />
internationalen Integrationsgrades<br />
von den Turbulenzen auf den globalen Finanzmärkten<br />
einigermassen verschont. Im<br />
Bergbausektor beschleunigte sich das<br />
Wachstum aufgrund des Beginns der Uranförderung<br />
in Kayelekera, für die der australische<br />
Konzern Paladin Energy die Lizenz<br />
erworben hat. Die Mine produziert jährlich<br />
schätzungsweise 1500 Tonnen Uran. Deshalb<br />
dürfte Uran für Malawi zu einem Hauptexporterzeugnis<br />
und zu einer wichtigen Deviseneinnahmequelle<br />
werden. Die malawische<br />
Regierung hält eine 15-prozentige<br />
Beteiligung an der Mine und rechnet für die<br />
Anlage mit einer Lebensdauer von zwölf Jahren.<br />
Die Mine soll die Atomindustrie beliefern<br />
und nach dem «Langen Heinrich» in Namibia<br />
die zweitgrösste Uranmine Afrikas werden.<br />
Nach einer mehrjährigen unermüdlichen Expansion<br />
zeigt die Ertragsbilanz erste Anzeichen<br />
einer Stabilisierung. Um das Ungleichgewicht<br />
im Aussenhandel anzugehen, haben<br />
die Behörden erste Schritte in Richtung einer<br />
Marktliberalisierung, allmählicher Abwertung<br />
des malawischen Kwacha und zuletzt verstärkter<br />
Ausgabenkontrollen unternommen.<br />
Entscheidend ist jedoch, dass Wirtschaftspolitik<br />
und externe Unterstützung weiter angepasst<br />
werden. Vorläufige Daten für 20<strong>10</strong><br />
deuten an, dass sich das reale BIP-Wachstum<br />
verlangsamt, da die Sektoren Landwirtschaft,<br />
Forstwirtschaft und Fischerei von<br />
einer Durststrecke betroffen sind. Beträchtliches<br />
Wachstum in anderen Wirtschaftssektoren<br />
wie Bergbau und Kiesabbau dürfte die<br />
Auswirkungen des Abschwungs in der Landwirtschaft<br />
wettmachen.<br />
Vielversprechender Ausblick<br />
Malawis mittelfristige Aussichten bleiben<br />
dennoch günstig. Der Internationale Währungsfonds<br />
IWF rechnet für 20<strong>10</strong> mit einem<br />
Wachstum von sechs Prozent. Längerfristige<br />
Prognosen des IWF gehen für die nächsten<br />
fünf Jahre von einem durchschnittlichen jährlichen<br />
Wachstum von sieben Prozent aus.<br />
Die Inflation sollte 20<strong>10</strong> unter zehn Prozent<br />
bleiben, 2011 dürfte sie bei acht Prozent liegen.<br />
Obwohl die Abwertung des Wechselkurses<br />
die Importpreise drückt, sollten die<br />
solide Maisernte der letzten Saison, relativ<br />
stabile internationale Treibstoffpreise sowie<br />
eine zurückhaltende Finanz- und Geldpolitik<br />
den Inflationsdruck eindämmen. Die Entschuldungsinitiative<br />
für die hoch verschuldeten<br />
armen Länder (Heavily Indebted Poor<br />
Countries) und eine niedrigere Binnenverschuldung<br />
haben dazu beigetragen, dass die<br />
gesamte Schuldenlast kleiner wird. Angesichts<br />
der geplanten Erhöhung der Infrastrukturinvestitionen<br />
dürfte die öffentliche<br />
Verschuldung in Zukunft wieder steigen.<br />
Die Wirtschafts- und Geldpolitik steht jedoch<br />
vor weiteren Herausforderungen. Beispielsweise<br />
könnte ein unflexibler Wechselkurs<br />
zu einer Verknappung der Devisenreserven<br />
führen und die makroökonomische<br />
Stabilität gefährden. Die Abhängigkeit von<br />
der nicht bewässerten Landwirtschaft macht<br />
den Sektor zudem anfällig für Trockenheit.<br />
Am wichtigsten für Malawis wirtschaftliche<br />
Perspektiven ist jedoch, dass sich der gegenwärtige<br />
positive Trend im Bildungswesen und<br />
in der Infrastrukturentwicklung fortsetzt.<br />
Adelheid von Liechtenstein, Research Analyst<br />
1 Jung, jünger, Malawi<br />
Malawi hat eine junge Bevölkerung. Fast die<br />
Hälfte der 14 Millionen Einwohner ist unter 15.<br />
Quelle: Malawi Government National Statistical Office, Credit Suisse<br />
% YoY<br />
15<br />
<strong>10</strong><br />
5<br />
0<br />
– 5<br />
– <strong>10</strong><br />
– 15<br />
1980<br />
15–64<br />
48%<br />
1985<br />
1990<br />
65+<br />
4%<br />
2 Wirtschaft wittert Morgenluft<br />
Malawis Wirtschaft ist acht Jahre hintereinander<br />
gewachsen. 20<strong>10</strong> dürfte das<br />
Wachstum bei sechs, die nächsten fünf Jahre<br />
bei sieben Prozent liegen. Quelle: IWF, Credit Suisse<br />
1995<br />
2000<br />
60 Leader Roundtable<br />
<strong>Jugend</strong>: Zwischen<br />
