Leseprobe zu "Wenn Tote weinen"

Weitere Magazine

Info

sie hatte. Da hatte sie wirklich geglaubt - oder gehofft? - dass mit Viktoria endlich einmal alles in trockenen Tüchern sei, dass die junge Frau, die sie in all den gemeinsamen Jahren mit Paul ebenfalls ins Herz geschlossen hatte, mit Patrick ihr Glück und mit dem Hof in Frankreich auch ihre wahre Bestimmung gefunden hatte, und jetzt das! Ihr lieber Mann wäre imstande, sofort nach Frankreich zu fahren, Mord hin, Mord her, um sich Patrick zur Brust zu nehmen und ihn gehörig zusammenzustauchen, weil der seine Tochter unglücklich machte. Und danach würde er seine Tochter höchstpersönlich mit nach Hause nehmen. Paul hatte da eine ganz klare und, vor allem, sehr simple Einstellung: Viktoria sollte dort leben, wo sie glücklich war. Und wenn das nicht mehr länger bei Patrick war, dann kam sie eben zu ihm zurück nach Zwiesel, sofern sie das wollte. Punkt, Aus und Amen. XXXXXXX Die Trennung war Paul unendlich schwergefallen. Und doch hatte er ihren Umzug nach Frankreich sofort akzeptiert, denn er wünschte seiner Tochter alles Glück dieser Welt und hatte sich selbst hintenangestellt, wie er das immer tat. Da gab es für Paul kein Überlegen und kein Zaudern. Das Wohlergehen seiner Tochter hatte für ihn jederzeit die oberste Priorität. Nur eben leider auch vor der eigenen Frau, da machte sich Sonja nichts vor. Dass er fast die gesamte Kindheit seiner Tochter nicht hatte miterleben können, weil seine geschiedene Frau sie ihm als kleines Kind entzogen und er nichts dagegen unternommen hatte, lag schwer auf seinen Schultern. Daher versuchte er, nun alles irgendwie nachzuholen.
Und seine ewigen Schuldgefühle Viktoria gegenüber, weil er sie, seiner Meinung nach, damals im Stich gelassen hatte, glaubte er, durch bedingungslose Liebe gutmachen zu müssen. Eigene Wünsche und auch die seiner Frau stellte er daher hinten an, so empfand es jedenfalls Sonja. Nachdem Viktoria wieder in sein Leben zurückgefunden hatte, war die junge Frau sofort zum Mittelpunkt seines Lebens geworden. Das war in seinen Augen das Mindeste, was er tun konnte und auch tun musste, um Viktoria seine väterliche Liebe wenigstens nachträglich zu beweisen, wo sie doch bis heute unter seinem angeblichen Verrat, als welchen ihre Mutter seine Abwesenheit umgedeutet hatte, schwer zu knabbern hatte. Ein Verlusttrauma, das sie als erwachsene Frau weiter mit sich herumschleppte, wie er wusste. Und dieses Wissen machte sein drückendes Schuldgefühl nicht gerade geringer. Genau so hatte er es Sonja in der Vergangenheit erklärt, hatte bei seiner Frau um Verständnis dafür geworben, wenn diese sich bei ihm darüber beklagte, dass sie so oft die zweite Geige spielte. Eine Anklage, die sie übrigens erst seit ein paar Jahren in dieser Form gegen ihn erhob, wie er ihr vorwarf. Es stimmte, dass sie es früher nicht so empfunden hatte. Das änderte aber nicht das Geringste daran, dass sich ihre Wahrnehmung schmerzhaft verändert hatte. Paul hatte leider keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass er in seinem Verhältnis zu Viktoria nichts ändern würde, auch, wenn sie seine Erklärung nicht akzeptierte. Sonja blieb also nur die Entscheidung, ihn entweder so zu nehmen oder zu gehen. Sie hatte sich aus Liebe zu Paul
Seite 2 und 3: Prolog Und Charon bringt die Toten
Seite 4 und 5: Das laute Geräusch, welches einen
Seite 6 und 7: Die eisige Brise versetzte eine Ges
Seite 8 und 9: ein genaueres Bild vom Tatort zu ma
Seite 10 und 11: 3. Kapitel Berlin-Mitte, drei Monat
Seite 12 und 13: Wahrscheinlich aber hatte der Kerl
Seite 16: fürs Bleiben entschieden und ihre

Leseprobe zu "Wenn Tote weinen"

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?