11. September 2021
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STELLENMARKT<br />
Schwäbische Zeitung Samstag, <strong>11.</strong> <strong>September</strong> <strong>2021</strong><br />
Eine Prise Überzeugungskraft<br />
Die Ideen sprudeln nur so, doch keiner will sie hören – Strategien, um sich durchzusetzen<br />
Kurz berichtet<br />
●<br />
Von Bernadette Winter<br />
Der Arbeitsablauf erscheint<br />
ineffizient aber Sie wissen,<br />
wie es besser geht? Doch die<br />
Führungskraft möchte selbst der<br />
kreativste Kopf sein und lässt Visionen<br />
grundsätzlich abprallen. Wie<br />
setzt man sich durch? Und welche<br />
Wege gibt es, das Konzept an die Vorgesetzten<br />
heranzutragen und überzeugend<br />
zu präsentieren?<br />
Der erste Schritt sollte so aussehen:<br />
Strukturieren Sie Ihre Argumente<br />
und bringen Sie sie klar auf<br />
den Punkt, rät Cordula Nussbaum.<br />
„Lassen Sie sich nicht von der eigenen<br />
Begeisterung hinfort tragen“,<br />
sagt die Wirtschaftspsychologin und<br />
Beraterin aus Sauerlach bei München.<br />
Gleichzeitig sollte man offen für<br />
das Gegenüber bleiben, so Coach Carolin<br />
Klaus aus Augsburg. „Vielleicht<br />
entsteht dadurch ein Pingpong-Spiel<br />
und die Idee entwickelt sich weiter.“<br />
Manch einer denkt, er oder sie habe<br />
einen supertollen Plan, doch er<br />
passt nicht zum Unternehmen, zur<br />
Branche oder zu den Kunden. Das<br />
lässt sich in der Vorbereitung abklopfen.<br />
Was würde eine Umsetzung<br />
an Aufwand im Unternehmen nach<br />
sich ziehen? Können Kosten gespart<br />
werden? „Machen Sie den Nutzen<br />
greifbar“, betont Nussbaum.<br />
Wer neu im Unternehmen ist,<br />
sollte versuchen herauszufinden, ob<br />
ein anderer Mitarbeiter schon einmal<br />
eine ähnliche Eingebung hatte.<br />
Wenn ja, warum wurde das Thema<br />
nicht weiterverfolgt? „Wer das beim<br />
Chef kommuniziert, zeigt, dass er<br />
oder sie sich mit dem Thema auseinandergesetzt<br />
hat, vielleicht sogar<br />
schon einen Lösungsvorschlag erarbeitet<br />
hat“, erläutert Nussbaum.<br />
Wem es<br />
schwer fällt,<br />
etwas anzusprechen,<br />
der<br />
kann das vorher<br />
mit Freunden<br />
oder Kol-<br />
●<br />
„Machen Sie den<br />
Nutzen greifbar.“<br />
Cordula Nussbaum,<br />
Wirtschaftspsychologin<br />
und Beraterin<br />
legen üben,<br />
schlägt Klaus<br />
vor. So ließen sich gemeinsam die<br />
wichtigsten Punkte und Argumente<br />
durchsprechen und auf Sinnhaftigkeit<br />
prüfen. Beide Expertinnen raten<br />
dazu, sich das Gegenüber genau an-<br />
Wie tickt die Führungskraft? Wer sich das genau ansieht, kann mit eigenen Ideen<br />
eher punkten.<br />
FOTO: ALEXANDER HEINL/DPA<br />
zusehen. Welche Interessen hat die<br />
Person? Was ist ihr wichtig? Ist beispielsweise<br />
klar,<br />
dass die Person<br />
selbst ein „Ideensprudler“<br />
ist, sollten<br />
Beschäftigte<br />
das Visionäre an<br />
ihren Ideen herausstellen.<br />
Lässt sich dadurch<br />
etwa die Marktführerschaft<br />
übernehmen oder verkrustete Strukturen<br />
aufbrechen? „Gehen Sie ruhig<br />
ein Risiko ein, dafür sind Visionäre<br />
offen“, sagt Nussbaum.<br />
Coach Carolin Klaus empfiehlt<br />
für den Einstieg ins Gespräch, den<br />
zentralen Nutzen herauszuarbeiten.<br />
Sitzt ein erfinderischer Mensch einem<br />
Zahlentyp als Chefin gegenüber,<br />
muss der kreative Kopf sich<br />
umstellen und Wert auf die Zahlen,<br />
Daten und Fakten legen.<br />
Hier kann es sich lohnen, vorab<br />
etwa das Einsparpotenzial zu recherchieren<br />
oder herauszuarbeiten, wie<br />
sich die Kundenzufriedenheit um ein<br />
paar Punkte erhöhen lässt.<br />
Wer hingegen mit einem Systematiker<br />
redet, sollte das Traditionelle<br />
betonen und erklären, welche Schritte<br />
auf dem Weg genommen werden<br />
sollten. „Das klingt unheimlich<br />
durchdacht und solide“, sagt Nussbaum.<br />
„Frau Herzlich“ wie Nussbaum einen<br />
der Menschentypen nennt, sollte<br />
man mit Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit<br />
überzeugen. „Sie will<br />
wissen, was die Menschen davon haben.“<br />
Wer unsicher ist, mit wem er<br />
oder sie es zu tun hat, füttert am besten<br />
alle Kommunikationstypen ein<br />
bisschen an. „Man wird dann im Gespräch<br />
merken, worauf es hinausläuft“,<br />
meint Nussbaum.<br />
