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2021_11_19_Orgel_und_Saxophon

Johann Sebastian Bach Konzert C-Dur BWV 595 Johann Sebastian Bach Doppelkonzert c-Moll BWV 1060a "Nun komm der Heiden Heiland" BWV 659 Robert Schumann aus „Sechs Fugen über B-A-C-H“: Lebhaft (1845) Antonio Vivaldi/Johann Sebastian Bach Concerto a-Moll BWV 593 (1714) Thierry Escaich „Trois poèmes pour orgue“ (2002) Astor Piazolla „Fuga e mysterio“ Astor Piazolla ›Fugata‹ (1969)
 Arr. für Orgel und Saxophonquartett von Thierry ESCAICH und Nicolas HERROUËT mit improvisierten Kommentaren (Orgel)

Johann Sebastian Bach
Konzert C-Dur BWV 595
Johann Sebastian Bach
Doppelkonzert c-Moll BWV 1060a
"Nun komm der Heiden Heiland" BWV 659
Robert Schumann
aus „Sechs Fugen über B-A-C-H“: Lebhaft (1845)
Antonio Vivaldi/Johann Sebastian Bach
Concerto a-Moll BWV 593 (1714)
Thierry Escaich
„Trois poèmes pour orgue“ (2002)
Astor Piazolla
„Fuga e mysterio“
Astor Piazolla
›Fugata‹ (1969)

Arr. für Orgel und Saxophonquartett von Thierry ESCAICH und Nicolas
HERROUËT mit improvisierten Kommentaren (Orgel)

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<strong>Orgel</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Saxophon</strong>quartett<br />

FR <strong>19</strong>. NOV <strong>2021</strong>, <strong>19</strong>.30 Uhr | KULTURPALAST


PROGRAMM<br />

Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)<br />

<strong>Orgel</strong>konzert C-Dur BWV 595, transkribiert nach einem Instrumentalkonzert von<br />

Prinz Johann Ernst von Sachsen Weimar (1696 – 1715)<br />

(Bearbeitung für <strong>Orgel</strong> <strong>und</strong> <strong>Saxophon</strong>quartett von Thierry Escaich<br />

<strong>und</strong> Nicolas Herrouët)<br />

»Nun komm, der Heiden Heiland« – Choralbearbeitung BWV 659 (17<strong>11</strong>–13/1739–42)<br />

(Bearbeitung für <strong>Saxophon</strong>quartett von Nicolas Herrouët)<br />

Thierry Escaich (* <strong>19</strong>65)<br />

Commentaire improvisé<br />

Robert Schumann (1810 – 1856)<br />

Fuge Nr. 5 F-Dur aus »Sechs Fugen über den Namen B-A-C-H« (1845)<br />

(Bearbeitung für <strong>Saxophon</strong>quartett von Nicolas Herrouët)<br />

Lebhaft<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Doppelkonzert für zwei Cembali <strong>und</strong> Orchester c-Moll BWV 1060a (um 1736)<br />

(Bearbeitung für <strong>Orgel</strong> <strong>und</strong> <strong>Saxophon</strong>quartett von Thierry Escaich <strong>und</strong><br />

Nicolas Herrouët)<br />

Allegro<br />

Adagio<br />

Allegro<br />

PAUSE<br />

Johann Sebastian Bach<br />

<strong>Orgel</strong>konzert a-Moll BWV 593 (1713/14), transkribiert nach dem Violinkonzert<br />

a-Moll op. 3 Nr. 8 RV 522 von Antonio Vivaldi (1678-1741)<br />

(Bearbeitung für <strong>Orgel</strong> <strong>und</strong> <strong>Saxophon</strong>quartett von Nicolas Herrouët)<br />

Allegro<br />

Adagio<br />

Allegro


Thierry Escaich<br />

»Trois poèmes pour orgue« (2002)<br />

(Bearbeitung für <strong>Orgel</strong> <strong>und</strong> <strong>Saxophon</strong>quartett von Thierry Escaich<br />

<strong>und</strong> Nicolas Herrouët)<br />

»Eaux Natales«<br />

»Le Masque«<br />

»Vers l'espérance«<br />

Astor Piazzolla (<strong>19</strong>21 – <strong>19</strong>92)<br />

»Fuga y mysterio« (<strong>19</strong>68)<br />

(Bearbeitung für <strong>Orgel</strong> <strong>und</strong> <strong>Saxophon</strong>quartett von Thierry Escaich<br />

<strong>und</strong> Nicolas Herrouët)<br />

Thierry Escaich<br />

Commentaire improvisé<br />

Astor Piazzolla<br />

»Fugata« (<strong>19</strong>69)<br />

(Bearbeitung für <strong>Orgel</strong> <strong>und</strong> <strong>Saxophon</strong>quartett von Thierry Escaich<br />

