Nervensache

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2 <strong>Nervensache</strong> GRUSSWORT Forschung enorm wichtig Von A wie Alzheimer über M wie Multiple Sklerose bis Z wie Zuckungen: In Deutschland sind aktuell fast 60 Prozent der Bevölkerung von einer neurologischen Erkrankung betroffen. Die Häufigkeit einiger Krankheitsbilder wird vermutlich mit der fortschreitenden Alterung der Gesellschaft weiter zunehmen. Darauf muss man sich in Bezug auf die hiesigen Versorgungsstrukturen einstellen. Umso wichtiger auch, dass die medizinische Forschung weiter auf Hochtouren läuft. Auch, weil die Krankheiten, die das Gehirn und Nervensystem betreffen, in der Regel mit hohen Einbußen in der Lebensqualität der Patientinnen und Patienten einhergehen oder mit einem vorzeitigen Tod verbunden sind. Die gute Nachricht: Die Neurowissenschaft hat in den vergangenen Jahren wichtige Erkenntnisse gewonnen, welche die Behandlung zahlreicher Krankheiten bereits heute entscheidend verbessern. Welche genau das sind, erfahren Sie in diesem Ratgeber. Nadine Effert Chefredakteurin des Reflex Verlages INHALTSVERZEICHNIS LEITARTIKEL PSYCHISCHE ERKRANKUNGEN MIGRÄNE AUFMERKSAMKEITSDEFIZIT-HYPERAKTIVITÄTSSTÖRUNG LONG-COVID ZAHLEN & FAKTEN Störungen im System – mit weitreichenden Folgen — 3 So sehr stürzt Corona uns in die Depression — 5 Antikörper statt Schmerzmittel? — 6 „ADHS bei Erwachsenen wird kaum erkannt“ — 7 Auch neurologische Folgen möglich — 8 Kinderhospizarbeit in Deutschland — 9 Partner Das Papier dieser Reflex Verlag-Publikation stammt aus verantwortungsvollen Quellen.
Störungen im System – mit weitreichenden Folgen LEITARTIKEL | VON NADINE EFFERT Arbeiten, Radfahren, in den Urlaub fahren, mit Freunden ins Kino gehen – für die meisten Menschen Alltag. Für rund 220 Millionen Menschen in Europa sind viele alltäglichen Dinge nicht, nur begrenzt oder phasenweise möglich. Der Grund: Sie leiden unter Einschränkungen ihrer kognitiven und motorischen Fähigkeiten, verursacht durch neurologische Erkrankungen. Zahlreiche Funktionen, die das Gehirn ausübt, können krankheitsbedingt beeinträchtigt werden. Allein in deutschen Kliniken versorgen die Neurologinnen und Neurologen jährlich etwa über eine Million Patientinnen und Patienten. Oft aufgrund von Volkskrankheiten wie Polyneuropathien, Migräne und Depression. Das Besondere an Polyneuropathien: Es entstehen Schäden am peripheren Nervensystem. Dazu gehören alle Teile außerhalb des Zentralnervensystems (ZNS) – bestehend aus Gehirn und Rückenmark. Sprich: motorische, sensible und autonome Nerven. Aber auch neurodegenerativen Erkrankungen wie Morbus Parkinson und autoimmunologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose sind typische neurologische Erkrankungen. Auch Menschen mit ADHS weisen neurochemische und neurobiologische Besonderheiten auf. Genauer gesagt, ist bei ihnen das Gleichgewicht der Botenstoffe Noradrenalin und Dopamin im Gehirn verändert. Fortschritte bei Migräne Bei Migräne hingegen verarbeitet das Gehirn Reize anders. Das Nervensystem steht gewissermaßen ständig unter Hochspannung; die Reizschwelle liegt niedriger. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) listet Migräne unter die zehn häufigsten Gründe, aufgrund derer 3 Weitere Informationen unter www.zns-info.de Es liegen Störungen des Gehirns, des Rückenmarks oder der Nerven vor. iStock / Ivan Bajic Männer und Frauen jahrelang mit Einschränkungen leben müssen – und zwar in praktisch allen Bereichen des individuellen und gesellschaftlichen Lebens. In Deutschland erleiden Multiple Sklerose immer besser behandelbar Gastbeitrag Für die Behandlung der Multiplen Sklerose (MS), eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, steht heutzutage eine Vielzahl hochwirksamer Therapien zur Verfügung. Dr. Uwe Meier vom Berufsverband Deutscher Neurologen e. V. berichtet. Die Krankheit ist nicht immer aktiv, sondern nur zu bestimmten Zeiten und an umschriebenen Stellen. Die frühe Therapie ist deshalb wichtig, da keiner vorhersagen kann, wann, wie oft und an welcher Stelle Entzündungen das nächste Mal im Gehirn oder im Rückenmark auftreten. Wer die Diagnose einer Multiplen Sklerose gestellt bekommen hat, hat sich daher oft als erstes die Frage gestellt: „Wann sitze ich im Rollstuhl?“ Die Krankheit mit den 1.000 Gesichtern Zum einen verläuft nicht jede Erkrankung schwer, zum anderen sind moderne MS-Medikamente hochwirksam. Die Krankheit kann mit einer Vielzahl von leichteren oder auch schweren Symptomen einhergehen. MS wird aus diesem Grund auch die Erkrankung mit den 1.000 Gesichtern genannt. Die große Herausforderung in der Krankheitsbewältigung ist für die Betroffenen daher auch der Umgang mit der Ungewissheit, welchen individuellen Verlauf die MS nimmt. Die gute Nachricht für Betroffene, bei denen die Diagnose heutzutage gestellt wird, ist in diesem Zusammenhang, dass die Krankheit nicht nur viele Gesichter hat, sondern auch auf vielfältige Weise therapierbar ist. Wir verfügen inzwischen über mehr als ein Dutzend hochmoderner Immuntherapeutika, die das Gehirn und das Rückenmark vor Angriffen des eigenen Immunsystems schützen – und jährlich kommen neue Medikamente hinzu. Auch wenn wir die Erkrankung noch nicht heilen können, ist mit dieser Prophylaxe vielen Menschen mit MS ein normales Leben bis ins hohe Alter möglich. Einem Großteil von ihnen merkt man die Erkrankung nicht einmal an. Richtige Immuntherapie von enormer Bedeutung Die Voraussetzung für einen milden Krankheitsverlauf ist die frühzeitige und konsequente Therapie in einem Stadium, in dem es noch nicht zu Entzündungsschäden gekommen ist. In diesem Sinne ist die prophylaktische Therapie vergleichbar mit Zähneputzen: Wir können unsere Zähne vor Karies schützen, damit sie weiß und unversehrt bleiben, vorausgesetzt, wir machen es regelmäßig und mit der richtigen Putztechnik. Neurologen finden heutzutage mit und für ihre Patientinnen und Patienten genau das richtige Medikament, das das zentrale Nervensystem optimal schützt.
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