Be.geistert
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Glück ist…
Kennst Du Schmetterlinge im Bauch? Das Gefühl total
verliebt zu sein? Ich kenne es. Es ist eines der schönsten
Gefühle, die ich je erfahren habe. Ist Glück also ein
Schwarm von Schmetterlingen?…
«
Ich weiss noch wie es war – dieses Gefühl.
Damals. Als ich jung war. Dann braucht man
nichts anderes mehr. Alles wird unwichtig.
Ich schwebte in einem Meer voller Rosen,
der Begriff «Der Himmel voller Geigen» hatte
plötzlich seine Bedeutung und die Arme
waren viel zu kurz, um die Welt
zu umarmen.
Solche Glücksgefühle hatte ich ein paar Mal
in meinem Leben. Zuletzt bei der Frau, mit
der ich seit über 20 Jahren verheiratet bin
und tatsächlich haben sie sich gelegt, die
Schmetterlinge. Es hat sich aber gewandelt
und damals habe ich nicht verstanden,
was es bedeutet, «Verliebtheit wandelt
sich in Liebe».
Ich wollte immer verliebt sein, aber mit
der Zeit, den Jahren, hat sich tatsächlich
etwas wie «Liebe» eingestellt. Ein Gefühl der
Dankbarkeit und des tiefen, inneren
Glücks, der Zufriedenheit.
Manchmal meine ich, dem Glück wieder
auf die Sprünge helfen zu müssen, wenn es
irgendetwas gibt, von dem ich fest glaube,
dass ich es unbedingt brauche. Und zwar
jetzt und sofort. Da ist die teure Fotokamera,
das neue Vorzelt für den Wohnwagen, eine
neue Stereoanlage. (Das sind Dinge, die in
meinem Alter scheinbar interessant sind. Bei
den Jungen ist es bestimmt etwas anderes.
Aber vielleicht nicht weniger brennend!)
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Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass
der Wunsch, der nach brennender Sehnsucht
schliesslich erfüllt wird, eine ziemlich
kurze «Nachbrennzeit» hat. Jeder
erfüllte Wunsch ist die Mutter eines neuen
Wunsches. Meine Familie und Freunde
können meinen Satz schon singen: «Jetzt
brauche ich nur noch…, dann hat die Seele
Ruhe.» Stimmt leider nicht.
Was ist es denn, was mich wirklich ruhig
macht?
Es sind die Dinge, die ich verlernt
habe zu sehen: Da ist doch tatsächlich
seit über 20 Jahren dieselbe Frau an meiner
Seite. Und das, trotz meiner Ecken und Kanten.
Das muss man erst mal aushalten. Das
macht dankbar.
Wie viele Familien haben kranke Kinder?
Oder kranke Eltern? Es ist alles andere als
selbstverständlich, morgens aufzustehen und
gesund zu sein. Mir tut nichts weh. Ich habe
genug zu Essen. (Während meiner Jahre in
Südafrika habe ich erleben müssen, dass
Menschen tatsächlich hungern müssen!)
Ich wohne an einem Ort, dem Bodensee,
wo viele Menschen ihren Urlaub verbringen.
Wie schnell bin ich am See? Oder im Wald?
Trotz aller schlechten Nachrichten sehe ich
in unmittelbarster Umgebung Rehe. Und
Füchse. Ich höre Vögel zwitschern und kann
Sterne sehen.
Auch ich lerne immer wieder neu, dass es so
viele Kleinigkeiten gibt (die gar nicht
so klein sind), die wirklich jeden Tag neu
glücklich und dankbar machen.
Das ändert nichts an der Vorfreude auf ein
neues Vorzelt, aber ich freue mich jetzt
schon über das, was ich viel zu oft als selbstverständlich
nehme. Meine Familie, meine
Freunde, die Natur, meine Gesundheit. Dafür
bin ich echt dankbar.
Jetzt brauche ich nur noch das neue Vorzelt…
Dann hat die Seele Ruhe. :-)
«