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naturgucker Nr. 56

DAS MAGAZIN ZUR VOGEL- UND NATURBEOBACHTUNG Wir zeigen Ihnen die Natur von ihrer schönsten Seite! Blättern Sie durch unser aktuelles Heft, und werfen Sie einen Blick auf die Vielfalt, die Sie umgibt. Alle zwei Monate finden Sie bei uns packende Fotos, Reportagen und Berichte über Vögel, seltene Pflanzen, Amphibien, Reptilien, Säugetiere oder Insekten wie Libellen und Schmetterlinge. Weitere Infos: https://www.naturgucker-magazin.de

DAS MAGAZIN ZUR VOGEL- UND NATURBEOBACHTUNG
Wir zeigen Ihnen die Natur von ihrer schönsten Seite! Blättern Sie durch unser aktuelles Heft, und werfen Sie einen Blick auf die Vielfalt, die Sie umgibt. Alle zwei Monate finden Sie bei uns packende Fotos, Reportagen und Berichte über Vögel, seltene Pflanzen, Amphibien, Reptilien, Säugetiere oder Insekten wie Libellen und Schmetterlinge.
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NATURGUCKER <strong>56</strong><br />

Ausgabe <strong>56</strong> Sept. / Okt. 2021 Deutschland 4,50 € | Österreich 4,90 € | Schweiz 5,00 CHF | Italien 5,70 €<br />

Das Magazin zur Vogel- und Naturbeobachtung<br />

König der Nacht<br />

Der Uhu ist zurück


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Liebe Leserinnen<br />

und liebe Leser !<br />

Haben Sie schon einmal einen Uhu<br />

gesehen? Oder zumindest gehört?<br />

Sein typisches »Buh«, und »Bu-<br />

Hu« ist unverkennbar. Ich habe ihn zum<br />

ersten Mal an einem Herbstabend Mitte<br />

der 1980er-Jahre in der südlichen Eifel<br />

gehört. Gesehen habe ich die große Eule<br />

erst vor etwa zehn Jahren in der spanischen<br />

Extremadura an einem dort wohlbekannten<br />

Nistplatz im Nationalpark Monfragüe.<br />

Leicht macht es einem der nachtaktive Vogel<br />

nicht. Auch nicht, seit er sich so erfreulich<br />

in Mitteleuropa ausgebreitet hat. Er<br />

nistet heute in Steinbrüchen, alten Industrieanlagen,<br />

ja sogar auf Grabsteinen, in Kathedralen<br />

und sogar auf den Dächern von<br />

Einkaufszentren. Der Uhu hat das Glück,<br />

dass er nicht nur jeden passenden Nistplatz<br />

annimmt, sondern auch alles frisst, was er<br />

kriegen kann, von der Maus bis hin zum<br />

Habicht. Und dass er sehr anpassungsfähig<br />

ist, solange man ihn während Brut und Jungenaufzucht<br />

halbwegs in Ruhe lässt. Über<br />

die schöne Erfolgsgeschichte der größten<br />

Eule berichten wir ab Seite 18.<br />

So gut haben es längst nicht alle<br />

Vogelarten. Während Triel, Rotkopfwürger<br />

und Silberreiher in den letzten Jahren<br />

wieder oder erstmals als Brutvögel hinzugekommen<br />

sind, sieht es beim Goldregenpfeifer,<br />

Kampfläufer und Seggenrohrsänger<br />

ganz anders aus: Sie sind entweder bei uns<br />

bereits ausgestorben oder stehen ganz kurz<br />

davor. Aber wie kann oder will man Arten<br />

retten, die mit Lebensraumveränderungen<br />

nicht zurechtkommen, weder Nistplatz<br />

noch genügend Nahrung für sich und ihre<br />

Nachkommen finden? Vielleicht müssen<br />

wir uns damit abfinden – und dafür<br />

sorgen, dass es Kiebitz, Uferschnepfe und<br />

Braunkehlchen nicht bald genauso ergeht.<br />

Eigentlich ist das gar nicht so schwer: Es<br />

muss einfach mehr Brachflächen geben,<br />

extensiv bewirtschaftetes Land, dauerhaft<br />

feuchte Wiese, alles ohne Gülle und andere<br />

Dünger, Hecken, sprich struktur- und abwechslungsreiche<br />

Habitate.<br />

Kennen Sie solche positive Beispiele<br />

für erhaltene oder neu geschaffene Biotope<br />

für Wiesenvögel? Projekte, die Mut machen?<br />

Dann schreiben Sie uns gerne etwas<br />

darüber: Bachstelzen Verlag, Frankenplatz<br />

23, 42107 Wuppertal oder per E-Mail an<br />

redaktion@<strong>naturgucker</strong>-magazin.de. Wir<br />

werden dann über die interessantesten<br />

Schutzvorhaben berichten.<br />

Einen schönen Spätsommer<br />

und Herbst wünscht Ihnen,<br />

Robert Lücke<br />

Herausgeber<br />

Andreas Gigon<br />

Symbiosen in unseren Wiesen,<br />

Wäldern und Mooren<br />

60 Typen positiver Beziehungen und ihre<br />

Bedeutung für den Menschen<br />

2. Aufl., 432 S., geb., ISBN 978-3-258-08248-6<br />

Positive Beziehungen in der Natur<br />

erkennen und verstehen:<br />

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www.hauptverlag.com


INHALT<br />

INHALT<br />

37 31<br />

06 NATUR-SPAZIERGANG<br />

06 Was Federn verraten<br />

08 NATUR-SAISON<br />

08 Spinte, Eulen und nochmal Eulen<br />

12 NATURSCHUTZ<br />

12 Urwald aus zweiter Hand<br />

12<br />

18 NATUR-WISSEN<br />

18 Uhu – König der Nacht<br />

22 Auf Suche nach der Äskulapnatter<br />

26 Spinnen – Keine Monster, sondern Wunder<br />

32 NATURGUCKER.DE<br />

32 Videos und Gebietsbilder hochladen<br />

33 LESERSEITEN<br />

33 Ihre Briefe & Mails<br />

04<br />

34 NATUR-REISE<br />

34 Geier und Gämsen in den Picos de Europa<br />

40 NATUR-BESTIMMUNG<br />

40 Seetaucher – Wer taucht denn da?<br />

44 NATURGUCKER-AUSRÜSTUNG<br />

44 Kowa – Die neue Referenz bei Spektiven<br />

22<br />

10 15<br />

46 REZENSIONEN<br />

46 Lesestoff für Naturfreunde<br />

47 NATURGUCKER-RÄTSEL<br />

48 NATUR-KIND<br />

48 Mehr als nur Bäume<br />

50 KLEINANZEIGEN / VORSCHAU<br />

Titelbild: Uhu / Klein & Hubert, naturepl.com


21<br />

IMPRESSUM<br />

VERLAG<br />

Bachstelzen Verlag GbR<br />

Frankenplatz 23<br />

42107 Wuppertal<br />

www.<strong>naturgucker</strong>-magazin.de<br />

34<br />

36<br />

49<br />

HERAUSGEBER<br />

Robert Lücke ( V.i.S.d.P.)<br />

robert.luecke@<strong>naturgucker</strong>-magazin.de<br />

REDAKTION<br />

Julia Klinkusch, Nicole Lücke,<br />

Robert Lücke, Dieter Schneider, Sebastian Teichmann<br />

redaktion@<strong>naturgucker</strong>-magazin.de<br />

MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />

Gerwin Bärecke, Han Bouwmeester, Ludger Buller, Annett<br />

Deistung, Oscar Diez, Theo Douma, Birgit Emig, Sergey<br />

Fedoskin, Dick Forsman, Saverio Gatto, David Hemmings,<br />

Torsten Hunger, Martin Kraft, Wolfgang Kühn, Vincent<br />

Legrand, Stephan Martens, Ralph Martin, Angelika<br />

Nijhoff, Daniele Occhiato, Istvan Palvi, Sabine Palvi, Lev<br />

Paraskevopoulos, Axel Prehl, Peter Reus, Willi Rolfes, Iris<br />

Schaper, Ute Schimmelpfennig, Christopher Schmidt,<br />

Jürgen Schmoll, Carola Schubbel, Hartmut Schubert, Gaby<br />

Schulemann-Maier, Norbert Schuller, Hans Schwarting,<br />

Dubi Shapiro, Helge Sorensen, Maike Sprengel-Krause,<br />

Werner Szramka, Sebastian Teichmann, Chris van Rijswijk,<br />

Markus Varesvuo, Thea Wittmann<br />

GRAFIKDESIGN<br />

Christiane Püschel | pueschels.com<br />

ABOSERVICE<br />

T + 49 (0) 202 30 63 66<br />

abo@<strong>naturgucker</strong>-magazin.de<br />

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Bachstelzen Verlag GbR<br />