Mythos und Vorurteil<br />
Fakt ist: Das Thema <strong>Jugend</strong> bewegt Menschen jeden Alters – weltweit. Darum hat das<br />
<strong>bull</strong>etin mit Yvonne Polloni, Projektleiterin bei der Kinder- und <strong>Jugend</strong>förderung Infoclick.ch,<br />
mit Laura Crivelli, der Vertreterin der Schweizer <strong>Jugend</strong> an der UNO, dem Automechanikerlehrling<br />
Nicola Stecher, mit der Tennislegende Roger Federer sowie dem Verwaltungsratspräsidenten<br />
der Credit Suisse Group, Hans-Ulrich Doerig, eine eigene kleine Expertenrunde<br />
einberufen, die sich offen zu Fragen rund um das Thema äussert.<br />
Interview: Mandana Razavi<br />
Yvonne Polloni<br />
Projektleiterin für Bildungsprojekte<br />
bei Infoklick.ch,<br />
Kinder- und <strong>Jugend</strong>förderung<br />
Schweiz<br />
Nicola Stecher<br />
Absolviert derzeit eine<br />
Lehre zum Automobilmechaniker<br />
und befi ndet<br />
sich im 1. Lehrjahr.<br />
Laura Crivelli<br />
Sstudiert internationale Beziehungen<br />
und ist die Vertreterin<br />
der Schweizer <strong>Jugend</strong><br />
an der UNO.<br />
Roger Federer<br />
Schweizer Tennisprofi und<br />
Präsident der Roger Federer<br />
Foundation, die Schulbildung,<br />
Sport und Spiel<br />
für Kinder fördert.<br />
Hans-Ulrich Doerig<br />
Verwaltungsrats präsident<br />
der Credit Suisse Group.<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
Roundtable Leader 61<br />
Fotos: Martin Stollenwerk | Katharina Lütscher | Roger Grubenmann | Credit Suisse<br />
<strong>bull</strong>etin: Was bedeutet das Wort «<strong>Jugend</strong>» für Sie persönlich?<br />
Laura Crivelli: Für mich ist <strong>Jugend</strong> nicht an ein bestimmtes Alter<br />
gebunden, sondern an eine Geisteshaltung. So betrachte ich<br />
mich mit meinen 23 Jahren durchaus als jugendlich. Grundsätzlich<br />
bedeutet jung sein für mich flexibel sein, offen und empfänglich<br />
für Veränderungen und andere Standpunkte. Es bedeutet,<br />
alle Hebel in Bewegung zu setzen, um seine Ziele zu erreichen.<br />
Yvonne Polloni: <strong>Jugend</strong> bezeichnet die Zeit zwischen der<br />
Kindheit und dem Erwachsenenalter. Die Phase des <strong>Jugend</strong>alters<br />
ist geprägt von Entwicklungsaufgaben, die bewältigt werden<br />
müssen. Die einzelnen Heranwachsenden stehen im Spannungsfeld<br />
von persönlichen und gesellschaftlichen Anforderungen<br />
und erfahren dabei ein Auf und Ab von Emotionen.<br />
Nicola Stecher: Ja, das erlebe ich auch so. Ich glaube, die <strong>Jugend</strong><br />
ist die Zeit, in der sich wohl das meiste in meinem Leben auf die<br />
eine oder andere Art verändern wird.<br />
Hans-Ulrich Doerig: Ich verbinde <strong>Jugend</strong> mit Kraft und Neugier,<br />
dem Willen, Fragen zu stellen, Neues zu wagen. Zudem<br />
bedeutet <strong>Jugend</strong> für mich ein spielerisches, oft unangestrengtes<br />
Lernen: Wissen aneignen, ohne dass man es eigentlich merkt.<br />
Roger Federer: Das Wort <strong>Jugend</strong> erinnert mich immer an die Zeit,<br />
als ich in Basel aufwuchs. Vieles von dem, was ich bin, wurde<br />
von meiner Kindheit geprägt. Heute hat das Wort eine neue Bedeutung,<br />
denn ich habe die Möglichkeit, um die Welt zu reisen<br />
und zu erleben, wie unterschiedlich <strong>Jugend</strong>liche in den Industrieländern<br />
und in den Entwicklungsländern aufwachsen und erzogen<br />
werden. Durch diese Erfahrungen fühle ich mich verpflichtet,<br />
nach Kräften zu helfen, um die Situation benachteiligter Kinder<br />
und <strong>Jugend</strong>licher zu verbessern.<br />
Die «<strong>Jugend</strong>zeit» ist ein spannender, aber kein einfacher<br />
Lebensabschnitt: Ihre grössten Freuden und Sorgen während<br />
dieser Zeit ?<br />
Nicola Stecher: Meine grösste Freude ist ganz klar, dass ich<br />
endlich eigenes Geld verdiene und mir dadurch Unabhängigkeit<br />
verschaffe. Eine grosse Sorge, die ich hatte, war, nicht zu<br />
wissen, wie ich bei Antritt der Lehre im Betrieb aufgenommen<br />
werde.<br />
Yvonne Polloni: Auch mir bereitete in dieser Zeit vor allem<br />
das Finden einer beruflichen Perspektive Sorgen, aber auch<br />
die typischen Auseinandersetzungen, die man in dem Alter<br />
