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Festschrift zur Einweihung der neuen Kuhn-Orgel im Chorraum des Ulmer Münsters 2021

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Grußwort<br />

Erster Organist und Münsterkantor<br />

Friedemann Johannes Wieland<br />

Wenn uns <strong>im</strong> Herbst 2018, als wir gerade die Ausschreibung für die Generalsanierung <strong>der</strong> alten Chororgel<br />

auf den Weg gebracht hatten, jemand vorausgesagt hätte, dass wir drei Jahre später eine neu<br />

gebaute Chororgel einweihen würden, dann hätte ich das für eine sehr steile Hypothese gehalten.<br />

Aus dieser Hypothese ist nun tatsächlich eine fantastische Realität geworden.<br />

Im Advent <strong>2021</strong> dürfen wir uns nun in voller Dankbarkeit über die neue <strong>Kuhn</strong>-<strong>Orgel</strong> freuen: optisch<br />

fügt sie sich ausgezeichnet in das architektonisch vom gotischen Duktus best<strong>im</strong>mte Gesamtbild<br />

<strong>des</strong> <strong>Chorraum</strong>s ein. Klanglich ist sie vorzüglich gelungen: wir sind begeistert wie viel Klang und<br />

Kraft, Wärme und Charakter sowie Feinsinn und Charme in und mit diesem Instrument entsteht.<br />

Im Planungsprozess haben uns historische Ereignisse bestätigt, dass die klangliche Konzeption<br />

unseres <strong>neuen</strong> Instruments in genau dieser Realisierung absolut Sinn stiftend ist. Als klangliches<br />

Vorbild diente uns Aristide Cavaillé-Colls (1811–1899) grundtönige, farbenreiche und warme Klanggestaltung,<br />

<strong>der</strong> wir eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung bei <strong>der</strong> Begleitung und Unterstützung <strong>des</strong> Gemeindegesangs<br />

zuschreiben. Jener Aristide Cavaillé-Coll, <strong>der</strong> 1857 Ulm besuchte und die 1856 neu erbaute<br />

Hauptorgel von Walcker als „die ohne Zweifel großartigste je gebaute <strong>Orgel</strong>“ rühmte und <strong>der</strong> <strong>im</strong><br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>t als einer <strong>der</strong> berühmtesten Vertreter seiner Zunft galt.<br />

Aus Archivmaterialien erhielten wir die Disposition eines Chororgelentwurfes <strong>der</strong> Firma Walcker<br />

aus dem Jahre 1937, die damals schon vorsah, dass die Chororgel auch vom Hauptspieltisch <strong>der</strong><br />

großen <strong>Orgel</strong> zu spielen sein sollte. Die Disposition dieses Entwurfes offenbart zahlreiche Übereinst<strong>im</strong>mungen<br />

mit <strong>der</strong> Registerzusammenstellung <strong>des</strong> Hauptwerks unserer <strong>neuen</strong> <strong>Orgel</strong>.<br />

Und zu guter Letzt war Firmengrün<strong>der</strong> Johann Nepomuk <strong>Kuhn</strong> 1863 als Angestellter <strong>der</strong> Firma<br />

Walcker nach Männedorf gekommen, um dort eine neue <strong>Orgel</strong> aufzubauen. 1864 gründete er am<br />

Zürichsee die <strong>Orgel</strong>baufirma <strong>Kuhn</strong>, die bis heute für höchste handwerkliche und klangliche Standards<br />

steht.<br />

Diese historischen Informationen bestätigten uns <strong>im</strong> weiteren Planungsverlauf auf eine wun<strong>der</strong>bare<br />

Weise darin, eine Klangkonzeption mit farbenreichen Grund- und gravitätischen Zungenst<strong>im</strong>men<br />

zu realisieren.<br />

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