Frankenplatz 23<br />

42107 Wuppertal<br />

T + 49 (0) 202 30 63 66<br />

anzeigen@bachstelzen-verlag.de<br />

PARTNER<br />

www.<strong>naturgucker</strong>.de<br />

www.birdnet.de<br />

www.birdingtours.de<br />

www.dumanaturreisen.de<br />

Es gelten die Anzeigenkonditionen 2021. Alle Rechte<br />

vorbehalten. Das Magazin und alle enthaltenen Beiträge sind<br />

urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich<br />

zugelassenen Fälle ist eine Verwertung, auch auszugsweise,<br />

ohne Einwilligung des Hausgebers nicht gestattet. Für unverlangt<br />

eingesandtes Text und Bildmaterial wird keine Haftung<br />

übernommen.<br />

FACHBEIRAT<br />

FeldOrnithologie | Prof. Dr. Martin Kraft<br />

Vogelzug | Prof. Dr. Peter Berthold<br />

Physiologie der Vögel | Prof. Dr. Roland Prinzinger<br />

FeldEntomologie | Horst Schlüter<br />

Libellen | Hartwig Stobbe<br />

Allgemeine Botanik, Falter | Dieter Schneider<br />

Orchideen | Dr. Manfred Hennecke<br />

Naturschutzverbände | Maik Sommerhage<br />

Botanik, Pflanzenkunde, Pilze | Dr. Rita Lüder<br />

Fotografie | Bruno Dittrich<br />

ISSN 2195<strong>56</strong>46<br />

Wir zeigen<br />

Ihnen die Natur<br />

VON IHRER<br />

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SEITE !<br />

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NATUR-SPAZIERGANG<br />

Was Federn verraten<br />

Christopher Schmidt suchte Seltenheiten – und wurde überrascht ...<br />

Text und Zeichnungen von Christopher Schmidt<br />

06<br />

Es ist die Zeit des herbstlichen Vogelzuges<br />

– die Zeit, in der bei einem<br />

Aufenthalt an der Küste, an bestimmten<br />

Zuglinien und besonderen Orten<br />

im Binnenland nicht nur die gängigeren Vogelarten<br />

leichter entdeckt werden können,<br />

sondern sich immer wieder unerwartete<br />

Entdeckungen machen lassen. Genau das<br />

ist einer der Gründe dafür, dass ich mich<br />

viel am Meer aufhalte und vom Deich aus<br />

beobachte, was sich auf den Strandwiesen,<br />

über dem offenen Meer oder auch den Anpflanzungen<br />

aufhält. Es macht wenig Sinn,<br />

gezielt nach Seltenheiten zu suchen, die<br />

Wahrscheinlichkeit ist zu gering – aber die<br />

latente Spannung ist trotzdem vorhanden,<br />

und zudem wird man mit Herausforderungen<br />

in der Vogelbestimmung konfrontiert,<br />

weil viele Jungvögel unterwegs sind, Altvögel<br />

mit frischem oder zum Teil noch altem<br />

Gefieder und Unterarten, die sich manchmal<br />

von den bei uns brütenden Unterarten<br />

unterscheiden lassen. Und so habe ich<br />

meinen »local spot«, das Areal, in dem ich<br />

immer wieder unterwegs bin, um zu dokumentieren<br />

und mich überraschen zu lassen<br />

von dem, was die Jahreszeiten an Unerwartetem<br />

bereithalten können.<br />

SCHÖNER SPERLING<br />

Heute sieht es nicht so aus, als würde mich<br />

der Tag noch mit dem asiatischen Gelbbrauen-Laubsänger<br />

oder dem amerikanischen<br />

Weißbürzel-Strandläufer belohnen.<br />

Stattdessen zeigen sich die erwartbaren<br />

Vogelarten, aber die wirklich so, dass man<br />

sie gut studieren kann. Es fängt schon an mit<br />

einem männlichen Haussperling, der direkt<br />

auf dem Feldweg sitzt und wenig scheu ist.<br />

Er ist eine der Vogelarten, die durch ihre<br />

Häufigkeit und ihre Färbung am deutlichsten<br />

dokumentiert, wie sich das Gefieder<br />

Schwarzkehlchen


NATUR-SPAZIERGANG<br />

im Jahresverlauf verändert. Im Oktober besitzen<br />

Haussperlinge ganz frische Federn, das Ergebnis<br />

der ab etwa Juli einsetzenden Mauser. Zu erkennen<br />

sind diese neuen Federn in den meisten Bereichen<br />

an den hell ockerfarbenen, zum Teil fast<br />

weißen Spitzen, die in ihrer Gesamtheit den Vogel<br />

etwas weicher erscheinen lassen. Der im Sommer<br />

fast schwarze Kehllatz ist dadurch nahezu<br />

verdeckt, und auch die kastanienbraunen Kopfpartien<br />

haben zunächst an Leuchtkraft verloren.<br />

Für mich sehen Haussperlinge zu dieser Zeit am<br />

schönsten aus, weil sie sich am nuancenreichsten<br />

präsentieren. Diese Gefiederfärbung ist bis etwa<br />

Ende Februar sichtbar – dann sind die hellen Federspitzen<br />

abgenutzt, und es entsteht dadurch das<br />

Prachtkleid, mit dem es leichter fällt zu imponieren.<br />

Dieses Prinzip gilt nicht für alle Vogelarten<br />

und ist auch nicht bei jeder Vogelart auffällig.<br />

Aber es gilt beispielsweise auch für die Schwarzkehlchen,<br />

die hinter dem Deich brüten und deren<br />

Veränderung im Gefieder sich auf die genau gleiche<br />

Weise beschreiben lässt. Und es gilt für die<br />

immer seltener durchziehenden Steinschmätzer,<br />

die an einem Tag wie heute auf den Zaunpfählen<br />

nach Beute Ausschau halten.<br />

FEINE NUANCEN<br />

So nehmen mich diese Kleinigkeiten gefangen, die<br />

schnell übersehen werden können und die, wenn<br />

sich die Vögel in gutem Licht und wenig aktiv<br />

zeigen, noch weitere Details verraten. So spricht<br />

zum Beispiel ein Gefieder bestehend aus Federn<br />

eines Alters tendenziell – aber nicht immer – für<br />

Altvögel, wohingegen beispielsweise alte (und<br />

bräunlichere Handschwingen) in Verbindung mit<br />

neuen Schirmfedern oder Armdecken für Jungvögel<br />

sprechen. Es ist bei weitem nicht immer möglich<br />

und einfach diese Nuancen zu erkennen, aber<br />

es ist die Herausforderung dieses Tages inmitten<br />

des Vogelzuggeschehens, an dem die Hoffnung<br />

auf seltene Irrgäste überlagert wird durch die Begeisterung<br />

an dem, was Federn verraten können.<br />

Alle Rechte an Text und Bildern<br />

bei Christopher Schmidt.<br />

Haussperling / Federn<br />

07<br />

Gartenrotschwanz


NATUR-SAISON<br />

08<br />

SPINTE,<br />

EULEN<br />

UND<br />

NOCH-<br />

MAL EULEN<br />

Was Frühling und Frühsommer brachten,<br />

weiß Dieter Schneider.<br />

Ein ungewöhnlich niederschlagsreicher<br />

Sommer liegt hinter uns – in<br />

dem sich unsere dürregestressten<br />

Wälder zum Glück ein wenig regenerieren<br />

konnten. Die von Borkenkäfern vernichteten<br />

Fichtenforste in den westdeutschen<br />

Mittelgebirgen sind unterdessen weitestgehend<br />

abgeräumt und präsentierten sich<br />

im Frühsommer oft flächendeckend in der<br />

überbordenden Blütenpracht des Roten<br />

Fingerhutes, neben dem Schmalblättrigen<br />

Weidenröschen eine der Charakterarten<br />

solcher Schlagfluren. Überhaupt kam das<br />

Wetter in diesem Sommer dem Pflanzenwachstum<br />

sehr zugute, was der Landwirtschaft<br />

zu guten Erträgen verhalf und die<br />

Vegetation überall ungewohnt üppig gedeihen<br />

ließ. Unter solchen Bedingungen<br />

sollte man annehmen, dass der Tisch für<br />

Schmetterlingsraupen jeglicher Art reich<br />

gedeckt war und wir für viele Arten gute<br />