mit den Eltern hat. Die grössten Freuden erlebte ich zusammen<br />
mit meinen Freundinnen.<br />
Roger Federer: Mit meiner Familie zusammen zu sein und Sport<br />
zu treiben, gehörten bereits in meinen jungen Jahren zu meinen<br />
Höhepunkten. Ich hatte zum Glück keine grösseren Sorgen und<br />
Ängste, nur beim Fliegen war mir stets mulmig zumute…<br />
Hans-Ulrich Doerig: Im Vergleich zu anderen Ländern kann man<br />
in der Schweiz tatsächlich eine recht sorgenfreie <strong>Jugend</strong> verbringen.<br />
Das ist ein Privileg – vielleicht das grösste in unserer<br />
Gesellschaft. Zu den besonderen Freuden hat bei mir die<br />
Pfadi gehört, wo ich gelernt habe, wie man unkompliziert miteinander<br />
umgeht. Dort habe ich auch erste Führungserfahrung<br />
gesammelt.<br />
Laura Crivelli: Eine grosse Herausforderung besteht darin, diesen<br />
Lebensabschnitt, der viele wichtige Entscheidungen für unsere<br />
Zukunft verlangt, verantwortungsvoll anzugehen: Den familiären<br />
Kokon zu verlassen, das Sozialleben neu zu definieren und mit<br />
neuen Entwicklungen umzugehen, das sind Prüfungen, welche<br />
jedoch die Eigenständigkeit des jungen Menschen fördern.<br />
Als meinen grössten Erfolg werte ich mein Studium sowie<br />
mein Engagement als Vertreterin der Schweizer <strong>Jugend</strong> bei<br />
der UNO.<br />
«Die <strong>Jugend</strong> von heute!» – ein Ausruf, der häufig auf ein<br />
negatives Erlebnis mit <strong>Jugend</strong>lichen folgt. Welches Bild haben<br />
Sie von der heutigen <strong>Jugend</strong>?<br />
Hans-Ulrich Doerig: Ja, die <strong>Jugend</strong>lichen von heute leben anders,<br />
als wir es taten. Aber das läuft schliesslich schon seit Jahrhunderten<br />
so. Zur <strong>Jugend</strong> gehört die Fähigkeit, sich neuen Entwicklungen<br />
anzupassen und diese gleichzeitig zu verstärken. Damit sollte<br />
man aber nicht etwas Negatives verbinden.<br />
Nicola Stecher: Ich finde, die Erwachsenen sehen die <strong>Jugend</strong> von<br />
heute grundsätzlich viel zu negativ. Vor allem, weil ich nicht glaube,<br />
dass sie in irgendeiner Weise besser waren. Sie waren vielleicht<br />
anders als wir, aber besser ?<br />
Laura Crivelli: <strong>Jugend</strong>liche sind Akteure des Wandels: Sie nehmen<br />
mutig die Herausforderungen einer relativ instabilen Gesellschaft<br />
an, die ihrerseits vor grossen Prüfungen steht, und pochen auch<br />
immer häufiger auf ihr Recht, sich aktiv an der Lösung dieser Probleme<br />
zu beteiligen. So sind <strong>Jugend</strong>liche nicht die Leader von<br />
morgen, sondern vielmehr die Co-Leader von heute.<br />
«Die <strong>Jugend</strong>lichen sind nicht<br />
die Leader von morgen, sondern<br />
die Co-Leader von heute.»<br />
Laura Crivelli<br />
Roger Federer: Mir scheint schon, dass <strong>Jugend</strong>liche heute mit<br />
vielen anderen Ansprüchen und Versuchungen fertig werden<br />
müssen als ich damals. Ich glaube jedoch auch, dass die heutige<br />
<strong>Jugend</strong> grundsätzlich gebildeter ist und eine grössere Bereitschaft<br />
zeigt, auch selbst einen aktiven Beitrag zur Gesellschaft<br />
zu leisten. Die Beteiligung der jüngeren Generation an den<br />
Herausforderungen unserer Zeit wird die Zukunft unserer Gesellschaft<br />
positiv beeinflussen.<br />
Yvonne Polloni: Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
haben sich verändert: Als ich selbst in dem Alter war, Ende der<br />
1980er-Jahre, ging es darum, Freiräume für die <strong>Jugend</strong>kultur<br />
zu erkämpfen. Heute steht das Leistungs- und Konsumverhalten<br />
sehr stark im Zentrum der Gesellschaft und prägt das Erwachsenwerden.<br />
Ewige <strong>Jugend</strong> – ein Traum, so alt wie die Menschheit selbst.<br />
Noch ist der Verlust der körperlichen <strong>Jugend</strong> unumgehbar, aber<br />
was ist mit dem Geist, der <strong>Jugend</strong>liche auszeichnet ? Die Band<br />
Alphaville beschreibt diesen besonderen «Spirit» in ihrem Hit<br />
«Forever Young»: «Let us die young or let us live forever. We don’t<br />
have the power but we never say never.» Was ändert sich an<br />
der Lebenseinstellung eines Menschen, wenn er erwachsen wird?<br />
Roger Federer: Meiner Ansicht nach ändern sich die Einstellungen<br />