<strong>und</strong> Nicolas Herrouët)<br />

Thierry Escaich | <strong>Orgel</strong><br />

Ellipsos <strong>Saxophon</strong>e Quartet<br />

Paul-Fathi Lacombe | Sopransaxophon<br />

Julien Bréchet | Altsaxophon<br />

Sylvain Jarry | Tenorsaxophon<br />

Nicolas Herrouët | Baritonsaxophon<br />

Auf Einladung der Dresdner Philharmonie


CHRISTOPH VRATZ<br />

Transkriptionen<br />

Bachs <strong>Orgel</strong>konzerte BWV 593 <strong>und</strong> 595<br />

Das um 1715 von Johann Ernst Rentsch<br />

gemalte Portrait zeigt mutmaßlich<br />

Johann Sebastian Bach während seiner<br />

Zeit als Konzertmeister in Weimar.<br />

Wie kam Vivaldis Musik nach Weimar?<br />

Möglicherweise durch Prinz<br />

Johann Ernst von Sachsen-Weimar.<br />

Er war in den Niederlanden auf<br />

»Kavalierstour«, wie damals größere<br />

Bildungsreisen genannt wurden.<br />

Der Prinz war musikalisch begabt,<br />

komponierte selbst knapp 20 Konzerte<br />

<strong>und</strong> könnte während seiner<br />

Studien in Utrecht auf die erste<br />

Ausgabe von Vivaldis »Concerti«<br />

gestoßen sein, die in Amsterdam<br />

unter der Jahreszahl 17<strong>11</strong> veröffentlicht<br />

worden waren.<br />

Als Prinz Ernst (wegen einer Erkrankung<br />

früher als geplant) nach<br />

Weimar zurückkehrte, hatte er möglicherweise<br />

eine dieser Ausgaben<br />

oder eine Kopie davon im Gepäck.<br />

Jedenfalls soll Bach sich unverzüglich<br />

an eine Bearbeitung dieser<br />

Konzerte für Tasteninstrumente<br />

gewagt haben.<br />

4


Bach war ein geradezu fiebriger Bew<strong>und</strong>erer<br />

der Musik Vivaldis. Nicht nur, dass<br />

er einige seiner Konzerte transkribiert<br />

hat, auch in seinen eigenen Instrumentalkonzerten<br />

sind die Einflüsse des Italieners<br />

spürbar. Mal hat er elegant neue<br />

Mittelstimmen hinzugefügt, mal spielt<br />

er mit den Bassfiguren. Jedenfalls wirkt<br />

das Diktum des frühen Bach-Biographen<br />

Forkel, wonach Vivaldis Concerti Bach<br />

»musikalisch denken« gelehrt hätten,<br />

durchaus glaubwürdig.<br />

Aber auch einige der konzertanten<br />

Schöpfungen des jungen Prinzen bearbeitete<br />

<strong>und</strong> übertrug Bach: Jenes Konzert,<br />

das dem <strong>Orgel</strong>konzert BWV 595 zugr<strong>und</strong>e<br />

liegt <strong>und</strong> dessen originale Besetzung wir<br />

nicht kennen, hat er sogar zweimal transkribiert:<br />

vollständig für Cembalo (BWV<br />

984) <strong>und</strong> dann nochmals den ersten<br />

Satz für die <strong>Orgel</strong>, wobei er ihn in dieser<br />

Version um 16 Takte erweiterte. In Gestalt<br />

der Bachschen Bearbeitungen bleibt auf<br />

diese Weise die Musik des hochbegabten<br />

Prinzen, der 1715 im Alter von nur 18 Jahren<br />

vermutlich einer Krebserkrankung<br />

erlag, bis heute lebendig.<br />

JOHANN SEBASTIAN BACH<br />

* 31. März 1685 in Eisenach<br />

† 28. Juli 1750 in Leipzig<br />

<strong>Orgel</strong>konzerte a-Moll BWV<br />

593 <strong>und</strong> C-Dur BWV 595<br />

ENTSTEHUNG<br />

vermutlich um 1713/14<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

unbekannt<br />

ERSTMALS IN EINEM KONZERT DER<br />

DRESDNER PHILHARMONIE<br />

DAUER<br />

BWV 593 ca. 12 Minuten<br />

BWV 595 ca. 5 Minuten<br />

5


»Unumstrittener Höhepunkt«<br />

Bachs Choralbearbeitung BWV 659<br />

Die Sammlung der »Achtzehn Choräle der<br />

Leipziger Originalhandschrift« ist wohl<br />

ab 1740 entstanden. Zusammengestellt<br />

hat Bach hier Choräle aus verschiedenen<br />

Phasen seines Lebens, so dass einige bereits<br />

ins »<strong>Orgel</strong>büchlein« aufgenommen<br />

wurden. Doch Bach wäre nicht Bach, hätte<br />

er nicht noch nachträglich modelliert<br />

<strong>und</strong> einige Feinheiten verändert.<br />

An neunter Stelle steht der durch Martin<br />

Luther bekannt gewordene Choral »Nun<br />

komm, der Heiden Heiland«, basierend<br />

auf dem altkirchlichen Hymnus »Veni<br />

redemptor gentium« des Bischofs<br />

Ambrosius von Mailand aus dem 4. Jahrh<strong>und</strong>ert,<br />

der mindestens vier Melodien<br />

zu diesem Hymnus hinterlassen hat.<br />

Inhaltlich steht die Bitte um das Erscheinen<br />

des Erlösers im Mittelpunkt, die im<br />

Kontext vom Tod am Kreuz <strong>und</strong> Auferstehung<br />

vorgetragen wird, bevor am<br />

Ende ein eigener Lobpreis folgt.<br />

Bach notiert in g-Moll <strong>und</strong> verknüpft hier<br />

die Choral-Melodie mit einem veritablen<br />

Konzertsatz – was Ferruccio Busoni<br />

später zu einer beliebten Klavierbearbeitung<br />

angeregt hat. Kein W<strong>und</strong>er, dass der<br />

niederländische Schriftsteller Maarten<br />

t’Hart, selbst bekennender Bachianer,<br />

in diesem Choral den »unumstrittenen<br />

Höhepunkt« der Leipziger Choral-Sammlung<br />

ausmacht.<br />

6


Beginn der Choralbearbeitung<br />

»Nun komm, der Heiden<br />

Heiland« in Bachs Autograph<br />

JOHANN SEBASTIAN BACH<br />

»Nun komm der Heiden<br />

Heiland« BWV 659<br />

ENTSTEHUNG<br />

Der Choral ist Teil einer von Bach in seinen<br />

letzten Lebensjahren für den Druck<br />

zusammengestellten Sammlung von<br />

Choralbearbeitungen, die heute unter<br />

dem Titel »18 Choräle von verschiedener Art«<br />

bzw. »Leipziger Choräle« bekannt ist,<br />

wobei die einzelnen Choräle teils viel<br />

früher entstanden sind <strong>und</strong> später<br />

Umarbeitungen erfahren haben. Für BWV 659<br />

gibt die Niederländische Bachvereinigung die<br />

Jahre 17<strong>11</strong>-13/1739-42 an.<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