Manchmal kommt die Idee auch<br />
so gut an, dass Vorgesetzte sie als ihre<br />
eigene verkaufen. Auch das ist ärgerlich.<br />
Was kann man dann tun?<br />
Klaus rät dazu, das bei nächster Gelegenheit<br />
offen anzusprechen. „Es<br />
lohnt sich, zu überlegen, warum das<br />
passiert ist. Manchmal steckt keine<br />
böse Absicht dahinter.“<br />
In einigen Fällen sei es sogar von<br />
Vorteil, das Vorhaben von jemandem<br />
mit besserem Standing oder mehr<br />
Einfluss vor einem größeren Kreis<br />
präsentieren zu lassen. Trotzdem sei<br />
es auch dann angemessen zu erwähnen,<br />
von wem der Einfall stammte.<br />
Generell ist es sinnvoll zu klären,<br />
was wichtig ist: Dass das Konzept vorangetrieben,<br />
oder dass man selbst<br />
gehört und für einen guten Einfall gelobt<br />
wird?<br />
Wer dem Ideenklau durch Chef<br />
und Chefin vorbauen will, kann im<br />
Kollegenkreis erzählen, dass er gerade<br />
bei der Vorgesetzten war, um einen<br />
Vorschlag zu machen, „dann ist<br />
es schon mal platziert“, wie Nussbaum<br />
sagt.<br />
Und sollte der erste Anlauf scheitern,<br />
nicht aufgeben. Es kann hilfreich<br />
sein, die Perspektive zu wechseln,<br />
um herauszufinden, was man<br />
beim nächsten Mal besser machen<br />
kann, meint Klaus. „Ich würde mein<br />
Seelenheil nicht davon abhängig machen,<br />
dass jeder Gedanke aufgegriffen<br />
und umgesetzt wird“, erklärt<br />
Nussbaum. „Manche Ideensprudler<br />
sind ihrer Zeit einfach voraus.“<br />
In manchen Firmen werde zwar<br />
mit Innovationsgeist geworben, in<br />
der Realität stößt man jedoch nur an<br />
Grenzen. Sehr umtriebige Menschen<br />
sollten dann aber überlegen, mittelfristig<br />
das Unternehmen zu wechseln.<br />
(dpa)<br />
Handarbeit statt maschineller Fertigung: Auch künftig wird<br />
es wohl Bedarf an Handgebackenem geben.<br />
DIETMAR GABBERT/DPA<br />
FOTO: KLAUS-<br />
Wandel der Arbeitswelt<br />
Ob Verkäufer, Übersetzerin oder Bäcker: Macht diesen<br />
Job nicht bald eine Maschine oder ein Roboter? Solche<br />
Prognosen mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit von Berufen<br />
seien nicht immer zielführend und teils sogar irreführend.<br />
Das sagt Oliver Stettes, Leiter Kompetenzfeld<br />
Arbeitsmarkt und Arbeitswelt beim Institut der deutschen<br />
Wirtschaft Köln (IW) in einem Beitrag auf dem<br />
Portal „abi.de“. Auch wenn technische Fortschritte Veränderungen<br />
mit sich bringen, lässt sich daraus dem Experten<br />
zufolge nicht automatisch ableiten, dass ein Job<br />
künftig ganz wegfällt. Nicht alles, was technisch möglich<br />
sei, werde in Zukunft auch umgesetzt.<br />
So ist der Bäckerberuf laut „abi.de“ zwar theoretisch<br />
bereits zu 100 Prozent von Maschinen durchführbar. Er<br />
werde aber kaum wegfallen, da es immer Menschen<br />
geben wird, die Handgebackenes wertschätzen.<br />
Längerfristig werde sich in den meisten Tätigkeiten<br />
etwas verändern, so Stettes. Wichtig sei daher, sich mit<br />
dem Job zu verändern. Schon gar nicht sollte man sich<br />
wegen eines möglichen Wandels davon abschrecken<br />
lassen, einen bestimmten Beruf zu ergreifen, findet der<br />
Experte. Entscheidend sollten die eigenen Wünsche und<br />
Vorlieben sein. (dpa)<br />
Lücken im Lebenslauf besser erklären<br />
In kaum einem Lebenslauf gehen berufliche Stationen<br />
nahtlos ineinander über. Karriere-Coach Volker Klärchen<br />
erklärt, wie man mit diesen Lücken am besten umgeht.<br />
Häufig wenden sich an Klärchen Personen, die in<br />
schwierigen Situationen stecken – etwa eine lange<br />
Krankheit hinter sich haben oder die Branche wechseln<br />
wollen und einen neuen Job suchen. Seine Erfahrung<br />
zeigt: „Angriff ist da häufig die beste Verteidigung.“<br />
Oft sei es besser, Lücken im Lebenslauf bereits im Anschreiben<br />
klar anzusprechen als diese zu unter den Tisch<br />
zu kehren. Das bedeutet nicht, dass Bewerberinnen und<br />
Bewerber alles im Detail erzählen müssen. „Oft reicht<br />
eine Andeutung und der Hinweis, dass jetzt wieder alles<br />
gut ist“, sagt Klärchen.<br />
Durch Andeutungen vermeiden Bewerber, dass sich das<br />
Gegenüber das Worst-Case-Szenario ausmalt. Stattdessen<br />
bekommt die künftige Führungskraft die Möglichkeit,<br />
emphatisch zu reagieren. (dpa)<br />
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