Bestandsdichten erwarten durften. In der<br />

Tat waren manche Arten wie der C-Falter,<br />

der Schönbär oder auch der Dukatenfalter<br />

an ihren Vorkommensorten in diesem<br />

Sommer oft ungewöhnlich häufig, doch<br />

gibt es auch gegensätzliche Beispiele.<br />

So hatte beispielsweise der Faulbaumbläuling<br />

an meinem Wohnort am<br />

Niederrhein in diesem Jahr einen Quasi-Totalausfall.<br />

Sonst in jedem Jahr von<br />

März bis in den Herbst in mehreren Generationen<br />

überall präsent, konnte ich in diesem<br />

Jahr bis Mitte Juli kein einziges Tier<br />

registrieren. Und das scheint durchaus<br />

kein regionales Phänomen zu sein, denn<br />

die Zahl der bundesweit bei <strong>naturgucker</strong>.<br />

de gemeldeten Faulbaumbläulinge ist im<br />

Vergleich zum Vorjahr ebenfalls eingebrochen:<br />

Während 2020 bis zum 5. Juli 1.583<br />

Individuen gemeldet worden waren, wurden<br />

im gleichen Zeitraum dieses Jahres lediglich<br />

312 Exemplare beobachtet. Über


die Gründe dieses Populationszusammenbruchs<br />

kann man nur spekulieren – vielleicht<br />

haben die überwinternden Puppen<br />

die strengen Frostnächte des vergangenen<br />

Winters nicht überstanden oder die frisch<br />

geschlüpften Tiere der Frühjahrsgeneration<br />

sind infolge eines Kälteeinbruchs<br />

quantitativ erfroren. Denkbar wäre auch,<br />

dass die Herbstraupen in extremem Maße<br />

parasitiert waren und ohnehin nur wenige<br />

Falter entließen. Was auch immer die<br />

Gründe sind, man kann jedenfalls nur<br />

hoffen, dass die Population der Art sich<br />

schnell wieder erholt, war sie doch vielerorts<br />

die einzige noch wirklich omnipräsente<br />

Bläulingsart überhaupt. Denn während<br />

die allermeisten Bläulinge ja blütenreiche<br />

magere Wiesen, Säume oder Halbtrockenrasen<br />

benötigen und mit dem Rückgang<br />

dieser Strukturen immer seltener wurden,<br />

kam der Faulbaumbläuling als anspruchsarme<br />

gehölzgebundene Art bisher immer<br />

noch sehr gut in unseren Gärten, Hecken<br />

und Wäldern zurecht.<br />

Blauwangenspint, der sich bereits am 7.<br />

Mai mitten in Nürnberg für wenige Stunden<br />

an der Pegnitz blicken ließ und der bei<br />

<strong>naturgucker</strong>.de umfangreich dokumentiert<br />

und kommentiert wurde. Blauwangenspinte<br />

sind nahe Verwandte unseres Bienenfressers,<br />

doch ihre Brutgebiete liegen<br />

weit von uns entfernt in Nordafrika und<br />

Asien, die nächstgelegenen Vorkommen<br />

befinden sich in der Türkei. Dort findet<br />

man sie fast immer in der Nähe von<br />

Fließgewässern, an deren Steilufern sie<br />

ihre Brutplätze finden. Da von dem hübschen<br />

Vogel keine Gefangenschaftshaltungen<br />

bekannt sind, muss es sich wohl um<br />

einen Wildvogel gehandelt haben, der sich<br />

aus unerfindlichen Gründen nach Franken<br />

verirrt hat. Beobachtungen von Blauwangenspinten<br />

in Europa sind äußerst selten<br />

und kommen nur alle paar Jahre überhaupt<br />

NATUR-SAISON<br />

einmal vor. Ein wenig häufiger verirrt sich<br />

da schon die Kappenammer zu uns, deren<br />

nächstgelegene Brutgebiete in Slowenien<br />

und Italien liegen. Doch auch deren, durch<br />

01 Weit entfernt von seinem Brutgebiet<br />

zeigte sich ein Blauwangenspint in<br />

Nürnberg. / Angelika Nijhoff<br />

02 Die Violett-Gelbeule kann man im<br />

nahen Herbst häufiger beobachten. /<br />

Dieter Schneider<br />

03 Auch andere Eulenfalter wie die Ockergelbe<br />

Escheneule haben eine herbstliche<br />

Farbgebung. / Werner Szramka<br />

04 Der Rote Fingerhut dominierte auf<br />

den Flächen abgestorbener Fichtenwälder. /<br />

Annett Deistung<br />

‣ 05 Die Zwergohreule ist nur sehr selten<br />

nördlich der Alpen zu finden. / Ralph<br />

Martin, Agami<br />

WOLF ZIEHT GEN WESTEN<br />

Erstaunlich gut zurecht in unserer Kulturlandschaft<br />

kommt mittlerweile auch der<br />

Wolf, der seinen Siegeszug gen Westen<br />

trotz regelmäßiger Verluste im Straßenverkehr<br />

immer weiter fortsetzt. Für seine<br />

weiten Wanderungen nutzt er neben Gewässerufern<br />

gerne unsere Bahntrassen<br />

oder Straßen als Leitlinien. Man nimmt an,<br />

dass auf diese Weise auch der junge Wolf<br />

geleitet wurde, der am 19. Mai nachts zuerst<br />

im Kölner Stadtteil Ehrenfeld gesichtet<br />

und gefilmt wurde und der im Laufe<br />

der Nacht an verschiedenen Stellen Kölns<br />

durch Passanten und Überwachungskameras<br />

noch mehrmals registriert werden<br />

konnte. Durch sein Auftauchen mitten in<br />

einer Großstadt, hat dieses Tier für kurze<br />

Zeit die Aufmerksamkeit der Massenmedien<br />

auf sich gezogen. Die am folgenden<br />

Morgen im Kölner Norden gefundenen<br />

vier toten Schafe gehen wahrscheinlich auf<br />

das Konto dieses offenbar ganz besonders<br />

erkundungsfreudigen Wanderwolfes.<br />

Kaum minder erkundungsfreudig war ein<br />

09


NATUR-SAISON<br />

10<br />

zwei Fotos eindeutig belegte, Beobachtung<br />

vom 2. Juni aus dem Solling zwischen<br />

Höxter und Einbeck, stellt eine große Besonderheit<br />

für Mitteleuropa dar.<br />

Höchst außergewöhnlich in unseren<br />

Breiten ist auch das Auftauchen eines<br />

Eistauchers mitten im Sommer. Zur<br />

Überwinterung kommen die großen<br />

Seetaucher aus ihren isländischen und<br />

nordamerikanischen arktischen Brutgebieten<br />

ja regelmäßig auch an europäische<br />

Küsten und zuweilen sieht man sie<br />

dann auch auf Binnenseen, doch immer<br />

nur im unscheinbaren und eher langweilig<br />

anmutenden Schlichtkleid. Um sie in<br />

ihrem herrlichen Prachtkleid zu erleben,<br />

muss man normalerweise schon eine<br />

weite Reise in die genannten Brutgebiete<br />

unternehmen. So wundert es kaum, dass<br />

in der letzten Juniwoche zahlreiche vogelbegeisterte<br />

Menschen an den Raßnitzer<br />

See bei Schkeuditz in Sachsen-Anhalt<br />

pilgerten, um das Tier im Prachtkleid zu<br />

sehen. Ebenfalls in den Tundren Nordamerikas,<br />

aber auch in der ostsibirischen<br />

Tundra brütet der Große Schlammläufer,<br />

ein Watvogel, den es ebenfalls nur äußerst<br />

selten nach Europa verschlägt, da<br />

nicht nur seine Brut-, sondern auch seine<br />

Überwinterungsgebiete weit weg von hier<br />

in Amerika und Ostasien liegen. Dennoch<br />

verirren sich gelegentlich Vögel dieser Art<br />

nach Europa, meistens allerdings in den<br />

Herbstmonaten. Somit ist die sommerliche<br />

Beobachtung eines Tieres am 4. Juli<br />

im Hauke-Haien-Koog nahe Niebüll in<br />

Schleswig-Holstein gleich in zweierlei<br />

Hinsicht etwas ganz Besonderes.<br />

GEFIEDERTE RARITÄTEN<br />

Im Rückblick auf die Besonderheiten der<br />

letzten Wochen sollen zuletzt noch zwei<br />

Beobachtungen von normalerweise überwiegend<br />