unbekannt<br />

ERSTMALS IN EINEM KONZERT DER<br />

DRESDNER PHILHARMONIE<br />

DAUER<br />

ca. 5 Minuten<br />

7


Fugenpassion<br />

Schumanns Fugen über B-A-C-H op. 60<br />

In ihrem Spätwerk widmen sich<br />

auffallend viele Komponisten<br />

vermehrt der Gattung der Fuge.<br />

Man denke an Mozarts Finale aus<br />

der »Jupiter-Sinfonie«, an die<br />

letzten großen Werke Beethovens,<br />

darunter die Diabelli-Variationen<br />

<strong>und</strong> die Missa solemnis, aber<br />

auch an Robert Schumann.<br />

Dienten ihm in früheren Jahren<br />

Chopin oder auch Schubert als<br />

Ideengeber, nutzte er vor allem<br />

in seinen Klavierwerken bevorzugt<br />

Tanzrhythmen als formale<br />

Anknüpfungspunkte, insbesondere<br />

Walzer <strong>und</strong> Polonaise, so<br />

vollzieht Schumann in späteren<br />

Jahren eine Kehrtwende <strong>und</strong> vergräbt<br />

sich mehr <strong>und</strong> mehr in die<br />

Bachsche Fugenform. Sparsamer<br />

sind seine Mittel, introvertierter<br />

die musikalische Sprache.<br />

Robert <strong>und</strong> Clara Schumann, Lithografie von Eduard Kaiser<br />

mit persönlicher Widmung des Paars, 1847<br />

8


»Contrapunktische Studien« betreibt er<br />

bereits im Januar 1845, gemeinsam mit<br />

Clara. Aus diesen »Studien« wird, wie<br />

Robert festhält, eine regelrechte »Fugenpassion«,<br />

die ihren Niederschlag findet<br />

unter anderem in den »Vier Fugen« op. 72.<br />

Ausführlich hat er sich zu diesem Zeitpunkt<br />

auch mit dem »Wohltemperierten<br />

Klavier« <strong>und</strong> der »Kunst der Fuge« beschäftigt,<br />

Bach ist zu dieser Zeit für<br />

Schumann das »täglich Brod« [!] bzw.<br />

seine »tägliche Bibel«. Doch Schumann<br />

ist zugleich ein Kind seiner Zeit; das<br />

heißt, ihn interessiert nicht nur die Architektur<br />

einer Fuge, sondern er sieht in<br />

diesen Werken zugleich »Charakterstücke<br />

höchster Art, zum Teil wahrhaft poetische<br />

Gebilde«.<br />

In diesem Kontext sind auch die »Sechs<br />

Fugen über den Namen BACH« op. 60 für<br />

<strong>Orgel</strong> oder Pedalflügel entstanden, seine<br />

einzigen echten <strong>Orgel</strong>stücke, an denen<br />

Schumann zwischen April <strong>und</strong> Dezember<br />

1845 gearbeitet hat.<br />

ROBERT SCHUMANN<br />

* 8. Juni 1810 in Zwickau<br />

† 29. Juli 1856 in Endenich, heute Ortsteil<br />

von Bonn<br />

Fuge Nr. 5 F-Dur aus<br />

»Sechs Fugen über den<br />

Namen B-A-C-H« op. 60<br />

ENTSTEHUNG<br />

2. Oktober 1845 laut Datierung in der Partitur<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

unbekannt<br />

ZULETZT IN EINEM KONZERT DER<br />

DRESDNER PHILHARMONIE<br />

20. März 20<strong>19</strong> mit Oliver Latry an der <strong>Orgel</strong><br />

DAUER<br />

ca. 3 Minuten<br />

9


Aus alt mach neu<br />

Bachs Doppelkonzert BWV 1060a<br />

Torelli, Albinoni, dall’Abaco: Erst Ausgang<br />

des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts hatte sich die<br />

Form des Solokonzerts endgültig etabliert.<br />

Johann Sebastian Bach lernte sie<br />

durch Vivaldis Werke kennen, vermutlich<br />

während seiner Jahre in Weimar, wo er an<br />

der Hofkapelle als Organist <strong>und</strong> Konzertmeister<br />

tätig war <strong>und</strong> sechs von Vivaldis<br />

Konzerten für <strong>Orgel</strong> transkribierte. Seine<br />

ersten eigenen Konzerte entstanden<br />

jedoch erst später in Köthen <strong>und</strong> Leipzig.<br />

Bis heute sind die Voraussetzungen, die<br />

zu diesen Solokonzerten führten, unklar:<br />

Waren sie für private Zwecke gedacht,<br />

oder für Auftritte bei Hof? Fest steht, dass<br />

Bach seine Cembalokonzerte um 1738 alle<br />

in eine einzige Partitur eingetragen hat;<br />

fest steht auch, dass er gezielt verschiedene<br />

Varianten des Konzert-Prinzips austestet;<br />

fest steht schließlich, dass er auch in<br />

diesen Werken das so genannte Parodieverfahren<br />

anwendet, also dass er eigene<br />

Musik aus anderen Kontexten wiederverwendet<br />

– Selbst-Diebstahl sozusagen,<br />

wenn auch juristisch unbedenklich.<br />

Die Entstehungszeit des c-Moll-Konzerts<br />

ist bis heute ungeklärt, erste verlässliche<br />

Quellen stammen aus der Zeit zwischen<br />

1744 <strong>und</strong> 1747. Es handelt sich um ein<br />

Doppelkonzert für zwei Cembali. Vielleicht<br />

aber – <strong>und</strong> hier verlassen wir das<br />

Gebiet des Gesicherten – basiert diese<br />

Version auf einer früheren Besetzung für<br />

zwei unterschiedliche Instrumente, möglicherweise<br />

für Violine <strong>und</strong> Oboe. Wieder<br />

eine der berühmten Rätsel-Stellen im<br />

üppigen Bach-Werke-Verzeichnis…<br />

Und prompt schließt sich eine weitere<br />

offene Frage an: Da es inzwischen zwei<br />

Rekonstruktionen dieses Konzerts gibt –<br />

eine in c-Moll, eine in d-Moll – könnte es<br />

sich im Ursprung auch um ein Doppel-<br />

10


Die Stimme des ersten Cembalos aus Bachs Doppelkonzert<br />

BWV 1060 in einer um 1780 entstandenen Abschrift.<br />

<strong>11</strong>


konzert für zwei Violinen gehandelt<br />

haben (schließlich steht das berühmte<br />

Doppelkonzert BWV 1043 auch in d-Moll).<br />

Allerdings sind in diesem c-Moll-Konzert,<br />

anders als in BWV 1043, die Solostimmen<br />

nicht symmetrisch angelegt, sondern<br />

unterscheiden sich voneinander:<br />

Während das eine Soloinstrument viele<br />

schnelle Figuren zu spielen hat (einer<br />

Geige ähnlich), ist die andere mehr mit<br />

ariosen Linien betraut (einer Oboe nicht<br />

unähnlich).<br />

JOHANN SEBATIAN BACH<br />

Doppelkonzert für zwei<br />

Cembali <strong>und</strong> Orchester c-Moll<br />

BWV 1060a<br />

ENTSTEHUNG<br />

Bachs Cembalokonzerte entstanden zwischen<br />

1729 <strong>und</strong> 1740, oftmals auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

