Ein Jahrhundert Freilichtbühne
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Nach dem Krieg wurde das gesamte bewegliche Mobiliar erneuert,
da es in den Kriegswirren abhanden gekommen war. Die Anlage
selbst hatte keine Kriegsschäden davongetragen. Für die Renovierung
und Instandsetzung wurden Spendengelder genutzt, die eigentlich
zur Finanzierung eines Theaterhauses in der Altstadt gedacht
waren.
1961 wurden zum 40jährigen Jubiläum die Bänke erneuert und ein
wenig Kosmetik betrieben. In diesem Jahr entstand anstelle der „primitiven
Toilettenbude ein hübscher überdachter Massivbau, in dem
nicht nur eine größere Anzahl wasserbesprühter WCs untergebracht
sind, sondern in dem sich noch Raum für einen hübschen Getränkeund
Erfrischungskiosk befindet.“ (Spandauer Volksblatt 7. 6. 1961).
1967 kamen dann vier Eisenmasten für die Beleuchtung hinzu, die
bisher an den Bäumen angebracht war. Ein erstes Bühnensegel wurde
1983 istalliert, was unter anderem auch die Akustik verbesserte.
Weitere umfangreiche Instandsetzungen und Umbauarbeiten an
den elektrischen Anlagen wurden bis 1985 beendet. 2000 war es
erneut soweit, dass die Bühne einer ausführlichen Sanierung unterzogen
werden musste: Dabei wurde die Bühnenfläche vergrößert,
das Bühnendach sowie die Licht- und Beschallungsanlage erneuert.
Einen erheblichen Schaden für den Baumbestand in der Freilichtbühne
brachte das Sturmtief Xavier 2017 mit sich. 19 Bäume fielen
den Sturmböen direkt zum Opfer oder mussten anschließend wegen
massiver Beschädigung abgeholzt werden. Viele weitere verloren
ihre Krone, diverse Schäden an den Bauten mussten behoben wer-
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Eine stetige Herausforderung des Theaterlebens in der Freilichtbühne war die Geräuschkulisse,
die durch die regelmäßigen Starts und Landungen der Flugzeuge
des ab 1960 zivil genutzten Flughafens Tegel entstanden.
Aufführungen erfuhren hierdurch zuweilen Pausen an ungeahnter Stelle; die
Schauspieler*innen mussten ihre Stimmgewalt darstellen oder umso deutlicher
mit der Körpersprache arbeiten.
Auch lautstarke Soundchecks und Konzerte des Citadel Music Festivals in der Zitadelle
stellen, je nach Windrichtung, immer wieder eine mehr oder weniger große Herausforderung
für Künstler*innen und Publikum in der Freilichtbühne dar. So hatte zum
Beispiel Wladimir Kaminer, bei einem seiner ersten Auftritte, das „Vergnügen“, gegen
ein sehr lautes Konzert anlesen zu müssen. Allerdings wusste er die zuweilen lautstarken
Störungen so wunderbar in seine Lesung einzubinden, dass der Lesegenuss eine
unerwartete Portion Situationskomik erfuhr und nicht gänzlich geschmälert wurde.