Unser Unternehmen Unsere Leistungen - vdw Sachsen
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Editorial<br />
Nachhaltiger Klimaschutz, nachhaltiger Denkmalschutz, nachhaltige Stadtentwicklung. Nur einige Beispiele<br />
eines inflationären Umganges mit dem Begriff „Nachhaltigkeit“. In vielen, gerade politischen Diskussionen<br />
scheint es kein Politikfeld mehr zu geben, das, um die eigene Bedeutung hervorzuheben, nicht mit dem Begriff<br />
„nachhaltig“ belegt wird. Es gibt sogar einen Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE), und die nationale Nachhaltigkeitsstrategie<br />
der Bundesregierung ist am 17. April 2012 zehn Jahre alt geworden. Aber was bedeutet es<br />
eigentlich, nachhaltig zu handeln? Nach einer Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages setzt sich<br />
der Begriff der Nachhaltigkeit aus drei Komponenten zusammen, einer ökologischen, einer ökonomischen<br />
und einer sozialen Nachhaltigkeit, die auch als Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit bezeichnet werden.<br />
Wohl auf dieser Grundlage formuliert das Bundesbauministerium: „Nachhaltige Stadtentwicklung kann nur<br />
gelingen, wenn die Dimensionen sozial, wirtschaftlich, ökologisch sowie kulturell und institutionell so zusammenwirken,<br />
dass aus dem verantwortlichen Umgang mit den vorhandenen Ressourcen ein fairer Konsens<br />
zwischen den Interessen der heutigen und der künftigen Stadtmenschen erwirkt wird.“<br />
Politik hat u. a. Themen wie Klimaschutz, Energiewende und demografischer Wandel als wesentliche Herausforderungen<br />
für eine nachhaltige Zukunftsentwicklung auf das Schild gehoben. Ein Vielfaches der mit diesen<br />
Themen verbundenen praktischen Auswirkungen und Veränderungen kumuliert in den Städten. Muss dort<br />
vor Ort koordiniert und praktisch umgesetzt werden. Folgerichtig wird z. B. in dem vom Beauftragten der Bundesregierung<br />
für die Neuen Bundesländer gemeinsam mit diesen Ländern entwickelten Handlungskonzept<br />
„Daseinsvorsorge im demografischen Wandel zukunftsfähig gestalten“ festgestellt: „Neben den Sozialversicherungssystemen<br />
sind von der demografischen Entwicklung zum Beispiel (…) die Infrastruktur, Städtebau und<br />
Wohnen (…) betroffen.“ Nur: Weder im Kapitel zu den Handlungsansätzen noch zu den Instrumenten und<br />
Maßnahmen spielen Stadtentwicklung und Wohnen eine Rolle. Das wirft Fragen auf. In einer Zeit, in der u. a.<br />
das Thema energetische Stadtentwicklung zusätzlich in die Diskussion eingebracht wird, wird die Städtebauförderung<br />
drastisch gekürzt. Das wirft Fragen auf. In einer Zeit, in der das längere Verbleiben Älterer in ihren<br />
Wohnungen und eine drohende Altersarmut, damit die Schaffung barrierearmer Wohnungen bei leistbaren<br />
Mieten wesentliche Themen sind, überlegt man im Freistaat, ab 2014 bislang auch für diese Zwecke zur Verfügung<br />
stehende Kompensationsmittel des Bundes nicht mehr für die Wohnraumförderung einzusetzen. Das<br />
wirft Fragen auf. In einer Zeit, in der über erhöhte energetische Anforderungen im Wohnungsbereich diskutiert<br />
wird, ist z. B. die öffentliche Hand vielerorts nicht bereit, im Rahmen der Kosten der Unterkunft für Hartz-<br />
IV-Empfänger Mieten für Wohnungen mindestens im erreichten durchschnittlichen Standard zu erstatten.<br />
Nicht nur diese Beispiele werfen Fragen auf. Fragen, ob im Hinblick auf die bestehenden Herausforderungen<br />
tatsächlich in der Umsetzung vieler Einzelmaßnahmen ein zukunftsfähiger vernetzter Ansatz gewählt wurde.<br />
Fragen, warum bei der Instrumentendiskussion als erfolgreich festgestellte nachhaltige Handlungsfelder, wie<br />
zum Beispiel der Stadtumbau, nicht stabilisiert, fortentwickelt und damit in den Mittelpunkt der Diskussion<br />
gestellt werden. Fragen, ob Nachhaltigkeit wirklich gewollt ist oder nur als Begriff zur Hebung der eigenen Bedeutung<br />
dient. Jeder für sich, allerdings, in Abwandlung des Sprichwortes, keiner für uns alle, so wirkt derzeit<br />
das Handeln der Politik bei der Umsetzung der Ansätze im Hinblick auf die vor uns liegenden drängenden<br />
Herausforderungen.<br />
Sieg fried Schneider