der Leute mit dem Älterwerden. Sie sehen sich mit mehr<br />
Ver antwortung konfrontiert. Auch all die positiven und nega tiven ><br />
Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>
62 Leader Roundtable<br />
Erfahrungen, die man im Laufe der Jahre macht, wirken sich<br />
unweigerlich auf die Lebenseinstellung aus.<br />
Yvonne Polloni: Diese wichtige Phase ist hauptsächlich von<br />
Experimenten geprägt, welche später im Erwachsenenleben<br />
vielfach weniger zum Zug kommen.<br />
Nicola Stecher: Ich glaube, dass der Mensch mit der Zeit vor<br />
allem verantwortungsbewusster wird. Und mir scheint, er feiert<br />
dann deutlich weniger gern als früher…<br />
Hans-Ulrich Doerig: Ja, der Umgang mit Verantwortung ändert<br />
sich. Damit ist nicht gemeint, dass Erwachsene prinzipiell<br />
«mehr » oder «grössere» Verantwortung tragen. Was sich ändert,<br />
ist der Aspekt der Langfristigkeit. Im Berufsleben muss man<br />
häufig Entscheidungen verantworten, die kurzfristig gesehen vielleicht<br />
negative Konsequenzen haben, aber langfristig doch Sinn<br />
machen. Man könnte es auch so sagen: Im Hit «Forever Young»<br />
heisst es von der <strong>Jugend</strong>: «We never say never.» In der Welt<br />
der Erwachsenen – als Führungsperson oder als Eltern – muss<br />
man häufig auch Nein sagen können oder genau abwägen,<br />
zu was man eben Ja sagt.<br />
«Wir müssen den<br />
<strong>Jugend</strong>lichen ein Angebot<br />
machen, ihre Chancen<br />
effektiv zu verbessern.»<br />
Hans-Ulrich Doerig<br />
Laura Crivelli: Ich habe den Eindruck, dass man mit dem Alter<br />
des Handelns überdrüssig wird. Negative Erfahrungen oder Angst,<br />
einen Misserfolg zu erleiden, beschneiden den Handlungsspielraum<br />
und die Risikobereitschaft des Erwachsenen. Der <strong>Jugend</strong>liche<br />
dagegen sagt niemals nie, glaubt an die Sache und an<br />
die Kraft der Veränderung!<br />
Was stellt die grösste Herausforderung für <strong>Jugend</strong>liche dar ?<br />
Laura Crivelli: Ruhe zu bewahren und allen Erwartungen der<br />
heutigen Gesellschaft gerecht zu werden! Die <strong>Jugend</strong>lichen von<br />
heute müssen im Studium brillieren und gleichzeitig Berufserfahrung<br />
sammeln, sich im Verein engagieren und mehrere<br />
Sprachen beherrschen – darunter wenn möglich Chinesisch. Sie<br />
müssen flexibel und offen sein, Risiken eingehen, aber dennoch<br />
die Nachhaltigkeit ihrer Handlungen gewährleisten und dabei<br />
nicht die Fehler der vorangegangenen Generationen wiederholen.<br />
Gleichzeitig sollten sie lokal handeln, aber global denken und<br />
eine wirtschaftlich, sozial und ökologisch instabile Welt wieder ins<br />
Lot bringen. Und natürlich sollten sie möglichst gut aussehen<br />
und sportlich sein!<br />
Nicola Stecher: Da hat sie recht. Für mich, wie auch für viele<br />
andere meines Alters, war jedoch die grösste Herausforderung<br />
ganz klar, eine Lehrstelle zu finden. Und ich bin wirklich sehr<br />
froh, dass das bei mir geklappt hat.<br />
Hans-Ulrich Doerig: Wir leben in einer Welt der Optionen und<br />
Opportunitäten. Freiheit ist die Möglichkeit, zwischen verschiedenen<br />
Angeboten wählen zu können. Das macht Märkte, Lebensgestaltung<br />
und Produkte attraktiv, aber dies kann <strong>Jugend</strong>liche<br />
verwirren. Orientierung ist auch an Wertvorstellungen geknüpft,<br />
und diese waren früher enger definiert als heute. Die Politik,<br />
die Wirtschaft und die Medien haben neben dem Elternhaus und<br />
der Schule eine grosse Verantwortung, Orientierungshilfen<br />
zu geben.<br />
Yvonne Polloni: Ich sehe das ähnlich. Die Vielfalt der Möglichkeiten<br />
verlangt Entscheidungen. Trotz der Auswahl an möglichen<br />
Varianten bedeutet dies noch lange nicht, dass der Einzelne<br />
auch wirklich die Wahl hat. Die Realität sieht etwas anders aus,<br />
wenn wir zum Beispiel die Ausbildungssituation von jungen<br />
Menschen betrachten: Nur ein Teil der Jungen kann von den erweiterten<br />
Möglichkeiten des Berufsbildungssystems profitieren.<br />
Heranwachsende mit einem tiefen Bildungsniveau und/oder<br />
sozialen Benachteiligungen sind in ihren Wahlmöglichkeiten eingeschränkt<br />