südeuropäisch verbreiteten Arten<br />

erwähnt werden, die zwar immer wieder<br />

einmal bei uns auftauchen, deren Beobachtung<br />

in Deutschland aber dennoch ein<br />

ganz besonderes Erlebnis darstellt. Zum<br />

einen wäre da die dauerhafte Anwesenheit<br />

einer rufenden Zwergohreule am Waldfriedhof<br />

Sandhausen (Baden-Württemberg)<br />

zwischen dem 20. Mai und dem 10.<br />

Juni zu nennen. Möglicherweise hat hier in<br />

diesem Jahr eine der sehr seltenen Bruten<br />

nördlich der Alpen stattgefunden, doch<br />

erscheint wahrscheinlicher, dass da ein<br />

Männchen wochenlang vergeblich nach<br />

einer Partnerin rief. Die andere überwiegend<br />

südeuropäisch verbreitete Art ist der<br />

Schlangenadler, der in den vergangenen<br />

Wochen gleich an mindestens zwei Orten<br />

in Deutschland beobachtet werden konnte:<br />

Den gesamten Juni über und bis in den


Juli hinein hielt sich ein Tier im Bereich der<br />

Rosenheimer Stammdeckenmoore (Oberbayern)<br />

auf und ein weiterer Einzelnachweis<br />

erfolgte am 18. Juni bei Rhöndorf am<br />

Siebengebirge (NRW).<br />

In den nun bevorstehenden Herbsttagen<br />

dürfen wir uns auf interessante Zugvogelbeobachtungen<br />

freuen, denn auch<br />

wenn die ersten Arten bereits jetzt schon<br />

wieder auf dem Weg ins Winterquartier<br />

sind, so steht der Höhepunkt des Herbstzuges<br />

mit dem massenhaften Durchzug<br />

der Drosseln, Kiebitze, Ringeltauben, Lerchen,<br />

Finken oder Kraniche noch bevor.<br />

Von einer Anhöhe mit guter Rundumsicht,<br />

lassen sich an klaren Tagen im Oktober oft<br />

Tausende Zugvögel bei ihrer Wanderung<br />

beobachten. Doch auch unsere Wälder<br />

sind in den Herbstwochen immer einen<br />

Besuch wert. Zum einen natürlich wegen<br />

der nun sprießenden Pilze, die in vielerlei<br />

Farben und Formen bald den Waldboden<br />

und die Baumstämme zieren werden. Ihre<br />

Artenvielfalt ist immens und es bedarf in<br />

vielen Fällen langjähriger Erfahrung, um<br />

sie auf Artniveau bestimmen zu können.<br />

Ein schönes Fotomotiv sind sie aber allemal<br />

und wenn man aussagekräftige Fotoserien<br />

mit verschiedenen Detailansichten<br />

(wichtig sind etwa Unterseiten und Stiel)<br />

dann mit der Bitte um Bestimmungshilfe<br />

bei <strong>naturgucker</strong>.de einstellt, dann<br />

stehen die Chancen gut, dass die Pilzexperten<br />

und Pilzexpterinnen des Naturgucker-Fachbeirats<br />

oder aus dem Kreis der<br />

Nutzer eine genauere Bestimmung liefern<br />

können. Wer Speisepilze zum Verzehr<br />

sammeln möchte, der sollte sich seiner<br />

Sache sehr sicher sein, denn zu vielen guten<br />

Speisepilzen gibt es leider – teilweise<br />

hochgiftige – Verwechslungsarten.<br />

BUNTE WÄLDER<br />

Neben der bunten Vielfalt der Pilze lockt<br />

vor allem aber die Herbstfärbung des Laubes<br />

viele Naturfreunde in die Wälder. Der<br />

Grund für die Verfärbung der Blätter ist,<br />

dass die meisten Laubbäume zum Ende<br />

der Vegetationsperiode ihr Blattgrün abbauen,<br />

um dessen Grundbestandteile in<br />

Stamm und Wurzeln zu speichern. Zum<br />

Vorschein kommen nun die vorher vom<br />

Chlorophyll überlagerten orangen, roten<br />

und gelben Farbpigmente der Blätter, die<br />

für uns den Reiz des bunten Herbstwaldes<br />

ausmachen, bevor sie dann spätestens<br />

nach den ersten scharfen Nachtfrösten<br />

von den Bäumen geweht werden. Eine<br />

Ausnahme davon machen allerdings unsere<br />

Schwarzerlen, bei denen die Blätter<br />

grün vom Baum fallen. Da sie in enger<br />

Symbiose mit Luftstickstoff bindenden<br />

NATUR-SAISON<br />

Bakterien leben und deshalb immer ausreichend<br />

damit versorgt werden, haben<br />

Erlen es nicht nötig, ihr Chlorophyll im<br />

Herbst zu recyceln.<br />

Interessant ist, dass etwa zeitgleich<br />

mit der Verfärbung des Laubes, Nachtfalter<br />

in Erscheinung treten, die in den gleichen<br />

Herbstfarben gezeichnet und damit<br />

im Herbstwald hervorragend getarnt sind.<br />

Als Beispiele wären da etwa die Ockergelbe<br />

Escheneule (Atethmia centrago), die<br />

Violett-Gelbeule (Xanthia togata), die Rotbuchen-Gelbeule<br />

(Tiliacea aurago) oder<br />

die Ulmen-Gelbeule (Cirrhia gilvago) zu<br />

nennen, doch gibt es da noch etliche weitere<br />

Arten mit entsprechender Farbgebung.<br />

Viele Eulenfalter wird man bald wieder<br />

abends an künstlichen Lichtquellen<br />

beobachten können. Achten Sie doch<br />

mal drauf und tragen Sie Ihre Sichtung bei<br />

www.<strong>naturgucker</strong>.de ein!<br />

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NATUR-BESTIMMUNG<br />

WER TAUCHT<br />

DENN DA?<br />

Im zweiten Teil der Bestimmung<br />

verrät Martin Kraft, wie man Seetaucher<br />

voneinander unterscheidet.<br />

40<br />

Im Binnenland sind die beiden kleineren<br />

Arten Sterntaucher und Prachttaucher<br />

am häufigsten. Meistens treten sie<br />

einzeln oder in kleineren Gruppen auf,<br />

aber es gibt auch sehr seltene, spektakuläre<br />

Einflüge, wenn teilweise mehrere hundert<br />

Vögel auf den stehenden Gewässern des<br />

Binnenlandes einfallen. Auf dem Meer ist<br />

es gar nicht so selten, eine größere Anzahl<br />

von Seetauchern zu beobachten.<br />

NACHTFLIEGER<br />

Die bei uns nur im Winterhalbjahr vor<br />

allem an der Küste, aber auch an einigen<br />

Binnengewässern auftauchenden Seetaucher<br />

gehören in die Ordnung Gaviifomes<br />

und dort in die Familie Gaviidae. Sie sind<br />

nicht näher mit den Lappentauchern (siehe<br />

Ausgabe 55 vom <strong>naturgucker</strong> Magazin)<br />

verwandt. Auch bei ihnen bereitet die<br />

Bestimmung im Prachtkleid kaum Probleme,<br />

aber wenn diese nordischen Vögel bei<br />

uns von etwa November bis Mai erscheinen,<br />

sehen wir allenfalls noch Reste des<br />

Prachtkleids adulter Vögel, weil es sich<br />

bei vielen um Jungvögel oder um Vögel<br />

im Schlichtkleid handelt. Während man<br />

an den Küsten immer mal wieder ziehende<br />

Seetaucher sehen kann, so ist dies im<br />

Binnenland sehr selten, was daran liegt,<br />

dass die meisten Vögel das Festland in der<br />

Nacht überqueren und dann am nächsten<br />

Tag plötzlich auf unseren Seen und Baggerseen<br />

erscheinen. Manchmal findet<br />

man sie aber auch auf Fließgewässern.<br />

Sie haben keine Schwimmlappen, sondern<br />

Schwimmhäute zwischen den Zehen<br />

der weit hinten ansetzenden Füße. Bei<br />

schwimmenden Vögeln ist es wichtig, zuerst<br />

auf die Kopfhaltung zu achten. Dann<br />

sollte man sich Schnabelform und Schnabelgröße<br />

sowie die Färbung am Hals und<br />

Rücken genau anschauen. Im Flug sind<br />

Gesamtgröße, Flügelschlagfrequenz und<br />

die Größe der Füße wichtige Kriterien für<br />