älterer Werke. Für das Konzert BWV 1060<br />

wird eine Entstehung um 1736 vermutet.<br />

Möglicherweise basiert es auf einem älteren<br />

Konzert für Oboe <strong>und</strong> Violine, welches in der<br />

Köthener Zeit (1717 – 1723) entstanden sein<br />

könnte, aber nicht erhalten ist.<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

unbekannt<br />

ZULETZT VON DER DRESDNER<br />

PHILHARMONIE GESPIELT<br />

14. Februar <strong>19</strong>98 mit Camillo Radicke <strong>und</strong><br />

Claudius Tanski als Solisten unter Leitung von<br />

Jean-Claude Malgoire<br />

BESETZUNG<br />

Original: zwei Cembali, Streicher<br />

DAUER<br />

ca. 14 Minuten<br />

12


Instrumentale Poesie<br />

Escaichs »Trois poèmes«<br />

Félix Del Marle: »Bretonnes«,<br />

<strong>19</strong>13. Der Künstler schafft hier eine<br />

dynamische Abstraktion eines<br />

Kirchenraumes. Die Szenerie stellt<br />

eine Gruppe von bretonischen<br />

Frauen dar, die für ihre verlorenen<br />

Söhne <strong>und</strong> Männer beten. Das<br />

Durchbrechen der Materialität<br />

fester Formen durch gebrochene,<br />

vielschichtige Ebenen sowie die<br />

Verwendung der diagonalen Linien<br />

<strong>und</strong> die Einbringung prismenartiger<br />

Verzerrungen erzeugen ein Gefühl<br />

von Kraft <strong>und</strong> Bewegung. Vielleicht<br />

kann man dieses Bild in seiner<br />

inhaltlichen <strong>und</strong> strukturellen<br />

Ausrichtung mit Escaichs »Trois<br />

poèmes« assoziieren.<br />

Als die »Trois poèmes«<br />

von Thierry Escaich im<br />

Jahr 2002 in Passau<br />

uraufgeführt wurden –<br />

ein Auftragswerk des<br />

Organisten Stephen<br />

Tharp – bildete die<br />

Musik keine komplette<br />

Neuheit. Denn es<br />

handelt sich bei diesen<br />

Werken um die Solofassung<br />

der bereits <strong>19</strong>98<br />

entstandenen »Trois Motets«, als<br />

deren Gr<strong>und</strong>lage Escaich drei<br />

Gedichte aus »Le Pays perdu«<br />

von Alain Suied ausgewählt hat.<br />

13


»Wie in allen meinen Vokalstücken üblich,<br />

sind es in der Motette I vor allem<br />

die Bilder des Gedichts, die den melodischen<br />

Satz, den Rhythmus oder auch die<br />

räumliche Verteilung der verschiedenen<br />

thematischen Elemente bestimmen«,<br />

schreibt Escaich über sein Werk. Dazu<br />

hat er die gregorianische Antiphon »Puer<br />

natus est nobis« herangezogen als eine<br />

Art von literarischem Kontrapunkt. Zum<br />

zweiten Stück, ungleich dramatischer,<br />

könnte nach Escaichs Aussage ein Titel<br />

wie »Der Blick des Todes« passen. In der<br />

<strong>Orgel</strong>-Solo-Version ist es tatsächlich mit<br />

»Die Maske des Todes« betitelt. Scharfe<br />

Akzente, Trauermarsch-Reminiszenzen<br />

<strong>und</strong> ein Taumel erzeugender Glissando-<br />

Effekt zeichnen diesen Satz aus. Das dritte<br />

Stück, eine finale Toccata in schnellem<br />

Tempo, suggeriert eine rasende Flucht<br />

vor dem Tod – »Hin zur Hoffnung« lautet<br />

die Überschrift in der <strong>Orgel</strong>-Fassung. Am<br />

Ende steht ein Ruf an den Schöpfer, ein<br />

»Herr, erbarme dich«.<br />

THIERRY ESCAICH<br />

* 8. Mai <strong>19</strong>65 in Nogent-sur-Marne<br />

»Trois poèmes pour orgue«<br />

ENTSTEHUNG<br />

2002<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

17. Oktober 2002 im Dom St. Stephan in<br />

Passau mit Stephen Tharp an der <strong>Orgel</strong><br />

ERSTMALS IN EINEM KONZERT DER<br />

DRESDNER PHILHARMONIE<br />

DAUER<br />

ca. 13 Minuten<br />

14


Tango <strong>und</strong> Kontrapunkt<br />

Fugen von Astor Piazzolla<br />

»Die Musiker hassten mich. Sie hatten<br />

das Gefühl, dass ich ihnen ihren alten<br />

Tango wegnehmen würde. Manchmal<br />

warteten auf der Straße vor meinem Haus<br />

zwei, drei Männer, die mich verprügeln<br />

wollten. Während einer Radiosendung<br />

stürmte sogar einmal ein Tango-Sänger<br />

herein <strong>und</strong> zielte mit einem Revolver auf<br />

mich.« Wer es mit Reformen ernst meint,<br />

gerät mitunter – im doppelten Wortsinn –<br />

in die Schusslinie. Komponisten ergeht es<br />

da nicht anders als Politikern. Erst wenn<br />

sich der Mantel der Geschichte ausgebreitet<br />

hat, relativiert sich vieles.<br />

Aus heutiger Sicht ist der historische Bef<strong>und</strong><br />

eindeutig: Astor Piazzolla hauchte<br />

dem Patienten Tango neues Leben ein. In<br />

den <strong>19</strong>40er Jahren hatte er noch in voller<br />

Blüte gestanden; allein in Buenos Aires<br />

lebten tausende Musiker vom Tango,<br />

r<strong>und</strong> 35000 Balginstrumente wurden<br />

jährlich aus Werkstätten im Erzgebirge<br />

nach Argentinien verschifft. Deutsche<br />

Instrumente standen vor allem bei den<br />

damaligen Orchestern hoch im Kurs. <strong>19</strong>55<br />

jedoch folgte der Militärputsch, der das<br />

Land lähmte. Die Tango-Kultur drohte<br />

verloren zu gehen. In dieser Situation<br />

zog Piazzolla nach Paris, studierte bei<br />

Nadia Boulanger Komposition <strong>und</strong> ließ<br />

sich dazu anstiften, eine neue Vision<br />

vom Tango zu entwickeln: der Tanz als<br />

komplexe Kunstform. Piazzolla fand peu<br />

à peu zu einer eigenständigen Formensprache<br />

<strong>und</strong> verfeinerte seine Vorstellung<br />

vom »Tango nuevo«, indem er weder vor<br />

dynamischer Expressivität noch vor komplizierten<br />

Strukturen zurückschreckte.<br />

Die »Fuga y mysterio« komponierte Piazzolla<br />

<strong>19</strong>68 als Teil von »María de Buenos<br />

Aires«, seiner »Tango-Operita« auf ein<br />

Libretto des uruguayischen Lyrikers,<br />

Journalisten <strong>und</strong> Tango-Historikers<br />

Horacio Ferrer. Maria ist eigentlich die<br />

15


16<br />

Hetty Christ: Astor Piazzolla. Farblithographie.