und damit auch vermehrt Frustrationen sowie<br />
Zukunftsängsten ausgesetzt.<br />
Roger Federer: Dem kann ich nur zustimmen. Bildung beziehungsweise<br />
der mangelnde Zugang zu Bildungsmöglichkeiten für<br />
Kinder und <strong>Jugend</strong>liche in vielen Ländern ist in unserer Zeit ein so<br />
grosses Problem, dass ich dessen Lösung auch für die grösste<br />
Herausforderung der nächsten Generation halte.<br />
Im August 20<strong>10</strong> waren in der Schweiz knapp 25 000 <strong>Jugend</strong>liche<br />
arbeitslos. Dies entspricht einer Arbeitslosenquote<br />
von 4,5 Prozent – gegenüber 5,3 Prozent im August 2009 und<br />
3,0 Prozent im August 2008. Wie gravierend ist Ihrer Meinung<br />
nach das Problem der <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit ? Und warum?<br />
Nicola Stecher: Die Zahlen bestätigen die schwierigen Erfahrungen<br />
bei der Lehrstellensuche, die ich und meine Kolleginnen<br />
und Kollegen gemacht haben. Ich glaube einfach, dass immer<br />
noch zu wenig getan wird, um die <strong>Jugend</strong>lichen bei der Lehrstellensuche<br />
auch wirklich zu unterstützen.<br />
Yvonne Polloni: Die individuellen und gesellschaftlichen Folgen<br />
der <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit können gravierend sein: Isolation<br />
und psychische Probleme sowie auch brachliegendes Potenzial<br />
verursachen Sozialkosten. Für die soziale Integration der <strong>Jugend</strong>lichen<br />
sind die Berufsfindung und die Arbeitsmarktintegration<br />
ein wichtiger Bestandteil vom Erwachsenwerden und ermöglichen<br />
letztendlich eine selbständige Lebensweise. Darum sind verschiedene<br />
Massnahmen gegen die <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit nötig.<br />
Laura Crivelli: Der neuste, 20<strong>10</strong> von der International Labour<br />
Organization vorgelegte Bericht zur <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit zeigt,<br />
dass <strong>Jugend</strong>liche, vor allem aufgrund ihrer grossen Flexibilität<br />
und fehlenden Erfahrung, besonders von Perioden der<br />
Wirtschafts krise betroffen sind. Als Opfer von Unterbezahlung,<br />
Überbelastung und unsicheren Verträgen erdulden sie schwierige<br />
Arbeits bedingungen, die ernste Auswirkungen auf ihr geistiges<br />
und körperliches Wohl befi nden haben können. Das Thema stellt<br />
somit eine inter nationale Herausforderung dar, die sofortige<br />
Gegenmassnahmen auf nationaler Ebene erfordert – beispielsweise<br />
durch eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen dem<br />
öffentlichen und dem privaten Sektor, um Arbeitsplätze für <strong>Jugend</strong>liche<br />
zu schaffen.<br />
Hans-Ulrich Doerig: Jeder <strong>Jugend</strong>liche ohne Arbeit ist ein<br />
Arbeitsloser zu viel. Auch wenn die Schweiz im internationalen<br />
Vergleich sehr gut dasteht, müssen wir intensiv daran arbeiten.<br />
Die Credit Suisse hat 2009 ein sechsjähriges Programm<br />
gestartet, in dem bis zu 30 Millionen Franken für Ausbildungsund<br />
Trainings programme für <strong>Jugend</strong>liche zur Verfügung gestellt<br />
werden. Wir haben dafür mit verschiedenen Organisationen ><br />
Illustrationen: Regina Vetter<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong> Credit Suisse
Roundtable Leader 63
64 Leader Roundtable
Roundtable Leader 65<br />
Illustrationen: Regina Vetter<br />
in allen Landesteilen eine Allianz geschlossen. Die Verbesserung<br />
der Aus bildung und das Training von spezifischen Fähigkeiten<br />
sind nachweisbar ein Erfolgsfaktor für aktive <strong>Jugend</strong>liche. Wir<br />
dürfen nicht auf «strukturelle» Probleme des Arbeitsmarkts verweisen,<br />
sondern müssen den <strong>Jugend</strong>lichen ein Angebot machen,<br />
ihre Chancen effektiv zu verbessern. Zum Glück sind neuerdings<br />
die Lehrstellenangebote grösser als die Anzahl der Lehrstellensuchenden.<br />
<strong>Jugend</strong>liche haben eigene Wertvorstellungen und sehnen<br />
sich nach entsprechenden Vorbildern: In den Ergebnissen des<br />
Credit Suisse <strong>Jugend</strong>barometers wurden unter anderem Mutter<br />
Theresa, Heidi Klum, David Beckham oder Nelson Mandela<br />
genannt. Was braucht es, um zum Vorbild der <strong>Jugend</strong> zu werden?<br />
