Von der Kindertagesstätte zum Familienzentrum - Fachbereich ...
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Zentrum Bildung <strong>der</strong> EKHN, <strong>Fachbereich</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätten<br />
Erbacher Str. 17, 64287 Darmstadt<br />
Telefon: 0 61 51 / 66 90 -210<br />
http://www.zentrumbildung-ekhn.de<br />
<strong>Von</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätte <strong>zum</strong> <strong>Familienzentrum</strong> -<br />
Impulse zur Weiterentwicklung<br />
Familienzentren als Unterstützungssysteme für Familien mit Kin<strong>der</strong>n unter drei Jahren<br />
Kin<strong>der</strong> und Familien brauchen vielfältige bedarfsorientierte Angebote von Bildung, Erziehung<br />
und Betreuung wohnortnah in <strong>der</strong> eigenen Kirchengemeinde. Evangelische Kin<strong>der</strong>tagesstätten<br />
haben einen hohen Stellenwert und erfahren gesamtgesellschaftlich große Wertschätzung<br />
und Anerkennung. Kin<strong>der</strong>tagesstätten sind Orte, die von nahezu allen Familien mit<br />
Kin<strong>der</strong>n über einen längeren Zeitraum an mehreren Tagen in <strong>der</strong> Woche aufgesucht werden<br />
und allen Eltern ohne beson<strong>der</strong>e Zugangsbarrieren die Integration vielfältiger Inhalte <strong>der</strong><br />
Eltern- und Familienbildung im familiären Alltag ermöglichen. In Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen<br />
werden tragfähige und kontinuierliche Beziehungen zwischen Familien, Kin<strong>der</strong>n und Fachpersonal<br />
entwickelt und aufgebaut. Ziele bei <strong>der</strong> Weiterentwicklung von Kin<strong>der</strong>tagesstätten<br />
sind die Zusammenführung und Ergänzung bestehen<strong>der</strong> Angebote und eine stärker wachsende<br />
Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Kirchengemeinde vor Ort. Bei <strong>der</strong> Weiterentwicklung von<br />
Kin<strong>der</strong>tagesstätten, Familienbildung und Kirchengemeinden zu Familienzentren/Eltern-Kind-<br />
Zentren müssen die unterschiedlichen Bedarfe im ländlichen und städtischen Raum analysiert<br />
werden und zu einem erkennbar evangelischen Konzept weiter entwickelt werden. Familienzentren<br />
führen die unterschiedlichen Aufgaben bzw. Aufträge <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätten<br />
(Bildung, Erziehung und Betreuung) mit dem Auftrag <strong>der</strong> Familienbildungsstätten (Bildung,<br />
Beratung und Begleitung von Familien von Anfang an) und dem Auftrag <strong>der</strong> Kirchengemeinden<br />
(Verkündigung, Gemeinschaft und Begegnung) zusammen. So entstehen Synergieeffekte,<br />
durch die den Menschen neue, vielfältige Zugänge zur Kirchengemeinde ermöglicht werden.<br />
Die Vernetzung von Familienzentren mit Erziehungsberatungsstellen erweitert das Dienstleistungsangebot<br />
für Eltern wesentlich. Eine Etablierung von Erziehungsberatung vor Ort gibt<br />
Eltern zusätzliche Sicherheit bei <strong>der</strong> Erziehung und Entwicklungsbegleitung ihrer Kin<strong>der</strong> und<br />
unterstützt die Fachkräfte in ihren umfassenden pädagogischen Aufgaben.<br />
Vorgaben auf Bundes- und Landesebene<br />
Im siebten Familienbericht, im zwölften Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfebericht und in einer Vielzahl<br />
von Stellungnahmen wird <strong>der</strong> Aufbau von Netzwerken „rund um die Familie“ als eine zentrale<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung beschrieben. Durch eine Verknüpfung von Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen mit<br />
