ESG
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fulvio Pinna
Für Fulvio Pinna, der als einziger italienischer Künstler 1990 für das Projekt East
Side Gallery ausgewählt wurde, bedeutete die Schöpfung des Inno alla gioia (it.
für Ode an die Freude) ein künstlerisches und persönliches Ankommen nach einem
Prozess, der für ihn in der Kindheit mit dem Einmarsch der Sowjetarmee in Ungarn
zur Niederschlagung der „Revolution von ´56“ begann. Die damit verbundene
politische und menschliche Tragödie bewegte ihn zu einer andauernden künstlerischen
Auseinandersetzung mit politischen Themen und einem Eintreten für
Gerechtigkeit und persönliche Freiheit. Inno alla gioia feiert die Perspektive, die
sich für ihn mit dem Fall der Mauer eröffnete: Nach den Jahres des Nazi-Regimes
und des geteilten Deutschlands eine Überwindung jeglicher totalitärer Herrschaft
seitens der Deutschen, die Pinna auch als das „Volk Kants“ bezeichnet. Die Sirene
des Inno alla gioia mahnt aber auch, denn auf dem Weg zum Licht der Vernunft
zieht sie die Insignien der Geschichte an ihren Wurzeln hinter sich her. Wo Erinnerungskultur
fehlt, öffnen sich die Pforten zur Hölle. Konsequenterweise engagiert
sich Fulvio Pinna auch für den Erhalt der Werke der East Side Gallery. Als Protagonist
in Gabriele Nugaras Kurzfilm Eine Saubere Geschichte sieht man ihn, beharrlich
sein Gemälde ein weiteres Mal nach unzähligen Beschädigungen wiederherstellen.
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Fulvio Pinna bei der Restaurierung von Inno alla gioia,
Filmstill aus Eine Saubere Geschichte von Gabriele Nugara, 2021