Yvonne Polloni: Nach oben genannten Beispielen sind es offenbar<br />
zwei Komponenten, die ein Vorbild abgeben: Mut und Durchsetzungsvermögen<br />
für gesellschaftspolitisches Engagement sowie<br />
Zielstrebigkeit in der Verfolgung eigener Ideen.<br />
«Die Beteiligung der jüngeren<br />
Generation an den Herausforderungen<br />
unserer Zeit wird<br />
die Zukunft unserer Gesellschaft<br />
positiv beeinflussen.»<br />
Roger Federer<br />
Roger Federer: Ich glaube, Teenager brauchen heutzutage<br />
vor allem authentische und ehrliche Vorbilder – Aspekte, die ich<br />
für sehr wichtig halte.<br />
Laura Crivelli: Ich glaube, Persönlichkeitstypen wie die oben erwähnten,<br />
bieten einfach eine Orientierungshilfe. Wer ein Vorbild<br />
für die Jungen sein will, muss etwas Aussergewöhnliches geleistet<br />
haben und über eine entsprechende Medienpräsenz verfügen.<br />
Egal, ob es sich um ein humanitäres Engagement, Schönheit,<br />
ein «verrücktes» Talent oder um unermüdlichen politischen<br />
Einsatz handelt – wer zum Vorbild von Millionen <strong>Jugend</strong>lichen wird,<br />
versteht es offenbar, diese zu überraschen und zu beeindrucken.<br />
Hans-Ulrich Doerig: Dass in der Umfrage Mutter Teresa neben<br />
David Beckham zu stehen kommt, zeigt, dass Vorbilder aus<br />
ganz verschiedenen Bereichen kommen können. Was sie verbindet,<br />
ist Glaubwürdigkeit und der Mut, ihre Vision erfolgreich umzusetzen.<br />
Die emotionale Komponente spielt dabei eine wichtige<br />
Rolle. Ohne diese gibt es keine Identifikation. Das ist ein hilfreicher<br />
Hinweis für alle Führungskräfte, die nicht nur für <strong>Jugend</strong>liche ein<br />
Vorbild sein wollen. Auch wenn sie nicht so gut Fussball spielen<br />
wie David Beckham.<br />
Nicola Stecher: Ich glaube, dass die Vorstellungen von Vorbildern<br />
sehr unterschiedlich sein müssen, weil die Menschen so verschieden<br />
sind.<br />
Unsere <strong>Jugend</strong>lichen werden auch als Digital Natives bezeichnet.<br />
Sie wachsen ganz selbstverständlich mit Technologien<br />
wie Internet, Handy oder MP3 auf. Segen oder Fluch?<br />
Nicola Stecher: All diese neuen Technologien sind doch eindeutig<br />
ein Segen für die Menschen, egal wie alt sie sind. Und wer sich<br />
nicht damit befasst, hat früher oder später unweigerlich Probleme.<br />
Hans-Ulrich Doerig: Kommunikation ist heute praktisch eine<br />
Haupttätigkeit. Man kommuniziert nicht etwas, das geschehen<br />
ist, sondern das Kommunizieren ist selbst das Geschehen.<br />
«The medium is the message», wie der kanadische Medienwissenschaftler<br />
Marshall McLuhan gesagt hat. Medien sind weder<br />
Segen noch Fluch, sondern Teil der täglichen Realität. Nicht nur<br />
für die <strong>Jugend</strong>lichen.<br />
Roger Federer: Dieser Meinung bin ich auch. An all den Technologien<br />
und Innovationen der heutigen Zeit führt kein Weg vorbei. Sie<br />
bergen zwar auch Nachteile wie etwa Konzentrationsmangel, der<br />
viel zitierte Verfall der sozialen Kompetenz usw., aber wer das Verfügbare<br />
nicht zu nutzen weiss, bleibt in Zukunft einfach zurück.<br />
Yvonne Polloni: Die neuen Technologien gehören für die <strong>Jugend</strong>lichen<br />
zum Alltag. Gefordert sind die Erwachsenen und auch<br />
die Industrie, damit nötige Sicherheitsmassnahmen für den Kinderund<br />
<strong>Jugend</strong>schutz gewährleistet werden. Gleichzeitig muss eine<br />
vermehrte Aufklärung und Auseinandersetzung von Eltern und<br />
Bezugspersonen über mögliche Gefahren und Chancen stattfinden,<br />
die durch die Nutzung entstehen.<br />
Laura Crivelli: Ich selbst bin in diesem Bereich leider keine<br />
Expertin. Ich weiss gerade das Nötigste, um meine Arbeit, mein<br />
Studium und meinen virtuellen Bekanntenkreis auf Facebook<br />
und Co. auf effiziente Art zu bewältigen…<br />
Das viel zitierte Generationenproblem: Wie ist Ihr persönlicher<br />
Eindruck diesbezüglich?<br />
Yvonne Polloni: Es ist eine Tatsache, dass der demografische<br />
und soziale Wandel Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen<br />
den Generationen hat. Gegenseitige Vorurteile oder Unverständnis<br />
können Folgen davon sein. Mir scheint es daher wichtig,<br />
Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen.<br />
Laura Crivelli: Genau. So könnten beispielsweise im Bereich<br />
der Ausbildung und Beschäftigung Synergien zwischen jungen und<br />
erfahrenen Mitarbeitenden geschaffen werden, um den Knowhow-Transfer<br />
sicherzustellen. Solidarität, Dialog und Verständnis<br />
zwischen den Generationen sind Voraussetzungen für die soziale<br />
Harmonie und die nachhaltige Entwicklung.<br />
Hans-Ulrich Doerig: Was mich als Präsident der Credit Suisse<br />
beschäftigt, ist die Frage, wie Generationenwechsel geregelt werden.<br />
Die Lebenserwartung ist stark gestiegen. Häufig übernehmen<br />
beispielsweise nicht die Tochter oder der Sohn ein Geschäft,<br />
sondern die Enkelinnen und Enkel. Die Nachfolge regelung<br />
ist bei Schweizer KMUs ein grosses Thema. Es wird unterschätzt,<br />
was diesbezüglich Ausbildung und Berufserfahrung bedeutet.<br />
Können und wollen die Kinder weiterführen, was die Eltern oder<br />
Grosseltern aufgebaut haben? Das ist eine wich tige Frage für<br />
die Weiterentwicklung der Gesellschaft.<br />
Roger Federer: Das ist wirklich ein schwieriges und wie mir<br />
scheint, auch ein altes Problem, für das selbst Experten noch<br />
keine Lösung gefunden haben. Aber gerade angesichts der<br />
Schwierigkeit dieses Themas wäre es vielleicht besser, die Frage<br />
nach dem Generationenproblem nicht pausenlos an die Kinder<br />
und <strong>Jugend</strong>lichen heranzutragen und Vorschläge zu erwarten für<br />
etwas, das schon seit Generationen besteht. Manchmal entstehen<br />
die besseren Lösungsansätze, wenn man weniger Druck ausübt.<br />
Nicola Stecher: Ich bin mir auch nicht sicher: Vielleicht ist es<br />
ja ganz einfach so, dass es dieses Problem immer schon gab und<br />
daher wohl auch immer geben wird. <<br />
Credit Suisse <strong>bull</strong>etin 5/<strong>10</strong>
66 Schlusspunkt<br />
Stichworte zur Bildung einer Idee –<br />
und zur Bildungspolitik<br />
Dass «<strong>Jugend</strong>» im Wörterbuch keine Mehrzahl kennt – /ohne Plural/– soll nicht heissen, dass<br />
es von ihr einen einheitlichen Begriff gibt. Die <strong>Jugend</strong>zeit ist bestimmt durch eine Pluralisierung<br />
der Wertvorstellungen und Lebensstile. Alle wissen dies aus eigener Erfahrung, und die<br />
Karriere des Begriffs illustriert es. Historisch fällt die Idee, die wir uns von der <strong>Jugend</strong> machen,<br />
mit der Entstehung eines neuen Verständnisses von Bildung zusammen. Das ist kein Zufall.<br />
Was die <strong>Jugend</strong> einer Gesellschaft bedeutet, lässt sich an deren Bildungspolitik ablesen.<br />
W<br />
ie lange gehört man zur <strong>Jugend</strong>?<br />
Die Antwort fällt verschieden<br />
aus, je nachdem, ob<br />
man juristische, sozialwissenschaftliche<br />
oder bildungspolitische<br />
Periodisierungen konsultiert. Das <strong>Jugend</strong>strafrecht<br />
erstreckt sich auf das Alter zwischen <strong>10</strong><br />
und 18 Jahren; die Umfrage zum Credit Suisse<br />
<strong>Jugend</strong>barometer richtet sich gezielt an 18- bis<br />
25-Jährige. Wenn finanzielle Unabhängigkeit ein<br />
Kriterium für das Erwachsensein ist, macht es Sinn,<br />
dass Stipendienprogramme auch Studierende an<br />
Hochschulen unterstützen. Die Interkantonale Vereinbarung<br />
zur Harmonisierung von Ausbildungsbeiträgen,<br />
zurzeit in der Vernehmlassung, sieht eine Erhöhung der Beitragsberechtigung<br />
auf 35 Jahre vor. Keine Frage: «<strong>Jugend</strong>» ist älter<br />
geworden. Das steht nicht im Widerspruch zum Faktum, dass <strong>Jugend</strong>liche<br />
früher volljährig werden und teilnehmen an Aktivitäten, die<br />
vor zwei Generationen noch zur Welt der Erwachsenen gehörten. Die<br />
Übergänge zwischen den Lebensphasen verlaufen fliessender. Zählt<br />
man «<strong>Jugend</strong>lichkeit » als Attribut eines vom Alter unabhängigen<br />
Lebensstils hinzu, lassen sich die Limiten nach oben verschieben.<br />
Die rüstigen Rentner von gestern werden abgelöst von jugendlichen<br />
Senioren. Das ist nicht polemisch gemeint. <strong>Jugend</strong> ist heute mehr<br />
als eine Altersbezeichnung – weniger ein Begriff als vielmehr eine<br />
