Bin ich schön? - Naturhistorisches Museum Bern

© 2012 Museum für Kommunikation und Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern
«Bin ich schön?» Didaktische Materialien für die Sekundarstufen I und II
Ausgezeichnet!
Was TV-Shows schon lange vormachen, hat auch die
reale Welt erfasst: Jede und jeder kann ein Star werden
– oder wenigstens Miss und Mister.
Am Anfang war Miss Schweiz: 1976 erhielt das
schönste Schweizer Fräulein zum ersten Mal ein
Krönchen. Heute herrscht Inflation, und die Schönheitskönigin
soll abdanken. Vom grössten Euter bis
zum rüstigsten Rentner wird alles Mögliche gekürt –
ein Abglanz der unerreichbaren Welt des Glamours?
Doch ein Titel kann auch Identität stiften und Mut
machen: Wenn er Menschen auszeichnet, die gesellschaftlich
ganz unten stehen.
Aimée Mullins – Sportlerin und
Schauspielerin
Transkript der Originaluntertitel
Das hier war der Ausgangspunkt einer unglaub lichen
Reise. Ich hatte damals aufschlussreiche Begegnungen.
Ich hatte zahlreiche Einladungen zu Vorträgen
über das Design der Geparden-Prothesen auf der
ganzen Welt angenommen.
Nach meinen Vorträgen kamen Menschen auf mich
zu, Männer und Frauen. Und die Unterhaltungen liefen
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ungefähr so ab: «Wissen Sie, Aimee, Sie sind sehr attraktiv.
Sie sehen gar nicht behindert aus.» Ich dachte:
«Naja, das ist erstaunlich – ich fühle mich auch nicht
behindert.»
Das öffnete mir wirklich die Augen für den Diskurs
über Schönheit. Wie muss eine schöne Frau aussehen?
Was ist ein attraktiver Körper? Und für mich
besonders interessant: Was bedeutet es, behindert zu
sein? Ich meine, Leute – Pamela Anderson trägt mehr
Prothesen als ich – und niemand nennt sie behindert.
Heute habe ich mehr als ein Dutzend Paar Beinprothesen
(die verschiedene Leute für mich angefertigt
haben). Je nachdem habe ich ein unterschiedliches
Verhältnis zum Boden unter meinen Füssen. Und ich
kann meine Körpergrösse variieren – in einer Bandbreite
von fünf verschiedenen Grössen. Heute bin ich
1,85 m gross. Ich habe diese Beine bei Dorset Orthopaedic
in England machen lassen und nahm sie mit
zurück nach Manhattan.
In der ersten Nacht ging ich an eine sehr schicke Party.
Da war eine Frau, die mich seit Jahren, mit meiner
normalen Grösse von 1,70 m kennt. Ihre Kinnlade fiel
nach unten, als sie mich sah, und sie sagte: «Aber du
bist so gross!» Und ich sagte: «Ich weiss. Ist das nicht
cool?» Ich meine, es ist ein bisschen wie auf Stelzen
laufen, und ich habe ein völlig neues Verhältnis zu