die Bestimmung!<br />

STERNTAUCHER (Gavia stellata)<br />

Er ist der kleinste Seetaucher, der zwischen<br />

55 und 67 Zentimeter Körperlänge<br />

misst und eine Spannweite von bis zu 1,10<br />

Meter aufweist. Sterntaucher schwimmen<br />

mit etwas angehobenem Kopf, sodass sie<br />

etwas »arrogant« erscheinen, was durch<br />

den etwas aufwärts gebogenen Unterschnabel<br />

verstärkt wird. Im Schlichtkleid<br />

sind das Kinn, die Wangen und der größte<br />

Teil des Halses auffallend weiß. Auch<br />

zieht sich oft ein weißer Ring ums Auge.<br />

Oberkopf, Nacken und Hinterhals sind<br />

grau. Von hinten kann man die weißen<br />

Halsseiten immer noch gut erkennen. Die<br />

gesamte dunkle Oberseite ist fein weiß ge-


NATUR-BESTIMMUNG<br />

01 Die Gefiederzeichnung des Sterntauchers<br />

erinnert an Sterne. / Markus<br />

Varesvuo, Agami<br />

02 Der Eistaucher hat eine Spannweite<br />

von bis zu 1,40 Meter. / B. Sullivan, Agami<br />

03 Ein Eistaucher im Prachtkleid. /<br />

Daniele Occhiato, Agami<br />

strichelt, was etwas an kleine Sterne erinnert<br />

(Name!). Die Flanken zeigen eine<br />

durchgehende weiße Linie, die mit dunkleren<br />

Federn durchsetzt ist. Das Jugendkleid<br />

ähnelt dem Schlichtkleid, doch findet<br />

sich an Hals und Wangen weniger Weiß,<br />

sondern es überwiegen die Grautöne. An<br />

Kehle und Vorderhals sieht man oft rostbraune<br />

Federn, die an Reste des Prachtkleids<br />

adulter Vögel erinnern. Doch der<br />

insgesamt grauere Hals und Kopf sowie<br />

die eher beige-bräunlichen Ränder der<br />

Oberseitenfedern kennzeichnen die Jungvögel.<br />

Im unverkennbaren Prachtkleid zeigen<br />

Sterntaucher einen grauen Kopf und<br />

graue Halsseiten sowie einen schmalen<br />

rostroten Vorderhals, der auf die Entfernung<br />

sehr dunkel wirken kann. Die Oberseite<br />

ist einfarbig dunkel, der Hinterhals<br />

und die unteren Hals- und oberen Brustseiten<br />

sind auf hellem Grund fein dunkel<br />

längs gestreift. Im Flug überragen die relativ<br />

kleinen Füße das Schwanzende. Unterflügel<br />

und Bauch sind weiß. Der Flug<br />

ist rasch und geradlinig mit sehr schnellen<br />

Flügelschlägen, wobei Sterntaucher<br />

oft den Kopf bewegen und den Hals nach<br />

unten halten. Im Vergleich zum höheren<br />

Rücken sehen die Vögel dann etwas buckelig<br />

aus.<br />

PRACHTTAUCHER (Gavia arctica)<br />

Mit seinen bis zu 75 Zentimetern Körperlänge<br />

und 1,25 Metern Spannweite<br />

wirkt er kräftiger als der Sterntaucher. Im<br />

Schwimmen hält er den Kopf mit dem<br />

kräftigeren, geraden Schnabel in der Horizontalen.<br />

Die Stirn ist oft steil und dunkel.<br />

Schlichtkleid: Oberkopf und Hals sind<br />

überwiegend grau, am vorderen Rand<br />

oft dunkler eingerahmt. Der Vorderhals<br />

ist weiß, ebenso die etwas nach vorn gewölbte<br />

Brust. Der lang gestreckte Körper<br />

weist an den hinteren Flanken einen hellen<br />

Fleck auf, während die Vorderflanken<br />

dunkel sind. Der ziemlich dunkle Rücken<br />

kontrastiert zum helleren Hinterhals und<br />

Oberkopf (beim Eistaucher umgekehrt).<br />

Jungvögel sind vor allem auf dem Rücken<br />

heller und zeigen ein aus der Nähe gut<br />

sichtbares hell beige gefärbtes Wellenmuster.<br />

Am Kopf sind sie noch etwas heller<br />

graubraun als Altvögel im Schlichtkleid.<br />

Prachtkleid: Oberkopf und Hinterhals sind<br />

hellgrau, Kinn, Kehle und Vorderhals sind<br />

schwarz. Mittlere Halsseiten und obere<br />

Brustseiten sind auf hellem Grund dunkel<br />

längsgestreift. Der dunkle Rücken<br />

zeigt ein helles »Würfelmuster«. Im Flug<br />

überragen die ziemlich kräftigen Füße das<br />

Schwanzende deutlich. Prachttaucher zeigen<br />

einen ebenfalls rasant schnellen Flug,<br />

haben aber etwas flachere und langsamere<br />

Flügelschläge. Da sie den Hals und Kopf<br />

im Flug zumeist gerade halten, wirken sie<br />

weniger buckelig als Sterntaucher.<br />

EISTAUCHER (Gavia immer)<br />

Mit fast 90 Zentimetern Körperlänge und<br />

einer Flügelspanne von über 1,40 Metern<br />

ist der Eistaucher der größte regelmäßig<br />

bei uns vorkommende Seetaucher. Während<br />

Eistaucher in den Küstenregionen<br />

Mitteleuropas regelmäßige Wintergäste<br />

sind, tauchen sie im Binnenland nur selten<br />

auf. Im Schwimmen erinnern sie an<br />

große Prachttaucher, weil sie den Kopf<br />

gerade halten, aber die Stirn ist noch steiler,<br />

sodass ein regelrecht eckiges Kopfmuster<br />

charakteristisch ist. Schlichtkleid:<br />

Der grau-weiße, sehr kräftige Schnabel<br />

ist an First und Spitze dunkel. Der gesamte<br />

Oberkopf und Hinterhals sind ziemlich<br />

dunkel, Kinn, Vorderhals, Brust und<br />

Bauch weiß. Am unteren Hals zeigen<br />

Eistaucher einen dunklen Halbring, der<br />

von weißen Federn umgeben ist, sodass<br />

darüber eine weiße Einbuchtung sichtbar<br />

wird. Dieses Merkmal variiert zwar, ist<br />

aber oft gut erkennbar. Im Vergleich zum<br />

Prachttaucher wirkt der Körper deutlich<br />

massiger und noch gestreckter. Auch der<br />

Kopf mit dem hellen Ring ums Auge ist<br />

größer, was ebenso für die dunklen Füße<br />

gilt. Der im Vergleich zum dunklen<br />

Hinterhals etwas hellere Rücken bildet<br />

einen deutlich sichtbaren Kontrast, genau<br />

umgekehrt als beim Prachttaucher. Auch<br />

zeigt der Eistaucher in der Regel ein weißes,<br />

durchgehendes Band an den Flanken.<br />

Jungvögel sehen ähnlich aus, sind aber insgesamt<br />

heller, oft mit etwas bräunlichem<br />

Ton. Ferner zeigen sie nicht selten auch am<br />

Vorderhals dunkle Federn. Auffällig ist ein<br />

helles Wellenmuster auf der Oberseite, wodurch<br />

sie insgesamt noch einen Tick heller<br />

als Prachttaucher erscheinen können. Das<br />

bei uns nur selten zu sehende Prachtkleid<br />

zeigt einen schwarzen Kopf, Hals und<br />

Schnabel, weiß gestreifte Halsseiten und<br />

eine weiß »gewürfelte«, dunkle Oberseite.<br />

Im Flug werden Hals und Kopf zumeist gerade<br />

gehalten und die sehr großen Füße<br />

überragen den Schwanz deutlich. Eistaucher<br />

fliegen mit noch etwas langsameren<br />

Flügelschlägen als Pracht- und Sterntaucher,<br />

doch sehr fördernd und schnell. In<br />

der Gruppe fliegen die Seetaucher in Reihen<br />

und ungeordneten Formationen, oft<br />

dicht über dem Meer.<br />

<strong>naturgucker</strong>.de/?art=gavia_stellata<br />

<strong>naturgucker</strong>.de/?art=gavia_arctica<br />

<strong>naturgucker</strong>.de/?art=gavia_immer<br />

41


PRACHTKLEIDER<br />

schwarzer Kopf<br />

und Schnabel<br />

Eistaucher<br />

Saverio Gatto, Agami<br />

deutliches Würfelmuster<br />

auf dem Rücken<br />

weiß gestreifte<br />

Halsseiten<br />

hellgrauer Oberkopf<br />

und Hinterhals<br />

Prachttaucher<br />