Idee. Mit ihr verbindet man Lebenslust, Energie und Lernbereitschaft.<br />
«<strong>Jugend</strong>» ist mit der Vorstellung von Bildung als Entwicklung des<br />
individuellen Potenzials verbunden. In einem Brief an Philipp Albert<br />
Stapfer, Minister der Helvetischen Republik, macht sich Johann Heinrich<br />
Pestalozzi 1800 stark für eine «Nationalausbildung (…), durch<br />
welche die Fundamente der Geistescultur [sic], der Sittlichkeit und<br />
der Industrie (…) in einem hohen Grad gestärkt werden müssten».<br />
Pestalozzis Überzeugung, dass Kultur, Werte und Wohlstand durch<br />
Volksbildung gefördert werden, ist vor dem Hintergrund der Wirren<br />
nach dem Einmarsch französischer Truppen zu sehen und stützt sich<br />
auf seine Erfahrung als Pädagoge am Waisen- und Armenhaus in<br />
Stans. Im Zeitalter der Industrialisierung veränderten sich die soziale<br />
Stellung von Familien und die Bedürfnisse von <strong>Jugend</strong>lichen. Pestalozzis<br />
Idee einer «Elementarbildung» verbindet Kopf, Herz und Hand<br />
und fördert so die gesamte Persönlichkeit. Seine Methode werde<br />
«Kinder unter sieben Jahren im ganzen Umfang der menschlichen<br />
Erkenntnis weiter bringen, als jetzt die glücklichsten im zwölften Jahre<br />
nicht sind», wie er schreibt. Pestalozzi war nicht nur Pionier eines<br />
holistischen Ansatzes, sondern auch ein Vorkämpfer der Frühbildung.<br />
Fritz Gutbrodt: «<strong>Jugend</strong> ist heute<br />
mehr als eine Altersbezeichnung.»<br />
Das kann man von den heutigen Politikern nicht<br />
unbedingt sagen. Während die Forschung zeigt,<br />
dass frühe Förderung den höchsten gesellschaftlichen<br />
Nutzen bringt, liegt die Schweiz in diesem<br />
Bereich weit hinten – obwohl sie sonst im internationalen<br />
Vergleich bei den Bildungsausgaben<br />
zur Spitzengruppe gehört. Das war eine der Erkenntnisse<br />
einer Tagung von «Forum Bildung»,<br />
einem Verein, der Initiativen zur Verbesserung der<br />
Bildungschancen fördert. In den Referaten namhafter<br />
Ökonomen zur Frage «Wie viel ist uns Bildung<br />
wert?» (Videos unter www.forumbildung.ch)<br />
ging es um die Wirkungsorientierung. Pestalozzis<br />
Zuversicht im bereits zitierten Brief, dass seine<br />
Pläne «ohne merkliche Erhöhung der zu diesem Zwekk [sic] gewohnten<br />
Ausgaben» realisiert werden können, war damals schon Zweckoptimismus.<br />
In einer Zeit knapper Mittel ist es nicht nur wichtig, wie<br />
viel man für die Bildung ausgibt, sondern vor allem auch: wofür.<br />
Das gehört zu den Herausforderungen für das 21. Jahrhundert:<br />
Schulerfolg wird wieder zunehmend abhängig von der Herkunft und<br />
setzt damit einen Hauptpfeiler des Bildungssystems – die Verbesserung<br />
der Chancengleichheit – unter Druck. Die Sorge, nach der<br />
Ausbildung finanziell nicht unabhängig zu werden, ist grösser geworden<br />
und betrifft das Selbstverständnis von «<strong>Jugend</strong>» als Vorbereitung<br />
auf die Arbeitsgesellschaft. Eine weitere Dimension betrifft<br />
die globale Bildungspolitik. Die Millenniumsziele zur Bekämpfung der<br />
Armut sind verknüpft mit einer Förderung der Schulen in strukturschwachen<br />
Ländern. Die Ausbildungszeit in der Schweiz beträgt rund<br />
15 Jahre. Im Sudan sind es vier, in Tansania fünf Jahre. «Nationalbildung»<br />
ist ein zentrales Element für die nachhaltige gesellschaftliche<br />
und wirtschaftliche Entwicklung von Ländern, wie Pestalozzi<br />
sehr richtig sagte.<br />
Bei allen Problemen, die es noch zu bewältigen gilt: Das 20. Jahrhundert<br />
kann als grosse Zeit der «<strong>Jugend</strong>» beschrieben werden. Das<br />
ist ein Auftrag für das 21. Jahrhundert. Auch in einer zunehmend<br />
pluralen und multikulturellen Welt ist die Bildung der <strong>Jugend</strong> von<br />
einzigartiger Bedeutung.<br />
<<br />
Fritz Gutbrodt ist Direktor der Credit Suisse Foundation und Titularprofessor<br />
an der Universität Zürich. Zudem ist er Stiftungsrat der Pestalozzi-Stiftung, die<br />
Aus- und Weiterbildung von <strong>Jugend</strong>lichen aus schweizerischen Bergregionen<br />
fördert und 2011 ihr 50-jähriges Jubiläum feiert.<br />
Foto: Giorgio von Arb<br />
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