Stadtheilige von Buenos Aires, doch im<br />

Stück wird sie zur unheilig Heiligen, zur<br />

Begehrten <strong>und</strong> Verurteilten, Liebenden<br />

<strong>und</strong> Leidenden, die inmitten von Dieben,<br />

Armen <strong>und</strong> Zuhältern stirbt <strong>und</strong> wieder<br />

aufersteht. »Fuga y misterio« ist ein<br />

Instrumentalsatz aus der Oper – der Titel<br />

weist auf die kunstvolle kontrapunktische<br />

Anlage hin, die viele Kompositionen<br />

Piazzollas auszeichnet.<br />

Piazzolla besaß stets eine Vorliebe für<br />

die Form der Suite. Von <strong>19</strong>69 stammt die<br />

Suite »Silfo y Ondina«, deren mittlerer<br />

Abschnitt mit »Fugata« überschrieben ist<br />

– vielleicht auch eine Rückbesinnung auf<br />

Piazzollas Kindheit, den Jungen aus Mar<br />

del Plata, der sich am heimischen Klavier<br />

mit Etüden herumplagte <strong>und</strong> seine<br />

Finger mit Werken von Bach vertraut zu<br />

machen versuchte…<br />

ASTOR PIAZZOLLA<br />

* <strong>11</strong>. März <strong>19</strong>21 in Mar del Plata<br />

† 4. Juli <strong>19</strong>92 in Buenos Aires<br />

»Fuga y misterio«<br />

ENTSTEHUNG<br />

<strong>19</strong>68<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

8. Mai <strong>19</strong>68 in Buenos Aires im Rahmen der<br />

konzertanten Uraufführung der Oper »María di<br />

Buenos Aires«<br />

ZULETZT VON DER DRESDNER<br />

PHILHARMONIE GESPIELT<br />

10. Mai 2003 unter Leitung von Andrés<br />

Tolcachir<br />

DAUER<br />

ca. 5 Minuten<br />

Fugata aus der Suite<br />

»Silfo y Ondina«<br />

ENTSTEHUNG<br />

<strong>19</strong>69<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

unbekannt<br />

ERTSMALS IN EINEM KONZERT DER<br />

DRESDNER PHILHARMONIE<br />

DAUER<br />

ca. 3,5 Minuten<br />

17


ORGEL<br />

THIERRY<br />

ESCAICH<br />

Der Komponist, Organist <strong>und</strong><br />

Improvisator Thierry Escaich ist<br />

eine prägende Gestalt in der zeitgenössischen<br />

Musik <strong>und</strong> einer der<br />

wichtigsten französischen Komponisten<br />

seiner Generation. Die drei<br />

Elemente von Escaichs künstlerischem<br />

Schaffen sind untrennbar<br />

miteinander verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

ermöglichen es ihm, sich als Interpret,<br />

Schöpfer <strong>und</strong> Mitwirkender<br />

in den verschiedensten Bereichen<br />

auszudrücken.<br />

Escaich komponiert in vielen<br />

Genres <strong>und</strong> Formen. Mehr als 100<br />

Werke liegen bis heute vor, die ein<br />

breites Publikum anziehen. Ausgehend<br />

von Ravel, Messiaen sowie<br />

Dutilleux <strong>und</strong> durchdrungen von<br />

Bezügen zur zeitgenössischen,<br />

populären <strong>und</strong> geistlichen Musik<br />

ist die unverwechselbare Klangwelt<br />

von Escaichs Musik von einem<br />

obsessiven rhythmischen Impuls<br />

<strong>und</strong> einem ausgeprägten Sinn für<br />

musikalische Architektur geprägt.<br />

Sein Œuvre umfasst sowohl intime<br />

Werke als auch groß angelegte<br />

Stücke wie die Chaconne für Orchester,<br />

das Oratorium »Le Dernier<br />

Évangile« <strong>und</strong> das Doppelkonzert<br />

für Violine <strong>und</strong> Violoncello<br />

»Miroir d‘ombres«. Seine erste<br />

Oper »Claude« auf ein Libretto von<br />

Robert Badinter nach Victor Hugos<br />

»Claude Gueux« wurde 2013 an der<br />

Opéra de Lyon mit großem Erfolg<br />

uraufgeführt. Zu seinen jüngeren<br />

Werken gehören das Bratschenkonzert<br />

»La Nuit des chants«<br />

für Antoine Tamestit, das vom<br />

Netherlands Radio Philharmonic<br />

<strong>und</strong> der NDR Elbphilharmonie in<br />

Auftrag gegeben wurde <strong>und</strong> das<br />

<strong>Orgel</strong>konzert Nr. 3 »Quatre Visages<br />

du temps«, das im November 2017<br />

von Escaich <strong>und</strong> dem Orchestre<br />

National de Lyon uraufgeführt<br />

wurde. Thierry Escaichs Werke<br />

werden von führenden Orchestern<br />

in Europa <strong>und</strong> Nordamerika <strong>und</strong><br />

von Musikern wie Lisa Batiashvili<br />

<strong>und</strong> François Leleux, Valery<br />

Gergiev, Paavo Järvi, Alan Gilbert,<br />

Alain Altinoglu, Louis Langrée,<br />

Renaud <strong>und</strong> Gautier Capuçon, Emmanuelle<br />

Bertrand <strong>und</strong> Paul Meyer<br />

aufgeführt. Escaich war Gastkomponist<br />

des Orchestre National de<br />

18


Lyon, des Orchestre National de<br />

Lille sowie des Pariser Kammerorchesters,<br />

<strong>und</strong> seine Musik wurde<br />

mit vier »Victoires de la Musique«<br />

ausgezeichnet (2003, 2006, 20<strong>11</strong><br />

<strong>und</strong> 2017). Escaich unterrichtet<br />

Komposition <strong>und</strong> Improvisation<br />

am Pariser Konservatorium, wo er<br />

selbst studierte <strong>und</strong> acht premiers<br />

prix erhielt. Im Jahr 2013 wurde<br />

ihm die Ehre zuteil, in die Académie<br />

des Beaux-Arts in Paris berufen<br />

zu werden; 2018 übernahm<br />

er die prestigeträchtige Rolle des<br />

Featured Composer beim Radio<br />

France Présences Festival in Paris.<br />

Werke für <strong>Orgel</strong> sind ein wichtiger<br />

Bestandteil von Escaichs Musik<br />

<strong>und</strong> werden von Organisten auf der<br />

ganzen Welt aufgeführt, darunter<br />

Solo- <strong>und</strong> Kammermusikwerke,<br />

drei Konzerte <strong>und</strong> die sinfonische<br />

Dichtung »La Barque solaire« für<br />

<strong>Orgel</strong> <strong>und</strong> Orchester.<br />

Thierry Escaichs Weg als Komponist<br />

ist eng mit seiner Tätigkeit<br />

als Organist verb<strong>und</strong>en. Er tritt in<br />

internationalen Konzerten auf <strong>und</strong><br />

