HGB_06-2021
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90 Soziales<br />
Event-Managerin<br />
für den Tod<br />
„Wir haben nur einen Versuch<br />
für unseren Job.“ Gestorben<br />
wird immer, aber eben nur einmal.<br />
Bei der Trauerfeier darf<br />
deshalb nichts schief gehen.<br />
Angehörige verlassen sich<br />
auf Bestattermeisterin Helena<br />
Erichsen und ihre Eltern, die in<br />
dritter und vierter Generation<br />
das Familienunternehmen in<br />
Handewitt führen. Sie erzählen:<br />
„Einmal waren wir spät dran zu<br />
einer Urnenbeisetzung. Doch<br />
statt ungeduldiger Angehöriger<br />
erwartete uns eine heitere<br />
Runde, die darüber lachte, dass<br />
der verstorbene Vater immer zu<br />
spät gekommen wäre und das<br />
nun selbst bei der eigenen Beisetzung<br />
geschafft hätte.“<br />
Im Arbeitsalltag umgeben von<br />
Tod und Trauernden sind es<br />
die vielen kleinen, schönen und<br />
auch witzigen Momente, die für<br />
Familie Erichsen die Freude an<br />
ihrer Arbeit ausmachen. Gleichzeitig<br />
Handwerker und Seelsorger<br />
sein, einen würdevollen<br />
Abschied organisieren und am<br />
Ende die tiefe Dankbarkeit der<br />
Angehörigen verspüren. Man<br />
braucht einen Ausgleich, ein<br />
gutes soziales Umfeld, das um<br />
den besonderen Beruf weiß.<br />
Nicht selten kommt es vor, dass<br />
einer von ihnen sich kurz für<br />
eine Überführung vom Essenstisch<br />
verabschieden muss. „Der<br />
Tod sitzt bei uns mit am Tisch.“<br />
Nicht nur in ihrem privaten<br />
Helena Erichsen<br />
Umfeld ist Helena Erichsen mit<br />
Ende 20 in diesem Beruf definitiv<br />
eine Ausnahme – und ihr<br />
Job Gesprächsstoff auf jeder<br />
Party. Bereits neben ihrer Ausbildung<br />
zur Industriekauffrau<br />
hat sie im Unternehmen der<br />
Eltern mitgearbeitet, den vielseitigen<br />
Beruf lieben gelernt<br />
und dann auf schnellstem Weg<br />
den geprüften Bestatter und in<br />
diesem Jahr ihren Meister gemacht.<br />
Die stolzen Eltern Brigitte<br />
und Frank Erichsen finden<br />
das großartig.<br />
Die Freunde waren vorher skeptisch,<br />
ob die enge Zusammenarbeit<br />
mit den Eltern gut gehen<br />
kann. So viel Zeit gemeinsam<br />
verbringen – das funktioniert<br />
nicht in jeder Familie. Aber hier<br />
war sie gleich Teil des Teams,<br />
wurde nach ihrer Meinung gefragt<br />
und durfte mitwirken. Und<br />
das ist in diesem Alter längst<br />
nicht bei allen Berufskollegen<br />
selbstverständlich. Derzeit ist<br />
Helena Erichsen schwanger<br />
und will mit der Berufswahl<br />
ihres Kindes später einmal genauso<br />
umgehen wie ihre Eltern:<br />
„Klar wäre es schön, wenn das<br />
Familienunternehmen bestehen<br />
bleibt, aber genau wie ich soll<br />
natürlich auch mein Kind das<br />
später selbst entscheiden.“<br />
Erst einmal den eigenen Weg<br />
gehen – das hatte auch Helena<br />
Erichsen vor. Vielleicht mal<br />
Event-Managerin werden. Heute<br />
ist sie das eigentlich auch.<br />
Denn irgendwie sind Bestatter<br />
mit den unzähligen organisatorischen<br />
Dingen rund um das<br />
Abschiednehmen so etwas wie<br />
Event-Manager für den Tod.<br />
Immer weniger kirchliche Trauerfeiern,<br />
immer mehr Bedarf an<br />
Orten für das Abschiednehmen<br />
– Familie Erichsen ist mit ihren<br />
großzügigen Räumlichkeiten<br />
sehr gut vorbereitet auf die<br />
Zukunft der Branche und kann<br />
zu verschiedensten Anlässen<br />
kleine und große Gesellschaften<br />
bis zu 100 Personen empfangen.<br />
„Wir sind flexibel und<br />
wollen alles möglich machen.“<br />
Manchmal auch eher Ungewöhnliches.<br />
Nach dem Beratungsgespräch<br />
mit einem älteren<br />
Herrn, der gerade seine<br />
Frau verloren hatte, fuhr Helena<br />
Erichsen diesen spontan wegen<br />
starker Schulterschmerzen<br />
zum Arzt. Das steht so natürlich<br />
nicht in der Job-Beschreibung.<br />
Und was dann in der Praxis<br />
passierte, klingt eigentlich auch<br />
eher wie ein Sketch. „Ich wurde<br />
gefragt, in welcher Beziehung<br />
ich zu dem Patienten stehe und<br />
sagte: Ich bin die Bestatterin!“<br />
Man muss das Leben mit Humor<br />
nehmen. Und der Tod gehört<br />
eben dazu. (<strong>HGB</strong>) n<br />
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