Markus Varesvuo, Agami<br />

Würfelmuster<br />

auf dem Rücken<br />

42<br />

dunkle Kehle,<br />

Kinn und Vorderhals<br />

grauer Hals und Kopf<br />

dunkle Streifen<br />

auf hellem Grund an Halsseiten<br />

und Brust<br />

Sterntaucher<br />

Dubi Shapiro, Agami<br />

feine Längsstreifen auf hellem Grund<br />

an unterem und hinterem Hals und<br />

den oberen Brustseiten<br />

einfarbig dunkle Oberseite<br />

schmaler<br />

rostbrauner<br />

Streifen am<br />

Vorderhals


SCHLICHTKLEIDER<br />

heller Ring ums Auge<br />

dunkler Kopf<br />

und Hinterhals<br />

Eistaucher<br />

Saverio Gatto, Agami<br />

grau-weißer Schnabel<br />

mit dunklem First<br />

Rücken ist<br />

etwas heller als der Hals<br />

Kinn und Vorderhals<br />

sind weiß<br />

dunkler Halbring<br />

Prachttaucher<br />

Helge Sorensen, Agami<br />

oberer Kopf und<br />

hinterer Hals sind grau<br />

Rücken ist dunkler als Hals<br />

weiße Wangen<br />

und Vorderhals<br />

43<br />

vorgewölbte,<br />

helle Brust<br />

grauer Hals oft im vorderen Bereich<br />

dunkel gerahmt<br />

angehobener Kopf<br />

beim Schwimmen<br />

grauer Oberkopf, Nacken<br />

und Hinterhals<br />

Auge oft<br />

weiß umrandet<br />

weiß gestrichelte Rückseite, die an<br />

Sterne erinnert<br />

Sterntaucher<br />

Daniele Occhiato, Agami<br />

Kinn, Wangen und Hals<br />

auffällig weiß


NATURGUCKER-AUSRÜSTUNG<br />

DIE NEUE REFERENZ BEI<br />

SPEKTIVEN<br />

Das Kowa TSN-99 Prominar liefert im Praxistest sensationelle Ergebnisse.<br />

Von Robert Lücke<br />

44<br />

Mit dem TSN-99 Prominar zieht<br />

Kowa als einer von vier Premium-Optikherstellern<br />

(neben<br />

Swarovski, Zeiss und Leica) mit einem neuen<br />

Spitzen-Spektiv nach. Die Konkurrenz,<br />

das ATX 95 von Swarovski und das Victory<br />

Harpia 95 von Zeiss, sind bereits seit geraumer<br />

Zeit im Handel. Von Leica gibt es nach<br />

wie vor »nur« das APO-Televid, das wegen<br />

seiner Brennweite mit 82 Millimetern nicht<br />

vergleichbar ist. Das TSN-99 muss sich hinter<br />

der Konkurrenz nicht verstecken. Es ist<br />

nun das Kowa-Spektiv mit der größten<br />

Brennweite. Die konkave Frontlinse, gepaart<br />

mit der Fluoritkristall-Linse, ist mit<br />

speziellen Dispersionseigenschaften ausgestattet<br />

(Abhängigkeit der Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

des Lichts – und damit der<br />

Brechzahl eines optischen Mediums – von<br />

der Wellenlänge, also der Farbe des Lichts),<br />

um chromatische Aberration (Farbsäume)<br />

zu reduzieren.<br />

Durch die Verwendung einer Magnesium-Legierung<br />

für das Gehäuse ist es eines<br />

der kompaktesten und leichtesten Spektive<br />

seiner Klasse mit großem Objektiv, was es<br />

mit einem Gewicht von 1.810 Gramm für<br />

den Winkeleinblick und 1.835 Gramm für<br />

den Gerade-Einblick tragbarer macht als<br />

viele andere Modelle. Zum Vergleich:<br />

Das Swarovski ATX 95 wiegt 2.150<br />

Gramm, beim Zeiss Victory Harpia<br />

95 sind es 2.078 Gramm.<br />

Die Länge ohne Okular beträgt<br />

bei Kowa 378 beziehungsweise<br />

364 Millimeter,<br />

die Naheinstellgrenze sechs<br />

Meter. Beim Zoomokular,<br />

das zum Swarovski ATX<br />

passt, ist eine Vergrößerung<br />

von 30fach bis 70fach bei einem<br />

Sehfeld von 35 Metern<br />

auf 1.000 Meter Entfernung bei<br />

kleinster und 19 Metern bei höchster<br />

Vergrößerung gemessen. Zeiss hingegen<br />

dreht das Prinzip um. Als Objektiv kommt<br />

ein Dreifach-Zoom zum Einsatz, als Okular<br />

eine Festbrennweite. Daraus resultiert ein<br />

großzügiges Sehfeld von fast 59 Metern bei<br />

23facher Vergrößerung (etwa 45 Meter bei<br />

30fach). Bei 70facher Vergrößerung sind es<br />

19,5 Meter.<br />

ÜBERZEUGENDER<br />

PRAXISTEST<br />

Das Kowa-Objektiv ist mit einer<br />

KR-Beschichtung zusätzlich<br />

geschützt, die<br />

Feuchtigkeit,


NATURGUCKER-AUSRÜSTUNG<br />

Schmutz, und Staub aktiv von der Oberfläche<br />

abweist. In Verbindung mit einem Adapter<br />

können Smartphone und Digitalkameras<br />

an das Okular angesetzt werden. Digiscoping<br />

ist also auch hier problemlos möglich.<br />

Das Spektiv ist mit dem gesamten Kowa<br />

SYSTEM-Zubehör kompatibel. Gleichzeitig<br />

kommt ein neues Weitwinkel-Okular mit<br />

40-facher Vergrößerung auf den Markt. Das<br />

TE-80XW hat mit 80 Grad eines der breitesten<br />

Sichtfelder überhaupt – auf 1.000 Meter<br />

Entfernung sind es 37 Meter.<br />

Im kurzen Praxistest liefern die Vorserienmuster<br />

dann tatsächlich Weltklasse-<br />

Sichterlebnisse. In Kombination mit dem<br />

neuen Okular ergibt sich ein sensationell<br />

helles und extrem scharfes Bild mit absolut<br />

naturgetreuen Farben. Man könnte daher<br />

von einer »Lichtmaschine« sprechen – der<br />

Blick durch das Spektiv erscheint heller als<br />

die Realität. Selbst bei einem Vogel hoch<br />

oben am bedeckten, »weißen« Himmel<br />

zeigt das Spektiv auch am Rand keinerlei<br />

Farbsäume. Die Scharfeinstellung, bei Kowa<br />

wie gewohnt mit zwei Rädchen, funktioniert<br />

leichtgängig und tadellos, und selbst<br />

das früher oft sehr fummelige Herausziehen<br />

der Gegenlichtblende am Objektiv ist nun<br />

viel leichtgängiger und deutlich besser als<br />

bei anderen Herstellern.<br />

KOWA IM VORTEIL<br />

Für ein Problem hat noch kein Hersteller<br />

eine wirklich überzeugende Lösung gefunden.<br />

Die Gummi-Schutzkappen für die<br />

Okulare leiern sehr schnell aus, fallen viel zu<br />

schnell ab und gehen somit leicht verloren.<br />

Beim neuen Kowa-Okular sollen dies Gummi-Wülste<br />

an der Innenseite verhindern.<br />

Der Schutzdeckel für die Frontlinse fällt wie<br />

auch beim kleineren Modell TSN 883 zu<br />

leicht ab. Die Oberfläche des Spektivs ist ungewohnt<br />

rau, aber griffig, die Haptik ist gut.<br />

Erfreulicherweise zeigt das Spektiv<br />

mit dem schon lange am Markt etablierten<br />

Okular TE-11WZ 30-70X (699 Euro) eine<br />

ebenfalls wirklich mehr als überzeugende<br />

Abbildung, Farbtreue und Schärfe bis zum<br />

Rand. Preislich liegt das Kowa im Set mit<br />

dem neuen Okular TE-80XW bei knapp<br />

3.900 Euro (ohne Okular 3.200 Euro), das<br />

neue Okular kostet einzeln 680 Euro. Das<br />

vergleichbare Set von Swarovski kommt<br />

auf 4.230, bei Zeiss sind es 3.995 Euro (alles<br />

UVP). Sehr gut sind sie alle drei, im Moment<br />

mit Vorteilen beim Kowa. Leica wird<br />

hier nachziehen müssen.<br />

Das Kowa-Spektiv und das<br />

Kowa-Okular kommen Anfang<br />

Oktober auf den Markt.<br />

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45


REZENSIONEN<br />

Lesestoff für Naturfreunde<br />

Thea Wittmann stellt Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt vor.<br />