kombiniert Repertoirestücke mit<br />

eigenen Kompositionen <strong>und</strong> Improvisationen.<br />

Seine Leidenschaft<br />

für das Kino hat ihn dazu gebracht,<br />

Cine-Concerts aufzuführen, improvisierte<br />

Begleitungen auf der<br />

<strong>Orgel</strong> <strong>und</strong> dem Klavier zu Stummfilmen<br />

wie »Phantom der Oper«<br />

<strong>und</strong> »Metropolis«.<br />

Viele von Escaichs Werken wurden<br />

von Accord/Universal aufgenommen.<br />

Zuletzt wurde die CD<br />

»Baroque Song« bei Sony Classical<br />

veröffentlicht <strong>und</strong> von der Kritik<br />

hoch gelobt. Seine CD »Les Nuits<br />

hallucinées« krönte seine Zusammenarbeit<br />

mit dem Orchestre<br />

National de Lyon <strong>und</strong> erhielt<br />

zahlreiche Auszeichnungen,<br />

darunter einen »Choc de l‘année«<br />

der Zeitschrift Classica. Die Uraufführungsproduktion<br />

von »Claude«<br />

wurde auf DVD veröffentlicht<br />

(BelAir Classiques).<br />

<strong>19</strong>


SAXOPHON-QUARTETT<br />

ELLIPSOS<br />

SAXOPHON QUARTETT<br />

Das 2004 gegründete Ellipsos<br />

Quartett ist in Nantes beheimatet.<br />

Kennengelernt haben sich die vier<br />

Musiker allerdings während ihres<br />

Studiums an den Konservatorien<br />

von Versailles <strong>und</strong> Cergy. Von<br />

2006 bis 2010 wurden sie von Paul<br />

Meyer <strong>und</strong> Eric Le Sage am Pariser<br />

Konservatorium betreut. In den<br />

ersten Jahren seines Bestehens<br />

arbeitete das Quartett regelmäßig<br />

mit verschiedenen Musikern wie<br />

Maurice Bourgue in Avignon,<br />

Claire Désert in Paris,<br />

Thierry Escaich im Moulin<br />

d’Andé <strong>und</strong> dem Komponisten<br />

Christian Lauba<br />

in Bordeaux zusammen.<br />

2007 überraschte das<br />

Ellipsos Quartett die Pariser<br />

Musikwelt mit dem<br />

Gewinn des Ersten Preises<br />

beim europäischen Wettbewerb<br />

Ensemble Music.<br />

Im Jahr 2008 wurde<br />

das Quartett von der<br />

Produzentin Gaëlle le Gallic <strong>und</strong><br />

ihrem Programm »Générations<br />

interprètes« zum »Coup de cœur<br />

des auditeurs de France Musique«<br />

gewählt. Im darauffolgenden Jahr<br />

lud die französische Regierung das<br />

Ellipsos Quartett ein, während der<br />

Fête de la Musique 2009 live aus<br />

dem Cour d'Honneur des Hôtel<br />

Matignon auf France Culture aufzutreten.<br />

Mit dem Komponisten<br />

<strong>und</strong> Organisten Thierry Escaich<br />

entwickelte das Quartett eine<br />

dauerhafte künstlerische Partner-<br />

20


schaft. Im Juni 2015, als er den<br />

Lehrstuhl von Jacques Taddéi<br />

an der Académie des Beaux-Arts<br />

übernahm, lud Thierry Escaich das<br />

Ellipsos Quartett zu einem Konzert<br />

unter der Kuppel des Institut de<br />

France ein. Im Sommer desselben<br />

Jahres traten der Organist <strong>und</strong> das<br />

Quartett zum ersten Mal gemeinsam<br />

auf der Bühne des Bachfestes<br />

in Saint-Donat auf, wo sie seitdem<br />

regelmäßig zu Gast sind.<br />

Das Ellipsos Quartett ist seit 2007<br />

das meistgesendete <strong>Saxophon</strong>quartett<br />

auf France MUSIQUE<br />

<strong>und</strong> war zu Gast in zahlreichen<br />

Sendungen. Ellipsos war Ende 2017<br />

das erste <strong>Saxophon</strong>quartett, das<br />

im Schloss von Versailles (Galerie<br />

des Batailles) ein Konzert mit dem<br />

Quatuor Strada, einem Gitarrenquartett,<br />

gab. Im Jahr 2015 beauftragte<br />

der Verlag Gérard Billaudot<br />

Ellipsos mit einer Edition, in der<br />

die Partituren des Quartetts veröffentlicht<br />

werden.<br />

Seit 2018 engagiert sich das Ellipsos<br />

Quartett als Botschafter für die<br />

Fondation du Souffle, die sich<br />

der Bekämpfung von Atemwegserkrankungen<br />

widmet. Ellipsos<br />

hat 2007 das Festival du Souffle ins<br />

Leben gerufen, das hauptsächlich<br />

Blasinstrumenten gewidmet ist<br />

sowie die Ellipsos <strong>Saxophon</strong>-Akademie<br />

in der königlichen Abtei von<br />

Celles-sur-Belle, wo junge Musiker<br />

ihre Ausbildung vervollkommnen<br />

können.<br />

Im Jahr 2007 nahm Ellipsos am<br />

Pariser Konservatorium sein erstes<br />

Album, »Medina«, mit Philippe<br />

Geiss (<strong>Saxophon</strong>), Florian Tâtard<br />

(Akkordeon) <strong>und</strong> Gamelan-Musikern<br />

der Cité de la Musique auf. In<br />

den folgenden Jahren erschienen:<br />

»Peer Gynt« (2009) mit Werken<br />

von Alexander Glasunow, Sergej<br />

Prokofjew, Edvard Grieg <strong>und</strong> Vittorio<br />

Monti, »Bolero« (2014, Genuin<br />

Classics) mit Musik von Maurice<br />

Ravel, Gabriel Pierné, Thierry<br />

Escaich <strong>und</strong> Jean Françaix, »Sax &<br />

Gospel« (2017) mit Werken von<br />

Johann Sebastian Bach <strong>und</strong> Gospelsongs<br />

sowie »United Colors« (2018,<br />

NoMadMusic) in Zusammenarbeit<br />

mit der Nantes Philharmonie mit<br />

Werken für <strong>Saxophon</strong>quartett <strong>und</strong><br />

Blasorchester von Thomas Doss,<br />

Philippe Geiss, Graham Lynch<br />

<strong>und</strong> Will Gregory. Im Jahr <strong>2021</strong><br />

erschien das Album »<strong>Saxophon</strong>ie«<br />

(NoMadMusic), das der zu Unrecht<br />

vergessenen Komponistin Fernande<br />

Decruck gewidmet ist.<br />

21


DIE ORGEL<br />

DIE EULE-ORGEL IM<br />

KULTURPALAST<br />

Mit r<strong>und</strong> 4000 Pfeifen <strong>und</strong> 67 Registern<br />

wurde die Konzertsaalorgel besonders<br />

für das große sinfonische Repertoire des<br />

<strong>19</strong>. <strong>und</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>erts geschaffen <strong>und</strong><br />

