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Nervensache

Forschung enorm wichtig Von A wie Alzheimer über M wie Multiple Sklerose bis Z wie Zuckungen: In Deutschland sind aktuell fast 60 Prozent der Bevölkerung von einer neurologischen Erkrankung betroffen. Die Häufigkeit einiger Krankheitsbilder wird vermutlich mit der fortschreitenden Alterung der Gesellschaft weiter zunehmen. Darauf muss man sich in Bezug auf die hiesigen Versorgungsstrukturen einstellen. Umso wichtiger auch, dass die medizinische Forschung weiter auf Hochtouren läuft. Auch, weil die Krankheiten, die das Gehirn und Nervensystem betreffen, in der Regel mit hohen Einbußen in der Lebensqualität der Patientinnen und Patienten einhergehen oder mit einem vorzeitigen Tod verbunden sind. Die gute Nachricht: Die Neurowissenschaft hat in den vergangenen Jahren wichtige Erkenntnisse gewonnen, welche die Behandlung zahlreicher Krankheiten bereits heute entscheidend verbessern. Welche genau das sind, erfahren Sie in diesem Ratgeber.

Forschung enorm wichtig
Von A wie Alzheimer über M wie Multiple Sklerose bis Z wie Zuckungen: In Deutschland sind aktuell fast 60 Prozent der Bevölkerung von einer neurologischen Erkrankung betroffen. Die Häufigkeit einiger Krankheitsbilder wird vermutlich mit der fortschreitenden Alterung der Gesellschaft weiter zunehmen. Darauf muss man sich in Bezug auf die hiesigen Versorgungsstrukturen einstellen. Umso wichtiger auch, dass die medizinische Forschung weiter auf Hochtouren läuft. Auch, weil die Krankheiten, die das Gehirn und Nervensystem betreffen, in der Regel mit hohen Einbußen in der Lebensqualität der Patientinnen und Patienten einhergehen oder mit einem vorzeitigen Tod verbunden sind. Die gute Nachricht: Die Neurowissenschaft hat in den vergangenen Jahren wichtige Erkenntnisse gewonnen, welche die Behandlung zahlreicher Krankheiten bereits heute entscheidend verbessern. Welche genau das sind, erfahren Sie in diesem Ratgeber.

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4<br />

<strong>Nervensache</strong><br />

täglich etwa 900.000 Menschen eine Attacke,<br />

rund 100.000 Menschen sind deswegen<br />

tagtäglich arbeitsunfähig. Auch die wirtschaftlichen<br />

Folgen sind enorm: Die sozioökonomischen<br />

Verluste aufgrund von Migräne liegen<br />

bei 100,4 Milliarden Euro jährlich. Das Gute: Es<br />

gibt zahlreiche medikamentöse und nicht medikamentöse<br />

Optionen zur Akuttherapie und<br />

Eine COVID-19-Erkrankung<br />

kann neurologisch-kognitive<br />

Folgen haben.<br />

Prophylaxe. „Ich würde mich freuen, wenn die<br />

hausärztlichen Kollegen öfter als bislang eine<br />

medikamentöse Prophylaxe einleiten würden.<br />

Ich bin mir sicher, dass dies die Zufriedenheit<br />

mit den Behandlungsmöglichkeiten steigern<br />

wird“, so PD Dr. med. Stefanie Förderreuther,<br />

1. Vizepräsidentin der Deutschen Migräne- und<br />

Kopfschmerzgesellschaft (DMKG).<br />

Hirnstoffwechsel außer Balance<br />

Eine adäquate Therapie der Migräne ist wichtig,<br />

auch aufgrund bekannter Komorbiditäten.<br />

So haben Betroffene zum Beispiel ein zwei- bis<br />

vierfach erhöhtes Risiko für eine Depression<br />

oder eine generalisierte Angsterkrankung.<br />

Wenn es um die Therapie einer Depression<br />

geht, bei der der Hirnstoffwechsel aus dem Lot<br />

geraten ist, ist es mit einem Medikament nicht<br />

getan. Schon gar nicht in Form einer Prophylaxe,<br />

denn die gibt es nicht. Depression ist zudem<br />

nicht gleich Depression. Die Ursachen und<br />

Symptome sind vielfältig und individuell unterschiedlich.<br />

Schätzungen zufolge erkranken bis<br />

zu 20 von 100 Menschen irgendwann in ihrem<br />

Leben mindestens einmal an einer Depression<br />

oder einer chronisch depressiven Verstimmung.<br />

Hinzu kommt, dass die Coronapandemie<br />

nicht nur bei einigen psychisch erkrankten<br />

Menschen zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustands<br />

führte, sondern auch psychische<br />

Spuren bei Gesunden hinterließ, wie<br />

zahlreiche Studien belegen.<br />

Ursachen auf der Spur<br />

Kopfschmerzen, aber auch Depression gehören<br />

zu den neurologisch-kognitiven Defiziten,<br />

unter denen auch viele Patientinnen und Patienten<br />

nach Überstehen einer COVID-19-Infektion<br />

leiden – und zwar nicht nur bei schweren<br />

Verläufen. Doch warum ist das so? Im Rahmen<br />

einer prospektiven Studie der Universitätsklinik<br />

Freiburg konnte bei Betroffenen in der frontoparietalen<br />

Hirnregionen (Stirn- und Scheitellappen)<br />

ein verminderter Glukosestoffwechsel<br />

(Hypometabolismus) nachgewiesen werden.<br />

Die Follow-up-Studie zeigte, dass die neurokognitiven<br />

Beeinträchtigungen mit dem Grad<br />

der Verminderung des Glukosemetabolismus<br />

korrelieren, sodass dieser als Biomarker für<br />

kognitive Post-COVID-Symptome herangezogen<br />

werden könnte. „Als erfreuliches Ergebnis<br />

lässt sich festhalten: Die kognitiven Einschränkungen<br />

sind per se reversibel“, so PD Dr. Jonas<br />

Hosp, Leiter der Post-COVID Ambulanz der<br />

Neurologie der Universitätsklinik Freiburg. „Allerdings<br />

muss einschränkend gesagt werden,<br />

dass einige Betroffenen auch sechs Monate<br />

nach der Akuterkrankung noch kein Normalniveau<br />

erreicht hatten, die vollständige Wiederherstellung<br />

der Gesundheit also in einigen Fällen<br />

langwierig zu sein scheint.“<br />

<br />

Durchschnittliche Anzahl vollstationärer Krankenhaustage je Fall in Deutschland<br />

nach Diagnose und Geschlecht im Jahr 2020<br />

Frauen<br />

Männer<br />

Psychische und<br />

Verhaltensstörungen<br />

Krankheiten des<br />

Nervensystems<br />

Verletzungen, Vergiftungen<br />

und Folgen äußerer Ursachen<br />

Krankheiten des<br />

Kreislaufsystems<br />

7,5<br />

6,3<br />

7<br />

7,1<br />

13,2<br />

13,6<br />

22,2<br />

28,3<br />

Quelle: BARMER, 2021<br />

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