46<br />

BESCHAULICHER,<br />

STILLER GARTEN<br />

Nirgendwo lässt sich der<br />

Kreislauf des Lebens besser<br />

verstehen als auf Friedhöfen.<br />

Geoökologin Sigrid Tinz<br />

hat sich auf diesen Orten<br />

der letzten Ruhe umgesehen<br />

und Friedhöfe in Städten und<br />

Dörfern besucht. Hier, hinter<br />

den Friedhofsmauern, läuft<br />

das Leben leiser und langsamer<br />

ab und bietet Unterschlupf<br />

und Rückzugsort für<br />

eine lebendige Artenvielfalt.<br />

In ihrem Buch stellt sie<br />

die Kulturgärten als vielfältige<br />

Lebensräume für unsere heimischen<br />

Tiere und Pflanzen<br />

vor. Eidechsen in Mauerritzen,<br />

Flechten auf Grabsteinen,<br />

Vögel in Hecken und Büschen<br />

sind weitgehend ungestört.<br />

Die Kapitel beschäftigen sich<br />

mit den einzelnen Lebensräumen,<br />

etwa Mauern, Wegen,<br />

Wasserstellen, und ihren<br />

Bewohnern. Die Autorin gibt<br />

Anregungen, wie sich die Biodiversität<br />

noch weiter fördern<br />

lässt, etwa durch die durch<br />

Auswahl der Pflanzen sowie<br />

die passende Pflege, und sie<br />

wirft einen kritischen Blick<br />

auf Modetrends wie Schottergräber<br />

oder Steinplatten<br />

aus Marmor. Tinz führt quer<br />

durch Deutschland kleine Naturoasen<br />

der Stille und Vielfalt<br />

vor, die durch innovative<br />

Ideen der Natur mehr Raum<br />

geben. Ein Naturführer, der<br />

die letzten Ruhestätten in<br />

neues Licht rückt.<br />

Der Friedhof lebt! Orte für<br />

Artenvielfalt, Naturschutz und<br />

Begegnung, Sigrid Tanz, 160<br />

Seiten, Pala Verlag, 19,90<br />

Euro, www.pala-verlag.de<br />

FÜR OBST-<br />

BAUMVERSTEHER<br />

Eines vorweg – dies ist kein<br />

Ratgeber für Ertragssteigerung<br />

oder Obstbaumschnitt!<br />

Annekathrin Schmid richtet<br />

sich an interessierte Hobbygärtner,<br />

die wissen wollen,<br />

wie ein Obstbaum »tickt«,<br />

denen aber das nötige biologische<br />

Know-how fehlt.<br />

Die Autorin macht uns mit<br />

botanischen Grundlagen<br />

vertraut und erklärt anhand<br />

von zahlreichen Bildern und<br />

Illustrationen die Phänomene<br />

des Wachsens und Gedeihens<br />

von Apfel-, Kirsche-,<br />

Pflaumen- und Birnbaum:<br />

Aufbau und Zusammenspiel<br />

der einzelnen Bestandteile<br />

Spross, Rinde, Wurzel, Blatt,<br />

Ast, Blüte und Frucht. Sie erklärt,<br />

wie Obstbäume auf ein<br />

Gleichgewicht zwischen Wurzeln<br />

und Krone bedacht sind<br />

und dies durch ihr Wachstum<br />

herstellen, innerhalb von etwa<br />

sechs Wochen den Großteil<br />

ihres Wachstums abschließen,<br />

welche Mechanismen<br />

sie gegen Dürre und Hitze<br />

nutzen und dass sie bereits<br />

im Juli beginnen, sich auf das<br />

folgende Frühjahr vorzubereiten.<br />

Wertvolles Insiderwissen<br />

– indirekt auch im Hinblick auf<br />

Schnitt und Ertrag.<br />

Obstbäume verstehen –<br />

Was alle Gärtnerinnen und<br />

Gärtner wissen sollten, Annekathrin<br />

Schmid, 128 Seiten,<br />

Seiten, Haupt Verlag, 22 Euro,<br />

www.haupt.ch<br />

SOMMER<br />

UNTER VÖGELN<br />

»Lotti« ist der Star der Flussseeschwalben-Kolonie<br />

am<br />

Banter See in Wilhelmshaven.<br />

Ihre kurze Biografie im<br />

Vorwort des Buches liest sich,<br />

als handle es sich um eine Verwandte<br />

oder zumindest eine<br />

gute Bekannte der Autorin.<br />

»Lotti« und ihr Clan stehen<br />

seit 25 Jahren im Dienste der<br />

Wissenschaft unter genauester<br />

Beobachtung. Ein weltweit<br />

einmaliges Forschungsprojekt<br />

lässt die Flussseeschwalben<br />

nicht aus den Augen, es<br />

wacht über ihren Flug, ihre<br />

Reisen, ihr Brutverhalten.<br />

Die Vögel lieferten so über<br />

die Jahre wertvolle Daten für<br />

die moderne Ornithologie.<br />

Wissenschaftsjournalistin<br />

Bettina Sauer verbrachte einen<br />

Sommer am Institut von<br />

Peter H. Becker, dem Gründer<br />

und langjährigen Leiter<br />

des Seeschwalben-Projektes,<br />

und erlebte so Vogelforschung<br />

hautnah. Ihre Erfahrungen<br />

aus den vier Wochen Vogelferien<br />

am Banter See sind in<br />

dieser Reportage verpackt,<br />

emotional und unterhaltsam<br />

zu lesen.<br />

Seeschwalbensommer – Eine<br />

Reise in die faszinierende Welt<br />

der Vogelforschung, Bettina<br />

Sauer, Peter H. Becker, Kosmos<br />

Verlag, 232 Seiten, 22 Euro,<br />

www.kosmos.de


NATURGUCKER_RÄTSEL<br />

Gewinnen Sie mit dem <strong>naturgucker</strong>-<br />

Magazin ! Wenn Sie diese Ausgabe aufmerksam<br />

gelesen haben, können Sie unsere<br />

Frage problemlos beantworten:<br />

»Warum gilt die Äskulapnatter<br />

bis heute als ein Symbol für medizinische<br />

Heilkünste?«<br />

Bitte senden Sie Ihre Lösung per E-Mail<br />

an kontakt@bachstelzen-verlag.de oder<br />

per Postkarte an: Bachstelzen Verlag<br />

GbR, Frankenplatz 23, 42107 Wuppertal<br />

Unsere Preise werden unter den richtigen<br />

Antworten verlost, die bis zum 30.<br />

September 2021 eingegangen sind. Der<br />

Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Das können Sie gewinnen:<br />

Ein Naturgucker-Fernglas von Kowa!<br />

Die neue »BD II XD«-Serie besticht durch<br />

ein auffällig großes Sehfeld. Die fünf<br />

Modelle der Serie können zu Recht als<br />

Weitwinkel-Ferngläser bezeichnet werden.<br />

Wir verlosen ein BD II 8x32 XD –<br />

in einer Entfernung von 1.000 Metern<br />

hat es ein Sehfeld von 154 Metern! Die<br />

Linsen bestehen aus ED-Glas (Extra Low<br />

Dispersion) in höchster Qualitätsstufe<br />

mit einem sehr hohen Anteil an Fluorit –<br />

dem aktuell besten Linsenmaterial, um<br />

eine möglichst hohe Lichtdurchlässigkeit<br />

(Transmission) zu erreichen und ein<br />

Bild mit hohem Kontrast bei bestmöglicher<br />

Reduzierung von Farbsäumen zu<br />

gewährleisten. Das robuste Gehäuse besteht<br />

aus einer Magnesiumlegierung mit<br />

einer schützenden Gummiarmierung. Jedes<br />

BD II XD ist vollständig wasserdicht.<br />

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Sachbücher aus dem HAUPT Verlag<br />

Der Herbst naht, und viele Naturgucker<br />

schichten jetzt Blätter und Äste im Garten<br />

auf, um einem kleinen Säugetier einen<br />

Platz zum Überwintern zu bieten – Igel ziehen<br />

sich dort gerne zurück. Wie leben Igel?<br />

Wie verhalten sie sich? Und wie kann Igelschutz<br />

in der Praxis aussehen? Anouk-Lisa<br />

Taucher und Madeleine Geiger haben die<br />

wichtigsten Erkenntnisse in ihrem Band<br />

»Der Igel – Nachbar und Wildtier« zusammengestellt,<br />

erschienen im Haupt Verlag.<br />

Wir verlosen das Buch zweimal.<br />

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Ein Futterhaus für den Balkon<br />