nimmt damit unter den Dresdner <strong>Orgel</strong>n<br />

eine Sonderstellung ein. Von der Firma<br />

Eule <strong>Orgel</strong>bau Bautzen GmbH geplant<br />

<strong>und</strong> gebaut, korrespondiert sie technisch<br />

<strong>und</strong> klanglich mit den speziellen Anforderungen<br />

der Raumakustik im neuen<br />

Konzertsaal. Ihre Konstruktion ist von<br />

der Klanglichkeit eines großen Sinfonieorchesters<br />

inspiriert <strong>und</strong> dient ihm sowohl<br />

solistisch als auch in Begleitung als<br />

adäquater Partner. Wie bei einem großen<br />

Orchester der Zeit Wagners, Brahms’,<br />

Bruckners, Mahlers oder Regers weist die<br />

<strong>Orgel</strong> eine außergewöhnliche dynamische<br />

Bandbreite <strong>und</strong> eine große Vielfalt<br />

an Klangfarben auf.<br />

DISPOSITION<br />

I. Hauptwerk C-a’’’<br />

II. Schwellwerk C-a’’’<br />

III. Récit-Orchestral C-a’’’<br />

Principal 16’<br />

Principal 8’<br />

Large open Diapason 8’<br />

Flute major 8’<br />

Cello 8’<br />

Erzähler 8’<br />

Octave 4’<br />

Hohlflöte 4’<br />

Quinte 2 2/3’<br />

Octave 2’<br />

Mixtur 4-5fach 2’<br />

Cornet 3-5fach 2’<br />

Trompete 8’<br />

Liebl. Gedackt 16’<br />

Geigenprincipal 8’<br />

Salicional 8’<br />

Doppelflöte 8’<br />

Rohrflöte 8’<br />

Geigenoctave 4’<br />

Flöte 4’<br />

Nasard 2 2/3’<br />

Flautino 2’<br />

Terz 1 3/5’<br />

Progressio 3-5fach 2’<br />

Cor anglais 16’<br />

Cornopean 8’<br />

Clarinette 8’<br />

French Horn Transm. IV 8’<br />

– Tremulant<br />

Viola 16’<br />

Principal 8’<br />

Viol d’orchestre 8’<br />

Concert Flute 8’<br />

Zartgedackt 8’<br />

Aeoline 8’<br />

Vox coelestis ab G 8’<br />

Quintatön 8’<br />

Fugara 4’<br />

Flute octaviante 4’<br />

Octavin 2’<br />

Viol-Cornett 3fach 3 1/5’<br />

Plein jeu 5fach 4’<br />

Orchestral Oboe 8’<br />

Voix humaine 8’<br />

– Tremulant<br />

22


IV. Solo<br />

offen:<br />

Melodia 8’<br />

Tuba sonora 8’<br />

im Schweller II. Man.:<br />

French Horn 8’<br />

Bombarde (frei ankoppelbar)<br />

im Schweller III. Manual:<br />

Bombarde 16’<br />

Trompette harmonique 8’<br />

Clairon harmonique 4’<br />

Pedal C-g’<br />

Grand Bourdon 32’<br />

Open Wood 16’<br />

Principal (Transmission I) 16’<br />

Violon 16’<br />

Subbass (Extension) 16’<br />

Gedacktbass<br />

(Transmission II) 16’<br />

Dulcianabass<br />

(Transmission III) 16’<br />

Octavbass 8’<br />

Violoncello (Extension) 8’<br />

Bassflöte (Extension) 8’<br />

Salicetbass<br />

(Transmission II) 8’<br />

Bourdonbass<br />

(Transmission III) 8’<br />

Octave (Extension) 4’<br />

Bassflöte (Extension) 4’<br />

Contraposaune 32’<br />

Posaune (Extension) 16’<br />

Trompetenbass 8’<br />

Clairon (Extension) 4’<br />

Koppeln <strong>und</strong> Spielhilfen<br />

– 10 Normalkoppeln IV-I, III-I,<br />

II-I, III-II, III-I, II-I, I-P, II-P,<br />

III-P, IV-P<br />

– 5 Normalkoppeln Bombardenwerk<br />

an I, II, III, IV <strong>und</strong> P<br />

– 5 Superoktavkoppeln III-III,<br />

III-I, II-II, II-I, IV-P<br />

– 5 Suboktavkoppeln III-III, III-<br />

I, II-II, II-I, I-I<br />

– Manualtausch II gegen III<br />

(Druckknopf zwischen den<br />

Manualklaviaturen)<br />

– 2 Schwelltritte (zusätzlich mit<br />

Handbedienung), Generalschweller<br />

(Schwelltrittkopplung<br />

als Tritt)<br />

– Walze (mit 4 einstellbaren<br />

Programmen), Walze an (Tritt)<br />

– Setzeranlage System Eule<br />

mit unbegrenzter Zahl an Nutzern<br />

mit jeweils<br />

unbegrenzter Zahl an<br />

Kombinationsfolgen zu je 1.000<br />

Einzelkombinationen<br />

– MIDI-Anschluss mit Aufzeichnungsfunktion<br />

in einem<br />

Schubkasten links<br />

TECHNISCHE DATEN<br />