Familienbildungsstätten können sich auch Evangelische Kirchengemeinden diesen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
stellen. Auf Bundes- und Landesebene werden folgende Vorgaben gemacht:<br />
� Auf Bundesebene wird die Entwicklung von Eltern-Kind-Zentren forciert. In dem familienpolitischen<br />
Gesamtkonzept <strong>der</strong> Ministerin a.D. Schmidt sind Eltern-Kind-Zentren<br />
zentrales Angebotssegment für die Verbesserung <strong>der</strong> sozialen Infrastruktur gewesen.<br />
� NRW hat 2005 beschlossen, bis 2013 30 % aller Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen zu Familienzentren<br />
weiter zu entwickeln. NRW hat ein eigenes Gütesiegel „<strong>Familienzentrum</strong><br />
NRW“ (Quelle s.u.)<br />
� In Hamburg wurde Ende 2006 beschlossen, „Eltern-Kind-Zentren“ für unter dreijährige<br />
Kin<strong>der</strong> und <strong>der</strong>en Eltern an die normale Kin<strong>der</strong>tageseinrichtung „anzudocken“.<br />
� Brandenburg för<strong>der</strong>t regionale Vernetzungsstrukturen mit dem Ziel <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von<br />
Eltern-Kind-Zentren.<br />
In vielen Kommunen werden bereits Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen zu Familienzentren/Eltern-<br />
Kind-Zentren weiterentwickelt.
Chancen für Familien mit Kin<strong>der</strong>n unter drei Jahren in einem Evangelischen<br />
<strong>Familienzentrum</strong><br />
Ein <strong>Familienzentrum</strong> ist eine offene Anlaufstelle im Sozialraum für Familien und Kin<strong>der</strong> aller<br />
Altersstufen und wird zu einem wichtigen Zentrum für Elternberatung, -information und -<br />
bildung. Inzwischen wurden drei verschiedene Modelle von Familienzentren entwickelt. Familienzentren<br />
bieten Begleitung und Begegnung für zukünftige Eltern mit Beginn <strong>der</strong><br />
Schwangerschaft an (z.B. Schwangerschaftsgymnastik, Wickelkurse). Bei <strong>der</strong> Weiterentwicklung<br />
von Kin<strong>der</strong>tagesstätten zu Familienzentren werden die Betreuungsangebote für unter<br />
Dreijährige vielfältig ausgebaut. Die Beratung für Eltern erfolgt „aus einer Hand“. Angebote<br />
für Kin<strong>der</strong> unter Drei und ihre Eltern können sein: Krabbelgruppen, Spielgruppen, Eltern-<br />
Kind-Gruppen, Elterntreffs mit pädagogischer Begleitung durch Fachkräfte des Familiezentrums,<br />
Kin<strong>der</strong>tagespflege, Kin<strong>der</strong>tagesbetreuung mit unterschiedlichen Betreuungsmodellen<br />
(Krippen, Kleine o<strong>der</strong> große Altersmischung, Regelgruppen, Geöffnete Gruppen), sowie Angebote<br />
von gemeinsamer Freizeitgestaltung. Qualifizierte Angebote ermöglichen den Kin<strong>der</strong>n<br />
von Anfang an begleitete Übergänge <strong>der</strong> verschiedenen Bildungsorte. Diese Vielfalt <strong>der</strong><br />
Betreuungsmöglichkeiten findet sich optimalerweise unter einem Dach wie<strong>der</strong>. Konzepte von<br />
Familienzentren werden in Anlehnung an die Early-Excellence Centres in Großbritannien<br />
entwickelt.<br />
Als weiterer Bestandteil <strong>der</strong> Konzeption eines <strong>Familienzentrum</strong>s sind integrierte Kooperationsmodelle<br />
denkbar, wie die Vermittlung von Kin<strong>der</strong>tagespflegeplätzen und -personen (Kooperation<br />