Viele Experten empfehlen die Ganzjahresfütterung<br />

von Wildvögeln, aber nicht<br />

jeder Vogelfreund hat einen Garten.<br />

Wie praktisch wäre jetzt ein Futterhäuschen<br />

für den Balkon!<br />

Wir verlosen ein schönes<br />

Holzhaus der Claus GmbH!<br />

Es schützt das Futter vor Nässe<br />

und kann direkt an der Wand befestigt<br />

werden. Die ersten Gäste werden sicherlich<br />

bald kommen. Denn<br />

eine hochwertige Futtermischung<br />

gibt's dazu. Damit keine<br />

Schalenreste, Beeren oder<br />

Fette zurückbleiben und Saaten<br />

nicht keimen, steckt darin ein hoher<br />

Anteil an bereits geschälten und gebrochenen<br />

Kernen und verschiedenen<br />

Saaten.<br />

claus-futter.com<br />

RÄTSELAUFLÖSUNG AUS DER LETZTEN AUSGABE<br />

In Ausgabe 55 hatten wir Sie gefragt:<br />

»Was ist unter dem sogenannten Halbseitenschlaf<br />

zu verstehen?«<br />

Als Seitenschlaf bezeichnet man die<br />

Fähigkeit mancher Tierarten, nur eine<br />

Gehirnhälfte in den Ruhezustand zu<br />

versetzen, während die andere wachsam<br />

bleibt. Beispielsweise Delfine nutzen<br />

diese Möglichkeiten, aber auch viele<br />

Vogelarten.<br />

Gewonnen haben: Anja Jäker aus Lippstadt<br />

sieht künftig klarer – mit den Natubeobachter-Fernglas<br />

von Kowa. Inga<br />

Wagner aus Pirmasens und Hartmut<br />

Kellermeier aus Minden sollten jetzt<br />

viel spazieren gehen, um »Insekten im<br />

Wald« zu studieren. Das ist der Titel des<br />

Buches vom Haupt Verlag, das beide gewonnen<br />

haben. Peter Ziegelmeier aus<br />

Tübingen erhält ein Futterhaus für den<br />

Balkon inklusive Futtermischung, beides<br />

von Claus GmbH.<br />

47


NATUR-KIND<br />

Mehr als nur Bäum<br />

Bei Fichten hängen die Zapfen am<br />

Zweig herunter / Oleg Zhukov, Adobe Stock<br />

Deutschland ist ein Waldland.<br />

Wir haben hier ein paar<br />

erstaunliche Fakten für euch<br />

zusammengestellt.<br />

Von Thea Wittmann<br />

48<br />

Buchenwald / Püschel<br />

Wusstest du, dass ...<br />

… es in Deutschland richtig viel Wald gibt? Ein<br />

Drittel der Fläche unseres Landes besteht aus Gehölz.<br />

Und das heißt: Pro Einwohner wachsen etwa 1.000<br />

Bäume in unseren Wäldern.<br />

… Fichtenholz unsere wichtigste Holzart ist? Stell<br />

dir vor: Dachstühle, also die Balken, die das Dach eines<br />

Hauses tragen, bestehen meist aus Fichte. Die Fichte ist<br />

deshalb nicht nur unser Nadelbaum Nummer Eins, sie ist<br />

der häufigste Baum in deutschen Wäldern. Eine Fichte<br />

kann bis zu 60 Meter hoch werden. Durch die häufige<br />

Trockenheit und Hitze der letzten Jahr sterben allerdings<br />

immer mehr Fichten ab.<br />

… wie du Tannen und Fichten unterscheiden kannst?<br />

Bei der Fichte hängen die Zapfen, bei der Tanne stehen<br />

sie aufrecht. Fichtennadeln sind spitz und können piksen,<br />

Tannennadeln fühlen sich im Vergleich dazu weich an.<br />

… welcher Laubbaum am häufigsten in deutschen<br />

Wäldern zu finden ist? Die Buche. Buchen mögen<br />

Schatten, und damit gedeihen sie auch unter größeren<br />

Bäumen, die nur wenig Licht durchlassen. Die Früchte<br />

der Buche nennt man Bucheckern – sie schmecken zum<br />

Beispiel den Wildschweinen gut.<br />

Früchte der Buche: Bucheckern / Carola Schubbel / stock.adobe.com


e!<br />

… es bei Bäumen sogenannte Mastjahre gibt?<br />

Das sind Jahre, in denen die Bäume besonders<br />

viele Samen produzieren. Je nach Witterung<br />

kommt das alle zwei bis fünf Jahre vor. In einem<br />

Mastjahr hat der Baum Samen im Überfluss. Der<br />

Begriff ist schon alt: Früher wurden Schweine<br />

mit Eicheln gemästet – ein Jahr mit vielen<br />

Eicheln war damit auch ein gutes Jahr für die<br />

Schweinemast.<br />

NATUR-KIND<br />

Vom Buchdrucker<br />

zerstörter Fichtenwald /<br />

Sergey Fedoskin /<br />

stcok.adobe.com<br />

... Samen von Bäumen geerntet werden? In den<br />

Mastjahren spannen die Förster Netze auf, in<br />

die die Zapfen hineinfallen können. Manchmal<br />

müssen sie aber auch etwas nachhelfen. Dann<br />

steigen sogenannte Zapfenpflücker mit Seilen<br />

in sehr hohe, alte Nadelbäume und pflücken die<br />

Zapfen, bevor sie zu Boden fallen.<br />

… ein kleiner Käfer einen ganzen Wald<br />

vernichten kann? Der Borkenkäfer, auch Buchdrucker<br />

genannt, ist ein kleiner Schwarzer Käfer.<br />

In den letzten Jahren hat er sich stark vermehrt.<br />

Ein gesunder Baum kann sich gegen den Befall<br />

schützen, zum Beispiel mit zähem, klebrigem<br />

Harz. Damit verschießt er verletzten Stellen.<br />

Aber wenn es den Bäumen zu heiß wird und sie<br />

zu wenig Wasser bekommen, können sie kaum<br />

Harz bilden.<br />

Buchdrucker / agrarmotive,<br />

stock.adobe.com<br />

49<br />

Buchtipp: Mehr über den Wald als<br />

Lebensraum und Holzlieferant und über<br />

die spannende Arbeit eines Försters<br />

erfährst du im Buch »Marike und Julius<br />

– Entdecke mit uns den Wald«, ein<br />

erzählendes Sachbuch für Kinder ab 7<br />

Jahren. Am Ende des Buches kannst du<br />

dein neu gewonnenes Wissen in einem<br />

Quiz testen.<br />

Fichtenwald / Lev Paraskevopoulos,<br />

stock.adobe.com<br />

Fraßspuren des Buchdruckers / T. Hunger<br />

Bei Tannen stehen die Zapfen<br />

auf dem Zweig / Kapa65, Pixabay


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MONTENEGRO / ALBANIEN Vogelzug & Standvögel ................ 01.05.-09.05.22<br />

Velika-Plaza, Skutari-See, Salinen von Tivat u. Ulcinj<br />

GRIECHENLAND – Prespa- u. Kerkinisee ............................... 14.05. - 22.05.22<br />

SPANIEN – Extremadura & Côto de Doñana ................ 14.05.- 24.05.22<br />

BOSNIEN/HERZEGOVINA – Karstregionen des Balkans ...... 04.06.-11.06.22<br />

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Außerdem im Programm: Reisen für Natur- und Vogelfotografie, u.a. nach<br />

Mecklenburg - Vorpommern, Spanien, Bulgarien, Finnland, Norwegen ect.<br />

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Mail: j-griesinger@reisen-in-die-natur.de , www.reisen-in-die-natur.de<br />

Am 30. ´Oktober kommt<br />

DER NEUE NATURGUCKER!<br />

Neues aus der Tier-, Pilz- und Pflanzenwelt, Tipps zum Beobachten, Nachdenkliches<br />

und Merkwürdiges können Sie erfahren und großartige Fotos und Zeichnungen genießen.<br />

Lesen Sie unter anderem:<br />

51<br />

Weiße Haie sind in der Lage,<br />

winzige Mengen von Blut aus<br />

einer Entfernung von bis zu fünf<br />

Kilometern zu »riechen«. Dabei<br />

können sie noch mehr.<br />

Wir zeigen packende Bilder!


CL COMPANION<br />

DIE FREIHEIT,<br />

MEHR ZU<br />

ERLEBEN<br />

SEE THE UNSEEN

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