Schleifladen mit elektrischen Trakuren <strong>und</strong> optoelektronischen Tastenkontakten<br />

Datenübertragung über BUS-System<br />

Fahrbarer Spieltisch, Oberteil elektrisch höhenverstellbar<br />

4.109 Pfeifen, davon 223 aus 6 Registern im Prospekt sichtbar (incl. 96 Blindpfeifen)<br />

Größte Pfeife: Contraposaune 32’ Ton C 9,23 m<br />

Größte Prospektpfeife: Principal 16’ C 6,73 m<br />

14 große Windladen, 18 Einzeltonladen<br />

10 Magazinbälge (für die Manuale I bis III jeweils doppelfaltig), 3 Vorbälge, 2 Normaldruck<strong>und</strong><br />

1 Hochdruckventilator, auf dem Dachboden über der <strong>Orgel</strong><br />

<strong>Orgel</strong>eigene klimagesteuerte Belüftungsanlage<br />

Winddrücke: Hauptwerk <strong>11</strong>4 mmWS, II. Manual 105 mmWS, III. Manual <strong>11</strong>8 mmWS, Bombarde<br />

<strong>und</strong> Melodia <strong>19</strong>0 mmWS, Tuba Sonora <strong>und</strong> French Horn 450 mmWS, Pedal <strong>11</strong>0 bis 127 mmWS,<br />

Stimmton: 443 Hz bei 21° C, Stimmungsart gleichschwebend<br />

Maße (Hauptteil): Breite 14,7 m, Tiefe 3,3 m, Höhe 8,5 m<br />

Gesamtgewicht: etwa 20,5 Tonnen<br />

23


HERAUSGEBER<br />

Intendanz<br />

der Dresdner Philharmonie<br />

Schloßstraße 2<br />

01067 Dresden<br />

T +49 351 4866-282<br />

dresdnerphilharmonie.de<br />

CHEFDIRIGENT UND<br />

KÜNSTLERISCHER LEITER<br />

Marek Janowski<br />

INTENDANTIN<br />

Frauke Roth (V.i.S.d.P.)<br />

Bleiben Sie informiert:<br />

TEXT<br />

Christoph Vratz<br />

Der Text ist ein Originalbeitrag für<br />

dieses Heft; Abdruck nur mit ausdrücklicher<br />

Genehmigung des Autors.<br />

Christoph Vratz, geboren <strong>19</strong>72 in<br />

Mönchengladbach, studierte Germanistik<br />

<strong>und</strong> Romanistik in Wuppertal<br />

<strong>und</strong> Paris. Er promovierte über die<br />

sprachliche Vermittlung von Musik in<br />

literarischen Texten. Seit <strong>19</strong>99 freiberuflich<br />

tätig <strong>und</strong> Wahl-Kölner. Mitarbeit<br />

bei »Fono Forum«, »Opernwelt«<br />

<strong>und</strong> verschiedenen Tageszeitungen.<br />

Zahlreiche Features, Sendungen <strong>und</strong><br />

Beiträge für ARD-R<strong>und</strong>funkanstalten,<br />

darunter WDR, SWR, BR <strong>und</strong> DLF. Mitarbeit<br />

an verschiedenen Buchprojekten,<br />

Moderator von Musikhör-Abenden<br />

mit Schriftstellern, Musikern u.a.<br />

Seit 2003 Jurymitglied im »Preis der<br />

Deutschen Schallplattenkritik«.<br />

REDAKTION<br />

Jens Schubbe<br />

BILDNACHWEISE<br />

Wikimedia Commons:<br />

S. 4, 8, 16<br />

bach-digital: S. 7, <strong>11</strong><br />

kollerauktionen.ch: S. 13<br />

Guy Vivien: S. <strong>19</strong><br />

Christophe Abramowitz/<br />

Radio France: S. 20<br />

MUSIKBIBLIOTHEK<br />

Die Musikabteilung der<br />

Zentralbibliothek (2. OG) hält<br />

zu den aktuellen Programmen<br />

der Philharmonie für Sie in<br />

einem speziellen Regal<br />

Partituren, Bücher <strong>und</strong> CDs<br />

bereit.<br />

TICKETSERVICE<br />

Schloßstraße 2<br />

01067 Dresden<br />

T +49 351 4866-866<br />

MO – FR 10 – <strong>19</strong> Uhr<br />

SA 9 – 14 Uhr<br />

ticket@<br />

dresdnerphilharmonie.de<br />

dresdnerphilharmonie.de<br />

kulturpalast-dresden.de<br />

Preis: 1,50€<br />

Änderungen vorbehalten.<br />

Die Dresdner Philharmonie als Kultureinrichtung der<br />

Landeshauptstadt Dresden (Kulturraum) wird mitfinanziert<br />

durch Steuermittel auf der Gr<strong>und</strong>lage des<br />

vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.<br />

MEDIZINISCHES<br />

LABOR<br />

OSTSACHSEN<br />

DRESDEN<br />

BAUTZEN<br />

GÖRLITZ<br />

Ges<strong>und</strong>heitspartner der<br />

Dresdner Philharmonie

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