von Kin<strong>der</strong>tagespflege und Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen und die Vermittlung von Babysittern.<br />
Pädagogische Fachkräfte beraten und unterstützen Eltern und ihre Kin<strong>der</strong> bei Notfallbetreuung,<br />
Wochenendbetreuung, Nachtbetreuung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>. Angebote von individuellen<br />
Therapien in den Räumen eines <strong>Familienzentrum</strong>s sowie ein Beratungsangebot über<br />
weitergehende Therapieangebote sind denkbar.<br />
Gesamtkonzeptionsentwicklung auf Kirchengemeindeebene<br />
Familienzentren bilden multiprofessionelle Teams und beziehen kirchliche Akteure <strong>der</strong> Kirchengemeinde<br />
mit ein. Gemeinsam werden regelmäßige Teamsitzungen durchgeführt. In<br />
Familienzentren werden vorhandene Angebotsstrukturen gebündelt und durch bedarfsgerechte<br />
neue Angebote ergänzt und weiter entwickelt. Familienzentren entwickeln eine Gesamtkonzeption<br />
auf Kirchengemeindeebene. Auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> gesetzlichen, kirchenrechtlichen<br />
Grundlagen, <strong>der</strong> kirchengemeindlichen Aufträge, <strong>der</strong> Bildungs- und Erziehungspläne<br />
bzw. –empfehlungen und weiterer Rahmenpläne entsteht ein jeweils individuelles, auf<br />
den Sozialraum und die Bedarfe <strong>der</strong> Eltern und Kin<strong>der</strong> vor Ort abgestimmtes Konzept, das<br />
Familien bei <strong>der</strong> Erziehung ihrer Kin<strong>der</strong> und bei <strong>der</strong> Bewältigung des Familienalltags unterstützt.<br />
Modelle und Formen von Familienzentren<br />
Lotsenmodell o<strong>der</strong> Kooperationsmodell<br />
Verschiedene Einrichtungen entwickeln zusammen ein gemeinsames Rahmenkonzept und<br />
eine integrierte Angebotspalette. Die Angebote für Familien und Kin<strong>der</strong> werden aufeinan<strong>der</strong><br />
abgestimmt und von <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätte vermittelt.<br />
Galeriemodell o<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätte plus<br />
Bei diesem Modell werden alle Angebote unter einem Dach organisiert und von <strong>der</strong> Kita-<br />
Leitung verantwortet. Das bedeutet, dass die Kin<strong>der</strong>tagesstätte zusätzlich <strong>zum</strong> Regelange-
ot für Kin<strong>der</strong> und Familien, präventiv o<strong>der</strong> situativ weitere Angebote macht und sich dabei<br />
mit an<strong>der</strong>en Institutionen systematisch vernetzt.<br />
Integriertes Modell o<strong>der</strong> Zentrumsmodell<br />
Die Leitidee bei diesem Modell ist es, möglichst viele verschiedene Angebote in die Einrichtung<br />
zu holen. Mit dem entsprechenden Raumangebot können gleichzeitig Angebote für Eltern<br />
und Kin<strong>der</strong> gemacht werden.<br />
Für die Einrichtung von Familienzentren in <strong>der</strong> EKHN wurde im Zentrum Bildung ein Rahmenkonzept<br />
erarbeitet das in Kürze veröffentlicht wird.<br />
Verwendetet Literatur:<br />
Bertelsmann-Expertise zur frühkindlichen Bildung<br />
MGFFI (Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Gesundheit des Landes Nordrhein-Westfalen)<br />
(2007): Das Gütesiegel <strong>Familienzentrum</strong> NRW. Zertifizierung <strong>der</strong> Piloteinrichtungen.<br />
Düsseldorf<br />
Rahmenkonzept Familienzentren in <strong>der</strong> EKHN / Hrsg.: Zentrum Bildung <strong>der</strong> EKHN<br />
TPS 6/2008: Bedarfsgerecht und vernetzt. Familienzentren<br />
20.11.08 / Ilse-Marie Strotkötter