28.09.2021 Aufrufe

9783785727775_Follet_Never_innen_final - LP

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ängstlich und verzweifelt wie sie. Wenn eine Frau missbraucht<br />

wurde, sahen die Leute manchmal weg und fanden wunderbar<br />

vernünftige Ausflüchte, sich nicht einzumischen.<br />

Yusuf war ihre einzige Hoffnung. Er gehörte zur Familie, und<br />

seine Ehre würde ihn zwingen, sie zu beschützen. Zusammen<br />

mit Azra bestand ihre Gruppe aus drei Erwachsenen, also wären<br />

sie nicht hilflos. Mistkerle wie Hakim waren oft Feiglinge, und<br />

er würde vielleicht zögern, sich auf einen Kampf gegen drei einzulassen.<br />

Sie hatte das Gefühl, mit Yusufs und Azras Hilfe könnte sie<br />

sich den Gefahren der Reise stellen.<br />

Der Nachmittag kühlte schon ab, als sie Yusufs Dorf erreichte.<br />

Sie hatte wunde Füße, aber sie war voller Hoffnung. Sie schloss<br />

Naji in die Arme, der sie einmal küsste und sogleich zum Spiel<br />

mit Danna zurückeilte. Sie empfand leise Enttäuschung, dass er<br />

sie nicht stärker vermisst hatte, aber es zeigte auch, dass er einen<br />

schönen Tag verbracht und sich beschützt gefühlt hatte.<br />

»Yusuf ist fort, um sich einen Schafbock anzusehen, aber er<br />

braucht nicht lange.« Erneut ging Azra ein wenig steif mit Kiah<br />

um, nicht feindselig, aber irgendwie weniger freundlich als früher.<br />

Kiah fragte sich, weshalb Yusuf sich einen Bock ansah, wenn<br />

er keine Herde mehr hatte, die besamt werden musste, aber er<br />

war wohl noch immer an der Schafzucht interessiert, auch wenn<br />

er sie aufgegeben hatte. Sie brannte vor Verlangen, alles zu erzählen,<br />

was sie erfahren hatte, aber sie zwang sich zur Geduld. Die<br />

beiden Frauen betrachteten ihre spielenden Kinder, bis Yusuf ein<br />

paar Minuten später zurückkam.<br />

Kaum hatte er auf dem Teppich Platz genommen, sagte Kiah:<br />

»Hakim bricht heute in zehn Tagen auf. Wir müssen bei Morgengrauen<br />

in Drei Palmen sein, wenn wir mitfahren wollen.«<br />

Sie war gleichermaßen von Aufregung wie von Angst gepackt.<br />

Yusuf und Azra wirkten ruhiger. Sie nannte ihnen den Preis und<br />

beschrieb den Bus und den Streit über den Fahrpreis für die Kin-<br />

79

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!